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ZPO I - Einleitung - Prof. Dr. Hubert Schmidt 1

Vorlesung ZPO I

Wintersemester 2014/15

ZPO I - Einleitung - Prof. Dr. Hubert Schmidt 2

ZPO I

Einleitung

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Einleitung 1: Literaturauswahl

◊ Jauernig/Hess Zivilprozessrecht, 30. Aufl., München (C.H.Beck) 2011 (24,90 €)

◊ Lüke Zivilprozessrecht, 10. Aufl., München (C.H.Beck) 2011 (28,90 €)

◊ Musielak/Voit Grundkurs ZPO, 12. Aufl., München (C.H.Beck) 2014 (26,90 €)

◊ Rosenberg/ Schwab/ Gottwald Zivilprozessrecht, 17. Aufl., München (C.H.Beck) 2010 (128,00 €)

◊ Schilken Zivilprozessrecht, 7. Aufl., München (Vahlen) 2014 (44,90 €)

◊ Schwab Zivilprozessrecht, 4. Aufl., Heidelberg (C.F.Müller) 2012 (24,95 €).

◊ Daneben (nicht als Ersatz eines Lehrbuchs), aber zur Wiederholung kurz vor der Prüfung oder auch zum ersten "Kennenlernen" geeignet: Sendmeyer Zivilprozessrecht (Jura kompakt), München (C.H.Beck) 2014, 9,90 €

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Einleitung

2. Abschnitt:

Rechtsquellen

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Einleitung 2 Rechtsquellen

◊ Vorschriften, die für das Zivilverfahren heranzuziehen sind, finden sich insbes. in

• ZPO (S 100)

• GVG (S 95)

• GG (SE 1)

• EuGVVO u.a. (SE 103)

• für die einzelnen am Verfahren beteiligten Mitwirkenden auch im

• DRiG (SE 97), BRAO (SE 98), RPflG (S 96)

• Kostenvorschriften im GKG (S 115) , RVG (S 117).

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Einleitung 2: Rechtsquellen

◊ Insb.: Verfassungsrechtliche Vorgaben des Verfahrensrechts (1) • Rechtsprechung ist den Richtern vorbehalten, Art. 92 GG, die nach Art.

20 III GG an Recht und Gesetz gebunden sind.

• Garantie des gesetzlichen Richters, Art. 101 I 2 GG:

• Zuständigkeit und Geschäftsverteilung;

• Garantie der richterlichen Unabhängigkeit, Art. 97 GG:

• Neutralität der Richter, Weisungsungebundenheit, Ablehnungsmöglichkeit wegen Befangenheit;

• Anspruch auf rechtliches Gehör, Art. 103 I GG:

• Richterliche Hinweispflichten; Verbot von Überraschungsentscheidungen;

• Gewährleistung eines wirkungsvollen Rechtsschutzes, Justizgewährungsanspruch, Art. 2 I GG i. V. m. Rechtsstaatsprinzip.

• Voraussehbarkeit, Berechenbarkeit der Rechtsprechung; keine überlangen Verfahren, keine „künstlichen“, keine nicht angemessenen Verfahrenshürden.

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Einleitung 2: Rechtsquellen

◊Verfassungsrechtliche Vorgaben des Verfahrensrechts (2):

• Aber: kein Anspruch aus Art. 19 IV GG (oder aus anderen Normen) auf einen Instanzenzug,

• aber: Wenn ein solcher in den Fachgesetzen vorgesehen ist, verbietet Art. 19 IV GG eine Auslegung und Anwendung dieser Rechtsnormen, die die Beschreitung des eröffneten Rechtsweges in einer unzumutbaren, aus Sachgründen nicht mehr zu rechtfertigenden Weise erschweren (BVerfG NVwZ 2001, 552).

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Einleitung 2: Rechtsquellen

◊Verfassungsrechtliche Vorgaben des Verfahrensrechts (3) • Anspruch auf faires Verfahren und prozessuale

Waffengleichheit, Grundrechte und Rechts- und Sozialstaatsprinzip (auch: Art. 6 I EMRK) • zB: Hinweispflichten des Gerichts, § 139 ZPO, oder

etwa Beiordnung eines RA, wenn dies vom Ger. für erforderlich gehalten wird, um die Rechtsverteidigung einer Partei zu gewährleisten, §§ 78b, 625 ZPO;

• gleicher Zugang zu den Gerichten, die uU durch Gewährung von Prozesskostenhilfe sicherzustellen ist.

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Einleitung 2: Rechtsquellen

Aufbau der ZPO: 9 Bücher:

1. Allgemeiner Teil (Gerichte - Parteien und Vertreter – Kosten – allg.

Vorschriften zum Verfahren)

2. Verfahren im ersten Rechtszug (LG, §§ 253 – 494, und AG, §§ 495 ff.)

3. Rechtsmittel

4. Wiederaufnahme des Verfahrens

5. Urkunden- und Wechselprozess

6. aufgehoben

7. Mahnverfahren

8. Zwangsvollstreckung

9. aufgehoben

10. Schiedsgerichtsverfahren

11. Justizielle Zusammenarbeit in der EU

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Einleitung 2: Rechtsquellen

Quelle: Stefan Lorenz (über Diederich Eckardt)

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Einleitung 2: Rechtsquellen

Quelle: Stefan Lorenz (über Diederich Eckardt)

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Einleitung

3. Abschnitt:

Überblick über den Gang des Verfahrens

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Einleitung 3: Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

Quelle: Stefan Lorenz (über Diederich Eckardt)

meint: Keine Anzeige der

Verteidigungsbereitschaft

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊ Klageschrift geht bei Gericht ein: Anhängigkeit

• Vorschusszahlung durch den Kläger (Regelfall), erst danach

◊ Erhebung der Klage: Rechtshängigkeit

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Erfolgt durch die Zustellung eines Schrift-satzes (Klageschrift), § 253 I ZPO

• Formelle Anforderungen an die Klageschrift: § 253 II und § 130

• Materielle Anforderungen: Der Kläger muss seinen Anspruch „schlüssig“ darlegen, d.h. aus seinem Vortrag muss sich, seine Richtigkeit unterstellt, die von ihm begehrte Rechtsfolge ableiten lassen.

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Schlüssigkeit des Klagevorbringens:

• Beispielsfall:

• A klagt gegen B eine Kaufpreisforderung ein. Zur Darlegung des Kaufvertragsabschlusses heißt es in der Klageschrift:

• „Die Parteien taten sich zwar mit dem Abschluss des Kaufvertrages schwer. Erst nach langwierigen Verhandlungen, die durchgehend schriftlich geführt wurden, kamen sie über den Abschluss des Kaufvertrages überein, wie sich aus dem hier als Anlage beigefügten Ordner mit Unterlagen ergibt.“

• Was wird der Richter tun?

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Einleitung 3 – Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Gericht hat 2 Möglichkeiten: • Früher erster Termin (§ 275) oder

• Schriftliches Vorverfahren (§ 276)

◊ In beiden Verfahren: • Vorbereitungspflichten des Gerichts, § 273

• Möglichkeit, den Parteien Fristen zur Einreichung von Schriftsätzen zu setzen, § 275 ff.

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◊Beklagter hat auf die Klage zu erwidern

• Alle Einwendungen sind vorzubringen, die den Klageanspruch ausschließen oder hemmen können.

• Einwendungen, die dazu geeignet sind, nennt man "erheblich" (Gegenstück zu "schlüssig" auf Klägerseite).

Einleitung 3 – Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊ Pflichten der Parteien/Pflichten des Gerichts:

• Parteien: Pflicht zu (wahrheitsgemäßem) vollständigem und zügigem Vortrag und zur Benennung (Vorlage) von Beweismitteln.

• Sanktion bei Verzögerung: Ausschluss mit Vorbringen (§§ 282, 296, 296 a).

• Gericht: Pflicht zur Verfahrensförderung und zügigen Bearbeitung, insbes. Hinweispflicht, § 139 ZPO; mündliche Verhandlung ist vorzubereiten.

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊Kernstück des Prozesses: (Regelmäßig öffentliche) mündliche Verhandlung • entweder als früher erster Termin

• oder nach vorangegangenem schriftlichen Vorverfahren.

◊Seit der ZPO-Novelle 2002 ist eine Güteverhandlung (wie im Arbeitsrecht) vorgesehen, § 278 II, sofern nicht zwecklos.

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊Mündliche Verhandlung, §§ 279, 137

• Streitige Verhandlung (d.h. Antragstellung)

• Erörterung der Sach- und Rechtslage

• Vergleichsgespräch

• Beweisaufnahme, wenn schon ein „vorbereitender Beweisbeschluss“ nach § 358 a erlassen worden ist.

• Selten: Urteilsverkündung (§ 310)

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊Aus dem wechselseitigen Tatsachenvor-trag der Parteien prüft das Gericht, was

• unstreitig (übereinstimmender Vortrag der Parteien) und was

• streitig (unterschiedlicher Vortrag der Parteien) ist.

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊ Unstreitigen und entscheidungserheblichen Vortrag muss das Gericht seiner Entscheidung zugrunde legen.

◊ Streitigen Vortrag muss das Gericht weiter aufklären, regelmäßig in einer Beweisaufnahme, sofern der Vortrag • entscheidungsrelevant,

• schlüssig und erheblich und für ihn

• Beweis angeboten ist

• (worauf das Gericht durch Hinweise an die Parteien hinzuwirken hat).

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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◊ Beweisaufnahme über die Berechtigung der Klageforderung: • Beweismittel (Strengbeweis, § 284 S. 1):

• Sachverständiger (§§ 402 ff),

• Augenschein (§§ 371 ff),

• Parteivernehmung (§§ 445 ff),

• Urkunden (§§ 415 ff),

• Zeugen (§§ 373 ff).

• Mit Einverständnis der Parteien auch andere Mittel der Beweiserhebung zulässig (Freibeweis, § 284 S. 2).

Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Beweiswürdigung durch das Gericht:

• Fragestellung: Ist der streitige Sachvortrag erwiesen?

• Erwiesene Behauptungen müssen der Entscheidung zugrunde gelegt werden.

• Ist das Gegenteil erwiesen, muss auch das der Entscheidung zugrunde gelegt werden.

• Ist auch nach der Beweisaufnahme und Ausschöpfung der Beweismittel der Sachverhalt unklar: Anschlussfrage nach der Beweislast.

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Beweislast: Wer trägt das Risiko einer für ihn negativen Entscheidung, wenn

• streitiges Tatsachenvorbringen (nicht: Rechtsausführungen)

• trotz Ausschöpfung aller Erkenntnismöglichkeiten

• nicht erwiesen (aber auch nicht widerlegt) ist.

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

• Grundregel zur Beweislast: Jeder trägt die Beweislast für die tatsächlichen Voraussetzungen der Vorschrift, aus der er Rechte herleitet.

◊Aus verschiedenen materiell-rechtlichen Vorschriften können sich Ausnahmen ergeben.

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊ Regulärer Abschluss: • Urteil, das umfassend über den Klageantrag

entscheidet, • entweder durch ganz oder teilweise erfolgende

Klageabweisung • oder durch ganz oder teilweise erfolgende Verurteilung in

Haupt- und Nebenforderungen (Zinsen) • über Kosten und Vollstreckbarkeit wird von Amts wegen

entschieden.

• Es kann ein streitiges oder nicht streitiges Urteil ergehen:

• nicht streitige: Versäumnisurteil (§§ 330 ff.), Anerkenntnisurteil (§ 307) und (eher selten) Verzichtsurteil (§ 306).

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Einleitung 3 Überblick über den Gang eines Zivilverfahrens

◊Weitere mögliche Abschlüsse:

• Vergleich (§ 779 BGB, zur Vollstreckung: § 794 I Nr. 1),

• Klagerücknahme, § 269;

• Erledigung des Verfahrens,

• die zu einem Kostenbeschluss nach § 91a

• oder zu einem streitigen Urteil führen kann.

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Einleitung

4. Abschnitt: Zweck des Zivilprozesses

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

◊Zivilprozessrecht:

• Gesamtheit der Normen, die das dem Rechtsschutz dienende Verfahren vor den ordentlichen Gerichten in bürgerlich-rechtlichen Streitigkeiten regeln, mit Bestimmungen (geschrieben, ungeschrieben) über die

• Voraussetzungen,

• Art und Weise,

• Wirkungen der Rechtsschutzgewährung.

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

◊Ziel und Zweck des Verfahrens:

• Durchsetzung der subjektiven Rechte des einzelnen (Regelfall), also Gewährleistung materieller Gerechtigkeit im Einzelfall;

• Durchsetzung von Allgemeininteressen (etwa § 1 UKlaG).

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

Fall:

Rentnerin R mit mäßiger Rente gönnt sich endlich einen DVD-Player für 78,00 €. Stolz trägt sie das Gerät nach Hause und will es an ihr Fernsehgerät anschließen, scheitert dabei aber an der Bedienungsanleitung, die ihre japanischen Wurzeln nur unvollkommen und letztlich erfolglos zu verleugnen sucht. Verärgert fordert sie eine brauchbare Bedienungsanleitung, die ihr verweigert wird; daraufhin will sie das Gerät zurückbringen, der Elektrokonzern – nicht blöd- verweigert nun auch die Rücknahme und Rückzahlung des Geldes.

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

Fall - Fortsetzung: Der Rechtsweg ist unausweichlich. Der Amtsrichter entscheidet für R, lässt aber die Berufung zu, weil er der Rechtssache grundsätzliche Bedeutung zumisst (§ 511 II Nr. 2 mit IV Nr. 1). Das Landgericht entscheidet ebenfalls für R, lässt aber die Revision zu, weil es der Rechtssache ebenfalls grundsätzliche Bedeutung zumisst (§ 543 I Nr. 1 mit II Nr. 1) und der BGH entscheidet in seiner unnachahmlichen Herzlosigkeit gegen die R, weil er meint, eine Montageanleitung sei eine Montageanleitung und eben keine Bedienungsanleitung. Damit hat R geholfen, das Recht fortzubilden, und das hat sie gekostet (wobei Zustellungsgebühren oder Kosten einer Beweiserhebung nicht berücksichtigt sind):

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

Kosten nach dem RVG (für die Anwälte) und GKG (für das Gericht): 1. Instanz: Gerichtskosten (3 Gebühren): 105,00 € Anwaltskosten für eigenen Anwalt: 157,78 € Anwaltskosten für Gegenanwalt (keine MwSt.): 132,50 € 2. Instanz Gerichtskosten (4 Gebühren): 140,00 € Anwaltskosten für eigenen Anwalt: 173,40 € Anwaltskosten für Gegenanwalt (keine MwSt.): 146,00 € 3. Instanz Gerichtskosten (5 Gebühren): 175,00 € Anwaltskosten für eigenen Anwalt: 189,81 € Anwaltskosten für Gegenanwalt (keine MwSt.): 159,50 € Summe: 1.378,99 €

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

◊Daneben bestehende Zielvorstellungen, die mit dem Zivilprozess verwirklicht werden sollen:

• Rechtsfrieden – Befriedung (?)

• Rechtssicherheit.

◊ Im übrigen stellt der Zivilprozess eine (besonders geregelte) Methode zur Konfliktlösung dar.

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

◊ Wechselwirkung zwischen Prozess- und materiellem Recht:

• Prozessrecht dient der Verwirklichung des materiellen Rechts, d.h.

• einerseits hat das Prozessrecht „dienende“ Funktion,

• andererseits: je ineffektiver der Prozess gestaltet (oder geführt) wird, desto eher wird auch das materielle Recht „ausgehöhlt“ und umgekehrt: je effektiver der Prozess gestaltet ist, desto „schneidiger“ kann das materielle Recht durchgesetzt werden.

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Einleitung 4 – Zweck des Zivilprozesses

◊Zweistufigkeit der Rechtsdurchsetzung • Erkenntnisverfahren,

• dient der Feststellung, ob ein geltend gemachter Anspruch besteht (oder nicht).

• Vollstreckungsverfahren, • dient der (zwangsweisen) Durchsetzung des

gerichtlich festgestellten Anspruchs, wenn der Verurteilte nicht freiwillig seiner ausgeurteilten Pflicht nachkommt.