Wahlempfehlungen in der Printberichterstattung zur Bundestagswahl 2013

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    Otto-Friedrich-Universitt BambergFakultt Geistes- und KulturwissenschaftenInstitut fr KommunikationswissenschaftBA-IV-Seminar Wahlkampfkommunikation

    HausarbeitWahlempfehlungen in der Printberichterstattung zur

    Bundestagswahl 2013

    Eine Untersuchung von News Bias anhand der Konstruktions-mechanismen des Einsatzes opportuner Zeugen sowie

    publizistischer Prominenz

    Betreuer Dr. Andr HallerBearbeiter Jonas Nikola KhnWassermannstae 1496052 [email protected] 162566610. FachsemesterStudiengang: KommunikationswissenschaftLehrveranstaltung: Seminar WahlkampfkommunikationSemester: 10. Hochschulsemester

    Eingereicht am: 16.09.2015

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    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung ........................................................................................................... 1

    1. Implizite und explizite Wahlempfehlungen in der

    Printberichterstattung............................................................................. 32. News-Bias in der Medienberichterstattung ........................................... 42.1. Anstze der News-Bias-Forschung......................................................... 42.2. Konstruktionsmechanismen von News Bias.......................................... 52.2.1.Publizistische Prominenz........................................................................ 52.2.2.Bewertung ................................................................................................. 62.2.3.Einsatz opportuner Zeugen ..................................................................... 72.2.4.Instrumentelle Aktualisierung ................................................................ 83. Analyse der Printberichterstattung zur Bundestagswahl 2013........... 9

    3.1.

    Forschungsdesign und Methode ............................................................. 9

    3.2. Ergebnisse ............................................................................................... 104. Fazit und Ausblick ................................................................................. 13

    Literatur ......................................................Fehler! Textmarke nicht definiert.

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    Abkrzungsverzeichnis

    FAZ Frankfurter Allgemeine ZeitungSZ Sddeutsche Zeitung

    FR Frankfurter Rundschautaz Die Tageszeitung

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    Einleitung

    Das Mediensystem einer freien demokratischen Gesellschaft erfllt eine Viel-

    zahl von Aufgaben und Funktionen. Eine der wichtigsten dieser Aufgaben ist die

    Versorgung der Brger und Brgerinnen mit aktuellen, verlsslichen und unab-

    hngigen Informationen. Die Massenmedien fungieren einfach ausgedrckt als

    Bindeglied zwischen dem Volk und dem politischen System. Da die politischen

    Institutionen und Akteure unmglich aus eigener Kraft alle Brger und Brge-

    rinnen erreichen knnten, bedarf es einer ebensolchen Vermittlungsinstanz: die

    Medien leiten Informationen zwischen der politischen und der zivilgesellschaft-

    lichen Ebene weiter. Vor Allem vor bedeutenden Wahlen, wie zum Beispiel

    Bundes- oder Landtagswahlen, spielt die Informationsfunktion der Massenme-

    dien eine immens wichtige Rolle. Ohne sie knnte ein moderner Wahlkampf,wie man ihn sptestens seit der Medienwahl 2002 (Brettschneider 2002) in

    Deutschland kennt, nicht stattfinden, da der Kontakt der politischen Akteure zum

    Wahlvolk nur noch in sehr begrenztem Mae, etwa durch direkten Kontakt mit-

    tels Wahlveranstaltungen oder durch die postalische Versendung von Parteipro-

    grammen und Positionen zu den wichtigsten Sachthemen, erfolgen knnte. Dies

    wre aber mit hohem Zeit- und Kostenaufwand verbunden und wrde zudem

    vergleichsweise wenig Effekt erzielen. Die Medien haben einen direkten Ein-

    fluss auf die ffentliche Meinung und bestimmen so auch, wie diese sich wh-rend eines Wahlkampfes entwickelt. Brger, die den Wahlkampf mittels der

    Massenmedien verfolgen, sind darber hinaus besser informiert als diejenigen,

    die die Massenmedien nicht nutzen. Die Medien tragen zur Gestaltung der Wahl-

    kampagnen bei und legen fest, welche Kandidaten von den Whlern als wichtig

    erachtet werden und was ber sie bekannt ist (Becker/McCombs 1978: 306 f.).

    Die Medien spielen im Wahlkampf eine besonders zentrale Rolle.

    Ein Wahlkampf lsst sich auch als Konflikt wenn auch in nicht-gewaltsamem

    Sinne - zwischen mindestens zwei miteinander konkurrierenden Parteien und

    deren eventuellen Spitzenkandidaten modellieren. Unterscheidet man zwischen

    privaten, ffentlichen und publizistischen Konflikten, so lsst sich der medial

    aufgegriffene und verffentlichte Wahlkampf der letzten Konfliktform zuschrei-

    ben. Unter publizistischen Konflikten versteht Hans Mathias Kepplinger Kont-

    roversen zwischen mindestens zwei Kontrahenten [] mit Informationen []

    ber einen Konflikt-Gegenstand [] via Massenmedien [] vor einem Publi-

    kum [] (Kepplinger 1989: 201). Im Kontext einer Bundestagswahl lassen

    sich die Kontrahenten auf die zur Wahl stehenden Parteien und deren Spitzen-

    kandidaten herunterbrechen.

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    Der Journalismus ist - manifestiert im Pressekodex - dazu aufgerufen, mglichst

    neutrale und objektive Informationen an die ffentlichkeit weiterzugeben. Die-

    ser verpflichtet Journalisten zur Achtung der Wahrhaftigkeit und der Sorgfalt,

    zur Richtigstellung von missverstndlichen oder falschen Aussagen sowie zur

    Trennung von Werbung und Redaktion. Die Wahlkampfberichterstattung wird

    durch eine eigene Richtlinie stark hervorgehoben: Zur wahrhaftigen Unterrich-

    tung der ffentlichkeit gehrt, dass die Presse in der Wahlkampfberichterstat-

    tung auch ber Auffassungen berichtet, die sie selbst nicht teilt (Deutscher

    Presserat 2015).Verste gegen diese Auflagen kommen immer wieder vor, je-

    doch besitzen sie vor Allem in der Politikberichterstattung, insbesondere wh-

    rend Bundestagswahlkmpfen, viel Brisanz. Die Informationen ber die zur

    Wahl stehenden Parteien und deren Kandidaten, die durch die Massenmedien

    ans Wahlvolk weitergeleitet werden, sind eine wichtige Grundlage fr die sp-tere Wahlentscheidung oder die Entscheidung von Individuen, berhaupt an der

    Wahl teilzunehmen. Eine unausgewogene oder verzerrte Berichterstattung zu-

    gunsten oder zu Lasten einer Partei oder eines Kandidaten kann als Versto ge-

    gen diese Richtlinien verstanden werden. In den USA und Grobritannien ist es

    nicht unblich, dass Zeitungen entschieden fr oder gegen eine der zur Wahl

    stehenden Parteien oder deren Prsidentschaftskandidaten pldieren. Wenn dies

    geschieht, spricht man von einer sogenannten Wahlempfehlung, eine Parteier-

    greifung seitens der Journalisten. Dieses Vorgehen kann angesichts des Objek-tivittsgebots im Journalismus nicht kritiklos hingenommen werden.

    Anspruch dieser Arbeit ist es, fr die Existenz von Wahlempfehlungen aktuelle

    empirische Evidenz zu finden und Ursachenforschung zu betreiben, sofern dies

    in diesem begrenzten Umfang mglich ist. Hierzu soll zuerst eine klare Beschrei-

    bung erfolgen, was man konkret unter einer Wahlempfehlung verstehen kann,

    wofr der Begriff in die zwei Unterbegriffe der impliziten und expliziten Wahl-

    empfehlung ausgespalten wird. Im Anschluss daran sollen Anstze der News-

    Bias-Forschung vorgestellt und auf das Gebiet der Wahlkampfberichterstattung

    bertragen werden, mit deren Hilfe sich Unausgewogenheit in der Berichterstat-

    tung erklren lsst. Zentral in diesem Kontext sind vor allem vier spezifische

    Konstruktionsmechanismen von News Bias Publizistische Prominenz, Bewer-

    tung, der Einsatz opportuner Zeugen sowie die instrumentelle Aktualisierung.

    Zur berprfung der theoretischen Befunde soll die Wahlkampfberichterstat-

    tung zweier berregionaler deutscher Tageszeitungen whrend der letzten Wo-

    che vor der Bundestagswahl 2013 verglichen werden. Es soll herausgefunden

    werden, ob und in welchem Ausma deutsche Qualittszeitungen Wahlempfeh-

    lungen aussprechen.

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    1.

    Implizite und explizite Wahlempfehlungen in der Printbe-

    richterstattung

    Wie soeben erwhnt, stellen Wahlempfehlungen in US-amerikanischen und bri-

    tischen Printmedien keine Ausnahme dar. So habe die New York Times seit

    1852 bei jeder Prsidentschaftswahl einen Kandidaten empfohlen, whrend an-

    dere US-Zeitungen die Abgabe von Empfehlungen lediglich im Kommentarteil

    eingefhrt htten. Dies spiegle sich jedoch kaum im Nachrichtenteil der Zeitun-

    gen wieder, weshalb dieses Vorgehen zu keinen politischen Auseinandersetzun-

    gen fhre. Auch in Grobritannien seien diese sogenannten endorsements seit

    Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer kurzen Pause whrend des zweiten Welt-

    kriegs - fester Bestandteil der Printberichterstattung und wrden seit den 70er

    Jahren vor Allem von Massenblttern und Boulevardzeitungen verwendet. Wis-senschaftliche Beweise fr den hohen Einfluss der Massenmedien auf den Aus-

    gang von Wahlen gibt es zu Hauf. Dass Massenmedien mitunter wahlentschei-

    dend sein knnen, wei man sptestens seit den US-Prsidentschaftswahlen aus

    dem Jahr 1960, als John F. Kennedy nur um Haaresbreite gegen seinen Mitbe-

    werber Richard Nixon gewinnen konnte. Noch kurz zuvor hatte Kennedy mit

    knapp zwei Millionen Stimmen zurckgelegen. Ein deutlicher Rckstand, den

    er jedoch durch berzeugende Auftritte in einer gleich viermal durchgefhrten

    Fernsehdebatte wettmachen konnte. Kennedy kommentierte seinen Wahlsiegmit den Worten It was TV more than anything else that turned the tide(White

    1961: 294).Der Wahlsieg von Tony Blairs Labour Party im Jahr 1997 konnte

    zumindest zum Teil auf die Untersttzung der Printmedien zurckgefhrt wer-

    den (Seymour-Ure 1997: 603 f.). In Deutschland sind solch klar ausgesprochene

    Wahlempfehlungen jedoch verpnt und stoen auf breite Ablehnung bei Medi-

    envertretern und Wissenschaftlern (Brettschneider/Wagner 2008: 226). Denn

    [e]in Blatt, das sich mit einer Empfehlung in das politische Geschft einmische,

    so der allgemeine Tenor, verliere seine Unabhngigkeit und damit seine Glaub-

    wrdigkeit(Rettich 2002: 10). Auch in einer Umfrage der Bildzeitung sollen

    hochrangige deutsche Journalisten dieser ablehnenden Grundhaltung gegenber

    Wahlempfehlungen Ausdruck verliehen haben (Brettschneider/Wagner 2008:

    225). Doch auch in Deutschland kam es whrend des Wahlkampfes zur Bundes-

    tagswahl 2002 erstmals dazu, dass sich mit dem Hamburger Wirtschaftsblatt Fi-

    nancial Times Deutschland ein Printmedium offen fr die Wahl einer bestimm-

    ten Partei und deren Kanzlerkandidaten entschied und somit klar gegen die Auf-

    lagen des Pressekodex verstie (vgl. Financial Times Deutschland 2002). Prin-

    zipiell unterscheidet die Forschungsliteratur zwischen expliziten und impliziten

    Wahlempfehlungen.

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    Eine explizite Wahlempfehlung ist eine direkte, also solche auf den ersten Blick

    erkennbare Empfehlung eines Mediums oder Journalisten, wieso der Leser den

    bevorzugten Politiker whlen und den Kontrahenten nicht whlen soll. Entspre-

    chend verhlt es sich auch mit Empfehlungen fr eine bestimmte Partei oder

    Koalition. Die oben genannten Wahlempfehlungen der US-amerikanischen und

    britischen Bltter stellen in den meisten Fllen solche expliziten Wahlempfeh-

    lungen dar.

    Als implizite Wahlempfehlung bezeichnet man eine indirekt ausgedrckte Be-

    vorzugung eines Kandidaten oder einer Partei in der Medienberichterstattung.

    Dies wird auf den ersten Blick jedoch nicht deutlich und bedarf einer umfassen-

    den Medieninhaltsanalyse. Solche impliziten Wahlempfehlungen stellen keine

    Seltenheit dar, wie in verschiedenen Untersuchungen bereits herausgefunden

    werden konnte (vgl. Klein/Maccoby 1954; Kepplinger 1989).

    2. News-Bias in der Medienberichterstattung

    2.1.Anstze der News-Bias-Forschung

    Durch die News-Bias-Forschung lsst sich, wie auch durch die Gatekeeper- und

    die Nachrichtenwert-Forschung, die journalistische Nachrichtenauswahl unter-suchen und erklren (Bachl/Vgele 2013: 346). Das Erkenntnisinteresse der so-

    genannten News-Bias-Forschung lsst sich bereits aus ihrem Namen ableiten.

    News bias kommt aus dem Englischen und bedeutet frei bersetzt so viel wie

    Nachrichtenverzerrung. Ziel dieser Forschungsrichtung sind die Identifikation

    und Erklrung einseitiger oder tendenziser Berichterstattung, was besonders

    hufig in der politischen Berichterstattung vorkommt. Dazu wird versucht, Zu-

    sammenhnge zwischen der politischen Einstellung von Medienakteuren das

    knnen sowohl auf der Individualebene einzelne Journalisten als auch auf Orga-

    nisationsebene ganze Redaktionen oder Zeitungsverlage sein und der von die-

    sen Akteuren verffentlichten Berichterstattung aufzudecken (Staab 1990: 27).

    Den Beginn dieser Forschungsrichtung markierte eine Studie zur Objektivitt

    von Zeitungen im US-Prsidentschaftswahlkampf von 1952. Die Forscher ver-

    glichen die Berichterstattung ber die beiden Prsidentschaftskandidaten Eisen-

    hower und Stevenson mit der redaktionellen Linie der jeweiligen Tageszeitung

    und erbrachten auf diese Weise den ersten wissenschaftlich fundierten Beweis

    einer unausgewogenen und einseitigen Berichterstattung (vgl. (Wagner 2007:

    151; Klein/Maccoby 1954).

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    Im Jahr 1977 hat der Zeitungsforscher Klaus Schnbach, whrend er in einer

    Studie das Verhltnis zwischen Nachricht und Meinung untersuchte, offenge-

    legt, dass die Berichterstattung hufig einseitig erfolgt, was er als Synchronisa-

    tion bezeichnet. Dies treffe jedoch nicht auf die gesamte Berichterstattung zu,

    sondern besonders fr Boulevardzeitungen sowie Regionalzeitungen mit kleiner

    Auflage oder in Gebieten mit einem hohen Zeitungswettbewerb (Staab 1990: 36

    ff.; Kunczik/Zipfel 2001: 268 f.).

    Die News-Bias-Forschung sucht somit nach der Antwort auf die Fragen, ob die

    Medienberichterstattung verzerrt oder einseitig ist, und wie es zu einer solchen

    Verzerrung kommt.

    2.2.

    Konstruktionsmechanismen von News Bias

    Fr die Herstellung von News Bias existieren verschiedene Konstruktionsme-

    chanismen. Zur Analyse von Wahlempfehlungen in Printmedien unterscheidet

    man zwischen den vier Mechanismen der a) Publizistischen Prominenz, b)Be-

    wertung, c) dem Einsatz opportuner Zeugen und d) der instrumentellen Aktuali-

    sierung(Brettschneider/Wagner 2008: 227). Man knne aber erst dann von ei-

    ner wirklich berzeugenden impliziten Wahlempfehlung sprechen, wenn alle

    vier Mechanismen angewendet wrden. Von einer impliziten Wahlempfehlungin vollem Umfang knne man ausgehen, wenn die Konstruktionsmechanismen

    in der Berichterstattung durchgehend einem Akteur nutzen und gleichzeitig sei-

    nem Kontrahenten schaden (Wagner 2007: 146). Im Folgenden werden die vier

    Konstruktionsmechanismen nher ausgefhrt.

    2.2.1.Publizistische Prominenz

    Einem Akteur wird publizistische Prominenz verliehen, indem ber ihn hufiger

    beziehungsweise intensiver berichtet wird als ber dessen Kontrahenten. Eine

    hhere Prsenz in der Medienberichterstattung kann einem Akteur einen klaren

    Vorteil gegenber potenziellen Mitbewerbern verschaffen, da die gesteigerte

    Medienbeachtung das politische Gewicht sowie die Wichtigkeit des Akteurs im-

    pliziere (Brettschneider/Wagner 2008: 230). In Folge dessen kann den vernach-

    lssigten anderen Akteuren durch die ausbleibende Medienresonanz einen Nach-

    teil entstehen. An dieser Stelle ist es jedoch wichtig zu betonen, dass eine nied-

    rigere Medienprsenz fr einen Akteur nicht per se einen Nachteil bedeuten

    muss. Darber, ob ein Akteur durch eine hhere oder niedrigere Medienprsenz

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    einen Vor- oder Nachteil hat, entscheidet die wertende Tendenz der Aussagen.

    Publizistische Prominenz sei nmlich nur dann von Vorteil, wenn diese mit einer

    mindestens neutralen, am besten positiven Bewertung eines Akteurs einhergehe

    (Wagner 2007: 147 f.) . Wenn ein Akteur jedoch durch hufige negative Aussa-

    gen in der Berichterstattung hervorgehoben wird, kann dies auch schnell zu des-

    sen Nachteil werden. Laut Bettina Wagner lassen sich drei verschiedene Formen

    der publizistischen Prominenz unterscheiden.

    Normalerweise genieen die jeweiligen Regierungsparteien und der amtierende

    Bundeskanzler mehr Aufmerksamkeit in den Medien als deren Herausforderer,

    was auch Kanzlerbonus genannt wird. Die regierungsbeteiligten Parteien so-

    wie der Bundeskanzler geben whrend ihrer Legislaturperiode die Richtung der

    Politik und die politische Agenda vor (Holtz-Bacha 1996, zit. nach Wagner

    2007: 152). Die Umgehung oder bertriebene Darstellung dieses Amtsbonuskann als eine implizite Wahlempfehlung fr oder gegen den betreffenden Akteur

    verstanden werden. Die zweite Form lsst sich beobachten, wenn sich nicht nur

    Einzelpersonen, sondern Gruppen in einem Wettstreit miteinander befinden.

    Durch die mediale Konzentration auf Gruppen mit positivem Image entstehe

    diesen Gruppen ein Vorteil. Fokussieren die Medien sich jedoch auf Gruppen

    mit einem negativen Image, so geschieht dies zu Lasten der betreffenden Grup-

    pen. Die dritte Form betrifft die Platzierung von Aussagen in den Medien. Wer-

    den Akteure an prominenter Stelle genannt, resultiere dies in einer hheren Auf-merksamkeit fr diese Akteure (Donsbach 1991, zit. nach Wagner 2007: 152).

    Dies treffe besonders auf Boulevardzeitungen zu, da die Botschaft hier nicht nur

    zu den Kufern, sondern auch zu Passanten transportiert werde.News biaswerde

    somit generiert, indem der oder die bevorzugten Akteure besonders oft in ber-

    schriften platziert werden und der oder die Kontrahenten an diesen Stellen un-

    terreprsentiert bleibt. Und auch der Kontext, in dem die Akteure genannt wer-

    den, sei im Wahlkampf entscheidend. Wird ein Akteur oft in einem positiven

    Kontext genannt, so bedeute dies fr ihn einen Vorteil. Ist die Nennung eines

    Akteurs jedoch hufig negativ konnotiert, so knne von einem Nachteil fr die-

    sen Akteur ausgegangen werden (Wagner 2007: 152).

    2.2.2.Bewertung

    Wie soeben beschrieben wurde, reicht die publizistische Prominenz eines Ak-

    teurs allein nicht aus, um einen Vorteil gegenber Mitbewerbern zu genieen,

    sondern muss mit einer guten Bewertung des Akteurs kombiniert werden. Bezo-

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    gen auf Printmedien versteht man darunter nicht die vollkommen legitimen wer-

    tenden Aussagen im Kommentarteil, sondern manifeste Bewertungen im Nach-

    richtenteil einer Zeitung oder einer Nachrichtensendung (Brettschneider/Wag-

    ner 2008: 227). Es liege dann eine implizite Wahlempfehlung vor, wenn ein

    Kandidat oder eine Partei deutlich positiver dargestellt wird als seine Kontra-

    henten oder andere Parteien. Dieser Effekt kann dadurch verstrkt werden, dass

    Kontrahenten und andere Parteien simultan dazu negativ dargestellt werden. Die

    Bewertung von Politikern durch die Medien orientiert sich an verschiedenen

    Charaktereigenschaften der konkurrierenden Spitzenkandidaten. Bettina Wag-

    ner unterscheidet zwischen vier verschiedenen Merkmalen: die Problemlsungs-

    kompetenz des Akteurs - also dessen Eignung zur Lsung politischer Probleme;

    dessen Leadership-Qualitten die Fhigkeit, Entscheidungen zu treffen und die

    Fhrungsqualitten eines Akteurs; die Integritt eines Akteurs damit sind des-sen Glaubwrdigkeit, Vertrauenswrdigkeit und dessen Ehrlichkeit gemeint;

    und nicht zuletzt die unpolitischen Eigenschaften eines Akteurs, wozu zum Ei-

    nen das uere Erscheinungsbild in der ffentlichkeit, zum Anderen private

    Dinge wie Familie, Hobbies und unpolitische Charaktereigenschaften gehren

    (Wagner 2007: 153).

    2.2.3.

    Einsatz opportuner Zeugen

    Unter opportunen Zeugen versteht man medienexterne Akteure, die die eigene

    Meinung der Journalisten, des Verlegers oder der redaktionellen Linie vertreten

    und im Nachrichtenteil einer Zeitung zitiert werden, whrend andere Stimmen

    deutlich unterreprsentiert oder gar nicht vertreten sind. Wagner betont auch die

    Mglichkeit dass Journalisten selbst parteiisch berichten, und opportune zeugen

    zur Rechtfertigung oder Besttigung ihrer Meinung benutzen und sich dadurch

    zustzliche Glaubwrdigkeit verschaffen (ebd.: 153).

    In einer Studie ber die Printberichterstattung zur Volkszhlung, durchgefhrt

    vom Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen an der Friedrich-Alexander-

    Universitt Erlangen-Nrnberg, konnte der Einsatz opportuner Zeugen in den

    Zeitungen FAZ, SZ, Welt, FR sowie taz nachweisen:

    Die Richtung der Argumente, die die Zeitungen verffentlichten,

    war stark von der redaktionellen Linie beeinflut. Das Konstrukti-

    onsprinzip von Bias bestand darin, da die Zeitungen mehr Argu-

    mente von solchen Gruppen und Personen verffent- lichten, die im

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    Sinne ihrer redaktionellen Linie argumentierten: die opportunen

    Zeugen. - (Hagen 1992: 455 f.)

    Hagens Folgerung aus diesem Tatbestand lautete, dass die Nachrichten in Zei-

    tungen nicht mittels einzelner Argumente, sondern Personen und Gruppen kon-

    struiert wrden.

    In einer jngeren Studie ber die Berichterstattung zur Causa Guttenberg fanden

    Marco Bachl und Catharina Vgele heraus, dass die wertenden Aussagen der

    zitierten medienexternen Akteure umso negativer ausfielen, je negativer die ei-

    genen Aussagen der Journalisten waren. Whrend die BILD-Zeitung Karl-The-

    odor zu Guttenberg insgesamt positiv darstellte, kam er bei den brigen unter-

    suchten Zeitungen, darunter die Qualittszeitungen Frankfurter Allgemeine

    Zeitung und Sddeutsche Zeitung sowie die Boulevardbltter Berliner Ku-rier und Abendzeitung deutlich schlechter davon. Auerdem kamen Grup-

    pen, die Guttenberg kongruent zur jeweiligen redaktionellen Linie der Zeitungen

    bewerteten, insgesamt hufiger zu Wort als jene, die eine abweichende Meinung

    vertraten (Bachl/Vgele 2013: 355 f).

    2.2.4.Instrumentelle Aktualisierung

    Bei der instrumentellen Aktualisierung wird gezielt ber Ereignisse und Themen

    berichtet, die einem Akteur nutzen oder dessen Gegner schaden. Man bezeichnet

    dies auch als Agenda-Setting. Auerdem werden Gegebenheiten in der Bericht-

    erstattung vernachlssigt, die dem bevorzugten Akteur schaden oder dessen

    Gegner nutzen, was man auch als Agenda-Cutting bezeichnet. Dadurch lsst sich

    die Aufmerksamkeit der Leser auf ein bestimmtes Themen- oder Politikfeld len-

    ken, was von Vorteil fr ebendiese Partei ist, der die grte Kompetenz in die-

    sem Bereich zugeschrieben wird. Durch diese Vorgehensweise knnen Journa-

    listen die Themenberichterstattung so formen, dass sie vorteilhaft fr die bevor-

    zugten Akteure und zugleich nachteilhaft fr deren Gegenspieler wirken (Wag-

    ner 2007: 154). Die Folgen dieses Vorgehens sind zum einen die Verringerung

    oder Erweiterung der Handlungsmglichkeiten der Kontrahenten und des Wei-

    teren die Strkung oder Abschwchung der Legitimitt der Kontrahenten. Da die

    Idee der instrumentellen Aktualisierung auerdem der Logik eines Nullsummen-

    Spiels folgt, Nutzen und Kosten also ohne Rest zwischen den Konfliktparteien

    verteilt werden, entspricht der Strkung eines Kontrahenten automatisch eine

    Schwchung des anderen Kontrahenten (Kepplinger 1989: 204 f.). Wird diese

    instrumentelle Aktualisierung von einem Nachrichtenmedium nun systematisch

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    angewendet, so dass einer der Kontrahenten im Groen und Ganzen einen deut-

    lichen Vorteil gegenber den Gegenspielern geniet, so lsst sich auf eine im-

    plizite Wahlempfehlung des Mediums fr den bevorzugten Akteur schlieen.

    3.

    Analyse der Printberichterstattung zur Bundestagswahl

    2013

    Wie zu Beginn dieser Arbeit bereits an einigen Stellen erlutert wurde, konnten

    verschiedene Studien im Bereich der News bias-Forschung Beweise fr ein-

    seitige oder verzerrte Berichterstattung liefern. Vor Allem fr die Wahlbericht-

    erstattung konnten Beweise gefunden werden, dass Zeitungen im In- und Aus-

    land nicht immer objektiv berichten. Frank Brettschneider und Bettina Wagnerfanden Beweise fr implizite Wahlempfehlungen der britischen Sun und der

    deutschen Bild-Zeitung im Vorfeld der britischen Unterhauswahl 2001 und

    der Wahl des deutschen Bundestags im Jahr 2002 (Brettschneider/Wagner 2008:

    228 f., 240 ff.). Bettina Wagner konnte in einer Analyse der Wahlberichterstat-

    tung der Bild-Zeitung zur Bundestagswahl 2005 eine implizite Wahlempfehlung

    des Boulevardblattes nachweisen:

    Die Bild-Zeitung untersttzt mit ihrer Berichterstattung dasschwarz-gelbe Lager und benachteiligt Rot-Grn, indem sie zum ei-

    nen den Regierungsbonus verweigert und zudem positiv ber die

    schwarz-gelben Akteure und deutlich negativ ber die Regierungs-

    koalition berichtet. (Wagner 2008: 167)

    3.1. Forschungsdesign und Methode

    Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, ob es im Zuge der Printberichterstat-

    tung der Qualittszeitungen SddeutscheZeitung (SZ) und Frankfurter All-

    gemeine Zeitung (FAZ) ber die Bundestagswahl 2013 zur Abgabe impliziter

    Wahlempfehlungen gekommen ist. Dazu wurde eine quantitative Inhaltsanalyse

    der Wahlkampfberichterstattung dieser Zeitungen in der Woche vor dem Wahl-

    sonntag durchgefhrt. Als Untersuchungseinheiten gingen alle Zeitungsartikel,

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    die in zwischen dem 15. Und dem 22. September 2013 von den beiden Zeitungen

    im Ressort Politik verffentlicht wurden und den Suchbegriff Bundestags-

    wahl mindestens einmal beinhalteten, in die Analyse ein. Dies resultierte in ei-

    ner Auswahlgesamtheit von 88 Zeitungsartikeln unabhngig von deren Umfang

    und der eigentlichen Thematik. Davon entfielen 27 Artikel auf die SZ und 51

    Artikel auf die FAZ. Die Zeitungsartikel wurden anhand von drei der vier exis-

    tierenden Konstruktionsmechanismen analysiert.

    Um das Vorkommen publizistischer Prominenz fr einen Akteur nachvollziehen

    zu knnen, wurden die Artikel in drei Kategorien aufgeteilt. Artikel, die sich

    verstrkt auf Einheiten des Unions-Lagers bezogen, wurden mit berwiegend

    Union codiert. Solche, die sich tendenziell auf Einheiten der strksten Opposi-

    tionspartei, der SPD, bezogen, erhielten den Code berwiegend SPD. Artikel,

    in denen Einheiten beider Lager ungefhr mit derselben Hufigkeit thematisiertwurden, wurden mit ausgeglichen codiert.

    Um herauszufinden, ob und in welchem Ausma es zur Bewertung von Akteuren

    seitens der Autoren der Artikel - also der Journalisten der jeweiligen Zeitung -

    gekommen ist, wurden die interessierenden Akteure und Gruppen in sechs ver-

    schiedene Kategorien unterteilt, die nach potentiellen Wahlsiegern und Koaliti-

    onen gebildet wurden: die beiden Kanzlerkandidaten Angela Merkel (CDU) und

    Per Steinbrck (SPD), deren Parteien CDU und SPD selbst, sowie mgliche

    Bndnisse nach der Wahl, nmlich eine groe schwarz-rote Koalition aus Unionund SPD und die bestehende schwarz-gelbe Regierungskoalition aus Union und

    FPD. Alle wertenden Aussagen zu diesen Kategorien wurden nochmals unter-

    teilt, je nachdem ob eine positive oder negative Tendenz gegenber ihrem Ziel

    vorlag.

    Der dritte Konstruktionsmechanismus, der Einsatz opportuner Zeugen, wurde

    anhand von Aussagen externer Akteure ber die vier Subkategorien Angela Mer-

    kel, Per Steinbrck, sowie Union und SPD berprft. Auch diese Aussagen wur-

    den jeweils noch einmal in positive und negative uerungen der externen Ak-

    teure untergliedert.

    3.2. Ergebnisse

    Insgesamt konnten 129 verschiedenartige Aussagen codiert werden, unter denen

    es jedoch teilweise zu Doppelungen kam, wenn etwa eine Textpassage Aussagen

    zu verschiedenen Akteuren beinhaltete. Im Folgenden sollen die Ergebnisse vor-

    gestellt und mit den weiter oben vorgestellten theoretischen Bausteinen in Ver-

    bindung gesetzt werden.

    Bei der Untersuchung des Konstruktionsmechanismus publizistische Promi-

    nenz konnten insgesamt 53 der zur Verfgung stehenden 88 Zeitungsartikel als

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    relevant markiert werden, da sie mindestens eine Aussage ber mindestens einen

    der beiden Hauptkonkurrenten Angela Merkel und Peer Steinbrck, die Union

    bestehend aus CDU und CSU sowie die SPD beinhalteten. Die restlichen Ar-

    tikel bezogen sich zum Teil auf europische oder andere wahlrelevante Themen,

    beinhalteten jedoch keine verwertbaren Aussagen zu den hier verwendeten Akt-

    euren, sowie auf andere Parteien, wie zum Beispiel die FDP, die Grnen, die

    Linke sowie die AfD, welche jedoch im Umfang dieser Arbeit nicht in die Un-

    tersuchung einbezogen werden konnten.

    Zeitungsbergreifend lassen sich die Ergebnisse folgendermaen darstellen: ins-

    gesamt 23 Artikel (50,0 Prozent) befassten sich berwiegend mit der Union, be-

    ziehungsweise mindestens einer der beiden Mitgliedsparteien, und deren Spit-

    zenkandidatin Angela Merkel. Damit entfiel der Groteil der Berichterstattung

    auf die Kanzlerin in ihr politisches Lager. In Anbetracht dessen, dass AngelaMerkel die amtierende Bundeskanzlerin ist und die Unionsparteien sich in einem

    Regierungsbndnis mit der FPD befanden, berrascht dieses Ergebnis zunchst

    nicht und spiegelt lediglich den Kanzlerbonus wieder. Mit lediglich zehn Ar-

    tikeln (21,7 Prozent), die vorwiegend ber Merkels Herausforderer Peer Stein-

    brck sowie die SPD berichteten, fllt der Anteil des Hauptkonkurrenten der

    amtierenden Regierung nur halb so stark aus wie der Anteil des amtierenden

    Regierungslagers. In den brigen 13 Artikeln (28,3 Prozent) wurde keine klare

    Tendenz zugunsten einer der beiden Seiten hinsichtlich deren Berichterstat-tungsanteilen erkennbar.

    Hinsichtlich der zeitungsunabhngigen publizistischen Prominenz lsst sich also

    feststellen, dass Union und Merkel deutlich mehr Aufmerksamkeit durch die bei-

    den Zeitungen erhielten als SPD und Steinbrck.

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    Doch wie verhielt sich dieser Tatbestand, wenn man die jeweiligen Berichter-

    stattungsanteile der SZ und der FAZ miteinander vergleicht? Von den 33 in die

    Analyse einbezogenen Artikeln in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berich-

    ten noch lediglich 12 Artikel (44,4 Prozent) mehrheitlich ber die Union und

    Angela Merkel. Dem gegenber stehen sechs Artikel (22,2 Prozent), die ber-

    wiegend ber Peer Steinbrck und dessen SPD berichten. Eine ausgeglichene

    Bilanz zwischen Merkel/Union und Steinbrck/SPD weisen neun Artikel (33,3

    Prozent) auf.

    In der Sddeutschen Zeitung berichteten folglich elf Artikel (45,8 Prozent)

    mehrheitlich ber die Union und Angela Merkel, vier Artikel (40 Prozent) fo-

    kussierten strker auf SPD und Peer Steinbrck und ebenfalls vier Artikel (30,8

    Prozent) wiesen eine ausgeglichene Bilanz zwischen beiden Lagern auf.

    In beiden Zeitungen wird also der Kanzlerbonus sichtbar. Auffllig ist hier, dass

    in der FAZ die Differenz zwischen den Lagern Union/Merkel (d = 0,5) und

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    SPD/Steinbrck als in der SZ (d = 0,36). Das heit, obwohl die FAZ traditionell

    als eine Zeitung fr Whler der Union gilt, berichtet sie im Saldo strker ber

    SPD und Peer Steinbrck als die SZ, die traditionell eher von SPD-Whlern ge-

    lesen wird (QUELLE Redaktionelle Linie). Publizistische Prominenz an sich be-

    sitzt jedoch noch keine groe Aussagekraft in Bezug auf die potentielle Abgabe

    einer Wahlempfehlung, sondern erst, wenn sie mit einer am besten positiven,

    mindestens aber neutralen Bewertung einhergeht, und die Gegenseite in dieser

    Hinsicht schlechter davonkommt.

    Bei der Bewertung der Akteure durch die Autoren der Artikel selbst zeigt sich,

    dass

    4. Fazit und Ausblick

    Literatur

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