Wahre Christliche Religion: Kurzfassung von Heinz Grob | 2012

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    WahreChristlicheReligionKurzfassungvonHeinzGrob

    SwedenborgVerlagZrich

    EmanuelSwedenborg

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    Swedenborg FWahre Christliche Religion

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    SwedenborgWahre Christliche Religion

    Kurzfassungzusammengestellt von Heinz Grob

    Swedenborg Verlag Zrich

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    2012 Swedenborg Verlag, ZrichApollostrasse 2, CH - 8032 Zrichshop.swedenborg.ch

    ISBN 978-3-85927-094-7

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    Vorwort

    Den Kirchen, sowohl der katholischen als auch der

    evangelischen, laufen die Mitglieder davon. Das ist eineunbestreitbare Tatsache. Freikirchen und andere reli-gise Gemeinschaften, aber auch Krperschaften, diesich mit esoterischem Gedankengut befassen, nehmenzahlenmig und auch in der Zahl der Mitglieder zu. Esgibt also Menschen, die auf Grund des Verlangens nach

    einer geistigen Entwicklung, hufig aus einem Sicher-heitsbedrfnis heraus, nach Wegen auerhalb deroffiziellen Kirchen suchen und dabei nicht selten Wag-nisse eingehen.

    Nach den Ursachen ist von vielen verschiedenen Sei-ten her geforscht worden. Gefunden wurde offensichtlichnicht viel, das verraten die Reaktionen, die sich allesamt

    mit sehr uerlich wirkenden Manahmen im Sinneder eventgierigen Zeit begngen. Ist es aber das, was diegenannten Menschen suchen? Ich neige zu einem Nein.Ich denke, den Theologen fehlt ein schlssiger Bezug zuden alltglichen Problemen der Menschen. Sie schp-fen aus dem Buchstaben der Bibel, die aber mehr undmehr als unmodern abqualifiziert wird. Die Aussagendes Alten Testaments sind mit den heutigen Kenntnis-sen der Naturwissenschaften, der Historik undArchologie unvereinbar. Die Wunder, die Jesus lautdem Neuen Testament getan haben soll, gelten alsunmglich und die Person Jesus wird grundstzlich inFrage gestellt. Was soll man also noch in der Kirche?

    Vielleicht ein bisschen Ruhe finden, ein Gefhl von

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    Ordnung gewinnen, Tradition pflegen. Wre es abernicht verlockend, wenn der Prediger etwas zu sagenhtte, was sowohl auf der Bibel beruht, gewisse Tradi-

    tionen einbezieht und sich gleichzeitig als Grundlagefr ein bewusstes und geistig erflltes Leben beweisenkann?

    Es hat in der Kirchengeschichte seit langem Gedan-ken gegeben, die in diese Richtung zielen. Die erstenstammen vielleicht von den sogenannten Mystikern. Eshat solche in fast allen Religionen und schon im Alter-

    tum gegeben. Wichtig fr uns sind aber die christlichenim 13./14. Jahrhundert, die Wege der wirklichen Gottes-erfahrung suchten. Ihre Gedanken verloren sich wieder,lebten aber ausgerechnet in der Zeit der Aulrungwieder auf und zwar in den Werken des schwedischenWissenschaftlers Emanuel Swedenborg.

    Auch seine Auslegungen, die er als Lehren verffent-lichte, fassten nie richtig Fu. Sie standen einerseitsden Ansichten der Kirchentheologen zu extrem gegen-ber, sie waren anderseits wohl zu weitrumig, zuwissenschaftlich und auch mit viel Zeitgeist beladen.Ackert man sich jedoch durch seine kompliziertenGedankengnge hindurch und stellt die durchaus mg-

    lichen Verbindungen zu unserer Zeit und unseremAlltag her, gewinnt man ein Kompendium einer logi-schen und realittsbezogenen Religion, die sehr wohlzu berzeugen vermag.

    Das hier vorliegende Werk basiert auf einem solchenBestreben. Es hlt sich streng an die gedanklichen Ent-

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    wicklungen Swedenborgs, verwendet hin und wiederseine Termini, gibt aber den Inhalt in einer leicht ver-stndlichen Sprache und in stark gekrzter Form

    wieder.Swedenborgs Schwerpunkte, auf denen er sein gan-zes Gedankensystem auaut, sind die Einheit Gottes(ein logisches Verstndnis der Trinitt) und der Einflussdieses Gottes, den er als unentwegt beschftigtenSchpfer versteht, auf das Weltall im Allgemeinen unddie Erde im Besonderen. Er gliedert diesen Einfluss in

    zwei Strmungen, die er durch Begriffspaare charakte-risiert, wie sie auch in der Natur prsent sind. Es gehtum Licht und Wrme als fr das natrliche Lebenunverzichtbare Energien, die er als Parallelen auf einergeistigen der biblischen Ebene als Weisheit undLiebe oder das Wahre und das Gute bezeichnet. Er ent-

    deckt sie in fast jedem Bibelwort, oft in leicht zuentziffernden Bildern, zuweilen gut versteckt, vor Ent-weihungen und Verdrehungen geschtzt, wie er sagt.Das Wahre enthlt alles, was das gttliche Wort uns indiesen Bildern sagt, im Wesentlichen ber die Personund das Wesen Gottes resp. Jesu Christi; das Gute ist dieAnwendung dieses Wissens im tglichen Leben.

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    Der Glaube der Neuen Kirche

    Der Glaube der Neuen Kirche lautet:Der Herr von Ewigkeit, Jahwe, kam in die Welt um

    die Hllen zu unterwerfen und seine Menschennatur zuverherrlichen. Nur so konnten die Menschen gerettetwerden. Wer an ihn glaubt, wird gerettet.

    Dies ist die allgemeine Form des Glaubens, der sichsowohl im Ganzen der Religion wie auch in allen Ein-zelheiten des Lebens finden muss. Er umfasst diefolgenden Grundstze:

    Es gibt nur einen Gott. Er heit Jesus Christus. Er istin die Welt gekommen, um die Menschen vom Druckder Hllen zu befreien, indem er persnlich diese

    bekmpfte und besiegte, sodass sie wieder ihren Platzin seiner Ordnung einnehmen mussten.

    Dazu nahm er die krperliche Natur eines Menschenan und verherrlichte diese, das heit, er vereinigte siemit seinem gttlichen Wesen, indem er alle Versuchun-gen bestand bis zur letzten am Kreuz. Von da an warenihm die Hllen wieder vllig untertan.

    Der Glaube an den Herrn bewirkt eine Verbindung(religio) mit ihm, aus der dem Menschen das Heil ent-springt. Glauben heit vor allem zu vertrauen, dass derHerr dieses Heil, nmlich die Rettung aus allem (geis-tigen) bel, bewirkt. Voraussetzung ist allerdings eingutes Leben, das mit dem Glauben untrennbar verbun-

    den ist.

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    Das ist der Wille des Vaters, dass jeder, der an denSohn glaubt, ewiges Leben habe. (Joh. 6, 40.)

    Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben, wer

    aber nicht an den Sohn glaubt, der wird das Lebennicht sehen, sondern der Zorn1 Gottes bleibt auf ihm.(Joh. 3, 36.)

    Der Glaube sieht Gott als die Quelle und das Wesenvon Liebe und Weisheit, von wahr und gut. Um dieabgewichene Menschheit zu belehren, kam er auf die

    Erde als Vertreter der Wahrheit, als das Wort, das beiGott war und das er eben selbst war, wie Johannes eszu Beginn seines Evangeliums ausdrckt. Es wurdeFleisch, indem Gott einen menschlichen Krperannahm um unter den Menschen wieder Ordnung zuschaffen. Das war notwendig geworden, weil die Macht

    der Hllen zu stark geworden war. Es drohte das voll-kommene Chaos, das er durch seine Wahrheit, durchsein Erscheinen als Mensch verhinderte. Er erlstedadurch Engel und Menschen vor dem unausweichli-chen Verderben2. Mit dem Tod am Kreuz vereinigte ersein menschliches Wesen mit dem ursprnglichenGttlichen, das heit, die gttliche Weisheit mit der

    gttlichen Liebe.

    1 Zorn gibt es bei Gott nicht; nach einem Wort Jesu sollauch der Mensch nicht zrnen, sondern verzeihen. DerZorn ist also ein Bild fr die Haltung des Menschen, dersich Gott nicht anders vorstellen kann.2Aber nicht von allen bsen Einflssen, denen der Mensch

    ausweichen kann, der sich um die Gebote bemht.

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    Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort DasWort ward Fleisch. (Joh. 1, 1. 14.)

    Ich bin von meinem Vater ausgegangen und in die

    Welt gekommen und verlasse wieder die Welt und gehezum Vater. (Joh. 16, 28.)

    Wir wissen, dass der Sohn gekommen ist und unsEinsicht gegeben hat, den wahren Gott zu erkennen,und wir sind im Wahren, in seinem Sohn Jesus Chris-tus. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben.

    (1. Joh. 5, 28.)

    Ohne sein Kommen auf die Erde htte also niemandgerettet werden knnen und dasselbe gilt fr seinezweite Ankunft in Form der gttlichen Wahrheit, dasheit im Wort und seinem richtigen Verstndnis.

    Damit umfasst der Glaube das Folgende:Gott ist ein einziges Wesen, in dem eine gttlicheDreiheit enthalten ist. Dieser einzige Gott ist der HerrJesus Christus.

    An ihn sollen wir glauben.Man soll nichts Bses tun, weil das zum Teufel

    gehrt und von ihm stammt.

    Man soll Gutes tun, weil es Gott gehrt und von ihmstammt.

    Das soll der Mensch tun, als kme es aus ihm selbst;er soll aber wissen, dass es die Quelle im Herrn hat unddurch dessen Kraft geschieht.

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    Gott der Schpfer

    Die christliche Kirche hat seit der Zeit des Herrn

    smtliche Altersstufen von der Kindheit bis zum hchs-ten Greisenalter durchlaufen. Ihre Kindheit war die Zeitder Apostel, die in der ganzen Welt Bue und Glaubenan den Herrn unseren Gott und Heiland predigten, diesich aus der folgenden Stelle in der Apostelgeschichteergibt:

    Paulus ermahnte Juden und Griechen zur Bue vorGott und zum Glauben an unseren Herrn Jesus Chris-tus. (20, 21.)

    Die Einheit GottesDie Anerkennung Gottes auf Grund seiner Erkennt-

    nis ist das Wesentliche und die Seele der gesamten

    Theologie. Daher bildet die Einheit Gottes den Aus-gangspunkt.

    Die gesamte Heilige Schrift lehrt, dass es einen undnur einen Gott gibt, weil sie in ihrem Innersten gttlichist und von Gott ausgeht. Alles aber, was von ihm aus-geht, ist immer er selbst. In ihren ueren Formen, diezwar aus dem Innersten abgeleitet sind, aber eine tiefereEbene darstellen, ist die Bibel dem Verstndnis derEngel und Menschen angepasst. Hier heit das, was vonGott ausgeht, gttlich-himmlisch, gttlich-geistig undgttlich-natrlich. Gott selbst kann von keinemErschaffenen gesehen werden. Als Moses darum bat,die Herrlichkeit Jehovahs sehen zu drfen, sprach Gott

    zu ihm, niemand knne Gott sehen und leben. hnlich

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    unzugnglich ist deshalb das Innerste des Worts. Werin einem Gemtszustand lebt, den er sich aus GottesKraft gebildet hat, erlebt die Heilige Schrift gewisserma-

    en als Leinwand, auf der er Gott erblickt, jeder aufseine persnliche Weise.Er erfhrt nicht nur, dass es einen Gott gibt, sondern

    auch, dass er einer ist. Sofern seine Vernunft etwas vonder Heiligkeit des Wortes gesprt hat, wei er, dass esWahnsinn wre, von mehreren Gttern auszugehen.Engel vermgen nicht einmal das Wort Gtter auszu-

    sprechen. So heit es in der Bibel:

    Hre Israel, Jehovah unser Gott ist ein Jehovah.(5 Mos. 6, 4; Mark. 12, 29.)

    Bin ich nicht dein Gott und einen Gott auer mirsollst du nicht kennen. (Hos. 13, 4.)

    Ich bin der erste und der letzte und auer mir istkein Gott. (Jes. 44, 6.)

    Fr diejenigen, die nur von einem Gott reden, imInneren jedoch von drei Gttern ausgehen, ist Gottnichts als ein Name. Was mit der Theologie zusammen-hngt, ist fr sie eine Art Gtzenbild, zu dem nur die

    Priester Zugang haben. Fr sie ist das gttliche Wort imHinblick auf die Einheit verschlossen. Sie sind es, dieder Herr bei Matthus mit den folgenden Wortenbeschreibt:

    Hrend werdet ihr hren und nicht verstehen undsehend werdet ihr sehen und nicht erkennen. Denn das

    Herz dieses Volkes ist verstockt und mit ihren Ohren

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    hren sie schwer und sie drcken die Augen zu, damitsie nicht etwa sehen mit den Augen und hren mit denOhren und mit dem Herzen verstehen und umkehren

    und ich sie gesund mache. (13, 14. 15.)

    Der Mensch kann nichts nehmen, es werde ihmdenn aus dem Himmel gegeben. (Joh. 3, 27.)

    Ohne mich knnt ihr nichts tun. (Joh. 15, 5.)Daraus folgt, dass es einen Einfluss von Gott in den

    Menschen gibt. Alles Gute, was im Menschen ist undwas er vollbringt, ebenso alles, was zur christlichenLiebe und zum Glauben gehrt, stammt von Gott. Die-ser Einfluss dringt in die Seele als dem innersten undwichtigsten Bereich des Menschen und belebt von dortaus je nach der Aufnahme alles andere. Die Wahrheitendes Glaubens nimmt der Mensch zwar durch das

    (natrliche) Gehr auf, doch wird er durch sie fr dengenannten Einfluss vorbereitet. Die Aufnahme erfolgtentsprechend dieser Vorbereitung. Durch sie wird, wasnatrlich begonnen hat, allmhlich geistig.

    Dieser Einfluss will im Menschen die Vorstellungeines Gottes hervorbringen, denn alles, was von Gottstammt, bildet eine Einheit. Je strker der Mensch in

    das Licht des Himmels erhoben wird, desto deutlichererkennt er, dass Gott einer ist.

    Dass dies vielfach nicht geschieht, liegt an der Form,die der Mensch fr den Einfluss bereit hlt. Er kanndurch diese Form verndert werden. Bedenkt man,dass ein und derselbe Gott sowohl Tiere als auch Men-

    schen belebt, wird deutlich, dass sein Einfluss durch

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    die tierische Form weiterhin Tiere und nur durch diemenschliche Form Menschen hervorbringt. Lsst nunder Mensch sein Inneres dem Tier hnlich werden,

    wird es den Einfluss verflschen. Dies geschieht vorallem durch den Glauben an mehrere Gottpersonen.

    Das Athanasische Glaubensbekenntnis, das auf ver-nnftige Weise die Einheit von Mensch und Gott inJesus Christus hervorhebt, formuliert aber die Trinittals eine kaum vorstellbare Einheit von drei verschiede-

    nen Personen. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, derHeilige Geist ist Gott, alle drei ebenbrtig und alle dreizusammen ein Gott.

    Dem gegenber spricht der Islam klar von einem ein-zigen Gott, Allah, und hnliches bekennen nicht nurdie Juden sondern auch viele andere Religionen auf

    allen Erdteilen. Einen einzigen Gott gab es in der ltes-ten Zeit, im sogenannten Goldenen Zeitalter und auchnoch in der darauf folgenden Zeit, bevor dann die Reli-gion mehr und mehr der Politik und den natrlichenInteressen zum Opfer fiel. Als Gegenmanahme schufder Herr eine neue Kirche unter den NachkommenJakobs mit der obersten Maxime:

    Du sollst keine anderen Gtter haben vor meinemAngesicht. (2 Mos. 20, 3.)

    Bei den damaligen Heiden der alten Welt spielteJupiter (im Genitiv: Jovis), eine dem Namen Jehovahhnliche Bezeichnung, die Rolle des obersten Gottes.Die aus dem Altertum bernommenen zahlreichenNebengtter wurden von Philosophen wie Platon und

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    Aristoteles (aber auch Dramatikern wie Euripides)nicht mehr als Einzelwesen, sondern als personifizierteEigenschaften dieses hchsten Gottes interpretiert.

    Schon diese Deutung postuliert eine notwendige Zen-tralistanz fr alle gttlichen Wirkungen auf dieMenschheit und die gesamte Schpfung. Die Vorstellungeiner Aufgliederung in verschiedene Kompetenzbereichekann die Vernunft von Menschen, die an der Religionzweifeln, auch nicht berzeugen.

    Wie es sich damit wirklich verhlt, kann der Menschspontan nicht wissen, denn er sieht nur sich selbst unddie ihn umgebende Natur. Aus diesem Mangel wuchsender Wunsch, sich Gott oder die hheren Wesen irgend-wie vorstellen zu knnen, und aus ihm das Bestrebensie mit Aufwand plastisch zu gestalten oder in berge-

    ordneten natrlichen Dingen und Vorgngen oder inder Natur als Ganzem zu platzieren. So wurde es mg-lich Gott zu sehen. Menschen, denen dies zu primitiverschien, verschoben ihn in eine entfernte Region, woer als Ende des Universums und alles Geschehens imNirwana figuriert.

    Verbreitet ist der Glaube, ein Gott habe die Welt und die

    Natur so erschaffen, dass sie sich selbst erhalten knne. Erselbst brauche nur noch dafr zu sorgen, dass nichts davonvergehe. Ich habe Geistern, die diese Meinung vertraten,klar zu machen versucht, dass jeder beim Betrachten vonLebensvorgngen von selbst zur berzeugung kommenmsste, es sei eine hhere Ordnung am Werk, die dieAbfolge smtlicher Vorgnge sowohl im Makro- wie im

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    Mikrokosmos unaurlich lenke und beeinflusse. Umdies zu sehen msse allerdings der Wille vorhanden sein,eine gttliche Kraft als wirksam anzuerkennen.

    Bedenkt man nun die ungeheure Vielfalt des Kosmos,das fr den Menschen nie zu durchschauende Ineinander-greifen der verschiedenen Entwicklungen und Ablufe,muss man zur Einsicht gelangen, es sei dafr eine einzigeInstanz verantwortlich hnlich der Seele im menschlichenKrper. Gott selber sagt dazu:

    Ich bin der Erste und der Letzte, der Anfang und das

    Ende, das Alpha und das Omega. (Jes. 44, 6; Off. 1, 8. 17.)Ich, Jehovah, tue alles, spanne aus die Himmel und

    ich allein breite die Erde aus von mir selbst. (Jes. 44, 24.)Die Einheit des Kosmos verfolgt ein einziges Ziel:

    die Gestaltung eines Himmels aus Engeln, die aus derMenschheit hervorgehen. Nichts, was in der Schp-

    fung passiert, hat einen anderen Zweck, als demMenschen zu ermglichen sich zu einem Engel zu ent-wickeln. Jeder einzelne Vorgang ist (ursprnglich3) einMittel zu diesem Zweck und entspringt der gttlichenLiebe zu ihren Geschpfen. Daraus ergibt sich leichtder Begriff der totalen Einheit der gttlichen Schpfer-kraft auf der einen und der Schpfung auf der anderen

    Seite.Wer diese (wenn nicht sicht- so doch fhlbaren)

    Zusammenhnge bewusst missachtet und die Naturlediglich als ein Werk der Wrme und des Lichts der

    3 Ohne die zahlreichen Eingriffe des Menschen, die der Kor-

    rektur gelten.

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    Sonne4 betrachtet, luft Gefahr sich vllig von Gott unddamit auch von seiner eigenen spezifisch menschlichenGestalt zu entfernen. Er pervertiert mehr und mehr

    zum Tier5

    .Wer nun Gott als den alleinigen Schpfer und Len-ker nicht anerkennt, gehrt nicht zur Gemeinschaft derGlubigen6. Er schliet sich selbst davon aus und istdamit verdammt, weil er sich auch vom Himmel aus-schliet, denn der Himmel der Engel und dieGemeinschaft der Glubigen bilden ebenfallseine Ein-

    heit, und zwar hnlich dem Inneren und ueren oderdem Geist und dem Krper im Menschen. Gott hat mitdieser Ordnung eine Wechselwirkung geschaffen: derMensch soll beiden Welten angehren und durch seinLeben einen geistigen Einfluss aus dem Himmel in dasnatrliche Dasein gewhrleisten.

    Wer also Gott nicht anerkennt, unterbricht diesenEinfluss; er verschliet die Region seines Willensgegenber der gttlichen Liebe und fttert nun seinen

    4 Heute wrde man sagen, des Urknalls.5 Eine Ansicht im Zeitalter der beginnenden Aufklrung. Dentierischen Menschen gibt es allerdings auch heute noch,

    jedoch eher aufgrund einer emotionalen Fehlentwicklung.6 Swedenborg setzt an dieser Stelle immer den Begriff ec-clesia, der gemeinhin mit Kirche bersetzt wird. Dasgriechische Urwort ekklesia bedeutet aber ursprnglicheine Volksversammlung und wird in diesem Sinn auch fr

    jdische Versammlungen verwendet. In einer Zeit, in der diezahlreichen institutionalisierten Kirchen ihre Daseins-berechtigung mehr und mehr verlieren, entspricht ihm die

    bersetzung Gemeinschaft wesentlich besser.

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    Verstand mit den Produkten seiner persnlichen Nei-gungen. Damit schottet er ihn allmhlich ebenfallsgegen die geistigen Krfte d. h. gegen die Wahrheitendes Glaubens ab und schliet ihn von der Gemeinschaftmit den himmlischen Engeln aus. Sein innerer Umgangwendet sich mehr und mehr den hllischen Geistern zu.Er denkt jetzt, es gebe keinen Gott, der sei ein bloesWort, eine Erfindung der Theologie und der Kirchenmit dem Ziel, ihre Macht aufrecht zu erhalten. Ebenfallshlt er die Bibel fr ein Mrchenbuch und insbesondereden Dekalog fr berflssig, allenfalls fr eine An-

    standsregel gegenber Kindern.Die Menschen, die den einen Gott anerkennen und

    sich ihm innerlich zuwenden, bilden sowohl auf derErde wie im Himmel eine Gemeinschaft. Sie werdendurch ihren Glauben und die von Gott auf sie einflie-ende Kraft zusammen gehalten und es besteht eine

    Verwandtschaft zwischen den irdischen und denhimmlischen Gemeinschaften.Anders steht es mit denen, die mehrere Gtter

    bekennen oder zwar den einen mit Worten anerkennen,im inneren aber an drei glauben, denen sie unterschied-liche Aufgaben oder Kompetenzen zuschreiben.Dadurch wird die oben genannte Einheit zerstrt, was

    zu Verwirrung und Unglauben fhrt.

    Das gttliche Sein, JehovahSein und Wesen scheinen ein und dasselbe zu sein;

    das Sein bildet jedoch die Voraussetzung fr das Wesenund ist demnach universeller.

    Gottes (oder das gttliche) Sein lsst sich nicht

    beschreiben, denn es bersteigt menschliche Vorstel-

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    lungen, die nur Geschaffenes verstehen knnen. Dasgttliche Sein ist jedoch das Sein an sich, der Ursprungund die Substanz von allem, was irgendwie ist.

    Der Name Jehovah bedeutet Ich bin. Im erstenBuch der Genesis ist noch von Elohim die Rede, alsovon Gott, aber schon im zweiten Buch heit erJehovah Gott. Bei den Nachkommen Jakobs in

    gypten ging dieser Name mit der Zeit vergessen,wurde ihnen aber wieder ins Gedchtnis zurckge-rufen:

    Und Moses sprach zu Gott: Welches ist deinName? Gott sprach: Ich bin der Ich Bin. So sollst du zuden Kindern Israels sprechen: ,Der Ich Bin hat mich zueuch gesandt und ferner sollst du sprechen: ,Jehovah,der Gott eurer Vter, hat mich zu euch gesandt. Diesist mein Name in Ewigkeit und meine Benennung von

    Geschlecht zu Geschlecht. (2 Mos. 3, 13-15.)Gott als der Ich Bin ist somit Quelle und Ursprung

    von allem, was im gesamten Kosmos existiert. Ernennt sich ja auch den Ersten und Letzten, denAnfang und das Ende, das Alpha und Omega. Diesesletztere verweist darauf, dass in der geistigen Welt

    jeder Buchstabe seine eigene Bedeutung besitzt, sostehen die Vokale, die der Tongebung dienen, frGefhle und Liebe. Auf dieser Eigenheit beruhenSprache und Schrift der Engel, die eine gemeinsameUrsprache darstellen und nicht mit menschlicherAusdrucksweise zu vergleichen sind.

    Wenn wir in Gott das Sein anerkennen, mssen wir

    ihn auch als etwas Bestehendes sehen, das in unserer

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    Sprache Substanz7 heit. Wenn diese nicht blo eine abs-trakte Idee bleiben soll, muss sie eine Form haben, dieUrform. Gott ist somit die Form von allem Geschaffenen,

    damit auch vom Menschen; das heit, er ist derMensch, indem mehr angelegt ist, als wir uns berhaupt vorstellenknnen. Engel und Menschen sind nach seinem Vorbild sogestaltet, dass sie seinen Einfluss aufzunehmen vermgen,was in der Genesis durch Bild und hnlichkeit Gotteszum Ausdruck gebracht wird. Klar ist damit, dass die Ent-stehung des Menschen keine Zufallserscheinung sein kann.

    Geht man vom Begriff des Seins an sich aus, mussman auf die Vorstellung der Zeit verzichten. Dieses Seinhat nie begonnen und wird nie enden, denn sonst wrees ja selbst auch geschaffen und es msste einen weite-ren Gott auf einer hheren Ebene geben. Es ist aberewig und unendlich, was mit den Worten der Erste

    und der Letzte gemeint ist. Er beschreibt das so:Ich, Jehovah, mache alles, spanne aus die Himmel,ich allein breite die Erde aus von mir selbst. (Jes. 44, 24.)

    Er ist damit auch alles, was das eigentliche Lebenausmacht, also die Liebe und die Weisheit8. Mit diesenBegriffen sind wir beim Wesen Gottes angelangt, das

    7 Neben dem lateinischen subsistere gibt es das verwandteexsistere. Whrend jenes mit bestehen bersetzt werdenkann, hat dieses eher den Sinn von hervortreten und damitsichtbar werden. Entstanden sind daraus die Substanz alsetwas, was ist, und die Existenz als etwas, was sicht- undgreiar da ist.8 Fehlen diese, ist ein Leben kein eigentliches Leben mehr,sondern nur noch eine Art von Surrogat, weshalb es hufig

    Tod genannt wird.

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    ebenfalls unabdingbar ist. Im Latein gibt es dafr denAusdruck essentia, in dem deutlich das Wort esse = seinsteckt. Was ist und besteht, hat parallel zur Form immer auch ein Wesen9.

    Auf diese Zusammenhnge kme der geschaffeneMensch von sich aus nicht; da er von Zeit und Raumabhngig ist, liegen ihm die grundlegenden Begriffefern. Da er jedoch geschaffen ist, sich eine geistigeBetrachtungsweise anzueignen, hat sich Gott in seinemWort offenbart, ebenso die Existenz von Himmel und

    Hlle und von einem Leben nach dem Tod und Gottsteht dem Menschen, der so weit gekommen ist, jeder-zeit nahe, da sich sein Wesen in diesem ausdrckt. Derso entwickelte Zustand ist aber das, was Glaube genanntwird.

    So wie es undenkbar ist, dass das Sein von anderswo-her geschaffen sein knnte, ist es ebenfalls unmglich,dass es ein anderes Sein erschaffen knnte, was der Fallwre, wenn es irgendetwas von Gott Gezeugtes oder ausihm Hervorgegangenes gbe. Aus diesem Grund ent-behrt die Vorstellung von etwas von EwigkeitGeborenem oder Hervorgehendem jedes Sinnes. Siezerstrt die Einheit von Sein, Bestehen und Wesen

    und verunmglicht damit jeden wahren Glauben undebenso das eigentliche Leben. Eine Religion, die sodenkt, ist tot. Auf keinen Fall darf Kindern und Jugend-lichen dergleichen Gedankengut vorgelegt werden,

    9 Dies im Gegensatz zur Beschaffenheit, die, wie das Wortsagt, zu etwas Geschaffenem oder Gewordenem gehrt. DieBegriffe haben sich in der Alltagssprache vermischt.

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    denn damit wird ihnen die wahre geistige Nahrung ver-wehrt.

    Das Wissen um die Einheit Gottes ist dem Menschen

    von Geburt an eingeschrieben, bildet aber noch nichteinen Bestandteil seines Wissens und Denkens. Umsich darin zu uern, bentigt der Mensch verschie-dene Kenntnisse von der Existenz einer geistigen Weltbis zu der absoluten Form der Schpfung, die aus demgttlichen Sein hervorgegangen ist. Eignet er sich dieseKenntnisse an, erwirbt er sich damit die Fhigkeit, an

    der Hand Gottes auf eine hhere Zustandsebene aufzu-steigen, wie es in 1 Mos. 28, 12f. im Bild der Jakobsleiterdargestellt ist.

    Gottes Unendlichkeit, Unermesslichkeitund Ewigkeit

    Die natrliche Welt wird von Raum und Zeitbeherrscht. Immerhin gibt es das Weltall, das mindestensunbegrenzt, wenn nicht unendlich sein muss. Daraus lsstsich unschwer folgern, dass der Schpfer dieses Allssowohl rumlich als auch zeitlich ebenfalls unendlich seinmuss. Es ist dem Menschen also nicht mglich, sich ihnin seinem ureigenen Wesen vorzustellen. Wohl kann er

    seine Wirksamkeit aus der Natur ablesen oder in denWorten der Heiligen Schrift erkennen, hnlich demMoses, der Gott von der Rckseite sehen durfte:

    Und er sprach: Mein Angesicht vermagst du nichtzu sehen, denn nicht sieht mich ein Mensch und lebt.Und ich will meine Hand wegnehmen, dass du mich

    von hinten sehest. (2 Mos. 33, 20-23.)

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    Unter der Rckseite Gottes ist alles zu verstehen, wassichtbar ist. Damit ist deutlich gesagt, dass es unmg-lich ist, das Sein oder Wesen Gottes zu ergrnden.

    Es gibt in der Welt Zeiten und Rume, damit es denMenschen mglich ist, Vorgnge und Erscheinungen,Quantitten und Qualitten zu differenzieren. In dergeistigen Welt ist das nicht notwendig, da die Unter-schiede sich dort in den Neigungen, den darausentspringenden Gedanken und den darauf basieren-den Zustnden ausdrcken. Man knnte daraus

    schlieen, die Engel und Geister seien blo therischeGebilde gleich einem Dunst oder Wind. In Wirklich-keit aber sind sie menschliche Gestalten, allerdingsnicht materieller, sondern wie man es nennenknnte substanzieller Art, wieder eine Qualitt, diesich der irdische Mensch nicht vorstellen kann. Sie

    leben in einer der irdischen vergleichbaren Land-schaft, geordnet und getrennt entsprechend ihrenZustnden.

    Gott ist also zeitlich und rumlich unendlich undunbegrenzt. Er zeigt sich auf einer ersten Ebene alsSonne in der geistigen Welt, aus der seine Kraft alsSphre hervorstrmt. Die letzte und unterste Ebene ist

    die natrliche Sonne, aus der die Natur ihr Lebengewinnt. Da er als der Jenseitige nicht fass- oder sichtbarist, erscheint er dem natrlichen Menschen als eininexistentes Nichts, whrend in Wirklichkeit der Menschgegenber dem Unendlichen selber ein Nichts darstellt.

    Die von Gott ausgehende Kraft ist zwar in jedem

    Engel, Geist oder Menschen pausenlos wirksam, lsst

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    sich aber dennoch mit natrlichen Mitteln nicht nach-weisen, denn sie vermischt sich nicht mit der Materie,so wenig wie sich die Sinnesreize mit den Sinnesorga-

    nen vermischen. Wohl aber ist sie bis zu einemgewissen Grad einer geistigen Vorstellung zugnglich,die sich von Zeit und Raum trennt und sich statt an die-sen an Zustnden orientiert, an Liebe, Leben, Weisheitund Gefhlen, zusammengefasst an allem, was gut undwahr ist. Aus dieser Sicht wird deutlich, dass ohne Got-tes dauernde Prsenz seine Schpfung nicht existieren

    knnte und sich alles Leben in ein Nichts auflsenwrde.

    Gott ist vom Menschen aus gesehen in verschie-denen Dimensionen unendlich: unermesslich imRaum, ewig in der Zeit, unerschpflich in der Wirkung.

    Der Mensch bentigt diese Gren fr seine Existenz,aber obwohl sie von Gott geschaffen sind, findet sich inihm selbst nichts davon. Die Engel dagegen verstehenunter der Unermesslichkeit und Ewigkeit das Sein unddas Bestehen oder auch die Liebe und die Weisheit. Esist daher unsinnig, sich eine Vorstellung machen zuwollen, was der ewige Gott vor der Erschaffung der Welt

    getan haben knnte, denn durch vorher oder nach-her wird Gott in einen Zeitablauf hineingestellt, derwieder nur menschliches Ma hat. Die UnendlichkeitGottes zeigt sich dem denkenden Menschen in ver-schiedenen Beobachtungen:

    Es gibt im ganzen Weltall nicht zwei identischeDinge, obwohl sie in nicht mehr messbaren Mengen

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    vorkommen, was sich beispielsweise an den Formenmenschlicher Gesichter zeigt.

    Es gibt nicht zwei Menschen, die genau eines Sinnes

    oder Charakters wren. Das betrifft Willen, Verstand,Reden und Handlungen.Die Gesetze der Natur bewirken, dass von jeder Art

    eine tragbare Anzahl ber Jahrhunderte und Jahrtau-sende erhalten bleibt, indem ein berangebot anSamen und Keimen einer beschrnkten Entwicklungs-mglichkeit gegenber steht.10

    Keiner Wissenschaft sind Grenzen gesetzt, denn diemenschliche Einsicht vermag unendlich zu wachsenund sich zu vervollkommnen und durch den Willenimmer neue Frchte hervor zu bringen.

    Das Weltall enthlt eine unzhlbare Menge von Kr-pern, Sonnensystemen, Planeten (von denen etliche

    bewachsen und belebt sind).Himmel und Hlle sind beide in unzhlbare Gesell-schaften gegliedert, in denen jeder Verstorbene seitSchaffung der Menschheit seinen besonderen Platz fin-det und bis in Ewigkeit finden wird.

    Alles auerhalb von Gott ist durch seine geistigeSonne geschaffen worden und ist endlich, ist aber bereit,

    den Einfluss aus dem Unendlichen aufzunehmen. Diesist deshalb kein Widerspruch, weil Gott seinen Ein-fluss, seine unendliche Kraft stufenweise den Bedrf

    10 S. kannte noch nicht das berma an menschlichen

    Eingriffen, die oft auf eine andere Art von den Naturgesetzen

    beantwortet und ihres Sinnes beraubt werden.

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    nissen seiner Geschpfe bis herab zum materiellen Da-sein auf der Erde anpasst. Der Mensch ist nach den

    Worten in 1 Mos. 1, 28. ein Ebenbild Gottes, das heit

    ein aufnehmendes Organ, dies allerdings abhngig vonder Qualitt der Aufnahme. Diese ist in drei Ebenenaufgeteilt, eine natrliche, geistige und himmlischeEbene. Der Mensch hat nun die Wahl, die gttlicheKraft nur in der untersten oder aber in einer oder bei-den oberen Ebenen wirken zu lassen. Nur dann entwi-ckelt er sich allmhlich zu einem wahren Ebenbild und

    wird im geistigen Leben in einem der oberen Himmelseinen Platz finden. Verschliet er sich der gttlichenEinwirkung, wechselt er vom Ebenbild zu einem Tier,auch dies wieder auf drei verschiedenen Stufen je nachder Intensitt des Abschlieens.

    Nimmt der Mensch den Einfluss aus dem Himmel

    auf, lsst sich das mit dem Eindringen des Lichts dernatrlichen Sonne in durchsichtiges Material verglei-chen, in Diamant, in Bergkristall, in Glas, entsprechendden drei Ebenen. Bei einem Verschluss entsprchendiese Materialen lauter faulen und stinkenden Dingen.

    Das Wesen Gottes: Liebe und WeisheitDer Urzeit war bekannt, dass die beiden die Grund-

    lage von Gottes Unendlichkeit bilden. Spter, mitwachsender Zuwendung zu Welt und Krper, ver-schwand dieses Wissen allmhlich, insbesondere dieGewissheit, dass die Liebe der Form bedarf. Das Urbildvon Substanz und Form ist aber Gott, und da alles

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    Geschaffene von ihm stammt, folgt, dass sie beide,nmlich die Weisheit und die durch sie wirkende Liebein allen Teilen der Schpfung gegenwrtig sind. Die

    Liebe ist hierbei auch die Kraft, die alles verbindet undin Zusammenhang erhlt. Ein Beispiel dafr sindWrme und Licht. Die Wrme der Sonne in der geisti-gen Welt entspricht der Liebe, ihr Licht der Weisheit.

    Im Menschen manifestiert sich dieser Zusammen-hang durch Willen und Verstand. Der Wille ist der Sitzder Liebe, der Verstand beherbergt die Weisheit. Sie

    entsprechen damit dem Wesen Gottes, aus dem sie ent-springen. Ein Beispiel zeigt sich hier in derZusammenarbeit von Herz und Lunge, in Systole undDiastole des Herzens und der Atmung der Lunge, wobeidas Herz der Liebe, die Lunge der Weisheit entspricht.Alle diese Erscheinungen zeigen, dass die Liebe gleich-

    sam als Gatte alle Formen erzeugt, jedoch nur mit Hilfeder Weisheit, die hierbei die Rolle der Frau spielt. Auchder gesamte Engelshimmel wird aus der gttlichenLiebe durch die gttliche Weisheit in seine Formgebracht und darin erhalten.

    Das Gute und Wahre

    Alles was einer Liebe entspringt ist angenehm undman nennt es gut, whrend die Weisheit aus Wahrhei-ten besteht, deren Licht ihre Gegenstnde erfllt. Esgibt aus diesem Grund in der Kirche zwei Grundele-mente: die Nchstenliebe und den Glauben. Alles Guteder Kirche ist dieser Liebe zugeordnet und alle ihreWahrheiten bilden zusammen den Glauben. Auch die

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    Nchstenliebe bewirkt angenehme Gefhle und dieWahrheiten des Glaubens wecken freudige Reaktionen.

    Nun haben aber die Annehmlichkeiten der Liebe wie

    auch diejenigen des Glaubens zweierlei Gesichter: Es gibtsie aus der Liebe zum Guten wie auch zum Bsen und ausdem Glauben an die Wahrheit wie auch an das Falsche.Beide werden dieser Annehmlichkeiten wegen als gutempfunden; sie sind einander jedoch vllig entgegenge-setzt, denn sie bestehen nur auf der einen Seite als wirklichGutes und Wahres, auf der andern jedoch aus Bsem und

    Falschem. Das Gute kleidet sich in verschiedene Wahrhei-ten und bildet damit unterschiedliche Komplexe, diegemeinsam eine Form bilden, wie wir sie im Menschensowohl von seinem Krper als auch von seinem Gemtkennen, das ebenfalls ein organisches Gebilde ist. SeinInneres besteht aus geistigen, sein ueres aus natrli-

    chen, sein uerstes aus materiellen Substanzen.Stammen seine Annehmlichkeiten aus dem Guten, bestehtes aus geistigen Substanzen gleich denen des Himmels;stammen sie hingegen aus dem Bsen, so sind sie hllisch.Gutes wie Bses wird gebndelt, das erste durch Wahrheit,das zweite durch Falsches. Dazu sagt der Herr:

    Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bn-

    del, damit man es verbrenne. (Mat. 13, 30.)Der Sohn des Menschen wird seine Engel senden

    und sie werden aus seinem Reich sammeln alle rger-nisse und die da Unrecht tun. (Mat. 13, 41.)

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    Das LebenDas Wort war bei Gott und Gott war das Wort in ihm

    war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.

    (Joh. 1, 1. 4.)

    Gott ist hier die von ihm ausstrmende Liebe unddas Wort seine unendliche Weisheit. Diese aber stelltdas eigentliche Leben dar und dieses Leben ist dasLicht, das der Sonne der geistigen Welt entstrmt, inderen Zentrum sich Jehovah Gott befindet. Die gtt-

    liche Liebe erzeugt das Leben wie das Feuer das Licht.Das Feuer brennt und leuchtet; der Verbrennungsvor-gang produziert sowohl die Wrme, als auch dasLicht. So gibt es in der Liebe eine Kraft, die vomInnersten aus hnlich der Wrme auf den Willen desMenschen wirkt, und eine, die mit ihrem Licht den

    Verstand erleuchtet. So kommt der Mensch zu Liebeund Einsicht und das gilt fr jedes denkbare Wesenim Weltall. Mit der Weisheit entsteht also erst dasLeben im Verstand und dessen Beschaffenheit hngtvom Grad seiner Weisheit ab. Dieser aber wird vonder Intensitt bestimmt, mit der die Liebe in seinemWillen regiert.

    Wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat erauch dem Sohn gegeben, das Leben in sich selbst zuhaben. (Joh. 5, 26)

    Das will sagen: wie das gttliche Wesen seit ewigenZeiten in sich lebt, so tut es das auch in der zeitbedingtenMenschengestalt. Dieses eigentliche Leben ist die Quelle

    des Lebens fr Engel und Menschen. Ein Bild dafr ist

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    die irdische Sonne: Ihr Licht konnte nicht geschaffenwerden, wohl aber die Organe, die es aufnehmen, dieAugen, durch die es das Sehen ermglicht. Auch das

    Licht der geistigen Sonne konnte nicht erschaffen wer-den, sondern strmt fortwhrend erleuchtend undbelebend in den Verstand des Menschen ein. Da aberLicht, Leben und Weisheit eine Einheit darstellen, istauch die Weisheit nichts Erschaffenes, ebenso wenig wieder Glaube, das Wahre, die Liebe, die Nchstenliebe unddas Gute. Erschaffen wurden dagegen die aufnehmenden

    Formen und deshalb ist es falsch sich einzubilden, manlebe oder sei weise aus sich, glaube, liebe, erkenne das

    Wahre oder wolle und tue das Gute aus sich; denn damitwrde das Gemt auf die irdischen Gegebenheitenbeschrnkt und aus einem geistigen wrde ein natrli-cher, sinnlicher und fleischlicher Mensch, unzugnglich

    fr alles, was Gott und die Kirche betrifft. Die Produkteseines Verstandes wren entsprechend finstere Torheit;er aber hielte sie fr Weisheit. Sind nmlich die oberenRegionen des Gemts verschlossen, dringt nur noch dasIrrlicht der Welt ein, in dem Falsches als Wahres undumgekehrt erscheint, die dmmsten Argumente als Pro-dukte der Weisheit und diese als Torheit.

    Liebe und Weisheit sind in Gott eine EinheitJeder weise Mensch der Kirche wei, dass das Gute

    der Liebe und das Wahre des Glaubens von Gott stam-men, denn man wei ja auch, dass sie ihren Ursprungin der Form von Wrme und Licht in der Sonne der

    geistigen Welt haben. Und somit ist klar, dass sie eine

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    Einheit bilden mssen. Die von ihnen bestrahltenGegenstnde jedoch reagieren verschieden: manchenehmen mehr Wrme, andere mehr Licht auf, was sich

    besonders am Menschen zeigt. In ihm werden Lichtund Wrme geteilt, weil die Wiedergeburt erfordert,dass er durch die Einsicht gelehrt wird, was er wollenund lieben soll.

    Gott wirkt nun unablssig wieder auf eine Verbin-dung hin, whrend der Mensch von sich aus die Teilungbevorzugt. Er wird zum Ebenbild Gottes, je strker in

    ihm Liebe und Glauben verbunden werden; im gleichenMa wird er ein Himmel und Teil des Engelhimmels.Umgekehrt wird er zu einem Bild Luzifers und damitauch Teil der Hlle. Die Trennung von Liebe und Weis-heit lsst sich mit der Auflsung einer Ehe vergleichen,in der die Frau zur Buhlerin, der Mann zum Ehebrecher

    wird, denn Liebe und Nchstenliebe entsprechen demGatten, Weisheit und Glaube der Gattin. Werden siegetrennt, entsteht das, was als Buhlerei und Hurereibezeichnet wird, das heit, die Verflschung des Wah-ren und die Schndung des Guten.

    Es gibt drei Grade der Weisheit und des Lebens, frdie das menschliche Gemt in Bereiche eingeteilt ist, in

    deren oberstem das Leben in seinem hchsten Gradwohnt. Der unterste wird in der Zeit der Kindheit understen Jugend geffnet, der mittlere folgt im Entwick-lungsalter fr das Denken auf Grund der erworbenenKenntnisse, der oberste ist dem Erwachsenenalter vor-behalten auf Grund der moralischen und geistigen

    Wahrheiten. Die Vervollkommnung des Lebens besteht

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    nicht im (eigenen) Denken, sondern im Erkennen desWahren im Licht der Wahrheit. Es gibt Menschen, diebeim ersten Hren von etwas Wahrem dessen Wahrheit

    sogleich innerlich erfassen; andere bentigen dafrBeweise aus ueren Erscheinungen; und es gibt solche,die nur fr wahr halten, was ihnen von einer angesehe-nen Person vorgesagt wird. Es gibt aber auch Menschen,die einem Irrlicht folgen und das Wahre nicht erkennenwollen oder knnen, denn in diesem Licht erscheintihnen das Falsche als wahr und das Wahre wie in einer

    dichten Wolke verschleiert oder als Luftspiegelung,wenn nicht ganz und gar als falsch.

    Andere auerhalb seiner selbst lieben, einsmit ihnen sein, sie beglcken wollenDiese drei Elemente bilden das Wesen von Gottes

    Weisheit. Die Liebe will dies alles, die Weisheit bringtes zu Stande. Das erste der genannten Elemente zeigtsich an der Liebe Gottes zur Menschheit, zu derenWohlergehen Gott alles liebt, was er erschaffen hat;denn alles bildet die Mittel, und wer den Zweck liebt,liebt auch die Mittel. Alles Erschaffene ist endlich undsteht auerhalb des unendlichen Gottes; es besteht aus

    Gutem und Bsem, nicht nur aus Michael und Gabriel,sondern auch aus Teufel und Satan. Aber Gott zrntnie, sondern liebt alles, denn er ist berall und vonEwigkeit zu Ewigkeit derselbe.

    Er lsst seine Sonne aufgehen ber Bse und Gute undlsst regnen ber Gerechte und Ungerechte. (Mat. 5, 45.)

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    Wenn Personen oder Gegenstnde bse sind, liegtdie Ursache in ihnen selbst, denn sie nehmen GottesLiebe nicht so auf wie sie ist, sondern gem ihrer eige-

    nen Natur, so wie der Dornstrauch oder die Brennnesseldie Wrme der Sonne und den Regen des Himmels.Das zweite Element zeigt sich an der Verbindung

    Gottes mit dem Himmel der Engel und der Kirche samtihren Angehrigen auf der Erde sowie mit allem Gutenund Wahren darin. Die Liebe besteht an sich im Stre-ben nach Verbindung, weshalb Gott den Menschen in

    sein Bild und nach seiner hnlichkeit schuf. Er sagt er wolle, dass sie eins seien, er in ihnen und sie

    in ihm und dass die Liebe Gottes in ihnen sei. (Joh.17, 21-23. 26.)

    Das dritte Element zeigt sich am ewigen Leben, das

    in Seligkeit und Glck ohne Ende besteht, die Gottdenen beschert, die seine Liebe in sich aufnehmen. Gottist nicht nur Liebe, sondern auch Seligkeit, denn dieLiebe ist und bringt Glck in Ewigkeit. Damit beglcktGott die Engel und die Menschen nach dem Tod, indemer sich mit ihnen verbindet.

    Diese Eigenheit der gttlichen Liebe erkennt man

    an ihrer Wirkung auf jeden im ganzen Weltall gemseinem Zustand. So lieben Eltern auerhalb ihrerselbst ihre Kinder, mchten eins mit ihnen sein undsie beglcken. Und diese Wirkung geht nicht nur vonden Guten aus, sondern auch von den Bsen, ja vonallen Lebewesen berhaupt. Die Mutter denkt daran,sich gleichsam mit ihrem Kind zu vereinen und fr

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    sein Wohl zu sorgen. Gleiches tut der Vogel, der seineJungen unter die Fittiche nimmt und die Nahrung inihre Schnbel legt. Selbst Schlangen und Nattern lie-

    ben ihre Brut. Bei denen aber, die Gottes Liebe in sichaufnehmen, an ihn glauben und ihre Nchsten lie-ben, ist die Nchstenliebe das Ebenbild dergttlichen Liebe. Ein Schein davon umgibt sogar dieFreundschaft zwischen nicht guten Menschen,indem zum Beispiel ein Wirt seinem Gast immerhindie guten Stcke reicht, ihn bei der Hand fasst und

    ihn seiner Dienste versichert. Hier liegt der Ursprungaller Sympathie und des Strebens von Gleichartigemnach Verbindung. Auf Bume und Pflanzen wirkt diegttliche Sphre mittelbar durch die Wrme und dasLicht der Sonne, die eindringen und zum Wachsen,Blhen und Frucht Tragen anregen. Die Wrme der

    Sonne entspricht damit der geistigen Wrme, derLiebe.

    Aus dieser Beschreibung lsst sich auch das Wesender vllig entgegengesetzten, der teuflischen Liebeerkennen. Sie besteht im Extremfall aus Selbstliebeund Abneigung, liebt niemanden auerhalb der eige-

    nen Person und sucht nie eine Gelegenheit umjemandem Gutes zu erweisen. Sie trachtet danach zuherrschen, zu gewinnen und am Ende angebetet zu

    werden. Daher anerkennen die Hllischen nichtGott, sondern jene, die andere an Macht berragen,so dass sie je nachdem kleinere und grere Gtterum sich haben, die sie jedoch nicht lieben, sondern

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    nur ungern ertragen. Und diese Gtzen lieben ihrer-seits ihre Untertanen nicht, sondern behandeln sie

    wie Sklaven; immerhin schmeicheln sie ihnen,

    solange sie von ihnen angebetet werden. Diese Artvon Liebe erscheint in ihrer Hlle in der Gestalt vonwilden Tieren, die in kahlen Wsteneien leben ms-sen. Bei den Propheten werden sie als Ochim, Zijimund Ijim erwhnt. (Jes. 13, 21; Jer. 50, 39; Ps. 74, 14.)

    Diese Eigenschaften der gttlichen Liebe

    fhrten zur Schpfung und Erhaltung desWeltallsGott befindet sich ebenso auerhalb des Weltalls wie

    die Sonne auerhalb der Erde. Das Weltall ist damit ers-tens ein Bild fr die Liebe, die Gott an seine Geschpfeauerhalb seiner selbst wendet. Zweitens zeigt sich die

    Absicht Gottes, sich auf seine Weise mit den Geschpfenzu verbinden, indem er sie als sein Bild und seine hn-lichkeit schuf, als ein Wesen, das fr die Aufnahme derLiebe und Weisheit Gottes vorgesehen ist, damit er eineBeziehung zu seinem Geschpf erhlt. Das gilt sodannfr alle Dinge des Weltalls, die ihm ihrerseits als Mittelfr seinen Zweck dienen. (1 Mos. 1, 28-30.) Am Engels-

    himmel zeigt sich, dass auch die dritte Eigenschaft eineSchpfungsursache ist, denn der Himmel ist fr jedenMenschen bestimmt, der Gottes Liebe aufnimmt.

    Alle drei Wesenselemente dienen auch der Erhal-tung, weil diese eine unausgesetzte Schpfung darstellt,so wie das Bestehen ein andauerndes Entstehen voraus-setzt.

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    Aus all diesem ergibt sich, dass das Weltall ein Werkist, das in sich zusammenhngt, sowohl in der Zielset-zung und den Mitteln als auch im Ergebnis. Jede Liebe

    hat ein Ziel und jede Weisheit ist bestrebt, dieses Zieldurch die Wahl geeigneter Mittel erreichbar werden zulassen, das heit Nutzen zu bringen. Also ist das Weltallein Werk Gottes, das Liebe, Weisheit und das Hervor-bringen von Nutzen in sich vereinigt und damit vomErsten bis zum Letzten zusammenhngt. ber demGanzen wirkt ein gemeinsames Prinzip, das alles in eine

    passende Form bringt, so dass es zusammenstimmt.

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    Allmacht, Allwissenheit undAllgegenwart

    Diese drei Fhigkeiten gehen aus der gttlichenLiebe und Weisheit hervor hnlich der Kraft undGegenwart unserer Sonne. Unendlichkeit, Uner-messlichkeit und Ewigkeit gehren zum gttlichenSein, Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart zurgttlichen Weisheit. Die Liebe fliet mit allem, waszu ihr gehrt, in die Weisheit ein und herrscht dort

    wie ein Knig. Dieser berlsst die Ausbung derGerechtigkeit seinem Gericht. Nun ist die Gerechtig-keit Sache der Liebe, das Gericht hingegen der

    Weisheit. Also berlsst die Liebe das Wirken ihrerWeisheit. Dazu heit es in der Bibel:

    Im Anfang war das Wort und das Wort war bei

    Gott und Gott war das Wort Alles ist durch dasselbegeworden und ohne dasselbe ist nichts geworden, dasgeworden ist. In ihm war das Leben und das Lebenwar das Licht der Menschen und die Welt ist durchdasselbe geworden und das Wort ward Fleisch.(Joh. 1, 1. 3. 4. 10. 14.)

    Unter dem Wort ist hier das gttliche Wahre oder die

    gttliche Weisheit zu verstehen. Deshalb wird es auchLeben und Licht genannt. Leben und Licht sind abernichts anderes als Weisheit.

    Da Gerechtigkeit zur Liebe, Gericht aber zur Weis-heit gehrt, seien zwei von zahlreichen Zitaten alsBelegstellen dafr angefhrt, dass Gottes Herrschaft in

    der Welt durch diese beiden aufrecht erhalten wird:

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    Gerechtigkeit und Gericht sind deines Thrones Sttze.(Ps. 89, 15.)

    Wie die Wasser soll sich das Gericht daher wlzen und

    die Gerechtigkeit wie ein reiender Bach. (Amos 5, 24.)

    Viele ungereimte Vorstellungen haben sich in dieGemter einzelner Menschen und auch in die Kircheeingeschlichen, weil man die Ordnung nicht verstand,die Gott dem Weltall als Grundlage gegeben hat. Er hatdie Welt aus sich selbst erschaffen; er ist somit selbst die

    Grundsubstanz, die das All am Funktionieren hlt. JedeSubstanz besitzt aber eine Form, die Auskunft gibt berihre Beschaffenheit. Sie drckt sich aus im Verhaltenaller Teile und Wesen, aus denen sie besteht. DieserZusammenhang bildet die gttliche Ordnung. Wir kn-nen sie im Idealfall erkennen als einen vollkommenen

    Zustand, hervorgebracht durch die Weisheit, in der dieLiebe herrscht, beziehungsweise unvollkommen, aus-gebrtet durch die Unvernunft als Auswuchs ihrerBegierde. Dieser Zustand ist aber eine sptere Erschei-nung, denn in der Schpfungsgeschichte ist zu lesen,dass alles gut war.

    Gottes Ziel war von Anbeginn, dass alle Einzelord-

    nungen sich in die Gesamtordnung einfgen und soeine Einheit darstellen. Das gilt im Groen wie imKleinen, also auch fr den Menschen und seinen Kr-per, dessen Organe und Muskeln alle ihre eigeneOrdnung besitzen, sich aber so zu einem Ganzenfgen, dass sie in ihm eine Einheit bilden. Und dies giltidentisch fr jedes Lebewesen, sei es Tier oder Pflanze,

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    und darber hinaus auch fr jeden Fels oder Stein biszum kleinsten Stubchen.

    In jedem Staat nehmen die Gesetze der Gerechtig-

    keit die erste Stelle ein. Ihnen folgen die derVerwaltung und der Wirtschaft. Bezogen auf den Men-schen bildet die Gerechtigkeit das Haupt, dieVerwaltung den Leib und die Wirtschaft die Kleider,weshalb deren Gesetze wie die Kleider gewechselt wer-den knnen.11 Eine Parallele gilt fr die Kirche: Gottsoll im Ganzen wie in den Einzelheiten gegenwrtig

    und der Nchste sein, dem gegenber die Ordnung zuwahren ist. Die Gesetze in Bezug auf Gott sollen dasHaupt, diejenigen in Bezug auf den Nchsten den Leibund die Gebruche die Kleider bilden.

    Gott ist der Allmchtige, weil er alles aus sich selbst

    zu tun vermag, whrend jeder andere dazu seinerHilfe bedarf. Knnen und Wollen sind in ihm eins undda er nur das Gute will, tut er auch nur Gutes. Dasfhrt dazu, dass in der geistigen Welt niemand etwasgegen seinen Willen tun kann. Da Gott sich nicht sel-ber untreu werden kann, entwickelt sich seineAllmacht innerhalb der unbegrenzten Sphre des

    Guten, die das ganze Weltall durchzieht. Sie regiertauch Dinge, die auerhalb dieser Sphre liegen, sofernsie sich mit der Ordnung in Einklang befinden. Tunsie es nicht, gilt die Aufmerksamkeit der Zurckfh

    11 Eine Rangordnung, die unter dem Druck des Kapitals zuwanken beginnt.ausgestoen,

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    rung, und nur wenn diese nicht gelingt, werden siejedoch von Gott immer noch erhalten. Die Allmachtkann sich also nicht selbst untreu werden, um mit

    Bsem zusammen zu existieren; sie kann es aber auchnicht vernichten. Es ist das Bse selbst, das sich vonGott abwendet und in der Hlle landet. Gott kann alsoniemanden verdammen, verfluchen, in die Hlle wer-fen, kann keine Seele zum ewigen Tod bestimmen,kann keine Beleidigung rchen und kann weder zr-nen noch strafen.

    Gottes Allmacht ist keine Willkr. Er kann keinenSchuldigen als unschuldig und keinen Ungetreuen alstreu erklren, keinen Unwrdigen ber Verdienst erhe-ben oder seine Untergebenen knechten. Aus einersolchen Vorstellung von willkrlicher Allmacht sind Irr-tmer und Hirngespinste in die Kirche eingedrungen

    und das kann auch weiterhin geschehen. Knnte aberdie Allmacht sich derart mit Bsem befassen, dass er esals gut bezeichnet, wo wre dann der Unterschied zwi-schen Gott und Teufel? Das Gute und das Bse sindeinander ausschlieende Gegenstze (die sich bekmp-fen), so dass Gott, stnde er auf beiden Seiten, gar keineMacht und vollends keine Allmacht bese.

    Knnte er aber nicht vielleicht die Hlle in den Him-mel erheben, den Teufel in einen Engel verwandeln undjeden irdischen Bsewicht reinigen, heiligen und wie-dergebren? Seine Allmacht ist nicht von dieser Art, siefolgt den Gesetzen seiner Ordnung, die auch in denMenschen gilt und verlangt, dass die Annherung von

    beiden Seiten aus zu geschehen hat.

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    AllwissenheitGott sieht und wei alles, weil er die Liebe und Weis-

    heit ist. Er ist aber auch das Licht der geistigen Sonne,die den Verstand aller Wesen erleuchtet. Und nicht nurdies, denn je nach der Aufnahmebereitschaft auf Grundder Liebe schenkt er Einsicht, deren Licht dem Men-schen Weisheit weckt. In den Psalmen heit es, Gottwohne in einem unzugnglichen Licht, in der Offenba-rung, im Neuen Jerusalem werde man keiner Leuchte

    bedrfen, da Gott der Herr sie erleuchtet. Bei Johannessteht, das Wort, das bei Gott war und das Gott war, seidas Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in dieWelt kommt. Das Wort ist die gttliche Weisheit undberall, wo vom Licht die Rede ist, ist die Weisheitgemeint.

    Gott sieht und erkennt alles bis in die kleinste Ein-zelheit, weil sich die Ordnung aus diesen Einzelheitenauaut. Alle Einzelheiten zusammen formen dieGesamtstruktur, so wie alle Besonderheiten zusam-men die allgemeine Gltigkeit bilden. Diese Strukturhngt so eng zusammen, dass kein einziger Punktberhrt werden kann, ohne dass sich die Empfin-

    dung auf das Ganze bertrgt. Dies hat zur Folge,dass es in jedem Geschaffenen hnlichkeiten gibt.

    Als Beispiel gelte der Mensch: Jedes Glied besitzteine gemeinsame Umhllung, die aber bis in diefeinsten Einzelteile ausluft, bei den Muskeln zumBeispiel bis in die Bewegungsfasern. Dasselbe gilt fr

    die inneren Organe; auch hier laufen die Umhllun-

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    gen bis in die einzelnen Bestandteile aus. Gleichestrifft sogar fr das Herz und das Hirn zu. Besondersdringt die Hirnhaut durch sich absondernde (Ner-

    ven)-Fasern in alle untergeordneten Drsen ein unddurch diese in smtliche Teile des gesamten Krpers.So regiert das Haupt den Krper.

    Aus der Ordnung ergibt sich, dass Gott auch allesbemerkt, was gegen sie geschieht. Gott hlt den Men-schen nicht im Bsen, sondern hlt ihn davon ab; erlenkt ihn nicht, sondern kmpft mit ihm. Daraus zeigt

    sich fr Gott die Gre und Beschaffenheit des Bsen,das ihm entgegensteht. hnliches erkennt einMensch, dessen Ohr auf Harmonie eingestellt ist,wenn er Dissonanzen hrt. Maler gestalten solcheGegenstze gern, indem sie einem schnen Gesichtein hssliches gegenber stellen. Jeder, der sich um

    das Gute bemht, kann das Bse und jeder Wahrhaf-tige das Falsche erkennen, weil das Gute in der Wrmeund das Wahre im Licht des Himmels ist, das Bseund Falsche dagegen in der Klte und Finsternis derHlle.

    Nicht zu verwechseln sind Gegenstze mit Verhlt-nissen. Ein Gegensatz entsteht, wenn ein Ding

    verschwindet und an seine Stelle ein anderes tritt, dasauerhalb der bisherigen Ordnung im entgegengesetz-ten Sinn wirken will. Ein Verhltnis besteht aus demNebeneinander verschiedener Dinge innerhalb einerOrdnung, die dort wieder ein Ganzes bilden, wie wir esetwa von Schmuck und Farben kennen. Verhltnisse

    gibt es sowohl im Himmel als auch in der Hlle, natr-

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    lich vllig entgegengesetzt. Gott erkennt nun gemseiner Allwissenheit beide, auch innerhalb des Men-schen. Dieser sagt:

    Stiege ich in den Himmel, so bist du da: Betteteich mich in die Unterwelt, siehe, so bist du auch dort.(Ps. 139, 8.)

    Grben sie auch durch die Unterwelt, meine Handwrde sie von da zurck holen. (Amos 9, 2f.)

    Allgegenwart

    Gott wirkt aus der Sonne der geistigen Welt durchihre Wrme und ihr Licht, durch die das ganze Weltallgeschaffen worden ist, die alles durchdringen underfllen und das Leben aller lebendigen Geschpfe aufder Erde hervorbringen. Da bei Gott nicht von einerAusdehnung gesprochen werden kann, ist er allgegen-

    wrtig; anders gesagt, er ist im ganzen Raum ohneRaum und in der Zeit ohne Zeit gegenwrtig. Infolgedieser Allgegenwart nimmt er alles wahr, sieht durchdie Allwissenheit alles vor und bewirkt alles durch dieAllmacht. Diese drei Eigenschaften setzen sich gegen-seitig voraus und bilden demgem eine Einheit.

    Die gttliche Allgegenwart zeigt sich im Jenseits, in

    dem es keinen Raum nach unserer Vorstellung gibt,durch die Fhigkeit der Engel, sich einander jederzeitals gegenwrtig vorzustellen. Dafr gengt ein hnli-ches Denken aus einer hnlichen Neigung, denn diesebeiden erzeugen den Anschein eines Raumes. Auf derErde ist diese Fhigkeit auf die Gedanken beschrnkt,mit denen jeder bei jedem anderen sein kann, egal, wo

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    er sich gerade ault. hnliches bewirkt die Erinne-rung an vergangene Ereignisse oder Erlebnisse, die mansich aus dem Gedchtnis zu scheinbarer Gegenwart

    zurckrufen kann. Entfernungen werden nicht durchdie Gegenstnde selbst, sondern durch das, was dazwi-schen liegt, angezeigt.

    Der Mensch als FormWeil der Mensch als Bild und hnlichkeit Gottes

    geschaffen wurde, ist er es auch in Bezug auf die Ord-

    nung. Der ganze Himmel ist in Folge desOrdnungsprinzips eine Form der gttlichen Ordnungund erscheint deshalb vor dem Auge Gottes als ein ein-ziger Mensch. Dadurch entsteht zwischen dem Himmelund dem einzelnen Menschen ein vollkommenes Ent-sprechungsverhltnis und jede himmlische Gesellschaft

    ist ein Abbild eines menschlichen Organs oder Glieds.Man sagt daher im Himmel, eine Gesellschaft befindesich im Gebiet des Hirns, der Leber, des Auges, derZunge usf. Die Engel selbst sind sich im Klaren, in wel-chem Teil dieses Menschen sie wohnen. Damit wirddeutlich, dass der Himmel ein Bild Gottes und diesesdie Form der gttlichen Ordnung ist.

    Alles, was aus der Sonne der geistigen Welt hervor-geht, nhert sich der Form eines Menschen. Smtlichedortigen Gegenstnde sind Abbilder des Menschen.Das gilt auch fr Tiere, die lediglich sichtbare Darstel-lungen der Neigungen und Gedanken der Engel sind,wie das auch bei Wald, Grten und Rasenflchen derFall ist. Wird den Engeln das innere Gesicht geffnet,

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    knnen sie in den Gegenstnden ihr Ebenbild erken-nen. Aus dieser Wahrheit lsst sich folgern, dass derMensch in seiner Funktion als Aufnahmegef des gtt-

    lichen Einflusses der Endzweck der Schpfung war.Liebe und Weisheit besitzen das Bestreben Nutzenzu schaffen. Tun sie es nicht, verflchtigen sie sich. DasZiel des Weltalls ist der Nutzen, der durch den Men-schen bewirkt werden soll, weshalb in diesem die ganzeOrdnung konzentriert ist. Man kann es so ausdrcken:Der Nutzen ist das Ziel, das die Liebe durch die Weis-

    heit bewirkt. Bemht sich der Mensch um einenNutzen, erfllen ihn Gottes Liebe und Weisheit.

    Auch der Mensch hat Macht, Weisheit und er lebt inGott, solange er nach dessen Ordnung lebt.

    Niemand kann dem Bsen und Falschen widerste-hen auer Gott, denn es entstammt der Hlle, wo es

    ebenfalls eine Einheit bildet.

    Die Macht des MenschenWenn der Himmel vor Gott ein Mensch ist, ist die

    Hlle ein Riese, mit dem es jeder zu tun bekommt,der Bses und Falsches aufnimmt. Den Kampf mitdiesem Riesen aber kann nur Gott allein aufnehmen,

    weil er allmchtig ist. Der Mensch wre ihm gegen-ber vllig verloren und dies umso mehr, als er jaselber von Geburt an Bses in sich trgt. Bemht ersich also nicht um die gttliche Ordnung, ist seinSchicksal besiegelt. Er soll Gott und dessen Allmachtals Schutz anerkennen, aber auch seinerseits gegendas Bse kmpfen.

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    Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Mensch insich keine Spur von Wahrem oder von Weisheit habenkann, wenn sie ihm nicht von Gott gegeben werden. So

    wie der Engelshimmel ist auch der menschliche Geistin drei Grade geteilt, in denen er erhoben werden oderabsinken kann. Je hher er erhoben wird, desto mehr ister Mensch; je tiefer er sinkt, desto mehr nhert er sichdem Tier. Der Mensch steht senkrecht in der Welt, denKopf erhoben und den Blick je nach Wunsch gegen denHimmel oder den Zenith gerichtet. Das Tier hingegen

    steht waagerecht auf seinen Fen und hat Mhe, sei-nen Blick nach oben zu richten.

    Der Mensch ist als Form der gttlichen Ordnunggeschaffen und ist deshalb mit Gott verbunden. Dies istdie Folge der gttlichen Allgegenwart. Es gilt jedochzunchst nur fr die oberste Region seines Gemts.

    Dadurch hat er die Mglichkeit, das Gute zu wollen unddas Wahre zu erkennen. Wenn er sich jedoch nicht andie Ordnung hlt, verschliet er die unteren Regionenseines Geistes und verhindert, dass Gott auch sie mitseiner Gegenwart erfllen kann. Gott ist dann zwar inihm, aber er nicht mit Gott verbunden, nicht in ihm,ein Zustand, dem das Wort bei Johannes entgegensteht:

    Der Herr wolle, dass der Mensch in ihm und er im Men-schen sei. (15, 4f.)

    Eine Abwesenheit Gottes von den Menschen istebenso unmglich wie eine Abwesenheit der Sonne vonder Erde. Aber auch deren Wrme und Licht wirkt nur,solange die Gegenstnde sie aufnehmen, wie es im

    Frhling und Sommer geschieht (wenn die Erde sich

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    der Sonne zuwendet). Auf den Menschen bezogenheit das, Gottes Allgegenwart kommt nur zu ihrer vol-len Wirkung, wenn der Mensch sich ihr ffnet, indem

    er sich der Ordnung unterstellt. Dabei ist allerdingsfestzuhalten, dass die Allgegenwart sich insofern vonder Wirkung der irdischen Sonne unterscheidet, als siekeine Wechsel kennt, weder die der Jahreszeiten nochdie von Tag und Nacht. Es ist der Mensch, der sich vonGott abwendet wie die Erde im Herbst und Winter.12

    12 Swedenborg war zwar auch astronomisch ttig, beschrnktsich aber hier auf die ihm in Sachen Religion besser vertrau-

    ten Bewohner der Nordhalbkugel.

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    Der Herr als Erlser

    Der Erlser ist Jehovah in seiner menschlichen

    Gestalt. Er wird nicht mehr wie im Alten Testament Jehovah genannt, sondern Herr, wie er im Neuen Testa-ment heit.

    Hre Israel, Jehovah, unser Gott, ist ein Jehovah. Dusollst lieben deinen Gott von deinem ganzen Herzenund von deiner ganzen Seele. (5 Mos. 6, 4f.)

    Hre Israel, der Herr, unser Gott, ist ein Herr. Dusollst lieben den Herrn, deinen Gott, von deinem gan-zen Herzen und von deiner ganzen Seele. (Mar. 12, 29f.)

    Der Herr gebot auch seinen Jngern ihn Herr zu nen-nen und so wurde er von den Aposteln in ihren Briefengenannt. Die Juden wagten seiner Heiligkeit wegen den

    Namen Jehovahs nicht zu nennen, unter dem das gtt-liche Sein von Ewigkeit verstanden wird; das zeitlichfixierte Menschentum war aber nicht dieses Sein undder Begriff Herr stellt deshalb Jehovah in seinermenschlichen Erscheinung dar.

    Jehovah ist herabgekommen und hat Menschennatur

    angenommen, um die Menschen zu erlsen. In derchristlichen Kirche gibt es die Meinung, Gott habe einenSohn von Ewigkeit gezeugt und dieser sei herabgekom-men, sei Mensch geworden um die Menschen zu erlsen.Dieser Irrtum fllt in sich zusammen, sobald man davonausgeht, dass Gott einer ist. Es ist unvernnftig anzuneh-men, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, jeder fr sich

    Gott, bildeten zusammen einen einzigen Gott.

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    vorzuwagen. Das kann er nur in seiner menschlichenGestalt. Er heit deshalb im Wort der erste und letzteoder das Alpha und Omega.

    In der Bibel wird Gott einmal nur Jehovah oder Gott,dann wieder Jehovah Gott genannt. Das hngt davonab, ob es um das Gute (Jehovah), das Wahre (Gott) oderum beides geht. Wie am Anfang des Johannesevangeli-ums geschrieben steht, kam Gott als das Wahre oder dasWort auf die Erde:

    Im Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott und

    Gott war das Wort. Alles ist durch dasselbe gewordenund ohne dasselbe ist nichts geworden, was gewordenist. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unteruns. (Joh. 1, 1. 3. 14.)

    Das Wort, wie es in der Kirche bekannt ist, wurdevon Gott selbst diktiert und kann deshalb nur die gtt-

    liche Wahrheit enthalten. Weil es aber auf dem Wegin die Welt die Himmel passierte, wurde es dort denEngeln und auf der Erde den Menschen angepasst.Daher liegt im Wort ein geistiger Sinn, in dem diesesWahre im Licht, und ein natrlicher, in dem es ver-dunkelt erscheint. Da der Herr auf die Erde kam umalles im Wort zu erfllen, heit es in der Bibel immer

    wieder auf dass die Schrift erfllt wrde. Alle einge-setzten Bezeichnungen Messias, Christus, Sohn desMenschen, Beistand, Heiliger Geist haben einegemeinsame Bedeutung: das gttliche Wahre.

    Das Bse und Falsche, in dem sich die gesamte Hllebefand und stets befindet, konnte nicht durch das Gute

    allein, sondern nur durch das Wahre aus dem Wort

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    bekmpft, berwunden und unterjocht werden. Ebensokonnte der neue Himmel nur so gegrndet und geord-net werden; dasselbe gilt fr die neue Kirche. Alle

    Strke, Kraft und Macht Gottes kommt dem gttlichenWahren zu.Grte dein Schwert an deine Hfte, Mchtiger! Und

    steig hinan in deiner Herrlichkeit, fahre daher auf demWort der Wahrheit und Wunderbares wird dich deineRechte lehren. Geschrft sind deine Pfeile, Vlker fallenvor dir, im Herzen Feinde des Knigs. (Ps. 45, 4-6.)

    Beim Menschen wohnt das Gute im Willen, dasWahre im Verstand. Der Wille vermag aber aus demihm innewohnenden Guten ohne den Verstand garnichts; er kann weder handeln noch reden noch emp-finden, hnlich wie das Herz ohne die Atmung derLunge zu nichts im Stande ist. Das zeigt sich beim Ersti-

    cken: whrend die Atmung stockt, schlgt das Herznoch eine Weile weiter. Strker zeigt sich die Macht desWahren im Himmel. Ein Engel er kann sein wie einKind der vom Herrn mit den gttlichen Wahrheitenbegabt ist, kann eine ganze Schar von hllischen Geis-tern in die Flucht schlagen und bis in die unterstenHhlen verfolgen und diese Geister werden sich nie

    wieder einem Engel nhern. Eine hnliche Machtgegenber dem Bsen besitzen auch Menschen, die imBesitz gttlicher Wahrheiten sind.

    Gott trennte aber beim Herabkommen das Wahrenicht vom Guten, was sich aus der Geschichte der Emp-fngnis ablesen lsst, wo es heit, die Kraft des

    Hchsten werde Maria berschatten. (Luk. 1, 35.) Unter

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    der Kraft des Hchsten ist hier das Gute zu verstehen.hnliche Bedeutungen haben alle Texte, in denen vomVater die Rede ist, der Vater sei im Herrn und er sei im

    Vater, alles, was der Vater habe, sei sein, der Vater under seien eins. Unter dem Vater ist das gttliche Gute zuverstehen.

    MenschennaturEntsprechend seiner Ordnung musste die Annahme

    auf natrlichem Weg geschehen: Empfngnis, Schwan-

    gerschaft und Geburt, danach Erziehung und Bildung.Der Herr war ein Kind und ein Junge wie alle anderen,nur durchlief er seine Entwicklung schneller und voll-kommener.

    Der Knabe Jesus wuchs und erstarkte im Geist und nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei

    Gott und den Menschen. (Luk. 2, 40. 52.)Ein deutliches Beispiel hierfr ist die Erzhlung vomZwlhrigen im Tempel. (Luk, 2, 46f; 4, 16-22. 32.)Dies geschah, weil sich der Mensch nach dem Willender gttlichen Ordnung selber zur Aufnahme Gottesgeschickt machen soll, whrend Gott, wenn der Mensches wirklich tut, Wohnung in ihm nimmt. Dabei soll sich

    der Mensch der Erkenntnisse Gottes und der geistigen,zur Kirche gehrenden Dinge, also der Einsicht undWeisheit bedienen. Es ist nmlich ein Gesetz der Ord-nung, dass Gott im gleichen Ma an den Menschenherantritt, ihm nahekommt und sich innerlich mit ihmverbindet, wie der Mensch seinerseits an Gott herantritt

    und ihm nahekommt, was er ganz wie von sich tun soll.

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    Wer die Gesetze der gttlichen Ordnung nichtbegriffen hat, mag sich fragen, weshalb Gott nicht ohneeinen solchen Entwicklungsgang auf die Erde gekom-

    men sei und sich nicht einen Krper mit denElementen aus allen vier Weltgegenden geschaffenhabe, um so auch die Juden und die ganze Welt zubeeindrucken. Oder weshalb er sich nicht gleich nachder Geburt zu voller Gre entwickelt habe um keineZeit zu verlieren.

    hnlich Skurriles geschah in der Kirche, wo man

    glaubte, Gott sei im Stand der Welt zu zrnen und siezu verfluchen, worauf er sich auf die Frbitte seinesSohnes und im Hinblick auf dessen Kreuz habe erwei-chen lassen. Oder: Gott knne die Gerechtigkeit seinesSohnes den Menschen einpflanzen und knne nach derArt eines Papstes jedem beliebigen, der ihm genehm

    sei, die Snden vergeben und auf diese Weise selbsteinen gottlosen Teufel aus seiner Schwrze in strahlen-des Wei verwandeln.

    Das menschliche Wesen heit der SohnGottesDer Herr heit Sohn Gottes, Sohn des Menschen

    und Sohn Marias. Das erste bedeutet Jehovah Gott inseinem menschlichen Wesen, das zweite der Herr alsdas Wort und das dritte seine angenommene Men-schennatur im eigentlichen Sinn.

    Dabei ist vor allem festzuhalten, dass der geboreneJesus gttlichen Ursprungs ist und nicht der natrlicheSohn von Joseph und Maria, wie schon im dritten Jahr-

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    hundert von Arius behauptet. Anhnger seiner Lehrehaben sich bis zum heutigen Tag erhalten. Als Gegen-gewicht wurde in Nica der vom Vater von Ewigkeit

    gezeugte Sohn propagiert, eine Vorstellung, die sich innoch wesentlich strkerem Ma durchsetzte und nochheute gilt. Dagegen erklrt der Herr an vielen Stellen,es knne niemand den Vater sehen oder kennen, nie-mand zu ihm kommen oder an ihn glauben auerdurch sein menschliches Wesen.

    Die ErlsungstatenVerbreitet herrscht die Meinung, dem Herrn komme

    das Verdienst und die Gerechtigkeit durch den Gehor-sam zu, den er dem Vater in der Welt geleistet habe,indem er sich ans Kreuz schlagen lie. Man glaubt, dasLeiden am Kreuz sei die eigentliche Erlsungstat gewe-

    sen, whrend sie in Wirklichkeit der Verherrlichungseiner Menschennatur diente. Zur Gerechtigkeitmachte sich der Herr aber durch andere Taten: Er fhrtedas Letzte Gericht durch, das in der geistigen Welt statt-fand, schied die Bsen von den Guten und die Bckevon den Schafen. Er trieb alle, die mit den Tieren desDrachen gemeinsame Sache machten, aus dem Himmel

    und bildete mit den Wrdigen einen neuen Himmel,aus den Unwrdigen aber eine Hlle. In beide brachteer eine Ordnung und er grndete eine neue Kirche. DieGerechtigkeit besteht darin, dass alles nach der gttli-chen Ordnung getan, bzw. in diese zurckgebrachtwird, sofern es heraus geraten war. Diese Ordnung

    selbst ist die Gerechtigkeit:

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    Mir kommt zu, alle Gerechtigkeit zu erfllen.(Mat. 3, 15.)

    Siehe, die Tage werden kommen dass ich dem

    David einen gerechten Spross erwecken werde, der alsKnig herrschen und Recht und Gerechtigkeit aufErden ben wird und dies ist sein Name: Jehovah,unsere Gerechtigkeit. (Jer. 23, 5. 6; 33, 15. 16.)

    Diese Gerechtigkeit kann keinesfalls auf den Men-schen bertragen werden, denn sie ist rein gttlicherNatur und kann im Menschen kein Heil bewirken, so

    wenig wie das gttliche Leben oder die gttliche Liebeund Weisheit. Der Herr dringt zwar damit in jedenMenschen ein, wodurch dieses gttliche Leben in ihmprsent ist, aber nichts bewirkt, solange er nicht inbereinstimmung mit der Ordnung lebt; es verleihtihm lediglich die Fhigkeit das Wahre einzusehen und

    das Gute zu tun. In der Ordnung leben heit, dieGebote zu beachten; und wenn der Mensch so lebt,erwirbt er sich Gerechtigkeit. Dabei geht es nicht umdie Gerechtigkeit der Erlsung des Herrn, sondern umden Herrn selbst:

    Wofern eure Gerechtigkeit nicht besser ist als dieder Schriftgelehrten und Phariser, werdet ihr nicht

    ins Himmelreich eingehen. (Mat. 5, 20.)Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen ver-

    folgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.(Mat. 5, 10.)

    Bei der Vollendung des Zeitlaufs werden die Engelausgehen und die Bsen aus der Mitte der Gerechten

    ausscheiden. (Mat. 13, 49.)

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    Unter den Gerechten ist zu verstehen, wer sich an diegttliche Ordnung hlt. Die Gerechtigkeit kann denMenschen nicht anders zugeordnet und angepasst wer-

    den als die Reize den Sinnesorganen, die Luft derLunge, die Wrme dem Blut. All dies fliet ohne sich zuverbinden. Die Gerechtigkeit erwirbt sich der Mensch,indem er sie bt, das heit, wie er aus Liebe zumGerechten und Wahren mit dem Nchsten verfhrt. ImNutzen, den der Mensch schafft, wohnt die Gerechtig-keit, denn der Herr sagt, jeder Baum werde an seinen

    Frchten erkannt, wobei es um Ziele und Absichtengeht; darauf achten sowohl Engel als auch weise Men-schen.

    Die Vereinigung mit dem VaterSie erfolgte auf Grund der Erlsungstaten, und zwar

    deshalb, weil der Herr sie aus seinem menschlichenWesen heraus vollbrachte, wobei das gttliche Wesen,das unter dem Vater verstanden wird, Beihilfe leistete,wodurch beide sich so weit vereinigten, bis sie vlligeins wurden. Diese Vereinigung ist unter der Verherrli-chung zu verstehen.

    Es sind also Vater und Sohn, das heit Gttliches

    und Menschliches, im Herrn vereinigt wie Seele undLeib; und das bildet einen Teil des Glaubens der Kir-che, denn nur durch diese Vereinigung wurde es demMenschen ermglicht, seinerseits eine Verbindung mitGott einzugehen und das Heil zu erreichen.

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    Im Athanasischen Glaubensbekenntnis heit es:Unser Herr Jesus Christus ist Gott und Mensch;

    und obwohl er Gott und Mensch ist, so sind doch nicht

    zwei, sondern ist ein Christus. Einer ist er, weil dasGttliche das Menschliche zu sich hinzugenommenhat; ja er ist vollkommen eins und eine Person, denn

    wie Seele und Leib ein Mensch sind, so ist Gott undMensch ein Christus.

    Hier ging es allerdings um die Vereinigung einesvon Ewigkeit gezeugten Sohnes mit dem in der Zeit

    geborenen Sohn. Da aber Gott selber einer ist, stimmtdieser Satz, sobald man Gott an die Stelle des Sohnesvon Ewigkeit setzt. Das geht aus dem gttlichen Worthervor:

    dass er empfangen sei von Jehovah dem Vater(Luk. 1, 34f.), wovon er Seele und Leben empfing.

    Ich und der Vater sind eins. (Joh. 10, 30.)Wer mich sieht, sieht den Vater. (Joh. 14, 9.)Kenntet ihr mich, so kenntet ihr auch meinen

    Vater. (Joh. 8, 19.)Daraus geht die Vereinigung zwischen Vater und

    Jesus klar hervor, hnlich wie zwischen Seele undLeib.

    Die Vereinigung ist wechselseitig, weil dabei beideeinander entgegenkommen mssen. Alle Verbindungenim Himmel und auf der Erde funktionieren so. EtwasGleichartiges spielt sich im Menschen ab, zwischenSeele und Leib, zwischen Sinnes- und Bewegungsorga-nen, zwischen Wille und Verstand. Wechselseitig ist

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    auch die Verbindung der Gemter bei allen, die einan-der lieben, denn das ist jeder Liebe oder Freundschafteingeschrieben. Wechselseitigkeit gehrt also zu jeder

    Verbindung, die Bestand haben soll. Sie geht auch ausden Worten der Schrift hervor:Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der

    bleibt in mir und ich in ihm. (Joh. 6, 56.)Wer die Tr auftut, zu dem werde ich eingehen

    und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.(Off. 3, 20.)

    Gott wurde Mensch und der Mensch Gottin einer PersonPaulus sagt, in Jesus wohne die ganze Flle der

    Gottheit leibhaftig (Kol. 2, 9.) und Johannes, JesusChristus sei der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

    (1. Joh. 5. 20.)Daraus sowie aus den Kirchenvtern und Glaubens-

    bekenntnissen ist abzulesen, dass die menschlicheNatur Christi zur gttlichen Majestt, Allmacht undAllgegenwart erhoben wurde und dass in Christus GottMensch und der Mensch Gott ist. Der Sohn Gottes stelltalso im eigentlichen Sinn das menschliche Wesen Got-tes dar. Darber hinaus nennt Jehovah sowohl sichselbst als auch ihn den Herrn:

    Es sprach der Herr zu meinem Herrn: setze dich zumeiner Rechten. (Ps. 110, 1.)

    Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben dessen Name wird genannt Gott, Vater der Ewig-

    keit. (Jes. 9, 5.)

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    Auch hier ist unter dem Sohn der Herr im Hinblickauf das menschliche Wesen zu verstehen:

    Erzhlen will ich von dem, was beschlossen ist: Jeho-

    vah sprach zu mir: mein Sohn bist du, ich habe heutedich gezeugt ksset den Sohn, dass er nicht zrne undihr nicht umkommet auf dem Weg. (Ps. 2, 7. 12.)

    Hier handelt es sich nicht um einen Sohn von Ewig-keit, sondern um eine Weissagung vom Kommen desHerrn. Dazu gehrt, dass Jehovah dem David Kundevom Beschlossenen gab; und vorher lautet es in Vers 6:

    Ich habe meinen Knig gesalbt auf Zion, in Vers 8dagegen: Ich will zum Erbe dir die Vlkerschaften geben.

    Der Herr war zwar in seinem Krper der SohnMarias; aber das ist er nicht mehr, denn er hat durch dieErlsungstaten alles berwunden, was an ihm noch

    krperlich war. Er auferstand als Gott oder der Vater inmenschlicher Erscheinung, als ein vollkommen geisti-ges Wesen. In ihm ist Gott Mensch und der MenschGott. Er nannte deshalb Maria nie Mutter:

    Die Mutter Jesu spricht zu ihm: Sie haben keinenWein. Spricht zu ihr Jesus: Weib, was ist mir und dir,meine Stunde ist noch nicht gekommen. (Joh. 2, 3f.)

    Da nun Jesus die Mutter sah und den Jnger, den erlieb hatte, dabei stehen, spricht er zu seiner Mutter:Weib, siehe dein Sohn! Dann spricht er zu seinem Jn-ger: Siehe deine Mutter! (Joh. 19, 20f.)

    Man sagte ihm: Deine Mutter und deine Brder ste-hen drauen und wollen dich sehen. Er aber

    antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und

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    meine Brder sind die, die das Wort Gottes hren undtun. (Luk. 8, 20f; Mat. 12, 46-49; Mar. 3, 31-35.)

    Der Herr nannte also die Maria nicht Muter, son-

    dern Weib und gab sie dem Johannes zur Mutter.Anderswo wird sie zwar Mutter genannt, aber nichtaus seinem Mund. Auch anerkannte er sich nicht alsSohn Davids:

    Als aber die Phariser versammelt waren, fragte sieJesus und sprach: Was dnket euch von Christus?Wessen Sohn ist er? Sie sagten ihm: Davids. Spricht er

    zu ihnen: Wie nennt ihn dann David im Geist Herr,wenn er sagt: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setzedich zu meiner Rechten, bis dass ich deine Feinde zumSchemel deiner Fe gelegt habe. Wenn nun Davidihn Herr nennt, wie ist er dann sein Sohn? Und nie-mand konnte ihm ein Wort entgegnen. (Mat. 22,

    41-44; Mar. 12, 33-37; Luk 20, 41-44; Ps. 110, 1.)

    Vereinigung VerherrlichungDer Herr hat in der Welt diese beiden Zustnde

    durchlaufen. Der erste wird vor allem in den Psalmenund Propheten beschrieben:

    Er hat bis zum Tod entuert seine Seele. (Jes. 53, 12.)

    Eben dies war der Zustand seiner Erniedrigung vordem Vater, denn in diesem Zustand betete er und sagte,er tue den Willen des Vaters; und er schrieb alles demVater zu, was er gewirkt und gesprochen hatte.

    Die Verherrlichung ist zugleich der Zustand derVereinigung; darin befand sich der Herr, als er vor sei-

    nen drei Jngern verklrt wurde, und immer dann,

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    wenn er Wunder tat und sooft er sagte, der Vater under seien eins, der Vater sei in ihm und er im Vater; alles,was der Vater habe, sei sein, oder als er nach der vlli-

    gen Vereinigung erklrte, er habe Gewalt ber allesFleisch (Joh. 17, 2.) und alle Gewalt im Himmel undauf Erden. (Mat. 28, 18.)

    Diese beiden Zustnde bildeten die Voraussetzungfr die Vereinigung, denn diese kann sich nur in ber-einstimmung mit der gttlichen Ordnung vollziehen.Diese verlangt, dass der Mensch sich zur Aufnahme

    Gottes vorbereitet; er soll dies wie von sich aus tun,dabei aber immer anerkennen, dass er es nur mit Got-tes Hilfe vollbringt. Er fhlt nmlich die Gegenwartund Wirksamkeit Gottes nicht. So macht er einenSchritt vom natrlichen in Richtung zum geistigenMenschen. Diese Ordnung musste auch der Herr

    beachten. Daher betete er, tat den Willen des Vaters,schrieb alles ihm zu, was er wirkte und redete, unddarum rief er am Kreuz: Mein Gott, mein Gott, warumhast du mich verlassen? Denn in diesem Zustanderschien Gott wie abwesend. Danach folgte derZustand der Verbindung, in dem der Mensch den obenbeschriebenen Bewusstheitsakt nicht mehr bentigt,

    da jetzt alles Ntige aus seinem Herzen kommt undallen Reden und Taten zugrunde liegt. Auf hnlicheWeise vereinigte sich der Herr mit seinem Vater undumgekehrt. Der Herr verherrlichte damit sein mensch-liches Wesen, er machte es gttlich, so wie er denMenschen wiedergebiert.

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    Die Erlsung

    Der Herr vereinigte auf sich zwei verschiedenemter, das priesterliche und das knigliche. Im erstenhie er Jesus, im zweiten Christus. Als Priester heit erim Wort auch Jehovah und Herr, als Knig Gott und derHeilige Israels oder Knig. Die mter unterscheidensich voneinander wie die Liebe von der Wahrheit oderdas Gute vom Wahren. Im Wort wird deshalb durch

    Priester und Priesterinnen das gttliche Gute, durchKnige und Knigtum das gttliche Wahre dargestellt.Die Erlsung ist eine Angelegenheit beider mter.

    Unterwerfung der Hllen, Ordnen der Him-mel, neue Kirche

    Fr die prophezeite zweite Ankunft des Herrnwaren die Unterwerfung der Hllen und die Neuord-nung der Himmel zwingend notwendig. Der Vorgangheit als Ganzes Erlsung, weil er die ntige Grund-lage fr die Errettung des Menschen bildete. Er musstein der angegebenen Reihenfolge stattfinden, damiteine neue Kirche gegrndet werden konnte, weil die

    Menschen auf der Erde mit Engeln und Hllengeisternso eng verbunden waren, dass sie mit beiden eine Ein-heit darstellten. Vom Kampf gegen die Hllen ist oftdie Rede, zum Beispiel, wenn der Herr in einembespritzten Kleid die Kelter tritt (Jes. 63, 1-9.)

    Das Kleid, in dem der Herr geehrt wird, ist das WortGottes, dem vom jdischen Volk Gewalt angetan wurde.

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    Das Stampfen in der Kelter beschreibt den Kampf gegendie Hllen. Weil der Herr die Hllen ganz allein ber-wand, heit er Held und Mann des Krieges (Jes. 42, 13;

    9, 6.), Knig der Herrlichkeit, der tapfere Jehovah, derHeld des Krieges (Ps. 24, 8. 10.), der Tapfere Jakobs (Ps.132, 2.) und an vielen Stellen Jehovah Zebaoth = Jehovahder Heerscharen. Seine Ankunft in der Welt wird daherauch als Tag Jehovahs, der schreckliche, der grausame,der Tag der Entrstung, des Grimms, der Zorns, derRache, des Untergangs, des Krieges, der Trompete, des

    Posaunenschalls, des Getmmels genannt. UndJetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Frst

    dieser Welt hinaus gestoen werden. (Joh. 12, 31.)Der Frst dieser Welt ist gerichtet. (Joh. 16, 11.)Seid getrost, ich habe die Welt berwunden.

    (Joh. 16, 33.)

    Auerdem beschreibt auch die Offenbarung desJohannes von Anfang bis ans Ende den verdorbenenZustand der christlichen Kirche und versichert, derHerr werde kommen, die Hllen unterjochen, einenneuen Engelshimmel schaffen und hernach auf derErde eine neue Kirche grnden. Die Offenbarungwurde jedoch in lauter Bildern verfasst, von denen nie-

    mand eins verstehen konnte, bevor sie vom Herrnerklrt wurden, was er um der neuen Kirche willen nungetan hat. Verstehen werden es diejenigen, die denWorten des Herrn im 24. Kapitel des Matthus-Evange-liums ber den Zustand der gegenwrtigen Kirche undseine Ankunft Glauben schenken.

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    Die Rettung der Menschen und EngelErlsen heit von der Verdammnis befreien, vom

    ewigen Tod erretten, der Hlle entreien und die

    Gefangenen und Gebundenen der Hand des Teufelsentwinden. Dies hat der Herr vollbracht. Anders htteder Mensch nicht selig werden knnen, weil die geistigeWelt mit der natrlichen derart verknpft ist, dass sienicht getrennt werden knnen. Diese Verknpfungbesteht mit dem Inneren der Menschen, also mit derSeele und dem Gemt. Die Guten sind darin mit den

    Engeln, die Bsen mit den hllischen Geistern eng ver-bunden. Die Erlsung musste deshalb in der geistigenWelt erfolgen und zuerst waren Himmel und Hlle indie gehrige Ordnung zu bringen. Erst danach konnteauf der Erde eine neue Kirche gegrndet werden.

    Htte der Herr die Erlsung nicht vollbracht, wren

    auch die Engel nicht unversehrt geblieben, denn dergesamte Himmel und die Kirche sind in den Augen desHerrn wie ein Mensch, einer, dessen Inneres durch denHimmel, das uere durch die Kirche gebildet wird.Der oberste Himmel ist das Haupt, der zweite und deruntere die Brust und der Leib, die Kirche die Lendenund Fe. Der Herr selbst aber ist die Seele und das

    Leben dieses ganzen Menschen, dessen L