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Walter Schwer Zimmern o.R. im 20. Jahrhundert Band 1 verlag regionalkultur 1900 bis 1945

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Walter Schwer

Zimmern o.R. im 20. Jahrhundert

Band 1

verlag regionalkultur

1900 bis 1945

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Bürgermeisters Emil Maser 7 Einleitung des Autors Walter Schwer 9

I. „In EuropA gEhEn dIE LIchtEr AuS“ 13 1. der erste „totale“ Krieg in der europäischen neuzeit 14 1.1 Die„Heimatfront“:ZwangswirtschaftundMilitärdiktatur 14 1.2 Finanzierung des Krieges durch Kriegsanleihen und ihre Folgen 15 1.3 ZwangskriegswirtschaftundMilitarisierungderGesellschaft 15 1.4 EingriffeindieWirtschaftundderenFolgen 16 1.5 DerWaffenstillstandam11.11.1918 17 2. „FürVolkundVaterland“–ZimmernsSoldatenimKrieg 18 2.1 FronterlebnisseZimmernerSoldaten 19 2.2 BilderundFeldpostkartenvonderFront 23 2.3 GefalleneSoldatenderGemeindeZimmernimErstenWeltkrieg 26 3. DerKrieganderHeimatfront 28 3.1 DieGemeindeZimmernzuBeginndesKrieges 29 3.2 die Ernährungslage im Krieg 33 3.3 DieVersorgungslagederBevölkerungmitTextilienundSchuhen 46 3.4 WeitereEinschränkungenfürHaushalte 47 3.5 DasKriegsendeam11.11.1918 48

II. DiEWEiMarErrEpuBliK1918 – 1933 53 1. DasScheiterndererstendeutschenDemokratie 54 1.1 Die„steckengebliebene“revolution1918/1919 54 1.2 der Versailler Vertrag als weitere Belastung 55 1.3 DieDolchstoßlegende 56 1.4 Dieinflation1923alsweitereBelastung 56 1.5 DieWeltwirtschaftskrisealsweitereBelastung 57 1.6 Weimar–eineDemokratieohneDemokraten? 58 2. WahleninZimmerninderZeitderWeimarerrepublik 60 2.1 Ergebnissederreichstagswahlen1919bis1932imreichundinZimmern 60 2.2 DiereichspräsidentenwahlenimreichundinZimmern 65 2.3 SchultheißenwahlundGemeinderatswahleninZimmerno.r. 68 3. ZimmerninderFrühphasederrepublikbiszurinflation1923 75 3.1 WirtschaftlicheNotindenNachkriegsjahren 75 3.2 WohnungsmangelnachdemKrieg 76 3.3 DieinflationäreEntwicklungvonKriegsende1918bis1922 76

BibliographischeinformationderDeutschenBibliothekDieDeutscheBibliothekverzeichnetdiesepublikationinderDeutschenNationalbibliographie;detaillierteDatensindiminternetüberhttp://dnb.ddb.deabrufbar.

autor: WalterSchwer

Herausgeber: GemeindeZimmerno.r.

Titel: Zimmerno.r.im20.Jahrhundert

untertitel: Band1:1900bis1945

Herstellung: verlag regionalkultur (vr)

Satz: JochenBaumgärtner(vr)

Endkorrektur: MichaelaGayer(vr)

umschlaggestaltung: JochenBaumgärtner(vr)

iSBN:978-3-89735-931-4

Diesepublikationistaufalterungsbeständigemundsäurefreiempapier (TCFnachiSO9706)gedrucktentsprechenddenFrankfurterForderungen.

allerechtevorbehalten.

©2016verlag regionalkultur Heidelberg–ubstadt-Weiher–Basel

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7.4 DieGemeindevisitation1937 124 7.5 DieablehnungvonSiedlerstellenfürarbeiterderi.G.Farben 124 8. WirtschaftlicheundsozialeEntwicklung1933 – 1939 126 8.1 DieBevölkerungZimmerns1933 – 1939 126 8.2 BeruflicheGliederungderBevölkerung1933 – 1939 128 8.3 Gewerbe,Handwerk,Dienstleistungen1933 – 1939 130 8.4 DieEntwicklunginderlandwirtschaft1933 – 1939 131 8.5 ZimmernslandwirtschaftzuBeginndesKrieges 137 9. ZimmernindenDreißigerjahreninBildern 140

IV. DErZWEiTEWElTKriEG–EiNTOTalErKriEG 151 1. der Verlauf des Krieges 152 2. DeutschlandnachderKapitulationimMai1945 153 3. „FürFührer,VolkundVaterland“–ZimmernerSoldatenimZweitenWeltkrieg 155 3.1 rekrutierungvonJahrgängenfürdenZweitenWeltkrieg 155 3.2 FronterlebnisseZimmernerSoldaten 156 3.3 GefalleneZimmernerSoldatenimZweitenWeltkrieg 164 4. DerKriegander„Heimatfront“biszurKriegswende1942/43 166 4.1 „psychologische“unterstützungfürdieSoldatendurchdie„Heimatfront“ 166 4.2 DieMobilisierungderBevölkerungfürdenKrieg 167 4.3 Dierolleder„NationalsozialistischenVolkszeitung“ 168 5. DerKriegander„Heimatfront“von1942biszum20.april1945 171 5.1 DieKriegswendenachderNiederlageinStalingrad:Folgenfürdie„Heimatfront“ 172 5.2 DieKampfhandlungenerreichenZimmern 173 5.3 DieFlakaufderStettenerHöhe 173 5.4 EinletzteraufrufzumKampfseitensderNS-Kreisleitungrottweil 176 5.5 Der20.april1945–einSchreckenstagfürZimmern 176 6. DieSituationinZimmernamEndedesKrieges 178 6.1 „ZimmernsBevölkerungleidetbesondersstarkunterderBesatzung“ 178

V. KIrchE und pFArrEI Von dEn AnFängEn BIS 1945 181 1. Kircheundpfarreivon1803bis1945 182 1.1 DieEntwicklungvonKircheundpfarreiim19.Jahrhundert 182 1.2 KircheundpfarreiinderZeitvonpfarrerBristle1895 – 1934 183 1.3 DiepfarreiunterpfarrerJosefEnderle1934 – 1955 183 2. DieSchwesternstationinZimmernseit1911 – 1945 185 3. GeistlicheausunsererGemeindeZimmern1803 – 1945 186 3.1 DasWirkenvonpateraloisMager1883 – 1946 187 4. SchwesternausunsererGemeindeZimmern1803 – 1945 187

3.4 DerendgültigeZerfallderWährungimJahre1923 76 3.5 DielohnentwicklungindiesenJahren 78 4. Zimmerninden„GoldenenZwanzigerjahren“ 80 4.1 DieVisitationsberichtedesOberamtrottweilzurlageZimmerns 80 4.2 FurchtvoreinerEingemeindungZimmernsdurchrottweil 82 4.3 ZimmernsGewerbeundHandelindenZwanzigerjahren 83 5. ZimmernwährendderWeltwirtschaftskrise1929 – 1932 84 5.1 Vonder„arbeitslosen-“zur„Fürsorgeunterstützung“ 85 5.2 MaßnahmenderGemeindezurBekämpfungderKrise 86 5.3 DieEntwicklungderFinanzlageindenKrisenjahren 87 5.4 DieangespannteFinanzlagederGemeindezuBeginnderKrise 88 5.5 DerHaushaltderGemeindeinderWeltwirtschaftskrise 89 5.6 ZimmernamVorabenddernationalsozialistischenDiktatur 93

III. ZiMMErNWäHrENDDErErSTENJaHrEDErNS-DiKTaTur1933 – 1939 103 1. DienationalsozialistischeDiktatur–dieerstenJahre1933 – 1939 104 1.1 „Machtergreifung“und„Gleichschaltung“ 104 1.2 Dasvermeintlichenationalsozialistische„Wirtschaftswunder“ 105 1.3 Dienationalsozialistische„rassenideologie“ 105 1.4 Hitlersaußenpolitikbis1936:VerschleierungderwahrenZiele 106 1.5 Die2.phase1937 – 1939:politikderEinschüchterungundErpressung 107 2. Zimmernnachder„Machtergreifung“1933 107 2.1 BürgermeisterKonradMagerbleibtimamt 108 2.2 VeränderungeninderZusammensetzungdesGemeinderats 108 2.3 DieBerufungzumGemeinderat1935 109 2.4 ErsteVerhaftungswellepolitischerGegner 109 3. DasWirkennationalsozialistischerOrganisationeninZimmern 111 3.1 DieBedeutungslosigkeitderNSDapinZimmerninderWeimarerZeit 112 3.2 die gründung einer „ortsgruppe“ nach der „Machtergreifung“ 112 3.3 unterorganisationenderNSDapinZimmern 113 3.4 MitgliederinderNSDapundihrenOrganisationen 115 4. alltagslebeninderDiktatur 116 5. „undwaswusstetihrvondenJuden?“ 117 6. EinBeispielfürWiderstandimalltag 118 7. DiepolitischeEntwicklunginderGemeindeimallgemeinen 120 7.1 Das„Wirtschaftswunder“inZimmern 120 7.2 WichtigeinvestitioneninderGemeinde1933 – 1939 121 7.3 ausdemalltagsgeschäftdesGemeinderatsindenJahren1933 – 1939 123

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5. DerKirchenchor 189

VI. dIE EntWIcKLung dEr SchuLE Von dEn AnFängEn BIS 1945 191 1. DieSchulevordemErstenWeltkrieg 192 2. DieSchulevomErstenWeltkriegbis1932 193 2.1 MangelndeGesundheitsvorsorgeinSchuleundFamilien 194 2.2 DieSchulealsprobelokalfürVereine 194 3. DieSchuleinnationalsozialistischerZeit 195 3.1 Aus Lehrplänen und prüfungsaufgaben 195 4. DieEntwicklungderSchülerzahlenvondenanfängenbis1939 197

VII. ÖrtLIchE VErEInE und VErEInIgungEn 209 1. DieörtlichenVereine 210 1.1 DerMilitärverein 210 1.2 Gesangverein 211 1.3 DerJunggesellenklub„Glückauf“ 213 1.4 DerTurnverein 215 1.5 Der1.FCStern 216 1.6 DerMusikverein 217 1.7 DieNarrenzunft 219 2. VereinezurwirtschaftlichenundsozialenSelbsthilfe 222 2.1 DerDarlehenskassenverein 222 2.2 DerSchwesternverein 223 2.3 DerOrtsbauernverein 223 2.4 DieDreschgesellschaft 223 2.5 DerObstbauverein 223 2.6 DieMilchversorgungsgesellschaft 223 2.7 die Feuerwehr 224 2.8 VorständevonVereinenundVereinigungen 224

VIII. DOrFlEBENuNDBrauCHTuMiNZiMMErN 227 1. DieZimmernerTracht 228 2. ZimmernsWirtschaftenindererstenHälftedes20.Jhdts. 229 3. Dorf-undBauernhochzeitindererstenHälftedes20.Jhdts. 232 4. BräucheimJahreslauf 233 5. FamilienfotosZimmernerFamilien 238

IX. AnhAng 243

X. liTEraTurVErZEiCHNiS 259

Nachwort 264

Vorwort des Bürgermeisters

in unserer von FortschrittundModernität geprägtenZeit ist der Blick üblicherweise nach vorne gerichtet.Zukunftsweisende und nachhaltige Entscheidungen,auchzumWohlederkünftigenGenerationen,sindzufällen.ManistvielmitderGestaltungderZukunftbe-schäftigtundderBlickaufVergangenesfindetnurnochseltenstatt.DochistdieserBlickzurück,vorallemaberdasWissenunddieErfahrung,diemitderGeschichteeinhergehen,auchfürkünftigeGenerationenwichtig.DennnurwersichderGeschichtebewusstist,kanndieGegenwart und die Zukunftmit dem Sinnvollen undNotwendigenausstattenundschwierigeEntscheidungmitdenErfahrungen,dieGenerationendavorerlebt,durchlebtundgemeisterthaben,bessertreffen.

VorallemdieZeitderbeidengroßenWeltkriege,dievielevonunsnurausGeschichtsbüchernoderErzäh-lungenkennen,solltenieinVergessenheitgeraten.

die geschichte im ganzen ist niedergeschrieben in vielenGeschichtsbüchernundes istgutso,dasssiedadurch künftigenGenerationen alsWissenmit aufihren Lebensweg gegeben wird.

Dochdie„kleinen“Geschichten,diesich inunsererHeimatgemeinde zugetragen haben, waren bis dahin

nochimVerborgenenoderwurdennurvonZeitzeugenselbstweitererzählt.SiegehörenjedochzuunsererEnt-wicklungsgeschichteinganzbesondererWeisedazu,hat

sichdochauchinZimmerninderZeitderbeidenWelt-kriegeeinigeszugetragenundverändert.Vieleswurdegeschaffen und gemeistert, aber auch manches ver-säumt.WirstehenheuteaufdemFundament,dasunse-reVorfahrengeschaffenhabenundesistwichtigzuwis-sen,wiediesesFundamentgegossenwurde.

„Geschichte ist nie abgeschlossen, sie wirkt in jede Gegenwart hinein,

sie gibt uns etwas auf, verstört, erinnert und verpflichtet uns

und lässt uns erschauern vor den Möglichkeiten des Menschen.“

Siegfried Lenz

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Mit der Darstellung unserer Geschichte hatten undhabenwirZimmernergewisseprobleme.BereitsvorBeginndesErstenWeltkriegesmahntedasdamaligeOberamt rottweil bei einer Gemeindevisitation inZimmerneineOrtschronikan–vergeblich.auchent-sprechende Forderungen bei den Nachkriegsvisita-tionen1922und1927fruchtetennichts.NacheinererneutenMahnung1932,endlichdieserdringendenBittezuentsprechen,wurdealbertMagermitdieseraufgabebeauftragt.SeineChronik„Zimmerno.r.imWandelderZeiten“,welchedieGeschichteZimmernsbisanfangdes20.Jhdts.behandelt,erschienimJahre1937.

EsistdaherseitlangemanderZeit,dieseChronikweiterzuführen.Kreisarchivarrüthbemängelteschonvor einigen Jahren, dass Zimmern einer der letztenweißenFleckeimlandkreissei,waseineOrtschronikdes 20. Jhdts. anbelange, weshalb Magers Chronikfortgeführt werden sollte. dies wird nun endlich unter demTitel„Zimmerno.r.im20.Jahrhundert“inzweiBänden geschehen. Der vorliegende Band 1 behan-deltdieGeschichteZimmernsinderZeitderbeidenWeltkriege, also von 1900 – 1945, der zweite Bandwird die Entwicklung Zimmerns vom Jahre 1945/46bis2000zumThemahaben.

Wir haben versucht, bei unserer arbeit wissen-schaftlichenansprüchenzugenügen.Deshalbenthältdas Buch eine Fülle an anmerkungen, FundstellenundQuellenhinweisen,diezumeinendenTextergän-zenunderläutern,zumandernalldenen,diesichin-tensivermitdemeinenoderanderenKapitelbefas-senmöchten,einenschnellenZugangzudenQuellenermöglichen.umdemleservielmaligesumblätternzuersparen,habenwir imanhangdiejenigenTabel-

lenundDokumenteangeführt,dieentwederwegenihrer länge oder ihrer Details den lesefluss gestörthätten.NatürlichistdiesesBuchvorallemaberauchfür den „OttoNormalverbraucher“ gedacht und ge-schrieben.

Kenntnis und Verstehen der heimatgeschichte ist gerade in heutigen Zeiten nicht nur für ältere, son-dern auch für jüngere Menschen gewinnbringend.Voraussetzung dafür ist unseres Erachtens freilich eine gewisse Kenntnis und ein Verstehen der histo-rischen Entwicklungen unseres landes, da unsereDorfgeschichteindieunseresStaateseingebettetist.indenerstenKapitelni–iVstellenwirimGegensatzzutraditionellenChronikendaherdeneinzelnenZeitab-schnitten jeweilseinenkurzenabrissderdeutschenGeschichte voran, um dann zu untersuchen, inwie-weitdieEntwicklungundGeschichteZimmernsparal-lelen, unterschiede oder auch Besonderheiten auf-weisen.DabeihabenwiraufderBasisvonstatistischenangaben jeweils auchdieEntwicklungen inunserenNachbargemeindenmitderunsrigenverglichen. EinpaarBeispielemögendiesesVorgehenverdeutlichen.

im ErstenWeltkrieg überwiegen die parallelen inderEntwicklungmitdemreichunddenNachbarge-meinden. Insbesondere die materielle not war auf demlandnichtvielgeringeralsindenStädten.ursa-chedafürwardieMilitarisierungderWirtschaftdurchdie Oberste Heeresleitung (OHl), die mit teilweisehaarsträubenden und unsinnigen Vorgaben dafür ge-sorgthat,dassauchdielandbevölkerungbeiFortdau-er des Krieges unter ungeheuren Entbehrungen litt.alsBeispieleseiendiewillkürlichepolitikderHöchst-preisfestsetzungen,rationierungen,dieZwangsabga-ben,requisitionenundEnteignungenfürlebensmit-

Vorwort

Einleitung des AutorsVor einiger Zeit kam der Zimmerner Mitbürger

WalterSchweraufmichzumitderidee,eineChronikzur Aufarbeitung der schwierigen und ereignis-reichenZeitderbeidenWeltkriegezuerarbeiten.DaauchvomKreisarchivbereitsbekanntwar,dassZim-mern als eine der wenigen Gemeinden über keinezeitgemäße Chronik aus dieser Zeit verfügt, wurdedie Notwendigkeit der Dokumentation dieser äraüber die Ereignisse in Zimmern deutlich. HerrnSchwer istesnungelungen,mithilfederunterstüt-zungvonvielenehrenamtlichenHelfern,dieihmin-teressanteGeschichtenundwertvollesBildmaterialzugetragenhaben,eineChronikzuverfassen,diedasdörfliche Geschehen in der Zeit der beiden Welt-kriegeeindrucksvollundsehrbildhafterzählt.

Durchdievonmirsehrhochgeschätzteundquali-fizierte aufarbeitung des historischen Materialsdurch den autor ist eine Chronik entstanden, dienicht nur auf eine ganz besondere Weise die ge-schichte dokumentiert, sondern auch viel WissenüberdieZeitinunsererGemeindeumfasst.

DahergiltmeinganzbesondererDankHerrnWalterSchwer für seine herausragende und bewunderns-werte arbeit,mit der er in vielen Tagen und auchNächtendienununsvorliegendeChronikerarbeitetsowieverfassthat.

ichmöchtedaherauchalldenjenigendanken,dieihnbeimGelingendiesesWerkesunterstützthaben.

allenleserinnenundleserndieserChronikwün-sche ich, dass sie dazu beiträgt, die Geschichte zuverstehen,umdieGegenwartzu lebenunddieZu-kunftgestaltenzukönnen.MögediesesBuchErinne-rungenweckenundhelfen,Vieles inErinnerungzuhalten.

Zimmerno. r.,Oktober2015

Emil MaserBürgermeister

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tel und für sogenannte „kriegswichtige Güter“genannt,diegegenEndedesKriegeszurablieferungvon Kupferdraht, Fahrrädern und Haushaltsgegen-ständenallerartbishinzumZinnkrugundzuTischtü-chernführten.inlokalendurftenurnochzweimalproWocheFleischbeimaximal16GradZimmertempera-tur ausgegebenwerden, „Gehet barfuß“war in derpresse ein geläufiges Wort angesichts mangelndenleders,KleidungausBrennnesselfasernmangelsWol-le„Mode“.Vom„NationalenFrauendienst“erarbeite-teWochenspeiseplänezeugenvoneinergroßenKrea-tivität für die Verwendung von Nahrungsmitteln.Wenn schließlich der Schultheiß mehrfach prämien fürdieanzeigevondenüberhandnehmendenDieb-stählen in Gärten, Feldern und Wäldern aussetzte,kann gefolgert werden, dass auch bei uns auf demlande die Ernährungslage katastrophal, die armutsehrgroßwar.anhandvonZeitungenunddem„Be-kanntmachungsbuch der Gemeinde Zimmern“ wer-den mehrere Beispiele in dem Kapitel angeführt.

DiepolitischeEntwicklunginderWeimarerrepu-blikzeigtdagegengroßeunterschiedeauf.Währenddie katholische Zentrumspartei (Z) bei reichstags-wahlen imSchnittetwaauf 16%der Stimmenkam,erhieltdieparteiinZimmernstetsandie70%.DiesistnatürlichderüberwiegendkatholischenBevölkerunggeschuldet.imevangelischenFlözlingenkamdasZen-trum in sieben reichstagswahlen insgesamt gerade einmalaufdreiStimmen.WährenddieSpDimreichs-durchschnittbis1932stärksteparteiwar,führtesieinZimmern ein Schattendasein. Erstaunlicherweise er-zielte dagegen die Kpd hier bei den Wahlen Ergeb-nisse, die nicht selten über demreichsdurchschnittlagen. So erreichte beim 1. Wahlgang zu den reichs-präsidentenwahlen 1932 der Kandidat der Kpd thäl-mannmit21%einsensationellesErgebnis,währendHitler von der NSDap gerade einmal von 5,8% derZimmernerWähler eine Stimme erhielt. Die NSDapwar in unserem ort selbst bei den beiden Wahlen 1932immernocheineSplitterpartei.Eserstauntda-hernicht,dasses inZimmernkeineOrtsgruppedernSdAp gab. Im Vergleich zu unseren nachbargemein-

denspieltedieparteihier in jederHinsichtnureineuntergeordneterolle,dieKpDdagegenerhieltinun-sererGemeindeimweitenumkreisdiemeistenStim-menanteile.

inwirtschaftlicherHinsichtlassensichvieleparal-lelen,aberauchvieleunterschiedefeststellen.Wiearm(selig)dieGemeindeauchindenersten30Jah-ren des 20. Jhdts war, wird besonders deutlich anden alle fünf Jahre erfolgten Visitationen der Ge-meinde durch dasOberamt rottweil. Einzelne Bei-spiele zeigen dies eindrucksvoll. Von der bisweilenauchheutenochpropagiertenDorfidyllekonntekei-neredesein–imGegenteil.auchZimmernbekamdie Weltwirtschaftskrise mit bisweilen 40 – 60 ar-beitslosen zu spüren. die not bei uns oder anderen Landgemeinden war aber lange nicht so groß wie in den Städten, weil hier sehr viele SelbstversorgerlebtenundsoderGemeindekassewenigerzurlastfielenalsdort.

Die ersten sieben Jahre der Hitlerdiktatur zeigenbeträchtliche unterschiede zwischen den Entwick-lungenimreich, indenNachbargemeindenundde-neninZimmern.WährendimZugedersogenannten„Machtergreifung“ und „gleichschaltung“ im reich und in der näheren umgebung Nichtnationalsozia-listen teilweise im wahrsten Sinne aus ihren ämtern „hinausgeprügelt“wurden,ändertesich inZimmernimpolitischenBereichbisMitte1934wenig.Dieswirdan mehreren Beispielen belegt. Während im reich undinumliegendenGemeindenvielemitfliegendenFahnen zu den Nationalsozialisten überliefen, wardies in Zimmern nur bedingt der Fall. So sieht bei-spielsweise in einem Schreiben an den Zimmernergemeinderat die Kreisleitung der nSdAps den Fortbe-stand der „HJ“, des „Jungvolk“(s) und des „BdM“„durchdie rege Tätigkeit der katholischenGeistlich-keitzurErfassungderJugendindenkonfessionellenJugendverbändengefährdet“.auchdieZahlderMit-gliederinderNSDapundihrenunterorganisationennimmtsich inZimmern imVergleich zumreichundden Nachbargemeinden bescheiden aus. Ein kurzerausblick auf unseren 2. Band sei hier noch erlaubt.

Bei der ersten Bürgermeisterwahl nach dem Krieg im Jahre1946erhieltKonradMager561von574Stim-men.HeribertBuob(CDu)fünf,Martinaiplevier,ul-richBaumann(KpD),JohannGeiser,JohannKraftundKatharinaSteghoferjeeineStimme.

DassdieZimmernereindurchausstreitbaresVölk-chensind,lässtsichanvielenBeispielenbelegen.Soführten Auseinandersetzungen innerhalb des ge-sangvereins in den Zwanzigerjahren nicht nur zurSpaltunginzweiVereine,sondernauchzugroßenDis-sonanzeninderGemeindepolitik.BeiGemeinderats-wahlen standen sich beide Vereine mehr oder weni-ger als geschlossene Blocks gegenüber, es ging einrissdurchFamilien,durchVereine,durchdasganzeDorf. Selbst an arbeitsstättenwirkte sich die ausei-nandersetzung aus. Von daher überrascht es nicht,dass dieWerksleitung der i.G. Farben den politischerzwungenenZusammenschlusszuBeginndernatio-nalsozialistischenDiktaturineinemSchreibenandengemeinderat „mit außerordentlicher Befriedigung zur Kenntnis“ nahm und eine Spende in Höhe von50rMtätigte.

ingewisserWeiseähnelnZimmernsBürgereinwe-nig dem in „asterix“ beschriebenen gallischenDorf.Sosehrmanauchininnerörtlichenangelegenheitenzerstritten war und ist, so einte und eint die Zim-merner seit Jahrzehnten die angst vor einer Einge-meindungdurchdieStadtrottweil.SchonalbertMa-ger fürchtete in seiner Chronik über kurz oder langden drohenden anschluss an rottweil. Dass dieseFurcht nicht unbegründetwar, zeigtMitte derDrei-ßigerjahredieWeigerungdesinnenministeriums,derGemeinde Zimmern eine „Schuldaufnahme zur Er-bauung eines rathauses“ zu gewähren. Begründet wurdediesdamit,dassin„absehbarerZeitdieFrageeines verwaltungsmäßigen Zusammengehens mitrottweil“ anstehe. Dagegen könne eine solche zur„Erbauung einer Turnhalle“ genehmigt werden, da„einBedürfnis fürdieTurnhalle auchbei einemZu-sammenschluss mit rottweil“ bestünde. Zimmernsgemeinderat lehnte dann 1937 eben aus dieser Furcht, damit einer Eingemeindung durch rottweil

Vorschubzuleisten,dieBittederKreisbaugenossen-schaftrottweilab,ihrfürSiedlungszweckegeeignetesBaugelände in der Nähe der Ortschaft im östlichenodernordöstlichenTeilderMarkungZimmernfürar-beiter der I. g. Farben zur Verfügung zu stellen. dass dieFurchtvoreiner„Vereinnahmung“durchrottweilauchdiezweiteHälftedes20.Jhdts.beherrschte,seinurderVollständigkeithalberschonjetzterwähnt.

indenKapitelnVundViwerdendieEntwicklungder Kirche und pfarrei aufgezeigt. dass die Katholische KircheeinengroßenEinflussaufdieBevölkerungaus-geübthat,belegtu.a.diegroßeanzahlanGeistlichenund Ordensschwestern, die aus der Gemeinde her-vorgingen, sowie die Tatsache, dass relativ wenigeGläubigederKircheindernationalsozialistischenDik-taturdenrückenkehrten.DieGeschichtederSchulevon ihrenanfängenbis1945spiegeltdiearmutdergemeinde und ihrer Bewohner wider. So erstaunt es nicht,dassimGegensatzzuanderenlandgemeindennur wenige Schüler weiterführende Schulen be-suchten.Dassab1933nationalsozialistischesGedan-kengutauchandenTorenunsererSchulenichthalt-machte,wirdanverschiedenenBeispielendeutlich.

VereinespielteninZimmernschonimmereinebe-deutende rolle, dieweit über ihre bloße sportlicheoder kulturelle Vereinstätigkeit hinausging. Wahlenwurdennichtseltendurchsieentschieden,politischeEntscheidungendurch ihrenEinfluss gefällt undbis-weilenauchder„Dorffriede“durchsiegefährdet.Vorallem aber waren und sind sie für die gemeinde uner-setzlich,dennohnediesewäreZimmernletztlichvorallem auch in sozialer hinsicht eine „leblose gemein-de“.DasKapitelVii„VereineundOrganisationen“ver-anschaulicht dies. In Kapitel VIII befassen wir uns schließlichmitdem„Dorfleben“inunsererGemeindeund gehen dabei auf das allgemeine Brauchtum im ort ein.

Bei unseren untersuchungen standen uns als Quellen die hiesigen Tageszeitungen, also die„Schwarzwälder Bürger-Zeitung“, der „Schwarzwäl-der Volksfreund“ sowie die „NationalsozialistischeVolkszeitung“ zur Verfügung. Weitere unterlagen

VorwortVorwort

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fanden sich im Stadtarchiv rottweil, demKreisar-chiv,demlandesarchivBadenWürttemberg,abtei-lung Staatsarchiv ludwigsburg, sowie demWürttembergischen Statistischen landesamt. alsQuellekonntenwirauchzurückgreifenaufdiepfarr-chronik Zimmern, inwelcher die pfarrer seit 1803jährlichdie ihnenwichtigerscheinendenEreignisseim dorfgeschehen festhielten. deren erster Band endetimJahr1964.Erhatdenpfarrhausbrandvom20.april1945beieinemfranzösischenFliegerangriffüberstandenundumfasstinsgesamt350Seiten.

WichtigsteQuellefürunserearbeitwarnaturge-mäß das Gemeindearchiv von Zimmern. NachdemdieGemeinde1821ein „inventariumüberdiederGemeindezugehörigenFahrnisstücke“angelegthat-te,erreichteBürgermeisteralbertMager1958,dassihmimGemeindehausimmerhineinZimmerfürdieaufbewahrungwichtigerarchivalien zurVerfügunggestellt wurde. da bei der neuordnung des gemein-dearchivsimFebruar1971grundlegenderichtliniender archivverwaltung nicht beachtetwurden, gingnichtnurdieStrukturdesGemeindearchivsweitge-hendverloren,eskamauchzuVerlustenvonarchi-

valiensowieBeschädigungenvorhandenerakten. indenJahren1998bis2000erfolgteeineNeuordnungdes archivs durch rainer pohler. insgesamtwurden3415archivalienaufgenommen.NichtwenigeaktengingendurchdieWirrenderbeidenKriegeverloren,soetwabeidemfranzösischenluftangriffam20.april1945undbeieinemFerienlagerfranzösischerSchul-kinderimSpätsommerdesselbenJahres.alsgesichertkann gelten, dass keine „kompromittierenden“ Ge-meindeaktenvonNationalsozialisteninderEndphasedes Krieges vernichtet wurden. in späteren Jahrenführte der unsachgemäße umgangmit dem akten-materialallerdingserneutzuweiterenVerlustenvonDokumenten.

Nicht wenige Familien stellten uns private Doku-mentezurVerfügung,Zimmerner„altbürger“habenuns in mehreren gesprächen über Begebenheiten aus derdamaligenZeitberichtetundunsereKenntnissedadurchvertieft.

FürihrinteresseandiesemBuchdanktganzherz-lichundwünschtvielFreudebeimlesen

Walter Schwer

I. „In EuropA gEhEn dIE LIchtEr AuS“

amabenddes3.august1914blicktederbritischeaußenministerEdwardGreyausseinemBüroaufdenlon-donerSt.Jamespark, indemgeradedielaternenangezündetwurden.angesichtsdesbeginnendenErstenWeltkriegsbefielendenpolitikerdüstereahnungen:„inganzEuropagehendielichteraus,wirwerdenesnichtmehrerleben,dasssieangezündetwerden“,sollereinemVertrautengesagthaben.NachdemKriegentschul-digteEnglandspremierlloydGeorgedasWirkendereuropäischenStaatenlenkerimSommerdesJahres1914:„KeinerderführendenMännerdieserZeithatdenKriegtatsächlichgewollt,sieglittengewissermaßenhinein,oderbesser,sietaumeltenoderstolpertenhinein,vielleichtausTorheit“1.

Es ist nicht thema dieses Buches die Kriegsschuldfrage zu untersuchen2,abersicherist,dassdieeuropä-ischenGroßmächtenichtindiesenKrieg„hineingeschlittert“sind.Dieregierungen,diedamalsüberFriedenoderKriegentschieden,warennämlichausunterschiedlichenMotivenentwedernichtwillensoderunfähig,einenKriegzuverhindern,erhofftensichdochalleStaatendurcheinenWaffengangbeträchtlichenMachtge-winn.EsgabfüralleBeteiligtenHandlungsalternativen.Österreich-ungarnhättedieserbischeantwortaufdasultimatumakzeptieren,dasZarenreichdenserbischen Nationalismusfallenlassenkönnen.FrankreichmusstenichtrusslandseineBündnistreueauchfürdiesenKonfliktversichern,EnglandwiederumhätteseineHaltungfürdenFall eineseuropäischenKonflikteseindeutigwissen lassenkönnen.DasDeutschereich schließlichhätteÖsterreich-ungarnnichtdurchseine„Nibelungentreue“mitder„Blankovollmacht“zueinerriskantenpolitikermutigendürfen.allefünfMächtehattenalso„gute“Gründesozuhandeln,wiesiehandelten,undhabendamitimErgebnisEuropaineinenselbstzerstörerischenKrieggestürzt,densoniemandwollte.

I. „In EuRopA GEhEn dIE LIchtER Aus“

Vorwort

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in unterschiedlichen Betrieben, 26 Häuser gehörenselbstständigen gewerbetreibenden und handwer-kern,24nichtselbständigenHandwerkern,4sindEi-gentumvonBeamtenundangestelltenderGemeindeoder der Kirche.Witwer,Witwen, ledige sowieGe-schwisterundKindersindEigentümervon6Häusern.

Zu Kriegsbeginn hatte Zimmern demnach insge-samt28 steuerpflichtige „Betriebe“ imFabrikations-Dienstleistungs-undWirtschaftsgewerbe56, dazu ka-mensiebenHaupt-undHilfsgeschäftedesHandels57,welchebisaufdenKolonialwarenladen„Schlick“als„Nebengeschäfte“betriebenwurden58. die gemein-de nahm an gewerbesteuern zwischen 1914 und 1918 im Schnitt 2.200Mark ein.GewerbesteuerlichamhöchstenveranlagtwarendiedreiGastwirtschaf-ten„Sonne“,„adler“und„löwen“mitdurchschnitt-lich218Mark59,obwohlwährenddesKriegesderenSteuern imSchnittumeinDrittelniedriger lagenalsvor Kriegsbeginn60. Es folgten der Schmied Adolf Stauß mit 242 Mark, das KolonialwarengeschäftSchlickmit238MarkunddieMetzgereiWeigermit198MarkproJahr.DiebeidenBäckerwarenmitrund60 Mark, die restlichen Betriebe mit weniger als40 Mark steuerlich veranlagt 61. Manche Betriebe stellten während des Krieges ihren Betrieb ganz oder zeitweise ein. ursachen dafür waren dienst an der Front, dort erlittene Verletzungen, Tod oder die zu-nehmende lebensmittelknappheit verbunden mitderVerteuerungvonWarenundSchwarzhandel62.

NichtselbstständigeHandwerkerwarenjeeinGip-ser, Kesselschmied, Schmied und Schuster, je zweiMaler, Schlosser, Schreiner sowie vier Maurer undZimmermänner.DazukamenvierBierbrauer,einBier-fahrer sowieein Schriftsetzer.Wiedie Tabelle zeigt,arbeiteten die meisten Zimmerner in der pulverfa-brik. Bereits Ende des 19. Jhdts. hatten dort ca. 50Zimmernergearbeitet.NichtuninteressantindiesemZusammenhangisteineauflistungderinderpulver-fabrikzwischen1884und1920Beschäftigten.Danach

arbeitetendortausrottweilinsgesamt414,ausZim-mern 452 Menschen63. nicht umsonst hieß es im Volksmund, dass in Zimmern die kleinen Kinder inWindelnauspulversäckenlägen,damitsiesichrechtfrüh schon andenpulvergeschmack gewöhnten. Zuden53HausbesitzernkamennochzahlreicheTaglöh-nerundFrauenhinzu,sodassdieGesamtzahldurch-ausbeiüber100liegendürfte.DasichindenKriegs-jahrendie Zahl der in der pulverfabrik Beschäftigenvon878zuBeginndesKriegesauf222664erhöhthat,kanndavonausgegangenwerden,dassnichtwenigeältere Männer und Frauen aus Zimmern ebenfallsdortbeschäftigtwaren.

inZimmerngabeszudieserZeitalsowedereinenarzt, noch einen Zahnarzt geschweige denn einen

apotheker.Daswar inOrtendieserGrößenordnungfreilich der normallfall.

Die meisten Zimmerner mussten zur Sicherungihres Lebensunterhalts einen nebenberuf ausüben. das galt für die meisten Bauern ebenso wie für hand-werker und arbeiter, da deren Verdienst bzw. lohneineFamilienurbedingternährenkonnte.Nichtzu-letzt aus diesem grund waren die meisten hausbesit-zer Selbstversorger und verdienten sich durchVieh-haltung oder getreideanbau die eine oder andere Mark hinzu,wobei fast nur rottweil einen „absatz-markt“bildete.DassdiedarauserzieltenEinnahmennicht groß gewesen sein können, zeigen die Vertei-lung des grundbesitzes sowie der tierbestand am VorabenddesKrieges:

Arbeiterausweis von Pius Flaig für die Pulverfabrik.

Tabelle 1a: Haushaltungen in Zimmern bei Kriegsbeginn65

Jahr Einwohner Wohnhäuser haushalte Ehen geburten tote1803 337 46 – 3 7 171900 814 138 160 4 27 201910 896 160 182 7 33 201914 948 172 ca.200 7 29 24

Tabelle 1b: Grundbesitz in Zimmern 1908unter20ar 20a – 50a 51a – 1ha 1ha – 2ha 2ha – 5ha 5ha – 10ha Über10ha6Familien 12 18 41 35 26 5

Tabelle 1c: Tierbestand 1907tiere pferde rindvieh Schweine Ziegen Geflügel Bienenst.Anzahl 33 513 320 128 1743 158

dies sollte sich zu Beginn des Krieges zumindest im Nahrungsmittelbereichvorteilhaftauswirken.indemMaßeaber,indemdieregierungund/bzw.dieOber-ste Heeresleitung die Wirtschaft durch rationie-

rungen,BeschlagnahmenundEnteignungenmilitari-sierten, kam es auch bei uns mit zunehmenderKriegsdauer zu lebensmittelknappheit, Hunger undEntbehrungen.

I. „In EuropA gEhEn dIE LIchtEr AuS“ 3.DerKrieganderHeimatfront

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9. Zimmern in den dreißigerjahren in Bildern

Zimmern–rechtsuntendieHorgenerStraße.

Die ehemalige Staatsstraße, heute Hauptstraße – Orts-mitte, linke Straßenseite. Abb. links oben: links vorne das Haus Ulmschneider (Elternhaus von Alwin Ebert), Franz Ober und im Hinter-grund der „Löwen“. Abb. rechts oben: Haus von Franz Ober und der „Löwen“, in dessen Erdgeschoss sich die Gaststube sowie Scheune und Stallung und in dessen Obergeschoss sich ein Saal für Tanzveranstaltungen befand. Abb. unten: Hinter dem „Löwen“ befand sich das Haus Schaub Otto, da-hinter der Gasthof „Adler“.Lediglich das in der Nach-kriegszeit umgebaute Haus Schaub und der nach dem Brand 1983 wieder aufge-baute „Adler“ stehen heute noch. Alle anderen Gebäude wurden in den letzten 20 Jahren abgerissen.

141140 iii.ZimmernwährenddererstenJahrederNS-Diktatur1933 – 1939 9.ZimmernindenDreißigerjahreninBildern

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3.2. Fronterlebnisse Zimmerner Soldaten

in aufrufen im amtsblatt und der Tageszeitunghabenwirgebeten,unsKriegserlebnissevonSol-datenausZimmernzukommenzulassen.Dieunszugegangenen Berichte habenwir, soweit es er-forderlich war, bearbeitet und stellen sie in ge-kürzterFormvor.Siesindselbstverständlichnichtrepräsentativ, aber dennoch aufschlussreich inSachen alltagsleben von einfachen Soldaten imKrieg.

3.2.1. Feldpostbrief von Karl Maier an Familie Josef Mager, Schützenstrasse 271, vom 29. September 1941

„Mein lieber Josef und Sophie mit Kindern12,da wir gerade einmal nach langer Zeit mal vier Tage Ruhe haben, will ich es nicht versäumen, Euch auch mal ein Brieflein zu senden. (Es) geht mir soweit immer gut und (ich) bin gesund, das-selbe ich von euch auch erhoffe. (Wir) haben ja schon schwere Strapazen hinter uns, (und) ha-ben schon 1.500 Kilometer hinter uns. Ich selbst könnte mich gerade nicht beklagen, denn mit den Reitpferden kommen wir überall durch. Aber die Zugpferde und die Infanterie, welche alles zu

Musterung des letzten und jüngsten Jahrgangs 1929.Von links: Erwin Bantle, Gebhard Bob, Pius Hirth, Paul Bippus, Erwin Dentlin-ger, Konrad Bob, Bernhard Mink, Walter Nester und Fridolin Mager. Dieser Jahr-gang musste nicht mehr an die Front.

Jahrgang 1914/15 bei der Musterung.

Von links: Clemens Mager, Ernst Schmid, Hermann

Weichert, Konrad Mager

Fuß marschierte, die haben was durchgemacht. Und eine Hitze kaum zum Aushalten. Wasser durfte man keines trinken. Ein Staub, dass man keine fünf Meter vor sich hin sah. Wir sahen ab und zu aus, dass man einan-der kaum mehr kannte, vielmals 10 – 12 Stunden marschiert(en wir), ohne etwas zu essen oder zu trinken. Vielleicht mal eine Stunde Rast zum Pferde tränken, dann aber wieder im-mer vorwärts. Meine Lieben, ihr dürft mir glauben, wir wussten bald nicht mehr, ob wir Männlein oder Weiblein waren. So ging es Tag für Tag weiter, oft 60 – 70 km am Tag. Am 29. Juni stießen wir das erste Mal in einen Hinterhalt auf Russen. Nach zweitägigem Gefecht waren sie er-

ledigt. Dann ging es sofort weiter bis zum 22. Juli, wo wir wieder in ein Waldgefecht gerieten. Da ging es schon etwas anders zu wie das erste Mal. Am ersten Tag hatten wir circa 50 Lastwagen erbeutet, wurden aber dann von den Russen umzin-gelt und waren bis zum 25. Juli ein-geschlossen. (Wir) hatten schon die Hoffnung aufgegeben, bis dann am dritten Tag das erste Bataillon ein-griff und bis am anderen Morgen kein Russe mehr zu finden war. (Sie) hatten alle die Flucht ergriffen. Wir gingen am gleichen Tag, also am 25. Juli, sofort etwa 30 km den Russen

nach, wo wir dann um 12 Uhr Rast machten. Wir sagten uns schon, aber morgen wird nicht vor

Karl Maier

iV.DerZweiteWeltkrieg–eintotalerKrieg 3.„FürFührerVolkundVaterland“–ZimmernerSoldatenimZweitenWeltkrieg