Was Kinder brauchen und was nicht · Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz Abt. f. Kinder- u....

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Was Kinder brauchen ... und was nicht ... Dr. Michael J. Merl Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz, Abt. f. Kinder- u. Jugendpsychiatrie

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Was Kinder brauchen ... und was nicht ...

Dr. Michael J. Merl Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz,

Abt. f. Kinder- u. Jugendpsychiatrie

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Was brauchen Kinder (für eine gesunde Entwicklung) ?

heißt:

Was bedeutet Entwicklung beim Kind ?

Welchen Entwicklungsaufgaben steht das Kind gegenüber ?

Wie begegnen Eltern diesen Herausforderungen ?

Prävention ?

Was tun in der Krise ?

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Unsere Welt der Erwachsenen

•  Dialogik von Wahrnehmung und Erfüllung oder Nicht-erfüllung von Bedürfnissen / Deckung oder Nichtdeckung eines Bedarfs

•  Biologische Konstitution •  Psychische Konstitution •  Erfahrungen / Biografie •  Werthaltungen / Überzeugungen •  Normen

–  familiär – gesellschaftlich – kulturell

•  Träume / Visionen / Hoffnung •  Life-Events

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Unsere Welt der Erwachsenen

•  Gesellschaftlicher Wandel –  vom Erlebnis zur Event- und Fungesellschaft –  von Information zu Infotainment / Sehen statt Lesen –  von der Zweisamkeit zum Chat –  vom Wir zum ICH –  ICH bin öffentlich (Facebook, Twitter und Co.) –  Wertewandel – statt es ist gut so, wie ich bin > ich bin, was ich

habe oder ich bin, was ich kann oder ich bin, wie ich aussehe

•  aber auch –  hin zu einem Bewusstsein für Gesundheit (wenn nicht: Ich muss

funktionieren !) –  von den Tabus zu einer neuen Offenheit

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Die Welt unserer Kinder 1

•  Dialogik von Wahrnehmung und Erfüllung oder Nicht-erfüllung von Bedürfnissen / Deckung oder Nichtdeckung eines Bedarfs >> Entwicklungsgeschichte des Einzelnen

•  Biologische Konstitution •  Psychische Konstitution •  Erfahrungen / Biografie •  Werthaltungen / Überzeugungen •  Normen

–  familiär – gesellschaftlich – kulturell

•  Träume / Visionen / Hoffnung •  Life-Events

Nicht oder teilweise integriertes Gehirn

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Die Welt unserer Kinder 2

•  ist durch die Wahrnehmung der Erwachsenenwelt und die Vermittlung der Werthaltungen / Normen / Überzeugungen der Erwachsenen mitbestimmt !

•  ist von der Fähigkeit, die Umwelt wahrzunehmen, sie zu interpretieren und adaptiv zu handeln geprägt !

•  ist von der dem Kind eigenen Vorstellungswelt als Er-gebnis der Interpretations- und Erklärungsmodelle be-einflusst

•  ist dynamisch wie die Entwicklung des Kindes

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Die Bedürfnispyramide (nach Maslow)

Physiologische Bedürfnisse

Sicherheitsbedürfnisse

Soziale Bedürfnisse

Bedürfnis nach Wertschätzung

Bedürfnis nach Selbstverwirklichung

Phantasie, Kreativität, Träume Lob, Anerkennung, Zuwendung, Zärtlichkeit

Mitteilungsbedürfnis Soziale Kontakte

Teil der Gesellschaft sein

Klare Information, Körperliche Integrität, Arbeitsplatz, Privater Raum

Essen, Trinken, Schlaf, Sexualität, Wärme, Gesundheit

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Dynamische Sicht der Bedürfnishierarchie (nach Maslow)

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Elternschaft - eine Beziehung beginnt

•  Eine Beziehung herstellen

•  Beziehung mit dem Kind leben

•  Sorgen für das Kind oder Versorgung des Kindes

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Versorgung 1

•  Versorgungsauftrag (Gesetz, Gesellschaft, Normen) •  Versorgungsbereitschaft (innerer Antrieb) •  Versorgungskompetenz (innere /äußere Ressourcen)

•  Der Versorgungsauftrag ist relativ klar geregelt –  Eltern sind vom Gesetz verpflichtet, ihre Kinder zu versorgen, d.h.

bestimmten Bedürfnissen zu entsprechen (Nahrung, Kleidung, Bildung, wertschätzenden Haltung - keine Gewalt)

–  Die Gesellschaft verpflichtet Eltern ebenfalls zur Sorge für ihre Kinder über das Gesetz hinaus (Dos and Don'ts der Erziehung, Regelung der Kindesweglegung im geschützten Raum - Baby-klappe)

–  Normative Regelungen auf anderen Ebenen (Kultur, Familie)

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Versorgung 2

•  Versorgungsbereitschaft (Innerer Antrieb) –  erwächst aus psychophysiologischen Determinanten, aber auch aus

Lernerfahrungen (+ oder – Vorbilder) –  sagt nichts über die Qualität aus

•  Versorgungskompetenz –  ist bestimmt durch psychophysiologische und kognitive Faktoren

sowie die Fähigkeit zur Anpassung an Entwicklungserfordernisse

•  Die Qualität der Versorgung ist nur sehr unscharf geregelt –  Vorteil: großer Spielraum - Möglichkeiten zur Förderung der

Individualität (siehe angloamerikanisch-europäische vs. asiatische, islamische Kulturen)

–  Nachteil: Möglichkeit der Liberalisierung führt u.U. zum Verlust von Struktur (Phänomen der Selbstorganisation)

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Versorgung vs. Sorgen für ...

•  Während im gesellschaftlichen und sprachlichen Umgang die Versorgung eine zentrale Rolle einnimmt, besteht das Sorgen für Jemanden in einem differenzierten Umgang

•  die Deckung des Bedarfs über ein Angebot steht weniger im Vordergrund als die Deckung als Angebot zur gemein-samen Entwicklung

•  Von Versorgung zur Autonomie ⇒Verständnis für Entwicklung und Entwicklungsschritte

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Entwicklung verläuft ... •  als fortschreitende Differenzierung

–  (Bewegung, Laut- und Wortschatz, ...) •  als fortschreitende integrierende Zentralisierung

–  zunehmende Integration der Sinneswahrnehmungen und der expressiven Funktionen mit zentraler Steuerung: Koordination von Bewegung, Kongruenz von Denken und Sprechen, Identitäts-bildung

–  Zunehmende Integration von zentralen Funktionseinheiten (rechte /linke Gehirnhälfte; Kognition/"alte" Anteile)

•  in biologischer Abhängigkeit mit gewissen "Freiheitsgrad" –  Sprachentwicklung nach Erlernen des Gehens, Verlauf bei

Schädigungen, Altersabhängigkeit •  als Verbindung von Individuation und Sozialisation

–  Wechselwirkung zwischen individueller Intelligenz, Sprache, Umwelt

•  im Einklang mit der Dialogik der Gegensätze (Ganzheit)

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Faktoren für die Entwicklung

•  Biologische / Genetische Risikozone ist nur bedingt beeinflussbar, aber die Wirkung dieser Faktoren ist modulierbar

•  Die Frage nach dem "Warum ?" im Rahmen bestimmter Entwicklungen ist eine der am häufigsten gestellten Fragen von Eltern

•  Die Antwort muss die Entwicklung aus ganzheitlicher Sicht berücksichtigen einschl. der begünstigenden und hindernden Faktoren

•  Es geht um die Verminderung pathogener Faktoren und die Bildung protektiver Faktoren (geht oft Hand in Hand)

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Belastungsfaktoren

•  Biologisch / Genetisch •  Konstitutionell •  Armut •  Niedriges Bildungsniveau •  Verlust, Scheidung, Trennung •  Gewalt akut und chronisch •  Ambivalente Kommunikation •  Inkonstanz des Lebensfeldes •  Inhumanes Wertsystem •  Reizunterversorgung / Reizüberflutung •  u.v.a.m.

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Ich bin das Böse

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Protektive Faktoren

•  Entstehen meist aus einer Beziehung

•  Aktivieren die Ressourcen

•  Aktivieren Kreativität

•  Sind, wenn wirksam, funktionaler Teil eines Prozesses

•  Erzeugen in der Regel positiv-wirksame Regelkreise

•  Wirken damit stabilisierend

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Protektive Faktoren – Beziehungsaufnahme

•  Annehmen eines Kindes von Anfang an = eine Beziehung herstellen –  Kontaktaufnahme –  Verständigung / eine Sprache (nicht nur verbal) finden –  Eine Haltung einnehmen / Bereitschaft zur Reflexion –  Achtsamkeitsprinzip / Feinfühligkeit (J.Bowlby)

•  Eine die Beziehung förderliche Werthaltung –  die Verbindung lebendig halten durch Auseinandersetzung mit

dem Kind und das Schaffen eines Angebots: "Ich bin da !" –  "Dass Du da bist tut mir gut !" –  Reflexion über mein Handeln –  Reflexion über Dein Handeln –  "Wir gestalten unser Leben !"

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Die erste Zeit – Wir entdecken einander

•  Die Kontaktaufnahme geht weiter •  Wir lernen und perfektionieren unsere Sprache •  Zeit des Genießens aneinander •  Wir sorgen für einander

–  MUTTER - KIND –  Nahrung - Duft –  Sauberkeit (Wickeln) - Wärme –  Wärme - Bedeutung –  Bedeutung –  Möglichkeit zur Entwicklung –  Sicherheit

•  Selbstkontrolle des Kindes noch stark eingeschränkt

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Eine Chance für Eltern

•  Mit einem ersten Kind kommen Eltern das erste Mal in die Lage, für dieses Kind Eltern zu sein. Für das zweite Kind sind Eltern das erste Mal Eltern eines zweiten Kindes mit dem Vorteil der Erfahrung der ersten Elternschaft

•  Protektive Faktoren für die Entwicklung des Kindes, die in der Beziehung der Eltern liegen: –  Engagement und Abgrenzung –  Sprache der Partnerschaft –  Sprache der Elternschaft –  Aufbau von Ressourcen (Partnerschaft, familiäre Routinen, ...)

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Entwicklung mit dem Kind

•  Entwicklungsschritte des Kindes sind oft Krise und Chance zugleich: –  Mobilität / Bewegung

•  Sicherheit der Bewegung • Risiko für Verletzung •  Chaos durch "Hyperaktivität" • Durchsetzung von Ordnung ⇒ Bewegung / körperliche Aktivität fördern

–  Sprachentwicklung / Willensäußerung •  Qualität der Kommunikation nimmt zu •  Schreien / Beleidigungen ⇒  Aktive Sprachentwicklung (Babysprache, Körpersprache)

–  Entdeckerdrang •  Erfahrung sammeln (Sensorische / Verständnis für das Funktionieren) •  Unordnung – Zeit und Energie ⇒ Mit dem Kind die Welt entdecken z.B. im Spiel

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Sensible Phasen 1

•  In der frühen Kindheit gibt es für die Entwicklung der Funktionen der Wahrnehmung und der Motorik sensible Phasen: –  Sehen / Hören

•  Funktion dieser Sinne selbst •  Integration der gesammelten Information in ein sich entwickelndes

Konzept der Welt –  Basissinne der Sensorik und Motorik

•  Funktion der Basissinne •  Integration der Information für ein adaptives Verhalten in der Welt •  Entwicklung eines Körperschemas

–  Förderung motorischer Aktivität und sensorischer Erfahrung –  Aktivitäts- und Ruhezyklus

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Sensible Phasen 2

•  Die Erfahrung zeigt, dass die Beziehung der ersten Jahre die Beziehungsfähigkeit des Kindes ganz wesentlich beeinflusst: –  Stabilität und Konstanz des Beziehungsangebots

–  Die Klarheit der Vermittlung einer familiären Ordnung

–  Zuwendung

–  Zärtlichkeit

–  Modulation des Erlebens (Ärger, Trauer, Freude, ...)

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Regulation der Emotionen

•  Rechte vs. Linke Gehirnhälfte = Lineares, ordnendes Denken vs. Emotionales Denken –  Je jünger die Kinder, desto mehr ist die rechte Hirnhälfte aktiv >

emotionale Überschemmung –  Reaktion – Verbinden und Umleiten, Gefühle zähmen durch

Benennen / die Geschichte •  Oberes vs. Unteres Gehirn (Amygdala) = planvolles, kluges, maßvolles,

empathisches Handeln vs. schnelles, "instinktives" Handeln –  Oberes Gehirn bei Kindern noch nicht fertig = Zugang zu

planvollem Handeln –  Unteres Gehirn steuert bei starken Emotionen (Wut, Angst) –  Reaktion – Begegnen und das obere Gehirn ansprechen (Lösungen

finden lassen), Empathie fördern durch Reflexion einer Situation (fördert den Bezug zu sich selbst)

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Regulation der Emotionen

•  Bewegung hilft zur Entspannung (beruhigt die Amygdala) –  Unterbrechung –  Spiel

•  Gefühlszustand des Leids

–  Zustand wahrnehmen –  Zustand teilen –  Zustand ergänzen –  Zustand verändern

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Lösungen

•  Mit dem ersten Nein (auch als Verweigerung) beginnt das Kind sich willentlich zu lösen: –  Eltern erleben diese Phase oft als Krise v.a. wenn die Ver-

weigerung exzessiv wird (bis hin zu: "das tut er/sie mir zu fleiß") –  Symbiose und mutistisches Verhalten stellen eine Pathologie der

Verweigerung dar, später auch das Einnässen und Einkoten

–  Daher kreativ an Loslösungsprozessen des Kindes mitarbeiten, indem die Verweigerung oder die Trotzreaktion als Willens-äußerung zur Kenntnis genommen, wenn auch nicht immer akzeptiert wird

–  Ordnung beachten / wer bestimmt die Situation ?

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Reflexion und Selbstreflexion

•  Reflexions- und Selbstreflexionsmechanismen in einer Familie sind entscheidend für die Fortführung erfolg-reicher und Veränderung und / oder Aussetzung fehler-hafter Strategien: –  Zeitlicher und logischer Zusammenhang –  Transparenz innerhalb und über die involvierten Ebenen –  Vorbildfunktion für die Installierung ähnlicher Mechanismen

beim Kind (z.B. Prävention für Suchtverhalten) –  Signalisiert dem Kind: "Ich nehme Dich und mich ernst !" –  Rasche Klärung von Konflikten möglich –  Training der Gesprächskultur innerhalb der Familie –  Sicherheit

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Kindern beim Verständnis der Welt helfen

•  Kinder nehmen die Welt wahr und finden mit ihrer Begrifflichkeit Erklärungen. Protektive Erziehung unterstützt die Sehnsucht nach Verständnis:

–  Übung durch Spiel – •  Förderung des Spiels mit anderen Kinder •  Spiel mit Kindern

–  Gemeinsame Erleben der Welt (Zoo, Museum, Wald, Einkauf)

–  Dialog – Eltern-Kind-Gespräch

–  Umgekehrt auch Verständnis für die Welt des Kindes (Dialog mit dem Kind und dem Partner)

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Erste Autonomie

•  Mit dem Beginn der ersten sozialen Kontakte im Sinne von Freundschaften (Kindergarten, Volksschulzeit) beginnt eine weitere Phase der Loslösung:

–  Autonomie in der Erfahrung von Nähe und Distanz gewähren (wichtige Lernerfahrungen)

–  In dieser Phase treten oft Defizite der Wahrnehmung, Motorik, der Selbststeuerung zu Tage ⇒ Unterstützung / Sicherheit

–  Die Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten (Zeichnen / Werken / Schreiben) fordert Bestätigung / Ermutigung / Korrektur heraus

–  Freundschaften - welche Freunde sucht das Kind sich aus ? Freunde in die Familie holen !

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Elternschaft in der Zeit der Veränderung

•  Stabiles Beziehungsangebot –  Zeit der Angst vor Verlust und Trennung der Eltern –  Einigkeit auf der Elternebene –  Beziehung statt Vereinsamung vor dem Fernsehgerät / Computer

•  Gemeinsam kreativ sein – Arbeit in der Realität –  Keine künstlichen Welten notwendig

•  Klare Information •  Vorbildfunktion

–  Werthaltungen, Umgang mit anderen, Suchtverhalten, Umgang mit Medien

•  Dem Biorhythmus entsprechender Wechsel von Aktivitäts- und Ruhephasen –  Statt Leistungs- und Fungesellschaft

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Pubertät – Krise der endgültigen Ablösung

•  Viele der Protektoren (oder auch Belastungsfaktoren) werden jetzt wirksam: –  Stabilität und Belastbarkeit der Beziehung –  Gesprächskultur in der Familie –  Vermittlung von kreativen Lösungsmodellen (Arbeit, Phantasie) –  Wahl der Bezugssysteme (Peergroup, Freundschaften) –  Werthaltungen der Familie als Stabilitätsfaktor

•  Im Ablösungsprozeß –  Respekt vor Entscheidungen –  Würde des Jugendlichen wahren –  Klare Haltung einnehmen mit Angebot zur Diskussion

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Weitere Protektoren der Familie

•  Elternbeziehung (auch als Modell) –  Gesprächs-, Konflikt- und Lösungskultur –  Alternative Support (wechselseitige Übernahme o. Untersstützung

in familiären Aufgaben) –  Umgang mit dem anderen Geschlecht –  Einigkeit und Standpunkt vor der Auseinandersetzung mit dem

Kind

•  Geschwister – Möglichkeit zur Auseinandersetzung •  (Gemeinsames) Erlebnis statt Events / Fun •  Sensibilität für Über- oder Unterforderung schaffen –

Aktive Auseinandersetzung mit dem Wesen des Kindes und seiner Umwelt

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Protektoren im Schulalltag

•  Im wesentlichen gilt zuvor Gesagtes auch für den Schulalltag

•  Respekt vor dem Individuum, seinen Ressourcen und Schwächen

•  Klare Standpunkte / Wertschätzung •  Halt und Struktur geben •  Sich auf eine Beziehung einlassen •  Kultur der Gruppe – Wir sind eine Klasse / Jeder darf mit ! •  Reflexion über mein Verhalten, das des Schülers und das

des Prozesses

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Das Leben ist schön

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Zusammenfassung •  Die Erfüllung biophysiologischer und psychophysiologi-

scher Bedürfnisse kann nicht allein durch das Angebot gedeckt werden !

•  Ein stabiles Lebensfeld im Rahmen einer Familie schafft protektive Faktoren die die Entwicklung in eine kreative Autonomie ermöglichen !

•  Wesentlichste Elemente sind dort der Wille und die Bereitschaft, das Kind als besonderes Wesen mit Stärken und Schwächen anzunehmen, über es, das eigene Ver-halten und den Prozess zu reflektieren und Krisen als Chance für Entwicklung zu sehen !

•  Die Bewusstheit eines sich integrierend entwickelnden Gehirns kann entscheidend für eine gesunde Entwicklung sein !

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Danke für die Aufmerksamkeit !