Was machen, wenn die Führer weg sind?

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Was machen, wenn die Führer weg sind? Gebhard Borck … strengt sich an, Menschen zu verstehen, bevor er über sie urteilt. 19:15 Uhr

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Page 1: Was machen, wenn die Führer weg sind?

Was machen, wenn die

Führer weg sind?

Gebhard Borck

… strengt sich an, Menschen zu

verstehen, bevor er über sie urteilt.

19:15 Uhr

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Wer macht’s, wenn die

Führer weg sind?Profil eines Business Katalysators

Gebhard BorckBetriebswirtschaft mit Menschen

Keynote für Lean Around The Clock #LATC in Mannheim, Februar 2017

© Gebhard Borck

Page 3: Was machen, wenn die Führer weg sind?

Wer stimmt dem zu?

These 1:

„Wollen wir die anstehenden Herausforderungen meistern, muss sich Führung radikal wandeln!“

New Work, Arbeit 4.0, Digitalisierung, Industrie 4.0, Agilität.

Hinter den Schlagwörtern stehen ernste Zweifel, dass eine anweisend fernsteuernde Führung die absehbare Zukunft in der westlichen Arbeitswelt

überlebt.

Augenscheinlich braucht es mindestens eine grundlegende Reformation, vielleicht sogar eine Revolution im Führungsverständnis.

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These 2:

Wer stimmt dem zu?

„Bei den anstehenden Herausforderungen erleben wir schon bald, dass die Hierarchien stärker denn je notwendig sind!“

Die klare Machtzuordnung ist, vor allem in Krisensituationen, unausweichlich. Da sich andeutet, dass es zunehmend mehr Krisen gibt, braucht es starke

Persönlichkeiten, die Verantwortung für andere übernehmen!

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Wer stimmt dem zu?

These 3:

„Sowohl als auch!“

Es kommt auf die Situation an.

Im normalen Alltag ist es gut, die Menschen einzubeziehen. In schweren Zeiten braucht es Helden mit Durchsetzungsvermögen.

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Bildquelle: https://youtu.be/59aJn8Lk9zM

planen

steuern

priorisieren

entscheiden

verantworten

durchsetzen

Überlegen wir uns, welche Aufgaben Management übernimmt. Und machen wir uns nichts vor, Leadership ist nur die freundliche kleine Schwester vom

Management.

Welche davon spielen in einer komplexen oder unsicheren Umgebung immer noch eine Rolle?

Alle!

Also brauchen wir doch weiterhin Management, wenn wir diese Aufgaben alle zu berücksichtigen haben?

Nein!

Page 7: Was machen, wenn die Führer weg sind?

wir suchen dezentrale Wege, sie gut zu erledigen!

Wir suchen wir keine neuen Aufgaben …

New Work erkennt: „Managementaufgaben bleiben bestehen!“

Wir stellen uns die Frage: „Wie schaffen wir es, die Aufgaben auch dezentral zuverlässig zu erfüllen?“

Hierzu einige Vorschläge, wohin die Managementaufgaben gehen, wenn die Führungskräfte fehlen.

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die wir bisher im Management erledigen.

Wer übernimmt die Dominanz in den Aufgaben, …

planen

steuern

priorisieren

entscheiden

verantworten

durchsetzen

Teams

Teams,Belegschaft, Einzelne

Teams, Einzelne

Markt

Markt

Belegschaft

Andreas Zeuch gibt später Beispiele von Firmen, die bereits verantwortlich mit Teams und/oder der Belegschaft arbeiten.

Wir könnten jetzt natürlich diskutieren, ob diese Zuordnung richtig ist? Viel spannender ist allerdings die Frage:

Wie stellt sich eine Organisation dar, die dezentral entscheiden möchte?

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ein alternativer Strukturblick zum Tannenbaum

Die Pfirsich-Organisation …

Kern

Markt Kunden, Wettbewerb,

§, Verbände etc.

Peripherie

prozessintegrierte Teams

Firmengrenze

Zusammen mit Nils Pfläging (spricht Morgen über Komplexithoden) entwickelten wir 2007 bereits die Pfirsich-Organisation.

Das Aufbauorganisations-Schema verdeutlicht die Dezentralisierung.

Im Grundgedanken baut sich diese Struktur von außen nach innen auf, anstatt von oben nach unten.

Es gibt das Zentrum, die Firmengrenze. Prozessintegriert funktionsübergreifende Teams bieten komplette Leistungspakete nach außen an. Sobald der

Markt an einem Leistungspaket zieht, gerät die Organisation in Bewegung und richtet sich zum Marktanspruch hin aus.

Da alle Teams miteinander verbunden sind, entsteht über die Zugkraft ein antifragiles Netzwerk (dazu gibt es mehr Infos bei Conny Dethloff – auch auf der

Veranstaltung mit dem Thema Viable Systems)!

Diese Aussage kann ich aus Erfahrungen in eigenen Projekten wie beispielsweise die Transformation der Alois Heiler GmbH aus Waghäusel bestätigen.

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Bildquelle: https://youtu.be/YDXwLpkpJPA

Stephan HeilerOrganstruktur HEILER

Markt-Organ

Markt-Organ

IT Dienstleister

Logistikdienstleister

Lieferant

Lieferant

Produkt-Organ

POI-Organ

§

Verband

Wettbewerb

Kunde

Kunde

Kunde

KundeKunde

Beratung

Geschäftsführer der Alois Heiler GmbH, die sich seit 2014 aktiv in Richtung einer dezentral handelnden selbstgesteuerten Firma entwickelt. Dort sieht die

Organisationsstruktur aktuell so aus.

Ein kurzer Abriss über die Transformation …

Page 11: Was machen, wenn die Führer weg sind?

Ergebnissen

Dezentraler Umgang mit …

Eigenverantwortung wandelt sich vom Motivationsgimmick zur notwendigen Grundlage. So kann man Erfolgskontrolle an externe Partner ausgliedern.

In den ersten Monaten der Transformation gaben wir so viel Entscheidungen in die Belegschaft wie möglich.

Wir schafften formale Hierarchien sukzessiv ab. Da es so keinen zentralen Verantwortlichen mehr gibt, muss jede/r Mitarbeiter eigenverantwortlich für

seine Ergebnisse gerade stehen.

Gelebte Eigenverantwortung ist dann kein Spielzeug mehr, es verwandelt sich zu einer existenziellen Säule der Organisation.

Die Leistungskontrolle findet nun durch den Markt direkt statt.

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dezentralen Strukturen

Zusammenhalt in …

Organisationen mit dezentral eigenverantwortlichen Mitarbeitern driften tendenziell auseinander. Für kluge Leistung braucht es dann Wege, die die gemeinsamen Interessen der ganzen Firma berücksichtigen.

Recht schnell stellt sich die Erkenntnis ein, dass derart eigenverantwortliche Mitarbeiter auch unabhängiger sind. Das stimmt.

James Surowiecki hilft uns bei der Suche nach einem Prinzip, wie wir damit umgehen können:

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Bildquelle: https://youtu.be/szFPiWLxRwI

James Surowiecki

„Ein dezentralisiertes System vermag

nur wahrhaft intelligente Ergebnisse

zu leisten, wenn ein Mittel existiert,

um die Information aller in dem

System zu sammeln. Ohne das

Vorhandensein eines solchen

Instruments besteht kein Anlass zu

glauben, dass Dezentralisierung ein

gescheites Resultat bringt.“

Er schrieb „Die Weisheit der vielen“. Das Buch zeigt uns, was zu beachten ist, wollen wir kluge Beteiligung in Organisation anstatt von unbeteiligten

Rädchen im Getriebe.

Es entsteht die Notwendigkeit des beschriebenen zentralen Instruments. Bei Heiler heißt dieses Instrument Katalyse und die dafür bereit stehenden

Personen Katalysatoren.

So vermeiden wir die Rückkehr in schwierig abzugrenzende Führungsgenmanipulationen, wie man das an etlichen Beispielen für New Work erkennen kann.

Beispielsweise demokratisch gewählte Führungskräfte oder vornehmlich Leader etc.

Die Katalyse ist ein sinnhafter, von allen lernbarer Vorgang. Der Katalysator ist eine neue Rolle im Unternehmen. Mit der Kombination aus Aufgaben und

Rolle kann eine Firma vollständig auf klassische Führungsrollen verzichten.

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Katalyse

Worum geht’s?Alltag, Struktur, Strategie

FirmaMensch

GMAO

AO

AO

GP

GP

GP

GP

ED

ED

KD

KD

PE

PE

RSRS

RSRS

RSRS

RSRS

BE

BE

AO

LE

LE

LE

LE

GM

GM

GM

KM

Was betrifft’s?Firmen-DNA

Wie gehen wir vor?Modelle, Konzepte,

Methoden, Werkzeuge

Die Katalyse stellt immer drei Fragen:

1. Worum geht’s? Betrifft es unseren Arbeitsalltag, unsere Struktur oder gar die Strategie? Bzw. was betrifft den Alltag, was die Struktur und was die

Strategie?

Die Antwort bestimmt bis zu einem bestimmten Grad, wer in die Entscheidung einzubeziehen ist / oder nicht.

2. Was betrifft’s? Um welche/n Baustein/e der Firmen-DNA geht es? Wo liegt die Wurzel des Problem?

3. Wie gehen wir vor? Welche Modelle, Konzepte, Methoden und Werkzeuge nutzen wir, um die Fragestellungen zu analysieren/bearbeiten/entscheiden/

kommunizieren/reflektieren etc.

Grundsätzlich ist es so, dass jede/r Mitarbeiterin fähig ist, diese Fragen zu stellen und auch den Antworten nachzugehen. Bei Heiler stellen wir allerdings

fest, dass nicht alle immer ausreichend Zeit haben, die Fäden für die Lösungsumsetzung zusammen zu halten.

Wir entwickeln deshalb augenblicklich die Rolle des Katalysators. Das sind Menschen, die sich darum kümmern, das einmal aufgegriffene strukturelle und

strategische Aufgabenstellungen auch sukzessiv gelöst werden.

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Bildquelle: https://youtu.be/YDXwLpkpJPA

Die Mitarbeiter bei HEILER sammelten die hier aufgelisteten Inhalte für die Rolle des Katalysators.

Demnach sollte sich jede/r der die Rolle einnehmen möchte, mit Motivation, Psychologie und Soziologie auskennen. Prozessverständnis, eine schnelle

Auffassung, Analysenfähigkeiten und lösungsorientierte Vorschläge entwickeln wäre hilfreich. Als Coach und Mediator sollte der Mensch selbstreflektiert

einfühlsam sein und schlichtend zwischen Parteien vermitteln.

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moderieren

sparren

reflektieren

begleiten

coachen

beraten

schulen

anweiseneinschüchtern

verführenüberstimmen

verlautbaren

wegducken durchsetzen …

Im direkten Vergleich der beiden Rolleninhalte stellt sich das Bild scharf:

Der Job als formal-hierarchische Führungskraft, egal ob Manager oder Leader, verlangt bestimmte Fertigkeiten um seine Positionen zu verlautbaren,

andere anzuweisen, sie einzuhalten, wenn das nicht funktioniert, sie einzuschüchtern, bei hartnäckigem Widerstand sie zu verführen oder sie einfach zu

überstimmen und sich so durchzusetzen. Versagt das alles, hilft es, sich wegzuducken.

Ein Katalysator will die bestehenden Entwicklungen konstruktiv beschleunigen. Er braucht dafür Fertigkeiten, andere zu schulen, muss sie mit seiner

Expertise beraten können, im Zweifel als Coach zur Seite stehen, sie in der Umsetzung begleiten, zusammen mit ihnen den Fortgang reflektieren, für sie als

Sparringspartner da sein und die Kommunikation zwischen den Menschen moderieren. Er übt zu keinem Zeitpunkt formal-hierarchische Macht aus!

Page 17: Was machen, wenn die Führer weg sind?

rettet als Held die Welt im Alleingang

rettet die Welt mit seinen Mitmenschen zusammen

Angst?

Was passiert mit Widerstand?

Wessen Sinn hat Gültigkeit?

Wer hat Recht?

Wer berichtet wem, wozu?

Wozu dienen (alternative) Fakten?

Wer entscheidet und was passiert dann?

Das hat auch Konsequenzen mit Bezug auf die Unterschiede in den Persönlichkeitsmustern, die wir suchen:

Katalysator: Ordnet sich den Entscheidungen der anderen unter

Führer: Entscheidet über die Köpfe der anderen hinweg

Katalysator: Orientiert sich an belastbaren Fakten

Führer: Erfindet die Fakten, die er braucht

Katalysator: Berichtet um mehr Verständnis zu erreichen

Führer: Verlangt Berichte zur Gehorsamskontrolle

Katalysator: Schlägt vor

Führer: Hat recht

Katalysator: Sucht Sinn

Führer: Gibt Sinn vor

Katalysator: Setzt sich mit konstruktivem Widerstand auseinander

Führer: Bestraft jeglichen Widerstand als Verrat

Katalysator: Ermutigt

Führer: Verängstigt

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stell’s Dir vor!Es ist einfach, wenn Du’s nur versuchst …

Gebhard BorckBetriebswirtschaft mit Menschen

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© Gebhard Borck