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Verkostung. Zugegeben, der deutsche Weißwein-Jahrgang 2010 hat so seine Probleme. Umso wichtiger sind für Liebhaber die herausragenden Fundstücke der Capital-Jury Was zählt, ist im Glas

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Verkostung. Zugegeben, der deutsche Weißwein-Jahrgang 2010 hat so seine Probleme. Umso wichtiger sind für Liebhaber die herausragenden Fundstücke der Capital-Jury

Was zählt, ist im Glas

Die Capital-Weißwein-Jury Natalie Lumpp Selbstständige Somme-lière; Oliver Scheer Handelshof, Köln; Theresa Stenzel Hotel Excelsior Ernst, Köln; Sebastian Bordthäuser Casino Vinophil, Frechen; David Schumacher Capital-Redakteur; Frank Schillings Les Amis du Vin, Köln; Birgitt Mockler Aromakost, Ludwigsburg; Norbert Dobler Dobler’s Restaurant, Mannheim; Rakhshan Zhouleh Tantris, München; Albert Schamaun Diplom-Önologe, Lohmar; Werner Kleine Weinsammler, Bonn; Michael Noack Victorian, Düsseldorf; Markus Del Monego Caveco, Essen; Edmund Diesler Präsident Bund Deutscher Oenologen; Mathias Däubler Breidenbacher Hof, Düsseldorf; Jürgen Fendt Bareiss, Baiersbronn; Norbert Strohschen Weinsammler, Köln; Peter Frühsammer Frühsammers Restaurant, Berlin; Tanja Storm Gaumenkitzel, Köln; Josef Laufer Zum Krug, Hattenheim; Anja Maria Sandkühler Gaumenkitzel, Köln; Thomas Sommer Lerbach, Bergisch Gladbach; Rainer Hensen Burgstuben-Residenz, Heinsberg-Randerath; Ulla Weber Em ahle Kohberg, Köln; Sarah Zörb Kameha Grand, Bonn; Maren Fendt Selbst-ständige Sommelière; Arno Steguweit Wine & Waters, Berlin (im Foto v. l.)

Topwert: 95,7 Punkte für die Trockenbeeren-

auslese von Robert Weil

Text: David Schumacher Foto: Thomas Rabsch

Der Jahrgang 2010 leidet an einem ernst-haften Imageproblem: Er galt schon als verkorkst, lange bevor die erste Flasche verkorkt war. Schlechtes Wetter, schwa-che Ernte, geringe Mengen – Argumente gab’s zuhauf, um den jüngsten Weißwein aus Deutschland abzumeiern. Doch jetzt wirbt der frisch gekürte beste Sommelier des Landes, Thomas Sommer vom Drei-Sterne-Restaurant Lerbach, für Rehabi-litierung: „Den Jahrgang 2010 haben alle viel zu früh an die Wand geschrieben!“ Die Wahrheit zeige sich eben erst im Glas.

Und um nichts als die Wahrheit ging es bei der 17. jährlichen Blindverkostung deutschen Weißweins, zu der Capital Sommer und zahlreiche Kollegen einlud, ins Kameha Grand in Bonn. Die Weine, die es in ihrer Kategorie aufs Treppchen schafften, strafen die Schwarzmaler Lü-gen. Exzellenter Wein made in 2010 ist rar, aber möglich. Das renommierte Weingut Karthäuserhof deklassierte in der Kategorie „Riesling Kabinett trocken“ gar die Konkurrenz, mit sensationellen 3,5 Punkten Vorsprung.

Die Ergebnisse zeigen auch: Je härter das Jahr, umso wichtiger die Lage. „Güter, die im Tal liegen, sind abgeschmiert“, fasst Frank Schillings zusammen, Chef des Weinhandels Les Amis du Vin in Köln, der die Verkostung gemeinsam mit Capi-tal durchführte und die Gewinnerweine exklusiv im Probenpaket anbietet.

Die Jury, so stark besetzt wie nie zuvor, förderte eine Entdeckung zutage: Das Weingut Georg Gustav Huff belegte nicht

nur die beiden ersten Plätze in der Kate-gorie „Riesling Premium trocken“. Die Rheinhessen kamen auch mit einem guten Chardonnay auf Platz drei. In weiteren Kategorien scheiterten sie nur knapp am Treppchen.

Am Gesamteindruck ändert all das nichts: Der Musterschüler unter den deutschen Weinen brilliert tatsächlich nicht wie gewohnt mit tiefgründiger Aro-matik. „Rieslinge haben es schwer“, resü-miert Edmund Diesler, Präsident vom Bund Deutscher Oenologen, „aber es gibt doch auch gute von jenen Winzern, die noch spät gelesen haben.“ Die Oktober-sonne gab noch mal einen späten Schub.

Trotzdem fiel die Ernte spärlich aus, teils wurde kaum die Hälfte des Vorjahrs eingefahren, sodass sich die Winzer mit Spielereien zurückhielten. Konsequenz:

„Apfel!“, ruft Jürgen Fendt, Sommelier im Drei-Sterne-Restaurant Bareiss. „Man findet wenige Genussspitzen in diesem Jahrgang.“ Die straffe, äpflige Säure sehen viele Kollegen als Merkmal des Rieslings 2010. Zwar haben viele Winzer entsäuert. Aber Sommelier Sommer moniert: „Das nimmt viel vom Pep.“

Und noch eine weitere Eigenart des 2010er könnte die Laune trüben: Viele gute Weine sind außergewöhnlich knapp. Händler Schillings berichtet von harten Verhandlungen mit Winzern, die ihre Ab-gabemenge deckeln.

Der große Preisanstieg wird aber aus-bleiben. Die internationale Konkurrenz hält die Deutschen davon ab, den Liter-preis um mehr als 30 Cent anzuheben. Nicht so richtig gut und dann noch teuer – das hätte das Image vollends ruiniert.

Rang Wein/Lage/Bezeichnung Weingut Region Trinkreife Preis Punkte

Riesling Qba trocken1 Dürkheimer Hochbenn Egon Schmitt Pfalz 2011–2014 8,50 (S) 91,92 Quinterra Kühling-Gillot Rheinhessen 2011–2014 9,50 (G) 90,33 Maximin Grünhaus Herrenberg Alte Reben Schlosskellerei C. von Schubert Mosel 2011–2015 14,95 89,1

Riesling Premium trocken1 Niersteiner Hipping Alte Reben*** Georg Gustav Huff Rheinhessen 2011–2016 16,90 (S) 90,82 Niersteiner Pettenthal*** Georg Gustav Huff Rheinhessen 2011–2016 12,50 (G) 89,33 Kiedrich Gräfenberg Robert Weil Rheingau 2011–2019 22,90 89,0

Riesling Kabinett trocken1 Eitelsbacher Karthäuserhofberg Karthäuserhof Mosel 2011–2015 11,90 (S) 93,22 Forster Musenhang Lucashof Pfarrweingut Pfalz 2011–2015 8,50 (G) 89,73 Serriger Schloss Saarsteiner Schloss Saarstein Mosel 2011–2015 9,95 (G) 87,8

Riesling Spätlese trocken1 Walsheimer Silberberg Karl Pfaffmann Pfalz 2011–2015 9,95 (S) 89,42 Forster Freundstück Eugen Müller Pfalz 2011–2015 13,90 88,83 Forster Kirchenstück Eugen Müller Pfalz 2011–2015 15,90 88,7

Capital-Verkostung: Die besten deutschen Weißweine des Jahrgangs 2010

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Guide: Verkostung

c 07/2011 139

(S) gehört zum Probenpaket „Siegerweine“, 198 Euro; (G) gehört zum Probenpaket „Preis-Genuss-Verhältnis“, 167 Euro; Bewertung: 100 = Jahrhundertwein, 99 bis 95 = erlesene Weltklasse, 94 bis 90 = herausragend, 89 bis 85 = sehr gut; Bezug jeweils über Weinhandel Les Amis du Vin in Köln, Tel. 0221/500 60 90, www.les-amis-du-vin.de

Rang Wein/Lage/Bezeichnung Weingut Region Trinkreife Preis Punkte

Silvaner Qba trocken1 Silvaner trocken Ludi Neiss Pfalz 2011–2014 6,90 (S) 87,92 Rödelseer Schwanleite Alte Reben Weltner Franken 2011–2014 9,90 86,53 Münsterer Silvaner trocken Kruger-Rumpf Nahe 2011–2014 5,90 (G) 86,1

Silvaner Kabinett trocken1 Rödelseer Küchenmeister Weltner Franken 2011–2015 7,90 (S) 89,32 Escherndorfer Lump Rainer Sauer Franken 2011–2015 8,50 (G) 87,73 Anna-Lena Brennfleck Franken 2011–2015 8,90 87,6

Silvaner Spätlese trocken1 Escherndorfer Lump Rainer Sauer Franken 2011–2015 10,90 (S) 92,32 Bechtheimer Geyersberg „S“ Johann Geil Erben Rheinhessen 2011–2015 9,95 89,93 Gau-Algesheimer Terrassen Bischel Sonnenhof Rheinhessen 2011–2014 9,50 (G) 89,7

Weißburgunder Qba trocken1 ohne Lage Karl May Rheinhessen 2011–2015 7,50 (S) 90,11 ohne Lage Lindenhof Nahe 2011–2015 13,50 (S) 90,13 Johannes K. Korrell Johanneshof Nahe 2011–2015 14,00 89,4

Weißburgunder Kabinett trocken1 Frankweiler Kalkgrube Rolf und Tina Pfaffmann Pfalz 2011–2015 6,90 (S) 90,72 Hofgarten Freiherr von Gleichenstein Baden 2011–2015 8,50 (G) 88,63 Nußdorfer Bischofskreuz Karl Pfaffmann Pfalz 2011–2015 6,50 (G) 88,4

Weißburgunder Spätlese trocken1 Durbacher Plauelrain Andreas Laible Baden 2011–2015 15,90 (S) 88,22 Sausenheimer Honigsack Karl-Heinz Gaul Pfalz 2011–2015 10,90 (G) 87,73 Lössriedel Bergdolt Klostergut St. Lamprecht Pfalz 2011–2015 14,90 87,6

Grauburgunder Qba trocken1 ohne Lage Spiess Rheinhessen 2011–2014 8,90 (S) 87,62 Laumersheim vom Löss Philipp Kuhn Pfalz 2011–2014 11,90 87,33 Vom Kalkstein Monsheimer Silberberg Karl-Hermann Milch Rheinhessen 2011–2014 7,50 (G) 86,9

Grauburgunder Kabinett trocken1 Sausenheimer Höllenpfad Karl-Heinz Gaul Pfalz 2011–2014 7,90 (S) 87,92 Kalkmineral Retzbacher Benediktusberg Rudolf May Franken 2011–2014 8,90 (G) 86,83 Sulzfelder Cyriakusberg Brennfleck Franken 2011–2014 9,50 86,83 Durbacher Plauelrain Andreas Laible Baden 2011–2015 12,90 86,8

Grauburgunder Spätlese trocken1 ohne Lage Knipser Johannishof Pfalz 2011–2015 13,90 (S) 91,72 Rhodter Schlossberg Rosswingert Christian Heußler Pfalz 2011–2014 11,00 (G) 89,03 Durbacher Plauelrain Andreas Laible Baden 2011–2015 15,90 87,0

Chardonnay trocken1 Gau-Algesheimer Kapelle Bischel Sonnenhof Rheinhessen 2011–2014 12,50 (S) 90,22 Sulzfelder Cyriakusberg Zehnthof Luckert Franken 2011–2014 12,50 89,53 Niersteiner Hipping*** Georg Gustav Huff Rheinhessen 2011–2014 9,50 (G) 88,1

Sauvignon Blanc Qba trocken1 Sauvignon Blanc Georg Mosbacher Pfalz 2011–2014 11,50 (G) 88,52 Sauvignon Blanc*** Aldinger Württemberg 2011–2014 19,90 88,43 Sauvignon Blanc Dr. v. Bassermann-Jordan Pfalz 2011–2014 11,00 (S) 87,9

Riesling feinherb/halbtrocken1 Vom Schiefer Berg Rottland Corvers-Kauter Rheingau 2011–2016 18,50 (S) 91,22 Fährfels Clüsserath-Eifel Mosel 2011–2016 27,50 90,53 Vom Rotliegenden Korrell Johanneshof Nahe 2011–2016 8,50 (G) 90,0

Riesling Kabinett fruchtig1 Münsterer Rheinberg Kruger-Rumpf Nahe 2012–2020 8,75 (S) 91,62 Leiwener Klostergarten Josef Rosch Mosel 2012–2020 9,00 89,73 Piesporter Goldtröpfchen Kurt Hain Mosel 2012–2020 8,50 89,4

Riesling Spätlese fruchtig1 Piesporter Goldtröpfchen Kurt Hain Mosel 2012–2025 13,50 93,32 Kestener Paulinsberg Paulinshof Mosel 2012–2020 13,90 92,33 Oberemmeler Altenberg Willems-Willems Mosel 2012–2020 11,50 91,3

Riesling Auslese1 Bopparder Hamm Mandelstein 0,375 Ltr. Matthias Müller Mittelrhein 2013–2030 15,50 91,82 Trittenheimer Apotheke Alte Reben 0,5 Ltr. Loersch-Eifel Mosel 2013–2030 17,90 90,83 Bernkasteler Doctor 1. Lage Weingüter Wegeler Mosel 2013–2030 26,50 90,6

Riesling Beerenauslese 0,375 Ltr.1 Maximin Herrenberg 1. Lage Carl Loewen Mosel 2015–2038 45,00 90,82 Kiedrich Gräfenberg Robert Weil Rheingau 2015–2040 145,00 90,53 Ungsteiner Weilberg Rings Pfalz 2015–2038 59,00 90,3

Riesling Trockenbeerenauslese 0,375 Ltr.1 Kiedrich Gräfenberg Robert Weil Rheingau 2016–2050 298,00 95,72 Kiedrich Turmberg Robert Weil Rheingau 2016–2050 298,00 94,83 Ürziger Würzgarten Karl Erbes Mosel 2016–2040 75,00 94,2

Guide: Verkostung

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