Web-to-Print im Endkundensegment

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Web-to-Print im Endkundensegment Chancen und Risiken der Online- Vermarktung von Druckprodukten Klaus Thaler © Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler sowie Christoph Lurz www.hdm-stuttgart.de/thaler Christoph Lurz

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Web-to-Print im Endkundensegment Chancen und Risiken der Online-Vermarktung von Druckprodukten

Klaus Thaler

© Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler sowie Christoph Lurz www.hdm-stuttgart.de/thaler

Christoph Lurz

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Der Kunde hat die Möglichkeit, seine Angebots- und Auftragsdaten jederzeit einzusehen und ggf. Nachbestellungen zu tätigen. Zu einem Auftrag kann z.B. eine Vorschau hinterlegt werden.

Zugriff und Abruf von Lagerbe-ständen: Besonders wenn das Druck- und Medienunternehmen die Lagerhaltung von Druckprodukten als Dienstleistung übernimmt, kann eine im Internet ver-fügbare Lagerverwaltung mit Lagerabruf, besonders in Verbindung mit den bisher genannten Funktionen, eine sinnvolle Zusatzfunktion darstellen.

Erweiterte Funktionen: Spezi-elle Beispiele sind die Buchung von Großflächenplakaten oder die Steue-rung komplexer Freigabe- und Über-setzungsprozessen bei internationalen Medienproduktionen.

Die Frage nach Potentialen und sinnvollen Druckprodukten für Web-to-Print war der Grund für eine Marktstu-die zu diesem Thema. Diese wurde un-ter Leitung bzw. Mitwirkung der beiden Autoren dieses Artikels auf Basis der Be-fragung von 42 Experten und 224 End-kunden im Herbst 2011 durchgeführt. In der Studie wurden fünf Geschäfts-felder von Web-to-Print-Anwendungen näher betrachtet: Informationsstruktu-rierung (z.B. individuelle Tageszeitung, Newsletter), Vertrieb (standardisierte Druckprodukte), Vertrieb und Vorlagen-produktion (individualisierbare Druck-produkte), Markenkommunikation (Or-ganisation von Marketingprozessen) und Dokumentenmanagement. Die Ergeb-nisse zeigen, dass dem Geschäftsfeld Ver-trieb, in dem heute die Branchengrößen wie flyeralarm oder dieDruckerei tätig sind, die größten Chan-cen bescheinigt werden (Skalenwert 4,27 auf der Skala von 1 bis 5). Die ge-ringsten Risiken (2,55) bei zweithöchstem Chancen-wert (3,93) sehen die Ex-perten im Geschäftsfeld Markenkommunikation, in dem Web-to-Print-Anwendungen zur Optimierung von Marketing- und Medienprodukti-onsprozessen eingesetzt werden.

Bei der Bewertung der relevanten Funktionen, die eine Web-to-Print-An-wendung im Endverbrauchersegment aufweisen kann, zeigt die Studie: Die Editierbarkeit der Druckvorlage durch den Anwender mit Hilfe eines Online-Editors stellt eine Kernfunktion mit ho-her Relevanz dar (Skalenwert 4,18 auf der Skala von 1 bis 5). Das Reputationssys-tem (Produkt- und Vorlagenbewertun-

gen) sowie das Empfehlungssystem für Produkte (Cross-Selling durch automati-sierte Produktempfehlungen) folgen mit den Skalenwerten 3,45 bzw. 3,4 auf dem zweiten Rang. Den dritten Rang erreicht Marketing in sozialen Medien („Gefällt mir“-Button) mit dem Skalenwert 3,08.

Die Rangliste der Produktgrup-pen mit dem höchsten Vermarktungs-potential im Endkundensegment wird von individualisierbaren Fotoprodukten wie Büchern oder Kalender angeführt (Referenzwert 2,71 auf einer Skala von 1 bis 3, siehe Abbildung 1).

Die Marktbefragung bestätigt die dargestellten Produktgruppenpräferen-zen, siehe Abbildung 2.

Bei den Markterfolgsfaktoren ei-ner Web-to-Print-Anwendung im End-kundensegment zeigt sich eine differen-zierte Abstufung. Benutzerfreundlichkeit (Usability) steht an erster Stelle (Skalen-wert 4,76 auf der Skala von 1 bis 5). Die gezielte Ausrichtung der Anwendung an die Zielgruppe folgt mit einem Skalen-wert von 4,33.

Fazit: Heute müssen Printprodukte immer schneller erzeugt und zu einem

marktgerechten Preis angeboten werden – ob im Endkunden- oder im Unter-nehmenssegment. Der traditionelle Weg, Printmedien zu vertreiben und herzustel-len – das heißt persönlich und mit ho-hem manuellen Prozessanteil –, kann nur noch für bestimmte Kundengruppen in Verbindung mit komplexen und indi-viduellen Produkten in größeren Volu-mina beschritten werden. Das Verfahren Web-to-Print ermöglicht durch Prozess-standardisierung und -automatisierung den Time-to-Market in der Medienpro-duktion bei gleichzeitiger Reduzierung der Abwicklungskosten zu verkürzen. Darüber hinaus eröffnet Web-to-Print neue Chancen im Vertrieb durch den Zugang zu neuen Marktsegmenten. Die Studie bestätigt, dass Print und Online sich nicht kannibalisieren. Ganz im Ge-genteil: Onlinemedien vermarkten Print-medien und beide Medien profitieren voneinander.

DDie Vermarktung von Druckprodukten über das Internet wird gern unter dem Schlagwort „Web-to-Print“ zusammen-gefasst: im Kern der Anwendung Soft-waresysteme, mit denen über das Inter-net Printprodukte wie z.B. Fotobücher, Visitenkarten oder Broschüren vom An-wender direkt erstellt oder bestellt wer-den können. Im Hinblick auf die vielfäl-tigen interaktiven Möglichkeiten führte die Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart im Jahr 2011 eine Marktstu-die durch, bei der speziell Web-to-Print-Anwendungen im Endkundensegment näher betrachtet wurden.

Norbert M. und Gesine B., unsere beiden beispielhaften Anwender, sind ty-pische „Mehr-Mediennutzer“. Sie sind beide im Internet unterwegs und lesen als Abonnenten auch gerne die lokale Zeitung. Norbert interessiert sich vor al-

lem für seine Hobbies Fußball und Auto-Tuning, Gesine für Reisen, Mode und kulturelle Veranstaltungen. Die Verlags-leitung der lokalen Zeitung denkt seit einiger Zeit über „Mehrwert“ des Zei-tungsabonnements nach. Dies betrifft vor allem Online-Angebote, die Nor-bert und Gesine möglicherweise über das Abonnement in Zukunft nutzen würden.

Die heutige Herausforderung: Online-Portale regionaler Verlage bie-ten zwar eine hervorragende Kontakt-basis für Druckportale, genutzt werden die Möglichkeiten aber wenig. Dies mag daran liegen, dass ein Teil der regiona-len Verlagshäuser mit der Transforma-tion ihrer Geschäftsmodelle beschäftigt ist, während die Entwicklung von An-wendungen im E-Commerce-Segment nicht nur im Druckbereich stetig voran-schreitet. So können Marktführer im Fo-tobuch- und Fotoartikelmarkt und im In-ternet-Druck heute Steigerungsraten von jährlich bis zu 20 Prozent vorweisen. Die Markteintrittsbarrieren sind aber hoch.

Zu dieser Entwicklung sind daher fol-gende Fragen zu stellen: Welche Funk-tionen und Technologien stecken hinter „Web-to-Print“? Welche Web-to-Print-Produktgruppen sind für Endkunden be-sonders interessant? Welche Funktionali-täten sollte eine Anwendung für welche Zielgruppe abdecken?

Das Verfahren Web-to-Print glie-dert sich üblicherweise in folgende Leistungsbereiche:

Online-Bestellung: Hier ist insbe-sondere die webbasierte Abwicklung re-levant. Im Laufe dieses Prozesses werden u.a. vom Nutzer Zahlungs- und Liefer-bedingungen zu den bestellten Positio-nen im Warenkorb festgelegt.

Online-Kalkulation: Diese fin-det z.B. in der Shopanwendung statt. Es handelt sich dabei um die automa-tische Generierung und Bereitstellung eines Produktpreises. Dieser wird dem Nutzer unter Berücksichtigung bestimm-ter Produktparameter wie etwa Umfang, Papiergrammatur, Farbigkeit etc. zur Ver-

fügung gestellt.Online-Preflight-

Check: Prüfung von Druckvorlagen mit dem Ziel der Sicherstellung ei-ner ausreichenden Ausga-bequalität beim Druck-prozess. Dabei erfolgt nach Prüfung der Druck-vorlage eine Rückmeldung an den Nutzer, ob diese in ausreichender Qualität re-produziert werden kann.

Online-Editing: In der Gestaltungsanwen-dung kann eine Vorlage über den Browser in ih-ren Bestandteilen verän-dert werden.

Job-Tracking: Der Kunde kann den Auftrags-status im Web jederzeit verfolgen und beurteilen.

Zugriff auf Ange-bots- und Auftragsdaten:

von Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler

Der Markt für Druckprodukte und Druckdienstleistungen steht aufgrund von Ver- änderungen im Einkaufsverhalten, steigenden Nutzerzahlen bei mobilen Endgeräten und der permanenten Nutzung sozialer Netzwerke vor einem weitreichenden Um- bruch: Wie kann der Bedarf an professionellen Drucksachen über Online-Kanäle effizient und zeitnah befriedigt werden?

Web-To-PrInT Im enDKunDensegmenTonline-Vermarktung von Druckprodukten: Chancen und risiken

wissenswert wissenswert

WeITerführenDe lInKs

Ausführliche Ergebnisse der Studie sind über die Hochschule der Medien Stuttgart bei den Autoren erhältlich.

www.hdm-stuttgart.de/thaler

1,00niedrig

2,00mittel

3,00hoch

Point-of-Sale Produkte (für KMU, z.B. Aufsteller)

Wie bewerten Sie das Potenzial folgender Produktgruppen?

Broschüren (für KMU)

Geschäftsausstattung (für KMU, z.B. Briefpapier)

Flyer (für KMU, Privat, Verein)

Hochschularbeiten

Bewerbungen

Visitenkarten

Broschüren/Zeitschriften (für Privat, Verein)

Einladungen

Poster/Plakate (für Privat, Verein)

Postkarten

andere Fotoprodukte (z.B. Fotoleinwand, Fototasse)

Fotoprodukte (z.B. Buch, Bröschure, Kalender)

n=42

2,13

2,37

2,56

2,49

1,78

1,63

2,05

2,68

2,22

2,26

2,05

2,27

2,71

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Briefpapier

keine Angaben

Mappe/Ordner

andere

Broschüre/Zeitschrift

Fotobroschüren (z.B. Fotoheft)

andere Fotoprodukte (z.B. Leinwände)

Plakat (z.B. für Verein)

Bewrbungen

Poster (z.B. für Fotos)

Flyer

Visitenkarte

Postkarte

Einladung

Fotokalender

Fotobuch

Welche individualisierbaren Druckprodukte fänden Sie interessant?

n=224 Mehrfachnennung möglich

0,89%

8,04%

10,27%

11,61%

13,39%

13,39%

13,84%

18,30%

21,88%

23,21%

25,45%

31,25%

32,14%

39,29%

50,00%

50,45%

„Die Frage nach Potentialenfür Web-to-Print war

der Grund für eine Studie“

abbildung 1: Individua-lisierbare fotoprodukte,

broschüren und Kalender führen die rangliste an

abbildung 2: umfrage zur abschätzung des marktpotentials indivi-dualisierter Druckpro-dukte für endkunden

alle umfrageteilneh-mer die einen nutzen in der Dienstleistung gesehen haben (inkl. derer, die ihr Interesse an der Dienstleistung nicht beurteilen konnten)

und ChrIsToPh lurZ b. sc.

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