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C V a Krainz, Die Kakteen, 1. I. 1975 Weberbauerocereus rauhii Backeberg rauhii, nach dem Botaniker und Sukkulentenautor Prof. Dr. Werner Rauh, Heidelberg. Literatur Weberbauerocereus rauhii Backeberg C. Descr. Cact. Nov. 1956, S. 27. — Rauh W. in Sitzungs‑ ber. Heidelberg. Akad. Wiss. Math‑nat. Kl. 1958, 1. Abhandlg., S. 113, 119, 456, 458, 460 u. Abb. S. 114, 451, Abb. 199 I, IV, V, S. 457, 459, Abb. 204 I, S. 465 Abb. 207a, b. — Backeberg C. Die Cactaceae II 1959, S. 1256, 1257 u. Abb. S. 1257, 1259—1261 u. Taf. 101‑103. — Backeberg C. Kakt. Lex. 1966, S. 447. Diagnose nach C. Backeberg l. c.: „Candelabriformis; ramis erectis, ad 4 m altis; costis ca. 16—18; in parte superiore ramorum aculeis saetiformibus, ad 60, saepe valde intertextis, leucochromis; aculeis centralibus crassioribus, uno ad 4 cm longo, subulato, fusco; flore anguste‑infundibuliformi, ad 8 cm longo; tubo ferrugi‑ neo; phyllis perigonii exterioribus fuscatis, albo‑marginatis interioribus roseo‑albis. — Peruvia (Nazca‑Puquio, 900 m).“ Beschreibung K ö r p e r 4—6 m hoch, kurz oberhalb des Erdbodens verzweigt, mit langen, steilaufstre‑ benden, sich nur wenig verzweigenden Trieben, diese am Grunde bis 15 cm und an der Spitze 8 cm dick. R i p p e n 23. Jungpflanzen, ältere Triebe und die Spitzen blühfähiger Sprosse wei‑ chen in ihrer Bestachelung sehr stark voneinander ab. Jungpflanzen: A r e o l e n dichtstehend, länglich, 5 mm im Durchmesser, dick, im Scheitel gelblich, später grau. R a n d s t a c h e l n zahlreich, 60—80, bis 1 cm lang, z. T. borstenförmig, gelblich bis weiß, im Scheitel einen Bor‑ stenschopf bildend, dazwischen einzelne derbere. Solange die Mittelstacheln noch nicht vor‑ handen sind, erinnern die Jungpflanzen an Cleistocactus strausii; Mittelstacheln 1—2, bis 4 cm lang, schräg auf‑ oder abwärts gerichtet, im Scheitel gelblichweiß, dann vergrauend.

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C V aKrainz, Die Kakteen, 1. I. 1975

Weberbauerocereus rauhii Backebergrauhii, nach dem Botaniker und Sukkulentenautor Prof. Dr. Werner Rauh, Heidelberg.

L i t e r a t u r

Weberbauerocereus rauhii Backeberg C. Descr. Cact. Nov. 1956, S. 27. — Rauh W. in Sitzungs‑ber. Heidelberg. Akad. Wiss. Math‑nat. Kl. 1958, 1. Abhandlg., S. 113, 119, 456, 458, 460 u. Abb. S. 114, 451, Abb. 199 I, IV, V, S. 457, 459, Abb. 204 I, S. 465 Abb. 207a, b. — Backeberg C. Die Cactaceae II 1959, S. 1256, 1257 u. Abb. S. 1257, 1259—1261 u. Taf. 101‑103. — Backeberg C. Kakt. Lex. 1966, S. 447.

D i a g n o s enach C. Backeberg l. c.:

„Candelabriformis; ramis erectis, ad 4 m altis; costis ca. 16—18; in parte superiore ramorum aculeis saetiformibus, ad 60, saepe valde intertextis, leucochromis; aculeis centralibus crassioribus, uno ad 4 cm longo, subulato, fusco; flore anguste‑infundibuliformi, ad 8 cm longo; tubo ferrugi‑neo; phyllis perigonii exterioribus fuscatis, albo‑marginatis interioribus roseo‑albis. — Peruvia (Nazca‑Puquio, 900 m).“

B e s c h r e i b u n g

K ö r p e r 4—6 m hoch, kurz oberhalb des Erdbodens verzweigt, mit langen, steilaufstre‑benden, sich nur wenig verzweigenden Trieben, diese am Grunde bis 15 cm und an der Spitze 8 cm dick. R i p p e n 23. Jungpflanzen, ältere Triebe und die Spitzen blühfähiger Sprosse wei‑chen in ihrer Bestachelung sehr stark voneinander ab. Jungpflanzen: A r e o l e n dicht stehend, länglich, 5 mm im Durchmesser, dick, im Scheitel gelblich, später grau. R a n d s t a c h e l n zahlreich, 60—80, bis 1 cm lang, z. T. borstenförmig, gelblich bis weiß, im Scheitel einen Bor‑stenschopf bildend, dazwischen einzelne derbere. Solange die Mittelstacheln noch nicht vor‑handen sind, erinnern die Jungpflanzen an Cleistocactus strausii; M i t t e l s t a c h e l n 1—2, bis 4 cm lang, schräg auf‑ oder abwärts gerichtet, im Scheitel gelblichweiß, dann vergrauend.

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Krainz, Die Kakteen, 1. I. 1975C V a

Basen älterer Triebe: A r e o l e n länglich, bis 1 cm lang, 8 mm breit, lang graufilzig, halb‑kugelig aufgewölbt. R a n d s t a c h e l n zahlreich, 8—10 mm lang, bor stenförmig bis derb, weißlichgrau. M i t t e l s t a c h e l n an Zahl und in der Länge stark wechselnd, oft bis zu 6 von durchschnittlich bis zu 4 cm Länge, der mittlere häufig 6—7 cm lang, sehr derb, stark basalwärts gekrümmt, der Sproßachse fast anliegend, am Grunde bis 3 mm dick, gelblich, dunkelschokoladenfarbig gespitzt. Blühfähige Triebe: an blühfähigen Sprossen verschwinden gegen die Spitzen hin die sehr derben M i t t e l s t a c h e l n allmählich, nur noch einzelne, verlängerte, sehr dünne M i t t e l s t a c h e l n werden ausgebildet, statt dessen verlängern sich die borstenförmigen R a n d s t a c h e l n bis zu 2 cm Länge und hüllen die Sproßachse in ein dichtes Borstenkleid; da die Randstacheln leicht abbrechen und hinfällig werden, sind die Spitzen älterer, blühfähiger Triebe fast kahl, so daß an ihnen die dicken Areolen auffällig in Erscheinung treten.

B l ü t e n oft nur auf einer Seite der Sproßachse, 9—10 cm lang, geöffnet 3—4 cm breit. P e r i c a r p e l l höhle halbkugelig. R e c e p t a c u l u m leicht gekrümmt, 1,7—2 cm dick, dicht mit Schuppenblättern besetzt, deren freier Abschnitt dreieckig, zugespitzt, intensiv grün ist und deren Achseln braunviolette Wollhaare tragen. Nektarkammer 1,5—2 cm lang, durch die verschieden hohe Insertion der Fäden des inneren Staubblattkreises leicht abgeschrägt. Ä u ß e r e H ü l l b l ä t t e r zurückgeschlagen, oberseits schokoladebraun, mit grüner Spitze und grünem Saum. I n n e r e H ü l l b l ä t t e r aufgerichtet, cremefarbig‑braun, unterseits häufig dunkler gestreift. S t a u b b l ä t t e r zahlreich, Fäden weißlich, Beutel gelblich. G r i f ‑f e l die Hüllblätter nur wenig überragend. N a r b e n 19, gelblichgrün. F r u c h t 2,5—3 cm im Durchmesser, bräunlichrot. S a m e n anfangs lederbraun, später schwarz.

H e i m a t

Fundort: Tal von Nazca bei 1200 m und Pisco‑Tal bei ca. 2000 m, häufig. — Nazca‑Puquio. 900 m. — In der oberen Kakteenstufe (bis 2100 m) im Unterlauf des Pisco‑Tales als leiten‑de Kakteenart; recht häufig zwischen 1900—2100 (—2300) m und in größeren Trupps an den vegetationsarmen Hängen des extrem trockenen, von heftigen Aufwinden heimgesuchten Pisco‑Tales, zusammen mit Haageocereus acranthus und der var. metachrous, Mila densiseta, Borzi‑cactus piscoensis, Matucana cereoides und Trichocereus spec. — Im Gebiet Nazca‑Puquio auf einer stark verwitterten, von Erosionsrinnen zerfurchten Hochfläche mit einem lockeren Bestand von Orthopterygium huaucui, zusammen mit Haageocereus turbidus var. maculatus, Loxanthoce reus ferrugineus, Tephrocactus mirus und einer dürftigen Begleitflora aus kleinen Sträuchern wie Ka‑geneckia lanceolata, Croton spec., Malvastrum rusbyi, Trixis cacalioides und Verbena juniperifolia. — Sammelnummer: K 36 (1954) und K 107 (1956).

Allgemeine Verbreitung: mittleres Peru.

Pisoctales ‑> Pisco‑Tales

Pericarpel ‑> Pericarpell

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C V aKrainz, Die Kakteen, 1. I. 1975

var. laticornua Rauhlat. laticornua = breitwüchsig

Weberbauerocereus rauhii

L i t e r a t u r

Weberbauerocereus rauhii Backeberg var. laticornua Rauh W. in Sitzungsber. Akad. Wiss. Math‑nat. Kl. 1958, 1. Abhandlg., S. 460 u. Abb. S. 459, Abb. 204 II. — Backeberg C. Die Cactaceae II 1959, S. 1257 u. Abb. S. 1258. — Backeberg C. Kakt. Lex. 1966, S. 447.

D i a g n o s enach W. Rauh l. c.:

„Planta humilior, tantum usque 3 m alta, multa ramosior quam typus; caules arcuatim ads‑cendentes et ipsi iterum ramosissimi, basi multo densius et ferocius aculeati quam typus; areolae minores; flores et fructus ut in typo.“

B e s c h r e i b u n g

K ö r p e r niedriger, nur bis 3 m hoch, viel reicher verzweigt als der Typus. Triebe mehr bogenförmig aufsteigend und sich selbst wieder reich verzweigend, am Grunde noch dichter und wilder bestachelt als der Typus; A r e o l e n kleiner. B l ü t e n und F r ü c h t e wie beim Typus.

H e i m a t

Fundort: Nazca‑Tal, zwischen 900 und 1000 m. — Besonders in niedrigen Lagen neben dem Typus vorkommend.

Allgemeine Verbreitung: mittleres Peru.

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K u l t u r

nicht schwierig; gedeiht in jeder Kakteenerde, ohne besondere Ansprüche. Durch Pfropfen auf Trichocereus erzielt man schnelleres Wachstum.

B e m e r k u n g e n

Weberbauerocereus rauhii ist infolge seiner silbrigen, im Alter fast borstenförmigen Be‑stachelung eine sehr dekorative Art. Abb. I Sproß. Abb. II Blüte und Fruchtentwicklung. Abb. III Weberbauerocereus rauhii var. laticornua Rauh am natürlichen Standort. Fotos: W. Rauh.

Krainz, Die Kakteen, 1. I. 1975C V a

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Weingartia fidaiana (Backeberg) Werdermannf idaiana, nach dem Verleger der Kakteenzeitschrift „Kakteenfreunde“, Fida.

L i t e r a t u r

Echinocactus (Spegazzinia) f idaianus Backeb., „Kakteenfreund“ 1933, S. 117.Gymnocalycium f idaianum (Backeb.) Hutch., C. & S. J. (U. S.) XXIX 1957, S. 11—14.

D i a g n o s enach C. Backeberg l. c.

„Simplex, sed e superioribus lateralibusque areolis proliferans, basi glabrescente, ad 30 cm altus, 15 cm diam., radice tuberoso. Areolae magnae, griseo‑tomentosae. Costae valde divisae, paene in mammillas dissolutae, ad 1,75 cm latae, 1,25 cm altae. Aculei radiales ca. 9, ad 3 cm longi. Centrales 3—4, ad 5 cm longi, flexibiles, in verticem versi, paulum curvati, variante colore (inter flavos et nigros). Flores ca. 3 cm longi, e juvenilioribus lanuginosis areolis, nati, lutei, in fructu persistentes.“

B e s c h r e i b u n g

K ö r p e r einfach, selten aus oberen Areolen, bis zu 30 cm hoch und 15 cm ∅, sprossend; dicke Rübenwurzel mit dünnem Hals; Epidermis graugrün; A r e o l e n groß und dickfilzig; R i p p e n so gut wie ganz in runde Höcker aufgelöst; R a n d s t a c h e l n ca. 9, bis zu 3 cm lang, Mittelstacheln 3—4, bis zu 5 cm lang, alle bogig nach oben zu gekrümmt, besenartig wirkend, strohgelb bis rötlichbraun bis violettschwarz variierend. B l ü t e n im Scheitel ent‑springend, hellgelb bis dottergelb, bis 3 cm lang, trichterige bräunliche Röhre mit braun gelben Schuppen. F r u c h t klein, oval, bräunlich, mit wenigen Schuppen besetzt, unten öffnend und nur wenige Samen enthaltend.

S a m e n d i a g n o s e (nach Frank)

Semina 1,3 mm 1 mm magna, curvato‑ovoidea, hilo basali ovali, spongioso, flavo‑brunneo; testa opaco‑nigra, verruculosa.

Samen 1,3 mm 1 mm groß, gebogen eiförmig, mit gestutztem basalem ovalem, schwam‑migem hell gelblichbraunem Hilum. Testa mattschwarz, feinwarzig.

C VI fKrainz, Die Kakteen, 1. X. 1975

centered style

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H e i m a t

Bolivien, Dept. Potosi, bei Tupiza.

K u l t u r

Als Rübenwurzler lehmig‑sandiges mineralisches Substrat. Im Winter kühl und trocken halten, volle Sonne während der Wachstumszeit mit mäßigen Wassergaben.

B e m e r k u n g e n

Diese Art ist mit Wg. neumanniana so eng verwandt, daß es fraglich erscheint, ob hier zwei Arten gerechtfertigt sind. Der Hauptunterschied der Originalbeschreibungen liegt in der Kör‑perfarbe und der Größe. Interessant ist die Tatsache, daß für beide Arten Stachelfarben von Strohgelb über Braun bis Violettschwarz angeführt werden. Der Kulturtypus von Wg. f idaiana wird zylindrisch hoch, hat mehr hellgrüne Körperfarbe und gelblich bis bräunliche Stacheln, während der Kulturtypus der Wg. neumanniana eine mehr dunkelgrüne bis blau graugrüne Körperfarbe und schwarze Stacheln besitzt und kurzzylindrisch bleibt. Letztere hat vielfach auch dunklere, mehr ins Orange gehende Blütentöne. Die Samen beider Arten zeigen keine Unterschiede. Botanisch gesehen dürfte somit Wg. neumanniana lediglich eine kleinblei bende Standortvarietät von Wg. f idaiana sein. Die oben genannten habituellen Unterschiede der Kul‑turformen scheinen sich, wie bei vielen anderen Arten auch, durch Zuchtauslese vieler Kakte‑engenerationen in Kultur ergeben zu haben.

Von Ritter wurden seinerzeit Samen einer Weingartia FR 50 angeboten, die mit ihrem dun‑kelgrünen Körper und schwarzen Stacheln dem Wg. neumanniana‑Typus entsprach. Sie hat orange bis kupferfarbene Blüten und mag eine weitere Standortform sein. Leider ist der Stand‑ort nicht angegeben worden. Der gesamte Komplex sollte an den Fundorten eingehend beob‑achtet sowie Daten und Material gründlich gesammelt werden. — Photo: G. Frank. (F.)

Krainz, Die Kakteen, 1. X. 1975C VI f

Tupitza. ‑> Tupiza.

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Weingartia neumanniana (Backeberg) Werdermann

L i t e r a t u r

Echinocactus (Spegazzinia) neumannianus Backeb. non Monv., „Der Kakteenfreund“ 1933, S. 90—91.

Weingartia neumanniana (Backeb.) Werd. in Kakteenkunde 1937, S. 21.Gymnocalycium neumannianum (Backeb.) Hutch. in C. & S. J. (US), XXIX/1, 1957 11‑14.

D i a g n o s enach C. Backeberg l. c.

„Plano‑globosus, supra coartationem radicis maximae, saepe ramosae ortus, interdum e radice divisa proliferans. Costae sulcis transversis in orbicularia, ca. 0,5 cm lata tubercula dissolutae, 0,5—1 cm latae. Areolae primum albo‑lanuginense, ca. 1 cm distantes. Aculei inter flavos et violaceo‑bruneos variantes, juveniles (vestutiores quoque basi) obscuriores. Radiales 6, bini la‑teraliter, 1 sursum, 1 deorsum directi, ca. 3 cm longi; centralis 1, paulum sursum curvatus, ad 2 cm longus. Flores e juvenilibus lanuginosis areolis nati, rubri, in fructu persistentes Patria: Argentina, provincia Jujuy, Humahuaca.“

S a m e n d i a g n o s e (nach Frank)Semina 1,3 min 1 mm magna, curvato‑ovoidea, hilo basali ovali, spongioso, flavo‑brun‑

neo; testa opaco‑nigra, verruculosa.

B e s c h r e i b u n g

Kleinere flachrunde K ö r p e r , samtig graugrün bis blaugrün, bis 7 cm hoch und 5 cm ∅, die über einer halsartigen Einengung der großen rübenartigen verzweigten W u r z e l ent‑springen. Zuweilen teilt sich die Wurzel und bringt mehrere Köpfe hervor. R i p p e n ca. 14,

C VI fKrainz, Die Kakteen, 1. X. 1975

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durch Querfurchen in fast 6seitige, niedrige Höcker geteilt, oben rundlich. A r e o l e n an‑fangs weißfilzig, ca. 1 cm voneinander entfernt. R a n d s t a c h e l n 6—8, starr, stechend und sprei zend abstehend, bis 3 cm lang, M i t t e l s t a c h e l meist 1, leicht nach oben gebogen, bis 3 cm lang, alle Stacheln strohgelb, bräunlich bis violettbraun, vielfach auch schwarz. B l ü t e n aus den jüngeren Areolen entspringend, bis etwa 2,5 cm lang, schlanktrichterig, mit bräunli‑cher beschuppter Röhre, i n n e r e B l ü t e n b l ä t t e r gelb bis rotorange. F r u c h t klein, kugelig bis eiförmig, bräunlich mit kleinen Schuppen, unten aufreißend. Samen (nach Frank) 1,3 mm 1 mm groß, gebogen eiförmig, mit gestutztem basalem, ovalem, schwammigem, hell gelblich braunem Hilum; Testa mattschwarz, feinwarzig.

H e i m a t

Argentinien, Provinz Jujuy, Quebrada von Humahuaca.

B e m e r k u n g e n

Eng verwandt ist die von Ritter gefundene Weingartia FR 50, mit mehr ins Orange gehen‑dem Blütenfarbton. Backeberg bildet diesen Typus im Kakteen‑Lexikon ab und benennt ihn Wg. neumanniana var. aurantiaca. Ob hier Varietätsrang gerechtfertigt ist oder nicht, kann nur durch eingehende Standortbeobachtung und Materialvergleich erhärtet werden. Siehe auch Bemerkungen zu Weingartia f idaiana. — Photo: Nach einer Farbaufnahme von Dr. P. Peisl.

(F.)

Krainz, Die Kakteen, 1. X. 1975C VI f

schlanktrichtrig ‑> schlanktrichterig

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Gattung WilcoxiaBritton N. L. et Rose J. N. in Contr. U. S. Nat. Herb. 12, 1909, 5. 434.Synonyme: Cereus Mill. p. p. Echinocereus Engelm. p. p.Wilcoxia nach General Timothy E. Wilcox, USA, einem bedeutenden Kakteensammler.U.‑Fam. C. Cactoideae (Cereoideae) Trib. II. Hylocereae Subtr. a. Nyctocereinae (Bemerkung 5).

D i a g n o s enach Britton und Rose l. c.

„Stems usually low and weak from a cluster of fleshy roots, slender, more or less branched, the branches often only 1 cm or less in diameter; ribs few and low; spines of all the areoles similar; flowers diurnal, large for the size of the plant, only one from an areole; tube rather short, its areoles bearing spines and wool; ovary and fruits with spines at the areoles; seeds black the aril large, basal.“

Zur Unterscheidung der Gattung von der sehr nahestehenden Gattung Peniocereus Br. & R. (incl. Cullmannia Dist. und Neoevansia Marsh.) ist folgende Ergänzung erforderlich:

Semina minuta, ca. 0,8—1 mm diam.; embryone globulari vel oviformi, cotyledonibus in‑distinctis.Leitart: Wilcoxia poselgeri (Lemaire) Britt. & Rose (= Echinocereus poselgeri Lemaire Cact. 57, 1868).

B e s c h r e i b u n g

K l e i n s t r a u c h i g e , sehr schlanktriebige W u r z e l g e o p h y t e n mit relativ mächti‑gen W u r z e l k n o l l e n die sich aus einem gemeinsamen Wurzelstuhl in ± zahlreiche Wal‑

C II aKrainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973

Wilcoxia tuberosa Caption added accor‑ding to 1 X 1975 Kor‑rekturen

U.Fam. ‑> U.‑Fam.

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zenförmige Knollen gliedern*); S p r o s s e zu mehreren aus dem oft über die Erde ragenden Wurzelstuhl, kaum höher als 60 cm, schlank bis kaum bleistiftdick, weichfleischig, z. T. geglie‑dert, wenig verzweigt, im untersten Teil verkahlt und etwas borkig. R i p p e n ca. 8—10, sehr flach, etwas gehöckert, A r e o l e n auf den Höckerchen sehr dicht stehend, rund, mit meist ca. 9—12 anliegenden sehr kurzen, borstigen R a n d s t a c h e l n und etwas längeren und dickeren M i t t e l s t a c h e l n sowie kürzeren bis längeren Haaren. Bei einer Form nur mit dichten weißen Haaren.

Die ansehnlichen, tagoffenen B l ü t e n entspringen einzeln aus Areolen in Scheitelnahe, oder, bei Wilcoxia albiflora fast regelmäßig, bei anderen Arten ausnahmsweise als echt t e r m i ‑n a l e Verlängerung normaler Langsprosse (Abb. 2). Sie sind verschieden getönt rot (Ausnahme W. albiflora) in der Blütenmitte oft dunkler getönt und ± weit flachglockig bis radial geöffnet.

Abb. 1 (ganz links). Wurzel‑knollen von Wilcoxia schmollii. (Sammlung Krainz, Import.)

Abb. 2 (links). Schnitt durch eine echt terminale Blüte von Wilcoxia poselgeri. (Nach Leinfellner.)

Abb. 3. Blüte von Wilcoxia po‑selgeri (?) im Erblühen. Samm‑lung Reppenhagen 1963. In‑folge Länge des Pericarpells scheinbar langtrichteriges Re‑ceptaculum, Steife Stacheln!

Abb. 4. Wilcoxia spec. Import Reppenhagen. A = Außenansicht halboffen, B—D = Areolen: B = Receptaculum oben, C = Mitte, D = Pericarpell. E = Schnitt und Staubblatt. Filament dicht unter der Anthere verdünnt (Pfeil).

*) Siehe Bemerkung 1.

Krainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973C II a

„poselgeriana“ ‑> posel‑geri

„poselgeriana“ ‑> posel‑geri

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An der Basis der Blüte eine meist recht deutlich abgegrenzte c a u l i n e Z o n e , die oft noch eine stärker bestachelte Areole trägt. P e r i c a r p e l l meist länglich oval bis fast zylindrisch, ohne merkliche Abgrenzung in das kurz trichterig‑glockige R e c e p t a c u l u m übergehend. Pericarpell und unterer Teil des R e c e p t a c u l u m s dicht, oberer Teil lockerer mit stark v o r s p r i n g e n d e n P o d a r i e n der lanzettlichen, am Pericarpell winzigen S c h u p p e n, die in die schmal lanzettlichen äußeren Blütenblätter übergehen. Areolen der Schuppenachseln mit kurzen oder langen, dünnen aber steif‑nadelförmigen, oder mit längeren B o r s t e n s t a ‑c h e l n und mit ± langen Haaren besetzt. Receptaculum innen über der bei primitiveren Arten kaum 2—3 mm, bei W. schmollii kaum 0,5 mm tiefen N e k t a r r i n n e um die Griffelbasis glockig erweitert und b i s z u m S c h l u n d d i c h t mit S t a u b b l a t t r e i h e n besetzt. Alle S t a u b b l ä t t e r gleich lang, unter der Anthere zu einem kurzen oder mehrere Milli‑meter langen haarfeinen Abschnitt verengt. G r i f f e l dick stabförmig mit ca. 8—10 dicken,

Gattung Wilcoxia

Abb. 5. Blüte von Wilcoxia schmollii. A = Außen ansicht halb‑offen; B = oberste, C = mittlere Recep taculum‑Areole; D = Pericarpell‑Areole. Dunkle (dick ausgezogen) und helle ± farblose (dünn ausgezogen) Borstenstacheln.

Abb. 6. Schnitte durch Blüten von Wilcoxia schmollii. A = Normale („G +“) Blüte. B = Blüte mit De‑generation des Gynöceums („G –“). C = Staubblatt mit haarfei‑nem Endabschnitt. ChZ = chro‑mophile Epidermiszellen. In A eine starke Areole an der caulinen Zone. Höchst abgeleiteter Typus mit Vorstufen zur Diözie.

Abb. 7. Chromophile Zellen der Epidermis der Innenwand des Receptaculums bei Wilcoxia schmollii. A Ausklingen der chro mophilen Zellen an der Basis der Blütenblätter (nicht chromo phile Zellen nicht eingezeichnet); B = Staubblattbasen (hier nur am untersten Teil) mit chromophilen Zellen.

C II aKrainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973

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zusammengelegten oder leicht spreizenden, die Staubblätter überragenden Narben. Bei Wilcoxia schmollii wurden V o r s t u f e n z u r D i ö z i e festgestellt, indem in manchen Blüten das Gynöceum ± verkümmert war („G–“), in anderen normal („G+“) ist (Bemerkung 2).

E p i d e r m i s d e r I n n e n w a n d des Receptaculums von „c h r o m o p h i l e n Z e l ‑l e n“ gebildet, die z. T. auch auf die Staubfäden und ausklingend auf die basalen Teile der inneren Blütenblätter übergreifen (Abb. 6 C, 7 A, B. — Bemerkung 3).

S a m e n a n l a g e n bei kleinblütigen Arten auf kurzen einfachen, sonst ca. 2fach gabeligen Samensträngen.

F r ü c h t e länglich eiförmig oder oben birnenförmig verengt mit anfangs haftendem Blü‑tenrest und bald abfälligen Stachelbüscheln, saftig beerenartig, eßbar.

S a m e n fast kugelig mit vorspringendem großen basalen H i l u m n u r 0 , 8 — c a . 1 m m g r o ß schwarz warzig, mit großen rundlichen Gruben, nur am vorspringenden Hilum‑saum feinwarzig glatt. H i l u m vertieft mit großem Abbruchsloch des Funikulus und aus dem ein bezogenen Mikropylarloch vorstehendem Integument. P e r i s p e r m f e h l t. Der E m b r y o ist fast k u g e l f ö r m i g bis eiförmig, u n g e g l i e d e r t mit einem k l e i n e n K o t y l e d o n a r s p a l t.

H e i m a t

Südliches Texas — im Rio Grande‑Gebiet, Nord‑Mexiko, Coahuila Tamaulipas, auf trockenen felsigen Höhenzügen.

B e m e r k u n g e n

1.Der meist gebrauchte Ausdruck „dahlienähnlich“ ist wegen des dicken Wurzelstuhles und des festen Zusammenhalts

der einzelnen Teilknollen meist nicht passend. Die als Abb. 265 in Britton & Rose, The Cactaceae Bd. II S. 111 ab‑gebildete Knolle ebenso wie die dieser nachempfundene Abbildung in Marshall & Bock, Cactaceae auf T. 6 Fig. 13 entspricht keinesfalls der Wurzelknolle einer älteren Pflanze, wie auch Fittkau nach Standortbeobachtungen feststellte. Vielleicht zeigt sie Erstlingsknollen einer Jungpflanze. Nach der Beschreibung des Wurzelsystems von Cereus („Neoevan‑sia“, Wilcoxia) diguetii durch Marshall, sind die Knollen bei dieser Art, deren Stellung noch nicht ganz geklärt ist, tatsächlich an den Enden langer holziger Wurzeln. Jedenfalls scheint die Gestalt der Knollen so variabel zu sein, daß sie nicht als Charak teristikum gewertet werden kann.

2.Die beiden Blütenlängsschnitte der Abb. 6 A. und B. zeigen die beginnende Reduktion des Gynöce‑

ums innerhalb derselben Art (Wilcoxia schmollii). Eine Reduktion konnte in gleicher Ausbildung einzel‑ner Nar benstrahlen auch bei anderen Arten festgestellt werden. Man kann dies als eine Vorstufe zur Diö‑

Abb. 8. Samenanlagen A einer großblütigen Wilcoxia spec., B = W. schmollii, mit kurzem ungeteiltem Funiculus.

Abb. 9. Samen von Wilcoxia poselgeri. A = Außenansicht, B = Hilum, C und D = Samen derselben Frucht nach Abheben der harten Testa, E = Embryo.

Krainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973C II a

„diguetii“ in italics

Gynözeum ‑> Gynöceum

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zie auffassen, die ich als „G–“ gegenüber der normal ausgebildeten Blüte „G+“ bezeichne. Konform zu an‑deren Erscheinungen kann man diese Tendenz wohl als Kennzeichen einer hohen Ableitungsstufe ansehen.

3.In äußerst verdünnten Farbstofflösungen (z. B. alkalischer Methylenblaulösung) färbt sich bei langem Verweilen

nur die Innenwand des Receptaculums auffallend stark ein und bei Auswässern wird er dort — im Gegensatz zu anderen Geweben — festgehalten. Diese Färbung greift auch auf den unteren Teil der Staubgefäße, die dadurch versteift erscheinen, und verlaufend auf die innersten Blütenblätter über. Die Farbspeicherung erfolgt nicht im Zellinhalt, sondern in den kaum merklich verdickten Zellwänden der länglich spindelförmigen Zellen. Auf den Blütenblättern stehen diese „chromophilen“ Zellen im Schlund noch dicht geschlossen, weiter in Gruppen und schließlich nur einzeln. Die Vermutung, daß die Chromophilie auf Verholzung der Zellwände zurückzuführen sei, konnte durch die Phloroglucin‑Salzsäure‑Reaktion be stätigt werden.

Es ist besonders wichtig, daß die chromophilen Zellen bei allen untersuchten (echten) Wilcoxien, n i c h t a b e r a n Peniocereus gefunden wurden, also als besonders eigenartiges Gattungsmerkmal anzusprechen sein dürften.

4.Die bisherige unklare Definition der Gattung Wilcoxia sowie der ihr äußerst nahe stehenden Gattung Peniocereus,

hat zur Aufstellung der Gattungen Cullmannia Distefano und Neoevansia Marshall als „Binde glieder“ geführt, aber erst recht keine Klarheit über den tatsächlichen Umfang geboten.

Die — bisher — beste Unterscheidung von Wilcoxia und Peniocereus gaben eigentlich Britton und Rose in Schlüssel: „Inner Perianth as long as tube . . . Wilcoxia“ und „Flower salverform . . . Peniocereus“. Durch die Einbezie‑hung von Cereus viperinus Weber, der ein sehr langes cylindrisches Receptaculum hat (sie geben allerdings nur 3 cm an!), wird dieser Unterschied hinfällig. Wegen der nächtlichen weißen Blüte trennt Marshall den Cereus diguetii als Gattung Neoevansia von Wilcoxia ab, den Britton und Rose für identisch mit Cereus striatus Brandegee halten, der aber purpurn blüht, aber „10—12 cm“ lange (!) Blüten hat.

Den Cereus viperinus Web. trennt Distefano wegen der viermal so großen Samen, aber auch wegen der Blüten‑form richtig, aber auch, weniger überzeugend, wegen der Wurzelknollen von Wilcoxia ab. Die „Zwischengattung“ Cullmannia ist aber überflüssig, da die Art ohne Zweifel zu Peniocereus gehört.

H. Sanchez Mejorada (1961) führt zwar den Cereus diguetii als Wilcoxia, weist aber darauf hin, daß auch Wilcoxia mariana Gentry, die ihm sehr nahe steht, im Gegensatz zu Gentry’s Angabe, nächtlich blüht. Das Photo einer Knospe, S. 38, Fig. 22, spricht f ü r Peniocereus.

Die Trennung von Wilcoxia und Peniocereus kann aber auf Grund der nun vorliegenden morpholo gischen Ana‑lyse vollkommen eindeutig erfolgen, sobald alle in Frage kommenden Arten auf die w e s e n t l i c h e n Merkmale hin untersucht sind — was bei „Wilcoxia“ stricta und Cereus diguetii jedoch noch nicht der Fall ist.

Gattung Wilcoxia

WilcoxiaNiedrig, nicht über 60 cmReceptaeulumröhre glockig kurz, Blüten daher weit glockig nur durch relativ langes Pericarpell scheinbar trichterig

Sehr kurze NektarrinneStaubblätter im Receptaculum in dicht gedrängten ReihenSamen klein, ca. 1 mmTesta grobwarzig und grubigEmbryo ungegliedert, kugelig bis eiförmig, Keim‑blätter zu einer Keimblattspalte reduziert

PeniocereusHochwüchsig, nach Fittkau bis über 5 mReceptaculumröhre zylindrisch, viel länger als die BlütenblätterBlüte im Ganzen daher stieltellerförmig („salver‑form“)Nektarrinne sehr verlängert

Staubblattreihen weit auseinandergezogenSamen groß, 3—4 mmTesta feinwarzig und glattEmbryo langgestreckt, hakig eingebogen, Keimblät‑ter ansehnlich

Wahrscheinlich, aber als Verallgemeinerung noch nicht zulässig:Chromophile Zellen vorhanden Chromophile Zellen fehlen

5.Eben diese Merkmale geben aber nicht nur eine klare Unterscheidung, sondern auch zugleich eine stam‑

mesgeschichtliche Klärung der beiden Gattungen, da die korrespondierenden Merkmale bei Wilcoxia Re‑duktionsstufen jener von Peniocereus sind.

Schon A. Berger hat den Zusammenhang von Peniocereus und Wilcoxia mit seinen Nyctocerei erkannt. Damit erscheint die lange, zylindrische Receptaculumröhre von Peniocereus bereits als wesentlich ursprüng licher als das kurz glockige Receptaculum von Wilcoxia. Hierzu kommt, daß die „chromophilen Zellen“ bei Wilcoxia ein — bis‑her — noch bei keiner anderen Gattung beobachtetes, also sehr junges Merkmal sind.

Auch der relative Zwergwuchs ist — wie immer — als eine Reduktionserscheinung zu werten.

C II aKrainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973

„Hiezu“ ‑> Hierzu

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Am stärksten ist aber die hohe Entwicklungsstufe von Wilcoxia gegenüber Peniocereus am Samen zu er kennen, schon äußerlich in der an Nyctocereus erinnernden Größe von Peniocereus und in dessen glatter Testa gegenüber der weit abgeleiteten grubigen Testa der kleinen Wilcoxia‑Samen, vor allem aber darin, daß der Embryo bei Peniocereus noch d e u t l i c h e r g e g l i e d e r t , h a k i g eingebogen ist und an sehnliche Keimblätter hat, während er be Wilcoxia zur u n g e g l i e d e r t e n K u g e l reduziert ist.

Wilcoxia ist also von der Trib. Echinocereae abzutrennen und hinter Peniocereus in die Trib. Hylocereae Subtr. Nyctocereinae einzuordnen.

6.Diese Tatsachen führen zu folgenden Folgerungen:1 Cereus viperinus ist keinesfalls eine Wilcoxia, doch auch die Gattung Cullmannia muß ein gezogen werden, da

Cereus viperinus eindeutig zu Peniocereus gehört.2. Wilcoxia tomentosa Bravo ist nach dem abgebildeten Blütenlängsschnitt, nach der Größe der Samen (4 mm)

und den großen Keimblättern der abgebildeten Sämlinge, aber auch aus der Höhe (1,5 m) ein deutig ein Peniocereus. Daran ändert auch hier die Blütenfarbe nichts. Sie muß daher heißen:

Peniocereus tomentosus (Bravo) F. Buxbaum comb. nova.3. Die Länge der Blüte von Cereus striatus — „10—12 cm“ — spricht klar für Peniocereus, die Angabe über den

Samen „feingrubig punktiert“ ist unklar.Unklar ist daher auch, ob Neoevansia Marsh. aufrechterhalten werden kann. Marshall’s Herbarfoto der

Blüte könnte für Wilcoxia sprechen, im Gegensatz zur Knospenaufnahme bei Sanchez Mejorada. Auch die Angabe „Seeds small, shining tuberculate“. Die weiße Blüte kann als Gattungsmerkmal ebensowenig ge wertet werden, wie die immer wieder unzureichend beschriebenen Knollen. Benson (1950) betont, daß Cereus Di‑guetii Weber nur aufgrund der roten Blüten von C. striatus Brandegee zu trennen, und ohne Blüten nicht unterscheidbar ist, Bensons Angabe, daß praktisch alle Samen des diguetii von Vögeln ge fressen werden, könnte hinweisen, daß sie größer als Wilcoxia‑Samen seien, da Benson sonst wohl eher von den Früchten gesprochen hätte. Übrigens bemerkt schon K. Schumann (Nachtrag S. 25), daß Cereus diguetii verwandt mit Cereus greggii Eng. sei und 60—120 cm hoch wird.

L i t e r a t u r

Backeberg C. Une nouvelle espèce de Wilcoxia. Cactus Rev. pér. Assoc. France Cact. Nr. 33, 1952, S. 15—16.

Benson L. The Cacti of Arizona. Tucson 1950.Berger A. Die Entwicklungslinien der Kakteen. Jena 1926.Bravo Hollis H. Una Wilcoxia del Estado de Morelos. Cact. y Succ. Mex. III. 1958, S. 27—30.Distafano C. Cullmannia gen. nov. Kakt. u. and. Sukk. 7 1956, S. 8—10.Dobe F. Eine Blüte von Wilcoxia poselgeri (Lem.) Br. et R. Beitr. Sukkulentenkunde u. Pflege

1938, S. 30.Leinfellner W. Eine endständige Blüte von Wilcoxia poselgeri Br. et. R. Beitr. Sukkulentenkun‑

de u. Pflege 1938, S. 28—30.Marshall W. T. u. Bock T. M. Cactaceae. Pasadena 1941.Sanchez‑Mejorada H. Las Cactáceas del Estado Sinaloa. Cact. y Succ. Mex. V. 1961, S. 27—

39.Schumann K. Gesamtbeschreibung d. Kakteen u. Nachtrag. 1889 u. 1903.Werdermann E. Eine neue Wilcoxia. Kakteenkunde 1938, S. 85—87.

(B.)

Krainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973C II a

„er be“ = ???

Hylocereae and Nycto‑cereinae set to italics

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Wilcoxia albiflora Backeberg

lat. albiflora = weißblütig

L i t e r a t u r

Wilcoxia albiflora Backeberg C. in Notes et Observations sur Je Jardin Botanique „Les Cèdres“ Nr. 2, 1952, S. 16 u. Abb. (Suppl. zu „Cactus“ Nr. 33).

D i a g n o s enach C. Backeberg l. c.:

„Ramosa; ramis ad 10—15 cm. longis, 5—6 mm. crassis, claro‑viridibus, prope teretiusculis; areolis minutis; 9—12 aculeis saetiformibus, tenuissimis, appressis, 1 mm. longis plus minusve; floribus ca. 2 cm. longis, tubo ca. 13 mm. longo, 3 mm. crasso, rutilo‑viride, ca. 12 aculeis parvis, albis vel fuscatis; phyllis perigonii lanceolatis, ad 2 cm. longis, 4 mm. latis, albidis vel subroseis; stylo albo, stigmatibus viridibus, antheris flavidis; fructu ignoto.“

C II aKrainz, Die Kakteen, 1. IV. 1960

C VII replaced according to „Gattung“

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B e s c h r e i b u n g(aus dem Französischen übersetzt)

K ö r p e r klein, verzweigt; Äste bis ca. 15 cm lang und 6 mm dick, leuchtend grün, fast zylindrisch. A r e o l e n sehr klein. S t a c h e l n ca. 9—12, winzig klein, 1 mm Länge selten überschreitend, borstenförmig, weiß.

B l ü t e n ca. 2 cm lang. R ö h r e (Receptaculum) 13 mm lang und 3 mm im Durchmes‑ser, grünrötlich, mit kleinen Areolen, die winzig kleine, weiche, weiße oder kaum bräunliche Stachelchen tragen. Ä u ß e r e H ü l l b l ä t t e r mit grünlichem Mittelstreifen. I n n e r e H ü l l b l ä t t e r lanzettlich, zugespitzt, weiß, oder manchmal mit rosarotem Mittelstreifen. S t a u b b l ä t t e r gelb. G r i f f e l weiß, die Staubblätter mit der grünen Narbe überragend.

Ergänzung der Beschreibung (durch Krainz): An den Jungtrieben 1 (—3) braune, 1—11/2 mm lange, am Grunde stark zwiebelig verdickte, auffällige Mittelstacheln, die später vergrau‑en. N a r b e n 6—8, etwa 2 mm lang, sich erst nach der Pollenreife öffnend. S t a u b f ä d e n spi ralig um den Griffel gedreht und an diesen anliegend. F r u c h t etwa 15 mm lang, 8 mm im Durchmesser, oval, olivgrün, glatt, mit anhaftendem Blütenrest und etwa 20 leicht abfallenden Stachelareolen; diese mit je 12—15 bis 3 mm langen, dünnen und weißen (vereinzelt braun‑schwarz gespitzten) Stacheln. Frucht später eintrocknend. S a m e n sehr zahlreich, etwa 1 mm im Durchmesser, mützenförmig, mit basalem, stark versenktem Hilum und eingeschlossenem Mikropylarloch; Testa glänzend rot‑ bis schwarzbraun, grubig bis runzelfaltig, um das Hilum feinere Struktur, stellenweise fast glatt.

H e i m a t

Standort unbekannt, wahrscheinlich aus Nordmexiko.

K u l t u r

wie Wilcoxia poselgeri.

B e m e r k u n g e n

Die Art blüht im Mai und ist selbststeril. Die geöffnete Frucht duftet süß, wie frischge‑backener Gugelhopf. Die älteren Triebe verholzen und werden drahthart. Die Abbildung zeigt ein junges, auf C. spachianus gepfropftes Exemplar, das W. Andreae in seiner Sammlung auf‑genommen hat. Abb. etwa 1 : 1.

Krainz, Die Kakteen, 1. IV. 1960C II a

C VII replaced according to „Gattung“

vergrauen ‑> vergrauen

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Wilcoxia schmollii (Weingart) Backeb.

schmollii, nach dem Entdecker der Art, Fernando Schmoll,Cadereyta de Montes, Qro. Mexiko.

L i t e r a t u r

Cereus schmollii Weingart W. in Monatsschr. Deutsch. Kakt. Gesellsch. 1931, S. 151—153 u. Abb. — Müller H. in Kakteenkunde 1935, S. 36.

Wilcoxia schmollii (Wgt.) Backeberg C. Blätt. f. Kakteenf. 1935—11; Cactaceae IV 1960, S. 2081 u. Abb.; Kakt. Lex. 1965, S. 454.

D i a g n o s enach W. Weingart l. c.

„Cereus (Wilcoxia) parvus radice tuberoso pro rata magno, caule debili brevi, ramis debilibus, costis 9—10 humilibus tuberculatis, areolis parvis 1,5—2 mm remotis tomento obscuro parco pilisque spinescentibus 6—7 longis circa 35 tectis, colore albo vel griseo et apice roseo‑griseo; flore et fructu ignoto. Patria Mexico.“

B e s c h r e i b u n g

K l e i n s t r a u c h mit bis 7 cm langen und bis 3 cm dicken, schwarzgrauen Wurzelknollen. S p r o s s e n zu mehreren aus dünnem, etwas verholztem, über der Erde herausragendem Wur‑zelstuhl, 15—25 cm lang, 6 (gepfropft — 20) mm dick. R i p p e n 9—10, fast ganz in niedere Höcker aufgelöst. A r e o l e n ca. 1,5—2 mm entfernt, kaum 0,5 mm ∅ mit spärlichem dunk‑lem Filz (im untersten Teil der Areole ein Nektarium). S t a c h e l n bis 35, haarartig, bis 7 mm lang, weiß, grau bis violettschwarz.

B l ü t e n einzeln aus Scheitelnähe, selten endständig, trichterig‑glockig, etwa 3,5 cm lang, bis 40 mm ∅. R e c e p t a c u l u m violettgrün, etwa 20 mm lang mit stark vorspringenden Po‑darien und lanzettlichen Schuppen, diese in die äußeren Hüllblätter übergehend. Schuppen‑achseln mit feinen Borstenstacheln und längeren dunklen Haaren besetzt. Receptaculum innen glockig erweitert und bis zum Schlund dicht mit Staubblattreihen besetzt, um die Griffelbasis eine kaum 0,5 mm tiefe Nektarrinne. Ä u ß e r e H ü l l b l ä t t e r lanzettlich, bis 10 mm lang,

C II aKrainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973

C VII replaced according to „Gattung“(Same Lieferung!)

6—7 mm???

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dunkelrosa; innere 1,5 cm lang, bis 3 mm breit, purpurrosa. G r i f f e l dick, stabförmig, ca. 2 mm lang mit etwa 7—10 grünen, zusammengelegten, die Staubgefäße überragenden N a r ‑b e n. Staubblätter gleichlang, unter den gelben Staubbeuteln eine haarfein verengte Zone. F r u c h t eine saftige, eßbare Beere, ± ei‑ bis birnförmig, ca. 18 mm ∅, violettgrün mit be‑haarten Areolen. S a m e n rundlich mützenförmig, fast kugelig, ca 1 mm ∅ mit großem ba‑salem, vertieftem Hilum; Testa feinwarzig mit größeren Zwischengruben, am vorspringenden Hilumsaum, feinwarzig.

H e i m a t

Mexiko: Querétaro, La Misión, auf Felshügeln.

K u l t u r

Die Art wächst und blüht am besten gepfropft; 4 cm lange Triebstücke längshalbieren und waagrecht auf Unterlage bringen.

B e m e r k u n g e n

Schöne, dankbar blühende Pflanze; wenn gepfropft, auch für weniger sonnige Lagen. — Die seltene Schwarzweiß‑Aufnahme zeigt einen Sproß mit endständiger, blühender Frucht an un‑serer Art. Photo: H. Krainz. Farbbild: W. Andreae.

Krainz, Die Kakteen, 3. XII. 1973C II a

C VII replaced according to „Gattung“(Same Lieferung!)

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Wilcoxia tuberosa (Poselger) Berger

lat. tuberosa = knollig

Einheimische Namen: „Sacasil“ und „Zocoxochitl“

L i t e r a t u r

Cereus tuberosus Poselger H. in Allg. Gartenztg. XXI 1853, S. 35 (non Pfeiffer 1837). — En‑gelmann G. Cact. Boundary 1856, S. 39 u. Abb. Taf. LXIX Fig. 12. — Weber in Dict. Hort. Bois 1894, S. 279.

Echinocereus poselgeri Lemaire Cact. 1868, S. 57.Echinocereus tuberosus (Poselg.) Rümpler T. Forst. Handb. II 1886, S. 783, 784. — Schumann K.

Gesamtbeschr. Kakt. 1898—1902, S. 249, 250. — Gürke M. Blühende Kakt. 1903, Taf. 38. — Schelle E. Kakteen 1926, S. 160, 161.

Cereus poselgeri Coulter in Wash. Contr. U. S Nat. Herb. III 1896, S. 398.Wilcoxia poselgeri (Lemaire) Britton N. L. & Rose J. N. Cactaceae II 1920, S. 111 u. Abb. S.

110, 111. — Helia Bravo H. Cact. Mex. 1937, S. 277 u. Abb. S. 278. — Köhler u. in Kakt u. Sukk. 1958, S. 8 u. Abb.

Wilcoxia (Cereus) tuberosa (Poselg.) Berger A. Kakteen 1929, S. 134.

D i a g n o s enach H. Poselger l. c.:

„C. tenius erectus basi mox lignosus vix ramosus 2—3 lin. crassus subtiliter costatus, areolis flavis, aculeis radiantibus 9—10 albis adpressis, centrali uno nigro, erecto, floribus magnis

C II aKrainz, Die Kakteen, 1. IV. 1960

C VII replaced according to „Gattung“

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violaceis semper in extrema ramorum parte mascentibus. Fructus pollicaris: areolis lana alba copiosa et spinis longis nigris capillaceis instructis. Radix tubera subrotundata 11/2 pollicaria solani tuberibus similia formans. Habitat in Texas.“

B e s c h r e i b u n g

W u r z e l n knollig verdickt. K ö r p e r 30—60 cm hoch, sich anlehnend, ein dünnes Stämmchen, das sich nach oben verdickt und in dünn zylindrische bis keulenförmige, runde, dunkel grüne, 7—15 mm dicke Triebe verzweigt. R i p p e n 8, wenig vorspringend, gerade A r e o l e n 1,5—3 mm voneinander entfernt, rund, 1,5 mm im Durchmesser, mit kurzem, weißem, bald vergrauendem Wollfilz, später verkahlend. R a n d s t a c h e l n 9—12, hori‑zontal strah lend, gerade, weiß, dünn, pfriemlich, wenig stechend, weißlich, kaum 2 mm lang. M i t t e l s t a c h e l n einzeln, mit verdicktem Grunde, pfriemlich, 4—5 mm lang, an kleine‑ren Exem plaren weiß, an größeren braun bis bräunlich oder schwarz, dem Zweig angepreßt und die obere Areole erreichend.

B l ü t e n aus dem Scheitel, breit trichterig bis fast radförmig, 4,5—5 cm lang. P e r i c a r p e l l (Fruchtknoten) grün, mit rötlichen dreieckig lanzettlichen Schuppen, deren Achseln reich liebe weiße Wolle und lange graue bis schwarze Borsten tragen. R e c e p t a c u l u m (Röhre) be‑schuppt und mit Borsten und Wolle. Ä u ß e r e H ü l l b l ä t t e r linealisch lanzettlich. I n ‑n e r e H ü l l b l ä t t e r schmal spatelförmig, zugespitzt und stachelspitzig, oben gezähnelt, rosenrot mit dunklerer Mitte. S t a u b b l ä t t e r kaum halb so lang wie die Blütenhülle. S t a u b f ä d e n hell rosenrot, spiralig um den Griffel gedreht. S t a u b b e u t e l schwefel‑gelb. G r i f f e l mit 8—10 smaragdgrünen N a r b e n die Staubblätter überragend. F r u c h t eiförmig, etwa 1,5 cm lang und 1 cm im Durchmesser, grün, ziemlich trocken, dicht mit weißer Wolle und schwarzen Borsten bedeckt. S a m e n kaum 1 mm lang, rundlich mützenförmig bis verkehrt eiförmig, mit basalem, stark vertieftem Hilum und eingeschlossenem Mikropylarloch; Testa rotbraun bis schwarz, grubig bis runzelfaltig, um das Hilum eine breite Zone fein grubig bis fast glatt.

H e i m a t

Standort: am Rio Grande zwischen La Reynosa und Camargo; auf trockenen, felsigen Höhen zügen bei Laredo und Mier.

Allgemeine Verbreitung: Texas und Coahuila.

K u l t u rwurzelechter Pflanzen, die mehr oder weniger starke Rübenwurzeln besitzen, schwierig.

Wächst und blüht jedoch leicht auf jeder Unterlage, sofern die Pflanze einen sonnigen Stand‑ort hat. Bei Gewächshauskultur blüht die Art schon im März. Im Winter anfällig für Spinn‑milben, vor allem bei Überwinterung im Zimmer. Vermehrung durch Sproßpfropfung. Säm‑linge wachsen sehr langsam.

B e m e r k u n g e nAllgemein unter der Bezeichnung Wilcoxia poselgeri (Lem.) Br. et Rose bekannt. Poselger’s

Artname ist aber legitim und muß bei der Überführung in eine andere Gattung beibehalten werden.

Auch für kleine Sammlungen empfehlenswerte Pflanze. Die duftenden Blüten öffnen sich gegen Mittag und schließen am Abend, sie dauern etwa eine Woche. Bei dieser Art konnte ich nie proliferierende Früchte feststellen, wie dies bei Wilcoxia schmollii der Fall ist. Die Art ist selbststeril.

Altere Pflanzen entwickeln an den Jungtrieben zwei dreiseitige hellere oder dunklere, manch‑mal an der Basis geschwärzte, manchmal auch vollständig schwarze, an den Trieb anliegende Mittelstacheln, wobei der eine (der kürzere) nach unten, der bis 15 mm lange nach aufwärts gerichtet ist.

Die Abbildung zeigt ein in der Städt. Sukkulentensammlung Zürich seit 29 Jahren kultivier‑tes, blühendes Exemplar. Abb. etwa 1 : 2. Photo: H. Krainz.

Krainz, Die Kakteen, 1. IV. 1960C II a

C VII replaced according to „Gattung“

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Gattung Zygocactus

K. Schumann 1890 in Martius, Flora Brasiliensis 4/2, S. 223.

Synonyma: Epiphyllum Haworth (1819) Suppl. Pl. Succ. S. 85, sensu Pfeiffer (1837) Enume‑ratio diagnostica Cact. S. 128, non sensu Haworth (1812) Synops. Pl. Succ. 197.

Epiphyllanthus Berger (1905) in Rep. Missouri Bot. Gardens 16, S. 84*)

„Zygocactus“ — wegen der extrem zygomorphen Blüte.

U.‑Fam. C. Cereoideae, Tribus II. Hylocereae Subtribus c. Rhipsalinae, Linea B. Schlum‑bergerae**)

D i a g n o s enach K. Schumann l. c.:

“Flores zygomorphi orif icio perigonii obliquo hermaphroditi speciosi. Perigonii phylla valde inaequalia inf ima per paria decussata, par extimum transversale, secundum medianum, phylla sequentia spiraliter disposita, priora libera, sextum ed reliqua inter se ad tubum connata, phylla summa ad labium anticum et posticum coordinata. Stamina ∞ exserta, exteriora tubo perigonii altitudine diversa adnata, interiora c. 20 in tubum brevem basi connata, tubo intus appendicula membranacea ab apice pendula instructo***); f ilamenta f iliformia curvata dorso perigonii appressa; antherae breviusculae anguste lineares basif ixae, rimis lateralibus dehis centes; pollinis granula globosa rimis tribus verticalibus sub aqua inconspicuis percursa, minu tissime granulosa. Ovarium uniloculare placentis 4—5 parietalibus. ovula bis biseriatim aff ixa funiculo brevissimo, horizontalis anatropa dorso invicem se tangentia, integumento interiore exterius superante. Stilus cylindricus apicem versus subattenuatus basi haud valde dilatatus; stigmata tot quot placentae, carnosa longe papillosa primum conniventia demum divaricata. Bacca piriformis apice umbilicata perigonio marcescente saepius coronata teres. Semina parva compresso oblonga basi oblique truncata; embryo curvatus, cotyledones acutae, albumen car nosum.****)

Frutices epiphytici articulati, articuli superiores foliacei carnosi parce crenati vel rarius serrati*****). Squamae subinconspicue, in axillis plus minus puberulae et aculeis paucis parvis flexilibus haud pungentibus onustae. Flores solitarii vel bini rarius terni ex apice articulorum, horizontaliter suspensi speciosi.“

Leitart: Zygocactus truncatus (Haw.) K. Schumann 1890 in Martius, Flora Brasiliensis 4/2 S. 224. Syn.: Epiphyllum truncatum Haworth 1819, Suppl. Pl. Succ. S. 85.

*) BERGER gibt keine Gattungsdiagnose, sondern bezieht die Gattung monotypisch auf Cereus obtusangulus K. Schumann in Martius Flora Brasiliensis 4/2 S. 198 bezw. Epiphyllum obtusangulum G. A. Lindberg bei SCHU‑MANN l. c. und die bezgl. Beschreibungen.

**) Einteilung nach BUXBAUM 1958 in Madroño 14, S. 177.

***), ****) und *****): Nach dem heutigen Stand und Umfang der Gattung sind folgende Emendierungen einzufügen:Zu ***): „. . . vel, et in eodem specie, ex basem appendiculi orientes haud comnatae“.Zu ****): Perispermium (albumen) absensZu *****): „vel ovati applanati habitu articulorum generis Opuntia, vel teretes globosi usque elongati.“ (BUXBAUM).

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Beschreibung

Kleine epiphytische, mitunter auch in Humusansammlungen unter Felsen lebende S t r ä u ‑c h e r mit in regelmäßige Sproßabschnitte von determiniertem Wachstum gegliederten, gabe‑lig ver zweigten, aufrechten später meist überhängenden Ästen. Die einzelnen S p r o ß g l i e ‑d e r sind gleichlang, zylindrisch mit kaum vorspringenden Rippen oder glatt, oder kugelig, oder wie die Flachsprossen von Opuntia abgeflacht mit allseitig stehenden Areolen, oder (bei der Leitart) blattartige Flachsprosse mit randständigen Areolen, die am Rande gekerbt oder durch vor springende Podarien gesägt sind. Am Scheitel jedes Sproßabschnittes befindet sich eine Gruppe von scheitelständigen A r e o l e n (Abb. 1) oder diese treten zu einer länglichen, umwallten Sammelareole zusammen (vgl. Morphologie Abb. 21). Die Verlängerung oder Ver‑zweigung der Sprosse erfolgt ausschließlich aus dieser pseudoterminalen Areolenansammlung. (Nur ausnahms weise, nach Zerstörung dieser, kann auch eine tiefer gelegene Areole unter Umständen aus treiben). Die Basis der einzelnen Sproßglieder bildet leicht Luftwurzeln. Ältere Sproßglieder werden verdickt und bilden eine Borke, lassen jedoch die Gliederung dennoch deutlich erken nen. Unter ungünstigen Lebensbedingungen können auch ältere Sproßglieder abgeworfen wer den. Die scheitelfernen A r e o l e n sind klein, etwas wollig und meist mit zar‑ten weichen Borstenstachelchen versehen. — Auch die B l ü t e n entspringen ausschließlich aus den Areolen des Sproßscheitels, einzeln aus der mittlersten oder zu zweit, selten zu dritt aus dieser und den benachbarten, während die Verzweigung aus den weiter außen liegenden Areolen des Scheitels erfolgt (sympodiale Verzweigung). Die B l ü t e n (Abb. 2) sind sehr ansehnlich, rot oder weiß und extrem zygomorph. Das P e r i c a r p e l l ist glatt und drehrund. Das R e c e p t a c u l u m ist vom Pericarpell scharf abgesetzt, sehr kurz und mit schon blu‑menblattartigen, aber noch kurzen, oft stark zurückgekrümmten Blütenhüllblättern versehen; es verlängert sich in eine von den innersten Blütenhüllblättern gebildete, stark gekrümmte echte Blumenkronröhre (vgl. Morphologie Abb. 140 B) mit stark schief abgestutztem Schlund, über den die sehr ungleich langen freien Teile der Blütenhüllblätter ungleich zurückgebogen sind, so daß sie eine vorge streckte Oberlippe und eine zurückgeschlagene Unterlippe bilden. (Vgl. Morphologie Abb. 101, 102, 147). — Die zahlreichen S t a u b b l ä t t e r legen sich mit den fadenförmigen Staubfäden dem Rücken der Blumenkronröhre an und ragen unter der Oberlippe gebündelt aus dem Schlund. Die untersten Staubblätter entspringen einem oft röh‑

Abb. 3. Zygocactus opuntioides, Nektarkammer und Nektarhalter

Abb. 2. Zygocactus opuntioides, Blüte von außen

Abb. 1. Zygocactus opuntioides, Sproßglied vom Scheitel gesehen

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renförmig ausgebildeten Achsenvorsprung des Receptaculum (sogen. „verwachsene Staubblät‑ter“), dessen über die Staubblattan heftung verlängerter als Rand hautartiger Saum nach innen zurückgeschlagen ist (sog. N e k t a r h a l t e r). Mitunter können — auch innerhalb derselben Art — die Staubblätter so weit an die Basis des Achsenvorsprunges verlagert sein, daß sie kaum oder gar nicht mehr „ver wachsen“ erscheinen (Abb. 3 und 4). Die weiteren Staubblätter entspringen in spiraliger An ordnung der Receptaculumwand, sind aber mit der Blumenkron‑röhre auf längere Strecken kongential verwachsen, so daß sie erst aus dieser in spiraliger Folge bis zum Schlund frei wer den. Die Staubbeutel sind klein, länglich. Die F r u c h t k n o t e n ‑höhlung enthält (4—) 5 Pla zenten, die die an kurzen unverzweigten Samensträngen stehende Samenanlagen tragen. Der stabförmige G r i f f e l ragt noch über das Staubblattbündel vor und trägt eine aus (4—) 5 Nar benästen gebildete N a r b e, deren Äste zusammengeneigt und zu einer kopfigen Narbe ver klebt, seltener frei sind. (Vgl. Morphologie Abb. 138).

Gattung Zygocactus

A

B

C

D E

Abb. 4. Zygocactus opuntioides, Längsschnitt durch den untersten Teil der Blüte N Nektarium

Abb. 5. Samen von Zygocactus truncatus. A Außenansicht. Mi ‑ Lage des Mikropylarloches, Hi ‑ Hilum B Teilstuck aus der Testa mit den Zwischengrübchen (Z) C Hilum und Mikropylarloch (Mi) D Samen nach Entfernen der äußeren

Samenschale. Embryo scheint durch (E), L leerer Raum E Embryo

C II cKrainz, Die Kakteen, 1. I. 1962

F r u c h t k n o t e n ‑ > F r u c h t k n o t e n

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Die F r u c h t ist eine birnenförmige drehrunde Beere mit einer breiten Abbruchsnar‑be, an der aber häufig der Blütenrest haften bleibt. Der schwarzbraune S a m e n ist etwa nieren förmig, am gerundeten Ende leicht nach dem schmalen Ende zu verlaufend, gekielt. Die T e s t a ist glänzend, durch die Zellgrenzen kaum merklich gefeldert, jedoch an allen Zell ecken durch Zwischengrübchen punktiert. Das seitliche langovale Hilum ragt meist etwas vor. Das Mikropylarloch schließt sich ihm unmittelbar an. Die innere Samenschale wird vom Em bryo nicht ganz ausgefüllt; an Stelle eines Perisperms liegt neben dem Nabel ein leerer Raum. Der E m b r y o ist leicht hakenförmig gekrümmt, das relativ dicke Hypokotyl geht in die ge rundet dreieckigen Keimblätter über, die etwa ein Viertel der Gesamtlänge einnehmen.

H e i m a t

Brasilien. Die Leitart im Orgelgebirge nahe Rio de Janeiro, wo sie nach Voll (zit. in Grä‑ser 1955) in Habitus und Form der Sproßglieder sehr variiert, die früher als Epiphyllanthus abgetrennten Arten am Berg Itatiaia in verschiedenen Höhenlagen.

B e m e r k u n g e n

Um die Gattung Zygocactus herrscht zum Teil heute noch nomenklatorisch eine ziemliche Uneinheitlichkeit, die jedoch heute als bereinigt gelten kann. Zufolge eines Fehlers PFEIFFERS (Enum. diagn. Cact.), der dann von anderen Autoren übernommen wurde, wird die Gattung im deutschsprachigen Gebiet heute noch vielfach als Epiphyllum bezeichnet. HAWORTH hat in Synops. Pl. Succ. 1812 S. 197 seine Gattung Epiphyllum ausdrücklich auf Cactus Phyllanthus LINNÉ (Spec. Pl. 1. 1753, S. 469) bezogen, die damals die einzige Art bildete. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß er später (HAWORTH, 1819, Suppl. Pl. Succ. S. 85) auch die Leitart von Zygocactus als Epiphyllum truncatus Haw. in diese seine Gattung stellte. LINK stellte, ebenfalls auf Cactus Phyllanthus L bezogen im Handbuch zum Erkennen der Gewächse 2, S. 10 1831, die Gattung Phyllocactus auf, zu der er auch Phylloc. phyllanthoides zählte, Zuvor schon hatte DE CANDOLLE (Prodromus 3, 1828, S. 469—470) die Gattung Epiphyllum HAWORTH als „Cerei § 3 Alati“ in die Gattung Cereus einbezogen, mit den Arten C. Phyllanthus. C. phyllanthoides, C. oxypetalus, C. alatus und C. truncatus. PFEIFFER lehnt in seiner Enumeratio diagnostica 1837, S. 123 HAWORTHS Gattung Epiphyllum ab, weil sie nur auf vegetative, nicht auf Blütenmerkmale begründet sei, stellt alle Epiphyllum mit röhriger Blüte zu Cereus, alle mit radförmiger zu Rhipsalis, und nur für „Cactus trunca‑tus“, den er als genügend unterschieden erachtet, bezieht er die Gattung Epiphyllum und stellt noch Epi phyllum Altensteinii PFEIFF. dazu.

Da nun SALM‑DYCK (Cact. in Hort. Dyck. Cult. 1849, S. 54—55) die Gattung Phyllocactus Lk. wieder auf‑nimmt, Epiphyllum truncatum aber im PFEIFFERschen Sinne beibehält und ihm noch „Epiphyllum Russelianum“ beifügt, ist die ursprüngliche Benennung gerade auf den Kopf gestellt.

In Erkenntnis dieser Tatsache stellte K. SCHUMANN in MARTIUS Flora Brasiliensis 1890 die Gattung Zygocactus auf und bezieht, korrekt nach den Prioritätsgesetzen, die Gattung Epiphyllum wieder auf die ursprüngliche Leitart Cactus Phyllanthus L. Später, in seiner „Gesamtbeschreibung der Kakteen 1893“ beugt er sich aber — leider — doch dem Gewohnheitsrecht und führt wieder Epiphyllum im PFEIFFER’schen Sinne in LINK’s Phyllocactus ein.

Erst BRITTON und ROSE stellen sich wieder auf den strengen Prioritätsstandpunkt, beziehen Epiphyllum wieder im richtigen, HAWORTH’schen Sinne auf Ep. phyllanthus und nehmen SCHUMANNS Zygocactus an.

Aus Gründen der über 50‑jährigen Gewohnheit stellte WERDERMANN 1937 auf Grund Artikel 21 der Inter‑nationalen Regeln der Botanischen Nomenklatur 1930 den Antrag, Epiphyllum im PFEIFFER‑SALM‑DYCK‑SCHUMANN’schen Sinne mit Leitart Ep. truncatus Haw. zu schützen und Phyllocactus Link im Sinne eben dieser Autoren mit Phyllocactus phyllanthus (L.) Link als Leitart zu gebrauchen. Dieser Antrag wurde jedoch von der Internationalen Nomenklatur‑Kommission verworfen, womit Phyllocactus in die Synonymik zu Epiphyllum im ursprünglichen Sinne fällt und die Gattung Zygocactus allein gültig ist.

Für Cereus obtusangulus Schumann (Fl. Bras. 4/2 1890 S. 197) stellt A. BERGER 1905 die Gattung Epiphyllan‑thus Berg. auf, die auch BRITTON und ROSE beibehalten, obwohl LÖFGREN schon 1918 trotz der habituellen Unterschiede die Zugehörigkeit der drei Arten zu Zygocactus erkannt hatte.

Eine weitere Komplikation brachte der als „Weihnachtskaktus“ bekannte Gartenbastard von Zygocactus trunca‑tus X Schlumbergera Russeliana, den LEMAIRE in Illustr. Hort. 8., Misc, 5, 1861 als Epiphyllum Bridgesi Hort. be‑

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schrieb. LEMAIRE stellte diese Pflanze näher zu „Epiphyllum“ Russelianum also im heutigen Sinne zu Schlumber‑gera, als zu E. truncatum. SCHLUMBERGER selbst bezeichnete sie als Epiphyllum rueckerianum, unter welchem Namen sie in der Gartenbauliteratur ebenfalls aufscheint. SCHUMANN bezeichnete die Blüte als zygo morph, was BRITTON und ROSE für einen Irrtum halten, da Exemplare, die sie von A. BERGER erhalten hatten, regelmäßige Blüten hatten. Tatsächlich variiert die Blütenform der „Weihnachtskakteen“ von der Zygomorphie eines Zygocactus truncatus (Sorte „Andenken an Rudolf Zenneck“) bis zur vollkommenen Pelorie (Regelmäßigkeit) einer Schlumbergera russeliana (Sorte „Laterne“, die bezeichnenderweise unter anderen Formen aus Samen aufging) wie R. GRÄSER (1955) zeigte, wobei die Blütezeit ebenfalls zwischen der des Zygocactus truncatus (Oktober, in Californien schon September) und jener der Schlumbergera russeliana ( Januar), in Analogie mit der Ähnlichkeit der Blüte, variiert. (Vgl. Morphologie Abb. 147, 148).

Wenn also R. MORAN (1953) trotz sorgfältigster, sich sogar auf den Chromosomenbestand erstreckender Unter suchungen, sich nicht für oder gegen die Bastardnatur zu entscheiden wagte, so wohl darum, weil in den USA offenbar die Vielfalt dieser Pflanze unbekannt war. GRÄSER’s Abhandlung zeigt aber wohl, daß die Hybridnatur kaum mehr angezweifelt werden kann, umsoweniger, als eine dem „Epiphyllum Bridgesii Hort. ex Lemaire” ent‑sprechende Pflanze im Heimatgebiet sowohl des Zygocactus truncatus (tiefere Lagen) als der Schlumbergera russelia‑na (höhere Lagen) im Orgelgebirge nicht gefunden wurde, obwohl VOLL (nach GRÄSER) die dort fest gestellte große Variabilität des Zygocactus truncatus betonte.

Gerade diese „intermediäre Art“ veranlaßte aber R. MORAN, die Gattung Zygocactus als Untergattung zu Schlumbergera einzuziehen. Wie ich bereits anderwärts ausführte (BUXBAUM 1957) ist dieser Standpunkt kaum zu vertreten. Zygocactus weist die wohl ausgeprägteste echte Zygomorphie unter den Kakteen auf und ist weiter durch den charakteristischen inneren Blütenbau, nicht zuletzt auch durch das bei Zygocactus immer durch runde, bei Schlumbergera immer kantige Pericarpell so scharf von Schlumbergera geschieden, daß die beiden Gattungen, trotz zweifellos naher Verwandtschaft, getrennt aufrecht erhalten werden müssen.

Anderseits wagte MORAN es nicht, LÖFGREN zu folgen und die Arten der BERGER’schen Gattung Epi‑phyllanthus mit Zygocactus zu vereinigen, da er den Unterschieden im Habitus zu großes Gewicht beimißt. Wie ich eben falls schon früher ausführte (BUXBAUM 1957) sind aber habituelle Verschiedenheiten eng verwandter und habi tuelle Konvergenzen einander ferner stehender Hylocereae sehr häufig, so daß hier die Entscheidung in dem bei Zygocactus truncatus und Epiphyllanthus vollkommen gleichen Blütenbau liegt. Demnach ist LÖFGREN im Recht, wenn er Epiphyllanthus Berger zu Zygocactus einbezieht.

L i t e r a t u r

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Gattung Zygocactus

C II cKrainz, Die Kakteen, 1. I. 1962

Pelorie = ???

„Baltt“ ‑> Blatt

1947 ‑> 1957 according to Korrekturen 1 VII 1966

Taxomic ‑> Taxonomic

contribucoes ‑> contribuciones

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Krainz, Die Kakteen, 1. I. 1962C II c

„Dickense“ ‑> Dyckensi