Wenn Eltern Über Noten Entscheiden Wollen

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Wenn Eltern über Noten entscheiden wollen Der am 02.09.2012 in der Onlineausgabe der Presse erschienene Artikel beschäftigt sich Eltern von Studenten, die für ihre Kinder noch im Studentenleben Partei ergreifen. Eltern fordern immer mehr von den Klassenlehrern ihrer Kinder und somit wird der Druck auf die Pädagogen durch solche „schwierigen“ Eltern immer größer. Die Väter und Mütter stellen konkrete Wünsche auf und haben oft auch im Sinn Lehrern in ihrem Tun Maßstäbe zu setzen. Lehrpersonen sollten nicht zu harsch mit den Kindern umgehen aber trotzdem noch genügend Anforderungen stellen. Natürlich bleibt es nicht nur bei diesen Forderungen, denn Eltern wollen oftmals schon zwei Jahre vor der Einschulung ihres Kindes die Klassenlehrerin bestimmen und wenn man diesem Wunsch nicht nachkomme, besucht das Kind eben eine andere Schule. Eltern fühlen sich in keiner Sache in der Pädagogik den Lehrern gegenüber nachgestellt. Laut Kratzer sollen Eltern ihre Kritik an die Lehrer nur in einem gewissen Maße ausführen dürfen. Pflichtschullehrergeschwerkschaftler Paul Kimberger ist derselben Meinung und sagt, dass die Unterrichtsgestaltung nun einmal Sache der Lehrer ist. Unter sehr großem Druck stehen Lehrer besonders dann, wenn es um die Zeugnisnote bei vierten Klassen geht. Oftmals bekommen sie auch zu hören, dass sie daran schuld sind, wenn der Besuch eines Gymnasiums oder einer anderen höheren Schule durch diese eine Note nicht möglich ist. Immer mehr Lehrpersonen lassen sich von den Eltern beeinflussen und somit kam es dann auch soweit, dass Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl den Pädagogen Mut machte und erläuterte, dass sie sich auf ihre Fähigkeiten verlassen sollen. Eltern auch nicht, auf die Uni zu gehen und lautstark Partei für ihre erwachsenen Kinder zu ergreifen. Sie beschweren sich über schlechte Noten, ungerechte Prüfungen oder darüber, dass ihre Kinder nicht in ein bestimmtes Seminar gekommen sind. Immerhin gehe es um deren Zukunft. Deshalb lassen sie sich manchmal auch nicht so schnell beruhigen. Man wolle sich beim Rektor beschweren, wird da etwa gesagt, wenn der Platz in der gewünschten

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Wenn Eltern über Noten entscheiden wollen

Der am 02.09.2012 in der Onlineausgabe der Presse erschienene Artikel beschäftigt sich Eltern von Studenten, die für ihre Kinder noch im Studentenleben Partei ergreifen.

Eltern fordern immer mehr von den Klassenlehrern ihrer Kinder und somit wird der Druck auf die Pädagogen durch solche „schwierigen“ Eltern immer größer. Die Väter und Mütter stellen konkrete Wünsche auf und haben oft auch im Sinn Lehrern in ihrem Tun Maßstäbe zu setzen. Lehrpersonen sollten nicht zu harsch mit den Kindern umgehen aber trotzdem noch genügend Anforderungen stellen. Natürlich bleibt es nicht nur bei diesen Forderungen, denn Eltern wollen oftmals schon zwei Jahre vor der Einschulung ihres Kindes die Klassenlehrerin bestimmen und wenn man diesem Wunsch nicht nachkomme, besucht das Kind eben eine andere Schule. Eltern fühlen sich in keiner Sache in der Pädagogik den Lehrern gegenüber nachgestellt. Laut Kratzer sollen Eltern ihre Kritik an die Lehrer nur in einem gewissen Maße ausführen dürfen. Pflichtschullehrergeschwerkschaftler Paul Kimberger ist derselben Meinung und sagt, dass die Unterrichtsgestaltung nun einmal Sache der Lehrer ist. Unter sehr großem Druck stehen Lehrer besonders dann, wenn es um die Zeugnisnote bei vierten Klassen geht. Oftmals bekommen sie auch zu hören, dass sie daran schuld sind, wenn der Besuch eines Gymnasiums oder einer anderen höheren Schule durch diese eine Note nicht möglich ist. Immer mehr Lehrpersonen lassen sich von den Eltern beeinflussen und somit kam es dann auch soweit, dass Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl den Pädagogen Mut machte und erläuterte, dass sie sich auf ihre Fähigkeiten verlassen sollen.

Eltern auch nicht, auf die Uni zu gehen und lautstark Partei für ihre erwachsenen Kinder zu ergreifen. Sie beschweren sich über schlechte Noten, ungerechte Prüfungen oder darüber, dass ihre Kinder nicht in ein bestimmtes Seminar gekommen sind. Immerhin gehe es um deren Zukunft. Deshalb lassen sie sich manchmal auch nicht so schnell beruhigen. Man wolle sich beim Rektor beschweren, wird da etwa gesagt, wenn der Platz in der gewünschten Lehrveranstaltung verwehrt bleibt. Oder beim Bundespräsidenten, wenn dann noch immer nicht reagiert wird.Wenn Mama zum Professor geht, kommt es freilich nur selten so weit. Steffl meint aber, einen Anstieg bei den „gewöhnlicheren Fällen“ zu bemerken.

Eltern, die ihr Kind zur Zulassung begleiten, für sie organisieren und reden. Eltern, die sich über einzelne Studien informieren und Vor- und Nachteile abwägen. Die Jungstudenten würden oft nur daneben sitzen und schweigen, sagt die Leiterin der Studienservices. Die Reaktion der Hochschulen kann man als folgerichtig verstehen: Immer mehr von ihnen gehen auf die Interessen der Eltern ein.

Eine eigene Informationsseite auf der Website soll bald umgesetzt werden, denn Eltern würden bei der Wahl von Studienfach und

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Studienort immer mehr mitentscheiden wollen – und aufgrund wachsender finanzieller Unsicherheit etwa wegen der Studiengebühren immer mehr das Gefühl haben, dazu auch berechtigt zu sein. Es sei eine „weise Voraussicht der Unis, sich auch auf die Eltern zu konzentrieren“, heißt es von der Uni Klagenfurt. Auch wenn man in Kärnten, wie an anderen Hochschulen in Österreich, damit nicht ganz glücklich ist: Die Studierenden sollten ihre eigenen Entscheidungen treffen, nach ihren Interessen und Begabungen studieren, heißt es landauf, landab. Die Gruppe der überfürsorglichen Eltern dürfte sich bestens bedient fühlen.Dass es allerdings noch eine dritte Gruppe von Eltern gibt, zeigt ein Missverständnis an der Uni Wien: Als ein Vater mit seiner Tochter zur Inskription kam und desorientiert wirkte, sprach man am Student Point die junge Frau an. Diese allerdings wehrte ab: „Es geht nicht um mich, der Papa will studieren.“ Eines der wenigen Eltern-Erlebnisse, das an der Uni für Erheiterung sorgte.