WERDE TEIL DES RINGS SMARTMOB MITTEN IN MÜNCHEN · inigkeit in der Sache, ein wenig Wehmut und...

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AKTUELL VORBEUGUNG STIFTUNG JÖRG ZIERCKE GEHÖRT ZUR FÜHRUNGSSPITZE IM VEREIN WEISSER RING- STIFTUNG: GRÜNDUNG IN DÜSSELDORF „SEELENNARBEN“: EIN ÜBERFÄLLIGER UND WICHTIGER FILM FÜR SCHULEN SMARTMOB MITTEN IN MÜNCHEN WERDE TEIL DES RINGS 36. Jahrgang 1/2013_G 4266

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AKTUELL

VORBEUGUNG

STIFTUNG

JÖRG ZIERCKE GEHÖRT ZUR FÜHRUNGSSPITZEIM VEREIN

WEISSER RING-STIFTUNG:GRÜNDUNG INDÜSSELDORF

„SEELENNARBEN“:EIN ÜBERFÄLLIGERUND WICHTIGERFILM FÜR SCHULEN

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ivilcourage kann Leben retten. Doch oftgenug fehlt sie. Dass sich ein Mensch

nicht selbst in Gefahr begeben muss, umim Notfall zu helfen, zeigt ein kurzer Filmmit großer Wirkung: „Du musst kein Heldsein, um ein Held zu sein“, heißt ein Spot,den der WEISSE RING von Beginn desneuen Jahres an in 3D in den Kinos zeigenwird.

Lars Pfeiffer, Christoph Beckmerhagenund Joachim Bornemann haben das Pro-jekt für mehr Zivilcourage in Deutschlandfür den Verein entwickelt und umgesetzt,um Mut zu machen, bei Überfällen nichttatenlos zuzusehen oder sich heimlichdavon zu schleichen, sondern intelligentund mit kreativen Ideen für Hilfe zu sorgen.

Für nachhaltige Wirkung des Spotswurden mit Joachim Bornemann, Inhaberder Produktionsfirma Brown Sugar Filmsweitere Elemente entwickelt, wie Plakate inunterschiedlichen Größen, Roll-Ups für dieKinos sowie kostenlose Edgar-Cards für dieBesucher.

Gefördert wurde der Spot durch dieMediendienstleister der Produzenten so -wie das ehrenamtliche Engagement des

Du musst kein Held sein ...... um ein Held zu sein!

gesamten Filmteams. Unsere Fotos zeigenKameramann Christoph Beck merhagenbeim Dreh (oben), Regisseur Lars Pfeiffer(rechts im Bild), Neil Malih Abdullah (l.), dermit Paul Cless die Choreografie durchgeht(unten) und die „Helden“ Isabel Schmittund Joe Alexander (rechts unten). Sie istgefragtes Model, er gründete 2001 dieStuntFighter-Academy Deutschland inHamburg.

Gezeigt wird der Spot ab Jahresanfangauch auf www.weisser-ring.de, dort aller-dings in 2D. ■

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Ein Hauch von Wehmut bei der Bundesdelegierten -versamm lung in Kassel:Roswitha Müller-Piepenkötter,Bundesvorsitzende des Vereins, verabschiedete ihrenStellvertreter Prof. Dr. JürgenWitt nach 22 Jahren im Ehrenamt

Der 65-jährige BKA-Präsdient stellte sich der Bundesdelegiertenver samm- lung als Stellvertretender Vorsitzender zur Wahl: Jörg Ziercke tritt die Nach folgevon Prof. Dr. Jürgen Witt an. Ebenfalls zur Stellvertretenden Vorsit zen dengewählt wurde Dr. Heldgard van Hüllen. 6

Der Verein kann zuversichtlichin die Zukunft blicken 8

Smartmob in München:Werde Teil des Rings 10

Stiftung

WEISSER RING gründetStiftung in Düsseldorf 12

„Seelennarben“ – ein überfälliger Vorbeugungs- Film 14

Neue Kompetenzen im Umgang mit Cybermobbing 16

Opferhilfe

Er war ein Mann Gottes under war ein Täter 18

Susan M. kämpft darum, sich ihrLeben nicht stehlen zu lassen 20

Allein in der Filiale: Verkäuferin wurde drei Mal überfallen 22

Hier hilft der WEISSE RING 21

Ehrenamt

Clemens Wiese: Ich habe Glückgehabt mit meinem Ehrenamt 24

Christin Knorr macht sich schlauüber Cybermobbing 25

Zivilcourage

Goslarer Zivilcourage-Kampagne ausgezeichnet 32

Rubriken

Magazin 4Menschen 26Aus den Ländern 28Danke 30Impressum 27

Jörg Ziercke gehörtzur Führungsspitzeim WEISSEN RING

AKTUELL

OPFERHILFE

STIFTUNG

EHRENAMT

VORBEUGUNG

ZIVILCOURAGE

RUBRIKEN

AktuellAUSGABE 1/2013

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Eine stille Minute lang demonstrierten die Smartmob-Teilnehmerauf dem Odeonsplatz in München die Verwandlung von einer MengeIndividuen zur Gemeinschaft: Sie alle waren „Teil des Rings“ in deneigens gestalteten weiß-blauen T-Shirts

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Medienkompetenz und Vor-beugung vor Cybermobbingwollen WR-Ehrenamtliche an den Schulen vermitteln. Sie machten sich kundig beimWorkshop „Medienhelden“ in Berlin

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Die handgemalten Schilder wie-sen den Teilnehmern am Smart-mob den Weg zur T-Shirt-Ausga-

be am Odeonsplatz. Die blaueFigur hatte bereits in einem

amüsanten Animationsfilm aufder Seite www.werde-teil-des-rings.de für die Veranstaltung

am 26. Oktober geworben

Magazin

GOLDENES JAHR FÜR

WR-BOTSCHAFTERIN BRUHN

Bambi, mit 62 Jahren älteste deutsche Medientrophäe, bildete denglorreichen Abschluss eines guten Jahres für WR-BotschafterinKirsten Bruhn: Sie bekam das Rehlein für ihr ehrenamtliches Enga-gement. Ihrer sportlichen Laufbahn hatte die 42-Jährige schon imSommer die Krone aufgesetzt: Zum dritten Mal holte die Schwim-merin Gold bei den Paralympics über ihre Paradedisziplin 100 mBrust und dies in ganz fabelhafter Manier. Die Schwimmerin, die inLondon zum letzten Mal bei Paralympics antrat, hatte bereits 2004in Athen und 2008 in Peking die Goldmedaille in dieser Disziplingewonnen. In London schaffte die 42-jährige aus Neumüns ter inSchleswig-Holstein bereits im Vorlauf paralympischen Welt rekordmit 1:35,03 Minuten. Im Finale schwamm sie wieder allen davonund erreichte mit 1:35,50 einen Vorsprung von fast zwölf Sekundenvor Silbermedaillengewinnerin Ling Ling Song aus China. Zu Beginndes Wettbewerbs hatte Kirsten Bruhn bereits Silber über 100 mFreistil gewonnen und war so die erfolgreichste deutsche Schwim-merin. Der Schwimm sport, den sie schon als Kind ausgeübt hat, gabihr nach einem Motorradunfall vor 21 Jahren auf der griechischenInsel Kos mit einer inkompletten Querschnittlähmung den Mut zumWeiterleben. Ziel strebigkeit, Mut und Leidenschaft wie die Fähig-keit, mit Rückschlägen umzugehen, haben der Ausnahme-Schwim -merin zu ihren großen Erfolgen verholfen.

Postkarten fürZivilcourage

Preis für den Aufklärer überMissbrauch an Odenwaldschule

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r blieb hartnäckig, auch,wenn er sich fragte: „Wie

laut soll ich denn noch schrei-en?“ – so der Titel seines Bu -ches, das er unter dem Pseudo-nym Jürgen Dehmers schrieb.Er hat Jahre unter dem Miss -brauch an der Odenwald schuleund später an den Folgen gelit-ten, ehe er mit einem Freund andie Öffentlichkeit ging – undnicht gehört wurde. Viel spätererst ist es dem 43-jährigen An -dreas Hucke le gelungen, dieTragödie an dem Vorzeige-In -ternat in das Bewusstsein derMen schen zu bringen.

Ende November 2012 er hieltder Leh rer für Sport und Po li-tik an ei nem hessischen Gy m- na sium einen Preis für seineBeharrlichkeit und seinen Mut,den Ge schwis ter-Scholl-Preis.Und da mit legte das Opfer deseinst hochgelobten Schul leitersGe rold Becker auch sein Pseu-donym ab. 1998 hatte Huckele

in ei nem Brief an Schulleiterund Mitarbeiter des Inter natsdie Vorwürfe gegen Becker er -hoben und darauf hingewie-sen, dass es noch mehr Opfergab. Ohne Re sonanz. Ein Jahrspäter be richtete Jörg Schindlerin der Frankfurter Rundschauüber die Vor würfe und er fanddas Pseu donym für Huckele.Wieder keine Reso nanz.

Erst mit der Aufde ckung derSkandale in kirchlichen Einrich-tungen fand er endlich Auf -merksam keit: Die Schule ließerst jetzt nachforschen. Über130 Betroffe ne meldeten sich.Huckeles Buch, befand die Jury,decke die Vertu schung auf undzeige das Versagen von Zivilge -sell schaft und Rechts staat, vonPädago gen und Presse.

Vergeben wird der Preis vonder Stadt München und demLandes verband Bayern des Bö r -sen vereins des Deut schenBuch handels. ■

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ft genug mangelt es daran,doch ohne geht es nicht:

Für Mut zur Zivil courage imErnstfall wirbt die preisgekrön-te Goslarer Kampagne (sieheSeite 32). Auf Plakaten undPostkar ten bekennen sich be -kannte Men schen von Bun des -prä si dent Gauck bis Bun des -liga-Schiedsrichterin Bi bi anaSteinhaus zur Zivil courage.Wenn Sie ebenfalls dafür wer-ben wollen: Der WEISSE RINGhält Postkarten einiger Teilneh -mer kostenlos be reit, so auchvon WR-Botschafterin ReginaHal mich. Bestellen können Sie

die Karten unter WEISSER RING,Info-Service, Weber straße 16,55130 Mainz oder [email protected]

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ein arbeits- und vor allem ereignisreicher Herbst liegt hinter dem Verein:Die Bundesdelegiertenversammlung in Kassel mit der Neuwahl der Stell-vertretenden Vorsitzenden. Die Präsentation des Vorbeugungsfilms „See-lennarben“ in Lichtenfels, erarbeitet von einem engagierten ehrenamtli-chen Team um Außenstellenleiter Alfons Hrubesch. Der Smart mob inMünchen: Sympathie- und Mitgliederwerbung, organisiert von 14 Stu-dentinnen und Studenten der Hoch schule für Mediadesign unter demMotto „Werde Teil des Rings“. Die Gründung der WEISSER RING-Stiftungin Düsseldorf. Der Workshop „Medienhelden“, der Ehren amt liche befä-higt, Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln und Vorbeugung vorCybermobbing zu treffen. Und parallel dazu wie immer, wie jeden Tag desJahres, die Betreuung und Beratung der Opfer von Kriminalität, mit Ratund Tat, mit Geduld und Zuwendung. Und wie immer: Die Unterstützungunserer Mitglieder und Förderer, die diese Arbeit erst ermöglicht. Es istZeit, Ihnen allen einmal mehr Danke zu sagen für Ihre Unterstützungzugunsten der Opfer von Kriminalität und Gewalt. Bleiben Sie der gutenSache gewogen!In diesem Sinne Ihre Redaktion

Liebe Leserin, lieber Leser,Büchlein zurBesinnlichkeit

s ist schon lange Traditi-on: In der Adventszeit

bedankt sich der WEISSERING für die Unterstützungim zurückliegenden Jahr miteinem kleinen Bändchen, dasmit schönen Bildern, mitErzäh lungen, Ge dich ten undRezepten einlädt, die Zeit fürein wenig Besinnlichkeit zunutzen, losgelöst von den all-täglichen Gescheh nis sen.Das Heft „Lichter nächte“können Sie kostenlos anfordern beim WEISSEN RING, Info-Service,Weberstraße 16, 55130 Mainz oder über [email protected]. DerVerein wünscht den Lese rinnen und Lesern „eine erleuchtendesowie er leuch tete Zeit“. Das Büch lein kann dazu beitragen, dassdiese Zeit nicht als hektisch und dahinrauschend, sondern eher alsbesinnlich erlebt wird.

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Journalistenauf Krisenvorbereiten

as Dart Center für Journa -lismus & Trauma an der

New Yorker Columbia Uni ver -sity fördert sensible und sach-kundige Berichter stat tung überTragödien und Gewalt und willJourna listen besser auf poten-tiell traumatisierende Situatio -nen vorbereiten. Die Erfah rungvon Gewalt und tragischen Er -eignissen gehört für viele Jour-nalisten zum Beruf. Darauf vor-bereitet sind die wenigsten.

Gemeinsam mit dem Inter-national Media Center Ham-burg veranstaltete die deut-sche Sektion des Dart Centereine Podiumsdiskus sion inHamburg, an der neben demNew Yorker Dart-Direktor BruceSha pi ro auch Gisela Mayer vomAktionsbündnis Amoklauf Win-nenden, der Journalist und Kri-senberichterstatter Thomas

Gör ger, Petra Tabe ling, Leiterindes Dart Cen ter Deutschland,teilnahmen. Unter den Gästenwaren Rolf Weber, Öffentlich-keitsarbeiter für den WR-Lan-desverband Ham burg und derstellvertretende Pressespre-cher des Ver eins, Veit Schie-mann.

Tragödien ereignen sich vorder eigenen Haustür, etwaAmokläufe wie in Winnen denoder Erfurt. Es geht also nichtnur um Kriegs- und Krisenbe-richterstatter – auch Lokal re -porter begegnen in ihrer tägli-chen Ar beit den Folgen vonKrimi nalität und Ge walt. „Nie -mand hat mir als jungem Re -porter gesagt, dass ich Ange-hörige von Opfern interviewenmuss“, erinnerte sich Shapiro.Nur langsam wird der jour-nalistische Umgang mit Op -fern und ihren Angehö rigenGegenstand journalistischerAus- und Weiterbil dung. Dabeibestehen viele Schnittstellen.Schicksals geschichten sind ele-

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lauf Winnenden ihre Tochterverlor, sieht die Reporter vor Ortunter dem Druck der Redak -tions lei tung, dabei bestehekaum ein Unter schied zwi-schen Boulevard blättern undden sogenannten seriösen Me -dien.

Mehr Informationen unterwww.dartcenter.org/german.

mentarer Bestandteil der Be -richt erstattung, nicht nur inder nach Sensation und Aufre -gung gierenden Boulevard -pres se. Ein echtes Verständ nisfür die Situation der Opferstellt den Journa lis mus vorgroße Heraus for de rungen.

In der Diskussion stellteSchiemann die provokante Fra -ge, ob es womöglich einer TaskForce bedürfe, um Opfer besservor den Medien zu schützen.Gisela Mayer, die beim Amok-

Podiumsdiskussionzur Traumatisierungvon Journalisten

inigkeit in der Sache, ein wenig Wehmutund große Zuversicht für die Zukunft des

Vereins prägten die Bundesdelegiertenkon-ferenz 2012 in Kassel. Nach über 20 Jahren inder Führungsebene des WEISSEN RINGS zogsich Prof. Dr. Jürgen Witt zurück. Zwei Nach-folger in der Position des StellvertretendenVorsitzenden folgen ihm nach: Jörg Zierckeund Dr. Helgard van Hüllen.

Ziercke, Präsident des Bundeskri mi -nalamtes, übernahm trotz der Verlän -gerung seiner Dienstzeit über das Pensi-onsalter hinaus dieses Ehrenamt: Die rund230 Teilnehmer der Bundes delegiertenver -sammlung wählten den 65-Jährigen in Kas-sel mit überwältigender Mehrheit zumStellvertre tenden Bundesvorsit zen den desWEISSEN RINGS. Roswitha Müller-Piepen -kötter, WR-Bundesvor sitzende und ehema-lige nordrhein-westfälische Justiz minis -terin, stellte vor der Wahl fest: „Wir schät-zen uns glücklich, ihn als Kandidaten fürdieses Amt gewonnen zu haben.“

In seinem Heimatland Schleswig-Hol-stein gilt Jörg Ziercke als Vater des Erlasses

Aktuell

„Opferschutz“. Der BKA-Präsident freutesich über die Wahl zum Nachfolger vonProf. Dr. Jürgen Witt, der dem WEISSENRING in dieser Position 14 Jahre langgedient hatte. Schon im Innenministeriumin Kiel war Ziercke einst Nachfolger vonWitt. Ebenfalls zur Stellvertretenden Vorsit -zenden ge wählt wurde Dr. Helgard vanHüllen, die dem GeschäftsführendenBundes vorstand seit 2006 angehört undden Verein auf europäischer Ebene vertritt.In der europäischen Dach organisationVictim Support Europe übt die Juristin das

Amt des Schatz meisters aus. Gerhard Mül-lenbach, Landesvorsitzender im Saarland,wurde auf Vorschlag des Bundesvorstandesebenfalls in den Geschäftsführenden Bun-desvorstand gewählt.

„Beeindruckendes Engagement“Es waren sehr emotionale Momente: Fast22 Jahre lang hatte Prof. Dr. Jürgen Wittseine Freizeit dem WEISSEN RING gewid-met. Über siebeneinhalb Jahre lang leiteteer den Landesverband Schleswig-Holsteinals Regionalbeauf tragter, ehe er 1998 erst-mals zum Stellvertretenden Bun des vor -sitzen den gewählt wurde. Zwei mal über-nahm er den Amtierenden Vorsitz, als diePosition des Vorsit zenden vakant war. In derBundes delegiertenver samm lung in Kasselerklärte er seinen Rücktritt und Bundesvor-sitzende Roswitha Müller-Piepenkötterberichtete: „Alle Überredungskünste halfennicht, die Ent schei dung war so geradlinigwie wohlüberlegt.“

Jörg Ziercke gehörtzur Führungsspitze imWEISSEN RING

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Glückwünsche und Blumenfür den neuen Stellvertreter:Bundesvorsitzende RoswithaMüller-Piepenkötter freutsich über die Wahl von BKA-Präsident Jörg Ziercke

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Mit leiser Wehmut undgroßem Beifall verabschiedetedie Bundesdelegierten -versammlung den bisherigenStellvertretenden Bundesvor-sitzenden Prof. Dr. Jürgen Witt

Sie dankte ihrem Stellvertreter für seinbeeindruckendes Engagement und seinenIdeen reichtum ebenso wie für den Einsatzfür junge Menschen im Verein. Sie selbsthabe viel von Jürgen Witt gelernt, stellteMüller-Piepen kötter fest und die Zusam-menarbeit habe Freude gemacht. DerBundes vorstand hatte zuvor beschlossen,Prof. Dr. Jürgen Witt zum Ehrenmitglied zuernennen.

Die Delegierten zollten stehend ihrenBeifall für das Wirken des scheidendenStellver treters, das schließlich auch noch ineiner gelungenen Foto-Präsentation Dele-gierten und Gästen in Erinnerung gerufenwurde.

Bereicherung für das eigene LebenDie Arbeit im Team des WEISSEN RINGS hatsein eigenes Leben ungemein bereichert,erklärte Prof. Dr. Witt. „Der WEISSE RINGwurde zu einer Erfahrung, die ich nichtmehr missen möchte und missen kann. DerWEISSE RING bleibt damit ein ganzwesentlicher Bestandteil meines Lebensund wird es bleiben“, sagte er und dankteseinen Wegbegleitern für die Unter -stützung in diesen langen Jahren. Und erdankte seiner Fau Karola, ohne die er dasAmt nicht hätte ausüben können, die alllesmitgetragen und kluge Ratschläge gege-ben hat, die manche nächtliche Fahrt aufsich genommen hat, um ihn abzuholen.

Die Erinnerung an den WEISSEN RINGwerde bei ihm zwangsläufig mit einerTräne verbunden bleiben, sagte er. Doch erist überzeugt, sein Nachfolger Jörg Zierckebiete neue Chancen und Perspektiven fürdie weitere Entwick lung des Vereins. Wittwird dem Verein noch weiter mit Rat undTat zur Seite stehen, aber vor allem wird ersich gemeinsam mit seiner Frau wie bisherschon in Afrika sozial engagieren, um Kin-dern in Not zu helfen. Ingrid Weber

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WR-Urgestein Hans A. Möllergratuliert Dr. Helgard vanHüllen zur Wahl als Stellver-tretende Bundesvorsit zende

Karola Witt undWR-Gründungs -mitglied Dr. AlfredStümper verfolgendie harmonischeBundes delegier -tenversammlung

Außenstellenleiterin MonikaVieth (l.) präsentierte beimMarkt der Mög lich keiten dieZusammenarbeit mit einemPartner in Forchheim

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er WEISSE RING hat eine große Vergan-genheit, aber auch eine große Zukunft:

Diese Zuversicht schöpft die Bundesvorsit-zende Roswitha Müller-Piepenkötter ausder deutlich gestiegenen Zahl junger Mit-arbeiter und der Tatsache, dass in allenLandes ver bänden Jugendbeauftragte er -nannt sind, die junge Menschen für denVerein gewinnen wollen. Diese Entwick-lung wurde in der Bundes delegier tenver -sammlung in Kassel sichtbar: Erstmalswaren zahlreiche junge Ehrenamtliche zuDelegierten gewählt worden.

Nach zwei Jahren an der Spitze desWEISSEN RINGS zeigte sich Müller-Piepen-kötter stolz darauf, einem Verein vorzusit-zen, in dem Menschen Unter stützung fürSchwä chere aufbringen. In einer glücksori-entierten Gesell schaft, in der Stärke bis zurRück sichtslosigkeit als Tugend gilt, fehlenden Schwä cheren die Anerkennung ihresLeids, Zeit, Geduld und Unterstützung beiBehördengängen und sonstigen Auseinan-dersetzungen, stellte sie fest. Die Ehren-amtlichen im WEISSEN RING leisten alldies, mit der Unterstützung von Mitglie-dern und Spendern, ohne die die Opferbe-treuung nicht möglich wäre. Gewürdigt

Aktuell

wurde die Arbeit auch von Dr. Rudolf Kris-zeleit, Staatssekretär im hessischen Justiz-ministerium und der EhrenamtlichenStadträtin in Kassel, Brigitte Bergholter.

Den Jungen die Hand reichenDie Erfahrung zeigt, dass das Mitei nandervon jungen und älteren Ehrenamtlichenfunktioniert. Nach fünf Jahren im Ehren-amt beim WEISSEN RING, als Lan des -jugendbeauf tragte in Hamburg und seitzwei Jahren auch als Mitglied im Bundes -vorstand zog Vanessa Leite eine erste Bilanz

zur Bundesdelegiertenver samm lung inKassel. Sie bat die älteren, erfahrenen Eh -renamtlichen ausdrücklich, jungen Mitar-beitern in den Außenstellen die Hand zureichen und gemeinsam mit ihnen Opfer-hilfe und Prävention zu gestalten. Die jungeMitarbeiterin stellte klar: „Für den Erfolgunseres Vereins kommt es auf eine guteMischung an. Ältere Ehren amtliche brin-gen ihren Erfahrungs schatz ein, die jünge-ren neue Perspek tiven und Neugierde.“

Ihre Zuversicht, dass die Zukunftssiche -rung des Vereins gelingen kann, wenn die

Vanessa Leite gehört demBundesvorstand seit 2010 an,im Bild mit dem Landesvorsit-zenden von Mecklenburg-Vor-pommern, Thomas Lenz

Der Verein kannzuversichtlich indie Zukunft blicken

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Generati onen am gleichen Ziel gemeinsamarbeiten, teilte die Bun des delegiertenver -sammlung. Vanessa Leite konnte auch auferste Erfolge verweisen. Die Zahl der Ehren-amtlichen unter 35 Jahren stieg in den letz-ten Jahren von 200 auf 400 – das sind elfProzent aller Ehrenamtlichen im Ver ein. Siepräsentierte eine ganze Liste von erfolgrei-chen Aktionen und aussichtsreichen Plänenin den einzelnen Landesverbänden, bis hinzum Erfolg der Hamburger Jungen Gruppe,die mit einem zertifizierten Vor beugungs -angebot für Schulen in diesem Jahr von der

Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ alseiner von 365 Orten ausgewählt wurde.

Die Delegiertenversammlung wählteWolfgang Maeß erneut zum Rech nungs -prüfer und ergänzte den Kreis der Rech -nungs prüfer mit Magdalena Weiß undErwin Miller um Ingo Sorgatz.

Serap Çileli stellte als 1. Vorsitzende denVerein peri e. V. vor, der vor vier Jahren inDarmstadt gegründet wurde. „Die guteFee“ lautet der Name übersetzt, der Vereinsteht muslimischen Frauen und Männernzur Seite, die unter den Folgen traditionel-

ler patriarchaischen Gesellschaftsstruktu-ren wie Zwangs ver heiratung, häuslicherGewalt, Unterdrückung sowie Missachtungihres Selbstbestimmungsrechtes leiden.

Erstmals Markt der MöglichkeitenIn den Pausen der Veranstaltung hattenDelegierte und Gäste Gelegenheit, sichüber Aktionen in den einzelnen Bundeslän-dern zu informieren. In einem „Markt derMöglichkeiten“ präsentierten sie erstmalsAktionen, die vor Ort erfolgreich ge laufensind oder laufen. Ingrid Weber

Mehr junge Gesichter denn je waren in den Reihender Delegierten in Kassel zuentdecken

beit in teres sante konventionelle wie un -kon ventionelle Arbeiten entwickelt unddamit die Verantwortlichen im WEISSENRING überzeugt. Peter Schellen berg, Mitar-beiter der Außen stelle Fürstenfeldbruck,begleitete seit da mals die Studenten beider Realisie rung des Smart mobs, der imGegensatz zum Flashmob einen ernstenHinter grund hat.

Schon früh am Morgen des 26. Okto -bers waren die 14 Studentinnen und Stu-denten der Mediadesign Hoch schule Mün-chen vor Ort, um das seit Februar geplanteProjekt umzusetzen, unterstützt von erfah-renen Ehrenamt lichen aus der Umgebung.Die hatten bereits in den Tagen zuvor inden Morgenstunden in der S-Bahn Flyer inRingform verteilt und interessierten Fahr-gästen den Sinn der Sache erklärt.

Vom Individuum zur GemeinschaftDie Projektgruppe hatte die Aktion genaugeplant und nutzte dabei viele Elementeihres Studiums, etwa beim Design der spe-ziellen weißen T-Shirts mit der Aufforde-rung „Werde Teil des Rings“ – die die Teil-nehmer schließlich Punkt 15.30 Uhr durchAusziehen von Mänteln und Jacken prä-sentierten und damit die Transformation

alt und trüb war es geworden überNacht, dennoch fanden sich am 26.

Oktober mehrere Hundert Teilnehmer zueinem neuartigen Event auf dem Münch-ner Odeonsplatz ein: Ein Smartmob unterdem Thema „Werde Teil des Rings“, profes-sionell organisiert von Mediadesign Stu-

denten mit breiter Unterstützung aus denReihen der Ehrenamtlichen des WEISSENRINGS. Ziel ist es, den Verein vor allem unterjungen Menschen bekannter zu ma chen,um das Hilfsnetzwerk zu stärken und einenachwachsende Helfergene ration aufbau-en zu können. Die Studenten hatten bereitsAnfang 2012 im Rahmen einer Semesterar-

Smartmob in München: Werde Teil des Rings

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Die Teilnehmer am Smart-mob konnten sich selbst aufder Leinwand beobachten,auf der zuvor der Count -down abgelaufen war

Auf der großen Leinwandvor der Feldherrnhalle liefder Countdown bis zumHöhepunkt um 15.30 Uhr

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der Menge von Individuen zu einer Ge -meinschaft vollzogen: Alle waren Teil desRings, für eine Minute der Stille, ehe sichder Smartmob wieder auflöste.

Auf der Internet-Seite www.werde-teil-des-rings.de hatten die Organisatoren inden Wochen zuvor mit einem heiteren Ani-mationsfilm für die Aktion vor der Feld-herrnhalle geworben und ihre Kreativitätunter Beweis gestellt. Die Animationsfigurfand sich am Aktions tag auf den Hinweis-schildern wieder, die den Weg zur T-Shirt-Ausgabe wiesen (unser Titelfoto).

Werbung auf YouTubeZur Professionalität der jungen Organi sa -toren, denen mit Peter Schellenberg einprofessioneller Coach zur Seite stand,gehört auch die Dokumentation der Akti-on. So wurde der Tag unter anderem vonSaskia Haller von Hallerstein und CarolineMühlheim sowie einer Reihe weiterer Foto-grafen im Bild festgehalten und außerdemaus dem Turmfenster der Theatinerkirchegefilmt. Der Film zum Smartmob Münchenist inzwischen auf YouTube zu sehen – derNachhal tigkeit wegen mit einer Werbungfür die Mitgliedschaft im WEISSEN RINGverbunden. Ingrid Weber

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Der sehr junge Teilneh-mer scheint sich derBedeutung des T-Shirtswohl bewusst zu sein

Impressionen vom Odeonsplatz:Besprechung mit Diana Kolbeck,Peter Schellenberg und Franzis-ka Seßler (oben, v. l. ) sowie Matthias Hofbauer, der denSmartmob vom Turm der Theatinerkirche aus filmte

ber 3.000 Menschen helfen im WEIS-SEN RING ehrenamtlich den Opfern

von Gewalt und Kriminalität. Um die Arbeitdes gemeinnützigen Vereins nachhaltig zuunterstützen, ist die gleichnamige Stiftungins Leben gerufen worden. Sie fördert des-sen Ziele und Projekte nachhaltig und willhelfen, die über 35-jährige Vereinsgeschich-te mit neuen Akzenten fortzuschreiben.

Vorstandsvorsitzender der WEISSENRING Stiftung ist Richard Oetker. „In derGeschichte des WEISSEN RINGS bedeutetdie Gründung der Stiftung einen besonde-ren Meilenstein“, zeigte sich der BielefelderUnternehmer überzeugt. Die ehemaligeJustizministerin von Nordrhein-Westfalenund Bundesvorsitzende des WEISSENRINGS, Roswitha Müller-Piepenkötter, stehtdem Kuratorium der Stiftung vor. „Nebender nachhaltigen Unterstützung der Opfer-arbeit soll die Stiftung helfen, Projekte zuverwirklichen, die derzeit finanziell nichtmachbar sind.“ Dabei nannte Müller-Pie-penkötter vor allem Forschungsprojekte

zum Thema „Was Opfer wieder ins Lebenzurückhilft“ und eine Stiftungsprofessur.

Rund 120 Gäste wurden im Düsseldor-fer Hotel InterContinental von dem be -kannten Hörfunk-Chefreporter Horst Kläu-ser durch ein unterhaltsames Programmgeführt.

Mehr Mut zur ZivilcourageSchauspieler Marek Erhardt erläuterteseine Beweggründe Botschafter der Opfer-hilfs-Organisation zu sein. Er sieht seineAufgabe vor allem in der Prävention undZivilcourage. Letztere könne man nichtgelehrt bekommen, sondern sie müsse vor-gelebt werden. Ein vielfältiges Interesse amGeschehen im Nachbarhaus sei da, „dochwir müssen genauer hinschauen und gege-benenfalls handeln.“ Es dürfe niemandemegal sein, wenn Anzeichen von Gewalt -tätigkeit erkennbar werden. Auch müsseKindern die Wichtigkeit von Respekt ver-mittelt werden, damit auch sie späterschützend handeln, bevor es zu spät seinkann. Medienpsychologe Professor Dr. Jo

Mittel für Opferhilfelangfristigsicherstellen

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Werben für den Stiftungs-gedanken: Roswitha Müller-Piepenkötter und Richard Oetker

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Groe bel sprach zur Gewalt im 21. Jahrhun-dert. Dabei führte er aus, dass der Begriff„Opfer“ heute nicht nur medial unverkäuf-lich sei, sondern sogar von der Jugend alsSchimpfwort benutzt werde. Es entstehezudem eine „Gerechtigkeitsschere, in derTäter gesellschaftlich belohnt und Opferbestraft würden. Hieraus leitete Groebelzehn Konsequenzen ab. So müsse dieWürde der Opfer wiederhergestellt werdendurch die Rückgabe der Kontrolle über daseigene Leben. Mit Empathie, aber ohne fal-sches Mitleid, müsse den Opfern eine eige-ne Stimme verschafft werden. Diese Lobbyder Opfer von Gewalt und Kriminalität istder WEISSE RING, der die sogenannte Sie-ger-Kultur und den Täterkult aufbrechenwill.

Begeistert zeigten sich die Gäste voneiner Plakat-Ausstellung zum Thema Zivil-courage, die kürzlich von der Standortini-tiative „Land der Ideen“ ausgezeichnetwurde. Rund 60 Persönlichkeiten desöffentlichen Lebens, Schauspieler, Sportler,Politiker, Unternehmer und Künstler geben

Moderator HorstKläuser im Gesprächmit WR-BotschafterMarek Erhardt

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der unter Mitwirkung des WEISSEN RINGSentstandenen Kampagne ein Gesicht mitfür sich sprechenden Statements zur The-matik.

Für die musikalische Umrahmung beimGründungsfest der WEISSER RING-Stiftungsorgte das clair-obscur Saxophonquartett .

Aus der GästelisteDer Einladung von Richard Oetker undRoswitha Müller-Piepenkötter zur Grün-dungsveranstaltung in Düsseldorf gefolgtwaren zahlreiche Repräsentanten aus demwirtschaftlichen und politischen Leben.

Unter ihnen auch Wolfgang Gerhardt,MdB, Vorsitzender Friedrich Naumann Stif-tung, Anne-José Paulsen, Präsidentin desOberlandesgerichts Düsseldorf, Heinz-LeoHolten, Ministerialdirigent und Abteilungs-leiter im Justizministerium, Claus Gielisch,Honorarkonsul von Jordanien. Dank für dieUnterstützung bei der Stiftungsgründunggilt der Kanzlei Beiten Burkhardt sowiedem Kompetenz-Center Stiftungen derStadtsparkasse Düsseldorf. ■

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„JEDER KANN ZUSTIFTER SEIN“

Um vielen Interessierten die Möglichkeitfür eine Zustiftung zu bieten, entschiedsich der Stiftungsvorstand gegen eineMindestgröße. Jeder eingezahlte Geldbe-trag erhöht den Kapitalstock der Stiftung.Die daraus resultierenden Erträge tragendauerhaft zur Erreichung der Stiftungs-ziele bei.

Eine namentliche Zustiftung und damitverbunden das Festhalten der Stifter-motive im Stifterbuch kann schon abeinem Betrag von 5.000 Euro erfolgen. Ab 30.000 Euro besteht zudem die Mög-lichkeit, eine Zweckbindung zu verankern.

Ihre Fragen beantwortet Ihnen gerne Kers-tin Risse, die Ihnen auf Wunsch auch dieStiftungsbroschüre und weitere Unterla-gen zukommen lässt.Geben Sie den Wellen Kraft!

WEISSER RING Stiftung

Kerstin RisseWeberstraße 1655130 Mainz

Telefon: 06131 8303-37Fax: 06131 8303-45

E-Mail: [email protected]@weisser-ring-stiftung.dewww.weisser-ring-stiftung.de

Kontoverbindung

WEISSER RING StiftungKonto 1006328775Stadtsparkasse DüsseldorfBLZ 300 501 10

Ingrid und Siegfried Simon, Jörg Beck (re.) Ilse Blersch, Walter und Yorana Schick-Bischof (v.l.)

Gerhard Bosold, Josef van Hüllen, Franz X. Wanninger, Dieter Guse (v.l.)

Anne-José Paulsen, Katharina Müller, Jürgen Müller (v.l.)

Angelika Wiesgen-Pick und Rainhardt Leoprechting

Wolfgang Gerhardt mit Gattin, Dr. Guido Krüger mit Gattin (vordere Reihe)

in Film, der in seiner Art einzigartig ist.Ein Film, der notwendig ist und der

überfällig war – ein Film, bei dem man sichim ersten Moment wundert, dass es ihnnicht schon längst gibt und dass es erst derInitiative einer Gruppe unwahrscheinlichaktiver Ehrenamt licher bedurfte, die ihnmit enormem Einsatz an Arbeit, an Ideenund an Freizeit erstellt hat. Beate Merk,

Justiz ministerin in Bayern, fand dieseWorte zum Film „Seelennarben“ und fürdas Team um Alfons Hrubesch, den Leiterder Außenstellen Kronach/Lich ten fels undKulmbach. Hrubesch hatte es sich zur Mis-sion gemacht, diesen Film zu drehen, ange-lehnt auch an realen Geschehnissen in derRegion.

„Der Film zeigt Bilder, die niemandgerne sehen möchte“, stellte die Ministerinklar: ■ Eine junge Frau, die aus der Bewusstlo-sigkeit erwacht, in die man sie mit K.O.-Tropfen versetzt hat, um sie zu vergewalti-gen.

■ Ein Kind, das von seinem Vater brutalgeschlagen wird, ihm hilflos ausgeliefertist, während die Mutter resigniert. ■ Ein junger Sportler, der begeistert ist vonseinem Hobby, solange, bis ihn dort derTrainer zum Objekt seiner Begier den wählt.

„Seelennarben“ – einüberfälliger wichtigerVorbeugungs-Film

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Dr. Bianca Fischer, PetraPlatzgummer-Martin, Christian Meißner, Dr. BeateMerk und Roswitha Müller-Piepenkötter (v. l.)

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Vorbeugung

Die Akteure des Films: Dr. Christine Kammerer, Patricia Wagner, Klaus Gagel,Leiter des Caspar-Vischer-GymnasiumsKulmbach, Basketballer Jan Buchta,„Vater“ Frank Ziegler, Regisseur MarkusGeuß, Diana Meyer-Erxleben und Thomas Meyer (Kamera und Schnitt) mit Initiator Alfons Hrubesch (v.l.)

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Möglichst viele sollten Film sehenWeil diese Szenen real stattfinden, jedenTag, mitten unter uns, aber im Verborge-nen, ist dieser Film so wichtig und solltevon so vielen Menschen gesehen werden,wie nur möglich, erklärte die Ministerin.

Beate Merk war wie viele andere Gästeaus der Region – die Vizepräsidentin desBezirks Oberfranken, Petra Platz gummer-Martin, Christian Meißner, Landrat im KreisLichtenfels, Dr. Bianca Fischer, Oberbürger-meisterin in Lichtenfels, WR-Bundesvorsit-zende Roswitha Müller-Piepenkötter, JosefWittmann, Vorsitzender des WR-Landesver-bandes Bayern-Nord wie Schauspieler,Regisseur und Drehbuch autor sowie dieKameraleute des Films zur Präsentation inder Sparkasse Lichtenfels gekommen.

Zwei Jahre VorbereitungHrubesch und die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Außenstellen hatten zweiJahre lang an der Vorberei tung des Werksgearbeitet – nach 5000 ehrenamtlichenStunden hörten sie im Sommer auf, die Zeitmessen zu wollen. Entscheidender war, dieMittel für das Video mit Hilfe von regiona-len Spon soren zu beschaffen, den Film inAbstimmung mit Experten zu realisierenund ein Begleitheft zu erarbeiten. Ziel ist es,diesen Präventionsfilm unter junge Men-schen zu bringen, ihn in Schulen, Vereinenund Jugendclubs zu zeigen und zu diskutie-ren, um gerade diese Gruppe Gefährdeterauf alltäglich lauernde Gefahren aufmerk-sam zu machen und ihnen zu zeigen, wosie im Ernstfall Hilfe finden. Das dürfte mitdiesem Projekt gut gelingen.

Kostenlos anfordernInteressierte Schulen und Vereine könnendas Video mit Begleitheft gerne kostenlosanfordern unter der Adresse WEISSER RINGe. V., Info-Service, Weberstraße 16, 55130Mainz oder auch unter [email protected]. Ingrid Weber

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Dank für die Unterstützungder Justizministerin BeateMerk sagen Außenstellen-leiter Alfons Hrubesch undLandrat Christian Meißner

obbing verletzt, beleidigt, bedroht,grenzt aus. Die neuen Medien poten-

zieren die Belastungen ins Unendliche. Sieschließen den privaten Raum mit ein undkuriseren auf ewig im Netz. Betroffene lei-den unter den Folgen von Mobbing undCybermobbing – die Folgen reichen bis zumSuizid oder, wie in Holland, gar zum Mord.

Medienhelden ist ein Projekt, das aufwissenschaftlichen Erkenntnissen ba siert.Es ist auf seine Wirksamkeit untersucht,also evaluiert. Das Projekt soll JugendlichenMedienkompetenz vermitteln und Schutzvor Internet krimi nalität bieten. 14 Ehren-amtliche des WEISSEN RINGS erarbeitetensich in einem zweitägigen Seminar die Vor -aus setzungen für die Arbeit mit jungenMenschen.

Gefördert wurde die Entwicklung desKonzeptes von der Europäischen Kom -mission mit Mitteln des Daphne III-Pro-gramms und vom WEISSEN RING, der sichim Jahr 2013 verstärkt der Kriminalitätsprä-vention unter dem Motto „SchutzfaktorVorbeugung“ widmen wird.

Mobbing, so schreibt die WR-Bundes -

vorsitzende Roswitha Müller-Piepen kötterim Geleitwort zum Handbuch „Medienhel-den“, ist „unter Erwach se nen, z. B. am Ar -beitsplatz, aber auch unter jungen Men-schen kein neues Phänomen. Cybermob-bing verfolgt aber darüber hinaus dieBe trof fe nen bis in ihr Zuhause.“ Cyber mob -bing macht Beleidigungen, Bedro hungen,Bloßstellungen über Handy, E-Mails, Websi-tes, Chats und in sozialen Netzwerkenzudem einer breiten Öffentlichkeit zugäng-

lich und für Fremde abruf- und einsehbar.Dies auch, ohne dass das Opfer – zunächst– etwas davon erfährt.

Im Bereich Cybermobbing wurde bisherweltweit nur wenig geforscht, die Häufig-keit zu beziffern, ist kaum möglich, siehängt von den Definitions kriterien ab, diebisher nicht einheitlich festgelegt sind.Untersuchungen von Dipl. Psych. AnjaSchultze-Krumbholz, Pavle Zagorscak B. SC.,Dipl. Psych Anne Siebenbrock und Prof. Dr.Herbert Scheithauer am ArbeitsbereichEnt wicklungswissenschaft und Ange -wandte Entwicklungspsychologie an derFreien Universität Berlin zu Folge waren 20 Prozent der von ihnen befragten Schüle-rInnen der Klassen stufen 7 bis 10 in Cyber-mobbing involviert, waren Opfer, Täter oderbeides. Die Forschungsgruppe hält Cyber -mobbing für ein besorgniserregendes Phä-nomen, dessen Verbindung zur Schulenicht ignoriert werden darf. Zum gruppen-dynamischen Prozess gehören allerdingsnicht nur Opfer und Täter, sondern auchZuschauer, die sich zum Werkzeug der Tätermachen, wenn sie Internetseiten besuchenund Bilder, Videos und Texte über das Opferansehen. Über die Verbreitung, Weiter -leitung und Streuung von Inhalten dauertdie Viktimisierung an. Für das Opfer er -schwerend ist die Tatsache, dass das Publi-kum potenziell unendlich groß ist.

Neue Kompetenzen im Umgang mit Cybermobbing

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Lebhafte Diskussionen und Spaß amErarbeiten der Inhalte kennzeichnetenden Workshop „Medienhelden“ mitAdelina Michalk, Josefine Thoms,Swen Zimmer, Christin Knorr undMilena Meyers (v. l.)

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Vorbeugung

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Aus der Erforschung von Cybermob -bing an Berliner und Brandenburger Schu-len entwickelte die Forschungs gruppe ihrVorbeugungsprojekt für medienaktiveSchülerInnen, um ihnen die Gefahren imInternet vor Augen zu führen und Schutz-mechanismen zu vermitteln. Das kann inden Schulen an einem Projekttag aber auchin Form eines längerwährenden Curricu-lums geschehen. In der Hauptstadt und inBrandenburg haben die Studien autorendas Projekt 2010 und 2011 erprobt, wissen-schaftlich ausgewertet und stetig weiterentwickelt.

Gerade nach den Urteilen im soge -nann ten face book-Mord in Holland fandder Work shop für WR-Mitarbeiter großesInte resse. Junge wie ältere interessierteEhrenamtliche erarbeiteten sich mit denReferenten Anja Schultze-Krumb holz undPavle Zagor scak, das erforderliche Know -how, um in den Schulen vor Ort ihren Bei -trag zur Vorbeugung, aber auch zur Betreu -ung eventueller Opfer zu leis ten.

Rollenspiel mit TiefenwirkungNicht nur Wissen wurde vermittelt, prak-tisch erprobt wurden auch die Möglichkei-ten, mit den Schülerinnen und Schülern insGespräch zu kommen und Empathie für dieOpfer von Cyber mobbing zu wecken. Be -sonders eindrucksvoll für die Teilnehmerwar das Rollenspiel zum sehr berührenden,preisgekrönten Video „Let’s fight to gether“,von klicksafe mit deutschen Untertitelnversehen.

Die Teilnehmer hatten die Aufgabe,eine der beteiligten Positionen – Opfer,Täter/Zu schauer, Lehrer, Eltern – einzuneh-men und die Einstellung der angenomme-nen Person zu erläutern. Eine engagierte„Täterin“ wirkte in ihrer Argu men tationsehr überzeugend – bis der Moderator siebat, doch den Stuhl zu wechseln und in dieRolle des Opfers zu schlüpfen. Ein Rollen-spiel mit Tiefenwirkung!

Die Teilnehmer waren sich sicher, gera-de mit diesem Programmteil die er wünsch -ten Wirkungen bei Jugend lichen erzielen zukönnen. Die ersten Verein barungen zuSchulprojekttagen waren schon vor demWorkshop in einigen Regionen getroffen.Bleibt, Erfolg zu wünschen für diese Art derPrävention.

Ingrid Weber

Faszinierendes Rollenspiel nach einem beein-druckenden Film über Cybermob bing: ErwinWeinmann, Dr. Steffen Schemmann, Anja Schult-ze-Krumbholz, Matthias Heinrich und MarkusHergesell sowie Lena Foege und Anabel Galster( jeweils von links)

Opferhilfe

seinem Zimmer, erteilte sowohl Cora alsauch sich die Absolution und erzwang ihrStillschweigen mit der Begründung, wasGott vergeben habe, dürfe der Menschnicht mehr ansprechen. Mehr als drei Jahrelang drängte der Kaplan das ihm hörigeMädchen zu Treffen, immer wieder nahmer sexuelle Handlungen an ihr vor undmiss brauchte sie.

Isoliert und orientierungslos blieb Corastumm. Ihr damaliges Verhältnis zu ihrerMutter war kühl und distanziert. Ihr Vatergab sich große Mühe, hatte aber als Ge -schäfts mann nur sehr wenig Zeit für Cora.Nur ihrem Tagebuch und ihrer bestenFreundin Franziska erzählte sie von ihrenBesu chen bei dem Kaplan. Die Mäd chenkönnen das perfide Spiel des Kirchen -mannes nicht durchschauen und behaltendas schlimme Geheimnis für sich.

Eltern, Lehrer, Bekannte, Freunde – esmutet schon merkwürdig an, dass keinerdas auffällige Verhalten Coras und ihrenLeistungsabfall in der Schule bemerkthaben will. Erst dem neuen Kaplan, dernach der Versetzung des Täters in eine

ora O. ist traumatisiert. Dreizehn Jahrealt war sie, als sie dem katholischen

Priester das erste Mal begegnete. EinemMann, dem sie bedingungslos vertraute,der sie mit Alkohol gefügig machte undjahrelang missbrauchte. Panikattacken undAngstzustände, Depressionen, Suizidge-danken, Band scheibenvorfälle und chroni-sche Rücken schmerzen – erst langsam,auch dank der Unter stützung durch denWEISSEN RING, kann die Pädagogin ihrenschrecklichen seelischen Ballast abwerfenund tastet sich ins Leben zurück. „DerMann Gottes“ hingegen ist noch immer inAmt und Würden.

Cora O. wächst in einem katholischenElternhaus auf. Kirche und Priester werdenin der Familie hoch geschätzt und auchCora fühlt sich zur Kirche hingezogen. Mitvierzehn Jahren nimmt sie an Gebetsaben-den teil, findet dort, was sie zu Hause soschmerzlich vermisst: Verständnis, Interes-se und Gebor genheit. Der neue Kaplan hateinen guten Draht zur Jugend, fragt Coranach ihren Schulnoten, will wissen mitwem sie befreundet ist, steht ihr als Ratge-ber zur Seite. „Ich war es nicht gewohnt,dass man sich so sehr für mich interes-siert“, erinnert sich Cora.

Kindliche SchwärmereiSo entsteht bald eine Vertrauensebene zwi-schen Cora und dem jungen Kaplan. DieJugendgruppe der Kirche unternimmt einePilgerfahrt nach Assisi, Cora ist auch in derFirmungsgruppe des Kaplans. Wegen sei-ner Stellung als Priester vertraut ihm Coraund sie schwärmt auf kindliche Weise fürihn. Gewissenlos nutzt der pädokriminelleMann das aus, macht das emotional aus-gehungerte und nach Aufmerk samkeitund Liebe dürstende Kind von sich abhän-gig. Er gibt Cora süße Liköre zu trinken,berührt sie. Später machte er sie mit Sektund anderen Alkoholika betrunken, miss-brauchte sie und redete ihr ein, das sei rich-tig, gottgewollt und er tue das ja nur ihrzuliebe. Nach dem Missbrauch erzwang erzuweilen ihre Beichte vor dem Kruzifix in

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Er war ein MannGottes und erwar ein Täter

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Nur die Verdrängung desjahrelangen Missbrauchsermöglichte Cora O. dasWeiterleben

Nachbargemeinde Cora kennenlernte fälltauf, wie verstört das Mädchen ist. Erspricht sie an und unter vier Augen berich-tet Cora O. ihm vom fortgesetzten Miss-brauch und bittet ihn um Hilfe. Er sagt zu.Doch es passiert – nichts.

Rückzug und VerdrängungCora verschließt sich immer mehr, ver-drängt, fürchtet die Schuldzuwei sun genderer, die sich jegliche Kritik an einem Geis t lichen verbitten, das Spieß ruten lau -fen und die Besserwisserei jener, die niezum Opfer wurden.

Wer ein Kind sexuell missbraucht, zer-stört nicht nur die Unversehrtheit des Kin-derkörpers. Er zerstört vor allem das Urver-trauen des Kindes in sich selbst und in dieLiebe. Mag der Körper auch längst geheiltsein, die Seele eines miss brauchten Kindesleidet. Oft ein Leben lang. Selbstvertrauen,Bindungs fähig keit, Beziehungsfähigkeit –Miss brauch zerstört diese fundamentalenVoraussetzungen für das Zusammen lebenmit Anderen.

Cora O. beginnt ihre Ausbildung zurPädagogin, Angstzustände und Panik -attacken, vor allem nachts, suchen sieimmer häufiger heim. Sie beginnt eineTherapie. Ihr Therapeut, ein Psychiater,schlägt vor, dem Täter einen Brief zu schrei-ben, ihn zu konfrontieren. Doch die Hoff-nung, der Täter sehe seine Schuld ein, istvergeblich. Schlimmer noch, denn erschreibt ihr, er habe nichts zu erklären odergar zu bereuen, seine Wahrheit sei eineandere als ihre. Unverständlich bleibt, wes-halb ihr damaliger Therapeut nicht aufeine Anzeige drängt. Damals nämlichwären Missbrauch und Vergewaltigungnoch nicht verjährt gewesen, der MannGottes hätte zur Verantwortung gezogenwerden können.

Ein Buch als SelbstbefreiungMühsam hat sich Cora O. zurück ins Lebengekämpft. Sie beginnt im Inter net zurecherchieren, baut sich eine Homepage,findet so die Möglichkeit, anonym Teileihres Erlebten los zu werden. 2005 stößtsie auf die Schriften von Dr. Karin Jäckel, istfasziniert davon und nimmt mit der Auto-rin Kontakt auf. So entsteht das Buchpro-jekt „Er war ein Mann Gottes“, ein autobio-grafischer Roman, in dem sie ihre Leidens -

sich an das zuständige Erz bischöflicheOrdinariat zu wenden.

Die Taten sind verjährtAnonym per E-Mail zeigt Cora O. vor zweiJahren dort den Fall an. Das Ordinariat lei-tet die Mitteilung zur Kripo weiter, schließ-lich wird sie als Betroffene ermittelt. DieErmittlungen beginnen, doch die Staatsan-waltschaft muss das Verfahren einstellen,die Taten sind längst verjährt. Sowohl KarinJäckel als auch die Kripo legen dem Opfernahe, sich zur Unterstüt zung und Durch-setzung ihrer Rechte an den WEISSEN RINGzu wenden. Außen stellenleiter Jürgen Hen-ninger schaltet sich ein, begleitet Cora O. zuGesprächen, vermittelt Kontakt zu Rechts-anwältin Friederike DeCoite.

Konfrontiert mit den Vorwürfen streitetder einstige Kaplan alles ab. Beraten wird ervon einem Rechtsanwalt, der schon häufi-ger pädokriminelle Pries ter vertreten hat.Er ist bekannt dafür, Opfer einzuschüch-tern. Entsprechend wird Cora O. aufgefor-dert, ihre „haltlosen“ Anschuldigungen zuunterlassen. In ausladenden Schriftsätzenan An wäl tin DeCoite und das Erzbischöfli-che Ordinariat versucht der Anwalt, die

geschichte verarbeitet. „Das Buch war undist ein Akt der Selbstbefreiung für mich undmein Dank an meine beste Freundin Fran -ziska, ohne die ich schon lange nicht mehrleben würde“, erklärt Cora O. Anhand alterTagebücher, Korrespon denzen und Fotoal-ben und der Erinnerungen der bestenFreundin rekonstruieren Karin Jäckel undCora O. viele scheinbar vergessene Ereignis-se und Details. Ein Bild ergibt sich und dieVerdrängung, die das Opfer seit Jahrzehn-ten übt, bricht auf. „Karin Jäckel, die ja keineTherapeutin ist, war meine beste Thera-peutin, sie war für mich da“, erinnert sichCora O. noch gut an die Zusammenarbeitund an die Freundschaft, die sich darausentwickelt hat.

Herkunft als Garantie für SchweigenDer Roman, der nur wenig verfremdet, istein erschütterndes Dokument, ein Buch,das man beim Lesen immer wieder aus derHand legen muss. Aus Empathie, aus Hilflo-sigkeit, aus Ent setzen – und aus Wut aufden Täter, der bis heute weder rechtskräftigverurteilt, noch seines Amtes bei der Kircheenthoben ist.

In „Er war ein Mann Gottes“ sagt dasOpfer: „Schließlich stellte er alles als einenAkt der schönsten, reinsten Freundschaftdar und suggerierte mir, alles nur getan zuhaben, um mir meinen Herzenswunsch zuerfüllen. Er wusste, wie ich erzogen wordenwar und welcher Nimbus der Untadeligkeiteinem Priester in meinem Elternhausanhaftete. Die Vorstellung, dass meinebloße Existenz und mein ständiger Wunschnach seiner Aufmerksamkeit ihn zur Sündeverführt hatten, war mir auf Grund dieserPrägung entsetzlich. Eine bessere Garantiefür mein Schwei gen konnte es gar nichtgeben“.

Mehrmals vertraute sich Cora O. ande-ren Geistlichen an, die zeigten sich entsetztund sagten ihre Hilfe zu. Doch niemalsgeschah irgend etwas. An Pfingsten 2010wendet sich Karin Jäckel im Namen vonCora O. an jenen Kaplan, der seinerzeit demTäter im Amt gefolgt war und nun einhohes Amt im Vatikan innehat. Sie erinnertihn an sein Versprechen, bittet um seel -sorgerliche Unterstützung für Cora unddarum, den ihm bekannten Täter zu entlar-ven. Und wieder geschieht nichts. Es folgtlediglich ein Kurzbrief mit dem Hinweis,

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Glaubwürdigkeit des Opfers zu er schüt -tern. Er ist sich auch nicht zu schade dafür,Cora O. wegen des Buchprojektes finanziel-le Motive vorzuwerfen. Dennoch lassensich die Vertreter des Ordinariats für Miss -brauchsfälle von dieser Flut an Schrift -sätzen nicht beeindrucken.

Sie glauben Cora O. „Die Kirche hat denFall intern anerkannt“, sagt Cora O. undfügt hinzu, sie empfinde darüber eine„Genugtuung“. So werden die Kosten fürRechtsbeistand und Psychothe rapien vonder Kirche getragen. Konse quenzen aberunterbleiben: Der Mann Gottes ist nochimmer im Amt, allerdings nicht mehr imKinder- und Jugendbereich.

Was Kirche heute für sie bedeutet? „Eswar für mich ein Alptraum. Ein Mann Got-tes hat mich ausgebeutet und mir meineKindheit geraubt, das ist absoluter Vertrau-ensbruch“, stellt O. klar. Der Kirche gegen-über sei sie vorsichtiger und skeptischgeworden. Einen Halt spürt sie von dieserInstitution nicht mehr.

Versöhnung mit den ElternEines immerhin hat sich zum Guten ge -wendet: Zu ihren Eltern, ganz besonderszur Mutter, denen sie sich nach Erscheinendes Buches offenbart hatte, hat sie inzwi-schen ein gutes, inniges und liebevollesVerhältnis. „Meine Mutter kränkelte nachmeiner Geburt sehr, mein Vater hat siegeschont“. Coras Vater war damit beschäf-tigt, seine psychisch kranke Frau abzuschir-men, für das Kind blieb emotional nicht dasübrig, was es gebraucht hätte, es liefirgendwie „nebenher“.

„Das Buch war meine Therapie, ichhabe mich damit aus der Rolle des passivleidenden Opfers befreit“, erklärt O. Ver-drängtes wurde dabei mit lebendiger Erin-nerung erfüllt. „Ich finde mich in diesemMosaikbild wieder und erkenne michgleichzeitig zum ersten Mal. Seitdem fühleich mich ganz. Trotz aller Risse und Narbenauf der Seele“, schrieb Cora O. im Vorwortdes Buches und sie fügt hinzu „Ich arbeitedaran, die Sache für mich abschließen zukönnen“. Ute EppingerKarin Jäckel

Er war ein Mann GottesVon einem katholischen GeistlichenmissbrauchtBastei Lübbe, 320 Seiten8,99 Euro , ISBN: 978-3-404-61612-1

Opferhilfe

Freundin, in seiner Phantasie wurde sie die„Liebe seines Lebens“, doch nach kurzer Zeitging sie bereits auf Abstand. Immer wiederhatte sie erlebt, dass er Dinge verdrehte,dass sich Dinge ereigneten, die sich ihrerKontrolle entzogen. Nicht nur, dass er mitDrogen und auch mit der Polizei zu tunhatte. Auch in ihrem Umfeld kam es zudenkwürdigen Ereignissen, die zu ihremkonsequenten Rückzug beitrugen: Seltsa-me Anrufe bei ihren Eltern, merkwürdige E-

uf den ersten Blick wirkt er wie dersympathische Junge von nebenan.

Sein Aussehen erinnert vage an JamesDean, die Mimik hat er wohl einstudiert. Erist nett, auch lustig, doch irgendwie wirktsein Lustigsein schnell komisch. Komischim Sinne von merkwürdig. Zu was er fähigist, er kennt man erst, wenn es zu spät ist.Lange zweifelte Susan M. an ihrer eigenenWahrnehmung, sie konnte sein Verhal tennie richtig einordnen. Schon gar nicht in derAnfangszeit, als Teenager. Er ist einige Jahreälter als sie und die Schülerin ist anfangsregelrecht fasziniert von dem jungen Mannund seiner scheinbar unbeschwerten Art.Irgend wie vermutet sie eine dunkle Seitean ihm, der Gedanke, dass er böse imwahrsten Sinne des Wortes ist, kommt ihrnicht. Es dauert, bis sie bemerkt, dass er sieständig manipuliert. Zwar ist sie sich nieganz sicher, ob sie nicht doch etwas falschverstanden hat, wie er immer standhaftbehauptet. Doch mit der Zeit zieht sich dasjunge Mädchen mehr und mehr zurück,vergisst den einstigen „Helden“ ihrerJungmädchen träume.

Susan M. widmet sich wieder stärkerihrem liebsten Hobby, der Musik und enga-giert sich in der Schülerband. Singen unddabei (imaginäre) Instrumente spielen, dashat sie schon als kleines Mädchen geliebt.Die Familie verstand sie als ihr Publikumund die Familie spielte mit. Dass das Mäd-chen Talent hat, war damals schon eindeu-tig zu erkennen und so trat sie mit derSchülerband und auch mit dem Schulor-chester immer wieder öffentlich auf. Nachdem Abitur wollte sie eigentlich die Weltkennen lernen, doch dann kam sie mitneuen, professionellen Musikern zu sam -men. Jahre des Experimentierens, aberauch der regelmäßigen Auftritte und derwechselnden Besetzungen in der Bandfolgten.

Da hatte sie der Jugendfreund von einstschon wieder eingeholt. Sie ließ sich daraufein, traf sich hin und wieder mit ihm, einegewisse Faszination übte er immer nochauf sie aus. Sie fühlte sich befreundet mitihm. Für ihn aber war Susan M. „seine“

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Susan M. kämpft darum, sich ihr Leben nicht von einem Stalker stehlen zu lassen

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Mails in ihren Accounts – dass er diegehackt hatte, merkt sie bis heute: Auf die-sem Weg fand er die Lieferadresse einesInternethändlers heraus, ihre neue, ge -heimgehaltene Wohnung.

Sie trennt sich endgültig. Er akzeptiertangeblich und bombardiert sie bald daraufmit Droh-Mails. „Ich bringe mich um unddas ist deine Schuld.“ Immer wieder drohter damit, aber auch mit anderen Schreck-nissen: „Ich finde dich im letzten Loch!“ Siefühlt sich schuldig an seinem angekündig-ten Selbstmord, fühlt sich quasi als Mörde-rin. Seine Manipulationen funktionierennach wie vor perfekt. Er fordert Dinge vonihr zurück, die sie nie von ihm bekommen

hat. Und sie erfährt, dass er in die Woh-nung seiner Ex-Freundin eingedrungen ist,den neuen Partner brutal verprügelt unddie Einrichtung zertrümmert hat. Susan M.reagiert ein letztes Mal. Sie beendet denKontakt mit der Mitteilung: Dies ist dasletzte, das du von mir hörst. Und dabeibleibt sie konsequent.

Für eine Weile kehrt tatsächlich Ruheein. Dann wacht sie nachts von Geräuschenauf: Jemand macht sich an ihrer Woh-

So wie diese Mädchen liebte es auch Susan M., ihrmusikalisches Talent alsSängerin und Instrumen -talistin auszuprobieren.Für Susan wurde dasHobby zum Beruf

Felder zuerst dem Versuch, sich aus dennieder drückenden Folgen des Stalkings zubefreien, so traf sie sehr bald die Erkennt-nis: Das zieht mich nur in die Depression.Diese Arbeit ist etwas völlig anderes, daraufhat er keinen Zugriff. Die bildende Kunstgibt der jungen Frau die Möglichkeit, allesBedrückende hinter sich zu lassen, sich freizu fühlen und Neues zuzulassen. Und sosagt sie sich heute immer wieder: Ichwachse auch an den Attacken diesesWiderlings, der meint, mich klein zu krie-gen. Susan M. aber will sich nicht klein krie-gen lassen vom Terror eines kranken Krimi-nellen.

Sie lebt ein wenig zwischen den Wel-ten. Wenn für das Video zum neuen Albumder Band der Regisseur für eine Nahauf-nahme den Ausdruck absoluten Grauensauf dem Gesicht verlangt, gelingt das be -reits beim ersten Shoo ting perfekt: DerGedanke an den Stalker und sein perversesTun erzeugen diesen Effekt. Aber Familieund Freunde zeigen ihr, trotz aller Strapa-zen, die sein Terror auch ihnen aufbürdet,dass es daneben ein Leben in Freude gebenkann. Und um dieses Leben in Freude etwasmehr abzusichern, hat sich die MusikerinHilfe geholt: Alois Riedel vom WEISSENRING steht ihr jederzeit mit Rat zur Seite.Und ein Anwalt zieht alle Register, die dieGesetze Stalking- Opfern eröffnen – weitmehr, als dies vor einigen Jahren noch mög-lich war. So hat sie gerade auch wieder eineruhige Phase. Hoffentlich erkennt der Täterendlich, was die Uhr für ihn geschlagenhat: Stalking ist strafbar. Und seine Tatensind beweisbar. Ingrid Weber

nungstür zu schaffen. Sie knipst alle Lichteran und ruft mutig, was man dort dennmache. Erfolg: Er verzieht sich. Und kommtin der nächst en Nacht zurück, zur gleichenZeit, versucht sich am Fenster der ebenerdi-gen Wohnung. Geistesgegen wärtig ruft sieihre Mutter an, die die Polizei verständigt.Und sie schreit in Panik – das vertreibt denTäter. Mutter und Freundinnen kommen inder nächsten Zeit als Übernachtungsgästeund wieder steht er am Fenster, zündet Böl-ler und versucht, einzudringen. Die Polizeikennt den Mann längst, er ist bekanntwegen Drogendelikten und Gewalttä -tigkeiten.

Technisch begabter TäterAber das wichtigste: Die Beamten glaubenSusan M. In der Zwischenzeit erhält sieimmer wieder Warenliefe rungen, die sienicht bestellt hat – er versteht sich darauf,die moderne Technik für seine Zwecke zubenutzen. Wortlose Anrufe schrecken sieauf, nur der Atem ist zu hören. Die Elternsind ebenfalls betroffen davon. Eines Tages riecht es in der Wohnung stark nachDes infektions mittel und kurz darauf implo-diert ein elektrisches Gerät. Die Polizei wertet das Geschehen genauso wie SusanM., zumal das Schloss der Wohnungstürebenfalls manipuliert wurde. Das Desin -fektionsmittel hatte die Finger abdrückebeseitigt.

Was bleibt ihr übrig? Sie wechselt dieWohnung. Es hat Monate gedauert, bis siesich hier einigermaßen sicher fühlt und imHintergrund bleibt die Frage: wie lange?Denn nach Wochen des Schweigens hatnun der Telefonterror wieder eingesetzt, erschickt E-Mails und hackt offensichtlichweiter ihre Accounts. Daraufhin hat sie ihrFace book-Profil geschlossen. Aber sie willsich durch diesen Menschen, von dessenMutter sie erfahren hat, dass er nachweis-lich schizophren ist, nicht ihr ganzes Lebenstehlen lassen.

Das Opfer wächst an den AttackenUnd so versucht sie neben der Musik ande-re Talente zu entwickeln, die sie schon alsjunges Mädchen ausprobiert hat. Sie malt,hat auch Kontakte zu einer Galerie undwird sicherlich mit ihren Bildern bald in dieÖffentlichkeit gehen. Und sie entdeckte dieBildhau erei für sich. Dienten diese neuen

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■ Die 33-jährige Anja S. wurde Opfereiner Brandstiftung: Mehrere Schup penauf ihrem Reiterhof wurden niederge-brannt und damit die gesamte darinuntergebrachte Ausstattung der Pferde.■ Katrin H. musste immer wieder Schlä-ge ihres Ehemannes verkraften, auchihre Kinder waren davon betroffen.Inzwischen ist sie geschieden.■ Über Stunden wurde die 19-jährigeSabrina P. von mehreren Tätern immerwieder vergewaltigt. Mittlerweile konn-te einer von ihnen gefasst werden.■ Der Ehemann von Aisha G. (33) sitzt inder Türkei wegen Mordes in Haft. Seineerwachsenen Söhne spürten Aisha G.auf und bedrohten sie und ihre vier Kin-der mit dem Tod.■ Zwei maskierte Männer überfielendie 50-jährige Renate F. an ihremArbeits platz und schlugen sie und eineweitere Kollegin brutal nieder.■ Die Tochter des 49-jährigen WernerA. wurde erschlagen. ■ Selina (12) erlebte mit, wie die Mut-ter und ihr Lebensgefährte vom Ex-Freund der Mutter erstochen wurden.Das Mädchen verbarrikadierte sich imKin derzimmer. Jetzt lebt sie bei ihrerGroß mutter.■ Daniel (12) und seine beiden Ge -schwister wurden über Jahre sexuellvom gleichen Täter missbraucht.■ Ein Nachbar überfiel Walter G. (57) inseiner Wohnung, schlug ihn nieder undberaubte ihn.

HIER HILFT DER WEISSE RING

GESETZE HELFEN STALKING-OPFERN

Lange Zeit hatten Stalking-Opfer kaum Möglichkeiten, gegen Stalker vorzugehen. Erst dieForschung, maßgeblich vom WEISSEN RING unterstützt, führte schließlich zu Gesetzesän-derungen. Denn einst konnten Opfer bedrohlicher Nachstellung und Verfolgung allenfallswegen einzelnen Delikten wie Beleidigung oder Körperverlet zung klagen.Seit 2002 ermöglicht das Gewaltschutzgesetzt mit § 4 die richterliche einstweilige Anord-nung mit Näherungsverbot über längere Zeiträume. Vor dem Familiengericht muss dasOpfer sein Anliegen plausibel darlegen. Seit 2007 können Betroffene nach § 328 StGB wegen Nachstellung klagen. Die Beweisefür eine Verurteilung muss nicht das Opfer erbringen.

Opferhilfebeiden offensichtlich wieder laufen lassen.Der Jugendliche guckte sich nur um undverschwand wieder. Da brach Martina B.zusammen.

Drei Wochen lang war sie krankge-schrieben. Dann, das Leben muss ja weiter-gehen, funktionierte sie wieder. Bis ihrerneut ein gehöriger Schreck durch dieGlieder fuhr – als sie nämlich kurz vor demProzess gegen die beiden Jugendlichenderen Entschuldigungs brief in der Postfand. Dazu raten Verteidiger ihren Man-danten oft aus taktischen Gründen, um das

Gericht milde zu stimmen. Doch Martina B.war beunruhigt, kannten die unberechen-baren Burschen doch nun ihre Adresse. EineZeitlang wagte sie sich nicht mal mehr aufdie Terrasse.

Doch dann geht sie wieder zur Arbeit –nun in eine Filiale in einem ihr vertrautenStadtteil, nicht weit weg von dem kleinenHäuschen, in dem sie sich mit ihrem Mannein Zuhause eingerichtet hat. Der neue

en ersten Arbeitstag hatte sich Marti-na B. wahrlich anders vorgestellt. Eben

erst war sie mit der Familie in ihre alte,großstädtische Heimat zurück gezogenund freute sich, auch hier bei der Drogerie-Kette, in der sie zuvor gearbeitet hatte,einen Job gefunden zu haben. In einemStadtteil, der als sozialer Brennpunkt gilt.

An jenem Morgen im August 1999 wareine Kollegin gerade dabei, sie mit der Ver-kaufsstelle vertraut zu machen, als dreimaskierte Männer in das Geschäft stürm-ten. Die Waffen auf beide Frauen gerichtet,verlangten sie das Geld aus dem Tresor. DerÜberfall dauerte nur wenige Minuten,dann suchten die Räuber das Weite. DerSchreck saß zwar tief. „Na ja, ist ebenBrennpunkt“, versuchte sich Martina B. zuberuhigen. Der Stadtteil war schließlichbekannt für eine hohe Kriminalität. Dochwie groß das Sicherheitsrisiko in solchenEin-Personen-Filialen ist, wurde Marti na B.erst spät klar. Nach dem dritten Überfallsuchte sie Unterstützung beim WEISSENRING.

Geld her, aber dalli, dalli!Die dreifache Mutter atmete damals tiefdurch – und machte weiter. Ihr Arbeitgeberwies ihr sofort eine andere Filiale zu, ineinem eher beschaulichen Bezirk. Doch derAugust war noch nicht um, als sie schonwieder eine Pistolenmündung vor Augenhatte. Diesmal stand sie allein den Täterngegenüber. Zwei Jugendliche, die sie alsKunden zuvor schon einmal gesehen hatte.Die machten sich nicht mal die Mühe, ihreGesichter zu verdecken. Der eine die Pistole,der andere ein Messer drohend vorge-streckt – so forderten sie alles Geld aus derKasse. Aber dalli, dalli!

Mit der Beute von 3000 Mark machtensie sich aus dem Staub, kamen jedoch nichtweit: Die Polizei nahm die Schüler noch amgleichen Tag fest. Martina B. riss sichzusammen, noch einmal, und arbeiteteweiter. Die Fas sung verlor sie erst wenigeTage später, als einer der Täter erneut inden Laden spazierte. Die Polizei hatte die

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Allein in der Filiale:Verkäuferin wurde dreiMal überfallen

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Arbeitsplatz befindet sich gleich nebeneinem großen Lebens mittelmarkt, die Stra-ßenbahn-Haltstelle ist nur wenige Schritteund die nächste Polizeistation kaum 300Meter entfernt. Hier fühlt sie sich sicher.Mehr als zehn Jahre lang. Genau bis zum26. Februar 2011. Der Kunde, der an diesemVormittag den Laden betritt, kommt ihrbekannt vor. Wahrscheinlich hat sie ihnschon zwei-, dreimal be dient. Sehr freund-lich der Mann. Er ist etwa Mitte zwanzig,macht einen netten Eindruck. Er fragt nachRasier klingen, sie schaut extra im Lager

Martina B. saß an derKasse, so wie diese jungeVerkäuferin, und wurde imLaufe ihrer Berufsjahre drei-mal überfallen – jetzt kannsie nicht mehr arbeiten

sagt die heute 54-Jährige. Sei es das ver-trauensvolle Gespräch, der Beratungs-scheck für den Rechtsanwalt oder dieUnter stützung beim Antrag nach demOpferentschä di gungsgesetz (OEG), das siebis dahin nicht kannte. Ihr Antrag liegt all-lerdings noch bei der zuständigen Behörde.Krankengeld bekommt Marti na B. jetztnicht mehr. „Das wird nur eineinhalb Jahrege zahlt“, sagt sie.

Die sind nun um. Die Berufsgenos sen -schaft ist nun gefordert, zumindest zeit-weilig eine Rente zu zahlen. Ein Überfall giltals Arbeits unfall – und dafür ist die Be -rufsge nossenschaft zuständig. Die hatteihr kürzlich einen zweiten Trauma-The -rapeuten zugewiesen. Doch dessen Metho-de, sie ganz direkt mit schwierigen Situati -onen zu konfrontieren, beschleunigte denHeilungsprozess nicht. Im Ge gen teil, es ver-schlimmerte ihren Zustand nur, erzähltMartina B.

Mit kleinen Schritten in die ZukunftIm Handel, so viel scheint festzustehen,wird sie nie mehr arbeiten können. IhrArbeitgeber existiert inzwischen ohnehinnicht mehr, er hat Insolvenz angemeldet.Sicher hatte sie sich bei der Drogerie-Ketteverständlicherweise schon längst nichtmehr gefühlt. Fast immer war sie als Ver -käuferin und Kassiererin mutterseelenal-lein in der Filiale. Weil an allem gespartwurde – an Überwachungskameras undeben vor allem an Personal. „Da hattenÜbeltäter leichtes Spiel“, weiß die 54-Jähri-ge nun aus leidvoller Erfahrung.

Aber arbeiten will sie unbedingt wie-der. „Ich bin doch noch jung“, sagt sie undhofft auf ein neues Gewerbe gebiet, das inder Nähe entsteht. Vielleicht in einer Kanti-ne das Kalte Büffet zubereiten oder im Büroaushelfen. Irgendetwas, bei dem man nichtunverhofft auf fremde Menschen trifft. Bisdahin geht sie die kleinen Schritte, zudenen ihr die Therapeutin rät. Inzwischenist sie zum ersten Mal allein Bus gefahren.Ein kurzes Stück nur. Ein Anfang, immerhin.

Corinna Pfaff

nach, kehrt zurück an die Kasse, bedient einRent ner paar, das dann das Geschäft ver -lässt. Da taucht der vermeintlich netteMann aus den Tiefen des Verkaufs raumswieder auf, diesmal ein Tuch über Mundund Nase gezogen. Und wieder blickt Mar-tina B. in eine Pistolenmündung. Barsch for-dert er das Geld aus der Kasse – 120 Eurosind es an diesem Vormittag – und ver-schwindet mit seiner Beute auf Nimmer-wiedersehen. Wieder nur we nige Minuten– doch an den psychischen Folgen leidetMartina B. bis heute.

Immer wieder Angst und AlpträumeDiesmal fehlt ihr die Kraft, den Überfallwegzustecken. Gerade, dass der Mannanfangs sympathisch wirkte, macht für siealles nur noch schlimmer. „Da wurde mirklar, jeder Kunde könnte der nächste Tätersein. Es kann immer und überall passieren“,sagt sie. Nicht nur während der Arbeit.

Ihr Leben hat sich dramatisch verän-dert. Nirgends fühlt sie sich mehr sicher,außer in den eigenen vier Wänden. OhneTabletten schläft sie nicht mehr ein, Alp-träume verfolgen sie. Sie läuft lieber, auchlange Strecken, als in einen Bus zu steigen.Mit fremden Leuten in einem Raum – dashält sie nicht mehr aus. Schon gar nicht,wenn ihr unbekannte Männer daruntersind. „Ich stehe vor der Tür, bekomme Atem-not. Die blanke Panik“, berichtet sie. IhrBlutdruck steigt. Ärzte stellten inzwischeneinen verdeckten Herzinfarkt bei ihr fest.Ihre Familie sorgt sich um sie. Die wenigs -tens gibt ihr Halt. Ihren Mann, die erwach-senen Kinder und eine gute Freundin weißsie fest an ihrer Seite.

Endlich fand sie den WEISSEN RINGAuch bei der Therapeutin fühlt sie sich gutaufgehoben. Seit rund anderthalb Jahrenist sie bei der Psychologin, die sie durchZufall ganz in der Nähe fand, allwöchent-lich in Behandlung. Ein Glücksfall, sind dochin der ganzen Stadt kaum Termine zuhaben. Für mehr als ein Vierteljahr begibtsie sich zudem in stationäre Behandlung –in einer Klinik für Trauma-Patienten inSachsen-Anhalt. Dort hört sie erstmalsvom WEISSEN RING. Kaum zurück, forschtsie im Internet nach und bald meldet sichauf ihre Anfrage hin WR-Mitarbeiter KlausAndrae. „Das ist eine große Hilfe für mich“,

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Udo P. hat sein ganzes Leben gearbeitet,jetzt ist er 75 und muss sein Dasein mitder Grundsicherung mühsam fristen.378,58 Euro stehen ihm für die alltägli-chen Ausgaben im Monat zur Ver fü gung.Der gehbehinderte Rentner ist sehrgenügsam, hat sich von diesem Geld inden letzten Jahren mühsam eine ge -brauchte Waschmaschine zusammenge-spart und dann Cent für Cent für eineKurzreise zurückgelegt – eine kleineAbwechslung vom eher tristen Leben inseiner kleinen Wohnung.Doch als er sich am Ziel seiner beschei-denen Urlaubsträume am Wurststandfür sein Mittagessen anstellte, wurdeder ehemalige Kfz-Mechaniker ange -rem pelt. Bezahlen konnte er die Wurstnicht mehr: Er stellte fest, dass seinPortemonnaie mit dem gesamten Rei se -geld aus der Jackeninnentasche bei demRempler gestohlen worden war. Natür-lich hat er den Taschendiebstahl ange-zeigt, doch sein Geld bekam er nichtzurück. Der WEISSE RING half dem armenMann, Mitarbeiterin Ursula Holzingerbesuchte ihn und erstattete ihm einenTeil des geraubten Geldes. Udo. P. konn-te kaum glauben, dass ihm soviel Gutesgeschah. Die WR-Mitarbeiterin war sehrberührt von den Verhältnissen, in denenUdo P. lebt, der ihr stolz die gebrauchteWaschmaschine zeigte. Die einzigeUnter haltung bietet ihm ein winzig klei-ner Fernseher. Nun ist Ursula Holzingerauf der Suche nach einem größeren,gebrauchten Gerät für ihn, das seineAugen weniger strapazieren dürfte.

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Nach dem Diebstahl bekam der Rentner Hilfe vom WEISSEN RING

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ufhebens um seine Person, das liegtClemens Wiese gar nicht. Das passt

nicht zu dem kaufmännischen Selbst ver -ständnis und den Umgangsformen, dieihm schon in die Wiege gelegt wurden undsein ganzes Leben bestimmt haben. Dasgilt bis heute, und insbesondere für seinEhrenamt, die Leitung der WR-AußenstelleHochsauerland kreis.

Vor fast 74 Jahren wurde er in Neheim(heu te Arnsberg) geboren. Im An schluss andie kaufmännische Lehre im Textileinzel-handel hat er die Fach schule in Nagold ab -solviert, um den praktischen Teil mit theo-retischem Wissen über Betriebswirtschaft,Bilanz analyse, Warenkunde, Werbung etc.zu ergänzen. Er arbeitete verantwortlich ingroßen Modehäusern und war begleitendim City-Marketing tätig.

Bei seinem Ausscheiden aus dem Be -rufsleben stand für ihn fest: „Jeder Menschbraucht eine sinnvolle Auf ga be, die er auchgerne erfüllt. Ich habe Glück gehabt.“ Erentdeckte den WEISSEN RING und wurde1999 ehrenamtlicher Mitarbeiter der Au -ßenstelle Hoch sauerlandkreis. Als sichFranz Drinhaus, der damalige Leiter derAußenstelle, vor zehn Jahren zurückzog,stellte Wiese die Kolleginnen und Kollegenvor die Wahl: „Wenn Ihr mich wollt, dannübernehme ich die Lei tung.“ Sie wolltenihn und allen war klar, dass die ehrenamtli-che Arbeit in diesem knapp 2000 Quadrat-kilometer großen Flä chen kreis mit 280.000Einwoh nern nur im Team sinnvoll zu ge -währleisten ist. „Kurze Wege, schmale Kos-ten, schnelle Hilfe“, fasst er in seiner so typi-schen Art zusammen, dass es vor allem dielangen Wege sind, die die Arbeit für die gutausgebildeten Opferbetreuer nicht einfachmachen.

Gerne nutzt er zugunsten der Opfervon Kriminalität nicht nur das eigene Mit-arbeiternetz in der Außenstelle. Für ihnstellt der gesamte WEISSE RING ein großesNetzwerk dar, auf das er gerne zugreift. Soberichtet er über einen schwierigen Fall vonhäuslicher Ge walt, in dem der betroffenenFrau nichts anderes übrig blieb, als nicht

nur die Wohnung, sondern die heimatlicheGegend zu verlassen. Über die Landesbürossuchte Wiese eine neue Heimat für dasOpfer, wobei durch die Kontakte des Ver-eins eine Wohnung gefunden werdenkonnte. Auch die Betreuung und Vorberei-tung auf den Gerichtstermin konnte durcherfahrene Mitarbeiter am neuen Wohnortsichergestellt werden.

Zur Zeit allerdings hat das gut einge-spielte zwölfköpfige Team im Hoch sauer -landkreis einige Probleme durch ernsthafteKrankheitsfälle zu bewältigen, weil Mitar-beiter selbst erkrankt sind oder durchKrankheiten innerhalb der Familien überweniger Zeit für die Opferbetreuung verfü-gen. Trotz dem – und darauf sind sie zuRecht stolz – können sie als Team ihreArbeit aufrecht erhalten: „Kein Opfer istdeshalb zu kurz gekommen“, zieht Wieseeine knappe Bilanz der schwierigen Zeit.Dabei sind viele schon im Rentenalter, diejüngste Mitarbeiterin ist 52, die meistenüber 65. „Verjüngung ist angesagt“, stelltder Außenstellenleiter fest und hat Materi-al für die Lokalzeitung dabei, mit der er eineWerbeaktion absprechen will, um weitereAktive für das Ehrenamt zu gewinnen.

Er selbst hat für sich beschlossen: „Solange ich diese Arbeit gerne tue und biseine Mannschaftsergänzung in trockenenTüchern ist, stehe ich auf jeden Fall zur Ver-fügung.“ Dabei hat er das Glück, dass seineFrau ihm den Rücken frei hält, damit er dasEhrenamt ausfüllen kann. Da steht auchein PC mit Internet anschluss. Doch dieOpfer arbeit hat erste Priorität, das Internetnicht. Mit dieser Einrichtung lässt er sichZeit, daran übt er sich noch. ■

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Clemens Wiese: Ichhabe Glück gehabt mitmeinem Ehrenamt

Ehrenamt

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Clemens Wiese leitetdie AußenstelleHochsauerlandkreisseit zehn Jahren

Den Mitglieder-Nachwuchs fördertendie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derAußenstelle Emmendingen/Breis gau-Hochschwarzwald auf ganz besondereWeise: Sie meldeten die kleine FriedaSophie Ravat, Tocher der lang jährigenMitarbeiterin und Rechtsan wältin KatjaRavat, schon im Alter von wenigenWochen zum 1. August 2012 als neuesMitglied im Verein an und spendiertenden ersten Jahresbeitrag für die jungeErdenbürgerin – in der Hoffnung, dasssie in späteren Jahren einmal die enga-gierte ehrenamtliche Arbeit ihrer Mutterfortsetzen wird. Das Team um Außen-stellenleiterin Monika Toussaint freutesich und übermittelte der Mutter, dieauch stellvertretend für Frieda Sophieden Aufnahmeantrag unterschrieb, ihreGlückwünsche beim Treffen der Außen-stelle.

NACHWUCHS FÜR

DEN WEISSEN RING:FRIEDA SOPHIE

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dienjahr in der Forschung kann sie sichgenauso gut vorstellen, wieder zu forschenoder aber in der Personalabteilung einesUnternehmens zu arbeiten. Alles ist offen,die Zukunft hat Perspektiven für ChristinKnorr.

Sport und EhrenamtWährend des Studiums hat sie in allen Feri-en für die Prüfungen gearbeitet, acht bisneun waren in jedem Semester zu absol-vieren, da blieb für Hobbys wie Sport nichtmehr viel Zeit, außer hin und wieder Jog-gen. Kaum vorstellbar für eine junge Frau,die in der Schulzeit mit einer Freundin eineAerobic-Gruppe ins Leben gerufen hatte,mit der sie auch Auftritte und Wettbe -werbe absolvierte. Bis in die Ausbil dunghinein war die Gruppe aus Freundinnenund deren Freundinnen aktiv und erfolg-reich. Jetzt denkt Christin Knorr an einenneuen Aus gleich durch Bewegung und dakäme zum Beispiel Zumba in Frage.

Aber da ist auch das Ehrenamt beimWEISSEN RING, das Zeit beansprucht. Auf-merksam gemacht hatte sie eine Studien-freundin auf den Opferhilfe verein. Die

it 18 hat sie sich die Frage gestellt, wastun nach dem Abitur und die Zu kunft

ganz praktisch mit einer Ausbil dung zurIndustriekauffrau angegangen. Zwei Jahrehat Christin Knorr danach noch in ihremBeruf gearbeitet und sich gefragt: Ist dasdie Welt, in der ich die nächsten 50 Jahreleben möchte?

Noch viel ernsthafter als nach dem Abi-tur erkundete sie damals ihre eigenen Inte-ressen: Das waren nicht die Zahlen, son-dern die sozialen Aspekte. Beziehungen,andere Menschen standen im Mittelpunkt.Und weil sie auch immer wieder Rückmel-dungen bekam, gut zuhören und mit ande-ren umgehen zu können, fiel die Wahl vorsieben Jahren auf ein Psychologiestudium.Sieben Jahre, in denen die junge Frau somanches geleistet hat und u. a. Landes -jugend beauftragte des WEISSEN RINGS fürThüringen wurde. Am Tag, bevor wir unszum Interview treffen, hat sie ihre Diplom-arbeit abgegeben, die letzte Hürde vor demAb schluss ist geschafft und ganz ent-spannt reflektiert sie ihr Leben, in dem dievorderste Stelle ihr sechsjähriger Sohn ein-nimmt.

Er kam zur Welt, wie sie sich das früherso vorgestellt hatte, als sie 25 war, da hattesie gerade das erste Jahr an der Uni absol-viert und unterbrach das Studium für einJahr, um sich ganz dem Baby zu widmen.Mit 60 Stunden im Monat hat sie in jenerZeit an einem wissenschaftlichen Projektmitgearbeitet. Dann kam der Junge zurTages mutter und mit drei Jahren in denKin der garten. Muttersein und Studium ließsich gut verbinden, gearbeitet hat sie vorallem in den Abendstunden. Und wenn ihrSohn nächstes Jahr in die Schule kommt, istdie inzwischen allein erziehende Mutterschon im Beruf.

Christin Knorr kann sich so manchesvorstellen für die berufliche Zukunft, auch,dass sie noch die Ausbildung in Psychothe-rapie anhängt, um sich dann niederzulas-sen. Aber sie könnte auch als Diplom-Psychologin anfangen zu arbeiten in derBeratung, an einer Klinik. Nach einem Stu -

Christin Knorrmacht sich schlauüber Cybermobbing

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Christin Knorr in dergemütlichen JenaerKaffeerösterei mit Café

Freundin hatte Ende 2008 einen Vortragvon Landesbüroleiterin Petra Kubis an derUni Jena gehört. Beide wandten sich anAußenstellen leiterin Monika Prager undgemeinsam arbeiteten sie sich in dieOpferbe treuung ein. Erfahrungen, auch inden Aus- und Weiterbildungsse mi narendes Vereins, die für Christin Knorr manch-mal aufregend, aber doch sehr befriedi-gend wirken, wenngleich auch zeitaufwän-dig sind. So hat sie mit Unterstützung des Landesbüros und der Außenstellenlei-terin die Ausstel lung „Opfer“ in Jena orga-nisiert.

Als die damaligen Landesjugend be -auftragten 2010 ihr Amt aus Zeit gründennicht mehr länger ausüben konnten, habensie Christin Knorr und Josefine Thoms ge -fragt, ob sie nicht einsteigen wollten. Ge -meinsam sagten sie zu. Außer ihnen gibt esnoch etwa ein Dutzend junger Ehren -amtlicher im WR Thürin gen, vier folgtenihrer ersten Einladung an einen RundenTisch, um die gemeinsamen Wünsche undAnre gungen zu diskutieren und zu sehen,wie sie mehr Nachwuchs für den Verein alsMit glieder und Mitarbeiter gewinnen kön-nen.

Die Landesjugend beauftragten neh-men an den Außen stellenleiter sitzungen inder Landes hauptstadt teil, sie bieten ihreHilfe und Unterstützung für den BereichJugend an, wenn sie gewünscht wird.

Ein wichtiges Thema für die nahe Zu -kunft sieht Christin Knorr im Cybermob-bing, das durch die sozialen Netz werkeganz neue Ausmaße erreicht: Hörten dieBeleidigungen und Drohun gen früher amEnde des Schultages auf, so setzt sich dasNiedermachen in der heutigen Zeit bis hinzur Aufforde rung zum Selbstmord inzwi-schen in der gesamten Freizeit über dasInternet fort. Für die Thüringer Landes -jugend beauftragte eine Selbstverständ -lich keit, am Workshop des Vereins mit demTitel „Medienhelden“ teilzunehmen undEinsatzmöglichkeiten wissenschaftlicherEr kenntnisse kennen zu lernen.

Ihr Landesverband hatte die 31-Jährigeauch als Delegierte zur Bundesde legier ten -versammlung im Oktober nach Kassel ent-sandt, eine wichtige Gelegenheit, Kontakteauf Bundes ebene zu knüpfen und Weichenfür die Arbeit im Land zu stellen.

Ingrid Weber

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ch habe keinen Tag, keine Stunde bereut,im Januar 1981 diese Aufgabe übernom-

men zu haben“, sagt Erich Gröger, der fastgenau 31 Jahre lang die WR-AußenstelleAnsbach leitete und seit Anfang 2012 alsehrenamtlicher Mitarbeiter weiterhin Kri -minalitäts opfer betreut. In all dieser Zeitunterstützt von seiner Ehefrau Luise alsehrenamtlicher Mitarbeiterin.

Dieses große Engagement wurde jetztgewürdigt: Der Bundespräsident verliehihm das Verdienstkreuz am Bande des Ver-dienstordens der Bundesre publik. BayernsInnenminister Joachim Herrmann über-reichte die Auszeich nung im Hardenberg-Saal der Regie rung Mittelfranken – derenPräsident seinen damaligen Sozial- undJugend hilfereferenten Erich Gröger für dasEhrenamt vorschlug. Gefragt nach einemgeeigneten Kandidaten hatte den Regie-rungspräsidenten das legendäre WR-Vor-standsmitglied Ober staats anwalt HansSachs, den Älteren bestens bekannt als„Rate fuchs“ der Sendung „Wer bin ich?“

So begann Erich Gröger sein Amt als„Resident“, die Funktion wurde später inAußen stellenleiter umbenannt. Einund -dreißig Jahre lang hat er mit vollem Enga-gement und großer Umsicht die Opfer vonVerbrechen im persönlichen Gespräch

betreut, sie bei Behör den- und Gerichts-gängen begleiet und sie mit Mitteln desWEISSEN RINGS finanziell unterstützt.Besonders zeichnete ihn dabei die Fähig-keit aus, sich mit gro ßem Einfühlungsver-mögen auf die Erlebnisse der Opfer einzu-lassen. Zum Wohl der Betroffenen arbeiteteer hervorragend mit den ensprechendenStellen und Behörden zusammen. Trotz sei-nes fortgeschrittenen Alters übernahm erzusätzlich über einige Zeit die kommissari-sche Leitung der Au ßenstelle Ansbach(Kreis), nachdem deren Leiterin verstorbenwar. Auch mit der Belas tung beider Außen-stellen hat er trotz seines fortgeschrittenenAlters diese Herausforderungen vorbildlichge meistert, stellte der Minister fest.

In einer Bilanz, die er vor zwei Jahren fürdie WR-Zeitschrift zog, stellte er fest:„Opfern von Verbrechen in ihrer Not undihrem schweren Schicksal helfen zu kön-nen, verschafft auch dem Helfer Freudeund Befriedigung.“

Erich Gröger aber setzte sich nicht nurim direkten Kontakt für die Opfer ein. Erwar schon früh im Aus- und Weiterbil-dungssystem des Vereins ein verlässlicherund geschätzter Partner. Über viele Jahrewar er bundesweit aktiv in der Ausbildungder Ehrenamt lichen. Einer seiner erstenEinsätze führte ihn 1982 ins Rheinland,nach Aachen. Oft referierte er danach aufder Schönburg in Oberwesel, einem lang -jährigen Domizil für die Aus- und Weiterbil-dung des WEISSEN RINGS. ■

Erich Gröger: Ordennach über 30 Jahrenim Ehrenamt

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Erich Gröger gehörtzu den dienstältestenMitarbeitern desWEISSEN RINGS. Bayerns Innenminis-ter Herrmann über-reichte ihm das Bun-desverdienst kreuzam Bande

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REGINA SCHIEBACK:ANNEN-MEDAILLE

Soziales Engagement belohnt dasSäch sische Sozialministerium alljähr-lich im Herbst mit der Verleihung derAnnen-Medaille, die an KurfürstinAnna (1532-1585) erinnert. ReginaSchieback (Mitte) wurde für dieBetreuung von Kriminalitätsopfernausgezeichnet, die sie als Mitarbeite-rin der Außenstelle Niederschlesi-scher Oberlausitzkreis leistet. Seit 2004 steht sie Kriminalitätsop-fern zur Seite und hilft ihnen bei allihren Belangen. SozialministerinChristine Clauß lobte die Preisträger :„Sie bilden mit Ihrer Arbeit wichtigeKristallisa tionspunkte bürgerschaftli-chen Küm merns.“ Dieses Kümmernsei ein tatkräftiger Beitrag „Mit-menschlichkeit“. Die Verleihung fandam Dresdner Gym nasium Bühlauunter Mitwirkung von Schülern statt.Die Gymnasiastin Naemi Öder hieltnach eingehender Recher che die Lau -da tio auf Regina Schieback.

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we Rath, Stellvertretender Landesvor -sit zen der in Schleswig-Holstein, gehört

zu jenen, deren Arbeit für die Opfer von Kri-minalität und Gewalt breite Anerkennungfand: Der Bundesprä sident verlieh ihm dieVer dienst me daille des Verdienstordens derBundes republik Deutschland, die Minis -terprä sident Torsten Albig überreichte.

Doch nicht nur auf staatlicher Ebenefand sein Wirken Anerkennung: Auch dieLeser der Schleswig-Holsteinischen Landes-zeitung (shz) zollten ihm großen Respektund wählten ihn im November auf Landes-ebene zum „Men schen des Jahres 2012“.

Uwe Rath hatte sich schon als Stell -vertretender Leiter der KriminalpolizeiRendsburg für die Opfer von Gewalt einge-setzt. Nach der Pensionierung übernahm erim Jahr 2000 die Leitung der AußenstelleRendsburg-Eckern förde und zwei Jahrespäter wurde er zum StellvertretendenLandesvorsit zen den gewählt. In dieserFunk tion wirkt er vertretungsweise auchim Bundesvorstand. Nach dem Tod des frü -he ren Landesvorsit zenden Heinz Werner

Arens führte er ein Jahr lang die Ge schäftedes Landesverbandes bis zur Wahl desneuen Landesvorsitzen den Uwe Döring.

Die shz richtet die Wahl zum Men schendes Jahres unter ihren Lesern aus, unter-stützt von der Flensburger Brauerei. BeideUnter nehmen möchten, dass die gutenTaten bekannt werden. Redaktions leiterGero Trittmaack hielt die Lauda tio auf UweRath. Der Außenstellenleiter selbst sieht dieAnerkennung nicht als sein persönlichesVerdienst, für ihn ist das Team in derAußenstelle gleichermaßen gewürdigtworden: „Für uns ist diese Ehrung ein An -sporn und eine Verpflichtung, so weiter zumachen“, stellte er fest. Sein Credo lautet:„Wenn alle den Verbre cher jagen, werbleibt dann eigentlich beim Opfer?“

Darüber hinaus findet der aktive Pen-sionär Ausgleich in weiteren Ehren ämtern,im Seeadlerschutz und im Naturschutzver-ein Jordsand als Vogel wart. Außerdem lei-tet er seit drei Jahrzehnten den LauftreffRendsburg. ■

Ministerpräsident Torsten Albig überreichteUwe Rath die Bundes -verdienst medaille

ImpressumDie Zeitschrift WEISSER RING ist

das offizielle Organ des GemeinnützigenVereins zur Unterstützung von

Kriminalitätsopfern und zurVerhütung von Straftaten e. V.Sie erscheint viermal im Jahr.

Der Bezugspreis ist im Mitglieds beitrag enthalten.

HerausgeberWEISSER RING e.V.

BundesgeschäftsstelleWeberstraße 16, 55130 Mainz

Telefon 0 61 31 – 8 30 30Telefax 0 61 31 – 83 03 45

E-Mail: [email protected]: http://www.weisser-ring.de

BundesvorsitzendeRoswitha Müller-Piepenkötter

Verlag/AnzeigenWEISSER RING Verlags-GmbHWeberstraße 16, 55130 Mainz

VerantwortlichHelmut K. Rüster

RedaktionIngrid Weber (Leitung)

Postfach 26 13 55, 55059 MainzTelefon 0 61 31 – 83 03 51Telefax 0 61 31 – 83 03 60

MitarbeitUte Eppinger Corinna Pfaff

GesamtherstellungFink Medien AG

Geschäftsstelle DeutschlandZeppelinstraße 29-32

73760 Ostfildern/Kemnat

NachdruckAuf Anfrage und gegen

Belegexemplar erwünscht.Die Namen von Opfern werdenaus Schutzgründen verändert.

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Auszeichnungen fürden EhrenamtlichenUwe Rath

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as war der Höhepunkt in meinemLeben“, stellt Regina Geis, WR-Außen -

stellenleiterin in Berlin, rückblickend fest.Der Höhepunkt fand am 3. Okto ber stattund sie war zu Gast bei Bun despräsidentJoachim Gauck zum Tag der Deutschen Ein-heit, der dieses Jahr in München unter derBundesrats präsdidentschaft des bayeri-schen Ministerpräsidenten Horst Seehoferbegangen wurde.

Der Bundespräsident hatte zu seinemEmpfang Delegationen von Ehrenamt -lichen aus allen Bundesländern eingeladen.Regina Geis, die kurz zuvor von der Polizei-direktion anlässlich eines runden Geburts-tages aufgrund der guten Zusammenar-beit zur Ehren ober kommissarin ernannt

worden war, gehörte zu den Ehrenamtsver-tretern aus Berlin und genoss nicht nur denFestakt in der Bayerischen Staatsoper undden anschließenden Empfang des Bundes -präsidenten. Schon am Vortag waren dieEhrenamtlichen Gäste des bayerischenMinisterpräsidenten im Hofgarten derResidenz und weiterer Veranstaltungen ausAnlass der zentralen Einheits-Feier.

Auf die Frage, was ihr persönlich dieDeutsche Einheit gebracht hat, kommtsehr präzise und schnell die Antwort: „Meinschönes neues Leben!“ Das hatte ihr nichtnur einen Arbeitsplatz in der Versorgungs-verwaltung be schert. Gewidmet hat sie es seit 1997 den Opfern von Gewalt undKrimi nalität, zuerst als Mitarbeiterin undseit nunmehr zwölf Jahren als Außen -stellenleiterin. Anerkennung findet die rege und aktive Regina Geis nicht nur in der Politik und bei der Polizei, sondern auch im Verein und ihrem LandesverbandBerlin. ■

Regina Geis zu Gastbei BundespräsidentJoachim Gauck

Jung-Jubilarverzichtet auf Geschenke

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Regina Geis mit Bayerns Ministerprä-sident Horst Seehoferund Berlins Innen-senator Frank Henkel

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URSULA SCHMITZ †

Ursula Schmitz, langjährige Leiterin der Außenstelle Krefeld, starb am 25. Oktober 2012 im Altervon 72 Jahren. Mit Tätern und Opfern hatte sie bereits im Berufsleben Kontakt: Nach der Lehre beieinem Anwalt und der Kindererziehungszeit arbeitete sie von 1970 an 30 Jahre lang beim Land-gericht Krefeld, die letzten zehn Jahre als Geschäfts stellenverwalterin einer großen Strafkammer.Zum Ehrenamt beim WEISSEN RING fand sie, weil sie im Beruf das Elend der Opfer erlebt hatteund im Ruhestand noch etwas Sinnvolles machen wollte. Vor einem Jahr war ihr in diesem Ehren-amt selbst eine Ehre zuteil geworden, ein ganz besonderes Erlebnis: Sie war zum Tag des Ehren-amtes zu Gast bei Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und nahm dortauch am Gesprächskreis „Die Rolle der Ehrenamtlichen im Bereich der Opferhilfe“ teil. Besondersfreute sie, dass sie Gelegenheit hatte, selbst mit der Ministerin zu sprechen. Damals war UrsulaSchmitz bereits schwerkrank. Bis zu diesem Frühjahr leitete sie dennoch die Außenstelle undstand bis zuletzt als Mitarbeiterin zur Verfügung. Fo

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pendenfreude ist keine Frage desAlters: Patrick Wilden wurde gerade

25 Jahre alt, als er sich entschloss, um Spen-den für den WEISSEN RING zu bitten, fürden sich seine Mutter Ella Wilden seit zehnJahren ehrenamtlich in der Außenstelle Re gens burg engagiert. Die 700 Euro seinerGeburts tagsgäste stockten seine Elterndann auf 1000 Euro auf. Darüber hinausgelang es Patrick Wilden, der in Stuttgartmit dem Berufsziel Auto mobil-Ingenieurstudiert, unter den jungen Freunden auch neue Mitglie der für den Verein zuwerben. ■

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uf dem Weg zur Auszeichnung „Schuleohne Rassismus – Schule mit Courage“

haben die Schüler der Ciervisti-Ganztags-schule Zerbst in Sachsen-Anhalt ganzeArbeit geleistet. So haben sie auch mit demfür das Projekt zuständigen Schulsozialar -beiter Nor bert Krampitz einen Spen -denlauf organisiert, bei dem sie selbstSponsoren suchten, die für jede gelaufeneRunde einen bestimmten Betrag spende-ten. Wenn sie den Titel erst einmal haben,wollen sie klären, welche Projekte sie insLeben rufen und mit zwei Dritteln deserlaufenen Geldes finanzieren wollen. Daserste Drittel haben sie bereits ausgegeben:

Als Spende an die Außenstelle Anhalt-Bit-terfeld des WEISSEN RINGS. Den Antrag aufden Titel müssen mindestens 70 Prozentder Lehrer und Schüler unterschreiben.Zum Sponso renlauf lagen 535 von 587 mög-lichen Unterschriften vor und so ließen dieLäufer auf der Rückseite ihrer T-Shirts wis-sen, wie hoch die Zustimmung an ihrerSchule war: „91 Prozent = 535“. Die Schüle-rinnen und Schüler der Klasse 8e hattennoch einen Zusatz dort stehen. Für siehatte Maximilian Knape BürgermeisterAndreas Dittmann noch vor seinem Amts-antritt um Unter stützung gebeten – undoffene Türen eingerannt: Dittman stellte100 Euro zur Verfü gung und die Schülerverkündeten auf ihren Rücken ihren Dankdafür. Sie absolvierten prompt auch 196Runden und wurden damit „Klassenbeste“,50 davon lief allein Maximilian Knape. ■

Eltern oder Lehrer zeichne-ten jede gelaufene Rundemit einem Strich nebender Laufnummer ab

PETRA KLEIN: ZONTA-FRAU 2012

Sie leitet die Außenstelle Oldenburg und ist Mitglied im Bun-desvorstand: Petra Klein (2. v. l.) wurde für ihr ehrenamtlichesEngagement vom Serviceclub der Zonta-Frauen als Zonta-Fraudes Jahres ausgezeichnet. Diese Auszeich nung vergibt derClub alljährlich an herausragende Frauen, die sich in besonde-rer Weise für Mädchen und Frauen in der Gesellschaft einsetz-ten, betonte Präsidentin Ulrike Kafka (r.) Die Festrednerin EvaWlodarek, Hamburger Psychologin und Autorin (2. v. r.), sprachüber „Tango vitale. Von Schicksals schlägen und anderen glück-lichen Umständen“. Links im Foto Birgit Novi, Vorsitzende desFreundeskreises Zonta. Der Erlös des Abends floss an denWEISSEN RING. Fo

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Schüler laufen aufder Seite der Opfervon Kriminalität

Dank den Jubilaren:Spenden stattGeschenke

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Runde Geburtstag oder andere Jubi läengeben häufig Anlass, auf Ge schenke zu ver-zichten und stattdessen um Spenden fürKriminalitätsopfer zu bitten.So auch dieseHerren:■ 90 Jahre wurde Peter Christ von derFahrradgruppe der TGH Heidingsfeld, dernoch jede Woche an den Club-Touren teil-nimmt, die bis zu 80 Kilometer lang sind.Zum runden Geburtstag bat er um Spen-den und übergab sie an den WürzburgerAußenstellenleiter Martin Koch für dieZukunftssicherung der fünfjährigen Chiara,deren Mutter vor einem Jahr ermordetwurde.■ Manfred Priener ist seit fast 25 JahrenMitglied und betreute sechs Jahre lang inder Außenstelle Gießen Opfer. Aus Anlasseines runden Ge burtstages bat er umSpenden und übergab die 2400 Euro anAußen stellenleiterin Karin Skib.■ Reiner Hofer aus Taufkirchen verzichtetezum 70. Geburtstag auf Ge schenke undteilte die 1240 Euro Spen den aus dem Fami-lien-, Freundes- und Sängerkreis Ottobrunnjeweils zur Hälfte dem WEISSEN RING undeinem ruandischen Wai senhaus zu. RudiBeyerer nahm die 620 Euro als Mitarbeiterder Außenstelle München Süd ost gerneentgegen. ■

DankeDankeschön!

n dieser Stelle sei allen Spendern fürihr Engagement zum Wohle der Kri-

mi nalitätsopfer gedankt. Einige wenigeAktionen stellen wir auf diesen Seiten vor.Unser Dank gilt selbstverständlich auch alljenen, die nicht erwähnt sind.

■ Einen Euro spendete die Skatbank Alten-burg für jede Meinung, die ihre Kunden imRahmen einer Umfrage abgaben, an denWEISSEN RING – und rundete die Summeschließlich auf 1000 Euro auf, die ihr Mitar-beiter André Bastisch an die WR-Mitarbei -terinnen Sabine Heinicke und Gisela Bas-tisch übergab.■ Der Neutraublinger See(h)lauf, organi-siert von Hans Woike, Michael Melcher, Jür-gen Adler und Alex Müller, ist seit Jahrenbestens eingeführt und wird auch 2013wieder veranstaltet. Unter dem Motto„Laufen für einen guten Zweck“ bekamender WEISSE RING und die Urmel-Gruppedes Thomas-Wiser-Hauses in Regenstaufje weils 5000 Euro aus dem Erlös und denRücklagen. Landesvorsitzender Josef Witt-mann freute sich über das Ergebnis.■ Die IPA Oldenburg begrüßte Gäste ausEngland, den Niederlanden und Deutsch-land und erfreute sie mit einem buntenProgramm, unter anderem mit einem Kon-zert des Seemanns Chores Oldenburg . DerErlös in Höhe von 700 Euro kam dem WEIS-SEN RING zugute.■ 3 Tage, 9 Bühnen, 50 Livebands und 2000Oldtimer-Fahrzeuge: Das erwartete dieBesucher des Festivals Golden Oldies inWettenberg. Auch die 23. Auflage bescherteeinen riesigen Besucheransturm – und2500 Euro für den WEISSEN RING, der ge -meinsam mit dem Lions Club Gießen-Wil-helm Conrad Röntgen an einem Info-Standüber die Hilfe für Kriminalitätsopfer infor-mierte und Lose für eine Tombola mitattraktiven Gewinnen verkaufte. Club-Prä-sident Ralf Olschewski und Außenstellen-leiterin Karin Skib freuten sich über denErfolg der gemeinsamen Aktion. ■

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Mit einer kostenlosen Plakataktion in ihren Linienbussen unterstützte die Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH (HCR) die Arbeit des WEISSEN RINGS. Da die Busse die Bereiche derAußenstellen Herne und Recklinghausen durchfahren, wurden auf den Plakaten die Kontakt-daten beider Außenstellen aufgedruckt. „Wir freuen uns, dass die HCR unsere Arbeit mit denAushängen unter ihren Fahrgästen bekannt macht“, lobte Außenstellenleiterin Brigitte Grüningdas Engagement des Herner Unternehmens, im Foto präsentiert von Busfahrer Thomas Krax.

WERBUNG IM BUS FÜR DIE OPFERHELFER

Rund 20.000 Biatholon-Fans besuchten den 8. Odlo City-Biathlon Ende August in Püttlingen –selbstredend war der WEISSE RING mit einem Info-Stand vertreten. Landesjugendbeauftrag-ter Matthias Heinrich und Christina Carl, Mitarbeiterin der Außenstelle Merzig-Wadern, freu-ten sich über prominenten Besuch am Stand: Neben Sportlerin Andrea Henkel, die einen Sta-pel Autogrammkarten übergab, zeigte auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer(M.) Flagge für die Opfer von Kriminalität.

MINISTERPRÄSIDENTIN ZU GAST AM STAND

inen Ring aus 50 Euro-Scheinen im Wertvon 1050 Euro überreichte Kreis bäude-

rin Rosi Kraus an Monika Vieth, Leiterin derAußenstelle Forchheim. Es war der Inhalteines Spendenkorbs, den die Landfrauenunter Mitgliedern und Gästen hatten krei-sen lassen. ■

Landfrauen spendeneinen Ring aus Geld

Erfolg für Opferbeim Sportevent

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in Erfolg war der 21. Internationale OMVHalbmarathon in Altötting nicht nur

für die Läufer, sondern auch für den WEIS-SEN RING und damit für die Opfer von Kri-minalität. Auch Läufer und Läuferinnennahmen sich die Zeit, zum Info-Stand zukommen. Unter ihnen auch Irina Mikitenko(l.), Halterin des deutschen Marathon re-kords und Teilnehmerin an den Olympi-schen Spielen in London. Außenstellen leite-rin Barbara Köberle-Jändl freute sich überdas Gespräch mit ihr.

Fünf neue Mitglieder gewannen dieEhrenamtlichen während der Veran stal-tung und außerdem übergab OrganisatorGünther Vogl eine private Spende zuguns-ten der Opfer. Versteht sich, dass sich dieEhrenamtlichen schon jetzt auf den Halb-marathon 2013 freuen. ■

s ist immer wieder erstaunlich, mit wel-cher Einsatzbereitschaft und Krea tivität

Menschen im ganzen Land dafür sorgen,dass Kriminalitätsopfern Hilfe zu Teil wer-den kann. Einige wenige Beispiele präsen-tieren wir hier: ■ Bekannte Musiker aus der Region gestal-teten im Gewölbekeller des Essighofes inHolzminden ein Benefiz konzert zu Guns-ten des WEISSEN RINGS. Gespielt wurdenSongs und Hits von Hannes Wader, AchimReichel, Bob Dylan, den Beatles, BruceSpringsteen und U2 und ebenso Eigenkom- posi tionen der Künstler. Unser Foto zeigtstehend v. l. Friedel Eckebrecht, WernerFriedrich, Konny Buthmann, Peter Wruck,Timo Illig, Klaus Ostermann, Hans PeterSawatzki, Markus Weber, unten v. l. UweKanitz und Karlheinz Fey. WR-Außenstellen-leiter Friedrich und sein MitarbeiterSawatzki freuten sich über den Erlös von900 Euro.■ Es klingt nach Wikinger-Schlacht gesäng-en mit E-Gitarre, wenn „Wolf chant“ seineHeiden-Metal-Rhythmen anstimmt. Beiseinem ironischen Rollenspiel geht es inerster Linie um die Show, die beim Publi-kum in Kolmberg bestens ankommt. DerMosh-Club Kolmberg hatte zu seinem

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23. Geburtstag zum ersten Mal auf dieOpen-Air-Bühne geladen und großen Zu -spruch gefunden. Der Gewinn aus der Ge -burtstagsfeier ging an den WEISSEN RING,dessen Arbeit der Club schon früher unter-stützt hat. Aus diesem Konzert flossen1800 Euro zuguns ten von Opfern rechterGewalt an den Verein.■ Am Weltfriedenstag taten sich sechsCottbuser und ein polnischer Kampf sport-verein mit dem Stadtsportbund Cottbus inder Lausitzarena für eine Benefizaktionzusammen, zugunsten der Opfer vonGewalt. Es gab ein buntes Programm, beidem sich alle mit ihrem Sport präsentierenkonnten. An Spenden für die Arbeit desWEISSEN RINGS kamen 850 Euro zusam-men.■ Die Absolventen des Masterstudien- gangs „Öffentliche Verwaltung – Polizeima-nagement“ 2010/2012 der DeutschenHochschule der Polizei in Münster-Hiltrupübergaben im Rah men ihrer feierlichenVerabschiedung einen Spendenscheck über1111 Euro an den WEISSEN RING. ■ Einen Charity-Workshop zu Gunsten desWEISSEN RINGS bot die Academy Sport-schule in Hamburg Eilbek (www.academy-hamburg.com) im Oktober für Mädchenund Frauen zwischen 16 und 60 an. Die Teil-nah megebühren von 15 Euro pro Persongingen komplett an den WEISSEN RING, derschließlich 795 Euro aus der gelungenenVeranstaltung erhielt. ■

Kreative Ideen und Veranstaltungen fürden guten Zweck

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or prächtiger Kulisse in der KaiserpfalzGoslar und 330 geladenen Gästen

wurde die Goslarer Zivilcourage-Kam pag ne,an der der WEISSE RING beteiligt ist, als einervon „365 Orten im Land der Ideen“ ausge-zeichnet. Zu dieser vor zwei Jahren gestar-teten und ungeheuer erfolgreichen Kampa-gne gehören Zeitungsanzeigen, Vi deo clips,Postkar ten und eine Plakatserie, fotografiertvon Heike Göttert, sowie die Internet seitewww.zivilcourage-goslar.de. Über 60 Per-sönlichkeiten aus Goslar und der ganzenRepublik haben sich für diese Kampagne zurVerfügung gestellt – von Bundes präsidentJoachim Gauck bis zum SPD-Bundesvorsit-zenden Sig mar Gabriel, vom niedersächsi-schen Ministerpräsidenten David McAllisterbis zu den WR-Botschaftern Regina Halmichund Marek Erhardt.

Der Schauspieler Marek Erhardt führtedie Gäste durch die Festveranstaltung undbezog das Publikum in das Geschehen aufder Bühne ein. Wie Festredner SigmarGabriel und die weiteren Redner forderte erdie Gäste auf, im Ernstfall genau hinzu-schauen und sich einzumischen. Sein per-sönliches Motto, das er auch für seinKampag nenplakat gewählt hat, heißt: „DenOpfern eine Hand“. Die Trophäe überreich-te Monika Spiel mann, Regionaldirektorinder Deut schen Bank Niedersachsen. Ge -

Goslarer KampagneZivilcourage ausgezeichnet

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mein sam mit der Standortinitiative„Deutschland – Land der Ideen“ richtet dieDeutsche Bank den Wett bewerb „365 Orteim Land der Ideen“ seit 2006 alljährlichaus. Spielmann betonte: „Die Preisträger imLand der Ideen sind Menschen, die sich mitKraft und Leidenschaft für andere einset-zen.“ Die Kampagne wird getragen vonCine plex, der Goslarschen Zeitung, der Poli -zeiin spektion Goslar, dem WEISSEN RINGsowie der Fotografin Heike Göttert undihrem Fotostudio Photo geno. GünterKoschig, WR-Außen stellenleiter und Poli-zeibeamter in Goslar, sagte: „Wir möchtenunsere Erfahrungen an viele engagierteMenschen weitergeben und damit Mutzur Zivilcourage machen.“

An der Festveranstaltung wirkte dasPolizeiorchester Niedersachsen unter Lei-tung von Thomas Boger ebenso mit wieder jüngste Teilnehmer der Zivil cou rage-Kam pagne, der Sänger und BeatboxerCihan Karaca. Unter den Gästen warenviele Kampagnen-Teil neh mer, darunterauch Uwe Hück, Konzernbetriebsratsvorsit-zender bei Porsche und sehr aktiv in derVorbeu gung durch Sport in einem Brenn -punkt-Stadtteil von Pforz heim, der sichdank Hück und des Engagements der zahl-reichen ehren amt lichen Helfer im Sport-verein und großzügigen Unter stützernzum Vorzeige-Stadtteil entwickelt hat.Hück übernahm die Aufgabe, zwei jungeMänner mit dem Zivilcouragepreis der Poli-

zei Goslar zu ehren: Daniel Koch (22) ausBraun schweig und Jan-Philipp Endter (23)aus Clausthal-Zellerfeld hatten in EndtersHeimatstadt nachts ei nen Brand stiftergehindert, seine Tat auszuführen und ihn bis zum Eintreffen der Polizei festge-halten. ■

Florian Wildmann (Cineplex), Lau-dator Marek Erhardt, FotografinHeike Göttert, Thomas Brych undGünter Koschig (PolizeiinspektionGoslar und WEISSER RING) mitMonika Spielmann (DeutscheBank) und Corinna Pregla (Land derIdeen) nach der Preisübergabe (v. l.)

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Die größte Dankesur-kunde des WEISSENRINGS erhielt FotografinHeike Göttert für ihrEngagement

Cihan Karaca ist Sängerund Beatboxer und der jüngste Teilneh mer der Kampagne