Westfalenradweg R 1 von Höxter nach Enschede

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Kirchen, Klöster und Kanäle Dieter Hurcks Radeln für Genießer EineWoche per Fahrrad durch Westfalen

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Beschreibung einer Radtour von der Weser durch Westfalen und das Münsterland bis nach Holland

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Kirchen, Klösterund KanäleDieterHurcks

Radelnfür

Genießer

EineWocheper FahrraddurchWestfalen

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Radeln fürGenießerDiese Buchreihe istaus der Idee entstanden,die eigene Freudeam Fahrradfahren in herrli-chen Landschaften auch anderen zu vermit-teln. Ziel soll es sein, den Leser anzuregen,selbsteinmal die beschriebenen Straßen undWege unterdie Räderzu nehmen und einenUrlaubvölligandererArtzu erleben.Ich gehe davon aus, dass die meisten Leserschondesöfteren Fahrradgefahren sind, sichaber vielleicht noch nicht auf so langeStrecken getraut haben. Mehrere Tage ohneden Schutzeines HausesoderdesAutos,woman bei schlechtemWetter Zuflucht findenkann, zu verbringen, ist nicht jedermannsSache und schrecktviele potentielle Touren-radler ab. Aber ist es nichtgerade diese Un-gewissheit, die den Reizausmacht?

Ichwünsche Ihneneinen schönen Radelurlaub

DieterHurcks

ZurOrientierung1.Vom Deister insWeserbergland ........... 32. Ins Land derSchlösser und Dome ........ 83. Bergauf, bergabzumMöhnesee ......... 134. Naturpur: Bürener Land &Sauerland . 165. ÜberSoestund Hamm nachMünster 186. Stille Pättkes imMünsterland ............... 217.Windmühlen und Kanäle .....................258. Schwarzes und braunesGold ..............299. Daten zurTour/ Kartenmaterial ......... 31

BewertungderUnterkünfte: (+=mies; ++++=sehrgut; Preis: += niedrig; ++++=sehrhoch

AufderHomepagedesAutorsmitderInternet-Adressewww.radtouren.netgibtesjedeMengeLinkszuweiterenTourenundInfosrundumdasRadeln.

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„Kirchen, KlösterundKanäle“heißtdiesesBuch. DenndiegeschilderteRadtourführtzumeinendurchdasstrengkatholischeHerzWestfalensmitdenSynonymenMünsterundPaderborn, zumanderendurchdasnahezuflache EmslandmitseinenzahlreichenKanälen.WerkenntnichtdenSpruch „Schwarz,Mün-ster, Paderborn“. Beidessindheute lebendige,weltoffene undmoderneStädte, in denensichgutleben lässt. UnddasSchöne:SiesindrundumvoneinerNaturumgeben, die insbe-sondere unsRadfahrerjubilieren lässt.

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Die vorgesehene Elberadtour vonDresden in die Sächsische Schweizim August 2002 wurde von dergroßen Flut unmöglich gemacht. Dader Urlaub nun schon einmal ge-buchtwar, planten wir ad hoc eineRundfahrt von Niedersachsen nachNiedersachsen querdurchWestfaleninklusive einesZipfels derNiederlan-de. Eswarenabwechslungsreichesie-benTagemitvielen interessanten Be-gegnungen und Einblicken in die un-terschiedlichsten Landschaften.

1.Tag,Sonnabend, 24.8.93 km: Springe − Hameln − Bodenwerder −Holzminden − Höxter − Boffzen. Anreise perBahn (Großraum-Ticket Region Hannover) nachSpringeam Deister, ab Hameln aufdemWeser-radwegÜbernachtung bei Pension Weike, Stapelgasse6, 37691 Boffzen,Tel.: 05271 /59 77;www.boff-zen.de/weserblick.htm ; 24€p. P. im EZ/DZ.Ausstattung: ++++ Preis: ++

AmhochgelegenenBahnhofderDeisterstadtSpringebeginntdie über600KilometerlangeRadtour.

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NaturpurbegleitetdenRadfahreraufdemWegvomDeisterinsWeserbergland. Derguthergerichtete, meistasphaltierteWeserradwegistnichtzuletztdeshalbsobeliebt, weilmaninsbesondereaufdemoberen TeilstückbeimRadeln fast immeraufden Flussblickenkann.

Foto:WeserschiffbeiHameln.

VomDeister insWeserbergland

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Regionale Angebote der öffentlichen Verkehrs-betriebeermöglichen es nichtnur in derRegionHannoverGruppen, kostengünstigzu reisen. Sofuhr unsere fünfköpfige Gruppe zunächst perNahverkehrsticket für 2 Euro je Nase inklusiveFahrradvonBurgdorfüberHannovernachSprin-ge, der letzten Station des Verkehrsgebietes.Springe, 30.000 Einwohner, ist die GeburtsstadtHeinrich Göbels, des Erfinders der elektrischenGlühlampe. Die Stadt liegt an der sogenanntenDeisterpforte am Hang des Mittelgebirges. DieFahrt nach Hameln ging deshalb recht zügigvonstatten und führte durch eine leichtwelligeüberwiegend landwirtschaftlich genutze Land-schaft.Die Kornfelder sind bis auf ein paar Weizen-flächen abgeräumt. Ein Mähdrescher zieht un-beirrtseine Bahnen.Mais, Rüben und Raps sind

MitWasserkraftwirddieGier-fährebeiGrohndeüberdenStromgedrückt. RastmöglichkeitbeimFährhaus.KleinesBild: KernkraftwerkGrohnde;unten:SchlossKem-nadegrüßtkurzvorderMünch-hausen-StadtBodenwerdervomanderenWeserufer.

übrig geblieben und lassen den nahen Herbsterahnen. Doch der Tag ist sommerlich warm,der Fahrtwind kühlt das Gesicht und die Stim-mungderGruppe istbestens. Baldwird die Rat-tenfängerstadt Hameln erreicht und damit dieWeser. Wir fahren auf dem Weserradweg, dervonADFC-Mitgliedern mehrmals zum beliebte-sten Fernradweg Deutschlands erkorenwordenist, stromaufwärts.Aufdergutausgebauten Pistegehtesflottvoranentlangdesbei Hannoversch-Mündenaus FuldaundWerraentstehendendenStromes. InTündern locktein Biergartenzurver-dienten Frühstückspause. Ein Dampferziehtvor-bei, hin und wieder passieren einzelne Radlerund auch größereGruppen denOrt.DerWeserradweg istnahezu perfektausgebaut,bietet gastronomisch viele Verlockungen undebensolche Ausblicke, zum Beispiel das „Café

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SpringeamDeisterVon 884 bis 1974 Kreisstadt, heute zur RegionHannover gehörig. Springes Entstehung undWachstumhängenengmitseinerverkehrsgün-stigen Lage an der Deisterpforte zusammen.Hier ist die Grenze zwischen dem Flachlandund dem Bergland, in das die Deisterpfortehineinführt. Zudem liegtderOrtgenau in derMitte des Weges zwischen den wirtschaftli-chen Schwerpunkten Hannover und Hameln.Diese günstige Lage entfaltete jedoch erst mitdem "Chaussee-Ausbau" der heutigen Bun-desstraße 217 im 18. Jahrhundert und mit derFertigstellung der Eisenbahnlinie Hannover-Al-tenbeken imJahre 1872 ihrevolleWirksamkeit.Heutewohnen in der Kernstadt Springe etwa13.000 Einwohner.Info:www.springe-deister.de/

HamelnDie Stadtderweltbekannten Rattenfängersagehatrund60.000 Einwohnerund liegtca. 50kmsüdwestlich der niedersächsischen Landes-hauptstadt Hannover. Die wirtschaftlich undinsbesondere touristisch bedeutende StadtanderWeser bildet das Zentrum des reizvollenWeserberglandes, das sich zu beiden SeitenderWeservom Ursprung des Flusses in Han-noversch Münden (Zusammenfluss von FuldaundWerra) bis in den RaumMinden erstreckt.Besonders sehenswertsind die historischeAlt-stadt Hamelns mit zahlreichen Gebäuden derWeserrenaissance, die Rattenfängerspiele unddasMusical "Rats"vordem Hochzeitshaus.Die Eisenbahn Hannover-Altenbeken erreichte1872 Hameln. Neben der traditionellenMühlenindustrie entsteht 1889 die erste Tep-pichfabrik.ImZuge derGebietsreformwird Hameln 1973Teil des Landkreises Hameln-Pyrmont.Info:www.hameln.com/info/index.htm

Hameln: Rattenfängerhaus (links) und Hoch-zeitshaus. Quelle: www.hameln.de

Münchhausens BodenwerderBodenwerder hat rund 6500 Einwohner,gehörtzum Landkreis Holzminden und liegt ineinemder landschaftlich reizvollstenAbschnit-te des Oberweserberglandes. Auf einer We-serinsel (Werder)um1200gegründet,findetsiesich an markanterStelle,wo sich die bewalde-ten BergrückendesMittelgebirgesnocheinmaldem Fluss nähern, um kurz darauf endgültigzurückzutreten und den Blicknach Nordenaufdas sichweitende BettderWeserfreizugeben.Der Radweg R 99 begleitet den Strom vonHann. Münden bis nach Bremerhaven. Eineder schönstenWeserpromenaden lädt in Bo-denwerderzumVerweilen ein.Sehenswürdigkeiten: Historische Altstadt mitmittelalterlicher und Fachwerkbebauung;Münchhausen-Gutshof mit Münchhausen-und Heimatmuseum; Münchhausenbrunnen(Foto) und -Denkmale; romanische Klosterkir-che im Ortsteil Kemnade, Natur: RühlerSchweiz,Vogler, SollingDasälteste„LichterfestaufderWeser“mitdemgrößten Höhenfeuerwerk Norddeutschlandslockt alljährlich am zweitenAugustwochenen-deTausende in die Stadt, und am erstenWo-chenende im Septemberwird der Pflasterma-ler-Wettbewerb ausgetragen.Vielen Menschen ist der "Baron von Münch-hausen" als literarische Figur und als Filmheldgeläufig, diewenigsten kennen jedoch die hi-storische Person, Hieronymus Karl FriedrichFreiherr von Münchhausen, den Gutsbesitzerin seinerGeburtsstadt Bodenwerder. Derehe-malige Adelshof der Familie ist im wesentli-chen erhalten, das Herrenhaus dientheute alsRathaus. Hier und in der Brennerei des Gutesbefinden sich das Münchhausen- und dasStadtmuseum. In derüber 1000jährigen roma-nischen Klosterkirche von Bodenwerder-Kem-nade istMünchhausen beigesetzt.Info:www.bodenwerder.de

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Pause“ in Hehlen-Daspe, dessen Namen wirbeimWortnehmen.WirwechselneinpaarWor-temiteinerRadelgruppe bekennenderostfriesi-scher Bauern aus der Gegend von Aurich, diegerade ihre Tische räumt. In Bodenwerder be-staunen wir das Münchhausen-Denkmal, inRühle wischen wir uns den an diesem schwül-warmen Tag reichlich fließenden Schweiß vonderStirn, und in Holzmindengenießenwir in ei-nem Biergarten amWeserufer denAusblickaufden Fluss.Nun sind es bis zu unserem Ziel, Boffzen beiHöxter, nur noch wenige Kilometer. HinterLüchtrigen laden links des Flusses Kloster undSchlossCorveyzu einerBesichtigung, ehewir inHöxterdieWeserbrücke überqueren und direktamUferbisBoffzen radeln. DasQuartierliegtru-higamWeserufer−werdas richtigeZimmerer-wischt, kannvom Fensterausaufden Fluss blik-ken.

Tipp:GlasmuseumBoffzenIn einer 1900 erbauten Fabrikantenvillawird dieGeschichte der örtlichen Glasindustrie doku-mentiert. Obwohl der Ort auf eine 500jährigeGlasmachertradition zurückblicken kann, be-schränkt sich die Boffzener Ausstellung inErgänzung zu den benachbarten Glasmuseen

Ein BummeldurchBodenwerdersAltstadtundentlangderWeserpromenade lohntsich.Bildunten: GlaspumpevordemGlasmuseuminBoffzen. Quelle:www.boffzen.de

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aufdieDarstellungderletzten 150Jahre,dieZeitder Industrialisierung.In Boffzenwurdewährend dieserZeit überwie-gend Gebrauchs-und Haushaltsglas,auch für den ge-werblichen undindustriellen Be-darf, gefertigt. Ne-ben mundgebla-senem Glas bildetvorallem Pressglaseinen Schwer-punkt derAusstel-lung. Die Glasher-stellung wirddurch Geräte, For-men und Modelleaus Boffzener Be-trieben veranschaulicht. Die Besucher werdensich innerhalb der erstaunlich breiten Produkt-palette an vieles aus dem eigenen Alltag erin-nern.Info:www.boffzen.de.

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WeserstadtHolzminden:Die „StadtderDüfte“ nenntsich Holzminden,weil dort in zwei Unternehmen industriellDuftstoffe hergestellt werden. Ein Puppen-und Spielzeugmuseum, die vielen restaurier-ten FachwerkhäusernundderidyllischeMarkt-platz locken zum Besuch.Holzminden istdurch seine Lagean derDeut-schenMärchen- und Fachwerkstraßeprädesti-niertalsAusgangspunktfürAusflüge und Rad-wanderungen in dasOberwesertal.Die Kreisstadt hat mit den eingemeindetenSollingorten Neuhaus, Silberborn und Müh-lenberg rund 24.000 Einwohner. Ihr Name istabgeleitetvon derhier in dieWesermünden-den Holzminde, was Waldbach bedeutet.Holzmindenwurde um ca. 1200 (Stadtrechts-bestätigung 1245) durch die Grafen von Ever-stein neben deren Burgan derWesergegrün-det. Bis ins20.Jahrhundertwares imwesentli-chen eine Ackerbürgerstadt mit zahlreichenHandwerkern und einigem Handel.1831 wurde hier die älteste BaugewerkschuleDeutschlandsgegründet(heutedie Fachhoch-schuleHildesheim-Holzminden, FachbereicheArchitektur und Bauingenieurwesen). Infolgevon Reformen wurde die Stadt 1832 Sitz derVerwaltung des Kreises Holzminden. 1865 er-hieltHolzminden Bahnanschluß.Während einst die bodenständige Verarbei-tung von Holz und Sollingsandstein eine be-trächtliche Rolle spielte, sind es heute ver-schiedenartige Industrien. Schon 1874wurdedieGeruchs- undGeschmackstoff-FirmaHaar-mann & Reimergegründet, in derdas künstli-cheVanillinaromaerfundenwurde. Dazu kamin dergleichen Branche das Dragoco-Werk.In der Literatur istHolzminden bekanntdurchWilhelm Raabe (1831 bis 1910), der hier Kind-heitsjahre verlebte und dessen Erzählungenteilweise hierspielen.Auf der Bahnhofstraße befindet sich im Haus31 das Stadtmuseum, das Holzminden undseine Umgebung in seinerGeschichte, in derEigenart seiner Bevölkerung und in seinemGewerbelebenvorstellt.Info:www.holzminden.de

KreisstadtHöxterDie Kreisstadt Höxter mit ihrer historischenAltstadt, zwölf liebevoll gepflegten Dörfern imFlusstal derWeserund in den bewaldeten Hü-geln desWeserberglandes ist Zentrum einerbeliebten Fremdenverkehrsregion. ZumHöhe- und Kreuzungspunkt für den Fahrrad-touristen hatsich Höxter in den letzten 15Jah-ren durch die überregionalen Radwege R 1

(Niederlande-Münster-Höxter-Staßfurt), denWeserfernradweg R 99 von Hannoversch-Münden bis Bremerhavensowiedurcheingutausgebautes regionales Netz im Kreis Höxterund im Stadtgebietentwickelt.1970wurde durch den Zusammenschluß derKernstadt mit den umliegenden Ortschaftendes Amtes Höxter-Land und der GemeindeBruchhausen die Großgemeinde Höxter mitetwa35.000Einwohnerngeschaffen. Heute istHöxter als Kreisstadt des gleichnamigen Krei-sesundUniversitätsstandorteinwichtigesMit-telzentrum derOberweserregion.Die Entwicklung Höxters ist eng mit der Be-deutung des Westfälischen Hellweges ver-knüpft, einer Fernhandelsstraße, die dasRhein-Maas-Gebiet mit den Silbergruben inGoslar undMagdeburgverband.1115 wird erstmalig eine Brücke überliefert,dererstefesteWeserübergangüberhaupt.Aufdem dazugehörigen Markt wurden Fernhan-delswaren verkauft, die über den Hellweg indieStadtgelangten. Höxtersaufstrebende Ent-wicklung im frühen 12. Jahrhundert, die sichu.a. auch im Neubau der Kilianikirche um1100dokumentiert, gehtmiteiner letzten gei-stigen Blüte derReichsabtei Corveyeinher.In dieser altehrwürdigen, ehemaligen Bene-diktinerabteivon 822, gegründetvon den Kai-sern Karl demGroßen und Ludwigdem From-men, erwartet den Besucher Einmaliges undUnvergeßliches wie das berühmte karolingi-scheWestwerkderAbteikirche,derKreuzgangmitTriumphkreuz und Grabstätten der Mön-che, der Kaisersaal mit Porträts von 20 deut-schen Kaisern.Weitere Highlights: alljährliche Corveyer Mu-sikwochen,GrabstättedesDichters Hoffmannvon Fallersleben, Verfasser des Deutschland-liedes.Info:www.hoexter.de

HöxtersKüsterhausnebenSt. Kiliani

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2.Tag,Sonntag, 25.8.88 km: Höxter − Marienmünster − Nieheim −Horn-Bad Meinberg− Kreuzkrug− Schlangen −Bad Lippspringe− PaderbornRadweg R1 bis Externsteine, Römerradweg bisPaderbornhttp://www.paderborn.de/touristinfo/touristin-fo.htmQuartier: Meinwerk-Institut, Giersmauer 35,33098 Paderborn, Tel.: (0 52 51) 2 90 80, Fax.:(0 5251) 29 08 68, [email protected];www.meinwerk.de; EZ 25 €; DZ 20,90 €DU/WCauf Etage;Ausstattung: ++; Preis: ++

Tag2 stellteinigeAnforderungen an uns Radler.Wernichtvorherein bisschen geübthatte, dürf-te bei mancher der zahlreichen Steigungengehörig ins Schwitzen kommen oder gar seinRad vor Verzweiflung in den Graben werfen.ZumGlückgabes in unseremaufRadfahreraus-gerichteten, vorbildlich geführten Quartier einkräftigendes Frühstückundzudem reichlichVer-pflegungmitaufdenWeg.Ab Höxter, daswir nach einer Kurzbesichtigungder Altstadt mit ihren vielen schmuckenFachwerkhäusern gen Westen verlassen, steigtderWeg kontinuierlich. Über Lütmarsen errei-chenwiraufdemwestfälischen FernradwegR1das „Golddorf“ Ovenhausen. Dieses Dorf warSieger im Bundeswettbewerb „Unser Dorf sollschönerwerden“.DerperfekteRadwegführtdurchWaldund Feld.Ein umgestürzter Baum versperrt uns denWeg.Viele durch das nächtlicheGewitterabgerisseneZweige fordern unsere höchste Aufmerksam-keit. NacheinigenAnstiegenöffnetsichderBlicküber dieweite Hochfläche und zu den Bergzü-gen desTeutoburgerWaldes. Die Beschilderungisthervorragend.

Das Barockschloss Vinsebeck (o.u.u.) bei Stein-heimwarfrüherSitzderHerrenvon Lippe.

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Ins LandderSchlösserundDome

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DieBurginBagLippspringestehtdirektnebenderLippequelle.

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MarienmünsterMarienmünster isteinederkleinsten Städte imBundesland Nordrhein-Westfalen, und dasmacht sie so sympatisch. Der größte Ort imStadtgebiet hat weniger als 1600 Einwohnerund der kleinstegerademal 60.Nichtweitvom Zentrum liegt die AbteikircheMarienmünster, einefrühere Benediktinerabteiaus demJahre 1128 mitprächtigen Barockaltä-ren, reich geschnitztem Chorgestühl und derberühmtenJohann-Patroklus-MöllerOrgel.Info:www.marienmuenster.de

KäsestadtNieheimSehenswert in der ehemaligen Ackerbürger-stadt mit über 750-jähriger Stadtgeschichte istder historischeOrtskern mitdem ansprechen-den Ensemble aus Pfarrkirche (Ende 13. Jh.),Rathaus im Stil der Weserrenaissance (1610),Ratskrug(1712) undden „Kümpen“, mächtigenrunden Stadtbrunnen.SeiteinigenJahren beschreitetdie liebenswer-te, 7.600 Einwohnerzählende Stadt neueWe-ge, um durch ganzheitlichen Tourismus dieStadtentwicklung voranzutreiben.Käse, Holzund KunstkristallisiertensichalsdieNieheimerKernkompetenzen heraus. Zu dem in jährli-chem Wechsel jeweils am 1. Septemberwo-chenende stattfindenden Deutschen Käse-marktund den NieheimerHolztagen strömtenbisherjeweils mehrere 10.000 Besucher in diemittelalterlicheKleinstadtmitdemunverwech-selbarenAmbiente.Rund 80 Käseproduzenten und Winzer ausDeutschland und dem europäischen Auslandpräsentierten etwa imJahre 2002 ihre Produk-te. DerMarkt istvor allem für jene eine Platt-form, die dieses Naturprodukt noch in hand-werklicher Fertigungherstellen.Der traditionsreiche Nieheimer Käse ist klein,rund, schmeckt angenehmwürzig und hat ei-ne lange Tradition in Nieheim. Bereits Anfang

des 19. Jahrhundertswurde der „Original Nie-heimer Käse“ in vielen Haushalten hergestellt.Die Käserei Pott, ein kleiner Familienbetrieb,produziert noch heute wöchentlich etwa 700Kilogramm des kleinen Sauermilchkäses. Ver-triebenwird er in derRegion und in Delikates-sengeschäften in ganzDeutschland.www.nieheim.de

Bad LippspringeAm Südrand desTeutoburgerWaldes und desEggegebirges gelegen, grenzt Bad Lippspringedirekt an die trockene Heidelandschaft derSennemitihrensandigen Böden. DasQuellge-bietderLippegabderStadt ihren Namen. Un-mittelbaran der Burgruine „springtdie Lippe“,nimmt ihren Lauf und mündet 255 Kilometerweiterinden Rhein. „Odinsauge“wirddertief-blaue Quellteich im Volksmund genannt. DieSagewillwissen, dassderallmächtigegermani-sche Göttervater Odin sein Auge herausrissund in die trockene Sennelandschaftwarf, umsie so mit Feuchtigkeit und blühendem Lebenzu segnen. Dass zum Quellwasser der Lippenoch Heilwasser hinzukommen würde, konn-tendiealtenGermanensicherlich nichtahnen.Dievermutlich zuAnfangdes 14. Jahrhundertserbaute Burgwurde 1312 urkundlich zum er-stenMal erwähnt. BesitzerderBurgwarbisAn-fang des 19. Jahrhunderts das PaderbornerDomkapitel. Im Laufe derJahrhunderte istdie

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Burgmehrfach zerstörtworden. Heute dienender Burginnenhof und Burgvorplatz als Rah-men für vielfältige kulturelle Veranstaltungen.Auch der Burgkellerwird im Rahmen zahlrei-cherVeranstaltungen genutzt.

Hiersprudeltdie Liborius-Quelle.Von der Natur reich bedacht, sprudeln in BadLippspringe gleich drei mineralhaltigeQuellenaus dem Boden hervor. Ihrewertvollen Inhalt-stoffe (fluoridhaltiges Calcium-Sulfat-Hydro-gencarbonat-Wasser) lindern und heilen insbe-sondere Magen- und Darmerkrankungen undwirken entzündungshemmend auf dieSchleimhäute.WährenddieArminiusquelle (20,5GradC)unddie Liboriusquelle (15,9 Grad C) ausschließlichfürTrinkkuren genutztwerden, lassen sich mitdem wohligen 27,8 Grad C temperiertenQuellwasser derMartinusquelle hervorragenddieverschiedenen Bewegungsbäderund sogardie Schwimmbäderspeisen.DasSenne-Informationszentrumzeigtdem Be-sucher, welche geheimnisvollen Zusammen-hängeund ÜberraschungendieNaturaufdemnahenTruppenübungsplatzbereithält.Info:www.bad-lippspringe.de

PaderbornPaderborn hat fast 140.000 Einwohner undliegt am Übergang zwischen dem Norddeut-schenTiefland unddendeutschenMittelgebir-gen. Eine Vielzahl von Bächen sammelt dasWasser am Fuß der Paderborner Hochflächeund leitetes indie FlüssePaderund Lippe. Un-terhalb des mächtigen Domes liegt das idylli-sche Paderquellgebiet.Paderborn ist reich an Sehenswürdigkeiten.Al-lein in der Innenstadtsind über20 historischeGebäudezufinden. Ihren Rundgangdurchdasalte Paderborn sollten Sie dort beginnen, wodie Geschichte der Stadt ihren Ursprung hat:

an derkarolingischen Kaiserpfalzgleich nebendemDom.AndiesemOrthieltKarl derGroße777 die erste fränkische Reichsversammlungauf sächsischem Boden ab. Im Untergeschossbefindet sich das Museum in der Kaiserpfalz,das Grabungsfunde aus der Geschichte derStadtPaderborn und derUmgebungzeigt.Der imposante Dom ist im wesentlichen einWerk des 13. Jahrhunderts. Er präsentiert sichals dreischiffige Hallenkirche mit zwei Quer-häusern und mächtigem romanischen Turm.An- und Umbauten in spätererZeit, vor allemdie Barockisierung im 17. Jahrhundert, habenden Gesamteindruck des Domes nicht ent-scheidend verändert. Der gewaltigeWestturmaus dem 11. Jahrhundert ist92Meter hoch. Inder Krypta - mit 32Metern Länge eine dergrößten in Deutschland -werden dieGebeinedes Heiligen Liborius, des Patrons der Stadtund des Bistums, aufbewahrt. Von der Kryptaausgelangtman in die Bischofsgruft. Eines derWahrzeichen Paderborns, das berühmte Drei-Hasen-Fensterausdem 16.Jahrhundert, befin-detsich im KreuzgangdesDomes("DerHasenund der Löffel drei, und doch hat jeder Hasezwei").DasPaderbornerRathausmitseinerprächtigendreigiebligen Fassade entstand 1613 bis 1620undgiltals Paradebeispiel derWeserrenaissan-ce. Im ersten Obergeschoss befindet sich dergroße Ratssaal,Arbeitssitzdes Stadtparlamentsund Stätte offizieller Empfänge und Feierlich-keiten, im Erdgeschoss das Standesamt. DerRatskeller im Untergeschoss istRestaurantundbeliebter Treffpunkt für Bürger und Gäste derStadt.Info:www.paderborn.de

Im „Heinz NixdorfMuseumsForum“ gibt esfundierte Einblicke in die Welt der Informati-onstechnik. Info:www.hnf.de

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40 km sind absolviert und wir erreichen Vinse-beck mit seinem faszinierendenWasserschloss.Ein Brautpaar nutzt den architektonischen Reizfür die Erinnerungen an hoffentlich unvergessli-che Augenblicke. Nach der Pause im örtlichenBiergarten beginnt der Kampf gegen den inne-ren Schweinehund. Einige mächtige Anstiegehinter Leopoldstal wollen unsere Kondition te-sten. Doch gut trainiert, kommen wir recht gutvoran. An der Silbermühle wundern wir uns,warum eine Gruppe von nicht des Deutschenmächtigen Menschen kanisterweise dasWasseraus einer Quelle abzapfen und auf einem An-hängerverstauen.Nochmal geht es steil bergauf, und bald erblik-kenwir ein von Sagen und vielfältigen Deutun-gen umranktes Naturdenkmal erster Güte: dieExternsteine. Klar, dass an diesem Sonntag hierein reger Touristenrummel herrscht. NatürlichkletternfastalleunsererGruppetrotzder54km,die in den Beinen zu spüren sind, auf diese bi-zarren Felsen, wie wir sie ähnlich auch in dersächsischen Schweiz erlebt hätten. Eintritt: 1,50Euro.Danach liegt auf der nun zu folgenden Römer-route, die von Xanten nach Detmold führt, der446 m hohe Barnacken vor uns, der nur durchhartnäckigesund langesSchiebenzu bewältigenist. Die anschließende Abfahrt unter demkühlen Dach der Bäume führt über eine Schot- terpiste zum „fürstlichen Forsthaus“ Kreuzkrug,

das als Tor zur Senne gilt. http://www.roemer-route.de/Nun geht es zügig bergab über Schlangen ent-lang der alten Bundesstraße 1 nach Bad Lipp-springe. Der Kurparkmitder Lippequelle ist un-serZiel. Klar, dasswirauch das „Heilwasser“ ei-nigerQuellen probieren, es schmecktzwischenscheußlich und gut, soll aber in jedem Falle derGesundheit dienlich sein. Deshalb füllen einigedieTrinkflaschendamitauf. Soerreichenwiroh-neDurstzu leidendiekatholischeHochburgPa-derborn mit ihrem mächtigen romanischenDom und den Paderquellen, in derGeschichteund Moderne inzwischen eine gelungene Sym-biose eingegangen sind. Vorher besuchen wirnoch das Landesgartenschaugelände amSchlossNeuhaus, radelndurchdie PaderauemitdemkünstlichangelegtenSee,vorbeiamHeinz-Nixdorf-Forum, einem interessanten Computer-museum, und erreichen über den Grüngürteldas Paderquellgebiet. Ein abendlicher Stadt-bummel beweist allen, die Paderborn nichtkannten, dass es sich lohnt, hierauch mal mehrals nureinenTagzuverbringen.Unser Quartier in einem ordentlich geführtenkatholischenWeiterbildungsinstitut liegt zentralnahe des die Stadt umgebenden Walls. GutesPreisleistungsverhältnis.

Steile Stufen zu einer schönen Rundumsicht:diebizarrenSteilfelsenderExternsteine.

Das ehemalige Forsthaus Kreuzkrugbeherbergtheute eineRestaurantgaststättemitBiergarten.

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Die ExternsteineDreizehn Sandsteinfelsen ragen teilweise biszu 40Meter hoch in den Himmel: die Extern-steine. Einige von ihnen können bestiegenwerden und belohnen mit einer hervorragen-denAussicht.An den Felsen befinden sich mitdem Kreuzabnahmerelief, der Höhenkammeroder dem Felsengrab verschiedene Spurenmenschlicher Bearbeitung.Sie haben zu unterschiedlichen Deutungenüberdie Externsteine beigetragen. Umdie Fel-sen herum wurde ein attraktives Naturschutz-gebietangelegt,daszuerholsamenWanderun-gen in mythenreicher Landschafteinlädt.Quelle: www.horn-bad-meinberg.de/attraktio-nen/externsteine.htmlNach neuesten Erkenntnissen sollen die Ex-ternsteine eine vorchristliche Kultstätte mit ei-nemAltervon mehreren 100.000 Jahren sein.Nachdem sie germanisches Heiligtum waren,wurden sie imMittelalterzumWallfahrtsort. Ei-ner Inschrift nachwurde die Grotte imwestli-chen Felsen Anfang des 12. Jh. als christlicheKapellevom Bischofvon Paderborn geweiht.Kunsthistorisch bedeutsam ist die links vomEingang in den Felsen eingehauen Reliefdar-stellung, wobei es sich um Deutschlands äl-testes erhaltenes Steinbild handeln soll. Das

Reliefsoll dieKreuzabnahmedarstellen,esgibtaber auch dieMeinung eswürde sich um einEinweihungsbild derTempler handeln.Seit der NewAge-Bewegung und dem Esote-rik-Boom trifft sich auch heute wieder einebunte Mischung aus Esoteriker, Hexen,Druiden, keltischen Glaubensgemeinschaften,aber auch Neofaschisten bei den Externstei-nen, um die Sonnenwende zu feiern. Geradehierwird gefeiert, da die Externsteine angeb-lich eine germanisch-naturreligiöse Stern-Son-nenwarte und ein Kult-Kraftplatz sein sollen.Germanischen Götter, wie Wotan und Freyawerdenverehrt.Die Präsenzgerade der nationalsozialistischenGruppen lässtdiese Feier in einem schlechtenLichterscheinen. Darüber, dassder Inhaltneu-heidnischer Lehren oft auf völkisch-rassisti-schen Ideologien der Jahrhundertwende undden Nationalsozialismus zurückgeht, müssensich auch Anhänger, die kein rechtes Gedan-kengutverbreitenwollen, bewusstsein.Quelle:www.paranormal.de/erde/extern.htmlWeitere interessante Informationen finden Sie,wenn Sie z.B. in einer Suchmaschine wiewww.google.de das Suchwort „Externsteine“eingeben. Auch zu den anderen in diesemBuch genannten Orten finden Sie leicht überSuchmaschinenweitere Informationen.

Einst christliche Kultstätte − heute markanterTreffpunkt in einerbeliebtenAusflugsregion

Vieldeutig:dasKreuzabnahmerelief

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3.Tag,Montag, 26.8.83 km: Büren − Rüthen − Belecke− KörbeckeKaiserradwegbiszurMöhnetalsperreQuartier: Koslowski, Meisenstr. 4 in Körbecke,02924-7350; 20 Euro pro PersonAusstattung: ++++; Preis: ++DerMorgen beginntmit einemAnstieg aufdiePaderbornerHochfläche. DiesmalfolgenwirderKaiserroute, die Aachen mit Paderborn verbin-det, überWewer, Borchen undAlfen nach Nie-derntudorf. DasGelände iststarkwellig und er-fordertordentliche Beinarbeit. Ein paar Kilome-ter weiter lockt die im 12. Jahrhundert alsHöhenburg über der Alme errichtete Wewels-burg zu einer Besichtigung. Die Nazis wolltendie Burg einst zum Zentrum eines städtebauli-chen Konzeptesmachen. Heuteverbringen hierJugendliche Ferien oder Bildungsfreizeiten.Auch das Kreisheimatmuseum des Kreises Pa-derborn isthier untergebracht.InAhden, einem Dorfdes Bürener Landes, lädtein Bäcker zur Pause mit Kaffee und Kirschku-chen ein. Gutso, eine Kräftigungwarauch drin-gend nötig, denn nach einigen Kilometern ent-lang des idyllischen Flüsschens Alme und demBesuch der ehemaligen Kreisstadt Büren mitdem imposanten Schloss steht uns einweiterer

Paderborn hat eine Menge zu bieten, z.B. dieprächtigen Fachwerkhäuser an der Pader oderdasAdam-und-Eva-Haus (links). Rechts:AufderKaiserroutegehtesweiterRichtungSauerland.

DieWewelsburgimgleichnamigenBürenerOrtsteil istheuteMuseumdesLandkreisesPa-derborn undJugendherberge.

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Bergauf, bergabzumMöhnesee

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heftiger Anstieg bevor. Unterwegs halten wirbeim ehemaligen, Mitte des 13. Jahrhundertsgegründeten Zisterzienserinnenkloster Holthau-sen. KeinMensch hatteeineAhnung, dassdieseGegend so viel Kultur zu bieten hat. Ab demDorf Siddinghausen geht es hinauf auf denKamm desArnsbergerWaldes, wowir erst ein-mal eineVerschnaufpausebenötigen. Doch nunkönnenwirunsaufeine rasanteAbfahrtentlangderMöhnevorbei an Rüthen nach Beleckefreu-en.Auf einer wunderbaren Piste radeln wir meistvon Bäumen beschattet Richtung Möhnesee,dem zweitgrößten Stausee des Sauerlandes.Über eine der ältesten Steinbrücken Deutsch-lands erreichen wir das Südufer und wechselnbei Körbecke wieder auf das Nordufer, um zuunserem perfekteingerichteten Privatquartierzugelangen.Der kleine Rundgang am Abend führt unszunächstzum nach unserem Geschmack reich-lich teuren Italiener „Venezia“ in derOrtsmitte,anschließendzudenamUfergelegenenSeeter-rassen, dessen gesprächiger Wirt Franz-JosefHerbst uns freundlich bedient, obwohl eigent-lich schon geschlossen ist. So erfahren wir auserster Hand, dass der Möhnesee seine großeZeit als Touristenmagnet in den 50er bis 70er

Jahren hatte und man heute lieber den ruhesu-chenden Urlauber zu Gast hat. Mit dem Touri-stentrubel verzichten die meisten anscheinendgerne auf ein paar zusätzliche Einnahmen. DerCampingplatz ist allerdings gut besucht, undauch die Wassersportschule Herbst scheint zuflorieren. DerMöhnesee mit seinen von vielenweißen Segeln gesetzten Tupfern ist ein Ge-heimtipp füralle, die Entspannungsuchen.

KleineDörferbegleitendenRadwegdurchswaldreiche undbergigeBürenerLand. NierlaufenAlmeradwegundKaiser-Routeparallel.

14DasZisterzienserinnenklosterHolthausen.

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aus Holz erbaut hatten. Diese Burg stand bisins 18. Jahrhundert. Nach dem 2. Weltkriegwurde dort das Mauritiusgymnasium mit ei-nem Jungeninternat von den Jesuiten einge-richtet. Das Gymnasium ist damit Namensträ-ger des letzten Edelherren Moritz (lateinischMauritius) von Büren. In den 70er Jahrenübernahm eine Stiftungdie LeitungderSchu-le.Quelle:www.bueren.de

Baudenkmal Wewelsburg: keine Burg ohneVerlies

BeleckeAls „Juwel des Sauerlandes“ bezeichnen diewestfälischen Denkmalschützer die BeleckerAltstadt. Nach demverheerenden Stadtbrandvon 1805wurde dervernichteteTeil Beleckesnach Anweisung der damaligen hessischenRegierung mit breiten Straßen angelegt, diesich rechtwinklig kreuzen. Die schmuckenFachwerkhäusersind einheitlich mitderQuer-deele zum Hof und mit der Giebelseite zurStraße hin gebaut worden. Heute steht einGroßteil der schmucken und liebevoll restau-rierten Fachwerkbauten unterDenkmalschutz.Schon 938 wurde eine Burg Belecke „Castel-lum Baduliki“von drei namhaftenGeschichts-schreibern genannt: der Nonne RoswithavonGandersheim, dem Mönch Widukind vonCorvey und dem Erzbischof Adalbert vonMagdeburg. Die Gründung der Stadt Beleckemit60Hausstättenerfolgte inder2. Hälftedes13.Jahrhundertsaufdem „Propsteiberge“, derzum Besitzdes Klosters gehörte.Beim letztengroßen Stadtbrand imJahre 1805brannten58Häuser(2/3derStadt)ab. Bisweitin dasvorigeJahrhundertwar Belecke einAk-kerbürgerstädtchen geblieben mit einem ge-ringen Anteil an Handwerk und Handel, ob-wohl esMitglied derHansewar.Mitdem Baufester Straßen und der Eisenbahnlinien warBelecke zu einem wichtigen Verkehrsknoten-punktgeworden. Seit 1975 istBeleckeOrtsteilderStadtWarstein.Quelle:www.belecke.de

DieWewelsburgWewelsburg, ein Ortsteil von Büren, wird vonder gleichnamigen mächtigen Burg überragt.Die Geschichte derWewelsburg reicht bis indas Jahr 1123 zurück. Das gleichnamige Dorfentstand im 14. Jahrhundert im Schatten derBurg. Im Dritten Reich war die WewelsburgKultstätte der SS, in Niederhagen war ein KZeingerichtet. Heute ist die Wewelsburg dasWahrzeichen des Kreises Paderborn undStandortdesHistorischenMuseumsdesHoch-stiftes Paderborn.

Büren undCo.Bei Büren, wo Alme und Afte zusammen-fließen, beginnt das Sauerland. Die über 800Jahre alte Stadt mit heute 23.000 Einwohnernist eine Gründung der Edelherren von Büren,dieunweiteinesSchnittpunkteswichtigerHan-del- und Heerstraßen um 1150 eine Burg er-richteten. Dieser Burg lagerten die Edelherrendurch Umsiedlung aus dem nahen Umfeld(z.B. aus dem Dorf Büren, erstmals 1015 ur-kundlich erwähnt) eine städtische Siedlungvor, die mitZustimmung des Paderborner Bi-schofs 1195 mitStadtrechten ausgestattetwur-de. Von 1816 bis 1974 war Büren Sitz desgleichnamigen Kreises.

Das Jesuitenkolleg (Foto) steht dort, wo um1150 die Edelherrenvon Büren ihre erste Burg

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Naturpur im Bürener Landund imSauerland

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MöhneseeDie Gemeinde Möhnesee zählt rund 10.700Einwohner, ist 1969 aus dem Amt Körbeckeentstanden, liegt im Süden des Kreises Soestund stelltdieVerbindungüberdenArnsbergerWald zum Sauerland dar. Die einzelnen Orts-teile wurden nicht nur durch die Zuordnungzum HerzogtumWestfalen und KurfürstentumKöln geschichtlich miteinander verbunden,sondern später auch zum Kirchspiel und AmtKörbecke zusammengefasst. Fastalle Ortsteilesind ca. 1.000Jahre alt.Das Gebiet der Gemeinde wird durch denMöhnesee geprägt, der sich von Ost nachWest mitten durch die Gemeinde erstreckt.Der Möhnesee wurde 1913 fertiggestellt undistmitseinen135Mio.cbmStauinhalteinerdergrößten Seen Nordrhein-Westfalens.DerzentraleOrtamSeeund in derGemeindeist Körbecke. Hier stand bis zur kriegsbeding-tenZerstörung imJahre 1945 diegrößteStein-brücke Europas. Diese Brücke ist in den 60erJahren durch eine Fußgängerbrücke ersetztworden. Die Pfarrkirche in diesem Ortsteil istzu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden.Nur der Turm stammt aus der ersten christli-chenZeit.ImWesten liegt derOrtsteil Günne. HierwirdderMöhneseedurcheinegewaltigeSperrmau-er, die 40 m hoch und 650 m lang ist, abge-schlossen. Im II.WeltkriegwurdedieStauanla-ge zerstört. Sie konnte jedoch noch im Jahre1943wieder hergestelltwerden.Für alle, die ein paar Tage bleiben, empfiehltsich die Internetseite www.moehnesee.de/radfahren.htm. Hier werden fünf Radtourenrund um den See beschrieben.Quelle:www.moehnesee.de

HansestadtSoestSoest hat 50.000 Einwohner und liegt an derPeripherie des Ruhrgebietes und nahe an denErholungsgebietenMöhnesee und Sauerland.Die unverwechselbare Turmsilhouette vonSoestweistschonvonweitem denWeg in ei-ne tausendjährige Stadt mit einem innerenKern, dervon baumbestandenenWällen um-geben ist.ImmerneueAusblickeaufTürmeundToreder„jungen Stadt in alten Mauern“ und Einblickein lauschige Gässchen und hinter Grünsand-steinmauern in versteckte Gärten sind vondortbei einem Spaziergangmöglich.Zahlreiche historische SoesterGaststätten, dieüberdieStadtgrenzen hinausbekanntsind, la-den Sie ein zum gemütlichen Verweilen.SchließlichstehthierauchdasältesteGasthausWestfalens, das Pilgrim-Haus aus dem Jahr1304. Bekannt ist Soests Herbst-Highlight, dieAllerheiligenkirmes, die ihren besonderen Reizaus der malerischen Altstadtkulisse beziehtund Jahr für Jahr rund eine Million Besucheranlockt.Quelle:www.soest.de

HammHamm liegt an der Lippe, hat rund 190.000Einwohnerund bildetdasTorzumRuhrgebiet.Die Stadt besitztzwar keine spektakulären Se-henswürdigkeiten, aber immerhin sind hiermehr als 500 denkmalwürdige Objekte vor-handen. Einer der größten Hindu-Tempel Eu-ropas, die Hammer Wassertürme oder dieSchlösser im Umland könnten Ziele einerRadtoursein.Sehenswert: das Gustav-Lübcke-Museum mitseinen über hundertJahre alten Sammlungenund ständigen Ausstellungen „Kunst des 20.Jahrhunderts“ sowie der 1847 eröffnete Bahn-hof, heutewichtiger Eisenbahnknotenpunkt.

Das im neobarocken Stil erbaute Bahnhofsge-bäude, dessen denkmalgerechte Modernisie-rung bereits abgeschlossen ist, zählt zu denschönsten des Landes.Quelle:www.hamm.de

Eine derältesten Steinbrücken Deutschlands:dieKanzelbrücke imOrtsteilWamel.

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4.Tag,Dienstag, 27.8.98 km: Soest− Hamm−Drensteinfurt−Albers-loh −MünsterOThttp://www.muenster.de/tourismus/HausNiemann, HorstmarerLandweg126,48161Münster (Gievenbeck), Tel. 02 51/ 8 28 28; DZ70€=35€p.P.; 3er-Zimmer80€=26,70€p.P.Ausstattung: ++; Preis: +++++

Nach einem ausgezeichneten und reichhaltigenFrühstück in Körbecke fahren wir hinaus in dienebelverhangene Landschaft des Haarstrangs.Dieser Mittelgebirgszug liegt zwischen Möhne-see und der Domstadt Soest, so dass es gleichamfrühenMorgen bergaufgeht. Um so schnel-lerfindenwir uns bald im gut 10 km entferntenSoest wieder. Die kleine Stadtrundfahrt führtdurchenge,verwinkelteundoftmalerischeGas-sen mit vielen gut restaurierten, geranienge-schmückten Fachwerkhäusern. Die gotischeWiesenkirche − offiziell heißt sie Maria zurWiese−erinnertmitihrenzweiTürmenein biss-chen an den Kölner Dom, ist allerdings einigeNummern kleiner.Von der Teichsmühle hat man einen schönenBlickaufden Patrokli-Dom,dessenSpitze immernoch nebelumwabert ist − sehr zum Ärger desFotografen.

Zeit vergehe hier langsamer als andernorts.Verkehrsschilderhaben Patinaangesetzt. InWel-vergenießenwirdaszweite Frühstück.VorRhynern, dasvielen sicherlich durch dieAu-tobahnraststätte an derA 2 ein Begriff ist, ver-franzen wir uns im Raum Südtündern ein biss-chen, finden abermitHilfe freundlicherWestfa-len bald wieder den richtigen Weg. Nach derÜberquerungderAutobahnerreichenwirgegenMittagdasverkehrsreicheund lauteHamm.KeinWegweiserführt uns in die Stadtmitte. Dortan-gekommen, fragen wir nach den örtlichen Se-

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EinesderältestenFachwerkhäuserSoestsbeher-bergtdieGaststätte „ImWildenMann“.

Schmückt das über 400 Jahre alte Haus: DerWildeMann invollerPracht.

Tipp:Aufder Internetseitewww.allerheiligenkir-mes-soest.de findet man ausführliche Informa-tionen zurgrößten Kirmes Europas, der im No-vember statfindenden Allerheiligenkirmes, so-wie zur „heimlichen Hauptstadt Westfalens“und ihren Sehenswürdigkeiten.

AmBahnhofvorbei radelnwirnunohnedieHil-fe wegweisender Radwegeschilder auf kleinen,kaum befahrenen Straßen durch die SoesterBörde. Bisweilen bekommtman dasGefühl, die DieTeichsmühle−ein Idyllmitten inderStadt.

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Alte Verkehrsschilder zwischen Soest undHamm: In der Börde scheint die Uhren lang-samerzugehen.henswürdigkeiten. „Wennwirdie bloßman hät-ten“, seufzt die Kellnerin. Immerhin: Derschmucke Bahnhof kann sich durchaus sehenlassen.Ein gutes Stückverläuft der Radweggenau zwi-schen Lippe und Datteln-Hamm-Kanal. Bald er-reichen wir den Abzweig auf den in Nord-Süd-Richtungverlaufenden R40, der uns - zunächstdirekt neben derverkehrsreichen Hauptstraße -bisfastnachMünsterbegleitenwird. UnterwegsbitteteinalterFörderturm umeinen Fototermin.Er bekommtseinenWillen. Nach 70 km stattenwir in Drensteinfurt der Bäckerei Becker einenBesuch ab. Pflaumenkuchen mit Sahne liefertdie Energie fürdie letzten Kilometer.

Industrielandschaft: Zwischen Datteln-Hamm-Kanal und Lippe verläuft der Radweg, der unsaus Hamm heraus Richtung Drensteinfurt be-gleitet.

NunfolgenwirderfürdasMünsterland üblichennahezu perfekten Beschilderung.Wirwollen aufdem schnellsten Weg ins Zentrum, denn amAbend sind noch ein paar Stunden für eineMünster-Rundfahrtvorgesehen. Hinter Rinkero-de führt derWeg an einer Eisenbahnlinie ent-lang. In flotterFahrtgehtesanschließend nebenderverkehrsreichenHammerStraßezum Ludge-riplatz. Letzte PauseamAasee,woderKiosksei-ne Preise mit der Euroumstellungwie die mei-sten Gastronomiebetriebe großzügig „ange-passt“ hat.VomQuartier imOrtsteil GievenbeckfahrenwirdanndochperBus indieAltstadt,daunaufhörli-ches Donnern nichts Gutes verheißt. Doch esbleibt trocken. So bummeln wir durch das Stu-dentenviertel undbesuchenMünsters"guteStu-be", den Prinzipalmarkt mit der steil aufragen-den Lambertikirche,anderenTürmeneinstinei-sernen Käfigen dieWidertäuferaufgehängtwor-den sind.

Einigedereinstpreisgünstigen Kneipen im Kuh-viertel sind inzwischen unstudentisch teuer ge-worden und zu Touristenattraktionen mutiert.Nichtweitentfernt,findenwireinen Italienermitdem musikalischen Namen „Rigoletto“, der einakzeptables Preisleistungsverhältnis bietet. EinbisschenSchauen lohntalso,manmussnichtje-denWucherpreis akzeptieren.

Flaches Land, weiterHimmel: IndustriedenkmalnördlichvonHamm.

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StudentenstadtMünsterRund 60.000 Studenten prägen das StadtbildMünsters. Viele von ihnen fahren Rad. DieStadtbesitztdaherein hervorragendes Radwe-genetz und am Bahnhof das größte Fahrrad-parkhaus Deutschlands. Die durch die katholi-scheKirchegeprägteBischofsstadtliegtzudemmitten in einem Radelparadies: demMünster-land. Wasserschlösser wie Rüschhaus, Hüls-hoff,VischeringoderNordkirchen sind belieb-te Radlerziele. Die meistens sehr gut ausge-schilderten Radwege sind häufig naturnahe„Pättkes“ und führen durch idyllische Gegen-den.

MünstersAaseemitKunstobjekten.Münster hat rund 260.000 Einwohner und istgeprägt durch die zahlreichen Behörden wieRegierungspräsidium, Oberverwaltungsgerichtundvieleandere. So istMünsternichtnureineStudenten-, sondern auch eine Beamtenstadt,waszuganzunterschiedlichen Einkaufsszenari-en in Hinblick auf den Geldbeutel der Kund-schaftzählt−von sündhaftteueraufdem Prin-zipalmarktbiserschwinglich in den Studenten-vierteln. Die Gaststättendichte in dieser Stadt

liegtbundesweit in derSpitzengruppe.Der Baedeker weiß, dass das wirtschaftlicheZentrumdesMünsterlandeswegen seinervie-len Adelshöfe, Bürgerhäuser und Kirchen alsdas „niederdeutsche Rom“ bezeichnetwird.Gegründetworden istdas BistumMünsterge-gen Ende des 8. Jahrhunderts von Karl demGroßen, im 12. Jh. erhieltMünsterStadtrechteundtratim 13.Jh. derHansebei.WährendderReformationswirren regierten in den Jahren1534 und 1535 die radikal die Einheitvon Kir-che und Saat ablehnenden Wiedertäufer dieStadt. Zur Strafe wurden sie in noch heutesichtbaren Käfigen am Turm der Lambertikir-che aufgehängt. Diese befindet sich am Ein-gang zum Prinzipalmarkt, der „guten StubeMünsters“,woauch das Rathaus steht.

MünstersguteStube:derPrinzipalmarkt.Sehenswert: derDomSt. Paul mitseinerastro-nomischen Uhrvon 1542, der Friedenssaal imRathaus, in dem 1648 derWestfälische Friedegeschlossenwurde.Auf jeden Fall lohnend ist der Erwerb einesStadtführers und der Aufenthalt für mehrereTage, dennMünsterkann man nichtan einemTagkennen lernen.Mehr Infos unterwww.muenster.de

Beliebtes Fotomotiv: Radlergruppe vor demmünsterschenSchloss.

Kuhgasse:Studentenkneipen enmasse.

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5.Tag,Mittwoch, 28.8.82 km : Havixbeck−Darfeld−Coesfeld−AhausQuartier: Eduard Rüsenberg, Schlesienstr. 1,48683AhausOTWüllen,Tel. (02561)8 1933;p.P. im 3er-Zimmer21 €, imDZ23€(DU/WCaufderEtage), 29€mitDusche imZimmer;Ausstat-tung: +; Preis: +++

Nach einem ziemlich einfallslosen Fühstückmitaufgebackenen Gummibrötchen, zu süßerMar-melade und müllerzeugenden, abgepacktenKleinstportionen machen wir uns auf denWegzu denWasserburgen und Schlössern desMün-sterlandes. Stationen sind Rüschhaus undSchloss Hülshoff,wo die DichterinAnnettevonDroste-Hülshoff lebte und arbeitete.Aufheime-ligenWegen und verschwiegenen „Pättkes“ ra-deln wir −wieder auf dem von Ost nachWestführenden Westfalenradweg R 1 − bei herrli-chem Spätsommerwetter kreuz und querdurchFeld undWald. Ein Abstecher ins Zentrum vonHavixbeck lohnt allein wegen des schmackhaf-ten Kuchens in derStadtbäckerei.Der R 1 ist in den Jahren 1984 bis 1988 (Eröff-nung)beschildertworden.MancheSchildersindinzwischen verblasst und kaum mehr oder garnicht als solche zu erkennen, was die Orientie-rung bisweilen erschwert oder gar unmöglichmacht.

InAulendorfverweilenwir−fast30kmderTage-

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SolchphantatischeEin-undAusblickefindensichimMünsterlandhäufig. Pättkesnenntmanhierdiekleinen,naturnahnenWegedurchWaldundFeld,aufdenendasRadelnSpaßmacht,auchwenndieUnterlagegelegentlich einmalnichtausAsphalt ist.

Stille„Pättkes“ imMünsterland

Auffrischungerwünscht: DerFernradwegR 1 istoftschwerzufinden. weiterSeite23

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Oben: Der kleine, aber sympathi-sche Ort Havixbeck liegt am RandederBaumberge. AufdemMarktplatzlädtnichtnurdie StadtbäckereizumVerweilen ein.Rechts: Haus Havixbeck ist wie vieleSchlösser in Privatbesitz und kanndahernuraus derFerne bewundertwerden.Unten: Die 1889 erbaute Marienka-pelle beiAulendorfist eine neugoti-scheSaalkirche.

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100SchlösserperRadEmpfehlenswert für alle, die mehrere Tage dasMünsterland durchradeln wollen, ist der Rad-wanderführer „100-Schlösser-Route“ von derBielefelder Verlagsanstalt (ISBN 3-87073-051-Xfür 9,95 Euro). Hier sind viele Schlösser be-schrieben − einschließlich der teilweise rechtunterschiedlichen Besichtigungszeiten.Werein Quartier sucht, rufe dieZentrale Buch-nungsnummer0800/9 39 29 19 an.

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Noch ein Idyll: Schloss Darfeldgehört zu denschönsten Anlagen im Münsterland. Unten:KunstaufdemKirchplatz in Coesfeld.

setappe sind geschafft− kurzbei einer neugoti-schen Saalkirche, der 1889ausSandstein erbau-tenMarienkapelle. Im gleichenOrtgibtes aucheine Blaudruckerei. Solche Kleinode liegen imMünsterland oft direkt amWege, so auch dasimposante Wasserschloss Darfeld, das leidernicht besichtigt werden kann. Bald knurrt derMagen, doch in Osterwick hatmittags alles ge-schlossen. „Das ist hier so üblich“, klärt uns einälterer Herr auf und empfiehlt einen Abstechernach Coesfeld. Der lohnt sich nicht nurwegendes preiswerten und schmackhaften Mittags-mals beim Italiener„Solemio“ direktneben derKirche amMarktplatz, sondern auchwegen dessehenswerten Stadtkerns.Unterwegs treffenwir in Almsick ein aus Stroh-rollen kreiertes Brautpaarund kurzvordemZieleineWindmühle.Gut gestärkt nehmen wir die letzten KilometerRichtung Ahaus in Angriff, wo wir im OrtsteilWüllen, das sich mit der Figur „Klein Köln“ alsKarnevalshochburg ausweist, ein Quartier ge-bucht haben. Die dort häufig übernachtendenMonteure scheinen sich allerdings nicht immerdie Füße gründlich genug gewaschen zu habe.Ansonsten klingtderAbend nach dem Essen imörtlichen Restaurant auf der Gartenterrassegemütlich aus.

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CoesfeldAm zentralen Platz Coesfelds mit der allesüberragenden Lambertikirche befindetsich anderOstseite das Rathaus. Eswurde 1955 voll-endet. Überdem EingangistdasStadtwappen,derOchsenkopf, angebracht. Die Lambertikir-chewurde mehrfach umgebaut. Aus der ehe-maligen romanischen Kirchehatsicheinegoti-sche Hallenkirche entwickelt. Der städtebau-lich wirkungsvolle barockeTurm, erbautdurchGottfried Laurenz Pictorius (1686-1703), zeigtEinflüsse des holländischen Klassizismus. Hin-ter dem Hochaltar befindet sich das Coesfel-der Kreuz.Das moderne Kunstwerk von Jürgen GoertzträgtdenTitel KonferenzderElementeundbil-det den interessanten und sicherlich kontro-vers diskutiertenMittelpunktdes Platzes.Quelle:www.coesfeld.de

AhausAmWegnachWüllen schautdieQuantwickerMühleauseinem riesigenMaisfeld. Die imJah-re 1835 errichteteAchteckmühle zeigt die be-kannte holländische Bauart: Der achteckigeUnterbau stehtfest. Nurdie Kappeeinschließ-lich Achse, dem großen Kammrad und demFlügelkranzwurdeaufeinemRollkranzundmitHilfe des Drehwerks jeweils in denWind ge-

dreht. Um dieWirtschaftlichkeit bei geringemWindzu erhöhen,wurde sie um 1928von un-ten her an einen Motor angeschlossen. NachihrerRestaurierungistsiewiedervollfunktions-tüchtig.Die Stadt Ahaus selbst blickt auf eine über900jährigeGeschichtezurück. ImSchattendesersten Herrensitzes, dem Haus an derAa, hat-tensichdieersten BürgerangesiedeltundeineStadt gegründet. Zahlreiche archäologischeÜberreste aus der mittelalterlichen undfrühneuzeitlichen Vergangenheit wurden imZuge von Notgrabungen bei Baumaßnahmenin den letztenJahrzehnten geborgen.Nach ihrer Restaurierung werden sie nun im„torhausmuseum schloss ahaus“ ausgestellt.Darüber hinaus haben sich aber auch vieleZeitzeugnisse aus dem Schloss und demSchlossgarten erhalten, die in derAusstellungdiefürstbischöfliche Herrschaft, die biszurSä-kularisation im Jahre 1803 währte, dokumen-tieren. Unterlagen und verschiedene Gegen-stände zeugen von der industriellen Vergan-genheitderStadt. Das Leben inAhausunddieGeschickeseinerBewohnerzuerläutern istdasAnliegen des „torhausmuseums schlossahaus“. InwechselndenAusstellungen trittdieGeschichte des Ortes dem Besucher vorAu-gen −Vergangenheit, Gegenwart undZukunftverschmelzen zu einer Einheit.Quelle:www.ahaus.de

DieQuantwickerMühle inAhaus-Wüllen.

Die Lambertikirche in Coesfeld.

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6.Tag,Donnerstag, 29.8.80 km:Ahaus− Enschede−Denekamp−Nord-hornQuartier: Hotel Nordhorner Hof; Hohenkörbe-nerWeg 9, 48529 Nordhorn, Tel. 0 59 21 / 8364-0, Fax05921 /8364-20; EZo. DU/WC25€,mitDU 29€; im Dreizimmer25€;Ausstattung:+; Preis: +++Meist auf (unbeschilderten) Radwegen nebenwenig befahrenen Straßen radeln wir nun genNiederlande.Vorbei anWessumgelangenwir inflotter Fahrt überAlstätte nach Brookund über-queren, ohne es zu merken, die „StaatsgrenzeWest“.In Hollanderwartetunsein perfektorganisiertesRadwegenetz. Autofahrer lassen unswie selbst-verständlich passieren, die Beschilderung undWegeführung sind perfekt. ÜberWesselerbrinkerreichen wir Enschede und legen in der se-henswerten Altstadt eine Kaffeepause ein. Nurfürden berühmten Backfisch istesnochzufrüh.AufdemMarktplatzwirdgebaut, imRotlichtvier-tel ebenso gebaggertwie aufdem Gelände derhochgegangenenMunitionsfabrik.An den nochstehen gebliebenen zerstörten Wohnhäusern

und den verbliebenen Fabrikgebäuden kannman dieWuchtderDetonation bloß erahnen.

Oldenzaal lassenwir links liegen und radeln auf

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OftschnurgeradeKanäledurchziehendasEmslandunddieGegendnördlichvonAlmelo.

Windmühlen und Kanäle

Ankunft imRadlerparadiesNiederlande.

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EnschedeEnschede istmitetwa150.000 Einwohnerndiegrößte Stadt imOsten derNiederlande.An al-len Ecken wird gebaut. Die Musikstadt ist dieHeimatstadt des Orkest van het Oosten undder Nationale Reisopera. Im Musikzentrumernten Künstler von Weltruf und Amateuregleichermaßen Beifall. Und nichtweitvon hiertreten der Kabarettist Herman van Veen oderHet Nationaal Toneel im TwenterTheater auf.

Sehenswertsind das Rijksmuseum, das Natur-museum und dasJannink-Museum.Weltweit bekannt wurde Enschede jedochdurch eine Katastrophe: Am 13. Mai 2000 ex-plodierte dort eine Feuerwerksfabrik. Dabeiwurden 22 Menschen getötet und ein ganzesWohnviertel dem Erdboden gleichgemacht.ImAugust2002 standen noch einige Fabrikge-bäude auf dem fast leergeräumten Gelände.Löcher in denWändenzeugenvon derWuchtder Detonationen. Bilder davon und schöneStadtfotos unterwww.enschede-stad.nl

Beschilderung: perfekt. Unten: KinderstatueninDenekamp.

DenekampDie Stadt gehört zur 2001 gegründeten Ge-meinde Dinkelland, dievon fast 26.000Men-schen bewohntwird.Werdas gutausgebauteWegenetz bergfrei beradelt, stößt immerwie-deraufhistorisch interessanteOrte.Das LandgutSingraven mitseinerprachtvollenWassermühle oderdie Kunststadt desOstensOotmarsummitvielen schönen Fachwerkhäu-sern und anderen historischenGebäuden loh-nen einenAbstecher.

DasRathausvon Enschede.

DeralteMarktin Enschede.

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dem meistens gut ausgeschilderten LF 14 bzw.14 b zunächst ein Stück neben der Autobahnherund dann überDe Lutte und ab Beuningen,wo uns ein Höllenhund begrüßt, auf kleinenStraßen und idyllischen Pfaden entlang derSchlösserroute (Kastelenroute) nach Denekamp(48 km). Die Stadt hat ihren Sonntagsschmuckangelegt und erwartet Festgäste. Das Radwege-netz ist hier ziemlich dicht, so dass man selbstohne Karte, nurmitdem Kompass ausgestattet,seinZiel ohne Probleme erreichen dürfte.Eine stattlicheWindmühle erfreut das Auge inLattrop. Dagegenerlebenwir in Breklenkampei-ne Enttäuschung: Die ehemalige Jugendherber-ge Haus Breklenkamp ist heute in Privatbesitzund unzugänglich.So biegenwir ab gen Osten und rollen bald inNordhorn, unserem Etappenziel, ein. Im wun-derschönenStadtparklädtein Bier-undCafégar-tenzumVerweilen ein. Dasteilweise rechtalter-tümliche Hotel Nordhorner Hof ist bald gefun-den, und eine Stadtrundfahrt per Fahrrad (!)schließtdiesen ereignisreichenTagab. Gespeistwird diesmal beimGriechen: im Neu-Athen.528 km habenwir auf dieser sechstägigen Tournun zurück gelegt. Und morgen soll es schonwiedernach Hausegehen ...

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Solche wohlschmeckenden Pfannekuchen gibtes imholländischenDenekamp.

DieWindmühlevonLattropbeiDenekampzähltzudenstattlichsten ihrerArtindenNiederlanden.

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NordhornNordhorn hat52.000 Einwohner, isteine selb-ständigeStadtin Niedersachsen undgrenztdi-rekt an die Niederlande. Als Kreisstadt desLandkreises Grafschaft Bentheim und Mit-gliedsgemeinde in der Euregio bildet Nord-horn denwirtschaftlichen und kulturellenMit-telpunkt des Kreisgebietes und der näherenRegion.ErstmalserwähntwurdeNordhorn umdasJahr1000 als „Northornon“ in den HeberegisternderWerdener Abtei. Graf Bernhard der Erstevon Bentheim verlieh Nordhorn 1379 dieStadtrechte. Von einer früheren Blütezeit im15. Jahrhundertzeugen der Bau derAlten Kir-che am Markt, geweiht 1495, heuteWahrzei-chen der Stadt, und das Kloster Frenswegen,eine Gründung der Augustinermönche ausdemJahr 1394.Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Handel,Handwerk und Landwirtschaft die wesentli-chenWirtschaftsgrundlagen.Vechte-Schifffahrtund Fuhrwesen bildeten wichtige Erwerbs-zweige. Ab Nordhorn wurde der BentheimerSandstein verschifft, der zum Bau des königli-chen Palais in Amsterdam und vieler Kirchenverwandtwurde. 1839 entstand die erste me-chanischeWeberei. Nordhornentwickeltesichzu einem bedeutenden Standort der Textilin-dustrieundverdankte ihrauchdenwirtschaftli-chen Aufschwung. Nach dem Rückgang derTextilindustrie sind vor allem die mittelständi-schen Unternehmen aus den unterschiedlich-sten Produktions- und Dienstleistungsberei-chen fürNordhornvon Bedeutung.Lohnenswert sind Kanutouren aufderVechte.Oder das Angebot Boot und Bahn - Wasserund Torf hautnah erleben. Zu einigen Termi-nen kann man mit Eisenbahn-Pendelfahrtenvon Nordhorn nach Neuenhausgelangen.Quelle:www.nordhorn.de

WindmühleVeldhausenDieWindmühleVeldhausen, Typ: Galleriehol-länder aus Sandsteinquadern, wurde 1789 er-baut. Die Mühle wurde in den Jahren1986/1987 vollständig renoviert und mit ei-nem voll funktionstüchtigen Mahlwerk verse-hen. Bei Mahlwind wird von den Hobbymül-lern an jedem Sonnabend Korn gemahlen.Öffnungszeiten: April bis September jeweilssonnabendsvon 14.30 bis 16.30 UhrKontaktadresse: Karl KramerTel. 05941/8136Neben der Mühle finden Sie das Müllerhausund die Hacht. Neben dem Müllerhaus undder Hacht sind auch die Wassermühle Lageund dieWindmühleGeorgsdorfeinen Besuch

wert. Sie sollten es nichtversäumen, sich daskleine Mühlenmuseum einmal näher zu be-trachten.Quelle:www.veldhausen.de

GeorgsdorfÖl undTorfsind in diesemOrtzuhause. 1942wurde im Osterwalder Bruch der erste Bohr-turmerrichtet, denndasReich benötigteTreib-stoff. 1943wurdemitderBohrungGeorgsdorf1 eine Erdöl-Lagerstätte im Bentheimer Sand-stein entdeckt, die sich als eine dergrößten inDeutschland erweisen sollte. Noch im Jahre2002 wird hier intensiv Öl gefördert. Bedingtdurch die Thermalaktivitäten und die noch inderLagerstättevorhandenen Erdölreserven hatdas Erdölfeld Georgsdorf noch eine lange Le-bensdauerbisweit in das nächsteJahrhunderthinein zu erwarten.DerTorfabbau istdaszweiteStandbeinderGe-meinde Georgsdorf, das riesige Torfwerk Brillkaum zu übersehen. Heute liefert Brill Torfer-den in ganz Europaaus. GegründetwurdedasWerk 1920 von den Textilkaufleuten AugustundArnold Brill, dievom nahen MarktfleckenNeuenhaus aus mit einem Brenntorfhandelbegonnen hatten. 1922 folgte die Errichtungeiner kleinen Ballenfabrikationsanlage in Ge-orgsdorf am Kanal zur Verwertung des beimBrenntorfabbau anfallenden Weißtorfes. DieGeschäfte des Unternehmens wurden vonNeuenhaus aus geführt. Für die fast täglichenFahrten zwischen Neuenhaus und demWerkin Georgsdorf stand in den ersten Jahren (alserstes Betriebsfahrzeug des Unternehmens)ein Herrenfahrrad zurVerfügung.Wollten Au-gustundArnold Brill gemeinsam nachGeorgs-dorf fahren, so mussten sie auch gemeinsamdieses Fahrrad benutzen, indem einervon ih-nen abwechselnd getreten hat, während sichderandere−aufderQuerstange sitzend − biszu seinem nächsten „Einsatz“ ausruhen konn-te.Unübersehbar ist in dieserGegend ein dichtesNetz von Kanälen, die das Bourtanger Hoch-moor durchziehen. Jahrzehnte haben die Ge-wässer als Schiffahrtswege und Vorfluter ge-dient.Am längsten istderSüd-Nord-KanalvomEms-Vechte-Kanal bis zum Haren-Rütenbrock-Kanal mit45,6 km.Fast 22 km misst der Ems-Vechte-Kanal, dervon der Ems biszurVechteoberhalb derStadtNordhorn und biszurVechte bei Bookholtun-terhalb Nordhorns reicht.Weitere lesenswerte und ausführliche Darstel-lungen finden sich im Internetunterwww.georgsdorf.de.vu/

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7.Tag, Freitag, 30.8.90 km: Neuenhaus − Georgsdorf − Meppen −Lingen

Der letzteTagwarnichtvorgeplant. DadasWet-ter uns wieder mit reichlich Sonnenschein ver-wöhnt, beschließenwirdie „langeVariante“.So lernenwiraufderFahrtüberNeuenhausundVeldhausen mit seiner imposanten Holländer-Mühle viele gut beschattete Radwege entlangvon meist schnurgerade das Land durchschnei-dendenKanälen kennenundfolgenmitdenAu-gen den Bewegungen der dort noch zahlreichvorhandenen nickendenÖlpumpen.

DerRückenwind treibtunsflottvoran.Mais undRindviecher imWechsel sorgen für „Abwechs-lung“. Vor Georgsdorf sehen wir uns ein stattli-chesTorfwerknäheran. Ein großerHaufen alterSchienen und stillgelegterMiniloks Baujahr1962hat schon lange nicht mehr das Moor aus derNähe gesehen. Riesige LKWs mit Containern,viele mit niederländischem Kennzeichen,transportieren das braune Gold ab, aus demfrüher sogar, wie ein „Muster“ am Wegesrandbeweist, ganze Häusergebautworden sind.Eine große Heidefläche links der stramm genNorden führenden Straße, kurz hinter Twist,steht noch in voller Blüte. Ein paar Kilometerweiter biegen wir rechts ab und radeln durchsProvinzialmoor nach 53 km in Meppens Zen-trum hinein. Häufig sind in dieser Gegend undzu dieserJahreszeitGeruchsempfindlichezu be-dauern, denn allüberall ziehen die Güllewagenihre Kreise. Meppen: Die Stadt ist vollgestopftmit Imbiss- und Kirmesbuden. Endlich dieGele-genheitzum Backfischessen!Ab jetzt herrscht Gegenwind. Wir fahren Rich-tungSüd den Emsradweg. Die Ems bekommenwirallerdings kaumzu sehen. Stattdessen einen

29Ausgemusterte Torfloks in Georgsdorf.

Erdöl, das schwarze Goldwirdseit 1943 in Ge-orgsdorfgefördert.Nochheute„nicken“überalldie Pumpen. Unddas soll auch noch eine ge-raumeZeit so bleiben aufDeutschlands ertrag-reichstemÖlfeld.

Schwarzesund braunesGold

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Reliefzu sehen,welchesdasUrteil KönigSalo-mosdarstellt,wohl umdieRichterzumahnen,gleicheWeisheitwieSalomowaltenzu lassen.Auch darüber hinaus finden sich am Rathausverschiedene Details, die Hinweise zur Ge-schichtederStadtgeben.Soerinnertbeispiels-weisedie KoggeaufderTurmspitzean dieZu-gehörigkeit zur Hanse und eine Marke unterden Arkaden an den Wasserstand währenddes Hochwassers im Februar 1946.Quelle:www.meppen.de

LingenAlsStadtimGrünen istLingen, 56.200 Einwoh-ner, ein reizvolles Urlaubsziel für Naturliebha-ber. Radfahrern dürfte die idyllische Emsland-schaft in direkter Stadtumgebung gefallen.AuchWassersportler kommen an Ems, Kanalund Seen auf ihre Kosten.Das historische Rathaus amMarktplatz nimmtstädtebaulich eine dominierendeStellungein.Esdokumentiertdas städtischeSelbstbewusst-sein vergangener Jahrhunderte. Das Rathauswurde 1555 am alten Platz neu errichtet und1663 umgebaut. An Stelle der heutigenFreitreppe befand sich ursprünglich eine offe-ne Gerichtslaube. Im Giebelfeld ist das Linge-ner Stadtwappen mit den drei Türmen zu se-hen. Aus dem Glockenturm erklingt ein vonden Kivelingen gestiftetesGlockenspiel.2001 konnten umfangreiche Umbau- und Sa-nierungsarbeiten abgeschlossen werden. Seit-dem bietet das LingenerWahrzeichen feierli-chenAnlässen den angemessenen Rahmen.Die LingenerAltstadthatviele historischeSpu-ren aus den letzten vier Jahrhunderten be-wahrt. Die ältesten erhaltenen Bautenwurdennach dem Stadtbrand von 1548 neu errichtet.Zumeistwaren es kleine giebelständige Fach-werkhäuser. Späterentstanden unter holländi-schem Einfluss auch interessante Backstein-bauten, die noch heutedas LingenerStadtbildmitbestimmen.Quelle:www.lingen.de

DieRadtourendetamBahnhofin Lingen.

RathausMeppenbeimStadtfest.

MeppenAbseits der Hektik der Großstädte, amwestli-chen RandNiedersachsens, nurknapp20Kilo-meter von der niederländischen Grenze ent-fernt, liegtdie alte FestungsstadtMeppen, de-ren geschichtlicheWurzeln mehrals 1200Jah-rezurückreichen. Seit1977 istMeppen, 35.000Einwohner, Kreisstadt des Landkreises Ems-land, des zweitgrößten in Deutschland. Dielandschaftlich reizvolle Lage am Zusammen-fluss von Ems und Hase bietet einen hohenWohn- und FreizeitwertfürJungundAlt.Sehenswert ist die Gymnasialkirche, die Krö-nung des Jesuitenkollegs. Die einschiffige Kir-chemitpolygonalemChorund DachreitermitabgetreppterHaubewurde1743bis46gebaut.Im Innern zeigtdie Kirchemit ihrerfeingliedri-genStuckdeckeein inNorddeutschlandeinzig-artiges Beispiel einer formal und farbig völligintakten zeitgenössischenAusstattung. DieAl-täre,vorallemdieSeitenaltäre,werdenaufAn-regung und Entwürfe von Johann KonradSchlaun zurückgeführt.Wahrzeichen derStadt ist das Historische Rat-haus, dessen Untergeschoss aus mächtigenFindlingen aus dem Jahr 1408 stammt. 1605wurdederBau umzweiweitereStockwerkeer-höht. Um eine größere Grundfläche für daszweiteGeschosszuerhalten,wurdediesesvor-gezogen undaufvierSäulengesetzt, diedurchRundbogen miteinander verbunden sind, sodass eine offene Laube entstand. Über demmittleren Bogen dieser Gerichtslaube ist ein

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hoch gelegenen Stausee bei Geeste. Zwar gibtes dort ebenfalls einen Radweg R 1, doch hatdieser mit dem bereits merfach befahrenenWestfalenradweg nichts zu tun. Man hat aufdemWeg nach Lingen dieWahl zwischen demEmslandradweg, denwirwählten, und dem kür-zeren undflussnäheren Hase-Ems-Radweg. Sei'sdrum.Lingen Zentrum ist an diesem Freitag vollerMenschen, doch im Café LobenbergamMarkt-platz sind noch reichlichTische frei. Der Kirsch-kuchen mundet vorzüglich. Nun gilt es noch,sich für die dreistündige Zugfahrt über Rheinenach Lehrte mit genügend Proviant einzudek-ken.Ein unvergesslicher Kurzurlaub, der uns durchdie unterschiedlichsten Landschaften geführthat, geht zuende. 618 km Deutschland: Stadt,Land, Fluss in kompakter Form und die unter-schiedlichsten Menschenschläge −vom schlag-fertigen und redseligen Westfalen bis zum zu-geknöpften Emsländer− habenwir erlebt. Rad-fahren in DeutschlandbirgtimmerneueÜberra-schungen.Radeln SIE doch auch mal los durch unsereschöne Heimat!

DatenzurTourGesamtdistanzca. 618 kmFahrtkostenje Person: 9,20 Euro−HinfahrtproPerson 2 Euro mit Regioticket Hannover, Rück-fahrt pro Person 7,20 Euro (mit Niedersachsen-ticketplus Fahrradkarte).

Verwendete FahrradkartenADFC-Karten 1:150.000: Nr. 9 (Emsland/Mün-sterland), 10 (Teutoburger Wald), 15 (Sauer-land/Siegerland) aus dem Kartensatz von Aldi(Stand: 1996, neuere Karten sind empfehlens-wert), Komplettsatz nur zeitweise im AngebotDLbeiAldi fürzuletzt9,95€Radwanderkarte R 1: Hg. Landesvermessungs-amt Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeitmitdem KreisHöxter; 1:50.000; BezugüberVer-kehrsämter deramWege liegenden Städte, z.B.Höxter (www.kreis-hoexter.de) 7,57€100-Schlösser-Route: 1:75.000, Bielefelder Ver-lagsanstalt, ISBN 3-87073-051-X, 9,95€

BeeindruckendesGesamtbild:derLingenerMarktplatzmitdemRathaus.