Wewelsburg und „Schwarze Sonne“ Projektionsflächen für die ...

Wewelsburg und „Schwarze Sonne“

Projektionsflächen für die extreme Rechte

Jan Raabe

© Argumente & Kultur gegen Rechts e.V.

Sie erwartet …

• „Hermannsland“ als historische und aktuelle „ritual landscape“ der extremen Rechten

• Erzählungen über die Wewelsburg

• In der Skinhead-, RechtsRock-Szene

• Im Pagan-Metal / NS-Black-Metal

• Im Dark-Wave & Neofolk

• Fazit



„Hermannsland“


Grundlage


„Ausflugsziele“ der extremen Rechten

„Metapo“ im Interview mit dem Weißen Wolf

Frage:Welche Ausflugsziele in Deutschland muß man unbedingt gesehen haben?

Antwort: Die 1000 Steine in Verden (Norddt.), die Externsteine, die Wewelsburg, Kalriese, den Ort der Varusschlacht...


Kulturfahrt des „Freien Netz Süd“ (Aug. 2013)

Am darauf folgenden Tag verschlug es die Reisenden zum Cherusker-Denkmal, den Externsteinen und die Wewelsburg: Das Hermannsdenkmal im Teutoburger WaldDas Cherusker-Denkmal ist ein herausragendes Monument deutscher Architektur, was zu Ehren eines deutschen Nationalmythos errichtet wurde. Das Denkmal erscheint in Form einer riesigen Statue von Hermann dem Cherusker.[...] Das Cherusker-Denkmal war als Geschenk, aber auch als Mahnung gedacht: Deutschlands Einigkeit sollte weder von Feinden von außen, noch von innen in Frage gestellt werden. Die ExternsteineNach dieser beeindruckenden Erfahrung durfte man nach kurzer Fahrt die nächste Sehenswürdigkeit bewundern – die Externsteine! [...] Heinrich Himmler gründete 1933 die Externstein-Stiftung und wurde ihr Vorsitzender. 1934/35 wurden erstmals größere Untersuchungen und Vermessungen vorgenommen. Man vermutet, dass die Steine den Kern einer frühgermanischen Kultstätte stellten. Die WewelsburgDer letzte Tagespunkt war eigentlich der Besuch der Wewelsburg. Diese war eine alte SS-Ordensburg und liegt mitten im gleichnamigen Ort. [...] Ab 1933 wurde die Burg von Hermann Bartels zur SS-Burg umgebaut. Verschiedene Treffen der SS fanden hier statt. Unter anderem wurden hier die Totenkopfringe gelagert. Diese wurden allerdings von amerikanischen Soldaten geraubt. In dem dortigen Obergruppenführersaal befindet sich ein Ornament in Form einer Schwarzen Sonne.


Blood & Honour Großbritanien

„In July, to learn a little more about ourhistory and ancestors we travelled to Germany with a group of comrades. We planned a day filled with pagan Germanic culture.

First we visited the Hermannsdenkmal (Hermann Monument). […]

Then we visited the Externsteine [...]

The last place we went to was the Wewelsburg, where we visited the infamous castle....“


Mystifizierung, Verschleierung und Verharmlosung I.

„Himmler selbst, als Reichsführer der SS, war der Ordensgeneral. Der Aufbau der Führerschaft lehnte sich an die hierarchische Ordnung der Katholischen Kirche an. Bei Paderborn in Westfalen hatte er eine mittelalterliche Burg, die sogenannte Wevelsburg, ausbauen lassen – sie war sozusagen das große „SS-Kloster“, wohin der Ordensgeneral jährlich das Geheimkonsistorium einberief. Hier sollten alle, die zur obersten Ordensführung zählten, geistige Exerzitien und Konzentrationsübungen abhalten. In dem großen Versammlungssaal besaß jedes Mitglied einen bestimmten Sessel mit einem Silberplättchen, auf dem der Name des Betreffenden eingraviert war.“ (S. 39/40 – Fehler im Original)


Mystifizierung, Verschleierung und Verharmlosung II.

„Der SS-Chef [Heinrich Himmler] fand in Haus Wewelsburg ein Walhall, in dem er seine Artustafel aufstellen und den Wappen seiner Ritter eine würdige Kulisse geben konnte. In Himmlers Gralsburg saßen die Auserwählten in einem 35 Meter langen, 15 Meter breiten Speisesaal, rund um des Reichsführers eichenhölzene Tafel, jeder in einem schweinsledernen Ohrensessel mit einem silbernen Plättchen, das den Namen des jeweiligen SS-Ritters preisgab. Sie trafen sich zu regelmäßigen Meditationen und Konferenzen, die sich kaum von Spiritistenzusammenkünften unterschieden.“ (S. 142)

Spiegel-Serie 19661969;


Esoterisch-mystische Erzählungen


Alt- und neonazistisches Interesse

„Gautreffen“ der FAP im Ottens Hof, 1988


Die Entdeckung der Intarsie


Die Entdeckung der Intarsie

Frühmittelalterliche Zierscheiben im Römisch-Germanischen Nationalmuseum Köln, Fundort unbekannt Bildquelle: http://swastika-info.com, Stand 06/2010


„Schwarze Sonne“ und Intarsie

Erstausgabe 1991Erstausgabe 1980


Von der Intarsie zur „Schwarzen Sonne“

Erstausgabe 1991


Popularisierung der „Schwarzen Sonne“Skalde: Symbol der Sonne

Strahlend wie das Sonnenlicht leuchtet unser Zeichen, stark und mächtig, das Symbol der Kraft. Man hasst es oder liebt es, keinem ist es gleich, göttlich erhaben versprüht es seine Macht.

Symbol der Sonne, rette die Nation, das Volk wartet schon auf die Reinkarnation.Symbol der Sonne, sei auf dem Banner wieder. Symbol der Sonne, schein' auf Deutschland nieder.

Magische Kräfte stecken wohl darin, jeder fühlt es, jeder kann es spür'n. Es kommt der Tag, es naht die Zeit, eines Tages wird es uns führ'n.

Symbol der Sonne, rette die Nation, das Volk wartet schon auf die Reinkarnation.Symbol der Sonne, sei auf dem Banner wieder. Symbol der Sonne, schein' auf Deutschland nieder.

Das Zeichen schwarz im weißen Feld auf feuerrotem Grund. Weht es wieder, so ist gewiss: Es heilt uns dann gesund.....


Popularisierung der „Schwarzen Sonne“


Wewelsburg


Internationalisierung der „Schwarzen Sonne“


Trivialisierung der „Schwarzen Sonne“


Sedimentierung der „Schwarzen Sonne“


Brüche im Kult


Kultstatus

Fazit

Musik mit Bezug auf „Germanen“-Religion und deren Kontexte sind ein wichtiger Bestandteil jugendlicher Lebenswelt, Ideologisierung und Sinnstiftung.

Die Rezeption germanophiler Bilder und Religionsvorstellungen mit extrem rechten Inhalten in Jugendkulturen setzt Anknüpfungspunkte in deren Wertverständnis voraus.

Art, Bezug und ideologische Aussage differieren in Abhänigkeit zum Selbstverständnis (neonazistisch, völkisch, elitär, etc.)

Aus dem jugendkulturellen Teil der extremen Rechten existieren Übergänge in „Germanische“-Religionsgemeinschaften.

In Pagan-Metal und Neofolk bestehen Übergänge zwischen Populärkultur und extrem rechter Ideologie und Jugend-Szenen.

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