Wie entscheiden Menschen und Unternehmen über ihren ......2012/01/02 · Dr. Roland Scherer...
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Wie entscheiden Menschen und Unternehmen über ihren Standort und welche Rolle spielt dabei der Faktor Natur?
Dr. Roland SchererBerlin, den 25. Januar 2012
Institut für Systemisches Managementund Public Governance
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Für welchen Standort entscheiden sich nun Menschen oder Unternehmen?
Für die Stadt oder für das Land?
Und warum?
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Seite 4Die heutigen Themen
• Grundsätzliche Anmerkung zur Standortwahl
• Standortwahl von Unternehmen
• Standortwahl von Menschen
• Die Bedeutung der Standortfaktoren Natur und
Lebensqualität
• Schlussfolgerungen für die Entwicklung des ländlichen
Raums
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Seite 5Die „Klassiker“ der Raumwirtschaftlehre
H. von Thünen(1783 – 1850)
D. Ricardo(1772 – 1823)
A. Weber(1886 – 1958)
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Seite 6Evolution der Begrifflichkeiten
ökonomische Faktoren vs. ausserökonomische Faktoren
harte Faktoren vs. weiche Faktoren
rationalen Faktoren vs. emotionalen Faktoren
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mittelbar
Relevanz für die GeschäftstätigkeitUnmittelbar Nur indirekt,
RegionalesImage
Wirtschafts-freundlichkeit
Soziales Klima
Freizeitwert
Wohnwert
Kulturangebot
Schulen und
Ausbildungs-
möglichkeiten
Berufliche Ausbildungs-einrichtungen
Forschungs-einrichtungen
Regionaler Absatzmarkt
Nähe zu ZulieferernFlächenverfügbarkeit
Steuern
Arbeitskosten
Verkehrsanbindung
WeicheStandortfaktoren
Harte
Standortfaktoren
Kriminalität
Umweltqualität
Gastronomisches Angebot
Fakte
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Weiche und harte Standortfaktoren
(Quelle: Grabow, 1995)
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Seite 9Die „Zünglein-an-der Wage“-Sichtweise
harte Faktoren vs. weiche Faktoren
� dynamische Sichtweise aufbauend auf den „modernen“Standorttheorien
� ebenfalls Primat der harten Faktoren
� Ubiqität harter Standortfaktoren
� „weiche“ Standortfaktoren als Ausschlaggeber bei gleichwertigen Standorten
� linear-logischer Entscheidungsprozess auch mit nicht-unternehmensbezogenen Aspekten
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Seite 10Die prozessorientierte Sichtweise
rationale Faktoren vs. emotionale Faktoren
� prozessorientierte Sichtweise aufbauend auf betriebswirtschaftlichen Strategiemodellen
� differenzierte Betrachtung des Entschiedungsprozesses
� rationale und emotionale Entscheidungsfkatoren als Ausschlaggeber in unterschiedlichen Phasen
� „emerging“-Entscheidungsprozess mit starken akteursbezogenen Aspekten
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Seite 11Neues Paradigma des Standortentscheides
traditionell
in statischer Wirtschaft
heute
in hyper-dynamischer Wirtschaft
Linearer Prozess Nicht-linearer Prozess
Standort-
anforderungen
Standort-
variante
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Wie entscheiden nun Unternehmen ihren Standort?
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Seite 13Der betriebliche Entschiedungsprozess
Latenz-
phase
Initiativ-
phase
Zielsetzungs-
phase
Such-
phase
Evaluations-
phase
Entscheidungs-
phase
Umsetzungs-
phase
Kontroll-
phase
Such-
phase
Evaluations-
phase
Entscheidungs-
phase
Makroebene / Location (a)
Mikroebene / Site (b)
„Vogelperspektive“
„Froschperspektive“
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Seite 15 Präferenzen in der Standort(vor)auswahl
Vertrautheitseffekt
Image-Effekt
Zentralitätseffekt
Netzwerkeffekt
Herdeneffekt
Imitationseffekt
persönliche Präferenzen
RegionalesImage
Präferenz für räumliche Zentralität
Netzwerk-präferenz
Gruppenbildugns-tendenz
Nachahmungs-tendenz
in ‚mental maps‘verankerte Standorte als Referenz
bekannte, zentrale Standorte als Referenz
Standort von Netzwerkakteuren als Referenz
Standort von Firmen der gleichen Nation als Referenz
Standort von Pionier-firmen als Referenz
Reduktion Komplexität
Reduktion ‚knowledge gap‘
Reduktion Unsicherheit/Risiko
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Rationalität im Entscheidungsprozess
Emotionale Faktoren
Rationale Faktoren
• objektiv messbar bzw. vergleichbar
• in einem direktem Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit
• an subjektive Einschätzung geknüpft
• an persönliche Präferenzen gekoppelt „Macht-Akteure“
„Fach-Akteure“
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Seite 17Emotionale Faktoren
rationale Faktoren als Berechnungs-grundlage
emotionale Faktoren als Indikatoren für fehlende „hard facts“
emotionale Faktoren als Ausdruck persönlicher Präferenzen
unternehmensbezogene
Faktoren
personenspezifische
Faktoren
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Und wie entscheiden nun Menschen ihren Standort?
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Seite 19Die Wohnbevölkerungsentwicklung 2000-2009
Quelle: BFS (2010)
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Seite 20Die Wohnbevölkerungsentwicklung
Quelle: regiosuisse (2010)
Trend zum Wohnen in periurbanen Gebieten
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Seite 21Eine hohe „Heimatverbundenheit“
� 47 % arbeiten im Heimatkanton !!!
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Seite 24Die Schweiz ein Land der kurzen Wege
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Wohn-
standort
Wohn-
standort
Arbeitskräfte
-potenzial
Arbeitskräfte
-potenzial
Arbeitskräfte-nachfrage
Arbeitskräfte-nachfrage
Standort-
entscheid
Standort-
entscheid
Betriebs-
standort
Betriebs-
standort
ArbeitswegArbeitsweg
Standort-entscheid
Standort-entscheid
Erreichbarkeit
Erreichbarkeit
Haushaltsein
-kommen
Haushaltsein
-kommen
Mobilitäts-ressourcen
(Zeit, Geld)
Mobilitäts-ressourcen
(Zeit, Geld)
Persönliche
Präferenzen
Persönliche
Präferenzen
Wohn-
immobilien-markt
Wohn-
immobilien-markt
demo-grafische
Entwicklung
demo-grafische
Entwicklung
KonjunkturKonjunktur
Zuwanderun
g
Zuwanderun
g
SteuernSteuern
KundenKunden
FlächenFlächen
KostenKosten
Siedlungs-struktur
Siedlungs-struktur
Raumplanun
g
Raumplanun
gVerkehrs-
planung
Verkehrs-
planung
Verkehrs-
mittelwahl
Verkehrs-
mittelwahl
NMIV (öV)-
Pendler-aufkommen
NMIV (öV)-
Pendler-aufkommen
MIV-Pendler-aufkommen
MIV-Pendler-aufkommen
öV-Angebot(IS, Takt
etc.)
öV-Angebot(IS, Takt
etc.)
MIV-Angebot (IS)
MIV-Angebot (IS)
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Seite 26Die (potenzielle) Entwicklung der Raumkategorien
Wohnort Arbeitsort
Grosszentren Leicht wachsend Leicht wachsend
Mittelzentren Wachsend Wachsend
Suburbane Räume Stark wachsend Stark wachsend
Peri-urbane Räume Wachsend Stagnierend
Ländliche Räume Stagnierend Stagnierend
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Und welchen Einfluss haben nun Natur und Lebensqualität auf diese Entwicklung?
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Seite 28Die Standortfaktoren im Bodenseekreis
Datengrundlage: Scherer/Gutjahr 2011
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Seite 29Die Standortvorteile im Bodenseekreis
Datengrundlage: IDT-Unternehmensbefragung2010
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Seite 30Die Standortnachteile im Bodenseekreis
Datengrundlage: IDT-Unternehmensbefragung 2010
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Seite 31Die Standortvorteile in der Region St.Gallen
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Seite 32Die Standortnachteile in der Region St.Gallen
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Seite 33Die Bedeutung von Natur und Lebensqualität für Standortentscheidungsprozesse
• Lebensqualität und Natur sind wichtige Einflussfaktoren in
einem emergenten Standortentscheidungsprozess.
• Die Bewertung dieses emotionalen Einflussfaktors kann
dabei sehr unterschiedlich sein und hängt stark von der
aktuellen individuellen Situation ab.
• In diesen Entscheidungsprozessen sind Natur und
Landschaft aber allein keine Push- oder Pullfaktoren.
• Sie stellen aber einen sog. dissatisfier-Faktor dar: Wenn
diese nicht vorhanden sind, verhindern sie entspechende
Standortentscheide.
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Seite 34Schlussfolgerungen für die ländliche Regionalpolitik
• Natur, Landschaft und ländliche Lebensqualitäten können eine Beitrag für den Erhalt der dezentralen Besiedelung spielen. Sie stellen dabei aber keine treibenden Faktor dar.
• Es muss akzeptiert werden, dass es ein Auseinanderfallen zwischen Wohn- und Arbeitsort gibt. Damit dies möglich sein kann, braucht es eine entsprechende Erreichbarkeit des ländlichen Raums zu den städtischen Zentren.
• Ebenfalls braucht es eine Mindestausstattung an „harten“Standortfaktoren, da ohne diese auch alle „weichen“ Standortfaktoren für Unternehmen und Einwohner irrelevant sind.
• Wohnstandorte können vor dem Hintergrund des Konzeptes der residenziellen Ökonomie mittelfristig auch wirtschaftliche Entwicklungseffekte generieren.