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Jahresbericht 2009 www.kinderdorf.cc

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InhaltVorwort 3

Qualitätsmanagement 4

Besuchscafé 5Drei Stunden Papa . . .

Ambulanter Familiendienst 6Der Schieflage entkommen

Auffanggruppe 8Armsein ist uncool

Sozialpädagogisches Internat & Schule 10Chancen ohne Ende

Pflegekinderdienst 14Tausend Fragen

Kinderdorf Kronhalde 16Senf & zwei Zitronen

Ehemaligenbetreuung 18Kämpferherz

Netzwerk Familie 20Armut trifft auch die Kleinsten

Koordination Kinderschutz 21Armut von Kindern geht uns alle an

FamilienImpulse 22Armut macht einsam

Schönenbacher Kindersommer 24Ferien mal anders

Familienkrisendienst 25Erste Hilfe in Krisensituationen

Betriebswirtschaft 26

Kommunikation & Fundraising 28Ich hörte Kinderlachen . . .

Organigramm 31

ImpressumVorarlberger Kinderdorf Informationen 1/2010 Medien-inhaber, Herausgeber, Verleger und Redaktion: Vorarl-berger Kinderdorf, Kronhaldenweg 2, 6900 Bregenz,[email protected], Tel. 05574/4992-0, Fax 05574/4992-48, www.kinderdorf.cc; Mitglieder des Leitungs-organs (Vorstand des Vereins) und der Gesellschafter-versammlung: DI Hugo Mathis (Vorsitzender), Dr. FranzJosef Köb, Dr. Alexander Matt, Dr. Nadja Pfanner, Dr.Elisabeth Vonbank-Dür, Dir. Andrea Rüdisser; Verlags-ort: Bregenz; für den Inhalt verantwortlich: Dr.Christoph Hackspiel; Redaktion: Mag. Christine Flatz-Posch; Layout: Barbara Drexel; Fotos: VorarlbergerKinderdorf; Druck: BUCHER Druck Hohenems,Recystar 100 % Altpapier, Auflage: 7.300

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Beispiele für kleine Wunder: Das zuversichtlicheLächeln eines Kindes, das mit tiefer Angst vor Zu-rückweisung zu uns kam. Die Hauptschulabschlüssevon Jugendlichen, die noch vor einem Jahr denSchulbesuch verweigerten. Die Freude jener Eltern,die wider alle Erwartungen gelernt haben, Verant-wortung zu übernehmen und ihre Kinder mit neuerZuversicht in den Arm nehmen können.

Gemeinsamkeit gibt KraftWir wissen, dass wir bei unserem Einsatz für be-nachteiligte Kinder und Familien nicht alleine sind.Es sind die offenen Augen und weiten Herzen vonvielen, die erkennen, dass unser individuelles Glückmaßgeblich davon abhängt, ob wir andere daranteil nehmen lassen. Geteiltes Leid ist halbes Leid,geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Eine Gesell-schaft, in der allzu viele nur auf den eigenen Vorteilbedacht sind, läuft Gefahr auseinanderzubrechen.Dagegen gilt es gemeinsam aufzutreten. So dankeich Ihnen, liebe SpenderInnen, FreundInnen, Patenund PartnerInnen, den Jugendämtern, dem LandVorarlberg und den Gemeinden von Herzen für IhreTeilhabe bei unserem Eintreten für gute Lebens-chancen von Kindern und Familien. Solange wirdiese Kraft spüren, ist uns nicht Angst um unseregemeinsame Zukunft.

VorwortGeschäftsleitung

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T 05574/[email protected]

Dr. Christoph HackspielGeschäftsführer Vorarlberger Kinderdorf

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Jahresbericht 2009

Geteiltes Glück ist doppeltes Glück

Armut liegt in fehlenden Bildungschancen. Armutbegünstigt Sucht und Depressionen. Armut hat ofteinen Migrationshintergrund. Arme Menschen ha-ben wenig tragende Beziehungen. Und: Armut istvererbbar. Kinder, die mit materiellem und emotio-nalem Mangel aufwachsen müssen, sind zu einemhohen Prozentsatz später selbst in der Armutsfalle.Es fehlt jemand, der sich ihnen mit Liebe zuwendetund eine Leiter zu Bildung, Werten und Lebens-chancen aufstellt. Menschen, deren Potenziale aufDauer nicht geweckt werden, zweifeln, ja verzwei-feln an sich selbst. Nicht selten werden sie aggres-siv, suchen die Schuld am eigenen Unglück im Ge-genüber oder versinken in Hoffnungslosigkeit.

Reichtum schafft SpielräumeEs ist müßig, nach Schuldzuweisungen zu suchen.Armut, insbesondere Kinderarmut ist eine konkreteHandlungsaufforderung an uns alle. Wir im Vorarl-berger Kinderdorf dürfen vielfältige Hilfestellungengeben, über die wir in diesem Heft gerne berichten.Wir können für Ausgleich sorgen. Wenn Armut derMangel an Möglichkeiten ist, so gibt Reichtum dieFreiheit, Spielräume zu schaffen. Es wäre unerträg-lich und einer reichen Gesellschaft nicht würdig,zuzusehen, wie eine Generation von Kindern denAnschluss verliert. Dies könnte den sozialen Friedenund eine Chancengesellschaft für alle gefährden.

Wege aus der ArmutWir vom Vorarlberger Kinderdorf glauben übrigensan so manches Wunder, an vielfältige Wege aus derArmut, die Schritt für Schritt entstehen. Einige

Armut ist ein Mangel an Möglichkeiten. Armut ist eine Form von Freiheitsverlust. Armut ist gekop-pelt an sozialen Abstieg. Armut macht krank, isoliert, beschämt. Es ist nicht alleine die mangelndefinanzielle Absicherung, es ist oft eine Vielzahl von Faktoren, die zu Armut führen.

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Jahresbericht 2009

Dr. Siegfried KalbQualitätsmanagement

QualitätsmanagementKronhaldenweg 26900 BregenzT 05574/[email protected]

Die Betreuung von mehr als 1100 Kindern undJugendlichen und deren Familien im Rahmen vonMaßnahmen der öffentlichen Jugendwohlfahrt istfür uns jedes Jahr aufs Neue eine schöne, verant-wortungsvolle und herausfordernde Aufgabe. Dieindividuellen Bedürfnisse der Kinder und Familienstehen dabei im Mittelpunkt unserer Bemühungenund es gilt, mit Beteiligung der Betroffenen passen-de Betreuungsmöglichkeiten zu kreieren, die vonihnen auch angenommen werden.

Wir können auf ein gutes Jahr zurückblicken: Fastimmer konnten wir geeignete Hilfestellungen an-bieten und die angestrebten Betreuungsziele errei-chen. Nur ganz selten ist es zu ungeplanten vorzei-tigen Beendigungen von Betreuungsverhältnissen

gekommen. Die Betroffenen sind weit überwiegendsehr zufrieden mit unseren Dienstleistungen. Auchdie zuweisenden Bezirkshauptmannschaften ha-ben uns im Rahmen einer Befragung ein durchwegsgutes Zeugnis ausgestellt.

Für viele der betreuten Kinder und Familien ge-hört Armut, insbesondere soziale Armut zum Alltag.Sie haben keine Auffangnetze zur Verfügung undsind von Ausgrenzung betroffen. Wir unterstützenFamilien verstärkt darin, frühzeitig tragfähige Netzeaufzubauen, um der Isolation zu entkommen.

Eine besondere Herausforderung war 2009 diewachsende Zahl immer jünger werdender gewalt-bereiter Kinder und Jugendlichen, zunehmendauch Mädchen, deren Betreuung höchste An-sprüche an uns stellt. Diese Kinder laufen Gefahr,ihre sozialen Bezüge zu verlieren, indem sie fürSchule und Familie nicht mehr tragbar sind unddamit noch mehr ins Abseits geraten.

Der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater R.Lempp sieht vor allem die Zukunftsangst der Ju-gendlichen als wesentlichen Grund für deren Ge-waltbereitschaft. Diese führe zu Gewaltphantasien,die in kriminellen Handlungen Ausdruck finden.Unser Augenmerk muss auf einer qualifizierten früh-kindlichen Fürsorge und Erziehung liegen sowie aufeinem Bildungssystem, das Selbstsicherheit stattRivalität und Konkurrenz fördert. Viele Jugendlichehaben Angst zu versagen. Ihnen diese Angst zunehmen, sie gar nicht erst entstehen zu lassen, isteine dringende gesellschaftliche Aufgabe, der wiruns stellen sollten. Nur dann können wir Jugend-lichen einen guten Platz in der Gesellschaft geben.

Keine Angst vor dem Versagen

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Jahresbericht 2009

BesuchscaféMag. Gabriele Rohrmeister

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T [email protected]

Die vierjährige Nina ist schon ganz aufgeregt –heute sieht sie ihren Vater wieder. Er reist vonSalzburg her, um seine Tochter für ein paar Stun-den zu sehen.

Die Mutter ist von diesem Treffen nicht begeistert,die Verletzungen gehen tief. Sie tut sich sehr schwerdamit, das Kind seinem Vater zu überlassen, der ihrgegenüber immer wieder gewalttätig war. Dem An-gebot im Besuchscafé konnte sie zustimmen, weilsie das Kind in einer sicheren Umgebung weiß. DasMädchen ist trotz der Sorgen der Mutter glücklich.Am meisten freut sie sich über das Versprechen ihresVaters, sie in sechs Wochen wieder zu besuchen.

. . . oder MamaManuela, 6, hat ihre Mama schon länger nicht mehrgesehen. Frau R. kommt zu früh, das Kind hat kaumseine Jacke ausgezogen. Mutter und Tochter stür-men aufeinander zu. Die Begrüßung ist laut und lie-bevoll. Frau R. kann für die drei Stunden Besuchszeitihre Sorgen vergessen: die psychische Erkrankung,die Schulden . . . Alles wird nebensächlich. Gemein-sam malen sie ein Bild, spielen in der Puppeneckeund mit dem Kaufladen. Die drei Stunden sindschnell vorbei, beim Abschied wird ausgemacht,sich in zwei Wochen wieder im Besuchscafé zu tref-fen. Der Vater holt das Kind etwas später ab. Ermöchte den Kontakt zu seiner Exfrau vermeiden,gab es doch bisher immer Vorwürfe und Streit.Manuela soll unbelastet von diesen Auseinander-setzungen Zeit mit ihrer Mutter verbringen könnenund nicht in Loyalitätskonflikte geraten.

FactsDas Besuchscafé des Vorarlberger Kinderdorfs er-möglicht Kindern in Trennungssituationen Kontaktzu Vater oder Mutter in kindgerechter, unbelasteterUmgebung mit fachlicher Begleitung. Die beidenBesuchscafés in Bregenz und Feldkirch waren 2009an 49 Samstagen von 9 bis 17 Uhr geöffnet. 57 Fa-milien mit insgesamt 69 Kindern im Alter von eins bis12 Jahren wurden begleitet. In 14 Familien habensich die Obsorge- und Besuchsberechtigten auf eineeigenständige und unbegleitete Besuchsregelunggeeinigt. Großteils lag ein Beschluss des Bezirksge-richts auf begleitete Besuchskontakte vor. Die Be-treuungsdauer ist sehr unterschiedlich und liegt zwi-schen drei Besuchen und Begleitungen über dreiJahre. Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit,Soziales und Konsumentenschutz finanziert.

Drei Stunden Papa . . .

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Alice Hagen-CanavalLeiterin Ambulanter Familiendienst

Jahresbericht 2009

Österreichweit leben derzeit rund260.000 Kinder in armutsgefährdetenHaushalten. Alleinerziehende, Familienmit vier und mehr Kindern sowie mitMigrationshintergrund sind besondersvon Armut betroffen. Umgerechnet aufden Bevölkerungsanteil von Vorarlbergist daher von ca. 11.700 armutsgefährde-ten Kindern im Land auszugehen.

Konkrete Zahlen zur Armut sind wich-tig. Wir müssen das Ausmaß und dieGründe der Armut kennen, um gegen-steuern zu können. Zahlen bergen aberauch die Gefahr, dass die Einzelschick-sale der Kinder untergehen. Armut hat inunserem Land viele Gesichter.

Kinder erleben Armut weniger alsVerzicht auf Materielles, sie leiden viel-mehr darunter, nicht mithalten zu kön-nen, Außenseiter zu sein. Sie könnennicht mitreden, wenn es um neue Com-puterspiele, Handys oder Markenklei-dung geht. Noch schwerer wiegt, dass„arme“ Eltern ihren Kindern ein Bild feh-lender Perspektiven vermitteln. Wer armist, bleibt arm. Armut wird über Gene-rationen „vererbt“. Nur eine gelungeneberufliche und gesellschaftliche Inte-gration der Kinder kann die Armutsspi-rale durchbrechen.

Die kinder- und familienpolitischenLeistungen im Land Vorarlberg sind imeuropäischen Durchschnitt durchausumfangreich und armutsmindernd. Sieschließen Armut aber keinesfalls aus.Dies umso mehr, wenn die Ärmsten vonSozialleistungen per Gesetz oder Ge-setzesauslegung ausgeschlossen sind.

Der Schieflage entkommenBeratung und Anleitung in finanziellen Fragen ist häufig ein wichtigerTeil der ambulanten Beratungsarbeit. Mit Geld umzugehen muss ge-lernt werden. Noch viel mehr muss geübt werden, mit wenig Geld aus-zukommen. Das Unvermögen, finanzielle Mittel sinnvoll einzuteilen,stellt eine Kindeswohlgefährdung dar, weil die Grundbedürfnisse derKinder längerfristig nicht ausreichend befriedigt sind. Haushaltspläne und schriftliche Aufzeichnungen, wofür die finanziellenMittel der Familie verwendet werden, helfen den Überblick zu bewah-ren. Darüber hinaus ist eine Auseinandersetzung über die Ursachen derwirtschaftlichen Schieflage wichtig. Aber auch Mithilfe und Beratungbei der Antragstellung für verschiedenste finanzielle Leistungen gehö-ren zum Alltag der MitarbeiterInnen des Ambulanten Familiendienstes.Für Jugendliche aus betreuten Familien werden Gruppennachmittagezum Thema „Umgang mit Geld“ organisiert.

Weitere Angebote 2009

• Kasolino: Gruppe für Kinder aus Suchtfamilien• Cool_down: Gewaltpädagogisches Projekt für Buben • Begleitung betreuter Kinder zur Kinder-Uni• Lotsen-Dienst: Begleitung von Kindern in Vereine

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Jahresbericht 2009

Ambulanter FamiliendienstKronhaldenweg 2

6900 BregenzT 05574/4992-51

[email protected]

690Im Jahr 2009 wurden 353 Familien mit 690 Kindernvom Ambulanten Familiendienst (AFD) betreut.Über 56 % der neu aufgenommenen Kinder hattenzwei oder mehr Geschwister. 50 % der zugewiese-nen Familien sind Alleinerziehende. Diese Zahl istseit Jahren unverändert und belegt die besonderenBelastungen von Alleinerziehenden. Weitere 20 %sind Familien mit Stiefeltern. Diese familiären Be-dingungen verschärfen oftmals bereits bestehendeExistenzprobleme und damit auch die Lebenssitua-tion der Kinder.

Die Gründe für eine Inanspruchnahme der Betreu-ung sind vielfältig und reichen vom Ausfall einerBetreuungsperson bis zu Überschuldung und psy-chischer Erkrankung. Bei über einem Drittel derzugewiesenen Kinder waren gravierende Erzie-hungsprobleme der Auslöser für eine Betreuung.

Das Jahr 2009 war gekennzeichnet von einer starkenInanspruchnahme des Angebots: Die neuen Aufträ-ge stiegen von 125 im Jahr 2008 auf 140 im Vorjahr.

Entwicklung der Aufträge

AusgegrenztKinder ausländischer Alleinerzieherinnen sind in

hohem Ausmaß armutsgefährdet. Sie sind nochmalsBenachteiligte in einer gesellschaftlichen Außensei-tergruppe. Die Gesetzgebung unterstützt diese pre-käre Lebenslage nicht ausreichend. So wird für aus-ländische Kinder kein Familienzuschuss gewährt,Wohnbeihilfe erhalten diese Familien nur in gerin-gerer Höhe und Unterhaltsvorschuss ist an bestimm-te Voraussetzungen gekoppelt. Bedingung ist, dassein diesbezüglicher zwischenstaatlicher Vertrag be-steht. Die Familienbeihilfe für ausländische Kinderist an ein gültiges Visum gekoppelt. Kinder, derenEltern es verabsäumt haben oder denen es nichtmöglich war ein Visum zu bekommen, erhalten –auch wenn die Kinder hier leben und zur Schulegehen – keine Familienbeihilfe.

50 100 150 Zugänge

2005: 119

2006: 124

2007: 122

2008: 125

2009: 140

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Claudia Hinteregger ThomaLeiterin Auffanggruppe

Jahresbericht 2009

Denkt man an die 55 Kinder und zweiMütter, die in diesem Jahr in der Auf-fanggruppe einige Zeit verbracht haben,dann wäre es zu kurz gegriffen, würdeman von Menschen sprechen, die esnicht auf die „Siegerstraße“ des Lebensgeschafft haben. Es wäre aber auch zueinfach, nur die akute Krisensituation inden Vordergrund zu stellen.

Natürlich spielen verschiedene Fak-toren eine Rolle und meist kommen jeneFamilien in die Auffanggruppe, die vonsozialer Isolation betroffen sind und de-ren Ressourcen nicht aussreichen, eineKrise selbstständig zu bewältigen.

Krisenzeiten betreffen und bedrohenuns Menschen jedoch in vielfältigerWeise. Familien, die in der Krise eineChance erkennen und bereit sind, fürderen Bewältigung professionelle Hilfein Anspruch zu nehmen, gilt mein ganzerRespekt und meine Anerkennung.

Würde man die 55 Kinder sprechenlassen, dann wäre es ihnen sicher wich-tig, nicht einfach in eine Problemkate-gorie gepresst zu werden, sondern sowahrgenommen zu werden, wie sie sind:als Kinder, die ein Recht darauf haben,auf Menschen zu treffen, die in der Lagesind, ihnen eine Perspektive zu schaffen.Gelingt dies, treten Wertungen undZuschreibungen in den Hintergrund.

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Jahresbericht 2009

AuffanggruppeKronhaldenweg 4

6900 BregenzT 05574/4992-40

[email protected]

Daniela ist ein armes Kind. Aber man kann mitDaniela auf dem Handy telefonieren. Daniela und ihrHandy gehören zusammen. Daniela ist 12 Jahre alt.Es ist schwer, Armut an ihr zu entdecken. Sie schautjedem gerade ins Gesicht. Da ist nichts Kleinlautes,keine Unsicherheit. Was sie trägt, könnte jede tra-gen. Rot-schwarz-gestreiftes Top, ärmellos. Es passtzu ihren blonden Haaren.

Daniela sitzt in einem ihr völlig fremden Zimmerund teilt dieses mit einem Mädchen, das sie nichtkennt. Sie ist in der Auffanggruppe. Vor ein paar Ta-gen wohnte Daniela noch bei ihrem Vater. Er ist ar-beitslos, ihre Mutter ausgezogen. Vor kurzem ist Da-niela beim Schwarzfahren erwischt worden. Ihr Vaterwar wütend, Schläge die Folge. Daniela weiß, dassder Vater mit seinen Schlägen nicht sie meint. Erkann nur nicht damit umgehen, wenn etwas kompli-ziert wird. Und 50 Euro Strafe machten ihr Lebenkompliziert.

Daniela vermutet, das ist so bei Erwachsenen,überhaupt bei Menschen, die ihr Leben nicht imGriff haben. Wer seine Arbeit verliert, hat sein Lebennicht im Griff, findet Daniela. Früher ist Daniela vorden Schlägen zu ihrer Mutter geflohen. Dort lebtaber schon ihr Bruder, und zwei Kinder waren zuviel.

Daniela lief weg und tauchte bei einer Freundinunter. In die Schule ging sie nicht mehr. Bei derFreundin konnte sie aber nicht bleiben und zumVater wollte sie nicht zurück. Sie meldete sich beimJugendamt. Nun ist Daniela in der Auffanggruppe.Sie wirkt erwachsen, kühl. Ihre Kindheit ist kürzer, tra-umloser. Armsein ist uncool. Manchmal denkt Da-niela, ohne die Enge zu Hause, den Streit ums Geldhätten ihre Eltern es besser miteinander ausgehal-ten. Also ist Armut auch ein Kreislauf, der vieleskaputt machen kann. 5 10 15 20 Zuweisungen

Jugendwohlfahrt Bregenz: 17

Jugendwohlfahrt Feldkirch: 14

Jugendwohlfahrt Dornbirn: 13

Jugendwohlfahrt Bludenz: 4

Zahl der zugewiesenen Kinder nach Behörden

782009 wurden 55 Kinder und zwei Mütter in derAuffanggruppe – der Krisenstation des VorarlbergerKinderdorfs – betreut. Die durchschnittliche Aufent-haltsdauer betrug 1,6 Monate. Die Auslastung lagbei 118,75 Prozent.

In den privaten Krisenfamilien der Auffanggruppewurden 23 Säuglinge und Kleinkinder für eine Zeitvon durchschnittlich zwei Monaten betreut. Auchbei diesem Angebot lag die Auslastung bei knapp130 Prozent.

Inzwischen ist Daniela schon sechs Wochen in derAuffanggruppe. Das Jugendamt hat mit ihrem Vatergesprochen. Schlagen darf er nicht mehr. Das näch-ste Wochenende verbringt Daniela bei ihm. Siemöchte gerne wieder zurück und ist überzeugt, dasssie es mit Unterstützung schaffen werden.

Armsein ist uncool

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Jahresbericht 2009

Unser Fokus lag 2009 auf den neuen Anforder-ungen und Erwartungen an die (sozial)pädagogi-sche Begleitung und Betreuung der Kinder undJugendlichen. Es galt, das in der Gesellschaft spür-bar veränderte Erziehungs- und Bildungsverständnisvermehrt in unseren Arbeitsalltag einzubinden.

Es erfordert großes pädagogisches Fingerspitzen-gefühl, zum Wohle der Betroffenen Win-Win-Ergeb-nisse zu erzielen und bei kritischen Entscheidungeneinen Konsens finden zu können. Der Besuch unter-schiedlicher Weiterbildungen und der Wissens- undErfahrungsaustausch darüber in den Teams ge-währleisten die professionelle Weiterentwicklungunserer Arbeit.

Das niederschwellige Betreuungs- und Bildungs-angebot wurde weiter ausgebaut, und die Wartezeitfür eine stationäre Aufnahme war trotz steigenderBetreuungszahlen kurz. Fließende Übergänge in derstationären und ambulanten Betreuung sowie fle-xible Rahmenbedingungen ermöglichten eine Viel-falt unterschiedlicher Maßnahmen. Dies führte zueiner deutlich höheren Akzeptanz des Angebots sei-tens der Jugendlichen. 2009 gab es keinen Betreu-ungsabbruch zu beklagen, da wir bei Bedarf indivi-duell abgestimmte Maßnahmen anbieten konnten.

Vermehrt wurden im vergangenen Jahr auchPraktikumsplätze für sozialpädagogische Berufebereitgestellt. In Kooperation mit dem Kolleg fürSozialpädagogik in Stams besteht am Jagdberg imSchuljahr 2009/10 erstmals die Möglichkeit einerberufsbegleitenden Ausbildung zur/m Sozialpäda-gogin/en. Dafür werden Fachkompetenz und Räum-lichkeiten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaushatte das Angebot einer Externistenprüfung für jun-ge Erwachsene, die den Hauptschulabschluss nach-holen wollen, am Jagdberg Premiere.

Aufgrund der Flexibilität und Vielfalt unseres An-gebots sowie der intensiven Zusammenarbeit allerMitarbeiterInnen am Jagdberg können wir Jugend-liche in ihrer individuellen Entwicklung unterstützenund Hilfe in Erziehungsfragen geben. Wir sehen unsmit unserem individuellen Betreuungsangebot alsDrehscheibe zum Wohle der Kinder und Jugend-lichen. Dieser Gedanke lässt uns zufrieden auf dasJahr 2009 zurückblicken, in dem zukunftsweisendepädagogische Arbeit geleistet wurde.

Gerd BernardDirektor Sozialpädagogische Schule

Gerhard HeinritzLeiter Sozialpädagogisches Internat

Sozialpädagogische SchuleJagdbergstraße 456824 SchlinsT 05524/[email protected]

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Sozialpädagogisches InternatJagdbergstraße 44

6824 SchlinsT 05524/8315-0

[email protected]

kann ich sie mir ja holen“, hat Ali dann doch nochzuversichtlich gemeint.

Auf WanderschaftEine weitere Gruppe vom Jagdberg reiste in denSommermonaten nach Schweden. Die Kinder undJugendlichen wanderten sechs Tage lang mit ihrenBetreuern durch karge Landschaftsabschnitte undSteinwüsten. Hin und wieder kamen sie an Plätzensatter Fruchtbarkeit vorbei, wo sie ihre Zelte aufbau-ten. An die Nächte, an denen es taghell blieb, erin-nern sie sich heute noch gerne.

ExperimentierfreudigDie Kinder lernten zeitliche und räumliche Distanzeneinzuschätzen und experimentierten damit, wie mansich in einem Land verständigt, dessen Sprache mannicht beherrscht. Sie spürten, wie sich das Leben mitfrisch gepflückten Heidelbeeren versüßen lässt undwie aussichtslos es sein kann, einfach abzuhauen.Eingeprägt hat sich auch die Erfahrung, nicht aufzu-geben, wenn man an die eigenen Grenzen stößt.

Geschafft!Unvergesslich bleibt auch jener Moment, wo dieJugendlichen aus dem „Nichts“ in die Zivilisationzurück gekehrt sind und sich die seit langem ersehn-te Schoki kauften. „So gut schmeckt das Leben – wirhaben es geschafft!“

Ein date mit Georg Clooney bei MadameTussauds – unvergesslich. Tägliches U-Bahnfah-ren und Großstadttreiben – am Anfang verwir-rend, doch dann ganz easy. Piccadilly Circus –shoppen, aber leider zu wenig Geld. TowerBridge – da muss man gewesen sein. Bucking-ham Palace mit Wachablöse – langweilig. Dererste Flug – etwas Besonderes. Die ganze Reisenach London – einfach genial!

Das steht im Tagebuch, das sieben SchülerInnen amJagdberg im Alter von 13 bis 15 Jahren währendihres Aufenthalts in London geführt haben. Sie wur-den von ihren Lehrerinnen bei dieser Reise beglei-tet. Neben dem Sammeln vieler Eindrücke beimSightseeing lernten die Jugendlichen das pulsieren-de Leben in der Großstadt kennen und sich denGegebenheiten anzupassen. Es gab kein Drängeln,sondern geduldiges Warten auf Bus und U-Bahn,und ganz nebenbei verbesserten sie in Alltagssitua-tionen ihre Englischkenntnisse.

Ali und seine MützeAli hat seine heiß geliebte Kappe in London zurückgelassen. Für ihn ein unvergessliches Missgeschickauf dieser Reise. Ein heftiger Windstoß hatte sie ihmvom Kopf gerissen und in die Themse getragen.„Vielleicht schwimmt sie bis zu meinem nächstenLondonbesuch immer noch in der Themse, dann

So gut schmeckt das Leben

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Bernd sitzt zufrieden in der Klasse. Unglaublich, erschafft es in der Früh regelmäßig aufzustehen undaus eigener Initiative den Unterricht zu besuchen.Dabei hat er Wochen vorher die Schule geschwänzt,sich am Bahnhof herumgetrieben und so mancheNacht mit Bier unter der Brücke verbracht. Für seineZukunft sah er keine Perspektiven.

Das alles hat sich nun geändert. Mit Fleiß undDurchhaltevermögen kann er sogar den Haupt-schulabschluss schaffen, obwohl seine schulischenund familiären Probleme kaum mehr Hoffnung zu-ließen. Seit er die Expositur in Feldkirch besuchtund in seiner Freizeit von einem Sozialpädagogenbetreut wird, geht es mit seiner Motivation bergauf.Die wachsende Beziehung zwischen ihm, seinerLehrerin und seinem Primärbetreuer riefen in ihmdie Sehnsucht nach Nähe, Regelmäßigkeit undVerlässlichkeit wach. Jetzt akzeptiert er einen gere-gelten Tagesablauf samt Unterricht.

„Kaum zu glauben, dass Lernen Spaß machenkann“, sagt er, „aber hier fühle ich mich sicher. Ichweiß, dass ich auch Fehler machen darf, ohne dass

ich fallen gelassen werde. Meine Lehrerin und meinBetreuer hören mir zu. Ich kann mich auf sie verlas-sen, sie bauen mich auf, wenn es mir schlecht geht!“In der Freizeit kümmert sich ein Betreuer um Bernd.Sie gehen Schi fahren oder klettern, machen zusam-men Hausaufgaben. Auch das gemeinsame Arbei-ten in der Werkstatt macht Bernd Spaß.

Für die MitarbeiterInnen ist die Arbeit eine großeHerausforderung. Ein hohes Maß an Flexibilität,Eigeninitiative und vor allem Beharrlichkeit in derBeziehungsgestaltung ist notwendig. „Wir lernen,kleine Brötchen zu backen und dies zu akzeptieren“,erzählen die LeiterInnen und MitarbeiterInnen vomexternen ambulanten Bildungs- und Betreuungs-team. „Wer weiß, welch große Erfolge möglich wer-den, wenn wir an die Fähigkeiten unserer Kinderund Jugendlichen glauben!“

Sozialpädagogische SchuleJagdbergstraße 456824 SchlinsT 05524/[email protected]

Chancen ohne Ende

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Jahresbericht 2009

64Im vergangenen Jahr wurden 64 Kinder und Ju-gendliche ambulant und stationär von Internat undSchule am Jagdberg betreut. Davon waren 39 Neu-zugänge. Aufnahmegründe waren für mehr als dieHälfte der Kinder und Jugendlichen Schul- und Aus-bildungsprobleme, für die anderen Entwicklungs-auffälligkeiten sowie Aggression und Delinquenz.Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 14Monaten, das Durchschnittsalter der neu aufgenom-menen Mädchen war 13 Jahre; die Buben warendurchschnittlich 14 Jahre alt.

21 Zuweisungen erfolgten von der Bezirkshaupt-mannschaft (BH) Bregenz, 15 von der BH Dornbirn,14 von der BH Feldkirch und acht von der BHBludenz.

10 20

BH Dornbirn: 12

BH Bregenz: 11

BH Feldkirch:10

BH Bludenz:6

Zuweisende Bezirkshauptmannschaften

Zuweisungen

10 20 30 40

Betreuungsgründe (Mehrfachnennungen möglich)

Entwicklungsauffälligkeiten: 7

externale Störung (aggressiv, delinquent . . .): 17

Schul-/Ausbildungsprobleme: 35

10 20 30 40 50

Unterricht für Allgemeine Sonderschüler, Volks-,Haupt- und MittelschülerInnen

Lehrplan Hauptschule: 45

Lehrplan Volksschule: 1

Lehrplan Allgemeine Sonderschule: 5

Lehrplan Vorarlberger Mittelschule: 2

Sozialpädagogisches InternatJagdbergstraße 44

6824 SchlinsT 05524/8315-0

[email protected]

Kinder

10 20 30 40

Wiederholungen in der Schullaufbahn

1 Schuljahr wiederholt: 31

3 Schuljahre wiederholt: 1

keinen Zeitverlust: 15

2 Schuljahre wiederholt: 11

Kinder

45 Kinder und Jugendliche wurden nach demLehrplan der Hauptschule, einer nach dem Lehrplander Volksschule, zehn nach den Richtlinien derAllgemeinen Sonderschule und zwei nach demLehrplan der Vorarlberger Mittelschule unterrichtet.Sechs Kinder besuchten eine Regelschule. DerZeitverlust in der schulischen Laufbahn lag bei 31SchülerInnen der Sozialpädagogischen Schule beieinem Jahr, bei 11 SchülerInnen bei zwei Schuljah-ren und bei einem Schüler bei drei Jahren. 15SchülerInnen haben keine Klasse wiederholt.

Die Wartezeit für eine Neuaufnahme lag trotz einerAuslastung von 113,51 % bei nur 26 Tagen. Vier Kin-dern und Jugendlichen konnte ein Krisenplatz zurVerfügung gestellt werden.

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Dr. Silvia ZaberniggLeiterinPflegekinderdienst

Die Wirtschaftskrise hat Eltern, die ihreKinder in die Obhut von Pflegefamiliengeben, nicht erst jetzt erreicht. Fast alledieser Eltern kennen auch finanzielleSorgen und damit verbunden das Gefühlder Ausgrenzung.

Sie kommen mit dem Alltag nicht zu-recht, schaffen es nicht, ihren Kinderndas zu bieten, was heute zum Standardgehört. Und dieser Standard ist hoch! Innahezu allen betroffenen Familien istArmut eine Begleiterscheinung, auchwenn kein Kind in Vorarlberg aus finanzi-ellen Gründen in eine Pflegefamilie auf-genommen wird. Die Konsequenzen vonArmut sind weit reichend: So leidet derGesundheitszustand der Kinder, und fürdie notwendige Förderung ist kein Geldvorhanden.

Geld kann und soll weder Zuneigungnoch elterliche Fürsorge ersetzen, dochexistenzieller Druck erschwert das Zu-sammenleben massiv. Immer wieder be-gegne ich Eltern, denen es nicht gelingt,die Fahrkosten für den Besuch ihres ineiner Pflegefamilie lebenden Kindes aufdie Seite zu legen. Dies zeigt, wie großdie Not in manchen Familien sein kann –und mir wie wichtig es ist, nicht zu urtei-len oder gar zu verurteilen, sondernbestmöglich zu helfen.

Miteinander wachsenEinmal monatlich werden in Bludenz, Feldkirch, Hohenems, Andels-buch und künftig auch in Bregenz Runden für Pflegeeltern angeboten.Der regelmäßige Erfahrungsaustausch mit externer Leitung hat sich seitJahren bewährt. Pflegeeltern haben die Möglichkeit, ihre Sorgen undNöte, aber auch Freuden und kraftvollen Erlebnisse mit anderen Elternzu teilen. Es ist ein miteinander Wachsen, ein persönlicher Austausch,der von den Pflegeeltern als sehr hilfreich erlebt wird.

Weitere Veranstaltungen

• Ferienwoche für Pflegekinder im Großen Walsertal

• Ferienwoche für Jugendliche in Italien

• Gesponsertes Hüttenwochenende mit Pflegekindern auf der Lindauer Hütte

• Pflegefamilienfest am Sunnahof

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Jahresbericht 2009

PflegekinderdienstGöfiserstraße 26800 FeldkirchT 05522/82253

[email protected]

TausendFragen

Erika war 9 Jahre alt, als sie ihre Ankerfamilie ken-nenlernte. Auch früher war sie schon auf Krisenpfle-geplätzen untergebracht, um in schwierigen Zeitenihrer Eltern versorgt zu sein.

Erika kennt das Gefühl, anders zu sein. Sie weißmit ihren neun Jahren was es heißt, gemobbt undgehänselt zu werden – weil sie im Winter keine was-serfesten Schuhe hat oder das Geld für die Bastel-arbeit in der Schule zum dritten Mal fehlt. Warumihre Eltern nie ausreichend Geld haben, kann Erikanicht wirklich verstehen. Deshalb stellt sie ihrerPflegemama tausend Fragen.

Erika ist ein Mädchen, das die emotionale Zuwen-dung der Pflegefamilie aus ganzem Herzen anneh-men kann und täglich über vieles erstaunt ist. Nunhat sie das Geld für die Bastelarbeit, passendeKleider, ein schönes Zimmer und jemanden, der ihrzeigt, dass sie ein tolles Mädchen mit vielen Talen-ten ist. Sie genießt, sie nimmt, sie wächst und sievergleicht! Ihre Eltern haben der Pflegschaft zuge-stimmt und aktiv um Hilfe angesucht. Einfach ist esfür sie trotzdem nicht, auch wenn sie ihrer Tochternur das Beste wünschen . . .

2492009 wurden 13 Kinder in Pflegefamilien, fünf Kinderin Ankerfamilien und zehn Kinder auf Krisenplätzenaufgenommen. Insgesamt fanden 28 Kinder vor-übergehend oder langfristig in Familien ein neuesZuhause.

Alter der längerfristigen Aufnahmen zum Zeitpunkt der Vermittlung

Von den 18 Kindern, die längerfristig ein neues Zu-hause brauchten, waren fünf Buben und 13 Mäd-chen. Auch bei den zehn Krisenaufnahmen wurdenneun Familien für Mädchen und eine Familie füreinen Buben gefunden. Von den MitarbeiterInnendes Pflegekinderdienstes wurden 249 Kinder in 173Pflegefamilien begleitet.

1 2 3 4 5 6

0 – 1 Jahre: 4

1 – 3 Jahre: 6

3 – 6 Jahre: 4

6 – 10 Jahre: 2

10 – 12 Jahre: 0

älter: 2

Kinder

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Mag. Verena DörlerLeiterin des Kinderdorfs Kronhalde

Florian nennt es „Männertage“Eines Tages landete eine E-mail in der Postbox: Der FischereiverbandLünersee stellt seine Hütte für Ferien zur Verfügung! Die Idee wurdegeboren, dass die männlichen Erzieher und die Buben aus dem Dorfgemeinsam eine Woche zum „Fischen“ fahren. Die Aktion sollte denJugendlichen die Möglichkeit bieten, ihre geschlechtspezifische Iden-tität zu erleben, ihre persönlichen Grenzen auszuloten.

Es begann ein geschäftiges Planen und Vorbereiten . . . Zufahren mitdem Auto war nicht möglich . . . Jeder musste mit überlegen und „mit-tragen“, damit die gemeinsame Woche gesichert war. Die Natur bot indieser Woche eine sonnige Kulisse, der Mond stand offenbar ebenfallsgünstig, denn die Fische bissen an. Das Lagerfeuer am Abend brachteThemen unter Männern zum Vorschein – in einem sicheren Rahmen,geschützt, witzig und archaisch einprägsam.

Die Fischereiausbeute wurde dann natürlich zur weiblichen Bewunde-rung gebührend präsentiert. Florian brachte es auf den Punkt:„Nächstes Jahr machen wir wieder ,Männertage’ . . .!“

Weitere Projekte 2009

• Girls, girls, girls – Mädchentage für 12- bis 14-Jährige• Jugendaustausch Rumänien • Snowboardwoche• Naturerlebniswoche• Erste-Hilfe-Kurs für Kinder• Was heißt schon mitgestalten? – zweitägiges

Partizipationsprojekt in Au-Rehmen

Derzeit entwickelt sich unser Dorf zueinem Jugenddorf. Fast drei Viertel derKinder sind über zwölf Jahre alt. Klargeregelte Taschengeldsätze werden andie Jugendlichen bezahlt, wenn sie frei-willig Zusatzarbeiten im Dorf für die All-gemeinheit verrichten – Autos reinigen,den Hausmeistern helfen oder Müll auf-sammeln kann finanzielle Engpässeüberbrücken und ist eine beliebte Lö-sungsstrategie zur Finanzierung vonHaargel, Handy und allem, was einemangesagten Lifestyle entspricht.

Eifrig und fröhlich ist der Einsatz derKids bei Aktionen im Dorf wie Funken-bauen oder der Weihnachtsfeier mitden Eltern. Die Stimmung, wenn etwasgemeinsam vorbereitet und durchge-führt wird, ist ansteckend. Für Kinder,die sich schulisch weniger erfolgreich er-leben und immer wieder Ausgrenzungerfahren haben, sind diese Gruppener-lebnisse besonders wertvoll. Hier kön-nen sie andere Stärken zeigen.

Im Kinderdorf Kronhalde bieten wireinen verlässlichen Ort der Geborgen-heit zur Entwicklung von Alltagskompe-tenzen wie der „persönlichen Finanz-planung“. Dies bedeutet konkret: Ein-teilung des monatlichen Taschengeldessowie die Möglichkeit eines „Zusatzver-dienstes“, um besondere Wüsche erfül-len zu können. Lernen im Kleinen heißtsomit: das Taschengeld einteilen, imMoment verzichten und die Möglichkeitwahrnehmen, etwas dazu verdienen zukönnen, um sich einen größerenWunsch zu erfüllen. Die Kinder und Ju-gendlichen werden so zu Alltagstätig-keiten angeleitet und erleben ihreSelbstwirksamkeit.

Jahresbericht 2009

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Ey Mann! Coole Sache . . . Mama legt 20 Euro aufden Tisch! Antonia und Lino sollen einen feinenNachmittag verbringen. Die beiden ziehen los:Interspar, Mediamarkt, Dönerstand . . . Als dieVolksschüler gegen Mitternacht immer nochdraußen Fußball spielen, denkt sich niemand in derStraße etwas. Eine Lehrerin reagiert, als die Kinderunentschuldigt drei Tage in der Schule fehlen, undverständigt die betreuende Einrichtung.

Nach langem Klingeln öffnet der 6-jährige Linoverschlafen die Tür. Mama ist spurlos verschwun-den, der Papa schon lange ausgezogen. Im Kühl-schrank sind eine Tube Senf und zwei Zitronen. Vorkurzem ist die Familie einer Delogierung entgan-gen. Wie sich herausstellt, ist die Mutter zu einerFreundin in die Schweiz, weil ihr alles zu viel wurde.

Antonia und Lino leben nun im Kinderdorf Kron-halde. Immer wieder schleicht Lino in die Kücheund öffnet den Kühlschrank – tatsächlich – er istvoll! Durch Sicherheit im Alltag und Zuwendungkönnen die Geschwister die Spuren der Vernach-lässigung hinter sich lassen. Immer noch mögen sieFußball, und im Winter würden sie am liebsten jedefreie Minute mit den Erwachsenen in der Kinder-dorffamilie jassen. Die Besuchskontakte mit denEltern sind verlässlich, die Mutter mittlerweile ineinem Arbeitsprojekt. Zweimal im Monat sindAntonia und Lino bei ihr auf Besuch und dann kannsie das sein, was sie möchte: Mama. An Antoniaund Lino zeigt sich, dass sichere Beziehungen undVerlässlichkeit im Alltag Wirkung zeigen.

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Jahresbericht 2009

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T 05574/[email protected]

63Per 31. 12. 2009 lebten 54 Kinder und Jugendlicheim Kinderdorf Kronhalde. Die Hauptgründe für eineAufnahme sind psychische Krankheiten der Elternund Überforderung durch fehlende – soziale undmaterielle – Ressourcen.

Insgesamt wurden in neun Kinderdorffamilien unddrei Außenfamilien im vergangenen Jahr 63 Kinderund Jugendliche betreut. Acht Kinder wurden neuins Kinderdorf Kronhalde aufgenommen, neun Kin-der konnten zu ihrer Ursprungsfamilie zurückgeführtwerden oder wechselten in eine andere Betreu-ungseinrichtung.

Alter der neu aufgenommenen Kinder und Jugendlichen

1 2 3

0 - 6 Jahre: 1

7 - 9 Jahre: 3

10 - 14 Jahre: 4

Kinder und Jugendliche

Kinderdorf Kronhalde

Senf & zweiZitronen

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Georg ThomaLeiterEhemaligenbetreuung

Jahresbericht 2009

Im Rückblick auf das vergangene Jahrliegt es nahe, den Bezug zur schwierigenWirtschaftslage 2009 herzustellen. Zusignifikant sind die Auswirkungen dergesamtwirtschaftlichen Lage auch in derEhemaligenbetreuung.

Immer schwieriger wird es für Betrof-fene, den Sprung von der Arbeitslosig-keit in eine zufrieden stellende Erwerbs-tätigkeit zu schaffen. Dies trifft beson-ders auf schlechter qualifizierte oder ineinzelnen Fähigkeiten benachteiligtePersonen zu. 2009 hat sich die Hoff-nungslage für einige unserer Betreutendramatisch verschlechtert. Für sie be-steht kaum eine Chance, eine Anstellungzu finden. Die psychosozialen Auswir-kungen dieser Arbeitslosigkeit ohnePerspektive sind besorgniserregend.

Scheinbar widersprüchlich erschien vordiesem Hintergrund ein Blick auf die Be-treuungsstatistik. Überraschend warendie Zahlen in unserem zinslosen Klein-kreditprogramm rückläufig. Bei genaue-rer Betrachtung erwies sich dieser be-währte Indikator jedoch als nicht mehraussagekräftig. Es konnten 2009 wenigerKleinkredite gewährt werden, weil vieleBetroffenen schlichtweg keinen Spiel-raum mehr zur Rückzahlung haben. Demgegenüber sind die Kriseninterventio-nen deutlich gestiegen, ein Großteil da-von im Bereich der Grundversorgungund Sicherung von Wohnraum.

Campingromantik inklusiveJugendliche aus dem Kinderdorf Kronhalde und Ehemalige bege-ben sich jährlich gemeinsam auf Ferienfahrt. Einige sind schon jah-relang als „Fixstarter“ mit dabei. Sowohl für Teilnehmer als auch Be-treuer gehört ein wenig Mut dazu, sich auf dieses Gemeinschaftser-lebnis und die damit verbundene Gruppendynamik einzulassen.Jene, die einmal mit dabei, bestätigen jedoch: Es bleiben vieleschöne Erinnerungen, die mit keinem All-Inklusive-Urlaub möglichgewesen wären.

Weitere Projekte und Veranstaltungen

• Skitag für Ehemalige im März 2009.

• Camping-Romantik: Ferienfahrt in die Toskana.

• Mitbestimmen: Drei Jugendliche beteiligten sich regelmäßig anden Treffen des Jugendbeirats, der gemeinsam mit dem Kinder-dorf Kronhalde organisiert wird.

• Computer-fit: Gebrauchte Computer sowie technische Unterstüt-zung bei Nutzung und Installation für sechs Ehemalige.

• Herbstfest: 61 Personen folgten der Einladung.

• Überraschung: 64 Ehemalige wurden mit kleinen Weihnachts-geschenken und Einkaufsgutscheinen für 44 Kinder überrascht.

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Jahresbericht 2009

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T 05574/[email protected]

KämpferherzAls Mitarbeiter der Ehemaligenbetreuung empfin-

det man oftmals Respekt dafür, wie unsere Ehemali-gen kaum vorstellbare Lebenssituationen meistern.Zum Beispiel Roswitha aus Dornbirn. Sie ist Allein-erzieherin einer 12-jährigen Tochter. Seit der Ein-schulung von Lisa ist Roswitha auf der Suche nacheiner Teilzeitbeschäftigung. Die an einer Stoffwech-selerkrankung leidende Frau war auch für dasArbeitsmarktservice kaum vermittelbar.

Über Jahre ziehen sich arbeitsmedizinische Gut-achten. Erst nach ihrem dritten Antrag erhält Ros-witha eine Erwerbsunfähigkeitspension. Trotzdemlebt sie mit ihrer Tochter nach wie vor am Existenz-minimum. Die Situation ist durch eine Hörbehinde-rung von Lisa zusätzlich belastet. Roswitha muss sichintensiv um die Förderung ihrer Tochter kümmern.

In Zusammenarbeit mit der Ehemaligenbetreuungerstellt Roswitha einen Haushaltsplan. Mit bewun-dernswerter Ausgabendisziplin kann sie eine Ver-schuldung abwenden und sich einen kleinen monat-lichen Spielraum von 70 Euro erwirtschaften. Für sichselbst stellt Roswitha kaum Ansprüche. Sie bemühtsich fortwährend, ihrer Tochter Lisa auch materiellein Aufwachsen ohne große Benachteiligungen zuermöglichen. Unterstützungen der Ehemaligenbe-treuung hat Roswitha nur für die Förderung von Lisain Anspruch genommen. Den „Umzugskredit“ füreine größere Wohnung ebenfalls, damit Lisa endlichein eigenes Zimmer bekommt. Und nun dürfen Sieraten, wer zu den verlässlichsten Rückzahlerinnen inunserem zinslosen Kleinkreditprogramm gehört . . .

Ehemaligenbetreuung

141Mit 141 Personen war die Ehemaligenbetreuung2009 in gutem Kontakt, darüber hinaus über dieMitwirkung im Jugendbeirat mit allen Kindern undJugendlichen im Kinderdorf Kronhalde. 100 Perso-nen wurden im Jahr 2009 von den MitarbeiterInnender Ehemaligenbetreuung begleitet, davon warensieben minderjährig.

Gründe für die Inanspruchnahme der Betreuung(Mehrfachnennungen möglich)

Im vergangenen Jahr haben 27 Ehemalige Unter-stützung in Form einer Krisenintervention in schwie-rigen Lebenssituationen in Anspruch genommen.

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

allgemeine Kontaktpflege: 49

Wohnen und Wohnungssuche: 33

Beratung in Beziehungsfragen: 12

finanzielle Probleme: 37

Arbeitssuche, Arbeitsplatzfragen: 24

junge Mütter, Erziehungsfragen: 14

Fragen zu Ausbildung und Studium: 1

gesundheitliche Fragen: 28

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Jahresbericht 2009

Leon ist drei Wochen alt. Seine Eltern sind nochsehr jung, und ihre finanzielle Situation ist prekär:Der 21-jährige Vater ist arbeitslos, die Mutter warbeim Eintritt in den Mutterschutz noch in der Lehre.Sie leben in einer Mietwohnung, die hohe Kostenverursacht, und sind auf Unterstützung angewiesen.

Seit der Geburt ihres Sohnes sind sie sehr damitbeschäftigt, die erforderlichen Anträge zu stellen.Da heißt es warten: auf den einen Bescheid, damitder andere Antrag gestellt werden kann, auf dieerforderlichen Dokumente, die sie nicht griffbereithaben . . . Das Geld ist knapp, und es schaut so aus,als würde in diesem Monat gar nichts hereinkom-men. Aber wie sollen dann Windeln und Babynah-rung gekauft werden?

Der kleine Leon schläft inzwischen selig in derGewissheit, dass sich seine Eltern trotz der Sorgenüber ihn freuen. Über die Auswirkungen, die dasAufwachsen in Armut schon auf die Kleinsten hat,macht er sich noch keine Gedanken. In solchen undähnlichen Situationen befinden sich Familien, diedurch NETZWERK FAMILIE im Jahr 2009 Unterstüt-zung fanden.

71Seit dem offiziellen Start von NETZWERK FAMILIEim Jänner 2009 wurden 71 Familien zugewiesen: 12Familien vom Landeskrankenhaus Feldkirch und 18vom Krankenhaus Dornbirn. 21 Vermittlungen er-folgten durch die niedergelassenen Kinder- undJugendärzte in den Bezirken Dornbirn und Feld-kirch. 20 Familien wurden von anderen Zuweisernaus dem medizinischen und sozialen Bereich mitNETZWERK FAMILIE in Kontakt gebracht.

Eltern entlastenDie Belastungssituationen der Familien waren ge-prägt von erhöhtem Fürsorgebebarf aufgrund vonMehrlings- und Frühgeburten oder eines Kindes mitBehinderung. Arbeitslosigkeit, ein fehlendes sozia-les Netz und eine damit einhergehende Überforde-rung der Kindeseltern spielten ebenso eine großeRolle. Viele Familien, vor allem Alleinerzieherinnen,die von NETZWERK FAMILIE begleitet werden, le-ben an der Armutsgrenze. Für sie steht die Siche-rung des Lebensunterhaltes im Mittelpunkt.

Ein soziales Netz spinnenGroßteils wurden weiterführende Hilfen vermittelt,in einigen sehr schwierigen Familiensituationen mitEinverständnis der Eltern die öffentlichen Jugend-wohlfahrt hinzugezogen, um eine intensive undnachgehende Unterstützung sicher zu stellen. Meistwerden die Familien auch nach Vermittlung einesUnterstützungsangebotes von NETZWERK FAMILIElängerfristig weiter begleitet.

NETZWERK FAMILIE ist eine Initiative des Vorarl-berger Kinderdorfs, der aks Gesundheitsvorsorgeund den Vorarlberger Kinder- und Jugendärzten.

Armut trifft auchdie Kleinsten

Netzwerk FamilieMarktplatz 36850 DornbirnT 05572/[email protected]

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Jahresbericht 2009

Koordination KinderschutzKronhaldenweg 2

6900 BregenzT 05574/4992-57

[email protected]

Jedes Kind hat laut UN-Kinderrechtskonventionein Recht auf einen entwicklungsgemäßen Le-bensstandard. Dass dieser Anspruch auch beiuns nicht erfüllt ist, zeigt der Armuts- undReichtumsbericht: 2006 lebten 250.000 Kinderund Jugendliche in Österreich in armutsgefähr-deten Haushalten.

Würde man verschiedene Leute fragen, was für sieArmut bedeutet, so wäre sicherlich die ersteAntwort: wenig Geld haben, sich wenig leisten kön-nen. Armut bedeutet aber weit mehr. Ein wichtigerAspekt ist die fehlende Möglichkeit zur sozialenund kulturellen Teilhabe: Kinder aus armen Familiensind häufig isoliert. Aufgrund kleiner Wohnungenhaben sie nicht die Möglichkeit, Freunde einzula-den und werden auch selbst weniger eingeladen.Sie können nicht mitreden, wenn andere sich überVideospiele austauschen, und nichts von tollen Er-lebnissen im Urlaub erzählen. An teureren Schul-veranstaltungen können sie nicht teilnehmen, siebesuchen keine Musikschule und sind seltener inVereinen. Nicht dazu zu gehören, ist mit dem Ge-fühl des Ausgeschlossenseins und Scham verbun-den. Dies kann zu weiterer Isolierung führen.

Arme Kinder bekommen weniger AnerkennungAuch die Eltern und andere Personen im Umfeldder Kinder haben nicht die Erfahrung gemacht,durch Anstrengung etwas erreichen zu können. IhrGefühl der Selbstwirksamkeit ist reduziert, ebensojenes ihrer Kinder. Arme Kinder erfahren wie ihreEltern weniger Anerkennung und Respekt.

Der existenzielle Druck wirkt sich negativ auf dasFamilienklima aus: Die Eltern sind aufgrund vonÜberforderung und Kraftlosigkeit kaum in der Lage,den Betreuungs- und Erziehungsaufgaben nachzu-kommen. Die Kinder sind häufig auf sich alleingestellt, sie müssen mehr Verantwortung überneh-men als ihrem Alter entspricht.

Finanzielle Hilfe genügt nichtAllein finanzielle Unterstützung von Familien wirddiese Defizite nicht auffangen können. Wichtig ist,dass der Selbstwert der Kinder gestärkt wird und sieeine positive Lebensperspektive entwickeln. Esbraucht Möglichkeiten, in denen Kinder die Erfah-rung machen, dass sie etwas leisten können. Hier isteinerseits die Schule gefordert. Zudem sind qualita-tiv gute Betreuungsangebote notwendig, die auchKindern aus armen Familien vielfältige Anregun-gen und Erfolgserlebnisse außerhalb von schuli-schen Leistungsanforderungen z. B. im Sport, in derMusik, beim Theaterspiel ermöglichen.

Armut von Kindern betrifft uns alleIn den verschiedenen Fachbereichen des Vorarl-berger Kinderdorfs machen die uns betreuten Kin-der die Erfahrung, dass sie ihr Leben selbst gestal-ten können. Dies geschieht u. a. im AmbulantenFamiliendienst beim Voltigieren und Klettern. ImRahmen vom FAMILIENemPOWERment unterstüt-zen Ehrenamtliche Kinder beim Erwerb der Spracheund in schulischen Belangen. In Internat und Schuleam Jagdberg haben Jugendliche die Möglichkeit,im hauseigenen Café mitzuarbeiten, und im Kinder-und Jugendbeirat des Kinderdorfs Kronhalde kön-nen Kinder ihre Anliegen selbst vertreten und ihreSichtweisen einbringen.

Dr. Anneli Kremmel-BohleKoordination Kinderschutz

Armut von Kinderngeht uns alle an

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Mag. Theresia SagmeisterLeiterin FamilienImpulse

Jahresbericht 2009

Auf den Spielplätzen trafen wir 2009erstmals auch etliche Väter an. Was aufden ersten Blick erfreulich schien, offen-barte bei genauerer Betrachtung ersteAuswirkungen der Wirtschaftskrise. Kurz-arbeit und Arbeitslosigkeit zwingt vieleFamilien zu unfreiwilligen Verhaltens-änderungen.

Im Gespräch mit den Vätern undMüttern war Existenzsicherung häufigzentrales Thema. Den Kindern gegen-über werden die Geldsorgen meist sogut es geht verschwiegen, aber sie mer-ken es halt doch. So erfuhren wir, dassvielfach kleinere Wohnungen gesuchtwerden müssen. Anschaffungen wieZahnspangen und Brillen werden auf dielange Bank geschoben, der Urlaub imSommer und das Lebensmittelgeschäftum die Ecke sind nicht mehr drin, dieKinderbetreuung ist unerschwinglichund das Leben für viele Familien einÜberlebenskampf geworden. Wir dürfendiese Familien nicht im Stich lassen.Gerade in schwierigen Zeiten werdenSolidarität und Nachbarschaftshilfe alsbesonders wertvoll erlebt.

Der Spielbus bringt’s!

Nur fünf Spielbuseinsätze mussten 2009 wetterbedingt abgesagt wer-den, alle anderen 82 konnten wie geplant über die Bühne gehen. Dankder guten Zusammenarbeit mit Gemeinden und Vogewosi klappte dieBekanntmachung in den Wohngebieten wunderbar, und viele ehren-amtliche SchülerInnen halfen, dem Ansturm der Kinder gerecht zu wer-den. Die Spielbus-Nachmittage zeigen, wie gerne sich Kinder bewe-gen, wie sehr sie Anerkennung suchen und wie ausgelassen sie ge-meinsam Spaß haben.

Wertvolle Kinder: (Un)heimliche Erzieher

„Kindheit und Medien“ stand im Mittelpunkt der sechsten Vortrags-reihe in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendanwalt, ORF und VNsowie dem Familienreferat des Landes. Neben gut besuchten Vorträ-gen über den Einfluss von Medien und Peergroups auf unsere Kinderkonnten Eltern gemeinsam mit jugendlichen ExpertInnen des BGGallus und der HTL Dornbirn in die (Un)-Tiefen des Internets eintau-chen. Sie erfuhren, was Kids am PC Spaß macht.

Straßentheater „Masött einfach“

Das Team des FAMILIENemPOWERments entwickelte für Vor- undVolksschulkinder ein Puppentheater über Nachbarschaftshilfe, Freund-schaft und Solidarität. Es zeigt auf, wie alle beschenkt werden, wennman sich gegenseitig hilft. Das Stück wird auf Marktplätzen aufgeführtund begeistert nicht nur Kinder.

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Jahresbericht 2009

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T 05574/[email protected]

Armutmacht einsam

Armut drückt sich nicht ausschließlich in materiel-len Dingen aus. Während für Wohnen, Essen undKleidung gerade noch gesorgt werden kann, blei-ben soziale Beziehungen und Freizeitaktivitäten aufder Strecke. Viele Paare und AlleinerzieherInnensind vom Existenzkampf so ausgelaugt, dass ihnenZeit und Energie fehlen, sich nach der Arbeit mitden Kindern zu beschäftigen, etwas zu unternehmenoder Freunde einzuladen. Diese Familien leben iso-liert, mit wenig Abwechslung und Anregung.

Die Mitarbeiterinnen des FAMILIENemPOWER-ments erleben Familien, deren Kinder keine Freun-de haben, die nie zu einer Geburtstagsfeier eingela-den werden, noch nie auf dem Pfänder oder im Seewaren, kein einziges Buch oder Brettspiel besitzen,den Wald oder den Zoo nur aus dem Schulbuch ken-nen und außer dem Schulbesuch kaum aus derSiedlung kommen.

Für diese Kinder öffnen unsere ehrenamtlichenHelferInnen wahre „Schatzkammern“. Einmal in derWoche kommt Besuch ins Haus und bringt Zeit,gute Laune und neue Ideen mit. Kleine Ausflügewerden zu unvergesslichen Erlebnissen. MancheKinder gehen so das erste Mal Schlittschuhlaufenoder rodeln, sie lernen Hänsel und Gretel kennen,Jassen oder Schach, sie erweitern ihren Wort- undErfahrungsschatz und fühlen sich bereichert.

Das FAMILIENemPOWERment-Team freut sich da-her immer über gebrauchte Spiele und Kinder-bücher, ganz besonders aber über Menschen, dieZeit und Lust haben, selbst mitzumachen.

Entlastung der Familien: 115

interkulturelle Hilfen: 89

Familienfreundschaften: 36

Freizeit mit Kindern: 34

Fahr- und Begleitdienste: 16

sporadische Hilfe: 4

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120

FamilienImpulse

593Im Jahr 2009 haben 347 Familien beim FAMILIEN-emPOWERment um Hilfe angefragt. 294 erhielteneine längerfristige ehrenamtliche Hilfe oder Famili-enfreundschaft. Bei diesen Einsätzen waren 593Kinder beteiligt.

85 Familien wurden an Einrichtungen weitervermit-telt, wenn professionelle oder eine andere Form derUnterstützung geeigneter war. Manche erhielten zu-sätzlich ehrenamtliche Hilfe.

Die Interkulturalität ist mit insgesamt 35 verschiede-nen Nationen groß. Die meisten Familien kommenaus Österreich und der Türkei. Die interkulturelleDurchmischung zeigt, dass dieses Angebot allenFamilien offen steht.

Zusammenführungen Ehrenamtlicher und Familien

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Ferien mal andersDer Schönenbacher Kindersommer ist so einfach wie genial: Abenteu-er, leckeres Essen, neue Freunde, Natur pur, und das alles in den erstendrei Ferienwochen.

1502009 haben 150 Kinder – 100 Buben und 50 Mädchen – zwischen achtund 13 Jahren am Schönenbacher Kindersommer teilgenommen. 57und damit die meisten Kinder kamen aus dem Bezirk Bregenz.

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Judith SchellingLeiterin Schönenbacher Kindersommer

Jahresbericht 2009

Der Schönenbacher Kindersommer istdie Wiege des Vorarlberger Kinderdorfsund hat lange Tradition. In manchen Fa-milien sind bereits Kinder aus der drittenGeneration in Schönenbach und erle-ben das Camp als Sommerhöhepunkt.

Irmgard Alge lebt diese Tradition vonHerzen. Seit 55 Jahren ist sie als Köchinin Schönenbach tätig und verwöhnt dieKinder kulinarisch. Frau Alge ist auch2010 wieder mit dabei. Wir danken ihrfür das großartige Engagement und dieleckere Küche!

Schönenbacher Kindersommer heißt:raus in die Natur, Wiesen, Wald, ein Bachzum Spielen und viele Kinder, mit denenman Abenteuer erleben kann. Noch nieverbrachten Kinder soviel Zeit im Sitzen– in der Schule, vor dem Fernseher oderam Computer –, und noch nie standenKindern so wenig öffentliche Flächen fürfreies Spiel zur Verfügung. Denken wir anunsere Kindheit zurück und schenken wirunseren Kindern die Möglichkeit, Naturpur zu erleben und sich unter freiemHimmel auszutoben.

Die Begeisterung der Kinder zeigtjedes Jahr aufs Neue: Schönenbach istund bleibt eine tolle Ferienattraktion!

9 - 11 Jahre: 98

jünger: 27

älter: 25

Alter der teilnehmenden Kinder

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Kinder

Schönenbacher KindersommerKronhaldenweg 2

6900 BregenzT 05574/4992-0

[email protected]

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Jahresbericht 2009

FamilienkrisendienstMag. Hemma Tschofen

Ambulanter FamiliendienstBahnhofstraße 19/2

6850 Dornbirn T 05574-4992-51

[email protected]

Der Familienkrisendienst (FKD) ist Teil des Vorarl-berger Krisenkonzepts für Kinder und Jugendliche.Seit 2002 wird der Dienst gemeinsam vom Am-bulanten Familiendienst des Vorarlberger Kinder-dorfs und von der IfS-Familienarbeit angeboten.

Vielfältige AuslöserInsgesamt ist die Palette der Auslöser für die In-anspruchnahme des Dienstes vielfältig: Sie reichtvon gewalttätigen Familienauseinandersetzungenüber Konflikte zwischen Eltern und Kindern bis hinzu nicht eingehaltenen Besuchsregelungen undjugendlichen AusreißerInnen. In allen Fällen ist fürdie ExpertInnen des Familienkrisendienstes erstesZiel, Traumatisierungen und negative Folgen beiden betroffenen Minderjährigen möglichst ab-zuschwächen. „Häufig sind die Betroffenen wie be-täubt und ratlos“, erklärt Familienkrisendienst-Ko-ordinatorin Mag. Hemma Tschofen. „Sie sind nichtin der Lage, selbst eine gute Lösung zu finden.“

Wenn sich Krisen zuspitzenEine bedachte und fachkundige Unterstützung fürdie involvierten Personen zählt deshalb umso mehr.Neun MitarbeiterInnen machen abwechselnd Be-reitschaft. Der Familienkrisendienst wird in An-spruch genommen, wenn die Jugendwohlfahrt derBezirkshauptmannschaften oder andere geeigneteEinrichtungen nicht besetzt sind und sich Krisen inder Regel zuspitzen – abends ab 18 Uhr bis 8 Uhrmorgens sowie an Wochenenden und Feiertagen.Erreichbar ist der FKD über eine Handynummer fürjeden Polizeiposten, die Telefonseelsorge und dieKrisenintervention & Notfallseelsorge (KIT).

Mehr Einsätze als in den VorjahrenDie Nachfrage ist im Vergleich zu den Vorjahren ge-wachsen. Wurde der Familienkrisendienst in denVorjahren rund 30 Mal kontaktiert, kletterte dieEinsatzzahl 2009 auf 59. Im Rahmen der Krisen-einsätze wurden 99 Kinder und Jugendliche undderen Familien unterstützt. Bei etwa einem Drittel

der Einsätze konnte die Situation so entspannt wer-den, dass die Kinder und Jugendlichen daheimbleiben konnten.

• Der Familienkrisendienst ist ein Hilfsangebot desAmbulanten Familiendienstes des VorarlbergerKinderdorfs und der IfS-Familienarbeit.

• Der Familienkrisendienst ist über die Telefon- seelsorge unter der Notrufnumme 142, jeden Polizeiposten, die Telefonseelsorge sowie die Krisenintervention & Notfallseelsorge (KIT) erreichbar.

• Abends ab 18 Uhr bis morgens 8 Uhr und an denWochenenden und Feiertagen durchgehend sowie am Faschingsdienstag, Karfreitag, am 24. und 31. Dezember ab 12 Uhr mittags erreichbar.

Erste Hilfe in Krisensituationen59 Mal bot der Familienkrisendienst im vergangenen Jahr schnelle, unbürokratische und fachlich qua-lifizierte Unterstützung für Kinder, Jugendliche und deren Familien in akuten Krisensituationen.

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Arno Gasser MScBetriebswirtschaftlicherLeiter

Jahresbericht 2009

Finanzübersicht2009

Im vergangenen Jahr wurde die be-reits 2008 begonnene Renovierung derKinderzimmer und sanitären Anlagen inden Kinderdorfhäusern des KinderdorfsKronhalde fortgesetzt. Die 1976 erbau-ten und mit Einbaumöbeln ausgestatte-ten Häuser sind nach über 30 Jahrengezeichnet vom täglichen Gebrauch.Haus für Haus wird renoviert und mitneuen Kinderzimmern ausgestattet.

Drei Kinderdorffamilien mussten fürmehrere Monate in ein Ausweichquartierumziehen und den Hausmeistern Platzmachen. So konnte ein Großteil der an-fallenden Handwerksarbeiten von denHausmeistern selbst erledigt werden.Die drei involvierten Hausmeister sindalle selbst im Kinderdorf aufgewachsenund haben daher ein besonderes Ge-spür für die Wünsche und Ansprüche derbei uns lebenden Kinder.

Drei unserer Dorfhäuser erstrahlen nunwieder in neuem Glanz. Zwei weitereHäuser folgen heuer. Durch die Unter-stützung von Firmen konnten Materialund Handwerkerstunden kostengünstigzugekauft werden, dennoch musstenRücklagen aufgelöst werden.

Die Fachbereiche der gemeinnützigenGmbH waren 2009 durchwegs stark aus-gelastet. Es mussten einige Stellen zu-sätzlich besetzt werden, um den Aufträ-gen der Jugendwohlfahrt möglichst raschgerecht werden zu können.

Die Finanzübersicht wird unterteilt in Umsätze der Fachbereichesowie Spendeneinnahmen des Vereins. Die Fachbereiche werdenin der gemeinnützigen GmbH geführt und vorrangig aus Mittelnder öffentlichen Hand finanziert. Die Spendeneinnahmen desVereins dienen in erster Linie dem Betrieb und Unterhalt derKinderdorffamilien. Die organisatorische Aufteilung der beidenUnternehmen ist im Organigramm auf Seite 31 dargestellt.

Ihre Spende kommt anMit den Spendeneinnahmen konnte ein Großteil der laufendenAufwendungen (abgesehen von den Investitionskosten für dieRenovierung der Kinderdorfhäuser) für das Kinderdorf Kronhaldeund die Ehemaligenbetreuung finanziert werden. Im VorarlbergerKinderdorf kann jeder Spendeneuro direkt seinem Bestimmungs-zweck zugeführt werden. Dies ist möglich, da die Aufwendungenfür Verwaltung und Spendenwerbung mit Erlösen aus Eigenerwirt-schaftung gedeckt werden können.

Ihre Spende ist absetzbarDie Jahresabschlüsse von GmbH und Verein wurden von einemunabhängigen Wirtschaftsprüfer mit dem Bestätigungsvermerkversehen. Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder hat aufgrund dervorgenommenen Prüfung des Vereins das österreichische Spen-dengütesiegel erneut verliehen. Außerdem ist das VorarlbergerKinderdorf auf der vom Bundesministerium für Finanzen erstelltenListe der begünstigten Spendeneinrichtungen unter der Registrie-rungsnummer 1178 eingetragen. Somit sind Spenden an das Vor-arlberger Kinderdorf von der Steuer absetzbar.

Für die Spendenwerbung, die widmungsgemäße Verwendung derSpenden und die Einhaltung der Datenschutzbestimmungenzeichnen die Geschäftsführung und der betriebswirtschaftlicheLeiter Arno Gasser verantwortlich.

Ihre

Spen

deist

steuerlich absetzbar!

Spendenkonto 787,

BLZ58000

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Jahresbericht 2009

Kronhaldenweg 26900 Bregenz

T 05574/[email protected]

In der Vorarlberger Kinderdorf gemeinnützigen GmbH sind 164 MitarbeiterInnen – davon 116 weiblich –beschäftigt. 122 Personen arbeiten in Teilzeit. Es wurden, aufgeteilt auf die einzelnen Fachbereiche, folgendeUmsätze erzielt:

Der Verein Vorarlberger Kinderdorf beschäftigt 22 MitarbeiterInnen, davon 15 weiblich. Sieben Mitarbeiter-Innen arbeiten in Teilzeit. Der Verein erzielte folgende Spendeneinnahmen:

Einnahmen Euro %Betreuungserlöse der öffentlichen Hand 7.525.067,56 88,34sonstige Einnahmen (Familienbeihilfen, Eigenerwirtschaftung . . .) 888.699,00 10,43Erlöse aus Vermietung und Kapitalerträge 103.378,36 1,21Erlöse aus Verkäufen 727,27 0,01Gesamt Einnahmen 8.517.872,19 100,00

Ausgaben Euro %Kinderdorf Kronhalde inklusive Außenfamilien 2.178.977,52 25,58Auffanggruppe 411.114,90 4,83Ambulanter Familiendienst 2.250.615,49 26,42Ferienaktion 64.294,57 0,75Pflegekinderdienst 692.912,95 8,13Sozialpädagogisches Internat 2.282.435,31 26,80Sozialpädagogische Schule 50.241,90 0,59FAMILIENemPOWERment 295.224,45 3,47Netzwerk Familie 188.556,54 2,21Zuweisung zu Rücklagen 103.498,56 1,22Gesamt Ausgaben 8.517.872,19 100,00

Einnahmen Euro %Spendeneinnahmen 1.039.914,28 82,32

Haussammlung 286.981,12Mailings 160.955,40Spenden allgemein 198.099,45Kässele 29.464,79Freundeskreis 24.409,03Patenschaften 139.324,92Stiftungen 10.173,62Events 110.101,76Jahresbericht 4.690,00Zeitung „Kind“ 4.906,00Sterbegedenkspenden 5.307,90Vermächtnisse 7.767,28Auflösung Investitionsrücklagen 24.903,00zweckgebundene Spenden 32.830,01

Eigenerwirtschaftung 176.755,45 13,99Gruß- und Weihnachtskartenverkauf 174.702,89Verkauf Merchandising Produkte 2.052,56

Auflösung von Rücklagen aus Spendenmitteln 46.542,04 3,68Gesamt Einnahmen 1.263.211,77 100,00

Ausgaben Euro %Betrieb und Unterhalt der Kinderdorffamilien 887.792,33 70,28Ehemaligenbetreuung 141.668,74 11,21Pädagogische Projekte 43.474,08 3,44Spendenwerbung und Spendenbetreuung 49.791,18 3,94Fundraising Sachkosten 140.485,44 11,12Gesamt Ausgaben 1.263.211,77 100,00

Betriebswirtschaft

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Sylvia SteinhauserLeiterin Kommunikation &Fundraising

Jahresbericht 2009

Ob sie uns schon erreicht habe, dieWirtschaftskrise . . . ? Wie oft wurdenmeine MitarbeiterInnen und ich im ver-gangenen Jahr mit dieser Frage kon-frontiert.

Was uns erreicht hat, ist die Bereit-schaft und die Freude der Menschen,dabei mitzuhelfen, dass weiterlebt, wasvor fast 60 Jahren begonnen und sich sowunderbar entwickelt hat. Personen allerAltergruppen sagen nach wie vor „ja“,wenn sie gebeten werden, Ideen, Zeitoder ihre Talente zur Verfügung zu stellen.

Ein besonderes Beispiel war 2009 dieCharity-Auktion, bei der über 30 Dienst-leistungen versteigert wurden und einnoch nie da gewesenes Ergebnis erzieltwerden konnte. Viele weitere tolle Ak-tionen finden Sie auf folgenden Seiten.Sehr gefreut hat uns auch der höhere Er-trag unserer 2000 gelben Kässele undder Haussammlung – diese Ergebnissebeweisen, dass wirklich jeder Cent zählt.

Ja, Gott sei dank, sie lebt noch: dieSolidarität in Zeiten, in denen es mehrdenn je wichtig ist, das Gefühl zu haben,getragen zu werden. Ein Dankeschön analle, die uns durch ihre finanzielle, tat-kräftige oder ideelle Unterstützung tag-täglich Mut machen.

Ich hörte Kin. . . und wusste, es wird ein schöner Tag. Von der Firma Kathan & Sepp bekamin Form einer Weihnachtsspende geschenkt. Auch folgende Beispiele zeigen, wfür Kinder und Jugendliche einsetzen, die nicht auf der Sonnenseite des Leben

Kinder tanzen für KinderEin Tanz-Workshop für Kinder samt Aftershowparty fand im Together inFeldkirch statt. Der Erlös in Höhe von 925 Euro ging ans VorarlbergerKinderdorf.

KöniglichBeim Ball der Sonnenkönigin wurde auch an benachteiligte Kindergedacht: Eine Tombola brachte 5555 Euro zugunsten des VorarlbergerKinderdorfs.

Pizza x 61Das ganze Kinderdorf Kronhalde wurde von der Pizzeria „La Taverna“zum Essen eingeladen.

Wie Kleine helfenDie Kinder des Kindergartens Unterdorf verkauften Selbstgebasteltesauf dem Nachtmarkt in Höchst.

Gute DiensteÜber 30 persönliche Dienstleistungen von Prominenten und Freundender Vorarlberger Rotarier konnten im Kuppelsaal der Landesbibliothekersteigert werden. Das Ergebnis der Charity-Auktion: 32.407 Euro!

Spendenkonto 787 BLZ 58000, Hypo Bregenz

www.kinderdorf.cc

Zivildienstim Vorarlberger Kinderdorf

Abwechslungsreiche Aufgaben

erwarten fünf Zivildiener im

Vorarlberger Kinderdorf in Bregenz

sowie am Jagdberg in Schlins.

Wir freuen uns über E-Mails: Sylvia

Steinhauser, [email protected]

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Jahresbericht 2009

Kommunikation & FundraisingKronhaldenweg 2

6900 BregenzT 05574/4992-11

[email protected]

derlachen . . .m das Vorarlberger Kinderdorf ein symbolisches Kinderlachenwie vielfältig sich Unternehmen, Vereine und Privatpersonenns stehen.

HerzenssacheBeim Open air des Herzens am 1. August in Vandansgaben sich Stars der Schlagerszene ein beein-druckendes Stelldichein.

Easy RiderTrotz fehlendem Wetterglück konnte der Motorrad-club „Black Soul Austria“ beim bereits zum drittenMal veranstalteten „Joy Ride“ die stolze Summe von4175 Euro fürs Vorarlberger Kinderdorf einfahren.

Aktive UnterstützungKneippen für einen guten Zweck: Der Kneipp-Aktiv-Club Au-Schoppernau unterstützte das VorarlbergerKinderdorf anlässlich seiner Jahreshauptversamm-lung mit einem Betrag von 1045 Euro.

MahlzeitIn ihrem Kochbuch „Die gesunde Küchenfee“ prä-sentieren die Schülerinnen des Sacré CoeurRiedenburg einfache, leckere und gesunde Rezeptefür den Familientisch – und das zugunsten derKinder und Jugendlichen im Kinderdorf Kronhalde.

WeihnachtsdorfDas Kinderdorf Kronhalde verwandelte sich amersten Samstag im Advent zum Weihnachtsdorf. Deralle zwei Jahre stattfindende Weihnachtsmark prä-sentierte über 1000 BesucherInnen Festliches,Dekoratives, Kulinarisches und ein stimmungsvollesProgramm für die ganze Familie.

Unter einem guten Stern . . .. . . stand auch der Verkauf von Zimtsternen auf demBregenzer Weihnachtsmarkt: Über 1000 süße Sternewurden verkauft. 5200 Euro kommen den Kindern imKinderdorf Kronhalde zugute.

AusgleichViele Privatpersonen ließen sich feiern und batenihre Gäste, statt Blumen und Geschenken eineSpende für das Vorarlberger Kinderdorf mitzubrin-gen. Das Ehepaar Lehner-Schäffler verzichtete beiseiner Hochzeit auf Geschenke. Dr. ThomasHackspiel, Hans-Peter Metzler, Wolfgang Mähr undDI Harald Bohle baten anlässlich ihrer Geburtstags-feste um Spenden statt Blumen.

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Jahresbericht 2009

100 Prozent100-prozentigen Einsatz für eine gute Sache beweistWolfgang Hofer, der das Vorarlberger Kinderdorf mitzwei Prozent seiner Provision beim Verkauf vonInterflon-Produkten unterstützt.

Sinnvoll x 2Anstelle von Weihnachtsgeschenken unterstützendie beiden Feldkircher Unternehmen KSW Elektro-und Industrieanlagebau sowie Bachmann Electronicschon jahrelang das Vorarlberger Kinderdorf.

WegbegleiterSie begleiten unsere Kinder ein wichtiges Stück aufihrem Lebensweg: die Freunde & Paten des Vorarl-berger Kinderdorfs. Bereits 10 Cent pro Tag könnenSie Mitglied unseres Freundeskreises werden. Unddas auch online unter www.kinderdorf.cc

Glück per PostFreude schenken und Gutes tun: Wer beides verbin-den will, verschickt Gruß- oder Weihnachtskartenaus dem Hause „Vorarlberger Kinderdorf“. Dasaußergewöhnliche Karten-Sortiment kann auch imOnline-Shop auf www.kinderdorf.cc bestellt werden.

Spendenkonto 787 BLZ 58000, Hypo Bregenz

www.kinderdorf.cc

Das Leben verteilt dieChancen nicht gleich –

sorgen Sie für denAusgleich.

www.kinderdorf.ccSpendenkonto 787

BLZ 58000

Ein Teil von Ihrem Glück kann benachteiligteKinder ein ganzes Stück weiterbringen.

Lassen Sie sich feiern und bitten Sie Ihre Gäste, statt Blumen eine Spende fürs

Vorarlberger Kinderdorf mitzubringen.

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Jahresbericht 2009

OrganigrammKronhaldenweg 2

6900 BregenzT 05574/4992-0

[email protected]

SchönenbacherKindersommer

Betriebs-wirtschaft

Qualitäts-entwicklung

Geschäfts-führung

Kinderschutz

GmbH

Verein

NetzwerkFamilie

Ambulanter Familiendienst5 interdisziplinäre Regionalteams

1 Pädagogenteam

AuffanggruppeKrisenpflegeplätze

Sozialpädagogisches InternatWohngruppen

Individualpädagogik

Sozialpädagogische Schule6 Klassen

davon 3 Expositurklassen

Pflegekinderdienst

Kinderdorf Kronhalde

13 KinderdorffamilienEhemaligenbetreuung

GmbH Verein

Stabstelle Prokura Bereichsleitung/Führung

FamilienImpulsePrävention

FAMILIENemPOWERmentWertvolle Kinder, Spielbus, etc.

Kommunikation & FundraisingGmbH Verein

Stabstelle Prokura Bereichsleitung/Führung

Stand: April 2010

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Vorarlberger Kinderdorf • Information1/2010 • Verlagspostamt: 6900 Bregenz P.b.b. • GZ02Z030275S • Österreichische Post AG • Sponsoring Post

Dieser Jahresbericht wurde freundlicherweise von folgenden Firmen unterstützt:

Vorarlberger Kinderdorf, Kronhaldenweg 2, 6900 BregenzT 05574/4992-0, F 05574/4992-48, www.kinderdorf.cc

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