WIRTSCHAFTSAUSBLICK UKRAINE · • Der Außenhandel expandiert deutlich; die EU ist der mit Abstand...

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© Deutsche Beratergruppe / Berlin Economics © Deutsche Beratergruppe / Berlin Economics Überblick Das BIP ist 2017 trotz Unterbrechung des Handels mit den besetzten Gebieten um 2,2% gestiegen; 2018 wird sich das Wirtschaftswachstum voraussichtlich auf 3,2% etwas beschleunigen Nachfrageseitig steigen Investitionen und privater Konsum; angebotsseitig legt die Landwirtschaft nach den Rekordergebnissen der Vergangenheit eine Pause ein Relativ stabiler Wechselkurs im Rahmen eines flexiblen Wechselkurssystems; deutliches Wachstum der Währungsreserven bei stabilem Leistungsbilanzdefizit Inflation lag 2017 über Zielwert, was die Nationalbank zur Erhöhung der Leitzinsen veranlasst hat Der Außenhandel expandiert deutlich; die EU ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Themen Fiskaleffekte einer Unternehmenssteuerreform. Kurzfristige Einnahmeausfälle in Höhe von 1,2% - 1,5% des BIP zu erwarten; solide Haushaltsplanung und Gegenfinanzierung erforderlich Reformbilanz seit 2014 und neueste Entwicklungen. Richtung stimmt, aber zu langsames Tempo; aktuelle Entwicklungen vor dem Wahljahr 2019 stimmen aber bedenklich Lage im Bankensektor. Kreditwachstum leicht positiv, aber gebremst durch hohen Anteil notleidender Kredite Autonome EU-Handelsmaßnahmen. Positive, aber moderate Wirkung der Handelserleichterungen IWF-Programm. Wichtige Reformschritte müssen umgesetzt werden, bevor eine weitere Tranche gezahlt werden kann WIRTSCHAFTSAUSBLICK UKRAINE Ausgabe 7 | Februar 2018 (aktualisierte Fassung)

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Überblick

• Das BIP ist 2017 trotz Unterbrechung des Handels mit den besetzten Gebieten um 2,2% gestiegen; 2018 wird sich das Wirtschaftswachstum voraussichtlich auf 3,2% etwas beschleunigen

• Nachfrageseitig steigen Investitionen und privater Konsum; angebotsseitig legt die Landwirtschaft nach den Rekordergebnissen der Vergangenheit eine Pause ein

• Relativ stabiler Wechselkurs im Rahmen eines flexiblen Wechselkurssystems; deutliches Wachstum der Währungsreserven bei stabilem Leistungsbilanzdefizit

• Inflation lag 2017 über Zielwert, was die Nationalbank zur Erhöhung der Leitzinsen veranlasst hat

• Der Außenhandel expandiert deutlich; die EU ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner

Themen

• Fiskaleffekte einer Unternehmenssteuerreform. Kurzfristige Einnahmeausfälle in Höhe von 1,2% - 1,5% des BIP zu erwarten; solide Haushaltsplanung und Gegenfinanzierung erforderlich

• Reformbilanz seit 2014 und neueste Entwicklungen. Richtung stimmt, aber zu langsames Tempo; aktuelle Entwicklungen vor dem Wahljahr 2019 stimmen aber bedenklich

• Lage im Bankensektor. Kreditwachstum leicht positiv, aber gebremst durch hohen Anteil notleidender Kredite

• Autonome EU-Handelsmaßnahmen. Positive, aber moderate Wirkung der Handelserleichterungen

• IWF-Programm. Wichtige Reformschritte müssen umgesetzt werden, bevor eine weitere Tranche gezahlt werden kann

WIRTSCHAFTSAUSBLICK UKRAINE Ausgabe 7 | Februar 2018 (aktualisierte Fassung)

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Ukraine Belarus Moldau Georgien Russland

BIP, Mrd. USD 104,1 52,8 7,9 15,2 1.469,3

BIP/Kopf, USD 2.459 5.585 2.240 4.123 10.248

Bevölkerung, Mio. 42,3 9,5 3,5 3,7 143,4

Handelsstruktur

Export Import

EU 41% | Russland 9% | Sonstige 50% EU 42% | Russland 14% | Sonstige 44%

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Basisindikatoren

Quelle: IWF, Prognose 2017

Metalle 23%

Waren pflanzlichen Ursprungs

21% Sonstige 14%

Fette und Öle 11%

Maschinen und

Ausrüstung 10%

Mineralische Stoffe

9%

Lebensmittel 6%

Chemische Erzeugnisse

4%

Textilien 2%

Quelle: Ukrstat, Daten für 9M2017, Anmerkung: Warenhandel

Mineralische Stoffe 25%

Maschinen und Ausrüstung

20%

Chemische Erzeugnisse

13%

Sonstige 13%

Beförderungs-mittel

9%

Kunststoffe 6.7

Metalle 6%

Lebensmittel 4%

Textilien 3%

Quelle: Ukrstat, Daten für 9M2017, Anmerkung: Warenhandel

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BIP

• 2017 betrug das Wirtschaftswachstum ca. 2,2%, etwas geringer als im Vorjahr (2,3%)

• Hauptgrund für Verlangsamung: Unterbrechung des Handels mit den besetzen Gebieten (-0,9%)

• Für 2018 wird eine Beschleunigung auf 3,2% erwartet – Starke Expansion der Weltwirtschaft, welche

auch die Rohstoff-Preise positiv beeinflusst

– Solide Entwicklung der inländischen Nachfrage

Konsum und Investitionen

• Investitionen steigen weiterhin dynamisch: +20,7% in 9M2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

• Privater Konsum und Investitionen tragen 2017 und 2018 etwa in vergleichbarem Maße zum Wachstum bei

Fazit

• Wirtschaftliche Erholung weiter auf Kurs, leichte Beschleunigung des Wachstums im kommenden Jahr

Wirtschaftswachstum

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Investitionen Nettoexporte

Beitrag zum BIP-Wachstum, Nachfrageseite

Quelle: IWF und IER Kiew, *IWF Prognose

In Prozentpunkten

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Reales BIP-Wachstum % zum Vj.

Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose

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Industrie

• Der wichtigste Sektor auf der Angebotsseite ist die Industrie (21%)

• 2017 hat das produzierende Gewerbe sein Wachstum fortgesetzt (4,0%), trotz Unterbrechung des Handels mit den besetzen Gebieten im Osten

Landwirtschaft

• Anteil der Landwirtschaft beträgt 12% des BIP; inklusive der Lebensmittelproduktion steigt dieser auf 16%

• 2017 ist die landwirtschaftliche Produktion leicht gesunken (-2,7%), bedingt durch Wettereinflüsse, aber auch den hohen Vorjahreswert

Fazit

• Die wirtschaftliche Erholung ist sektoral weiterhin breit aufgestellt, Ausnahme ist die Landwirtschaft, die eine Pause einlegt

Sektorale Perspektive

4

Industrie 21%

Einzelhandel und Reparatur-

gewerbe 13%

Landwirtschaft 12%

Transport, Gastronomie

und IKT 11%

Immobilien-aktivitäten,

Dienstleistun-gen für

Unternehmen 10%

Bildung 5%

Bau 2%

Sonstige 26%

Zusammensetzung des BIP

Quelle: Ukrstat; Daten für 2016

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-5

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Landwirtschaft

Produzierendes Gewerbe

Einzelhandel und Reparaturgewerbe

Quelle: IER Kiew, * Prognose

% zum Vj.

Sektorale Dynamik

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Wechselkurs und Leistungsbilanz

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Wechselkurs

• Der Wechselkurs ist nicht fixiert, aber seit 2015 relativ stabil

• Schwankung im Jahresverlauf 2017 gegenüber US-Dollar: 25,6 – 27,5 UAH/USD

Währungsreserven

• Deutliches Wachstum um 21,8% (Dezember 2017) im Vergleich zum Vorjahr

• Gründe: – Internationale Kredite (z.B. IWF, EU)

– Interventionen auf dem Devisenmarkt

Leistungsbilanz

• Seit 2016 relativ stabile, moderate Defizite zwischen 3-4% des BIP; Fortsetzung auch für 2018 zu erwarten

Fazit

• Relativ stabile externe Position

• Aufbau von Währungsreserven ist positiv zu beurteilen

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Offizieller Wechselkurs (rechte Skala)

Währungsreserven (linke Skala)

Mrd. USD UAH/USD

Wechselkurs und Währungsreserven

Quelle: Nationalbank der Ukraine Anmerkung: Wechselkurs als gewichteter Monatsdurschnitt

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Leistungsbilanz

Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose, Anmerkung: Die Leistungsbilanz setzt sich aus der Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz, Einkommensbilanz sowie laufenden Übertragungen zusammen.

% des BIP

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Inflation und Geldpolitik

• Inflation war im Jahresdurchschnitt 2017 mit 14,5% deutlich höher als das Inflationsziel der Nationalbank (8%, +/- 2%-Punkte zum Jahresende)

• Als Reaktion hat die Nationalbank seit Okt. 2017 drei Mal die Leitzinsen angehoben (aktuell: 16%)

• 2018 sollte Inflation durchschnittlich 10% betragen

Löhne

• Deutlicher Anstieg der Löhne auf breiter Basis • Sep 2017: +27,2% im Jahresvergleich auf USD-

Basis • Gründe:

– Wirtschaftliche Erholung

– Verdoppelung des Mindestlohns

– Migration von Arbeitskräften

Fazit

• Inflation war 2017 höher als der Zielwert der Nationalbank; dies hat Zinserhöhungen ausgelöst

• Lohnkosten international weiterhin sehr niedrig, aber hohes Wachstum

Inflation und Löhne

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Polen Bulgarien Georgien Moldau Ukraine

Löhne im internationalen Vergleich

USD pro Monat

Quelle: Nationale Statistikbehörden, Nationalbanken der Länder; Daten für September 2017

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2013 2014 2015 2016 2017 2018*

Inflationsrate

Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose; Anmerkung: Jahresdurchschnitt (Verbraucherpreise)

% zum Vj.

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Öffentlicher Haushalt

• Haushaltsdefizit ist 2017 deutlich geringer ausfallen, als ursprünglich geplant

• Im Dezember 2017 wurde der Haushalt für 2018 verabschiedet, der ein Defizit von 2,5% vorsieht, welches innerhalb der IWF-Vorgaben liegt

Staatsverschuldung

• Die fiskalischen Kosten der Bankenkrise 2014-2017 haben ca. 15% des BIP betragen und den Schuldenstand damit deutlich erhöht

• 2017 fand eine Trendwende statt: Die Staatsverschuldung ging erstmalig wieder auf 73,4% des BIP zurück und wird 2018 weiter fallen (66%)

Fazit

• Fortsetzung der fiskalischen Konsolidierung zu begrüßen, Rückgang des Schuldenstands zu verzeichnen

Öffentliche Finanzen und Staatsverschuldung

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Haushaltsdefizit

Haushaltsdefizit exkl. Naftogaz Naftogaz-Defizit Bankenrekapitalisierung

% des BIP

Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose

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2013 2014 2015 2016 2017* 2018*

Staatsverschuldung % des BIP

Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose

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Export • Nach vier Jahren fallender Exporte in Folge,

stiegen die Ausfuhren in 2017 deutlich um 19,0% – Exporte von Agrargütern sind mengenmäßig

stark gestiegen – Hohe Stahlpreise haben den Exportwert

positiv beeinflusst, und die Probleme mit den besetzten Gebieten (über-)kompensiert

• 2018 weitere Expansion zu erwarten

Import • 2017 kam es zu einem kräftigen Anstieg der

Importe um 26,6% • Enger Zusammenhang mit höheren

Investitionen aufgrund der wirtschaftlichen Stabilisierung

• Ähnliches Bild für 2018 zu erwarten

Fazit • 2017 war die Trendwende im Außenhandel,

mit jeweils zweistelligen Zuwachsraten; auch 2018 zweistellige Expansion erwartet

Außenhandel

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2013 2014 2015 2016 2017 2018*

Export Import

Außenhandel

Quelle: Ukrstat, *Prognose vom IER Kiew, Anmerkung: Warenhandel

% zum Vj.

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2012 2013 2014 2015 2016 2017

Metalle Waren pflanzlichen Ursprungs

Exportentwicklung ausgewählter Gütergruppen

Quelle: Ukrstat, Anmerkung: Warenhandel

% zum Vj.

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Handelsvolumen

• Kräftiger Anstieg von 22,7% in 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum setzt Trend von 2016 fort (+30%)

Deutsche Exporte

• Anstieg von 21,9% in 2017 auf 4,4 Mrd. EUR

• Hauptsektoren: Chemie, Maschinenbau und KfZ – Agrarsektor stützt Export von Landmaschinen

• Ukrainischer Markt wird für deutsche Firmen wieder interessanter

• Gleichzeitig: Noch entfernt von den Exportzahlen von 2012 (5,8 Mrd. EUR)

Deutsche Importe

• Anstieg von 24,4% in 2017 auf 2,2 Mrd. EUR

• Wichtigste Sektoren: KfZ-Zulieferindustrie, Bekleidung

Fazit

Fortsetzung der positiven Entwicklung des bilateralen Handels

Bilateraler Handel zwischen Deutschland und der Ukraine

9

Chemische Erzeugnisse

23%

KfZ und Teile 16%

Maschinen (exkl. Land-maschinen)

14% Landmaschinen 9%

Elektrotechnik 7%

Nahrungsmittel 5%

Elektronik 3%

Sonstige 23%

Struktur deutscher Exporte

Quelle: Statistisches Bundesamt, Daten für 9M2017, Anmerkung: Warenhandel

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2013 2014 2015 2016 2017

Deutscher Handel mit der Ukraine

Deutsche Exporte Deutsche Importe Saldo

Mrd. Euro

Quelle: Statisches Bundesamt

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Fiskaleffekte einer Unternehmenssteuerreform

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Hintergrund • Es ist geplant, die derzeitige

Körperschaftssteuer 2019 durch eine Besteuerung ausgeschütteter Gewinne (Exit Capital Tax, ECT) zu ersetzen

Analyse der deutschen Beratergruppe • Kurzfristige Fiskalfolgen für erstes Jahr

nach Unternehmenssteuerreform • Beinhaltet auch mögliche Reaktionen der

Steuerzahler auf die neue Steuerart • Ergebnis: Höhere Einnahmeausfälle als in

manch anderen Studien

Fazit • Einnahmeausfälle in Höhe von 1,2% - 1,5%

des BIP in den ersten Jahren nach der Reform

• Notwendigkeit von solider Haushalts-planung und Gegenfinanzierung der Reform

Einnahmeausfälle durch Steuerreform (Mrd. UAH)

Optimistisches Szenario

Pessimistisches Szenario

Einnahmen durch alte Unternehmenssteuer

74,7 74,7

- Einnahmen durch neue Steuer

36,9 27,4

= Fiskalische Ausfälle 37,8 47,3

% des BIP 1,2% 1,5%

Quelle: Eigene Berechnungen. Anmerkung: Aufgrund des Diskussionsstands zum Zeitpunkt der Berechnung erfolgte diese für eine Unternehmenssteuerreform in 2018. Die Reform ist mittlerweile auf 2019 verschoben.

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Reformbilanz seit 2014 und neueste Entwicklungen

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Gemischte Reformbilanz seit 2014

• Beachtliche Reformen in den Bereichen Banken, Energie und Haushaltspolitik

• Gleichzeitig: Justiz, Zoll und z.T. Steuer-verwaltung nicht erfolgreich reformiert

Quantitative Evidenz einer gemischten Bilanz

• „Index for Monitoring Reforms“ zwar positiv, aber unter zwei; moderates Reformtempo

• FDI-Zuflüsse 2017 unter 2% des BIP; niedrig im regionalen Vergleich

Neueste Entwicklungen

• Reformtempo verlangsamt, teilweise Rückschritte

• Keine Anpassung von Energiepreisen

• Anti-Korruptionsbehörden unter pol. Druck

• Protektionistischer Gesetzentwurf “Buy Ukrainian, Pay Ukrainians”

Fazit

• Schwer zu sagen, ob Reformkurs im Doppel-wahljahr 2019 gehalten wird

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iMoRE Mindestniveau der Reformdynamik

Quelle: VoxUkraine

Index for Monitoring Reforms (iMoRe)

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Georgien Belarus Moldau Ukraine

% des BIP

Quelle: EBRD Transition Report, Prognose für 2017

Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen

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Lage im Bankensektor

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Notleidende Kredite • Massiver Anstieg des Anteils auf aktuell 54,5%

– Nationalbank hat 2017 die Kriterien für deren Klassifizierung verschärft

– Probleme der Privatbank spielen auch eine Rolle

• Deutliche Unterschiede in einzelnen Kategorien (Ende Sep 2017): – Fremdwährungskredite an Privatkunden fast

komplett notleidend (95%) – Unternehmenskredite in Hryvnia und in Fremd-

währung haben ähnliche Quoten (56-59%) – Niedrigster Anteil bei Privatkundenkrediten in

Hryvnia (24%)

Kreditwachstum • Nach Jahren der Krise steigt das Kreditvolumen

nominal wieder moderat an (7,0%) – In realer Betrachtung weiter Schrumpfung (-5,5%)

• Neben den notleidenden Krediten blockieren weiteren Faktoren eine stärkere Kreditierung, wie etwa der mangelnde Schutz der Gläubigerechte

Fazit • Nach 2014 zum ersten Mal wieder moderates

Kreditwachstum, aber ungelöstes Problem notleidender Kredite

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2013

Q1

2013

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2017

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Änderung der Definition

Notleidende Kredite % der Gesamtkredite

Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf NBU und Ukrstat Daten Anmerkung: Annahme konstanter Wechselkurse

Quelle: NBU

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% zum Vj.

Reales Kreditwachstum Nominales Kreditwachstum

Kreditwachstum

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Autonome EU-Handelsmaßnahmen

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DCFTA mit der EU • Weitgehende, aber keine vollständige

Liberalisierung des Handels

Vor diesem Hintergrund • EU beschloss eine Reihe von autonomen

Handelsmaßnahmen für ukrainische Produkte

• Agri-Food-Produkte: 8 Zollkontingente angehoben

• Industrieprodukte: Zölle für 22 Positionen – früher als im DCFTA vorgesehen – abgeschafft

• Gültigkeit ab Oktober 2017

Geschätzte Wirkung • Agri-Food: Hauptprofiteur Gerste, da

Zollkontingent um 130% angehoben wurde

• Industrie: Hersteller von Video- und TV-Ausstattung profitieren am meisten

• Exporte in die EU steigen um 79,3 Mio. USD (0,6%)

• Gesamtexporte um 23,9 Mio. USD (0,07%) höher

Fazit • Zwar positive, aber moderate Wirkung

Quelle: Eigene Berechnungen

0 5 10 15 20

Mais

Gemahlene Produkte

Verarbeitete Tomaten

Natürlicher Honig

Traubensaft

Weizen

Hafer

Gerste

Wirkung auf Gesamtexporte Wirkung auf Exporte in die EU

Mio. USD

47,6

Wirkung der zeitweise angehobenen Zollkontingente

-1 1 3 5

Dünger

Pigmente

Schuhe

Kupfer

Aluminium

Video- & TV-Ausstattung

Wirkung auf Gesamtexporte Wirkung auf Exporte in die EU

Mio. USD

Wirkung vorzeitig abgeschaffter Zölle auf die Exporte

Quelle: Eigene Berechnungen

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IWF-Programm

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Aktuelle Entwicklungen

• Bisher letzte Tranche des Kredits (1 Mrd. USD) wurde im April 2017 ausgezahlt.

• Nach damaliger Planung hätten bereits 4 weiteren Tranchen freigegeben werden sollen

• Tatsächlich wurde keine einzige Tranche gezahlt, da die Bedingungen nicht erfüllt wurden

• IWF fordert Reformfortschritte in den folgenden Bereichen: – Anti-Korruptionsgericht

– Automatische Anpassung Energietarife

– Solider Haushalt 2018 (Analyse des verabschiedeten Gesetzes erforderlich)

– Pensionsreform (Gesetz verabschiedet)

– Privatisierung (Gesetz verabschiedet)

Fazit

• Unklar, ob und wann es zur Auszahlung einer weiteren Tranche kommt

Zeitpunkt Mio. USD

Au

sgez

ahlt

11. März 2015 4.872

15. Juni 2015 1.650

15. September 2016 1.000

3. April 2017 1.000

Gep

lan

t

15. Mai 2017 (in Verzug) 1.334

15. August 2017 (in Verzug) 1.334

15. November 2017 (in Verzug) 736

15. Februar 2018 (in Verzug) 736

15. Mai 2018 736

15. August 2018 736

15. November 2018 736

Gesamt 17.185

Zeitplan für die IWF-Kreditranchen

Quelle: IWF

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Seit 1994 unterstützt die Deutsche Beratergruppe die wirtschaftlichen Reformprozesse in der Ukraine mit konkreten Handlungsempfehlungen an hochrangige Entscheidungsträger der Regierung. Die Beratung erfolgt anhand der kontinuierlichen Analyse der wirtschaftspolitischen Probleme und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Zusammenhänge vor Ort.

Durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der verstärkten Integration in die Weltwirtschaft wird die nachhaltige Etablierung einer sozialen Marktwirtschaft in der Ukraine und ihre außenwirtschaftlichen Beziehungen, insbesondere mit der Bundesrepublik Deutschland, gefördert.

Die Deutsche Beratergruppe wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert und durch das unabhängige Beratungsunternehmen Berlin Economics durchgeführt.

Die Deutsche Beratergruppe Ukraine

Kontakt: Deutsche Beratergruppe Ukraine Tel: +49 30/ 20 61 34 64 0 c/o Berlin Economics [email protected] Schillerstraße 59 www.beratergruppe-ukraine.de 10627 Berlin Twitter: @BerlinEconomics Facebook: @BE.Berlin.Economics