WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

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auch Sie kennen möglicherweise die goldene Jour- nalisten-Regel: Bad news are good news. Für die oft schwieri- ge Schlagzeilen- Suche eignen sich unangeneh- me Nachrichten tatsächlich oft besser als positive Meldungen – hinzu kommt der vemeintliche Sensationscha- rakter, der negativen Entwicklungen anhaftet. So weit, so schlecht. Und jetzt dies, eine faustdicke, wissenschaftlich belegte Überraschung: Der amerikani- sche Sprachforscher Peter Dodds hat her- ausgefunden, dass die Mehrzahl der 10 000 am häufigsten benutzten engli- schen Wörter positiv besetzt sind. Nega- tive Botschaften mit positiven Worten: Wie passt das zusammen? Im tiefsten Innern bevorzugt der Homo sapiens narrativus offenbar auf- bauende Wörter, positiv besetzte Begriffe sind tief verwurzelt. Das gilt sogar für den Fall, dass er mehr oder weniger gezwungen ist, Unglücke oder Unan- nehmlichkeiten zu verkünden. Der Mensch, zumindest der englischsprachige Zeitgenosse, vermeidet Negativsprache so gut es geht. Und die Deutschen? Ehrlich gesagt, man weiß es nicht. Wem das jetzt zu negativ klingt: Es ist gut möglich, dass wir ähnlich harmoniesüch- tig sind. Sorry, liebe Volksvertreter, mit einer Ausnahme: Denn die Begriffe, die aus Politiker-Namen abgeleitet in den vergangenen Jahren ins gesprochene Deutsch übernommen wurden, sind alle- samt negativ belegt. Abwaigeln beispiels- weise steht für abzocken, mit schrödern bezeichnet man einen ruppigen Umgang mit Freunden und Gegnern, stoibern ist ein Synonym für herumstottern. Alles nicht schön, aber wahr. Die beiden jüngsten sprachlichen Neu- zugänge sind ebenfalls Belege für diesen Negativtrend in der sprachwissenschaft- lich interessanten Politiker-Namensverar- beitung. Guttenbergen beispielsweise ist eine bereits nach kurzer Zeit geläufige Alternative für abschreiben. Und wer sei- nem Gegenüber entgegenhält, „wulff mich nicht zu“, verbittet sich eine Pöbe- lei auf seiner Mailbox. Die gute Nach- richt der Duden-Verantwortlichen lautet: Derartige „Eintagsfliegen“ müssen kei- nen Dauer-Eintrag fürchten. Angeblich ist dies kein verkappter Hinweis auf die politischen Halbwertzeiten der Betroffe- nen… Ihr Norbert Robers Liebe Leserinnen und Leser, An der Universität Münster studieren derzeit 26 Spitzensportler. | DIE ZAHL DES MONATS Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected] KURZNACHRICHTEN AUSZEICHNUNG: Privatdozent Dr. Sven Bogdan (Foto) vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie hat ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsge- meinschaft (DFG) für drei Jahre erhalten. Er leitet eine unabhängige Nachwuchs- gruppe und ist Teilprojektlei- ter im Sonderforschungsbe- reich „Molekulare Zelldynamik“ sowie im DFG-Schwerpunktprogramm „Principles and evolution of actin-nucleator complexes“. LITERATUR: Studententexte über Liebe und Lust sind das Thema eines Bandes, der im Sommer im Verlag Aschendorff erscheinen soll. Eine Studentengruppe der FH Münster hatte das Konzept des Bandes im Jahr2011 entwickelt. Nun suchen die Herausgeber Dr. Ortwin Lämke, Ina Brauckhoff und Stefan Tetzlaff vom Germanistischen Institut passen- de Beiträge, damit aus der Idee ein Buch ent- steht. Der Einsendeschluss für den Band mit dem Titel „Verknallt sind die Vögeln“ ist der 31. März. > www.mitmachbuch-muenster.de TAGUNG: Die sogenannte DNA-Sequen- zierung der zweiten Generation (NGS) hat die Genomforschung fundamental verändert. In Forschungseinrichtungen ist die Methodik als Standard-Analyseverfahren für verschiede- ne wissenschaftliche Fragestellungen etabliert. Um die NGS-Technologie dreht sich eine von WWU-Forschern organisierte Tagung am 8. und 9. März in Münster. Beiträge zur Aufklä- rung von Krankheitsausbrüchen wie EHEC verdeutlichen das Anwendungsspektrum auf internationalem Niveau. > www.mmgc.net STUDIE: Mitarbeiter des Lehrstuhls für Marketing und Medien suchen Studierende, die die RTL-Sendung „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ verfolgen und bereit sind, sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Stu- die darüber zu unterhalten. BWL-Kenntnisse sind nicht erforderlich. Die Teilnehmer bekommen eine kleine Aufwandsentschädi- gung. Interessierte können sich bis zum Ende der laufenden Staffel bei Björn Bohnenkamp unter der Telefonnummer (0251) 83-25011 oder der E-Mail-Adresse bjoern.bohnen- [email protected] melden. Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinfor- matik und Informationsmanagement ist in Sachen Frauenquote auf dem Vormarsch. Seite 2 Das Beste aus zwei Welten 25. Januar 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 1 | 1,00 Euro Sporthistoriker Emanuel Hübner veröffentlichte eine DVD mit Ama- teuraufnahmen von den Olympi- schen Spielen 1936. Seite 5 Viele, kleine Puzzleteile Für ihren Bachelorabschluss haben vier Studierende der Musikhoch- schule das Projekt „Musikabfuhr“ entwickelt. Seite 7 Alter Musik eine Abfuhr erteilen D as Wissenschaftsjahr 2012 mit dem Titel „Zukunftsprojekt Erde“ stellt die Nachhaltigkeitsforschung in den Fokus – und damit unsere Zukunft. Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirt- schaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Auf unserer Themenseite (S. 4) beschäftigen sich Wissenschaftler der Universität Münster aus unterschiedlichen Disziplinen mit diesen Fragen und geben Antworten und Denkanstöße für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt. K önnten Menschen in die Zukunft bli- cken, würden sie erfahren, an welchen Krank- heiten sie leiden werden – und wann sie sterben. Zwar kann niemand hellsehen, aber Experten können heute bereits für eine Reihe von Erkrankungen vorhersagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie bei einem Menschen auftreten, beispielsweise für Alzhei- mer, Parkinson und verschiedene Krebsarten. Dazu setzen sie moderne genetische Untersu- chungsmethoden ein. Diverse Unternehmen bieten diesen Service für jedermann an. Doch was bedeuten die Ergebnisse, und wie soll man mit ihnen umgehen? Wie sieht es mit Möglich- keiten des Missbrauchs aus – könnten Firmen beispielsweise DNA-Daten nutzen, um ihre Medikamentenwerbung ‚maßzuschneidern‘? Oder könnten Krankenkassen die Daten gegen ihre Kunden verwenden? Um eine Hilfestellung bei dem Umgang mit den Testergebnissen zu geben und eine Diskus- sion anzuregen, haben drei Studierende in ihrer Freizeit das nichtkommerzielle Internet- portal „openSNP“ entwickelt. Nutzer können die Daten aus DNA-Untersuchungen, die sie bei darauf spezialisierten Firmen in Auftrag gegeben haben, in dem Portal hochladen. Eine Verknüpfung mit Literaturdatenbanken ermöglicht es, den aktuellen Forschungsstand zu den eigenen DNA-Varianten nachzulesen. Das System sucht automa- tisch die passenden Veröf- fentlichungen heraus und ist dabei immer auf dem neue- sten Stand. „Wir wollen den Menschen eine komfortable Möglichkeit geben, sich selbst umfassend zu infor- mieren“, erklärt Fabian Zimmer, der in der Arbeits- gruppe Evolutionäre Bioinformatik an der Universität Münster seine Masterarbeit schreibt. Der 24-Jährige hat das Portal gemein- sam mit Bastian Greshake entwickelt, der inzwischen seinen Master an der Universität Frankfurt macht, sowie mit Philipp Bayer, der derzeit in Australien studiert. Der Berliner Helge Rausch hat das Trio als Programmierer unterstützt. Die Abkürzung SNP, die „Snip“ ausgespro- chen wird, steht für den englischen Begriff „Single Nucleotide Polymorphism“. Sie bezeichnet bestimmte Variationen im Erbgut. „Es gibt rund zehn Millionen solcher SNPs in der menschlichen DNA. Von vielen weiß man inzwischen, dass sie mit bestimmten Eigen- schaften wie Haar- oder Augenfarbe oder mit Erkrankungen gekoppelt sind“, erklärt Fabian Zimmer. Trägt ein Mensch eine bestimmte SNP-Variante, bricht die damit zusammen- hängende Erkrankung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bei ihm aus. Bei einer Rei- he von Erbkrankheiten ist sogar eine eindeuti- ge Diagnose möglich. Diese persönlichen Varianten werden in der Medizin eine zunehmende Rolle spielen. „Die Medikamente werden mehr und mehr der per- sönlichen genetischen Ausstattung angepasst“, sagt Fabian Zimmer voraus. Bereits jetzt lassen immer mehr Menschen ihre DNA untersu- chen, weil sie ihr persönliches Erkrankungsrisi- ko erfahren wollen. „Doch was bedeutet es, wenn man das Testergebnis bekommt und es heißt: ‚Sie werden mit 90-prozentiger Wahr- scheinlichkeit an Diabetes erkranken‘? Ich sehe es sehr kritisch, wenn jemand ohne weitere Informationsmöglichkeiten mit dieser Aussage umgehen muss“, betont der Student. „Bevor jemand seine DNA an eine Firma schickt, sollte er sicher sein, dass er das Ergebnis wirklich wissen will.“ „openSNP“, das derzeit im News Blog des renommierten Fachmagazins „Nature“ disku- tiert wird und bereits einen mit 10000 US- Dollar dotierten Preis gewonnen hat, bietet neben der Literaturrecherche weitere Möglich- keiten: Die Nutzer können sich untereinander austauschen und beispielsweise ihre Erfahrun- gen weitergeben. Die DNA-Daten werden nach dem Wiki-Prinzip allen Nutzern zugäng- lich gemacht. Bei der Anmeldung besteht die Option, einen Fragebogen auszufüllen. Abge- fragt werden zum Beispiel Angaben zur Haar- und Hautfarbe, aber auch, ob eine Laktose- Unverträglichkeit besteht oder eine Nikotinab- hängigkeit. Diese Angaben werden mit den DNA-Daten verknüpft. Wissenschaftler kön- nen diese Daten nutzen. „Die US-amerikani- sche Firma ‚23andme‘ beispielsweise, die die DNA ihrer Kunden auf mehr als 200 Eigen- schaften und Erkrankungen hin abklopft, hat nach eigenen Angaben bereits das Erbgut von 100 000 Menschen untersucht. Für Wissen- schaftler wäre das ein riesiger Datenschatz, um zum Beispiel die Häufigkeit bestimmter DNA- Varianten zu bestimmen oder nach weiteren Zusammenhängen zwischen genetischen Eigenschaften und Merkmalen von Personen zu suchen “, sagt Fabian Zimmer. Die drei Studenten empfehlen den Nutzern, sich gut zu überlegt, ob sie ihre Daten wirklich zur Verfügung stellen wollen. „Auch wenn eine anonyme Anmeldung möglich und jede Anga- be zur Person freiwillig ist – es besteht immer die Möglichkeit, dass Daten missbraucht wer- den. Uns ist es wichtig, eine Diskussion dar- über anzustoßen“, erklärt Fabian Zimmer. Die personalisierte Medizin birgt ein großes Poten- zial, weil sie Behandlungen in Zukunft effi- zienter machen kann. Und auch das Wissen um die eigenen Krankheitsrisiken bietet große Chancen. „Bevor jemand aber seine DNA zur Untersuchung an eine Firma schickt, sollte er sicher sein, dass er die Ergebnisse wirklich wis- sen will“, betont Fabian Zimmer. „Denn was, wenn jemand mit 20 erfährt: ‚Mit 50 sind Sie tot‘?“ CHRISTINA HEIMKEN Sterbe ich mit 50 Jahren? Studenten entwickeln Portal, mit dem Nutzer sich über Ergebnisse von DNA-Untersuchungen informieren können Fabian Zimmer

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25. Januar 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 1

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auch Sie kennenmöglicherweisedie goldene Jour-nalisten-Regel:Bad news aregood news. Fürdie oft schwieri-ge Schlagzeilen-Suche eignensich unangeneh-me Nachrichtentatsächlich oft

besser als positive Meldungen – hinzukommt der vemeintliche Sensationscha-rakter, der negativen Entwicklungenanhaftet. So weit, so schlecht. Und jetztdies, eine faustdicke, wissenschaftlichbelegte Überraschung: Der amerikani-sche Sprachforscher Peter Dodds hat her-ausgefunden, dass die Mehrzahl der10 000 am häufigsten benutzten engli-schen Wörter positiv besetzt sind. Nega-tive Botschaften mit positiven Worten:Wie passt das zusammen?

Im tiefsten Innern bevorzugt derHomo sapiens narrativus offenbar auf-bauende Wörter, positiv besetzte Begriffesind tief verwurzelt. Das gilt sogar fürden Fall, dass er mehr oder wenigergezwungen ist, Unglücke oder Unan-nehmlichkeiten zu verkünden. DerMensch, zumindest der englischsprachigeZeitgenosse, vermeidet Negativsprache sogut es geht. Und die Deutschen?

Ehrlich gesagt, man weiß es nicht.Wem das jetzt zu negativ klingt: Es ist gutmöglich, dass wir ähnlich harmoniesüch-tig sind. Sorry, liebe Volksvertreter, miteiner Ausnahme: Denn die Begriffe, dieaus Politiker-Namen abgeleitet in denvergangenen Jahren ins gesprocheneDeutsch übernommen wurden, sind alle-samt negativ belegt. Abwaigeln beispiels-weise steht für abzocken, mit schrödernbezeichnet man einen ruppigen Umgangmit Freunden und Gegnern, stoibern istein Synonym für herumstottern. Allesnicht schön, aber wahr.

Die beiden jüngsten sprachlichen Neu-zugänge sind ebenfalls Belege für diesenNegativtrend in der sprachwissenschaft-lich interessanten Politiker-Namensverar-beitung. Guttenbergen beispielsweise isteine bereits nach kurzer Zeit geläufigeAlternative für abschreiben. Und wer sei-nem Gegenüber entgegenhält, „wulffmich nicht zu“, verbittet sich eine Pöbe-lei auf seiner Mailbox. Die gute Nach-richt der Duden-Verantwortlichen lautet:Derartige „Eintagsfliegen“ müssen kei-nen Dauer-Eintrag fürchten. Angeblichist dies kein verkappter Hinweis auf diepolitischen Halbwertzeiten der Betroffe-nen…

Ihr

Norbert Robers

Liebe Leserinnen

und Leser,

An der Universität Münster studieren

derzeit

26Spitzensportler.

|DIE ZAHL DES MONATS

Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected]

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AUSZEICHNUNG: Privatdozent Dr. SvenBogdan (Foto) vom Institut für Neuro- undVerhaltensbiologie hat einHeisenberg-Stipendium derDeutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) für dreiJahre erhalten. Er leitet eineunabhängige Nachwuchs-gruppe und ist Teilprojektlei-ter im Sonderforschungsbe-reich „Molekulare Zelldynamik“ sowie imDFG-Schwerpunktprogramm „Principlesand evolution of actin-nucleator complexes“.

LITERATUR: Studententexte über Liebeund Lust sind das Thema eines Bandes, derim Sommer im Verlag Aschendorff erscheinensoll. Eine Studentengruppe der FH Münsterhatte das Konzept des Bandes im Jahr2011entwickelt. Nun suchen die Herausgeber Dr.Ortwin Lämke, Ina Brauckhoff und StefanTetzlaff vom Germanistischen Institut passen-de Beiträge, damit aus der Idee ein Buch ent-steht. Der Einsendeschluss für den Band mitdem Titel „Verknallt sind die Vögeln“ ist der31. März. > www.mitmachbuch-muenster.de

TAGUNG: Die sogenannte DNA-Sequen-zierung der zweiten Generation (NGS) hatdie Genomforschung fundamental verändert.In Forschungseinrichtungen ist die Methodikals Standard-Analyseverfahren für verschiede-ne wissenschaftliche Fragestellungen etabliert.Um die NGS-Technologie dreht sich eine vonWWU-Forschern organisierte Tagung am 8.und 9. März in Münster. Beiträge zur Aufklä-rung von Krankheitsausbrüchen wie EHECverdeutlichen das Anwendungsspektrum aufinternationalem Niveau.> www.mmgc.net

STUDIE: Mitarbeiter des Lehrstuhls fürMarketing und Medien suchen Studierende,die die RTL-Sendung „Ich bin ein Star – holtmich hier raus!“ verfolgen und bereit sind,sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Stu-die darüber zu unterhalten. BWL-Kenntnissesind nicht erforderlich. Die Teilnehmerbekommen eine kleine Aufwandsentschädi-gung. Interessierte können sich bis zum Endeder laufenden Staffel bei Björn Bohnenkampunter der Telefonnummer (0251) 83-25011oder der E-Mail-Adresse [email protected] melden.

Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinfor-matik und Informationsmanagementist in Sachen Frauenquote auf demVormarsch. Seite 2

Das Beste aus

zwei Welten

25. Januar 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 1 | 1,00 Euro

Sporthistoriker Emanuel Hübnerveröffentlichte eine DVD mit Ama-teuraufnahmen von den Olympi-schen Spielen 1936. Seite 5

Viele, kleine

Puzzleteile

Für ihren Bachelorabschluss habenvier Studierende der Musikhoch-schule das Projekt „Musikabfuhr“entwickelt. Seite 7

Alter Musik eine

Abfuhr erteilen

Das Wissenschaftsjahr 2012 mit dem Titel „Zukunftsprojekt Erde“ stellt die Nachhaltigkeitsforschung in den Fokus – und damit unsere Zukunft. Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirt-

schaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Auf unserer Themenseite (S. 4) beschäftigen sich Wissenschaftler der Universität Münster aus unterschiedlichen Disziplinen mit diesen

Fragen und geben Antworten und Denkanstöße für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt.

Könnten Menschenin die Zukunft bli-cken, würden sie

erfahren, an welchen Krank-heiten sie leiden werden –und wann sie sterben. Zwarkann niemand hellsehen,aber Experten können heutebereits für eine Reihe vonErkrankungen vorhersagen,mit welcher Wahrscheinlichkeit sie bei einemMenschen auftreten, beispielsweise für Alzhei-mer, Parkinson und verschiedene Krebsarten.Dazu setzen sie moderne genetische Untersu-chungsmethoden ein. Diverse Unternehmenbieten diesen Service für jedermann an. Dochwas bedeuten die Ergebnisse, und wie soll manmit ihnen umgehen? Wie sieht es mit Möglich-keiten des Missbrauchs aus – könnten Firmenbeispielsweise DNA-Daten nutzen, um ihreMedikamentenwerbung ‚maßzuschneidern‘?Oder könnten Krankenkassen die Daten gegenihre Kunden verwenden?

Um eine Hilfestellung bei dem Umgang mitden Testergebnissen zu geben und eine Diskus-sion anzuregen, haben drei Studierende inihrer Freizeit das nichtkommerzielle Internet-portal „openSNP“ entwickelt. Nutzer könnendie Daten aus DNA-Untersuchungen, die siebei darauf spezialisierten Firmen in Auftraggegeben haben, in dem Portal hochladen. EineVerknüpfung mit Literaturdatenbankenermöglicht es, den aktuellen Forschungsstandzu den eigenen DNA-Varianten nachzulesen.

Das System sucht automa-tisch die passenden Veröf-fentlichungen heraus und istdabei immer auf dem neue-sten Stand. „Wir wollen denMenschen eine komfortableMöglichkeit geben, sichselbst umfassend zu infor-mieren“, erklärt FabianZimmer, der in der Arbeits-

gruppe Evolutionäre Bioinformatik an derUniversität Münster seine Masterarbeitschreibt. Der 24-Jährige hat das Portal gemein-sam mit Bastian Greshake entwickelt, derinzwischen seinen Master an der UniversitätFrankfurt macht, sowie mit Philipp Bayer, derderzeit in Australien studiert. Der BerlinerHelge Rausch hat das Trio als Programmiererunterstützt.

Die Abkürzung SNP, die „Snip“ ausgespro-chen wird, steht für den englischen Begriff„Single Nucleotide Polymorphism“. Siebezeichnet bestimmte Variationen im Erbgut.„Es gibt rund zehn Millionen solcher SNPs inder menschlichen DNA. Von vielen weiß maninzwischen, dass sie mit bestimmten Eigen-schaften wie Haar- oder Augenfarbe oder mitErkrankungen gekoppelt sind“, erklärt FabianZimmer. Trägt ein Mensch eine bestimmteSNP-Variante, bricht die damit zusammen-hängende Erkrankung mit einer gewissenWahrscheinlichkeit bei ihm aus. Bei einer Rei-he von Erbkrankheiten ist sogar eine eindeuti-ge Diagnose möglich.

Diese persönlichen Varianten werden in derMedizin eine zunehmende Rolle spielen. „DieMedikamente werden mehr und mehr der per-sönlichen genetischen Ausstattung angepasst“,sagt Fabian Zimmer voraus. Bereits jetzt lassenimmer mehr Menschen ihre DNA untersu-chen, weil sie ihr persönliches Erkrankungsrisi-ko erfahren wollen. „Doch was bedeutet es,wenn man das Testergebnis bekommt und esheißt: ‚Sie werden mit 90-prozentiger Wahr-scheinlichkeit an Diabetes erkranken‘? Ich sehees sehr kritisch, wenn jemand ohne weitereInformationsmöglichkeiten mit dieser Aussageumgehen muss“, betont der Student.

„Bevor jemand seine DNA an

eine Firma schickt, sollte er

sicher sein, dass er das

Ergebnis wirklich wissen will.“

„openSNP“, das derzeit im News Blog desrenommierten Fachmagazins „Nature“ disku-tiert wird und bereits einen mit 10000 US-Dollar dotierten Preis gewonnen hat, bietetneben der Literaturrecherche weitere Möglich-keiten: Die Nutzer können sich untereinanderaustauschen und beispielsweise ihre Erfahrun-gen weitergeben. Die DNA-Daten werdennach dem Wiki-Prinzip allen Nutzern zugäng-lich gemacht. Bei der Anmeldung besteht dieOption, einen Fragebogen auszufüllen. Abge-fragt werden zum Beispiel Angaben zur Haar-

und Hautfarbe, aber auch, ob eine Laktose-Unverträglichkeit besteht oder eine Nikotinab-hängigkeit. Diese Angaben werden mit denDNA-Daten verknüpft. Wissenschaftler kön-nen diese Daten nutzen. „Die US-amerikani-sche Firma ‚23andme‘ beispielsweise, die dieDNA ihrer Kunden auf mehr als 200 Eigen-schaften und Erkrankungen hin abklopft, hatnach eigenen Angaben bereits das Erbgut von100 000 Menschen untersucht. Für Wissen-schaftler wäre das ein riesiger Datenschatz, umzum Beispiel die Häufigkeit bestimmter DNA-Varianten zu bestimmen oder nach weiterenZusammenhängen zwischen genetischenEigenschaften und Merkmalen von Personenzu suchen “, sagt Fabian Zimmer.

Die drei Studenten empfehlen den Nutzern,sich gut zu überlegt, ob sie ihre Daten wirklichzur Verfügung stellen wollen. „Auch wenn eineanonyme Anmeldung möglich und jede Anga-be zur Person freiwillig ist – es besteht immerdie Möglichkeit, dass Daten missbraucht wer-den. Uns ist es wichtig, eine Diskussion dar-über anzustoßen“, erklärt Fabian Zimmer. Diepersonalisierte Medizin birgt ein großes Poten-zial, weil sie Behandlungen in Zukunft effi-zienter machen kann. Und auch das Wissenum die eigenen Krankheitsrisiken bietet großeChancen. „Bevor jemand aber seine DNA zurUntersuchung an eine Firma schickt, sollte ersicher sein, dass er die Ergebnisse wirklich wis-sen will“, betont Fabian Zimmer. „Denn was,wenn jemand mit 20 erfährt: ‚Mit 50 sind Sietot‘?“ CHRISTINA HEIMKEN

Sterbe ich mit 50 Jahren?Studenten entwickeln Portal, mit dem Nutzer sich über Ergebnisse von DNA-Untersuchungen informieren können

Fabian Zimmer

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Januar 20120 2 | U N I W E L T

Die Zeiten, in denen ausschließlich Männer in der Wirtschaftsinformatik forschten, sind an der WWU längst Geschichte. Karikatur: Arndt Zinkant

Wertvolle Reliquienschreine, selteneStatuetten, filigraner Schmuck,kostbare Kreuze und Kelche: Die

Ausstellung „Goldene Pracht“ präsentiert abFebruar in Münster herausragende Werke dermittelalterlichen Schatzkunst Westfalens. „DasSpätmittelalter stellt sich hier nicht, wie häufigangenommen, als Zeitalter des Niedergangs,sondern als kulturelle Blütezeit dar“, betontHistoriker Prof. Gerd Althoff vom Exzellenzclu-ster „Religion und Politik“. „Einige Klischeesüber die Provinzialität der Westfalen lassen sichim Lichte der hochwertigen Goldschmiedear-beiten über Bord werfen.“ Die Schau imLWL-Landesmuseum für Kunst und Kul-turgeschichte und in der Domkammer desBistums Münster schreibe ein Stück west-fälischer Geschichte neu und leiste einenBeitrag zur kulturellen Identität Westfa-lens.

Die Ausstellung ist ein Kooperati-onsprojekt des Exzellenzclusters„Religion und Politik“ mit demLandschaftsverband Westfalen-Lip-pe (LWL) und dem Bistum Mün-ster. Vom 26. Februar bis 28. Maipräsentiert sie auf 1500 Quadrat-metern in zwölf Räumen insge-samt 300 Werke der Goldschmie-dekunst des 10. bis 16. Jahrhun-derts, darunter wertvolle Leihga-ben aus internationalen Häusern.Eine Besonderheit der Ausstellungist die interdisziplinäre Herange-hensweise: Durch die Zusam-menarbeit des Exzellenzclustersmit den beiden Museen werdenkunsthistorische, historische undtheologische Blickwinkel mitein-ander verbunden.

Die Kuratoren konnten Leih-gaben aus Museen, Bibliothekenund Kirchen in ganz Europazusammentragen, wie LWL-Kuratorin Dr. Petra Marx undBistums-Kurator HolgerKempkens erläutern. Daruntersind Exponate wie die Thro-nende Muttergottes aus Wal-

court und der Marienschrein aus Tournai in Bel-gien. Andere Werke kommen aus der Schweiz,Frankreich, den Niederlanden und Finnland.220 Leihgaben stammen aus Deutschland, 180davon aus westfälischen Kirchen, Klöstern,Archiven und Museen. Das LWL-Landesmu-seum und die Domkammer steuern selbst 60Exponate bei.

„Die Ausstellung würdigt erstmals die Prachtwestfälischer Goldschmiedekunst, die lange imVerborgenen schlummerte. Im Vergleich mitden internationalen Spitzenwerken wird sich

dem Publikum ihr hohes Niveau erschlie-ßen“, findet Gerd Althoff. Neben kirchli-cher Schatzkunst wie dem BorghorsterReliquienkreuz, das zuletzt in Londonausgestellt war, zeigt die Schau edleGegenstände für den weltlichen

Gebrauch – wie zum Beispiel das einzigar-tige Ratssilber aus Osnabrück oder gol-

denen Schmuck für die städtischeKundschaft. Viele Stücke wie dieApostelfiguren vom Hochaltar desmünsterschen Doms sind nachJahrzehnten zum ersten Mal wie-der öffentlich zu sehen.

Die Stiftung der Kunstschätzewar im Mittelalter teils Ausdruckeines weltlichen Repräsentations-bedürfnisses, teils Zeugnis einertiefen christlichen Frömmigkeit:„Als Gegenleistung für wertvolleirdische Gaben wie Kunstwerke,Kreuze und Kelche erhofftensich die Menschen des Mittelal-

ters, dass Gott ihre Fegefeuer-Zeitverkürze“, erklärt der Historiker.Für die Kunstwerke kamen lautPetra Marx nur die wertvollstenMaterialen wie Gold, Silber undEdelsteine in Frage. Nichts anderes

sei so geeignet gewesen wie Gold,Gott und die Heiligen zu ehren.„Mühevoll der Erde entrissen,galt es als himmlischesGeschenk, das in seinem Glanzalles Irdische überstrahlte.“

VIOLA VAN MELIS

> www.goldene-pracht.de

„Westfalen-Klischeesüber Bord werfen“Cluster: Ausstellung „Goldene Pracht“ ab 26. Februar

Reliquienstatue der Heiligen

Agnes, Domkammer Münster,

um 1520/25, © Bistum Münster

Foto: Stephan Kube, Greven

Herausgeberin:Die Rektorin der WestfälischenWilhelms-Universität Münster

Redaktion:Norbert Robers (verantw.)Hanna DieckmannPressestelle der WestfälischenWilhelms-Universität MünsterSchlossplatz 2 | 48149 MünsterTel.: 02 51 83-222 32Fax: 02 51 83-222 [email protected]

VerlagAschendorff Medien GmbH & Co. KGDruckAschendorff Druckzentrum GmbH& Co. KGAnzeigenverwaltungAschendorff Service Center GmbH & Co. KGTel.: 02 51 69 -04 690Fax: 02 51 69-05 17/18

Die Zeitung ist das offizielle Organ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Der Bezugspreis ist im Jahresbeitrag derGesellschaft zur Förderung der West-fälischen Wilhelms-Universität enthal-ten. Im freien Verkauf beträgt dieBezugsgebühr ein Euro/Stück.

| IMPRESSUM

Konzentrierte Gesichter an den U-för-mig gestellten Tischen, ein Mitarbei-ter erläutert die Projekte für das kom-

mende Jahr: Auf welche Tagungen geht es, werübernimmt welche Aufgaben? Wichtige Datenund Zahlen stehen heute auf dem Programm.Tim ist das egal: Fröhlich brabbelnd spielt derAnderthalbjährige in der Mitte mit Bauklöt-zen.

Es sind Szenen wie diese, die die Jahrespla-nung der 31 Mitarbeiter am Lehrstuhl fürWirtschaftsinformatik und Informationsma-nagement von Prof. Jörg Becker, Prorektor fürstrategische Planung und Qualitätssicherung,seit anderthalb Jahren begleiten. Keine Klagenüber Kinderlachen? Der Wirtschaftsinformati-ker schüttelt den Kopf und sagt lachend:

„Timmy ist unser 32. Mitarbeiter.“ Dank die-ser Einstellung und gezielter Recruiting-Maß-nahmen hat Jörg Becker die Frauenquoteunter seinen Promovenden seit 2008 kontinu-ierlich gesteigert.

Als die studierte Linguistin und Mutter vonTim, Katrin Bergener, am Lehrstuhl anfing,lag die Quote noch bei einer Frau zu 30 Män-nern und war damit mehr als verbesserungs-würdig. „Aber das änderte sich relativ schnell“,erinnert sich Katrin Bergener. Frauen rücktennach – heute sind unter den 31 Mitarbeiternan Jörg Beckers Lehrstuhl sechs weiblich.Auch Wirtschaftsinformatikerin Andrea Mals-bender, 27, entschied sich nach ihrem sehrguten Diplom für eine Promotion an JörgBeckers Lehrstuhl, wegen der interessantenAufgaben. „Ich habe im Rah-men eines Forschungsprojektsbeispielsweise drei Monate inAustralien gearbeitet“, erzähltsie.

Jörg Becker macht für dieSteigerung mehrere Umständeverantwortlich: In den vergan-genen Jahren hätten am Institutviele Frauen ein exzellentesDiplom abgelegt. Darüber hin-aus bewährt sich eine Partner-schaft mit der Higher School ofEconomics in Moskau: „Dortist mehr als die Hälfte allerWirtschaftsinformatik-Stu-dierenden weiblich“, berichtet Jörg Becker.Seine russischen Kollegen und er rätseln nochüber die Gründe, der Lehrstuhl profitiert indesvon der Kooperation: „Ich habe zwei hervorra-gende Nachwuchswissenschaftlerinnen fürunsere Arbeitsgruppe gewinnen können.“

Gleichzeitig lotete Jörg Becker aus, welcheFächer an der WWU Fähigkeiten vermitteln,die auch für sein Fach interessant sein könn-ten, darunter die Wirtschaftswissenschaften.Auch mit Kommunikations- oder Sprachwis-senschaftlern stellte er Schnittmengen fest –zufällig Fächer, die viele Frauen studieren. Sokam etwa Linguistin Katrin Bergener an sei-nen Lehrstuhl. „Bei 30 Mitarbeitern ist es eineBereicherung, wenn jemand mit einem ande-ren fachlichen Hintergrund darunter ist“, fin-det Jörg Becker.

Nicht zuletzt führt der Wirtschaftsinforma-tiker die Zunahme weiblicher Promovendin-nen auf die Bemühungen der WWU zurück,Arbeitsbedingungen familienfreundlich zugestalten. Als ihm Katrin Bergener und ihrMann, beide Lehrstuhl-Mitarbeiter, eröffne-ten, dass sie ein Kind erwarten, einigten siesich auf ein flexibles Teilzeitmodell. Das funk-tioniert unter anderem so gut, weil Sohn Timseit Sommer in die Kindertagesstätte „Chamä-leon“ des Studentenwerks geht, in der zehnPlätze für Kinder von WWU-Beschäftigtenreserviert sind. „Diese Strukturen machen einehohe Produktivität in der Forschung mög-lich“, sagt Jörg Becker.

Er bedauert dagegen den geringen Anteilweiblicher Studierender in seinem Fach.Immerhin: Von 2009 auf 2010 stieg ihr Anteilvon 10,5 Prozent auf 13,5 Prozent. Um lang-fristig einen höheren Frauenanteil zu errei-chen, beteiligt sich das Institut beim jährlichenAktionstag Girls’ Day, an dem Mädchen Beru-fe aus den Bereichen Technik, Handwerk, ITund Naturwissenschaften erkunden können.Jörg Becker nutzt zudem jede Gelegenheit, inSchulen für sein Fach zu werben. „Aber schondort kommen zu den Veranstaltungen mehrJungen als Mädchen“, hat er beobachtet.„Dabei hat unser Fach nicht nur mit Technikzu tun. Wir arbeiten vor allem konzeptionell.“

Linguistin Katrin Bergener bekam das frühbei ihrem damaligen Freund und heutigen

Mann mit. „Ich fand sein Fach schon immerspannend“, erklärt sie. Um am Lehrstuhl fürWirtschaftsinformatik und Informationsma-nagement promovieren zu können, musste siesieben Kurse nachholen. Der Aufwand war esihr wert: Nun erforscht sie in einem Drittmit-telprojekt das „Management kreativitätsinten-siver Prozesse“. Mit ihren Kollegen sucht sienach digitalen Lösungen, die kreative Grup-pen bei ihrer Arbeit unterstützen.

Die Linguistin empfindet die Stelle amInstitut für Wirtschaftsinformatik als Privileg:Vollzeitstellen sind durch viele Drittmittelselbstverständlich, Promotionsprojekt undStelleninhalt deckungsgleich. „Hätte ich inden Geisteswissenschaften promoviert, wäredie Finanzierung unsicher gewesen“, sagt siemit Blick auf die raren Stellen in geisteswissen-schaftlichen Fächern. Andrea Malsbender lobtvor allem das Arbeitsklima, in dem sie freiarbeiten und Ideen umsetzen können. Dasshier immer mehr Frauen promovieren, wun-dert sie nicht: „Wissenschaftlerinnen fühlensich in diesen Strukturen vielleicht besonderswohl.“ Beide Frauen hoffen nach der Promoti-on auf ähnliche Bedingungen – mit einemChef, der sie fördert und familienfreundlicheStrukturen unterstützt. Nach ihren Erfahrun-gen am Lehrstuhl ist sich Katrin Bergener fastsicher, dass es nicht mehr besser werden kann:„Arbeit und Familie – hier habe ich das Besteaus zwei Welten.“ JULIETTE RITZ

> www.uni-muenster.de/Gleichstellung

Das Beste auszwei WeltenDoktorandinnen sind am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik auf dem Vormarsch

KURZNACHGEFRAGT

Warum sindgemischte Teamsso wichtig?Ich habe beobach-tet, dass Männerund Frauen unter-schiedlich an Sach-verhalte herange-hen: Männer be-trachten Dinge eher

analytisch, Frauen ganzheitlich. Wenn bei-des zusammenkommt, ist das wunderbar.

Welche Strukturen fördern die Gleich-stellung?An der Universität Münster haben wiretwa das Mentoring-Programm „Erstklas-sig!“ für Nachwuchswissenschaftlerinnen.Auch familienfreundliche Strukturen sindwichtig, etwa Kita-Plätze für Mitarbeiter-kinder.

Wie haben Sie die Quote an IhremLehrstuhl gesteigert?Wir haben Frauen aus Fächern gewonnen,die der Wirtschaftsinformatik thematischnahe stehen, etwa der Kommunikations-wissenschaft oder BWL. Darüber hinauskooperieren wir mit der Moskauer HigherSchool of Economics. Dort ist mehr als dieHälfte aller Studierenden weiblich – zweivon ihnen promovieren jetzt bei uns.

?Prof. Jörg Becker, Prorektor für stra-tegische Planung und Qualitätsför-derung, fördert an seinem Lehrstuhlfür Wirtschaftsinformatik aktiv dieGleichstellung von Frauen und Män-nern. Aus guten Gründen ...

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Die Spezialambulanz für Panikstörungen an derUniversität Münster bietet Beratungsgesprächefür Menschen an, die eine erste plötzliche Panik-attacke erlebt haben. Dabei haben die Betroffe-nen oftmals das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen,zu ersticken oder einen Herzinfarkt zu erleiden.In einigen Fällen kann sich daraus eine Panik-störung entwickeln, die eine intensive Psycho-therapie notwendig macht. Die Mitarbeiter derSpezialambulanz hoffen, einer solchen Entwick-lung durch das Angebot vorzubeugen.

Zuvor waren Patienten mit Panikstörungenin der Spezialambulanz Münster im Rahmeneiner Psychotherapiestudie behandelt worden.Viele Betroffene nahmen das Therapieangebotwahr und es zeigte sich in den Behandlungen,dass schnelle Erfolge vor allem dann erzielt wer-den können, wenn die Betroffenen sich schonfrühzeitig Hilfe holen. Aus dieser Erkenntnisentstand die Idee, Menschen mit Panikattackenmöglichst frühzeitig zu behandeln. Dies soll ver-hindern, dass sich Panikstörungen mit deranhaltenden Sorge um neue Attacken über-haupt entwickeln.

Bislang wird das Angebot noch weniggenutzt. Die Mitarbeiter der Spezialambulanzwissen, dass vielen Betroffenen anfangs gar nichtbewusst ist, dass sie eine Panikattacke erlebthaben. Wer bei sich Symptome einer Attackeentdeckt, ohne dass eine medizinische Ursachegefunden wurde, kann sich bei der Verhaltens-therapeutin Anna Voßbeck-Elsebusch unter derTelefonnummer 0251-83 34118 informieren.

Frühzeitige Hilfebei Panik

Fühlen sich wohl: Katrin Bergener und Andrea Malsbender

promovieren am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik. Foto: pg

Page 3: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

NEUERSCHEINUNGENAUSDER WWU

Strategie und Symbolik. Verhandelnauf dem Kongress von Nimwegen.Von Matthias KöhlerDie Studie untersucht am Beispiel des Frie-denskongresses von Nimwegen (1676-79),welcher Logik diplomatisches Verhandelnund Entscheiden in der Frühen Neuzeitgehorchte. Gezeigt wird, wie die Handeln-den ihre Ziele durchzusetzen suchten unddabei immer zugleich ihre wechselseitigenBeziehungen, die Normen richtigen Han-delns und den Kreis der legitimen Akteureallmählich neu aushandelten.

Spiel, Physik und Spaß. Physik zumMitdenken und Nachmachen. VonChristian Ucke und H. JoachimSchlichting Die Autoren des Buchs wollen zum Nach-denken und Mitmachen anregen. Fürjedes Alter ist etwas dabei: Einiges sprichtschon Kinder im Vorschulalter an, anderesist für Schüler, Studenten oder Lehrer vonInteresse. Wieder anderes werden ältereLeser als Spielzeug aus ihrer Jugendzeiterkennen. Eines jedoch haben alle Beiträgegemeinsam: Sie fordern die Leser dazu auf,sich zur spielerischen Annäherung an phy-sikalisches Beschreiben und Argumentie-ren verführen zu lassen und zu sehen, dassSpaß und Physik keinesfalls Gegensätzesind.

Januar 2012 Z E I T E N & M E N S C H E N | 0 3

Gadi Albersheim lebt in Israel und hatein Ziel: Nach vielen Jahrzehnten sollendlich Klarheit herrschen über das

Leben seiner aus Deutschland stammendenFamilie, die zum großen Teil im „DrittenReich“ verfolgt und ermordet worden ist. Einesder Opfer ist Albersheims Onkel Kurt. Zusam-men mit seiner Frau und einer seiner beidenSchwestern kam dieser 1943 oder 1944 im KZAuschwitz ums Leben, die andere Schwester imKZ Sobibor. Den Namen Albersheim findetDr. Sabine Happ, die Leiterin des Universitäts-archivs der WWU, auch in ihren Beständen:Der aus Emmerich stammende GymnasiastKurt wurde zum Wintersemester 1914/15 alsStudent der Rechtswissenschaft eingeschrie-ben. Als wohnhaft am Roggenmarkt ist er biszum Wintersemester 1919/1920 in den Perso-nal- und Vorlesungsverzeichnissen aufgeführt.Zumindest in Bezug auf seinen Onkel schließtsich nun für Gadi Albersheim eine Lücke inder Familienchronik.

Listen und Verzeichnisse von Personen ausBehörden und öffentlichen Einrichtungen gel-ten bei vielen als langweilig. Oftmals bilden sieaber, wie im Fall Gadi Albersheim, einen langersehnten verlässlichen Anker bei der Suchenach verlorenen Biografien. Die meisten Anfra-gen kommen allerdings nicht von Privatleuten,sondern aus der Forschung. Matrikel- und Per-

sonalverzeichnisse sind das Rückgrat zahlrei-cher historischer Studien. Das Universitätsar-chiv der münsterschen Hochschule bewahrtAufstellungen von Studierenden und Professo-ren, in denen bis in die 1920er Jahre hineinjeder Student mit Angabe des Herkunftsortesund seiner Wohnadresse in Münster verzeich-net ist. „Die sind sehr gefragt“, weiß SabineHapp, „mehrmals im Monat melden ForscherBedarf an“.

Die starke Nutzung der Verzeichnisse istallerdings nicht unproblematisch. Die Archiva-rin klagt, dass sich der Zustand in den letztenJahren stark verschlechtert hat. Jede Nutzungim Archiv zehrt an den empfindlichen Materia-lien. Die teilweise sehr schlechte Papierqualitätdroht bereits ohne weitere Beanspruchung dieVerzeichnisse zu zerstören. Mitte des 19. Jahr-hunderts verschärfte sich durch die industriellePapierherstellung das Problem des beschleunig-ten Zerfalls. „Wenn man nicht aufpasst, zer-bröseln die Seiten schon beim Umblättern“,erklärt Sabine Happ. Grund dafür sei der hoheSäuregehalt im Papier. Insbesondere für solcheListen wurden in der Regel billig produziertePapiere verwendet.

„Starker Nutzungsbedarf und schlechtePapierqualität: Das ist ein klassischer Fall fürdie Digitalisierung“, meint Dr. Stephanie Klöt-gen, die in der Universitäts- und Landesbiblio-

thek (ULB) für die Digitalisierung und Prä-sentation von Bibliotheksbeständen im Inter-net zuständig ist. Archive und Bibliotheken ste-hen hier vor ganz ähnlichen Herausforderun-gen. Die ULB hat daher in den vergangenenJahren die notwendige Infrastruktur fürDienstleistungen dieser Art aufgebaut. DieDigitalisierung hat zwei Vorteile: Papier undBücher werden geschont und die Dokumenteweltweit ständig und einfach verfügbargemacht. Seit Ende Oktober 2011 ist das Por-tal „Digitale Sammlungen“ im Internet erreich-bar und dank bibliothekarischer Erschließungin den Tiefen des Internets gut zu finden.

Auch dem Universitätsarchiv konnte dieULB in Sachen Digitalisierung helfen. Mittler-weile stehen die Listen mit dem Namen vonGadi Alberheims Onkel online neben über2000 digitalisierten Dokumenten, darunteralte Handschriften und Drucke aus demBestand der ULB. Ständig wächst das Portalmit historisch bedeutsamen Dokumenten undSchriften. „Soweit möglich, soll unser Bestandüberall und immer nutzbar sein – nicht nur inder Bibliothek“, lautet Stephanie KlötgensZiel. Damit dürften bald viele Lücken einfa-cher und schneller geschlossen werden können– in der Forschung wie auch in so mancherFamiliengeschichte. MATTHIAS KAYß

> http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de

„Das Papier zerbröseltschon beim Blättern“Digitalisierungsportal der ULB macht auch Archivmaterial besser nutzbar

Seinen weißen Laborkittel hat Chemie-Professor Gerhard Erker schon vor Jahren an den Nagel

gehängt. Heute arbeitet er meist am Schreibtisch. Foto: Peter Grewer

Zwei Tage vor seinem Geburtstag am16. Oktober fiel Gerhard Erker in sei-nem Mailfach plötzlich eine Zuschrift

mit dem Zusatz „Wichtige Mitteilung“ auf.Sein erster Gedanke: Könnte das etwa bedeu-ten, dass die Europäische Union tatsächlich…? Gespannt öffnete der Professor für organi-sche Chemie die Zuschrift aus Brüssel undfand? Einen Hinweis darauf, dass er nunmehrsein Passwort eingeben müsse, um die eigentli-che Post öffnen zu können. Durchatmen. Nungut, dachte er, daran soll es nicht scheitern.Gerhard Erker tippte seine Formel ein undfand schließlich einen Brief der Präsidentin desEuropäischen Forschungsrates (ERC), HelgaNowotny. So technisch und unprätentiös dergesamte Vorgang bis zu diesem Moment gelau-fen war, umso spektakulärer endete er: DerERC verleiht dem münsterschen Spitzenfor-scher einen „Advanced Grant“ – die höchsteAuszeichnung, die die EU zu vergeben hat.

„Ich habe keine Angst vor

der Pensionierung.“

Man könnte meinen: Das ist der perfekteSchlusspunkt unter die beeindruckende Kar-riere des 65-jährigen Wissenschaftlers. DasGegenteil ist der Fall. Denn der AdvancedGrant bringt reichlich inhaltliche und zeitlicheVerpflichtungen mit sich. Mindestens zweiMillionen Euro stellt die Europäische UnionGerhard Erker für die Forschung über speziel-le Säuren und Basen, über die „frustriertenLewis-Paare“ zur Verfügung. Für den WWU-Forscher bedeutet das, dass er an die ohnehingeplante dreijährige Verlängerung seiner Pro-fessur weitere zwei Jahre als Senior-Professoranhängen wird. „Ich habe zwar keine Angst vorder Pensionierung“, betont Gerhard Erker.„Aber ich freue mich darauf, noch so lange ineinem großartigen Team mit jungen Wissen-schaftlern weiterarbeiten zu können – For-schung und Lehre an unserer Universität berei-ten mir viel Freude.“

Wenn man Gerhard Erker gegenübersitztund zuhört, dann spürt man sofort: Der Mannmit den weißen Haaren und dem weißen Bartruht in sich selbst. Was sollte diesen weltweitanerkannten Fachmann, der Preise und Aus-zeichnungen im Dutzend gesammelt hat undder an der Gründung sehr erfolgreicher Son-derforschungsbereiche und Graduiertenkollegsmaßgeblich beteiligt war, auch erschüttern?

„Ich bleibe immer neugierig“, sagt der verhei-ratete Vater eines Sohnes, „aber auch gelassen.“

Sein quadratisches Büro ist an der einen Sei-te gefüllt mit Büchern, auf dem Schreibtischvor dem Fenster stehen zehn Karteikästen, indenen er Literaturhinweise sammelt. GerhardErker bezeichnet sich als „begeisterten Wissen-schaftler“, der „wahnsinnig viel Spaß an neuenFragen“ hat. Sein Spezialgebiet ist Katalyse-und Organometallchemie – mit seinem Teamist er ständig auf der Suche nach neuen Verbin-dungen, Substanzen und Reaktionen. Er hatsich vor allem durch seine Beiträge zur Orga-nometallchemie des Elements Zirconium unddie Entwicklung von Katalysatoren für diePolymerbildung einen Namen gemacht.

Natürlich war schon der Schüler GerhardErker an Chemie überdurchschnittlich starkinteressiert. Genauso wie an Uralt-Lebewesen,die Paläontologie faszinierte ihn ebenso. DemChemiestudium in Köln folgten die Promoti-on in Bochum und die Arbeit als Postdokto-rand an der amerikanischen Princeton Univer-sity. Nach der Habilitation in Bochum arbeite-te Gerhard Erker als Heisenberg-Stipendiat amMülheimer Max-Planck-Institut für Kohlen-forschung und als junger Hochschullehrer inWürzburg. 1990 wechselte der Opern- undKunst-Liebhaber nach Münster. „Nach derüblichen Bewerbungstour“, wie er sagt, „dieWWU hatte auch vor 20 Jahren einen sehrguten Ruf.“ Jetzt gerät der Experte geradezu insSchwärmen, wenn er über „seinen“ Fachbe-reich, das Organisch-Chemische Institut und„seine“ etwa 30-köpfige Arbeitsgruppe auseinem halben Dutzend Ländern spricht. „Che-mische Grundlagenforschung findet in schlag-kräftigen Teams statt. Auch an dieser Stelle sindwir im Fachbereich Chemie und Pharmaziemit guten Arbeitsbedingungen, guter Infra-struktur und nicht zuletzt durch eine erfolgrei-che Berufungspolitik sehr gut aufgestellt.“

Dazu scheint Gerhard Erker, der Rufe nachMünchen und Karlsruhe abgelehnt hat, aberauch einen größeren Teil selbst beigetragen zuhaben. Als er vor 21 Jahren mit sechs Jungfor-schern von Würzburg nach Münster umsiedel-te, war Astrid Budwach sein erster „Neuzu-gang“ aus Münster. Vier Jahre stellte die heute45-Jährige unter Anleitung Gerhard ErkersKatalysatoren für die Kunststoff-Synthesezusammen und schloss ihre Promotion ab –und sie weiß nur Gutes zu berichten. „Wirhaben uns alle geduzt. Es herrschte eine kolle-giale, fast schon freundschaftliche Atmosphä-

„Ich bleibeimmerneugierig“Gerhard Erker: Höchstes Lob zum 65. Geburtstag

re“, betont sie. Auch Prof. Markus Albrecht,der seinerzeit Gerhard Erker von Würzburgnach Münster begleitete, erinnert sich gerne anden „phantastischen Motivator“. Als Chefhabe Gerhard Erker viel erwartet. „Aber er hatuns auch viele Freiheiten gelassen – diese Kom-bination habe ich genossen.“

„Ohne eine moderne Chemie

sind entscheidende Fragen

unserer Zeit nicht lösbar.“

Für alle rund 20 Arbeitskreis-Mitgliederhabe Gerhard Erker als „Vater-Figur“ gewirkt,berichtet Astrid Budwach, die als Schulleiterinin Stadthagen arbeitet. Er sei immer perfektvorbereitet und ansprechbar gewesen. Die„Vater-Rolle“ habe Gerhard Erker sogar so weitausgelegt, dass er dann und wann kleinereGruppen zu sich nach Hause eingeladen habe– seine Frau habe vorzüglich gekocht.

Die Chemie ist seine Welt. „Ohne einemoderne Chemie sind entscheidende Fragen,die die Zukunft vieler Menschen betreffen,nicht lösbar“, sagt Gerhard Erker, der zwei Jah-re lang Präsident der Gesellschaft DeutscherChemiker war. „Es ist ein Fach, das in unserermodernen Gesellschaft essenziell ist. VieleGebiete wären ohne Chemie undenkbar.“ Dasgelte nicht zuletzt für das Gesundheitswesen,die Computer- und die Energiebranche.

Gerhard Erker, der auch Mitglied des Hoch-schulrats der Universität Münster ist, hat schonvor vielen Jahren den weißen Laborkittel aus-gezogen. „Dafür habe ich nicht mehr die Zeit“,erklärt er und verweist auf die Menge anSchreibtischarbeit, die er zu absolvieren habe.Betreuung der Mitarbeiter, Drittmittel- undForschungsanträge, Finanzverwaltung: VieleWissenschaftler arbeiten mitunter wie mittel-ständische Unternehmer. „Die Arbeit im Laborerledigen jetzt meine Mitarbeiter – und diemachen das sehr gut.“ NORBERT ROBERS

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Page 4: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

0 4 | D A S T H E M A Januar 2012

Das Wissenschaftsjahr 2012 steht im Zeichen der Nachhaltigkeitsforschung / Lesen Sie in zwei Gastbeiträgen und einem

Interview, wie WWU-Forscher aus den Fachgebieten Ökonomie, Klimatologie und Philosophie das Thema bewerten

KURZNACHGEFRAGT

Was bedeutet Nach-haltigkeit im gei-steswissenschaftli-chen Sinne?Der Begriff Nachhal-tigkeit wird heute inengeren und weiterenBedeutungen ge-braucht. Es geht umden Umgang mit Res-

sourcen, der zukünftigen Generationennoch genug übrig lässt. Das wird etwa inder Ethik unter dem Stichwort Generatio-nengerechtigkeit behandelt. Nachhaltig-keit wird aber heute sehr weit verstandenim Sinne von dauerhaft und verantwort-bar. Der Begriff muss also genau bestimmtund gebraucht werden – eher eine Sachevon Philosophen, Juristen und Sprachhi-storikern.

Was können Geisteswissenschaftlertun, um drängenden Problemen zubegegnen? Haben sie dabei genü-gend Einfluss auf die Gesellschaft?Das Wissenschaftsjahr „ZukunftsprojektErde“ hat Themen wie Klima und Bevöl-kerungswachstum im Blick. Das ist nichtnur naturwissenschaftlich zu lösen: Alleshängt mit Lebens- und Arbeitsweisensowie Traditionen und Erfahrungenzusammen. Die Zukunft fängt nicht jetztan, sondern ist bestimmt durch die Natur-und Kulturgeschichte. Ohne die Geistes-wissenschaften wäre „Zukunft Erde“ ver-kürzt. Deren Einfluss halte ich für ausrei-chend, es gibt viele Beratungsgremien undEthikkommissionen. Auch in der Öffent-lichkeit sind Geisteswissenschaftler immerwieder gefragt.

Welche geisteswissenschaftlichenDisziplinen sind besonders geeignet,Impulse für „Zukunft Erde" zu geben?Einige der Rechts- und Sozialwissenschaf-ten wie Migrations- oder Konfliktfor-schung und die angewandte Ethik sindsehr geübt in der Einschätzung vonZukunftsfragen. Wenn man einsieht, dassdie Zukunft nicht ohne Erforschung derVergangenheit zu bewältigen ist, sindeigentlich alle Disziplinen gefragt.

Sind die Geisteswissenschaften ver-nachlässigt worden, wenn es umZukunftsfragen und Visionen geht?In der Forschungsförderung werden sie oftfälschlich als Luxus betrachtet. Zukunfts-probleme werden oft nur als technischeoder ökonomische Probleme gesehen. DieErde aber ist keine Maschine, deren Defek-te man behebt. Es geht darum, wie wir inZukunft leben wollen. Der Umgang mitDenkmodellen und Visionen steht imZentrum der Geisteswissenschaften.

?Beim Thema Nachhaltigkeit denktkaum einer an die Geisteswissen-schaften. Zu Unrecht! Zukunftsvisio-nen wären ohne Soziologen, Histori-ker oder Theologen verkürzt, meintPhilosoph Prof. Ludwig Siep.

Wie wollenwir leben?Wie müs-

sen wir wirtschaften?Wie können wir unse-re Umwelt bewahren?Drei zentrale Fragenim „Wissenschaftsjahr2012 – Zukunftspro-jekt Erde“. Wie könn-te man sich solchwichtigen Zukunfts-fragen nähern? Zum Beispiel durch Analyseder dynamischen Prozesse der Aerosolpartikelin der Atmosphäre.

Aerosolpartikel sind natürliche Bestandteileder Atmosphäre, von großer Bedeutung fürdie Bildung von Wolken und Niederschlag.Überall und immer sind Partikel vorhanden,die als Kondensationskerne wirken können.Wolken wiederum sind bedeutende Spieler imStrahlungshaushalt der Atmosphäre. Siereflektieren einen Teil der einkommendenkurzwelligen Sonnenstrahlung und wirkenandererseits wärmend auf die Atmosphäre

durch Aufnahme langwelliger Erdabstrah-lung.

Der Mensch beeinflusst die Wolken durchEmission von Aerosolpartikeln. Eine größereAnzahl an Partikeln in der Atmosphäre führtdazu, dass sich eine gegebene Menge Wolken-wasser auf dieser größeren Anzahl an Konden-sationskernen anlagert. Die Folge: mehr Trop-fen, kleinere Tropfen. Durch diesen soge-nannten Twomey-Effekt werden die Wolken'heller' und reflektieren mehr Sonnenstrah-lung. Außerdem leben diese Wolken länger,da sie weniger zu Niederschlagsbildung nei-gen. Man geht zurzeit davon aus, dass sichdiese Prozesse „negativ“ auf den Strahlungs-haushalt auswirken, also dem Klimawandelentgegenwirken. Dies ist der sogenannte indi-rekte Effekt der Aerosolpartikel im Klimasy-stem.

Allerdings ist der Effekt kurzzeitig. Aerosol-partikel sind in der Atmosphäre nur einigeTage vorhanden, im Vergleich zur jahrzehnte-langen Wirkung von Treibhausgasen wie Koh-lendioxid (CO2). Für Wissenschaftler ist einweiterer Aspekt fast genauso wichtig: Die

Unsicherheiten der Klimawirksamkeit derProzesse gehören zu den größten überhaupt inder heutigen Klimaforschung. Hier gibt es vielzu tun.

Kaum eine andere Stadt ist

so gut untersucht wie Münster

Weiter gibt es den direkten Effekt der Aero-solpartikel auf den Treibhauseffekt, der unsi-cher zu quantifizieren ist: Viele Aerosolparti-kel fördern auch ohne Wolkenbildung dieReflektion solarer Strahlung und wirken demTreibhauseffekt entgegen. Dies sind größerePartikel, häufig mit mineralischer Zusammen-setzung. Andere wiederum, kleine „schwarze“Nano-Rußpartikel, absorbieren die Sonnen-strahlung und fördern den Treibhauseffekt.Aus Sicht des Klimaschutzes gilt es also, mitallerhöchster Priorität die Emission dieserkleinsten Partikel zu reduzieren. Sie stammenaus Verbrennungsprozessen, zum großen Teilaus dem Autoverkehr.

Die Angelegenheit ist aus einem weiteren

Grund von großer Relevanz. Denn die klei-nen Nanopartikel gelten als diejenigen mitdem größten toxikologischen Potenzial für dieMenschen. Sie können über die Lunge in dieBlutbahn und somit in den gesamten Körpervordringen. Die durchschnittliche Lebenser-wartung der Menschen wird durch Aerosol-partikel in der Atemluft erheblich reduziert.

Es gibt also zwei wichtige Motivationen, dieEmission dieser kleinsten Partikel zu mini-mieren: ihre Klimawirksamkeit und ihre gifti-ge Wirkung.

Leider ist die Gesetzgebungspolitik der ver-gangenen Jahre nicht optimal verlaufen: DieRichtlinien zur Luftreinhaltung beziehen sichauf die Masse der Aerosolpartikel in der Luft.Nun ist die Masse (zum Beispiel PM10)dominiert von den großen Partikeln (Mikro-meter Durchmesser), die nicht nur in toxiko-logischer, sondern auch in klimatologischerHinsicht weniger bedenklich sind. Die klei-nen Nano-Partikel, „bad guys“ in doppelterHinsicht, sind kaum geregelt. Das liegt daran,dass ihre herausragende Bedeutung erst vorKurzem erkannt wurde und daran, dass eine

normierte und gerichtsfeste Messtechnik nochlange nicht etabliert ist.

Was forschen wir in Münster? Wir untersu-chen die Emission von Nanopartikeln aus derStadt, die gleichzeitig mit dem Eintrag größe-rer Partikel aus dem Ferntransport stattfindet.Große und kleine sagen einander „Hallo“ inhundert Metern Höhe über der Stadt. Überra-schende Ergebnisse, die erst durch neuesteGeräteentwicklungen und interdisziplinäreMethodenanwendung möglich wurden.Kaum eine andere Stadt weltweit ist so gutuntersucht, was die Aerosolflüsse betrifft.Welche Rolle spielt das Ökosystem Stadt, dasheute so viele und in Zukunft noch viel mehrMenschen beherbergen wird, für die Partikel-dynamik der Atmosphäre? Eins ist sicher: Esgibt sehr viel zu erforschen. Wie wollen wirleben? Wie müssen wir wirtschaften? Wiekönnen wir unsere Umwelt bewahren?

PROF. DR. OTTO KLEMM LEITET DIE ARBEITS-GRUPPE KLIMATOLOGIE AM INSTITUT FÜR

LANDSCHAFTSÖKOLOGIE. ER LEITET DEN KLI-MABEIRAT DER STADT MÜNSTER.

Kleinste Teilchen mit giftiger WirkungWarum die Analyse von Aerosolpartikeln in der Atmosphäre eine wichtige Aufgabe für die Zukunft ist

ÖkonomikuntersuchtEntschei-

dungsprozesse unterKnappheitsbedingun-gen und die notwen-digen Koordinations-prozesse. Ergebnis: Invielen Bereichen isteine marktwirtschaft-liche Koordinationanderen denkbarenSystemen (staatliche Beschränkungen wieZunftsysteme, bürokratische staatliche Len-kung der Wirtschaft wie in der DDR) über-legen. Dabei ist allerdings immer ein staatli-cher Rahmen notwendig: Eigentums- undVertragsrecht, Rechtsstaatlichkeit und Stan-dards einer sozialen Ordnung bringen erstdie Vorteile eines Marktsystems zum Tragen.Kleptokratie („Herrschaft der Plünderer“)oder Oligarchentum sind keine ökonomischempfehlenswerten Ordnungsrahmen.

Mit Bezug auf das Thema Ökologie unter-scheiden Ökonomen die Inputseite dermenschlichen Produktionsprozesse („Res-sourcenökonomik“) und die Abfall- undNebenwirkungsseite („Umweltökonomik“).In jeden Produktionsprozess gehen nebenMaschinen und Arbeitskraft unterschiedli-cher Qualifikation auch der Natur entnom-mene (Roh-)stoffe und nicht zuletzt Energie-träger mit ein. Die nach wie vor wichtigste

Energiequelle ist ein Geschenk: Die Sonne,ein vor sich hin explodierender Fusionsreak-tor in für das Leben noch tragbarer Entfer-nung, liefert ständig eine gegenüber denmenschlichen Energieumsätzen 10000-malgrößere Energiezufuhr.

Die sogenannten „Kuppelprodukte“ wiebeispielsweise Kohlen- und Schwefeldioxid,Produktionsabfälle und verschlissene Güterwie zum Beispiel abgebrannte Brennelemen-te oder Abwässer, schaffen ein Umweltpro-blem, was nur durch Schaffung eines staat-lich gesetzten Ordnungsrahmens zu bewälti-gen ist. Innerhalb dieses Rahmens kannunter bestimmten Bedingungen wieder derMarktmechanismus zur Suche nach denkostengünstigsten Mitteln zur Erreichunggegebener Ziele aktiviert werden (CO2-Emissionshandel der EU; Fischereizertifikatezur Schonung von Fischbeständen).

Nicht jede gut gemeinte

Anstrengung ist auch

gut gemacht

Es gibt also zwei fundamentale Schwierig-keiten bei den Umwelt- und Ressourcenpro-blemen: Zum einen ist jede Generationzwangsläufig in der Diktatorenrolle gegen-über den später lebenden. Und zum anderenbestimmen das dabei geltende Wissen unddie vorherrschenden Interessenslagen, wie

weit Abwägungen zwischen ZielkonfliktenRaum gegeben wird.

In der langfristigen Dynamik der entste-henden Probleme und möglichen Lösungs-ansätze ist das Bevölkerungswachstum einwichtiger Treiber. Eine Weltbevölkerung vonwenigen hundert Millionen Menschen zurRömerzeit konnte höchstens lokal oder ineinem Gebiet wie dem MittelmeerraumSchaden anrichten, wo damals 15 bis 20 Pro-zent der Gesamtbevölkerung lebten. Nochvor 50 Jahren lag die Zahl der Weltbevölke-rung bei rund 3,5 Milliarden Menschen; siehat im Herbst 2011 die Grenze von 7 Milli-arden überschritten.

Die Bereitstellung von Nahrung, Trink-wasser, Wohnraum und eines bescheidenenmateriellen Wohlstands für bald acht oderzehn Milliarden Menschen wird zur Inan-spruchnahme immer schwierigerer Böden füreine intensive Landwirtschaft (samt negativerFolgen für Wälder) oder Siedlungsraum inkritischen Bereichen mit Hochwasser- oderErdbebengefahren führen. Die negativenAuswirkungen natürlicher Ereignisse wach-sen überproportional zu deren Häufigkeit,und dann sind die menschlichen Eingriffesogar verstärkend für katastrophale Effekte.Der Ressourcen- und Energieverbrauchmüsste ebenfalls gesteigert werden, so dassdauerhaft tragbare Lösungen für die Umweltund die langfristige Ressourcenverfügbarkeitimmer schwerer erreichbar sind.

Die Ökonomie sucht die bestmöglichenLösungen unter gegebenen Nebenbedingun-gen wie der Erhaltung bestimmter ökologi-scher Gleichgewichte oder langfristig tragfä-higer Konzepte. Zu rasches Bevölkerungs-wachstum auf einem sehr hohen Niveaukann nachhaltige Lösungen sehr erschweren.Optimisten sehen mögliche Wege zum Bei-spiel in einer weiter fortgesetzten Steigerungder Energieeffizienz durch zusätzlichen Kapi-taleinsatz oder technischen Fortschritt, ineinem schrittweisen Umstieg auf erneuerbareEnergien, im Egoismus der Staaten mit gro-ßen Ressourcenvorkommen wie Öl oder Erd-gas, die ihren Besitz nicht kurzfristig „ver-schleudern“ wollen oder in einer Steigerungvon Recyclingquoten bei knappen Rohstof-fen. Allerdings ist die Verfügbarkeit ausrei-chender Energie die Schlüsselgröße für vieleLösungsansätze: Hohe Recyclingquoten oderMeerwasserentsalzung funktionieren nur ingroßem Stil.

Marktlösungen haben zwangsläufig einezeitlich beschränkte Reichweite: Unsere nochungeborenen Urenkel können aus logischenGründen noch keinen Ölliefervertrag für2085 abschließen. Dennoch ist das Denk-und Analysesystem der Ökonomen für denmöglichst guten Umgang mit Knappheitunverzichtbar. Ökonomen verweisen etwadarauf, dass ein Verbot von Glühbirnenunter den gleichzeitigen Bedingungen einesCO2-Emissionshandelssystems mit vorgege-bener Gesamtemissionsmenge faktisch keineTonne CO2 für die im „Kyoto-Protokoll“vorgegebene Periode von 2008 bis 2012 ein-spart, weil die in der Stromerzeugung einge-sparten Mengen jetzt an anderer Stelle emit-tiert werden können. In diesem bescheidenenSinne sind Ökonomen hilfreich: Nicht jedegut gemeinte Anstrengung ist auch gutgemacht. Und ökologische Ziele sind mitguter Ökonomie besser erreichbar.

PROF. DR. WOLFGANG STRÖBELE IST LEITER

DES LEHRSTUHLS FÜR VOLKSWIRTSCHAFTS-THEORIE. ZU SEINEN FORSCHUNGSSCHWER-PUNKTEN ZÄHLEN DIE UMWELT-, RESSOUR-CEN- UND ENERGIEÖKONOMIK.

„Ökologische Ziele sind mitguter Ökonomie besser erreichbar“Wie Wirtschaftswissenschaftler bei der Lösung von zukünftigen Umweltproblemen helfen können

Tabelle: Klassifizierung natürlicher Ressourcen Grafik: Goldmarie Design

Wolfgang Ströbele

Otto Klemm

Page 5: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Januar 2012 F O R S C H U N G & P R A X I S | 0 5

KURZGEMELDETDie San-Andreas-Verwerfung in Kalifor-nien gehört zu den Nahtstellen in der Erd-kruste, die großen plattentektonischenSpannungen ausgesetzt sind. In einigenBereichen der Verwerfung kommt es des-halb immer wieder zu starken Erdbeben,während die Plattengrenzen an anderenSegmenten ohne größere Brüche aneinan-der vorbeigleiten. Ein Forscherteam mitJuniorprofessor Dr. Michael Becken, derkürzlich an die Universität Münstergewechselt ist, hat gezeigt, dass es einenZusammenhang zwischen den Prozessenin der oberen Erdkruste und denen in gro-ßen Tiefen gibt: Dort, wo Fluide(„Gesteinswasser“) aus den Tiefen desobersten Erdmantels bis in oberflächenna-he Bereiche eindringen können, gleiten diePlattengrenzen ohne größere Brücheaneinander vorbei. In den anderen Berei-chen fehlt ein solches Gleitmittel, weil dieFluide durch eine undurchlässige Gesteins-schicht am Aufsteigen gehindert werden.Hier kommt es immer wieder zu niederfre-quenten Erschütterungen in Tiefen von 20bis 40 Kilometern, die durch die unterhohem Druck in der Tiefe eingeschlosse-nen Fluide begünstigt werden. Die Beob-achtungen stützen die Annahme, dass Flui-de bei der Entstehung von Erdbeben einewichtige Rolle spielen. Nature 480, 87–90

Die geplante Ausweitung des Emissions-handels im EU-Flugverkehr wird weltweitdiskutiert. Den aus Kostengründenablehnend eingestellten US-Luftfahrtge-sellschaften hat nun eine Studie des Mas-sachusetts Institute of Technology unterLeitung des Volkswirtes Dr. RobertMalina vom Institut für Verkehrswissen-schaft quasi den Wind aus den Segelngenommen. Die Experten sagen sogarvoraus, dass die Airlines profitieren, weilSie die Kosten für den CO2-Ausstoß aufdie Passagiere umlegen können.

!

Den Blick durch die Augen von 34 Amateurfilmern der Olympischen Spiele 1936 ermöglicht Doktorand Emanuel Hübner in seinem Dokumentar-

film: eine Familie vor der Eröffnungsfeier (l. o.), der argentinische Marathonläufer Juan Carlos Zabala (r. o.), die afghanische Delegation beim

Einmarsch ins Olympiastadion (l. u.) und die japanischen Dreisprungsieger (Masao Harada, li./Silber und Naoto Tajima, re./Gold).

Die Olympi-schen Spiele1936 in Ber-

lin nehmen in derSportgeschichte einemarkante Position ein.Es waren die erstenSpiele, die währendeiner Diktatur stattfan-den. Sie waren aus die-sem Grund im Auslandauch äußerst umstrit-ten. Vor allem in den USA drängten nach derErnennung Adolf Hitlers zum Reichskanzlerviele Kritiker auf eine Verlegung der Spiele. DasInternationale Olympische Komitee (IOK) teil-te die Bedenken nicht. Was folgte, waren sport-lich herausragende Wettkämpfe (höchste Teil-nehmerzahl, zahlreiche Welt- und Olympiare-korde), aber auch der bittere Beigeschmackeiner Veranstaltung, deren Organisationskomi-tee nicht nur nach ideell-olympischen Maßga-ben, sondern auch nach denen des NS-Regimeshandelte.

Emanuel Hübner promoviert derzeit amInstitut für Sportwissenschaft zum Thema „DasOlympische Dorf 1936 – Planung, Bau, Nut-zung“. Dabei ist ihm die Idee zu einem einmali-gen Projekt gekommen: Aus den Beständeneines Filmsammlers kreierte er eine Dokumen-tation über die Olympischen Spiele von Berlin –ausschließlich mit Amateuraufnahmen. Dievisuellen Erinnerungen an die Olympiade ‘36

waren bislang fast ausschließlich durch denzweiteiligen Film geprägt, den Leni Riefenstahlim Auftrag des IOK und finanziert vom Propa-gandaministerium während der Spiele in Berlindrehte – ein filmisches Kunstwerk, das demZuschauer nur das zeigte, was das Regime ver-mitteln wollte. „Mein Ziel war es, die Amateur-aufnahmen neben den Riefenstahl-Film zu stel-len und damit die wissenschaftliche Quellenba-sis zu vergrößern“, berichtet Emanuel Hübner.Ihn habe interessiert, wie die Zuschauer dieOlympischen Spiele wahrgenommen haben –ohne Inszenierung, Dramatisierung oder ideali-stische Sprechertexte. „Denn ungleich den Pro-fifilmern unterlagen die Amateure keiner staatli-chen Zensur.“

Innerhalb eines Jahres sichtete Emanuel Hüb-ner 34 Amateurfilme, die während der Olym-piade gedreht worden waren. Der Historikerschätzt, dass es Mitte der 1930er Jahre inDeutschland rund 16000 Hobbyfilmer gab –viele der Aufnahmen hätten den Zweiten Welt-krieg jedoch nicht überlebt. Umso wertvollererscheint das Material, aus dem Emanuel Hüb-ner die zweistündige Dokumentation gebastelthat. „Der Film hat insgesamt 1200 Szenen, dieich selbst geschnitten und angeordnet habe.Außerdem habe ich den Sprechertext verfasstund die Musik ausgewählt. Dabei achtete ichbesonders darauf, dass es Stücke sind, die zu die-ser Zeit auch tatsächlich zum Beispiel in Tanzca-fés gespielt wurden“, betont der Historiker.

Der aufwändigste Teil seiner Arbeit sei jedochdie Identifizierung desFilmmaterials gewesen, daser von dem Sammler KarlHöffkes aus Gescher indigitaler Form bekam. „DieAufnahmen waren nichtbeschriftet, sodass ichzunächst feststellen musste,ob sie überhaupt aus Berlinstammen und um welcheSportarten und Wettbewer-be es sich handelt. Dabeihabe ich mich an den Teil-nehmerlisten, den Startpo-sitionen, markanten Ereig-

Olympia 1936 in 1200 PuzzleteilenDoktorand erstellte einzigartigen Dokumentarfilm

nissen, die ich aus dem Riefenstahl-Film kann-te, oder sogar am Sonnenstand orientiert.“Anhand der Startlisten habe er gewusst, dass bei-spielsweise die Vorläufe der Leichtathletik amVormittag und die Endläufe am Nachmittagstattfanden. „Das Olympiastadion in Berlin istwest-östlich ausgerichtet. Demnach konnte ichan den Schatten erkennen, um welche Läufe essich handelte“, berichtet Emanuel Hübner vonder Kleinteiligkeit seiner Arbeit, die ihn so man-che schlaflose Nacht kostete.

„In diesen Augenblicken setzte

sich ein Puzzle zusammen.“

Die meist nur acht Millimeter breiten Ama-teuraufnahmen im Schmalfilmformat zeigennicht nur die sportlichen Wettkämpfe. Der per-sönliche Blick der Hobbyfilmer rückt beispiels-weise den Olympiaschmuck entlang der Pracht-

straße Unter den Linden, die ausländischenBesucher oder das Olympische Dorf in denFokus.

Leni Riefenstahl beschränkte sich in ihrerInszenierung auf die Darstellung und Glorifizie-rung athletischer Körper und heroischer Lei-stungen – vorzugsweise der deutschen Athleten.Wie arrangiert ihr Olympiafilm bisweilen ist,zeigt zum Beispiel der Stabhochsprungwettbe-werb. „Wegen schlechter Lichtverhältnisse wäh-rend des Wettkampfs ließ Leni Riefenstahl dieMedaillengewinner das Springen kurzerhandnachstellen“, berichtet Emanuel Hübner, dernicht nur Historiker, sondern auch Archäologeund Denkmalpfleger ist.

Nicht zuletzt verfügte Leni Riefenstahl –durch den von NS-Propagandaminister JosephGoebbels bewilligten Etat von 1,5 MillionenReichsmark – über einen rund 170-köpfigenFilmstab mit den besten KameramännernDeutschlands. Sie bekam die neuesten techni-

schen Apparate, wie eine extra für sie entwickel-te Kamera mit Varioobjektiv, das erstmals dasZoomen ermöglichte. „Das war für Hobbyfil-mer undenkbar. Deshalb zeigt meine Doku-mentation keine künstliche, sondern eine völligundramatische und authentische Darstellungder Olympischen Spiele 1936 – eine solcheZusammenstellung ist bislang einmalig“, betontder 33-Jährige. Die schönsten Momente wäh-rend der Projektarbeit seien die gewesen, indenen er in den Amateuraufnahmen bislang nurvon Fotos und aus dem Riefenstahl-Filmbekannte Ereignisse wiedererkannt habe. „Indiesen Augenblicken setzte sich langsam einPuzzle zusammen.“ HANNA DIECKMANN

> „Olympia 1936 – die Olympischen Spiele1936 in privaten Filmaufnahmen“, Ein Filmvon Emanuel Hübner; Polarfilm und MedienGmbH; DVD; freigegeben ab 16 Jahren; 126Minuten; 14, 95 €.

Dunkelgrau, rau, porös –so soll er sein, der optimale Pflasterstein. Foto: Klostermann

Der optimale Pflasterstein ist lautHydrogeologin Dr. Patricia Göbeldunkelgrau, hat eine raue Oberflä-

che und ist aus zwei porösen Schichten auf-gebaut – er ist also bis in die kleinste Poregenau durchdacht. Die Privatdozentin ausder Arbeitsgruppe Angewandte Geologie hatihn mit entwickelt. Sie erklärt die Bedeutungder Forschung: „Würde man mehr Straßen inden Städten mit solchen Steinen pflastern,könnte man vielerorts auf eine zusätzlicheRegenwasserrückhaltung in Versickerungsan-lagen oder auf Rückhaltebecken verzichtenund damit Kosten sparen.“

Asphaltierte und gepflasterte Flächen ver-siegeln in vielen Städten große Teile desBodens. Niederschlag kann so nicht mehrauf natürliche Weise ins Grundwasser versik-kern. Stattdessen wird er über die Kanalisati-on abgeleitet. „Bei Starkregen kann es zuÜberlastungen der Kanalisationen und Über-schwemmungen der Flüsse kommen. DiesesProblem wird sich in Zukunft verschärfen,weil wir durch den Klimawandel immer häu-figer mit lokalen Starkregenereignissen rech-nen müssen“, betont die Geologin PatriciaGöbel.

Die Wissenschaftlerin und ihre Mitarbei-ter haben jüngst ein von der Deutschen Bun-desstiftung Umwelt über vier Jahre geförder-tes Projekt abgeschlossen, bei dem es darumging, einen optimierten Pflasterstein zu ent-wickeln, der nicht nur wasserdurchlässig ist,damit Wasser versickern kann, sondern derauch Wasser speichern und nach und nachwieder an die Umgebungsluft abgeben kann.„Die Verdunstung sorgt für Kühlung undverbessert so das Stadtklima“, erklärt PatriciaGöbel.

Es gibt unzählige Stellschrauben, an denendie Forscher gedreht haben – angefangen vonder Größe der Poren im Betonstein, welche

das Wasser aufnehmen und dosiert wiederabgeben, über die Struktur der Oberfläche,welche die Verdunstung beeinflusst, bis hinzur Farbe: Eine dunkle Oberfläche begün-stigt die Verdunstung, da sich dunkle Flä-chen schneller erwärmen. Dazu kamen dieEigenschaften des Fugenmaterials. Bei allenVerbesserungen waren die Wissenschaftler andie engen Grenzen gebunden, die der Stra-ßenbau vorgibt. Dazu gehört beispielsweisedie Griffigkeit der Fahrbahn. Die Entwick-lungen der Forscher beruhen auf Messdaten:„Wir sind die Ersten, die tatsächlich die Ver-dunstung von der Straße gemessen haben“,betont Patricia Göbel.

Das Projekt, das einst von Prof. WilhelmGeorg Coldewey vom Institut für Geologieund Paläontologie ins Leben gerufen wurde,führten die Forscher in Zusammenarbeit mitder Firma Klostermann aus Coesfeld durch.Beteiligt waren Dr. Philip Starke, der seinePromotion dem Thema gewidmet hat, sowiezahlreiche Studierende. Auf der Basis eines„Ausgangsmodells“ der Firma Klostermann,das Schadstoffe, beispielsweise Schwermetal-le, aus dem Regenwasser herausfiltern kann,haben die münsterschen Forscher verschiede-ne optimierte Pflasterstein-Prototypen ent-wickelt.

Die Vision von Patricia Göbel ist einnaturnaher Wasserhaushalt in den Städten,bei dem Regenwasser auch von den Dachflä-chen über die Straße in den Boden oderzurück in die Atmosphäre gelangt. Ein was-serdurchlässiges Straßenpflaster soll dazu bei-tragen – neben anderen Bausteinen, bei-spielsweise Grünflächen, die die Verdun-stung stärker erhöhen als jedes Pflaster.„Nichts reguliert das Stadtklima so gut wiePflanzen“, sagt Patricia Göbel. „Dazu gehö-ren selbst die Pflänzchen in den Fugenritzenim Pflaster.“ CHRISTINA HEIMKEN

Der richtigeUntergrundGeologen: Pflasterstein für ein besseres Stadtklima

Emanuel Hübner

Neueste Technik – gemessen am Stand von 1936 – stand Filmema-

cherin Leni Riefenstahl zur Verfügung. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-

1988-106-29 / Fotograf: unbekannt / Lizenz CC-BY-SA 3.0

Page 6: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

0 6 | E I N B L I C K E Januar 2012

Faszinierende Arbeitsplätzewissen|leben gibt Einblicke in einige spannende Labore der WWU / Teil 3

Bakterien im Biotechnikum

Biochemische Viren-Forschung

Trockenraum – Ort der Extreme

Zwischen riesigen Tanks aus Metallund einem sogenannten Sprühtrock-ner, der aussieht wie eine raketenför-

mige, gelbe Raumkapsel, hört man es bro-deln. Im Biotechnikum an der Corrensstraßein Münster arbeiten Wissenschaftler mit Mil-liarden von Kleinstlebewesen: Bakterien. Inden einzelnen Tanks befindet sich jeweils einBakterienstamm mit unzähligen Zellen ineiner Nährflüssigkeit aus Wasser und Nähr-salzen, der Gas zugeleitet wird. „In diesemBioreaktor hier findet gerade eine Fermenta-tion statt“, erklärt der Biologe Dr. Jens Kroll,wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor.Bakterien werden hierbei dafür genutzt,bestimmte Stoffe zu produzieren, zum Bei-spiel Polyester oder Lipide, die dann wieder-um für die Herstellung von polymeren Werk-stoffen und Treibstoffen verwendet werden.

„Escherichia coli zum Beispiel wächst sehrschnell. Das Bakterium teilt sich alle 20Minuten, und nach einem Tag haben wirüber ein Kilogramm feuchte Zellen“, erklärtProf. Alexander Steinbüchel vom Institut für

Molekulare Mikrobiologie und Biotechnolo-gie. Je mehr Zellen da sind, desto trüber wirddie Flüssigkeit in den Bioreaktoren. Das kön-nen die Forscher am Computer nachverfol-gen. Trotzdem sei es schwierig, genau denZeitpunkt abzupassen, an dem die Bakteriendie größte Produktmasse produziert haben,um sie dann zu „ernten“, erklärt AlexanderSteinbüchel.

Und die Masse ist wahrhaftig das Besonde-re in diesem Labor: 500 Liter Kulturbrühebefinden sich in dem größten Tank, der nurüber eine Treppe zu erreichen ist, da er bis andie Decke ragt. „Im Supermarkt können Siezum Backen Päckchen mit 42 Gramm Hefe-zellenmasse kaufen, wir produzieren im Kilo-grammbereich, was woanders einfach nichtgeht“, betont Alexander Steinbüchel. Dieriesige Masse ist für weitere Untersuchungenentscheidend, die nur im Kilogrammbereichdurchgeführt werden können. In Gefrier-trocknern oder im Sprühtrockner wird ausdiesen feuchten Zellen ein Pulver hergestellt.„Das Prinzip ist wie bei Tütensuppen aus

dem Supermarkt, die einfach getrocknet wer-den, um sie hinterher wieder aufzulösen“,erklärt Dr. Jens Kroll. So entsteht zum Bei-spiel das Biopolymer „Polyhydroxybuttersäu-re“. Es ist vor allem in der Medizin gefragt:„Knochenbrüche werden nicht mehr mitMetall zusammengeflickt, sondern mit die-sen Stoffen geklebt. Die zweite Operation,um das Metall wieder aus dem Menschen zuentfernen, ist dann unnötig“, betont Alexan-der Steinbüchel, da diese biologischen Stoffevom menschlichen Körper abgebaut werdenkönnen. Auch zur Herstellung von kompo-stierbaren Verpackungen ist dieses Polymergeeignet.

Ein anderes Beispiel für einen Stoff, dendie Mikroorganismen produzieren, istMikrodiesel. Dieser Biodiesel gilt als beson-ders umweltfreundlich und könnte inZukunft fossile Treibstoffe wie Erdgas erset-zen. Es ist sogar möglich, dass Kleinstlebewe-sen diesen Kraftstoff aus Abfall wie Altpapierherstellen. Die Kleinen produzieren also fürdie ganz Großen. KRISTIN WOLTERING

Gelbe Schilder mit dem Hinweis„Biogefährdung“ und „Gentechni-sche Anlage Sicherheitsstufe 2“

warnen den Besucher, bevor er das S2-Laborin der Biochemie betritt. Im Labor riecht esnach Desinfektionsmittel, es sieht gewöhn-lich aus: Brutschränke, eine Zentrifuge, einMikroskop und Sicherheitswerkbänke mitGlasfront als Arbeitsplätze. „Wir arbeitenmit Virus-Systemen, die Erbgut in Zelleneinschleusen können“, erklärt Dr. PatrickZeni, Akademischer Rat der Biochemie.Prof. Hans-Joachim Galla, Leiter des Insti-tuts für Biochemie, forscht an der Blut-Hirn-Schranke, speziell an den sie aufbauen-den Endothelzellen, die für den Austauschzwischen Blut und Gehirn zuständig sind.

Insbesondere sind die Erkenntnisse ausdieser Forschung wichtig, um festzustellen,wie Arzneimittel diese Schranke passierenund so das Gehirn im Krankheitsfall zu The-rapiezwecken erreichen können. DasGefährliche sei hierbei nicht das Virus ansich, sondern die Erbinformation, die mitdem Virus transportiert werde, sagt PatrickZeni. Da die Zielzellen so genannte eukaryo-tische Zellen sind, also Säugerzellen, könntesich das Virus im Menschen einnisten. ZumGlück würden sich die Viren immerhinnicht im Körper vermehren und ausbreiten,erläutert Patrick Zeni. Doch je nachdem,was in der transportierten DNA verschlüs-selt ist, besteht die Möglichkeit, dass dieseInformation auch im Menschen wirkt.

Schwangere dürfen ein solches S2-Labor ausSicherheitsgründen nicht betreten; für alleanderen Mitarbeiter ist der Zutritt strengreguliert.

Das Labor ist mit versiegelten Abflüssen,besonders dichten Zentrifugen und zellbio-logischen Sicherheitswerkbänken ausgestat-tet, damit keine genveränderten Organismenin die Umgebung gelangen. „Ich darf imLabor nur Einweg-Pipetten verwenden, dasist Vorschrift“, betont die technische Assi-stentin Bianca Berkenfeld. Vorsichtig fülltsie die Bakteriennährlösung unter derSicherheitswerkbank mit Handschuhen inPetrischalen. „Im Prinzip“, betont PatrickZeni, „ist das Labor ein in sich geschlossenesSystem.“ KRISTIN WOLTERING

Riesig, heiß, trocken: Die Sahara isteine Region der Extreme. Man mages kaum glauben, aber in Münster

geht es noch extremer zu. Und zwar an derUniversität, in Raum „T.0.001a“ des Batte-rieforschungszentrums „Meet“ an der Cor-rensstraße. Zwischen rekordverdächtigen dreiund fünf Prozent liegt die Luftfeuchte in dernordafrikanischen Wüste, in dem rund 100Quadratmeter großen und eher schmucklo-sen Laborraum liegt dieser Wert bei unglaub-lichen 0,02 Prozent. Ideale Bedingungen fürdie WWU-Experten, die an Speichern füreine elektromobile Zukunft arbeiten, betontDr. Gerhard Hörpel: „Schließlich entscheidetdie Frage, wie trocken die Zelle gefertigtwird, über die Lebensdauer dieser Zelle.“

Es ist wie so oft: Der schwächste Punkt imBemühen um Perfektion ist der Mensch.Deshalb muss jeder der menschlichen

Schwachpunkte zunächst durch eine Schleu-se, bevor er den 1,5 Millionen Euro teurenTrockenraum, das Meet-„Herzstück“, ineinem Kittel und mit einer Schutzbrillebetreten darf. In einer Ecke steht eine etwaein Meter hohe und zwei Meter breite Glas-Apparatur: Die „Elektrodenwickelmaschinefür Rundzellen“ dient dazu, aus Kupfer- undAluminiumfolien – getrennt durch hauch-dünne Separator-Folien – (Batterie-) Zellenzusammenzuwickeln, die wiederum in Rund-hülsen gepresst werden. Es entstehen Muster-zellen, wie man sie auch aus den Anwendun-gen wie Laptops, Leistungswerkzeugen undvielen anderen mehr kennt.

In Raum „T.0.001a“ gibt es kein Tages-licht, UV-Licht wäre schädlich. In der Mittedes Raums stehen zwei große Arbeitstische,die Temperatur liegt bei angenehmen 21Grad, die sich allerdings deutlich kühler

anfühlen. Womit wir bei der entscheidendenFrage sind: Warum ist die Luft im Trocken-raum eigentlich so trocken? Um die Feuch-tigkeit aus normaler Luft „herauszusaugen“,wird die Luft zunächst auf minus 95 Gradgekühlt. In der Aufwärmphase kommt Kie-selgel (Silicagel) zum Einsatz, ein stark was-serbindender High-Tech-Sand – per Umluft-anlage kommt die extrem trockene Luftzurück.

Immer wieder kommen Wissenschaftlerdurch die Schleuse. Größere Gruppen solltensich nur kurz im Trockenraum aufhalten –jedes Wassermolekül, das sie mitbringen, isteines zu viel. Und niemand sollte sich längerals drei Stunden hier aufhalten. Den Blickauf die Uhr kann man sich jedoch getrostsparen. Es gibt ein sicheres Indiz dafür, dassman den Trockenraum verlassen sollte: star-ker Durst. NORBERT ROBERS

Foto: Peter Leßmann

Foto: Peter Grewer

Foto: Peter Leßmann

Page 7: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Januar 2012 L E H R E & S T U D I U M | 0 7

Der Schein trügt: Hier sind nicht etwa Mitarbeiter der städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe am Werk, sondern Studierende der Musikhochschule. Sie arbeiten an ihrem Bachelor-Projekt „Musikabfuhr“. Foto: Musikhochschule

Alter Musik eine Abfuhr erteilenStudierende der Musikhochschule haben als Bachelor-Leistung ein Projekt entwickelt, in dem sie Songs recyceln

Förster tragen grüne Trachten, blau ist dieFarbe der Matrosen, und wer in schwar-zer Arbeitskleidung umherläuft, der muss

ein Schornsteinfeger sein – so behauptet eszumindest ein bekanntes Kinderlied. Im Fall dervier jungen Leute, die in leuchtend orangenUniformen einen Zebrastreifen am Ludgerikrei-sel überqueren, ließe das Lied nur einen Schlusszu: Es müssen, umgangssprachlich, Müllmännerund -frauen sein. Doch der Schein trügt. DasQuartett aus zwei Frauen und zwei Männernstudiert an der Musikhochschule. Aber sie ent-sorgen tatsächlich etwas – keinen Müll, sondernMusik. Was so merkwürdig klingt, ist ein Pro-jekt, das Yvonne Ringsdorf, Hanna Warrink,Johannes Leuftink und Jens Heuler als Leistungfür ihren Bachelorabschluss gestartet haben: dieMusikabfuhr.

Ist Kunst als Spiegel unseres Zeitgeistes ver-gänglich? Hat sie ein Ablaufdatum? Wie verhältes sich mit ihrem Wertverfall in der heutigenWegwerfgesellschaft? Kann Musik überflüssig,also Abfall werden? Diese Fragen stellten sich dieStudierenden während ihres ersten „Brainstor-mings“ zu dem Bachelor-Projekt, das sich im

Rahmen des vorgegebenen Leitthemas „Kunstund Kunstpädagogik in unserer Zeit“ bewegenmuss. „Ein Auftrag, der so viele Möglichkeiteneröffnet, dass man damit alles und nichtsmachen kann“, erzählt Johannes Leuftink vonden anfänglichen Schwierigkeiten der Gruppe,aus der Vorgabe ein Konzept zu entwickeln.Nachdem sie mehrere Überlegungen verworfenhatten, einigten sich die Musiker darauf, ihrProjekt, an dessen Ende ein Konzert stehen soll,auf ein Fundament aktueller Thematiken dermodernen Gesellschaft zu stellen – zum BeispielWegwerfmentalität und Recycling.

„Kein Wunder, dass man sich

heute viele Lieder tothört.“

„Wir leben in einer Welt, die völlig überbe-schallt ist. In Supermärkten läuft Musik, imAuto spielt das Radio und, wenn ich im Interneteine Seite ansurfe, erklingt ungefragt irgendeinLied“, schildert Yvonne Ringsdorf. Es sei keinWunder, dass sich viele Lieder heutzutageschnell „tothören“. Diese Tatsache hat die Grup-

pe auf die Idee gebracht, das Recyclingprinzipauch auf Musik anzuwenden, also aus vorhande-nem Material etwas Neues zu schaffen. Dabeiunterscheiden sich die persönlichen Vorliebenund der musikalische Hintergrund der Studen-ten deutlich voneinander. Während HannaWarrink und Johannes Leuftink, beide Horni-sten, klassische Musik studieren, interessierensich Jens Heuler und Yvonne Ringsdorf fürpopuläre und elektronische Musik (Studiengang„Keyboards and Music Production“). Das emp-finden die Musiker aber keinesfalls als störend.„Diese sehr unterschiedlichen Denkweisen sindein Vorteil für uns. Wir ergänzen uns sehr gut“,betont Johannes Leuftink.

Die Vier ziehen sich nicht ins stille Kämmer-lein oder ins Studio zurück, um bekannte Liederneu aufzulegen. „Die Musikabfuhr ist ein inter-aktives Projekt“, betont Jens Heuler. Auf einereigens eingerichteten Internetseite ließen dieStudierenden abstimmen, welche Lieder sie fürdas Konzert am 11. Februar arrangieren sollen.Aus vier an die Müllentsorgung angelehntenKategorien (zeitgemäße Wiederaufbereitung,Rohstoffrückgewinnung, Wiederverwertung

und Aufwertung/Veredelung) haben es jeweilsdrei Songs in die „Playlist“ geschafft. „150 Leu-te haben bei der Umfrage mitgemacht – mehrals wir erwartet haben. Jetzt müssen wir zumBeispiel ,Everybody’ von den Backstreet Boysaufwerten“, berichtet der Hornist JohannesLeuftink. Sein Fall ist die Popmusik der erfolg-reichsten Boyband der 1990er nicht.

„Im besten Fall gefällt sowohl

Teenies als auch Rentnern, was wir

auf die Bühne bringen.“

„Es geht uns aber eben nicht darum, unsereLieblingsmusik zu spielen. Sondern darum, dasPotenzial jeglicher Musik aufzuzeigen, egal fürwie hoch- oder minderwertig wir sie persönlichauch halten“, erklärt Hanna Warrink. Das Kon-zert solle keine bestimmte Zielgruppe anspre-chen. „Im besten Fall gefällt sowohl Teenies alsauch Rentnern, was wir auf die Bühne bringen“,sind sich die Vier einig. Wie das Konzert genauvonstattengehen wird, wissen die Musiker bis-lang noch nicht genau – die Planungsphase ist

in vollem Gange. „Die Reihenfolge der zwölfSongs ergibt sich beim Proben. Die Besetzungenwerden so unterschiedlich wie die Lieder selbstsein – von einem Klaviersolisten über eine fünf-köpfige Bläser-Kombo bis hin zur typischenBandbesetzung wird alles dabei sein“, verrätYvonne Ringsdorf. Für die Dozenten der Vier istdas Konzert, neben einer schriftlichen Ausarbei-tung zum Projekt, das zentrale Bewertungskrite-rium für die Bachelor-Leistung.

Wenn Hanna Warrink, Jens Heuler, YvonneRingsdorf und Johannes Leuftink Stücke wieden Boléro von Ravel, Junimond (Rio Reiser),Penny Lane (Beatles) oder Zombie (The Cran-berries) in ihrer persönlichen Recycling-Versi-on zum Besten geben, geht es Ihnen nebenguten Noten vor allem um eines: die Zuhörerzum Nachdenken zu bringen. Jens Heulerhofft, dass „es uns gelingt, die Konzertbesucherzu einem bewussteren Umgang mit Musik zubewegen“. HANNA DIECKMANN

„Musikabfuhr“: Samstag, 11. Februar, BlackBox, Achtermannstraße 12. Freier Eintritt.> www.musikabfuhr.de

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MADELEINE HAMLEY

(20), 3. Semester Bio-wissenschaften: Ichhabe mir fest vorge-nommen, nicht mehrWorld of Warcraft aufdem Computer zu spie-len. Das ist für michwie eine Sucht. Ständighänge ich vor dem PCund habe keine Zeit mehr für andere Dinge.

SIMON GROLIG (22), 5.Semester Jura: Ichmöchte in diesem Jahrden größten Karpfender Welt angeln. Seitich klein bin, gehe ichangeln. Es ist das tollsteHobby der Welt. Undjeder Angler wünschtsich, einen großen

Fisch am Haken zu haben. Es geht dabeiaber nur um den erfolgreichen Fang, denFisch würde ich wieder ins Wasser werfen.

HANNAH STENMANS

(21), 4. Semester Biolo-gie und Erziehungs-wissenschaft: Ich willmehr Zeit in Münsterverbringen. Zurzeit binich zu oft woanders,dabei ist es hier schönund ich kenne die Stadtgar nicht richtig.

STEPHAN FELDMANN

(22), 4. Semester Zahn-medizin: Meine Freun-din liebt Kultur überalles und ich möchtemich 2012 auch mehrdafür interessieren.Damit ich mehr Ver-ständnis für solcheThemen habe und mitihr darüber reden kann. Das habe ich ihrversprochen.

DINGDING MO (28), 6.Semester Biologie: Ichkomme aus China undmöchte in diesem JahrEuropa kennenlernen.Zuerst geht es nachMünchen und dannweiter nach Spanien.Ich wünsche mir, ganzviele Erfahrungen mit

nach Hause zu nehmen und meine Freundedamit neidisch zu machen.

JELENA RAVA (27), 5.Semester Psychologie:Ich habe mir vorge-nommen, in diesemJahr jeden Monat einBuch zu lesen. Außer-dem versuche ich – malwieder – unangenehmeAufgaben nicht immervor mir herzuschieben.

„Ich möchte den größtenKarpfen der Welt angeln“Neues Jahr, neues Glück. Für viele Menschen ist der Jahreswechsel ein willkommener Zeit-punkt, um alten unliebsamen Angewohnheiten, Eigenschaften und Marotten den Kampfanzusagen. Andere verknüpfen mit dem Start ins neue Jahr persönliche Hoffnungen undWünsche. KRISTIN WOLTERING sprach mit Studierenden über ihre Vorsätze für 2012.

Die Zentrale Studienberatung (ZSB) setztdas Projekt „Endspurt“ fort. Studierende, diein einen auslaufenden Studiengang einge-schrieben sind und in der letzten Phase desStudiums Unterstützung benötigen, könnensich in der Zentralen Studienberatung oderdirekt bei der zuständigen MitarbeiterinAmrit Malhotra melden. Sie ist unter derTelefonnummer 0251 83-21703 und der E-Mail-Adresse [email protected] zu erreichen.Außerdem bietet die Zentrale Studienbera-tung im Rahmen des „PraktikantenProjekts“im Sommersemester wieder Gruppentrai-nings zum Lern- und Arbeitsverhalten sowiezur Prüfungsvorbereitung und dem Umgangmit Prüfungsangst an. > http://zsb.uni-muenster.de/

„Endspurt“

geht weiter

Page 8: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Ich sehe gerne das riesengroßeStrahlen der Studierenden bei derAbgabe ihrer Abschlussarbeiten.

Ich rieche am liebsten die JuisterNordseeluft – das ist Urlaubsfee-ling pur.

Die nächste

erscheint am

4. April 2012.

Redaktionsschluss ist

der 23. März.

MITTWOCH, 25.01.2012> 12 Uhr „Erst auf den Markt, dann ins Kon-zert“, Konzertsaal der Musikhochschule, Ludge-riplatz 1> 18. 30 Uhr Skandinavistik im Beruf, Institutfür Nordische Philologie, Robert-Koch-Str. 29> 19 Uhr „Stiftung und Memoria – Mittelalter-liche Leistungen für das Heil der Seele“, Vor-trag des Exzellenzclusters „Religion und Politik“,Fürstenberghaus, Hörsaal F5, Domplatz 20-22> 19.30 Uhr „Drum-Force“, Schlagzeugkon-zert, Konzertsaal der Musikhochschule, Ludgeri-platz 1

DONNERSTAG, 26.01.2012> 16 Uhr „Magnon Spintronik“ – AllgemeinesPhysikalisches Kolloquium, Prof. Dr. BurkardHillebrands, Fachbereich Physik, Forschungszen-trum OPTIMAS, TU Kaiserslautern, Wilhelm-Klemm-Straße 10> 18 Uhr „Das Elend der Krise: KommunaleSelbstverwaltung zwischen föderaler Politik-verflechtung und lokaler Eigenverantwor-tung“, Antrittsvorlesung von HonorarprofessorDr. Berthold Tillmann (Politikwissenschaft),Aula im Schloss, Schlossplatz 2> 17 bis 18.30 Uhr „So geht Studienwahl“, Ler-nen lernen/Lernpsychologie, S10, Schlossplatz2> 18.15 bis 19.45 Uhr „Wenn die Schadener-fahrung fehlt: Risikoüberlegungen zur Versi-cherbarkeit neuer Technologien“, Ringvorle-sung, Dr. Thomas Epprecht, unabhängiger Risi-koberater (Zürich), Hörsaal H2, Fürstenberg-haus, Domplatz 20-22> 19 Uhr Vortragsabend Deutsch-ungarischeGesellschaft zum Thema „Krone“, Café Cou-leur, Internationales Zentrum „Die Brücke“,Wilmergasse 2> 19.30 Uhr „Sì und mehr!“ Lieder und Aus-schnitte aus Opern und Operetten, Konzertsaalder Musikhochschule, Ludgeriplatz 1> 20 Uhr Circulo de la literatura latinoameri-cana, Kreis der lateinamerikanischen LiteraturInternationales Zentrum »Die Brücke«, Wilmer-gasse 2, Raum 107

FREITAG, 27.01.2012> 14 Uhr „Was heißt und zu welchem Endestudiert man ... Allgemeine Betriebswirt-schaftslehre?“ Prof. Dr. Dr. Klaus Backhaus,Aula des Schlosses> 16 bis19 Uhr Aporien der Postmoderne, Pri-vatdozent Dr. Stefan Winter aus Berlin „TotaleTheorie – Über die philosophiegeschichtlicheEntwicklung des Nationalsozialismus“, Hör-saal S10 im Schloss > 16 Uhr Semesterabschlussabend von LUT(Lasst uns treffen!) Internationales Zentrum„Die Brücke“, Café Couleur, Wilmergasse 2> 18 bis 20 Uhr Bücherei Deutsch-UngarischeGesellschaft, Internationales Zentrum „DieBrücke“, Wilmergasse 2, Raum 108> 19.30 Uhr „Dicke Dinger VI“ – Die wirklichschweren Werke der Klavierliteratur, Konzert-saal der Musikhochschule, Ludgeriplatz 1

SAMSTAG, 28.01.2012> 19.30 Uhr „¡Trombocor – por favor...!“,Blechbläserkonzert, Konzertsaal der Musik-hochschule, Ludgeriplatz 1> 20 Uhr Johannes Brahms: „Ein deutschesRequiem“, Heike Hallaschka, Sopran; StefanAdam, Bariton, Evangelische Universitätskirche,Schlaunstraße> bis 18. März „Chile Solidarität in Münster.Für die Opfer der Militärdiktatur 1973 bis1990“ Ausstellung des Exzellenzclusters inKooperation mit dem Stadtmuseum Münster,Stadtmuseum, Salzstraße 28> bis 29. Januar „Warum der Hirsch malSchlangen fraß“, Ausstellung des Archäologi-schen Museums, Domplatz 20-22

MONTAG, 30.01.2012> 16 bis 18 Uhr „Wie vermarktet man eineStadt? – Das Beispiel Münster“, Ringvorlesung„Warum in die Ferne schweifen...? Eine inter-disziplinäre Entdeckungsreise durch Westfa-len“, Bernadette Spinnen (Münster Marketing),ehemals Germanistisches Institut, AudiMax,Johannisstr. 12-20> 16 Uhr „Hunting for seismic discontinuities– the receiver function method and its applica-tion“, Geophysikalisches Kolloquium, Dr.Ingo Wölbern, Institut für Geophysik, Goethe-Universität Frankfurt, Seminarraum GEO 315,Corrensstraße 24> 18 Uhr „Ganzheit, Gestalt, Wirkungsgefüge:Lehren aus dem Konflikt zwischen Systemden-ken und Positivismus?“, Institutskolloquium,Prof. Dr. Niko Strobach, Raum 236, Domplatz23 > 18 Uhr „Neues zum Beschäftigtendaten-schutz?“ Individual-, kollektiv- und prozess-rechtliche Aspekte, Prof. Dr. Jacob Joussen.Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Deutsches undEuropäisches Arbeitsrecht und Sozialrecht an derJuristischen Fakultät der Ruhr-UniversitätBochum, Hörsaal J1, Hauptgebäude der Rechts-wissenschaftlichen Fakultät, Universitätsstraße14-16

> 18.15 bis 19.45 Uhr „Sexualisierte Gewalt– Politische Reaktionen“, Ringvorlesung,Prof. Dr. Karin Böllert, Universität Münster,Hörsaal H 2, Hindenburgplatz 10

DIENSTAG, 31.01.2012> 16 bis 18 Uhr „Soziale Arbeit und die neueAlmosenökonomie: die Wiederkehr derArmenfürsorge oder neues Feld pädagogi-scher Professionalität?“, RingvorlesungSoziale Arbeit in der Krise, Prof. Dr. FabianKessl, Universität Duisburg/Essen, HOF SP 7,Schlossplatz 7 > 17 Uhr „Münsterland und Westfalen inder preußischen Gymnasialreform – dieMathematik als Hauptfach“, Kolloquiumüber die Geschichte und Didaktik der Mathe-matik, Privatdozent Dr. Gerd Schubring, Uni-versität Bielefeld, Hörsaal M5, Einsteinstraße64> 18.15 bis 19.45 Uhr „Kulturkampf alsGeschlechterkampf? Grenzen der Säkulari-sierung im 19. Jahrhundert“ Ringvorlesungdes Exzellenzclusters „Religion und Politik“,Manuel Borutta (Universität Köln), HörsaalF2, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22> 18.15 Uhr „Wasser- und Kohlenstoffhaus-halt unterschiedlicher Landnutzung“, Kollo-quien der Institute für Geologie/Paläontologie,Geophysik, Mineralogie, Planetologie, Geoin-formatik und Landschaftsökologie, Prof. Dr.Christian Bernhofer (TU Dresden), Robert-Koch-Straße 28

MITTWOCH, 01.02.2012> 16 bis 19 Uhr „Dekonstruktion undRegression“, Der Poststrukturalismus alsMasseverwalter von Carl Schmitt und Mar-tin Heidegger, Alex Gruber aus Berlin „TotaleTheorie“ – Über die philosophiegeschichtlicheEntwicklung des Nationalsozialismus, HörsaalS10 im Schloss > 18 Uhr „Radelnde Nationen. DieGeschichte des Fahrrads in Deutschlandund den Niederlanden bis 1940“, Dr. Anne-Katrin Ebert, Wien, Haus der Niederlande,Raum 1.05, Alter Steinweg 6-7> 19 Uhr „Stifterbilder in der mittelalterli-chen Goldschmiedekunst“, Vortrag desExzellenzclusters „Religion und Politik“, Dr.Petra Marx, Hörsaal F5, Domplatz 20-22

DONNERSTAG, 02.02.2012> 11 bis 12.30 Uhr „Eddische Götter- undHeldendichtung“, Gastvortrag Prof. Dr.Arnulf Krause (Universität Bonn), Institut fürNordische Philologie, Robert-Koch-Str. 29> 16 Uhr „Was macht ,Viel’ zu mehr als,Eins’? Komplexe Vielteilcheneffekte in Fest-körpern und ihre elektronenspektroskopi-schen Merkmale“, Prof. Dr. Friedrich Rei-nert, (Universität Würzburg), IG I, HS2, Wil-helm-Klemm-Str.10, IG I, HS2

FREITAG, 03.02.2012> 16 bis 21 Uhr „Christian Kracht und Mar-tin Mosebach“, Veranstaltung in Kooperationmit dem Exzellenzcluster „Religion und Poli-tik“, Innokentij Kreknin und Matthias Schaf-frick, Akademie Franz Hitze Haus, Kardinal-von-Galen-Ring 50> 20 Uhr Internationales Fest, Internationa-les Zentrum „Die Brücke“, Wilmergasse 2

SONNTAG, 05.02.2012> 5. bis 12. Februar 2012 „Compleate Fema-le Stage Beauty“, Theateraufführung der Eng-lish Drama Group, Studiobühne, Domplatz23a

MONTAG, 06.02.2012> 16 Uhr „Strategien und Strukturen füreine erfolgreiche Zukunft: die genossen-schaftliche FinanzGruppe 2020“, Institut fürGenossenschaftswesen, Reihe „Wissenschaftund Praxis im Gespräch“, Aula im Schloss,Schlossplatz 2 > 18 bis 20 Uhr Prof. Dr. Dr. hc Thomas vonDanwitz, Richter am EuGH, spricht zurRolle des Gerichtshofes der EuropäischenUnion, Institut für Informations-, Telekom-munikations- und Medienrecht, Leonardo-Campus 9

DIENSTAG, 07.02.2012> 18.15 bis 19.45 Uhr „Religiöse Neutralitätund Geschlechterordnung – Europäische,Burka-Verbote’ zwischen Gender Main-streaming und Rechtspaternalismus“, Ring-vorlesung „Religion und Geschlecht“ desExzellenzclusters, Bijan Fateh-Moghadam,Münster, Hörsaal F2, Domplatz 20-22> 19.30 Uhr „Klavier!“ Musik aus Klassik undRomantik, Musikhochschule Münster, Kon-zertsaal, Ludgeriplatz 1

MITTWOCH, 08.02.2012> 19 Uhr „Nostalgia de la Luz – Nostalgiedes Lichts“, Filmvorführung im Rahmen derAusstellung des Exzellenzclusters „Religionund Politik“ „Chile Solidarität in Münster. Fürdie Opfer der Militärdiktatur 1973 bis 1990“,

Cinema und Kurbelkiste, Warendorfer Straße45> 19.30 Uhr Iranischer Kulturabend, Inter-nationales Zentrum „Die Brücke“, Café Cou-leur, Wilmergasse 2

SAMSTAG, 11.02.2012> „Tanz anleiten – aber wie?“, Fortbildungdes Instituts für Sportwissenschaften, Horst-marer Landweg 62b

DONNERSTAG, 23.02.2012> 19 Uhr Veranstaltung der Deutsch- Fran-zösischen Gesellschaft, Internationales Zen-trum „Die Brücke“, Café Couleur, Wilmergas-se 2

FREITAG, 24.02.2012> 16.15 bis 17 Uhr „Was ist eigentlich Pop-musik?“, Prof. Dr. Michael Custodis, Kinder-Uni Münster, Hörsaal H1, HörsaalgebäudeHindenburgplatz

SAMSTAG, 25.02.2012> 18 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Golde-ne Pracht“ (26.2. bis 28.05.), Ausstellung desExzellenzclusters „Religion und Politik“, LWL-Landesmuseum, Domplatz 10> 25. bis 26.02. Griechenland-Seminar(XVII), Tagung „Das Alte im neuen Grie-chenland“, Liudgerhaus

DIENSTAG, 28.02.2012> 20 Uhr Film „Goldrausch“, Veranstaltungin Kooperation mit dem Exzellenzcluster„Religion und Politik“, Landeshaus des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe, Plenarsaal,Freiherr-vom-Stein-Platz 1

MITTWOCH, 29.02.2012> 19 Uhr „Schatz und Schrein. Reliquienöffnen den Himmel“, Vortrag des Exzellenz-clusters „Religion und Politik“, Prof. Dr.Arnold Angenendt, Fürstenberghaus, HörsaalF1, Domplatz 20-22

FREITAG, 02.03.2012> 2. bis 3. März Young Researcher Meeting,Phytotherapeutika in der aktuellen For-schung: Phytochemie, Pharmakologie undklinische Anwendungen, Institut für Pharma-zeutische Biologie und Phytochemie, Hit-torfstr. 56

MITTWOCH, 07.03.2012> 19 Uhr „Mythos Gold – Eine 6000-jährigeKulturgeschichte“ Vortrag des Exzellenzclu-

sters, Prof. Dr. Hans-Gert Bachmann, Deut-sches Archäologisches Institut, Hanau, HörsaalF5, Domplatz 20-22

MITTWOCH, 14.03.2012> 18 Uhr „Staat und Religion bei Hegel“,Vortrag des Exzellenzclusters „Religion undPolitik“, Prof. Dr. Ludwig Siep, Hörsaal H4Hindenburgplatz 10>14 bis 17. März „Religion, Recht und Staatim Jung-Hegelianismus“, Tagung des Exzel-lenzclusters, Raum 132, Geiststraße 24-26

FREITAG, 16.03.2012> 16.15 bis 17 Uhr „Was glauben Muslime?“,Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Kinder-UniMünster, Hörsaal H1, Hindenburgplatz

MITTWOCH, 21.03.2012> 19 Uhr „Prachtentfaltung und Reliquien-kult“, Vortrag des Exzellenzclusters „Religionund Politik“, PD Dr. Gia Toussaint, Hamburg,Hörsaal F5, Domplatz 20-22

SAMSTAG, 24.03.2012> 9.30 bis 15.30 Uhr „Ringen und Raufen“,Fortbildung für Kampf- und Verteidigungs-techniken für Kinder, Institut für Sportwis-senschaft, Horstmarer Landweg 62b

MITTWOCH, 28.03.2012> 19 Uhr „Schönheit – Wert – Bedeutung. ZuMaterialität und Symbolik von Gold undEdelsteinen im Mittelalter“, Vortrag desExzellenzclusters, Prof. Dr. Christel Meier-Staubach, Hörsaal F5, Domplatz 20-22

Viele weitere Termine sind im Veranstaltungska-lender auf den Internetseiten der UniversitätMünster zu finden:> wwwwww..uunnii--mmuueennsstteerr..ddee//RReekkttoorraatt//eexxeecc//tteerrmmiinnee..pphhpp

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Januar 20120 8 | W E G W E I S E R

| SINN-VOLL

Sie wollen wissen, wie Eva Mundanjohl als komplettes Puzzle aussieht?Dann besuchen Sie uns unter www.uni-muenster.de/sinn-voll.

Mit allen Sinnen genießen gilt für Eva Mundanjohl. Die Theologinarbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dekanat der Katho-lisch-Theologischen Fakultät und als Referentin in der Abteilung „Qua-lität der Lehre“. Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin des Prüfungsamtes I.

Am besten schmeckt mir dieerste, frisch aufgebrühte TasseKaffee des Tages, nach der ichmeist gut gelaunt in den Tagstarten kann.

Ich höre gerne spannenden Vor-trägen und Diskussionen übertheologische Themen zu – amliebsten über Missionswissen-schaft.

Ich fühle mich sehr wohl in demtollen Team des Prüfungsamtes.

Änderungen vorbehalten