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Wissenschaft z 2 = 0 ü o tenten und Fachkollegen zahlreicher deutscher Hochschulen nahmen den langen Weg gerne auf sich. Besonders erfreute die Veranstalterdas große In- teresse der Kieferorthopäden aus Han- noverund Umgebung, die gemeinsam mit ihren überweisenden Zahnärzten gekommen waren, um ihre Zusam- menarbeit weiter auszubauen und neue richtungweisende O-ualitätsstan- dards zu entwickeln. Bei strahlendem Wetter bildete das festliche Ambiente desRathauses den passenden Rahmen hierzu. Schließlich ist es einer der gro- ßenMomente, die man als Kieferortho- päde und in gleicherWeisenatürlich auch als Zahnarzt auf keinen Fall ver- passen sollte:Einen der bekanntesten Kieferorthopäden weltweit auf dem Höhepunkt seiner Karriere und auf ei- nem seiner seltenenAuftritte in Euro- pa erleben zu dürfen. Besonders beein- druckend war das didaktische Talent des Vortragenden, auch komplizierte und neuartige Inhalte für alle zahn- ärztlichen Kollegenanschaulich und leichtverständlich zu präsentieren. Prof.Kokich kann nunmehr auf eine über zo-jährige herausragende Refe- rententätigkeit mit über 8oo Vorträ- gen in Nord- und Südamerika,Europa, Asien,Afrika und Australien zurückbli- cken. Er hat zahlreiche Artikel und Buchkapitel in international renom- mierten Fachzeitschriften veröffent- licht. Neben seiner Lehrtätigkeit an der University of Washington in Seattle (usn)betreibt er eineprivate Praxis in Tacoma, Washington.Seit t984 ist er zudem Mitglied im Interdisciplinary Study Club mit namhaften Kollegen wie Frank M. Spear und David P. Matthews, einem monatlich stattfin- denden Meetingzwischen Spezialisten sämtlicher zahnmedizinischer Fachbe- reiche. Neben seiner wissenschaftlichen und klinischenKarrierezeichnetsich Vincent G. Kokich durch eine außerge- wöhnlicheLehrtätigkeit aus. Eines sei- ner zentralenAnliegenbesteht darin, die Bedeutung der Interdisziplinarität an seineKollegen weiterzuvermitteln. 5o unterstreicht er deutlich die Not- wendigkeit desmonatlichen Meetings Prof. Vlnccnt G. Koklch bel relnern letrtcn Vortrag In Europa rof. Vincent G. Kokich aus 5e- attle hielt zum Abschluss ei- ner einzigartigen Karriere seinenletzten Vortrag in Eu- ropa, am zo. - zr.3.zoo9 im Alten Rathaus in Hannover. Bestof Kokich! - unter diesem Mot- to fand am 20. und zt.3.zoo9 ganz im Sinne der Interdisziplinarität im Alten Rathaus in Hannover ein kieferortho- pädisches Highlight statt,dasnicht nur die rund zoo teilnehmenden Zuhörer beeindruckte, sondern Hannovers lmage als attraktive, kosmopolitische Adresse für internationale Top-Refe- renten entscheidend akzentuierte. Groß war der Andrang der Teilnehmer aus ganz Deutschland - sowohlZahn- ärzte, Chirurgen und Kieferorthopä- den, aber auch Weiterbildungsassis- 374 . zKN MrrrErLUNCEN.612009 rJt

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tenten und Fachkollegen zahlreicherdeutscher Hochschulen nahmen denlangen Weg gerne auf sich. Besonderserfreute die Veranstalter das große In-teresse der Kieferorthopäden aus Han-noverund Umgebung, die gemeinsammit ihren überweisenden Zahnärztengekommen waren, um ihre Zusam-menarbeit weiter auszubauen undneue richtungweisende O-ualitätsstan-dards zu entwickeln. Bei strahlendemWetter bildete das festliche Ambientedes Rathauses den passenden Rahmenhierzu. Schließlich ist es einer der gro-

ßen Momente, die man als Kieferortho-päde und in gleicher Weise natürlichauch als Zahnarzt auf keinen Fall ver-passen sollte: Einen der bekanntestenKieferorthopäden weltweit auf demHöhepunkt seiner Karriere und auf ei-nem seiner seltenen Auftritte in Euro-pa erleben zu dürfen. Besonders beein-druckend war das didaktische Talentdes Vortragenden, auch komplizierteund neuartige Inhalte für alle zahn-ärztlichen Kollegen anschaulich undleicht verständlich zu präsentieren.

Prof. Kokich kann nunmehr auf eineüber zo-jährige herausragende Refe-rententätigkeit mit über 8oo Vorträ-gen in Nord- und Südamerika, Europa,Asien, Afrika und Australien zurückbli-cken. Er hat zahlreiche Artikel undBuchkapitel in international renom-mierten Fachzeitschriften veröffent-licht. Neben seiner Lehrtätigkeit an derUniversity of Washington in Seattle(usn) betreibt er eine private Praxis inTacoma, Washington. Seit t984 ist erzudem Mitglied im InterdisciplinaryStudy Club mit namhaften Kollegenwie Frank M. Spear und David P.Matthews, einem monatlich stattfin-denden Meeting zwischen Spezialistensämtlicher zahnmedizinischer Fachbe-reiche.

Neben seiner wissenschaftlichenund klinischen Karriere zeichnet sichVincent G. Kokich durch eine außerge-wöhnliche Lehrtätigkeit aus. Eines sei-ner zentralen Anliegen besteht darin,die Bedeutung der Interdisziplinaritätan seine Kollegen weiterzuvermitteln.5o unterstreicht er deutlich die Not-wendigkeit des monatlichen Meetings

Prof. Vlnccnt G. Koklch bel relnern letrtcn Vortrag In Europa

rof. Vincent G. Kokich aus 5e-attle hielt zum Abschluss ei-ner einzigartigen Karriereseinen letzten Vortrag in Eu-ropa, am zo. - zr.3.zoo9 im

Alten Rathaus in Hannover.Best of Kokich! - unter diesem Mot-

to fand am 20. und zt.3.zoo9 ganz imSinne der Interdisziplinarität im AltenRathaus in Hannover ein kieferortho-pädisches Highlight statt, das nicht nurdie rund zoo teilnehmenden Zuhörerbeeindruckte, sondern Hannoverslmage als attraktive, kosmopolitischeAdresse für internationale Top-Refe-renten entscheidend akzentuierte.Groß war der Andrang der Teilnehmeraus ganz Deutschland - sowohl Zahn-ärzte, Chirurgen und Kieferorthopä-den, aber auch Weiterbildungsassis-

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von zahnärztlichen Kollegen verschie-dener Fachrichtungen, um beispiels-weise dem Patienten bei der kieferor-thopädischen Erwachsenbehandlungin angemessener Weise und unter Be-rücksichtigung der zeitgemäßen eua-litätsstandards gerecht werden zu kön-nen. Der Anteil der erwachsenen Pati-enten und damit auch die Anforderun-gen an den Behandler sind im Bereichder Kieferorthopädie stetig gestiegen:Abrasion serscheinun gen, parodontaleErkrankungen, Parafunktionen undTraumata stellen Behandlungsproble-me dar, die der Kieferorthopäde nichtalleine bewältigen kann.

In seinem zweitägigen Vortrag wid-mete sich Prof. Kokich den Themen kie-ferorthopädische Erwachsenenbe-handlung, Asthetik, Wurzelresorptio-nen, interdisziplinäre Behandlung beiZahnnichtanlagen und kieferorthopä-dische/ interdisziplinäre Beeinflus-sung der vertikalen Dimension bei Er-wachsenen.

lst Asthetik reineGeschmackssache?Bereits bei dem Thema Asthetik wurdedeutlich, dass Prof. Kokich neue Denk-ansätze in einer präzisen und äußerstlogisch en Systematisierun g entwickelt.Dabei ging er auf die seiner Ansichtnach wesentlichen ästhetischen Fakto-

ren ein, nämlich Aligne-ment, Mittell inienabwei-chung vs. mediolateraler In-klination, Inzisalkantenver-laul Kronenbreite undKronenlänge, Papil lenver-lauf sowie Relation Gingiva-Oberlippenverlauf. Anhandder von Kokich jr. et al. inverschiedenen Studien er-mittelten Grenzwerte bzgl.der ersten visuellen bis hinzur als ästhetisch störendempfundenen Wahrneh-mung ergaben sich entspre-chende Kriterien für die Be-handlungsindikation. Diese Studienwurden durch Umfragen von Kieferor-thopäden, Zahnärzten und fachfrem-den Personen durchgeführt und eswurde bestätigt, dass der Schwellen-wert "ästhetisch störend" bei Kieferor-thopäden am niedrigsten ist, dicht ge-folgt von der zahnärztlichen Wahrneh-mung. Der Crenzwert bei fachfremdenPersonen, also der Öffentlichkeit, liegtdagegen generell deutlich höher, wassicherlich bei der Festlegung des Be-handlun gsziels mitberücksichti gt wer-den sollte.

Mittellinienabweichung -

was das Auge wahrnimmt5o ist beispielsweise eine Mittellinien-verschiebung der OK-Frontzähne beiansonsten symmetrischen Zahnach-sen und gerader Kauebene deutlichweniger auffällig und damit im höhe-ren Grenzbereich angesiedelt als eineAchsabweichung der mittleren Schnei-dezähne im Sinne einer mediolatera-len Inklination. Anhand populärer Bei-spiele ließ sich diese Studie auf amü-sante Weise verdeutlichen. Für den Kie-feror thopäden und seinenzahnärztlichen Kollegen bedeutet dies,dass unter Umständen auch ausge-prägte Mittell inienverschiebungennicht zwingend eine therapeutischeKorrektur erfordern. Bei der Korrektureiner Achsabweichung hingegen ver-deutlichte Prof. Kokich die Konsequenzdes angulierten Braquetklebens unterBerücksichtigung des Verlaufs derZahnlängsachse - auch bei resultieren-dem schrägen Verlauf zur Inzisalkante.Für den prothetisch behandelnden Kol-legen bedeutet dies, dass hier eine ein-zelne Veneerplanung zumeist nichtmöglich ist und eine achsengerechtePräparation oftmals nur unter Einbe-ziehung der Nachbarzähne zu errei-chen ist. Prof. Kokich betonte hierbeidie ästhetisch richtige Erfassung derZahnlängsachse aus der Den face(-Per-spektive und nicht nur aus der "Zahn-arztposition(. Gleiches gilt es bei einerLückenöffnung im Frontzahnbereichzu beachten.

Das feierliche Anrblente irn Alten Rathaur in Hannover

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Interesierte Teilnehrner bei der perrönllchen Fragerunde

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Asthetische Versorgunghypoplastischer ZähneBesonderes Interesse weckte bei den

Teilnehmern auch die Versorgung hy-poplastischer seitl icher oK-Schneide-zähne: Zunächst ist es wichtig, ausrei-chend Platz für einen späteren konser-vierenden bzw. restaurativen Aufbauzu schaffen, wobei bei Überkorrekturimmer die Möglichkeit eines kieferor-

thopädischen Lücken schlusses besteht.

lm Falle einer Veneerversorgung emp-

fahl Prof. Kokich ein möglichst lingua-

les Inset des Zahnes, das eine Schmelz-präparation verhindert. Weiterhinempfahl er bei der Planung, immer den

endgültigen Cingivaverlauf zu berück-

sichtigen.

Harmonisierun g des lnzisal-kantenverlaufs - immer mit Rück-

sicht auf das Weichgewebe und

die ZahnkronenlängeZahnkronenlängendiskrepanzen, die

schon bei kleinen Schwellenwerten äs-

thetisch auffallen, sollten immer im

Zusammenhang mit dem jeweil igen

Verlauf der marginalen Cingiva und

der Schmelz-Zement-Grenze betrach-

tet werden. Als diagnostische Richtlini-

en gelten neben der Lachlinie dje Sul-

kustiefe, das Längen-Breiten-Verhält-

Prof. Vintent G. Kokich und Dr. Jan V. Raiman: Ein eingerpielter Team

nis der Zahnkrone und der Abrasions-grad, um die Entscheidung zu treffen,

ob eine chirurgische Kronenverlänge-rung oder eine kieferorthopädische Ex-

trusion/lntrusion die geeignete Thera-piemaßnahme darstellen. Hier wurde

deutlich, dass bei der kieferorthopädi-schen Behandlung erwachsener Pati-

enten die Schmelz-Zement-Crenzen in

Abhängigkeit von der Lachlinie zuein-

ander "alignt( werden. Eine Zusam-

menarbeit mit dem Parodontologen ist

dabei unerlässlich. Den Zuhörern wur-

den spektakuläre Fälle gezeigt, wobei

deutlich wurde, dass in Kombinationmit einer chirurgischen Kronenverlän-gerung selbst Intrusionen von bis zu

5 mm mög1ich sind!

Sind schwarze Dreiecke nach

kieferorthopädischer Erwachse-nenbehandlun g zu vermeiden?Einen harmonischen Papil lenverlaufbeschrieb der Vortragende mit einer

vertikalen Normrelation von 5o Pro-

zent zu 5o Prozent zwischen Papil le

und Zahnkontakt und erläuterte aus-

führlich die Checkliste, die das Papil-

len/Zahnkontakt-Verhältnis, die Wur-

zelangulation, die Kronenform und die

Zahngröße berücksichtigen muss, um

die Therapieentscheidung des Kronen-

aufbaus vs. approximale Schmelzre-

duktion zu ermöglichen. Besonders in-

teressant für die Zuhörer war die Tatsa-

che, dass die Papille bei verschachtel-

ten Frontzahnengständen bei

korrektem angulierten Kleben,mit-wanderte. und schwarze Dreiecke

nicht zu befürchten sind. Bei starken

gingivalen Problemen empfahl Prof.

Kokich allerdings eine Extrusion des

Zahnes und somit eine Elongation des

Zahnhalteapparates mitsamt Gingiva

un d resulti erender Wurzelverkürzun g,

um ein adäquates Weichgewebeprofilzu erhalten.

rFactsrt zur WurzelvesorPtionEinen zentralen Bestandteil des Vor-

trags machten auch die von ihm so be-

zeichneten Dnews(( zur Wurzelresorpti-

on aus: Bei nahezu too Prozent der Pa-

tienten ist bei einer kieferorthopädi-schen Behandlung mit einer Wurzel-

resorption zu rechnen, wobei es immer

zu einer Hyalinisierung des Parodotal-ligamentes kommt. Laterale Resorptio-

nen sind im Röntgenbild allerdings

nicht zu sehen, weil bereits nach zwei

Monaten eine weitgehende Reparatur

durch neues Zement erfolgt ist! Dies

gilt natürlich nicht im Apexbereich des

nicht regenerierbaren Dentins, womit

apikale Resorptionen deutlich erkenn-

bar bleiben.Prof. Kokich zitierte weiterhin Studi-

en, aus denen hervorging, dass bei Ver-

doppelung der sonst üblichen kieferor-

thopädischen Kräfte keine signifikan-

ten Unterschiede in der Zahnbewe-

gung und Resorption resultieren, dass

selbst bei einer Vervierfachung der

Kraft keine signifikanten Resorptions-

unterschiede, aber eine doPPelt so

schnelle Zahnbewegung erfolgt. Den

Kollegen wurde deutlich, dass kontinu-

ierliche Kräfte schwerere Wutzelre-

sorptionen erzeugen als intermittie-

rende. die eher einen reaktiven Kno-

chenumbau ermöglichen. Prof. Kokich

hob des weiteren hervor, dass selbstle-

gierende Braquetsysteme hinsichtlich

ihrer Wirkungsweise bei allen beste-

henden Vorteilen nicht unkritisch be-

trachtet werden sollten. Sicherlich un-

umstritten war d'ie Tatsache, dass der

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Prof. l(okirh Inr Krelr der Tagungstellnehmer

Betrag der Wurzelbewegung in Korre-lation zur Wurzelresorption steht unddiese bei Beendigung der Zahnbewe-gung persistiert, womit sich die Frageergab, ob eine zum Beispiel sechsmo-natige Behandlungspause zur Regene-ration beiträgt.

Innovative Behandlun gsstrategienbei Zahnnichtanlagen - Interdiszi-plinarität ist hier ein Muss!lm nächsten Abschnitt seines Vortragswidmete sich Prof. Kokich der interdis-ziplinären Versorgung bei nichtange-legten oberen seitlichen Schneidezäh-nen und unteren zweiten Prämolaren.Anhand von Fallbeispielen empfahl erbei jungen, nicht ausgewachsenen pa-tienten mit stark resorbierten oberenseitlichen Schneidezähnen die kiefer-orthopädische Einordnung und mög-lichst lange Retention beispielsweisemit einem Splint oder einer Kunststoff-brücke. Dies ermöglicht einen optima-len Knochen- und marginalen Gingiva-verlauf für eine spätere lmplantation.Hierbei wurde die notwendige Zusam-menarbeit von Chirurgen, Kieferortho-päden und prothetisch tätigen Kolle-gen erneut deutlich.

Wichtig ist in diesem Falle eine aus-reichende Platzschaffung sowohl imBereich der Kronen als auch im Wurzel-bereich, was in der Ara der Maryland-brücken noch nicht ausreichend beach-tet wurde und ein kieferorthopädi-sches Umdenken erfordert.

Der Vortragende betonte, dass beiZahnnichtanlagen von oberen Schnei-

dezähnen und einer Distalisierung derEckzähne zur Platzschaffung durch das>Auseinanderziehen" des Parodontalli-gamentes Knochen erzeugt wlrd, ge-mäß dem Prinzip ,,The socket movesthrough the bone". Langzeitstudienzufolge ist mit weniger als ein ProzentKnochenresorption zu rechnen, wor-aus ein adäquater Verlauf der margi-nalen Cingiva resultiert. Anders ver-hält es sich mit einem traumatischenFrontzahnverlust mit Beschädigungder bukkalen Knochenlamelle, wo mitgroßen Resorptionsraten zu rechnenist.

Wiederholt betonte Prof. Kokich dieNotwendigkeit einer ausreichendenPlatzschaffun g, um zu vermeiden, dassaus einer zu groß konturierten Restau-ration eine zu kurze Papille resultiert.Interessant für die Teilnehmer war si-cherlich, dass bei einer Eckzahndistali-sierung die Papille immer beim mittle-ren Schneidezahn, also dem unbeweg-ten Zahn >verbleibt< und dass ein Sha-ping im Lückenbereich kontraindiziertist, da es einen guten Papilleneffektverhindert! Prof. Kokich verdeutlichtezudem, dass bei der Längenbestim-mung des zu ersetzenden Zahnes im-mer die Sulkustiefe, die Schmelz-Ze-ment-Grenze und der Verlauf der mar-ginalen Gin giva berücksichtigt werdenmüssen und der Abstand von lmplan-tatkopf und marginaler Gingiva 3 mmbeträgt. Als geeigneten lmplantations-zeitpunkt nannte Prof. Kokich das Per-sistieren des mandibulären Wachs-tums, denn bis zu diesem Zeitpunkt

eruptieren die Zähne. Als Messwertdient der Vergleich der vorderen undhinteren Gesichtshöhe im FRS; wennnach einem Jahrhierbei keine Verände-rung festzustellen ist, ist auch keinWachstum mehr zu erwarten.

Spannend waren auch die Behand-lungsmethoden bei nichtangelegtenunteren zweiten Prämolaren: Prof. Ko-kich empfahl einen möglichst langenZahnerhalt des Milchzahnvorläufersnach entsprechender approximaler Re-duktion und Kunststoffaufbau zurZahnbreite eines bleibenden Prämola-ren. Dies gilt nicht für ankylosierteMilchzähne, die man nur nach röntge-nologischer Beurteilung des Knochen-verlaufes sicher diagnostizieren kann.Hier erfolgt bei geplanter KFO-Behand-lung zunächst die schonende osteoto-miefreie Entfernung des Zahnes, dersich die Distalisierung des ersten blei-benden Prämolaren zum Sechsjahrmo-laren anschließt, gemäß dem Prinzip,rThe socket moves through the bonen.Es entsteht ein hervorragendes Kno-chenan gebot regio 34/ 44 zur späterenlmplantation.

Ein neues Topic: Die Veränderungder vertikalen DimensionBei seinem letzten Thema widmetesich Prof. Kokich dem Thema der Beein-fl ussun g smöglichkeiten der vertikalenDimension bei Erwachsenen mit Tief-biss, ein bisher neues Topic bei seinenVortragsreihen in Europa. Anhand vonverschiedenen Patientenfällen wurdedeutlich, dass die Bissöffnung je nach

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klinischer Situation jeweils auf unter-schiedliche Weise erfolgte. Es gilt im-mer, auf dievon den Patienten angege-benen Beschwerden zu achten: Bei-spielsweise werden Zähne als nicht ge-nügend sichtbar beschrieben oder esbesteht der Patientenwunsch, die UK-Frontzähne zu Dverlängern(; in einemanderen Fall störten hingegen diesichtbaren Zahnhälse im Oberkiefer.Diese Patientenwünsche korrelierennatürlich nicht immer mit dem zu-grunde liegenden Tiefbiss und müssengesondert berücksichtigt werden. DerVortragende präsentierte eine diag-nostische Checkliste zur Therapieent-scheidung: Parameter sind hier nebender Lachlinie die funktionelle/ästheti-sche Kauebene, das Verhältnis von UK-und oK-Schneidezähnen zur Kauebeneund das Gesichtshöhenverhältnis, dassich bei Erwachsenen nur noch chirur-gisch beeinflussen lässt. Bei einigen Pa-tienten liegt die Schuld nur in der Stel-lung der Inzisivi, bei anderen wieder-um in einer Kombination skelettalerund dentaler Komponenten und erfor-dert daher eine kieferchirurgisch-kie-ferorthopädische Behandlun g.

Für viel Diskussionsbedarf sorgteProf. Kokichs Lehrmeinung, dass eineposteriore chirurgische Bissöffnungder Mandibula aufgrund der funktio-nellen Muskelschlinge instabil ist undeine anteriore chirurgische Bissöff-nung durch Kaudalrotation des Unter-kiefers im Kieferwinkelbereich ohneBeeinflussung der 6er Position zufavo-risieren ist. Die Behandlungsstrategiensollten jeweils eingebettet sein in dasadäquate Management bei bestehen-dem Parodontalstatus: Bei starkem ho-rizontalem Knochenabbau mit Tiefbissverbietet sich eine Frontzahnintrusion,daher werden die Zähne inzisal ge-kürzt, um bei harmonischem Breiten-Längenverhältnis eine Reduktion destiefen Bisses zu erzielen.

Wissensinput für daszahnärztliche TeamMan könnte meinen, dass bei einemderart beeindruckenden Format anWissensvermittlung die Teilnehmeram Abend des ersten Vortragstages

weitere Aktivitäten eher gescheut hät-ten. Aber im Gegenteil: Zunächst konn-ten sich die zahlreich erschienen Gästein der HlX-Brauerei am Aegi bei e'inerBrauereiführung in die Kunst der Bier-herstellung einführen lassen, um sichdann im weiteren Verlauf bei einemGlas Bier und entspannter Vesperat-mosphäre über die Neuigkeiten des Ta-ges auszutauschen. Die Wissensberei-cherung mit innovativen Behand-lun gsstrategien verfol gte schließlichdas Ziel, die Teilnehmer als Kollegenkommen und als Team gehen zu las-5en.

Ein Dank gilt auch dem Organisati-onsteam IOS Hannover unter der Lei-tung von Dr. Jan V. Raiman für die Rea-lisierung dieser wichtigen Veranstal-tung. Zum wiederholten Mal fandeninternationale Veranstaltungen mitProf. Kokich unter der Schirmherr-schaft von loS statt, gemeinsame Akti-onen gab es unter anderem schon inFrankfurt, Potsdam, Prag und War-schau. Hannover war allerdings zumersten Mal Veranstaltungsort und hierhat das Publikum eindrucksvoll bewie-sen, dass es weiteren Vorträgen im Sin-ne der biosystemischen Zahnmedizininteressiert und aufgeschlossen ge-genübersteht.

Kurzum: Die Veranstaltung von Prof.Kokich ist als rundum gelungen zu be-zeichnen. Der einzige Wermutstropfenbestand darin, dass dies sein letzterVortag in Deutschland war, doch hatsich Prof. Kokich dazu entschlossen, dieinternationale Referententätigkeit aufdem Höhepunkt zu beenden und seineAktivitäten heimatnah fortzuführen.Dass er sich noch immer auf dem Höhe-punkt seiner Karriere befindet, hatProf. Kokich in Hannover aufbeeindru-ckende Weise bewiesen.

Nun, wer weiß? Es gibt die berech-tigte Hoffnung, dass sein Sohn VincentO. Kokich, der ganz in den Fußstapfenseines Vaters wandelt, uns in Hannoverbesucht. Schon in jungen Jahren hatVincent O. Kokich ein beachtliches Ou-evre hinsichtlich interdisziplinärer Be-handlungskonzepte und Esthetic Den-tistry aufzuweisen, auf das man nurneugierig sein kann! Dr. Miriam Nissen a

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