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Studie Wissenschaftliche Untersuchung und Analyse der Auswirkungen der Einführung von Projektpauschalen in die BMBF-Forschungsförderung auf die Hochschulen in Deutschland 15.08.2014 Auftraggeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Ansprechpartner (Pro- gnos AG): Michael Astor Prognos AG: Ulf Glöckner Susanne Heinzelmann Daniel Riesenberg Hans-Daniel Hartmann KPMG AG: Klaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl Marija Breitfuss Daniel Wagner-Schuster

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Studie

Wissenschaftliche Untersuchung und Analyse der Auswirkungen der Einführung von Projektpauschalen in die BMBF-Forschungsförderung auf die Hochschulen in Deutschland

15.08.2014

Auftraggeber:

Bundesministerium für

Bildung und Forschung

(BMBF)

Ansprechpartner (Pro-

gnos AG):

Michael Astor

Prognos AG:

Ulf Glöckner

Susanne Heinzelmann

Daniel Riesenberg

Hans-Daniel Hartmann

KPMG AG:

Klaus-Peter Beyer

Michael Tustanowski

Grit Wiedenhöft

Sybille Knerr

Joanneum Research

Forschungsgesellschaft

mbH:

Michael Ploder

Andreas Niederl

Marija Breitfuss

Daniel Wagner-Schuster

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Das Unternehmen im Überblick

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Prognos berät europaweit Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler Analysen

und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien für

Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen entwickelt.

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Deutsch, Englisch, Französisch

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I

Inhalt

Inhalt I

Abbildungsverzeichnis III

Tabellenverzeichnis V

1 Zusammenfassung der Studienergebnisse 1

2 Studienmotivation und Aufgabenstellung 11

2.1 Drittmittelforschung an deutschen Hochschulen und Finanzierung indirekter

Forschungskosten 11 2.2 Untersuchungsauftrag 15 2.3 Methodisches Konzept der Studie 16 2.4 Grunddaten der Empirie 21 2.5 Belastbarkeit der Ergebnisse 30

3 Skizzierung der deutschen Hochschullandschaft 31

4 Vergleichsmodelle aus dem internationalen Raum 46

4.1 Entwicklung der europäischen Forschungsrahmenprogramme zu Horizon

2020 47 4.2 Schweden 49 4.3 Schweiz 52 4.4 Dänemark 56 4.5 Finnland 57 4.6 Frankreich 58 4.7 Großbritannien 59 4.8 Niederlande 61 4.9 USA 61

5 Rahmenbedingungen der Drittmittelforschung in Deutschland 64

5.1 Inhalte der Phasen eines geförderten Forschungsprojektes 64 5.2 Grundsätzliche Zusammenhänge 66 5.3 Finanzierungsmodell der Drittmittelforschung 67 5.4 Kostenverursachung in den Projektphasen 68 5.5 Einschätzungen aus der Empirie zur Situation der Drittmittelforschung an den

Hochschulen 73

6 Höhe der durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten 76

6.1 Online-Befragung zur Höhe der Overheadsätze 76 6.2 Notwendigkeit der gesonderten Erhebung 80 6.3 Das Untersuchungssample 82 6.4 Erhebungsmodell und Vorgehensweise 84

6.4.1 Grundlagen und Definitionen 84 6.4.2 Erhebungsmodell 89

6.5 Vorgehensweise 94 6.6 Ermittlung der Zuschlagssätze 97

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II

6.7 Ergebnisse der Erhebung und Bewertung 102 6.8 Plausibilisierung und vergleichende Analyse 108

6.8.1 Plausibilisieren der Bewertung 108 6.8.2 Vergleich mit außeruniversitären Einrichtungen 109 6.8.3 Vergleich mit Overheadkosten aus der Trennungsrechnung 110

6.9 Zwischenfazit 111

7 Prozesse der Nutzung von Overheadpauschalen 113

7.1 Abbildung der Pauschalen im Rechnungswesen 114 7.2 Potenziell Begünstigte der BMBF-Projektpauschale 116 7.3 Verteilung der Mittel 118 7.4 Verwendung der Mittel 123 7.5 Bewertung der Transparenz sowie der Freiheitsgrade bzw. Autonomie bei der

Mittelverwendung 129

8 Wirkungen durch die Overheadpauschalen 130

8.1 Vollkostenfinanzierung 130 8.2 Effekte auf andere Finanzierungsquellen 135 8.3 Wettbewerbsfähigkeit, Strategie, Innovation 137

9 Drittmittelforschung im System Hochschule 142

9.1 Handlungsdilemmata 142 9.2 Drittmittelstrategien der Hochschulen 145

10 Resümee und Handlungsempfehlungen 150

11 Anhang 164

11.1 Literaturverzeichnis 164 11.2 Auswahl Vergleichsländer 169

11.2.1 Leistungsfähigkeit 169 11.2.2 Länderauswahl gemäß Leiden-Ranking 171 11.2.3 Ausländische Studierende und Studierende aus dem Ausland nach

Bildungsniveau 173 11.2.4 Spezifische Erfahrungen bei Vollkostenmodellen bzw. dem Einsatz

von Pauschalen 175 11.3 Kurzdarstellung Vergleichsländer 178

11.3.1 Dänemark 178 11.3.2 Finnland 180 11.3.3 Frankreich 182 11.3.4 Großbritannien 184 11.3.5 Niederlande 186 11.3.6 Schweden 189 11.3.7 Schweiz 191 11.3.8 USA 196

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III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kernfragestellungen der Untersuchung 16

Abbildung 2: Aufbau der Untersuchung 17

Abbildung 3: Methodisches Konzept der Studie 18

Abbildung 4: Empfänger der BMBF-Projektpauschale nach Höhe der

Gesamtbewilligungen (akkumulierter Gesamtbetrag seit 2011) 22

Abbildung 5: Regionale Verteilung der Gesamtbewilligungen der BMBF-

Projektpauschale nach Bundesländern 23

Abbildung 6: Die 15 Hochschulen mit den höchsten Gesamtbewilligungen und

Auszahlungen der BMBF-Projektpauschale 24

Abbildung 7: Übersicht des Fallstudienprogramms 25

Abbildung 8: Größe der Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland im

Rechnungsjahr 2011 nach Zahl der Studierenden

(ohne medizinische Einrichtungen) 32

Abbildung 9: Relevanz unterschiedlicher strategischer Zielsetzungen der befragten

Hochschulen in den vergangenen 10 Jahren

(Mittelwert einer möglichen Beurteilung zwischen 0 und 100; n= 82) 33

Abbildung 10: Entwicklung der Grundmittel und der Drittmittel für alle Länder

insgesamt (1995 = 100%) 35

Abbildung 11: Relevanz unterschiedlicher Motive für die Einwerbung von

Drittmitteln von drittmittelstarken Wissenschaftler/-innen

(Mittelwert einer möglichen Beurteilung zwischen 0 und 100;

n=1.991) 36

Abbildung 12: Konkrete Auswirkungen von Forschungsstrategien im Hinblick auf die

Drittmittelforschung (Anteil in % der online antwortenden

Hochschulen; n=82) 37

Abbildung 13: Bedeutung von Rahmenbedingungen für die Wahl des

Förderinstruments von drittmittelstarken Wissenschaftler/-innen

(Mittelwert einer möglichen Beurteilung zwischen 0 und 100;

n=2.001) 39

Abbildung 14: Anteil der Drittmittel an den Gesamtmitteln der Universitäten

(ohne medizinische Einrichtungen) in Deutschland, 2011 41

Abbildung 15: Anteil der Drittmittel an den Gesamtmitteln der Fachhochschulen

(ohne Verwaltungsfachschulen) in Deutschland, 2011 42

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IV

Abbildung 16: Konkrete Anreize zur Anregung von drittmittelfinanzierten

Forschungsaktivitäten an den befragten Hochschulen

(Anteil in % der online antwortenden Hochschulen; n=82) 43

Abbildung 17: Forschungsprojekt – Projektphasen 64

Abbildung 18: Forschungsprozess und Forschungsfinanzierung – Vernetzung der

Projekte 67

Abbildung 19: Finanzierung der Gesamtkosten eines Forschungsprojektes

(schematische Darstellung) 68

Abbildung 20: Angaben zu öffentlich geförderten Drittmittelanträgen in den Jahren

2011 und 2012; n=1.280 69

Abbildung 21: Kosten der Projektbearbeitung 72

Abbildung 22: Zusätzlich anfallende Kosten in öffentlich geförderten

Drittmittelprojekten, die nicht durch die Förderung abgedeckt sind 78

Abbildung 23: Schätzung der Höhe zusätzlicher Projektkosten im Vergleich zu den

bewilligten Projektbudgets; n=1.984 79

Abbildung 24: Beziehung zwischen unterschiedlichen Kostenarten 86

Abbildung 25: Schichtmodell eines Drittmittelvorhabens 91

Abbildung 26: Prozessgliederung (Drittmittelprozess einer Hochschule) (Ausschnitt)92

Abbildung 27: Prozesse der Durchführung (Drittmittelprozess einer Hochschule)

(Ausschnitt) 92

Abbildung 28: Nachweis der Verwendung der BMBF-Projektpauschale im Haushalt

(Anteil in % der online antwortenden Hochschulen; n=49) 115

Abbildung 29: Nachweis der Verwendung der BMBF-Projektpauschale in der

Kosten- und Leistungsrechnung (Anteil in % der online antwortenden

Hochschulen; n=50) 116

Abbildung 30: Optionen der Verteilung der Mittel 117

Abbildung 31: Durchschnittliche Verteilung der Mittel aus den Overhead nach

Angaben der befragten Hochschulverwaltungen und

Projektleiter/-innen (nVerw=49; nPL=1.396) 119

Abbildung 32: Durchschnittliche Verteilung der Mittel aus den Overhead nach

Angaben der befragten Projektleiter/-innen in unterschiedlichen

Hochschultypen (n=1.430) 120

Abbildung 33: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauschale auf der Ebene

der Hochschulverwaltungen

(Mehrfachantworten, Anteile in %; n=55) 124

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V

Abbildung 34: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauschale durch die

Projektleiter/-innen (Mehrfachantworten, Anteile in %; n=2.001) 125

Abbildung 35: Finanzierung der Drittmittelforschung nach Vollkosten und mit

Pauschalen 130

Abbildung 36: Anteile unterschiedlicher Rechnungslegungssysteme unter den

antwortenden Hochschulen (n=55) 131

Abbildung 37: Implementierung der Kosten- und Leistungsrechnung:

Umsetzungsgrad unterschiedlicher Teilaktivitäten

(Mittelwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100; n=55) 132

Abbildung 38: Vermögen der befragten Hochschulen, Gemeinkosten zu ermitteln

(Anteile in %; n=55) 133

Abbildung 39: Konsequenzen der Einführung von Projektpauschalen

(Anteile in %; n=55; Mehrfachantworten möglich) 134

Abbildung 40: Zu erwartende Auswirkungen eines Wegfalls der

Overheadpauschalen der EU, DFG oder des BMBF

(Mittelwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100, n=82) 140

Abbildung 41: Zu erwartende Auswirkungen einer Ausweitung der

Overheadpauschalen der EU, DFG oder des BMBF

(Mittelwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100, n=82) 141

Abbildung 42: Regelkreis zur Ressourcenknappheit an Hochschulen 143

Abbildung 43: Finanzierungsstrategien der Hochschulen in der Drittmittelforschung

(Mittelwert der Zustimmung bei der Thesenbewertung

zwischen 0 und 100, n=81) 144

Abbildung 44: Typen unterschiedlicher Tätigkeitsschwerpunkte in Forschung und

Lehre (Ergebnis einer hierarchisch agglomerativen Clusteranalyse) 146

Abbildung 45: Auswirkungen überdurchschnittlicher Drittmittelerfolge auf die

Forschung an den Hochschulen (Mittelwert einer möglichen

Beurteilung zwischen 0 und 100; n=77) 147

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ausgaben von Universitätsprofessor/-innen in Relation zu Drittmitteln

(2010) 12

Tabelle 2: Ausgewählte Kennzahlen der Hochschulen des

Fallstudienprogramms (sortiert nach Hochschultyp und -größe) 27

Tabelle 3: Rücklauf der Online-Befragungen 29

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VI

Tabelle 4: Einbezogene Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen 83

Tabelle 5: Verteilung der Projekte nach Projektvolumen, Projektlaufzeit sowie

wissenschaftlichen Disziplinen 84

Tabelle 6: Ermittelte Laborstundensätze 101

Tabelle 7: Überblick zu den in den Overheadsätzen berücksichtigten Kosten 102

Tabelle 8: Overheadsätze Stufe a 103

Tabelle 9: Overheadsätze Stufe b 104

Tabelle 10: Overheadsätze Stufe c 104

Tabelle 11: Overheadsätze Stufe d 105

Tabelle 12: Overheadsätze Stufe e 105

Tabelle 13: Overheadsätze (Stufe a) nach wissenschaftlichen Disziplinen 106

Tabelle 14: Verteilungsschlüssel ausgewählter Hochschulen des

Fallstudienprogramms 122

Tabelle 15: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauschale durch die

Projektleiter/-innen differenziert nach Hochschultypen

(Mehrfachantworten, Anteile in %) 126

Tabelle 16: Nationale Verteilung der 200 leistungsfähigsten Universitäten 172

Tabelle 17: Ausländische und internationale Studierende nach Bildungsniveau 174

Tabelle 18: Überblick der Vollkosten- und Projektpauschalenmodelle 176

Tabelle 19: Finanzierungsstruktur finnischer Universitäten (2008) 182

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1

1 Zusammenfassung der Studienergebnisse

Projekthintergrund und Aufgabenbeschreibung

1. Drittmittelforschung nimmt an deutschen Hochschulen einen stetig anwachsenden Anteil

der Finanzierung ein. Für eine Spitzengruppe von Universitäten sind dies bereits z.T. deut-

lich mehr als 25% der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel. Bei den Fachhochschu-

len / Hochschulen für angewandte Wissenschaften zeigt sich eine vergleichbare Entwick-

lung, allerdings mit einer schmaleren Spitzengruppe. Bezogen auf einzelne Fächergruppen

haben sich die Verhältnisse von Grundmitteln und Drittmitteln bereits umgekehrt, hier über-

steigen die Drittmittel jene für laufende Zwecke zur Verfügung stehende Mittel. Die Drittmit-

telforschung nimmt einen wesentlichen Teil der Forschungsaktivität der Universitäten ein

und ist zugleich ein wichtiges Element der Profilbildung der Universitäten in Deutschland.

Ihr Zuwachs übertrifft bei Weitem die Entwicklungen der Grundmittelversorgung sowie auch

jene der Studierendenzahlen.

Die Forscher/-innen an deutschen Hochschulen bringen klar zum Ausdruck, dass internati-

onal wettbewerbsfähige Forschung in vielen Disziplinen ohne geförderte Drittmittel nicht

mehr möglich wäre. Die Befragung der Projektleiter/-innen der vom Bundesministerium für

Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Vorhaben zeigt, dass Drittmittelforschung im

Durchschnitt zweieinhalb Mal so viel zeitliche Kapazitäten bindet wie die grundfinanzierte

Forschung.

Die Einwerbung von Drittmitteln verfolgt zunächst das Ziel, zusätzliche Ressourcen für die

Forschung an den Hochschulen zur Verfügung zu stellen. Sie wird auf nahezu allen Hand-

lungsebenen über Leistungsorientierte Mittelzuweisungen und Zielvereinbarungen

incentiviert. Gleichzeitig findet diese Forschung jedoch in einem institutionellen Rahmen

statt, dessen Ressourcen durch die Projektbearbeitung, aber auch im akquisitorischen Vor-

feld und im Nachgang zu den Projektlaufzeiten genutzt und verbraucht werden. Lange Jah-

re und angesichts niedriger Drittmittelquoten ohne großen Handlungsdruck gingen die Pro-

gramm- und Förderphilosophien von einer unentgeltlichen Möglichkeit der Nutzung dieser

Ressourcen sowie der Zusätzlichkeit der durch die Drittmittel finanzierten Forschung aus.

Inzwischen haben einzelne Zuwendungsgeber (Europäische Kommission, BMBF, DFG) mit

der Gewährung von Pauschalen anerkannt, dass Drittmittelforschungsprojekte über die

reine Zuwendung hinausgehend Ressourcen verbrauchen.

2. Vor diesem Hintergrund wurde ein Konsortium bestehend aus der Prognos AG, der

KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie JOANNEUM RESEARCH Forschungs-

gesellschaft mbH mit der „Wissenschaftlichen Untersuchung und Analyse der Einführung

von Projektpauschalen in die BMBF-Forschungsförderung auf die Hochschulen in Deutsch-

land“ beauftragt: Wesentliche Elemente des Auftrags waren:

Eine Status quo-Darstellung der Vielfältigkeit der deutschen Hochschullandschaft so-

wie differenzierte Analysen zur gegenwärtigen Finanzierungs- und Wettbewerbssitua-

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2

tion der Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, wobei der Bereich der

medizinischen Einrichtungen aus der Betrachtung ausgeklammert wurde;1

eine internationale Vergleichsuntersuchung hinsichtlich der Erfahrungen ausgewähl-

ter Länder beim Umstieg auf Vollkostenrechnung und deren unterschiedliche Hand-

habung der Overhead-Finanzierung;

eine Analyse zur Bewertung der Rahmenbedingungen der Drittmittelforschung in

Deutschland;

eine Analyse der Prozesse der Verteilung und der Nutzung der im Rahmen der direk-

ten Projektförderung vom BMBF gewährten Projektpauschalen;

eine Analyse der Auswirkungen der Gewährung von BMBF-Projektpauschalen und

anderer Formen der Overhead-Finanzierung auf die Kosten-Leistungsrechnung an

den Hochschulen;

eine Analyse der Wirkungen der zusätzlichen Mittel aus den BMBF-

Projektpauschalen auf andere Finanzierungsquellen an den Hochschulen;

eine Analyse zur Überprüfung der direkten und indirekten Auswirkungen der BMBF-

Projektpauschalen auf die Wettbewerbs-, Strategie- und Innovationsfähigkeit der

staatlichen Hochschulen am Standort Deutschland;

eine zusammenfassende Bewertung der Befunde sowie die Ableitung von Hand-

lungsempfehlungen.

Belastbarkeit der Ergebnisse

3. Die empirische Basis der Untersuchung stützt sich auf einen Methodenmix, der sowohl

die Hochschullandschaft in der Breite erfasst als auch Einzelanalysen auf der Projektebene

berücksichtigt. Als wesentliche empirische Schritte zu nennen sind:

Eine Online-Befragung aller Hochschulen in Deutschland (Hochschul- und Verwal-

tungsleitungen), angesprochen wurden jeweils rd. 225 Personen,

eine Online-Befragung aller Projektleiter/-innen an deutschen Hochschulen, die seit

Gewährung der Pauschale erfolgreiche Anträge gestellt hatten, angesprochen wur-

den 6.344 Personen,

Fallstudien mit 26 Hochschulen, bei denen drei Zielgruppen in mehrstündigen struktu-

rierten Interviews befragt wurden: Hochschulleitungen (Funktionen mit strategischer

Forschungsverantwortung), Verwaltungsleitungen, Wissenschaftler/-innen aus unter-

schiedlichen Fachbereichen,

internationale Vergleichsanalysen in acht Vergleichsländern sowie eine Auswertung

der Förderstrategien des siebten und achten Forschungsrahmenprogramms der Eu-

ropäischen Kommission,

1 In der Hochschulmedizin sind nicht nur die beiden Aspekte der Forschung und Lehre in Kostenanalysen zu berücksich-

tigen, sondern auch die Tatsache, dass Patienten/-innen in den Universitätsklinika behandelt und versorgt werden. Für

diese erfolgt wiederum eine Vergütung, die einen weiteren Zahlungsstrom durch einen externen Finanzier umfasst, der

im Portfolio der Drittmittelforschung üblicherweise nicht auftaucht. Aus Sicht der Autoren/-innen wäre folglich ein eigenes

Erhebungs- und Analyseinstrumentarium zu entwickeln, das dieser Komplexität von Aufgaben und Leistungen einerseits

sowie der Finanzierung andererseits ausreichend Rechnung trägt.

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3

Fachgespräche mit Wissenschaftsexperten /-innen der Deutschen Forschungsge-

meinschaft, des Wissenschaftsrates, der Hochschulrektorenkonferenz sowie des Stif-

terverbandes der Deutschen Wissenschaft,

Einzelanalysen des Aufwandes und der Kosten von 29 Projekten, die vom BMBF ge-

fördert wurden.

Darüber hinaus wurden vor Berichtslegung die vorläufigen Ergebnisse in zwei Reflexions-

Workshops mit rd. 40 Vertretern /-innen deutscher Hochschulen diskutiert und weitere Ge-

spräche mit ausgewählten Kanzler /-innen des Fallstudien-Samples geführt.

Mit diesem analytischen Konzept, das den Untersuchungsgegenstand in seiner Breite und

Tiefe vollständig abbildet, erhalten die gewonnenen Ergebnisse eine solide und nachhaltige

empirische Fundierung, die eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf andere Hochschulen

gewährleistet. Die grundlegenden Mechanismen der durch Projekte der Drittmittelforschung

verursachten Aufwände und Kosten sind darüber hinaus sicher auf andere Zuwendungsge-

ber, wie die Europäische Kommission oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft bei ver-

gleichbaren Förderinstrumenten übertragbar. Unterschiede sind lediglich hinsichtlich des

Verwaltungsaufwandes bzw. der Kostennachweise zu erwarten.

Status Quo: Öffentlich geförderte Drittmittelforschung an deutschen Hochschulen

4. Die Forschung mit Mitteln der öffentlichen Forschungsförderung (BMBF, DFG et al.) fi-

nanziert im Wesentlichen die Personalkosten der im Antrag für das Projekt kalkulierten

Stellen und die Teile der unmittelbar durch das Projekt entstehenden Sachkosten. Die Kos-

ten der Verwendung und des Verbrauchs nicht beantragter Ressourcen, des Ersatzes, der

Instandhaltung, der Erweiterung, des Aus- oder Umbaus der räumlichen oder technischen

Forschungsinfrastruktur können in den bislang gängigen Modellen nicht im Bereich der

Sachkosten angesetzt werden. Darüber hinaus bedingen geförderte Projekte den Einsatz

zusätzlicher Personalressourcen, welche die Projekte von der technischen (Techniker, La-

boranten, IT-Spezialisten etc.) und Verwaltungsseite, aber auch inhaltlich begleiten und in

den Projektkosten nicht berücksichtigt werden können. Dieser Aufwand erhöht sich erheb-

lich um administrativ-organisatorische Aufwendungen bei kooperativen Forschungsvorha-

ben.

5. Ein Teil dieser zusätzlich erforderlichen Ressourcen, welche nicht im Rahmen der direkt

finanzierten Drittmittel abgedeckt sind, wird exklusiv für die Beantragung und Durchführung

der Drittmittelforschung benötigt. Ein anderer Teil der im Rahmen der Drittmittelforschung

bereit gestellten Ressourcen muss bereits im Vorfeld vorgehalten werden, indem die Hoch-

schulen erweiterte Kapazitäten aufbauen. Hier werden Kapazitäten (personell, räumlich, in-

frastrukturell, labortechnisch) exklusiv oder größer geplant und dimensioniert als für die

grundständige Forschung und Lehre erforderlich, sodass auch hier das Kriterium der

„Zusätzlichkeit“ Anwendung finden kann. Soweit aktive Infrastrukturen zu einem wesentli-

chen Teil der Drittmittelforschung dienlich sind, bedingen diese wiederum eine Pfadabhän-

gigkeit hinsichtlich der Notwendigkeit ihres laufenden Erhalts und ggf. ihrer Erneuerung.

6. Die Finanzierungssituation der Hochschulen bei einer anhaltend starken Drittmittelein-

werbung verschärft sich, soweit die Kosten der Drittmittelforschung nicht ausfinanziert sind.

Von daher bildet die Frage der „Auskömmlichkeit“ der Pauschalen, d.h. ihres Beitrags zur

Refinanzierung der durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten, eine zentrale Fra-

gestellung dieser Untersuchung - und der hochschulpolitischen Diskussion insgesamt. Als

Gründe für die Verschärfung der Finanzierungssituation zu nennen sind:

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4

Notwendige laufende Investitionen (technische Infrastruktur, Software etc.) als Vo-

raussetzung einer erfolgreichen Antragstellung, aber auch als Folgeinvestitionen ei-

ner durch und für die Drittmittelforschung geschaffenen Infrastruktur,

Abfangen eines in den meisten Hochschulen feststellbaren (Re)-Investitionsstaus,

Aufbau von Verwaltungsstrukturen für die professionelle Abwicklung von Drittmittel-

forschung, ggf. sowohl auf zentralen als auch auf dezentralen Ebenen der Hoch-

schulverwaltung,

Aufbau und Vorhalten von Ressourcen im Hinblick auf eine nicht-kontinuierliche pro-

jektbasierte Finanzierung und projektübergreifende Planung. Drittmittelforschung und

Beschäftigungszeiten bzw. Zeiten für die wissenschaftliche Qualifikation müssen nicht

synchron gehen, darüber hinaus muss Labortechnik kontinuierlich gewartet werden,

Vorhalten/Erneuern von kostenintensiven, speziellen Forschungsinfrastrukturen, um

mit einzelnen Anträgen wettbewerbs- und förderfähig zu werden oder zu bleiben.

7. Vorliegende Kennziffern, z.B. die mit Hilfe der Trennungsrechnung ermittelten Werte für

die Overheadsätze der wirtschaftlichen Tätigkeit, gehen von Vollkostenansätzen aus und

treffen Annahmen hinsichtlich zu berücksichtigender Gemeinkosten, die nicht in jedem Ein-

zelfall verursachungsgerecht sind. Diese beruhen z.B. auf normativen Setzungen hinsicht-

lich der Nutzung von zentralen Einrichtungen durch Forschung und Lehre, wobei eine wei-

tergehende Differenzierung hinsichtlich Grundlagenforschung, öffentlich oder privat finan-

zierter Drittmittelforschung bei diesen Setzungen nicht erfolgt. Die Trennungsrechnung

kann keine Rücksicht darauf nehmen, inwieweit die angesetzten Gemeinkosten für die

Durchführung von Drittmittelforschung besondere Relevanz haben.

Die überwiegende Anzahl der Hochschulen haben eine nach Fakultäten/Departments diffe-

renzierende Trennungsrechnung eingeführt. Dieses Konzept widerspiegelt die Tatsache,

dass die Overheadkosten in den einzelnen Fakultäten/Departments in Folge der unter-

schiedlichen wissenschaftlich-technischen Ausstattung stark variieren können.

Der Prozentsatz der Projektpauschalen des BMBF ist jedoch nicht mit den Overheadsätzen

der Trennungsrechnung vergleichbar. Projektpauschalen und Overheadsätze beruhen auf

unterschiedlichen Basen. Die Projektpauschale des BMBF wird nur auf die förderfähigen

Personalkosten (Drittmittelpersonal) und die Projektausgaben gewährt. Die Overheadsätze

der Trennungsrechnung errechnen sich überwiegend auf der Basis der wissenschaftlichen

Personalkosten (also einschließlich wissenschaftlichem Stellenpersonal und Professoren

/-innen) oder darüber hinaus auf sämtliche Personalkosten der Lehr- und Forschungsein-

heiten (also zusätzlich einschließlich des Stellenpersonals der Technik und Verwaltung der

Institute und Fakultäten).

Erhebungsmodell

8. Um Klarheit und Nachvollziehbarkeit hinsichtlich des tatsächlichen Umfangs der durch

Drittmittelprojekte verursachten Kosten zu gewährleisten, wurde ein eigenes Erhebungs-

modell entwickelt und unter Berücksichtigung des gesamten Hochschulspektrums sowie

der gesamten Bandbreite der Forschung unterschiedlicher Disziplinen angewendet.

Dieses Modell geht vom geförderten Forschungsprojekt aus, gliedert das geförderte Projekt

detailliert in einzelne Prozessschritte auf und hinterfragt die Kostenentstehung im Umfeld

der wissenschaftlichen Aktivität sowie der tatsächlich genutzten verschiedenen wissen-

schaftlichen und technischen Ressourcen. Es hinterfragt auch die durch die Projektbearbei-

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5

tung verursachten administrativen Prozesse auf den verschiedenen Ebenen (Professur,

Fakultät/Department, Zentrale Verwaltung sowie Universitätsleitung) und betrachtet darüber

hinaus vor- und nachgelagerte Tätigkeiten auf den unterschiedlichen Organisationsebenen

(Vorlaufphase zur Generierung bzw. Beantragung des Projekts, Nachlaufphase für weiter-

führende Projektaufwendungen bspw. zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse und Be-

richterstattung) sowie ex ante notwendige Aufwendungen für den Erhalt der Forschungsinf-

rastruktur. Durchgeführt wurden Einzelanalysen an fünf Hochschulen und zwei außeruni-

versitären Forschungseinrichtungen unter Betrachtung von 29 konkreten Forschungspro-

jekten zur Ermittlung der tatsächlichen Höhe der Overheadsätze. Dabei wurden die Aspek-

te der Teilkostenrechnung herangezogen. Hierzu wurde ein Modell entwickelt, das die rele-

vanten durch die Projektbearbeitung verursachten Kostenpositionen identifiziert und diffe-

renziert.

9. Folgende Kostenpositionen wurden wesentlich durch die Drittmittelforschung verursacht

und zusätzlich ermittelt:

Bereitstellung und Nutzung von technischer Infrastruktur im Vorfeld und während der

Projektbearbeitung,

Bereitstellung und Nutzung von räumlicher Infrastruktur im Vorfeld und während der

Projektbearbeitung,

Einsatz von zusätzlichem, nicht durch das Drittmittelprojekt finanziertem wissen-

schaftlichen Personal für die Beantragung, Durchführung und Aufbereitung der Pro-

jekte,

Erbringung von wissenschaftlichen Vorleistungen bzw. Durchführung von Vorstudien

zur Beantragung der Projekte,

zusätzlicher Aufwand von Seiten des administrativen Personals für die Beantragung,

Umsetzung und Abwicklung der einzelnen Vorhaben.

Ergebnisse

10. Für die analysierten BMBF-Vorhaben an den Hochschulen wurden gemessen an den

geförderten Kosten (variablen) zusätzliche Kosten von knapp 41% errechnet, die durch-

schnittlich während der Projektbearbeitung angefallen sind. Diese beinhalten den Aufwand

der Hochschulverwaltung, die Kosten für die wissenschaftlich-technische Infrastruktur so-

wie die Nutzung der projektbezogenen räumlichen Infrastruktur in der Durchführungsphase,

die Personalkosten von nicht projektfinanziertem wissenschaftlichem und technischem Per-

sonal sowie der dezentralen Verwaltung in der Durchführungsphase sowie sonstige nicht

finanzierte Sachkosten. Unter Einbeziehung der skizzierten Vor- und Nachlaufphase sowie

der Aufwände der Professoren/-innen steigt dieser Wert deutlich an.

Sowohl innerhalb der einzelnen Hochschulen als auch innerhalb einzelner Fächergruppen

variieren die erhobenen Werte stark. D.h. die maßgeblichen Einflussfaktoren werden durch

den Hochschultyp bzw. die Disziplin allein nicht außer Kraft gesetzt. Die unterschiedlichen

Niveaus der von der Drittmittelforschung zusätzlich induzierten indirekten Kosten werden

insbesondere bestimmt durch:

Wissenschaftliche Disziplin / Fachbereich / Fakultät,

Charakter der Forschung (experimentelle Anteile, Nutzung vorhandener Labore oder

Großtechnik sowie spezieller IT-Hardware/Software),

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Historie des Projekts (Erst- oder Folgeprojekt),

Umfang der Kooperation mit anderen Wissenschaftseinrichtungen (Aufwand durch

Koordinatorenfunktion),

Organisationsform der Hochschule (zentrale oder dezentrale Organisation),

Vorhandensein und Umfang spezieller Drittmittelstrukturen.

11. Zur Plausibilisierung der Kosten wurden als Vergleichsgruppe zwei außeruniversitäre

Forschungseinrichtungen untersucht. Hierdurch konnte belegt werden, dass durch die ge-

wählte Erhebungsmethode keine Verzerrung durch die Lehre eintritt. Die Fragestellung

hinsichtlich einer ggf. vorliegenden unzutreffenden Abgrenzung zwischen den Kosten der

Lehre und der Forschung können wir auf der Grundlage der vorliegenden Informationen

dahingehend beantworten, dass die Overheadkosten der als Kontrollgruppe ausgewählten

außeruniversitären Forschungseinrichtungen regelmäßig in einem Bereich um 100% und

mehr lagen.

12. Die Pauschalen stellen somit in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Teilkompensati-

on der durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten dar. Vor der Einführung der Pau-

schalen wurde daher ein höherer Anteil der durch die Drittmittelforschung verursachten

Kosten durch die Grundfinanzierung abgedeckt. Dies war möglich, weil Reinvestitionen und

Refinanzierungen verschoben wurden, Umschichtungen von Mitteln zu Gunsten der

Kofinanzierung von Drittmittelprojekten vorgenommen wurden, Stellenbesetzungen mit ei-

nem zeitlichen Verzug erfolgten und insgesamt das Ausmaß der Drittmittelforschung gerin-

ger war.

Der steigende Drittmittelanteil am Gesamtbudget der Hochschulen ist dafür verantwortlich,

dass auf den unterschiedlichen Handlungsebenen spezifische Infrastrukturen aufgebaut

worden sind und werden, die wiederum eine kontinuierliche Refinanzierung erfordern. Zu

nennen sind hierbei z.B. spezifische Verwaltungseinheiten (zum Beispiel: Drittmittelabtei-

lungen) oder Labortechnologien, die ggf. eine interne oder externe Wartung benötigen und

damit mittel- und langfristig laufende Kosten verursachen. Der geförderte Zeitraum, d.h. die

Projektlaufzeit, beschreibt somit nur einen unvollständigen Abschnitt der mit der Forschung

einhergehenden Kostenverursachung.

13. Die Verbuchung der Mittelzuflüsse aus den Overheadpauschalen im Rechnungswesen

der Hochschulen folgt verschiedenen Konzepten und ist deutschlandweit daher sehr unter-

schiedlich. Die Overheadpauschalen werden dafür verwendet, dem Grunde nach (zusätzli-

che) Einzelkosten und sog. „unechte Gemeinkosten“2 zu finanzieren. Insoweit stellt sich die

Frage der Verwendung der Projektpauschalen nicht mehr, sie sind für diese Kosten ver-

wendet. Daher können die Projektpauschalen nur insoweit zu einer Entlastung der Grund-

ausstattung der Hochschulen oder der Finanzierung der Stärkung der Forschungsstruktu-

ren beitragen und eine Gestaltungswirkung entfalten, als sie nicht bereits verwendet sind.

Damit erleben wir auf der Hochschulebene ein Paradoxon. Während die Pauschalen - qua

zusätzlicher Kosten, die durch die Drittmittelforschung entstehen - als solche verausgabt

sind und in den Haushalten entsprechend für laufende Kosten verbucht werden, finden z.T.

in gleichem Umfang Budgetierungen der frei werdenden Mittel statt. Diese stehen dann auf

2 Unechte Gemeinkosten (z.B. Stromkosten, Schmiermittelkosten etc.) könnten theoretisch zwar direkt als Einzelkosten auf

die Kostenträger oder -stellen zugerechnet werden, sie werden jedoch aus Gründen der abrechnungstechnischen Verein-

fachung wie Gemeinkosten gehandhabt.

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den unterschiedlichen Governance-Ebenen (Präsidium/Zentrale Verwaltung, Fakul-

tät/Department, Forschungseinheit/Einwerbende) wiederum für spezifische Zwecke zur

Verfügung.

14. Die vor Einführung der Pauschalen für die forschungsstrategische Positionierung sowie

Unterstützung der Drittmittelforschung verwendeten Haushalts- oder freien Drittmittel wer-

den auf den unterschiedlichen Handlungsebenen vor allem für eine Verbesserung der

Drittmittelfähigkeit der Hochschulen genutzt. In den Hochschulen wurden – teils in

partizipativen, teils in Top-Down-Verfahren – Schlüssel gefunden, nach denen Hochschul-

leitung, Zentrale Verwaltung, Fakultäten / Institute und die Einwerber/-innen über die frei

werdenden Mittel verfügen können. Hierbei zeigen sich keine signifikanten Muster in Bezug

auf die Ausrichtung und Größe der Hochschulen.

Deutlich wird hierbei, dass die Einwerber/-innen („principal investigator“) nur in einem be-

schränkten Umfang über diese Mittel verfügen können. D.h. in der Problemwahrnehmung

und auch in der Verhandlungsmacht der Institutionen sichern sich die zentralen Bereiche

jeweils den größeren Teil der frei werdenden Mittel. Dies trägt dem erhöhten Aufwand ei-

nerseits und dem strategischen Gestaltungsanspruch andererseits Rechnung.

15. Unabhängig von zugrundeliegenden Verteilungsregelungen ist festzustellen, dass diese

Mittel der (Drittmittel-)Forschung zu Gute kommen: Sei es im Einsatz der Mittel in zentralen

Fonds zur Finanzierung übergeordneter strategischer Aktivitäten oder für den Ausbau und

die Professionalisierung von Forschungsservices, für konkrete Verbesserungen der For-

schungsinfrastruktur oder der generellen Ausstattung durch Anschaffungen bis hin zur Zwi-

schenfinanzierung von wissenschaftlichem Personal.

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser Mittel zeigen sich deutli-

che Wirkungen und Effekte. Der spürbare Zusammenhang zwischen den forschungsstrate-

gischen Aktivitäten und der Ausreichung der Pauschalen hat positive Effekte für die Wett-

bewerbs-, Innovations- und Strategiefähigkeit der Hochschulen. Die Relevanz dieser Mittel

ist daher sowohl für die Leitungsebenen als auch für den Forschungsbereich äußerst hoch.

Dabei ist die Flexibilität des möglichen Mitteleinsatzes in der Bewertung vielfach von noch

größerer Bedeutung als die tatsächliche Höhe.

16. Festzuhalten ist, dass ohne die Mittel der Projektpauschalen des BMBF, der Pro-

grammpauschalen der DFG und der Overheadfinanzierung der EU viele Hochschulen ihre

Drittmitteleinnahmen nicht weiter steigern können. Die Grenzen der weiteren Steigerung

ergeben sich aus den begrenzten Ressourcen und die durch Drittmittelforschung gebunde-

nen Haushaltsmittel. Bei den Hochschulen in den Fallstudien war darüber hinaus überwie-

gend zu beobachten, dass diese die gewonnenen finanziellen Freiheiten verstärkt für Inves-

titionen in Forschungspools, Serviceeinrichtungen und zur Anschubfinanzierung neuer For-

schungsvorhaben oder der Profilbildung verwenden. Damit legen diese Hochschulen den

Grundstein für die Steigerung ihrer Forschungsleistung. Letztlich können die Hochschulen

mit den Overheads strukturelle Veränderungen einleiten, was sonst nicht möglich wäre. Die

Pauschalen sind inzwischen ein wesentliches Standbein der Finanzierung.

Empfehlungen

17. Eine Kompensation der durch die öffentlich finanzierte Drittmittelforschung an den

Hochschulen über die Zuwendung hinausgehenden Aufwände und Kosten ist auf Grund

der vorbeschriebenen Befunde notwendig und dringlich geboten.

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Insbesondere der Auf- und Ausbau der wissenschaftlich-technischen Infrastruktur sowie

deren Instandhaltung und Wartung erfordern Mittel, die weder die Drittmittelfinanzierung

noch die Grundfinanzierung in einem ausreichenden Maße zur Verfügung stellen. Von da-

her sollte weiterhin eine zusätzliche Finanzierung, wie sie derzeit die Projektpauschale des

BMBF sowie die Programmpauschale der DFG bieten, gewährleistet werden.

Wie auch anhand des quantitativen und qualitativen Bedeutungsgewinns der Drittmittelfor-

schung nachvollziehbar ist, haben die Hochschulen nahezu keine Alternativen zur Teilnah-

me am Wettbewerb um Drittmittel, sei es zur Gewinnung von finanziellen Ressourcen oder

aus Gründen der Profilbildung. Das bedeutet auch, dass die Rahmenbedingungen sicher-

stellen müssen, dass sich die Hochschulen Drittmittelforschung langfristig leisten können.

Empfehlung 1: Das BMBF sollte an einer zusätzlichen Finanzierung der Kosten der Dritt-

mittelforschung festhalten und damit langfristig den Handlungsrahmen für Drittmittelfor-

schung an den Hochschulen sicherstellen. Die Kopplung der Overheadpauschale an ein

konkretes Forschungsprojekt gewährleistet darüber hinaus eine zielgerichtete Förderung.

18. Die Pauschalen stellen in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Teilkompensation der

durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten dar. Eine Vielzahl von geförderten Pro-

jekten verursacht in der unmittelbaren Umsetzung Aufwände und Kosten, die z.T. deutlich

über dem Wert von 20% des Fördervolumens liegen. Der steigende Drittmittelanteil am

Gesamtbudget der Hochschulen ist darüber hinaus dafür verantwortlich, dass auf den un-

terschiedlichen Handlungsebenen spezifische Infrastrukturen aufgebaut worden sind und

werden, die wiederum eine kontinuierliche Refinanzierung erfordern. Zu nennen sind hier-

bei z.B. spezifische Verwaltungseinheiten oder Labortechnologien, die ggf. eine interne

oder externe Wartung benötigen und damit mittel- und langfristig laufende Kosten verursa-

chen. Der geförderte Zeitraum, d.h. die Projektlaufzeit, umfasst dabei nur einen Teil der mit

der Forschung einhergehenden Kostenverursachung.

Empfehlung 2: Die Pauschale sollte zumindest in der aktuellen Höhe erhalten werden, da

sie gegenüber den erhobenen Werten der durch die Drittmittelforschung verursachten Kos-

ten lediglich einen unteren Grenzwert beschreibt.

19. Die Stärke der bisherigen Pauschale liegt neben ihrer Kompensationsfunktion vor allem

in der Flexibilität ihrer Verwendung. Zukünftige Finanzierungsmodelle sollten dieses Ele-

ment der Flexibilität, das den Hochschulen weitergehende forschungsstrategische Optionen

eröffnet, in jedem Fall aufgreifen und fortsetzen.

Die Verteilungsmechanismen haben gezeigt, dass die Mittel einem breiten Spektrum von

Aufgaben zugedacht werden, dass stets auf die Stärkung der Forschungs- und Drittmittel-

fähigkeit der Hochschulen abzielt. Die hohe Autonomie in der Mittelverwendung eröffnet

den Akteuren auf den unterschiedlichen Governance-Ebenen die Möglichkeit, Schwerpunk-

te zu setzen, notwendige Zwischenfinanzierungen vorzunehmen oder aber mittelfristige

Perspektiven zu verfolgen.

Empfehlung 3: Die Flexibilität in der Verwendung und die geringen Nachweispflichten soll-

ten als Stärke des Instruments Projektpauschale erhalten werden.

20. Im Sinne einer strategischen Priorisierung der von den Forschenden an den Hochschu-

len konzipierten Forschungsvorhaben und angesichts ihrer Selbstverpflichtung zur For-

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schung sollten die Hochschulen auch zukünftig eigene Mittel zur Flankierung bereitstellen.

Ein Vollkostenmodell in der öffentlich finanzierten Drittmittelforschung wird daher auf mittle-

re Frist hin nicht empfohlen.

Dennoch zeigen die Analysen Optionen für weitergehende Modifikationen auf. Angesichts

der aktuellen Entwicklungen empfehlen wir eine Prüfung

der Anrechenbarkeit der Nutzung von technischen Infrastrukturen in der Projektförde-

rung,

der Berechnungsgrundlage,

der Pauschalenhöhe sowie

von Differenzierungsmöglichkeiten.

Empfehlung 4: Eine Abwägung der Alternativen Pauschale vs. erweiterte Einzel- und Ge-

meinkostennachweise im Rahmen von Teil- oder Vollkostenmodellen fällt zugunsten der

Pauschale aus. Diese sollte grundsätzlich beibehalten, jedoch hinsichtlich spezifischer Dif-

ferenzierungsmöglichkeiten geprüft werden.

21. Drittmittel selbst sind und bleiben essentiell für die Forschungs- und Zukunftsfähigkeit

der Hochschulen. Eine weitergehende Kompensation der durch die Drittmittelforschung

verursachten Kosten sollte folglich nicht die Forschungsbudgets selbst verknappen. D.h.

der Bund sollte seine für die unmittelbare Durchführung der Vorhaben geplanten Budgets

aufrechterhalten, um Hochschulforschung in ihrer Breite und Vielfalt zu unterstützen. Die

Kompensation sollte somit additional erfolgen.

Ein gedeckelter Fördertopf bewirkt bei Gewährung zusätzlicher Overheads ein abgesenktes

Fördervolumen und damit eine niedrigere Bewilligungsquote. Zusätzlicher Zeitaufwand für

erfolglose Antragstellungen steht wiederum in Konkurrenz zu den weiteren hochschul-

ischen Aufgaben im Bereich Forschung und Lehre.

Empfehlung 5: Die Höhe einer Kompensation der Drittmittelkosten sollte nicht in Konkur-

renz zu den Mitteln der Forschungsförderung treten.

Ausblick

22. Die Analyse der öffentlich finanzierten Drittmittelforschung an deutschen Hochschulen

und die Vielzahl der Fachgespräche verdeutlichten darüber hinaus, dass die Hochschulen,

aber auch die Hochschul- und Forschungspolitik sich aktuell und zukünftig mit folgenden

konkreten Finanzierungsprobleme auseinandersetzen müssen:

Stagnation der Grundfinanzierung (ggf. vorhandene Steigerungen gleichen Kostenstei-

gerungen für Personal, technische Infrastruktur und Bewirtschaftung in der Regel nicht

aus): Hierdurch werden die Handlungsspielräume der Hochschulen eingeschränkt. Bei

steigenden Studierendenzahlen und einer steigenden Zahl von Drittmittelprojekten werden

Entscheidungen häufig als Güterabwägung getroffen. Profilbildung findet nicht nur als eine

Konzentration auf strategische Stärken statt, sondern vor allem, um Ressourcen zu bün-

deln und sich verknappende Mittel auf erfolgsträchtige Lehr- und Forschungsbereiche zu

fokussieren. Damit einher gehen Gefahren für die Breite und (Lehr-)Qualität des Leistungs-

angebots, die unter diesen Voraussetzungen nicht aufrecht zu erhalten sein werden.

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Incentivierung der Steigerung der Drittmittelforschung auf allen Handlungsebenen: In

den Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen Ländern und Hochschulen, zwischen den

Hochschulen und ihren Fakultäten / Departments / Fachbereichen sowie zwischen diesen

und einzelnen Lehrstuhlinhabern / -innen werden in aller Regel höhere Drittmitteleinwer-

bungen positiv honoriert. Damit wird ein Wettlauf um zusätzliche Ressourcen für die For-

schung initiiert, die wiederum weitere Ressourcen binden. Dieser Wettlauf ist nicht zu ge-

winnen, wenn nicht weitere Mittel für die Hochschulfinanzierung bereit gestellt werden.

Auseinanderdriften der Hochschullandschaft und ihres Selbstverständnisses: Auf der

einen Seite profilieren sich professionelle Drittmittelakquisiteure mit spezialisierten und leis-

tungsfähigen Infrastrukturen, auf der anderen Seite stehen „Nebenerwerbs“-Drittmittel-

Hochschulen, die in der Beantragung, im Management und in der Schaffung der Rahmen-

bedingungen schnell an ihrer Kapazitäts- und Leistungsgrenzen stoßen.

Verlässlichkeit und Planbarkeit der Finanzierung: Drittmittelerfolge sind nur begrenzt

planbar, die Voraussetzungen für den wissenschaftlichen Mittelbau, Karriereperspektiven

zu entwickeln, sind nur bedingt erfüllt. Angesichts der Preissteigerungen ist ein real sinken-

des Grundbudget zu verzeichnen, sodass eine mittelfristige Budgetplanung für die Hoch-

schulleitungen immer schwieriger wird. Damit steigt tendenziell der Druck, Drittmittel einzu-

werben, ob diese kostendeckend finanziert sind oder nicht.

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2 Studienmotivation und Aufgabenstellung

Die vorliegende Studie bewegt sich in einem Kontext von Fragestel-

lungen, die aktuell von großer forschungs- und hochschulpolitischer

Brisanz sind. Sie stellt einerseits die grundsätzliche Frage, welchen

Beitrag die Hochschulen leisten müssen, um erfolgreich öffentlich

finanzierte Drittmittelforschung durchführen zu können. Andererseits

soll sie die Angemessenheit der bisher gewährten Pauschale des

BMBF bewerten und damit auch die Frage der Angemessenheit des

Finanzierungsanteils des Bundes an den Kosten der Forschung be-

antworten.

2.1 Drittmittelforschung an deutschen Hochschulen und

Finanzierung indirekter Forschungskosten

Die drittmittelfinanzierte Forschung nimmt an deutschen Hochschu-

len einen stetig ansteigenden Stellenwert ein. Ihr Anteil am Ge-

samtbudget der Hochschulen ist allein im Zeitraum von 2000 bis

2012 von 14,9% auf 23,4% gestiegen, der absolute Wert der einge-

worbenen Drittmittel ist in diesen Jahren mit 6,7 Mrd. € (2012) auf

das 2,4-fache angestiegen.3 Aktuelle Analysen und die im Rahmen

des Projekts geführten Fachgespräche zeigen, dass dieser Trend

ungebrochen ist und an Dynamik deutlich zugenommen hat.4

Bezogen auf einzelne Fächergruppen haben sich die Verhältnisse

von Grundmitten und Drittmitteln bereits umgekehrt. Je Professor/-in

in den universitären Ingenieurwissenschaften werden mehr Drittmit-

tel eingeworben (€ 509.630,-) als Mittel für laufende Zwecke zur

Verfügung stehen (€ 432.480,-).5 Drittmittel haben immer weniger

eine ergänzende Funktion in der Budgetausstattung, sondern wer-

den zur wichtigsten Finanzierungsquelle für die Hochschulfor-

schung.

Ein Blick auf ausgewählte Fächergruppen zeigt die Relevanz der

eingeworbenen Drittmittel für die Budgetausstattung. Dabei werden

die Drittmittel pro Professor/-in an den Universitäten den laufenden

Ausgaben gegenübergestellt. Dabei betrachten wir die Relation in

Bezug auf die Gesamtausgaben.

3 Quelle: Statistisches Bundesamt (2012): Fachserie 11, Reihe 4.5 4 Vgl. auch die Darstellung in Kapitel 3 dieses Berichts 5 Statistisches Bundesamt, Hochschulen auf einen Blick, 2013, S. 39ff

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Tabelle 1: Ausgaben von Universitätsprofessor/-innen in Relati-on zu Drittmitteln (2010)

Fächergruppen

Ausgaben je

Professor/-in in

Drittmittel je

Professor/-in in

Drittmittel zu

Ausgaben in

%

Sprach- und Kulturwissen-

schaften 262.330 € 67.820 € 25,9%

Rechts-, Wirtschafts-,

Sozialwissenschaften 279.490 € 73.070 € 26,1%

Mathematik,

Naturwissenschaften 357.520 € 255.170 € 71,4%

Humanmedizin / Gesund-

heitswissenschaften 1.086.070 € 536.550 € 49,4%

Ingenieurwissenschaften 432.480 € 509.630 € 117,8%

Alle Fächergruppen 425.350 € 234.190 € 55,1%

Quelle: Statistisches Bundesamt (2013): Hochschulen auf einen Blick 2013, eigene Berech-nungen Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Zu berücksichtigen ist, dass in den Ausgaben sowohl Kosten von

Forschung und Lehre enthalten sind, sodass im Verhältnis von Dritt-

zu Grundmitteln über alle Fächergruppen hinweg betrachtet, die

Forschungsfinanzierung noch deutlicher durch Drittmittel geprägt ist.

Drittmittel können dabei unterschiedlichen Quellen entspringen. Zu

nennen sind hier insbesondere die öffentliche Forschungsförderung

mit zumeist wettbewerblichen Verfahren, direkte Forschungsaufträ-

ge entweder finanziert durch die öffentliche Hand oder durch Unter-

nehmen sowie Stiftungen. Die Forschungsförderung durch die

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie das Bundesminis-

terium für Bildung und Forschung (BMBF) sind quantitativ und auch

in der qualitativen Bewertung durch die Forscher/-innen sowie die

Hochschulleitungen die bedeutendsten Finanzierungsquellen.

Öffentlich finanzierte Drittmittelprojekte decken im Wesentlichen die

Personalkosten der unmittelbar am Projekt beteiligten Personen

(„Bruttoarbeitgeberkosten“) sowie die unmittelbar durch das Projekt

entstehenden Sachkosten (Kleingeräte, Verbrauchsmaterialien,

Reisen, Veranstaltungen, ggf. Abschreibungen) ab. Auch wenn die

Fördermodalitäten sich je nach Programm und Zuwendungsgeber

im Detail unterscheiden können, sind hiermit die Grundzüge der

Zuwendungspraxis erfasst. Erst in jüngerer Zeit gewähren die DFG

Overhead- und das BMBF Projektpauschalen in Höhe von 20% der

Zuwendungssumme.

Dass die forschenden Hochschulen bei der Durchführung von For-

schungsprojekten zusätzliche Kosten zu tragen haben, ist unstrittig,

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war jedoch angesichts eines eher geringen Umfangs der Drittmittel-

forschung über lange Jahre hinweg kein Thema der forschungspoli-

tischen Agenda. Mit dem Gemeinschaftsrahmen für staatliche Bei-

hilfen für Forschung, Entwicklung und Innovation der Europäischen

Kommission6 wurde jedoch die Notwendigkeit einer Erfassung

„sämtlicher Kosten“ der Forschung im Rahmen der wirtschaftlichen

Tätigkeiten von Forschungseinrichtungen festgeschrieben. Unzu-

lässige Beihilfen an Unternehmen und Quersubventionierungen soll-

ten unterbunden werden. Forschungseinrichtungen und damit auch

die Hochschulen waren verpflichtet, Auftragsforschung mindestens

zu Preisen anzubieten, die „sowohl sämtliche Kosten als auch eine

angemessene Gewinnspanne“ enthielten.7 Damit machte die Euro-

päische Kommission deutlich, dass ein Zuwendungsansatz, der sich

lediglich auf die o.g. Kostenarten im engeren Sinne bezieht, zu kurz

greift. Im 7. Forschungsrahmenprogramm wurden 75% der direkten

Projektkosten gefördert und mit der Gewährung einer „Special

Transition Flat Rate“ in Höhe von 60% der geförderten Projektkos-

ten anerkannt, dass durch die Forschung in den Hochschulen indi-

rekte Kosten entstehen, die bisher nicht geltend gemacht werden

konnten. Im Rahmen von Horizon 2020 erfolgt eine 100% Förde-

rung der direkten Kosten (für alle Non-Profit Organisationen). Indi-

rekte Kosten werden mit einer Pauschale von 25% der direkten Pro-

jektkosten gefördert.

Die Frage, welche direkten und indirekten Kosten durch die For-

schung verursacht werden, d.h. welche Kosten(-arten) im Sinne ei-

ner Voll- oder Teilkostenrechnung einzubeziehen sind, führt zu

grundlegenden definitorischen Fragestellungen:

Welche Kostenpositionen werden durch die Drittmittelforschung

unmittelbar verursacht? D.h. wie weit ist eine Prozesskette zu

knüpfen, die ausgehend vom einzelnen Projekt die durch dieses

verursachten Aufwendungen der Institution Hochschule berück-

sichtigt, die auf den unterschiedlichsten Organisations- und Inf-

rastrukturebenen anfallen können?

Wie ist die Ausstattung des Arbeitsplatzes von Drittmittelfor-

schern/-innen zu berücksichtigen? Dies umfasst sowohl Basis-

komponenten, wie z.B. Büroausstattung inkl. der immobilen An-

teile, als auch informationstechnische Zugänge zu Online-

Medien, Bibliotheken u.a.m..

Mit welchen Anteilen sollen zentrale Verwaltungs- und Service-

einheiten in entsprechende Kostenrechnungen einbezogen wer-

den?

6 Europäische Kommission (2006): Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen für Forschung, Entwicklung und Inno-

vation, Amtsblatt der Europäischen Union C 323, vom 30.12.2006, gültig bis zum 30.06.2014 7 Ebenda, S. 11

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In wie weit lassen sich allgemeine Gemeinkostensätze verwen-

den und wo lassen sich ausschließlich für die Drittmittelfor-

schung bereitgestellte administrative Ressourcen benennen?

Wie kann die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen und

technischen Infrastrukturen für Forschung und Lehre anteilig

exakt erfasst werden?

Sind Infrastruktureinheiten, wie z.B. zentrale Universitätsbiblio-

theken, die auch für Forschungsprojekte Dienstleistungen er-

bringen, kostenseitig zu berücksichtigen?

Ausgehend vom bewilligten Drittmittelprojekt sind drei Phasen der

Forschung zu betrachten (siehe hierzu ausführlich Kapitel 5):

Eine Vorlaufphase, die alle Aktivitäten im Rahmen der Akquisiti-

on sowie ggf. erforderliche Vorab-Investitionen in die technische

und sachliche Infrastruktur umfasst. Diese werden wiederum

z.T. von den Zuwendungsgebern als Voraussetzung für eine

Bewilligung gefordert.

Eine Durchführungsphase, in der die eigentliche Forschungslei-

stung unter Inanspruchnahme der sächlichen und personellen

Infrastruktur der Hochschule erbracht wird.

Eine Nachlaufphase, in der Daten und Dokumente für einen

über die Projektlaufzeit hinausgehenden Zeitraum archiviert und

der zukünftigen Forschung bereit gestellt werden sollen, weitere

Publikationen erstellt oder Aufgaben des Wissens- und Techno-

logietransfers übernommen werden.

Vor- und Nachlaufphase sind in den gängigen Förderbedingungen

nicht refinanzierbar und müssen aus Grundmitteln erbracht werden.

Aber auch in der Durchführungsphase entstehen Kosten, die übli-

cherweise nicht abgerechnet werden können. Zu nennen sind hier

z.B. die Nutzung von Gebäuden und Räumen inkl. fachspezifischer

technischer Infrastruktur, die Nutzung von informationstechnischen

Geräten und der PC-Ausstattung, Dienstleistungen der Verwaltung

für die Erstellung von Zeitverträgen des Drittmittelpersonals, von

Rechtsabteilungen zur Vertragsprüfung oder der Klärung schutz-

rechtlicher Fragestellungen u.a.m..

Mit dieser exemplarischen Aufzählung wird deutlich, dass sich die

Hochschulen in einem Handlungsdilemma befinden: Drittmittelfinan-

zierte Forschung erhält gegenüber der grundfinanzierten Forschung

einen stetig steigenden Stellenwert. Sie bildet die Grundlage der

Forschungsleistung an sich und ist darüber hinaus notwendig, um

sich strategisch zu positionieren und die Attraktivität der eigenen In-

stitution gegenüber renommiertem Forschungspersonal und Studie-

renden zu steigern. Gleichzeitig werden durch diese Projekte höhe-

re direkte und indirekte Kosten verursacht als durch die unmittelbare

Zuwendung abgedeckt werden können. Damit tritt Drittmittelfor-

schung auf der institutionellen Ebene in Konkurrenz um die verfüg-

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baren Ressourcen und zu den übrigen Aufgaben der Hochschulen

in der Lehre, der Qualifizierung wissenschaftlichen Personals, der

grundfinanzierten Forschung und des Wissens- und Technologie-

transfers. Folglich führt Drittmittelforschung tendenziell nicht zu ei-

ner Ressourcenvermehrung, sondern zu einer Ressourcenverknap-

pung.8

2.2 Untersuchungsauftrag

Vor diesem Hintergrund wurde ein Konsortium bestehend aus der

Prognos AG, der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie

JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH mit der

„Wissenschaftlichen Untersuchung und Analyse der Einführung von

Projektpauschalen in die BMBF-Forschungsförderung auf die Hoch-

schulen in Deutschland“ beauftragt: Wesentliche Elemente des Auf-

trags waren:

Eine Status quo-Darstellung der Vielfältigkeit der deutschen

Hochschullandschaft sowie differenzierte Analysen zur gegen-

wärtigen Finanzierungs- und Wettbewerbssituation der Univer-

sitäten und Fachhochschulen in Deutschland, wobei der Be-

reich der medizinischen Einrichtungen aus der Betrachtung

ausgeklammert wurde;9

eine internationale Vergleichsuntersuchung hinsichtlich der Er-

fahrungen ausgewählter Länder beim Umstieg auf Vollkosten-

rechnung und deren unterschiedliche Handhabung der Over-

head-Finanzierung;

eine Analyse zur Bewertung der Rahmenbedingungen der

Drittmittelforschung in Deutschland, welche den Schwerpunkt

auf eine differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Ko-

stenarten öffentlich finanzierter Drittmittelprojekte legt und die

Entwicklungen in Deutschland während der letzten Jahre nach-

zeichnet;

eine Analyse der Prozesse der Verteilung und der Nutzung der

im Rahmen der direkten Projektförderung vom BMBF gewähr-

ten Projektpauschalen;

eine Analyse der Auswirkungen der Gewährung von BMBF-

Projektpauschalen und anderer Formen der Overhead-Finan-

zierung auf die Kosten-Leistungsrechnung an den Hochschu-

len;

8 Dieser Mechanismus wird weiter unten in Kapitel 5 im Detail beschrieben. 9 In der Hochschulmedizin sind nicht nur die beiden Aspekte der Forschung und Lehre in Kostenanalysen zu berücksich-

tigen, sondern auch die Tatsache, dass Patienten/-innen in den Universitätsklinika behandelt und versorgt werden. Für

diese erfolgt wiederum eine Vergütung, die einen weiteren Zahlungsstrom durch einen externen Finanzier umfasst, der

im Portfolio der Drittmittelforschung üblicherweise nicht auftaucht. Aus Sicht der Autoren/-innen wäre folglich ein eigenes

Erhebungs- und Analyseinstrumentarium zu entwickeln, das dieser Komplexität von Aufgaben und Leistungen einerseits

sowie der Finanzierung andererseits ausreichend Rechnung trägt.

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eine Analyse der Wirkungen der zusätzlichen Mittel aus den

BMBF-Projektpauschalen auf andere Finanzierungsquellen an

den Hochschulen;

eine Analyse zur Überprüfung der direkten und indirekten Aus-

wirkungen der BMBF-Projektpauschalen auf die Wettbewerbs-,

Strategie- und Innovationsfähigkeit der staatlichen Hochschulen

am Standort Deutschland;

eine zusammenfassende Bewertung der Befunde sowie die Ab-

leitung von Handlungsempfehlungen.

In diesem Bericht werden die Ergebnisse dokumentiert. Wir bedan-

ken uns insbesondere bei den Hochschulen, die in unterschiedlicher

Intensität an den einzelnen Befragungen teilgenommen haben, für

ihre Auskunftsbereitschaft und ihre Offenheit in der Diskussion ein-

zelner Sachverhalte.

2.3 Methodisches Konzept der Studie

Bezogen auf die folgenden Kernfragestellungen wurde ein Untersu-

chungsdesign entwickelt, das ermöglichte, diese im Projektverlauf

sukzessiv abzuarbeiten:

Abbildung 1: Kernfragestellungen der Untersuchung

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Wie hoch sind die tatsächlichen indirekten Ausgaben bei der BMBF-Projektförderung?

Wie ermittelt die Hochschule die Höhe dieser indirekten Ausgaben?

Wie hoch ist die Entlastung durch die bisher gewährten Pauschalen?

Wer erhält in der Regel die Projektpauschalen? Wie sind die Mittel verteilt?

Wofür werden die Projektpauschalen eingesetzt?

Lassen sich Schwerpunkte im Einsatz der Mittel erkennen?

Welchen Stellenwert haben die Projektpauschalen auf die Vollkostenfinanzierung?

WelcheAuswirkungen hätte die Ausweitung der Pauschalen auf die KLR?

Wie kann der Einstieg in die KLR über die Pauschalen begünstigt werden?

Welche Auswirkungen haben die Pauschalen auf die Grundausstattung?

Wie wirken die Pauschalen in den unterschiedlichen Hochschulkontexten?

WelcheAuswirkungen haben die Pauschalen auf die private Drittmittelfinanzierung?

Welche Auswirkungen haben die zusätzlichen Mittel auf Forscher und Hochschule?

Welche Freiräume zeigen sich? Wird die Innovationsfähigkeit gestärkt?

Welche Effekte zeigen sich bei der Strategieentwicklung der Hochschulen?

Welche Rahmenbedingungen und Unterschiede sind im internationalen Kontext relevant?

Was ist der internationale Erfahrungsstand zum Umstieg auf die Vollkostenrechnung?

Welche Erfahrungen konnten mitetwaigen Übergangsregelungen gewonnen werden?

Welche Schlüsse zur Nutzungspraxis der Projektpauschalen und ihrer Wirkungen können

in der Zusammenschau gezogen werden?

Gibt es sinnvolle Ansätze für eine Differenzierung der Höhe der Pauschalen?

WelcheAuswirkungen sind bei einer Ausweitung der Pauschalen zur erwarten?

Status quo-Analyse

Prozessanalyse

Wirkungsanalyse:Vollkostenfinanzierung

Wirkungsanalyse:Finanzierungsströme

Wirkungsanalyse:Innovation & Strategie

Internationaler

Vergleich

Bewertung

Ausblick

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17

Die Erschließung relevanter Fragestellungen ist ein Ergebnis aus

dem Dialog mit Expert/-innen, empirischer Verfügbarkeit von Daten

und intensiven Diskussionen im Projektteam. Diese können als Leit-

faden betrachtet werden, an welchem sich der Projektverlauf inklu-

sive der Wahl diverser Methoden und Zugängen sowie der Ab-

schlussbericht orientieren.

Die Beantwortung der leitenden Untersuchungsfragen erfolgt in den

folgenden Ergebniskapiteln. Die Fragen nach der aktuellen Höhe

der durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten werden ins-

besondere in Kapitel 6 aufgegriffen, die Verteilung und Nutzung der

Pauschalen wird in Kapitel 7 thematisiert. Ergebnisse zur Wirkung

der Projektpauschalen finden sich in Kapitel 8. Die Darstellung der

Ergebnisse zu Erfahrungswerten mit Pauschalen sowie Vollkosten-

ansätzen aus dem Ausland werden in Kapitel 4 dargelegt, eine er-

gänzende Darstellung der ausgewählten Vergleichsländer findet

sich zudem im Anhang der Studie (vgl. Kapitel 11). Die aufgeworfe-

nen Fragen zur Bewertung und den Perspektiven in Bezug auf den

Ansatz der Projektpauschalen werden in den Kapiteln 9 und 10 auf-

gegriffen, zusammenführend diskutiert und Handlungsempfehlun-

gen abgeleitet. Im 3. Kapitel geben wir einen Überblick über die

Hochschullandschaft, im 5. über das oben erwähnte Phasenmodell

der Forschung.

In der nachstehenden Darstellung sind die einzelnen Module der

Untersuchung chronologisch angeordnet, wobei als erster Schritt

die Hypothesenbildung hinzukommt.

Abbildung 2: Aufbau der Untersuchung

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

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18

Die Abbildung verdeutlicht, dass unterschiedliche Ebenen in die Un-

tersuchung und Analyse der Auswirkungen der Einführung von Pro-

jektpauschalen im Rahmen der direkten Projektförderung aus den

Fachprogrammen des BMBF mit einbezogen wurden. Um dieser

Vielfalt gerecht zu werden, wurde im Studiendesign eine Vielzahl

von Ansätzen kombiniert. Hierzu zählen qualitative und quantitative

Feldzugänge für die Erhebung von Primärinformationen, breit ange-

legte Sekundäranalysen vorhandener Datenbestände, Reflexions-

schleifen mit dem Auftraggeber und einzelnen Stakeholdern sowie

die Einbindung internationaler Expertisen.

Diese ergänzen sich gegenseitig und tragen zu einem umfassenden

Verständnis des Untersuchungsgegenstands bei.

Abbildung 3: Methodisches Konzept der Studie

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die inhaltlich eng miteinander verzahnten methodischen Ansätze

werden nachfolgend kurz skizziert.

Desk Research / Analyse von Sekundärdaten

Mit Literaturanalysen, Datenbankrecherchen sowie der Aufbereitung

und Auswertung von Sekundärdaten haben wir eine belastbare Ba-

sis für die Untersuchung geschaffen. Gegenstand der Desk Re-

search bzw. sekundärstatistischen Analysen waren vorrangig die

folgenden Untersuchungsschritte:

3. Standardisierte Befragung: Hochschulen mit BMBF-Forschungsförderung

1. Desk Research / Analyse von Sekundärdaten

6. Internationaler Vergleich / internationale Netzwerke

4. Fachgespräche mit relevanten Stakeholdern und internationalen Experten/-innen

2. Fallstudienprogramm mit relevanten Akteuren in den Hochschulen

5. Reflexionsworkshops mit Hochschulvertretern/-innen

Methodisches

Konzept

1

3

7

4

5

2

7. Einzelerhebungen an ausgewählten Hochschulen zur Ermittlung der indirekten Kosten

6

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19

Aufarbeitung des aktuellen Forschungs- und Diskussionsstan-

des zu den Themen Drittmittelforschung und Overheadfinanzie-

rung auf der Grundlage einer klassischen Literaturanalyse;

Auswertung der aktuellen Projektstatistik, d.h. des Auszugs der

PROFI-Datenbank zu Hochschulen, welche seit dem Haushalts-

jahr 2011 in der Beantragung von Mitteln der BMBF-

Forschungsförderung erfolgreich waren und folglich Projektpau-

schalen erhalten haben;

Recherche und Auswertung hochschul(finanz)statistischer

Kennzahlen zur Systematisierung der Grundgesamtheit und

Auswahl des Fallstudiensamples (z.B. regionale Zuordnung,

Hochschultyp, Größe, Drittmittelerfolg, Profil, haushaltsrechtliche

Rahmenbedingungen etc.);

international ausgerichtete Literatur- und Datenbankrecherche

zu Umsetzungserfahrungen anderer Länder hinsichtlich des

Umstiegs der Hochschulen auf Vollkostenrechnung und der Ab-

geltung von Overheads.

Fallstudienprogramm mit relevanten Akteuren in den Hoch-

schulen

Ein empirisches Kernelement der Studie war das Fallstudienpro-

gramm mit den relevanten Akteuren der Hochschulen, die Erfahrung

im Umgang mit den BMBF-Projektpauschalen haben. Diese Fallstu-

dien wurden überwiegend als ganztägige Vor-Ort Besuche in den

ausgewählten Hochschulen durchgeführt. Zielgruppen der Einzel-

und Gruppeninterviews waren

Hochschulleitung: Verantwortliche für den Bereich Forschung

und Entwicklung (Vizepräsidenten/-innen bzw. Prorektoren/-in-

nen),

Verwaltungsleitung: Verantwortliche für Verwaltungs- und Fi-

nanzierungsfragen (Kanzler/-innen), ggf. unter Einbezug von Fi-

nanzbuchhaltung und Controlling (operatives Personal), sowie

Wissenschaft: drittmittelstarke Wissenschaftler/-innen in leiten-

der Funktion aus unterschiedlichen Fachbereichen.

Insbesondere mit Blick auf das Erfordernis von praxisbezogenen

Detailkenntnissen der hochschulischen Rechnungslegung wurden

für die Durchführung der Fallstudien „gemischte Teams“ gebildet,

d.h. es war jeweils mindestens ein/-e Vertreter/-in der KMPG sowie

entsprechend mindestens ein Mitglied des Projektteams von Pro-

gnos bzw. Joanneum Research beteiligt.

Im Frühjahr / Sommer 2014 wurden die administrativen Leitungen

der Hochschulen ein zweites Mal befragt. Ziel war es, die vorläufi-

gen Befunde zu diskutieren und ein erstes Feedback zu den

Schlussfolgerungen zu erhalten.

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20

Standardisierte (Online-)Befragung an den deutschen Hoch-

schulen

Mit dem Ziel, Informationen zu den Rahmenbedingungen der Dritt-

mittelforschung allgemein und den Auswirkungen der Einführung

der BMBF-Projektpauschalen in der Breite erheben zu können, ha-

ben wir eine standardisierte Befragung unter allen Hochschulen in

Deutschland durchgeführt, die wiederum in der Forschungsförde-

rung des BMBF seit dem Jahr 2011 Bewilligungen erhalten haben.

In Analogie zum Fallstudienprogramm haben wir im Rahmen dieser

als Online-Befragung organisierten Erhebung ebenfalls die drei

Zielgruppen Hochschulleitung, Verwaltungsleitung und drittmittel-

starke Wissenschaftler/-innen – genauer gesagt Projektleiter/-innen

von BMBF-Vorhaben – berücksichtigt und jeweils zielgruppenspezi-

fische Erhebungsinstrumente eingesetzt. Folglich war die Online-

Befragung als Vollerhebung der genannten drei Zielgruppen konzi-

piert.

Fachgespräche mit relevanten Stakeholdern und internationa-

len Experten/-innen

Die Ergebnisse der Fallstudien und der Befragung wurden zur Vali-

dierung mit ausgewählten Experten/-innen vertiefend diskutiert. Die

Einbindung externer Expertise aus dem Kreis von Fachleuten und

Stakeholdern erfolgte auf folgenden Ebenen:

Zum einen wurden zur Einordnung und Diskussion der empiri-

schen Befunde sowie zur Abbildung des gegenwärtigen Diskus-

sionsstands zum Thema Fachgespräche mit relevanten

Stakeholdern und Fachexperten/-innen geführt. Hierzu zählten

Vertreter/-innen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG),

der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), des Wissenschaftsrates

(WR) sowie des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft.

Zum anderen wurden im Rahmen des internationalen Vergleichs

gezielt Fachgespräche mit ausgewählten Experten/-innen oder

Sachverständigen vereinbart und geführt.

Einzelerhebungen an ausgewählten Hochschulen zur Ermitt-

lung der konkret anfallenden Kosten

Zur Ermittlung der tatsächlichen, in konkreten BMBF-geförderten

Forschungsprojekten anfallenden Kosten, wurden in einem syste-

matisch ausgewählten Sample von Hochschulen (sowie außeruni-

versitären Forschungseinrichtungen als Vergleichsgruppe) Kosten-

analysen durchgeführt. Der konkrete inhaltliche Aufbau und das me-

thodische Vorgehen dieses Analyseschrittes werden ausführlich in

Kapitel 6 dargestellt.

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21

Reflexionsworkshops mit Hochschulvertretern/-innen

Die vorliegenden Befunde wurden in zwei Workshops mit ausge-

wählten Vertretern/-innen aus den Hochschulen diskutiert und re-

flektiert. Die Veranstaltungen in Frankfurt / Main und Berlin dienten

dem Ergebnistransfer und einer Absicherung der Schlussfolgerun-

gen, die aus den empirischen Befunden gezogen wurden.

2.4 Grunddaten der Empirie

Die folgenden Grunddaten geben einen Überblick über die

projektpauschalenbezogene Förderstruktur sowie die spezifischen

Datengrundlagen des durchgeführten Fallstudienprogramms, der

Online-Befragungen sowie des internationalen Vergleichs.

Umfang und Verteilung der BMBF-Projektpauschalen über die

Hochschulen -Auswertung der Projektstatistik (PROFI-Daten)

Als ein grundlegender Untersuchungsschritt wurde zu Projektbeginn

eine Basisauswertung der Projektstatistik durchgeführt. Bei dieser

Projektstatistik handelt es sich um einen Auszug aus der PROFI-

Datenbank, welche dem Projektteam vom Auftraggeber im Juli 2012

erstmals zur Verfügung gestellt und darauffolgend mehrfach aktuali-

siert wurde. Der vorliegende Bericht bildet den Stand vom

25.06.2014 ab. Der Datensatz, welcher Einzelhochschulen aus-

weist, enthält Informationen zur Anzahl bewilligter BMBF-Vorhaben,

der Höhe der BMBF-Bewilligungen und gewährten Projektpauscha-

len je Hochschule sowie deren Festlegung aktuell und für die kom-

menden Jahre der jeweiligen Projektlaufzeiten. Damit gehen auch

noch nicht ausgezahlte Mittel in die Berechnung ein.

Die Analyse dieser Förderdaten strukturierte die Auswahl der Hoch-

schulen für das Fallstudienprogramm. So konnten auf dieser Basis

erste differenzierte Betrachtungen der Verteilung der BMBF-

Fördermittel und der gewährten Projektpauschalen nach Bundes-

land, Hochschultyp, Umfang etc. vorgenommen werden.

Einen ersten Überblick zur absoluten Verteilung der BMBF-Projekt-

pauschalen zeigt Abbildung 4. In diesem Säulendiagramm ist die

Summe der BMBF-Projektpauschale(n), die mit den Bewilligungen

vergeben wurden, je Hochschule bzw. Hochschuleinrichtung seit

Einführung des Instruments in 2011 aufgeführt. Die Abbildung re-

flektiert somit auch den Erfolg der jeweiligen Hochschulen bei der

Einwerbung von Mitteln der BMBF-Forschungsförderung und ver-

deutlicht, dass sich das Gros der bewilligten Drittmittel bzw. der ge-

währten Mittel der BMBF-Projektpauschale auf eine vergleichsweise

kleine Anzahl an Hochschulen konzentriert. Bei der Auswahl der

Fallstudien wurden diese Verteilung und die damit zusammenhän-

genden unterschiedlichen Rahmenbedingungen bzw.

Handlungsrationalitäten berücksichtigt.

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22

Abbildung 4: Empfänger der BMBF-Projektpauschale nach Höhe der Gesamtbewilligungen (akkumulierter Gesamtbe-trag seit 2011)

Quelle: PROFI-Datenbank (Stand: 25.06.2014), eigene Berechnung und Darstellung Pro-gnos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Abbildung verdeutlicht die Heterogenität der deutschen Hoch-

schullandschaft, in der 10% der Hochschulen als ausgesprochen

drittmittelstark – in Bezug auf die Forschungsförderung des BMBF –

einzuschätzen sind. Diesen Hochschulen wurden im Betrachtungs-

zeitraum durchschnittlich 12,7 Mio. € an Pauschalen zugesagt, wo-

bei auch zukünftige Auszahlungszeitpunkte mit berücksichtigt sind.

Weitere 15% der Hochschulen erzielten Projektbewilligungen, die im

Mittel mit Pauschalen in Höhe von 4 Mio. € verknüpft waren. Das

folgende Viertel der Hochschulen konnte BMBF-geförderte Vorha-

ben mit Pauschalen im Umfang von durchschnittlich 677 Tsd. € ak-

quirieren. Die drittmittelschwächere Hälfte der Hochschulen hat seit

Einführung der Pauschalen in 2011, inklusive der im Juni 2014 vor-

liegenden Festlegungen bis 2018, insgesamt einen Maximalwert

von 371 Tsd. € erzielt. D.h. der unmittelbare finanzielle Impuls ist

bei der Hälfte der durch das BMBF geförderten Hochschulen ver-

gleichsweise schwach.

0

2.000.000

4.000.000

6.000.000

8.000.000

10.000.000

12.000.000

14.000.000

16.000.000

18.000.000

20.000.000

22.000.000

24.000.000

25% der Bezieher erhielten > 1,56 Mio. € PP.

10% der Bezieher erhielten > 7,2 Mio. € PP.

50% der Bezieher erhielten > 371 Tsd. € PP.

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23

Im Hinblick auf die regionale Verteilung der Bewilligungen der

BMBF-Projektpauschalen ist festzustellen, dass diese mit 81%

überwiegend auf Hochschulen im westlichen Bundesgebiet entfal-

len, wobei hier ferner eine Konzentration auf die Hochschulen ins-

besondere in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern

und Berlin deutlich wird. Im östlichen Bundesgebiet führen die

Hochschulen in Sachsen und Thüringen die Liste der Gesamtbewil-

ligungen an.

Abbildung 5: Regionale Verteilung der Gesamtbewilligungen der BMBF-Projektpauschale nach Bundesländern

Quelle: PROFI-Datenbank (Stand: 25.06.2014), eigene Berechnung und Darstellung Pro-gnos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die nachfolgende Abbildung zeigt die 15 Hochschulen mit den

höchsten Volumina an eingeworbenen BMBF-Vorhaben und damit

auch mit den höchsten Zuweisungen der BMBF-Projektpauschale,

deren Summe in der Darstellung beziffert ist. Dabei belegt die TU

München mit rund 22,3 Mio. € Projektpauschalen die Spitzenpositi-

on bei den Gesamtbewilligungen, dicht gefolgt von der TU Dresden

(21,2 Mio. €), der RWTH Aachen (21,1 Mio. €) und der Universität

Bonn (18,3 Mio. €). In der Projektlaufzeit konnte im Laufe eines Jah-

6.480.728 €

8.237.557 €

12.864.766 €

13.088.215 €

13.561.264 €

14.826.773 €

16.258.528 €

25.541.350 €

25.731.282 €

37.235.277 €

39.291.670 €

49.735.070 €

52.897.579 €

77.344.768 €

89.806.049 €

123.845.384 €

Saarland

Bremen

Brandenburg

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Rheinland-Pfalz

Mecklenburg-Vorpommern

Thüringen

Hamburg

Hessen

Niedersachsen

Sachsen

Berlin

Bayern

Baden-Württemberg

Nordrhein-Westfalen

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24

res eine leichte Steigerung der Konzentration um rund 2% der

Drittmittelzuweisungen auf die 15 drittmittelstärksten Hochschulen

beobachtet werden. In der Spitzengruppe scheint die Mobilität je-

doch stark ausgeprägt zu sein – die relative Positionierung von Uni-

versitäten hat sich in dem kurzen Betrachtungszeitraum stark ver-

ändert. Dies spricht dafür, dass die Bewilligungshöhe stark an ziel-

gerichtete Anstrengungen und projektbezogene Anforderungen ge-

knüpft ist. Bezüglich der Grundgesamtheit lässt sich auch auf der

Hochschulebene eine starke Dynamik feststellen. Diese zeichnet

sich u.a. darin ab, dass die Anzahl an Hochschulen, die über 10

Mio. Euro Gesamtbewilligungen verzeichnen, innerhalb eines Jah-

res von 12 auf 20 gestiegen ist. Das Drittmittelvolumen dieser

Hochschulen entspricht 48% des Gesamtvolumens.

Abbildung 6: Die 15 Hochschulen mit den höchsten Gesamtbewil-ligungen und Auszahlungen der BMBF-Projektpauschale

Quelle: PROFI-Datenbank (Stand: 25.06.2014), eigene Berechnung und Darstellung Pro-gnos / KPMG / Joanneum Research 2014

10.951.388 €

11.406.099 €

12.227.162 €

13.494.998 €

13.999.820 €

14.131.552 €

14.797.208 €

15.722.357 €

16.117.507 €

16.784.888 €

17.032.012 €

18.268.449 €

21.065.645 €

21.212.311 €

22.264.585 €

0 10.000.000 20.000.000

Universität zu Köln

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ludwig-Maximilians-Universität München

Universität Leipzig

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Universität Hamburg

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Technische Universität Berlin

Charité - Universitätsmedizin Berlin

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Technische Universität Dresden

Technische Universität München

16,5%

29,2%

39,5%

Anteil an Gesamtbewilligungen

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25

Fallstudienprogramm

Das Fallstudienprogramm erfolgte in zwei Durchführungsphasen.

Nach Konzeption der Gesprächsleitfäden für die drei anvisierten

Zielgruppen Hochschulleitung, Verwaltungsleitung und drittmittel-

starke Wissenschaftler/-innen wurden im Rahmen einer Explorati-

onsphase zunächst entsprechende Vertreter/-innen von insgesamt

neun Hochschulen befragt. Dieser erste Untersuchungsschritt dien-

te der Schärfung der jeweiligen zielgruppenspezifischen Erhebungs-

instrumente sowie der Identifikation von relevanten Themen und

Schwerpunkten der Befragung. Mit dem Ziel, ein möglichst breites

Spektrum der Erfahrungen im Bereich der Drittmittelforschung all-

gemein sowie im Umgang und der Verwendung der BMBF-Projekt-

pauschalen im Besonderen abzubilden, wurde eine Auswahl mög-

lichst heterogener Hochschulen vorgenommen. Als Auswahlkriterien

wurden u.a. Merkmale wie Hochschultyp und -größe, Standort,

Drittmittelquote, Höhe der Zuwendungen des BMBF, fachliche Aus-

richtung sowie schließlich die grundsätzliche Bereitschaft der Hoch-

schulen zur Teilnahme am Fallstudienprogramm zugrundegelegt.

Abbildung 7: Übersicht des Fallstudienprogramms

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Nach Abschluss und Auswertung dieser ersten explorativen Feld-

phase wurde die Fallstudienauswahl erweitert. Bei der Auswahl und

Ansprache der Hochschulen wurden vorrangig die folgenden zwei

Zielstellungen verfolgt:

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26

Ein Teil des Samples sollte Hochschulen umfassen, die im

Wettbewerb um BMBF-Forschungsmittel besonders erfolgreich

waren bzw. sind und welchen somit ein breiter Erfahrungsschatz

in der Nutzungspraxis der Projektpauschalen unterstellt werden

kann.

Darüber hinaus sollte – ähnlich dem Vorgehen bei der Vorberei-

tung der Explorationsphase – über die Auswahl z.T. recht unter-

schiedlicher Hochschulen eine möglichst große Bandbreite der

deutschen Hochschullandschaft abgebildet werden.

Folglich setzt sich das Fallstudienprogramm aus drei Auswahlgrup-

pen zusammen, die projektintern auch als Explorations-Sample,

„Aktiven-Sample“ sowie „Bandbreiten-Sample“ bezeichnet werden

(siehe Abbildung 7). In der Summe wurden 40 Hochschulen ange-

sprochen und Fallstudien an 26 Hochschulen durchgeführt. In den

vor Ort durchgeführten Fallstudien konnten meist Gespräche mit

Vertretern/-innen aller drei fokussierten Zielgruppen durchgeführt

werden, womit über 120 relevante Akteure aus der Hochschulland-

schaft zu Wort gekommen sind.10 Eine Übersicht der im Fallstudi-

enprogramm berücksichtigten Hochschulen sowie ausgewählte

Kennzahlen zu deren Charakterisierung liefert Tabelle 2 (auf S. 27).

Vor dem Hintergrund des übergeordneten Ziels, die Passgenauig-

keit und Bedeutung des Instruments der BMBF-Projektpauschalen

für die Hochschulen in Deutschland zu analysieren und somit Hin-

weise für eine zielführende weitere Gestaltung der Forschungsför-

derung zu erhalten, wurden im Rahmen der Gespräche mit den un-

terschiedlichen Hochschulvertretern/-innen insbesondere drei Wir-

kungsdimensionen erörtert:

Das Wechselspiel von Kostenerfassung und Kostenerstattung

im Kontext unterschiedlicher Kostenrechnungssysteme sowie

die Relevanz und Angemessenheit von entsprechenden zusätz-

lichen pauschalen Vergütungen,

ihr Einfluss auf die Finanzierungsströme innerhalb der Hoch-

schule sowie

die Relevanz für die Wettbewerbs-, Innovations- und Strategie-

fähigkeit der Hochschulen.

Darüber hinaus wurden in einer breiteren Untersuchungsperspekti-

ve Aspekte diskutiert wie z.B. die strategische Bedeutung der For-

schung für die Hochschulen, die Relevanz unterschiedlicher Dritt-

mittelgeber für die Forschungsfinanzierung, Auswirkungen der zu-

10 Die Fallstudien an den Hochschulen wurden vor Ort durchgeführt. Konnten im Einzelfall nicht alle Zielgruppen auf den

vor-Ort-Termin gelegt werden, so wurden diese im Nachgang telefonisch angesprochen. Dies betraf vornehmlich die In-

terviews mit Wissenschaftler/-innen.

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27

nehmenden Drittmittelfinanzierung sowie Rahmenbedingungen

durch die von den Ländern getragene Hochschulfinanzierung.

Tabelle 2: Ausgewählte Kennzahlen der Hochschulen des Fall-studienprogramms (sortiert nach Hochschultyp und -größe)

Name der Hochschule Bundesland Hoch-

schul-

typ

Anzahl

Studie-

rende

Dritt-

mittel-

quo-

te**

Lfd.

Grund-

mittel je

Profes-

sor/-in,

in Tsd.

Euro

Drittmittel

je Profes-

sor/-in, in

Tsd. Euro

LMU München* Bayern Uni 46.160 26% 527 219

Goethe-Universität Frank-furt*

Hessen Uni 42.310 23% 567 187

Universität Duisburg-Essen Nordrhein-Westfalen Uni 39.369 22% 593 184

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Nordrhein-Westfalen Uni 30.367 22% 713 230

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg*

Baden-Württemberg Uni 29.800 35% 530 349

Universität Leipzig Sachsen Uni 26.270 22% 476 139

Georg-August-Universität Göttingen*

Niedersachsen Uni 25.538 25% 507 225

Leibniz Universität Hanno-ver*

Niedersachsen Uni 22.400 24% 772 262

Universität Potsdam Brandenburg Uni 21.038 25% 479 162

Friedrich-Schiller-Universität Jena*

Thüringen Uni 19.707 26% 474 168

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Sachsen-Anhalt Uni 19.634 18% 491 116

Universität Rostock Mecklenburg-Vorpommern

Uni 14.982 24% 571 199

Universität Trier* Rheinland-Pfalz Uni 14.962 14% 473 82

Universität Mannheim Baden-Württemberg Uni 11.882 19% 427 111

Universität zu Lübeck Schleswig-Holstein Uni 3.345 27% 900 340

RWTH Aachen* Nordrhein-Westfalen TU 37.959 41% 943 737

TU Berlin Berlin TU 30.897 38% 614 397

TU Darmstadt Hessen TU 24.126 38% 651 428

Karlsruher Institut für Tech-nologie (KIT)

Baden-Württemberg TU 23.471 44% 585 543

TU Ilmenau Thüringen TU 6.909 28% 686 275

BTU Cottbus Brandenburg TU 6.844 24% 501 161

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28

Name der Hochschule Bundesland Hoch-

schul-

typ

Anzahl

Studie-

rende

Dritt-

mittel-

quo-

te**

Lfd.

Grund-

mittel je

Profes-

sor/-in,

in Tsd.

Euro

Drittmittel

je Profes-

sor/-in, in

Tsd. Euro

Fachhochschule Köln Nordrhein-Westfalen FH 21.025 11% 254 34

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg*

Hamburg FH 14.928 7% 175 15

Hochschule Osnabrück Niedersachsen FH 11.418 6% 163 16

Hochschule Mittweida Sachsen FH 6.053 13% 202 33

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)

Brandenburg FH 2.033 24% 193 64

* Bestandteil des Explorationssample * * Eigene Berechnung (Anteil der Drittmittel an Ausgaben der Hochschulen, ohne Investitionsausgaben)

Quelle: Statistisches Bundesamt, aktuelle Zahlen der Fachserie 11, Reihen 4.1 und 4.3.2 (Einzelhochschulen), eigene Darstellung Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Online-Befragung

Die schriftliche Befragung der Hochschulvertreter/-innen war als

Vollerhebung angelegt und richtete sich folglich an alle Universitä-

ten und Fachhochschulen in Deutschland. Innerhalb der Hochschu-

len wurden neben der Leitungsebene ebenfalls die Verwaltungslei-

tung sowie Wissenschaftler/-innen (Projektleiter/-innen von BMBF-

Forschungsvorhaben) mit unterschiedlichen Fragenkomplexen an-

gesprochen. Die Einladung zur Teilnahme an der Online-Befragung

erfolgte im Fall der Vertreter/-innen der Hochschul- und Verwal-

tungsleitungen zunächst postalisch mittels eines Ankündigungs-

schreibens, des Weiteren wurden alle Personen der drei Zielgrup-

pen per E-Mail mit einem entsprechendem Link zur eigens einge-

richteten Befragungsplattform um Teilnahme an der Befragung ge-

beten. Im Rahmen der Befragung der Hochschul- und Verwaltungs-

leitungen wurden insgesamt 226 bzw. 227 Personen angeschrie-

ben. Mit der Befragung der Wissenschaftler/-innen wurden insge-

samt 6.344 Personen adressiert.

Die Befragung startete Anfang Mai 2013 und wurde Mitte Juni 2013

geschlossen. Zwischenzeitlich wurden zu zwei Zeitpunkten

„Reminder“ elektronisch verschickt, um die Beteiligungs- bzw. Rück-

laufquote zu erhöhen. Die folgende Tabelle liefert einen Überblick

zum erzielten Rücklauf bei den einzelnen Zielgruppen.

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29

Tabelle 3: Rücklauf der Online-Befragungen

Online-Befragung Anzahl der adres-

sierten Personen

Anzahl der auswert-

baren Antworten

(Netto-)Rück-

laufquote in %

Hochschulleitungen 226 82 36,3%

Verwaltungsleitungen 227 55 24,2%

Wissenschaftler/-innen 6.344 2.001 31,5%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Auswertungen der drei (Teil-)Befragungen erfolgten ausschließ-

lich in aggregierter Form, sodass Rückschlüsse auf einzelne Ein-

richtungen oder individuelle Personen nicht möglich sind.

Internationaler Vergleich

Ziel der internationalen Vergleichsuntersuchung war es, die Erfah-

rungen anderer Staaten bzw. vergleichbarer nationaler Hochschul-

systeme beim Umstieg auf Vollkostenrechnung und bei der Abde-

ckung von Overheads nachzuzeichnen und auf Grundlage der

Untersuchungsergebnisse die Diskussion hierzulande um zusätzli-

che Finanzierungsperspektiven zu ergänzen. Vor diesem Hinter-

grund wurde auf Basis

der Ergebnisse des sog. „Leiden-Ranking“, das die Leistungsfä-

higkeit der Forschungsleistungen anhand bibliometrischer Daten

ermittelt,

ausgewählter Indikatoren von Eurostat und der OECD zum

Mobilitätsverhalten ausländischer und internationaler Doktoran-

den/-innen sowie

der Bewertung der Reichweite der spezifischen Erfahrungshin-

tergründe anderer Länder bei Vollkostenmodellen bzw. beim

Einsatz von Pauschalen

eine Auswahl von insgesamt acht Ländern getroffen. Dabei handelt

es sich um Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Nie-

derlande, Schweden, die Schweiz und die Vereinigten Staaten von

Amerika. Für diese Länder wurde eine Kurzcharakteristik

des jeweiligen Hochschulsystems und seiner wesentlichen Ent-

wicklungslinien der letzten Jahre sowie

eine Überblicksdarstellung in Bezug auf den Status der Abgel-

tung indirekter Kosten von Forschungsprojekten durch die füh-

renden nationalen Forschungsförderungsagenturen und die Ein-

führung einer Vollkostenrechnung

erstellt. Dazu wurden Fachgespräche mit Expert/-innen im internati-

onalen Raum geführt.

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30

2.5 Belastbarkeit der Ergebnisse

Die empirische Basis der Untersuchung stützt sich somit auf einen Methodenmix, der sowohl die Hochschullandschaft in der Breite er-fasst, als auch Einzelanalysen auf der Projektebene berücksichtigt. Zusammenfassend sind als wesentliche empirische Schritte zu nennen:

Eine Online-Befragung aller Hochschulen in Deutschland (Hochschul- und Verwaltungsleitungen),

eine Online-Befragung aller Projektleiter/-innen an deut-schen Hochschulen, die seit Gewährung der Pauschale er-folgreiche Anträge gestellt hatten,

Fallstudien mit 26 Hochschulen, bei denen drei Zielgruppen in mehrstündigen strukturierten Interviews befragt wurden: Hochschulleitungen (Funktionen mit strategischer For-schungsverantwortung), Verwaltungsleitungen, Wissen-schaftler/-innen aus unterschiedlichen Fachbereichen,

internationale Vergleichsanalysen in acht Vergleichsländern sowie eine Auswertung der Förderstrategien des siebten und achten Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission,

Fachgespräche mit Wissenschaftsexperten /-innen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Wissenschaftsra-tes, der Hochschulrektorenkonferenz sowie des Stifterver-bandes der Deutschen Wissenschaft,

Einzelanalysen des Aufwandes und der Kosten von 29 Pro-jekten, die vom BMBF gefördert wurden.

Darüber hinaus wurden vor Berichtslegung die vorläufigen Ergeb-nisse in zwei Reflexions-Workshops mit rd. 40 Vertretern /-innen deutscher Hochschulen diskutiert und weitere Gespräche mit aus-gewählten Kanzler /-innen des Fallstudien-Samples geführt.

Mit diesem analytischen Konzept, das den Untersuchungsgegen-stand in seiner Breite und Tiefe vollständig abbildet, erhalten die gewonnenen Ergebnisse eine solide und nachhaltige empirische Fundierung, die eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf andere Hochschulen gewährleistet. Die grundlegenden Mechanismen der durch Projekte der Drittmittelforschung verursachten Aufwände und Kosten sind darüber hinaus (eine Vergleichbarkeit der Förderme-thode vorausgesetzt) auch auf andere Zuwendungsgeber, wie die Europäische Kommission oder die Deutsche Forschungsgemein-schaft übertragbar. Unterschiede sind, ausgehend von den konkre-ten Förderbestimmungen bei der Basis (förderfähige Kosten) aber auch hinsichtlich des Verwaltungsaufwandes bzw. der Kostennach-weise zu erwarten.

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31

3 Skizzierung der deutschen Hochschullandschaft

Der Hochschulstandort Deutschland ist mit Blick auf die Größe und

die inhaltliche Ausrichtung seiner Universitäten und Fachhochschu-

len von einer großen Vielfalt gekennzeichnet. Die Hochschulland-

schaft setzt sich aus insgesamt 464 Einrichtungen unterschiedlicher

Hochschularten zusammen. Dazu zählen 106 Universitäten und

Technische Universitäten sowie 212 Fachhochschulen.11 Das Grö-

ßenspektrum der Hochschulen reicht dabei von großen Universitä-

ten mit mehr als 40.000 Studierenden bis hin zu kleinen Fachhoch-

schulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit weniger

als 2.000 Studierenden. Die folgende Abbildung liefert einen Über-

blick zu den Größenverhältnissen und deren Verteilung in der deut-

schen Hochschullandschaft. Entsprechend der Fokussierung der

vorliegenden Studie sind dabei medizinische Einrichtungen bzw. die

Studierenden dieser Bereiche ausgenommen. Die Darstellung, in

der jede Hochschule durch einen Balken repräsentiert wird, verdeut-

licht, dass 77% der Hochschulen weniger als 10.000 Studierende

verzeichnen. Die Größe der Hochschulen sowie die Breite des Lehr-

und Forschungsangebots sind wiederum ausschlaggebend dafür,

dass ggf. unterschiedliche Strukturen auf zentraler und dezentraler

Ebene entwickelt worden sind.

11 Weiterhin zählen zu den Hochschulen in Deutschland: 35 Hochschulkliniken, 6 Pädagogische Hochschulen, 16 Theo-

logische Hochschulen, 51 Kunsthochschulen sowie 37 Verwaltungsfachhochschulen (vgl. Statistisches Bundesamt

(2014), Fachserie 11, Reihe 4.5, Bildung und Kultur, Finanzen der Hochschulen, S. 10).

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32

Abbildung 8: Größe der Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland im Rechnungsjahr 2011 nach Zahl der Studierenden (ohne medizinische Einrichtungen)12

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3, 2014, eigene Berechnung und Darstellung Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die aktuellen strategischen Zielstellungen der Universitäten und

Fachhochschulen in Deutschland haben in der Mehrheit einen

Schwerpunkt in der Forschung: einerseits stimuliert durch die politi-

sche und gesellschaftliche Zielsetzung der internationalen Wettbe-

werbsfähigkeit der deutschen Wissenschaft – in der Regel gemes-

sen an den Forschungserfolgen innerhalb globaler Rankings –

andererseits durch die Förderaktivitäten im Rahmen der Exzellenz-

initiative. Aufgrund dieser Entwicklungen vor allem der zurücklie-

genden zehn Jahre orientieren sich die „Reputationsmechanismen“

aus Sicht der Universitäten und Fachhochschulen an einem sichtba-

ren und erfolgreichen Forschungsprofil. Diese Befund bestätigt sich

12 Die mit Blick auf die Zahl der Studierenden größte Universität Deutschlands – die Fernuniversität Hagen – ist mit ihren

über 70.000 Studierenden nicht im vollen Umfang in der Abbildung dargestellt.

-

5 000

10 000

15 000

20 000

25 000

30 000

35 000

40 000

45 000

77% der Hochschulen haben weniger als 10.000 Studierende

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33

in den Befragungen der Studie, was die folgenden Ausführungen

zeigen.

Insgesamt gaben 82% der befragten Hochschulen an, eine über-

greifende gemeinsame Forschungsstrategie in Umsetzung oder

Ausarbeitung zu haben. Die Strategien zielen dabei, wie die Ergeb-

nisse der Befragung der Präsidien/Rektorate in der folgenden Abbil-

dung zeigen, auf eine Ausgewogenheit zwischen Forschung und

Lehre, internationale Sichtbarkeit der Schwerpunkte der Forschung,

auf Anwendungsorientierung sowie eine maßgeblich von den For-

schern/-innen getragene strategische Positionierung ab.

Abbildung 9: Relevanz unterschiedlicher strategischer Zielsetzun-gen der befragten Hochschulen in den vergangenen 10 Jahren (Mittelwert einer möglichen Beurteilung zwischen 0 und 100; n= 82)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate; Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Bedeutung von Drittmitteln für die Forschung hat vor diesem

Hintergrund im genannten Zeitraum einen erheblichen Zuwachs er-

fahren. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Einwerbung von

Drittmitteln ein wesentlicher Indikator für die Messung und Beurtei-

Frage: Welche strategischen Zielsetzungen verfolgte Ihre Hochschule als Forschungseinrichtung in der jüngeren Vergangenheit

(10 Jahre)?

37,2

39,8

51,5

65,6

67,9

69,8

77,1

78,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Fokus auf internationale Sichtbarkeit in allen Forschungsfeldern (Breite)

Fokus auf Grundlagenforschung

Fokus auf forschungsstrategischer Entwicklung top down (von Seiten der Hochschulleitung)

Fokus auf Wissens- und Technologietransfer an Unternehmen / Beratung von öffentlichen Stellen

Fokus auf forschungsstrategische Entwicklung bottom up (von Seiten der Hochschullehrer/ -innen)

Fokus auf internationale Sichtbarkeit in Schwerpunktbereichen der Forschung (Fokussierung)

Fokus auf anwendungsorientierte Forschung

Fokus auf Ausgewogenheit von Forschung und Lehre

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34

lung von Forschungsleistungen. Trotz der regelmäßigen Kritik an

dieser Praxis ist die Summe der eingeworbenen Drittmittel in

Deutschland weiterhin die zentrale Messgröße in diesem Punkt.13

Diese Relevanz der Drittmittel wird durch ihre Berücksichtigung in-

nerhalb der leistungsorientierten Mittelvergabe zwischen den Län-

dern und den Hochschulen fortgesetzt und festgeschrieben. Die

überwiegende Mehrheit (81,4%) der befragten Hochschulen bestä-

tigt die explizite Berücksichtigung von Drittmitteleinnahmen im

Rahmen der leistungsorientierten Mittelvergabe.

Zum anderen erklärt sich der Bedeutungszuwachs der Drittmittel für

die Forschung aus der gegenwärtigen Finanzierungssituation der

Universitäten und Fachhochschulen. Unabhängig von der Art, der

regionalen Verortung oder dem inhaltlichen Profil der Hochschule

gaben alle befragten Vertreter/-innen des Fallstudiensamples an,

dass die Grundfinanzierung durch die Länder nicht mehr ausrei-

chend ist, um den expliziten Aufgaben und den Erwartungen an Ex-

zellenz in Forschung und Lehre in vollem Umfang zu entsprechen.

Die amtliche Statistik untermauert diese Wahrnehmung der Hoch-

schulvertreter/-innen, wie durch die nachfolgende Grafik illustriert

wird: So sind die Grundmittel – also jener Teil der Hochschulausga-

ben, den der Hochschulträger aus eigenen Mitteln den Hochschulen

für laufende Zwecke (z.B. Personalausgaben, Unterhalt von Ge-

bäuden, Verwaltungsaufgaben etc.) zur Verfügung stellt – seit dem

Jahr 1995 nominal lediglich um 44% gestiegen. Eine differenzierte

Betrachtung zeigt, dass die zur Verfügung stehenden Grundmittel

ohne die Mittel des Hochschulpakts eine deutlich geringere Steige-

rungsrate zu verzeichnen hätten und im letzten Betrachtungsjahr

sogar rückläufig waren. Eine Situation der Ressourcenknappheit

lässt sich auch daran ablesen, dass die Kurven Grundmittel (ohne

Mittel des Hochschulpakts) und Studierendenzahlen sich schneiden.

Dies entspricht einer nominalen Schlechterstellung der Studieren-

denausstattung, die bei Einbezug von Preissteigerungen, Inflation

sowie Anlagen und Gebäuden, die mit zunehmendem Alter einen

höheren Erhaltungsaufwand erfordern, noch drastischer ausfallen

würde.

Die Drittmittel haben sich dagegen im gleichen Zeitraum nominal

mehr als verdreifacht und somit stark an Bedeutung gewonnen.

Diese Entwicklung hat besonders seit Mitte des letzten Jahrzehnts

an Dynamik gewonnen.

13 Vgl. etwa Gerhards, Jürgen (2013): Der deutsche Sonderweg in der Messung von Forschungsleistungen. Wissen-

schaftspolitik im Dialog 7/2013.

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35

Abbildung 10: Entwicklung der Grundmittel und der Drittmittel für al-le Länder insgesamt (1995 = 100%)

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014): Fachserie 11, Reihe 4.5, eigene Berechnung und Darstellung Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Hinsichtlich dieser Entwicklungen sind starke regionale Unterschie-

de zu berücksichtigen. Steigerten sich die Grundmittel etwa in Bay-

ern, Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz um einen Faktor von

1,4 bis 1,7 zwischen 1995 und 2010, so befindet sich das Grundmit-

telniveau etwa im Saarland heute auf dem gleichen Niveau wie im

Jahr 1995. In Berlin hat es dagegen deutlich abgenommen.14

Angesichts dieser Entwicklung zielt die Einwerbung von Drittmitteln

nicht alleine auf die Reputationssteigerung und die Erarbeitung ei-

nes Forschungsprofils. Aus Sicht der befragten Hochschulen ist die

Einwerbung von Drittmitteln wesentliche Voraussetzung zur Ermög-

lichung einer Forschung auf internationalem Spitzenniveau. Inner-

halb der Online-Befragung von drittmittelstarken Wissenschaft-

lern/-innen im Rahmen dieser Studie bestätigen die Befragten die

These, dass ohne öffentliche Drittmittel eine international konkur-

renzfähige Forschung nicht mehr möglich sei, mit einem hohem

durchschnittlichen Indexwert von 94 (100 = „stimme voll zu“). Von

14 Vgl. Statistisches Bundesamt (2012): Bildung und Kultur. Finanzen der Hochschulen. Fachserie 11, Reihe 4.5., 16f.

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36

Seiten der Rektorate bzw. Hochschulpräsidien wird dies in ähnlicher

Deutlichkeit (durchschnittlicher Indexwert: 91) bestätigt. Im gleichen

Zusammenhang stimmen die befragten Wissenschaftler/-innen mit

einem durchschnittlichen Indexwert von 84 der Aussage zu, dass

der Anteil der durch Grundmittel finanzierten Forschung spürbar zu-

rückgegangen ist. Auch in diesem Zusammenhang ergibt sich auf

Seiten der Rektorate bzw. Hochschulpräsidien ein ähnliches Bild

(durchschnittlicher Indexwert: 72).

Die Motive zur Drittmitteleinwerbung bei den befragten Wissen-

schaftlern/-innen, die in der folgenden Abbildung dargestellt sind,

bestätigen diese Einschätzungen.

Abbildung 11: Relevanz unterschiedlicher Motive für die Einwer-bung von Drittmitteln von drittmittelstarken Wissen-schaftler/-innen (Mittelwert einer möglichen Beurtei-lung zwischen 0 und 100; n=1.991)

Quelle: Online-Befragung der Wissenschaftler/-innen; Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Neben dem individuellen Forscherinteresse steht die Finanzierung

der Forschung – sowohl explizit für zusätzliche Mitarbeiterstellen als

auch allgemein zur Kompensation der nicht ausreichenden Grund-

mittel – an oberster Stelle der Motivation für die Akquisition von

Drittmitteln. Forscher/-innen an Universitäten bewerten das Motiv

32,6

43,2

44,8

46,2

52,6

53,6

58,2

63,6

68,1

70,6

70,6

77,7

78,6

87,5

88,0

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kofinanzierung anderer Drittmittelaktivitäten

Erhöhung der Grundmittelzuweisungen (LOM)

Profil/Leitbild bzw. Strategie der Hochschule

Zusammenarbeit mit der Industrie

Finanzierung von Konferenzteilnahmen/Forschungsaufenthalten

Finanzierung von technischer Infrastruktur

Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Ausland

Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinricht. und HS in D

Bearbeitung interdisziplinärer Forschungsprojekte

Steigerung der wissenschaftlichen Reputation

Erschließung neuer Forschungsthemen

Weiterführung bestehender Forschungsthemen

Nicht ausreichende Grundmittel der Hochschule

Individuelles Forscherinteresse

Finanzierung zusätzlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter/-innen

Frage: Welche Bedeutung haben für Sie die folgenden Motive für die Einwerbung von Drittmitteln?

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37

„nicht ausreichende Grundmittel der Hochschule“ dabei stärker als

jene an Fachhochschulen. Für Forscher/-innen an Technischen

Universitäten spielt die Finanzierung von technischer Infrastruktur

eine etwas größere Rolle. Dass die Erschließung neuer Themen,

die Steigerung der wissenschaftlichen Reputation oder die Ermögli-

chung kooperativer bzw. interdisziplinärer Forschung im Vergleich

ein etwas geringeres Gewicht haben, unterstreicht die Wahrneh-

mung der Wissenschaftler/-innen zur Relevanz der Drittmittelfor-

schung.

Die Forschungsstrategien der Hochschulen nehmen vor diesem

Hintergrund auch bewusst Einfluss auf die Drittmittelforschungen.

Die Hochschulen gingen im Rahmen der Onlinebefragung, wie in

der folgenden Abbildung dargestellt, auf unterschiedliche Auswir-

kungen von Forschungsstrategien auf die Drittmittelforschung ein.

Abbildung 12: Konkrete Auswirkungen von Forschungsstrategien im Hinblick auf die Drittmittelforschung (Anteil in % der online antwortenden Hochschulen; n=82)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate; Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Ein wesentliches Element stellt dabei das Commitment für eine Ver-

stärkung fakultätsübergreifender Programme und Infrastrukturen

dar. D.h. die Forschungsstrategien zielen auf interdisziplinäre

33,0%

50,0%

68,0%

81,0%

82,0%

89,0%

100,0%

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Zunehmende Autonomie der Fakultäten und Institute

Übernahme von Verwaltungsaufgaben der Fakultäten durch die Hochschulleitung

Obligatorische Abstimmung der Detailstrategien der Fakultäten / Institute mit der Hochschulleitung

Veränderung der Berufungspraxis

Verstärkte Forschungsevaluation

Commitment für eine Verstärkung fakultätsübergreifender Infrastruktur

Commitment für eine Verstärkung fakultätsübergreifender Programme

Frage: Welche konkreten Auswirkungen hat die Forschungsstrategie an Ihrer Hochschule auf die Fakultäten / Institute bzw.

Forscher/-innen im Hinblick auf die Drittmittelforschung?

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38

Schwerpunkte in der Forschung, mit denen die Profilbildung der

Hochschulen unterstützt und die Ressourcennutzung optimiert wer-

den sollen. Damit verbunden ist auch das Entgegenwirken einer

Zersplitterung der Forschungsagenda und einem unproduktiven or-

ganisationsinternen Wettbewerb um sich verknappende Ressour-

cen. Gleichzeitig ermöglicht diese Strategieoption die Akquisition

größerer, fächer- und disziplinenübergreifender Drittmittelprojekte.

Eine Zunahme der Autonomie von Fakultäten und Instituten lässt

sich hingegen nur in vergleichsweise geringem Ausmaß beobach-

ten. Nur ein Drittel der Befragten sieht hierin eine Konsequenz der

fächerübergreifend abgestimmten Forschungsstrategie in ihren In-

stitutionen. Weitere Auswirkungen von Forschungsstrategien betref-

fen die Steuerungsinstrumente der Hochschulleitung und eine Ver-

stärkung der Forschungsevaluation sowie Veränderungen der Beru-

fungspraxis. D.h. Neuberufungen orientieren sich in einem hohen

Ausmaß am jeweiligen Forschungsprofil der Hochschule und sollen

dieses gezielt stärken bzw. weiterentwickeln.

Die Attraktivität unterschiedlicher Drittmittelgeber unterscheidet sich

dabei je nach Forschungsprofil und thematischer Aufstellung der

Universitäten und Fachhochschulen. Die Mittel der DFG, der EU

sowie des BMBF spielen dabei aus unterschiedlichen Gründen eine

hervorgehobene Rolle. Einerseits aufgrund der hohen Reputation

der Mittel, welche vor allem im Rahmen der DFG-Förderung durch

das viel beachtete Fördermittelranking verstärkt wird. Vor dem Hin-

tergrund einer hohen gutachterlichen Qualität werden die Mittel des

BMBF in der Regel ebenfalls als sehr relevant für die eigene For-

schung angesehen.

Andererseits spielt die Ausfinanzierung der Mittel eine hervorgeho-

bene Rolle bei der Wahl des Drittmittelgebers, was die Mittel dieser

drei öffentlichen Zuwendungsgeber (BMBF, DFG, EU) aufgrund ih-

rer Ausreichung von Overheadpauschalen in ihrer Attraktivität weiter

steigert. Zwar wies die Mehrzahl des in den Fallstudien befragten

Leitungspersonals darauf hin, dass seitens der Hochschulleitung

keine entsprechenden Vorgaben gemacht würden. Die Praxis der

befragten Wissenschaftler/-innen zeigt aber gleichzeitig, dass der

Aspekt der Ausfinanzierung der Drittmittelprojekte für diese selbst

eine hohe Relevanz besitzt (vgl. folgende Abbildung).

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39

Abbildung 13: Bedeutung von Rahmenbedingungen für die Wahl des Förderinstruments von drittmittelstarken Wissen-schaftler/-innen (Mittelwert einer möglichen Beurtei-lung zwischen 0 und 100; n=2.001)

Quelle: Onlinebefragung der Wissenschaftler/-innen; Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Es zeigt sich, dass die Möglichkeiten einer Vollkostenfinanzierung

annähernd die gleiche Relevanz besitzen wie die thematischen

Vorgaben. Finanzierungsquoten und die Gewährung von Pauscha-

len sind den Wissenschaftlern/-innen zudem wichtiger als die Bewil-

ligungsquoten der unterschiedlichen Drittmittelgeber. Eine stärkere

Öffnung der Universitäten und Fachhochschulen in Richtung Indu-

strieforschung und Wirtschaftskooperationen wäre vor diesem Hin-

tergrund dann in einem größeren Umfang zu erwarten, wenn die

Orientierung an der Vollkostenfinanzierung zum Leitmotiv der Dritt-

mittelakquisition wird. Forschungseinrichtungen zählen FuE-Auf-

träge aus der Wirtschaft nach dem EU-Beihilferahmen zu den wirt-

schaftlichen Tätigkeiten und müssen diese somit zu gängigen

Marktpreisen – unter Einbezug sämtlicher tatsächlicher Kosten –

anbieten.

Diese Öffnung ist in der Breite der Universitäten und Fachhochschu-

len auf Grundlage der vorliegenden Empirie nicht zu beobachten.

Technische Hochschulen mit einem ausgewiesenen Profil in den In-

genieurwissenschaften verstärken – nicht zuletzt aufgrund ihres

anwendungsorientierten Wissenschaftsleitbilds – ihre strategischen

Bemühungen zum Ausbau ihrer Industriekooperationen. Jenseits

dieser Zielgruppe konnten bei den befragten Universitäten und

Fachhochschulen nur in Ausnahmefällen strategische Aktivitäten in

diese Richtung beobachtet werden. Teils, weil die thematische Dis-

tanz zwischen den akademischen Feldern der Hochschulen und Un-

Frage: Wenn Sie ein neues Forschungsthema angehen möchten: Welche Bedeutung haben die folgenden Rahmenbedingungen

des Förderungsinstruments für die Wahl des Förderungsangebots (Förderungsprogramms)?

57,0

70,0

75,0

81,0

82,0

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Bewilligungsquote

Gewährung einer Overhead -Pauschale

(Gesamt-) Finanzierungsquote

Thematische Vorgaben

Möglichkeit der Vollkostenfinanzierung

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40

ternehmen zu groß ist und teils, weil es weiterhin ernstzunehmende

Vorbehalte auf Seiten der Wissenschaft gegenüber Industriekoope-

rationen gibt. Motive gegen eine stärkere Berücksichtigung industri-

eller Auftragsforschung wie die Wahrung der Forschungsfreiheit

oder Befürchtungen einer Kommerzialisierung der Wissenschaft

konnten in den Gesprächen mit den Wissenschaftler/-innen syste-

matisch aufgenommen worden.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die im Vergleich geringe

Zustimmung der befragten Wissenschaftler/-innen zu der These,

wonach ohne privat finanzierte Drittmittel eine internationale konkur-

renzfähige Forschung nicht mehr möglich sei. Mit 47% stimmten

weniger als die Hälfte der Befragten dieser Annahme zu. Diese Ein-

stellung gegenüber Wirtschaftskooperationen bedeutet jedoch nicht,

dass jenseits der akademischen Forschung nicht auch Forschungs-

dienstleistungen mit dem klaren Ziel der Mittelerwirtschaftung

durchgeführt werden. In den Fallstudien konnten mehrere Beispiele

vor allem technisch orientierter Einrichtungen identifiziert werden,

welche bspw. ihren Maschinenpark für begrenzte Zeiträume im

Wirtschaftsauftrag betreiben. Hintergrund dieser Aktivitäten war in

der Regel die Erwirtschaftung zusätzlicher Mittel zur Wartung und

Instandhaltung der Geräte, vereinzelt auch die Bildung von Rückla-

gen.

Die hohe Relevanz der Drittmittelforschung führt innerhalb der Uni-

versitäten und Fachhochschulen dazu, dass die eingeworbenen

Gelder mittlerweile teils signifikante Anteile an den Gesamtbudgets

der Einrichtungen einnehmen. In der folgenden Abbildung ist für alle

Universitäten (ohne medizinischen Einrichtungen) in Deutschland

der Anteil der Drittmittel an den insgesamt zur Verfügung stehenden

Mitteln abgebildet. Dabei stellt jede Säule eine Universität dar.

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Abbildung 14: Anteil der Drittmittel an den Gesamtmitteln der Uni-versitäten (ohne medizinische Einrichtungen) in Deutschland, 201115

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014): Fachserie 11, Reihe 4.3, eigene Berechnung und Darstellung Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Nur wenige Universitäten erwirtschaften mittlerweile nach dieser Be-

rechnung Drittmittel in einem Umfang von einem Drittel ihres Ge-

samtbudgets. Richtet man den Blick auf jene Universitäten, welche

mit einem Anteil von mindestens 20% bereits einen signifikanten

Anteil ihres Budgets durch Drittmittel stellen, so betrifft dies mit 35%

einen erheblichen Teil. Rund 20% der Universitäten haben einen

Drittmittelanteil von weniger als 10%.

Mit Blick auf die Fachhochschulen zeigt sich, dass diese Entwick-

lungen nicht im gleichen Umfang wie bei den Universitäten sichtbar

werden. Dennoch zeigte sich in den Fallstudien – die vor allem for-

schungsstarke Fachhochschulen fokussierten – dass die Leitungen

15 Die Säulen setzen sich zusammen aus den folgenden Mitteln: Personalausgaben, laufende Sachaufwendungen, Ver-

waltungseinnahmen (zusammengefasst in „Anteil laufende Ausgaben und Verwaltungseinnahmen“) und Drittmittel.

© 2011 Prognos AG

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Anteil Drittmittel an Gesamtmittel Anteil lfd. Ausgaben und Verwaltungseinnahmen an Gesamtmittel

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42

hinsichtlich der Forschungsfinanzierung ähnliche Herausforderun-

gen wahrnehmen wie ihre Kollegen/-innen an den Universitäten.

Abbildung 15: Anteil der Drittmittel an den Gesamtmitteln der Fach-hochschulen (ohne Verwaltungsfachschulen) in Deutschland, 2011

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014): Fachserie 11, Reihe 4.3, 2014, eigene Berechnung und Darstellung Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Diese Entwicklungen sind gleichermaßen Auslöser und Folge von

strategischen Aktivitäten auf Ebene der Hochschulleitungen. Ein

beachtlicher Anteil der online befragten Hochschulen gab an,

Schwerpunktsetzungen bei der technischen Infrastruktur (57%), der

baulichen Infrastruktur (34%) sowie bei den Berufungen (56%) und

sonstigen Personal- und Stellenbesetzungen (55%) vorzunehmen.

In zahlreichen Einrichtungen wird mit konkreten Maßnahmen die

Erhöhung der Drittmittelerfolge systematisch verfolgt. Hervorzuhe-

ben ist dabei, dass immerhin zwei Drittel der Befragten eine interne

leistungsorientierte Mittelvergabe basierend auf eigenen Leistungs-

vorgaben vornehmen. Folgende in der Abbildung dargestellten kon-

kreten Anreize zur Anregung von drittmittelfinanzierten Forschungs-

aktivitäten werden gesetzt.

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43

Abbildung 16: Konkrete Anreize zur Anregung von drittmittelfinan-zierten Forschungsaktivitäten an den befragten Hochschulen (Anteil in % der online antwortenden Hochschulen; n=82)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate; Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Gründe für diese Aktivitäten sind – wie eingangs bereits dargelegt –

die in mehrfacher Hinsicht hohe Relevanz der Drittmittel sowie de-

ren zentrale Bedeutung zur Finanzierung von Forschung vor dem

Hintergrund mangelnder Grundmittel. In den Fallstudien konnten un-

terschiedliche Modelle strategischer Aktivitäten aufgenommen wer-

den. Einige Beispiele:

Gerade bei Technischen Hochschulen ist ein Muster zu erken-

nen, wonach die vormals in der Breite aufgestellten For-

schungsbereiche zusammengefasst werden in wenige aber da-

für schlagkräftige und klar profilierte Einheiten. Ziel ist hier die

Erreichung eines höheren Spezialisierungsgrades, welcher der

Einrichtung sichtbare Alleinstellungsmerkmale verleiht.

Volluniversitäten bleibt diese Strategie aufgrund ihres An-

spruchs, den akademischen Fächerkanon in der Breite abzubil-

den, verwehrt. Hier konnten Beispiele gesammelt werden wie

etwa die Strategie, gezielt jene Bereiche zu stärken, welche im

Drittmittelwettbewerb bislang weniger erfolgreich waren. Bei-

Frage: Welche Bedeutung haben für Sie die folgenden Motive für die Einwerbung von Drittmitteln?

9,8%

24,4%

26,8%

37,8%

42,7%

48,8%

53,7%

63,4%

67,1%

90,2%

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Keine / kaum gezielte Anreize mit dem Ziel der Anregung von Forschung

Bevorzugte Unterstützungsleistung bei der Einwerbung von Drittmitteln, bei denen Overheads gewährt werden

Schwerpunktsetzung bei baulicher Infrastruktur

Interne, leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) der Landes LOM folgend

Höhere Zusagen bei der Ausstattung in Berufungen

Schwerpunktsetzung bei technischer Infrastruktur (z.B. Anschaffung von Großgeräten o.ä.)

Empfehlung zur Einwerbung von Drittmitteln, bei denen Overheads gewährt werden

Reduktion des Umfangs des Lehrdeputats

Interne, leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) basierend auf eigenen Leistungskriterien

Unterstützungsleistungen bei weiterer Drittmitteleinwerbung

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44

spielhaft ist hier etwa eine interne Forschungsförderung, die auf

Nachhaltigkeit angelegte Drittmittel- und Forschungskonzepte

einzelner Fakultäten durch eine „Anschubfinanzierung“ im Be-

reich der antragsrelevanten Vorlaufforschung unterstützt. In die-

sem Zusammenhang spielen die freiwerdenden Mittel aus der

Nutzung von Overheadpauschalen eine wichtige Rolle (vgl. v.a.

Kapitel 7).

Universitäten mit Erfolgen in der Exzellenzinitiative setzen teils

zielgerichtet auf einen nachhaltigen Drittmittelerfolg auf der

Grundlage ihrer Graduiertenschulen und Exzellenzcluster. Hier

sind diese geförderten Projekte die Ausgangspunkte für die Ini-

tiierung interdisziplinärer Forschungsverbünde und Kooperatio-

nen, die oftmals über die Grenzen der eigenen Einrichtung hin-

aus reichen und neben Hochschulen aus dem nationalen und in-

ternationalen Raum ebenfalls außeruniversitäre Forschungsein-

richtungen einbeziehen.

Unabhängig von Erfolgen in der Exzellenzinitiative zählen die

strategischen Partnerschaften mit Einrichtungen der außeruni-

versitären Forschung ebenfalls zu den gängigen Strategien zur

Sicherung der Drittmittelerfolge. Gemeinsame Forschungszen-

tren bzw. Sonderforschungsbereiche in Kooperation mit Max-

Planck-Instituten oder Helmholtz-Zentren sichern hier langfristi-

ge Perspektiven für die erfolgreiche Forschungsfinanzierung.

Dabei wird die außeruniversitäre Forschung nicht nur als Partner

sondern oft genug als Wettbewerber der Hochschulen in der For-

schung wahrgenommen. Auf Grundlage der Fallstudien konnten

sowohl Wettbewerbsvorteile als auch -nachteile der Hochschulen

herausgearbeitet werden. Zu den Vorteilen auf Seiten der Hoch-

schulen zählen:

Die Flexibilität in der Personalakquisition: Durch den Lehrauftrag

der Hochschulen verfügen diese über einen nicht versiegenden

Strom junger Studierender, welche während und nach dem Stu-

dium unmittelbar für die Arbeit in der Forschung identifiziert und

gewonnen werden können.

Die thematische Vielfalt: Die Transdisziplinarität von Hochschu-

len verschafft ihnen hinsichtlich der Bearbeitung interdisziplinä-

rer Forschungsfragen bzw. der Etablierung fächerübergreifender

Strategien einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der stärker spe-

zialisierten außeruniversitären Forschung.

Als Wettbewerbsnachteile wurden von Vertretern/-innen der Univer-

sitäten und Fachhochschulen vor allem finanzielle Aspekte genannt:

Die Hochschulvertreter/-innen nehmen auf Seiten der außeruni-

versitären Forschungseinrichtungen eine bessere Ausstattung

mit Grundmitteln und somit eine insgesamt überlegene Finanz-

ausstattung wahr. Gerade vor dem Hintergrund der sehr gerin-

gen Dynamik bei der Entwicklung der Grundmittel auf Seiten der

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45

Hochschulen wird dieser Aspekt teilweise als unmittelbar wett-

bewerbsrelevant wahrgenommen.

Neben den finanziellen Aspekten wird weiterhin die Lehrbelas-

tung der Hochschulforscher/-innen als Wettbewerbsnachteil ins

Feld geführt. Somit sind die Ressourcen zur Einwerbung von

Drittmitteln deutlich knapper bemessen als im außeruniversitä-

ren Bereich.

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46

4 Vergleichsmodelle aus dem internationalen Raum

Hochschulen und Hochschulsysteme haben in den vergangenen

Jahrzehnten in vielen Ländern deutliche Veränderungen hinsichtlich

ihrer inhaltlichen Entwicklung hin zu einer stärkeren Nachfrage- und

Drittmittelorientierung, der differenzierten Wahrnehmung von Hoch-

schulforschung und -lehre und insbesondere durch geänderte Rah-

menbedingungen der Finanzierung von Hochschulen und For-

schungsinfrastrukturen im Allgemeinen erfahren.

Gerade im Hinblick auf den Umstieg der Hochschulen auf Vollko-

stenrechnung sowie die Abgeltung von indirekten Kosten von For-

schungsprojekten durch die nationalen Forschungsförderungsein-

richtungen wurden in vielen Ländern neue Wege beschritten.

Der internationale Vergleich dient dazu, Erfahrungen aus dem inter-

nationalen Raum zum Thema Vollkostenfinanzierung im Hoch-

schulbereich sowie der Finanzierung indirekter Kosten der For-

schung für die Diskussion in Deutschland nutzbar zu machen. Dazu

wurden acht Vergleichsländer identifiziert, die sich durch die beson-

dere Leistungsfähigkeit ihrer Hochschulsysteme bzw. umfangreiche

Erfahrungen in Bezug auf die Umstellung auf Vollkostenrechnung

bzw. die Abgeltung von Overheads auszeichnen.16 Diese sind Dä-

nemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande,

Schweden, die Schweiz und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Im Rahmen des internationalen Vergleichs wurden drei divergente

Systeme der Finanzierung von indirekten Kosten detaillierter be-

leuchtet. Dies dient dazu, einen Überblick über die Hintergründe,

Implementierung und Auswirkungen von unterschiedlichen Finan-

zierungsformen zu ermöglichen. Zur näheren Betrachtung wurden

die Finanzierung der indirekten Kosten in Horizon 2020 sowie

Schweden und die Schweiz herangezogen. Diese drei Beispiele

werden im Folgenden vorangestellt etwas ausführlicher behandelt.

Die Finanzierungsmodelle der übrigen Staaten werden im An-

schluss daran jeweils mit Hilfe eines Faktenblatts skizziert.

Das nunmehr im Rahmen von Horizon 2020 angewandte Modell

weist, indem 100% der direkten Kosten gefördert und eine Pauscha-

le auf die gesamten direkten Kosten gewährt werden, durchweg Pa-

rallelen zum Modell der Projektpauschale auf. Das gewählte Modell

zum Umgang mit Großforschungsinfrastruktur stellt eine interessan-

te Vorgehensweise dar, wie man mit Extremfällen im Aufkommen

16 Die Grundlage für die Auswahl der Vergleichsländer sowie eine konzise Darstellung der jeweiligen Hochschulsysteme

sowie der Eckpunkte ihrer Governance und Finanzierung finden sich in Kapitel 10 im Anhang.

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47

von indirekten Kosten bei der Verwirklichung einer einheitlichen

Pauschale umgehen kann.

Das schwedische Beispiel zeigt die Potentiale und Herausforderun-

gen einer vollkommenen Umstellung aller Hochschulen auf Vollkos-

tenrechnung auf, welche auch von der Förderlandschaft mitgetra-

gen wird und eine Abdeckung sämtlicher mit geförderten Projekten

einhergehenden Kosten erlaubt.

Das schweizer Beispiel ist aufgrund der Parallelen zu Deutschland

in der Heterogenität der Hochschullandschaft und in der Begrün-

dung einer Pauschale interessant. Es zeichnet sich darüber hinaus

durch die Besonderheit aus, dass die exakte Höhe der Pauschale

(bei festgelegtem Maximum) erst ex post bestimmt und erst in der

Folgeperiode ausbezahlt und verbucht wird.

4.1 Entwicklung der europäischen Forschungsrahmenprogramme

zu Horizon 2020

Das Europäische Rahmenprogramm hat sich in der Vergangenheit

auch für deutsche Hochschulen zu einer wichtigen Förderalternative

im Bereich der drittmittelfinanzierten Forschung entwickelt. Im Jahr

2012 wurden rund 9% der gesamten Drittmittel deutscher Hoch-

schulen von der Europäischen Union bereitgestellt.

Im Ranking der 50 Top-Universitäten im siebten Rahmenprogramm

(2007-2012) sind sechs deutsche Hochschulen zu finden: das

Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität Mün-

chen, die Universität Stuttgart, die RWTH Aachen, die LMU Mün-

chen und die Technische Universität Dresden. (EC 2013, „FP7

Monitoring Report“).

Die Beantragung und Abwicklung von Rahmenprogrammprojekten

stellt nicht nur aus inhaltlicher Sicht sondern auch aus der Sicht von

Universitätsverwaltung und -controlling eine Herausforderung dar.

Das im Rahmen des siebten Rahmenprogramms umgesetzte För-

dermodell zeichnete sich durch unterschiedliche Handlungsoptionen

allerdings auch durch eine erhebliche Komplexität aus. Non-Profit

Organisationen bzw. Hochschulen konnten zwischen einer pau-

schalen Abdeckung von indirekten Kosten oder einer aliquoten Ab-

deckung der Vollkosten entscheiden. Die Möglichkeit der Anerken-

nung von Vollkosten barg im Besonderen für Einrichtungen mit ho-

hem Infrastruktureinsatz erhebliche Vorteile und wurde auch primär

von diesen wahrgenommen.

Die überwiegende Mehrheit der Hochschulen und öffentlichen For-

schungseinrichtungen entschied sich für die pauschale Abdeckung,

welche 60% indirekter Kosten bezugnehmend auf die geförderten

75% der anerkannten direkten Kosten betrug.

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48

In Vorbereitung des achten Rahmenprogramms (Horizon 2020)

wurden im Besonderen durch den Ministerrat sowie die Europäische

Kommission Vereinfachungen durch den einheitlichen Umstieg auf

eine „Flatrate“ (Pauschallösung) unter Anerkennung von 100% der

direkten Kosten für Forschungsprojekte gefordert.

Die Anerkennung von indirekten Kosten soll dabei im Interesse ei-

ner grundlegenden Vereinfachung keiner expliziten Nachweispflicht

unterliegen.

Neben dem Argument der Vereinfachung bestanden die wesentli-

chen Argumente für einen vollkommenen Umstieg auf ein Flatrate-

Modell darin:

dass dieses bereits von der überwiegenden Mehrheit der För-

dernehmer in Anspruch genommen wurde

und dass trotz Anlehnung an die IAC europaweit große nationa-

le und institutionelle Unterschiede in der Umsetzung von Voll-

kostenrechnung im öffentlichen Bereich vorliegen.

Einhergehend mit dem förderungspolitischem Ziel, Anreize für die

Verfolgung von Forschungsvorhaben mit hoher strategischer Rele-

vanz zu setzen, unterstützte die Europäische Kommission eine

100% Finanzierung der direkten Kosten im Rahmen ihres Erstent-

wurfs und eine pauschale Finanzierung von indirekten Kosten von

20% der direkten Kosten. Der Ministerrat forderte einen höheren

Satz von 25%, der schließlich auch realisiert wurde.

Die Vertretungen der Forschungseinrichtungen in Europa nahmen

dazu allerdings keine einheitliche Position ein. Während die Euro-

pean University Association, die European Association of Research

(EUA) und die Technology Organisations (EARTO) stark für eine

Beibehaltung der Bemessung an Vollkosten eintraten, unterstützte

die League of European Research Universities (LERU) einen vollen

Umstieg auf das Flaterate-Modell (Pauschalmodell).

Die Europäische Kommission reagierte auf die Forderungen des

Europäischen Parlaments sowie den Unmut der Forschungseinrich-

tungen mit Großinfrastrukturen im Oktober mit dem NON-Paper „Di-

rect Costing for Large Infrastructures in Horizon 2020“ –Published

October 2013, welches in wesentlichen Punkten im Artikel 6.2. der

Bestimmungen zum achten Rahmenprogramm Eingang fand. Die-

ser Artikel sieht vor, dass unter bestimmten Voraussetzungen die

durch Großforschungsinfrastrukturen verursachten Gemeinkosten

im Rahmen der direkten Kosten geltend gemacht werden können.

Anfängliche Bedenken in Hinblick auf eine Erschwerung der Prüf-

bedingungen oder die Gefahr eine Doppelförderung von indirekten

Kosten konnten im Vorfeld unter Vorgabe eines einheitlichen Vor-

gehensmodells ausgeräumt werden.

Page 57: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

49

Fördernehmer im Rahmen des Programms Horizon 2020 können

Anschaffungs- und Betriebskosten für große Forschungsinfrastruk-

turen ansetzen, wenn diese den in Punkt D4 des Artikels 6.2 der

Bestimmungen zum achten Rahmenprogramm entsprechen. Im In-

teresse einer höheren Rechtssicherheit für die Fördernehmer erfolgt

die Prüfung ex ante:

Die Infrastruktur muss aus technischer Sicht eine Forschungs-

infrastruktur sein, auch wenn diese beiläufig anderen Nutzun-

gen zuträglich ist (bspw. der Lehre). Sie muss in dieser Form

auch in der Buchhaltung und Bilanzierung erkenntlich sein und

kann auch virtuell (E-infrastructure) bzw. über mehrere Standor-

te verteilt sein.

Die Forschungsinfrastruktur muss einem Gesamtwert von min-

destens 20 Mio. € entsprechen. Der Umfang von Verträgen zur

Anmietung oder auch zum Leasing von Forschungsinfrastruktu-

ren kann in die Bemessung des Gesamtwertes mit einbezogen

werden.

Die Forschungsinfrastruktur muss 75% des Anlagevermögens

(nach Anschaffungskosten) entsprechen.

4.2 Schweden

Öffentliche Forschung erfolgt in Schweden vorwiegend an Universi-

täten. Deren Autonomie ist im Vergleich zu Universitäten anderer

Länder gering.

Faktenblatt 1: Schweden

Finanzierung indirekter Kosten

Die Finanzierung von Forschungsprojekten von Hochschulen durch

das Vetenskapsrådet (Swedish Research Council) erfolgt seit 2010

auf Basis von Vollkosten. Das Prinzip dabei lautet: “grants for re-

search projects at universities and colleges should include funds for

the direct and indirect costs in the same proportions calculated for

the overall project”.

Der Umfang der Finanzierung ist dabei variabel und wird im jeweili-

gen Ausschreibungstext festgelegt. Grundsätzlich ist auch eine Fi-

nanzierung von 100% der Projektkosten (inkl. Kosten der Antrag-

stellung und einer Nachlaufphase) möglich, in der Regel besteht al-

lerdings für Hochschulen die Notwendigkeit einen Teil der Projekt-

kosten selbst einzubringen.

Vollkostenrechnung

Seit 1. Juli 2011 haben alle schwedischen Hochschulen das SUHF-

Model zur Vollkostenrechnung implementiert (SUHF: Sveriges uni-

versitets- och högskoleförbund, The Association of Swedish Higher

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50

Education). Das SUHF-Modell wurde in Kooperation zwischen Uni-

versitätsleitungen, -verwaltungen und Vertreter/-innen von For-

schungsförderungsagenturen entwickelt. Die Einführung erfolgte na-

tional koordiniert. Das SUHF-Modell basiert auf budgetierten Kosten

und gibt einen einheitlichen Rahmen vor, erlaubt aber eine gewisse

Flexibilität für die einzelnen Hochschulen.

Es gibt zwei Varianten der Vollkostenrechnung:

- das Basismodell: direkte Lohn- und Gehaltskosten als Basis für

die indirekten Kosten, und

- das Alternativmodell: alle direkten Kosten als Basis für die indi-

rekten Kosten (das Alternativmodell wird bspw. von allen Uni-

versitätskliniken genutzt, da viele der Projektmitarbeiter/-innen

von den Krankenhäusern – und nicht den Universitäten – ange-

stellt sind und die direkten Lohn- und Gehaltskosten deshalb

kein geeigneter Maßstab für die indirekten Kosten sind).

Lohn- und Gehaltskosten müssen den Projekten zugeordnet wer-

den. Die Methoden der Arbeitszeitzuordnung der einzelnen Hoch-

schulen variieren dabei. In der Regel basieren sie auf geschätzten

Planwerten und nicht auf tatsächlichen Zeiterfassungen.

Quelle: EUA 2012, Hellström/Mattsson

In Schweden wurden in den vergangenen Jahren sowohl ein Voll-

kostenrechnungssystem von allen Universitäten implementiert, als

auch die Finanzierung von öffentlichen Forschungsprojekten auf

Vollkostenbasis umgestellt. Schweden ist damit eines jener Länder,

die besonders aktiv dabei sind, die Forschungsfinanzierung gleich-

zeitig kompetitiver und fairer zu gestalten.

Umstellung auf ein Vollkostenrechnungsmodell in Schweden

Ausgangslage

Die Einführung der Finanzierung von Forschungsprojekten an

Hochschulen auf Basis von Vollkosten wurde von der schwedischen

Regierung forciert und in der Research and Innovation Bill im Jahr

2008 festgehalten. Damit wurde die Förderung für Overheadkosten

von einer Pauschale im Ausmaß von 35% auf Vollkosten umgestellt.

Das SUHF-Modell wurde von der SUHF (Association of Swedish

Higher Education) umgesetzt. Aufgrund des gewählten top-down

Ansatzes der schwedischen Regierung konnte dies ohne große Re-

klamationen der Hochschulen über den bevorstehenden buchhalte-

rischen Mehraufwand durchgeführt werden.

Umsetzung

Die Planungsphase für die Einführung der Finanzierung von For-

schungsprojekten auf Basis von Vollkosten in Schweden startete

Page 59: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

51

bereits im Jahr 2007 mit der Gründung einer Arbeitsgruppe. Im Jahr

2010 wurde das SUHF-Modell dann für Mittel der staatlichen För-

dergeber implementiert. Das Modell stieß vor allem bei privaten

Fördergebern und Stiftungen auf Widerstand, da diese von diesem

Zeitpunkt an einen höheren Anteil der indirekten Projektkosten

übernehmen mussten.

Hintergründe

Das Hauptmotiv für die Einführung des SUHF-Modells waren die

immer höher werdenden zusätzlichen finanziellen Anforderungen an

Universitäten durch die Einwerbung von Drittmittelprojekten. Da

immer mehr Basiskapital durch Drittmittelprojekte gebunden wurde,

kam es in weiterer Folge zu Einschränkungen in der universitären

Grundlagenforschung. Zusätzlich wurde von externen Projektträ-

gern eine stärkere finanzielle Beteiligung von Hochschulen an indi-

rekten Projektkosten gefordert, was deren strategischen Hand-

lungsspielraum weiter limitiert hätte. Die schwedische Regierung hat

mit der Implementierung des SUHF-Modells ein Zeichen dafür ge-

setzt, dass Hochschulen in einem größeren Ausmaß als zuvor über

die Verwendung ihrer Basismittel selbst bestimmen können, anstatt

diese für die Deckung der indirekten Projektkosten heranziehen zu

müssen.

Erfahrungen und Fazit

Aus den Befragungen kann der Schluss gezogen werden, dass die

erhöhte Transparenz über die tatsächlich angefallenen Kosten in

Drittmittelprojekten und die daraus resultierende Vergleichbarkeit

von Hochschulen nicht nur von Fördergebern, sondern auch von

Vertretern/-innen der Hochschulen positiv gesehen wird. Vor allem

der Umstand, dass anteilsmäßig niedrigere indirekte Kosten größe-

rer Institute und anteilsmäßig höhere indirekte Kosten kleinerer In-

stitute berücksichtigt werden, wird wohlwollend zur Kenntnis ge-

nommen.

Von Seiten des Swedish Research Council konnten keine signifi-

kanten Änderungen bezüglich der bewilligten Projekte nach der Ein-

führung des SUHF-Modells festgestellt werden. Einzig eine leichte

Verschiebung zu Institutionen mit niedrigen Overheadkosten konnte

beobachtet werden. Eine Analyse über mehrere Jahre hinweg hat

gezeigt, dass die Höhe der indirekten Projektkosten in den letzten

Jahren relativ stabil geblieben ist.

Das Modell wird von der Association of Swedish Higher Education

laufend verfeinert. Diesbezüglich werden vor allem bestehende De-

finitionen näher erläutert und klargestellt. Im Jahr 2015 wird auch

das Bewerbungssystem für Projekte des Swedish Research Council

den Anforderungen des SUHF-Modells angepasst.

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52

4.3 Schweiz

Das Schweizerische Universitätssystem umfasst einerseits die nati-

onalen ETHs (Eidgenössischen Technischen Hochschulen) ande-

rerseits die kantonalen Universitäten. Diese Dualität ist bezeichnend

für das Universitätssystem.

Eine Stärke der Schweizerischen Hochschulfinanzierung liegt in der

Diversität der Mittel. So stammen die Mittel der Universitäten vom

jeweiligen Trägerkanton, von den anderen Kantonen durch die

interkantonale Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarung für

die Universitäten (IUV) oder vom Bund, der zum einen die Grundfi-

nanzierung sichert, zum anderen die kompetitive, nationale Mittel-

vergabe durch die Forschungsförderungsagenturen (wie z.B. den

Schweizerischen Nationalfonds) deckt. Darüber hinaus erhalten die

Universitäten Mittel aus EU- und anderen internationalen For-

schungsprogrammen sowie private und weitere öffentliche Drittmit-

tel. Die Bemessung der Grundbeiträge erfolgt dabei nach Leistun-

gen in der Lehre (bspw. Anzahl Studierender nach Studiengängen)

und der Forschung, wobei dem Lehranteil ein viel stärkerer Stellen-

wert in der Finanzierung zukommt als dem Forschungsanteil. Die

Overheadpauschale ist allerdings von diesen Grundbeiträgen völlig

getrennt zu betrachten.

Faktenblatt 2: Schweiz

Finanzierung indirekter Kosten

Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaft-

lichen Forschung (SNF) gewährt für einen Großteil seiner Pro-

gramme seit 2009 eine Overheadpauschale. Diese beträgt maximal

20% der direkten Projektkosten.

Die Berechnung der tatsächlichen Höhe erfolgt auf Basis der im

Vorfeld festgelegten Mittel für Overheads und der gesamten, be-

rechtigten Förderungsbeiträge eines Jahres. Die im Jahr 2009 zur

Verfügung stehenden Overhead-Mittel betrugen CHF 36,7 Mio. (d.h.

6%-7% der zugesprochenen Beitragssummen), im Jahr 2010

CHF 80,8 Mio. (d.h. 15%-16% der zugesprochenen Beitragssum-

men) und im Jahr 2011 CHF 82,5 Mio. (d.h. 17%-19% der zuge-

sprochenen Beitragssummen). Die tatsächliche Overheadrate lag

damit in der Vergangenheit unter dem Maximum von 20%. Jede bei-

tragsberechtigte Institution erhält von der Gesamtsumme ihrer over-

headberechtigten SNF-Mittel des Vorjahres diesen Prozentsatz als

Overhead.

Die Overhead-Empfänger (primär Universitäten und ETHs) ent-

scheiden autonom über die Verwendung der Mittel aus der Pau-

schale. Die Verwendung muss allerdings im Zusammenhang mit

dem Zweck des Overheads stehen, welcher darin besteht, indirekte

Forschungskosten teilweise abzugelten. Inwieweit Forschende, die

Page 61: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

53

mit ihren bewilligten Projekten Overheadbeiträge ausgelöst haben,

direkt profitieren, ist der jeweiligen Forschungsinstitution überlas-

sen.

Der SNF fördert folgende direkte Kosten:

a. die Saläre wissenschaftlicher und technischer Mitarbeitender

des Forschungsprojekts;

b. Sachkosten, die mit der Durchführung des Forschungsprojekts

in direktem Zusammenhang stehen, namentlich Material von

bleibendem Wert, Verbrauchsmaterial, Feldspesen, Reisen oder

Aufwendungen Dritter;

c. Kosten für die mit der Durchführung des Forschungsprojekts

zusammenhängende Benutzung der Infrastruktur von Instituten

oder Labors, sofern die jeweiligen Reglements oder Ausschrei-

bungsbedingungen des Nationalen Forschungsrats dies aus-

drücklich vorsehen;

d. weitere Kosten, sofern diese in Reglements und Ausschrei-

bungsbedingungen des Nationalen Forschungsrats vorgesehen

sind.

Vollkostenrechnung

Die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) begann in Zu-

sammenarbeit mit den universitären Hochschulen im Jahr 1999 ein

einheitliches Kostenrechnungsmodell zu entwickeln, Ende 2007

wurde die Entwicklung des Systems abgeschlossen. Seither werden

Daten aus der Kostenrechnung vom Bundesamt für Statistik (BFS)

veröffentlicht (bspw. Kosten pro Studierende, Betreuungsverhältnis-

se). Auch Universitäten und Ministerien nutzen die Daten zur Pla-

nung und Steuerung.

Für Räume werden im Modell kalkulatorische Kosten angesetzt

(d.h. (einheitliche) standardisierte Raummieten für alle universitären

Hochschulen unter Zuhilfenahme einer Raumdatenbank).

Die prozentuale Aufteilung der Arbeitszeit auf die Bereiche Lehre

(mit Unterscheidung zwischen Grundausbildung und weiterführen-

der Ausbildung), F&E, Weiterbildung und Dienstleistungen erfolgt

rückwirkend. Empfohlen wird eine Erhebung auf Individualebene,

notwendig ist eine Erhebung mindestens auf Ebene der Organisati-

onseinheit (Professur, Institut).

Quelle: Schweizerische Universitätskonferenz, SNF

Einführung von Overheads in der Schweiz

Ausgangslage

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) finanzierte bis zum Jahr

2008 nur direkte Forschungskosten. Indirekte Kosten für Infrastruk-

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54

tur, Unterhalt und Verwaltung mussten von den Institutionen, an

welchen die Forschungsvorhaben durchgeführt wurden, selbst ge-

tragen werden. Folglich war die finanzielle Belastung der Hochschu-

len umso höher, je erfolgreicher ihre Forschenden in der Beschaf-

fung von SNF-Fördermitteln waren, und die Gefahr drohte, dass

dies längerfristig zu Konflikten innerhalb der Hochschulen und der

Fakultäten führen könnte und eine Schwächung des Anreizes, in die

Forschung zu investieren, zur Folge haben könnte. So war der

Grund für die Einführung des Overheads in der Schweiz, der kom-

petitiv finanzierten Forschung in der Schweiz mehr Gewicht zu ver-

leihen und einen zusätzlichen Anreiz für Hochschulen zur Akquisiti-

on von SNF-Fördermitteln darzustellen.

Der Bundesrat hat im Herbst 2008 mit einer Änderung der For-

schungsverordnung die Grundlagen für die Einführung des Instru-

ments Overhead geschaffen; ab 2009 konnte der SNF somit bei den

Overhead-berechtigten Förderungsinstrumenten auch einen Teil der

indirekten Forschungskosten decken.17

Berechnung des Overheadbeitrages

Das Overheadreglement legt fest, dass „die Basis für die Berech-

nung des Overheadbeitrags die Neuzusprachen in einem Kalender-

jahr bilden“ (Artikel 3), „die Forschende für Forschungsvorhaben an

den Institutionen auf Beiträgen als verantwortliche Beitragsempfän-

gerinnen oder Beitragsempfänger erhalten“. Der Overhead wird auf

Basis der maßgebenden Zusprachen des Vorjahres (also ex post)

berechnet.18

Die Höhe des pauschalen Overhead-Beitrags richtet sich nach den

jährlich zur Verfügung stehenden Bundesmitteln.

Des Weiteren schreibt das Overheadreglement in Artikel 8 die Höhe

des Beitrages vor: „Das Total der gemäß diesem Reglement in die

Overhead-Berechnung einbezogenen Neuzusprachen, geteilt durch

die zur Verfügung stehenden Mittel, ergibt den effektiven Prozent-

satz für den Overhead-Beitrag des dem Berechnungsjahr folgenden

Kalenderjahrs. Der Prozentsatz beträgt maximal 20%“.19

Darüber hinaus ist hier zu erwähnen, dass das Parlament das Ma-

ximallimit des Overheadsatzes alle vier Jahre festsetzen kann.

17 http://nfp.snf.ch/D/Aktuell/Dossiers/Seiten/overhead.aspx. 18 Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (2011): Reglement über die Overhead-

beiträge.

19 Ebenda.

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55

Interne Verteilung des Overheads

Das Reglement über die Overheadbeiträge aus dem Jahr 2011 legt

fest, dass die begünstigten Hochschulen (Rektorate) im Rahmen

der allgemeinen Zweckbestimmung des Overheads über die interne

Zuteilung und Verwendung der jeweiligen Beiträge frei entscheiden

können.20

Die Option, den Institutionen hinsichtlich der internen Verteilung des

Overheads subventionsrechtlich verbindliche Vorgaben zu machen,

ist verworfen worden, da man der Meinung ist und war, dass solche

Vorgaben im Widerspruch zur Zweckbestimmung von „institutionel-

len“ Beiträgen stehen und kaum mit einer Bundespolitik vereinbar

sind, die grundsätzlich die Autonomie der Hochschule stärken will.

Darüber hinaus würden solche Vorgaben seitens des Bundes ent-

sprechende Subventionskontrollen erfordern, was mit einer mög-

lichst unbürokratischen Einführung des Overhead nicht vereinbar

wäre. Jedoch sind die beitragsberechtigten Institutionen im Gegen-

zug dazu verpflichtet, interne Overhead-Reglements zu erlassen

und diese den zuständigen Stellen des Bundes zur Kenntnis zu un-

terbreiten.21

Vollkostenrechnung

Auch wenn die Schweizer universitären Hochschulen die Vollkos-

tenrechnung eingeführt haben, bleibt anzumerken, dass es dafür

keine einheitliche Regelung gibt, der Bund eine solche auch nicht

vorsieht, da er in die Rechnungslegung der Universitäten nicht ein-

greifen und den Universitäten Autonomie gewährleisten möchte.

Sofern ein Gesuch an den SNF ergeht, müssen die direkten Kosten

ausgewiesen werden (bspw. Anstellung von Doktoranden/-innen),

um nachzuweisen, dass diese direkt über Drittmittel finanziert wer-

den und ihre Finanzierung nicht ohnehin bereits über die Grundfi-

nanzierung abgedeckt ist.

Erfahrungen

Die Einführung der Overheadpauschale wird in der Schweiz seitens

des SNF und auch seitens der Rektoren/-innen und ihrer Universitä-

ten als positiv bewertet. Es ist gelungen, Anreize für F&E zu schaf-

fen sowie den administrativen Aufwand niedrig zu halten. Aufgrund

dessen, dass die Höhe der Pauschale vorweg nicht exakt festgelegt

ist, stellt die längerfristige Planungssicherheit für die Hochschulen

einen kritischen Punkt dar. Positiv erachtet wird von den Rekto-

ren/-innen daher die Erhöhung der Plansicherheit, indem ihnen be-

20 Ebenda. 21 Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF (2007): Overhead. Einführung des Overhead beim Schweizerischen

Nationalfonds SNF. Bericht zu Händen der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur WBK.

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reits Ende des Kalenderjahres die Höhe der Overheadpauschale,

welche im Folgejahr ausbezahlt wird, bekannt gegeben wird.

Im Fall der indirekten Kosten hat man sich für die Pauschale ent-

schieden, auch weil man aus der Erfahrung wusste, dass Vollkos-

tenmodelle (die wie erwähnt nicht einheitlich geführt werden) für die

Universitäten aufwändig sind und auch die Einführung eines zusätz-

lichen Kontrollorgans beim SNF erfordert hätten. Dem administrati-

ven Mehraufwand konnte man durch die Einführung der Overhead-

pauschale entgehen.

4.4 Dänemark

Der öffentliche Forschungssektor in Dänemark wurde in den ver-

gangenen Jahren maßgeblich umgestaltet (Integration vieler öffent-

licher Forschungseinrichtungen in Universitäten, Fusionen von Uni-

versitäten), um die Wettbewerbsfähigkeit und internationale Sicht-

barkeit des Hochschulsektors zu erhöhen. Eine erhebliche Auswei-

tung der öffentlichen Forschungsmittel für Universitäten ging außer-

dem mit einer Ausweitung des Anteils kompetitiv vergebener Mittel

einher.

Faktenblatt 3: Dänemark

Finanzierung indirekter Kosten

Das Danish Council for Independent Research gewährt Universitä-

ten eine Overhead-Pauschale in der Höhe von 44% zur Finanzie-

rung von indirekten Kosten wie Gebäudemieten, Verwaltungskosten

etc.

Die direkten Kosten umfassen Gehälter des wissenschaftlichen

Personals (Stellenpersonal oder drittmittelfinanziert), Gehälter von

technischem Hilfspersonal und Verwaltungspersonal (Stellenperso-

nal oder drittmittelfinanziert), Aufwendungen für Ausrüstung (höchs-

tens DKK 500 Tsd.) und Betriebs- und Wartungskosten.

Vollkostenrechnung

Ein Kosten- und Leistungsrechnungssystem für Universitäten auf

Basis von Vollkosten wurde in Dänemark noch nicht etabliert.

Quelle: DFF 2012

Obwohl der Hochschulsektor in Dänemark in den vergangenen Jah-

ren umfangreichen Veränderungen unterworfen war, ist eine Voll-

kostenrechnung an den Universitäten noch nicht eingeführt worden.

Die Finanzierung von indirekten Kosten erfolgt deshalb in Form ei-

ner einheitlichen Pauschale.

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57

4.5 Finnland

Universitäten spielen in Finnland eine zunehmend wichtige Rolle in

der Forschung. Um die Universitäten zu stärken, wurden die Finan-

zierungsmittel ausgeweitet, es kam aber auch zu Umstrukturierun-

gen durch Fusionen von Universitäten. Die Ausweitung der For-

schungsfinanzierung in Finnland ging mit einer Erhöhung des An-

teils kompetitiv vergebener Mittel einher.

Faktenblatt 4: Finnland

Finanzierung indirekter Kosten

Bis 2009 erfolgte die (teilweise) Abgeltung indirekter Kosten bei Pro-

jekten der Academy of Finland durch eine Pauschale in der Höhe

von 12,5%. Seit 2009 erfolgt die Finanzierung von Forschungspro-

jekten der Academy of Finland (bis auf wenige Ausnahmen) auf Ba-

sis von Vollkosten. Bis zu den Calls im April 2012 betrug die Finan-

zierung maximal 80% der Vollkosten, seit den Calls im September

2012 betrug sie maximal 70%. Das bedeutet in einem aktuellen

Forschungsförderungsantrag ist eine Kostenschätzung gemeinsam

mit einem Finanzierungsplan abzugeben, wobei der vorgesehene

Finanzierungsanteil der Academy of Finland 70% nicht übersteigen

darf. Zur Berechnung der indirekten Kosten sind neben den direkten

Kosten

1) der Prozentsatz der indirekten Gehaltskosten (aufgrund von Ur-

laub, Krankenstand etc.),

2) der Prozentsatz der Overheads (berechnet auf Basis der ge-

samten Gehaltskosten) und

3) der Koeffizient der effektiven Arbeitsstunden, wie von der Uni-

versität selbst angewandt, anzugeben.

Vollkostenrechnung

Schon seit 1997 waren die Universitäten gefordert, die Verwendung

ihrer Mittel der Lehre, der Forschung und der gesellschaftlichen Ak-

tivitäten zuzuordnen. Dazu wäre ein aktivitätsbasiertes Kostenrech-

nungssystem erforderlich gewesen, das aufgrund fehlender Arbeits-

zeiterfassungen nicht umsetzbar war.

Die Veränderung der nationalen Förderrahmenbedingungen ab

2009 in Kombination mit der Möglichkeit im Rahmen von FP7 höhe-

re Finanzierungsquoten zu generieren, waren die wichtigsten Aus-

löser für die Etablierung von Vollkostenrechnungssystemen durch

die finnischen Universitäten. Sie führten auch dazu, dass die Ge-

werkschaften der Erfassung der Arbeitszeit zustimmten. Da die

Entwicklung dieser Vollkostenrechnungssysteme innerhalb eines

halben Jahres umgesetzt werden musste, erfolgte sie nicht einheit-

lich. Die finnischen Universitäten weisen deshalb auch jetzt kein

einheitliches System auf, sondern jeweils ein individuelles Vollkos-

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58

tenrechnungssystem, das den rechtlichen Grundlagen genügt. Sie

ähneln einander aber weitgehend.

Die Zeiterfassung für Stellenpersonal erfolgt auf Basis von Arbeits-

plänen, Zeiterfassungen werden nur für extern finanzierte Projekte

verwendet.

Quelle: Estermann and Claeys-Kulik (2013), Academy of Finland 2012, 2013

Finnland setzte in den vergangenen Jahren umfangreiche Schritte

zur Weiterentwicklung des Universitätssystems um. Diese umfass-

ten auch eine Ausweitung der Forschungsmittel für Universitäten bei

gleichzeitiger Implementierung einer Vollkostenrechnung und einer

vollkostenbasierten Finanzierung kompetitiv vergebener, öffentlicher

Forschungsprojekte. Die Entwicklung der Vollkostensysteme erfolg-

te dabei innerhalb nur eines halben Jahres.

4.6 Frankreich

Das französische Hochschulsystem weist einige Besonderheiten

auf: Zum einen existieren eine Reihe von besonderen Institu-

tionentypen (bspw. Grandes Ecoles), die insbesondere in der Lehre

Rollen übernehmen, die in anderen Ländern primär von Universitä-

ten übernommen werden. Darüber hinaus existiert eine enge Ver-

flechtung zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung

durch den Betrieb gemeinsamer Labore.

Faktenblatt 5: Frankreich

Finanzierung indirekter Kosten

Die Agence Nationale de la Recherche (ANR) finanziert für öffentli-

che Forschungseinrichtungen nur die Grenzkosten von For-

schungsprojekten, wie Drittmittelpersonal, Verbrauchsmaterial und

Reisekosten. Universitäten erhalten somit keinen Beitrag zur Finan-

zierung der indirekten Kosten. Auch die direkten Kosten werden

nicht zur Gänze finanziert, sondern es werden nur jene direkten

Kosten finanziert, die dem Projekt eindeutig zuordenbar sind und

zusätzlich anfallen (die anteiligen Kosten des Stellenpersonals sind

bspw. nicht finanzierbar).

Vollkostenrechnung

In Frankreich existiert kein einheitliches Vollkostenmodell für die

Universitäten. Es wurde jedoch schon im Jahr 2005 ein Prozess zur

Entwicklung einer Vollkostenrechnung gestartet. Auf Basis einheitli-

cher Empfehlungen haben ausgewählte Universitäten begonnen,

universitätsspezifische Vollkostenmodelle zu entwickeln, der Groß-

teil der Universitäten ist jedoch noch in der Phase der Planung.

Quelle: Estermann and Claeys-Kulik (2013), ANR 2012

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59

In Frankreich wurde die ANR erst 2005 gegründet. Ein Ziel war,

damit eine geeignete Institution zu etablieren, um den Anteil kompe-

titiv vergebener Forschungsmittel zu erhöhen. Diese Weiterentwick-

lung des Finanzierungssystems wurde umgesetzt, es erfolgten aber

noch keine Schritte in Richtung einer Finanzierung von indirekten

Kosten. Die Entwicklung in Frankreich scheint jener in anderen

Ländern mit besonders leistungsfähigen Hochschulsystemen etwas

hinterherzuhinken.

4.7 Großbritannien

Das Hochschulsystem in Großbritannien zeichnet sich durch einen

hohen Grad der vertikalen Differenzierung aus. So gibt es neben ei-

ne Reihe sehr forschungsstarker Universitäten auch solche, die gar

keine Basismittel für die Forschung erhalten. Die Forschungsfinan-

zierung erfolgt zu einem hohen Maß leistungsorientiert.

Faktenblatt 6: Großbritannien

Finanzierung indirekter Kosten

Forschungsprojekte, die durch Research Councils finanziert wer-

den, müssen seit 2005 auf Basis von Vollkosten (Full Econonomic

Costs – FEC) kalkuliert sein. Von den FEC werden dann 80% der

Kosten durch die Research Councils finanziert22, 20% müssen von

den Universitäten selbst eingebracht werden. Die Finanzierung der

20% erfolgt durch die forschungsbezogenen Basismittel (Hochschu-

len, die keine Basismittel für die Forschung erhalten, können somit

de facto keine Forschungsprojekte bei Research Councils einwer-

ben). Die Umstellung der Finanzierung ging mit einer umfangrei-

chen Ausweitung der verfügbaren Forschungsmittel einher.

Die FEC müssen nach folgenden vier Kategorien aufgeschlüsselt

sein: (a) direkt angefallen, (b) direkt zugeordnet, (c) indirekte Kosten

und (d) Ausnahmen. Die Kategorien (a)-(c) sind im TRAC geregelt

(siehe Kostenrechnungssystem unten), (d) wird von den Research

Councils definiert.

Grund für die Einführung eines einheitlichen Kostenrechnungssys-

tems und – in der Folge davon – eines vollkostenbasierten For-

schungsfinanzierungsmodells waren Befürchtungen in Bezug auf

die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit britischer Universitäten auf-

grund von Unterinvestments in Forschungsinfrastruktur und Gebäu-

de. Durch das deutlich schnellere Wachstum von öffentlich projekt-

basierten Forschungsmitteln im Vergleich zu Basismitteln für die

22 Es gibt in wenigen Fällen Ausnahmen: Studierendenpraktika werden mit 100% finanziert, bei technischer Infrastruktur

werden in der Regel 50% finanziert (www.rcuk.ac.uk/documents/documents/fecFA .pdf ).

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60

Forschung waren die Investitionen in Forschungsinfrastruktur und

Gebäude vernachlässigt worden.

Die FEC inkludieren neben Kosten der Projektdurchführung auch

die Kosten der Antragstellung und der Dissemination von For-

schungsergebnissen, im Regelfall allerdings nicht in Form von direkt

angefallenen Kosten, sondern in Form von indirekten Kosten.

Vollkostenrechnung

In Großbritannien wurde ein einheitliches Vollkostensystem für

Hochschulen etabliert, der sogenannte Transparent Approach to

Costing (TRAC): Seit dem Jahr 2000 müssen alle Hochschulen ihre

Kostenrechnung auf Basis von TRAC vornehmen. Dies soll ihnen

eine bessere Planung ermöglichen und das Kostenbewusstsein er-

höhen, gleichzeitig aber auch für die Öffentlichkeit die Mittelverwen-

dung nachvollziehbarer machen. Vor der Einführung von TRAC lag

der Fokus der Universitäten (auch aufgrund der vorherrschenden

Anreizsysteme) v.a. auf den eingeworbenen Drittmitteln, nicht auf

der Finanzierungsquote der eingeworbenen Projekte.

Die Informationen aus TRAC dienen als Grundlage für die Berech-

nung der Vollkosten von Forschungsprojekten (FEC).

Folgende Kostengruppen werden im Rahmen von TRAC differen-

ziert:

(a) direkt angefallene Kosten (Directly Incurred Costs – DI): Dies

sind projektspezifische Kosten, für deren tatsächliche Höhe

Rechnungen vorliegen,

(b) direkt zugeordnete Kosten (Directly Allocated Costs – DA): Kos-

ten, die den Forschungsaktivitäten auf Basis eines geschätzten

Ressourceneinsatzes zugeordnet werden,

(c) indirekte Kosten (Indirect Costs): Verwaltungs- und Administrati-

onskosten (Verwaltungsabteilung, Bibliothek, Rechenzentrum

etc.), die nicht einzelnen Projekten zugeordnet werden können.

Da die Arbeitszeit ein wesentlicher Kostenfaktor von Hochschulen

ist, sind Zeitverwendungsrechnungen des akademischen Personals

ein Kernelement von TRAC. Folgende Aktivitäten werden dabei un-

terschieden: Lehre, Forschung, Sonstiges und Unterstützung. Es

existiert für die Hochschulen kein einheitliches Zeiterfassungssys-

tem.

Quelle: The Allen Consulting Group 2008, HEFCE 2013, RCUK 2012, EUA 2012

Die Notwendigkeit der zumindest teilweisen Finanzierung von indi-

rekten Kosten bei kompetitiv vergebenen, öffentlichen Forschungs-

mitteln wurde in Großbritannien schon in den 1980er- und 1990er-

Jahren offensichtlich, da dieser Anteil in Großbritannien besonders

hoch ist. In Folge dessen wurde ein einheitliches Vollkostensystem

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61

eingeführt und die projektbezogene Finanzierung auf ein vollkos-

tenbasiertes Modell umgestellt. Die Entwicklung in Großbritannien

war und ist durchaus Vorbild für andere Länder, aber auch für die

EU.

4.8 Niederlande

Niederländische Universitäten zeichnen sich durch ein besonders

hohes Maß an Autonomie aus, die Forschungsfinanzierung erfolgt

stark kompetitiv. Diese Maßnahmen erfolgten in den Niederlanden

deutlich früher, als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Faktenblatt 7: Niederlande

Finanzierung indirekter Kosten

Die Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek

(NWO) finanziert in der Regel keine indirekten Kosten. Vielmehr

müssen alle Kosten direkt dem Projekt zugeordnet werden. In den

Ausschreibungen ist individuell geregelt, welche Kosten finanzie-

rungsfähig sind.

Im Jahr 2012 wurde allerdings eine Diskussion darüber begonnen,

ob die NWO bereit wäre, ein vollkostenfinanziertes Finanzierungs-

modell anzuwenden.

Vollkostenrechnung

In den Niederlanden besteht für Universitäten trotz ihres hohen

Grades an Autonomie keine Verpflichtung für die Etablierung einer

Vollkostenrechnung. Trotzdem hat der Großteil der Universitäten ein

Vollkostenrechnungssystem etabliert, um bei EU-Projekten bzw. na-

tionalen Förderungen höhere Fördersätze zu generieren. Die Ab-

stimmung bei der Weiterentwicklung zwischen den Universitäten er-

folgt auf informellem Weg.

Quelle: ESSENCE 2012, EUA 2012

Der Großteil der Universitäten in den Niederlanden hat ein Vollkos-

tenrechnungssystem etabliert. Dies erfolgte jedoch nicht aufgrund

einer Verpflichtung, sondern weil die Universitäten so in der Lage

sind, sowohl bei EU- als auch bei nationalen Projekten höhere För-

derquoten zu erzielen.

4.9 USA

In den USA liegt die Hochschulbildung innerhalb der Kompetenzen

der einzelnen Bundesstaaten. Darüber hinaus gibt es neben den öf-

fentlichen Hochschulen sehr viele private Institute, wovon einige ei-

ne sehr hohe Forschungsorientierung aufweisen. Aus diesem Grund

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62

ist die Hochschullandschaft in den USA in Bezug auf Governance

und Finanzierung sehr heterogen. Von einem einheitlichen Hoch-

schulsystem kann man folglich nicht sprechen.

Die Finanzierung universitärer Forschung erfolgt in den USA aller-

dings zu einem großen Teil bundesstaatlich durch nationale For-

schungsfördereinrichtungen, die teilweise selbst Forschungskapazi-

täten aufweisen.

Faktenblatt 8: USA

Finanzierung indirekter Kosten

Für bundesstaatlich finanzierte Forschungsprojekte ist die Finanzie-

rung von indirekten Kosten durch Circular A-21 des US Office of

Management and Budget (OMB) geregelt. Dieses wurde erstmals

im Jahr 1958 herausgegeben und seitdem immer wieder aktuali-

siert. Es legt fest, welche Positionen im Rahmen der indirekten Kos-

ten geltend gemacht werden können.

In den USA erfolgte eine so frühzeitige Auseinandersetzung und

Gewährung von indirekten Kosten aufgrund des hohen Anteils der

bundesstaatlich finanzierten Forschung, die ab dem 2. Weltkrieg

zunehmend wichtiger wurde. Da die Basisfinanzierung der Hoch-

schulen einzelstaatlich erfolgt, wurde schon früh klar, dass der Auf-

bau einer erfolgreichen universitären Forschungsinfrastruktur als

Grundlage für Forschungsprojekte nur möglich ist, wenn auch indi-

rekte Kosten bundesstaatlich mitfinanziert würden.

Die Höhe der finanzierten indirekten Kosten (F&A-costs: Facilities

and Administration Costs) wird nicht einheitlich als Pauschale fest-

gelegt, sondern für jede Hochschule individuell berechnet bzw. ver-

handelt.23 Konkret wird eine Pauschale zur Abdeckung der indirek-

ten Kosten in Bezug auf die Modified Total Direct Costs (MTDC)

festgelegt. Die MTDC umfassen die direkten Kosten abzüglich von

sogenannten Modifiers wie Kosten technischer Infrastruktur, Investi-

tionsaufwendungen, Erlässe von Studiengebühren und den Anteil

über $ 25 Tsd. bei Werkverträgen.

F&A-Costs umfassen folgende Kategorien: (1) Abschreibung auf

Gebäude, (2) Abschreibung auf Geräte, (3) Zinsaufwand für die Er-

richtung von Anlagen, (4) Betriebs- und Wartungskosten, (5) allge-

meine Administration und allgemeine Ausgaben, (6) Institutsverwal-

tung, (7) gesponserte Projektadministration, (8) Bibliothek und (9)

Studierendenservices.

23 Für ausgewählte Universitäten existieren unterschiedliche Pauschalen (bspw. Harvard Medical School (The Allen Con-

sulting Group 2008)).

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63

Die Verhandlungen erfolgen für alle bundesstaatlichen Zuwen-

dungsgeber für die einzelnen Hochschulen durch den zugewiese-

nen Verhandlungspartner. Dabei handelt es sich entweder um das

Department of Health and Human Services (HHS) oder das De-

partment of Defence (DOD).

Die Bandbreite der ausverhandelten F&A-Raten liegt zwischen 30%

und 70%, im Durchschnitt bei etwa 50% (Anstieg von durchschnitt-

lich 48,4% im Jahr 1999 auf 49,3% im Jahr 2008).

Für die meisten bundesstaatlichen Forschungsförderungen sind die

Administrationskosten bei 26% gedeckelt. Außerdem gibt es aus-

gewählte bundesstaatliche Programme für die gar keine F&A-

Kosten finanziert werden.

Vollkostenrechnung

In den USA existiert keine einheitliche Regelung in Bezug auf die

Kosten- und Leistungsrechnung der Hochschulen. Die angewandten

Systeme müssen jedoch nachvollziehbar sein und den allgemeinen

Prinzipien, wie sie in Circular A-21 festgelegt sind, entsprechen. So

müssen Arbeitszeiten auf Basis nachvollziehbarer Zeiterfassungen

für alle wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen erhoben werden.

Quelle: The Allen Consulting Group 2008, GAO 2010, U.S. Department of Labor et al. (2012).

Die Notwendigkeit der (Teil-)Finanzierung der indirekten Kosten von

kompetitiv vergebenen Forschungsprojekten wurde in den USA

schon in den 1950er-Jahren offensichtlich, weil dort der Anteil der

grundfinanzierten universitären Forschung sehr niedrig ist. Deshalb

wurde schon sehr früh ein System etabliert, das seither regelmäßig

weiterentwickelt wurde. Das System zeichnet sich dadurch aus,

dass es einerseits Fairness fokussiert, da spezifische Raten für jede

einzelne Hochschule festgelegt sind, und andererseits relativ ein-

fach ist, weil die Raten (in der Regel) dann für alle Arten von Projek-

ten und die unterschiedlichen bundesstaatlichen Fördergeber gel-

ten.

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64

5 Rahmenbedingungen der Drittmittelforschung in Deutschland

Drittmittelforschung an deutschen Hochschulen findet unter spezifi-

schen institutionellen und budgetären Rahmenbedingungen statt.

Die einzelnen Forschungsvorhaben müssen in diesem Rahmen

verortet werden, auch wenn sie eine Vielzahl von Aktivitäten entfal-

ten und Ressourcen benötigen, die außerhalb der zuwendungsfähi-

gen Kosten liegen. Komplexe Forschungsprozesse und -strukturen

treten damit potentiell in einen Konflikt mit der Fördermethodik und

der Zuwendungslogik.24

5.1 Inhalte der Phasen eines geförderten Forschungsprojektes

Das einzelne Forschungsvorhaben besteht grundsätzlich aus den

folgenden drei Phasen:

Antragsphase

Projektbearbeitungsphase

Nachlaufphase

Abbildung 17: Forschungsprojekt – Projektphasen

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Antragsphase ist gekennzeichnet durch die Konzeption des

Forschungsvorhabens, vorlaufender Forschung und Analyse, der

Gewinnung von Partnern, dem Dialog zwischen den Beteiligten

(einschließlich Projektträgern, BMBF, Gutachter-Kommissionen)

sowie der formalen Ausarbeitung des Antrags und dessen Überar-

beitung bzw. Fortentwicklung. Soweit die Anträge einen exklusiv

24 Nachfolgend werden die Begriffe Grundmittel und Drittmittel grundsätzlich in Anlehnung an die Ausführungen des Statis-

tischen Bundesamtes, Fachserie 11 Reihe 4.5, Anhang 3 (Bildung und Kultur / Finanzierung der Hochschulen), Wiesba-

den 2012 verwenden. Wir weisen aber darauf hin, dass im Verständnis der Wissenschaftler/-innen zum Beispiel Ein-

nahmen aus sonstiger wirtschaftlicher Tätigkeit, wie aus Veröffentlichungen, Gutachten, Vorträgen, Nutzung von Hoch-

schuleinrichtungen durch Dritte teils als Drittmittel angesehen werden.

Antragsphase NachlaufphaseBearbeitungsphase

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65

oder mit hoher Reputation behaupteten Forschungsschwerpunkt

(oder ein entsprechendes Thema) beinhalten, ist die Erfolgsquote

hoch. Durchschnittlich werden bei Einzelanträgen Erfolgsquoten von

ca. 20% bis 30% als Normalität angesehen. Die aktuelle Zahl für die

Förderquote von Neuanträgen bei der DFG liegt bei 31,5%. Dies ist

die Quote der bewilligten Anträge im Verhältnis zur Anzahl der An-

träge, die im Jahr 2013 entschieden wurden. Die Quote ist seit 2010

von 42,5% über 35,6% (2011) und 32,5% (2012) kontinuierlich ge-

sunken.25 Die Einschätzung der antragstellenden Wissenschaft-

ler/innen zum Akquisitionsaufwand weisen eine breite Streuung auf,

je nachdem, ob es sich um Folgeanträge zu laufenden oder abge-

schlossenen Vorhaben handelt, ob die Hochschule einzeln oder in

größeren Verbünden forscht oder aber die Forschungsfragen selbst

erst in vorlaufenden Untersuchungen entwickelt worden sind. Die

Kosten dieser Antragsphase werden grundsätzlich durch das BMBF

nicht finanziert.

In der Projektbearbeitungsphase erfolgt die eigentliche For-

schungstätigkeit. Hierfür ist es zunehmend notwendig, zusätzlich zu

der bestehenden Infrastruktur (Räume, Labore, Forschungsgeräte,

Datenbanken, Verbrauchsmaterial) weitere Infrastruktur zu nutzen.

Z.B. wird die Infrastruktur größer dimensioniert, um Drittmittelfor-

schung durchführen zu können bzw. die Verwaltungsstrukturen und

-kapazitäten werden erweitert, um ein größeres Auftragsvolumen

bearbeiten zu können. Eine Zuordnung dieser zusätzlichen Aufwen-

dungen zu einzelnen Drittmittelprojekten ist regelmäßig nicht mög-

lich, da wesentliche Aufwendungen durch mehrere Drittmittelprojek-

te verursacht werden. Hinzu treten qualitative Anforderungen an die

Forschungsinfrastruktur, die bei Antragstellung nachzuweisen sind.

Diese werden regelmäßig auch für verschiedene Forschungsprojek-

te benötigt und genutzt. Die Finanzierung dieser Infrastruktur erfolgt

durch besondere Fördermittel des Bundes, der Länder, durch Kon-

zentration insbesondere von „Overheads“ auf der Ebene der Hoch-

schule sowie durch Mittel von Stiftungen und der Industrie. In der

Projektbearbeitungsphase wird neben dem Stellenpersonal (Profes-

soren/-innen, wissenschaftliche und sonstige Mitarbeiter/-innen)

insbesondere durch die Zuwendung finanziertes Drittmittelpersonal

tätig.

Hieraus folgen einerseits eine Verstetigung und Erhöhung der Be-

wirtschaftungskosten, um die technisch-wissenschaftliche Infra-

struktur aufrechtzuerhalten. Andererseits stellen sich bei verzöger-

tem Projektstart und diskontinuierlichen Projektlaufzeiten Fragen

hinsichtlich der (Zwischen-)Finanzierung des Drittmittelpersonals.

Die Nachlaufphase ist insbesondere dadurch gekennzeichnet,

dass nach dem Förderzeitraum Berichte erarbeitet und abgestimmt

25 Vgl. http://dfg.de/dfg_profil/foerderatlas_evaluation_statistik/statistik/erfolgsquoten/index.html#micro4043705, letzter

Abruf am 1.8.2014.

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66

werden müssen und zu veröffentlichen sind. Außerdem sind die

Projekte final abzurechnen sowie die Prüffähigkeit herzustellen. Alle

diese Tätigkeiten werden neben der Inanspruchnahme der Verwal-

tung zu wesentlichen Teilen auch vom wissenschaftlichen Personal

erbracht. Ggf. verursachen neue spezifisch für die Drittmittelfor-

schung angeschaffte technische Geräte oder Infrastrukturen, wie

z.B. Labore, weitergehende „nachlaufende“ Kosten für die Wartung,

Reparatur und Instandhaltung.

5.2 Grundsätzliche Zusammenhänge

Das einzelne Drittmittelprojekt an forschungsintensiven Institutionen

ist nach Einschätzung eines Experten eine „administrative Fiktion“.

In aller Regel sind diese Projekte eingebettet in einen größeren

Handlungskontext, der den gesamten Forschungsprozess der jewei-

ligen Forschungseinheit, des Fachbereichs oder des Departments

umfasst. Dieser ist komplex und weist zugleich zahlreiche Verzwei-

gungen und Interaktionen der einzelnen Forschungsaktivitäten un-

tereinander auf. Diese finden zeitlich parallel oder aber in zeitlicher

Reihenfolge statt. Grundsätzlich ist das Untersuchungsdesign plan-

bar, muss jedoch rekursive Schleifen der Klärung grundsätzlicher

Fragestellungen ebenso vorsehen wie neue Weichenstellungen,

wenn (Zwischen-)Ergebnisse außerhalb des Erwartungshorizonts

liegen.

Die Forschung an Hochschulen vollzieht sich folglich nicht nur in

einzelnen Projekten. Vielmehr werden von Forschungsteams auch

Themen mit einer Vielzahl von Fragestellungen bearbeitet. Es wer-

den daher mehrere Projekte mit verschiedenen Finanzierungen, die

in einem inhaltlichen und zeitlichen Zusammenhang stehen, gleich-

zeitig bearbeitet. In der zeitlichen Abfolge der Forschungsprojekte

ist auch wegen formaler Aspekte der Beantragung häufig kein lü-

ckenloses Nacheinander gewährleistet. Nicht immer schließt sich

ein Nachfolgeprojekt unmittelbar an das ursprüngliche Forschungs-

projekt an. Es kann dabei sowohl zu Überlappungen als auch zu

Phasen ohne Drittmittelfinanzierung kommen. Somit ist zwar das

einzelne Vorhaben, nicht jedoch die strategische Verfolgung von

Forschungsschwerpunkten mit drittmittelfinanzierten Einzelprojekten

planbar. Die folgende Abbildung stellt diesen Zusammenhang

schematisch dar.

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67

Abbildung 18: Forschungsprozess und Forschungsfinanzierung – Vernetzung der Projekte

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

5.3 Finanzierungsmodell der Drittmittelforschung

Die Drittmittelforschung hat – wie oben beschrieben – im Umfang

und im Anteil an der Forschungsfinanzierung der Hochschulen stark

zugenommen. Sie erreicht in einzelnen Fällen mehr als 30% des

Gesamtbudgets der Hochschulen. Drittmittel sind zu einer entschei-

denden Voraussetzung für Forschung an Hochschulen geworden.

Das ursprüngliche Finanzierungsmodell der öffentlich geförderten

Drittmittelforschung ist in der folgenden Abbildung schematisch dar-

gestellt. Demnach werden die Kosten in den drei Projektphasen,

welche nicht unmittelbar durch die Projektfinanzierung getragen

werden, bislang insbesondere durch die Grundausstattung der

Hochschulen finanziert. Die oben beschriebene Dynamik: steigende

Drittmittelausgaben bei einer nicht in gleichem Umfang zunehmen-

den Grundausstattung führt jedoch an die Grenzen dieses Finanzie-

rungsmodells.

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68

Abbildung 19: Finanzierung der Gesamtkosten eines Forschungs-projektes (schematische Darstellung)

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Darstellung skizziert die Gesamtkosten schematisch, die Größe

der einzelnen Pfeile bzw. Blöcke spiegeln keine quantitativen Rela-

tionen wider. Perspektivisch ist die Grundausstattung der Hoch-

schulen bei relativer Konstanz der Finanzmittel aufgrund des An-

wachsens der Drittmittelprojekte immer weniger in der Lage, allein

die nicht förderfähigen Kosten eines Projekts zu tragen. Infolgedes-

sen werden weitere Finanzierungsquellen herangezogen.

5.4 Kostenverursachung in den Projektphasen

In der Antragsphase werden insbesondere Personalkosten und

Gemeinkosten verursacht. Bei einer Erfolgsquote von 20-30% ver-

vielfältigen sich die Kosten der Antragstellung entsprechend. Dass

durch die Antragstellung relevante Zeitbudgets in Anspruch ge-

nommen werden, belegen sowohl die Online-Befragung als auch

die Interviews mit Forschenden bzw. die Projekteinzelanalysen. Die

mit BMBF-Mitteln geförderten Projektleiter/-innen hatten in den Jah-

ren 2011 / 2012 pro Befragtem/-r jeweils mehr als vier Drittmittelan-

träge (Durchschnittswert: 4,1) verfasst. Der persönliche Beitrag der

Wissenschaftler/-innen zu diesen Anträgen lag durchschnittlich bei

89 Stunden, wobei weitere Leistungen der Forschungsteams sowie

der Administration hierbei nicht einbezogen sind. Die Einschätzun-

gen der Befragten zur zeitlichen Inanspruchnahme durch For-

schungsanträge weisen eine große Bandbreite auf. Während ein

knappes Viertel pro Antrag einen Aufwand von einer Arbeitswoche

leistet, investiert ein Fünftel mehr als drei Wochen pro Antrag. Hier-

bei ließen sich keine Korrelationen zwischen zeitlichem Aufwand

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und Zahl der Anträge feststellen. Folglich reduziert ein hoher zeitli-

cher Aufwand nicht die Anzahl der Einreichungen.

Abbildung 20: Angaben zu öffentlich geförderten Drittmittelanträgen in den Jahren 2011 und 2012; n=1.280

Quelle: Online-Befragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

In drittmittelstarken Hochschulen, an denen sich das Stellenperso-

nal zum Drittmittelpersonal teilweise im Verhältnis von 1:10 abbilden

lässt, erhöht sich der Akquisitionsdruck, wobei dieser Aufwand nicht

mehr allein vom Stellenpersonal geleistet werden kann. Folglich

werden schon in dieser Phase durch die Antragstellung Kosten an

den Hochschulen verursacht.

Gemeinkosten entstehen auf der Ebene der jeweiligen Forschungs-

struktur (Institut, Fakultät etc.) sowie auf der Ebene der Hochschul-

verwaltung. Die Kosten der Drittmittelabteilungen können in Summe

den Drittmittelprojekten (jeweils anteilig) direkt zugeordnet werden,

die der anderen Verwaltungseinheiten (Rechnungswesen, Kanz-

ler/-innen, Justiziariat, Nutzung von Datenbanken etc.) auf den ver-

schiedenen Ebenen der Hochschule hingegen nicht.

24,5%

30,2%

26,0%

10,7%8,7%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

bis 40h 40-80h 80-120h 120-160h über 160h

Frage: Bitte machen Sie im Folgenden einige Angaben zu ihren öffentlich geförderten Drittmittelanträgen in den Jahren 2011 und

2012. Bitte beziehen Sie sich auf jene Anträge, die Sie als Projektleiter/-in verantwortet haben (Hier: Angabe des

durchschnittlichen persönlichen Zeitaufwands für einen Antrag / Angabe der Anzahl der Anträge).

Die durchschnittliche Anzahl der Anträge in den

Jahren 2011 und 2012 beträgt jeweils 4,1

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70

Die Kosten der Beantragung sind grundsätzlich weder bei erfolgrei-

chen, noch bei nicht erfolgreichen Projektanträgen durch das BMBF

förderfähig.

In der Projektbearbeitungsphase werden grundsätzlich alle we-

sentlichen Kostenarten einer Hochschule verursacht. Daher wird

nachfolgend nur auf einige, signifikante Aspekte eingegangen.

Personalkosten

Von den Personaleinzelkosten werden nur die des sog. Drittmittel-

personals gefördert, das Stellenpersonal hingegen nicht. Auch diese

Personengruppe wirkt in den Drittmittelvorhaben in der Forschungs-

phase mit, sei es in der Projektsteuerung, in der Erbringung von

Forschungsleistungen oder bei administrativen Aufgaben, sofern

diese nicht auf zentraler oder dezentraler Ebene von speziellen

Verwaltungseinheiten erbracht werden. Diese Einzelkosten werden

grundsätzlich aus den Hochschulhaushalten finanziert. Auch die

Höhe der förderfähigen Personalkosten ist nach den jeweils gelten-

den Förderbedingungen Restriktionen unterworfen, so dass nicht al-

le Personalkosten finanziert werden. Hinsichtlich der Frage der An-

gemessenheit der Overheadpauschalen und deren Vergleichbarkeit

mit anderen Ansätzen (Overheads der Trennungsrechnung, Over-

heads EU) ist von Bedeutung, dass diese dem Grunde nach als

Personaleinzelkosten anzusehenden Kosten wissenschaftlicher

Mitarbeiter/-innen bisher nicht in die Bemessungsgrundlage für die

Overheadpauschale des BMBF eingehen, wodurch diese wiederum

verkürzt werden.

Gleichzeitig sehen sich die Hochschulen mit zeitlichen Verzögerun-

gen des Starts von „Anschlussprojekten“ konfrontiert. Auch dadurch

entstehen Personalkosten, die nicht förderfähig sind.

Raumkosten

Das erhöhte Drittmittelaufkommen führt zu einer verstärkten Inan-

spruchnahme von Räumen für diese Forschungsprojekte. Bei der

Bedarfsplanung der Hochschulen ist der Bedarf, der aus der Dritt-

mittelforschung resultiert, zunehmend stärker zu berücksichtigen

und löst insoweit höhere Kosten aus. Unabhängig davon, ob das

Land oder die Hochschule die Gebäudekosten trägt, führt der Auf-

wuchs an Drittmittelprojekten zu deutlichen Mehraufwendungen

(Bewirtschaftung, zusätzliche Anmietung von Räumen und Gebäu-

den), die jedoch nicht für ein, sondern für eine Vielzahl von Drittmit-

telprojekten benötigt werden.

Regelmäßig nicht finanziert werden, nach Einschätzung der Hoch-

schulen, die damit einhergehenden Unterhaltskosten (Wartung, Re-

paratur, Ver- und Entsorgung, Versicherungen etc.). Die Hochschu-

len sehen ein stärker werdendes Missverhältnis zwischen dem An-

wachsen der drittmittelverursachten Forschungsinfrastruktur und der

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Konstanz der bereitgestellten Bewirtschaftungskosten. Die hieraus

resultierende Differenz (zusätzliche Kosten) in der Finanzierung

muss aus anderen Quellen geleistet werden.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass bei drittmittel-

starken Hochschulen teils separate Drittmittelstrukturen entstanden

sind, die Gebäude und baulichen Anlagen teils durch „Sonderzu-

weisungen“ des Bundes und der Länder, der DFG, teils auch aus

den Mitteln der Overheads verschiedener Drittmittel finanzieren.

Forschungslabore / Forschungsgeräte

Die Situation im Bereich Forschungslabore / Forschungsgeräte ist

grundsätzlich vergleichbar mit der unter „Raumkosten“ geschilder-

ten. Zu beobachten ist, dass in einem sich verschärfenden Wettbe-

werb um Drittmittel die Anforderungen an die Qualität und Quantität

der Forschungsinfrastruktur als Voraussetzung für eine erfolgreiche

Antragstellung stetig steigen. Gleichzeitig ist aus Sicht der Hoch-

schulen ein Trend zu beobachten, demzufolge Drittmittelgeber we-

niger bereit sind, zusätzliche Forschungsgeräte zu finanzieren. Dies

führt zu dem mehrfach benannten Widerspruch, dass Drittmittelfor-

schung Investitionen und Ressourcen erfordert, die durch die Zu-

wendungen der öffentlichen Auftraggeber nicht refinanziert werden

können.

Der Erhalt, die Reparatur, der Unterhalt, Energie, Anpassungen,

kleine Ersatzbeschaffungen etc. bereiten den Hochschulen erhebli-

che Finanzierungsprobleme, da diese Kosten nur sehr einge-

schränkt im Rahmen der einzelnen Projektanträge, nicht zuletzt

auch wegen der sachlichen und zeitlichen Zuordnung zu einem be-

stimmten Projekt, berücksichtigt werden.

Gemeinkosten

Die Verwaltung der Mittel, Mittelanforderungen, Mittelabrechnungen,

die Verwaltung von Gebäuden, der technischen Infrastruktur sowie

des Stellen- und Drittmittelpersonals verursachen auf der Ebene der

Forscherteams, der Fakultät sowie der Hochschule Kosten, die

nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zweifelsfrei den

Drittmittelprojekten zuzurechnen sind und regelmäßig eine tatsäch-

liche Erhöhung der Kosten bewirken.

Grundsätzlich sind dies Kosten, die aus den Overheadpauschalen

finanziert werden sollten. Die vorstehend aufgeführten Faktoren

machen jedoch deutlich, dass die durch das Anwachsen der Dritt-

mittelforschung verursachte Unterfinanzierung sich auf viele einzel-

ne Sachverhaltsgruppen bezieht und damit Fragen der Verteilung

sowie der strategischen und Ressourcensteuerung verknüpft sind.

Page 80: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

72

Abbildung 21: Kosten der Projektbearbeitung

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Nachlaufphase

In der Nachlaufphase entstehen insbesondere Personalkosten und

mit der Abrechnung der Forschungsprojekte und der Veröffentli-

chung der Forschungsergebnisse verbundene Gemeinkosten. Auch

Formalprozesse im Zusammenhang mit der Prüffähigkeit von Unter-

lagen, deren Archivierung und der Begleitung diverser Prüfungen

verursachen nicht unerhebliche zeitliche und personelle Belastun-

gen insbesondere des Rechnungswesens.

Weitere wesentliche Positionen der nachlaufenden Kosten sind:

die weitere (Zwischen-)Finanzierung von Drittmittelpersonal,

die weiterhin eingebrachte Arbeitsleistung von wissenschaft-

lichen Mitarbeiter/-innen,

die Finanzierung der Betriebsbereitschaft der ehemals ge-

förderten Forschungsgeräte.

Die vorstehenden Kosten werden grundsätzlich nicht durch die Pro-

jektförderungen finanziert.

Fördermethodik des BMBF

Seitens des BMBF werden grundsätzlich Vorhaben finanziert, die

thematisch, zeitlich, finanziell abgrenzbar sind. Der Anspruch auf

eine Vollfinanzierung aller damit zusammenhängender Kosten be-

steht nicht. Hochschulen wird ausweislich der AZA26 auf der Basis

der förderfähigen Personal- und Sachkosten eine Overheadpau-

schale in Höhe von 20% gewährt.

26 Wichtige Hinweise für Antragsteller/innen bei Projektförderung auf Ausgabenbasis, Stand: Januar 2013, BMBF-Vordr.

0025/01.13.

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73

5.5 Einschätzungen aus der Empirie zur Situation der

Drittmittelforschung an den Hochschulen

Die Einbettung der Drittmittelforschung in den spezifischen Hand-

lungsrahmen der Organisation Hochschule und die enge Ver-

schränkung der Bereiche grundfinanzierte Forschung, Lehre, dritt-

mittelfinanzierte Forschung spiegeln sich auch in den Aussagen der

Interviews wider. Viele Befragte sehen den Drittmittelanteil je Pro-

fessur in einer Bandbreite von 100 bis 300 Tsd. € jährlich. Dabei

sind diese Angaben als Durchschnittswerte zu verstehen. Erfolgrei-

che Wissenschaftler/-innen erreichen Größenordnungen von mehre-

ren Millionen Euro27. Nach Angaben dieser Wissenschaftler/-innen

wird eine „Mischung“ und gegenseitige Ergänzung verschiedener

Drittmittel daher teilweise als „unumgängliche Voraussetzung“ für

die Finanzierbarkeit der Forschung angesehen.

Eine relativ stabile Finanzierungssituation ist nach Ansicht der be-

fragten Wissenschaftler/-innen dann gegeben, wenn durch Einbe-

ziehung von Instituten der außeruniversitären Forschung, gemein-

same Berufungen oder Sonderforschungsbereiche (SFB) bzw. mit

Einrichtungen der Exzellenzinitiative etc. Synergieeffekte in der Nut-

zung von Personal, Infrastruktur und Forschungsgeräten erzielt

werden können.

Eine Verbesserung der Lehre durch die Erhöhung des Umfangs der

Drittmittelforschung ist nach Aussage der Befragten bei einem Teil

der Hochschulen durch eine Verstärkung der Praxisorientierung

eingetreten. Ein weiterer Effekt der verstärkten Drittmittelforschung

ist eine höhere Beanspruchung der erfahrenen Wissenschaft-

ler/-innen zu Gunsten der Forschung und zu Lasten der Lehre. Teils

musste die Lehre durch andere Personen sichergestellt werden.

Die Forschungsteams bestehen insbesondere aus wissenschaftli-

chen Mitarbeitern/-innen, von denen ein zunehmend geringer wer-

dender Anteil aus sog. Grundmitteln finanziert wird. Die grundmittel-

finanzierten Wissenschaftler/-innen (Stellenpersonal) beschränkten

sich zunehmend auf den/die Team-Leader/-in (Professoren/-innen)

und wenige andere Wissenschaftler/-innen. Der/Die Team-

Leader/-in arbeitet regelmäßig auch inhaltlich bei der Bearbeitung

der wissenschaftlichen Aufgabenstellungen mit. Bei kleineren

Teams ist diese Person stärker in alle Phasen des Forschungspro-

jekts insbesondere in die Antragstellung involviert, bei größeren

Teams erfolgt eine stärkere Delegation, insbesondere auf die

(Post-)Doktoranden/-innen.

27 Vgl. dazu konkret insbesondere Tabelle 1.

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74

Die Finanzierung der Wissenschaftler/-innen erfolgt daher regel-

mäßig durch Drittmittel verschiedener Quellen. Hinsichtlich dieser

Quellen differenzieren die Wissenschaftler/-innen nicht nur nach

dem Drittmittelgeber und dessen wissenschaftlichen Ansprüchen,

sondern auch nach deren Verwendungsmöglichkeiten. Höchste

Wertschätzung genießen jene Mittel, die flexibel einsetzbar sind. Als

flexible Mittel angesehen werden die Zuwendungen der DFG, ins-

besondere im Rahmen der geförderten Sonderforschungsbereiche,

sowie aus der Auftragsforschung für die Industrie . Daneben schät-

zen die Wissenschaftler/-innen Mittel dann besonders, wenn diese

zur Nachhaltigkeit der Forschung beitragen und „auskömmlich“ sind.

Die Relation zwischen grundfinanziertem wissenschaftlichem Per-

sonal zum drittmittelfinanzierten wissenschaftlichen Personal wird in

den Forschungseinheiten häufig mit 1:10 und mehr beschrieben.

Insgesamt werden in Deutschland 30,4% der wissenschaftlichen

und künstlerischen Mitarbeiter/-innen an öffentlichen Hochschulen

sowie 21,0% der wissenschaftlichen Hilfskräfte durch Drittmittel fi-

nanziert.28

Die sächliche Grundausstattung der Hochschulen hat insbeson-

dere bei der experimentellen Forschung gemessen am Bedarf aus

Sicht der Befragten an Qualität und Umfang verloren. Die Hoch-

schulen mieten zusätzliche Gebäude/Räume, um diesen Bedarf de-

cken zu können. Hinsichtlich der technischen Ausstattung wird ver-

stärkt auf Sondermittel des Bundes oder der Länder zurückgegrif-

fen, da die Grundausstattung der Hochschulen vielfach keine adä-

quate Ausstattung zur Verfügung stellen kann. Immerhin 16% der

befragten Hochschulen gaben an, Sondermittel des Landes für zu-

sätzliche Geräte und Ausstattung zur Verfügung zu haben. Bei den

sog. „Buch“-Wissenschaften ist die Sachlage eine andere. Neben

der sächlichen Grundausstattung durch die Hochschulen hat sich

eine „Grundausstattung aus Drittmitteln“ herausgebildet, die für die

Forschung unverzichtbar ist, jedoch weder von den Hochschulen

noch den anderen öffentlichen Drittmittelprojekten erhalten (finan-

ziert) wird.

Die Steigerung des notwendigen Investitionsbedarfs in die Infra-

strukturausstattung wird von Seiten der Hochschulleitungen im

Rahmen der durchgeführten Online-Befragung auch als die bedeu-

tendste Auswirkung eines überdurchschnittlichen Drittmittelerfolgs

genannt.29 Im Zusammenhang mit der Relevanz der Drittmittelfor-

schung für die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschule, die ebenfalls

abgefragt wurde, zeigt sich ein signifikanter mittlerer Zusammen-

hang (Pearson 0,45**). D.h. je höher die Relevanz der Drittmittelfor-

schung bewertet wird, desto zwingender wird der Investitionsbedarf

wahrgenommen.

28 Statistisches Bundesamt (2013): Hochschulen auf einen Blick, S. 31. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2011. 29 Der Mittelwert einer möglichen Beurteilung dieser Auswirkung zwischen 0 und 100 ergab den hohen Indexwert 78.

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75

Diese Infrastruktur aufrechtzuerhalten ist für die Wissenschaft-

ler/-innen ebenfalls problematisch. Dies gilt nicht nur für die techni-

sche Erstausstattung sondern auch für Reparaturen und Wartungs-

kosten, die ja die gesamte Nutzungszeit betreffen und damit über

übliche Projektlaufzeiten von 2 bis 3 Jahren deutlich hinausgehen.

In diesem Zusammenhang gehen Hochschulen verstärkt „Koopera-

tionen“ mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der In-

dustrie ein, die ihnen die fehlende technische Infrastruktur zur Ver-

fügung stellen.

Die Verwaltungsaufwendungen der diversen Fördermittel haben

nach Ansicht der befragten Wissenschaftler/-innen spürbar zuge-

nommen. Das wird zurückgeführt auf sich stärker differenzierende

Fördermittel, deren Fördermethoden, unterschiedliche förderfähige

Kosten/Ausgaben, sich ändernde Fördermittelbestimmungen sowie

zunehmend umfänglichere Nachweisführungen. Ein Teil dieser Auf-

gaben kann durch die Verwaltung der Hochschulen unterstützt wer-

den. Jedoch ist das Rechnungswesen vielfach nicht in der Lage, die

verschiedenen Anforderungen aus den diversen Förderbestimmun-

gen abzubilden. In Folge dessen werden eigene Nachweissysteme

geführt, die zusätzlichen Aufwand verursachen, der teils über die

personelle Kapazität der grundmittelfinanzierten Verwaltungsmitar-

beiter/-innen des Stellenpersonals hinausgeht. Die Verwaltungsauf-

wendungen entstehen daher sowohl auf den Ebenen der Forscher-

teams, als auch in dezentralen und zentralen Einrichtungen der Fa-

kultäten und der Hochschule. Die Hochschulen haben daher über-

wiegend zentrale Einrichtungen der Drittmittelverwaltung und der

Unterstützung der Formalprozesse (teils auch inhaltlicher Aspekte)

bei der Beantragung eingerichtet.

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76

6 Höhe der durch die Drittmittelforschung verursachten Kosten

Ein zentraler Faktor zur Bewertung der Adäquanz der ausgereichten

Pauschalen stellt die Frage nach den durch die Drittmittelforschung

verursachten Kosten bei den jeweiligen Projektnehmern dar. Vor

diesem Hintergrund wurde in allen empirischen Schritten die Frage

nach den mit der Drittmittelforschung verbundenen Kosten themati-

siert. Im Rahmen der schriftlichen Befragungen der Hochschulen

wurden die Verwaltungsleitungen zur Höhe der Overheadsätze be-

fragt. Dabei konnten nur in wenigen Fällen Angaben zu diesen

Overheadsätzen der einzelnen Einrichtungen erhoben werden. Das

kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen zeigt die Erfahrung

aus den Fallstudien, dass auf Seiten der Hochschulen nur unzurei-

chendes Datenmaterial zur Berechnung der Overheadsätze vor-

handen ist. Vor diesen Hintergrund stellt es für die Hochschulen ei-

nen hohen Ermittlungsaufwand dar, für eine externe Befragung die-

se Informationen zusammenzustellen, welcher offenkundig nur im

Einzelfall geleistet werden konnte. Andererseits konnte in den Fall-

studien ebenfalls wahrgenommen werden, dass auf Seiten der

Hochschulen durchaus Unsicherheiten in Bezug auf die Wirkungen

der übermittelten Daten im Rahmen einer Studie vorliegen. Vor die-

sem Hintergrund wurde ein weiterer empirischer Schritt entwickelt,

der die Frage nach den drittmittelinduzierten Kosten auf Basis kon-

kreter Projekte an unterschiedlichen Hochschulen untersuchte (vgl.

Kapitel 6.2ff.).

Im Folgenden werden die Ergebnisse der einzelnen empirischen

Schritte dargestellt und zusammenfassend bewertet. Dabei werden

zunächst die Ergebnisse der Online-Befragung und Fallstudien zur

Höhe der Overheadsätze und darauf aufbauend das Vorgehen und

die Ergebnisse der Einzelerhebungen dargestellt. Kapitel 6.9 führt

die Erkenntnisse schließlich als Zwischenfazit zusammen.

6.1 Online-Befragung zur Höhe der Overheadsätze

Die Analyse der Online-Befragung sowie der Fallstudiengespräche

zeigt, dass die Hochschulen Overheadkosten unterschiedlich defi-

nieren und auch sehr unterschiedliche Berechnungssysteme für

vergleichbare Sachverhalte anwenden. Eine Vergleichbarkeit der

Befunde ist somit nur eingeschränkt möglich. Dennoch vermitteln

die wenigen Angaben, die im Rahmen der Befragungen gemacht

wurden, einen Befund, der verglichen mit den Kalkulationssätzen

der Overheads aus der beihilferechtlichen Trennungsrechnung nicht

realitätsfremd erscheinen. Die große Spannbreite der Angaben

kann auf unterschiedliche Hochschultypen, unterschiedliche Fakul-

täten und insbesondere den Anteil experimenteller Forschung zu-

rückzuführen sein. Im Vergleich mit der Trennungsrechnung, aus

der sich Overheadsätze von 25 bis über 100% ergeben, liegen die-

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77

se Angaben in einem nachvollziehbaren Rahmen. Bei diesem Ver-

gleich ist jedoch zu beachten, dass in der Trennungsrechnung als

Basis die Vollkosten der Forschung angesetzt werden.

Im Durchschnitt liegen die Sätze deutlich über dem Niveau der

BMBF Projektpauschale. Zwischen den einzelnen wissenschaftli-

chen Disziplinen herrschen zum Teil beträchtliche Unterschiede in

den zu berücksichtigenden indirekten Kosten. 49% der im Rahmen

der Online-Befragung antwortenden Hochschulverwaltungen (n=51)

geben an, dass der Anteil der indirekten Kosten zwischen unter-

schiedlichen Lehr- und Forschungseinheiten sehr stark variieren.

Analog äußern sich viele der im Rahmen der Fallstudien befragten

Hochschulvertreter/-innen. Sowohl auf Ebene der Hochschul- und

Verwaltungsleitungen als auch auf Ebene der Wissenschaft-

ler/-innen.

Unabhängig der jeweiligen Kostenhöhe wurde im Rahmen der Onli-

ne-Befragung der Projektleiter/-innen des Weiteren nach den durch

die Drittmittelforschung zusätzlich anfallenden Kosten (außerhalb

der Förderung) gefragt. Dabei zeigen sich – auf Basis der Antworten

der befragten Wissenschaftler/-innen – insbesondere in der Projekt-

phase, aber auch in der Vorlauf- und Nachlaufphase vielfältige zu-

sätzliche Kostenpositionen. Über 60% der antwortenden Projektlei-

ter/-innen geben beispielsweise an, dass in der Projektphase zu-

sätzliche Kosten zur Wartung technischer Infrastruktur anfallen. Ne-

ben weiteren technischen Aspekten sowie Raum- und Energiekos-

ten verweisen viele Befragte insbesondere auch auf zusätzlich an-

fallende Personalkosten (administrativ, aber auch wissenschaftlich),

die nicht im Rahmen des Projektbudgets abgedeckt sind (vgl. Abbil-

dung 22).

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78

Abbildung 22: Zusätzlich anfallende Kosten in öffentlich geförderten Drittmittelprojekten, die nicht durch die Förderung abgedeckt sind

Quelle: Onlinebefragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Befragt nach der Höhe der mit diesen Kostenpositionen insgesamt

zusätzlich anfallenden Kosten zeigt sich in den Angaben der Wis-

senschaftler/-innen hingegen ein breites Spektrum an Einschätzun-

gen (vgl. Abbildung 23).

In Bezug auf das bewilligte Projektbudget sehen insgesamt 37,5%

der Befragten die zusätzlich anfallenden Kosten bei 20% und somit

entsprechend der aktuell ausgereichten Pauschalhöhe. Knapp 40%

verweisen auf deutlich höhere Zusatzkosten zwischen 30 und

200%. Knapp ein Viertel der Befragten schätzt die Zusatzkosten

hingegen auf 10% oder geringer ein.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Vorlaufphase Projektphase Nachlaufphase

Wartung von technischer Infrastruktur

Anschaffung / Reinvestition von technischer Infrastruktur

Nicht vorhergesehene Personalkosten

Technische Hilfsmittel

Administratives Personal

Räume (Sanierung / Miete)

Energiekosten

Zusätzliches nicht-wissenschaftliches Personal

Zusätzliches wissenschaftliches Personal

Marketing

Keine

Frage: Welche zusätzlichen Kosten fallen durch öffentlich geförderte Drittmittelprojekte in den verschiedenen Projektphasen an,

die durch die Förderung nicht vollständig abgedeckt werden?

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79

Abbildung 23: Schätzung der Höhe zusätzlicher Projektkosten im Vergleich zu den bewilligten Projektbudgets; n=1.984

Quelle: Onlinebefragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die hohe Bandbreite der Kostenschätzung durch die Wissenschaft-

ler/-innen zeigte sich auch in den durchgeführten Fallstudieninter-

views. Neben den bereits beschriebenen fachspezifischen Unter-

schieden wurden in diesem Kontext v.a. auch ein unterschiedliches

Kostenbewusstsein bzw. eine unterschiedliche Kostensensibilität

bei den jeweiligen Projektleitern/-innen deutlich.

Während einige Befragte vielfältige indirekte Kostenpositionen kon-

kret ansprechen und sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer je-

weiligen Arbeitseinheit projektinduzierte Zusatzkosten beschreiben,

wird von anderen Wissenschaftlern/-innen insbesondere in Bezug

auf die drittmittelbezogene Inanspruchnahme von bestehenden

Ressourcen kaum ein Kostenfaktor gesehen. Vielmehr wird in die-

sem Zusammenhang darauf verwiesen, dass über die Ausstattung

der Hochschule für die Drittmittelforschung benötigte Ressourcen

(technische Infrastruktur, ggf. zusätzliches Personal etc.) ja bereits

zur Verfügung stehen. Eine entsprechende (auch rein drittmittelbe-

zogene) Nutzung wird daher zum Teil nicht als Kostenposition

wahrgenommen.

5,2%

17,9%

37,5%

23,5%

5,9% 5,9%2,7%

0,7% 0,6%0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

unter 10% 10% 20% 30% 40% 50% 100% 150% 200%

Frage: Bitte geben Sie eine Schätzung ab, wie hoch die zusätzlichen Kosten in öffentlich geförderten

Drittmittelprojekten in den verschiedenen Projektphasen (Beantragung, Durchführung, Nachlauf) im

Vergleich zu den durch das bewilligte Projektbudget finanzierten Kosten sind?

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80

Insgesamt verweisen die Befragungsergebnisse darauf, dass die

Drittmittelprojekte (inkl. aller ihrer Kostenarten) mehr Kosten verur-

sachen, als durch die Drittmittelbudgets inkl. der ausgereichten

Pauschalen abgedeckt werden. Dieses Ergebnisbild kann zwischen

den einzelnen Hochschulen und den einzelnen Wissenschaftsdis-

ziplinen variieren, da die dargestellten Zusammenhänge und Effekte

sich insbesondere bei geringeren Drittmittelquoten oder einer ande-

ren Zusammensetzung der Drittmittel oder einem hohen Anteil an

nichtexperimentellen Forschungen abweichend darstellen können.

Gleichzeitig wird bei den einzelnen projektdurchführenden Wissen-

schaftlern/-innen ein unterschiedliches Kostenbewusstsein bzw. ei-

ne unterschiedliche Kostensensibilität für mit der Drittmittelfor-

schung verbundene (zusätzlich) anfallende Kosten deutlich.

Vor dem Hintergrund der bereits beschriebenen Grenzen der Mög-

lichkeiten der Befragten zur übergreifenden Differenzierung und

Qualifizierung der Höhe der durch Drittmittelforschung verursachten

Kosten wurde im Verlauf der Studie ein projektbezogener Erhe-

bungsansatz erarbeitet und für die weitere Analyse eingesetzt (vgl.

die folgenden Kapitel).

6.2 Notwendigkeit der gesonderten Erhebung

Die Forschung mit Mitteln der öffentlichen Forschungsförderung

(BMBF, DFG et al.) finanziert im Wesentlichen die Personalkosten

der im Antrag für das Projekt kalkulierten Stellen und die Teile der

unmittelbar durch das Projekt entstehenden Sachkosten. Die Kos-

ten der Verwendung und des Verbrauchs nicht beantragter Res-

sourcen, des Ersatzes, der Instandhaltung, der Erweiterung, des

Aus- oder Umbaus der räumlichen oder technischen Forschungsinf-

rastruktur, der Einsatz zusätzlicher Personalressourcen, welche die

Projekte von der technischen (Techniker/-innen, Laboranten/-innen,

IT-Spezialisten/-innen etc.) und Verwaltungsseite aber auch inhalt-

lich begleiten, können in den bislang gängigen Fördermodellen nicht

angesetzt werden.

Zusätzliche Kosten, die an den Hochschulen durch die Drittelmittel-

forschung entstehen, können (und werden teilweise) durch Pau-

schalen refinanziert werden. Die Finanzierung einer Pauschale von

Teilen der direkten Projektkosten zusätzlich zur Förderung soll die

Nutzung dieser weiteren personellen und infrastrukturellen Res-

sourcen (z.T.) kompensieren und verhindern, dass die Hochschulen

auf lange Sicht ihre Strukturen durch die Drittmittelforschung ver-

nachlässigen und an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

Ein Teil dieser zusätzlich erforderlichen Ressourcen, welche nicht

im Rahmen der direkt finanzierten Drittmittel abgedeckt sind, wird

exklusiv für die Beantragung und Durchführung der Drittmittelfor-

schung benötigt. Ein anderer Teil der im Rahmen der Drittmittelfor-

schung bereit gestellten Ressourcen muss bereits im Vorfeld vorge-

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81

halten werden, indem die Hochschulen erweiterte Kapazitäten auf-

bauen. Hier werden Kapazitäten (personell, räumlich, infrastruktu-

rell, labortechnisch) exklusiv oder größer geplant und dimensioniert

als für die grundständige Forschung und Lehre erforderlich, sodass

hier das Kriterium der „Zusätzlichkeit“ Anwendung finden kann. So-

weit aktive Infrastrukturen zu einem wesentlichen Teil der Drittmittel-

forschung dienlich sind, bedingen diese wiederum eine Pfadabhän-

gigkeit hinsichtlich der Notwendigkeit ihres laufenden Erhalts und

ggf. ihrer Erneuerung.

Die Finanzierungssituation der Hochschulen bei einer anhaltend

starken Drittmitteleinwerbung verschärft sich, soweit die Kosten der

Drittmittelforschung nicht ausfinanziert sind. Als Gründe für die Ver-

schärfung der Finanzierungssituation zu nennen sind:

Notwendige laufende Investitionen (technische Infrastruktur,

Software etc.) als Voraussetzung einer erfolgreichen Antragstel-

lung, aber auch als Folgeinvestitionen einer durch und für die

Drittmittelforschung geschaffenen Infrastruktur,

Abfangen eines in den meisten Hochschulen feststellbaren

(Re-)Investitionsstaus,

Aufbau von Verwaltungsstrukturen für die professionelle Abwick-

lung von Drittmittelforschung, ggf. sowohl auf zentralen als auch

auf dezentralen Ebenen der Hochschulverwaltung,

Aufbau und Vorhalten von Ressourcen im Hinblick auf eine

nicht-kontinuierliche projektbasierte Finanzierung und projekt-

übergreifende Planung (Drittmittelforschung und Beschäfti-

gungszeiten bzw. Zeiten für die wissenschaftliche Qualifikation

müssen nicht synchron gehen, darüber hinaus muss Labortech-

nik kontinuierlich gewartet werden),

Vorhalten/Erneuern von kostenintensiven, speziellen For-

schungsinfrastrukturen und Labortechnik, um mit einzelnen An-

trägen förderfähig zu werden oder zu bleiben.

Vorliegende Kennziffern, z.B. die mit Hilfe der Trennungsrechnung

ermittelten Werte für die Overheadsätze der wirtschaftlichen Tätig-

keit, sind nicht mit dem Prozentsatz der Projektpauschalen des

BMBF vergleichbar. Projektpauschalen und Overheadsätze beruhen

auf unterschiedlichen Basen. Die Projektpauschale des BMBF wird

nur auf die förderfähigen Personalkosten (Drittmittelpersonal) und

die Projektausgaben gewährt. Die Overheadsätze der Trennungs-

rechnung errechnen sich überwiegend auf der Basis der wissen-

schaftlichen Personalkosten (also einschließlich wissenschaftlichem

Stellenpersonal und Professoren/-innen) oder darüber hinaus auf

sämtliche Personalkosten der Lehr- und Forschungseinheiten (also

zusätzlich einschließlich des Stellenpersonals der Technik und Ver-

waltung der Institute und Fakultäten).

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82

Ferner gehen die mit Hilfe der Trennungsrechnung ermittelten Wer-

te für die Overheadsätze der wirtschaftlichen Tätigkeit von Vollkos-

tenansätzen aus und treffen Annahmen hinsichtlich zu berücksichti-

gender Gemeinkosten, die nicht in jedem Einzelfall verursachungs-

gerecht sind. Diese beruhen z.B. auf normativen Setzungen hin-

sichtlich der Nutzung von zentralen Einrichtungen durch Forschung

und Lehre, wobei eine weitergehende Differenzierung hinsichtlich

Grundlagenforschung, öffentlich oder privat finanzierter Drittmittel-

forschung bei diesen Setzungen nicht erfolgt. Auch insoweit ist eine

Vergleichbarkeit nicht gegeben.

Die Basisannahmen, z.B. zum Verhältnis der Nutzung von Gebäu-

den der Infrastrukturen für Forschung und Lehre entziehen sich im

Einzelnen einer empirischen Prüfung. Die tatsächlich verursachten

Kosten eines öffentlich finanzierten Drittmittelforschungsprojekts

wurden bisher weder erfasst noch dokumentiert. Aus diesen Grün-

den wurde ein Erhebungsinstrument entwickelt und angewandt, das

die projektspezifischen Aufwände und Kosten eines einzelnen

BMBF-Projekts erfasst und dokumentiert.

6.3 Das Untersuchungssample

Die Kostenanalysen wurden anhand einer Auswahl von 5 Hoch-

schulen für insgesamt 21 Projekte sowie einer Auswahl von zwei

außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit weiteren 8 Projek-

ten durchgeführt. Ergänzend hierzu wurde eine weitere große Voll-

universität ohne Einzelbefragung der Wissenschaftler/-innen in das

Untersuchungssample einbezogen, jedoch – im Hinblick auf die

Vergleichbarkeit – nicht weiter in der Auswertung berücksichtigt.

Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wurden zur Absi-

cherung der Ergebnisse der Kostenanalyse als Kontrollgruppe her-

angezogen. Der Einbezug von außeruniversitären Forschungsein-

richtungen ohne Lehrverpflichtung erfolgte, um insbesondere der

häufig schwer zu differenzierenden Unterscheidung von Kosten für

Forschung und Lehre Rechnung zu tragen. Damit erhalten die

Untersuchungsergebnisse einen zusätzlichen Benchmark.

Die Auswahl der Hochschulen erfolgte kriteriengestützt. Berücksich-

tigt wurden dabei Aspekte wie die Größe, die Forschungs- bzw.

Drittmittelstärke, die thematische Ausrichtung sowie die Rechtsform

und die Art der Rechnungslegung. Dazu wurden je zwei Volluniver-

sitäten, zwei Technische Universitäten sowie eine kleinere Hoch-

schule der Angewandten Forschung ausgewählt, die auch eine re-

gionale Abdeckung gewährleisteten. Um verallgemeinerbare

Schlüsse ziehen zu können, wurden Hochschulen identifiziert, die

ein möglichst breites Spektrum der Hochschullandschaft abbilden

und deren Kostenrechnungssysteme für die spezifischen Untersu-

chungsfragen aussagefähig waren.

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83

Tabelle 4: Einbezogene Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen

Universitäten Technische

Universitäten Fachhochschulen

Außeruniversitäre

Einrichtungen

Volluniversität

Süddeutschland

Technische Universität

Ostdeutschland

Hochschule für Ange-

wandte Forschung Nord Helmholtz-Zentrum

Volluniversität

Norddeutschland

Technische Universität

Westdeutschland Leibniz-Institut

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Auswahl bildet sowohl die institutionelle Vielfalt der Hochschul-

landschaft als auch die Komplexität der Forschung in unterschiedli-

chen Fachbereichen und Wissenschaftsdisziplinen ab. Die Tiefe der

Analyse, die ausgehend von einem Prozessmodell und dem Verur-

sachungsprinzip Aufwände und damit verbundene Kosten eng und

unmittelbar am einzelnen Vorhaben abbildet, sowie die Breite des

institutionellen Spektrums gewährleisten, dass eine Übertragbarkeit

der Ergebnisse sicher gestellt ist. Eine weitere Ergebnisabsicherung

erfolgte durch den institutionellen Quervergleich und die Reflexion

der Befunde mit ausgewählten Hochschulen.

An den Hochschulen und den außeruniversitären Forschungsein-

richtungen wurden jeweils vier BMBF-Projekte (an einer Hochschule

fünf Projekte) untersucht. Die Projektauswahl erfolgte unter Berück-

sichtigung einer möglichst breiten Streuung der Kriterien

Kooperationsprojekte vs. Einzelprojekte,

Fächerspektrum,

experimentelle vs. nicht-experimentelle Forschung30,

Projektlaufzeit,

Projektvolumen,

Erst- und Folgebewilligung.

Die Auswahl der Projekte nach Fördervolumen, Laufzeit bzw. wis-

senschaftlicher Disziplin stellt sich wie folgt dar:

30 Als experimentelle Drittmittelprojekte wurden solche Projekte verstanden, bei denen von den befragten Wissenschaft-

lern/-innen signifikante Nutzungsanteile im Bereich der wissenschaftlich-technischen Infrastrukturen, insbesondere die

Nutzung von Laboren und Technik, mitgeteilt wurde.

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84

Tabelle 5: Verteilung der Projekte nach Projektvolumen, Projekt-laufzeit sowie wissenschaftlichen Disziplinen

Projektvolumen Anzahl Projekte

bis 200.000 € 4

201.000 € - 500.000 € 9

501.000 € - 1.000.000 € 5

1.000.001 € - 2.000.000 € 1

2.000.001 € und mehr 2

Projektlaufzeit Anzahl Projekte

bis 2 Jahre 4

über 2 Jahre bis 3 Jahre 8

über 3 Jahre bis 4 Jahre 5

über 4 Jahre bis 5 Jahre 4

Wissenschaftliche Disziplin Anzahl Projekte

Naturwissenschaften, z.B. Physik, Geo-wissenschaften 7

Ingenieurswissenschaften, z.B. Maschi-nenbau, Automatisierungs- u Mikrosys-temtechnik und Informatik 8

Sozial- und Geisteswissenschaften, z.B. Soziologie, Psychologie 6

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

6.4 Erhebungsmodell und Vorgehensweise

Im Folgenden wird ausgehend von der Definition zentraler Begriff-

lichkeiten das Erhebungsmodell und das konkrete Vorgehen bei den

Einzelfallerhebungen dargestellt.

6.4.1 Grundlagen und Definitionen

Vollkosten- und Teilkostenrechnungen

Jedes Kosten- und Leistungsrechnungssystem sucht die Antwort

auf die Frage: Wie hoch sind die Erfolge des Unternehmens bzw.

die Wirtschaftlichkeit einer Organisation. Bei der Vollkostenrech-

nung wird die unternehmerische Aktivität nur mit einer einzigen

Werteinheit bemaßt, den Vollkosten. Vollkosten beziffern dabei „(…)

die einer Einheit eines einzelnen Kostenträgers zugerechneten Ein-

zelkosten und anteiligen Gemeinkosten bzw. variablen Kosten und

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anteiligen fixen Kosten.“31 Die Verteilung der Kosten erfolgt propor-

tional zu bestimmten Maßgrößen. Die Teilkostenrechnung stellt

demgegenüber eine differenzierte Betrachtung bezüglich des Wer-

tegerüstes an. Eine Unterteilung erfolgt in variable und fixe Kosten.

„Teilkosten sind die im Rahmen einer Teilkostenrechnung den Be-

zugsgrößen, bes. den Kostenträgern, zugerechneten variablen Kos-

ten bzw. Einzelkosten. Sie sind nur ein Teil der in der Vollkosten-

rechnung zugerechneten Vollkosten.“32 Variable Kosten sind die

Kosten, die sich mit der Ausbringungsmenge ändern. Es ist dabei

nicht möglich, eine Kostenart z.B. Gebäudekosten generell als fix

oder variabel zu betrachten. Der bestimmende Faktor für die Eintei-

lung in variable und fixe Kosten ist die Bezugsgröße. Ohne Wahl ei-

ner Bezugsgröße kann entsprechend keine Aussage getroffen wer-

den, ob es sich um fixe oder variable Kosten handelt. Im Rahmen

der Drittmittelforschung kann die Bezugsgröße z.B. die Anzahl der

Drittmittelprojekte sein.

Einzel- und Gemeinkosten

Der Systematik der Kostenrechnung folgend sind alle anfallenden

Kosten, die nicht als Einzelkosten definiert sind, Gemeinkosten, die

in weiteren Schritten auf die Projekte (Kostenträger) umgelegt wer-

den. Zwischen Einzel- und Gemeinkosten einerseits sowie fixen und

variablen Kosten andererseits besteht folgende Beziehung. Einzel-

kosten werden durch eine Einheit verursacht und sind somit immer

zugleich auch variable Kosten. Eine so klare Aussage kann für die

Gemeinkosten nicht getroffen werden, da sie einmal von der Aus-

bringungsmenge abhängig sind (z.B. Anzahl Probengläser für eine

Laboruntersuchung) und auch ausbringungsmengenunabhängig

sein können (z.B. die Beleuchtung in einem Labor).

Folgendes Schaubild verdeutlicht den Zusammenhang:

31 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Weber, Jürgen: Stichwort: Vollkosten,

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5291/vollkosten-v4.html 32 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Weber, Jürgen: Stichwort: Teilkosten

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1702/teilkosten-v4.html

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Abbildung 24: Beziehung zwischen unterschiedlichen Kostenarten

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Bei den drittmittelgeförderten Projekten werden sowohl Einzel- als

auch Gemeinkosten verursacht. Diese wurden im Rahmen des Er-

hebungsmodells differenziert erfasst und ausgewertet.

Im Rahmen der Analyse wurden alle Kosten, soweit sie durch das

jeweilige Projekt verursacht wurden in voller Höhe erhoben.

Maßstab für die Kostenverteilung ist das Verursachungsprinzip.

Nach dem Verursachungsprinzip werden die Kosten der Leistung

zugeordnet, die sie als Zweckursache verursacht haben. Anders

ausgedrückt, es wird gefragt, welche Kosten würden ohne die dritt-

mittelinduzierte Forschungsaktivität nicht oder nicht in dieser Höhe

anfallen. Nach dem Verursachungsprinzip sind die Kosten den auf

sie einwirkenden Einflussgrößen (hier Forschung) zuzuordnen. Das

führt dazu, dass im Falle einer drittmittelbedingten Kapazitätsaus-

weitung oder Erhöhung der Qualität oder deren Vorhaltung diese

Kosten verursachungsgerecht ggf. anteilig dem Projekt zuzuordnen

sind.

In der Kostenrechnung, wie auch in der Trennungsrechnung würden

diese Kosten als Gemeinkosten aber nur anteilig zuzurechnen sein,

da im Hinblick auf tatsächlich durch ein Projekt verursachte Kosten

beispielsweise auch ein Teil der dem Projekt direkt zuzurechnenden

Einzelkosten Berücksichtigung finden, die nicht im Projektbudget

veranschlagt wurden,

weil sie als solche nicht einzeln nachgewiesen werden konnten

und/oder

weil diese nicht förderfähig waren und/oder

weil aus Gründen der Begrenztheit des Förderungsbudget eine

Berücksichtigung nicht möglich war.

Fixe KostenVariable Kosten

GemeinkostenEinzelkosten

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Das BMBF fördert mit der Projektpauschale die durch das jeweilige

Forschungsprojekt verursachten indirekten Projektausgaben33. Indi-

rekte Kosten sind anteilige Aufwendungen, die einem Projekt nicht

direkt zugeordnet werden können, die aber in unmittelbarem Zu-

sammenhang mit den direkten erstattungsfähigen Projektkosten

entstehen.34

Beispiele für indirekte Kosten sind35:

Raummiete, Reinigungsdienste,

Strom, Heizung,

Telefongebühren, Versand, Kopierkosten,

strukturelle Kosten und Betreuungskosten (z.B. Verwaltungsper-

sonal, technisches Personal etc.).

Indirekte Kosten werden in der Betriebswirtschaftslehre auch als

Overheadkosten oder Gemeinkosten bezeichnet.

In der Praxis der Hochschulen werden ausgehend von den Ge-

samtkosten der Hochschule vermindert um eindeutige Kosten der

Lehre (Kostenstellen z.B. Hörsäle, Kostenarten z.B. Vergütungen

für Lehrbeauftragte, Finanzquellen z.B. Hochschulpakt 2020) ver-

mindert um Personalkosten der Lehr- und Forschungseinheiten

oder des wissenschaftlichen Personals, alle verbleibenden Kosten

als Overhead bezeichnet und behandelt.

Für die Zwecke dieser Untersuchung (Angemessenheit der Over-

headpauschale) waren daher auch die Kosten zu identifizieren, die

nicht nach den Förderbestimmungen erstattet werden, aber in ei-

nem unmittelbaren Zusammenhang mit dem geförderten Projekt

stehen (vgl. auch 6.4).

Dementsprechend umfassen die durch das Projekt verursachten

Kosten:

Direkte, förderfähige Projektkosten (Einzelkosten),

zusätzliche variable Kosten:

o förderfähige Projektkosten die aus Gründen der Nachweis-

barkeit oder der Budgetbegrenzung nicht finanziert wurden

33 Vgl. http://www.bmbf.de/de/1398.php. 34 Dies entspricht auch der Definition der EU zum 7. Forschungsrahmenprogramm , vgl.

http://www.forschungsrahmenprogramm.de/ indirektekosten.htm. 35 Vgl. Ebd.

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(Personalkosten, AfA36, Reparaturkosten, Kosten der Labo-

re spezifische IT, Verbrauchsmaterial, Energie, etc.),

o nicht förderfähige Projektkosten (Arbeitszeiten im Projekt

des/der leitenden Wissenschaftler/-innen, Stellenpersonal),

o anteilige variable Gemeinkosten einschließlich die, der

Kapazitätsausweitung.

Unter Gemeinkosten der Kapazitätsausweitung werden die Kapazi-

täten verstanden, die eine Hochschule vorhalten und nutzen muss,

um die Drittmittelforschung durchzuführen. Diese Kapazitätsauswei-

tungen können den administrativen und den forschungsinfrastruktu-

rellen Bereich betreffen.

Im Ergebnis sind daher die variablen Einzel- und Gemeinkosten zu

ermitteln. Im Folgenden werden diese auch als leistungsindizierte

Kosten bezeichnet.

Variable Kosten

Variable Einzelkosten

Die variablen Einzelkosten wurden je BMBF-Projekt als absolute

Kostenbeträge ermittelt und zur Berechnung des Overheadsatzes

der BMBF-Forschung ins Verhältnis zu den Projektausgaben laut

Verwendungsnachweis gesetzt. Als variable Kosten wurden insbe-

sondere die Kosten der Nutzung der wissenschaftlich-technischen

Infrastruktur, der zusätzlich für das Projekt tätigen Personen sowie

zusätzlicher identifizierbarer Sach- und Reisekosten berücksichtigt.

Die Nutzung räumlicher sowie wissenschaftlich-technischer Infra-

struktur kann sowohl Einzel- als auch Gemeinkosten sein. Maßgeb-

lich für eine Klassifizierung ist das betriebswirtschaftliche Abgren-

zungskriterium.

Für die vorliegende Erhebung war eine solche Klassifizierung der

räumlichen und wissenschaftlich-technischen Infrastruktur jedoch

unerheblich, da die Methode auf die Ermittlung der variablen, näm-

lich leistungsmengeninduzierten Kosten abzielte. Leistungsmengen-

induzierte Kosten steigen mit dem Output bzw. der Ausbringungs-

menge einer Organisationseinheit. Übertragen auf die Drittmittelfor-

schung bedeutet dies, dass mit zunehmender Drittmittelforschung

auch die Kosten der Nutzung der räumlichen und wissenschaftlich-

technischen Infrastruktur steigen.

36 AfA: Absetzungen für Abnutzungen, auch steuertechnischer Begriff zur Beschreibung des Wertverzehrs bzw. der Auf-

wandsverteilung von verschiedenen (materiellen/immateriellen, beweglichen /unbeweglichen) Wirtschaftsgütern

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Variable Gemeinkosten

Die variablen Gemeinkosten wurden anders als in der Vollkosten-

rechnung nicht von funktional gegliederten Kostenstellen proportio-

nal verrechnet, sondern auf kostenstellenübergreifend definierte

Prozesse verteilt. Zur Berechnung des Overheadsatzes wurden sie

wie auch die variablen Einzelkosten ins Verhältnis zu den Projekt-

ausgaben laut Verwendungsnachweis gesetzt.

6.4.2 Erhebungsmodell

Um Klarheit und Nachvollziehbarkeit hinsichtlich des tatsächlichen

Umfangs der durch Drittmittelprojekte verursachten Kosten zu ge-

währleisten wurde ein eigenes Erhebungsmodell entwickelt und un-

ter Berücksichtigung des gesamten Hochschulspektrums sowie der

gesamten Bandbreite unterschiedlicher Disziplinen exemplarisch

angewendet.

Dieses Modell geht vom geförderten Forschungsprojekt aus, glie-

dert das geförderte Projekt detailliert in einzelne Prozessschritte auf

und hinterfragt die Kostenentstehung im Umfeld der wissenschaftli-

chen Aktivität sowie der tatsächlich genutzten verschiedenen wis-

senschaftlichen und technischen Ressourcen. Es hinterfragt auch

die damit einhergehenden administrativen Prozesse auf den ver-

schiedenen Ebenen (Professur, Fakultät/Department, Zentrale Ver-

waltung sowie Universitätsleitung) und betrachtet darüber hinaus

vor- und nachgelagerte Tätigkeiten auf den unterschiedlichen Orga-

nisationsebenen (Vorlaufphase zur Generierung bzw. Beantragung

des Projekts, Nachlaufphase für weiterführende Projektaufwendun-

gen bspw. zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse und Berichter-

stattung) sowie ex ante notwendige Aufwendungen für den Erhalt

der Forschungsinfrastruktur. Dabei wurden die Aspekte der Teilkos-

tenrechnung herangezogen. Hierzu wurde ein Modell entwickelt,

das die relevanten Kostenpositionen identifiziert und differenziert,

die für die Erfassung der Kosten notwendigen Schritte benennt und

daraus einen Untersuchungsplan zur Erhebung der leistungsindu-

zierten Kosten ableitet.

Folgende Kostenpositionen wurden wesentlich durch die Drittmittel-

forschung verursacht und zusätzlich ermittelt:

1. Bereitstellung und Nutzung von wissenschaftlich-technischer Inf-

rastruktur während der Projektbearbeitung, die zur Durchführung

genutzt wird (Errichtung und Betriebskosten der Labortechnik

bzw. laborbezogenen Haustechnik), Messtechnik, Informations-

und Kommunikationstechnik.

2. Bereitstellung und Nutzung von räumlicher Infrastruktur (Ar-

beitsplätze des Drittmittelpersonals und aller weiteren Beteiligten

inklusive der Professoren/-innen) während der Projektbearbei-

tung.

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3. Einsatz von zusätzlichem, nicht durch das Drittmittelprojekt fi-

nanziertem wissenschaftlichen und technischen Personal für die

Durchführung der Projekte.

4. Dezentrale Administration (Antragsteller/-in / Fachbereiche):

Auswahl und Einstellung von Drittmittelpersonal, Beschaffungs-

vorgänge, Koordinations- und Leitungsaufgaben, Controlling,

Änderungsanträge, Reporting.

5. Zentrale Verwaltung: Personal- und Sachkosten für die zentra-

len administrativen Arbeiten, inkl. Raumkosten für Drittmittelver-

waltung.

6. Vor- und nachlaufende Kosten: Planung der Bewerbung, Vor-

laufforschung (z.B. Durchführung von Vorstudien zur Beantra-

gung der Projekte), Investitionen in Geräte und Technik, An-

tragserstellung und -überarbeitung, Publikationen nach Projekt-

abschluss, Datenbereitstellung, Wartung für neues Equipment.

Die einzelnen in den Berechnungen berücksichtigten Dimensionen

veranschaulicht die folgende Abbildung. Sie macht deutlich, dass

sich das Drittmittelvorhaben im Kern auf eine vorausgehende und

auch voraus zu finanzierende Antragsphase stützt und in mehreren

äußeren Bereichen Kosten verursacht.

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Abbildung 25: Schichtmodell eines Drittmittelvorhabens

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Kosten der BMBF-geförderten Drittmittelprojekte wurden auf

zwei Ebenen ermittelt: in der zentralen Hochschulverwaltung und in

der Lehr- und Forschungseinheit bzw. bei den Projektleitern/-innen.

Die Gemeinkosten wurden dabei nicht von funktional gegliederten

Kostenstellen proportional verrechnet (Vollkostenrechnung), son-

dern auf kostenstellenübergreifend definierte Prozesse verteilt.

Hierzu haben wir in einem ersten Schritt die hochschulspezifischen

Prozesse der Drittmittelforschung erhoben. Folgende Schaubilder

verdeutlichen dies.

Phase 3Nachlaufphase

Einbezogene Bereiche:

Phase 2Bewilligtes Drittmittelvorhaben

Phase 1Vorlaufforschung und Akquisition

Spezifisch für die Drittmittelforschung genutzte Infrastruktur (insb. Kosten der Labornutzung), zusätzliche Sachkosten

Zentrale Verwaltung

Räumliche Infrastruktur der Hochschule (z.B. Abschreibungen, Miete, Bewirtschaftungskosten)

Arbeitskapazität des nicht projektfinanzierten wissenschaftlichen, wissenschaftlich-technischen Personals und dezentrale Verwaltung in der Förderphase, mit und ohne Professoren/-innen

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Abbildung 26: Prozessgliederung (Drittmittelprozess einer Hoch-schule) (Ausschnitt)

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Abbildung 27: Prozesse der Durchführung (Drittmittelprozess einer Hochschule) (Ausschnitt)

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Prozessgliederung

Vorlaufphase

Bereitstellung von Informationen zur Forschungsförderung

Planung der Bewerbung für Förderprogramm / Vorlaufforschung

Erstellung der Bewerbung / des Antrags ggü. Förderinstitution

Eingang des Zuwendungsbescheides / Vertragsabschluss

Projektdurchführung

Einstellung von Drittmittelpersonal

Beschaffung von Verbrauchsmaterial

Beschaffung von Investitionsgütern

Forschungstätigkeit für das Projekt

Recherchetätigkeiten

Projektkoordination

Änderungsanträge

Abrechnung von Reisekosten

Projektcontrolling

Nachlaufphase

Projektabrechnung / Verwendungsnachweis / Audit

Publikationen

Kosten aufgrund Zulagen für Drittmittelforschung

Projektspezifische Kosten

Projektdurchführung

Einstellung von

Drittmittel-personal

Erarbeitung eines Stellenplanes für das Projekt Lehrstuhl

Bearbeitung des Personalanfragebogens Lehrstuhl

Prüfung des Personalanfragebogens Drittmittelstelle

Genehmigung der Personalanfrage und Stellenausschreibung Personalabteilung für Drittmittelbeschäftigte

Durchsicht der BewerbungenLehrstuhl / Personalabteilung für

Drittmittelbeschäftigte

Einladung der Bewerber/-innen zu Vorstellungsgesprächen Personalabteilung für Drittmittelbeschäftigte

Führen der VorstellungsgesprächeLehrstuhl / Personalabteilung für

Drittmittelbeschäftigte

Auswahl geeigneter PersonenLehrstuhl / Personalabteilung für

Drittmittelbeschäftigte

Prüfung / Zustimmung des Personalrats Personalrat

Stammdatenerfassung Personalabteilung für Drittmittelbeschäftigte

Ausarbeitung des Arbeitsvertrages Personalabteilung für Drittmittelbeschäftigte

Monatliche Abrechnung des Drittmittelpersonals Personalabteilung für Drittmittelbeschäftigte

Beschaffung

von

Verbrauchs-

material

Angebotseinholung zu Verbrauchsmaterial Lehrstuhl

Erstellung BANF durch wissenschaftliche Mitarbeiter Lehrstuhl

Genehmigung der Bestellung durch Lehrstuhlinhaber / Projektleiter Lehrstuhlinhaber/-in / Projektleiter/-in

Weiterleitung der BANF an Einkauf Lehrstuhl

Bearbeitung der BANF und Bestellung des Verbrauchsmaterials Einkauf (Finanzabteilung)

Qualitätsprüfung des Wareneingangs und Kontierung Lehrstuhl

Rechnungsprüfung durch Projektleiter/-in Lehrstuhl

Rechnungsfreigabe und Kontierung durch Lehrstuhl Lehrstuhl

Buchung und Zahlungsanweisung Drittmittelstelle

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Durch die Befragung der Prozessbeteiligten (Verwaltung und Wis-

senschaftler/-innen) wurden in einem zweiten Schritt die Kostentrei-

ber der administrativen Tätigkeit (zum Beispiel Zeit oder Mengen)

erhoben37 und die Kosten der einzelnen Prozesse ermittelt.

Was sind die Kostentreiber?

Beispiel: Durchsicht der Bewerbung auf eine ausgeschriebene

Drittmittelstelle

Anzahl Bewerbungen eines Jahres / Anzahl Bewerbungen auf eine

Stelle

Ermittlung der Kosten

Kosten des Teilprozesses (z.B. Personalkosten für die Dauer der

Teilprozessdurchführung)

(a) Zeitmessung (Zeitaufwand je Bewerbung multipliziert mit der

Anzahl der Bewerber eines Projektes)

(b) Rechnerische Ermittlung: Jahrespersonalkosten der Kapazität

in der Personalabteilung für die Bewerbungsbearbeitung divi-

diert durch Anzahl Bewerbungen eines Jahres multipliziert mit

der tatsächlichen oder durchschnittlichen Anzahl der Bewerber

eines Projektes

Datenerhebung des Kostentreibers

(a) Befragung: Wie viele Bewerbungen sind auf das ausgewählte

Projekt eingegangen?

(b) Befragung: Wie viele Bewerbungen sind insgesamt in einem

Jahr eingegangen?

Bei denjenigen Hochschulen, bei welchen Angaben zu Fallzahlen

(Mengen) ermittelt werden konnten, wurde die Berechnung wie un-

ter a) dargestellt vorgenommen. In anderen Fällen wurden Angaben

zur zeitlichen Inanspruchnahme von Personen erhoben, die in die

administrativen Prozesse direkt einbezogen waren, ohne dass eine

fallzahlenspezifische Aussage möglich war. In diesen Fällen galt als

Maßstab der zeitliche Einsatz der betreffenden Mitarbeiter/-innen

die mit den Personal-Istkosten sowie Raumkosten bewertet werden

konnten, wie unter b) dargestellt.

37 Die Identifikation von Kostentreibern bezieht sich somit im betriebswirtschaftlichen Grundverständnis grundlegend auf

die Inanspruchnahme von entsprechenden Leistungen. Aussagen zum kostenbezogenen Gesamteinfluss werden damit nicht getroffen.

Ein Kostentreiber ist nach dem Verständnis der Prozesskostenrechnung eine Bezugsgröße (Indikator), die herangezogen werden kann,

um Gemeinkosten über festgelegte Prozesse beanspruchungsgerecht auf die Kostenträger zu verteilen.

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a) Fallzahlenspezifisches Kostenmodell

Die Kosten der einzelnen Prozesse wurden nach Einzel- und Ge-

meinkosten differenziert. Entsprechend der Definition ist bspw. die

Wartung eines für das BMBF-Projekt benötigten Laborgerätes Ein-

zelkosten. Identifizierte Gemeinkosten wurden dahingehend validiert

dass sie durch das Projekt bzw. durch Drittmittelforschung verur-

sacht sind. Nach dieser Validierung wurde die Höhe der Gemein-

kosten ermittelt, z.B. der Personalkosten der Mitarbeiter/-innen in

der Personalabteilung, die auf die Verwaltung von Drittmittelperso-

nal entfallen.

Um den Bezug zur Verursachung durch das geförderte BMBF-

Projekt herzustellen, wurden die variablen Gemeinkosten ins Ver-

hältnis zu ihrem Kostentreiber gesetzt, z.B. der Anzahl der Projekte.

Leistungsmengenneutrale Gemeinkosten (fixe Gemeinkosten),

z.B. der Anteil der Hochschulleitung an der Annahme der Zuwen-

dung, wurden nicht berücksichtigt.

b) Zeitbezogenes Kostenmodell

Das zeitbezogene Erhebungsmodell folgt grundsätzlich der unter a)

dargestellten Systematik. Es unterscheidet sich jedoch durch den

Kostentreiber, der hier ausschließlich der Zeitaufwand der befassten

Mitarbeiter/-innen war, ohne die einzelnen administrativen Teilschrit-

te wie unter der Abbildung der Drittmittelprozess einer Hochschule

dargestellt, einzeln erheben und beurteilen zu können.

Diese Erhebungs- und Bewertungsvariante führt regelmäßig zu ge-

ringeren Kosten, da diese Personen überwiegend auf der Ebene

Professur (Sekretäre/-innen) oder Department/Institut anzutreffen

waren und einen Hauptteil der administrativen Tätigkeiten bewältig-

ten. Projektbezogene Aussagen zu den Leistungsanteilen der zent-

ralen Verwaltungsebene (Rechnungswesen, IT, Drittmittelabteilung,

etc.) waren jedoch nicht mehr möglich und sind somit insbesondere

bei dreigliedrigen Strukturen nicht in die Berechnungen eingeflos-

sen.

6.5 Vorgehensweise

Das Vorgehensmodell der Erhebung war auf die Gewinnung valider

originärer Aussagen und Daten gerichtet, um ein objektives Bild der

tatsächlichen Verhältnisse zu erhalten. Daher lag der Schwerpunkt

der Erhebung auf der Befragung der verantwortlichen bzw. beteilig-

ten Personen. Die Erhebung der Sachverhalte (originäre Sachver-

haltsangaben) wurde von deren Bewertung getrennt. Ebenso wurde

insbesondere in den Befragungen der Wissenschaftler/-innen der

Schwerpunkt nicht auf die Vielfalt der betriebswirtschaftlichen und

fördertechnischen Begriffswelt gelegt, sondern im Kern hinterfragt,

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welche Personen außer den geförderten noch im Forschungsprojekt

mitgewirkt haben (unabhängig von deren Finanzierung), wo die For-

schung stattfand, welche Forschungsinfrastruktur tatsächlich in An-

spruch genommen wurde, was zusätzlich zu den beantragten Inves-

titionen/Sachmitteln etc. benötigt wurde und welche Unterstützung

von den technischen Abteilungen in Anspruch genommen wurde.

Ergänzt um Fragestellungen zu den administrativen Prozessen und

den Personen, die diese erledigt haben, und welche zeitliche Inan-

spruchnahme daraus resultierte. Die Interviews wurden mit Fragen

zu allgemeinen Zusammenhängen, der Struktur der Forschungsein-

heit und des Projektes, dessen Historie und den Partnern eröffnet.

Diese Fragestellungen wurden systematisch für jede Projektphase

(Vorlaufphase, Durchführungsphase und Nachlaufphase) – teilweise

in unterschiedlicher Qualität, Struktur und Detaillierung – gemein-

sam bearbeitet. Von Seiten der Wissenschaftler/-innen konnten mit

Hilfe dieses an Sachverhalten orientierten Vorgehens detaillierte

und nachvollziehbare Auskünfte erteilt werden.

Die Prozessschritte der Einzelerhebungen können wie folgt definiert

werden:

Auswahl der Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Ansprache

Auftaktworkshop

o Erläuterung des Vorhabens

o Auswahl der Projekte

Einsichtnahme/Auswertung der Projektunterlagen

Einsichtnahme/Erläuterung in die Kostenrechnung – Validierung

der möglichen Informationen

Ermittlung der Kostentreiber

Befragung der Wissenschaftler/-innen für jedes Projekt getrennt

und Befragung der Administration, überwiegend in gemeinsa-

men Terminen (Erhebung des Mengengerüstes)

Validierung der gewonnenen originären Informationen und Iden-

tifizierung von weiteren Informationsbedarfen

Bewertung (im Sinne von Quantifizierung / Berechnung) der ori-

ginären Auskünfte/Informationen

Im Ergebnis dieses Prozesses konnten zu jedem Projekt konkrete

Angaben zu den genannten Fragestellungen gewonnen und proto-

kolliert werden. Anhand dieser Protokolle und der weiteren zur Ver-

fügung gestellten Unterlagen erfolgten die Auswertung und die Be-

wertung der erhobenen Daten und Informationen. Somit konnten

originäre Daten und Informationen erhoben werden, die Auskunft

über die Art und den Umfang der tatsächlich genutzten Ressourcen

geben. Da die Auskünfte von unterschiedlicher Qualität und Struktur

sind, bilden die erhobenen Daten und Informationen nicht die Ge-

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samtheit der Ressourcennutzung ab, sie wären in vielen Fällen

noch zu ergänzen. Es wurde darauf verzichtet, um den Bezug zu

den durch die Befragung erhaltenen Daten nicht aufzuweichen,

wohl wissend, dass darauf basierenden Berechnungsergebnisse

teils den Anspruch auf Vollständigkeit nicht erheben können. Sie re-

präsentieren damit eine belastbare aber ggf. in Teilen „unvollständi-

ge Untergrenze“. Auf einige wesentliche Punkte wird nachfolgend

noch eingegangen.

Unter der Fragestellung, ob die Höhe der derzeitigen Pauschale an-

gemessen ist, standen die Kosten der Projektlaufzeit im Mittelpunkt

der Analyse. Nach dem Verursachungsprinzip wurden diese durch

die Bearbeitung der Projekte unmittelbar und mittelbar hervorgeru-

fenen zusätzlichen Kosten erhoben. Akquisitionskosten vor Projekt-

start und nachlaufende Kosten im Sinne der kontinuierlichen Bereit-

stellung von Daten und Forschungsergebnissen nach Beendigung

des Projekts wurden im Sinne einer den gesamten Forschungspro-

zess umfassenden Betrachtung mit erfasst und separat ausgewer-

tet.

Der Fokus lag dabei auf folgenden Aspekten:

Erfassung aller Hochschulakteure, die am Prozess beteiligt sind

(sowohl Drittmittelpersonal des Vorhabens als auch Drittmittel-

personal aus anderen Projekten, Stellenpersonal sowie sonsti-

ges Personal),

Erfassung der Inanspruchnahme der wissenschaftlichen Infra-

struktur (ausschließlich durch und für das finanzierte Drittmittel-

projekt): z.B. Räume, Datenbanken, Technik, Labore, etc.,

Erfassung aller dienstleistenden Funktionen, die für den Prozess

relevant sind (Basis: vorgelagerte Prozessanalyse: Personalma-

nagement, Beschaffung von Geräten und Materialien, Bereitstel-

lung und Wartung der technischen Infrastruktur, Reisekostenbe-

arbeitung),

Erfassung aller Interaktionen mit Forschungspartnern (in der

Hochschule / extern), mit Zuwendungsgebern, ggf. mit weiteren

Externen (Presse, Industriepartner).

Alle Daten wurden nach Inanspruchnahme und Kosten erhoben,

wozu sowohl die Projektverantwortlichen als auch die kaufmänni-

schen Bereiche (zentral oder in Fakultäten / Fachbereichen) einbe-

zogen wurden. Erhoben wurden nur die regelmäßig beobachtbaren

leistungsmengeninduzierten Kosten. Sporadisch auftretende Kos-

ten, wie z.B. Vertretungsregelungen für Mitarbeiter/-innen in Eltern-

zeit, wurden nicht erhoben.

Es wurden als direkt verursachte variable (leistungsmengenindu-

zierte) Einzel- und Gemeinkosten all jene Kosten angesehen, die

nicht als Einzelkosten im Rahmen der Projektförderung finanziert

wurden. Auch wurden die Personalkosten der Professoren/-innen /

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Projektleiter/-innen (nicht förderfähig) erhoben, da auch durch diese

Personen projektbezogene Infrastrukturkosten verursacht wurden.

Diese Personalkosten werden in folgenden Kostendarstellungen

gesondert ausgewiesen. Das weitere wissenschaftliche Personal

wurde aus folgenden Gründen berücksichtigt:

Das wissenschaftliche Personal ist nicht gleichzusetzen mit

„Stellenpersonal“, hier gibt es eine erhebliche Vielfalt.

Zu einem großen Teil übernimmt auch dieses Personal Verwal-

tungsfunktionen / administrative Funktionen, die bei anderen

Hochschulen überwiegend von Verwaltungspersonal ausgeführt

werden, das unstrittig zum Overhead gehört.

Wissenschaftliches Personal wird auch dual / trial finanziert

(halbe oder Drittel- oder Viertelstellen) so dass nicht erkennbar

ist, in welcher Funktion gehandelt wurde.

Eine vergleichbare Fragestellung ergibt sich hinsichtlich der Nut-

zung der wissenschaftlich-technischen Infrastruktur. Die Erhebung

der Informationen und Daten erfolgte losgelöst von der Frage nach

der Finanzierung. Die wissenschaftlich-technische Infrastruktur ist

über Jahre ausgehend von der Profilierung der jeweiligen Professur

oder des Departments gewachsen. Insbesondere in der experimen-

tellen Forschung haben sich „technologische Linien“ herausgebildet,

deren Elemente zu unterschiedlichen Zeiten aus ganz unterschiedli-

chen Quellen finanziert wurden. Die Finanzierung der Anschaffung,

Instandhaltung, Erweiterung, Ergänzung, des Umbaus und des Be-

triebs sowie der Ver- und Entsorgung haben in der Regel verschie-

dene Quellen. Somit ist gegenwärtig keine konkrete Aussage mög-

lich, wie das Konglomerat der wissenschaftlich-technischen Infra-

struktur finanziert und unterhalten wird.

Für die Fragestellung der Angemessenheit der Overheadpauscha-

len ist dies nicht notwendig, da diese Infrastruktur in Ihren wesentli-

chen Teilen in einem sehr hohen Maße bzw. zum Teil ausschließ-

lich der Drittmittelforschung dient und damit ein primärer Kostenfak-

tor der Drittmittelforschung ist. Unabhängig davon, ob es sich hier-

bei um Einzelkosten, um echte oder unechte indirekte Kosten han-

delt, entstehen drittmittelbezogene Kosten, die durch das Drittmit-

telprojekt direkt verursacht werden und zu deren Finanzierung die

Overheadpauschale beitragen sollte.

6.6 Ermittlung der Zuschlagssätze

Die geförderten Einzelkosten des jeweiligen Projektes sind die Ba-

sis der zu berechnenden Zuschlagssätze der variablen (zusätzli-

chen) Kosten. Die erhobenen variablen, leistungsmengenindizierten

(Einzel- und Gemein-)Kosten der Forschung wurden grundsätzlich

mit ihren Kostentreibern (Prozesskosten) bewertet. Der Vorteil die-

ser Methode besteht darin, dass eine verursachungsgerechtere

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Schlüsselung der Kosten als bei der Zuschlagskalkulation erreicht

wird und letztendlich willkürliche Zuschlagssätze auf Einzelkosten-

basis vermieden werden.

Abschließend erfolgte auf der Basis der Einzelprojektanalysen eine

Gesamtauswertung, in der geprüft wurde, inwieweit spezifische

Rahmenbedingungen der Hochschulen kostenrelevant sind und de-

ren Übertragbarkeit gewährleistet ist. Ausgehend von der unter-

schiedlichen Datenstruktur wurden in Einzelfällen bei der Bewertung

der originären Daten auch alternative, kombinierte Berechnungs-

modelle verwendet, um die gewonnenen Ergebnisse zu plausibili-

sieren.

Aufwand Hochschulverwaltung

Für die Ermittlung der durch die Drittmittelforschung verursachten

Kosten in der zentralen Hochschulverwaltung wurden in Workshops

mit den Abteilungs-/ Dezernatsleitern/-innen im ersten Schritt dieje-

nigen Abteilungen, Dezernate und zentralen Betriebseinheiten iden-

tifiziert, von denen im Verlaufe eines Drittmittelforschungsprojektes

Ressourcen in Anspruch genommen werden. Dies sind beispiels-

weise die Finanzabteilungen, die Personalabteilungen oder die

Stabsstellen für Forschung und Transfer. Nach der Identifikation der

eingebundenen zentralen Einrichtungen wurden jeweils einrich-

tungsspezifische Kostentreiber gefunden. So ist beispielsweise ein

für die Finanzabteilung typischer Kostentreiber die Anzahl der Bu-

chungen.

Weiterhin wurden für die Abteilungen bzw. Teile der Abteilungen die

Summe der Personal- und Sachkosten aus dem Basisjahr 2012 ge-

bildet. In dieser Summe sind nur direkte Kosten, keine Umlage-

oder Verrechnungskostenarten aus der Kosten- und Leistungsrech-

nung der Hochschulen, enthalten. Bewirtschaftungs-, Gebäude- und

Energiekosten, ebenso die Kosten für Arbeitsplatzausstattung ein-

schließlich der IT-Infrastruktur werden an den Hochschulen in der

Regel zentral gebucht und über Umlagen den jeweiligen Einrichtun-

gen belastet. Dementsprechend sind diese Kostenarten nicht in den

Summen der direkten Abteilungskosten enthalten.

Aus der Jahressumme der Kostenstellenkosten wurden durch Divi-

sion der Kostenstellensumme mit der Jahressumme des individuel-

len Kostentreibers im Ergebnis Kostensätze je Kostentreiber gebil-

det. Für das Beispiel der Finanzabteilung ist durch dieses Vorgehen

ein Kostensatz je Buchung für Drittmittelprojekte gebildet worden.

Die Hochschulen haben die Anzahl der Kostentreiber der jeweils un-

tersuchten vier bzw. fünf BMBF-Drittmittelprojekte ermittelt. Diese

Werte sind entweder bereits in den ERP-Systemen38 vorhanden

38 ERP: Enterprise Resource Planning, lt. Gabler Wirtschaftslexikon „jede Art von integrierter betrieblicher Standardsoftware”,

vgl. www.wirtschaftslexikon.gabler.de

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99

gewesen, einige wurden zum Zeitpunkt der Untersuchungen erho-

ben oder durch Befragungen ermittelt. Teilweise lagen äußerst aus-

differenzierte Aufzeichnungen vor (bspw. minutengenaue Zeitauf-

zeichnungen der Einkaufabteilung pro Projekt).

Insbesondere bei großen Hochschulen, die über dreigliedrige admi-

nistrative Struktur verfügen (Professur – Department – Universität)

und wesentliche administrative Prozesse auf der Ebene Department

erbracht werden, waren aus den Befragungen keine zähl- und

messbaren Informationen zu gewinnen. Hier wurde grundsätzlich

auf einen Ansatz dieser Kosten der Hochschulverwaltung verzichtet

und die des Departments bewertet, obgleich z.B. auch die zentrale

Drittmittelabteilung und das Rechnungswesen in den Drittmittelpro-

zess unstreitig einbezogen waren.

Projektbezogene räumliche Infrastruktur

Die Kostenstellenkostensummen enthielten aus Gründen der o.g.

Buchungssystematik und verschiedener Varianten der Liegen-

schaftsverwaltung und -bewertung39 keine Bewirtschaftungs-, Ener-

gie- und Raumkosten. Diese Kostenelemente wurden daher in ei-

nem weiteren Schritt den Kostensummen hinzugerechnet. Hierfür

wurde auf den Platzbedarf eines Verwaltungsmitarbeiters von

12 m², (in Ausnahmefällen 9 m², soweit konkrete abweichende In-

formationen der konkreten Hochschule vorlagen) Bürohauptnutzflä-

che abgestellt.40 Für die Bewertung des Raumbedarfs wurden die

Kostenrichtwerte der Bauministerkonferenz, die bereits seit 1972

(Hochschulrahmengesetz HRG) erarbeitet werden, verwendet, so-

weit keine individuellen (landesspezifischen Normalkosten oder tat-

sächlichen Angaben aus dem Rechnungswesen) getroffen wurden.

Diese Richtwerte beziehen sich ausschließlich auf Hochschulge-

bäude und werden regelmäßig dem Baupreisindex angepasst. Wei-

terhin sind sie nach Forschungsdisziplinen differenziert. „Investiti-

onsmaßnahmen im Hochschulbau werden i.d.R. auf Grundlage der

Kostenrichtwerte der Bauministerkonferenz bemessen und geneh-

migt und stellen somit eine verlässliche Grundlage für Wiederbe-

schaffungskosten dar.“41. Die Raumnutzung der Verwaltungsmitar-

beiter/-innen wurde mit dem Kostensatz aus der „Rubrik II. Weitere

Hochschulgebäude, Richtwertgruppe 2: Verwaltungsgebäude, Ge-

samtbaukosten (KG 200 – 700) / NFa 1-6 in Höhe von

3.840 EUR/m²“ bewertet (Stand: Oktober 2012). Weiterhin wurde

von einer hochschultypischen Nutzungsdauer von 35 Jahren aus-

gegangen.42 Bei der Annahme von 12 m² Nutzungsfläche je Mitar-

beiterkopf ergibt sich damit ein jährlicher AfA-Kostensatz in Höhe

39 Vgl. Stibbe, J. (2013): Wertermittlung von Hochschulliegenschaften; HIS. 40 Vgl. König, H. / Kreuter, H. (1997): Büroräume/Büroplätze in Hochschulen, Hrsg.: HIS; Fenner, H. / Vogel, B. (2002):

Wirtschaftsingenieurwesen an Universitäten und Fachhochschulen. 41 Vgl. Stibbe, J. (2013): Wertermittlung von Hochschulliegenschaften; HIS. 42 Vgl. ebd.

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100

von 1.316,57 EUR [3.840 EUR/m² / 35 Jahre * 12 m²/Kopf). Für die

Zurechnung der Bewirtschaftungs- und Energiekosten wurden

ebenfalls die benannten 12 qm Nutzfläche je Kopf verwendet. Die

Bewertung erfolgte zu hochschulindividuellen Ist-Kosten des Basis-

jahres 2012. Dafür wurden jeweils die Summen der Bewirtschaf-

tungs- und Energiekosten der untersuchten Hochschulen mit der

Summe der bewirtschafteten Nutzungsfläche der Hochschulen divi-

diert und wiederum mit 12 m²/Kopf multipliziert. Die Kostensätze la-

gen zwischen 439 EUR/MA-Kopf p.a. (Fachhochschule) und

1.168 EUR/MA-Kopf p.a. (Technische Universität).

Zur Bewertung der Raumnutzungen auf Ebene der Lehr- und For-

schungseinheiten wurde die Annahme einer Nutzung von

12 m²/Kopf bei projektfinanzierten Mitarbeitern/-innen und der weite-

ren eingebundenen Beschäftigten getroffen, soweit nicht konkrete

Kosten ermittelt werden konnten. Die Professorenstunden wurden

auch mit Raum- und Bewirtschaftungskosten belastet. Die Systema-

tik der Kostenzurechnung ist dieselbe, wie bei Verwaltungskosten.

Nur die zugrundeliegenden Kostensätze der Bauministerkonferenz

sind andere. Hier wurden jeweils die Kostensätze der Forschungs-

disziplin, der das untersuchte Projekt zuzurechnen war, verwendet.

Die Jahres-AfA liegt dabei zwischen 1.285,71 EUR für Richtwert-

gruppe 1 (Geistes-, Wirtschafts-, Rechts-, Sozialwissenschaften)

und bei bis zu 4.001,14 EUR für Richtwertgruppe 10 (hochinstallier-

te Institutsbauten, Physikforschung, Biologieforschung, Materialfor-

schung).

Betrachtet man die anteiligen, auf die Professoren/-innen entfallen-

den projektbezogenen Raum- und Bewirtschaftungskosten als fixe

(leistungsmengenunabhängige) Kosten, so mindern sich die ermit-

telten (Einzel-) Kosten der Nutzung der räumlichen Infrastruktur um

diesen Anteil. Die unter 6.7 dargestellten ermittelten Overheadsätze

nach Stufen enthalten jeweils diese Anteile der Professoren/-innen

an den Raum- und Bewirtschaftungskosten. Die durchschnittlichen

Overheadsätze exklusive der Professorenanteile an den Kosten der

räumlichen Infrastruktur haben wir in einer Fußnote dargestellt.

Soweit aus den Erhebungen konkrete Informationen über die Nut-

zung von Laboren, wissenschaftlichen Großgeräten, Reinräumen

etc. vorlagen, wurden diese Nutzungen wie nachfolgend dargestellt

bewertet.

Wissenschaftlich-technische Infrastruktur

Aus der Befragung der Wissenschaftler/-innen konnten folgende

projektbezogen Informationen über die genutzten Einrichtungen

gewonnen werden:

Ort und Bezeichnung,

Art,

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101

Umfang der Nutzung:

a) Anteil der genutzten Fläche und Zeitraum oder

b) Nutzungsstunden.

Teilweise konnten auch Angaben zu den Laborkosten bzw. zu den

Kosten pro Stunde durch die Wissenschaftler/-innen erhoben wer-

den. Die Identifizierung der Labore sowie deren Klassifizierung war

weitestgehend möglich. Die zur Berechnung der verursachten Ko-

sten notwendigen Informationen zur konkreten Ausstattung (Zuord-

nung von Geräten zu Räumen und die Ermittlung ihrer Anschaf-

fungskosten etc.) waren in vielen Fällen durch die Hochschulen

nicht möglich, da die Informationen in der benötigten Konsistenz

nicht vorlagen, z.B. projektfinanzierte Geräte nur mit Erinnerungs-

werten erfasst waren.

Einige Hochschulen des Untersuchungssamples mit spezifischen

Drittmittelstrukturen und die außeruniversitären Forschungseinrich-

tungen hatten jedoch auf der Grundlage von Ist-Kosten Laborstun-

densätze oder Maschinenstundensätze entwickelt. Die Laborstun-

densätze betragen:

Tabelle 6: Ermittelte Laborstundensätze

Laborart Laborstundensätze

Einfaches Labor 35 bis 55 €

Hochexperimentelles Labor 125 bis 155 €

Großgerätlabor 260 bis 310 €

Reinraum ca. 300 €

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die vorstehenden Stundensätze wurden für die Berechnungen

nachvollzogen. Es sind alle wesentlichen Kostenarten einschließlich

der Gebäudekosten enthalten. Der Berechnung wurde eine Kapazi-

tät von 1600 Stunden im Jahr oder die tatsächliche Maschinenstun-

denzahl, in anderen Fällen die maximale Ausbringungsmenge zu-

grunde gelegt. Diese Berechnungen sind plausibel.

Soweit bei anderen Projekten auf der Grundlage der Erhebungsin-

formationen keine Bewertung vorgenommen werden konnte, orien-

tierte sich die Bewertung an diesen Werten.

Stellen- oder sonstiges Personal

Die Zeitaufwendungen der Forscherstunden und der weiteren nicht

finanzierten eingebundenen wissenschaftlichen und nicht wissen-

schaftlichen Beschäftigten wurden zu hochschulspezifischen Durch-

schnittskostensätzen je Entgelt-/Besoldungsgruppe aus 2012 (oder

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102

personenindividuellen Ist-Kosten aus 2012) bewertet. Soweit die Ist-

Personalkosten bekannt waren, wurden diese verwendet.

6.7 Ergebnisse der Erhebung und Bewertung

Zur Darstellung und Diskussion der Ergebnisse wurden diese in fünf

Stufen und in Verteilungsgruppen ausgewertet und als „Overhead-

satz“ auf der Basis der geförderten Einzelkosten der Projekte be-

rechnet. Dabei unterscheiden sich die im Folgenden berechneten

Overheadsätze der Stufen a bis e wie folgt:

Tabelle 7: Überblick zu den in den Overheadsätzen berücksichtigten Kosten

Über die geför-

derten Einzel-

kosten verur-

sachte Kosten

in der Förder-

phase

Personalkosten

der Professo-

ren/-innen in

Förderphase

Kosten in der

Vor- und Nach-

laufphase (ohne

Professoren/

-innen)

Personalkosten

der Professo-

ren/-innen in

Vor- und Nach-

laufphase

Overheadsatz a - - -

Overheadsatz b - -

Overheadsatz c - -

Overheadsatz d -

Overheadsatz e

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die differenzierten Ergebnisse werden in den folgenden Tabellen

ausgewiesen. Sie unterscheiden sich jeweils in der Einbeziehung

der genannten Kategorien und ermöglichen somit Aussagen zu de-

ren Relevanz.

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103

a) Summe der verursachten, über die geförderten Einzelkosten

hinausgehenden Einzel- und Gemeinkosten während der För-

derphase – ohne Personalkosten der Professoren/-innen sowie

ohne Kosten der Vorlauf- und Nachlaufphase (Förderphase)

Tabelle 8: Overheadsätze Stufe a

Overheadsatz Projekte Ø Overheadsatz43

gesamt experimentell nicht-

experimentell

je Kategorie

in % gesamt in %

unter 20% 5 0 5 10,6%

20% bis unter 30% 5 3 2 24,1%

30% bis unter 50% 5 3 2 37,9%

50% bis unter 80% 4 4 0 63,6%

80% und mehr 2 2 0 120,8%

Summe 21 12 9 40,9%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Diese Kosten der Förderphase beinhalten insbesondere folgende

Positionen:

Personalkosten wissenschaftliches / technisches / administrati-

ves Personal

Raumkosten

Sachkosten

Laborkosten

Zentrale Verwaltung

Mit den dargestellten Kosten wurde in temporärer und sachlicher

Hinsicht die Förderphase ohne den Anteil der Personalkosten der

Professoren/-innen erfasst. Dieser lässt sich sehr gut im Vergleich

mit den unter b) dargestellten Ergebnissen ableiten.

43 Der durchschnittliche ermittelte Overheadsatz beinhaltet auch den durchschnittlichen, auf die Professoren/-innen entfallen-

den Kostenanteil der Nutzung der räumlichen Infrastruktur. Dieser liegt bei 0,5%. Subtrahiert man diesen, so ergibt sich ein

durchschnittlicher Overheadsatz von 40,4%. Dieser Rechenschritt gilt auch für die im Folgenden ermittelten Overheadsätze

und wäre hier analog durchzuführen.

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104

b) Summe der verursachten, über die geförderten Einzelkosten

hinausgehenden Einzel- und Gemeinkosten mit Personalkosten

der Professoren/-innen in der Förderphase ohne Kosten der

Vor- und Nachlaufphase (Förderphase mit Professoren/-innen)

Tabelle 9: Overheadsätze Stufe b

Overheadsatz Projekte Ø Overheadsatz

gesamt experimentell nicht-

experimentell

je Kategorie

in % gesamt in %

unter 20% 2 0 2 12,9%

20% bis unter 30% 4 1 3 23,7%

30% bis unter 50% 7 4 3 44,5%

50% bis unter 80% 3 2 1 65,4%

80% und mehr 5 5 0 106,8%

Summe 21 12 9 55,3%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

c) Summe der verursachten, über die geförderten Einzelkosten

hinausgehenden Einzel- und Gemeinkosten ohne Personalkos-

ten der Professoren/-innen in der Förderphase mit Kosten der

Vor- und Nachlaufphase ohne Professoren/-innen (Kosten des

gesamten Forschungsprozesses ohne Anteil Professo-

ren/-innen)

Tabelle 10: Overheadsätze Stufe c

Overheadsatz Projekte Ø Overheadsatz

gesamt experimentell nicht-

experimentell

je Kategorie

in % gesamt in %

unter 20% 4 0 4 12,2%

20% bis unter 30% 5 3 2 24,6%

30% bis unter 50% 6 3 3 38,6%

50% bis unter 80% 4 4 0 66,9%

80% und mehr 2 2 0 132,2%

Summe 21 12 9 44,6%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Auswertung gibt einen Einblick in die durch die Projekte ausge-

lösten Gesamtkosten. Hier gilt die Einschränkung, dass nur die in

der Erhebungsphase erfassten Kosten eingeflossen sind.

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105

Die Auswertung zeigt die Kosten des gesamten Forschungsprozes-

ses ohne die Personalkosten der Professoren/-innen und dient als

Vergleichswert mit den Ergebnissen unter d) insbesondere der Dar-

stellung des Aufwandes der Professoren/-innen an der Antragstel-

lung in der Vorlaufphase.

d) Summe der verursachten, über die geförderten Einzelkosten

hinausgehenden Einzel- und Gemeinkosten ohne Personalkos-

ten der Professoren/-innen in der Förderphase mit Kosten der

Vor- und Nachlaufphase einschließlich Professoren/-innen

(Kosten des gesamten Forschungsprozesses mit Anteil Profes-

soren/-innen in der Vor- und Nachlaufphase)

Tabelle 11: Overheadsätze Stufe d

Overheadsatz Projekte Ø Overheadsatz

gesamt experimentell nicht-

experimentell

je Kategorie

in % gesamt in %

unter 20% 3 0 3 17,2%

20% bis unter 30% 3 1 2 25,1%

30% bis unter 50% 8 4 4 39,7%

50% bis unter 80% 5 5 0 52,8%

80% und mehr 2 2 0 133,7%

Summe 21 12 9 50,0%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

e) Summe der verursachten, über die geförderten Einzelkosten

hinausgehenden Einzel- und Gemeinkosten einschließlich Per-

sonalkosten der Professoren/-innen mit Kosten der Vor- und

Nachlaufphase (Gesamtkosten)

Tabelle 12: Overheadsätze Stufe e

Overheadsatz Projekte Ø Overheadsatz

gesamt experimentell nicht-

experimentell

je Kategorie

in % gesamt in %

unter 20% 0 0 0 -

20% bis unter 30% 4 0 4 25,2%

30% bis unter 50% 5 3 2 40,7%

50% bis unter 80% 6 4 2 61,9%

80% und mehr 6 5 1 113,2%

Summe 21 12 9 64,5%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

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106

Die Kosten der Vorlaufphase eines Projekts ohne Personalkosten

des Professors / der Professorin betrugen bis zu 11,9% der Förder-

summe, durchschnittlich 2,6%. Schließt man die Kosten des Profes-

sors / der Professorin mit ein, betragen die Kosten bis zu 19% der

Fördersumme, durchschnittlich 7,8%.

Die Kosten der Nachlaufphase eines Projekts ohne Personalkosten

des Professors / der Professorin betrugen bis zu 3,9% der Förder-

summe, durchschnittlich 1,5%. Schließt man die Kosten des Profes-

sors / der Professorin mit ein, betragen die Kosten bis zu 7% der

Fördersumme, durchschnittlich 2,3.

Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass in einzelnen Fällen die Ko-

sten in der Vor- und Nachlaufphase aufgrund lückenhafter Erinne-

rung der befragten Professoren/-innen nicht vollständig ermittelt

werden konnten.

Eine weitere Auswertung ist hinsichtlich der Verteilung der Over-

headkostenhöhe auf die Wissenschaftsdisziplinen möglich.

Tabelle 13: Overheadsätze (Stufe a) nach wissenschaftlichen Disziplinen

Wissenschaftliche Disziplin Projektanzahl Ø Zuschlagssatz in %

Naturwissenschaften 7 51,4%

Ingenieurswissenschaften / Informatik 8 45,4%

Geistes- und Sozialwissenschaften 6 22,8%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Aussagekraft einer entsprechenden Differenzierung ist aufgrund

der begrenzten Breite der Untersuchung beschränkt. Tendenziell

kann daraus abgeleitet werden, dass naturwissenschaftliche und

technische Disziplinen im Durchschnitt höhere Overheadkosten

verursachen. Der primäre Zusammenhang bzw. die primäre Ein-

flussgröße stellt hierbei jedoch eher die Art des Projekts und hierbei

insbesondere das Kriterium „Anteil der Nutzung wissenschaftlich-

technischer Infrastruktur“ dar. So fallen vergleichsweise mehr Pro-

jekte der naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen in die

Kategorie der experimentellen Forschung als dies bei den Geistes-

und Sozialwissenschaften der Fall ist.

Erläuterung der Ergebnisse

Die Ergebnisse spiegeln die Differenziertheit der Forschungsprojek-

te an den verschiedenen Hochschuleinrichtungen wider. Auch aus

Sicht dieser Ergebnisse ist das Untersuchungssample zutreffend

gewählt.

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107

Um die ermittelten Overheadkostensätze der unter a) aufgeführten

Auswertung weiter zu Differenzieren, ist als Indikator für die Inan-

spruchnahme der wissenschaftlich-technischen Infrastruktur der An-

teil der Kosten der Labortätigkeit (ohne die Kosten der Wissen-

schaftler/-innen) herauszustellen. Es muss jedoch darauf hingewie-

sen werden, dass sich die Kosten der wissenschaftlich-technischen

Infrastruktur nicht auf diese Kosten beschränken. Hinzuzufügen wä-

ren die Kosten der Techniker/-innen und der technischen Einrich-

tungen, spezieller IT-Komponenten, spezieller Software etc.. Der

Anteil der der Laborkosten an den experimentellen Projekten betrug

zwischen 4,5% und 102%, im Durchschnitt 33,2% der Fördersum-

me.

Die Kosten der Administration auf der Ebene Der Universitätsver-

waltung betragen im Durchschnitt 3,9% der Fördersumme44. Dieses

Bild ist jedoch unvollständig, da ein großer Anteil der administrati-

ven Kosten auf der Ebene Fakultät/Department entstehen und zu

einem nicht unerheblichen Teil, nach übereinstimmender Auskunft

der Mehrheit der Wissenschaftler/-innen, von diesen selbst geleistet

wird, weil oftmals qualifiziertes administratives Personal nicht oder

nicht im ausreichenden Umfang zur Verfügung steht.

Des Weiteren können Aussagen zu den Raumkosten getroffen wer-

den. Diese liegen im Durchschnitt bei 3,9% der Fördersumme.

Die Untergrenze der Overheadkosten wird von fünf Projekten ver-

schiedener Hochschulen gebildet, die einige gemeinsame Merkmale

aufweisen:

Es handelt sich um Einzelprojekte oder Kooperationsprojekte,

bei denen die Hochschule nicht Koordinator war.

Sie sind nicht experimentell.

Die Professoren/-innen hatten einen überdurchschnittlichen An-

teil an der Forschung.

Verfolgt man diese fünf Projekte von der Auswertung a) in die Aus-

wertung b), so steigen die Overheadkosten durch Einbeziehung der

Personalkosten der Professoren/-innen deutlich an, und zwar von

durchschnittlich 10,6% in Stufe a) auf durchschnittlich 23,3% in Stu-

fe b).

Dies ist ein wesentliches Indiz für solche Forschungsprojekte, die

überwiegend durch den/die antragstellende/-n Wissenschaftler/-in

ohne Nutzung weiterer wissenschaftlicher Infrastruktur bearbeitet

werden. Solche Projekte sind insbesondere (noch) im geisteswis-

senschaftlichen Bereich zu finden, wobei auch hier die Tendenz zur

44 Da nicht von allen Hochschulen des Untersuchungssamples die Kosten der Zentralverwaltung aufgenommen werden

konnten, erfolgte diese Berechnung auf Basis von 12 Projekten von insgesamt drei Hochschulen.

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108

Interdisziplinarität und ggf. zu komplexeren Vorhaben mit anderen

Kostenstrukturen spürbar ist.

Die „Spitzengruppe“ mit mehr als 80% Overheadkosten in der Aus-

wertung a) bilden zwei Projekte an einer Technischen Universität

bei der die Forschung zu einem hohen Anteil in speziellen Drittmit-

tellaboren stattgefunden hat und eine exzellente Datenbasis der

konkreten Nutzungsintensität auf der Basis von tatsächlichen und

erfassten Betriebsstunden und Laborstundensätzen zu konkreten

Ist-Kostensätzen vorhanden waren. Bei diesen Projekten kann man

von einer vollständigen Erfassung der verursachten Kosten ausge-

hen, was bei anderen Projekten überwiegend nicht gegeben war.

Der gewählte Ansatz unterschätzt die mit der Drittmittelforschung im

Projektzeitraum einhergehenden gesamten verursachten Kosten

anhand der zusätzlich anfallenden variablen, vorrangig indirekten

Kosten tendenziell. In jenen Fällen, wo die ermittelten variablen indi-

rekten Kosten unter 20% festgestellt wurden, bewegen sich diese in

einem Portfolio von Projekten in dem diese sich im untersten Quartil

befinden.

6.8 Plausibilisierung und vergleichende Analyse

6.8.1 Plausibilisieren der Bewertung

Zur Plausibilitätskontrolle wurden anhand der veröffentlichten Jah-

resabschlüsse (der kaufmännisch buchführenden Hochschulen) die

Jahreskosten je Professor/-in der

wissenschaftlichen Geräte und Ausstattungen (Abschreibun-

gen),

Bewirtschaftungskosten für Gebäude und Anlagen einschließlich

Mieten und Gebäudeabschreibungen sowie

Energie, Wasser, Abwasser und Entsorgung

erhoben und nach Hochschultyp (Hochschule für Angewandte Wis-

senschaften, Volluniversität und Technische Universität) geordnet

und deren Mittelwerte ermittelt. Diese Werte differenzieren nicht

zwischen Forschung und Lehre, bieten aber plausible Orientie-

rungswerte. In der Aufwandseinschätzung der befragten Projektlei-

ter/-innen wird das zeitliche Budget für Forschung (44,6%) gegen-

über dem Zeitbudget der Lehre (28,8%) deutlich größer gewichtet,

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109

sodass die Kosten zu wesentlichen Anteilen forschungsbezogen

sind.45

Die wissenschaftlich-technische Infrastruktur (Summe aus Ab-

schreibungen, Bewirtschaftungskosten und Energie, Wasser, Ab-

wasser und Entsorgung) verursacht an den Hochschulen für Ange-

wandte Wissenschaften rund 47 T € jährlich je Professor/-in oder

29 € je Professorenstunde. An den Volluniversitäten und Techni-

schen Universitäten rund 78 T € jährlich je Professor/-in oder 49 € je

Professorenstunde. Bei experimenteller Forschung ergeben sich im

Einzelfall höhere Werte. Die Erhebung zeigt, dass die Kosten mit

dem Umfang der experimentellen Forschung steigen.

Die Bewertung der in der Vor- und Nachlaufphase erhobenen In-

formationen und Daten unterscheidet sich nicht von den vorstehen-

den Ausführungen.

6.8.2 Vergleich mit außeruniversitären Einrichtungen

Zur Plausibilisierung der Kosten wurden als Vergleichsgruppe zwei

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen untersucht. Hierdurch

konnte belegt werden, dass durch die gewählte Erhebungsmethode

keine Verzerrung durch die Lehre eintritt.

Die Fragestellung hinsichtlich einer ggf. vorliegenden unzutreffen-

den Abgrenzung zwischen den Kosten der Lehre und der For-

schung kann auf dieser Grundlage dahingehend beantwortet wer-

den, dass die Overheadkosten der als Kontrollgruppe ausgewählten

außeruniversitären Forschungseinrichtungen regelmäßig in einem

Bereich um 100% und mehr lagen. Im Durchschnitt in der Stufe a)

wurde ein Wert von ca. 100% ermittelt.

Die Ergebnisse der Vergleichsgruppe lagen über denen der Univer-

sitäten. Das hat zwei wesentliche Gründe. Die Forschungsprojekte

waren den Naturwissenschaften (insbesondere Physik) zuzuordnen

und zu einem großen Anteil experimentell, was eine intensivere

Nutzung von kostenintensiven wissenschaftlichen Infrastrukturen

bedingte. Diese Forschungseinrichtungen sind hervorragend aus-

gestattet, verfügen über wissenschaftliche Großgeräte und

Reinraumlabore. Darüber hinaus waren teils präzisere Angaben und

Bewertungen auf Grund der Informationsdichte auch im Rech-

nungswesen möglich.

Auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse kann aber gleichsam

die Aussage getroffen werden, dass die Kostenstrukturen bei ver-

gleichbaren Sachverhalten (Förderprojekten) unabhängig von der

Art der Forschungseinrichtung (Hochschule oder außeruniversitäre

45 Vgl. Abbildung 44: Typen unterschiedlicher Tätigkeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre (Ergebnis einer hierarchisch

agglomerativen Clusteranalyse), S. 136

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110

Forschungseinrichtung) gleich sind. So liegen die ermittelten Over-

headsätze bei experimentellen Forschungen der Technischen Uni-

versitäten im Bereich von über 100% und sind vergleichbar mit de-

nen der außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

6.8.3 Vergleich mit Overheadkosten aus der

Trennungsrechnung

Die überwiegende Anzahl der Hochschulen haben eine nach Fakul-

täten/Departments differenzierende Trennungsrechnung eingeführt.

Dieses Konzept spiegelt die Tatsache wider, dass die Overheadkos-

ten in den einzelnen Fakultäten/Departments in Folge der unter-

schiedlichen wissenschaftlich-technischen Ausstattung stark variie-

ren können.

Die mit Hilfe der Trennungsrechnung ermittelten Werte für die

Overheadsätze der wirtschaftlichen Tätigkeit, gehen von Vollkos-

tenansätzen aus. Sie treffen Annahmen hinsichtlich zu berücksichti-

gender Gemeinkosten, die nicht in jedem Einzelfall verursachungs-

gerecht sind. Die Annahmen beruhen z.B. auf normativen Setzun-

gen hinsichtlich der Nutzung von zentralen Einrichtungen durch

Forschung und Lehre, wobei eine weitergehende Differenzierung

hinsichtlich Grundlagenforschung, öffentlich oder privat finanzierter

Drittmittelforschung bei diesen Setzungen nicht erfolgt.

Die Trennungsrechnung kann keine Rücksicht darauf nehmen, in-

wieweit die angesetzten Gemeinkosten für die Durchführung von

Drittmittelforschung besondere Relevanz haben. Die unter diesen

Gesichtspunkten anhand der Trennungsrechnung ermittelten Over-

headsätze beziehen daher ein Mindestmaß an Gemeinkosten ein.

In der Vollkostenrechnung der Trennungsrechnung erfolgt jedoch

eine Proportionalisierung auch der Fixkosten. Bspw. werden sämtli-

che Verwaltungskosten ins Verhältnis zu Vollzeitäquivalenten bzw.

Personalkosten gesetzt und derart der Overheadkostenzuschlags-

satz ermittelt. Bei der gewählten Erhebungsmethode zur Berech-

nung der BMBF-Pauschale blieben die Fixkosten außen vor. Hie-

raus ist jedoch nicht zu schließen, dass die ermittelten Overhead-

sätze der BMBF-Projektpauschale modellbedingt unter denen der

Trennungsrechnung liegen müssen. Wenngleich fixe Kosten bei der

Berechnung ausgeschlossen wurden, können jedoch die tatsächlich

verursachten Kosten eines BMBF-Projektes durch die Erhebung der

verursachten Kosten auch deutlich über den Overhead-Sätzen der

Trennungsrechnung liegen.

Die Ergebnisse der Trennungsrechnung respektive der Vollkosten-

kalkulationen der Hochschulen zeigen, dass die tatsächlichen Kos-

ten der Drittmittelforschung (wozu auch die Auftragsforschung zählt)

weit über 20%-Punkten liegen. Die empirischen Beobachtungen

zeigen, dass die Overheadsätze der Trennungsrechnung bezogen

auf die Personalkosten der Lehr- und Forschungseinheiten häufig

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111

bei mindestens 50-70% und in Einzelfällen auch weit darüber liegen

können.

Der Prozentsatz der Projektpauschalen des BMBF ist jedoch nicht

mit den Overheadsätzen der Trennungsrechnung vergleichbar. Pro-

jektpauschalen und Overheadsätze beruhen auf unterschiedlichen

Basen. Die Projektpauschale des BMBF wird nur auf die förderfähi-

gen Personalkosten (Drittmittelpersonal) und die Projektausgaben

gewährt. Die Overheadsätze der Trennungsrechnung errechnen

sich überwiegend auf der Basis der wissenschaftlichen Personal-

kosten (also einschließlich wissenschaftlichem Stellenpersonal und

Professoren/-innen) oder darüber hinaus auf sämtliche Personal-

kosten der Lehr- und Forschungseinheiten (also zusätzlich ein-

schließlich des Stellenpersonals der Technik und Verwaltung der

Institute und Fakultäten).

Im Ergebnis können die ermittelten Overheadsätze unter, aber auch

deutlich über denen der Trennungsrechnung liegen. Die Zuschlags-

sätze der Trennungsrechnungen sind „Mischkalkulationen“ einer

Hochschule oder einer Struktur der Hochschule, die hinsichtlich des

konkreten Projekts wenig zu dessen spezifischer Kostenstruktur

aussagen können, da hier insbesondere die konkrete Nutzung der

experimentellen Infrastruktur, der Einsatz weiterer personeller Res-

sourcen, zum Beispiel spezifische zu nutzende Software einer an-

deren Fakultät, auch die Einbeziehung von Personal und Laboren

anderer Fakultäten/Departments nicht berücksichtigt werden.

6.9 Zwischenfazit

Die Pauschalen stellen somit in der überwiegenden Zahl der Fälle

eine Teilkompensation der durch die Drittmittelforschung verursach-

ten Kosten dar. Vor der Einführung der Pauschalen wurde daher ein

höherer Anteil der durch die Drittmittelforschung verursachten Kos-

ten durch die Grundfinanzierung abgedeckt. Dies war möglich, weil

Reinvestitionen und Refinanzierungen verschoben wurden, Um-

schichtungen von Mitteln zu Gunsten der Ko-Finanzierung von

Drittmittelprojekten vorgenommen wurden, Stellenbesetzungen mit

einem zeitlichen Verzug erfolgten und insgesamt das Ausmaß der

Drittmittelforschung geringer war.

Der steigende Drittmittelanteil am Gesamtbudget der Hochschulen

ist dafür verantwortlich, dass auf den unterschiedlichen Handlungs-

ebenen spezifische Infrastrukturen aufgebaut worden sind und wer-

den, die wiederum eine kontinuierliche Refinanzierung erfordern. Zu

nennen sind hierbei z.B. spezifische Verwaltungseinheiten (Perso-

nal-, Vertragsmanagement, Justiziariat) oder Labortechnologien, die

ggf. eine interne oder externe Wartung benötigen und damit mittel-

und langfristig laufende Kosten verursachen. Der geförderte Zeit-

raum, d.h. die Projektlaufzeit, beschreibt somit nur einen unvoll-

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112

ständigen Abschnitt der mit der Forschung einhergehenden Kosten-

verursachung.

Die Projektpauschalen sind mit vielfältigen Aspekten und Formen

der Hochschulfinanzierung und deren Anreizsystemen bzw. Logiken

(indirekt) verbunden bzw. stehen in Wechselwirkung mit diesen. Zur

Beantwortung der Frage nach den tatsächlich durch die Drittmittel-

forschung ausgelösten „anfallenden Kosten“ wurde im Rahmen der

Untersuchung eine klare Fokussierung auf diese direkten und indi-

rekten variablen Projektkosten bzw. der leistungsinduzierten Kosten

gewählt.

Die Ergebnisse verweisen kostenseitig somit – unabhängig von wei-

terführenden (politischen) Implikationen – auf die real durch die Pro-

jekte ausgelösten Kosten. Da selbst eine sehr detaillierte Erhe-

bungsmethodik nicht in der Lage ist, den im Zusammenhang mit ei-

nem Projekt erfolgten Ressourceneinsatz auf allen Ebenen und

vollständig zu erfassen, markieren die auf diese Weise ermittelten

Richtwerte eine Untergrenze der drittmittelinduzierten indirekten

Kosten.

Ein Anteil von 20% Overheadkosten bei BMBF-Projekten beschreibt

insgesamt eher die Untergrenze der verursachten direkten und indi-

rekten variablen Kosten der Drittmittelforschung. Die Erhebungswer-

te weisen je nach Disziplin, aber auch je nach Hochschultyp eine

große Bandbreite auf. Diese reicht von Werten, die in einzelnen Fäl-

len unter 20% liegen bis zu Werten, die gerade in den technischen

und naturwissenschaftlich-experimentellen Disziplinen ein Vielfa-

ches der Pauschale umfassen.

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113

7 Prozesse der Nutzung von Overheadpauschalen

Im vorangegangenen Kapitel wurde als ein zentraler Befund her-

ausgearbeitet, dass Drittmittelprojekte i.d.R. mehr direkte und indi-

rekte Kosten verursachen, als durch die entsprechenden Drittmittel-

einnahmen einschließlich der Gewährung etwaiger Pauschalen-

mittel abgegolten werden. Daher können überdurchschnittliche Er-

folge bei der Drittmitteleinwerbung langfristig – unter der Annahme

konstanter Landesmittel – zu einer zunehmend angespannten

Haushaltslage der betroffenen Hochschulen führen.

Die Projektpauschale dient nun der anteiligen Finanzierung der

durch BMBF-geförderte Forschungsprojekte verursachten Projekt-

kosten, d.h. mit ihr wird eine teilweise Entlastung der Grundhaushal-

te von den Gemeinkosten der Forschung – dem Overhead – sowie

weiteren Einzelkosten angestrebt. Entscheidend für die letztendliche

Festsetzung der Höhe der Projektpauschale ist die Höhe der direk-

ten Zuwendung, die sich nach Prüfung der Verwendungsnachweise

ergibt. Mit diesem Instrument verfolgt das BMBF das Ziel, über die

Schaffung zusätzlicher Freiräume in den Hochschuletats die Innova-

tions- und Strategiefähigkeit der forschenden Universitäten und

Fachhochschulen dauerhaft strukturell zu stärken.

Die Projektpauschale wird mit jeder Zahlungsanforderung durch die

Hochschulen, an welchen die vom BMBF geförderten Forschungs-

vorhaben durchgeführt werden, anteilig abgerufen. Nach den gel-

tenden Allgemeinen Nebenbestimmungen für Zuwendungen zur

Projektförderung (ANBest-P) muss die (anteilig ausbezahlte) Pro-

jektpauschale innerhalb von zwei Monaten nach Auszahlung ver-

wendet werden.46 Nach Auffassung des BMBF entstehen indirekte

Projektausgaben erst „mit dem ersten Tag der Laufzeit eines Pro-

jekts“.47

Wie oben gezeigt, werden durch die hochschulinternen Vertei-

lungsmechanismen und die damit verbundenen Buchungsvorgänge

Mittel umverteilt, die wiederum aufgrund der Flexibilität des Mittel-

einsatzes strategische Freiräume bei den Empfängergruppen eröff-

nen. Dabei lassen sich grundsätzlich eine zentrale und eine dezent-

rale (projektnahe) Verwendung der Projektpauschale bzw. der frei-

werdenden Grundausstattung unterscheiden.

46 Vgl. Nr. 1.4 ANBest-P 47 Häufig gestellte Fragen zur Projektpauschale (http://www.bmbf.de/pubRD/fragen_und_antworten_projektpauschale.pdf).

Das entsprechende Dokument findet sich nicht mehr auf dem BMBF-Server, ist jedoch auf einigen Hochschulseiten, wie

z.B. der Universität Oldenburg, online verfügbar.

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114

7.1 Abbildung der Pauschalen im Rechnungswesen

Bereits die Umbuchung der Mittel vom Projektkonto auf ein Konto

(Haushalt der Hochschule), das wiederum die Ausgaben für indirek-

te Projektkosten abdeckt, stellt eine Verwendung dar. Rein buchhal-

terisch betrachtet kommen die gewährten Mittel der Projektpauscha-

le folglich über den Buchungsakt zu 100% den zugrundliegenden

geförderten Vorhaben und damit der Forschung zugute. Aus be-

triebswirtschaftlicher Perspektive (Vollkostenansatz) bedeutet dies

zugleich, dass auch keine Mittel aus dem Grundhaushalt der Hoch-

schulen freigesetzt werden, mit denen zu späterem Zeitpunkt weite-

re Ausgaben bzw. Investitionen getätigt werden könnten.

Die Abbildung der Overheadpauschalen im Rechnungswesen der

Hochschulen vermittelt dennoch den Eindruck, dass diese als zu-

sätzliche „Mittel“ zur Verteilung zur Verfügung stehen. Soweit die

Overheadpauschalen zur Finanzierung der kausal durch das For-

schungsprojekt verursachten (zusätzlichen) Kosten verausgabt

wurden, sind diese Mittel abgeflossen und damit verwendet. Ver-

gleichbar ist diese Situation bei der Finanzierung der „Drittmittelin-

frastruktur“ nur mit dem Unterschied, dass hier eine Zuordnung zu

einem speziellen Forschungsprojekt mit den gegenwärtigen

Rechnungswesensystemen kaum abbildbar ist. Verfolgt man diesen

Ansatz weiter, so ist hinsichtlich der Kausalität der Kostenverursa-

chung auch die Frage zu stellen, ob bei der Planung der baulichen,

personellen Infrastruktur der Hochschulen die Drittmittelforschung

bei einem Drittmittelanteil von 30% zu berücksichtigen ist. Insofern

ist die Arbeitshypothese gerechtfertigt, dass auch in diesem Zu-

sammenhang zusätzliche Kosten ausgelöst werden. Seitens der EU

wurden diese Fragen von Zusatzkostenmodellen in einem Konsulta-

tionspapier zum Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen für

Forschung, Entwicklung und Innovation48 in der TZ. 60 aufgeworfen

und dahingehend beantwortet, dass dies weder praktikabel noch als

gerechtfertigt angesehen wird.

Eine Unterschätzung der Kosten der Forschung durch die Wissen-

schaftler/-innen wird nach Auffassung einiger Hochschulen dadurch

erzeugt, dass die förderfähigen Einzelkosten der Forschungsprojek-

te als Aufwand oder Ausgaben budgetiert werden, die damit einher-

gehenden nicht förderfähigen Einzelkosten und die Gemeinkosten

hingegen nicht. Diese Kosten unterliegen daher oft nicht dem Con-

trolling der verantwortlichen Projektleiter/-innen und werden folglich

durch die Wissenschaftler/-innen kaum wahrgenommen. Auf der

Ebene des Rechnungswesens der Hochschule werden diese insge-

samt visibel und belasten die Ressourcen.

48 Konsultationspapier Europäische Kommission – B-1049 Brüssel – Belgien, 02/2012

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115

Im Rahmen der Online-Befragung wurden die Verwaltungsleitungen

der Hochschulen dahingehend befragt, wie sie die Verwendung der

BMBF-Projektpauschale im Rechnungswesen nachweisen.

Abbildung 28: Nachweis der Verwendung der BMBF-Projektpauschale im Haushalt (Anteil in % der online antwortenden Hochschulen; n=49)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

Der Nachweis der Verwendung der BMBF-Projektpauschale im

Haushalt erfolgt an 41% der Hochschulen durch eine Umbuchung

der Einnahmen von Drittmittel-Titelgruppen in den Hochschulhaus-

halt. Dies erweckt fälschlicherweise den Eindruck, dass den Hoch-

schulen zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen. Budgetzuweisung

und Verwendung sind entsprechend entkoppelt. Knapp ein Drittel

der Hochschulen buchen nicht projektspezifische Energie-, Raum-

und andere projektspezifische Kosten gegen die Einnahmen der

Projektpauschale, während 6% keine haushaltswirksamen Buchun-

gen tätigen. Die Kategorie „Sonstiges“ ermöglichte es den ausfül-

lenden Personen, alternative Buchungstypen anzugeben. Knapp die

Hälfte dieser Kategorie kann der Gruppe „Buchung von nicht pro-

jektspezifischen Energie-, Raum- und anderen projektspezifischen

Kosten gegen die Einnahmen der Projektpauschale“ zugeordnet

werden. Knapp 20% der Hochschulen in der Kategorie „Sonstiges“

verbucht die Einnahmen aus der BMBF-Projektpauschale ebenfalls

in den Hochschulhaushalt, während die übrigen Hochschulen eine

Buchung auf spezielle Drittmittelkonten durchführen.

22,4%

6,1%

30,6%

40,8%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Umbuchung der Einnahmen von Drittmittel-Titelgruppe in den Landeshaushalt

Buchung von nicht projektspezif ischen Energie-, Raum- und anderen projektspezif ischen Kosten gegen die

Einnahmen der Projektpauschale

Keine haushaltswirksame Buchung

Sonstiges

Frage: Mit Blick auf die im Rahmen der BMBF-Forschungsförderung gewährten Projektpauschalen: Wie weisen Sie die

Verwendung der BMBF-Projektpauschale nach?

Umbuchung der Einnahmen von Drittmittel-Titelgruppe in den

Hochschulhaushalt

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116

In der Kosten- und Leistungsrechnung erfolgt bei 40% der Hoch-

schulen nach Erhalt der BMBF-Projektpauschale eine Umbuchung

von Gemeinkosten auf den jeweiligen Kostenträger. 34% der Hoch-

schulen tätigen keine Buchung des Nachweises in der KLR, wäh-

rend 20% der antwortenden Institutionen Einzelkosten auf dem Ko-

stenträger erfassen.

Abbildung 29: Nachweis der Verwendung der BMBF-Projektpauschale in der Kosten- und Leistungsrech-nung (Anteil in % der online antwortenden Hochschu-len; n=50)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

7.2 Potenziell Begünstigte der BMBF-Projektpauschale

Entsprechend der Verteilung der umgeschichteten Mittel auf die

Zentrale sowie auf dezentrale Einheiten der Hochschulen können im

Wesentlichen vier Nutzergruppen identifiziert werden:

Hochschulleitung, d.h. das Präsidium bzw. Rektorat, dem neben

Präsident/-in bzw. Rektor/-in nebenamtliche Vizepräsident/-in-

nen bzw. Prorektoren/-innen sowie die Kanzler/-innen angehö-

ren,

Verwaltungsleitung, d.h. die Kanzler/-innen der Hochschulen,

welche die Leitung der zentralen Verwaltung und somit der wirt-

6,0%

20,0%

34,0%

40,0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Umbuchung von Gemeinkosten auf den Kostenträger

Keine Buchung des Nachweises in der KLR

Erfassung von Einzelkosten auf dem Kostenträger

Sonstiges

Frage: Mit Blick auf die im Rahmen der BMBF-Forschungsförderung gewährten Projektpauschalen: Wie weisen Sie die

Verwendung der BMBF-Projektpauschale nach?

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117

schaftlichen Belange der Hochschulen verantworten (Haushalt,

Liegenschaften, Rechts- und sonstige Verwaltungsaufgaben),

Dekanate als leitende Instanzen der Fakultäten oder Fachberei-

che, die für sämtliche die jeweilige Fakultät bzw. den Fachbe-

reich betreffende Angelegenheiten verantwortlich sind,

leitende Wissenschaftler/-innen (Projektleitung), welche die je-

weiligen Drittmittelprojekte akquiriert haben und die Durchfüh-

rung von BMBF-geförderten Vorhaben verantworten – häufig

auch als „Principal Investigator“ (kurz PI) bezeichnet.

Die Verteilung kann prinzipiell nach vier grundlegenden Modellen

erfolgen:

Abbildung 30: Optionen der Verteilung der Mittel

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Quoten werden hochschulspezifisch festgelegt (vgl. 7.3).

Grundsätzlich wird die Pauschale dabei nicht als Prämie des ein-

werbenden PI‘s verstanden, sondern als Kompensation für die zent-

ralen oder dezentralen Einheiten. Diese schaffen erst die Voraus-

setzungen für erfolgreiche Drittmittelakquisitionen, entweder durch

die Bereitstellung der Infrastruktur oder aber weiteren, das Antrags-

geschehen und die Projektdurchführung unterstützenden Ressour-

cen. In den Gesprächen des Fallstudienprogramms wurde deutlich,

dass in der Verteilungs- und Verwendungspraxis häufig keine trenn-

scharfe Unterscheidung zwischen Hochschul- und Verwaltungslei-

tung vorgenommen wird. Stattdessen wird ganz allgemein von einer

Verteilung zugunsten der Zentrale oder Zentralverwaltung bzw. von

100% Zentrale Verwaltung (ZV)

Präsidium – ZV – PI Präsidium – ZV – Fakultät – PI

Zentrale Verwaltung und Principal Investigator (PI)

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118

einer zentralen Verwendung der Mittel gesprochen. Ferner wurde

vereinzelt darauf hingewiesen, dass die Gruppe der Projektlei-

ter/-innen unter dem Begriff „projektverantwortliche Struktureinheit“

zusammengefasst und somit die Institutsebene adressiert wird. Im

Rahmen der Konzeption der Online-Befragung haben sich die Mit-

glieder des Projektteams auf eine Differenzierung nach (1) Zentral-

verwaltung, (2) Fakultät / Institut und (3) Einwerbende verständigt.

Diese Unterscheidung bildet folglich die Grundlage für die Bewer-

tung der im Folgenden dargestellten quantitativen und qualitativen

Befunde zu Verteilungsschlüsseln und dem Einsatz der Mittel aus

den Projektpauschalen.

7.3 Verteilung der Mittel

Im Rahmen der Online-Befragung wurden sowohl die Hochschul-

verwaltungen als auch die Projektleiter/-innen der von BMBF geför-

derten Projekte nach dem konkreten Schlüssel der Mittelverteilung

an der jeweiligen Hochschule befragt. Dabei ist festzustellen, dass

immerhin 28,5% der antwortenden Projektleiter/-innen angaben,

dass Ihnen die Verteilung der Mittel aus den Overheadpauschalen

nicht bekannt ist.

Bemerkenswert ist, dass trotz einer deutlich höheren Anzahl von

Antworten bei den Projektleiter/-innen und leichten Verzerrungen,

welche durch die relativ größere Anzahl der Antwortenden an grö-

ßeren Hochschulen zu berücksichtigen sind, eine ähnliche Vertei-

lung der Mittel aus den Overheadpauschalen gemeldet wurde.

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119

Abbildung 31: Durchschnittliche Verteilung der Mittel aus den Over-head nach Angaben der befragten Hochschulverwal-tungen und Projektleiter/-innen (nVerw=49; nPL=1.396)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen und der Wissenschaftler/-innen, Pro-gnos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die zentralen Verwaltungen erhalten somit in der Betrachtung über

das gesamte Befragungssample hinweg deutlich mehr als die Hälfte

der Mittel, die einwerbenden Projektverantwortlichen rund ein Viertel

und die Fakultäten / Fachbereiche rund ein Sechstel. Unabhängig

von der Verwendung und ggf. weitergehenden Verteilungsmecha-

nismen zwischen diesen Ebenen (z.B. durch Forschungsfonds, die

zentral aufgelegt werden, durch das Forschungspersonal jedoch

wieder beantragt und beansprucht werden können) weist diese Rei-

henfolge auf eine spezifische Verteilungslogik hin. Sie ist sowohl auf

eine Refinanzierung der in Anspruch genommenen Infrastruktur

ausgerichtet als auch in einem etwas schwächeren Ausmaß auf die

Incentivierung von Drittmittelaktivitäten. Dass die Aushandlungs-

macht der genannten Akteure unterschiedlich ausgeprägt ist, zeigt

die folgende Abbildung.

Frage: Mit Blick auf die im Rahmen der BMBF-Forschungsförderung gewährten Projektpauschalen: Wie werden die Mittel der

BMBF-Projektpauschale verteilt? Bitte verteilen Sie 100% auf die drei genannten Antwortmöglichkeiten.

17,0% 16,0%

24,0% 29,0%

59,0%55,0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Hochschulverwaltungen Projektleiter/-innen

Zentralverwaltungen / Rektorat / Fonds / Rücklagen

Einwerber/-innen / Projektleiter/-innen

Anteil Fakultät / Institut / Fachgebiet

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120

Abbildung 32: Durchschnittliche Verteilung der Mittel aus den Over-head nach Angaben der befragten Projektleiter/-innen in unterschiedlichen Hochschultypen (n=1.430)

Quelle: Online-Befragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Online-Befragung der Projektleiter/-innen (n=1.430) erlaubt eine

nach Hochschultypen differenzierte Darstellung der Mittelverteilung.

Es zeigt sich, dass in den spezialisierten Universitäten, die in der

Regel einen erhöhten Infrastrukturbedarf aufweisen, relativ höhere

Anteile der Overheadpauschalen auf den Zentralbereich entfallen.

Fachhochschulen sowie die Volluniversitäten mit weniger als 20.000

Studierenden tragen dagegen dem Motivationsaspekt stärker Rech-

nung und verteilen etwas höhere Anteile an die einzelnen For-

scher/-innen und die forschenden Einheiten. Offensichtlich können

diese ihre individuelle Drittmittelstärke gegenüber den Leitungen

stärker als Argument dafür geltend machen, dass auch auf ihren

Handlungsebenen zusätzliche Mittel zur Sicherstellung von Kontinu-

ität und Qualität in der Forschung erforderlich sind.

12% der antwortenden Projektleiter/-innen und 14% der Hochschul-

verwaltungen geben an, dass an ihrer Hochschule die Pauschale

zur Gänze in den zentralen Bereichen verbleibt. Dies gilt insbeson-

dere für einzelne Medizinische Hochschulen, Kunst- und Musik-

hochschulen sowie Fachhochschulen.

Die hochschulspezifischen Verteilungsregelungen werden i.d.R. von

den Verantwortlichen in den Präsidien bzw. Rektoraten der Hoch-

schulen beschlossen. Wie in mehreren Interviews dargelegt wurde,

waren einzelne Hochschulleitungen stark darum bemüht, etwa im

Rahmen eines Verhandlungsprozesses Konsens bezüglich der

Frage: Mit Blick auf die im Rahmen der BMBF-Forschungsförderung gewährten Projektpauschalen: Wie werden die Mittel der

BMBF-Projektpauschale verteilt? Bitte verteilen Sie 100% auf die drei genannten Antwortmöglichkeiten.

70%

67%

63%

61%

59%

55%

54%

54%

52%

26%

19%

17%

31%

24%

31%

35%

34%

28%

5%

14%

20%

8%

17%

13%

11%

12%

20%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Sonstige

Große Technische Universität (über 20.000 Studierende)

Kunst- und Musikhochschule

Kleine Technische Universität (unter 20.000 Studierende)

Medizinische Hochschule

Kleine Fachhochschule (unter 5.000 Studierende)

Große Fachhochschule (über 5.000 Studierende)

Kleine Volluniversität (unter 20.000 Studierende)

Große Volluniversität (über 20.000 Studierende)

Zentralverwaltung / Rektorat / Fonds / Rücklagen

Einwerber/-innen / Projektleiter/-innen

Anteil Fakultät / Institut / Fachgebiet

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zentralen und dezentralen Anteile mit den Dekanen/-innen herzu-

stellen. Teilweise basieren die Verteilungsschlüssel für die über die

BMBF-Projektpauschale freiwerdenden Mittel auf den jeweiligen

Regelungen bezüglich der DFG-Programmpauschale. In den Ge-

sprächen wurde jedoch auch offengelegt, dass – weniger partizipa-

tiv angelegte – zentral beschlossene Verteilungsregelungen bspw.

in Senats- oder Fakultätssitzungen zu kritischen Nachfragen und

teils heftigen Diskussionen geführt haben. Unverständnis und

Missmut insbesondere bei den einwerbenden Projektleitern/-innen

gaben den Anlass zu diesen Diskussionen.

In diesem Zusammenhang wird wiederum ein teilweise sehr unter-

schiedliches Verständnis der Pauschalen bzw. der Drittmittelfor-

schung insgesamt bei den einzelnen Hochschulakteuren deutlich.

Sehen einige Wissenschaftler/-innen die Einwerbung von Drittmit-

telprojekten eher als (individuelle) Forscherleistung, die der Hoch-

schule v.a. „zusätzliche“ Mittel und weiteres Renommee verschafft,

wird von anderen Befragten – insbesondere mit Blick auf längerfris-

tige verlässliche Unterstützungsstrukturen bei der Generierung von

(neuen) Drittmitteln – Drittmittelforschung stärker gesamthochschu-

lisch thematisiert. Entsprechend variiert auch die Wahrnehmung

bzw. die Erwartungshaltung gegenüber einer Verteilung der Pau-

schalen: Von leistungsbezogener „Belohnung“ bzw. „Bonuszahlung“

für erfolgreiche Drittmittelgenerierung bis zum differenzierten Blick

auf gesamthochschulbezogen anfallende Kosten der Drittmittelfor-

schung und deren Abdeckung durch die Pauschalen. Diese hetero-

gene Sicht und Bewertung der Verteilungsmechanismen schließt

insbesondere an die bereits beschriebene unterschiedliche Kosten-

sensibilität der an Drittmittelforschung beteiligten Akteure an.

Gleichzeitig wurde in den Gesprächen deutlich, dass gerade von

der Einführung der Pauschalen und den über die Verteilungsme-

chanismen angestoßenen Diskussionen ein Impuls für eine Steige-

rung des Kostenbewusstseins in den Hochschulen ausging und in

diesem Zusammenhang insbesondere auch auf Ebene der For-

scher/-innen ein gewisses Umdenken eingesetzt hat.

Die Festlegung der jeweiligen Verteilungsmodelle wird meist mit der

Verteilung der ermittelten Gemeinkostenanteile und somit unter ko-

stenrechnerischen Aspekten gerechtfertigt. Nicht selten werden die

Regelungen zur Verteilung der Overheads aus wirtschaftlicher Tä-

tigkeit für die Verteilung der Projektpauschale analog übernommen.

Für Verteilungsschlüssel, die vorrangig einen zentralen Mitteleinsatz

begünstigen, wird als Argument bspw. das strategische Ziel ange-

führt, über die freiwerdenden Mittel die strukturelle Handlungsfähig-

keit der Hochschulleitung zu stärken und einen Ausgleich von infol-

ge des steigenden Drittmittelanteils am Gesamtbudget „verursach-

ten“ Infrastrukturdefiziten zu ermöglichen.

Demnach steht bei einer solchen Argumentationslinie die Entwick-

lung der gesamten Hochschule und nicht einzelner Einheiten im

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Vordergrund. Darüber hinaus werden hohe Anteile für die Zentral-

verwaltung damit begründet, dass die freiwerdenden Mittel bspw.

wiederum in zentrale Struktur- und Innovationsfonds eingespeist

werden, um generell Forschungsanschubfinanzierungen oder Son-

derfinanzierungen bei Berufungen vornehmen zu können.

Tabelle 14: Verteilungsschlüssel ausgewählter Hochschulen des Fallstudienprogramms

Hochschultyp Zentral Fakultät Projekt-

leiter/-in

Kleine Volluniversität (<20.000 Studierende) 100% 0% 0%

Kleine Technische Universität (<20.000 Studierende) 80% 0% 20%

Große Technische Universität (>20.000 Studierende) 75% 0% 25%

Große Volluniversität (>20.000 Studierende) 75% 25% 0%

Kleine Fachhochschule (<5.000 Studierende) 70% 0% 30%

Kleine Volluniversität (<20.000 Studierende) 50% 0% 50%

Große Volluniversität (>20.000 Studierende) 50% 30% 20%

Kleine Technische Universität (<20.000 Studierende) 45% 5% 50%

Kleine Volluniversität (<20.000 Studierende) 45% 45% 10%

Kleine Volluniversität (<20.000 Studierende) 33% 33% 33%

Große Fachhochschule (>5.000 Studierende) 25% 50% 25%

Große Volluniversität (>20.000 Studierende) 0% 50% 50%

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Wie obige Tabelle 14 zeigt, existieren Verteilungsmodelle, bei de-

nen die dezentralen Anteile überwiegen bzw. die Aufteilung aus-

schließlich zugunsten der Fakultäten und einwerbenden Projektlei-

ter/-innen erfolgt. Hohe Anteile für die jeweiligen Leiter/-innen von

BMBF-Projekten bzw. für ihre Institute werden z.B. mit dem Ziel be-

reitgestellt, unmittelbar auf Institutsebene einen Leistungsanreiz zur

Verbesserung der lokalen Forschungsinfrastruktur, zur Nachwuchs-

förderung oder zur Vorbereitung neuer Forschungsvorhaben zu set-

zen. An einer großen Volluniversität des Fallstudiensamples, bei der

eine Aufteilung der Form „70% für das Rektorat“ und „30% für das

Institut bzw. für die Projektleitung“ etabliert ist, wird bspw. voraus-

gesetzt, dass der Aufteilung des 30%-Anteils zwischen Institut und

Projektleiter/-in von jedem Institut separat entschieden wird. So

kann die Höhe von Anreizen für einwerbende Wissenschaftler/-

innen je nach spezifischen Institutsgegebenheiten festgelegt wer-

den.

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123

7.4 Verwendung der Mittel

Die BMBF-Projektpauschale darf nicht für die Finanzierung von

Ausgaben eingesetzt werden, „die vorhabenbezogen bei den direk-

ten Ausgaben geltend gemacht werden“.49 Vielmehr müssen bei der

Verwendung der Projektpauschale grundsätzlich folgende Aspekte

berücksichtigt werden:

Sie darf „ausschließlich für indirekte Projektausgaben, die durch

das jeweilige Forschungsprojekt verursacht wurden, verwendet

werden.

Indirekte Projektausgaben können durch die Projektförderung in

Anspruch genommene Infrastruktur (z.B. Ausgaben für Wartun-

gen, Software- oder Energieverbrauch) oder durch die Mitarbeit

von Personen, die nicht als Projektpersonal abgerechnet werden

(z.B. Verwaltung), entstehen.“50

Über die konkrete Verwendung der Projektpauschale entscheiden

die Hochschulen selbst. Unabhängig von zugrundeliegenden Vertei-

lungsregelungen ist festzustellen, dass alle Hochschulen einen Teil

der freiwerdenden Mittel mit dem Ziel einsetzen, die Forschung im

eigenen Haus zu stärken. Je nach Schwerpunktsetzung in Richtung

Stärkung von Profilbildung verbunden mit entsprechenden hoch-

schulinternen Leistungsanreizen oder projektnaher Verwendung

profitiert die Forschung bspw. durch Einsatz der Mittel in zentralen

Fonds (Forschungs-, Innovations-, Strukturfonds etc.), Ausbau und

Professionalisierung von Forschungsservices, Verbesserung der

Forschungsinfrastruktur (Investitionen, Wartung, Reparatur) oder

durch die Möglichkeit der Zwischenfinanzierung von wissenschaftli-

chem Personal. Dies zeigen auch die Antworten der Hochschulver-

waltungen aus der Online-Befragung.

49 Häufig gestellte Fragen zur Projektpauschale (http://www.bmbf.de/pubRD/fragen_und_antworten_projektpauschale.pdf),

Verfügbarkeit s.o. 50 Ebd., s.o.

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Abbildung 33: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauscha-le auf der Ebene der Hochschulverwaltungen (Mehrfachantworten, Anteile in %; n=55)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

Wie die Online-Befragung bestätigt, ist die Verwendung der verblei-

benden Mittel der Projektpauschale direkt für die strategischen Auf-

gaben der Verwaltung sowie für die Finanzierung zusätzlichen Per-

sonals sehr verbreitet. An zweiter Stelle sind die Abdeckung von inf-

rastrukturbezogenen Kosten, d.h. Energiekosten, Räumlichkeiten,

zu erwähnen sowie die Unterstützung der Verwaltung an den Fakul-

täten und Instituten in der Begleitung von geförderten Projekten.

Besonders hervorzuheben ist, dass immerhin 29% der antworten-

den Verwaltungen (n=55) auch hochschulinterne Forschungsprojek-

te mit den durch die Projektpauschale freiwerdenden Mitteln ansto-

ßen wollen.

Auch auf der Ebene der befragten Forscher/-innen (n=2.001) spielt

die Abdeckung von Infrastrukturkosten sowie die Finanzierung so-

wie Überbrückung von wissenschaftlichem Personal eine große Rol-

le. Hier kommt zusätzlich noch der Mittelbedarf im Bereich des Pro-

jektvor- und -nachlaufs verstärkt zum Ausdruck, der auch im Rah-

men der geführten qualitativen Gespräche häufig angeführt wurde.

5,5%

12,7%

25,5%

29,1%

38,2%

43,6%

45,5%

56,4%

60,0%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

hochschulweite Forschungsstipendien

Berufungs- und Ausstattungsverhandlungen

Verwaltung in Fakultäten und an Instituten, z.B. Projektassistenz

hochschulinterne Forschungsprojekte

Anschub- oder Überbrückungsfinanzierung für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Verbesserung der Raumsituation (Ausstattung bzw. Ausweitung)

Energiekosten

Finanzierung von zusätzlichem Personal

Verwaltung zentral, z.B. Forschungsreferat

Frage: Wofür wird die BMBF-Projektpauschale auf der Ebene der Zentralverwaltungseinheit genutzt?

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125

Abbildung 34: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauscha-le durch die Projektleiter/-innen (Mehrfachantworten, Anteile in %; n=2.001)

Quelle: Online-Befragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Zusätzlich konnten die Antworten der Projektleiter/-innen nach

Hochschultyp ausgewertet werden, was in der folgenden Tabelle

gezeigt wird. Dabei zeigt sich, dass drei Hochschultypen in den

Antworten häufig über dem Durchschnitt liegen: vor allem die klei-

nen Volluniversitäten und die kleinen Technischen Universitäten

sowie eingeschränkt die großen Fachhochschulen. Offenkundig ist

in diesen Hochschulen der Druck am größten, Finanzierungslücken

auf den unterschiedlichen Ebenen zu schließen. Dabei ragen insbe-

sondere die Investitionen in eine neue technische Ausstattung so-

wie die Finanzierung der Reparatur und Wartung der bestehenden

technischen Ausstattung bei den Antworten heraus.

13,8%

16,4%

23,0%

26,9%

32,3%

39,8%

42,5%

43,8%

47,9%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Finanzierung von eigenständigen Forschungsprojekten

Finanzierung von zusätzlichem administrativen Personal

Sonstiges

Finanzierung von zusätzlichemwissenschaftlichen Personal

Finanzierung von Antragsprozessender Drittmittelforschung

Zwischenfinanzierung von vorhandenemwissenschaftlichen Personal

Finanzierung von nachlaufenden Projektkosten

Investition in neue technische Ausstattung

Wartung und Reparatur der bestehendentechnischen Ausstattung

Frage: Wofür setzen Sie die bei Ihnen verbleibenden Mittel der BMBF-Projektpauschale ein?

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126

Tabelle 15: Einsatz der verbleibenden Mittel der Projektpauscha-le durch die Projektleiter/-innen differenziert nach Hochschultypen (Mehrfachantworten, Anteile in %)

Hochschultyp Invest.

in

tech

n. A

ussta

t.

Wart

./R

ep

.

tech

n. A

ussta

t.

Fin

an

z. W

iss.

Pers

on

al

Fin

an

z. A

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in.

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on

al

Zw

isch

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fi-

nan

z.

wis

s.

Pers

on

al

Fin

an

z. v.

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st.

Pro

-

jekte

n

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an

z. v.

An

trag

sp

roz.

f.

Dri

ttm

itte

l

Fin

an

z.

v.

nach

lau

fen

den

Pro

jektk

oste

n

So

nsti

ges

Große Volluniversität (über 20.000 Studierende)

47% 52% 30% 15% 43% 16% 32% 45% 25%

Kleine Volluniversität (unter 20.000 Studierende)

51% 56% 29% 20% 49% 14% 41% 47% 19%

Große Technische Univer-sität (über 20.000 Studierende)

31% 39% 16% 18% 28% 7% 23% 31% 31%

Kleine Technische Univer-sität (unter 20.000 Studierende)

51% 69% 26% 14% 48% 17% 39% 53% 23%

Große Fachhochschule (über 5.000 Studierende)

47% 47% 31% 20% 42% 12% 37% 49% 21%

Kleine Fachhochschule (unter 5.000 Studierende)

42% 38% 31% 22% 34% 16% 42% 34% 24%

Medizinische Hochschule 33% 27% 25% 15% 35% 19% 19% 25% 27%

Kunst- und Musik-Hochschule

0% 17% 0% 17% 0% 0% 33% 33% 0%

Sonstige 31% 34% 23% 9% 29% 11% 29% 43% 31%

Quelle: Online-Befragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Die Frage nach der Verwendung der über die Gewährung der

BMBF-Projektpauschale freiwerdenden Mittel war selbstverständlich

Bestandteil des Fallstudienprogramms. Dabei konnten ganz unter-

schiedliche Einsatzbereiche und Schwerpunktbildungen aufgenom-

men werden, die nachfolgend anhand einiger konkreter Beispiele

aufgezeigt werden sollen. Zunächst werden zentrale Mittelverwen-

dungen skizziert:

An einer kleinen Technischen Universität werden die freigesetz-

ten Mittel insbesondere zur Deckung indirekter Kosten, die För-

derung von Exzellenz und die hochschulinterne Steuerung über

leistungsorientierte Mittelvergabe eingesetzt. So werden 80%

der Mittel durch das Rektorat für Aufwendungen der Liegen-

schaftsverwaltung, für infrastrukturelle Maßnahmen, Energie-

und weitere Betriebskosten einschließlich der Finanzierung klei-

nerer Umbaumaßnahmen sowie in einem zentralen Fonds ein-

gesetzt.

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127

Ähnlich sieht die Verwendung der Mittel an einer großen Voll-

universität aus. So setzt das Rektorat die zentral zufließenden

Mittel in Höhe von 70% für Infrastrukturmaßnahmen (insbeson-

dere Energiekosten, Gebäudebewirtschaftung), Service und

Administration, Innovationsfonds und Übertragung in den Bau-

haushalt ein.

Ebenfalls eine große Volluniversität hat sich dafür entschieden,

den 75%-Anteil der Zentrale in einen Struktur- und Innovations-

fonds einzuspeisen. Der Fonds soll den Spielraum für die Durch-

führung von struktur- und innovationsbezogenen Maßnahmen

vergrößern und dient vorrangig der Anschubfinanzierung für

temporäre Forschungsprojekte bzw. Forschungsschwerpunkte

(u.a. für Vorantrag, Endantrag und nach Bewilligung, Budget-

Bonus bei erfolgreicher Antragstellung) sowie der Finanzierung

der wissenschaftlichen Grundausstattung neu zu besetzender

Professuren. Darüber hinaus wird der Struktur- und Innovations-

fonds zur On-Top-Finanzierung von ausgewählten Forschungs-

zentren und der nachhaltigen Finanzierung der Forschungsbe-

reiche bei Auslaufen von DFG- und Sondermittelfinanzierungen

herangezogen. Damit sollen anfallende Zusatzkosten auf Ebene

der Fakultäten bestritten und eine Verstetigung eingerichteter

Nachwuchsgruppen sichergestellt werden. Ferner können die

Fondsmittel für Neuberufungen sowie Bleibeverhandlungen ge-

nutzt werden.

An einer kleinen Volluniversität werden 45% der Mittel aus der

Projektpauschale im zentralen Haushalt verbucht. Dabei werden

bis zu 27% der Pauschale für eine Aufstockung der For-

schungsbudgets der Antragstellenden zur Verfügung gestellt.

Des Weiteren werden die zentral einbehaltenen Mittel zur De-

ckung von Infrastruktur-, Betriebs-, Verwaltungskosten (Perso-

nal, Controlling) etc. sowie für Maßnahmen zur dauerhaften

Förderung der Forschung, der Strukturbildung und des wissen-

schaftlichen Nachwuchses (Graduiertenakademie) eingesetzt.

Hierzu zählen u.a. die Beteiligung an einem virtuellen Helmholtz-

Zentrum, Kooperationen mit Fraunhofer-Einrichtungen und Be-

rufungsmaßnahmen.

Wie bereits in den obigen Ausführungen zu den Ergebnissen der

Online-Befragung dargelegt wurde, wird ein geringerer Anteil der

über die Projektpauschalen freiwerdenden Mittel dezentral auf Ebe-

ne der Fakultäten bzw. Fachbereiche, an denen die BMBF-

Forschungsvorhaben angesiedelt sind, verausgabt. Die dezentral an

die Fakultäten bzw. Fachbereiche vergebenen Mittel werden nach

den Erkenntnissen aus den Gesprächen überwiegend für infrastruk-

turelle Maßnahmen und übergreifend genutzte technische Service-

einrichtungen aufgewendet.

Mit den 45% der Pauschalen, die an einer kleinen Volluniversität

bei den Fakultäten verbleiben, werden u.a. Investitionen für

Großgeräte getätigt, wodurch auch übergeordnete Strukturen

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verbessert werden. Die Fakultäten geben die Mittel z.T. weiter

an die einwerbenden Principal Investigator, die sodann über die

weitere Verwendung entscheiden können.

Eine große Volluniversität hat ein Verteilungsmodell gewählt,

wonach 25% der Mittel den Fakultäten zukommen. Diese wer-

den im Wesentlichen an die Drittmittelprojekte leitenden Wis-

senschaftler/-innen „durchgereicht“. Andernfalls verbleiben die

Mittel im Fakultätsbudget, wobei häufig die Möglichkeit der

Fondsbildung auf Dekanatsebene genutzt wird. Meist werden

die freiwerdenden Mittel in beiden Fällen für projektnahe Ausga-

ben eingesetzt, z.B. Bezuschussungen der EDV-Ausstattung

von Drittmittelstellen.

Bei einer großen Fachhochschule entfallen 50% der über die

Projektpauschale freigesetzten Mittel auf die Fakultäten. Dabei

wird die eine Hälfte für die Finanzierung fakultärer Infrastruktu-

ren genutzt und die andere der abrechnenden Stelle auf Fakul-

tätsebene (Departments) überlassen. Diese Mittel werden häufig

für die Zwischenfinanzierung von Drittmittelstellen oder für die

Abdeckung der Kosten von Konferenzbesuchen oder der Dritt-

mittelakquisition abgedeckt.

Bei den Hochschulen des Fallstudienprogramms überwiegt die de-

zentrale Verwendung auf der Ebene der einwerbenden Projektlei-

ter/-innen. Die über die Pauschalenzahlung freiwerdenden Mittel

werden den jeweiligen Leitern/-innen als Anreiz überlassen. D.h. ak-

tuell notwendige wie auch zukünftige Investitionen werden von den

Projektleitern/-innen bzw. den Instituten finanziert.

Wie an einer kleinen Technischen Universität berichtet wurde,

nutzen die verantwortlichen Projektleiter/-innen die Mittel aus

der Projektpauschale insbesondere für die Finanzierung von

Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten sowie von wissen-

schaftlichen Hilfskraft-Stellen und Reisekosten.

An einer großen Volluniversität verwenden die Institute bzw. die

Projektleiter/-innen den 30%-igen Mittelanteil bspw. für notwen-

dige Reinvestitionen, Anmietung zusätzlicher Räume, nicht fi-

nanzierte Dokumentationsleistungen, Software- oder Überset-

zungskosten.

Der ebenfalls 30%-Anteil der Projektleiter/-innen einer anderen

Hochschule wird in erster Linie zur Drittmittelausweitung und der

Finanzierung von Fortbildungen, Dienstreisen, Literaturbeschaf-

fungen etc. herangezogen. Darüber hinaus dienen die Mittel der

Überbrückungsfinanzierung von Projektpersonal sowie der Fi-

nanzierung von wissenschaftlichen Hilfskraft-Stellen.

An einer kleinen Technischen Universität werden 20% der frei-

gesetzten Grundmittel der Universität den Projektleitern/-innen

für die Stimulierung ihrer Forschungstätigkeit und die Anbah-

nung neuer Projekte sowie zur Finanzierung indirekter Kosten,

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129

die mit der Projektabwicklung einhergehen, zur Verfügung ge-

stellt.

7.5 Bewertung der Transparenz sowie der Freiheitsgrade bzw.

Autonomie bei der Mittelverwendung

Aus Sicht der meisten Hochschul- und Verwaltungsleitungen, mit

denen Gespräche geführt wurden, erfolgt die Verwendung der

BMBF-Projektpauschalen nach transparenten Verfahren.

Nur einzelne Interviews erweckten den Eindruck, dass die Leitungs-

ebene keine Kenntnis der Verwendung der freiwerdenden Mittel in

den jeweiligen dezentralen Einheiten hat. Anderseits beklagten ver-

gleichsweise viele Wissenschaftler/-innen eine mangelnde Transpa-

renz der Mittelverwendung durch die Zentrale und fordern eine Of-

fenlegung.

Die BMBF-Projektpauschale und die grundlegende Intention des

Zuwendungsgebers bei der Einführung des Instruments werden von

allen Akteuren der befragten Hochschulen begrüßt. Vor allem

schätzen die Forscher/-innen die flexiblen und bedarfsgerechten

Möglichkeiten der Mittelverwendung. Aus Sicht der Befragten wird

die Zweimonatsfrist für die Verausgabung als eine Herausforderung

wahrgenommen. Dieses Problem sollte jedoch de facto nicht exis-

tieren, da der Verbrauch der Mittel in der Regel bereits erfolgt ist

und die Forscher/-innen damit über ein „Budget“ verfügen können.

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130

8 Wirkungen durch die Overheadpauschalen

Die Overheadpauschalen im Allgemeinen und die BMBF-Projekt-

pauschalen im Speziellen wirken in den Hochschulen auf unter-

schiedlichen Ebenen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass durch Pro-

jekte, die nach Vollkosten abgerechnet werden können, ein Kosten-

deckungsgrad erreicht werden kann. Dies ist für öffentlich finanzier-

te Forschungsvorhaben nicht notwendigerweise gegeben. D.h. ten-

denziell sorgt jedes Drittmittelprojekt für ein Defizit im Hochschul-

Etat, das auch mit der Pauschale nicht ausgeglichen werden kann.

Eine schematische Darstellung dieses Sachverhalts findet sich in

der folgenden Abbildung.

Abbildung 35: Finanzierung der Drittmittelforschung nach Vollkosten und mit Pauschalen

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

8.1 Vollkostenfinanzierung

Kosten- und Leistungsrechnungen wurden an den Hochschulen in

der Regel aufgrund von Landesvorgaben und zu Berichtszwecken

eingeführt. Unter den befragten Hochschulen verteilen sich unter-

schiedliche Arten der Rechnungslegung wie in der folgenden Abbil-

dung dargestellt. Ein Großteil der befragten Hochschulen verfolgt

dabei nach wie vor einen kameralistischen Ansatz der in Teilberei-

chen Elemente der Kosten- und Leistungsrechnung einbezieht.

Industrieauftrag nach Vollkosten: kostendeckend?

Öffentliche Forschungsförderung plus Pauschale: per se defizitär?

Zuwendung

PauschaleDefizit?

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131

Abbildung 36: Anteile unterschiedlicher Rechnungslegungssysteme unter den antwortenden Hochschulen (n=55)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

Durch den EU-Gemeinschaftsrahmen waren die Hochschulen in der

Pflicht, zum 01.01.2009 eine Trennungsrechnung für ihre wirtschaft-

lichen Tätigkeiten einzurichten. Die hierfür erforderliche Erhebung

und der Nachweis der Vollkosten können durch eine Kosten- und

Leistungsrechnung erfolgen. Es bestanden an den Hochschulen

verschieden ausgestaltete (Ansätze von) Kosten- und Leistungs-

rechnungen, die für Zwecke der Trennungsrechnung überarbeitet

und aktualisiert worden sind oder – vereinzelt – zukünftig angepasst

werden.

Die folgende Graphik zeigt den durchschnittlichen Umsetzungsgrad

(0 = nicht umgesetzt, 100 = voll umgesetzt) unterschiedlicher Aktivi-

täten auf dem Weg zu einer Kosten- und Leistungsrechnung nach

Angaben der befragten Verwaltungsleitungen.

5,5 %

18,2 %

30,9 %

45,5 %

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Kameralistik mit Kosten- und Leistungsrechnung

Doppik

Doppik mit kameralistischer Berichterstattung an das Land

Kameralistik

Frage: Welche Art der Rechnungslegung wird an Ihrer Hochschule angewandt?

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132

Abbildung 37: Implementierung der Kosten- und Leistungsrech-nung: Umsetzungsgrad unterschiedlicher Teilaktivitä-ten (Mittelwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100; n=55)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

Elemente wie die Vorkalkulation von Forschungsprojekten oder

auch konzeptionelle Entwicklungsarbeiten für die Einführung einer

Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) sind unter den online befrag-

ten Hochschulen weit in ihrer Umsetzung. Eine Budgetierung befin-

det sich im Durchschnitt noch in einem sehr frühen Stadium. Wie in

der folgenden Abbildung zu sehen ist, geben immerhin 65,5% der

befragten Hochschulverwaltungen an, Gemeinkosten einzelner Pro-

jekte ermitteln zu können, der Anteil jener, welche in der Lage sind,

diese zeitanteilig oder belegmäßig abzugrenzen, ist geringer.

34,5

41,2

44,4

62,5

69,0

69,7

76,1

77,0

81,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Budgetierung nach KLR

Einführung Teilkostenrechnung

Sonstige Maßnahmen im Zusammenhang mit der Einführung für KLR

Hochschulinternes Berichtswesen

Berichterstattung für Landesministerium

Einführung Umlagenrechnung

Trennungsrechnung

Konzeptionelle Entwicklung

Vorkalkulation von Forschungsprojekten

Frage: Wie weit ist die Implementierung einer Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) an Ihrer Hochschule fortgeschritten?

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Abbildung 38: Vermögen der befragten Hochschulen, Gemeinkos-ten zu ermitteln (Anteile in %; n=55)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen, Prognos / KPMG / Joanneum Re-search 2014

Die Finanzierung von Overheadkosten durch Projekt-, Programm-

oder Overheadpauschalen hatte insofern keinen Einfluss auf die

Kosten- und Leistungsrechnungen der Hochschulen. Darüber hin-

aus wird – bedingt durch die Gewährung in Form einer Pauschale –

die Höhe der Finanzierung als nicht mit dem Mittelgeber

verhandelbar angesehen. Insoweit besteht aus dem bisherigen Ver-

fahren der Overheadfinanzierung in der Antragsforschung kein An-

reiz für den Ausbau der Kosten- und Leistungsrechnungen. Ledig-

lich 13% der online befragten Hochschulleitungen deuten hier eine

mögliche beschleunigende Wirkung in Richtung Kosten und Leis-

tungsrechnung. Immerhin 45,5% geben die Entwicklung einer Bu-

chungslogik und die Weiterentwicklung des Berichtswesens als

Konsequenz der Einführung von Overheadpauschalen an.

21,8%

41,8%

65,5%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

HS in der Lage die Gemeinkosten einzelner Projekte belegmäßig abzugrenzen

HS in der Lage die Gemeinkosten einzelner Projekte zeitanteilig abzugrenzen

HS in der Lage die Gemeinkosten einzelner Projekte zu ermittlen

Frage: Sind Sie mittels der Kostenrechnung in der Lage (insbesondere bei unterjährig beginnenden oder beendeten

Fördermittelprojekten) die tatsächlich verursachten Gemeinkosten des einzelnen Projektes:

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134

Abbildung 39: Konsequenzen der Einführung von Projektpauscha-len (Anteile in %; n=55; Mehrfachantworten möglich)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulverwaltungen

Gleichwohl wurde in den Fallstudien-Interviews berichtet, dass das

Wachstum der Drittmitteleinnahmen in der Antragsforschung auf-

grund der nicht kostendeckenden Finanzierung in diesem Bereich

nicht in gleichem Maße wie bisher gehalten werden kann. Bereits

heute wird die Kofinanzierung der Antragsforschung durch Grund-

haushaltsmittel offen kritisiert. Diese Kritik zielt dabei nicht auf die

durch die Hochschulen zu leistenden Eigenanteile. Vielmehr sind

die nicht erstattungsfähigen Kosten, die unabdingbar mit der Dritt-

mittelforschung zusammenhängen, mittel- bis langfristig kaum trag-

bar. Typischerweise zählen hierzu Vorlaufkosten in der Phase der

Antragsstellung, Energiekosten in maschinenintensiven For-

schungsprojekten, Miet- und Raumkosten und Nachlaufkosten.

Die Bevorzugung bestimmter Fördermittelgeber und Förderlinien

deutet auf eine Unterfinanzierung hin. Die Attraktivität einer Förder-

linie ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht in einem hohen Maße mit

der Ausfinanzierung der Kosten der einzelnen Projekte verknüpft.

Die Hochschulen erheben derzeit nicht die vollen Kosten der An-

tragsforschung. Eine Konsequenz aus der Gewährung der Projekt-

pauschalen könnte daher die Weiterentwicklung der Kosten- und

Leistungsrechnungen hinsichtlich der Kostenermittlung in der An-

tragsforschung sein. Dies würde der Hochschulleitung Indikatoren

zur Entscheidungsfindung über die bevorzugt zu adressierenden

Förderlinien liefern.

3,6%

12,7%

27,3%

29,1%

32,7%

41,8%

45,5%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Berichterstattung an Landesministerien

Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung beschleunigt

Einstellung notwendigen Verwaltungspersonals

Genauere Erfassung und Dokumentation der Mittelverwendung

Erwartete Einnahmen durch die Projektpauschale werden bereits in der Budgetierung berücksichtigt.

Weiterentwicklung des Berichtswesens

Entwicklung einer Buchungslogik

Frage: Welche Konsequenzen hat die Einführung von Projektpauschalen (EU, DFG, BMBF) auf Ihre KLR gehabt ?

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135

8.2 Effekte auf andere Finanzierungsquellen

Zu den grundsätzlichen Finanzierungsquellen an Universitäten und

Fachhochschulen zählen im Kern die folgenden:

Die Grundmittel: Sie umfassen jenen Teil der Hochschulausga-

ben, den der Hochschulträger aus eigenen Mitteln für die lau-

fenden Zwecke (z.B. Personalausgaben, Unterhaltung der

Grundstücke und Gebäude, sächliche Verwaltungsaufgaben

etc.) zur Verfügung stellt.

Die Verwaltungseinnahmen: Dies sind Mittel, welche die Hoch-

schulen für erbrachte Leistungen aus Dienstleistungen außer-

halb der Forschung erwirtschaften. Dies betrifft vor allem bei

medizinischen Fakultäten die Einnahmen aus der Krankenbe-

handlung sowie darüber hinaus Erlöse aus dem Verkauf von

Versuchsgütern, von Sachvermögen der Hochschulen, aus Ver-

öffentlichungen und weiterem mehr.

Die Drittmittel: Hiermit sind jene Mittel gemeint, die zur Förde-

rung von Forschung und Entwicklung sowie des wissenschaftli-

chen Nachwuchses und der Lehre zusätzlich zu den Grundmit-

teln erworben werden. Dabei können Drittmittel sowohl von öf-

fentlichen Gebern (BMBF, DFG, EU, Länder etc.) als auch von

privaten Gebern (Unternehmen, Stiftungen etc.) stammen. Zu

den Drittmitteln zählen auch die Mittel, die die Hochschulen

durch Forschungsdienstleistungen einnehmen.

Mit der Ausgabe von Overheadpauschalen durch das BMBF, die

DFG oder die EU bekommen die Hochschulen keine neue Finanzie-

rungsquelle. Durch die Praxis, wonach die Pauschale mit jeder Zah-

lungsanforderung der Hochschule für das jeweilige Drittmittelprojekt

anteilig abgerufen wird, werden die vormals ohne die Pauschalen

an die Hochschulen ausgereichten Mittel erweitert. Der Mittelstrom

in die Hochschule bleibt dabei unverändert. Wie bereits dargelegt,

werden diese Mittel gemäß der geltenden Bestimmungen innerhalb

von zwei Monaten nach Auszahlung verwendet, was bereits durch

die Umbuchung der Mittel vom Projektkonto auf ein Konto für indi-

rekte Gemeinkosten vollzogen ist. In der Praxis werden von diesen

Konten tatsächlich anfallende indirekte Gemeinkosten beglichen.

Ein neuer Finanzierungsstrom entsteht an dieser Schnittstelle in-

nerhalb der Hochschulen. Durch die Begleichung dieser indirekten

Gemeinkosten werden Grundmittel im Umfang der ausgereichten

Overheads frei und nach den in Kapitel 7 beschriebenen Modellen

zwischen der Hochschulzentrale, den Fakultäten und den Wissen-

schaftlern/-innen verteilt und für die vorgestellten Zwecke verwen-

det. Nun stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese Mittel und

die Art ihrer Verwendung auf die weiteren Finanzierungsquellen der

Universitäten und Fachhochschulen ausüben.

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136

Mit Blick auf die Grundmittel ist festzuhalten, dass die Mittel der

Overheadpauschalen und die Art ihrer beschriebenen Verwendung

ein Element – neben anderen – zur notwendigen Aufrechterhaltung

der Grundausstattung darstellen. Zur Grundausstattung zählen wir

Räume, allgemeine Institutseinrichtungen (von Büromöbeln bis

Schutzbekleidung), Büromaterialien, Betriebs- und Wartungskosten

sowie Geräte, welche zur zeitgemäßen Grundausstattung zu rech-

nen sind (inkl. Hard- und Software). Vor dem Hintergrund der ein-

gangs beschriebenen Entwicklungsdynamik der Grundmittelzuwei-

sungen durch die Länder in der jüngeren Vergangenheit sind diese

zusätzlichen Mittel für die Universitäten und Fachhochschulen auf

Basis der Fallstudienergebnisse von hoher Relevanz.

Aufrechterhaltung meint in diesem Zusammenhang sowohl den Er-

halt als auch die Erweiterung von Geräten, personellen Infrastruktu-

ren bis hin zu konkreten Forschungsaktivitäten und umfasst damit

eine Spanne von der Deckung offener Kosten bis hin zu strategi-

schen Investitionen. Durch diesen Erhalt der Forschungsinfrastruk-

turen sichern die Pauschalen die Nachhaltigkeit der Forschungsak-

tivitäten, d.h. sie kommen unmittelbar der Forschung zugute. Die

Rückmeldungen aus den Hochschulen, die im Rahmen der Fallstu-

dien aufgenommen werden konnten, zur Relevanz der Pauschalen

und ihrer hier beschriebenen Rolle, sind einhellig und zeigen zwei

Schwerpunkte:

Die Mittel tragen zu einer „Entlastung“ der zum Teil angespann-

ten Finanzierungssituationen sowohl auf Ebene der Zentrale als

auch in den Forschungseinheiten bei. Vor allem die Nutzung der

durch die Pauschalen freiwerdenden Landesmittel zur Wartung

und Reparatur technischer Infrastrukturen oder zur Zwischenfi-

nanzierung wissenschaftlichen Personals wird von den Befrag-

ten als eine notwendige Kompensation von Investitionen emp-

funden, welche vom Land im Rahmen der Bereitstellung der

Grundausstattung erwartet wird.

Dabei ist die hohe Flexibilität bei der Nutzung dieser Mittel ein

entscheidender Erfolgsfaktor, da somit auf kurzfristig und wenig

planbare Eventualitäten reagiert werden kann, welche im Wis-

senschaftsalltag auftreten und deren rasche Behebung die Auf-

rechterhaltung der Forschungsaktivitäten gewährleisten.

Auswirkungen auf die leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) über

Drittmittelindikatoren können nicht dokumentiert werden. In diesem

Zusammenhang eröffnet sich mit Blick auf die Landesfinanzierung

der Hochschulen jedoch die Frage, ob aus dem Einsatz der Pau-

schalen für die Infrastruktur der Hochschule das Risiko einer Ab-

senkung des Grundzuschusses von Seiten der Länder resultiert. Die

skizzierte Verwendungspraxis zeigt, dass die Overheadpauschalen,

bzw. die durch sie freiwerdenden Grundmittel als frei verfügbare

Mittel angesehen werden. Vor dem Hintergrund der teils schwieri-

gen Finanzsituation in den Ländern wird von Seiten der Hochschul-

leitung eine entsprechende Anpassung der Grundzuschüsse be-

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fürchtet. Die befragten Hochschulen gehen zwar ausnahmslos da-

von aus, dass die durch die Gewährung von Projektpauschalen

gleichsam freiwerdenden Mittel nicht unmittelbar an die Länder ab-

geführt werden müssen. Rund 45% gehen aber von einer Stagnie-

rung oder einem Rückgang der Landesmittel aus. 15% befürchten

eine Senkung der Landesbeiträge zur Finanzierung von Infrastruktu-

ren und Großgeräten mit Bezugnahme auf die nunmehr eingeführ-

ten Projektpauschalen.

Die Finanzierungsquelle der privaten Drittmittel – also Forschungs-

mitteln aus der Industrie – bleibt nach den bisherigen Erkenntnissen

durch die Ausgabe von Overheadpauschalen in der öffentlichen

Forschungsförderung unbeeinflusst. Jene Einrichtungen, die eine

Forschungsstrategie mit einem Schwerpunkt auf Industriekooperati-

onen implementiert haben, werden durch die Overheadpauschalen

in der öffentlichen Drittmittelforschung keine Effekte verspüren bzw.

Anpassungen in der Strategie vornehmen. Möglich erscheint in ei-

ner längerfristigen Perspektive eine Verbesserung der Wettbe-

werbsfähigkeit im privaten Drittmittelwettbewerb durch den strategi-

schen Einsatz von Pauschalen in diese Richtung. Hinsichtlich der

dargestellten Praxis einzelner Technischer Hochschulen, For-

schungsdienstleistungen im Wirtschaftsauftrag zur gezielten Erwirt-

schaftung von Wartungs- und Reparaturmitteln zu generieren, ist

vor dem Hintergrund der Nutzung von Overheadpauschalen für die-

se Zwecke eine Entspannung der Situation zu erwarten.

8.3 Wettbewerbsfähigkeit, Strategie, Innovation

In Kapitel 7 konnte die vielfältige Nutzungspraxis der durch die Aus-

reichung von Overheadpauschalen zur Verfügung stehenden Mittel

dokumentiert werden. Unabhängig vom Verteilungsschlüssel zwi-

schen der Zentrale und den Forschungseinheiten ist ein spürbarer

Zusammenhang zwischen forschungsstrategischen Aktivitäten so-

wohl auf Ebene der Hochschulleitungen als auch auf Ebene der

Wissenschaftler/-innen und der Ausreichung der Pauschalen zu er-

kennen. Fasst man die dargestellten Nutzungsbeispiele zusammen,

so zeigen sich – grob skizziert – zwei Schwerpunkte des Einsatzes:

Die Mittel werden für übergeordnete strategische Aktivitäten zur

Förderung der Forschungsleistungen der gesamten Hochschule

oder ausgewählter Bereiche eingesetzt. Beispiele sind etwa die

Installierung interner Forschungsförderungen oder Innovations-

fonds sowie der Aufbau professioneller Unterstützungsstruktu-

ren für den Drittmittelbereich.

Die Mittel werden ebenso zur Aufrechterhaltung, Ermöglichung

und Verbesserung der unmittelbaren und laufenden For-

schungsaktivitäten eingesetzt. Beispiele sind etwa die Nutzung

der Mittel zur Wartung und Instandhaltung von Instrumenten und

Laboratorien sowie die Zwischenfinanzierung von relevantem

wissenschaftlichem Personal.

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Beide Handlungsmuster leisten sowohl einen Beitrag zur Verbesse-

rung des Arbeitsfeldes der einzelnen Wissenschaftler/-innen als

auch für die Strategieentwicklungen der Hochschulen selbst. Die

Rückmeldungen aus den Fallstudien zu diesem Aspekt sind eindeu-

tig und die Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit, Strategie- und In-

novationsfähigkeit lassen sich ebenfalls aus den initiierten Aktivitä-

ten der Hochschulen ableiten. Bei hochschulischen Strategien und

Aktivitäten zur Wettbewerbsfähigkeit kommt Overheads somit eine

deutliche Impulswirkung zu. Unklar ist dagegen die Stärke des Ein-

flusses der Ausreichung von Projektpauschalen, da die zunehmend

intensivere Umsetzung strategischer Aktivitäten der Hochschulen

ebenfalls im Zusammenhang mit der Exzellenzinitiative sowie mit

einer engeren Orientierung auf nationale und internationale Ran-

kings gesehen werden muss.

Aufgrund der insgesamt hohen Bedeutung der Drittmittelforschung

ist die strategische Investition in entsprechende Bereiche der For-

schungsförderung für viele Hochschulen somit obligatorisch.

Gleichzeitig werden implementierte (Unterstützungs-)Strukturen sei-

tens der Gesprächspartner/-innen eng mit der Gewährung von

Overheads verbunden. Viele der Befragten verweisen auf einen erst

durch die gewährten Pauschalmittel ermöglichten Auf- bzw. Ausbau

entsprechender Strukturen (z.B. interne Forschungsförderung, Auf-

bau neuer Forschungsdezernate etc.).

Wachsende Bedeutung wird in diesem Kontext ebenfalls den Unter-

stützungsinstrumenten für die Akquise und das Management von

Drittmitteln beigemessen. Zu nennen sind in diesem Kontext insbe-

sondere zentrale Einrichtungen, welche bei der Platzierung von An-

trägen bei geeigneten Drittmittelgebern, der konkreten Antragsstel-

lung sowie Vertragsgestaltung oder auch Forschungspartnersuche

unterstützen. Vielfach erfolgen entsprechende Unterstützungslei-

stungen durch die Schaffung von (zusätzlichen) Kapazitäten in den

Referaten Forschung bzw. bei größeren Hochschulen auch spezifi-

schen Zentren für Forschungsförderung. Des Weiteren sind in Be-

zug auf die Bewirtschaftung bzw. Abwicklung der Projekte lei-

stungsstarke Strukturen in den Bereichen Haushalt und Personal

notwendig.

Stehen entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten grundsätzlich

allen Hochschulangehörigen zur Verfügung, verweisen einzelne

Hochschulen – in Anbetracht der zunehmenden Belastung durch

zusätzliche Aufwände im Bereich Drittmittelforschung – auf (geplan-

te) Priorisierungen der Gewährung von Unterstützung. Hervorgeho-

ben wird dabei der Bezug auf die definierten forschungsstrategi-

schen Schwerpunkte bzw. die Bedeutung, Komplexität und das Vo-

lumen des jeweiligen Forschungsantrags. Teilweise werden zudem

(insbesondere von größeren Hochschulen) Anschub- bzw. Vorlauf-

finanzierungen für drittmittelfinanzierte (Groß-)Forschungsprojekte

gewährt. Vielfach als wichtiges Einsatzfeld und Voraussetzung für

weiterführende Drittmittelerfolge wird von den Befragten zudem der

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Bereich der baulichen Maßnahmen (angemessene Forschungsräu-

me) angeführt.

Gleiches gilt auf der Ebene der Wissenschaftler/-innen. Die Fallstu-

dien haben gezeigt, dass die Mittel aus den Pauschalen eine wichti-

ge Entlastung der knappen Budgets bringen. Das Zusammenziehen

von Mitteln war jedoch auch vor der Einführung der Pauschalen ei-

ne gängige Praxis und bleibt es bis heute. Durch die Pauschalen

sind die oben beschriebenen Praktiken zur Verbesserung der For-

schung nicht initiiert worden. Sie erhalten nach Angaben der Wis-

senschaftler/-innen jedoch einen entscheidenden Anschub. Befragt

nach der (zukünftigen) Notwendigkeit weiterer Unterstützungsmaß-

nahmen durch die Hochschule sprechen die Wissenschaftler/-innen

insbesondere von weiterführenden Möglichkeiten der Unterstützung

der Vorlaufkosten von Forschungsprojekten sowie professionellen

und verlässlichen Strukturen für das Projektmanagement.

Der Implementierung von Unterstützungsstrukturen kommt insbe-

sondere mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschule bei

der Drittmittelakquise wachsende Bedeutung zu. Im Rahmen der

Gespräche werden in diesem Kontext die vielfach hohen Anforde-

rungen und die Komplexität von Forschungsanträgen und die damit

verbundenen Vorlaufkosten von den Befragten angesprochen. Die

überwiegende Mehrheit der befragten Wissenschaftler/-innen ver-

weist in diesem Zusammenhang auf wesentliche Aufwände, welche

in der Regel „nebenbei“ bzw. „ohne entsprechende Kostenabde-

ckung“ zu erbringen seien. Im Gegensatz beispielsweise zu außer-

universitären Forschungseinrichtungen stehe ein entsprechendes

Engagement zur Einwerbung von Drittmitteln zudem in Konkurrenz

mit den anderen Aufgaben von Wissenschaftler/-innen an Hoch-

schulen (Lehre, Selbstverwaltung etc.). Besonders hervorgehoben

wird die Schwierigkeit entsprechender Vorlaufarbeiten von Wissen-

schaftlern/-innen an Fachhochschulen. Unter Bezug auf ihre im

Vergleich zu Universitätsangehörigen höheren Lehrdeputate und die

in der Regel fehlende Mitarbeiterstruktur werden entsprechende

Vorlaufkosten als besonders gewichtig erlebt.51 Es besteht somit ein

an Bedeutung gewinnendes wechselseitiges Bedingungsgefüge

zwischen breiten Drittmittelforschungserfolgen und dessen Struktur-

aufbau zur Forschungsförderung.

Dass ein Zusammenhang zwischen der Ausreichung von Pauscha-

len und der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Strate-

gie- und Innovationsfähigkeit besteht, zeigt sich ebenfalls durch die

Einschätzungen der befragten Hochschulleiter/-innen zu den Kon-

sequenzen bei einem hypothetischen Wegfall der derzeitigen Over-

headpauschalen der EU, der DFG oder des BMBF, wie sie in der

folgenden Abbildung dargestellt sind.

51 Lehrdeputate von Universitätsprofessor/-innen belaufen sich i.d.R. auf 8 bis 10 Semesterwochenstunden, während die

Professoren/-innen an Fachhochschulen üblicherweise 18 Semesterwochenstunden zu leisten haben.

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Abbildung 40: Zu erwartende Auswirkungen eines Wegfalls der Overheadpauschalen der EU, DFG oder des BMBF (Mit-telwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100, n=82)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Es wird nochmals deutlich, welche erheblichen Effekte die Pauscha-

len auf das Forschungspersonal und die Infrastruktur haben. Diese

Mittel leisten damit einen Beitrag für den kontinuierlichen Aufbau

und Erhalt der Ressourcenbasis für die Drittmittelforschung und

damit für die Forschung an Hochschulen im Allgemeinen. Des Wei-

teren wird deutlich, dass der Erhalt von und die Reinvestition in For-

schungsinfrastrukturen von der Abdeckung in diesem Zusammen-

hang anfallender indirekter Kosten abhängig ist. Somit lassen sich

durch die Pauschalen mittelfristig Auswirkungen auf die Qualität von

Forschung aber auch von Lehre ableiten. Die Bedeutung der Pau-

schalen für die Ermöglichung und Verstärkung von Forschung zeigt

sich ebenfalls bei der hypothetischen Annahme einer Ausweitung

der Pauschalen, wie sie in der folgenden Abbildung dargestellt ist.

Frage: Welche Auswirkungen auf Ihre Hochschule wären bei einem Wegfall der Overhead-Pauschalen (BMBF, DFG, EU) zu

erwarten?

35,9

43,0

50,4

59,0

61,5

63,9

67,6

67,8

73,5

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Thematische Schwerpunktsetzung in der Forschung würde sich ändern.

Die strategische Bedeutung von grundfinanzierter Forschung nimmt zu.

Sanierungs- bzw. Baumaßnahmen müssen eingeschränkt werden.

Unterstützungsleistungen für öffentliche, drittmittelfinanzierte Forschungsaktivitäten werden reduziert.

(Drittmittelfinanzierte) Industrieprojekte gewinnen strategisch an Bedeutung.

Die Akquisition von Projekten mit hohen indirekten Kosten wird nicht unterstützt.

Mit öffentlichen Drittmitteln finanzierte Forschungsprojekte verlieren an Bedeutung.

Wartung und Instandhaltung der bestehenden Forschungsinfrastruktur müssen eingeschränkt werden.

Drittmittelfinanziertes Personal müsste abgebaut werden.

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Abbildung 41: Zu erwartende Auswirkungen einer Ausweitung der Overheadpauschalen der EU, DFG oder des BMBF (Mit-telwert einer Umsetzung zwischen 0 und 100, n=82)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Es zeigt sich in dieser Auswertung nochmals die primäre Wirkrich-

tung der eingesetzten Pauschalen: Sie kommen vor allem der For-

schungsinfrastruktur und dem Personal zugute und flankieren bzw.

professionalisieren die Aktivitäten im Drittmittelwettbewerb. Zusam-

menfassend ist somit festzuhalten, dass die Pauschalen einen

spürbaren positiven Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit sowie die

Innovations- und Strategiefähigkeit der Hochschulen haben. Dabei

sind sie – in der Wahrnehmung der relevanten Akteure in den

Hochschulen – ein wichtiger Impuls. Sie sind jedoch ein Impuls ne-

ben anderen und sind daher nicht durchgängig der Auslöser für Ak-

tivitäten sondern eine wichtige Verstärkung dieser Aktivitäten.

Frage: Welche Auswirkungen auf Ihre Hochschule wären bei einer Ausweitung der Pauschalen (bspw. Gewährung in der

gesamten Projektförderung des Bundes oder Erhöhung der Pauschale) zu erwarten?

29,2

32,1

32,7

53,8

74,5

74,9

75,3

75,3

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

(Drittmittelfinanzierte) Industrieprojekte verlieren strategisch an Bedeutung.

Strategische Bedeutung von basisfinanzierter Forschung nimmt ab.

Thematische Schwerpunktsetzung in der Forschung würde sich ändern.

Sanierungs- bzw. Baumaßnahmen werden ausgeweitet.

Mit öffentlichen Drittmitteln finanzierte Forschungsprojekte nehmen zu.

Unterstützungsleistung für öffentliche, drittmittelfinanzierte Forschungsaktivitäten werden ausgebaut.

Drittmittelfinanziertes Personal würde weiter aufgebaut.

Investitionen in Forschungsinfrastruktur werden ausgeweitet.

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142

9 Drittmittelforschung im System Hochschule

9.1 Handlungsdilemmata

Die Forschungsleistung der wissenschaftlichen Institutionen ist nicht

nur eine zentrale Größe für die Bewertung der Zukunfts- und Wett-

bewerbsfähigkeit von Wissensgesellschaften, sie nimmt auch in der

Profilbildung und in den Reputationsmechanismen der Hochschulen

einen hohen Stellenwert ein. Diese orientieren sich – neben den An-

forderungen, die an die Ausbildung des wissenschaftlichen Nach-

wuchses gestellt werden – in einem hohen Maße an forschungsba-

sierten Indikatoren, wie z.B. den eingeworbenen Drittmitteln oder

der Zahl von Promotionen, Publikationen und Zitationen. Aus ihrem

Selbstverständnis heraus, aber auch zur Erfüllung von Indikatoren

der Zielvereinbarungen haben die Hochschulen ein hohes Interesse

zu forschen.

In der Befragung der Wissenschaftler/-innen wurde deutlich, dass

sowohl im Durchschnitt als auch über die unterschiedlichen Typen

hinweg sich das Verhältnis von drittmittel- und grundfinanzierter

Forschung zugunsten der Drittmittelprojekte entwickelt hat. Grundfi-

nanzierte Forschung findet – nach Selbstauskunft der Akteure – nur

noch in einem deutlich geringeren Umfang statt als Drittmittelfor-

schung. Diese benötigt wiederum, wie oben gezeigt wurde, zusätzli-

che Ressourcen für die Beantragung, Umsetzung und zur Siche-

rung der Nachhaltigkeit der Projekte.

Insgesamt bewerten viele Hochschulen die relativ niedrigen Steige-

rungsraten in der Grundfinanzierung als Kaufkraftverlust, da deutli-

che Preissteigerungen für die Bewirtschaftung der Immobilien sowie

zwischenzeitliche Tariferhöhungen mit ihnen nicht ausgeglichen

werden können. Gleichzeitig öffnen sich jedoch über den Hoch-

schulpakt zusätzliche Finanzierungsquellen. Eine Gesamtbilanzie-

rung der Hochschulfinanzierung gehörte nicht zum Aufgabenportfo-

lio dieser Untersuchung, sodass wir diesen Befund als Ergebnis der

Fallstudien, Fachgespräche und Workshops ohne eigene empiri-

sche Überprüfung als Arbeitshypothese anerkennen.

Damit treffen die Drittmittelerfolge auf ein Finanzierungsumfeld,

dessen Handlungsspielräume sich aus Sicht der verantwortlichen

Akteure kontinuierlich einschränken. Die Drittmittel nehmen im

Durchschnitt in den letzten Jahren wiederum deutlich zu. Diese

Feststellung gilt auch dann, wenn die Mittel aus der Exzellenzinitia-

tive aus diesen Budgets heraus gerechnet werden.

Der von der Drittmittelforschung verursachte Aufwand über die Pro-

jektbudgets hinaus, d.h. die zusätzlich beanspruchten Ressourcen

müssen nun wiederum aus Haushalten bestritten werden, die ten-

denziell sehr niedrige Steigerungsraten aufweisen bzw. stagnieren

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143

oder gar rückläufig sind. Folglich tritt die Drittmittelforschung in eine

unmittelbare Konkurrenz zu den weiteren Aufgaben der Hochschu-

len.

Die Ressourcenknappheit wird durch einen weiteren Trend ver-

schärft: ein intensivierter Wettbewerb um Drittmittel und daraus fol-

gend rückläufige Bewilligungszahlen. Folglich müssen die Anstren-

gungen im Bereich der Akquisition entweder erhöht werden oder

aber es erfolgt eine stärkere Steuerung der Anträge im Hinblick auf

die erfolgsträchtigen Bereiche und Themen. Der erste Weg ist mit

weiteren Investitionen verbunden, insbesondere die zeitlichen Res-

sourcen der Antragsteller/-innen fließen hier ein. Der zweite Weg

bedeutet eine intensive Auseinandersetzung auf der Ebene der

Hochschule, bei der Fragen der Handlungsautonomie der einzelnen

Forschenden ebenso berührt werden wie Fragen der Verengung

des Forschungs- und damit langfristig auch des Lehrprofils. Profil-

bildung erfolgt dann nicht mehr unter dem Gesichtspunkt „Stärken

stärken“ bzw. wichtige und gesellschaftlich relevante Zukunftsthe-

men zu besetzen, sondern unter dem Aspekt der Rentabilität der

Forschung. Damit erhöht sich der Druck auf drittmittelschwache

Fachbereiche und Disziplinen, sodass aus Sicht einiger Ex-

pert/-innen eine Verengung des Lehr- und Forschungsangebots den

notwendigen folgenden Schritt darstellt.

Abbildung 42: Regelkreis zur Ressourcenknappheit an Hochschulen

Quelle: Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Hochschulsteuerung erfolgt somit in einem Umfeld sich zwangsläu-

fig verknappender Ressourcen. Eine Einschränkung der Drittmittel-

forschung ist einerseits hochschul- und innovationspolitisch nur

schwer vorstell- und vermittelbar, führt andererseits dazu, dass sich

die Forschungsleistung der Hochschulen zwangsläufig verringert,

Handlungs-autonomie

?

Aufgaben in Lehre, Wissens- und Technologietransfer, …

Steigende „SunkCosts“ bei sinkenden Bewilligungsquoten

Zusatz- / Mehraufwand durch Drittmittelforschung

Niedrige / keine Steigerungsraten bei steigenden Kosten und Preisen

Kontinuierlich steigender Anteil am Gesamtbudget

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da der aktuelle Trend in der Entwicklung der Grundmittel keine zu-

sätzlichen Handlungsoptionen für eine Ausweitung der grundfinan-

zierten Forschung erkennen lässt. Eine Fortsetzung des Trends zur

Steigerung der Drittmittelforschung tritt angesichts des zusätzlichen

Ressourcenverbrauchs in eine unmittelbare Konkurrenz zu den üb-

rigen Hochschulaufgaben, sei es in der Lehre, in der grundständi-

gen Forschung oder im Wissens- und Technologietransfer.

Dieser qualitativ beschriebene Befund wird durch die Antworten der

Hochschulleitungen in Bezug auf die Finanzierungsstrategien bestä-

tigt. Sie zeigen das Handlungsdilemma gut auf: Ohne Drittmittel

kann keine wettbewerbsfähige Forschung durchgeführt werden, die

Zuwendungen sind jedoch nicht kostendeckend, sodass zusätzliche

Ressourcen bereit gestellt werden müssen.

Abbildung 43: Finanzierungsstrategien der Hochschulen in der Drittmittelforschung (Mittelwert der Zustimmung bei der Thesenbewertung zwischen 0 und 100, n=81)

Quelle: Online-Befragung der Hochschulpräsidien und -rektorate, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Zugespitzt lassen sich künftige Diskussionen zur Steuerung und Fi-

nanzierung der Hochschulen auf die Fragestellungen reduzieren:

24,7

25,4

50,8

71,1

84,7

91,1

93,3

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Drittmittelanträge, die nicht in das strategische Profil der Hochschule passen, werden bei der Antragstellung nicht

unterstützt.

Anträge bei Drittmittelgebern, die nur die direkten Personal- und Sachkosten der Forschung anerkennen

(ohne Pauschalen), werden nicht unterstützt.

Ohne privat finanzierte Drittmittelforschung ist eine international konkurrenzfähige Forschung an deutschen

Hochschulen nicht mehr möglich.

Der Anteil der durch Grundmittel finanzierten Forschung ist in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen.

Die für Drittmittelprojekte notwendigen Ressourcen und Infrastrukturen können in der Regel nicht durch die

Drittmittelförderung abgedeckt werden.

Ohne öffentlich finanzierte Drittmittelforschung ist eine international konkurrenzfähige Forschung an deutschen

Hochschulen nicht mehr möglich.

Die Durchführung von Drittmittelprojekten setzt das Vorhandensein zusätzlicher Ressourcen und

Infrastrukturen voraus.

Frage: Wir möchten Sie nun um Ihre Einschätzung zu folgenden Aussagen zur Finanzierungsstrategie

bei der Drittmittelforschung bitten.

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145

Erfährt eine nicht vollkostenfinanzierte Drittmittelforschung eine

(finanzielle) Unterstützung aus dem Grundhaushalt und schränkt

damit die Aufgabenwahrnehmung und Qualität der Leistungser-

bringung in anderen Bereichen ein?

Oder:

Wie können das Gesamtspektrum der Leistungserbringung und

die nicht drittmittelorientierte Forschung vor dem Ressourcen-

verbrauch der Drittmittelforschung geschützt werden?

Eine Beantwortung dieser Fragen muss dabei wiederum die unter-

schiedlichen Handlungsrationalitäten und Governance-Ebenen der

Hochschulen berücksichtigen. D.h. hieran knüpfen sich nicht nur

Steuerungs-, sondern auch Reputations- und Wettbewerbsfragen

an und nicht zuletzt die Frage nach der Rolle der Hochschulen im

Innovationssystem.

9.2 Drittmittelstrategien der Hochschulen

Die Ausführungen haben die weitreichenden Konsequenzen der

Drittmittelforschung für die Hochschulen aufgezeigt. Hochschullei-

tungen und -verwaltungen sowie Fachbereiche, Institute und De-

partments sind jedoch nicht in einer passiv-beobachtenden Rolle,

sondern selbst handelnde Akteure. Sie müssen dabei auf eine Situ-

ation eingehen, in der die Wissenschaftler/-innen gegenüber der

grundfinanzierten Forschung im Durchschnitt zweieinhalb Mal so

viel zeitliche Kapazitäten für die Drittmittelforschung aufwenden (vgl.

folgende Abbildung 44).

Die grundfinanzierte Forschung stellt mit knapp einem Achtel nur

noch einen kleinen Teil der Tätigkeit der Befragten dar. Rund 22%

der befragten Wissenschaftler/-innen haben ihren Arbeitsschwer-

punkt in der Drittmittelforschung, die bei ihnen fünf Mal so viel Zeit

beansprucht wie die grundfinanzierte Forschung an den Hochschu-

len. Mit dem quantitativen und qualitativen Bedeutungsgewinn der

Drittmittelforschung an Hochschulen verändern sich die Rahmenbe-

dingungen nachhaltig. Zu betonen ist, dass die Antworten Selbst-

einschätzungen der Befragten widerspiegeln und nicht durch Ar-

beitsplatzanalysen oder Zeitaufschreibungen überprüft werden

konnten. Gerade die äußerst hohen Werte für die Administration

sind ein Indiz dafür, dass die Befragten Aufgaben, die von ihrem

Selbstverständnis als nicht wesentlich für ihre Rolle und Funktion

angesehen werden, tendenziell übergewichten. Dennoch ist die von

allen identifizierten Teilgruppen diagnostizierte Dominanz der Dritt-

mittelforschung gegenüber der grundfinanzierten Forschung ein

wichtiger Indikator. Er zeigt, dass die Handlungsspielräume für For-

schung an den Hochschulen im Wesentlichen durch Drittmittel si-

cher gestellt werden.

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Abbildung 44: Typen unterschiedlicher Tätigkeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre (Ergebnis einer hierarchisch agglomerativen Clusteranalyse)

Quelle: Onlinebefragung der Wissenschaftler/-innen, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

Hieraus erwächst zunächst der mehrfach beschriebene Druck des

Aufbaus und des Erhalts leistungsfähiger wissenschaftlich-techni-

scher Infrastrukturen. Gleichzeitig lassen die Antworten der Hoch-

schulleitungen erkennen, dass die Steuerungsmöglichkeiten hin-

sichtlich einer strategischen Fokussierung der Forschung als eher

eingeschränkt wahrgenommen werden. Weder eine Fokussierung

auf die drittmittelstarken Bereiche im Sinne einer Betonung der Er-

tragsstärke noch eine Fokussierung auf die drittmittelschwächeren

Bereiche im Sinne eines Nachteilsausgleichs erhalten in der Befra-

gung ein hohes Maß an Zustimmung. D.h. in der Hochschulland-

schaft zeigt sich keine übergeordnet gültige Strategie. Ein Bild, das

sich in den Workshops bestätigte.

26,9%

19,2%

50,3%

17,1%

28,8%

27,9%

17,9%

16,7%

58,3%

26,7%

27,0%

52,5%

24,9%

17,6%

31,3%

18,2%

10,4%

8,1%

7,0%

13,3%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Ausgeglichene Aufgabenwahrnehmung (n=637)

Schwerpunkt Drittmittelforschung (n=300)

Schwerpunkt Lehre (n=265)

Schwerpunkt Administration (n=143)

Insgesamt (n=1.345)

Lehre

Administration

Drittmittelforschung

Sonstige Forschung

Frage: Wie verteilt sich Ihr durchschnittlicher Arbeitsaufwand ungefähr auf die folgenden Tätigkeiten?

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Abbildung 45: Auswirkungen überdurchschnittlicher Drittmittelerfol-ge auf die Forschung an den Hochschulen (Mittelwert einer möglichen Beurteilung zwischen 0 und 100; n=77)

Quelle: Onlinebefragung der Hochschulpräsidien und -rektorate, Prognos / KPMG / Joanneum Research 2014

In den statistischen Analysen wurde darüber hinaus deutlich, dass

die Hochschullandschaft im Bereich der Einwerbung von Drittmitteln

und in der Bedeutung der Drittmittelforschung für die Hochschul-

entwicklung nicht nur durch unterschiedliche Rahmenbedingungen

in den Ländern geprägt ist, sondern insgesamt als äußerst hetero-

gen beschrieben werden kann. Mit den „U15“ wurde 2012 eine Inte-

ressenvertretung der forschungsstarken Volluniversitäten gegrün-

det, nach einigen Jahren der informellen Zusammenarbeit hatten

sich zuvor die großen Technischen Universitäten im Jahr 2006 unter

dem Dach „TU9 – German Institutes of Technology“ zusammenge-

funden.

Drittmittelstarke Hochschulen

Durch die Ergänzung der Einzel- und Projektförderung mit übergrei-

fenden Förderansätzen, wie z.B. der Exzellenzinitiative, sind sowohl

in geförderten als auch in den nicht für die Förderung ausgewählten

Hochschulen Prozesse der Strategieentwicklung stimuliert und in-

tensiviert worden. Mit den genannten hochschulübergreifenden In-

teressenvertretungen U15 und TU9 wurden darüber hinaus weitere

Schritte zur Erhöhung der (internationalen) Sichtbarkeit dieser Uni-

versitäten initiiert. Diese drittmittelstarken Hochschulen stehen vor

der Herausforderung, eine international wettbewerbsfähige (For-

schungs-)Infrastruktur aufzubauen, diese zu verstetigen und konti-

nuierlich zu modernisieren. Gleichzeitig müssen sie ihre Strategien,

26,9

32,6

35,2

53,1

78,1

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Trennung von Forschungs- und Lehrbereichen intensiviert sich.

Risikoreiche und ergebnisoffene Forschung tritt gegenüber einer ergebnisorientierten Forschung zurück.

Strategische Aktivitäten konzentrieren sich auf die Steigerung der Drittmittelfähigkeit bislang schwächerer Disziplinen.

Strategische Aktivitäten konzentrieren sich auf die drittmittelstarken Forschungsbereiche.

Der Investitionsbedarf in die notwendige Infrastrukturausstattung steigt.

Frage: Welche Auswirkungen hat der überdurchschnittliche Erfolg in der Drittmittelakquisition auf die

Forschung an Ihrer Hochschule?

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Strukturen und Prozesse professionalisieren, um nicht nur die Leis-

tungsfähigkeit der Forschung zu gewährleisten, sondern auch einen

optimalen und hoch-effizienten Mitteleinsatz sicher zu stellen. Hier-

zu werden auf zentraler und / oder dezentraler Ebene service-

orientierte Strukturen geschaffen, mit denen die Antragsteller/-innen

von administrativen Aufgaben weitgehend befreit werden sollen.

Da diese Universitäten aus einer Position der Stärke heraus agie-

ren, sich im Hinblick auf internationale Forschungsmärkte profilieren

wollen und bereits disziplinen- und institutsübergreifende Strategien

verfolgen, sind sie auch für außeruniversitäre Forschungseinrich-

tungen attraktive Verbundpartner. Durch die gemeinsame Akquisiti-

on und Durchführung von Verbundforschungsvorhaben können

wiederum vorhandene Infrastrukturen intensiver und z.T. kooperativ

genutzt werden. Die Forschungsstärke der Hochschulen eröffnet ih-

nen somit Kooperationsmöglichkeiten, die wiederum die eigene

Wettbewerbsposition stärken.

Der Aufbau administrativer und wissenschaftlich-technischer Infra-

strukturen erhöht jedoch zugleich den Handlungsdruck, sich weiter-

hin intensiv am Drittmittelmarkt zu engagieren. Die hierdurch ge-

wonnenen zusätzlichen Einnahmen sind erforderlich, um Personal,

Wartung und Modernisierung et al. zu refinanzieren. Bislang stellen

wir hierbei einen sich selbst verstärkenden Trend fest, auch wenn

einzelne Hochschulen konstatieren, dass die Einwerbung von Dritt-

mitteln an Grenzen stößt. Hier werden bereits Diskussionen geführt,

dass Anträge bei Zuwendungsgebern, die keine Pauschalen finan-

zieren, zukünftig keine Unterstützung durch die zentralen oder de-

zentralen Drittmittelbereiche erfahren werden. Da sich die Hand-

lungsautonomie der forschenden Akteure an den Hochschulen nicht

einschränken lässt, müssen diese ggf. erforderliche administrative

Aufgaben selbst bewältigen oder das Personal ihres Lehrstuhls

hierzu einbeziehen.

Die Hochschulen verfolgen hierbei je nach Größe und Strategie un-

terschiedliche Wege der Zentralisierung bzw. Dezentralisierung von

Verantwortlichkeiten und Ressourcen. In dezentralen Strukturen ist

die Handlungsfähigkeit von Fakultäten / Instituten / Departments

von entscheidender Bedeutung, sodass auf diesen Ebenen auch

Strukturen geschaffen werden, die eine entsprechende Finanzie-

rung erforderlich machen. D.h. auf dieser Ebene müssen, z.B. durch

nach Vollkosten abzurechnende Industrieforschung oder aber durch

zusätzlich verfügbare Mittel der internen Budgetierung, Ressourcen

bereit gestellt und kontinuierlich refinanziert werden.

Hochschulen mit einem prozentual geringen Drittmittelanteil

Die bereits konstatierte Mittelknappheit, die eine originäre, grundfi-

nanzierte Forschung nur noch eingeschränkt ermöglicht, erhöht bei

den Hochschulen insgesamt den Druck, Drittmittel einzuwerben.

Auch wenn dies in einem vergleichsweise geringen Umfang ge-

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149

schieht, müssen entsprechende Voraussetzungen für die Drittmittel-

forschung geschaffen werden. Allerdings konkurrieren diese Hoch-

schulen mit den exponierteren Einrichtungen, sodass sie ebenfalls

spezifische Infrastrukturen als Voraussetzung für eine erfolgreiche

Akquisition schaffen müssen. Ob und wann sich entsprechende In-

vestitionen amortisieren, lässt sich dabei nur schwer einschätzen.

Bei einer, angesichts steigender Preise und erhöhter Personalkos-

ten, relativen Verknappung der Grundhaushalte verengen sich die

Spielräume für grundfinanzierte Forschung kontinuierlich. Von daher

wächst auch für diese Zielgruppe der Druck, ihre Drittmittelaktivitä-

ten zu intensivieren.

Auch unter dieser Perspektive wird die Drittmittelakquisition unter

dem Fokus der realen Kosten der Forschung und einer entspre-

chenden Möglichkeit zur (Teil-) Kompensation betrachtet und ge-

steuert. Für Fachhochschulen kann schon bei einer Quote von 10%

Drittmitteln am Haushalt die Grenze der Refinanzierung der For-

schungskosten erreicht sein.

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150

10 Resümee und Handlungsempfehlungen

Die folgenden zusammenfassenden Ausführungen basieren auf den

vielfältigen empirischen Zugängen, die im Rahmen dieser Studie

realisiert worden sind. Hierzu gehören sowohl die Fallstudien mit in-

tensiven Befragungen der Hochschul- und Verwaltungsleitungen

sowie forschenden Wissenschaftlern/-innen, die Online-Befragung,

mit der die gleichen Zielgruppen, jedoch unter Einbeziehung aller öf-

fentlichen Hochschulen in Deutschland angesprochen worden sind,

als auch die Reflexionsgespräche. Diese fanden wiederum bilateral

mit den Hochschulen des Fallstudienprogramms sowie mit spezifi-

schen Wissenschaftsakteuren statt. Darüber hinaus wurden in zwei

Reflexionsworkshops in Frankfurt/Main und Berlin die Befunde offen

und z.T. kontrovers diskutiert. Hierbei wurde deutlich, dass Drittmit-

telforschung Kernbestandteil des Selbstverständnisses der teilneh-

menden Hochschulen ist, diese aber unter den institutionenspezi-

fischen Rahmenbedingungen wiederum zu unterschiedlichen Belas-

tungssituationen und Forschungsstrategien führt. Erstmalig wurden

ausgehend von Einzelprojekten im Rahmen der BMBF-Forschungs-

förderung die von diesen Vorhaben verursachten Kosten erhoben

und analysiert. Damit ist eine Fundierung der Ergebnisse in Breite

und Tiefe gewährleistet. Die Empfehlungen spiegeln die Diskussio-

nen und Schlussfolgerungen des Beratungsteams unter Einbezie-

hung einer internationalen Vergleichsanalyse wider, sodass die Au-

toren/-innen hierfür verantwortlich zeichnen.

Quantitativer Bedeutungszuwachs der Drittmittelforschung

Drittmittelforschung nimmt an deutschen Hochschulen einen stetig

anwachsenden Anteil der Finanzierung ein. Für eine Spitzengruppe

von Universitäten sind dies bereits z.T. deutlich mehr als 25% der

insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel. Bei den Fachhochschu-

len / Hochschulen für angewandte Wissenschaften zeigt sich eine

vergleichbare Entwicklung, allerdings mit einer schmaleren Spitzen-

gruppe. Bezogen auf einzelne Fächergruppen haben sich die Ver-

hältnisse von Grundmitteln und Drittmitteln bereits umgekehrt, hier

übersteigen die Drittmittel jene für laufende Zwecke zur Verfügung

stehende Mittel. Die Drittmittelforschung nimmt einen wesentlichen

Teil der Forschungsaktivität der Universitäten ein und ist ein wichti-

ges Element der Profilbildung der Universitäten in Deutschland. Ihr

Zuwachs übertrifft bei Weitem die Entwicklungen der Grundmittel-

versorgung sowie auch jene der Studierendenzahlen.

Qualitative Bedeutung der Drittmittelforschung

International wettbewerbsfähige Forschung ist in vielen Disziplinen

ohne geförderte Drittmittel nicht mehr möglich. Sie wird auf nahezu

allen Handlungsebenen über leistungsorientierte Mittelzuweisungen

und Zielvereinbarungen incentiviert. Diese Forschung findet in ei-

nem gleichzeitig zu berücksichtigenden institutionellen Rahmen

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151

statt, dessen Ressourcen durch die Projektbearbeitung, aber auch

im akquisitorischen Vorfeld und im Nachgang zu den Projektlaufzei-

ten genutzt und verbraucht werden.

Beanspruchung von Ressourcen durch Drittmittelforschung

Unbestritten ist, dass öffentlich finanzierte Drittmittelforschungspro-

jekte über die reine Zuwendung hinausgehend Ressourcen

verbrauchen und dies unabhängig davon, ob sie vom BMBF, der

DFG oder anderen Zuwendungsgebern finanziert werden. Ange-

sichts des Befundes, dass Drittmittelforschung im Durchschnitt

zweieinhalb Mal so viel zeitliche Kapazitäten bindet wie die grundfi-

nanzierte Forschung, haben sich nicht nur die Rahmenbedingungen

der Forschung sondern auch der Forschungsfinanzierung nachhal-

tig verändert. Die durch die Drittmittelforschung verursachten Kos-

ten müssen in irgendeiner Weise kompensiert bzw. gegenfinanziert

werden.

Reichweite der Drittmittel für Forschung

Die Forschung mit Mitteln der öffentlichen Forschungsförderung

(BMBF, DFG et al.) finanziert im Wesentlichen die Personalkosten

der im Antrag für das Projekt kalkulierten Stellen und die Teile der

unmittelbar durch das Projekt entstehenden Sachkosten. Die Kos-

ten der Verwendung und des Verbrauchs nicht beantragter Res-

sourcen, des Ersatzes, der Instandhaltung, der Erweiterung, des

Aus- oder Umbaus der räumlichen oder technischen Forschungsin-

frastruktur können in den bislang gängigen Modellen nicht im Be-

reich der Sachkosten angesetzt werden. Darüber hinaus bedingen

geförderte Projekte den Einsatz zusätzlicher Personalressourcen,

welche die Projekte von der technischen (Techniker/-innen, Labo-

ranten/-innen, IT-Spezialisten/-innen etc.) und Verwaltungsseite,

aber auch inhaltlich begleiten und in den Projektkosten nicht be-

rücksichtigt werden können. Dieser Aufwand erhöht sich erheblich

um administrativ-organisatorische Aufwendungen bei kooperativen

Forschungsvorhaben.

Finanzierungslücke bedroht Handlungsfähigkeit der Hochschu-

len

Die Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Finanzierungslücke

im Rahmen der Drittmittelforschung in absehbarer Zeit die Bewe-

gungsspielräume in der grundmittelfinanzierten Forschung aber

auch anderer universitärer Funktionen einschränken werden. Dies

gilt sowohl für die drittmittelstarken Hochschulen, die vor allem vor

einem quantitativen Problem stehen, als auch für die weniger dritt-

mittelstarken Hochschulen, die in ihrer Planung und Budgetierung

frühzeitig Prioritäten setzen müssen, um die Rahmenbedingungen

für Drittmittelprojekte zu schaffen bzw. aufrechtzuerhalten.

Page 160: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

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Finanzierungslücke betrifft auch vor- und nachgelagerte Aktivi-

täten der Forschung

Aktivitäten in der Vor- und Nachlaufphase der Vorhaben beanspru-

chen ebenfalls die technischen und infrastrukturellen Ressourcen

der Hochschulen. In allen Phasen nimmt das administrative Perso-

nal für die Antrags- und Projektbearbeitung eine spezifische Rolle

ein. Z.T. werden Strukturen geschaffen, die über die Projektlaufzeit

hinaus kostenverursachend sind, so dass eine Pfadabhängigkeit,

nicht nur in der Forschung selbst, sondern auch in der Aufrechter-

haltung der wissenschaftlich-technischen Infrastruktur entsteht.

Empfehlung 1: Das BMBF sollte an einer zusätzlichen Finanzierung der Kosten

der Drittmittelforschung festhalten und damit langfristig den Handlungsrahmen

für Drittmittelforschung an den Hochschulen sicherstellen.

Eine Kompensation der durch die Drittmittelforschung an den

Hochschulen über die Zuwendung hinausgehenden Aufwände und

Kosten ist auf Grund der vorbeschriebenen Befunde notwendig

und dringlich geboten.. Insbesondere der Auf- und Ausbau der

wissenschaftlich-technischen Infrastruktur sowie deren Instandhal-

tung und Wartung erfordern Mittel, die weder die Drittmittelfinan-

zierung noch die Grundfinanzierung in einem ausreichenden Maße

zur Verfügung stellen. Von daher sollte weiterhin eine zusätzliche

Finanzierung, wie sie derzeit die Projektpauschale oder auch die

Programmpauschale der DFG bieten, gewährleistet werden. Die

Kopplung der Overheadpauschale an ein konkretes Forschungs-

projekt gewährleistet eine zielgerichtete Förderung.

Wie auch anhand des quantitativen und qualitativen Bedeutungs-

gewinns der Drittmittelforschung nachvollziehbar ist, haben die

Hochschulen nahezu keine Alternativen zur Teilnahme am Wett-

bewerb um Drittmittel, sei es zur Gewinnung von finanziellen Res-

sourcen oder aus Gründen der Profilbildung. Das bedeutet auch,

dass die Rahmenbedingungen sicherstellen müssen, dass sich die

Hochschulen Drittmittelforschung langfristig leisten können.

Projektspezifische Kennziffern zur öffentlich-finanzierten Dritt-

mittelforschung fehlen

Vorliegende Kennziffern, z.B. die mit Hilfe der Trennungsrechnung

ermittelten Werte für die Overheadsätze der wirtschaftlichen Tätig-

keit, gehen von Vollkostenansätzen aus und treffen Annahmen hin-

sichtlich zu berücksichtigender Gemeinkosten, die nicht in jedem

Einzelfall verursachungsgerecht sind. Diese beruhen z.B. auf nor-

mativen Setzungen hinsichtlich der Nutzung von zentralen Einrich-

tungen durch Forschung und Lehre, wobei eine weitergehende Dif-

ferenzierung hinsichtlich Grundlagenforschung, öffentlich oder privat

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153

finanzierter Drittmittelforschung bei diesen Setzungen nicht erfolgt.

Die Trennungsrechnung kann keine Rücksicht darauf nehmen, in-

wieweit die angesetzten Gemeinkosten für die Durchführung von

Drittmittelforschung besondere Relevanz haben. Die unter diesen

Gesichtspunkten anhand der Trennungsrechnung ermittelten Over-

headsätze beziehen daher ein Mindestmaß an Gemeinkosten ein.

Die überwiegende Anzahl der Hochschulen haben eine nach Fakul-

täten/Departments differenzierende Trennungsrechnung eingeführt.

Dieses Konzept widerspiegelt die Tatsache, dass die Overheadkos-

ten in den einzelnen Fakultäten/Departments in Folge der unter-

schiedlichen wissenschaftlich-technischen Ausstattung stark variie-

ren können.

Eigene Erhebung der Forschungskosten

Um Klarheit und Nachvollziehbarkeit hinsichtlich des tatsächlichen

Umfangs der durch Drittmittelprojekte verursachten Kosten zu ge-

währleisten, wurde ein eigenes Erhebungsmodell entwickelt und un-

ter Berücksichtigung des gesamten Hochschulspektrums sowie der

gesamten Bandbreite der Forschung unterschiedlicher Disziplinen

exemplarisch angewendet.

Dieses Modell geht vom geförderten Forschungsprojekt aus, glie-

dert das geförderte Projekt detailliert in einzelne Prozessschritte auf

und hinterfragt die Kostenentstehung im Umfeld der wissenschaftli-

chen Aktivität sowie der tatsächlich genutzten verschiedenen wis-

senschaftlichen und technischen Ressourcen. Es hinterfragt auch

die damit einhergehenden administrativen Prozesse auf den ver-

schiedenen Ebenen (Professur, Fakultät/Department, Zentrale Ver-

waltung sowie Universitätsleitung) und betrachtet darüber hinaus

vor- und nachgelagerte Tätigkeiten auf den unterschiedlichen Orga-

nisationsebenen (Vorlaufphase zur Generierung bzw. Beantragung

des Projekts, Nachlaufphase für weiterführende Projektaufwendun-

gen bspw. zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse und Berichter-

stattung) sowie ex ante notwendige Aufwendungen für den Erhalt

der Forschungsinfrastruktur. Zentrales Element in der Bestandauf-

nahme bildete das Verursachungsprinzip. Durchgeführt wurden Ein-

zelanalysen an fünf Hochschulen und zwei außeruniversitären For-

schungseinrichtungen unter Betrachtung von 21 konkreten For-

schungsprojekten an den Hochschulen zur Ermittlung der tatsächli-

chen Höhe der Overheadsätze. Dabei wurden grundsätzlich die As-

pekte der Teilkostenrechnung herangezogen.

Die Ergebnisse verweisen kostenseitig somit – unabhängig von wei-

terführenden (politischen) Implikationen – auf die real durch die Pro-

jekte verursachten Kosten. Da selbst eine sehr detaillierte Erhe-

bungsmethodik nicht in der Lage ist, den im Zusammenhang mit ei-

nem Projekt erfolgten Ressourceneinsatz auf allen Ebenen und

vollständig zu erfassen, markieren die auf diese Weise ermittelten

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154

Richtwerte eine Untergrenze der drittmittelinduzierten indirekten

Kosten.

Einflussfaktoren für die Höhe der Forschungskosten

Die Empirie zeigt, dass Unterschiede in der Beanspruchung von Inf-

rastruktur auf zentraler / dezentraler Ebene eine wesentliche Erklä-

rung für sehr unterschiedliche Niveaus der von der Drittmittelfor-

schung induzierten indirekten Kosten bieten. Durch die Projekte

werden Einzel- und Gemeinkosten verursacht. Neben den fixen

Gemeinkosten, die in den Berechnungen nicht weiter berücksichtigt

wurden, erhalten vor allem variable Gemeinkosten eine herausra-

gende Bedeutung. Diese resultieren aus einer spezifisch für die

Drittmittelforschung geschaffenen, bereitgestellten und aufrechter-

haltenen Infrastruktur, die den ausschließlich für die Drittmittelfor-

schung bestimmten Handlungskontext bietet. Bei einigen untersuch-

ten Forschungsprojekten wurde aber ein Teil der dem Projekt direkt

zuzurechnenden Einzelkosten bei der Förderung nicht berücksich-

tigt:

weil sie als solche nicht einzeln nachgewiesen werden konnten,

weil diese nicht förderfähig waren,

weil aus Gründen der Begrenztheit des Förderungsbudget eine

Berücksichtigung nicht möglich war.

Im Rahmen der Erhebung wurden diese Kosten, soweit sie dem

Projekt unmittelbar zuzuordnen waren, in voller Höhe berücksichtigt.

In der Kostenrechnung, wie auch in der Trennungsrechnung würden

diese Kosten als Gemeinkosten aber nur anteilig zuzurechnen sein.

Ergebnisse weisen hohe Spannbreite von direkten und indirek-

ten Kosten der Drittmittelforschung aus

Die unterschiedlichen Niveaus der von der Drittmittelforschung zu-

sätzlich induzierten indirekten Kosten werden insbesondere be-

stimmt durch:

Wissenschaftliche Disziplin / Fachbereich / Fakultät,

Charakter der Forschung (experimentelle Anteile, Nutzung vor-

handener Labore oder Großtechnik sowie spezieller IT-

Hardware / Software),

Historie des Projekts (Erst- oder Folgeprojekt),

Umfang der Kooperation mit anderen Wissenschaftseinrichtun-

gen (Aufwand durch Koordinatorenfunktion),

Organisationsform der Hochschule (zentrale oder dezentrale

Organisation),

Vorhandensein und Umfang spezieller Drittmittelstrukturen.

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155

Wir haben als direkt verursachte variable Kosten all jene Kosten

angesehen, die nicht als Einzelkosten im Rahmen der Projektförde-

rung finanziert wurden. Jedoch nicht berücksichtigt wurden die Per-

sonalkosten der Professoren/-innen / Projektleiter/-innen. Diese

wurden aber erhoben, da auch durch diese Personen projektbezo-

gene Infrastrukturkosten verursacht wurden.

Ergebnisse der Projekteinzelanalysen

Für die analysierten BMBF-Vorhaben an den Hochschulen wurden

Zuschlagssätze in Höhe von durchschnittlich 41% errechnet. Diese

beinhalten den Aufwand der Hochschulverwaltung, die Kosten für

die wissenschaftlich-technische Infrastruktur sowie die Nutzung der

projektbezogenen räumlichen Infrastruktur in der Durchführungs-

phase, die Personalkosten von nicht projektfinanziertem wissen-

schaftlichem und technischem Personal sowie der dezentralen Ver-

waltung in der Durchführungsphase sowie sonstige nicht finanzierte

Sachkosten. Unter Einbeziehung der skizzierten Vor- und Nachlauf-

phase sowie der Aufwände der Professoren/-innen steigt dieser

Wert deutlich an.

Sowohl innerhalb der einzelnen Hochschulen als auch innerhalb

einzelner Fächergruppen variieren die erhobenen Werte stark. D.h.

maßgebliche Einflussfaktoren sind die oben benannten, diese wer-

den durch den Hochschultyp bzw. die Disziplin allein nicht außer

Kraft gesetzt. Aus unserer Sicht wirken die Einflüsse bei öffentlich

finanzierten Forschungsprojekten bei einer vergleichbaren Förder-

methodik unabhängig davon, wer der Zuwendungsgeber ist. Unter-

schiede sind, ausgehend von den konkreten Förderbestimmungen

bei der Basis (förderfähige Kosten) aber auch hinsichtlich des Ver-

waltungsaufwandes bzw. der Kostennachweise zu erwarten.

Außeruniversitäre Forschung bietet Vergleichsperspektive

Zur Plausibilisierung der Kosten wurden als Vergleichsgruppe zwei

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen untersucht. Hierdurch

konnte belegt werden, dass durch die gewählte Erhebungsmethode

keine Verzerrung durch die Lehre eintritt. Die Fragestellung hinsicht-

lich einer ggf. vorliegenden unzutreffenden Abgrenzung zwischen

den Kosten der Lehre und der Forschung können wir dahingehend

beantworten, dass die Overheadkosten der als Kontrollgruppe aus-

gewählten außeruniversitären Forschungseinrichtungen regelmäßig

in einem Bereich um 100% und mehr lagen.

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156

Empfehlung 2: Die Pauschale sollte zumindest in der aktuellen Höhe erhalten

werden, da sie gegenüber den erhobenen Werten der durch die

Drittmittelforschung verursachten Kosten lediglich einen unteren Grenzwert

beschreibt.

Die Pauschalen stellen in der überwiegenden Zahl der Fälle eine

Teilkompensation der durch die Drittmittelforschung verursachten

Kosten dar. Der steigende Drittmittelanteil am Gesamtbudget der

Hochschulen ist einerseits dafür verantwortlich, dass immer größe-

re Anteile des Grundbudgets hierdurch gebunden werden und da-

mit nicht mehr für andere Aufgaben der Hochschulen zur Verfü-

gung stehen. Andererseits sind und werden auf den unterschiedli-

chen Handlungsebenen spezifische Infrastrukturen aufgebaut, die

wiederum eine kontinuierliche Refinanzierung erfordern.

Zu nennen sind hierbei z.B. spezifische Verwaltungseinheiten

(Drittmittelabteilungen) oder Labortechnologien, die ggf. eine inter-

ne oder externe Wartung benötigen und damit mittel- und langfris-

tig laufende Kosten verursachen. Der geförderte Zeitraum, d.h. die

Projektlaufzeit, umfasst nur einen Teil der mit der Forschung ein-

hergehenden Kostenverursachung.

Keine einheitliche Praxis in der Verbuchung der Pauschalen

Die Verbuchung der Mittelzuflüsse aus den Overheadpauschalen im

Rechnungswesen der Hochschulen folgt verschiedenen Konzepten

und ist deutschlandweit daher sehr unterschiedlich. Eine Aussage

zu deren Verwendung ist aus der Verbuchung nicht direkt abzulei-

ten. Soweit wie festgestellt die Overheadpauschalen die durch die

Drittmittelforschung induzierten Kosten nicht ausreichend finanzie-

ren, ist die Frage ihrer Verwendung prinzipiell beantwortet. Dennoch

bewirken die Overheadpauschalen einen Umverteilungsprozess, da

insbesondere die laufenden Kosten unabhängig von den Mittelzu-

flüssen der Overheadpauschalen aus anderen Quellen bezahlt wur-

den.

Mittelverwendung stellt ein Paradoxon dar

Die Overheadpauschalen werden dafür verwendet, dem Grunde

nach (zusätzliche) Einzelkosten und sog. „unechte Gemeinkosten“

zu finanzieren. Insoweit stellt sich die Frage der Verwendung der

Projektpauschalen nicht mehr, sie sind für diese Kosten verwendet.

Da dennoch Mittel für strategische Aufgaben freigesetzt und ver-

wendet werden, erleben wir auf der Hochschulebene ein Parado-

xon. Während die Pauschalen – qua zusätzlicher Kosten, die durch

die Drittmittelforschung entstehen – als solche verausgabt sind und

in den Haushalten entsprechend für laufende Kosten verbucht wer-

den, finden z.T. in gleichem Umfang Budgetierungen der frei wer-

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denden Mittel statt. Diese stehen dann auf den unterschiedlichen

Governance-Ebenen (Präsidium/Zentrale Verwaltung, Fakul-

tät/Department, Forschungseinheit/Einwerbende) wiederum für spe-

zifische Zwecke zur Verfügung.

Verteilung folgt hochschulspezifischen Schlüsseln

Die vor Einführung der Pauschalen für die forschungsstrategische

Positionierung sowie Unterstützung der Drittmittelforschung ver-

wendeten Haushalts- oder freien Drittmittel werden auf den unter-

schiedlichen Handlungsebenen vor allem für eine Verbesserung der

Drittmittelfähigkeit der Hochschulen genutzt. In den Hochschulen

wurden – teils in partizipativen, teils in Top-Down-Verfahren –

Schlüssel gefunden, nach denen Hochschulleitung, zentrale Verwal-

tung, Fakultäten / Institute und die Einwerber/-innen über die frei

werdenden Mittel verfügen können. Hierbei zeigen sich keine signi-

fikanten Muster in Bezug auf die Ausrichtung und Größe der Hoch-

schulen.

Frei werdende Mittel ermöglichen forschungsstrategische Akti-

vitäten

Unabhängig von zugrundeliegenden Verteilungsregelungen ist fest-

zustellen, dass diese Mittel der (Drittmittel-)Forschung zu Gute

kommen: Sei es im Einsatz der Mittel in zentralen Fonds zur Finan-

zierung übergeordneter strategischer Aktivitäten oder für den Aus-

bau und die Professionalisierung von Forschungsservices, für kon-

krete Verbesserungen der Forschungsinfrastruktur oder der gene-

rellen Ausstattung durch Anschaffungen bis hin zur Zwischenfinan-

zierung von wissenschaftlichem Personal.

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser

Mittel zeigen sich deutliche Wirkungen und Effekte. Der spürbare

Zusammenhang zwischen den forschungsstrategischen Aktivitäten

und der Ausreichung der Pauschalen hat positive Effekte für die

Wettbewerbs-, Innovations- und Strategiefähigkeit der Hochschulen.

Die Relevanz dieser Mittel ist daher sowohl für die Leitungsebenen

als auch für den Forschungsbereich äußerst hoch. Dabei ist die Fle-

xibilität des möglichen Mitteleinsatzes in der Bewertung vielfach von

noch größerer Bedeutung als die tatsächliche Höhe.

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Empfehlung 3: Die Flexibilität in der Verwendung und die geringen Nachweis-

pflichten sollten als Stärke des Instruments Projektpauschale erhalten werden.

Die Stärke der bisherigen Pauschale liegt neben ihrer Kompensa-

tionsfunktion vor allem in der Flexibilität ihrer Verwendung. Zukünf-

tige Finanzierungsmodelle sollten dieses Element der Flexibilität,

das den Hochschulen weitergehende forschungsstrategische Op-

tionen eröffnet, in jedem Fall aufgreifen und fortsetzen.

Die Verteilungsmechanismen haben gezeigt, dass die Mittel einem

breiten Spektrum von Aufgaben zugedacht werden, dass stets auf

die Stärkung der Forschungs- und Drittmittelfähigkeit der Hoch-

schulen abzielt. Die hohe Autonomie in der Mittelverwendung er-

öffnet den Akteuren auf den unterschiedlichen Governance-

Ebenen die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen, notwendige

Zwischenfinanzierungen vorzunehmen oder aber mittelfristige Per-

spektiven zu verfolgen.

Alternative Finanzierungsmodelle zeigen Stärke der Pauscha-

len

Als Modi einer Kompensation bieten sich folgende Optionen an:

Vollkostenfinanzierung

Teilkostenfinanzierung

Pauschalen ohne Differenzierung

Pauschalen mit Differenzierung nach spezifischen Parametern

Die Nachteile jeglicher Modelle der Voll- und Teilkostenfinanzierung

sind, dass verbindliche Definitionen der indirekten Kosten und ver-

bindliche Rechenmodelle für die Ermittlung der indirekten Kosten

geschaffen werden müssen. Diese könnten zum Beispiel in Anleh-

nung an die Cost Principles for Non-Profit Organizations der USA

(CIRCULAR NO. A-122) erstellt werden. Berücksichtigt man aber,

dass es auch 20 Jahre nach der ersten Einführung kaufmännischer

Buchführung an deutschen Hochschulen keine einheitlichen Bilan-

zierungsregeln gibt, wird die Schwierigkeit eines solchen Modells

deutlich.

Für eine Pauschallösung spricht der Umstand, dass die Förderge-

ber nicht intendieren, die vollen Kosten eines Projektes zu tragen,

sondern (auch wenn 100% der direkten Kosten gedeckt werden) im

Interesse einer strategischen Priorisierung der eingebrachten For-

schungsvorhaben einen Eigenmitteleinsatz anstreben. Eine Pau-

schale rechtfertigt sich auch unter Vollkostengesichtspunkten auf-

grund der unterschiedlichen Niveaus in der Umsetzung von der

Vollkostenrechnung an Hochschulen. Des Weiteren stellt die Ge-

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währung einer Pauschale eine wesentliche Vereinfachung in der

Förderadministration dar, womit sie per se weniger auf die von der

Verwaltung verursachten indirekten Kosten durchschlägt.

Eine differenzierte Pauschale erfordert wiederum klare Definitions-

merkmale und einen Prüfungsschritt, der die Zuordnung nach Kate-

gorien nachvollzieht. Diskutiert werden dabei z.B. Modelle, die nach

Fächergruppen gehen oder aber zwischen „Buchwissenschaften“,

empirischen und experimentellen Wissenschaften unterscheiden.

Tendenziell resultieren hieraus zwei Probleme: Aus Opportunitäts-

gründen werden alle Antragstellenden bestrebt sein, ihre Forschung

als jeweils höherwertige darzustellen, um möglichst den höchsten

Pauschalensatz einwerben zu können. In der Hochschulsteuerung

kann sich aber auch ein spezifischer Druck auf Wissenschaftsberei-

che / Disziplinen entfalten, die qua Selbstdefinition und Kategorisie-

rung zu den niedrig tarifierten Disziplinen gehören. In der Abwägung

zwischen lukrativen und weniger lukrativen Bereichen steigt somit

der Legitimationsdruck bei den Akteuren, die für „schwache Diszip-

linen“ stehen.

Das Angebot von Optionsmodellen (Pauschale oder Vollkosten)

kann die Gefahr eines hohen Beantragungs- und Abrechnungsauf-

wands mit umfassenden Nachweispflichten nicht lösen: diejenigen,

die echte Kosten nachweisen können, erhalten diese erstattet, alle

anderen erhalten die niedrigere Pauschale. Die Erfahrungen des 7.

Forschungsrahmenprogramms haben gezeigt, dass keine deutsche

Hochschule von dem Optionsmodell (Nachweis der tatsächlichen

Overheadkosten anstatt Pauschale) Gebrauch gemacht hat, sodass

die Güterabwägung stets zugunsten der Pauschale ausgefallen ist.

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Empfehlung 4: Eine Abwägung der Alternativen Pauschale vs. erweiterte Einzel-

und Gemeinkostennachweise im Rahmen von Teil- oder Vollkostenmodellen fällt

zugunsten der Pauschale aus. Diese sollte beibehalten werden.

Die Stärken der Pauschale sind benannt: Direkter Bezug zu den

durch die Drittmittelforschung verursachten Aufwänden und Kos-

ten, unmittelbare Verfügbarkeit, die Entkoppelung von Budgetzu-

weisung und Verwendung und damit die hohe Flexibilität in der

Nutzung und gerade die Nicht-Diskriminierung von wissenschaftli-

chen Disziplinen.

Im Sinne einer strategischen Priorisierung der von den Forschen-

den an den Hochschulen konzipierten Forschungsvorhaben und

angesichts ihrer Selbstverpflichtung zur Forschung sollten die

Hochschulen auch zukünftig eigene Mittel zur Flankierung bereit-

stellen. Ein Vollkostenmodell in der öffentlich finanzierten Drittmit-

telforschung wird daher auf mittlere Frist hin nicht empfohlen.

Dennoch zeigen die Analysen Optionen für weitergehende Modifi-

kationen auf. Angesichts der aktuellen Entwicklungen empfehlen

wir:

a. Eine Prüfung der Anrechenbarkeit der Nutzung von techni-

schen Infrastrukturen in der Projektförderung: Sofern verbindli-

che Standards für die Berechnung und Einbeziehung der tech-

nischen Infrastrukturen in die Aufwands- und Kostenplanung

vorliegen, könnten diese in der Antragstellung geltend gemacht

werden.

b. Eine Prüfung der Berechnungsgrundlage: Wenn Personal- und

Sachkosten nur ausgehend vom Drittmittelpersonal anteilig in

den Anträgen eingebracht werden, weiteres Stellenpersonal

und die technische Infrastruktur jedoch nicht in Rechnung ge-

stellt werden können, greift die Pauschale auf eine unzurei-

chende und zu schmale Basis zurück.

c. Eine Prüfung der Pauschalenhöhe: Da die Pauschale in vielen

Fällen nur einen Teil der Kosten der Drittmittelforschung kom-

pensiert, sollten Spielräume einer Erhöhung erwogen werden.

In Anlehnung an die Modalitäten in Horizon 2020 bildet der

Wert von 25% eine zumindest aus Sicht der europäischen For-

schungsförderung sinnvolle Orientierungsgröße. In Referenz

auf die durchgeführten Erhebungen wäre hier weiterhin davon

auszugehen, dass die mit der Projektbearbeitung verbundenen

indirekten Kosten dadurch nicht vollständig abgedeckt wären.

d. Eine Prüfung von Differenzierungsmöglichkeiten: Die Einheit-

lichkeit in der Berücksichtigung von unterschiedlichen Fächern

und Disziplinen bietet Vor- und Nachteile. Die Gleichbehand-

lung akzeptiert die Forschungslandschaft in ihrer ganzen Breite

und diskriminiert keine Einzelfächer. Aufwändige experimentel-

le Forschung findet dagegen nur eine unzureichende Kompen-

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sation und bleibt hoch defizitär.

Auch die intensive Diskussion im Rahmen der Reflexionswork-

shops konnte hier kein eindeutiges Bild zeichnen. Die Argu-

mente pro und contra Differenzierung weisen auf unterschiedli-

che Prioritätensetzungen hin: Soll die Forschungslandschaft

möglichst in ihrer Breite und Tiefe erhalten werden? Oder sol-

len die Projekte und Disziplinen, die hohe Kosten verursachen,

eine möglichst weitgehende Kompensation erhalten? Ein sinn-

voller Ansatz wäre die Schaffung definierter Rahmenbedingun-

gen, unter denen die im Zusammenhang dauerhaft betriebener

Großforschungsinfrastrukturen anfallenden Kosten direkt an-

gesetzt werden können (siehe Horizon 2020).

Pauschalen sind notwendig, um Finanzierung der Forschungs-

kosten zu ermöglichen

Festzuhalten ist, dass ohne die Mittel der Projektpauschalen des

BMBF, der Programmpauschalen der DFG und der Overheadfinan-

zierung der EU viele Hochschulen ihre Drittmitteleinnahmen nicht

weiter steigern können. Die Grenzen der weiteren Steigerung erge-

ben sich aus den begrenzten Ressourcen und die durch Drittmittel-

forschung gebundenen Haushaltsmittel.

Differenziert nach Hochschultypen lassen sich unterschiedliche

Strategien und Regelkreise in der Nutzung der Pauschalen bzw. der

frei werdenden Haushaltsmittel beschreiben:

a. Forschungs- und drittmittelstarke Hochschulen sind gezwungen,

den relativ hohen Anteil der nicht projektfinanzierten Einzel- und

Gemeinkosten zu finanzieren und darüber hinaus die vorhande-

nen drittmittelorientierten Strukturen zu erhalten und in diese zu

reinvestieren.

b. Dezentral organisierte Hochschulen versuchen dem Umstand,

dass mit der Drittmittelforschung verbundene direkte und indi-

rekte Kosten zu einem beachtlichen Teil auf der Ebene der Insti-

tute/Fakultäten anfallen, durch eine gezielte Umverteilung und

Verwendung auf diesen Ebenen Rechnung zu tragen.

c. Kleine und drittmittelschwache Hochschulen müssen zuneh-

mend in Kompetenzen und Strukturen investieren und befinden

sich durchweg in einer prekären Finanzierungssituation. Sie

schaffen es gegenwärtig nicht, ausreichende Mittel im Hinblick

auf eine Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit einzusetzen.

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Finanzierungssituation der Hochschulen bleibt angespannt

Die Analyseergebnisse zeigen folgende Finanzierungsprobleme der

Hochschulen auf:

a. Stagnation der Grundfinanzierung (ggf. vorhandene Steigerun-

gen gleichen Kostensteigerungen für Personal, technische Infra-

struktur und Bewirtschaftung in der Regel nicht aus): Hierdurch

werden die Handlungsspielräume der Hochschulen einge-

schränkt. Bei steigenden Studierendenzahlen und einer steigen-

den Zahl von Drittmittelprojekten werden Entscheidungen häufig

als Güterabwägung getroffen. Profilbildung findet nicht nur als

eine Konzentration auf strategische Stärken statt, sondern vor

allem, um Ressourcen zu bündeln und sich verknappende Mittel

auf erfolgsträchtige Lehr- und Forschungsbereiche zu fokussie-

ren. Damit einher gehen Gefahren für die Breite und

(Lehr-)Qualität des Leistungsangebots, die unter diesen Voraus-

setzungen nicht aufrecht zu erhalten sein werden.

b. Incentivierung der Steigerung der Drittmittelforschung auf allen

Handlungsebenen: In den Ziel- und Leistungsvereinbarungen

zwischen Ländern und Hochschulen, zwischen den Hochschu-

len und ihren Fakultäten / Departments / Fachbereichen sowie

zwischen diesen und einzelnen Lehrstuhlinhabern/-innen wer-

den in aller Regel höhere Drittmitteleinwerbungen positiv hono-

riert. Damit wird ein Wettlauf um zusätzliche Ressourcen für die

Forschung initiiert, die wiederum weitere Ressourcen binden.

Dieser Wettlauf ist nicht zu gewinnen, wenn nicht weitere Mittel

für die Hochschulfinanzierung bereit gestellt werden.

c. Ein Auseinanderdriften der Hochschullandschaft und ihres

Selbstverständnisses: Auf der einen Seite professionelle Dritt-

mittelakquisiteure mit spezialisierten und leistungsfähigen Infra-

strukturen, auf der anderen Seite „Nebenerwerbs“-Drittmittel-

Hochschulen, die in der Beantragung, im Management und in

der Schaffung der Rahmenbedingungen schnell an ihrer Leis-

tungsgrenzen stoßen.

d. Verlässlichkeit und Planbarkeit der Finanzierung: Drittmitteler-

folge sind nur begrenzt planbar, die Voraussetzungen für den

wissenschaftlichen Mittelbau, Karriereperspektiven zu entwi-

ckeln, sind nur bedingt erfüllt, angesichts der Preissteigerungen

ist ein real sinkendes Grundbudget zu verzeichnen, sodass eine

mittelfristige Budgetplanung für die Hochschulleitungen immer

schwieriger wird. Damit steigt tendenziell der Druck, Drittmittel

einzuwerben, ob diese kostendeckend finanziert sind oder nicht.

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163

Empfehlung 5: Die Höhe einer Kompensation der Drittmittelkosten sollte nicht in

Konkurrenz zu den Mitteln der Forschungsförderung treten.

Die Drittmittel selbst sind und bleiben essentiell für die For-

schungs- und Zukunftsfähigkeit der Hochschulen. Eine weiterge-

hende Kompensation der durch die Drittmittelforschung verursach-

ten Kosten sollte folglich nicht die Forschungsbudgets selbst ver-

knappen. D.h. der Bund sollte seine für die unmittelbare Durchfüh-

rung der Vorhaben geplanten Budgets aufrechterhalten, um Hoch-

schulforschung in ihrer Breite und Vielfalt zu unterstützen. Die

Kompensation sollte somit additional erfolgen.

Ein gedeckelter Fördertopf bewirkt bei Gewährung zusätzlicher

Overheads ein abgesenktes Fördervolumen und damit eine niedri-

gere Bewilligungsquote. Wenn für ein erfolgreiches BMBF-Projekt

2 bis 3 Anträge gestellt werden müssen, dann vervielfältigen sich

die Vorlaufkosten der Hochschulen. Diese betragen nach den ge-

wonnenen Ergebnissen durchschnittlich 8% der förderfähigen Pro-

jektausgaben. Insofern stünden – bei einem entsprechenden wei-

teren Rückgang der Bewilligungsquoten – den höheren Kompen-

sationskosten für bewilligte Projekte insbesondere erhöhte Vor-

laufkosten durch eine Zunahme nicht-bewilligter Forschungsvor-

haben gegenüber. Zusätzlicher Zeitaufwand für erfolglose Antrag-

stellungen steht wiederum in Konkurrenz zu den weiteren hoch-

schulischen Aufgaben im Bereich Forschung und Lehre. Eine wie-

derholte Erfolglosigkeit von Anträgen an das BMBF könnte des

Weiteren künftig stärker zu einer Orientierung auf einnahmeerzie-

lende Drittmittelprojekte der Industrie führen.

In der Projektbearbeitung, in den Fachgesprächen und Workshops

wurde darüber hinaus eine Reihe von Finanzierungsfragen thema-

tisiert, die jedoch keinen Gegenstand der Begutachtung bildeten.

Zu nennen sind hier vor allem Wünsche nach einer Verlässlichkeit

der Grundfinanzierung, die zumindest Preissteigerungen und Ta-

riferhöhungen ausgleichen kann, sowie Fragen planbarer Beschäf-

tigungsperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs, die

mit befristeten Verträgen in Drittmittelprojekten nur schwer verein-

bar sind.

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164

11 Anhang

11.1 Literaturverzeichnis

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169

11.2 Auswahl Vergleichsländer

Die international vergleichende Darstellung soll die Diskussion in

Deutschland um internationale Erfahrungen in Bezug auf Vollkos-

tenrechnung und Overhead-Modelle bereichern. Ziel ist es nicht die

Hochschulsysteme in ihrer Gesamtheit zu beschreiben, sondern auf

– aus Sicht der Diskussion in Deutschland besonders relevante –

Teilaspekte einzugehen, die in Bezug auf die Umsetzung von Voll-

kostenrechnungssystemen und die Ausgestaltung von Overhead-

Finanzierungsmodellen zur besonderen Diskussion stehen.

Die Auswahl der einbezogenen Hochschulsysteme erfolgte deshalb

nicht auf Basis ihrer Ähnlichkeit (und damit grundsätzlichen Ver-

gleichbarkeit) zum deutschen Hochschulsystem, sondern folgte ei-

nem gemischten Ansatz: Einerseits wurden Hochschulsysteme

ausgewählt, die sich durch ihre besondere Leistungsfähigkeit aus-

zeichnen, andererseits solche, die auf besonders umfassende Er-

fahrungen bei der Vollkostenrechnung bzw. dem Einsatz von Pau-

schalen verfügen.

11.2.1 Leistungsfähigkeit

Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit wurden die Forschungsleis-

tungen der Universitäten herangezogen. Der konkrete Vorschlag

basiert dabei einerseits auf bibliometrischen Daten, d.h. auf Daten

auf Basis des Publikationsverhaltens wissenschaftlicher Mitarbei-

ter/-innen der Universitäten und andererseits auf Daten zur interna-

tionalen Studierendenmobilität.

Auch wenn die Forschungsmission von Universitäten sich nicht auf

die Publikation neuer Erkenntnisse beschränken lässt, sondern

auch andere Elemente wie die Ausbildung von Nachwuchsfor-

schern/-innen und die Bereitstellung von Forschungsinfrastruktur

umfasst, stellt die Generierung neuen Wissens ein zentrales Ele-

ment dar. Dieser Umstand und Erwägungen zur Datenverfügbarkeit

erklären die Entscheidung der Länderauswahl auf Basis bibliometri-

scher Informationen zu treffen. Konkret wurde das Leiden-Ranking52

herangezogen.

Ergänzt wurde dies um die Perspektive internationaler Studierender

in Doktorandenprogrammen. Die Attraktivität eines Hochschulsys-

tems für ausländische Doktoranden/-innen ist ein Indikator für die

Qualität der Universität bzw. des Universitätssystems.

52 http://www.leidenranking.com/

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170

Exkurs: Das Leiden-Ranking

Das Leiden-Ranking wird vom CWTS (Center for Science and

Technology Studies) der Universität Leiden, Niederlande, erstellt.

Es basiert ausschließlich auf bibliometrischen Daten (ist deshalb

global verfügbar) und umfasst aktuell vier Indikatoren:

Anzahl der Publikationen (P)

Durchschnittliche Anzahl der Zitationen pro Publikation (MCS)

Durchschnittliche Anzahl der Zitationen pro Publikationen im Verhältnis zum Weltdurchschnitt, normalisiert um Fachbe-reichsunterschiede, Publikationsjahr und Dokumententyp (MNCS)

Anteil der Publikationen, die – verglichen mit ähnlichen Publika-tionen in Bezug auf Fachbereich, Publikationsjahr und Doku-mententyp – in einem jener 10% der Journals publiziert wur-den, die am häufigsten zitiert werden (PP(top 10%))

Für alle Indikatoren stehen darüber hinaus folgende Optionen be-

reit:

Normalisierung nach Größe

Fraktionale Zählung kollaborativer Publikationen

Nicht-Berücksichtigung nicht-englischsprachiger Publikatio-nen53

Die Indikatoren MCNS und PP(top 10%) stellen die Hauptindikato-

ren dar, weil diese eine Normalisierung nach wissenschaftlichem

Fachbereich beinhalten. Damit wird verhindert, dass Universitäten

mit einem Fokus auf Fachbereiche, die sich durch ein sehr ausge-

prägtes Zitationsverhalten auszeichnen (bspw. Medizin) in der ver-

gleichenden Darstellung bevorzugt werden.

Das Leiden-Ranking basiert auf Informationen zu allen Universitä-

ten, die jährlich mindestens 400 Publikationen in wissenschaftli-

chen Journals aufweisen, die im Web of Science von ISI-Thomson

gelistet sind. D.h. kleine Universitäten ohne spezifischen Fokus auf

Forschung fließen nicht in die Betrachtung ein. Weltweit erfolgt die

Darstellung der bibliometrischen Indikatoren der 500 besten Uni-

versitäten.

Das Leiden-Ranking 2011/12 bezieht sich auf Publikationen im

Zeitraum von 2005 bis 2009.

53 Nicht-englischsprachige Publikationen werden vielfach – unabhängig von der Qualität der Publikation – schon aufgrund

der Sprache weniger häufig zitiert und sind deshalb nicht direkt mit englischsprachigen Publikationen vergleichbar.

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171

11.2.2 Länderauswahl gemäß Leiden-Ranking

Eine Betrachtung der 200 leistungsfähigsten Universitäten des Lei-

den Ranking 2011/12, gemessen anhand der durchschnittlichen

Anzahl der Zitationen pro Publikationen im Verhältnis zum Welt-

durchschnitt, normalisiert um Fachbereichsunterschiede, Publikati-

onsjahr und Dokumententyp (MNCS) bzw. anhand des Anteils der

Publikationen, die – verglichen mit ähnlichen Publikationen in Bezug

auf Fachbereich, Publikationsjahr und Dokumententyp – in einem

jener 10% der Journals publiziert wurden, die am häufigsten zitiert

werden (PP(top 10%)), zeigt, dass diese Universitäten aus 19 Län-

dern kommen (siehe Tabelle 16). Dabei fällt auf, dass fast die Hälfte

dieser Universitäten aus den USA kommt, ein weiteres Achtel aus

Großbritannien. Auch Frankreich weist mit 11 (MNCS) bzw. 10

(PP(top 10%)) noch eine große Anzahl sehr erfolgreicher Universi-

täten auf.

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Tabelle 16: Nationale Verteilung der 200 leistungsfähigsten Univer-sitäten

Leiden Ranking 2011/12 TOP200

MCNS

[Anzahl Uni-versitäten]

PP(top 10%) [Anzahl Uni-versitäten]

MCNS [Anteil an Top200]

PP (top 10%) [Anteil an Top200]

Australien 4 3 2,0% 1,5%

Belgien 2 2 1,0% 1,0%

China 6 6 3,0% 3,0%

Dänemark 4 4 2,0% 2,0%

Deutschland 17 16 8,5% 8,0%

Finnland 0 0 0,0% 0,0%

Frankreich 11 10 5,5% 5,0%

Großbritannien 25 24 12,5% 12,0%

Irland 1 1 0,5% 0,5%

Israel 1 1 0,5% 0,5%

Italien 1 1 0,5% 0,5%

Kanada 7 7 3,5% 3,5%

Mexiko 1 1 0,5% 0,5%

Niederlande 12 12 6,0% 6,0%

Norwegen 0 0 0,0% 0,0%

Österreich 1 1 0,5% 0,5%

Schweden 3 3 1,5% 1,5%

Schweiz 5 5 2,5% 2,5%

Singapur 2 2 1,0% 1,0%

Spanien 0 0 0,0% 0,0%

Südkorea 1 2 0,5% 1,0%

Vereinigte Staaten 96 99 48,0% 49,5%

Quelle: Leiden Ranking 2011/12

Bezieht man die Größe der nationalen Universitätssysteme mit ein,

zeigt sich, dass insbesondere auch die Niederlande, die Schweiz

und Dänemark sehr leistungsfähige Universitätssysteme aufweisen.

Diese Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass mindestens die

Hälfte der Universitäten in Bezug auf den Publikationsoutput zu den

leistungsfähigsten 200 der Welt gezählt werden können: Für die

Niederlande 12 der 14 wissenschaftlichen niederländischen Univer-

sitäten, für die Schweiz 6 von 12 Universitäten und für Dänemark 4

von 8 Universitäten.

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173

Auf Basis dieser Informationen wurde vorgeschlagen, die nationalen

Hochschulsysteme der USA, Großbritanniens, Frankreichs, der

Niederlande, der Schweiz und Dänemarks in den internationalen

Vergleich einzubeziehen.

11.2.3 Ausländische Studierende und Studierende aus dem

Ausland nach Bildungsniveau

Die Zahl der Studierenden, die sich entscheiden im Ausland zu stu-

dieren, sei es für die gesamte Studiendauer oder für einen kürzeren

Zeitraum, hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenom-

men. Unterstützende Maßnahmen finden ihre Berechtigung in der

Annahme, dass Studierendenmobilität zukünftige Beschäftigung

und Mobilität fördert sowie auch zur persönlichen Entwicklung bei-

trägt. Auch wenn Auswirkungen eines Studiums im Ausland schwer

messbar sind und Aussagen darüber nur schwer getroffen werden

können, geht aus der OECD Studie „Education at a Glance 2012“

zumindest hervor, dass Studierende in Bezug auf die Studienzeit im

Ausland als Ergebnis die persönliche Entwicklung und Verbesse-

rung der Sprachkenntnisse als positiv hervorheben. Akademische /

berufliche Entwicklungen werden an zweiter Stelle genannt. Obwohl

es keine Beweise dafür gibt, dass sich das Auslandsstudium auf

höheres Gehalt oder höher qualifizierte Arbeitsplätze auswirkt, er-

höht es dennoch die Wahrscheinlichkeit im Ausland zu arbeiten

bzw. internationalen Aufgaben und Tätigkeiten im Beruf nachzuge-

hen.

Für die Auswahl der Vergleichsländer sollte nicht das allgemeine

Mobilitätsverhalten von Studierenden herangezogen werden, son-

dern vielmehr die Mobilität von Promotionsstudierenden. Promoti-

onsstudien haben einen wissenschaftlichen Fokus und eine hohe

Attraktivität eines Universitätssystems für Promotionsstudierende

und können deshalb als Indiz für die Qualität des Universitätssys-

tems gewertet werden. Für die Auswahl sollte deshalb in Ergänzung

zu bibliometrischen Daten auf Basis der Zahl ausländischer Studie-

render und internationaler Studierender auf die Qualität von Univer-

sitätssystemen geschlossen werden.

Es zeigt sich, dass insbesondere Frankreich, Großbritannien und

die Schweiz überdurchschnittlich attraktive Universitätssysteme für

Doktoranden/-innen aufweisen (siehe Tabelle 17). Internationale

Studierende bzw. Studierende aus dem Ausland repräsentieren

mehr als 40% der gesamten Doktoranden/-innen dieser Länder54.

54 Mit internationalen Studierenden sind mobile Studierende gemeint, die in ein anderes Land ziehen um dort zu studieren.

Ausländische Studierende sind Studierende, die nicht die Staatsangehörigkeit des Landes besitzen, in dem sie studie-

ren.

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174

Tabelle 17: Ausländische und internationale Studierende nach Bil-dungsniveau

EUROSTAT (educ_mofo_orig) OECD (Education at a glance 2012)

Anteil ausländi-sche Studieren-de ISCED 5 & 6 an der Studen-tenpopulation im Gastgeberland (in %) im Jahr 2009

Anteil ausländi-sche Studieren-de ISCED 6 an der Studenten-population im Gastgeberland (in %) im Jahr 2009

Anteil internatio-nale Studierende (ISCED 5 und 6) an Studierenden des tertiären Bil-dungsbereichs 2010

Anteil internatio-nal Studierende (ISCED 6) an Dok-torats-studenten 2010

Australien n.v. n.v. 21,25 28,68

Belgien 11,82 31,65 8,80 18,50

China n.v. n.v. n.v. n.v.

Dänemark 9,62 19,65 7,54 20,83

Deutschland 10,57 n.v. 9,02* n.v.

Finnland 4,25 9,34 4,09 7,96

Frankreich 11,47 40,93 n.v. n.v.

Großbritannien 20,66 47,54 16,04 41,75

Irland 8,61 n.v. 7,03 27,11

Israel n.v. n.v. n.v. n.v.

Italien 3,27 8,25 n.v. n.v.

Kanada n.v. n.v. 6,60 20,46

Mexiko n.v. n.v. n.v. n.v.

Niederlande 7,27 n.v. 4,30 n.v.

Norwegen 7,98 29,07 1,54 4,73

Österreich 19,35 27,53 15,40 22,35

Schweden 9,35 25,88 6,93 24,16

Schweiz 21,16 47,03 15,36 48,26

Singapur n.v. n.v. n.v. n.v.

Spanien 4,72 22,01 2,98 12,16

Südkorea n.v. n.v. n.v. n.v.

Vereinigte Staa-ten n.v. n.v. 3,35 27,76

Quelle: OECD, EUROSTAT, eigene Berechnungen *2009

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175

Auf Basis dieser Informationen wurde vorgeschlagen, die nationalen

Hochschulsysteme Großbritanniens, Frankreichs und der Schweiz

in den internationalen Vergleich einzubeziehen.

Ausschließlich auf der Leistungsfähigkeit (gemessen anhand von

bibliometrischen und Mobilitätsindikatoren) wurde deshalb vorge-

schlagen folgende Länder in den Ländervergleich einzubeziehen:

USA

Großbritannien

Frankreich

Niederlande

Schweiz

Dänemark

11.2.4 Spezifische Erfahrungen bei Vollkostenmodellen bzw.

dem Einsatz von Pauschalen

Im Gegensatz zu Informationen zur Leistungsfähigkeit von Universi-

tätssystemen liegen Informationen zu Erfahrungen in Bezug auf

Vollkostenmodelle und den Einsatz von Pauschalen nicht flächen-

deckend vor. Trotzdem sollte – sofern Informationen in ausgewähl-

ten Publikationen einfach verfügbar vorlagen – betrachtet werden,

inwiefern ein reicher Erfahrungshintergrund besteht der die Einbe-

ziehung eines Landes rechtfertigen würde, auch wenn dieses auf-

grund der Leistungsfähigkeit nicht berücksichtigt werden würde.

In folgendem Abschnitt wird deshalb der Frage nachgegangen, wel-

che Systeme und Erfahrungen aus dem internationalen Raum zum

Thema Vollkostenrechnung und Projektpauschalen im Hochschul-

bereich genutzt werden konnten.

Aus der Sicht der öffentlichen Verwaltungen in Europa ergeben sich

die Anreize, die Entwicklung der Hochschulsysteme in Richtung

Vollkostenrechnung voranzutreiben durch den möglichen Abbau

von Informationsasymmetrien, welche grundsätzlich principal-agent-

relations belasten, sowie die Steuerbarkeit über Drittmittelversor-

gung zu erhöhen. Die nationalen Fördereinrichtungen in Europa wie

auch die Europäische Union haben durchaus unterschiedliche tem-

porale Regelungen eingeführt, die einerseits Anreize zum Umstieg

zur Vollkostenrechnung geben sollen und andererseits die Wettbe-

werbsfähigkeit von Hochschulen im Bereich traditioneller Schemata

beim Einwerben von Drittmitteln (einer der Hauptantriebskräfte) er-

halten soll.

Tabelle 18 gibt einen Überblick über die Vollkosten- und Projekt-

pauschalenmodelle einzelner Länder. Einige davon, wie beispiels-

weise Großbritannien, haben sehr früh begonnen, die Vollkosten-

rechnung zu verankern, wobei hier die Lehre nicht ausgenommen

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bleibt. Das System der Vollkostenrechnung in Großbritannien ist

einheitlich und gesetzlich geregelt. Andere Länder haben im Über-

gang zur Vollkostenrechnung stärker auf die Verankerung aner-

kannter Overheadraten gesetzt.

Auf Basis der Informationen wurde vorgeschlagen Finnland, Groß-

britannien, Schweden, die Schweiz und die USA in den internationa-

len Vergleich einzubeziehen.

Tabelle 18: Überblick der Vollkosten- und Projektpauschalenmodelle

Projektpauschalen - Mo-

delle

Vollkostenrechnung („full costing“)

Australien bisher keine Overheads; Vollkostenmodell in Planung

Belgien Flandern: wird implemen-tiert

Vollkostenmodell in der Flämischen Gemeinschaft: in den meisten Universitäten begann der Prozess im Jahr 2010, die Ausprägung und Entwicklung ist bis heute von Universi-tät zu Universität unterschiedlich. Die Katholieke Universiteit Leuven und die Universiteit Gent haben bereits ein entwickeltes Vollkostenmodell. Vollkostenmodell in der Französischen Gemeinschaft: in Planung und Entwicklung, Unterschiede der Universitäten im Fortschritt.

China n.v. n.v.

Dänemark n.v. n.v.

Deutschland DFG seit 07/08; 20%; BMBF: seit 2011

Unterschiedliche Regelungen (je Bundesland) zum Vollkos-tenmodell. In erster Linie wird das Vollkostenmodell bei Drittmittelprojekten genutzt um eine höhere Kostenerstat-tung für indirekte Kosten zu erzielen.

Finnland Academy of Finnland: frü-her 12,5%, Tekes: Vollkos-ten zu 60-80% (als Anreizcheck) ab 2009

Alle finnischen Universitäten haben ein Vollkostenmodell eingeführt. Obwohl es keinen national geführten Prozess gab sind die Modelle ähnlich; es gibt aber kein verpflich-tendes System. Das Vollkostenmodell wird meist bei För-derungen von der Academy of Finland, Tekes und der Eu-ropäischen Kommission angewandt.

Frankreich n.v. Die Entwicklung des Vollkostenmodells wurde im Jahr 2005 von AMUE initiiert. Obwohl es seitens der AMUE eine Methodologie, Tools, etc. gab, hat jede französische Uni-versität ihren eigenen Ansatz gewählt. Ein paar Universitä-ten sind in der Umsetzungsphase bereits sehr fortgeschrit-ten, viele andere befinden sich noch in der Anfangsphase.

Großbritannien Research Councils: 80%; auf dem Weg zur Vollfi-nanzierung

einheitliches, gesetzliches System

Irland n.v. Prozess startete im Jahr 2007. Es wurde ein einheitliches System für alle sieben Universitäten eingeführt. Änderun-gen werden zentral koordiniert um die Einheitlichkeit des Modells zu erhalten.

Israel 15% Overheads n.v.

Italien n.v. n.v.

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177

Projektpauschalen - Mo-

delle

Vollkostenrechnung („full costing“)

Kanada 20%-80% Overheads; Schwellenmodell: 80% die ersten 100 Tsd. C$, 50% die nächsten 900 Tsd C$, 40% die nächsten 6 Mio. C$

n.v.

Mexiko n.v. n.v.

Niederlande nicht einheitlich; individuell ausverhandelt

Alle Universitäten haben ein Vollkostenmodell. Auch wenn die Regierung kein Vollkostenmodell von den Universitäten fordert, haben die meisten Universitäten Vollkostenmodelle entwickelt. Im Jahr 2007 haben alle Universitäten einem Set von spezifischen Grundsätzen für die Entwicklung ihres Vollkostenmodells zugestimmt. Ziel war es die Universitä-ten untereinander vergleichbar zu machen. Ab diesem Zeitpunkt haben Universitäten jedoch individuell an der Entwicklung ihrer Vollkostenmodelle gearbeitet, mit dem Ergebnis, dass sich diese nun sehr unterscheiden.

Norwegen n.v. n.v.

Österreich FWF: 20%, Kostenrechnung verpflichtend; aber kein einheitliches Sys-

tem; keine Trennung von Forschung-Lehre

Schweden Vollkostenmodell imple-mentiert

Einheitliches System eingeführt (SUHF-Model; SUHF = the Association of Swedish Higher Education), Implementie-rung wurde koordiniert.

Schweiz NSF: max. 20% Overhead seit 2009

unterschiedliche Regelungen

Singapur n.v. n.v.

Spanien n.v. n.v.

Südkorea n.v. n.v.

Vereinigte Staa-ten

eingeschränktes Vollkos-tenmodell; individuelle Overhead-Rate auf Institutionenebene; im Schnitt 50%

einheitliche Regeln

Quellen: Sekundärliteratur, eigene Darstellung Auswahl der Länder auf Basis Leiden-Ranking 2011/12

Unter Berücksichtigung sowohl der Leistungsfähigkeit, als auch des

spezifischen Erfahrungsschatzes ergab die Auswahl folgende Län-

der in Ländervergleich einzubeziehen:

Dänemark,

Finnland,

Frankreich,

Großbritannien,

Niederlande,

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178

Schweden,

die Schweiz und

die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

11.3 Kurzdarstellung Vergleichsländer

Da eine Interpretation der Erfahrungen in Bezug auf die Finanzie-

rung indirekter Kosten sowie in der Anwendung der Vollkostenrech-

nung nur vor dem Hintergrund des jeweiligen Hochschulsystems

und dessen Weiterentwicklung sinnvoll möglich ist, erfolgt im nächs-

ten Abschnitt für alle Vergleichsländer eine konzise Darstellung des

Hochschulsystems und der wesentlichen Entwicklungslinien, insbe-

sondere in Bezug auf Governance und Finanzierung.

11.3.1 Dänemark

Das dänische Hochschulsystem umfasst einen Universitätssektor

und einen College Sektor (professionally oriented higher education

sector)55. Folgende Hochschultypen existieren:

Berufsbildende Hochschulen (Academies of Professional Higher

Education (Erhvervsakademi)

University Colleges (Professionshøjskole)

Universitäten (Universitet)

Kunsthochschulen (University level institutions of fine and per-

forming arts, design and architecture)

Für den Großteil der Hochschuleinrichtungen ist das Ministerium für

Forschung, Innovation und Hochschulausbildung (Ministeriet for

Forskning, Innovation og Videregående Uddannelser) verantwort-

lich, lediglich für einen Teil (in den Bereichen der Künste und Kultur)

der Hochschulen trägt das Kulturministerium die Verantwortung

(Kulturministeriet)56.

University Colleges dienen in der Regel dazu spezifische Berufs-

ausbildungen anzubieten. Beispiele sind die Ausbildung von Ingeni-

euren/-innen, Lehrern/-innen, Krankenpflegern/-innen oder Journa-

55 Eurydice (2006), “Regulatory frameworks in higher education governance. Policies, rights and responsibilities. Den-

mark.” 56 The Danish Ministry of Science, Innovation and Higher Education (2012), The Danish Higher Education System.

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listen/-innen57. Berufsbildende Hochschulen bieten primär kurze

Ausbildungen (Bachelorprogramme) auf Hochschulniveau an58.

Im dänischen Hochschulsystem kam es in den vergangen Jahren zu

signifikanten Reformen, die das Ziel hatten die Wettbewerbsfähig-

keit des Hochschulsektors und die Innovationsfähigkeit der däni-

schen Wirtschaft zu erhöhen59. Zu diesem Zwecke kam es zu einer

umfangreichen Neuordnung der öffentlichen Forschungslandschaft.

Die Zahl der Universitäten wurde von 12 auf 8 reduziert, wobei die

Fusionen auf freiwilliger Basis erfolgten60. Außerdem erfolgte im

Zuge der Neuorganisation des Forschungssystems auch eine teil-

weise Integration von öffentlichen Forschungseinrichtungen in Uni-

versitäten. Die Zahl der öffentlichen Forschungseinrichtungen (inkl.

Universitäten) sank damit von 25 auf 11, d.h. das öffentliche For-

schungssystem besteht nunmehr aus 8 öffentlichen Universitäten

und 3 außeruniversitären, öffentlichen Forschungseinrichtungen.

Wesentliche Grundlage für die Umstrukturierung des dänischen

Universitäts- und Forschungssystems war die Globalisierungsstra-

tegie („Fortschritt, Innovation und Kohäsion. Strategie für Dänemark

in der globalen Wirtschaft“) aus dem Jahr 2006. Diese Strategie

identifizierte Bildung und Forschung als zentrale Elemente. Sie um-

fasst insgesamt 350 spezifische Initiativen, die dazu beitragen sol-

len (Aus-)Bildung, Forschung und unternehmerisches Handeln (=

entrepreneurship) und die allgemeinen Bedingungen für Wachstum

und Innovation in der dänischen Gesellschaft zu verbessern61.

Forschungsfinanzierung

Die wichtigsten öffentlichen Forschungsakteure sind in Dänemark

die Universitäten. Verglichen mit den öffentlichen Forschungsein-

richtungen (mit 2,9 %) betrug ihr Anteil an den gesamten For-

schungsaufwendungen im Jahr 2009 30%.

Die Finanzierung von Universitäten erfolgt in erster Linie mit öffentli-

chen Mitteln durch institutionelle Basisfinanzierung und kompetitiv

vergebene Projektmittel. In den vergangenen Jahren wurde dabei

der Anteil der kompetitiv vergebenen Mittel schrittweise erhöht,

57 Eurydice (2009), National summary sheets on education system in Europe and ongoing reforms. 2009 Edition. Eurydice,

the information network on education in Europe. 58 Frølich, N. (2010), Governance and Funding Reform in the European Higher Education Area: National system analyses

Denmark, in: H. De Boer, B. Jongbloed, J. Enders and J. File (Hrsg.): Progress in higher education reform across

Europe. Governance and funding reform. Volume 2: Methodology, performance data, literature survey, national system

analyses and case studies, Brussels, 2010. 59 IPTS (2008), Research in Universities: Changes and Challenges, Institute of Prospective Technological Studies, Sevilla 60 Frølich, N. (2010), Governance and Funding Reform in the European Higher Education Area: National system analyses

Denmark, in: H. De Boer, B. Jongbloed, J. Enders and J. File (Hrsg.): Progress in higher education reform across

Europe. Governance and funding reform. Volume 2: Methodology, performance data, literature survey, national system

analyses and case studies, Brussels, 2010. 61 Eurydice (2008), The Education System in Denmark. 2007/08. Eurydice, the information network on education in

Europe.

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180

auch wenn die Basismittel z.T. leistungsorientiert (auf Basis ausge-

wählter Indikatoren) vergeben werden.

Die Finanzierung der Universitäten erfolgt in Dänemark über fünf

Kanäle:

leistungsorientierte Basismittel für die Lehre: ca. 30%

Basismittel für Forschung: ca. 30%

kompetitive, nationale Forschungsmittel: ca. 25%

forschungsbasierte Services für den öffentlichen Sektor: ca. 5%

Sonstiges: ca. 10%

Die kompetitive Vergabe der projektbezogenen Forschungsmittel er-

folgt primär durch die Councils:

Das Danish Council for Independent Research fördert For-

schung bottom-up mittels offener Ausschreibungen.

Das Danish Council for Strategic Research fördert strategische

und politikrelevante Forschung auf Basis von themenbezogenen

Calls.

Das Danish Council für Technology and Innovation fördert pri-

mär Technologietransfer und Wissensdiffusion.

11.3.2 Finnland

Das finnische Hochschulsystem besteht aus zwei Arten von Hoch-

schulen:

Fachhochschulen (Ammattikorkeakoulu) und

Universitäten (yliopisto).

Alle Universitäten sind staatliche Universitäten und werden größten-

teils auch vom Staat finanziert. Während die Universitäten akademi-

sche Lehre und Forschung betreiben, konzentrieren sich die Fach-

hochschulen auf eine berufsbezogene Ausbildung. Im Gegensatz zu

den Universitäten befinden sich die Fachhochschulen nicht im staat-

lichen Besitz, sondern werden von den Kommunen oder privaten

Institutionen getragen. Die Etablierung der Fachhochschulen erfolg-

te 1992 durch die Aufwertung von zuvor postsekundären Bildungs-

einrichtungen und war eine direkte Konsequenz der Anforderungen

der Wirtschaft an gut ausgebildete Absolventen/-innen. Seit 2002

dürfen Fachhochschulen Masterstudiengänge anbieten, wobei sich

diese Masterstudiengänge an Absolventen/-innen von Fachhoch-

schulen (oder vergleichbaren Ausbildungen) richten, die schon eine

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Berufserfahrung von mindestens drei Jahren aufweisen können. Sie

stellen damit ein wichtiges Element der Erwachsenenbildung dar62.

Forschungsfinanzierung

Die Academy of Finland ist rechtlich Teil des Bildungsministeriums

und der wichtigste Fördergeber kompetitiv vergebener For-

schungsmittel. Neben klassischer, thematisch nicht gerichteter För-

derung wurden in den letzten Jahren auch zunehmend thematische

Forschungsprogramme definiert, die vor allem die interdisziplinäre

Forschung fördern sollen. Tekes ist die Forschungsfinanzierungs-

gesellschaft, die dem Ministerium für Industrie und Handel unter-

steht und primär industrielle Forschung und Innovation finanziert.

Forschungsprogramme werden auch in Kooperation mit der

Academy of Finland definiert. Der Finnische Nationalfonds für For-

schung und Entwicklung (Finish National Fund for Research and

Development – Sitra) untersteht direkt dem Parlament und fördert

und finanziert Innovation in ausgewählten Themenfeldern wie etwa

Gesundheit.

Forschungseinrichtungen

16 Universitäten

Universitätskliniken

25 Fachhochschulen (Polytechnics, Universities of Applied Sci-

ences)

18 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

Forschung erfolgt in Finnland mehrheitlich und mit steigender Ten-

denz an Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen

(der Anteil an F&E-Aufwendungen im Unternehmenssektor sinkt).

Diese Entwicklung wurde durch die in Finnland gesetzten Reformen

sowie die Einrichtung von so genannten SHOKs (Strategic Centres

for Science, Technology and Innovation) erreicht. Von den gesam-

ten Forschungsaufwendungen war im Jahr 2010 der Unterneh-

menssektor für 69,9% verantwortlich und damit um -4,4 Prozent-

punkte niedriger als im Jahr 2008, wohin gehend der Anteil der

Hochschulen an den gesamten Forschungsaufwendungen im Jahr

2010 erstmals die 20%-Marke erreicht hat und damit höher ist

(2010: 20,4%) als in öffentlichen Forschungseinrichtungen mit 9,3%.

Finnland hat in den letzten Jahren sowohl die Grundfinanzierung als

auch die Finanzierung durch kompetitive Forschungsmittel ausge-

baut. Die kompetitive Finanzierung soll dabei zukünftig weiter aus-

62 Niederl A. und M. Ploder (2009), Internationale Rahmenbedingungen und Entwicklungen, Kurzinput zum Hochschulent-

wicklungsplan Österreich, Version 2, Graz.

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182

gebaut werden, vor allem um eine weitere Spezialisierung voranzu-

treiben.

Bemerkenswert ist vor allem der Ausbau der Förderung durch die

Academy of Finland. Zwischen 1995 und 2000 ist das Förderbudget

um etwa 80% gestiegen. Durch die höhere Dotierung der Budgets

der Academy of Finland, aber auch von TEKES, standen den Uni-

versitäten mehr Forschungsmittel zur Verfügung. Der Drittmittelan-

teil variiert jedoch stark zwischen einzelnen Universitäten und Dis-

ziplinen, in Finnland etwa zwischen 33% und 61%63. Der – auch im

internationalen Vergleich – hohe Anstieg der Finanzierung über

Drittmittel wird in Finnland kritisch diskutiert, vor allem was die Fi-

nanzierung der Infrastruktur und die längerfristige Ausrichtung der

Forschung betrifft.64 Erste Befunde deuten darauf hin, dass die For-

schungs- und Lehrproduktivität nicht wie intendiert gestiegen, son-

dern in den letzten 15 Jahren sogar leicht gesunken sind.65

2008 zeigt sich die Finanzierung der Universitäten wie folgt:

Tabelle 19: Finanzierungsstruktur finnischer Universitäten (2008)

Mio. EUR Anteile

Basisfinanzierung durch das Ministeri-um

1.432 65,8 %

Academy of Finland 154 7,1 %

Finnish Funding Agency for Technolo-gy and Innovation TEKES

93 4,3 %

Finnische Unternehmen 108 5,0 %

andere finnische Quellen 292 13,4 %

EU-Mittel 69 3,2 %

andere internationale Finanzierung 26 1,2 %

GESAMT 2.175 100 %

Quelle: Ministry of Education (2009)

11.3.3 Frankreich

Das französische Hochschulsystem hat sich im Laufe seiner Ent-

wicklung zu einem komplexen System entwickelt. Dabei existiert ei-

ne Reihe von Institutionen mit Unterschieden in Auftrag, Struktur

63 Oksanen et al. 2003. 64 Vgl. ebd. sowie Leitner et al. 2007. 65 Vgl. Tammi 2009.

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183

und Zulassungsbedingungen. Folgende Typen von Institutionen

können dabei unterschieden werden:

Universitäten

Instituts Universitaires de Technologie (IUT)

Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP)

Grande Ecoles (Ecoles Supérieures)

Ecoles Spécialisées

Die Grandes Ecoles oder auch Ecoles Supérieures sind Elitehoch-

schulen, die meistens auf eine oder wenige Fachrichtungen spezia-

lisiert sind. Die Instituts Universitaires gehören zwar zu den staatli-

chen Universitäten, sind aber relativ eigenständig. Zu ihnen zählen

die Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP), die sich auf

hauptsächlich kaufmännische, technische und naturwissenschaftli-

che Studiengänge spezialisiert haben und einen direkten Berufsbe-

zug aufweisen. Um hier aufgenommen zu werden, müssen die Stu-

dierenden bereits ein Jahr in der relevanten Fachrichtung studiert

haben. Die IUPs ähneln den deutschen Fachhochschulen, denn sie

arbeiten eng mit Unternehmen aus der Wirtschaft zusammen und

sind sehr praxisorientiert. Nach drei Jahren des Studiums schließt

man hier sein Studium mit dem Ingénieur-maître ab.

Auch die Instituts Universitaires de Technologie (IUT) sind sehr be-

rufsorientiert und bilden in ihren zweijährigen Kurzstudiengängen

hauptsächlich Assistenten/-innen und Techniker/-innen für den In-

dustrie- und Dienstleistungsbereich aus. Diese erlangen nach er-

folgreichem Studium das diplôme universitaire de technologie

(DUT). Für medizinische Studiengänge sowie Kunst, Musik und Ar-

chitektur gibt es die Ecoles Spécialisées.

Die französischen Universitäten werden unterteilt in die Unités de

Formation et de Recherche (UFR), die Fakultäten. Zurzeit gibt es in

Frankreich mehr als 80 staatliche Universitäten, an denen kostenlos

studiert werden kann. Im Gegensatz zu den Universitäten sind die

„grandes écoles“ meist auf eine oder wenige Fachrichtungen spe-

zialisiert und nur zum Teil dem Erziehungsministerium unterstellt.

Eine größere Zahl von ihnen untersteht der Aufsicht anderer Mini-

sterien oder wird von privaten bzw. öffentlich-rechtlichen Trägern

(z.B. Berufsverbänden oder Industrie- und Handelskammern) ver-

waltet.

Die französische Hochschul- und Forschungslandschaft hat in den

vergangenen Jahren noch zusätzliche Akteure, die higher education

clusters (Clusterung von Hochschuleinrichtungen, indem diese sich

zu Lehr- und Forschungsclustern zusammenschließen) (pôles

derecherche et d’enseignement supérieur – PRES) dazugewinnen

können. Ziel dieser ist es, die Sichtbarkeit und Attraktivität der fran-

zösischen Hochschulen zu steigern.

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184

Entsprechend dem allgemeinen Trend, konnten auch in Frankreich

in den vergangenen Jahren Schritte hin zu mehr Autonomie der

Universitäten und zu einer Ausweitung der kompetitiven For-

schungsförderung beobachtet werden66.

Forschungsfinanzierung

Unter den Forschungsakteuren sind in Frankreich die Hochschulein-

richtungen, die weit mehr umfassen als Universitäten und ‘grandes

écoles’, hauptverantwortlich für F&E. Forschung wird in Frankreich

jedoch auch von öffentlichen Forschungseinrichtungen durchge-

führt; zu den wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtun-

gen zählen das National Centre for Scientific Research (CNRS), das

National Institute for Agronomic Research (INRA), das National In-

stitute for Computer Science and Automation (INRIA), das National

Institute for Health and Medical Research (INSERM), und das

Atomic Energy Commission (CEA). Gemessen an den gesamten

Forschungsaufwendungen sind mit einem Anteil von 20,6% die

Hochschulen aktiver als die öffentlichen Forschungseinrichtungen

mit 16,4%. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass in Frankreich diese

beiden Sektoren durch gemeinsame Laboreinrichtungen des CNRS

und der Universitäten eng verbunden sind.

Die Finanzierung der französischen Hochschulen erfolgt im Wesent-

lichen durch öffentliche Mittel und Studiengebühren67. Die öffentli-

che Finanzierung der Forschung der Hochschulen erfolgt dabei

überwiegend in der Form von Basismitteln, kompetitive vergebene,

projektorientierte Mittel tragen zu etwa 20% zur Forschungsfinanzie-

rung bei. Die Agence Nationale de la Recherche (ANR), als wich-

tigste öffentliche Forschungsförderungseinrichtung, wurde im Jahr

2005 u.a. mit dem Ziel gegründet, ein geeignetes Instrument zu ha-

ben, um die kompetitiv vergebenen Mittel auszuweiten.

11.3.4 Großbritannien

Hochschulbildung in Großbritannien wird von Universitäten, Higher

education colleges und einer geringen Zahl von University colleges

angeboten. Gemeinsam bilden diese die Higher education instituti-

ons (HEIs). Es gibt in Großbritannien rund 340 Universitäten und

Colleges/ Institutes of Higher Education.

Die ältesten Universitäten stammen dabei aus dem 12. (Oxford) und

13. Jahrhundert (Cambridge). Die großen City-Universitäten wurden

Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. Univer-

66 Niederl, A. und Ploder, M. (2009), Internationale Rahmenbedingungen und Entwicklungen, Kurzinput zum Hochschul-

entwicklungsplan Österreich, Version 2, Graz 67 De Boer, H., Jongbloed, B., Enders, J., File, J. (2010), Progress in higher education reform across Europe. Governance

and funding reform. Volume 2: Methodology, performance data, literature survey, national system analyses and case

studies, Brussels.

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185

sitäten der jüngeren Generation wurden zwischen 1960 und 1970

meist als Campus-Universitäten errichtet. Den ebenfalls in den

sechziger und siebziger Jahren entstandenen Polytechnics wurde

1992 Universitätsstatus verliehen. Sie werden noch heute häufig un-

ter dem Begriff „New Universities“ zusammengefasst. Die Zahl der

Universitäten hat sich dadurch seit den 1960er Jahren verdreifacht.

Heute ist der britische Hochschulsektor damit eine extrem hetero-

gene Sammlung von Institutionen, die das gesamte Spektrum von

großen, forschungsintensiven, international renommierten Universi-

täten bis zu eher kleinen, auf die Lehre ausgerichteten Instituten,

die insbesondere auf regionale oder sektorale Anforderungen rea-

gieren, umfasst.

Forschungsfinanzierung

Universitäten sind die wichtigsten öffentlichen Forschungsakteure in

Großbritannien. Sie waren im Jahr 2010 mit 27,2% und die öffentli-

chen Forschungseinrichtungen mit 8% an den gesamten For-

schungsaufwendungen beteiligt. Ihre Finanzierung erfolgt zu 38%

durch Basismittel, 24% durch Studiengebühren und 38% durch

Drittmittel. 68

Das Higher Education Funding Council for England (HEFCE) über-

nimmt dabei die regulierende Rolle für die Hochschulen in England,

das Scottish Higher Education Funding Council (SHEFC) in Schott-

land , das Higher Education Funding Council for Wales (HEFCW) in

Wales sowie das Department for Employment and Learning Nor-

thern Ireleand (DELNI), einige wenige werden durch die charities

commissions reguliert.

Im Folgenden wird auf die Situation in England Bezug genommen:

Die öffentliche Finanzierung der Universitäten erfolgt großteils durch

das Higher Education Funding Council, das für die Grundfinanzie-

rung der Forschung und Lehre verantwortlich ist, gefolgt von den

Research Councils, die für die Finanzierung von Forschungsprojek-

ten zuständig sind und von Regierungsstellen direkt. In den vergan-

genen Jahrzehnten wurde die öffentliche Finanzierung zunehmend

in ein leistungsorientiertes, formelgebundenes System überführt.

Damit ist das britische Hochschulsystem im Gegensatz zu anderen

europäischen Hochschulsystemen gekennzeichnet durch a) eine

starke Trennung von Forschung und Lehre sowie b) eine ausge-

prägte kompetitive Vergabe öffentlicher Mittel, in der ebenfalls zwi-

schen Forschung und Lehre differenziert wird.69 Diese Trennung hat

zur Folge, dass viele Hochschulen ausschließlich mit Lehraufgaben

betraut sind, das sie auf Basis des Research Assessment Exercises

68 Vgl. de Boer et al. 2010a 69 Vgl. Leitner, K., Leo, H., Nones, B., Streicher, G. (2007), Finanzierungsstruktur von Universitäten. Internationale Erfah-

rungen zum Verhältnis zwischen Basisfinanzierung und kompetitiver Forschungsfinanzierung, Wien.

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(RAE) keinen Zugang zu Basismitteln für die Forschung haben. Die

Grundfinanzierung der Forschung dient vor allem der Sicherstellung

von Forschungsinfrastruktur70. Finanziert werden insbesondere Ge-

hälter des (fix) angestellten wissenschaftlichen Personals, Räum-

lichkeiten, Bibliotheken und zentrale EDV-Kosten.

11.3.5 Niederlande

Das niederländische Hochschulsystem umfasst grundsätzlich zwei

Arten von Hochschulen71:

Universitäten und

Hogescholen (Höhere Berufsbildung)

Das duale Universitätssystem, bestehend aus höherer Berufsbil-

dung (hoger beroepsonderwijs oder HBO) und universitärer Bildung

(wetenschappelijk onderwijs oder WO) setzt sich aus 41

Hogescholen und 14 öffentlichen Universitäten zusammen.

Die 14 öffentlichen Forschungsuniversitäten kombinieren die unab-

hängige, wissenschaftliche Forschung und die forschungsbasierte

Lehre 72. Die Universitäten unterscheiden sich in ihrer Größe (zwi-

schen 6.000 und 30.000 Studierenden) und ihrer thematischen Aus-

richtung. Es gibt drei technische Universitäten (in Delft, Eindhoven

und Twente) und die Wageningen University, die sich auf Lebens-

und Naturwissenschaften konzentriert. Die verbleibenden neun Uni-

versitäten haben eine allgemeine Ausrichtung.

Die Open Universiteit in the Netherlands, die 14. niederländische

Universität, stellt eine Fernuniversität mit Fokus auf Angeboten für

lebenslanges Lernen auf Hochschulniveau dar. Hinzu kommen noch

weitere acht Medizinzentren (UMCs).73

Universitäten in den Niederlanden erhalten ihre Basisfinanzierung

vom Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Ministry of

Education, Culture and Science – OCW), ausgenommen ist hier die

Universität Wageningen. Aufgrund ihrer Ausrichtung bezieht sie ihre

Basisfinanzierung (first flow funds) vom Ministerium für Wirtschaft,

Landwirtschaft und Innovation (Ministry of Economic Affairs,

Agriculture and Innovation – EL&I).74

Die Forschungsagenden von Hogescholen umfassen großteils an-

wendungsorientierte Forschung und Entwicklung, während Universi-

70 Ebd. 71 Jongbloed 2010 72 Niederl, A. und M. Ploder (2009), Internationale Rahmenbedingungen und Entwicklungen, Kurzinput zum Hochschul-

entwicklungsplan Österreich, Version 2, Graz. 73 Niederl et al. 2011 74 Dutch Ministry of Education, Culture and Science, 2012

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täten das gesamte Spektrum an F&E-Arten abdecken. Die F&E an

Hogescholen soll einerseits für die direkte Anwendung in der Wirt-

schaft geeignet sein und andererseits zum Wissens- und Technolo-

gietransfer beitragen75. Zusätzlich zu den Universitäten und

Hogescholen gibt es in den Niederlanden auch private Hochschu-

len.

Das in den Niederlanden zurzeit geltende Hochschulsystem wurde

ab den 1980 Jahren – und damit deutlich früher als in den meisten

anderen europäischen Ländern – umfangreichen Reformen unter-

zogen. Diese frühen Reformen werden als wesentlich für die gute

Position des niederländischen Universitätssektors im internationalen

Vergleich angesehen.

Universitäten und Hogescholen weisen heute einen sehr hohen

Grad an Autonomie auf. Sie können frei über die Einstellung von re-

gulären Vollzeitanstellungen von leitenden wissenschaftlichen Mit-

arbeitern/-innen, über die Gehälter ihrer Mitarbeiter/-innen, über

Geldaufnahmen am Kapitalmarkt, über die Bildung von Rücklagen,

die Übernahmen von unverbrauchten finanziellen Mitteln vom einem

Jahr zum anderen sowie darüber entscheiden, wofür sie ihre von

der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellten Zuwendungen aus-

geben und künftige Kategorien von Drittmittelfinanzierungsquellen

(private Mittel) schaffen. Forschung an Universitäten wird zuneh-

mend in eigens dafür geschaffenen Strukturen durchgeführt (re-

search schools, graduate schools, focus areas etc.)76.

Forschungsfinanzierung

Die Niederlande weisen ein relativ komplexes Governance-System

im Bereich der Forschungspolitik auf, da seit dem Jahr 2006 jedes

Ministerium im Besitz einer untergeordneten Einheit, einer so ge-

nannten „knowledge chamber“, ist, die sich mit der Ausformulierung

von Themen für Wissensgenerierung beschäftigt („policy for

knowledge” and „knowledge for policy“). Die F&E-Mittel, die die Mi-

nisterien und ihre Räte (knowledge chambers) zur direkten Verfü-

gung haben, fallen jedoch abgesehen vom Ministerium für Unter-

richt, Kultur und Wissenschaft (OCW) und zu einem etwas geringe-

ren Anteil dem Ministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (EZ)

relativ niedrig aus. Die beiden letztgenannten Ministerien sind auch

die zentralen Akteure im Bereich der niederländischen Forschungs-

politik, die anderen Ministerien konzentrieren sich bei F&E-

Aktivitäten nicht auf generische F&E-Politik, sondern auf F&E und

Innovation innerhalb ihres spezifischen Politikbereiches.

75 Niederl, A. und M. Ploder (2009), Internationale Rahmenbedingungen und Entwicklungen, Kurzinput zum Hochschul-

entwicklungsplan Österreich, Version 2, Graz. 76 Van Steen, J. (2011), The Science System in the Netherlands. An Organisational Overview, Ministry of Education, Cul-

ture and Science, Research and Science Policy Department.

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188

Das niederländische Forschungssystem verfügt über eine Reihe

von Forschungsakteuren und umfasst 14 Universitäten, 18 KNAW-

Institute (unter der Königlichen Niederländischen Akademie der

Wissenschaften), 9 NWO-Institute (unter der Niederländischen Or-

ganisation für Wissenschaftliche Forschung), 5 große Technologie-

institute (Large Technological Institutes – LTIs), die in den Berei-

chen Energieforschung, Geo-Forschung, Meeresforschung, Raum-

fahrt und Hydraulik forschen und entwickeln, die Niederländische

Organisation für Angewandte Forschung (TNO) ist eine der größten

niederländischen Forschungseinrichtungen mit fünf Schwerpunkten,

landwirtschaftliche Forschungsinstitute der DLO Foundation, staatli-

che Forschungs- und Kompetenzzentren sowie andere Institute in

den Bereichen Gesundheit und Sozialwissenschaften.77 Hinsichtlich

der Forschungsaufwendungen sind dennoch die Universitäten die

wichtigsten Forschungsakteure. Sie übernehmen mit 40,8% den

größeren Anteil der gesamten Forschungsaufwendungen im Ver-

gleich zu den öffentlichen Forschungseinrichtungen mit 11,9%

(2010).

Die Finanzierung der niederländischen Universitäten und

Hogescholen ist dreigliedrig und erfolgt primär mit öffentlichen Mit-

teln anhand von unterschiedlichen Finanzierungsströmen.

Das Finanzierungsmodell der Universitäten basiert auf drei Säulen

(Finanzierungsströmen = funding flows). Die erste Säule (auch als

„first flow“ bezeichnet) besteht aus der Basisfinanzierung in Form

eines Globalbudgets durch das Ministerium für Bildung, Kultur und

Wissenschaft (OCW). Die zweite Säule („second flow“) besteht aus

Projekt- und Programmförderung durch Forschungsförderungsagen-

turen (primär zur Einstellung von Forscher/-innen bzw. Academy

Professors78. Mit der dritten Finanzierungssäule werden nationale

und internationale Auftragsprojekte durch öffentliche und private

Organisationen, aber auch internationale, öffentliche Subventionen

zusammengefasst79.

Für die Niederlande ergibt sich folgende Zusammensetzung des

Gesamtbudgets der Universitäten80:

Globalbudget („first flow“): 60% (inklusive ca. 6% Studienge-

bühren)

Forschungsförderungsfonds („second flow“): 10%

77 Deuten 2009

78 Van Steen, J. (2011), The Science System in the Netherlands. An Organisational Overview, Ministry of Education, Cul-

ture and Science, Research and Science Policy Department. 79 Ebd. 80 Jongbloed, B. (2010), Governance and Funding Reform in the European Higher Education Area: National system analy-

ses The Netherlands, in: H. De Boer, B. Jongbloed, J. Enders and J. File (Hrsg.): Progress in higher education reform

across Europe. Governance and funding reform. Volume 2: Methodology, performance data, literature survey, national

system analyses and case studies, Brussels, 2010

Page 197: Wissenschaftliche - BMBF · PDF fileKlaus-Peter Beyer Michael Tustanowski Grit Wiedenhöft Sybille Knerr Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH: Michael Ploder Andreas Niederl

189

marktorientierte Aktivitäten („third flow“): 30%

Für die Hogescholen wird ein harmonisiertes System gemeinsam

mit den Universitäten eingeführt werden, zumindest was die Lehr-

komponente der Basisfinanzierung betrifft (Hogescholen erhalten

keine Basismittel für die Forschung). Bis heute beziehen

Hogescholen ihre finanziellen Mittel aufgeschlüsselt nach einer

Formel: Diese bezieht sich auf die Anzahl der Studierenden, die An-

zahl der Studienabschlüsse (nur Bachelor), die Anzahl an Studien-

abbrechern/-innen und die Studiendauer der Studierenden. Das Fi-

nanzierungssystem ist demzufolge leistungsorientiert, besonders

was den Anteil an Absolventen/-innen betrifft81.

11.3.6 Schweden

Das schwedische Hochschulsystem unterscheidet zwischen Univer-

sitäten und Högskala (Hochschulen, public university colleges). Es

umfasst

14 staatliche Universitäten,

24 staatliche Hochschulen,

drei „unabhängigen Institutionen“ (Chalmers University of Tech-

nology in Gothenburg, Stockholm School of Economics and

Jönköping University Foundation), und

zehn „unabhängige Programmanbieter“,

die alle das Recht haben untergraduierte Studienabschlüsse anzu-

bieten82. So steht es seit dem 1. Januar 2010 allen unabhängigen

Institutionen im Bereich der Hochschulbildung offen, sich um die

Akkreditierung zur Verleihung von Forschungsgraden zu bewerben.

Die Bewerbungen werden vom Schwedischen Zentralamt für Höhe-

re Bildung geprüft. Postgraduale Ausbildung kann an allen Universi-

täten und ausgewählten Högskala und den unabhängigen Institutio-

nen angeboten werden.

In Schweden sind das Parlament (Riksdag) und die Regierung für

die Hochschulbildung und die Forschung zuständig, was auch be-

deutet, dass sie die Entscheidungen im Hinblick auf Ziele, Richtli-

nien und Mittelverwendung treffen. Bildung und Forschung fallen

entsprechend in den Aufgabenbereich des Ministeriums für Bildung

und Forschung. Das Schwedische Zentralamt für Höhere Bildung

(Swedish National Agency for Higher Education) war bisher die

wichtigste staatliche Stelle für Hochschulbildungsangelegenheiten.

81 De Boer, H., Jongbloed, B., Enders, J., File, J. (2010), Progress in higher education reform across Europe. Governance

and funding reform. Volume 2: Methodology, performance data, literature survey, national system analyses and case

studies, Brussels. 82 Swedish National Agency for Higher Education (2012), Swedish Universities and University Colleges: Short Version of

Annual Report 2012.

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190

Seine Agenden werden seit 1.1.2013 vom Swedish Council for

Higher Education und der Swedish Higher Education Authority

weitergeführt.

Auch wenn diese beiden Einrichtungen eine zentrale Rolle in Hoch-

schulbildungsangelegenheiten übernehmen, sind Hochschuleinrich-

tungen regierungsunabhängige Institutionen und entscheiden selbst

über die Inhalte ihrer Lehrveranstaltungen, die Zulassungen, die

Verwendung finanzieller Mittel83 sowie administrativer Angelegen-

heiten. Seit dem 1. Januar 2010 steht es allen unabhängigen Institu-

tionen im Bereich der Hochschulbildung offen, sich um die Akkredi-

tierung zur Verleihung von Forschungsgraden zu bewerben. Die

Bewerbungen werden vom Schwedischen Zentralamt für Höhere

Bildung geprüft.

Die jüngste Reform, in Kraft getreten am 1. Januar 2011, gesteht

den Hochschuleinrichtungen größere Autonomie zu, um sie beson-

ders gut für den intensiven internationalen Wettbewerb zu rüsten.

So werden unter anderem die Rechte der Hochschuleinrichtungen

gestärkt, ihre internen Strukturen selbst festzulegen.

Die jüngste Veränderung im schwedischen Hochschulsystem betrifft

die Auflösung der Swedish National Agency for Higher Education

(Högskoleverket), des International Program Office for Education

and Training (Internationella programkontoret) und der Swedish

Agency for Higher Education Services (VHS) mit 31. Dezember

2012. Ihre Agenden wurden ab 1. Januar 2013 von zwei neuen Or-

ganisationen übernommen: von der Swedish Higher Education Au-

thority (Universitetskanslersämbetet) und dem Swedish Council for

Higher Education (Universitets- och högskolerådet).

Forschungsfinanzierung

In Schweden sind die Hauptakteure der Forschung die Universitä-

ten. In Bezug auf die F&E-Ausgaben sind die Universitäten an den

gesamten Forschungsausgaben nach den Unternehmen (70%), für

den Hauptanteil der F&E-Ausgaben (25%) verantwortlich. Der Anteil

an Forschungsaufwendungen an den gesamten Aufwendungen bei

öffentlichen Forschungseinrichtungen betrug im Jahr 2009 4%.

Der Anteil der staatlichen Zuschüsse am Gesamtbudget der schwe-

dischen Universitäten beträgt 75%. Die Forschungslandschaft rund

um die außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist groß und

gestaltet sich darüber hinaus relativ heterogen. Es gibt in der For-

schungslandschaft eine Reihe von staatlich-kofinanzierten

Agencies, wie das Swedish Defence Research Agency (FOI), das

Swedish Institute for Infectious Disease Control (SMI), die Swedish

83 Ebd.

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191

Radiation Protection Authority (SSI) und das Swedish

Meteorological and Hydrological Institute (SMHI). Weiters umfasst

das schwedische Forschungssystem NGOs, die ebenfalls den

Großteil ihrer Finanzierung vom schwedischen Staat erhalten. Die

homogenste Subgruppe im schwedischen Forschungssystem stel-

len wahrscheinlich die Forschungseinrichtungen, definiert als „Re-

search and Technology Organisations“, dar, wobei es auch hier Un-

terschiede in der staatlichen Finanzierung gibt.

Gemäß dem, seit kurzem eingeführten Budget Bill 2013, soll direkte

Finanzierung für Forschung an Universitäten und Colleges im Jahr

2014 um 600 Mio. SEK und mit 2016 mit zusätzlichen 300 Mio. SEK

versehen werden. Staatlich finanzierte „Bottom-up“/„free funding“-

Projekte an Universitäten und Colleges werden entweder direkt

durch den Staat oder durch eine der drei Research Councils

(Swedish Research Council (VR), Swedish Research Council for

Environment, Agricultural Sciences and Spatial Planning (Formas),

Swedish Council for Working Life and Social Research (FAS), aus-

gezahlt.

11.3.7 Schweiz

Die Schweizer Hochschullandschaft besteht aus drei Hochschulty-

pen: Universitäre Hochschulen, Fachhochschulen und Pädagogi-

sche Hochschulen.

Das Schweizer Universitätssystem besteht aus

zwei Eidgenössischen Technischen Hochschulen und 10 kanto-

nalen Universitäten,

neun Fachhochschulen,

14 Pädagogischen Hochschulen,

sowie Universitätsinstitutionen, die der Bund unterstützt. Dazu

gehören vor allem das „Institut universitaire des hautes études

internationales et du développement (IHEID)“ in Genf, das „Insti-

tut de hautes études en administration publique (IDHEAP)“ in

Lausanne, das „Institut Universitaire Kurt Bösch (IUKB)“ in Sion

und die „Stiftung Universitäre Fernstudien Schweiz“ in Brig.

In Abgrenzung zum Fachhochschulsektor sind unter dem Begriff

„universitäre Hochschulen“ die ETH Zürich und die EPFL Lausanne

als Eidgenössische Technische Hochschulen und die zehn kantona-

len Universitäten zusammengefasst. Zu den zehn kantonalen Uni-

versitäten zählen dabei: die Universität Basel, die Universität Bern,

die Universität Freiburg / Université de Fribourg, die Université de

Genève, die Université de Lausanne, die Universität Luzern, die

Université de Neuchâtel, die Universität Zürich, die Universität St.

Gallen und die Università della Svizzera italiana.

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192

Gerade die ETHs verfügen auch im internationalen Vergleich über

höchstes Renommee als Spitzenuniversitäten. Die Schweiz zeich-

net sich, als eine der führenden Wissenschaftsnationen weltweit,

insgesamt durch eine absolute Spitzenposition beim Forschungs-

output (pro Einwohner/-in) aus84.

Was die Historie des Schweizerischen Hochschulsystems betrifft, so

ist dieses föderalistische duale System gewachsen und zeichnet

sich heute anhand einiger Besonderheiten wie folgt aus: (1) Bund

und Kantone hatten bzw. haben stets unterschiedliche Verantwort-

lichkeiten und Zuständigkeiten über; (2) die zwei universitären

Hochschulbereiche (ETH / kantonale Universitäten) werden daher

auch von unterschiedlichen Trägern geführt und finanziert; (3) der

ETH-Bereich hat stets einen Sonderstatus eingenommen; (4) die

zehn kantonalen Universitäten sowie die zahlreichen universitären

Institutionen sind meist regional verankert sowie (5) auf kantonaler

Ebene gilt die interkantonale Finanzierungs- und Freizügigkeitsver-

einbarung für die Universitäten (IUV); d.h. Studierende der Verein-

barungskantone werden zu den gleichen Bedingungen aufgenom-

men wie die eigenen; im Gegenzug verpflichten sich die Herkunfts-

kantone, den Standortkantonen einen bestimmten Beitrag pro Stu-

dierenden zu entrichten85.

Können die genannten Vorteile durchaus als Stärken des Schweize-

rischen Hochschulsystems gewertet werden, so ist es gerade Punkt

(1), welcher in den letzten Jahren zu vermehrter Kritik geführt hat. In

Folge dessen haben sich Bund und Kantone geeinigt, in Zukunft die

Steuerung des Schweizerischen Hochschulraums gemeinsam stär-

ker wahrzunehmen. Im Zuge dessen wurde mit September 2011

von den eidgenössischen Räten das Bundesgesetz über die Förde-

rung der Hochschulen und die Koordination im schweizerischen

Hochschulbereich (Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz,

HFKG) verabschiedet. Die darin enthaltenen neuen Koordinations-

und Fördergrundlagen sollen jedoch nur für die kantonalen Universi-

täten gelten; von der Reform unberührt bleibt der ETH-Bereich86.

Forschungsfinanzierung

Das Schweizerische Forschungssystem ist durchaus komplex, was

nicht zuletzt darin zu begründen ist, dass in der Agenda Bildung und

damit auch in der Forschungspolitik der Bund und die Kantone seit

jeher stets unterschiedliche Verantwortungen und Zuständigkeiten

übernommen haben. Heute spricht man von einem historisch ge-

wachsenen dualen System, das nicht zuletzt dazu geführt hat, dass

84 Niederl, A., Breitfuss, M., Ecker B., Leitner K.H. (2011), Modelle der universitären Forschungsfinanzierung: Ausgewählte

Internationale Erfahrungen. Im Auftrag vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Graz. 85 Niederl, A., Breitfuss, M., Ecker B., Leitner K.H. (2011), Modelle der universitären Forschungsfinanzierung: Ausgewählte

Internationale Erfahrungen. Im Auftrag vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Graz. 86 Ebd.

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193

Agenden der Bildungs- und Forschungspolitik immer wieder Gegen-

stand politischer Auseinandersetzungen waren bzw. sind.

Abgesehen von den zentralen zukünftigen Veränderungen (wie z.B.

die Schaffung eines gemeinsamen hochschulpolitischen Organs),

welche das HFKG mit sich bringt, umfasst das Schweizerische For-

schungssystem heute folgende relevante öffentliche Forschungsein-

richtungen:

12 Universitäten (2 Eidgenössische Technische Hochschulen

und 10 kantonale Universitäten)

9 Fachhochschulen (7 öffentlich-rechtliche und 2 private Fach-

hochschulen)

Forschungsinstitutionen: Hier sind vor allem die vier dem ETH-

Bereich zugehörigen Forschungsanstalten zu nennen: Paul

Scherrer Institut, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und

Landschaft, Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt und

die Eidg. Forschungsanstalt für Wasserversorgung, Abwasser-

reinigung und Gewässerschutz. Darüber hinaus gibt es noch ei-

ne kleine Anzahl von öffentlichen Forschungsinstitutionen in Be-

reichen der öffentlichen Verwaltung und Bildung, aber auch in

Themenfeldern wie z.B. der Biomedizin.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass in der Schweiz die Privatwirt-

schaft und die Hochschulen die Hauptträger der Forschung sind.

Der private Sektor gilt dabei unbestreitbar als der Hauptmotor des

Wachstums der F&E-Ausgaben in den vergangenen Jahren (2008:

73,5%); auf Platz zwei folgen die Hochschulen (2008: 24,2% der

gesamten F&E-Ausgaben), insbesondere die Universitäten. For-

schungsinstitutionen – sei es öffentlicher, sei es privater Hand –

spielen hingegen kaum eine prioritäre Rolle.

Eine Stärke der Schweizerischen Hochschulfinanzierung liegt in der

Diversität der Mittel. So stammen die Mittel der Universitäten vom

jeweiligen Trägerkanton, von den anderen Kantonen durch die

interkantonale Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarung für

die Universitäten (IUV), vom Bund, der zum einen die Grundfinan-

zierung sichert, zum anderen die kompetitive Mittelvergabe durch

die Forschungsförderungsagenturen (wie z.B. den Schweizerischen

Nationalfonds) deckt, sowie darüber hinaus von EU-

Forschungsprogrammen und weiteren Drittmitteln (wie z.B. Spen-

den).

Allem voran gilt es wiederum festzuhalten, dass sich die Schweiz

durch ein duales, historisch gewachsenes Universitätssystem aus-

zeichnet: Auf der einen Seite gibt es den ETH-Bereich, auf der an-

deren Seite die kantonalen Universitäten. Dementsprechend unter-

scheiden sich auch die Träger, die gesetzlichen Grundlagen und

somit auch die Finanzierung der Lehre und Forschung.

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194

Träger des ETH-Bereichs ist der Bund. Für die Umsetzung des

Leistungsauftrags gelten Zielvereinbarungen, die jeweils zwischen

dem ETH-Rat und den Eidgenössischen Hochschulen bzw. For-

schungsanstalten abgeschlossen werden. Auf Basis dieser Zielver-

einbarungen werden auch die Bundesmittel verteilt, deren Vergabe

sich – wenn es auch per definitionem keine Trennung des Budgets

in die Komponenten Forschung und Lehre gibt durchaus leistungs-

orientiert gestaltet. Die Leistungsindikatoren werden dabei jeweils

wiederum innerhalb des Auftrags bzw. der Zielvereinbarung festge-

legt. Der Bund stellt somit für den ETH-Bereich beinahe die gesam-

ten Finanzmittel zur Verfügung; im Konkreten wurden im Jahr 2009

die ETHZ mit 90,5% und die EPFL mit 89,9% des gesamten Auf-

wands durch die Bundesmittel ausgestattet. Die übrigen zwei Säu-

len der ETH-Finanzierung, Drittmittel und (Studien-)Gebühren, sind

dementsprechend gering.

Durchaus komplexer gestaltet sich das kantonale Universitätssys-

tem: Träger der kantonalen Universitäten ist der jeweilige Sitzkanton

und damit auch der Hauptfinanzier; hinzu kommen die so genann-

ten IUV-Beiträge (deren Grundlage die Interkantonale Universitäts-

vereinbarung vom 20. Februar 1997 ist) sowie die Bundesbeiträge

und Drittmittel. Was die Bundesbeiträge betrifft, so wurde – um auch

seitens des Bundes eine Grundlage für eine stetige Förderung der

kantonalen Universitäten zu haben – bereits im Jahr 1968 ein Bun-

desgesetz über die Hochschulförderung geschaffen, welches

schließlich im Jahr 1999 vom Universitätsförderungsgesetz (UFG)

abgelöst wurde. Anhand dessen gewährt der Bund heute Finanzmit-

tel in dreierlei Form:

Grundbeiträge

Investitionsbeiträge

Zusätzliche projektgebundene Beiträge

Ziel des UFG ist es, die Grundbeiträge statt aufwandsorientiert stär-

ker leistungsbezogen zu bemessen. Dementsprechend differenziert

der Bund bei der Bemessung der Grundbeiträge zwischen den zwei

Komponenten Forschung und Lehre. Was den Umfang der Grund-

beiträge betrifft, so ist dieser im Vergleich zum ETH-Bereich, aber

auch im Vergleich zu den anderen Finanzierungsquellen der kanto-

nalen Universitäten wesentlich geringer. Der Anteil des Bundes be-

wegt sich dabei meist bei einem Viertel der Aufwandsfinanzierung

auf kantonaler Ebene. Dies impliziert, dass die kantonalen Universi-

täten vorwiegend (im Jahr 2009 zwischen 34,2% und 62,4%) von

den Kantonen getragen werden.

Wie zuvor dargestellt, sind die Mechanismen zur Finanzierung der

Schweizerischen Universitäten durchaus differenziert. Auffallend ist,

dass die Finanzierung der Lehre wohl einen wesentlich höheren

Stellenwert in der Grundfinanzierung der kantonalen Universitäten

durch den Bund einnimmt als die Finanzierung der Forschung (70-

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Anteil Lehre versus 30-Anteil Forschung). Könnte man nun daraus

schließen, dass der Lehre an den Schweizerischen Universitäten

ein viel höherer Stellenwert zukommt, so ist diese Annahme inso-

fern zu relativieren, als dass es den autonomen Universitäten selbst

obliegt, für welche Aktivitäten sie ihr Budget verwenden; d.h. die sei-

tens des Bundes beigesteuerten Grundbeiträge für Lehre und For-

schung sind nicht zweckgebunden; mehr noch, in der Schweiz geht

man sine qua non von einer „forschungsgeleiteten Lehre“ aus.

Interessant ist die Zusammensetzung der Indikatoren bei der Finan-

zierung von Lehre und Forschung. Wie in anderen Ländern beruht

die Finanzierung auf Formeln, wobei in der Lehre Input-Indikatoren

(die Anzahl der Studierenden gewichtet nach Fachbereichsgruppen)

verwendet werden, während in der Forschung ein Output-

Indikatorenset (bestehend aus der Art und Höhe der verschiedenen

kompetitiv eingeworbenen Mitteln) zur Verwendung kommt. Mit der

verstärkten Verwendung von Output-Indikatoren geht auch einher,

dass die projektbasierte Finanzierung zunehmend an Bedeutung

gewonnen hat. So dient die projektbasierte Finanzierung vor allem

dem Ziel, Anreize für einen verstärkten Wettbewerb der Universitä-

ten untereinander zu schaffen – demzufolge: „Die Institutionen sind

gezwungen, Strategien zu entwickeln und ihre Kräfte zu bündeln“87.

Schon in der Vergangenheit sind die Beiträge des SNF und der KTI

erhöht sowie seitens des Bundes Kooperationsprojekte zwischen

den Hochschulen unterstützt worden. Für die Zukunft gilt, dass die-

ser Wettbewerb und damit die projektbasierte Forschungsfinanzie-

rung weiter ausgebaut werden sollen.

Damit wird auch die Evidenz unterstrichen, dass Forschung und

Entwicklung an den Schweizerischen Hochschulen vornehmlich

fremdfinanziert, in diesem Fall vom Bund und von den Kantonen fi-

nanziert, wird (so stammen von der Fremdfinanzierung für F&E im

Jahr 2008 in der Höhe von insgesamt CHF 3,6 Mrd. etwa 89% ge-

meinsam vom Bund und von den Kantonen; demgegenüber ist der

Anteil der hochschulinternen Finanzierung für F&E mit CHF 370

Mio. (etwa 10%) gering; gleiches gilt – erstaunlicherweise – für die

Privatwirtschaft , die sich im Jahr 2008 mit insgesamt CHF 270 Mio.

(7,5%) an den F&E-Aktivitäten der Hochschulen beteiligt hat).

Insgesamt lässt sich somit festhalten, dass das Finanzierungssys-

tem der Schweizerischen Universitäten – u.a. historisch bedingt –

durchaus komplex ist; dennoch die Schweiz hat als eine der führen-

den Wissensnationen weltweit in den vergangenen Jahren beide Fi-

nanzierungsmechanismen, d.h. sowohl die Grundfinanzierung der

Universitäten als auch die Mittel zwecks kompetitiver Mittelvergabe

in der Forschung, stetig ausgebaut. Neben der Prämisse der „for-

schungsgeleiteten Lehre“ ist dabei vor allem in der Forschung ein

87 SBF und BBT 2006

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Trend hin zur projektbasierten Förderung bzw. Finanzierung zu

konstatieren.

In der Schweiz muss zwischen dem ETH-Bereich und dem kantona-

len Bereich unterschieden werden. Während im ETH Bereich die

Budgeterstellung auf Basis 4-jähriger Zielvereinbarungen erfolgt,

werden im kantonalen Bereich die Grundbeiträge weitgehend über

Input Indikatoren (Studierende pro Jahr, Faktoren für Disziplinen)

sowie die Einwerbung von Drittmitteln bestimmt.

11.3.8 USA

US-amerikanische Hochschulen weisen sehr unterschiedliche Akti-

vitätsprofile (von sehr kleinen, privaten Lehrhochschulen ohne Pro-

motionsrecht bis zu sehr großen, öffentlichen Universitäten mit sehr

hoher Forschungsorientierung) und das US-amerikanische Hoch-

schulsystem damit einen sehr hohen Grad der Differenzierung. Da

in den USA Hochschulbildung die Kompetenz der einzelnen Bun-

desstaaten ist, bestehen im US-amerikanischen Hochschulsystem

auch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaa-

ten, insbesondere in Bezug auf die Governance und Finanzie-

rungsmechanismen. Deshalb kann man in den USA von keinem

einheitlichen Hochschulsystem sprechen.

In seiner Gesamtheit besteht das US-amerikanische Hochschulsys-

tem zum größten Teil aus kleinen Hochschulen ohne Promotions-

recht: Gemäß Carnegie Foundation existierten im Jahr 2010 in den

USA 4.634 Hochschulen, die Programme mit einer Dauer von min-

destens 2 Jahren anboten. Die Anzahl der eingeschriebenen Stu-

dierenden dieser Hochschulen betrug (im Herbst 2009) 20,7 Mio..88

36,8% der Hochschulen waren öffentlich, 37,0% privat und nicht

profitorientiert und 26,2% profitorientiert und privat. Auch wenn pri-

vate Hochschulen öffentliche damit zahlenmäßig dominieren, spie-

len öffentliche Hochschulen gemessen an den Studierenden in den

USA die wichtigste Rolle: 71,9% der Studierenden waren an öffent-

lichen Hochschulen eingeschrieben. Dies spiegelt die Tatsache wi-

der, dass es eine große Anzahl sehr kleiner, privater Hochschulen

gibt: So liegt die Durchschnittsgröße einer privaten Hochschule un-

ter 2.000 Studierenden, während öffentliche Hochschulen im Schnitt

mehr als viermal so groß sind. Schränkt man die Betrachtung auf

Universitäten im engeren Sinn ein (Hochschulen mit Promotions-

recht), reduziert sich die Zahl der Institutionen auf 296 (Stand 2010),

wobei etwa 60% dieser Universitäten öffentlich sind.89

88 Carnegie Foundation 2011 89 EFI 2012

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Umfangreiche Hochschulsystemreformen wie sie in vielen europäi-

schen Ländern in den letzten Jahren beobachtet werden konnten,

können in den USA nicht beobachtet werden.

Forschungsfinanzierung

Der Großteil der öffentlichen Universitäten weist eine hohe oder

sehr hohe Forschungsorientierung auf (83,0%), während die Hälfte

der privaten Universitäten nur eine moderate Forschungsorientie-

rung aufweist. 72% der Universitätsstudierenden absolvieren ihr

Studium an öffentlichen Universitäten. Interessanterweise liegt der

Anteil dieser, die an sehr forschungsorientierten Universitäten stu-

dieren, bei 55,6%. Im Gegensatz dazu studieren nur 31,5% der

Studierenden an Privatuniversitäten an Universitäten mit sehr hoher

Forschungsorientierung. Damit zeigt sich, dass öffentliche For-

schungsuniversitäten in den USA eine sehr wichtige Rolle im Hoch-

schulsystem einnehmen, obwohl sich gerade in Europa in Bezug

auf US-amerikanische Forschungsuniversitäten die Diskussion häu-

fig auf wenige private Eliteuniversitäten beschränkt. Diese privaten

Eliteuniversitäten sind nicht profitorientiert und umfassen einige der

weltweit renommiertesten Universitäten, wie die Yale University, die

Harvard University, das Massachusetts Institute of Technology, die

Princeton University oder die Stanford University. Auf der anderen

Seite weisen auch einige öffentliche Forschungsuniversitäten eine

sehr hohe Forschungsorientierung sowie höchstes Renommee auf

(bspw. die University of California-Berkeley, die University of

California-Santa Cruz, das Georgia Institute of Technology oder die

University of Texas-Austin).

Die forschenden Universitäten sind die wichtigsten öffentlichen For-

schungsakteure in den USA, wobei auch öffentliche Forschungsein-

richtungen eine wichtige Rolle spielen. Staatlich geförderte öffentli-

che Forschungseinrichtungen übernehmen weniger als 8% der ge-

samten F&E-Ausgaben, während die Universitäten den Löwenanteil

an den gesamten F&E-Ausgaben innehaben. Neben der National

Science Foundation (NSF), die selbst keine Forschungsaktivitäten

durchführt, haben die meisten nationalen Forschungsförderungsein-

richtungen in den USA auch selbst Forschungskapazitäten (bspw.

das National Institutes of Health (NIH)). Viele Ministerien finanzieren

sektorspezifische Forschungszentren, viele als Federally Funded

R&D Centers (FFRDCs). Diese FFRDCs werden wiederum teilweise

von Universitäten gemanagt. Darüber hinaus gibt es noch eine Rei-

he anderer, öffentlicher Forschungseinrichtungen wie öffentliche

Krankenhäuser, die klinische Forschung durchführen90.

Bei der Finanzierung der Hochschulforschung spielen Eigenmittel

(„Endowments“) eine wichtige Rolle. Die staatliche Finanzierung der

90 OECD 2002

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Hochschulen erfolgt sowohl durch einzelstaatliche wie auch nationa-

le Mittel, wobei nationale Forschungsmittel primär projektorientiert

vergeben werden. Die wichtigsten bundesstaatlichen Finanzie-

rungsorgane sind die National Science Foundation (NSF), National

Institute of Health (NIH), Department of Defense und Department of

Energy.