Wittighäuser Hefte 2 - Künstler 1

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12 Künstler mit Beziehungen zur Gemeinde Wittighausen: Georg Boskamp, Bernie Conrads, Kilian Emmerling, Matthias Ernst, Alois Hörner, Renée Holler, Tobias Greissing, Wilfried Kemmer, Liselotte Lang, Rainer Schwander, Ruth Vines, Fritz Zipf

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34 G E O R G B O S K A M P * 1 9 4 3 + 2 0 0 4 M A L E R

6 B E R N I E C O N R A D S * 1 9 5 0 M U S I K E R

8 K I L I A N E M M E R L I N G * 1 9 5 8 B I L D H A U E R

1 0 M A T T H I A S E R N S T * 1 9 6 4 M U S I K E R

1 2 A L O I S H Ö R N E R * 1 9 0 8 + 1 9 9 1 M U S I K E R

1 4 R E N É E H O L L E R * 1 9 5 6 S C H R I F T S T E L L E R I N

1 6 T O B I A S G R E I S S I N G * 1 9 6 4 D E S I G N E R

1 8 W I L F R I E D K E M M E R * 1 9 3 8 B I L D H A U E R

2 0 L I S E L O T T E L A N G * 1 9 3 8 M A L E R I N

2 2 R A I N E R S C H W A N D E R * 1 9 5 1 M U S I K E R

2 4 R U T H V I N E S * 1 9 7 0 M A L E R I N

2 6 F R I T Z Z I P F * 1 9 0 8 + 1 9 8 1 B I L D H A U E R

2 8 Index der Abbildungen

3 0 Impressum / Unterstützer

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D I E A U T O B A H N A L S A T E L I E R

G E O R G B O S K A M P * 1 9 4 3 + 2 0 0 4

Lebte und arbeitete auch in Unterwittighausen.

Der Rheinländer Georg Boskamp begann seine akademische Karriere in den 1970er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf als Schüler von Brüning, Hoehme und Richter. Schon damals vermittelten seine Zeichnungen und Grafiken eine sensible, eigenständige Interpretation von Bewegung. In den 1980er Jahren arbeitete er in einem Loft-Atelier in einer alten Spinnerei am Rhein. Dem Trend stark voraus strebte er nach künstlerischer Autonomie und setzte sich mit dem Problem des „Raumes“ auseinander – ungegenständliche Landschaften entstanden.1982 wurde er als Professor für Zeichnung undMalerei an die Fachhochschule Würzburg beru-fen. In seinem dortigen Atelier beschäftigte er sich mit der Darstellung dessen, „was zwischen Objekt und dem Betrachter liegt“. Der „Zeitraum“, eine zusätzliche Dimension, kam hinzu. „Drawing by Driving“ – Malen beim Fahren, nann-te er sein Tun, wenn ihn während der Autofahr-ten von Franken ins Rheinland die Darstellung von Bewegung auf und neben der Autobahn interessierte.

Das Atelier am Wittighäuser Waldesrand war seinkünstlerisch inspiratives Refugium am Ende des Lebens. Dort wurden seine Zeichnungen wieder gegenständlicher, das Spiel mit Farben und figür-liche Motive seine beherrschenden Themen.

Georg Boskamp stellte seit 1970 in vielen Galerien und Museen aus – in Würzburg, München, Bilbao und auch in New York.

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K O M P O N I S T , T E X T E R U N D F U S S B A L L F A N

B E R N I E C O N R A D S * 1 9 5 0

Lebt und arbeitet in Unterwittighausen.

Mit der Gitarre in der Hand war Bernie Conrads lange Zeit überall zuhause: Auf großen und klei-nen Bühnen tourte der in Aachen geborene Mu-siker als Kopf und Sänger von Bernies Autobahn Band durch die Lande. Weit über 1000 Konzerte spielte er im In- und Ausland. Sieben Alben mit deutschsprachigen Liedern im Folkrock-Stil brachte die Band hervor.

1989 löste sich seine Autobahn Band nach drei-zehn Jahren auf. Conrads widmete sich von da an dem Komponieren. Für Peter Maffay schrieb er fast alle Texte der mit Platin ausgezeichneten Platte „Maffay 96“. Aus der Feder Conrads stam-men auch Lieder und Texte, die Stefan Stoppok und Erich Schmeckenbacher alias Zupfgeigen-hansel interpretieren.

Zuhause ist Bernie Conrads seit vielen Jahren in Unterwittighausen. Hier lebt er mit seiner Frau Elisabeth Bachmeier und Sohn Hannes, der mittlerweile auch in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und Musik macht. Die Wittighäuser kennen „den Börnie“ von Familiengottesdiensten in der Kirche oder Auftritten beim Sommerfest des Tennisclubs. Da greift er dann mit anderen lokalen „Urgesteinen“ zur Gitarre und singt.

Seinem Musikstil, dem Folkrock, ist der beken-nende Fußballfan von Alemannia Aachen treu geblieben. Mit Stoppok und der Dresdener Grup-pe Pankraz spielt Conrads Alben ein und macht das, was er am besten kann: Musik.

Erhältlich sind die drei unten aufgeführten CDs bei www.contraermusik.de

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E I N W A L D M I T T E N I M A L T E N L A G E R H A U S

K I L I A N E M M E R L I N G * 1 9 5 8

Lebt und arbeitet in Oberwittighausen.

Bäume faszinieren Kilian Emmerling. Für ihn sind sie Lebewesen, jeder einzelne ein Individuum. Der Rohstoff Holz mit seinen unterschiedlichen Maserungen inspiriert den Bildhauer, Figuren zu abstrahieren, das Holz begreifbar und gleich-zeitig greifbar zu machen. Individuell wie der Baum selbst und sein Holz, seine Maserung ist, so individuell sind auch die Objekte, die daraus entstehen.

Im Goliath, dem ehemaligen BayWa-Lagerhaus zwischen Ober- und Unterwittighausen, hat Kilian Emmerling sein Atelier und dort ist auch eine permanente Ausstellung seiner Werke untergebracht. Wie Bäume ragen seine langen, oft verwundenen Holzskulpturen aus Kirsche, Ulme oder Eichenholz bis hoch in das weitläufige Lagerhausdach.

Verwurzelt wie sein favorisierter Rohstoff Holz ist Kilian Emmerling in seiner Heimatregion: in Wertheim geboren, wuchs der Künstler in Gam-

burg auf, studierte nach der Schulzeit zunächst Sozialpädagogik, bevor er seine wahre Berufung als Bildhauer fand.

Seit 1990 stellt Kilian Emmerling seine Werke aus, zu sehen waren seine Holzskulpturen unter anderem im Würzburger Spitäle und im Kurpark Bad Kissingen.

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K L A R I N E T T E V I R T U O S I N K L A S S I K U N D J A Z Z

M A T T H I A S E R N S T * 1 9 6 4

Seine Eltern stammen aus Wittighausen.

Als Mr. Clarino hat sich Matthias Ernst überre-gional einen Namen gemacht. Der Würzburger Musiker liebt Jazz über alles und interpretiert diesen am liebsten auf „seinem“ Instrument – der Klarinette. Dass die Eltern des Vollblutmusikers aus Wit-tighausen stammen, wissen die wenigsten. Mutter Frieda, eine geborene Schneider, wuchs in Unterwittighausen auf und heiratete Johann Ernst aus Oberwittighausen. Der lebte mit seiner Familie im Bahnwärterhäuschen an der Schranke nach Gützingen. In den 1950er Jahren zog das Paar nach Würzburg – wo später auch ihr Sohn Matthias auf die Welt kam.

1964 geboren, genoss Matthias Ernst zunächst eine klassische Ausbildung am Würzburger Kon-servatorium. Bald verschrieb er sich aber immer mehr der Jazzmusik. Swingende Standards und Stücke aus dem „Great American Songbook“ gehören zu seinem Repertoire. In unterschiedli-chen Besetzungen zaubert er mit der Klarinette vielfältige Stimmungen.

Ganz von der Klassik wollte sich Matthias Ernst aber nie lösen. So tritt er gelegentlich mit Holzbläsertrios oder –quartetten auf, greift auch mal zu Saxophon oder Bassklarinette. Fröhliche Dixie-Musik spielt er im Biergarten gemeinsam mit der Ballbearing Jazzband oder den Main-City-Stompers. Seine Kenntnisse gibt Matthias Ernst mittlerweile als Musiklehrer an der Sing- und Musikschule, am Matthias-Grünewald-Gymnasium und an der Universität Würzburg weiter.

Musikalische Vielfalt beweist er auch als Kom-ponist und Arrangeur. 2005 wurde die von ihm komponierte „Messe zu Ehren der Heiligen Elisabeth für gemischten Chor und Jazzband“ uraufgeführt, was ihm sogar die Hochachtung von Jazz-Legende Hugo Strasser einbrachte.2010 kam das Projekt „Kilian“ zum Abschluss. Die Uraufführung der Messe im gleichnamigen Würzburger Dom durch den Monteverdi-Chor war ein eindrucksvolles Ereignis. Erhältlich sind die unten aufgeführten CDs beim Musiker selbst unter www.clarinomusic.de

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12 Asche, das Theater war zerstört. An seiner Stelle wurde die Staatsoper gebaut – und Alois Hörner durfte dort wieder singen.

Bis zu seinem Tod lebte er in Nürnberg, zuletzt in einem Seniorenheim, und fand schließlich auch dort neben seiner Frau die letzte Ruhestätte.

D I E O P E R N B Ü H N E W A R S E I N E W E L T

A L O I S H Ö R N E R * 1 9 0 8 + 1 9 9 1

Aufgewachsen in Unterwittighausen.

Dass er einmal als Opernsänger in prunkvollenKostümen auf einer Bühne auftreten und singen sollte, hätte sich Alois Hörner als Kind wohl nicht träumen lassen. 1908 wurde er als Jüngster von vier Brüdern in Unterwittighausen geboren. Seine Eltern Georg und Barbara verstarben schon früh, und so begann Hörner seine Studien am Würz-burger Konservatorium als Vollwaise.

Er lernte zunächst Geige und Klavier und leitete während des Studiums auch einen Chor in seiner Heimat Wittighausen. Bald schon wurde ein Lehrer auf seine gute Stimme aufmerksam und förderte das junge Talent: Hörner erhielt nun auch eine Gesangsausbildung. In seinen Studien-jahren war er mit Albert von Brunn aus Grünsfeld befreundet – damals lernte er auch seine spätere Frau Emma, ebenfalls eine Grünsfelderin, kennen.

Seine ersten Auftritte hatte der junge Sänger nach seinem Studium weitab der Heimat am Theater in Kiel. Doch bald zog es ihn wieder nach Franken. In Nürnberg wurde er am Opernhaus engagiert und trat dort als Solist und Chorsänger auf. Während des Zweiten Weltkriegs musste Hörner seine Kostüme gegen eine Soldatenuni-form eintauschen und einrücken. Als er aus dem Krieg zurückkam, lag Nürnberg in Schutt und

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K I N D E R B U C H A U T O R I N M I T W O H N O R T O X F O R D

R E N É E H O L L E R * 1 9 5 6

Ihr Großvater stammt aus Oberwittighausen.

Michael Holler, den Großvater, hat sie nie kennen gelernt. Doch als kleines Mädchen besuchte Renée Holler öfters ihre Großtante Ottilie in Oberwittighausen. Und auch an Besuche auf dem Hof der Familie Martin kann sie sich noch erin-nern. Schon damals liebte sie Bilderbücher und Geschichten. Sobald sie lesen konnte, begann die in Würzburg geborene Schriftstellerin stapel-weise Bücher aus der dortigen Stadtbücherei auszuleihen. Gleichzeitig dachte sie sich selber Geschichten aus.Mit dem Schreiben fing Renée Holler als Acht-jährige an. Damals zog die Familie gerade nach München. Während ihrer ganzen Schulzeit füllte sie ein Schulheft nach dem anderen mit Romananfängen und Abenteuergeschichten. Ihr Entschluss war längst gefasst: Sie wollte Schrift-stellerin werden. Mit 13 Jahren dachte sie sich einen Krimi aus der Römerzeit aus. Titelblatt und Musterseite des immer noch unveröffentlichten

Romans „Der Mann mit den 3 Fingern“ sind auf der rechten Seite zu sehen.Bis Renée Holler ihren Kindheitstraum verwirk-lichen konnte, dauerte es eine Weile. Nach dem Abitur studierte sie Völkerkunde und Geografie in München, arbeitete danach in einem Verlag und reiste um die Welt. Erst 1986 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, ein Sachbuch über Murmeln. Zahlreiche Kinderbücher und Sachbücher für Erwachsene folgten. Inzwischen hat sie mehr als 20 Titel verfasst.

Heute lebt die Kinderbuchautorin mit ihrer Fa-milie in Oxford, England, wo sie sich weiterhin spannende Geschichten ausdenkt und dieseaufschreibt. Die Schulhefte und der Füller wur-den inzwischen längst durch einen Computer ersetzt ...

Erschienen sind die Bücher von Renée Holler beim www.loewe-verlag.de und erhältlich im gut sortierten Buchhandel.

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D E R W I L D E E B E R I M A L T E N L A G E R H A U S

T O B I A S G R E I S S I N G * 1 9 6 4

Lebt und arbeitet in Oberwittighausen.

Bevor er sich das ehemalige Lagerhaus zwi-schen Ober- und Unterwittighausen als Büro und Wohnort aussuchte, ist Tobias Greissing viel herumgekommen. Studium und Praktika führten den Designer in die USA, nach Kanada, England und Italien. Als gelernter Holztechniker und stu-dierter Produkt-Designer hat sich Greissing dann doch für seine Heimatregion entschieden. Das Lagerhaus, der Goliath – angesichts der Größe des Gebäudes ein berechtigter Vergleich - war ein Glücksgriff. Greissing erwarb das Areal an der Bahnlinie 1996 und vermietete es an Künstler wie den Bildhauer Kilian Emmerling. Wo früher Bauern ihr Korn hinbrachten und einlagerten, entsteht und lagert heute Kunst.

Seit 2006 lebt und arbeitet Tobias Greissing, der auch als Dozent an der Fachhochschule Coburg

lehrt, im David, dem kleinen Bruder des Goliath. Sein Büro für Produkt- und Industrial Design bedient Kunden aus der Region und auch von weiter her. Die Bandbreite seiner Arbeit reicht von der Gestaltung formschöner Kaffeeautoma-ten bis hin zu hochtechnischen Messgeräten.

Dass er sich zeichnerisch gerne mit wilden Ebern abgibt, hat traditionelle Gründe: Einer seiner Vor-fahren soll einmal den Würzburger Fürstbischof vor einem wilden Eber gerettet haben – nur mit der Kraft seiner bloßen Hände. Zum Dank kam der wilde Eber in das Wappen der Familie. Eine schöne Geschichte.

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D E R T A U B E R T Ä L E R K R I P P E N S C H N I T Z E R

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Aufgewachsen in Unterwittighausen.

Zu seiner wahren Berufung hat Wilfried Kemmer spät gefunden: Nach etlichen Berufsjahren in der Landwirtschaft, als Maschinenwart bei der Deutschen Bundesbahn und als Baggerfahrer widmete er sich erst als Mittdreißiger der feinen Kunst des Holzschnitzens und Restaurierens. Die-ses Handwerk lernte er ab 1975 als Mitarbeiter im Atelier von Bildhauer Otto Lieb in Gerlachs-heim, der sein Talent erkannte und förderte. Einblicke in die Kunst des Restaurierens erhielt er auch in der Werkstatt von Richard Bronold.

An vielen Orten seiner tauberfränkischen Heimat hat Wilfried Kemmer seine markante Handschrift in Holz und Stein hinterlassen. So restaurierte er unter anderem die Mariensäule in Lauda und schnitzte Traditi-onsmasken für die Igershei-mer Fastnachtsgesellschaft.

Die Kernszene seiner mittler-weile im Badischen Franken-land sehr bekannten „Orien-talischen Krippe“ arbeitete Kemmer 1986 innerhalb weniger Tage für eine Aus-

stellung des Kunstkreises Lauda-Königshofen aus einem großen Block Lindenholz heraus. Jährlich ergänzte er Neues, gestaltete um dieses Zentrum nicht nur eine orientalische Stadtlandschaft, son-dern fügte ihr auch immer weitere Szenen des Epiphaniegeschehens ein – von der Verkündigung bis zur Flucht.Die fein geschnitzte Architektur der Orientali-schen Stadt, im rechten Teil übergehend in eine dörfliche Prägung, im linken sich zum umgeben-den Wüstenraum öffnend, schafft eine Szenerie,

in der orientalische Elemente und okzidentalische Interpretation ein neues Ganzes ergeben.Zur Advents- und Weihnachtszeit geht Kemmers Krippe auf Tournee, dann ist sie an einem Ort der Re-gion eine viel bewunderte Attrak-tion. Er selbst ist dabei oft persön-lich anwesend und führt seine Kunstfertigkeit gerne am Objekt vor.

Sein fachkundiges Wissen teilt Kemmer zudem auch mit anderen. In seinem Gerlachsheimer Atelier führt er Interessierte regelmäßig in die Kunst des Schnitzens und Vergoldens ein.

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I L L U S T R A T I O N E N M I T H I N T E R G R U N D

L I S E L O T T E L A N G * 1 9 3 8

Aufgewachsen in Unterwittighausen.

Mit der Bildenden Kunst hat sich Liselotte Lang immer gerne beschäftigt. Als gelernte Grafikerin und Kunsterzieherin war diese nie nur Beruf, sondern auch Berufung. Zeichnen, illustrieren und das künstlerische Wissen weitergeben bestimmte ihr Leben. Ebenso wie ihr Onkel, der Bildhauer Fritz Zipf aus Unterwittighausen, schlug auch Liselotte Lang eine künstlerische Laufbahn ein. In Würzburg besuchte sie zunächst die Kunst-schule, arbeitete dort im Landesamt für Denk-malpflege und im Mainfränkischen Museum. An der Staatlichen Kunstakademie in Stuttgart ließ sie sich zur Werklehrerin und Kunsterzieherin ausbilden. Als Illustratorin war sie für diverse Verlage in Frankfurt, Bad Brückenau und Heidel-berg tätig.

Ihre Begeisterung für das Malen und Zeichnenwollte Liselotte Lang auch weitergeben. So

unterrichtete sie nach ihrer Ausbildung am Mädchengymnasium Frauenchiemsee. Später gab sie Kurse im Kopf- und Aktzeichnen an der Technischen Universität Darmstadt und von 2002 bis 2006 hatte sie eine eigene Kunstschule für Kinder und Jugendliche in Groß-Umstadt.

Mit ihrem Mann Franz lebt sie seit vielen Jahren in dieser hessischen Kleinstadt und arbeitete dort in dessen Kinder- und Jugendarztpraxis als kauf-männische Angestellte – ohne dabei die Kunst zu vernachlässigen.

So hat Liselotte Lang unter anderem ein Buch ihres Mannes mit dem Titel „Der Psycho-Peter“ mit Aquarellen illustriert. Die Bilder, in gedeckten Farben gehalten, zeigen psychotherapeutische Problemstellungen: meist Gesichter – mal nach-denklich, mal ängstlich, mal verträumt. Ihre Ar-beiten erinnern an den Phantastischen Realismus und erlauben eine vieldeutige Interpretation.

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M I T D E N S E M M E L D R O L L S I N D E R S I G I S M U N D K A P E L L E

R A I N E R S C H W A N D E R * 1 9 5 1

Mitinitiator und Koordinator der Konzertreihe in der Sigismundkapelle Oberwittighausen und in Schwab‘s Eiskeller Unterwittighausen in den 1980er und 1990er Jahren.

Rainer Schwander ist nicht in der Gemeinde geboren, hat nie in Wittighausen gewohnt – dafür aber oft in der Sigismundkapelle oder in Schwab‘s Eiskeller „gearbeitet“, vielmehr musi-ziert und unterhalten.Doch nicht nur das. Als Impressario und Kenner der Musikszene hat er fast alle Kontakte für die oben erwähnte Konzertreihe hergestellt, was oft genug recht schwierig war. Er selbst ist in Wittighausen in unterschiedli-chen Formationen aufgetreten. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang das Lusam Quartett, das Schwander-Goltz-Duo, das Bailando Groove Orchestra und nicht zuletzt die legendäre For-mation Heilhut Semmeldroll.Letztgenannte waren übrigens der Grund, wa-rum überhaupt eine Konzertreihe in der Sigis-mundkapelle stattfand. An sommerlichen Sonn-tagen fanden sich die christlich orientierten

Mitglieder der Gruppe samt Familien um die Ka-pelle ein und machten Musik. Irgendwann wurde die Pfarrgemeinde gefragt, ob man dies nicht im Rahmen eines Konzertes tun könne ...

Heute lebt der gebürtige Ochsenfurter Rainer Schwander in Veitshöchheim und tritt meist zusammen mit befreundeten Musikern vors Publikum, unter anderem mit dem vor allem in den Neuen Bundesländern bekannten Gerhard Schöne und dem Gitarristen Bernhard von der Goltz.

Links unten: Rainer Schwander, gezeichnet von einem Dorfbewohner 2002 während eines Kon-zertes im SOS-Kinderdorf Hohenroth bei Gemün-den. Eine gewisse Ähnlichkeit ist unverkennbar.

Die beiden unten aufgeführten CDs entstanden während der Zusammenarbeit mit dem Trio Can-tilena. Erhältlich bei www.cap-music.de

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A U S G E W A N D E R T N A C H A M E R I K A

R U T H V I N E S * 1 9 7 0

Aufgewachsen in Unterwittighausen.

Gemalt hat Ruth Vines schon als Kind gerne. Da-mals wohnte sie noch in Unterwittighausen, hieß Ruth Lang und war als Tochter von Hans und Karin Lang in eine sehr musikalische Familie hin-eingeboren worden: Vater, Mutter und Schwester waren in der Musikkapelle und in der Kirchenmu-sik aktiv. Auch Ruth lernte ein Instrument. Doch die Malerei und das Zeichnen gefielen ihr besser. Als Grafik-Designerin und freie Malerin lebt sie seit 1992, bald darauf auch mit zwei Kindern, in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Bevor sie sich der Ölmalerei widmete, versuchte sich Ruth Vines mit Aquarell- und Acrylfarben. Ihre malerischen Kenntnisse erarbeitete sie sich dabei selbst, besuchte Workshops und holte sich Ideen mit Hilfe des Internets. Mitte der 1990er Jahre kramte sie einen alten Kasten mit Ölfarbenheraus, den ihr die Eltern mit 16 Jahren geschenkthatten. Zu ihrer Überraschung waren die Farben weich und einfach zu verwenden. Mit Staffelei

und Ölfarben im Gepäck malte Ruth Vines fortan am liebsten draußen in der freien Luft – plein air – wie einst die Impressionisten. Im sonnigen Florida findet sie dafür vielfältige Motive: Schiffe, Landschaften, Palmen, das Meer. Zahlreiche Gemälde von Ruth Vines waren auf lokalen Ausstellungen zu sehen, wurden gedruckt und weltweit verkauft.

Ihrer alten Heimat Wittighausen hat Ruth Vines zum Dorffest und 950-jährigen Bestehen eine besondere Freude gemacht: Ölbilder bekannter Dorfansichten wie die der Sigismundkapelle in Oberwittighausen oder der Pfarrkirche in Pop-penhausen.

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S A K R A L U N D W E L T L I C H I N H O L Z U N D S T E I N

F R I T Z Z I P F * 1 9 0 8 + 1 9 8 1

Aufgewachsen in Unterwittighausen.

Sein Handwerk hat Fritz Zipf in der Heimat ge-lernt. Zunächst machte der junge Mann eine Ausbildung als Steinmetz im nahen Grünsfeld, danach erweiterte er seine Kenntnisse in der Bildhauerklasse der Kunst- und Handwerker-schule Würzburg. Doch Fritz Zipf wollte noch mehr. Die Kunstaka-demie in München war sein nächstes Ziel. Das Studium vertiefte seine Fähigkeiten als Bildhauer und Holzschnitzer.

Schließlich blieb er in der bayerischen Haupt-stadt, wo er auch seine Frau Klothilde kennen-lernte, ein Haus baute und sich ein geräumiges Atelier einrichtete. Dort hinterließ er vor allem in kirchlichen Gebäuden Werke mit einer ureigenen Handschrift in Holz und Stein: Für die Kirchen St. Willibald in Laim und St. Leonhard in Pasing schuf er Marienstatuen aus Eichenholz. Aus Mu-schelkalk fertigte er die Pfingstgruppe der Zwölf Apostel für die gleichnamige Kirche in Laim.

Sein naturalistischer und geradliniger Stil be-scherte ihm vor allem bis zur Mitte des vergange-nen Jahrhunderts viele öffentliche Aufträge als Künstler und Restaurator. Diesbezüglich be-merkenswert sicherlich auch die geschnitzten Kartuschen im Cuvilliés Theater München.

Bis zu seinem Tod arbeitete Fritz Zipf als frei-schaffender Bildhauer. In seiner alten Heimat Wittighausen sind einige seiner Werke noch heu-te zu bewundern: Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Unterwittighausen an der Kindertagesstätte fertigte er bereits in den

1930er Jahren aus Muschelkalk. Etliche Grabstei-ne in Friedhöfen der Gemeinde tragen ebenfalls seine Handschrift. Und seine Kunstfertigkeit als Holzschnitzer können Besucher der Kirche St. Martin in Poppenhausen bewundern: Von ihm stammt der rechte Seitenaltar mit Jesuskind und Josef.

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28 Künstler Seite Titel Besitzer

BOSKAMP 4, oben „Siegburg“, Bleistift, 2002 Marcos Alexandre 4, mittig „Wittighausen“, Bleistift, 2002 Marcos Alexandre 4, unten „Sterbender“, Bleistift, 2002 Marcos Alexandre 5 ohne Titel, Aquarell und Kohle, 2002 Dr. Reiner Saltin

CONRADS 7 Originalpartitur zum Song „Ich Idiot“, 1988 Bernie Conrads

EMMERLING 8, links „Tanzende Gruppe“, Apfelholz, 2010 Kilian Emmerling 8, rechts „Jesus“, Zwetschgenholz, 2005 Kilian Emmerling 9 „Torso“, Kirschholz, 2009 Kilian Emmerling

ERNST 11 Matthias Ernst, gezeichnet von Horst Müller Matthias Ernst „Bamberg Jazzkeller“, Buntstift und Kreide, 1998

HÖRNER 12 als Dandini von Grosseto, Fotografie, 1956 Irmgard Dürr in „Palestrina“, Oper von Hans Pfitzer 13 Fotografie,1963/64 Reinhold Hörner in „Idomeneo“, Oper von W. A. Mozart 13 als Wirt Rej, Fotografie, 1944 Irmgard Dürr in „Der Bettelstudent“, Operette von Karl Millöcker HOLLER 15 „Der Mann mit den drei Fingern“ Renée Holler Titelskizze, Wasserfarben und Manuskriptseite, um 1969

GREISSING 16, links „Gerangel“, Kugelschreiber, 2000 Tobias Greissing 16, mittig „Conceptcar“, Kugelschreiber, Marker, Kreide Tobias Greissing und Guache, 1992 16, rechts „Autostudie“, Prismacolor, 1991 Tobias Greissing 17 „Familienmitglied“, Aquarell und Bleistift, 2009 Tobias Greissing KEMMER 18 „Winzer“, Holz, 1994 Wilfried Kemmer 19 „Orientalische Krippe“, Lindenholz, 1986-2000 Wilfried Kemmer

I N D E X D E R A B B I L D U N G E N

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29Künstler Seite Titel Besitzer

LANG 20, links „Psycho-Peter“, Buch-Cover, Aquarell, 1998 Liselotte Lang 20, mittig „Peter Höflich“, Aquarell, 1994 Liselotte Lang 20, rechts „Tempo, Hast und Ungeduld“, Aquarell Michael Schalk 21 „Familie“, Aquarell und Bleistift, 1984 Liselotte Lang

SCHWANDER 23, oben Originalpartitur zum Song „Meschugge“ Rainer Schwander 23, unten Originalpartitur zum Song „A la Bregovic“ Rainer Schwander

VINES 24, erstes Bild „Sigismundkapelle“, Öl auf Holz, 2010 Gemeinde Wittighausen 24, zweites Bild „Poppenhausen“, Öl auf Holz, 2010 Gemeinde Wittighausen 24, drittes Bild „Morning Shadows“, Öl auf Holz, 2009 Ruth Vines 24, viertes Bild „High Tide“, Öl auf Holz, 2010 Ruth Vines 25 „Companions“, Öl auf Holz, 2009 Ruth Vines

ZIPF 26 „Gefallenendenkmal, Unterwittighausen“, Gemeinde Wittighausen Muschelkalk, 1932/33 27 „Josefsaltar, Kirche St. Martin, Poppenhausen“, Pfarrgemeinde Poppenhausen Holz bemalt, 1935/36

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30 W I T T I G H Ä U S E R H E F T E 2

Oktober 2010

Herausgeber:Gemeinde Wittighausen

Idee und Gestaltung:Edgar Braun, Unterwittighausen und Hö[email protected]

Texte:Elke Schuler, Oberwittighausen;Edgar Braun

Fotos:aus Privatbesitz;Fotos Kilian Emmerling von Norbert Schmelz, Würzburg, www.schmelz-fotodesign.de;Fotos Fritz Zipf von Jochen Schreiner, Würzburg,www.jochenschreiner.de

Die Auswahl der Künstler bezieht sich auf die Qualität, ihre eventuelle überörtliche Bedeutung und/oder die Tatsache, dass sie ihr Tun haupt-beruflich betreiben oder betrieben.

Wir danken für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Broschüre:

Marianne und Günther Auernhammer, Wittighausen

Irmgard Dürr, Wittighausen

Peter Eberl jun., Würzburg

Albert Gessner, Würzburg

Josef Gessner, Würzburg

Rita und Helmut Groß, Wittighausen

Dr. Ludwig Paul Häußner, Karlsruhe

Marianne und Bernhard Henneberger, Wittighausen

Rita Hoos, Wittighausen

Josefine Jahn / Prof. Dr. Werner Kaiser, Würzburg

Dagmar und Joachim Kemmer, Lauda-Königshofen

Doris und Siegfried Kemmer, Lauda-Königshofen

Wilfried Kemmer, Lauda-Königshofen

Martha und Roland Köhler, Wittighausen

Dr. Franz Lang, Groß-Umstadt

Karin und Hans Lang, Wittighausen

Thomas Michenfelder, Versicherungskontor, Goldbach

Eva-Maria und Dr. Reiner Saltin, Wittighausen

Jochen Schreiner, Würzburg

Beate und Karl Schwägerl, Waldbüttelbrunn

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