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Sozialdemokratische Partei Flensburg (SPF) Die kleinste Sozialdemo- kratische Partei der Welt W. L. Christiansen Noch vor der Besetzung Flensburgs durch die britische Armee am 5. Mai 1945 versammelten sich Flensburger Sozialdemokra- ten, die das Dritte Reich überstanden hatten, zu einem ersten Treffen. Der spätere Oberstadtdirektor und Oberbürgermei- sterFritz Drews, gab den Anstoß. Man traf sich in derSchuster- werkstatt von Jonny Kloppenbürg in der Großen Straße 42. Obwohl die britische Arbeiterbewegung über die BBC (Bri- tish Broadcasting Corporation) in ihren an deutsche Arbeiter- kreise gerichteten Sendungen aufforderte, zunächst die Ge- werkschaftsbewegung aufzubauen, lief es in Flensburg etwas anders: In einer weiteren Zusammenkunft - immer noch vor der Kapitulation - wurdendrei Ausschüsse gebildet, und zwar für Presse, Gewerkschaften und Kommunalpolitik. Das Gewerkschaftshaus in der Schloßstraße wurde dann auch gleich nach der Kapitulation von den Flensburger Arbei- tern wieder übernommen. Es hatte nun als „Haus der Arbeit" der DAF (Deutsche Arbeitsfront) ausgedient, und der häßli- che Vogel (Reichs- der Adler mit Hakenkreuz) wurde von der Hausfront entfernt. Schnell wurde die Frage der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark Diskussionsgegenstand in Flensburger Arbei- terkreisen und auch innerhalb der sozialdemokratischen Zu- sammenkünfte wurde von Anfang an über dieses Thema ge- sprochen. Am 8. Juni 1945 versammelten sich Flensburger Sozialdemokraten,um zu dieser Frage eine Resolutionzu ver- abschieden. Die von 34Sozialdemokraten unterschriebeneRe- solutiondrückte Enttäuschung über dieEntwicklung nach 1920 aus. Damals habe man an ein demokratisches und kulturell vorbildliches Deutschland geglaubt. Leider sei alles ganz an- ders gekommen. Bei Neuziehung der Grenzen in Mitteleuropa verlangte man eine Verlegung der Grenze nach Süden, d.h. eine Einbezie- hung Schleswigs inDänemark. Sehr frühzeitig suchte man auch den Kontakt zur dänischen Volksgruppe. Der erste Gesprächs- partner war der Flensburger Rechtsanwalt Christian Ravn. Die Grenzfrage wurde natürlich nicht nur in sozialdemokra- tischen Kreisen diskutiert. Schon am 12. Juli 1945 wurde eine Delegation aus dem Landesteil Schleswig bei der Britischen Militärregierungin Kiel vorstellig. Dieser Delegation gehörten unter anderen an: Cornelius Hansen und Tage Jessen von der dänischen Volksgruppe, der Sozialdemokrat Hermann Clau- sen aus Schleswig, Ludwig Iwersen von der Industrie- und Handelskammer Flensburg und der spätere CDU-Finanzmini- ster und Flensburger Oberbürgermeister Thomas Andresen. Fast zur gleichen Zeit startete die deutsch-dänische Gruppe eine Unterschriftensammlung „Los von Deutschland". Nach- dem über 10000 Unterschriften gesammelt worden waren, ver- boten die Engländer die Fortführung der Aktion. Ohne die offizielle Erlaubnis der Briten abzuwarten, wurde die Sozialdemokratische Partei in Flensburg im August 1945 neu gegründet. Offiziell kam die Genehmigung dannerst am 4. Januar 1946. Neu- beziehungsweise Wiedergründungen der sozialdemokratischen Organisationen gingen in der Provinz Schleswig-Hobtein heute 569

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SozialdemokratischePartei Flensburg(SPF)DiekleinsteSozialdemo-kratischeParteiderWelt

W.L.ChristiansenNochvor der BesetzungFlensburgs durch die britische Armeeam5.Mai1945 versammeltensichFlensburger Sozialdemokra-ten, die dasDritteReich überstanden hatten, zueinem erstenTreffen. Der spätere Oberstadtdirektor und Oberbürgermei-sterFritzDrews,gabdenAnstoß. Mantrafsich inderSchuster-werkstatt von JonnyKloppenbürg in der Großen Straße 42.

Obwohl diebritische Arbeiterbewegung über dieBBC (Bri-tishBroadcasting Corporation) in ihren an deutsche Arbeiter-kreise gerichteten Sendungen aufforderte, zunächst die Ge-werkschaftsbewegung aufzubauen, lief es in Flensburg etwasanders: In einer weiteren Zusammenkunft - immer noch vorderKapitulation - wurdendrei Ausschüsse gebildet,und zwarfür Presse, Gewerkschaften und Kommunalpolitik.

Das Gewerkschaftshaus in der Schloßstraße wurde dannauchgleich nachder Kapitulation vondenFlensburger Arbei-ternwieder übernommen. Eshattenun als„Hausder Arbeit"derDAF (Deutsche Arbeitsfront) ausgedient, und der häßli-che Vogel (Reichs- der Adlermit Hakenkreuz) wurde von derHausfront entfernt.

Schnell wurde die Frage der Grenze zwischen Deutschlandund Dänemark Diskussionsgegenstand in Flensburger Arbei-terkreisen und auch innerhalb der sozialdemokratischen Zu-sammenkünfte wurde von Anfang an über dieses Thema ge-sprochen. Am 8. Juni 1945 versammelten sich FlensburgerSozialdemokraten,umzudieserFrage eine Resolutionzu ver-abschieden.Dievon34SozialdemokratenunterschriebeneRe-solutiondrückte Enttäuschung über dieEntwicklung nach1920aus. Damals habe man an ein demokratisches und kulturellvorbildliches Deutschland geglaubt. Leider sei alles ganz an-ders gekommen.

BeiNeuziehungderGrenzen inMitteleuropaverlangte maneine Verlegung der Grenze nach Süden, d.h. eine Einbezie-hungSchleswigs inDänemark. Sehr frühzeitig suchteman auchdenKontaktzurdänischenVolksgruppe. Der erste Gesprächs-partner war derFlensburger Rechtsanwalt Christian Ravn.

Die Grenzfrage wurdenatürlich nicht nur insozialdemokra-tischenKreisen diskutiert. Schon am 12. Juli 1945 wurde eineDelegation aus dem Landesteil Schleswig bei der BritischenMilitärregierunginKielvorstellig.DieserDelegation gehörtenunter anderen an: Cornelius Hansenund Tage Jessen von derdänischen Volksgruppe, der Sozialdemokrat Hermann Clau-sen aus Schleswig, Ludwig Iwersen von der Industrie- undHandelskammer Flensburg und derspätereCDU-Finanzmini-ster undFlensburger Oberbürgermeister Thomas Andresen.

Fast zur gleichen Zeit startete die deutsch-dänischeGruppeeine Unterschriftensammlung „Los von Deutschland". Nach-dem über 10000Unterschriftengesammelt wordenwaren,ver-boten die Engländer dieFortführung der Aktion.

Ohnedie offizielleErlaubnis derBriten abzuwarten, wurdedie Sozialdemokratische Partei in Flensburg im August 1945neugegründet. Offiziell kam die Genehmigung dannerst am4.Januar 1946. Neu- beziehungsweise Wiedergründungen dersozialdemokratischen Organisationen gingen in der Provinz

Schleswig-Hobteinheute

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sehr schnell vor sich. Essollte auch nicht lange dauern und inKiel etablierte sich ein vorläufiger Bezirksvorstand. Dieserdelegierte im August 1945Dr. RichardSchenck undErich Arpnach Flensburg, umden hiesigen Genossen wegen der Grenz-angelegenheit ins Gewissen zureden. Unterstützt wurden dieKieler Genossenvon Kurt Schumacher, der sich inHannovereinBüro eingerichtet hatte.

Mit dieser Aktion werden dieunterschiedlichen Auffassun-gen klar.Die Flensburger Sozialdemokraten, unterstützt vonGenossenausdem gesamtenLandesteil,wollten imGegensatzzur SPD in Kiel und Hannover die Grenzfrage aus der Parteiheraushaltenundes jedemselbst überlassen, sichnationalpoli-tisch zuentscheiden.

Dieerste offizielle Versammlung der neuen Sozialdemokra-tischenPartei inFlensburg fandam5.Januar1946,eine weiteream 15. Januar statt. Auf dieser Versammlung wurde ein Zu-sammengehenmit denKommunisten ineinerParteiabgelehnt.

Am 8. März 1946 fand eine größere Kundgebung mit KurtSchumacher in Flensburg statt. Hier hielt sich Schumacher inder Grenzfrage auffallend zurück. Der Bezirksvorstand inKiel drängte jedoch auf eine Entscheidung und beraumte fürden 19. Juni 1946 eine Bezirkskonferenz inFlensburg an. Ineiner von den Kieler Sozialdemokraten vorgelegten Resolu-tion, wurde mit einem Hinweis auf das Stauning-Wels Ab-kommen von 1923 eine rein deutsche Orientierung der SPDverlangt. Die Sozialdemokraten aus dem Landesteil Schleswigkonntenmit wenigen Ausnahmen dieser Resolution nicht zu-stimmen.

Am 28.Juni undam 5.Juli fandendanninFlensburg, unterBeteiligung vonKieler Genossen,zwei stürmische Versamm-lungen statt.Die Versammlungam5.Juliwar für michinsoferneine Premiere, als ich, am 1. Juli Mitglied geworden, zumersten Male in meinem Leben auf einer demokratischen Ver-sammlung sprach. Die hier angenommene Resolution, übri-gens mit 386 zu96 bei 5 ungültigen Stimmen,machte klar, daßdieFlensburgerParteiaufihreMitglieder innationalpolitischerHinsicht keinen Druck ausüben wollte und somit nicht bereitwar, sich der Kieler und Hannoveraner Meinung anzuschlie-ßen. Diese Resolution war der berühmte Tropfen, der denBecher zum Überlaufen brachte.

Am 7. Juli 1946 sollte eine Großkundgebung mit Dr. KurtSchumacher inHusumstattfinden. Auchaus FlensburgreistenGenossen an. Ohne mit den Flensburgern Kontakt aufzuneh-men, verkündete Kurt Schumacher dann im Verlaufe seinerRede,daß er „den OrtsvereinFlensburgfür ausgeschlossenundaufgelöst" erkläre. Vorher hatte Schumacher noch folgendeFormulierung von sich gegeben: „Wir respektieren jeden Dä-nen, wir respektieren jedenDeutschen, aber wir haben gar kei-nen Respekt vorden Speckdänen deutschen Geblüts

Nun, Schumacher konnte ganze Ortsvereine ausschließen,wenn er entsprechende Beschlüsse der zuständigen Gremienhinter sich hatte. Dies ist bis heute allerdings nicht belegt.Auflösenkonnte er denOrtsvereinFlensburgnicht,dieseEnt-

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Scheidung lagbei der britischen Militärregierung.Wir Flensburger bliebenzusammen undbildeten nunmehr diekleinste Sozialdemokratische Partei der Welt. Dänisch geson-nene Sozialdemokraten im übrigen Landesteil Schleswig mel-deten sich aus der SPD ab und schlössensich den dänischenOrganisationen an, soweit sie es nicht schon vorher getan hat-ten. An vielen Stellen desLandesteilsbildetendiese Personendie Basis der dänischen Organisationsarbeit, besonders nachGründung des „Südschleswigschen Wählerverbandes" (SSW)im August 1948.

Die Absicht, die Flensburger Partei auf den LandesteilSchleswig auszudehnen, um dann eine SPS, Sozialdemokrati-sche Partei Südschleswig, zu gründen, wurde von der Besat-zungsmacht nicht gestattet. Wir wurdenalsodie „Sozialdemo-kratische Partei Flensburg" (SPF).

Für den Herbst 1946 waren die ersten KommunalwahlennachdemKriege vorgesehen,und es begann eine enge Zusam-menarbeit mit dem „Südschleswigschen Verein" (SSV). Ge-

Die SPF,dieSozialdemokratbchePar-tei Flensburgs, bildete sich, nachdemder OrtsvereinderSPDFlensburg1946vonKurtSchumacher als ausgeschlos-senund aufgelösterklärt worden war.Die SPD in Flensburg hatte beschlos-sen,innationalpolitbcherHinsichtkei-nenDruck aufihreMitglieder ausübenzu wollen. Schumacher reagierte da-mals mit dem berüchtigten Satz: „Wirrespektieren jedenDänen,...aber wirhaben keinen Respekt vorden Speck-dänen deutschen Geblüts.

"Hierein ArtikelzurSPFausder Zei-

tung „Der Nordschleswiger" vom 4.02. 1953.

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meinsam mit dem SSV erreichten wir in der Oktoberwahlinsgesamt 33 von39 Sitzen imStadtparlament.

Dem SPF-Parteivorstand habe ich von 1946 bis 1954 ange-hört;zunächst als Vertreter der JUSO-Gruppe, deren Vorsit-zender ich war, später als Beisitzer und als 2. Vorsitzender.MeineHauptaufgabe warderKontakt zurdänischenArbeiter-bewegung (Sozialdemokraten, Gewerkschaften, Jungsoziali-sten, Bildungsverband u.a.m).

Zur Landtagswahl 1947 wurde uns die Aufstellung eigenerKandidaten versagt. Hinter dieser und anderenMaßnahmenvermuteten wir,zuRecht,dieKieler Sozialdemokraten,dieimApril 1947 inKielRegierungspartei wurden.Hermann Olsonwurde deshalb als SSW-Kandidat aufgestellt und auch direktim Wahlkreis (Flensburg-Ost) gewählt.

DernächsteNadelstichausKiel wareinUmschulungsverbotder Kieler Regierung: Kinder durftennicht vondeutschen aufdänische Schulenumgeschult werden.EineweitereMaßnahmewar die Entfernung unseres Lizenzträgers in der Spitze des„Flensburger Tageblattes",Malermeister HansHarloff.

Trotz dieser Behinderungen entstanden lebhafte KontaktezudänischenParteiorganisationen, JUSO-Gruppen, Arbeiter-bildungsorganisationen, Arbeitervolkshochschule u.a. DieseZusammenarbeit schloß nach verhältnismäßig kurzer Zeit ge-meinsame Treffen mit SPD-Organisationen ein. Was das fürden Aufbau guter Beziehungen zu den dänischenSozialistenbedeutete, machte Per Haekkerup, damals Vorsitzender vonDansk Socialdemokratisk Ungdom (SDU) und Generalsekre-tär des Internationalen Jungsozialistenzusammenschlusses,später dann dänischer Wirtschafts- und Außenminister, deut-

DieSchumacher-Aktionvon1946hattebei den dänbchen Sozialdemokratenzu starker Verärgerung geführt. Erstnachder „KielerErklärung" von1949,die dieRechte der dänbchen Minder-heit in Schleswig-Hobtein sicherte,nä-herten sich die sozialdemokratbchenParteien der BundesrepublikundDä-nemarks wiederan.

Hans Hedtoft (Mitte), Vorsitzenderder dänbchen Sozialdemokratie undMinbterpräsident (hier mit VertreternderSPFinKopenhagen), förderteeineWiedervereinigung dersozialdemokra-tbchen Parteien in Flensburg.

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lieh, wenn er bei einer Zusammenkunft in Flensburg am 15.April 1950 den Vertretern der deutschen Jungsozialisten undFalken sagte: „Der Weg zu einer guten Zusammenarbeit mitEuchgeht über Flensburg."

Die Schumacher-Aktion von Husum war bei DänemarksSozialdemokraten auf schlechtenBoden gefallen. Dieses hatHansHedtoft,damalsVorsitzenderderdänischenSozialdemo-kratie, Kurt Schumacher deutlich zu verstehen gegeben. Unsgegenüber ändertesich die Haltung der SPD, wenn auch lang-sam, nach der Verabschiedung der „Kieler Erklärung von1949".Mit ihr erfolgten kurz daraufauch die ersten zaghaften

Auszüge aus der „Kieler Erklärung",die1949 vomKabinettDickmann aus-gearbeitetwordenwarunddiederdäni-schen Minderheit „volkliche und de-mokratbcheRechte"garantierte.

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Versuche seitensderSPD zueiner Wiedervereinigung zukom-men. Die dänische Sozialdemokratie sahdas gern, hütete sichaber, offiziell dazu Stellung zu nehmen.

Inzwischen war ich nun 2. Vorsitzender der SPF geworden.Nicolaus Reiser, die ganze Zeit hindurch unangefochten 1.Vorsitzender, und ich hattenverschiedene Ansichtenim Hin-blick aufdie Wiedervereinigung mit der SPDbeziehungsweiseüber einEnde der SPF. Reiser genügte eine Annullierung derSchumacher-Maßnahme von 1946. Ich wollte darüberhinauseine Bestätigung unseres Standpunktes seit 1946; keine bin-dende Parteifestlegung in der nationalenFrage, sollte es dennzu einer erneuten Abstimmung imGrenzland kommen. Nach1951kam ichzuder Ansicht,man sollte dieSPFauflösen;jedersolltedannseineneigenen Weggehen. Dieses wiederumwollteReiser nicht. Viele Gespräche fanden in Flensburg und Kiel,aber auch inKopenhagenundananderenStellenundbeivielennicht offiziellen Gelegenheitenstatt.

Am 25. und 26.Juni 1951 warenNicolausReiser,HermannOlson, Max Beyreis und ich in Kopenhagen. Nach diesemBesuch wurdedieWiedervereinigungshoffnung mit Dänemarkbegraben. Unddamit entfielenpraktisch auchdie Grundlagenfür ein Fortbestehen der SPF.

HansHedtoftbesuchteunsnochimgleichenJahre,undzwaram 9.Dezember, inFlensburg,und imSeptember 1952 warenwir 4 Flensburger Gäste des SPD-Parteitages in Dortmund.Das gedruckte Protokoll führt uns unter „weitere Gäste" mitCurt Conrad, Sozialdemokratische ParteiSaar und ProfessorLudwigPreller, Stuttgart auf.

Inzwischen hatten wir auch Kontakt mit Erich Ollenhauer

Auch hier ging es um Gespräche zueiner Wiedervereinigung. Besuch desVorsitzenden der dänbchen Sozialde-mokratie,Hedtoft(Mitte), undGrenz-expertenmit Vertretern derSPF (links:W. Chrbtiansen, rechts: N. Reber undMaxBeyreb).

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bekommen,der inDortmunddieNachfolge vonKurt Schuma-cher antrat.Er besuchteuns undsprach aufeinergut besuchtenMitgliederversammlung. Am9.März1953 geschah dannetwasganz Neues. Auf einer großen Veranstaltung im „DeutschenHaus" in Flensburg sprachen Hans Hedtoft und Erich Ollen-hauer auf einer gemeinsamen SPF-SPD-Versammlung. DieWiedervereinigungsdiskussion nahm immer mehr Raum einund verlangte eine Entscheidung.

Zur Jahreshauptversammlung 1954stellte ich mich als Ge-genkandidat zur Wahl zum 1. Vorsitzenden. Nicht weil ichgegen Reiser war, sondern um die Fronten zuklären. Leiderbekam die VersammlungeinenunschönenVerlauf,dennnach-dem Reiser und ich vorgeschlagen waren, erbat ichdas Wort,umeineentsprechende Erklärung abzugeben. MitHinweis aufdie Geschäftsordnung wurde mir dieses von dem Versamm-lungsleiter Max Funke verwehrt. Daraufhin verließ ich mitmeinen Anhängern die Versammlung. Es wurde ein reiner„Wiedervereinigungsvorstand" gewählt.

Am 25. Juni fand dann die „Wiedervereinigungsversamm-lung" derSPFstatt,aufderesumdenZusammenschluß mit derSPD ging. Wir, die wir eine andere Lösungbevorzugten, nah-men daran nicht mehr teil.

Juliane Decker, Nicolaus Reiser, May Beyreis und MaxFunke schieden dannanschließend ausder gemeinsamenSSW/SPF-Fraktion im Flensburger Rathaus aus und bildeten eineeigene SPD-Fraktion. Hermann Olson und ich verblieben inder nun reinen SSW-Fraktion. Die SPD war nun wieder imFlensburger Rathaus vertreten.

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