Wo bitte geht es hier zum Tanzturnier? · 2020. 2. 3. · Vit Domorad/ Simona Tejcova, Tschechien...

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Venezianischer Stil im russischen Kreml. Foto: Andreas Klemm Wo bitte geht es hier zum Tanzturnier? tanzspiegel 2-20 16

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Venezianischer Stil im russischen Kreml.

Foto: Andreas Klemm

Wo bitte geht es hier zum Tanzturnier?

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Bis zu diesen Ergebnissen war es imwahrsten Sinne des Wortes ein weiter Weg.Die Weltmeisterschaften Show Dance (Kür)Standard und Latein wurden am drittenAdventswochenende im Staatlichen Kreml-palast in Moskau ausgetragen. Eine recht-eckige Marmorpracht, die in ihrem Inneren800 Räumlichkeiten für Veranstaltungen aller Art beherbergt. Das Turnier fand imsechsten Stock in einer Festhalle statt, inder bis zu 4.500 Personen Platz finden. Aus-geschildert war der Saal jedoch nicht. Der

Eingang zum Kremlpalast, bewacht durchlediglich russisch sprechendes und in war-me Jacken gehülltes Personal, führte in eineriesige Empfangshalle, von der aus der Blickbis in das letzte Geschoss in 27 Meter Höhefrei war. Handzeichen der Wachleute wiesenin den Keller. Dort befanden sich die Garde-robenräume. Von da aus führten viele Wegeirgendwohin, allerdings war nirgendwoauch nur ein einziger Hinweis auf die WMzu finden. Zwei schwarz gekleidete Herrensahen wie Wertungsrichter aus. Ihnen zu

folgen, war eine gute Idee. Sie führten nochweitere WM-Besucher bis in den sechstenStock. Eine „kleine“ Treppe galt es noch zuüberwinden, ehe ein roter Teppich durchein im venezianischen Stil gehaltenes Portalhin zum Ort des Geschehens führte. Rundum die überdimensionierte Tanzfläche ver-teilt saßen zur Vorrunde vielleicht knapp100 Personen. Diese Zahl sollte sich bis zumAbend verfünffachen.

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internationalWeltmeisterschaften Kür Standard | Latein

Artur Balandin/Anna Salita holten nach EM-Silber im November mit ihrer Kür „Infinity“

im Dezember 2019 zum zweiten Mal WM-Bronzenach Deutschland. Dominik Stöckl/Madeline

Weingärtner belegten mit „Feuervogel“ in derStandardsektion Platz 13.

Balandin/Salita: Mit „Infinity“ Bronze für Deutschland

Artur Balandin/Anna Salita setzten „Infinity“ ein Ende mitder Bronzemedaille.Foto: Andreas Klemm

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Die 16 Teilnehmer des Standardfeldespräsentierten vor einem riesigen roten Vor-hang, hinter dem jeweils auf einer riesigen– wirklich riesigen (!) – LED-Leinwand dasThema und der Paarname angezeigt wur-den, ihre teilweise sehr originellen Showsin fantasiereichen Outfits. Es dauerte einwenig bis zur Erkenntnis, dass der Vorhanggar kein Vorhang war, sondern ebenfallseine LED-Präsentation. Die Teilnehmer derunterschiedlichen Nationen feuerten sichbereits am Nachmittag gegenseitig ordent-lich an. Das Ergebnis der Vorrunde wurdenicht bekannt gegeben. Die Paare wurdenstattdessen zum Turnierbüro gerufen underfuhren von Chairperson Petr Odstrcil, obsie weiter tanzen konnten oder nicht. Dendeutschen Vertretern und EM-Kür-Finalis-ten Dominik Stöckl/Madeline Weingärtnerwar die Enttäuschung über das vorzeitigeAusscheiden in der Vorrunde anzusehen.Sie hatten als erstes Paar die Vorrunde er-öffnet. „Wir haben unsere EM-Kür ,Feuer-vogel‘ heute nach unserer Meinung wesent-lich besser getanzt als vor einem Monat inPolen. Wir können es gerade nicht verste-hen“, äußerten sie sich enttäuscht.

Acht Paare durften am Abend ein zwei-tes Mal tanzen und boten eine musikalischgroße Bandbreite von Klassik bis Pop. Dierussischen Titelverteidiger Dmitry Pleshkov/Anastasiia Kulbeda sind Allrounder imWortsinn. Sie starten in den Einzeldiszipli-nen Standard und Latein ebenso wie in bei-den Formationssektionen für Deut Perm.Im September waren sie vor heimischer Kulisse Vizeweltmeister mit ihrer Standard-formation geworden. Im November folgte

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Semen Khrzhansovskiy/Elizaveta Lykhina:Schwäne auf dem

Parkett holten den Titel.Foto: Helmut Roland

Ob in der Formationoder einzeln –

geflogen wird immer: Dmitry Pleshkov/

Anastasiia Kulbeda, auf Silber gelandet.

Foto: Helmut Roland

Von „Masha and the bear“ ließen sich

Matej Stec/Elena Popova(Platz drei) inspirieren.

Foto: Helmut Roland

international

Kür Standard | Sieg

Moskau bei Nacht. Foto: Andreas Klemm

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der EM-Titel für die Kür Standard, am erstenDezemberwochenende gab es die Bronze-medaille bei der WM Formationen Latein inBremen und zu guter Letzt ertanzten siesich im Kremlpalast mit dem zweiten Platzeine weitere WM-Silbermedaille. Dabeibrauchte sich das Paar thematisch nichtsonderlich umzustellen, denn egal ob „Fly“(Formation) oder „Let’s fly“ (Kür) – sie starte-ten jeweils durch. Wobei es schon ziemlichgewagt ist, auf eine Samba („Love is in theair“) einen Quickstep zu tanzen. Der eindeu-tige Sieg ging an die frisch gekürten Welt-meister U21 Latein, Semen Khrzhansovskiy/Elizaveta Lykhina, die ihre Kür „Swan fidelity“regelrecht zelebrierten. Mit unglaublicherEleganz vertanzten sie die Musik von VasilyDvortsov und überzeugten mit Gefühl undBeweglichkeit. Über die Vergabe der Bron-zemedaille hätte man diskutieren können– offensichtlich nur am Parkettrand. DieWertungsrichter waren sich erstaunlich ei-nig: Mit über zwei Punkten Abstand gingder dritte Platz an Matej Stec/Elena Popova,die sich mit „Masha and the bear“ einer er-folgreichen russischen Computeranimati-onsserie bedienten, die als TV-Ausstrahlungin über 100 Ländern veröffentlicht wurde.Musikalisch eher eine Aneinanderreihungvon Geräuschen, überwiegend die einespupsenden Bären, allerdings auf tänzerischsehr hohem Niveau, wenn denn mal ge-tanzt wurde. Der Punkteabstand zu denViertplatzierten Vaclav und Catharina Malek,die mit ihrer Show „Bohemian Rhapsody“für Begeisterung sorgten, sorgte auch imPublikum für Verwunderung.

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Der „Feuervogel“ von Dominik Stöckl/

Madeline Weingärtner verbrannte zu früh.

Foto: Helmut Roland

WM SHOW DANCESTANDARD (16)1. Semen Khrzhanovskiy/

Elizaveta Lykhina, Russland (42.615)

2. Dmitry Pleshkov/Anastasia Kulbeda, Russland (42.521)

3. Matej Stec/Elena Popova, Slowakei (41.352)

4. Vaclav und Catharina Malek, Österreich (39.034)

5. Alexander Munteanu/Anna Sheedy, USA (39.000)

6. Vit Domorad/Simona Tejcova, Tschechien (38.313)

7. Aliaksandr Samosiuk/Yana Tudvaseva, Weißrussland (38.220)

8. Herbert Stanonik/Alina Soboleva, Österreich (37.604)

13. Dominik Stöckl/Madeline Weingärtner, TSZ Stuttgart-Feuerbach

www.dsi-london.com +44 20 8664 8188 [email protected]

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internationalWeltmeisterschaften Kür Standard | Latein

für »Schwanentreue«

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Die WDSF Open Ceremony hatte be-reits am frühen Nachmittag nach den bei-den Vorrunden stattgefunden. Das Ope-ning der Abendveranstaltung übernahmIgor Golovatenko vom Bolshoi Theater. Eingroßartiger Bariton, dessen Stimme ohneÜberlautstärke noch viel mehr Gänsehauterzeugt hätte als über Mikrophon. Nachdem Standardfinale standen die neun La-teinfinalisten bereits in den Startlöchern.Themen aus Film und Fernsehen, Walt Dis-ney, 1001 Nacht und Weltgeschichte be-scherten den am Abend noch zahlreich er-schienenen Gästen reichlich Abwechslung.Die an zweiter Position startenden Titel-verteidiger Fedor Poliansky/Dina Akhmet-gareeva präsentierten sich mit ihrer Kür„The Joker returns“ und bezogen sich damitauf einen Film, der 2010 in LA gedreht wur-de und den düsteren Gegenspieler vonBatman verkörpert. Die beiden Russen zeig-ten eine temperamentvolle Show, derenKonzept von der Musik über das Tanzen bishin zur Kostümierung stimmig war. Die an-gezeigten Punkte überstiegen noch dieSiegerpunkte des Standardfinales und blie-ben über den Abend gesehen das Maß aller Dinge. An sechster Stelle betraten dieVizeeuropameister Artur Balandin/AnnaSalita das Parkett. Bereits am Nachmittaghatten sie die Zuschauer mit ihrem Thema

„Infinity“ in ihren Bann gezogen. Am Abendberührten sie mit ihrer Performance nochviel mehr. „Was für ein tolles Tanzen“, so einösterreichischer Tanzsportfan, der für dasPaar lautstark applaudierte. Auf der LED-Wand erschienen 41,762 Punkte, was zudem Zeitpunkt Platz zwei bedeutete. DreiPaare sollten noch folgen. Anton Aldaev/Natalia Polukhina folgten als übernächstesPaar und wussten offensichtlich, was aufdem Spiel stand. Mit „Maestro“, einer Kür, inder auf sehr launische Art das Leben undWirken eines Dirigenten vertanzt wurde,zeigten die Vizeweltmeister des Vorjahreseine humorvolle Performance, bei der dieShow mehr als das eigentliche Tanzen imVordergrund stand. Die angezeigten Ziffernbedeuteten für das zweite russische Paarerneut WM-Silber. Mit diesem Ergebnisrutschen Artur und Anna einen Platz nachunten und holten wie im Vorjahr die WM-Bronzemedaille im Kürtanz Latein nachDeutschland. „Es war für uns eine großeEhre, auf diesem legendären Parkett zu tan-zen“, äußerten sich die beiden Bochumeram Ende positiv über die Veranstaltung. „Esist eine tolle Location. ‚Infinity‘, Choreogra-phie und Musik von Ton Greten, haben wirheute zum letzten Mal getanzt. Wir werdenweiter an uns arbeiten und im kommendenJahr sehen, was wir erreichen können.“

Die „alten“ und „neuen“ WeltmeisterFedor Poliansky/Dina Akhmetgareeva ga-ben nach der Siegerehrung ihren Rückzugaus dem Amateurtanzsport bekannt. Zumzweiten Mal an diesem Abend erklang dierussische Nationalhymne im StaatlichenKremlpalast und auch die beiden Silberme-daillen verblieben im Land des ausrichten-den Verbandes.

Gaby Michel

tanzspiegel 2-2020

international Weltmeisterschaften Kür Standard | Latein

Fedor Poliansky/Dina Akhmetgareeva gewannenmit ihrer temperamentvollen Show die Latein-WM.

Unter dem Dirigat von „Maestro“ wurden Anton Aldaev/Natalia Polukhina Zweite. Fotos: Andreas Klemm

WM SHOW DANCELATEIN (19)1. Fedor Poliansky/

Dina Akhmetgareeva,Russland (42.773)

2. Anton Aldaev/Natalia Polukhina, Russland (42.417)

3. Artur Balandin/Anna Salita,T.T.C. Rot-Weiss Silber Bochum (41.762)

4. Maurizio Serra/Ilaria Fadda, Italien (39.609)

5. Igor Golovach/Michelle Angela Blank,USA (39.446)

6. Aka Modebadze/Gvantsa Tsikhelashvili,Georgien (39.363)

7. Dmitry Marchenko/Anastasia Rybalko, Aserbaidschan (38.193)

8. Robin Matejka/Nicol Cupalova, Tschechien (37.146)

9. Davide Corrodi/Maja Kucharczyk, Schweiz (36.583)

Kür Latein | »Unendlichkeit« endlich

DIE GANZE WELT DES TANZES.VIDANZA

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