Wochenbericht vom 20. bis 26. Juni 2016 · offizielle Helferteam, alles ehemalige Teil nehmerinnen...

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Wochenbericht vom 20. bis 26. Juni 2016 In der letzten Woche gab es – wie fast immer – jede Menge Berichtenswertes. Aber für meinen persönlichen Wochenrückblick will ich vor allem über den Jugendlandtag , meinen Besuch in Siegen, im Wahlkreis von Tanja Wagener , und das Sommerfest in der nordrheinwestfälischen Landesvertretung in Berlin erzählen. Und kein Vorsatz ohne Ausnahme, deshalb mein erster Hinweis auf den Besuch von Can Dündar am Samstagabend in Essen. Auf Einladung des Literatürk Festivals und des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung hat der renommierte Journalist und Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet ein Hintergrundgespräch geführt. Can Dündar wurde Ende letzten Jahres wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und wegen des Vorwurfs der Spionagetätigkeit inhaftiert, auf Beschluss des Verfassungsgerichtshofs im Februar freigelassen, im Mai diesen Jahres dann zu 5 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt, und nun hat er gegen das Urteil Berufung eingelegt. Ein Abend, bei dem das Thema Presse- und Meinungsfreiheit – übrigens nicht nur in der Türkei – ebenso im Mittelpunkt stand, wie die Fragen der internationalen Solidarität, der Demokratisierung in der Türkei, des Verhältnisses zwischen der Bundesregierung und damit der Politik in Deutschland und dem türkischen Staat, repräsentiert durch seinen Staatspräsidenten. Besonders beeindruckt haben mich die sehr nüchternen, auch persönlichen und gerade dadurch so unter die Haut gehenden Schilderungen, Beobachtungen, Erlebnisse und Analysen von Can Dündar. Sein Fazit, Demokratisierung muss von Innen erfolgen, sonst ist sie zum Scheitern verurteilt. Daher sei es notwendig, die demokratischen Kräfte in der Türkei zu unterstützen und zu stärken. Sein flammender Appell lautete zudem ganz schlicht, die Türkei in ihrer Vielfalt und Differenziertheit zu sehen und nicht vorschnell und ausschließlich mit dem Staatspräsidenten und seinem Vorgehen zu identifizieren. Ein Abend, der sehr nachdenklich gemacht hat. Hochpolitisch ging es – wie sollte es auch anders sein – beim diesjährigen Jugendlandtag 2016 zu. Dabei spielte das Megathema „Brexit-Beschluss der Briten“ noch nicht einmal offiziell eine Rolle. Aber, die unerwartete Entscheidung war in vielfältiger Art und Weise präsent und damit im Mittelpunkt. Unter anderem konnte man das daran erkennen, dass zum ersten Mal seit langem der Antrag, am Ende des Jugendlandtags die Nationalhymne zu singen, keine Mehrheit im Plenum fand. Stattdessen haben die Jugendlichen beschlossen, die Europahymne abspielen zu lassen, singen wollten sie den „deutschen Text“ nicht. Auch ohne Gesang ein für ganz Viele sehr bewegender Moment, den ich in meiner Abschlussrede am Samstagmittag gerne und voller Dankbarkeit für diese symbolische und dennoch so ausdrucksstarke Geste, aufgegriffen habe. Der Jugendlandtag 2016 war meiner Meinung nach der interessanteste, harmonischste, und vielleicht sogar erfolgreichste Jugendlandtag, an den ich mich erinnern kann. Klar, auch die Landtagsverwaltung lernt von Mal zu Mal dazu und verbessert bzw. verändert die Rahmenbedingungen. Aber die gute Stimmung, das konstruktive und dennoch in der sachlichen Auseinandersetzung so kontroverse Miteinander, die zum Teil brillanten Reden , die engagierten Rednerinnen und Redner , und vor allem das sehr souverän agierende Jugendlandtagspräsidium haben den Löwenanteil an dieser Einschätzung zu Recht verdient.

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Page 1: Wochenbericht vom 20. bis 26. Juni 2016 · offizielle Helferteam, alles ehemalige Teil nehmerinnen und Teilnehmer früherer Jugendlandtage. Und die wissen am besten, was für die

Wochenbericht vom 20. bis 26. Juni 2016

In der letzten Woche gab es – wie fast immer – jede Menge Berichtenswertes. Aber für meinen persönlichenWochenrückblick will ich vor allem über den Jugendlandtag, meinen Besuch in Siegen, im Wahlkreis von TanjaWagener, und das Sommerfest in der nordrheinwestfälischen Landesvertretung in Berlin erzählen.

Und kein Vorsatz ohne Ausnahme, deshalb mein erster Hinweis auf den Besuch von Can Dündar amSamstagabend in Essen.

Auf Einladung des Literatürk Festivals und des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung hat derrenommierte Journalist und Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet ein Hintergrundgespräch geführt. CanDündar wurde Ende letzten Jahres wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigungund wegen des Vorwurfs der Spionagetätigkeit inhaftiert, auf Beschluss des Verfassungsgerichtshofs im Februarfreigelassen, im Mai diesen Jahres dann zu 5 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt, und nun hat er gegen dasUrteil Berufung eingelegt.

Ein Abend, bei dem das Thema Presse- und Meinungsfreiheit – übrigens nicht nur in derTürkei – ebenso im Mittelpunkt stand, wie die Fragen der internationalen Solidarität, derDemokratisierung in der Türkei, des Verhältnisses zwischen der Bundesregierung unddamit der Politik in Deutschland und dem türkischen Staat, repräsentiert durch seinenStaatspräsidenten. Besonders beeindruckt haben mich die sehr nüchternen, auchpersönlichen und gerade dadurch so unter die Haut gehenden Schilderungen,Beobachtungen, Erlebnisse und Analysen von Can Dündar.

Sein Fazit, Demokratisierung muss von Innen erfolgen, sonst ist sie zum Scheiternverurteilt. Daher sei es notwendig, die demokratischen Kräfte in der Türkei zuunterstützen und zu stärken. Sein flammender Appell lautete zudem ganz schlicht, dieTürkei in ihrer Vielfalt und Differenziertheit zu sehen und nicht vorschnell undausschließlich mit dem Staatspräsidenten und seinem Vorgehen zu identifizieren. Ein Abend, der sehrnachdenklich gemacht hat.

Hochpolitisch ging es – wie sollte es auch anders sein – beimdiesjährigen Jugendlandtag 2016 zu. Dabei spielte dasMegathema „Brexit-Beschluss der Briten“ noch nicht einmaloffiziell eine Rolle. Aber, die unerwartete Entscheidung war invielfältiger Art und Weise präsent und damit im Mittelpunkt.Unter anderem konnte man das daran erkennen, dass zum erstenMal seit langem der Antrag, am Ende des Jugendlandtags dieNationalhymne zu singen, keine Mehrheit im Plenum fand.Stattdessen haben die Jugendlichen beschlossen, dieEuropahymne abspielen zu lassen, singen wollten sie den„deutschen Text“ nicht. Auch ohne Gesang ein für ganz Vielesehr bewegender Moment, den ich in meiner Abschlussrede amSamstagmittag gerne und voller Dankbarkeit für diese

symbolische und dennoch so ausdrucksstarke Geste, aufgegriffen habe.

Der Jugendlandtag 2016 war meiner Meinung nach der interessanteste,harmonischste, und vielleicht sogar erfolgreichste Jugendlandtag, an den ichmich erinnern kann. Klar, auch die Landtagsverwaltung lernt von Mal zu Maldazu und verbessert bzw. verändert die Rahmenbedingungen. Aber die guteStimmung, das konstruktive und dennoch in der sachlichen Auseinandersetzungso kontroverse Miteinander, die zum Teil brillanten Reden, die engagiertenRednerinnen und Redner, und vor allem das sehr souverän agierendeJugendlandtagspräsidium haben den Löwenanteil an dieser Einschätzung zuRecht verdient.

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Schon die Pressekonferenz mit dem Jugendlandtagspräsidenten war ein Knüller. Wie ein ausgebuffter Profi hat ersämtliche kniffeligen Fragen pariert, seinen roten Faden nicht verloren,und sich auch nicht auf glattes politisches Parkett locken lassen. Sehr gutgemacht, lieber Martin.

Ich kann nur wärmstens empfehlen, das,was auf der Homepage des Landtags,auf Facebook oder von denJugendlichen und den Medien über dendiesjährigen Jugendlandtag geschrieben,gepostet oder gewittert wurde,nachzulesen. Natürlich gibt es in den

nächsten Tagen auch einen Film dazu, dafür sorgen die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. So, wie die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Landtagsverwaltung für die gestreamte Dokumentation, den reibungslosen organisatorischenAblauf, die Technik, die gute Verpflegung, den tollen parlamentarischen Abend, den Sitzungsdienst in vielfältigerForm, und, und, und gesorgt haben. Danke an alle!

Damit der Jugendlandtag rundum toll läuft, packen aber noch viel mehr helfende Hände an. Natürlich auch dasoffizielle Helferteam, alles ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer früherer Jugendlandtage. Und die wissenam besten, was für die Jugendlandtagsabgeordneten wichtig ist, wo die Tücken im Detail stecken, was man aufkeinen Fall vergessen sollte, … Also, ohne dieses Helferteam geht es eigentlich gar nicht.

Und wie im echten Landtag, so gibt es auch beim Jugendlandtageinen Parlamentarischen Abend. Ein Abend der Begegnungen,des Netzwerkens, mit viel Spaß, Unterhaltung und jeder MengeMitmachmöglichkeiten, sportliche, politische, informative,fotografische. Der Abend muss lange und klasse gewesen sein,so hört man jedenfalls aus jugendlichen Kreisen.

Einem besonders gelungenen Jugendlandtag ging ein gelungenesSommerfest in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in

Berlin voraus. Das Wetter hat in diesem Jahr endlich mal wieder mitgespielt, die Stimmung war – vielleicht auchwegen des Sieges der deutschen Fußballnationalmannschaft – echt gut, und spätestens nach demDeutschlandspiel war der Garten dann auch richtig voll. Vielleicht habt ihr Lust, in der Bildergalerie derLandesvertretung zu stöbern? Dann einfach hier klicken.

Fußball wurde übrigens nicht nur geschaut, sondern auch gespielt. Ich durfte (?) oderbesser gesagt musste, mich mit hohen Schuhen im Torwandschießen üben. Okay,mein Mann findet noch nicht einmal die Haltung gut, von der Qualität des Schusseshabe ich ihm vorsichtshalber erst gar nichts erzählt, aber die Verantwortlichen desGemeinschaftsstands von vielen verschiedenen nordrhein-westfälischen Regionenhatten Spaß bei meinem Versuch, Fußball nicht nur theoretisch – da bin ich nämlichbedeutend besser – sondern auch praktisch anzugehen.

Beim Besuch in Siegen vom letzten Montag wird mir, neben der sehr überzeugendenKinderklinik und den überaus engagierten Ärzten, Schwestern,Verwaltungsmitarbeitern und allen weiteren Verantwortlichen, vor allem dasehrenamtliche Engagement im Bereich der Gedenkstättenarbeit in Erinnerungbleiben. Zumal ich ja bereits im letzten Jahr angefangen habe, unsere verschiedenen Gedenkstätten undErinnerungsorte kennen zu lernen.

Hier in Siegen, im Aktiven Museum Südwestfalen, wird im Hochbunker die Erinnerung an die Zeit vor, währendund nach dem Nationalsozialismus in Siegen und Umgebung wirklich ausschließlich ehrenamtlich wachgehalten.Gut, dass es auch engagierte Politikerinnen und Politiker auf den verschiedenen Ebenen gibt, die gemeinsam mitdem örtlichen Förderverein mithelfen wollen und hoffentlich auch werden, die Arbeit zukunftsfähigweiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Alleine schon die Tatsache, dass das Museum bald die erste Etagedes Hochbunkers zusätzlich zur Verfügung haben wird, zeigt, dass weiterentwickelt wird.

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Und dann habe ich in dieser Woche noch den Kinderliedermacher undAutor Detlev Jöcker kennen gelernt. Selbst wenn man Herrn Jöckernicht kennt, seinen Regenbogenfisch kennen sicher fast alle Menschen.

Der letzte Termin, über den ich berichten kann, ist die Feier desJugendrings im Kreis Siegen-Wittgenstein. Anlass ist das 50-zig jährigeBestehen des deutsch-israelischen Jugendaustauschs, und damit auch derPartnerschaft zwischen den Kreisen Siegen-Wittgenstein und EmekHefer.

Bedauerlicherweise hat der Jugendring einen echt schlechten Tag erwischt, denn heute Abend, ab 18:00 Uhr,spielt ja unsere Nationalmannschaft gegen die Slowakei. Ich selbst muss um 16:00 Uhr in Siegen sein, dannstartet die Feier. Mal schauen, wann ich mich auf den Weg zurück nach Bochum machen kann. Vielleicht schaffeich ja noch die zweite Halbzeit? Wäre ja schon schön. Und für wen wir alle die Daumen drücken, versteht sichdoch von selbst!

Nachtrag am Sonntagabend: ich habe es gerade noch so geschafft, die zweite Halbzeit zu Hause zu sehen.Glückwunsch an die deutsche Mannschaft!