World Vision Flyer

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Zukunft für Kinder ! DER BESTE START INS LEBEN: DIE ERSTEN 1000 TAGE ENTSCHEIDEN

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Zukunft für Kinder !

DER BESTE START INS LEBEN:

DIE ERSTEN 1000 TAGE

ENTSCHEIDEN

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UmschlagfotoJon WarrenWorld Vision

Im EntwicklungsprojektTiraque in Bolivien sind 600 Frauen in einerFrauenvereinigung or-ganisiert, die sich trifft, um sich über Ernährung von Schwangeren undKindern auszutauschen.

World Vision Deutschland

Am Zollstock 2-461381 Friedrichsdorf

Erstdruck 2012

Ansprechpartner: Marwin MeierFiona Uellendahl

Tel.: (0 61 72) 7 63-2 49Mobil: (01 51) 16 20 58 [email protected]

http://www.facebook.com/world.vision.deutschlandhttp://twitter.com/WorldVisionDe

Peer Up! ist das entwicklungspolitische Bildungsprojekt von World Vision Deutschland für junge Menschen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die sich kreativ mit globalen Themen beschäftigen wollen.

www.peer-up.de

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INHALT

1 . VORWORT 4

2. ABKÜRZUNGEN 6

3. ZUSAMMENFASSUNG 8

4. DASAUSMASSDESPROBLEMS 20

5. WIRKENNENDIEANTWORTEN 24

6. ZUSAMMENARBEIT 30

7. FAMILIENIMMITTELPUNKT 34

8. GUTEFÜHRUNG:GUTEPLANUNG 38

9. ERNÄHRUNG–ENTSCHEIDENDFÜRDIEGESUNDHEIT 44

10.AUSBAUDESGESUNDHEITSWESENS 48

11 .WIRSTEHENALLEINDERVERANTWORTUNG 56

12. SCHLUSSFOLGERUNGENUNDEMPFEHLUNGEN 60

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VORWORT

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Über 12 Millionen Menschen waren 2011 am Horn von Afrika aufgrund der lang anhaltenden Dürre von Hunger betroffen, zehntausende starben an den Folgen von Erschöpfung und Unterernäh-rung. Seither sind fast zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Am schlimmsten trifft es die Kinder. Allein in Somalia sind beinahe eine halbe Million Kinder akut unterernährt, zehntausenden droht der Hungertod. Und die Situation spitzt sich in dem von Dürre und Bürgerkrieg geplagten Land weiter zu – auch in den Nachbarländern geht es den Men-schen kaum besser.

Inzwischen bahnt sich in Westafrika schon die nächste Hungerkatastrophe an. Seit Herbst 2011 verschlechtert sich die Nahrungsmittelsituation in den westlichen Sahelstaaten dramatisch. Bereits jetzt sind mehr als zehn Millionen Menschen von der Nahrungskrise bedroht.

Und was tun wir dagegen? Die immer wieder-kehrenden Hungerkatastrophen mit ihren verhee-renden Auswirkungen zeigen: Die Welt stellt sich bislang dem Kampf gegen Hunger und Unterernäh-rung zu zögerlich beziehungsweise nicht effektiv genug. Zum einem fehlen die bereits seit langem zugesagten und dringend benötigten finanziellen Hilfen, zum anderen wird die Hilfe nicht ausrei-chend koordiniert. So kommt es immer wieder zu Fällen, wo Hilfsgüter in korrupten Kanälen versi-ckern oder aufgrund mangelnden politischen Willens und schlechter Koordination in Lagerhallen verfaulen. Und ist eine Katastrophe erst einmal aus der medialen Aufmerksamkeit verschwunden, sinkt oftmals auch der politische Handlungsdruck, um künftigen Dürre- und Hungerkatastrophen entge-genzuwirken.

Die Leidtragenden sind in erster Linie die Kinder. Selbst wenn sie eine Hungerkatastrophe überleben, führt eine über längere Zeit andauernde mangelnde und unzureichende Ernährung gerade in den ersten Monaten und Lebensjahren eines Kindes häufig zu chronischen Durchfallerkrankungen, Erblindung und Langzeitschäden wie Wachstumsverzögerungen,

die es sein ganzes Leben nicht wieder aufholen kann.

Insbesondere die Geberländer stehen in der Pflicht, ihre einstigen Versprechen zum Kampf gegen Armut und Hunger einzuhalten. Knapp 12 Millionen US-Dollar jährlich würden schon ausrei-chen, damit die am meisten betroffenen Kinder eine ausreichende und gesunde Ernährung erhalten können – eine verschwindend geringe Summe gemessen an den vielen Milliarden US-Dollar, die zur Bankenrettung und zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise mobilisiert werden.

Wir wissen also, was zu tun ist! Und oftmals sind es nur kleine Schritte, die man gehen muss, um Großes zu bewirken. World Vision zeigt mit dem vorliegenden Bericht „Der beste Start ins Leben: die ersten 1000 Tage entscheiden“, wie mit meist einfachen Methoden und geringen finanziel-len Mitteln die Ernährungssituation von Kindern und Müttern nachhaltig verbessert werden kann – beispielsweise durch die Förderung des aus-schließlichen Stillens und durch die Aufklärung über sauberes Trinkwasser oder die Zugabe von Mikro-nährstoffen zur Verhinderung von Wachstumsver-zögerungen. Der Bericht macht zudem deutlich, dass alle mit anpacken müssen: die internationale Gemeinschaft, die verantwortlichen politischen Entscheidungsträger, die Zivilgesellschaft und jeder Einzelne …

Es wird Zeit, dass wir uns unserer Verantwor-tung bewusst werden und handeln, damit sich eine Katastrophe wie am Horn von Afrika nie wieder wiederholt.

Christoph WaffenschmidtVorstandsvorsitzender World Vision Deutschland e.V.

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ABKÜRZUNGEN

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BFCI Baby-Friendly Community Initiative (Initiative babyfreundliche Gemeinschaft)

CIDA Canadian International Development Agency (kanadische Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit)

CMAM Community Management of Acute Malnutrition (Gemeindebasiertes Management von akuter Unterernährung)

CVA Citizen Voice and Action (Initiative „Bürgerstimme und Bürgeraktion“)

DFID UK Department for International Development (Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit Großbritanniens)

ENHANCE Expanding Nutrition and Health Achievements through Necessary Commodities and Educa-tion Programme (World Vision-Programm zur Verbreitung von Erfolgen im Ernährungs- und Gesundheitsbereich durch Versorgung mit Grundbedarfsgütern und Aufklärungsarbeit)

HIRD High Impact Rapid Delivery Programme (Programm zur raschen, gezielten Ernährungsversorgung in Ghana)

IYCF Infant and Young Child Feeding (Säuglings- und Kleinkindernährungsprogramm in Kambodscha)

MDG Millennium Development Goals (Millennium-Entwicklungsziele)

MICAH Micronutrient and Health Programme (World Vision-Programm zur Mikronährstoffergänzung und Gesundheitsförderung)

NCOE Nutrition Centre of Expertise (Ernährungskompetenzzentrum von World Vision International)

NGO Non-Governmental Organization (Nichtregierungsorganisation)

CONAN Consejo Nacional de Alimentación y Nutrición (Nationaler Rat für Lebensmittel und Ernährungsfragen in Bolivien)

PD Hearth Positive Deviance/Hearth (Programm „Positive Abweichung am heimischen Herd“)

SUN Scaling Up Nutrition (weltweiter Zusammenschluss verschiedenster Akteure zur allgemeinen Verbesserung der Ernährungssituation)

UNO United Nations Organization (Vereinte Nationen)

UNICEF United Nations International Children’s Emergency Fund (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)

USAID United States Agency for International Development (US-amerikanische Behörde für internationale Zusammenarbeit)

PDC Programa Desnutrición Cero (Programm zur Beseitigung der Unterernährung in Bolivien)

WHO World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)

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ZUSAMMENFASSUNG

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Immer dann, wenn die Vereinten Nationen eine Hungersnot erklären und in den Medien erschüt-ternde Bilder von hungernden Kindern mit aufge-blähten Bäuchen verbreitet werden, tritt die Weltöffentlichkeit sogleich auf den Plan. Es ist stets das gleiche Szenario: Tausende sterben, Geberlän-der und -organisationen und humanitäre Hilfswerke schicken Nahrungsmittelsoforthilfe in die betroffe-nen Gebiete, und nach einiger Zeit entschwindet die unmittelbare Krise wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die primären Ursachen der Tragödie bleiben indes bestehen. So verhält es sich auch mit der Hungersnot in Somalia und der immer dramati-scher werdenden Nahrungsmittelknappheit am Horn von Afrika, wo mehr als 12 Millionen Men-schen vom Hungertod oder akuter Unterernährung bedroht sind. Viele leiden bereits heute schwer unter den verheerenden Folgen von Hunger und Unterernährung. Nach dem Ende einer Hungerka-tas trophe ist es vor allem das weit verbreitete Problem der – weitgehend unsichtbaren – Unterer-nährung, das noch Jahre später Millionen von Kindern das Leben kostet. Dabei ist es wesentlich effektiver, einer Unterernährung vorzubeugen, als bereits unterernährte Kinder wieder aufzupäppeln.1

Rund drei Millionen Kindertodesfälle pro Jahr sind letztendlich auf eine unzureichende Ernährung zurückzuführen. Denn unterernährte Säuglinge und Kleinkinder laufen aufgrund ihres geschwächten Immunsystems schneller Gefahr, an vermeidbaren Krankheiten wie Lungenentzündung und Durchfall zu erkranken, und haben dann wiederum weniger Kraft, sich davon zu erholen.

In den Entwicklungsländern sterben Tag für Tag mehr als 7 500 Kinder unter fünf Jahren infolge von Unterernährung. Das sind mehr als fünf Todesopfer pro Minute! Oder anders gesagt: Diese Zahlen entsprechen acht Schulbusunglücken pro Stunde, bei denen alle Kinder an Bord ums Leben kommen. Keine Gesellschaft der Welt würde solch eine schreckliche, stündlich wiederkehrende Tragödie tolerieren – und doch unternehmen Gesellschaften,

die internationale Gemeinschaft und die Politik bislang nur wenig dagegen.

Im Jahr 2000 einigten sich die Staats- und Regierungschefs aus 189 Ländern bei dem bis dahin größten Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York auf acht Millennium-Entwicklungsziele

(Millennium Development Goals – MDGs), die bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollten. Eines dieser Ziele (MDG 4) ist die Senkung der Kindersterblich-keit um zwei Drittel. Zwar wurden auf dem Weg dorthin schon beträchtliche Fortschritte erzielt, doch müssen die Anstrengungen noch deutlich verstärkt werden, wenn diese Zielvorgabe in den nächsten drei Jahren tatsächlich noch erreicht werden soll. Aber es ist machbar! Wir müssen alles daran setzen, dieses Ziel zu erreichen – es sei denn, wir halten es für akzeptabel, dass wir gerade die jüngsten und schutzlosesten Menschen dieser Welt im Stich lassen.

Das Problem der Unterernährung lässt sich auf relativ einfache und kostengünstige Art und Weise bezwingen – die Möglichkeiten und die Mittel sind bekannt, neue medizinische Errungenschaften sind

In Entwicklungs-ländern sterben Tag für Tag mehr

als 7 500Kinder unter fünf Jahren in-folge von Unter-ernährung

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dazu nicht erforderlich. Der vorliegende Bericht zeigt Wege zur Bekämpfung von Unterernährung auf und beschreibt einige erfolgreiche Programme von World Vision und anderen Organisationen zur Verbesserung der Ernährungssituation in armen Ländern.

Bei jedem Ernährungsprogramm bilden Aufklä-rungs- und Schulungsmaßnahmen insbesondere für

Mütter, Betreuungspersonen und lokale Gesund-heitskräfte einen entscheidenden ersten Schritt. Denn noch immer ist vielen nicht bewusst, dass Säuglinge bis zum Alter von sechs Monaten für eine optimale gesunde Ernährung ausschließlich Muttermilch benötigen. Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die ein Kind in den ersten sechs Monaten braucht, um sich geistig und körperlich gesund zu entwickeln.

Selbst wenn einem Säugling zusätzlich zur Muttermilch nichts weiter als Wasser verabreicht wird, ist dies nicht nur überflüssig, sondern kann sogar schädlich sein. Nichts veranschaulicht dies eindringlicher als der vermeidbare Tod von rund einer Million Säuglingen pro Jahr, die sterben, weil sie nicht ausschließlich gestillt wurden.

Ab einem Alter von sechs Monaten hingegen benötigen Säuglinge eine ausgewogene Zusatznah-rung, die mit Mikronährstoffen wie Vitamin A und Zink angereichert ist, wenn in der Grundnahrung nicht genügend Vitamine und Mineralstoffe enthal-ten sind. Ein Mangel an Vitamin A kann zur Erblin-dung führen und kostet jährlich fast 500 000 Kinder unter fünf Jahren das Leben. Aufgrund der weltweit kräftig steigenden Lebensmittelpreise fällt es vor allem ärmeren Eltern immer schwerer, ihren Kindern eine ausreichende und gesunde Ernährung mit den lebensnotwendigen Nährstoffen zu gewährleisten. Dabei könnten 80% der Kinder in den Entwicklungs-ländern für nur etwa 1,20 US-Dollar pro Kind und Jahr mit Vitamin-A-Präparaten versorgt werden. Eine solche Maßnahme könnte die Zahl der Kinder, die aufgrund von Vitaminmangel sterben, um etwa ein Viertel reduzieren und mehr als 100 000 Kinderleben retten.

Ein weiteres großes ernährungsbedingtes Gesundheitsproblem bei Kleinkindern sind Durch-fallerkrankungen. Rund 1,5 Millionen Kinder in den Entwicklungsländern sterben jährlich an Durchfall. Mit der Verabreichung von Zinkpräparaten wäre dieses Problem relativ rasch in den Griff zu kriegen. Wenn alle Kinder bei Durchfall Zinkpräparate erhielten, könnte die Zahl der durchfallbedingten Todesfälle um fast 25% gesenkt und etwa 350 000 Kindern das Leben gerettet werden.

Auch in Fällen, wo Unterernährung nicht unmittelbar zum Tod des Kindes führt, fordert sie dennoch einen hohen Tribut. So leiden weltweit 195 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Wachs-tumsverzögerungen – sie sind chronisch zu klein für ihr Alter und körperlich so unterentwickelt, dass sie oft schwere bleibende Gesundheits- und Entwick-lungsschäden davontragen. Weitere 26 Millionen Kinder sind stark ausgezehrt – sie sind im Verhält-nis zu ihrer Körpergröße viel zu dünn, wodurch sie erheblich krankheitsanfälliger sind und in höherem Maße Gefahr laufen, an Krankheiten zu sterben. Zudem sind wachstumsverzögerte Kinder auf lange Sicht nicht imstande, ihr volles Potenzial zur Teilnahme am Familien-, Gemeinschafts- und Gesellschaftsleben zu entfalten.

Ernährungsmaß-nahmen können nur dann erfolg-reich umgesetzt werden, wenn alle gesellschaft-lichen Ebenen in die Umsetzung einbezogen werden

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Die ersten 1000 Tage in der Entwicklung eines Kindes – von der Zeit im Mutterleib bis zum Alter von zwei Jahren – sind entscheidend für sein weiteres Leben. Wird das Kind während dieser kritischen Wachstumsphase nicht ausreichend mit Nahrung und Nährstoffen versorgt, werden lebenswichtige Körperfunktionen langfristig in Mitleidenschaft gezogen.

Das Gehirn kann sich nicht vollständig entwi-ckeln, und die motorische und kognitive Entwick-lung des Kindes nimmt Schaden. Ebenso werden sein körperliches Wachstum und seine Fähigkeit, potenziell tödlich verlaufende Kinderkrankheiten abzuwehren bzw. zu bewältigen, stark beeinträch-tigt. Ein durch Unterernährung geschwächtes Kind stirbt oft an einfach zu vermeidenden und leicht heilbaren Krankheiten wie Durchfall und Lungen-entzündung. Und andersherum führt eine ange-messene, gesunde Ernährung in den ersten 1000 Lebenstagen dazu, dass selbst Kinder in den unterprivilegiertesten Randgruppen eine Chance haben, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Wir haben die Kenntnis und Mittel zur Bekämp-fung von Unterernährung und Behandlung von Krankheiten, und wir haben die Wahl: Entweder sind wir die Generation, die genau wusste, wie man das sinnlose Sterben von vielen Millionen Kindern hätte verhindern können, und die dennoch untätig blieb, oder aber wir sind uns der schreckli-chen Konsequenzen bewusst, übernehmen Verant-wortung und gehen gegen die hohe Kindersterb-lichkeit vor.

Eine gute Ernährung kommt dabei nicht nur allein dem Kind zugute. Kinder, die eine gesunde Kost erhalten, belasten das Gesundheitswesen deutlich weniger. Sie können sich auf ihre Schulbil-dung konzentrieren, wertvolle Fähigkeiten erwer-ben und später in höherem Maße zum wirtschaftli-chen Wachstum ihrer Gemeinschaft beitragen. So ergab eine 2008 veröffentlichte Studie, dass durch eine verbesserte Ernährung der Menschen in den Entwicklungsländern die wirtschaftliche Produktivi-tät eines Landes um volle 3% gesteigert werden kann.2 Des Weiteren beschreibt die renommierte

medizinische Fachzeitschrift The Lancet im glei-chen Jahr eine Reihe von bewährten Ernährungs-maßnahmen, die u.a. die Verabreichung von Mikronährstoffpräparaten zur Nahrungsergänzung, die Förderung des Stillens und Maßnahmen zur Ernährungsaufklärung und -schulung propagieren.

Ebenfalls 2008 listete eine Gruppe von angese-henen internationalen Wirtschaftswissenschaftlern – die Expertenkommission zum Kopenhage-

ner Konsens – zehn kosteneffiziente Maßnahmen zur Bekämpfung der größten Probleme der Menschheit auf, von denen sich fünf mit Maßnah-men zur gesunden Ernährung befassen. Ausgehend von der Kosten-Nutzen-Analyse der Expertenkom-mission stand die Verabreichung von Vitamin-A- und Zinkpräparaten dabei an erster Stelle.

Damit diese wertvollen Erkenntnisse auch in die Tat umgesetzt werden können, ist es dringend erforderlich, politische Entschlossenheit zu zeigen und ausreichend finanzielle Mittel zur Gesundheits-fürsorge bereitzustellen. Hier sind alle Ebenen der Gesellschaft aufgerufen – die internationale Gebergemeinschaft, die Regierungen reicher und

Wenn Kinder rechtzeitig Zink-präparate er-hielten, könnten die durchfallbe-dingten Todes-fälle um

ca. 25% gesenkt werden

1 1G E S U N D E K I N D E R W E L T W E I T | Z U S A M M E N F A S S U N G

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armer Länder, die Kommunen und auch jeder Einzelne. Denn nur durch ein geschlossenes Vorgehen kann der Kampf gegen Unterernährung gewonnen werden.

Auch ist Ernährung nicht nur eine Aufgabe der Politik und der Gesundheitsversorgungssysteme. Jeder erfolgreiche nationale Ernährungsplan muss mit ergänzenden agrar- und bildungspolitischen Maßnahmen einhergehen. Und letztendlich tragen die Eltern die Hauptverantwortung für eine gesun-de Ernährung ihrer Kinder.

Nationale Ernährungsrichtlinien müssen deshalb effektiv über mehrere – regionale und lokale – Ver-waltungsebenen hinweg verankert und weitergege-ben werden, damit die Familien vor Ort auch davon profitieren können. Sowohl das Gesundheitswesen als auch die politischen Strukturen eines Landes müssen gestärkt werden, damit sichergestellt ist, dass Ernährungsmaßnahmen auch die gefährdetsten Kinder in den ärmsten Bevölkerungsgruppen erreichen.

Der World Vision-Bericht „Der beste Start ins Leben: die ersten 1000 Tage entscheiden“ verdeut-licht anhand der positiven Erfahrungen aus den Programmen und Projekten von World Vision und

anderen Organisationen, wie auf lokaler Ebene mit relativ einfachen Maßnahmen die Ernährungssitua-tion von Müttern und Kindern nachhaltig verbes-sert werden kann. So steigerte sich beispielsweise in einer Gemeinde in Ghana durch eine Aufklä-rungskampagne zur Förderung des ausschließlichen Stillens der Anteil der voll stillenden Mütter von gut der Hälfte auf fast zwei Drittel, und die Gesundheit der Säuglinge wurde deutlich verbessert.

In einem andern Fall wurde in einem ländlichen Gebiet Indiens durch ein Schulungsprogramm für freiwillige örtliche Gesundheitshelfer die Vitamin-A-Versorgung von Kleinkindern von 3% auf 100% erhöht. Ein Aufklärungsprojekt für Mütter und Betreuungspersonen in Mali bewirkte, dass der Anteil der normalgewichtigen Kinder von 59% auf 84% zunahm. Die Kosten für alle genannten Programme belaufen sich auf nur wenige US-Dollar pro Kind.

Damit das Millennium-Entwicklungsziel 4 – die deutliche Senkung der Kindersterblichkeitsrate bis zum Jahr 2015 – tatsächlich noch erreicht werden kann, ruft World Vision alle Beteiligten dazu auf, acht Empfehlungen, die Millionen Kinderleben mit relativ einfachen Mitteln retten können, zu unterstützen und für ihre Umsetzung zu sorgen:

1. Vereint das gemeinsame Ziel angehen

Alle Beteiligten – die Regierungen der betroffe-nen Staaten, die Geberländer und -organisationen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und die Privatwirtschaft – müssen ihre Finanzhilfen und Maßnahmen aufeinander abstimmen, um dem unnötigen Sterben aufgrund einer schlechten Gesundheitsfürsorge und unzureichender Ernäh-rung ein Ende zu setzen.

2. Führungsstärke beweisen und Verant-wortung übernehmen

In armen Ländern müssen alle Mitglieder und Ebenen der Gesellschaft – angefangen bei den

Erfolgreiche nationale Ernährungs-pläne müssen durch agrar- und bildungs-politische Maß-nahmen ergänzt werden

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Staats- und Regierungschefs über die Gemeinde- und Kirchenführer und das örtliche Gesundheitsper-sonal bis hin zu den Familien – Führungsstärke beweisen und Verantwortung für eine ausreichende und gesunde Ernährung für alle und im Besonderen für die kleinen und kleinsten Kinder übernehmen. Führungsstärke beweisen Menschen, wenn sie deutlich machen, dass sie es nicht länger hinneh-men wollen, dass irgendwo auf der Welt – und auch in ihrem eigenen Land – Kinder an Unterer-nährung sterben.

3. Multisektorale Ernährungsprogramme und politische Strategien einführen

Die Regierungen in betroffenen Ländern müssen eine solide nationale Ernährungspolitik entwickeln, die breit angelegte Aktionspläne zur Bekämpfung der Ursachen für Unterernährung umfasst. Unter Mitwirkung aller Akteure muss im Kampf gegen die Unterernährung die Finanzierung von direkten und indirekten Ernährungsmaßnahmen sichergestellt sein. Die jeweiligen Verantwortlichkeiten jedes einzelnen Sektors für die Verbesserung der Ernäh-rungssituation von Kindern müssen in den Ernäh-rungsprogrammen und politischen Strategieplänen klar benannt sein.

Die Aktions- und Strategiepläne bedürfen einer laufenden Überwachung und regelmäßigen Bewertung, inwieweit die Pläne zur Erreichung der Zielvorgaben führen. Jeder Sektor muss dabei für seinen Beitrag zur Rettung von Kinderleben rechenschaftspflichtig sein.

4. Interessenübergreifende Foren zur Maßnahmenkoordination auf nationa-ler, regionaler und lokaler Ebene einrichten

Vertreter des Gesundheitswesens, des Bildungs-wesens, der Landwirtschaft, des Finanzsektors und anderer relevanter Sektoren sowie Vertreter der Zivilgesellschaft sollten im Rahmen von Ernäh-rungsprogrammen regelmäßig zur Planung,

Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen zusammenkommen. Maßnahmen zur Ernährungs-verbesserung sind nur dann erfolgreich, wenn alle gesellschaftlichen Ebenen in die Umsetzung einbezogen werden – von der nationalen über die regionale Ebene bis hin zu den örtlichen Gemein-den, wo viele Familien täglich ums Überleben kämpfen müssen.

5. Mittel gezielt bereitstellen

Die Regierungen der betroffenen Staaten müssen einen gesonderten Haushaltsposten für Ernährungsmaßnahmen einführen und ihre Haus-haltsmittel für solche Maßnahmen entsprechend erhöhen. Die Geber wiederum sollten ausreichend finanzielle Mittel zur Umsetzung der Ernährungs-maßnahmen bereitstellen und entsprechend ihrer Wirtschaftskraft einen angemessenen Anteil („fair share“) zu dem von der Weltbank geschätzten jährlichen Gesamtbedarf von 11,8 Milliarden US-Dollar für eine ausreichende und gesunde Ernährung der am stärksten betroffenen Kinder leisten. Sie sollten zudem darauf bestehen, dass Verfahren angewandt werden, die die Mittelver-wendung für den vorgesehenen Zweck – Vorbeu-gung und Behandlung von Unterernährung – ge-währleisten.

6. Gesundheitssysteme stärken und ausbauen

Lebensnotwendige Versorgungsmaßnahmen bei akuter lebensbedrohlicher Unterernährung, die das Leben von Säuglingen retten und Kleinkindern ermöglichen, sich normal zu entwickeln, sollten bei allen gesundheitspolitischen Strategien eine hohe Priorität haben. Ebenso müssen bestehende Gesundheitssysteme weiter ausgebaut werden, u. a. durch Aus- und Fortbildung der vor Ort tätigen Gesundheitskräfte, die sich maßgeblich um die Vorbeugung und Behandlung von Unterernäh-rung kümmern. Für lokale Gesundheitskräfte und freiwillige Gesundheitshelfer müssen zudem Anreiz- und Motivationsmaßnahmen entwickelt

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und in regelmäßigen Abständen überprüft werden, damit ein flächendeckend einheitliches Vorgehen gewährleistet ist, das alle Familien und Gemein-schaften erreicht.

7. Informationssysteme ausbauen

Die Regierungen der betroffenen Staaten sollten die Systeme zur Verwaltung von Gesundheitsinfor-mationen – von der lokalen bis zur nationale Ebene – ausbauen, damit die Gesundheits- und Ernäh-rungsprogramme einschließlich der dafür bereitge-stellten Mittel laufend überwacht werden können und eine umfassendere Analyse der Ergebnisse und Rechenschaftslegung möglich wird. Die Geber müssen für den Auf- und Ausbau der Informations-systeme umfangreichere technische und finanzielle Unterstützung bereitstellen.

8. Den Bürger an die erste Stelle setzen

Es sollten Verfahren zur Rechenschaftslegung gegenüber der Öffentlichkeit festgelegt werden, die mit einer regelmäßigen Überprüfung der Fortschrit-te hinsichtlich einer verbesserten Ernährungssituati-on einhergehen. Diese Verfahren sollten alle Akteure und Betroffenen einbeziehen und sich sowohl auf Daten aus Erhebungen und Angaben der Gesundheitseinrichtungen, als auch auf Informationen, die von örtlichen Bürgergruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft bereitge-stellt werden, stützen.

Uns bietet sich heute eine einzigartige histori-sche Chance zu einem neu ausgerichteten ent-schlossenen Vorgehen, durch das wir das Problem der Unterernährung praktisch aus der Welt schaf-fen könnten. Die tragische Hungerkatastrophe in Somalia hat das Leid unterernährter Kinder erneut ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Gleichzeitig wächst in den politischen Führungseliten das Bewusstsein, dass dringend mehr getan werden muss, um gegen die schreckliche und leicht auszurottende Todesursache Hunger vorzugehen.

Alle, und insbesondere die Regierungsverantwortli-chen der Entwicklungs- und der Geberländer, sind sich darin einig: Das Problem der Unterernährung muss gelöst werden und gehört in die Geschichts-bücher verbannt!

Die Lösungen sind bekannt, und der Fahrplan zur Umsetzung liegt uns vor. Inwieweit diese Chance nun auch genutzt wird, hängt von der Ausgestaltung der Nahrungssysteme ab, die eine gesunde Ernährung für die Kleinsten und Schwächsten der Gesellschaft sicherstellen sollen. Die führenden Politiker und Entscheidungsträger der Welt müssen den Willen zeigen und sich ihrer politischen und moralischen Verantwortung stellen, indem sie das notwendige langfristige Engagement und die erforderlichen Mittel erbringen, um Unterernährung endlich zu beseitigen.

Derzeit klafft jedoch eine große Lücke zwischen den nationalen Versorgungssystemen und den Menschen, die eigentlich davon profitieren sollten. Aber es kann eine Brücke geschlagen werden von den Gebern, den nationalen Maßnahmen und Interventionssystemen hin zu den Menschen und Familien vor Ort, die zum Teil schon seit mehreren Generationen an Unterernährung und ihren Folgen leiden und dringend Hilfe benötigen.

Die Herausforderung besteht darin, die Gesund-heitssysteme voll zu finanzieren und ausreichend auszurüsten und sie für alle – insbesondere für die ärmsten Familien – erreichbar zu machen.

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Jedes Jahr sterben 2.8 Millionen Kinder an den Folgen von Unterernährung. Verstärkte Investitionen in erfolgreiche Ernährungsprogramme können dazu beitragen, dies zu verhindern.

BESSERE ERNÄHRUNG FÜR ALLE

VITAMIN-C-PRÄPARATEN FÜR 103 MILLIONEN KINDER

KINDERNAHRUNG FÜR 72 MILLIONEN KLEINKINDER

FOLSÄURE- UND EISENPRÄPARATEN FÜR 40 MILLIONEN FRAUEN

MIKRONÄHRSTOFF-PULVERN FÜR 34 MILLIONEN KINDER

ZINKPRÄPARATEN FÜR 319 MILLIONEN KINDER

JODSALZ FÜR 1.2 MILLIARDEN MENSCHEN

EISENHALTIGEN GRUNDNAHRUNGSMITTELN FÜR 2.8 MILLIARDEN MENSCHEN

1.1 MILLLIONEN KINDERLEBEN GERETTET

WACHSTUMSVERZÖGERUNGEN BEI 150 MILLIONEN KINDERN VORGEBEUGT WERDEN

Mit 11.8 Milliarden US-Dollar pro Jahr könnten

Gleichzeitig würden wir die Ernährung von Milliarden Menschen verbessern mit:

&

= 15 000 Kinder

QUELLENBlack, R.E. et al., 2008. Maternal and Child Undernutrition: Global and Regional Exposures and Health Consequences. The Lancet 371 (9608), 243–260. Download: http://bit.ly/oZrR2U

Horton, S., 2010. The World Bank. Scaling Up Nutrition — What Will It Cost? Download: http://bit.ly/nDJLQp

Médecins Sans Frontières, 2009. Malnutrition: How Much is Being Spent? An Analysis of Nutrition Funding Flows 2004–2007. Download: http://bit.ly/nLOOHD

Page 17: World Vision Flyer

*Kosten für einen „Standardhaushalt“ mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern unter 5 Jahren (6 M

onate u

nd 20 M

onate)

. Que

lle: W

elt

bank, 2

00

8.

DIE AKTUELLEN BEITRÄGE REICHER LÄNDER VON 171 MIO. US-DOLLARRETTEN NUR ETWA 15000 KINDER

ZUSATZ- UND THERAPEUTISCHE NAHRUNG

FÖRDERUNG VON

VERHALTENSÄNDERUNG

MIKRONÄHRSTOFFE UND ENTWURMUNG

AUSBILDUNG VON FACHPERSONEN UND LAIEN

$15.00FÖRDERUNG VON

GESUNDER ERNÄHRUNG AUF GEMEINDEEBENE (Stillberatung,

Ernährungsberatung)

$10.80MIKRONÄHRSTOFF-

PULVER

$0.25ENTWURMUNG

$10.44MIT JOD ANGEREICHERTE

ÖLKAPSELN UND SALZ, EISENHALTIGE

GRUNDNAHRUNGSMITTEL $4.40VITAMIN-C- UND

ZINK-PRÄPARATE

$2.00FOLSÄURE, EISEN$42*

11.8MILLIARDEN

WÜRDEN VERWENDET

FÜR:

FAMILIEN IM FOKUSGerade einmal 42 US-Dollar pro Familie können Unterernährung verhindern, bevor sie überhaupt eintritt. In schwerwiegenden Fällen steigen die Kosten aber bis zum Fünffachen, weil es dann therapeutischer Spezialnahrung bedarf.

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5 der 10 kosteneffizientesten Maßnahmen zur Entwicklungsförderung zielen auf die Verbesserung der Ernährungssituation

ProJahrsterben fast 3 Millionen Kinder an leicht vermeidbarer Unterernährung

Frauen machen kaum

mehr als die Hälfte der

Weltbevölkerung aus, aber

über 60% aller hungernden

Menschen auf der Erde

Kinder, die in ländlichen

Regionen armer Länder und

in den ärmsten 20% aller

Haushalte leben, werden

mit einer sehr hohen

Wahrscheinlichkeit unter

Wachstumsstörungen leiden

Investitionen in

die Ernährung

können das BIP

eines Landes um

2 bis 3%erhöhen

Nicht einmal

40%der Säuglinge

in den Entwick-

lungsländern

werden aus-

schließlich

gestillt

In den Ländern Indien, Nigeria, China, Pakistan und Bangladesch leben über die Hälfte aller untergewichtigen Kinder und Kinder, die unter Wachstumsverzögerungen leiden

Page 19: World Vision Flyer

1 Million Säuglingen könnte das Leben gerettet werden, wenn alle Mütter während der ersten 6 Lebensmonate ausschließlich stillen würden

Investitionen in

die Ernährung

können eine

Rendite von

39:1abwerfen

In Indien leben in den ärmsten 20% aller Haushalte

über 36 Millionen Kinder ... dies ist der höchste Anteil

von allen Ländern der Erde. Somit leben 18% aller

wachstumsgehemmten Kinder in Indien

In Peru leiden Kinder in den

ärmsten Haushalten 11-mal

häufiger an Wachs-

tumsverzögerungen als

Kinder in den reichsten Haus-

halten ...

Und in ländlichen Gebieten

Perus ist die Zahl der wach-

stumsverzögerten Kinder

dreimal so hoch wie in

städtischen Gebieten

Kinder, die in den ärmsten Haushalten in Afrika

und Asien geboren werden, sind bei der Geburt

zweimal so häufig untergewichtig wie die

Neugeborenen in den reichsten Haushalten.

Es würde 11,8 Mrd. US-Dollar kosten, 90% aller wachs-tumsgehemmten Kinder in den 36 am stärksten be-troffenen Ländern ausreichend zu ernähren. Im Vergleich dazu geben beispiels-weise US-amerika-nische Verbraucher allein für Kartoffel- und Tortilla-Chips jährlich 13,6 Mrd. USD aus

Jedes dritte Kindinden

Entwicklungsländern leidet

anWachstumsstörungen

Page 20: World Vision Flyer

T H E B E S T S T A R T | S C A L E O F T H E P R O B L E M 20

Tim Freccia, Kenya / World Vision20G E S U N D E K I N D E R W E L T W E I T |

DAS AUSMASS DES PROBLEMS

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D A S A U S M A S S D E S P R O B L E M S 21G E S U N D E K I N D E R W E L T W E I T |

Jahr für Jahr sterben fast drei Millionen Kinder an den Folgen von Unterernährung, und das Leben von weiteren Millionen wird irreversibel geschädigt.

Unterernährung und Krankheiten bilden einen zerstörerischen Kreislauf. Unterernährte Kinder sind sehr viel anfälliger für Krankheiten, und ihr Appetit und ihre Fähigkeit zur Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe ist reduziert. Weltweit leiden schät-zungsweise 195 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Wachstumsverzögerungen als Folge von Unterernährung (d. h. sie sind chronisch zu klein für ihr Alter und anderweitig körperlich unterentwi-ckelt).

Weitere 26 Millionen Kinder sind stark ausge-zehrt (d. h. sie sind chronisch zu dünn bzw. ihr Gewicht ist im Verhältnis zu ihrer Körperlänge zu gering, wodurch sich das Sterberisiko deutlich erhöht).3 Auch wenn die Zahl der unterernährten Kinder insgesamt langsam zurückgeht, vollzieht sich eine Besserung in den am schwersten betroffe-nen Regionen der Welt und in den ärmsten Bevöl-kerungsgruppen wesentlich langsamer, auch aufgrund der relativ geringen Aufmerksamkeit auf nationaler und internationaler Ebene für die Problematik.

Der geringe Fortschritt beim Rückgang der Anzahl unterernährter Kinder ist auch bedingt durch die jüngste Wirtschaftskrise, den anhalten-den Anstieg der Lebensmittelpreise und die sich verstärkenden Auswirkungen des Klimawandels.

Am allerwenigsten sinkt die Zahl unterernährter Kinder bei Kindern, die in den ärmsten Haushalten leben, und bei Kindern, die in den ländlichen Regionen leben.

Ein weiteres Problem ist, dass in den Entwick-lungsländern nur etwa ein Drittel der Kinder unter sechs Monaten ausschließlich gestillt werden.4

Demnach entgeht zwei Dritteln der Säuglinge in

der kritischen Anfangsphase ihres Lebens eine entscheidende grundlegende Nährstoffsquelle: Etwa eine Million Kindertodesfälle pro Jahr sind auf unzureichendes Stillen zurückzuführen.5

Ein Mangel an Vitamin A kostet beinahe 500 000 Kinder jährlich das Leben, und an Zink-mangel sterben weitere 350 000 Kinder pro Jahr – fast immer sind leicht behandelbare Durchfaller-krankungen Grund für den Zinkmangel.6 Gleichzei-tig stirbt pro Jahr jede fünfte Frau aufgrund von Eisenmangel während der Schwangerschaft.7

Unterernährung hat demnach weitreichende Folgen. Sie führt nicht nur zu einem niedrigen Geburtsgewicht – weshalb in Entwicklungsländern 60% aller Neugeborenen sterben –, sondern mütterliche Unterernährung ist auch der Grund für schätzungsweise 20% aller Todesfälle bei Schwan-geren und jungen Müttern.8

Unterernährung ist eines der verheerendsten Gesundheitsprobleme weltweit und Hauptursache für die hohe Kindersterblichkeit.9 Dabei bietet eine gute Ernährung jedem Kind die beste und unmittel-barste Chance zum Überleben und schafft die Grundlage für eine gesunde Entwicklung im gesamten weiteren Lebensverlauf.

Wir wissen, dass eine richtige und ausreichende Ernährung während der ersten 1000 Lebenstage eines Kindes – von der Zeit im Mutterleib bis zum Alter von zwei Jahren – eine gesunde Entwicklung des Gehirns, normale motorische und kognitive Fähigkeiten und das körperliche Wachstum ebenso fördert wie ein starkes Immunsystem, das tödliche Kinderkrankheiten während und nach der Geburt abwehren oder bewältigen kann.

Die positiven Wirkungen von ausreichender und gesunder Ernährung sind nicht nur für die Kinder und ihre Familien von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Länder, in denen sie leben.

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Etwa eine Million Kinder-todesfälle pro Jahr sind auf un-zureichendes Stillen zurück-zuführen

D A S A U S M A S S D E S P R O B L E M S 22G E S U N D E K I N D E R W E L T W E I T |

Eine gesunde Ernährung entlastet die Gesundheits-systeme, fördert den regelmäßigen Schulbesuch der Kinder und verbessert ihre Schulleistungen; sie ermöglicht den Bürgern, ihr volles Potenzial zu

entfalten und trägt so zum wirtschaftlichen Wohl-stand einer Gesellschaft bei. Ausreichende, nähr-stoffreiche Ernährung ist daher für die wirtschaftli-che Entwicklung eines Landes von herausragender Bedeutung: Die Investition in eine gute Säuglings- und Kinderernährung könnte in den Entwicklungs-ländern schätzungsweise 2 bis 3% Wirtschafts-wachstum herbeiführen. Somit ist Ernährung grundlegend für das Wohlergehen aller Menschen in einer Gesellschaft.10

Die Zahlen sprechen für sich – und belegen gleichzeitig die Tragödie. Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge scheitern wir kläglich daran, Hunderten Millionen von Kindern eine Ernährung zu gewährleisten, die für ein gesundes Leben, gesun-des Wachstum und eine gesunde Entwicklung unabdingbar ist.

Eine Wachstumsverzögerung wird definiert als eine zu geringe Körpergröße für das erreichte Alter. Sie wird durch unzureichende Ernährung verursacht, die das normale Wachs-tum eines Kindes im Mutterleib und in den ersten zwei Jahren nach der Geburt verhindert. Aber auch Faktoren wie Blutarmut der Mutter, Luftverschmutzung in geschlossenen Räumen und Tabakkonsum während der Schwanger-schaft können die Entwicklung des werdenden Kindes beeinträchtigen. Wachstumsverzöge-rungen sind meist irreversibel und gehen einher mit einer verzögerten motorischen Entwicklung, verminderten geistigen Fähigkei-ten, einer geringeren Schulbildung, einem geringen Einkommen und einem niedrigeren Geburtsgewicht bei Kindern, deren Mütter ihrerseits in der Kindheit nutritive Wachstums-verzögerungen erlitten haben.11

Auszehrung/akute Unterernährung:

Auszehrung, d. h. ein zu geringes Gewicht im Verhältnis zur erreichten Körpergröße, ist

meistens das Ergebnis einer unzureichenden Nahrungsaufnahme im Kleinkindalter und wird oft durch Krankheiten verschlimmert. Kinder, die unter einer mittelschweren bis schweren akuten Unterernährung leiden, müssen dringend behandelt werden, um nicht zu sterben. Denn im Vergleich zu wohlgenährten Kindern haben stark unterernährte Kinder ein 5- bis 20-mal höheres Risiko, an den Folgen zu sterben.12

Mikronährstoffmangel:

Kindern, die an Nährstoffmangel leiden, fehlen lebenswichtige Vitamine und Mineralien, die für ein gesundes Wachstum, eine gesunde Entwicklung und das Überwinden von Krankhei-ten erforderlich sind. Mikronährstoffmangel ist oft nicht unmittelbar erkennbar, hat jedoch gravierende Auswirkungen. So beeinträchtigt beispielsweise der Mangel an Jod, Eisen, Vitamin A und Zink die Entwicklung des Ge-hirns, die geistigen und motorischen Fähigkeiten sowie die körperliche Leistungsfähigkeit und die Abwehrkräfte des Körpers.

Die Folgen von Unterernährung

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23T H E B E S T S T A R T | S C A L E O F T H E P R O B L E M

GRUNDLAGEN EINER GUTEN ERNÄHRUNGDie Grundlagen guter Ernährung zu verstehen ist erfolgsentscheidend. Ihre Voraussetzungen sind auf Haushaltsebene zu suchen – Verfügbarkeit von Nahrung, Betreuung, Prävention von Krankheit – und hängen stark von Einkommen, Bildung sowie den sozialen und politischen Strukturen des Umfelds ab.

Das Ernährungssystem nach UNICEFQuellen: angepasst nach UNICEF 1990 gemäss Jonsson 1993 und Haddad 2000

ERNÄHRUNGSZUSTAND

INSTITUTIONEN

POLITISCHE, IDEOLOGISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

ÖKONOMISCHE STRUKTUREN

PERSONELLE, AGROÖKOLOGISCHE UND TECHNOLOGISCHE

RESSOURCENVERFÜGBARKEIT

NAHRUNGSAUFNAHME

ERNÄHRUNGS-SICHERHEIT

IM HAUSHALT

VERFÜGBARKEITDER NAHRUNG

QUALITÄTDER BETREUUNG

PERSONAL-RESSOURCEN

GESUNDE UMGEBUNGGESUNDHEITS-VERSORGUNG

GESUNDHEITS-RESSOURCEN

GESUNDHEITSZUSTAND

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WIR KENNEN DIE ANTWORTEN

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Unterernährung ist kein unvermeidlicher Zu-stand, der hingenommen werden muss. Wir wissen, was zu tun ist, um die Ernährungssitu-ation von Familien, Gemeinden und Ländern zu verbessern. Die Fakten sind klar, und die Maßnah-men, die es zu ergreifen gilt, sind hinlänglich bekannt. Bewährte, kostengünstige Interventionen zur Bekämpfung der Unterernährung können, wenn sie auf breiter Ebene eingesetzt werden, eine gewaltige Wirkung entfalten und Kindern nach-weislich das Leben retten.

Medizinische Studien belegen, dass allein durch die Verabreichung von Vitamin-A-Präparaten das Sterblichkeitsrisiko von Kindern im Alter von sechs Monaten bis 5 Jahren um durchschnittlich 24% redu-ziert werden kann.13 Durch die Zugabe von Zinkprä-paraten bei der Behandlung von Durchfall könnten 25% der persistenten Durchfallerkrankungen bei Kindern der gleichen Altersgruppe verhindert werden.14 Und durch optimale Säuglingsernährungs-praktiken könnten bis zu 19% der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren abgewendet werden.15

Diese Maßnahmen helfen nicht nur, die Zahl der Todesfälle zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern, sondern stellen für Regierungen auch kluge wirtschaftliche Investitionen dar (vgl. dazu auch S. 22). Die eingangs erwähnte Expertenkom-mission „Kopenhagener Konsens“, die eine Rang-ordnung der kosteneffizientesten Vorgehensweisen zur Bekämpfung der größten Probleme der Menschheit aufstellte (siehe dazu S.11), unter-streicht die zentrale Bedeutung von gesunder und ausreichender Ernährung, da allein fünf der insge-samt zehn Empfehlungen mit einer verbesserten Ernährung zusammenhängen.

Die Kommission hält weiterhin fest, dass beispielsweise jeder US-Dollar, der für Vitamin A und Zinkpräparate aufgewendet wird, eine Rendite von mehr als 17 US-Dollar abwirft.16

Aufklärung

Grundlage jeder gesunden Ernährung ist Aufklärung. Tagtäglich werden weltweit Säuglinge geboren, deren Eltern nicht um den unschätzbaren Wert des ausschließlichen Stillens wissen, oder die keine Beratung erhalten, wie man für Kinder ab sechs Monaten nahrhafte Beikost selbst erzeugt bzw. erwirbt und richtig zubereitet. Wenn die Kinder dann alt genug sind, um eine ausgewogene-re Kost zu sich zu nehmen, verfügen Eltern in

ärmeren Ländern oft nicht über genügend Anbau-flächen für Nahrungsmittel oder über das notwen-dige Einkommen. Oftmals fehlt es ihnen auch an der ausreichenden Kenntnis oder dem Bewusstsein, um ihre Kinder mit lebenswichtigen, nährstoffrei-chen Nahrungsmitteln zu versorgen oder um ihnen die vom Gesundheitssystem ihres Landes bereitge-stellten Nahrungsergänzungsmittel – wie z. B. Vitamin-A- und Zinkpräparate – zu verabreichen.

Durch die Ver-abreichung von Vitamin-A-Prä-paraten lässt sich das Sterb-lichkeitsrisiko von Kindern um rund 24% redu-zieren

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Zugang

Hinsichtlich des mangelnden Zugangs zu ausreichender und gesunder Ernährung kommen zwei Hauptursachen zusammen: Zum einen haben in Entwicklungsländern bis zu 80% der Kinder und ihrer Familien keinen Zugang zu Gesundheitsdiens-ten, Ernährungsberatung oder Versorgungsmaß-nahmen außerhalb ihrer eigenen Gemeinden. So können selbst einfache Programme, wie die kostengünstige und leicht zur Verfügung zu stellende Ernährungsberatung, die gegenwärtig in vielen Ländern im Rahmen der Gesundheitssysteme vermittelt wird, einen Großteil gerade jener Famili-en, die sie am dringendsten benötigen, nicht erreichen, wenn die Gesundheitsdienste nicht flächendeckend auf alle Gemeinden und Haushalte ausgeweitet werden.

Zum anderen können Familien Ratschläge hinsichtlich einer nährstoffreichen und gesunden Kost für ihre Kinder nicht beherzigen, wenn ihnen die Mittel fehlen, um die benötigten Nahrungsmit-tel in ausreichender Menge kaufen oder selbst anbauen zu können.

Weltweit ist fast eine Milliarde Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen; sie haben keinen

beständigen Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln. Angesichts steigender Lebensmittelpreise ist es dringend notwendig, diese Familien zu unterstüt-zen, damit sie ihre heranwachsenden Kinder ausreichend und gesund ernähren können.17 Um Fa-milien die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Ernährungsbedürfnissen nachzukommen, müssen nährstoffreiche Nahrungsmittel sowie ernährungs-bezogene Dienstleistungen und Versorgungsmaß-nahmen allen Gemeinden und Haushalten zugäng-lich gemacht werden.

Koordiniertes Vorgehen

Viele Faktoren, die sich auf die Ernährungssitua-tion der Bevölkerung vor Ort auswirken, liegen außerhalb des Bereichs der nationalen Gesund-heitspolitik. Sie müssen jedoch bei der Planung und Umsetzung ernährungspolitischer Strategien berücksichtigt und angegangen werden. Die Alphabetisierungsquote der Frauen, das allgemeine Einkommensniveau, der Anbau nährstoffreicher Pflanzen und die örtlichen Organisationsstrukturen haben alle einen Einfluss darauf, in welchem Maße Familien, Gemeinschaften und Gesundheitssysteme für ausreichende und gute Ernährung sorgen können.

Bisher haben allerdings Bereiche wie die Land-wirtschaft, die staatliche Wohlfahrtsbehörde und das Bildungswesen, die alle das Potenzial zur Verbesserung der Ernährung besitzen, ihre jeweili-gen Ressourcen nicht auf koordinierte Weise mobilisiert; in einigen Fällen arbeiten sie noch nicht einmal gezielt darauf hin, die Ernährungssituation überhaupt zu verbessern. Ein „Business as usual“ wird jedoch nicht die Fortschritte bringen, die Millionen an Hunger leidende Kinder dringend benötigen.

Neben der Durchführung ernährungsspezifischer Maßnahmen muss in den betroffenen Ländern generell eine auf Ernährung ausgerichtete Entwick-lung gefördert werden, damit eine Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern und ihren

Weltweit ist fast eine Milliarde Menschen von Ernährungs-unsicherheit betroffen

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Familien vom gesamten sozialen System unterstützt wird. So sind etwa Maßnahmen des Gesundheits-wesens wie Entwurmungsaktionen und Impfungen auch für die Ernährung wichtig, da ein gesunder Körper Nährstoffe viel effektiver aufnehmen kann als ein gesundheitlich angeschlagener.

Eine Schlüsselrolle kommt natürlich dem Land-wirtschaftssektor zu, wenn es darum geht, den Nährstoffgehalt von Hauptnahrungsmitteln wie Reis, Bohnen, Mais und Süßkartoffeln durch traditionelle und neue, effektive Anbauverfahren zu steigern und gleichzeitig die Landwirte wie auch die Verbraucher zu informieren.

Programme zur sozialen Sicherheit können gesunde Ernährungsgewohnheiten fördern, indem Bargeldleistungen an die Bedingung geknüpft werden, dass sie für die Familienernährung einge-setzt werden, und Familien Beihilfen für den Kauf nährstoffreicher Lebensmittel erhalten. Dem Bildungswesen wiederum kommt die wichtige Aufgabe zu, Kinder und ihre Familien sowie Gemeinden über die Bedeutung einer gesunden Ernährung aufzuklären und ihnen Wege zur Umsetzung zu vermitteln.

Die Kosten

2009 schätzte die Weltbank, dass sich die Kosten für 13 erfolgreiche Direktmaßnahmen zur besseren Ernährung von Kindern unter 2 Jahren in 36 Ländern, in welchen 90% der unterernährten Kinder leben, auf 11,8 Milliarden USD jährlich belaufen würden.18

Während die Weltbank konkrete Zahlen für einen ernsthaften Kampf gegen Unterernährung benennt, ist bislang unklar, wie viele Finanzmittel gegenwärtig überhaupt für Ernährungsmaßnahmen aufgewendet werden, denn nur wenige Geber und Regierungen armer Länder haben separate Budget-linien bzw. Haushaltsposten zur Erfassung der Ausgaben für Ernährungsprogramme eingeführt.

Laut den Berechnungen der britischen Fachzeit-schrift The Lancet und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen bewegen sich die Gesamtmittel der Geber für den Ernährungsbereich zwischen schät-zungsweise 250 Millionen und 350 Millionen US-Dollar jährlich – viel zu wenig, um den von der Weltbank festgestellten Bedarf zu decken. Selbst wenn man die Gelder, die die Regierungen der Entwicklungsländer für Ernährungsmaßnahmen aufbringen, mit einbezieht, wird schnell deutlich, dass die Mittel zur Ernährungssicherung dringend aufgestockt werden müssen.

Einige große Geber haben die gravierende Finanzierungslücke durchaus erkannt. So stellte etwa die britische Behörde für internationale Zusammenarbeit (DIFID) 2009 fest, dass „trotz der schwerwiegenden Probleme, die aufgrund der Unterernährung von Müttern und Kindern entste-hen, die ernährungsbezogenen Hilfszahlungen an die 20 Länder, in denen 80% der wachstumsge-hemmten Kinder der Welt leben, nur einem ver-schwindend geringen Teil der gesamten Entwick-lungshilfe ausmachten, die insgesamt in diese Länder floss“.19

Ein gesunder Körper kann wesentlich effektiver Nähr-stoffe aufneh-men als ein angeschlagener

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UNTERERNÄHRUNG VON MÜTTERN UND KINDERN VORBEUGENWorld Visions Strategie setzt auf bewährte Maßnahmen zur richtigen Zeit.

SCHWANGERE FRAUEN: 7 KERNMASSNAHMEN

Angemessene Ernährungsgewohnheiten, zusätzliche Mahlzeit und nährstoffreiche Snacks Eisen- und Folsäurepräparate

Starrkrampf Impfungen

Prävention und frühzeitige Behandlung von Malaria

Gesunde und ausreichende Zeitabstände zwischen Geburten

Entwurmung

Gesundheitsversorgung für Mütter: Betreuung durch medizinisches Fach-personal vor, nach und während Geburten, Prävention der Übertragung des HI-Virus von der Mutter zum Kind, HIV und STI- Tests

EINE ZUSÄTZLICHE MAHLZEIT & EIN ZUSÄTZLICHER SNACK

AUSSCHLIESSLICHES STILLEN

EISEN- UND FOLSÄUREPRÄPARATE

ENTWURMUNG

BIS 9 MONATE GEBURT 3 6

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Angemessenes Stillen

Grundlegende Fürsorge für Neugeborene

Händewaschen

Kindernahrung (zwischen 6 und 24 Monaten)

Deckung des Eisenbedarfs

Vitamin-A-Präparate

Zucker-Salz-Trinklösungen (ZST) mit Zink

Medizinische Konsultation bei Fieber

Altersgemäße Abdeckung mit allen notwendigen Impfungen

Prävention von Malaria

Entwurmung (über 12 Monate)

KINDER UNTER 2 JAHREN: 11 KERNMASSNAHMEN

FORTGESETZTES STILLEN

EINNAHME VON VITAMIN A

MASERN IMPFUNG

ENTWURMUNG UND EINNAHME VON VITAMIN A

ENTWURMUNG UND EINNAHME VON VITAMIN A

2- BIS 3-MAL TÄGLICH KINDERNAHRUNG(NEBEN DEM STILLEN)

3- BIS 4-MALTÄGLICH KINDERNAHRUNG

ZUCKER-SALZ-TRINKLÖSUNGEN MIT ZINK BEI DURCHFALL

DECKUNG DES TÄGLICHEN EISENBEDARFSZWISCHEN 6 UND 24 MONATEN

96 12 15 18 21 24

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Simon Peter Esaku, Uganda / World Vision

ZUSAMMENARBEIT

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Wie eingangs erwähnt, waren die Chancen, eine deutliche Verbesserung der Ernährungssituation in armen Ländern zu erreichen, noch nie so hoch wie heute – trotz der hohen Zahl der Kinder, die weltweit an Unterernährung leiden.

Die Regierungen der Entwicklungs- und der Geberländer, internationale Institutionen, die Vereinten Nationen, die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und die Privatwirtschaft haben die Herausforderung gleichermaßen angenommen und sich zusammengeschlossen, um Ernährungspro-gramme auszuweiten und Maßnahmen zur besse-ren Ernährung insbesondere für die schwächste und gefährdetste Gruppe einer Gesellschaft, die schwangeren Frauen und die Kinder unter zwei Jahren, zu verbessern. Die daraus entstandene „Scaling-Up-Nutrition“-Initiative (SUN) zur Verbesserung der Ernährungssituation von Müttern und Kindern in armen Ländern umfasst mittlerweile über 100 Organisationen und Institutionen, die sich dem Ziel verschrieben haben, Ernährungssicherheit auf nationaler und internationaler Ebene zu einem vorrangigen Anliegen zu machen.20

Dabei bündelt die SUN-Initiative das globale Engagement der verschiedenen Akteure auf eine noch nie da gewesene Art und Weise und ist so in der Lage, konkret und gezielt vorgehen zu können. Die Verantwortung zur Sicherstellung einer ausrei-chenden und gesunden Ernährung wird dabei ganz klar in den Händen der nationalen Regierungen gesehen, doch will die Initiative Geberländer und Organisationen dazu veranlassen, den betroffenen Ländern die notwendige Unterstützung für die Umsetzung erfolgreicher Maßnahmen im Ernäh-rungsbereich bereitzustellen. Diese und andere Initiativen setzen jedoch eine Erhöhung der Investi-tionen in den Ernährungsbereich und ein gemeinsa-mes Vorgehen aller Akteure voraus. Außerdem erfordern sie die Schaffung einer größeren Fakten-grundlage für die Durchführung, Überwachung und Evaluierung von Maßnahmen durch Datenerhebun-gen und Erfahrungsaustausch.

Bei allen positiven Entwicklungen und den vielfältigen und guten Ansätzen zur Ernährungsver-besserung darf nicht vergessen werden, dass die Ernährung der Kinder in erster Linie in den Händen ihrer Eltern liegt und dass das ultimative Ziel aller staatlichen Ernährungsprogramme zur Verbesse-rung der Ernährungssituation von Kindern sein sollte, bei den Familien anzusetzen und sie zu befähigen, selbst für die Ernährung ihrer Kinder zu sorgen. Doch wird sich die Ernährungssituation der Familien nicht verbessern, wenn nicht die Lücke, die zwischen den nationalen Maßnahmen für Gesund-heit und Ernährung auf der einen und den Familien, die mit den Maßnahmen erreicht werden sollen, auf der anderen Seite klafft, geschlossen wird. Denn auch wenn Interventionen zur Ernährungsver-besserung zunehmend Bestandteil nationaler Gesundheitsprogramme sind, politische Strategien entwickelt und personelle Kapazitäten ausgebaut wurden und auch das Problem der Versorgungsket-ten angegangen wird, greifen die Interventionen bislang nicht da, wo sie greifen sollen – nämlich bei den Familien vor Ort.

Die SUN-Initiative bündelt das Engagement von über

100Organisationen auf nie dagewe-sene Weise

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Familien

Familien benötigen das Wissen und die Mittel, um sich selbst versorgen zu können. Und sie brauchen Zugang zu staatlichen Diensten und Versorgungsmaßnahmen, damit sie sich in kriti-schen Situationen mit ausreichend nährstoffreicher Nahrung versorgen können. Programme, die nicht auf eine direkte Verknüpfung der staatlichen Versorgungssysteme mit den Familien vor Ort ausgerichtet sind, sind bereits vorab zum Scheitern verurteilt.

Erfreulicherweise nehmen infolge der verstärk-ten Anstrengungen auf nationaler und internatio-naler Ebene auch die Erfahrungen mit Maßnahmen auf lokaler Ebene zu, die die Ausweitung von ernährungsspezifischen Initiativen und eine generell auf Ernährungssicherheit abgestimmte Entwicklung vorantreiben können. Politische Entscheidungsträ-ger erfahren von der erfolgreichen Einführung von Programmen in den Gemeinden und tragen ihrerseits dafür Sorge, dass die Mittel für Ernäh-rungsmaßnahmen weiter fließen.

Auch auf regionaler und lokaler Ebene wird inzwischen zunehmend bereichsübergreifend zusammengearbeitet. Politische Strategien und Leitlinien werden auf regionaler und lokaler Ebene klar kommuniziert, und Nichtregierungsorganisatio-nen leisten vor Ort die notwendige technische Unterstützung. So findet ein reger Erfahrungsaus-tausch statt und man gewinnt gemeinsam neue Erkenntnisse bspw. über Ernährungspakete (siehe

dazu auch S. 50 f.), den Aufbau von Kapazitäten und die Überwachung und Evaluierung von Maßnahmen und gibt diese weiter. Die Bevölke-rung vor Ort kann sich so besser einbringen und erhält eine Stimme.

World Vision

World Vision verbindet bei seiner Arbeit die lokale und nationale Perspektive mit einer globalen Sichtweise und ist somit in einer guten Position, um Maßnahmen zur Ernährungssicherung mit den staatlichen Gesundheitssystemen und den Men-schen vor Ort zusammenzubringen. World Vision legt bei seiner Arbeit einen Schwerpunkt auf die primäre Gesundheitsversorgung, auf Aufklärung über gesunde Ernährung und auf die Förderung notwendiger Verhaltensänderungen auf Haus-haltsebene, die Betreuer und Kinder zur Erhaltung der eigenen Gesundheit befähigen. Außerdem setzt sich World Vision für einen besseren Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln (beispielsweise durch Tierhaltung und die Anlage von Nutzgärten) sowie für die Verbesserung der Qualität vorhande-ner Lebensmittel (z. B. durch Anreicherung mit Nährstoffen) ein.

Gleichzeitig ist es die Strategie von World Vision, die Fähigkeit lokaler Gruppen und Zusammen-schlüsse zur eigenständigen Bekämpfung und Überwachung der Ursachen von Krankheit, Tod und Unterernährung auszubauen, und sie zudem dabei zu unterstützen, sich selbst für qualitativ gute Gesundheitsdienstleistungen stark zu machen und häusliche Pflege- und Betreuungsdienste zu beaufsichtigen.

Dank seiner zahlreichen auf lokaler Ebene verankerten Projekte besitzt World Vision eine solide Erfahrung in der partnerschaftlichen Zusam-menarbeit mit Regierungen und anderen Beteilig-ten, wie beispielsweise mit der Privatwirtschaft, um sicherzustellen, dass qualitativ hochwertige Gesundheits- und Ernährungsdienstleistungen die Familien, die sie benötigen, auch erreichen.

World Vision befähigt lokale Gruppen zur Bekämpfung der Unterernährung

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Michelle Siu, Cambodia / World Vision

FAMILIEN IM MITTELPUNKT

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Damit Familien ihren Ernährungsbedarf selbst sicherstellen können, müssen ernährungsbezogene Maßnahmen und Dienstleistungen leicht und schnell zugänglich sein. Die Versorgung vor Ort und ganz besonders die Möglichkeit zur schnellen Inanspruchnahme von Gesundheits- und Ernäh-rungsdienstleistungen müssen daher noch stärker in den Mittelpunkt nationaler Gesundheitspolitik und -strategien gerückt werden.

Vor allem isolierten, in entlegenen Regionen lebenden Gemeinden gebührt hierbei besondere Aufmerksamkeit, da die dort lebenden Familien mit am gefährdetsten sind und daher am meisten von einer verbesserten Ernährung profitieren sollten.

Die Regierungen der Entwicklungsländer sowie ihre Kooperationspartner im Bereich Ernährung müssen daher eine Politik verfolgen, die die Etablierung von Ernährungsmaßnahmen auf Gemeindeebene in den Mittelpunkt stellt. Dann können die dringend benötigten lokalen Netzwerke von gut ausgebildeten Gesundheitskräften, ein gut ausgebautes Überweisungssystem und der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen wichtiger Bestandteil der Ernährungsstrategien sein, statt –wie oftmals in der Vergangenheit – in den Aktionsplänen hintenangestellt zu werden.

Lokal verankerte Strategien fördern die Eigenver-antwortlichkeit der Bevölkerung, steigern die Effizienz und Nachhaltigkeit der Maßnahmen, stärken die Zivilgesellschaft und verbessern die örtlichen Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.

Dazu müssen die Programmziele konkret formuliert sein, auf einer profunden Analyse der jeweiligen Ursachen der Unterernährung beruhen und entsprechend den örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen gewichtet werden. So mag in einigen Orten eine adäquate Gesundheitsdienstleis-tung das Programmziel sein, während in einer anderen Region der Schwerpunkt mehr auf der

Förderung eines gesundheitsbewussten Verhaltens liegen könnte.

Besonders bewährt haben sich lokal angesiedel-te Initiativen zur Verbesserung der Ernährungssitua-tion, wie z. B. die Behandlung von akuter und chronischer Unterernährung und dem Mangel an Mikronährstoffen, Initiativen zur Verringerung der Zahl untergewichtiger Neugeborener sowie Initiativen zur Sensibilisierung und Förderung eines gesundheits- und ernährungsbewussten Verhaltens.

Initiative „Babyfreundliche Gemeinschaft“ (Kambodscha)

2004 startete das kambodschanische Gesund-heitsministerium die Initiative „Baby-Friendly Community (Babyfreundliche Gemeinschaft) – BFCI“.

Ziel der BFCI ist die deutliche Steigerung der Anzahl von Säuglingen, die in den ersten sechs Monaten ausschließlich gestillt werden und nach den ersten sechs Monaten eine gesunde und ausreichende Beikost erhalten. Zudem umfasst die Initiative Maßnahmen zur Prävention von Krankhei-ten. Die BFCI, die 2004 zunächst in 50 Dörfern gestartet wurde, ist seither deutlich ausgeweitet worden und erreicht heute insgesamt 2675 Dörfer – fast 20% aller Dörfer Kambodschas. Begleitet wurde die BFCI von der „Baby-Friendly Hospital-Ini-tiative“ („Babyfreundliches Krankenhaus“) und einer offensiven Fernseh- und Rundfunkkampagne zur Förderung des Stillens. Das Ergebnis war eine deutliche Erhöhung des Anteils der Mütter, die ihre Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten aus-schließlich stillen, von nur 11% im Jahr 2000 auf 60% im Jahr 2005 und 74% im Jahr 2010.21 Dieser bemerkenswerte Erfolg ist vor allem auf die umfassende, integrierte und gezielte Programmge-staltung vor Ort zurückzuführen, die von allen staatlichen Verwaltungsebenen unterstützt wird.

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Page 36: World Vision Flyer

Teil des BFCI-Programms ist die Förderung von Mütterselbsthilfegruppen und die Einrichtung von Polikliniken, die besonders für Kinder unter fünf Jahren ausgelegt sind und dezentral von örtlichen Gesundheitskräften überprüft werden.

Umfassende Rechtsvorschriften, politische Leitlinien und Strategien auf nationaler Ebene geben dabei einen wichtigen gemeinsamen Handlungsrahmen vor. Die Initiative ist eine Ergänzung zum allgemeinen staatlichen Gesund-heitsfürsorgepaket für Mütter und Neugeborene, das im Rahmen der nationalen Gesundheitsstrate-gie Kambodschas umgesetzt wird.22

Durch die Einführung dieses Pakets im Jahr 2000 wurde der Umfang der pränatalen Betreuung erheb-lich ausgeweitet und die Zahl der Entbindungen, die unter der Leitung kompetenter Geburtshelfer/innen in Gesundheitseinrichtungen erfolgen, deutlich erhöht.23

Auch in anderen Ländern wie beispielsweise Gambia konnten durch Initiativen zur Förderung von „Babyfreundlichen Gemeinschaften“ große Erfolge erzielt und die Quote der ausschließlich gestillten Säuglinge deutlich gesteigert werden.24

MICAH – Programm zur Mikronährstoff-versorgung und Gesundheitsförderung

Im Rahmen des World Vision-Programms „Micronutrient and Health Programme – MICAH“ zur Mikronährstoffergänzung und Gesundheitsför-derung (finanziert von der kanadischen Behörde für Internationale Zusammenarbeit – CIDA), wurden in fünf Ländern Afrikas (Ghana, Tansania, Malawi, Äthiopien und Senegal) von 1996 bis 2005 eine Reihe erfolgreicher Initiativen zur Verbesserung der Ernährungssituation auf nationaler und lokaler Ebene durchgeführt. Dabei wurden ergänzend zu den bestehenden landesweiten staatlichen Strategi-en und Programmen lokal ausgerichtete Maßnah-men entwickelt, die sich sowohl auf qualitative, länderübergreifende Daten als auch auf die umfas-senden Erkenntnisse der lokalen Bevölkerung stützen.

Die enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden stellte sicher, dass das Programm auf die lokalen Gegebenheiten abgestimmt war und somit effektiv umgesetzt werden konnte. Entscheidend für die profunde Planung und erfolgreiche Implementie-rung der Maßnahmen war die Einbeziehung von Frauen-, Männer- und Kindergruppen sowie des Dorfvorstehers und der Dorfkomitees (die mit der Durchführung von Jodsalztests und dem Schutz der Wasserquellen betraut wurden).

Das MICAH-Programm hatte zum Ziel, lokale Kapazitäten in der Bevölkerung aufzubauen, um die Mikronährstoffaufnahme durch Nahrungsergän-zungsmittel zu steigern, Familien zu einem anderen Ernährungsverhalten zu ermutigen, die Fähigkeit der Eltern ihre Kinder mit nahrhaftem Essen zu versorgen, zu stärken und die Häufigkeit von Krankheiten, die sich auf den Mikronährstoffhaus-halt des Körpers auswirken, zu verringern. Dieser Ansatz hat sich mehr als bewährt, denn die Zahl der unterernährten Kinder unter fünf Jahren wurde in allen fünf Ländern deutlich gesenkt, und ernäh-rungsbedingte Wachstumsverzögerungen konnten im Durchschnitt von 45% auf 31% verringert werden.25

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Auch in anderen Ländern konn-te durch BFCI-Programme die Quote der aus-schließlich ge-stillten Säug-linge deutlich gesteigert wer-den

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Kit Shangpliang, Indien / World Vision

GUTE FÜHRUNG, GUTE PLANUNG

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Eine Verbesserung der Ernährungssituation erfordert Führungsqualität auf allen Ebenen und in allen Bereichen; von der Regierungs- und Verwal-tungsebene über die zivilgesellschaftliche bis hin zur privatwirtschaftlichen Ebene. Eine gute und starke politische Führung ist ein entscheidender Garant für eine ausreichende, langfristige Finanzie-rung und eine profunde Implementierung und Ausweitung von Ernährungsmaßnahmen.

„Ernährungsadvokaten“, also Führungspersön-lichkeiten, die sich für eine Verbesserung der Ernährungssituation einsetzten – egal ob sie nun der Regierung, UN-Agenturen, der Zivilgesellschaft, Forschungseinrichtungen oder nationalen oder internationalen Nichtregierungsorganisationen angehören – , sollten dabei nicht nur aus dem Ernährungsbereich, sondern auch aus benachbar-ten Bereichen kommen, die ebenfalls ernährungs-sensitive Maßnahmen implementieren bzw. unterstützen können. So haben beispielsweise Gesundheitskomitees auf Bezirks- oder Gemeinde-ebene, die mit örtlichen Entscheidungsträgern aus unterschiedlichen Bereichen besetzt sind, die Möglichkeit, mit mehr Nachdruck die Implementie-rung von Ernährungsmaßnahmen zu fordern, und können besser dafür Sorge tragen, dass allen der Zugang zu den Maßnahmen gewährleistet wird.

Eine Hauptaufgabe der Politik ist es, sicherzu-stellen, dass Programme und Dienstleistungen auf die ärmsten Bevölkerungsschichten ausgerichtet sind. Leitfäden zur Umsetzung einer solchen Politik müssen den vor Ort tätigen Kräften zugänglich gemacht werden. Denn politische Strategien und Richtlinien, die unter Mitwirkung aller wichtigen Akteure entwickelt wurden – wie dies bei einer nationalen Arbeitsgruppe oder einem nationalen Rat für Ernährung der Fall wäre – , werden sehr viel häufiger erfolgreich angewandt und konsequenter umgesetzt.

Ernährungsprogramme und Maßnahmen sollten auf profundem und umfangreichem Datenmaterial basieren,26 das nicht nur Aussagen über Umfang und Art und Weise der Nahrungsmittelversorgung ermöglicht, sondern auch eine eingehende Analyse von Ursachen und Ausmaß von Unterernährung zulässt, indem die Erwerbs- und Einkommensstruk-turen, die Ernährungssicherheit, die Kinderbetreu-ungspraxis sowie die gesundheitlichen und sanitä-ren Bedingungen auf Bezirks-, Gemeinde- und Haushaltsebene beleuchtet werden.

Eine umfassende und nachhaltige technische Unterstützung seitens internationaler Geber kann bei der Aufstellung nationaler Ernährungspläne eine bedeutende Rolle spielen. In Mosambik, Ghana und Kenia beispielsweise wurden oder werden nationale politische Strategien zur Ernäh-rungssicherung entwickelt, bei der die bereitgestell-te oder zugesagte technische Unterstützung von Institutionen wie der Weltbank und USAID (der amerikanischen Behörde für internationale Zusam-menarbeit) und von Organisationen wie UNICEF und World Vision mit ausschlaggebend für das Zustandekommen der politischen Strategien war.

Internationale NGOs haben zudem den großen Vorteil, dass sie globale Expertise mit lokaler Analy-se verbinden, was den Nutzen und Erfolg lokaler Interventionsprogramme ausmacht. Beispielsweise

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Eine gute und starke politische Führung ist ein entscheidender Garant für den Erfolg

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konnte mithilfe der „Ghanaischen technischen Arbeitsgruppe für Ernährung“ erreicht werden, dass die von World Vision erfolgreich erprobte Behandlung von Durchfall durch die Verabreichung von Zink mit Hilfe einer oralen Rehydratationslö-sung in das nationale Programm zur gesundheitli-chen Grundvorsorge aufgenommen wurde.

Malawi

Das Beispiel Malawi veranschaulicht eindrucks-voll, wie wichtig eine gute Führung für die Verbes-serung der Ernährungssituation in einem Land ist. Führungsstärke bewiesen u. a. der Präsident des Landes, das Ministerium für Gesundheit, regionale Gesundheitsbehörden und internationale Institutio-nen und NGOs, indem im Ministerkabinett spezielle Posten für den Bereich Ernährung eingerichtet wurden und dadurch Ernährungsmaßnahmen hohe Priorität in den nationalen Plänen erhielten.

Regionale Gesundheitsbehörden übernahmen eine Vorreiterrolle bei der Durchführung von Pilotprogrammen wie beispielsweise das auf Gemeindeebene angesiedelte Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bekämp-fung akuter Unterernährung („Community Manage-ment of Acute Malnutrition Programme“ – CMAM), das inzwischen weithin als erfolgreicher Ansatz zur Behandlung akuter Unterernährung anerkannt ist.

Aus dem zuvor erwähnten World Vision-Programm MICAH (S. 36 ff) wiederum wurde in den Jahren 1996 bis 2004 der Posten eines beim Gesundheits-ministerium angesiedelten Koordinators für Mikro-nährstoffe finanziert, dem die Aufgabe zufiel, die von drei Ministerien (dem Gesundheitsministerium, dem Landwirtschaftsministerium und dem Frauen-ministerium) durchgeführten Ernährungsmaßnah-men zu koordinieren.

Der Koordinator übernahm somit eine wichtige Führungsrolle bei der erfolgreichen Implementie-rung von Maßnahmen, die insbesondere auf die Behandlung von Eisenmangelanämie ausgerichtet waren. Des Weiteren konnte World Vision mit Hilfe der Koordinationsstelle für Mikronährstoffe den Teilnehmerkreis an Schulungen und Planungsdis-kussionen erheblich erweitern. Dadurch hatte die lokale Bevölkerung die Möglichkeit, ihre wertvollen Erfahrungen mit effizienten Interventionsmaßnah-men und multisektoralen Ansätzen in die nationa-len Foren einzubringen. Die Strategien, die im Rahmen dieser Konsultationen entwickelt wurden, wirken sich in Malawi auch noch Jahre später positiv aus.

Kambodscha

Auch die kambodschanische Regierung bewies mit ihrem nationalen Ernährungsprogramm und der Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Verbesserung der Ernährungssituation befasst und der eine Vielzahl unterschiedlicher Interessenvertre-ter angehört, vorbildliche Führungsstärke. So führten die Empfehlungen der Arbeitsgruppe zur Etablierung umfassender ernährungspolitischer Maßnahmen und Strategien. Überdies wurden ernährungsspezifische Indikatoren in das kambod-schanische Strategiepapier zur Armutsbekämpfung aufgenommen, wodurch das Thema Ernährung erstmals auf die nationale entwicklungspolitische Tagesordnung gesetzt wurde.

Das kambodschanische Ernährungsprogramm ist sehr umfassend und reicht von Rechtsvorschriften zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten

Kambodscha: Die Vitamin-A-Versorgung er-höhte sich in den letzten 10 Jahren von 29% auf 71%

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bis hin zur Einrichtung von Mütterselbsthilfegrup-pen. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen sind auf Bezirks- und Gemeindeebene an der Umset-zung von Ernährungsmaßnahmen beteiligt und kümmern sich dort u. a. um die Ausbildung, Betreuung und Beratung der vor Ort tätigen Gesundheitskräfte – entsprechend den ernährungs-politischen Vorgaben und Strategien der Regierung. Wie drei aufeinander folgende landesweite Erhe-bungen in den Jahren 2000, 2005 und 2010 bestätigten, trug die gute Führungsarbeit der kambodschanischen Regierung zu einer erheblichen Verbesserung der Stillquoten und der Versorgung mit Vitamin-A-Präparaten bei.

So stieg der Anteil der ausschließlich gestillten Säuglinge unter fünf Monaten von 11% im Jahr 2000 auf 60% im Jahr 2005 und auf 74% im Jahr 2010. Die Vitamin-A-Versorgung erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 29% auf 71%.27

Ghana

Die Erfahrungen in Ghana liefern ein gutes Beispiel dafür, welche Dynamik durch eine wir-kungsvolle „Top-Down“-Führung, die von den auf lokaler Ebene erzielten Erfolgen ausgeht, für die Verbesserung der Ernährung erzeugt werden kann. Dank einer landesweiten Kampagne – ausgeweitet bis auf die regionale und lokale Ebene – konnte Ghana in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg der Stillquote verbuchen. So belief sich der Anteil der ausschließlich gestillten Kinder unter sechs Monaten im Jahr 2008 auf 63% im Vergleich zu 53% im Jahr 2003. Und 1998 wurden lediglich 35% der Säuglinge unter vier Monaten ausschließ-lich gestillt.28

Ausgehend von den in den Gemeinden erzielten positiven Ergebnissen setzte sich der ghanaische Gesundheitsminister erfolgreich dafür ein, Ghana zu einem Vorreiterland („Early Riser“) im Rahmen der globalen „Scaling-Up-Nutrition“-Initiative zu machen – die Regierung des Landes verpflichtete sich hierzu im Jahre 2010 offiziell. Im Rahmen dieses Prozesses werden die Verfahren zur Politik-

gestaltung, Planung, Verwaltung und Rechen-schaftslegung gezielt gestärkt, damit die Dienstleis-tungen zur Ernährungsverbesserung ausgeweitet werden können. Infolgedessen wurde Ghanas technische Arbeitsgruppe für Ernährung unter gemeinsamer Leitung von UNICEF und dem ghanaischen Gesundheitsministerium neu belebt.

Bolivien

Einer guten Führung ist auch das erfolgreiche Ernährungsprogramm in Bolivien zu verdanken, wo das starke Engagement des Präsidenten, der Aufbau dezentraler Versorgungsstrukturen und rechtzeitige Maßnahmenüberprüfungen beeindru-ckende Ergebnisse im ganzen Land hervorgebracht haben. Vor 2005 waren nur wenige Fortschritte bei der Bekämpfung der Unterernährung erzielt worden. Ein Viertel aller Kinder unter fünf Jahren erlitten bleibende Wachstumsverzögerungen; in ländlichen Gebieten war der Anteil sogar dreimal so hoch.29 Im Jahr 2006 lief der nationale Entwick-lungsplan Boliviens für den Zeitraum 2006 bis 2010 an, in dem Ernährungszielen und -aktivitäten eine hohe Priorität eingeräumt wurde. Eine wichtige politische Führungsrolle übernahm hierbei der nationale Rat für Lebensmittel und Ernährung („Consejo Nacional de Alimentación y Nutrición, CONAN“), der unter dem gemeinsamen Vorsitz des Staatspräsidenten und des Ministers für Gesundheit

Ghana konnte die Stillquote in fünf Jahren um

10% steigern. 63% der Säuglin-ge wurden 2008 ausschlisslich gestillt

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und Sport steht. Denn der Rat hatte wesentlichen Anteil an der Durchführung des Programms zur Beseitigung der Unterernährung („Programa Desnutrición Cero“ – PDC) und an der Verabschie-dung wichtiger Rechtsvorschriften über Mutter-milch ersatzprodukte.

Den Schlüssel zu diesem Erfolg bildete die Dezentralisierung des Rates auf die kommunale Ebene. Dies ermöglichte eine Eingliederung des PDC in die Struktur des kommunalen Gesundheits-wesens mit Hilfe zivilgesellschaftlicher Netzwerke und Freiwilligengruppen. Der Rat überprüfte zudem anhand einer Halbzeitevaluierung operationelle Schwächen des Programms und stellte als ein Ergebnis einen erhöhten Sensibilisierungs- und Schulungsbedarf zum Thema Unterernährung auf lokaler Ebene fest. Daraufhin wurde eine Strategie zur Information, Aufklärung und Ausbildung erarbeitet und eine neue Sensibilisierungskampag-ne gestartet. Als Ergebnis dieser Maßnahmen erhielten bis zum März 2010 75% der Kinder im Alter von 6 bis 11 Monaten Vitamin-A-Präparate, die halfen, die Zahl der Masern-, Erblindungs- und Todesfälle zu verringern. Noch bedeutender war, dass der Anteil der Kindertodesfälle aufgrund starker Unterernährung von 9% im Jahr 2008 auf 7% im Folgejahr reduziert werden konnte.30

Mongolei

Ausschlaggebend für die erfolgreiche Auswei-tung des Ernährungsprogramms von World Vision Mongolei von der örtlichen auf die landesweite Ebene waren regionale und lokale Arbeitsgruppen, denen leitende Verwaltungsbeamte der „Somons“ (Bezirke) und „Bags“ (ländlichen Gemeinden) sowie Vertreter des nationalen Gesundheitsministeriums angehörten. Das Programm hatte die Einführung des Mikronährstoffpulvers „Sprinkles“ in ein integriertes Ernährungskonzept zum Ziel. Es begann mit einem Pilotprojekt im Jahr 2000, das bis 2005 auf die gesamte Provinz Selenge ausge-weitet und im Jahr 2009 schließlich landesweit eingeführt wurde.

Über die regionalen Arbeitsgruppen veranstalte-ten die politischen Entscheidungsträger jährliche Wettbewerbe zwischen Städten und Unterbezirken um das beste Dienstleistungsangebot, die beste Mitwirkung der Bevölkerung und die größten Verbesserungen bei der Gesundheits- und Ernäh-rungssituation. Diese Wettbewerbe waren äußerst erfolgreich, was nicht zuletzt den lokalen Arbeits-gruppen zu verdanken war, die damit betraut wurden, die örtliche Bevölkerung zu mobilisieren und Freiwillige zu rekrutieren. Vertreter der Regio-nal- und Kommunalverwaltungen unterzeichneten Leistungsvereinbarungen, in denen Gesundheits- und Ernährungsziele festgelegt waren. Gemeinden, die besonders hohe Leistungen erzielten, wurden mit Preisen ausgezeichnet, die sich nach den von ihnen angegebenen Bedürfnissen richteten, wie z. B. Computer, Latrinen oder Motorräder.31 Infolgedessen sank der Anteil der Kinder mit Wachstumsverzögerungen in Selenge von 16% auf 6%, und die zuvor gestiegene Zahl der Kinder unter zwei Jahren mit Eisenmangelanämie ging wieder zurück.32

Äthiopien

Die Erfolge, die durch die Einführung des WHO-Programms CMAM (siehe dazu auch S. 40 sowie S. 55) zur Bekämpfung der akuten Unterer-nährung in Äthiopien erzielt wurden, sind dem Umstand zuzuschreiben, dass zahlreiche Beteiligte eine klare Politik formuliert und landesweite Verfahren entwickelt haben, die auf bewährten Praktiken und den Erfahrungen internationaler NGOs bei der praktischen Umsetzung des Pro-gramms basieren.

Die Einführung war pragmatisch angelegt und umfasste die Ausarbeitung nationaler und regiona-ler Pläne sowie die Erstellung von Informationsbro-schüren. Im Rahmen der Dezentralisierung wurden die Leitlinien zudem auf die einzelnen geografi-schen Regionen abgestimmt, wodurch sie im jeweiligen Ernährungs- und Gesundheitsversor-gungsgebiet leichter anwendbar und umsetzbar wurden.

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Lanelyn Carillo, S. America / World Vision

ERNÄHRUNG – ENTSCHEIDEND FÜR DIE GESUNDHEIT

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Angesichts des direkten Zusammenhangs zwischen Ernährung, Gesundheit, Landwirtschaft, sauberem Wasser und Sanitäranlagen kann eine verbesserte Ernährung nur durch bereichsübergreifende Foren für die Planung und Koordination von Maßnahmen wirksam vorangetrieben werden. Ferner muss eine solche Maßnahmenkoordination konsequent von der obersten nationalen Verwaltungsebene bis hin zu den Mitarbeitern vor Ort erfolgen.

Ebenso bedarf es einer multisektoralen Analyse und Planung, damit Ernährungsmaßnahmen bei allen sektorspezifischen Aktivitäten berücksichtigt und integriert werden. Natürlich ist die Zusammen-arbeit auf der regionalen und lokalen Ebene in vielen Ländern oft deutlich schwächer als in nationalen Foren. Dort, wo erfolgreiche bereichs-übergreifende Plattformen auf nationaler Ebene existieren, sollten sie an die Gegebenheiten der Regional-, Bezirks- und Gemeindeebene angepasst werden, um die Wirkung gemeinsamer Ernährungs-maßnahmen zu maximieren. Aufgrund ihrer direkten Verbindungen zu den unterschiedlichen Sektoren kommt der Zivilgesellschaft und den NGOs eine besondere Rolle bei der Förderung einer bereichsübergreifenden Koordinierung auf subnati-onaler Ebene zu, damit Maßnahmen zur Ernäh-rungsverbesserung konsequent und auf allen Ebenen umgesetzt werden können.

Bolivien

Das „Programm zur Beseitigung der Unterernäh-rung (PDC)“ in Bolivien zeichnet sich durch seine bereichsübergreifenden Verwaltungsstrukturen – die zentrale Komponente des Programms – aus. Denn dem „Nationalrat für Lebensmittel und Ernährung“ (der unter dem gemeinsamen Vorsitz des bolivianischen Staatspräsidenten und des Ministers für Gesundheit und Sport steht) gehören Vertreter aller neun Ministerien des Landes an, die dafür Sorge tragen, dass der Bereich Ernährung von sämtlichen staatlichen Organen berücksichtigt und in ihre Aktivitäten integriert wird.

Kambodscha

Ein weiteres gutes Beispiel für eine gelungene bereichsübergreifende Zusammenarbeit ist der „Rat für landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung“ in Kambodscha. Dieses Gremium setzt sich aus Vertretern verschiedener Ministerien – u. a. der Ministerien für Gesundheit, Landwirtschaft und Planung – sowie der nationalen Arbeitsgruppe für den Bereich Ernährung zusammen. Dank der Mitwirkung der Arbeitsgruppe im Gremium und des erheblichen Einflusses, den der Rat auf die Beschlussfassung und Politikgestaltung auf höchs-ter Regierungsebene ausübt, hat Ernährungsver-besserung in Kambodscha inzwischen ein großes Gewicht bekommen.

Überdies ist auch die weltweite Initiative „Neue Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers bei Kin-dern“ („Renewed Efforts Against Child Hunger”, REACH) in Kambodscha aktiv. Hierbei handelt es sich um eine Initiative zur multisektoralen Maßnah-menkoordination, die durch den Einsatz eines speziellen Moderators bereits in anderen Ländern wie Mauretanien und Laos beeindruckende Erfolge erzielen konnte, indem sie ernährungsrelevante Akteure zur gemeinsamen Planung, Durchführung und Bewertung von Maßnahmen an einen Tisch brachte.33

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Eine Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit ist der „Rat für landwirtschaft-liche und ländli-che Entwicklung“ in Kambodscha

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Die World Vision-Programme ENHANCE, MICAH und OVATA

Das World Vision-Programm „Expanding Nutrition and Health Achievements through Necessary Commodities and Education” (Ergän-zung der Ernährungs- und Gesundheitsleistungen durch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und durch Aufklärungsarbeit, ENHANCE ),34 das bis 2010 in insgesamt sechs afrikanischen Ländern durchgeführt wurde, brachte regelmäßig Bezirks-vertreter und Angehörige des örtlichen Landwirt-schafts- und Gesundheitswesens zum Informations-austausch und zur gemeinsamen Analyse und Planung zusammen.

Das ENHANCE-Programm kümmerte sich um Haushalte, in denen Kinder unter fünf Jahren und/oder Schwangere leben und wo die Nahrungsmit-telversorgung unzureichend ist. Es unterstützte mit der Verteilung von Geflügel und mit mikronähr-stoffreichen Gemüsesamen und vitaminreichen Moringa-Sämlingen. Im Rahmen des ENHANCE-Programms wurden die Hilfeempfänger über den Nährwert, die Gewinnung und Pflege dieser Lebensmittelressourcen informiert und erfuhren, wie man damit gesunde Mahlzeiten zubereitet.

Eine Folgeuntersuchung über die Ernährung von 12 bis 23 Monate alten ghanaischen Kindern in den Zielgemeinden ergab, dass der Verzehr tierischer Lebensmittel um 10% und die Vitamin-A-Aufnah-me um 33% zugenommen hatten.35

Auch im Rahmen des World Visions Programms MICAH (siehe dazu auch S. 36 und S. 40) zur Mikronährstoffversorgung und Gesundheitsförde-rung zeigten sich die Vorteile von breit angelegten, integrierten Maßnahmen zur Bekämpfung der Unterernährung. In Malawi zum Beispiel wurden dank der Beteiligung des Sektors Ernährungssiche-rung und des Landwirtschaftsektors eine bessere Ernährung der lokalen Bevölkerung erreicht, indem die Diversität der Kulturpflanzen und der Anbau mikronährstoffreicher Nutzpflanzen gefördert wurden.

Durch die Einbeziehung des veterinärmedizini-schen Bereichs in das Programm konnte vermehrt die Zucht von Schlachtvieh betrieben werden. Im Rahmen der Bildungsmaßnahmen erfuhren Schul-kinder alles Wissenswerte über eine gesunde Ernährung und lernten spielerisch Hygienepraktiken und Methoden, wie sie sich vor Krankheiten schützen können.

Darüber hinaus wurden durch die Mitwirkung des Wasserversorgungs- und Abwasserentsor-gungssektors die Sanitäreinrichtungen verbessert und Verhaltensänderungen zur besseren Hygiene erreicht. Ferner arbeitete MICAH Malawi mit nationalen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse gründlich dokumentiert und weitergegeben wurden, damit sie in die künftige Planung einflie-ßen.

In Mosambik führte World Vision sein von USAID gefördertes Projekt OVATA durch. Ziel dieses Projekts war es, Ernährungsmaßnahmen und Maßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich zusammenzubringen, um den Anbau einer ganz bestimmten Nutzpflanze – der sehr nährstoffrei-chen orangefleischigen Süßkartoffel – zu etablie-ren.

Auf örtlicher Ebene kamen pro Projektgebiet jeweils zwei Mitarbeiter der Landwirtschafts- und Ernährungsbehörde zur gemeinsamen Planung zusammen und führten anschließend Schulungen nach einem stufenweise aufgebauten Modell und

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In Mali wurde durch die geför-derte Diversität von Kulturpflan-zen ein bessere Ernährungsitua-tion erreicht

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über einen Zeitraum von zwei Jahren durch, an denen Bauern und Frauen gemeinsam teilnahmen. Dabei vermittelten die Mitarbeiter der Landwirt-schaftsbehörde Erzeugungs-, Vermarktungs- und Lagertechniken, während die Mitarbeiter der Ernährungsbehörde Schulungen zu verschiedenen Ernährungs- und Gesundheitsthemen abhielten, u. a. über Anzeichen, Ursachen und Folgen der Unterernährung, die Bedeutung einer abwechs-lungsreichen Kost, das Stillen und Kochrezepte mit der orangefleischigen Süßkartoffel.

Anschauungsmaterialien, Lieder, Spiele und Rollenspiele wurden sowohl bei den Schulungen als auch während der Hausbesuche eingesetzt, die bei

den teilnehmenden Haushalten routinemäßig erfolgten. Außerdem wurden der Bevölkerung durch eine breit angelegte Kampagne – u. a. über Radiosendungen, Laientheateraufführungen und thematisch gestaltete Kleidung – Landwirtschafts- und Ernährungsthemen gezielt näher gebracht.

Infolge all dieser Maßnahmen erhielten die Kinder in den Projektgebieten eine abwechslungs-reichere Ernährung und wiesen eine siebenmal höhere Vitamin-A-Zufuhr und eine um 14% höhere Energieaufnahme auf als Kinder in Kontrollgebie-ten. Zudem sank der Vitamin-A-Mangel in dem Zweijahreszeitraum von 60% auf 36%.36

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Vannalate Norkeo, Laos / World Vision

AUSBAU DES GESUNDHEITSWESENS

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Der beste Weg zur Durchführung direkter Ernährungsmaßnahmen führt über die bestehenden Gesundheitssysteme. Funktionierende Gesundheits-vorsorgesysteme sind essentiell, damit Ernährungs-maßnahmen die jeweiligen Zielgruppen erreichen. Allerdings kann man nicht davon ausgehen, dass ein solides Gesundheitssystem unmittelbar eine bessere Ernährungssituation herbeiführt. Ernäh-rungsprioritäten müssen im Gesundheitswesen gut verankert sein und können nur dann effektiv umgesetzt werden, wenn auch die nötigen Mittel dafür bereitgestellt sind.

Dazu gehören u. a. zweckbestimmte Haushalts-mittel für ein umfassendes Ernährungspaket und diesbezügliche Aktivitäten.

Viele Länder sind derzeit nicht imstande, Ausgaben für den Gesundheitsbereich genau zu verfolgen. Ernährungsausgaben sind noch schwerer zu erfassen; sie können in den Ausgaben für den Gesundheitsbereich oder in den Haushaltsplänen anderer Ministerien, etwa des Landwirtschafts- oder des Bildungsministeriums, enthalten sein.

Angesichts der Tatsache, dass die große Mehr-heit der Familien, insbesondere die ärmsten und schwächsten unter ihnen, Gesundheits- und Ernährungsdienste in ihren eigenen Gemeinden aufsuchen, müssen die Gesundheitssysteme – und die über sie kanalisierten Ernährungsprogramme – die lokale Ebene erreichen. Dies setzt eine Dezen- tralisierung verschiedener Aufgaben voraus, wie die Durchführung technischer Schulungen, die Betreu-ung von Personal und Helfern vor Ort sowie die Erfolgskontrolle und Evaluierung. Ghana und Äthio-pien sind Beispiele für Länder, wo Verbesserungen im Gesundheitsbereich erzielt wurden, weil in den dortigen Gesundheitssystemen in örtliche Gesund-heitskräfte investiert wird.

Vor allem auf Bezirks- und Gemeindeebene erfolgt die Stärkung der Gesundheitssysteme vornehmlich durch Personalentwicklung, Ernäh-

rungsschulungen für Gesundheitskräfte und Gesundheitshelfer, durch die Verbesserung von Ernährungs- und Gesundheitsüberwachungssyste-men, eine angemessene Ausstattung mit medizini-schen Geräten und Hilfsgütern und die Befähigung der Gemeinden, sich in ihren Gesundheitssystemen selbst zu engagieren.

Je mehr Verantwortung Familien für ihre eigene Gesundheit übernehmen, desto mehr werden gesunde Verhaltensweisen gefördert. Wenn Gemeinden, die für leicht zugängliche und qualita-tiv hochwertige Gesundheitsdienste plädieren, gestärkt werden, unterstützen sie mit ihrer Nach-frage nach Gesundheitsdiensten den Abbau der Zugangsbarrieren.

Darüber hinaus müssen Gesundheitssysteme sowohl über die erzielten Ergebnisse als auch über den effektiven Mitteleinsatz umfassend Rechen-schaft ablegen. Dazu sind solide Managementinfor-mationssysteme erforderlich, die klaren Aufschluss über die konkrete Veränderung der Ernährungssitu-ation und nicht nur über die Ergebnisse der Aktivi-täten des Gesundheitswesens geben.

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Je mehr Famili-en Verantwor-tung für ihre ei-gene Gesundheit übernehmen, desto mehr wer-den gesunde Verhaltenswei-sen gefördert

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Diese Rechenschaftslegung ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Verwaltung und Führung im Bereich Ernährung und dürfte sich positiv auf die Bereitschaft der institutionellen und internationalen Geber zur Aufstockung der dafür vorgesehenen finanziellen Mittel auswirken.

Ernährungspakete

Umfassende Ernährungspakete, also ein Inter-ventionsprogramm, basierend auf einem Set gebündelter Ernährungsmaßnahmen, können von einer Region eines Landes zur anderen leicht differieren, um den unterschiedlichen Ursachen der Unterernährung und soziodemografischen Gege-benheiten Rechnung zu tragen. Dabei ist zu beachten, dass eine solche Ursachenanalyse auf subnationaler Ebene sehr zeitaufwändig und teuer sein kann. Es müssen daher ausreichend Mittel eingeplant werden, und die Analyse der Ursachen muss gebührende Bedeutung erhalten, damit sich daraus konstruktive Vorschläge für Veränderungen an bestehenden Maßnahmen ableiten lassen.

Ernährungsprogramme sind erfolgreicher, wenn eigens dafür Mittel bereitgestellt werden und sie nicht von den Finanzierungs- und Verwaltungs-strukturen medizinischer Grundversorgungspakete abhängen.

Ghana

In Ghana werden im Rahmen des 2005 einge-führten Programms „High Impact Rapid Delivery“

(HIRD) zur raschen und gezielten Ernährungsversor-gung Maßnahmen zur Verbesserung der Stillquote, der Vitamin-A-Aufnahme und der Ernährungsprakti-ken für Säuglinge und Kleinkinder durchgeführt. Gesonderte Haushaltsposten für Ernährungsmaßnah-men und die Bereitstellung von Materialien, die Gesundheitskräften und den Programm-Managern eine gezielte Kanalisierung und Anpassung der Ernährungspakete an lokale Gegebenheiten ermögli-chen, trugen maßgeblich dazu bei, dass der Anteil der ausschließlich gestillten Säuglinge erheblich gestiegen ist.37 Das HIRD-Programm profitiert dabei von der Aufstockung der staatlichen Ausgaben für Gesundheits- und Ernährungspakete – diese beliefen sich 2009 auf fast 15% des ghanaischen BIP. Ein Teil der Aufstockung waren zweckbestimmte Gelder für HIRD-Aktivitäten. Diese Mittel waren essentiell und überlebenswichtig für die Aufrechterhaltung der regi-onalen Gesundheits- und Ernährungsversorgungssys-teme.38

Auch der Erfolg des World Vision-Programms MICAH (S. 36) zur Bekämpfung von Mikronähr-stoffmangel und zur Gesundheitsförderung in fünf afrikanischen Ländern ist zum Teil auf die massive finanzielle Unterstützung zurückzuführen, die vonseiten der jeweiligen Landesregierungen für umfangreiche und integrierte Maßnahmenpakete zur Ernährungssicherung gewährt wurde.39

Kambodscha

Mit einem (ausreichend finanzierten) Maßnah-menpaket zur Ernährungsverbesserung können eine Vielzahl von Ernährungsproblemen gleichzeitig angegangen werden. Doch aufgrund des Umfangs solcher auf multiplen Maßnahmen basierender Interventionsprogramme, wie beispielsweise das kambodschanische Programm zur Säuglings- und Kleinkinderernährung („Infant and Young Child Feeding/IYCF“), sind sie langfristig schwerer aufrechtzuerhalten als Einzelmaßnahmen wie die Verabreichung von Vitamin-A-Präparaten. Eine der Schwierigkeiten besteht darin, ausreichende personelle und institutionelle Ressourcen in den verschiedenen Ministerien zur Verwaltung, Über-

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Ghana investier-te 2009 fast 15% des BIP in Ge-sundheitspro-gramme

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prüfung und Umsetzung solcher Programme zur Verfügung zu stellen. Bei der Konzeption neuer Interventionsprogramme mit multiplen Maßnahmen sollte man sich daher von den Erfahrungen leiten lassen, die bei früher angewandten Verwaltungs-modellen gewonnen wurden.

Ernährungsbewusstes Verhalten

Umfassende Ernährungspakete enthalten nicht nur unmittelbare Versorgungsmaßnahmen, sondern auch Maßnahmen zur Aufklärung über gesunde Ernährung und zur Förderung von Verhaltensände-rungen. Denn ohne verbesserte Kenntnisse und ver-änderte Einstellungen und Verhaltensweisen, die für die Gesundheit des einzelnen Menschen wichtig sind und zu einem gesundheitsbewussteren Leben führen, werden die Auswirkungen anderer Ernäh-rungsmaßnahmen geschmälert, und erzielte Ernährungserfolge sind dann nur von kurzer Dauer.

Indien

Ein nachweislich erfolgreiches Konzept zur Änderung des Ernährungsverhaltens ist „zeitlich abgestimmte und gezielte Beratung“, die als eine zentrale Komponente des von World Vision und USAID finanzierten Projekts „Pragati Child Survi-val“ in Indien entwickelt wurde und inzwischen auch in Äthiopien, im Südsudan, in Mosambik und Afghanistan angewandt wird. Eine wesentliche Stärke dieses Programms ist die integrierte Gesund-heits- und Ernährungsbetreuung, die kontinuierlich von der Schwangerschaft der Mutter bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes erfolgt.

Ebenfalls in Indien suchten freiwillige örtliche Gesundheitshelfer im Projektgebiet Lalitpur im Bundesstaat Uttar Pradesh Frauen im Frühstadium der Schwangerschaft auf und statteten ihnen eine Reihe von fest geplanten Besuchen ab, bei denen mithilfe von Bildern und Demonstrationen wichtige Informationen über eine gesunde Ernährung von Babys, Kleinkindern und Frauen in der Schwanger-schaft vermittelt wurden. Durch das Konzept der „zeitlich abgestimmten und gezielten Beratung“

gelang es, den Anteil ausschließlich stillender Mütter von 23% auf 28% zu steigern, den Anteil der Säuglinge, bei denen zum richtigen Zeitpunkt mit Beikost begonnen wurde, von 15% auf 66% zu erhöhen und die Vitamin-A-Versorgung von Kindern im Alter von 12 bis 23 Monaten von 3% auf 100% anzuheben.40

Programm „Positive Deviance/Hearth“

Das Programm „Positive Deviance/Hearth“ (in etwa: „positive Abweichung am heimischen Herd“) ist ein Intensivprogramm zur Verhaltensänderung, das vom Konzept der „positiven Abweichung“ („Positive Deviance“) ausgeht. Dabei wird zunächst ermittelt, welche positiven Verhaltensweisen von Müttern oder Betreuungspersonen gut ernährter Kinder aus armen Familien angewandt werden. Diese Praktiken versucht man anschließend, an andere in der Bevölkerung weiterzugeben, deren Kinder einen schlechteren Ernährungszustand aufweisen. Der dreidimensionale Ansatz des Programms hat zum Ziel, die Zahl der unterernähr-ten Kinder unter fünf Jahren zu reduzieren, lokale Kapazitäten zur langfristigen Rehabilitation von Kindern aufzubauen und der künftigen Unterernäh-rung von Kindern in der gesamten Bevölkerung vor-zubeugen.41

World Vision wendet das „PD/Hearth“-Konzept in mehr als 20 Ländern an. Die Einbeziehung freiwilliger Helfer aus der örtlichen Bevölkerung, einschließlich Vätern, Jugendlichen und Großmüt-tern, die neben der primären Betreuungsperson bei

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World Vision wendet das „PD/Hearth“-Konzept in mehr als 20 Ländern an

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der Kinderbetreuung mithelfen, ist dabei mit ausschlaggebend für den Erfolg der Maßnahmen. Zu den positiven Auswirkungen des von World Vision geleiteten „PD/Hearth“-Programms zählen u. a. ein Anstieg des Anteils der normalgewichtigen Kinder in Mali von 59% auf 84%, sowie ein nachhaltiger Rückgang des Anteils der unterernähr-ten Kinder in Nicaragua von 43% auf 31%.

Genügend Mitarbeiter zur Bewältigung der Aufgaben

Das A und O aller Ernährungsdienste ist ein Stamm motivierter und mit den nötigen Mitteln ausgestatteter technischer Experten und Gesund-heitskräfte – von der nationalen bis hin zur örtli-chen Ebene.

Bei der Analyse eines Gesundheitssystems, die eine Verbesserung der Ernährungsdienste herbei-führen soll, ist die wichtigste Vorausetzung eine umfassende Bestandsaufnahme der zur Verfügung stehenden Mitarbeiter und Helfer, sowohl im Hinblick auf die Zahl der Mitarbeiter und Helfer als auch ihre Erfahrung und Kenntnisse über Ernäh-rung.

Ebenso wichtig ist es, die Aus- und Fortbildungs-initiativen der zuständigen Referate der Gesund-heitsministerien sowie diejenigen wissenschaftli-cher Institute und NGOs zu evaluieren, um sich ein Bild von den bestehenden Möglichkeiten zum Aufbau von Kapazitäten machen zu können.

Für jede Stufe technischen Sachverstands müssen spezielle Aus- und Fortbildungspläne aufgestellt werden, damit personelle Ressourcen geschaffen werden, die die erforderlichen Kenntnis-se und Fähigkeiten zur Umsetzung der nationalen Ernährungspläne besitzen. Ein Beispiel hierfür ist das als „Mindestaktivitätspaket“ bezeichnete berufsbegleitende Fortbildungsprogramm in Kambodscha, das seit 2004 flächendeckend eingeführt wurde. Insgesamt 2 500 Mitarbeiter an zwei Dritteln aller kambodschanischen Gesund-heitszentren haben mittlerweile im Rahmen dieses

Programms geeignete Fortbildungen durchlaufen.

Fest steht aber auch, dass mit der zunehmenden Verlagerung von Maßnahmen und ihrer Umsetzung durch örtliche Kräfte in höherem Maße darauf geachtet werden muss, dass die freiwilligen lokalen Gesundheitshelfer auch über ausreichende Kennt-nisse und Qualifikationen verfügen, um Unterer-nährungsfälle überwachen und von der Gemeinde- und Dorfebene an kompetente Stellen weiterleiten zu können. Deshalb bietet World Vision eine Vielzahl von Ernährungsschulungen insbesondere für örtliche Gesundheitskräfte und freiwillige Gesundheitshelfer an.

Während weiter darüber diskutiert wird, wie örtliche Gesundheitskräfte und freiwillige Helfer am besten motiviert werden können und welche Rolle dabei „Anreizpaketen“ zukommt, müssen dringend kontextspezifische Lösungen gefunden werden, die gewährleisten, dass Gesundheitskräfte vor Ort ausreichend motiviert und mit den nötigen Mitteln ausgestattet sind.

In Ghana erproben World Vision und andere Nichtregierungsorganisationen bereits seit langem eine Vielzahl von Unterstützungspaketen für freiwillige Helfer. Beispielsweise erhielten freiwillige örtliche Gesundheitshelfer des World Vision-Pro-gramms ENHANCE (vgl. S. 46) zur Erfüllung ihrer Aufgaben Rucksäcke, die mit Aufklärungs- und Bildungsmaterial zu Ernährung und Gesundheit, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Berichtsformularen und länger haltbaren, mit Insektizid behandelten Moskitonetzen gefüllt waren. Zudem fanden wiederholt Diskussionen auf nationaler Ebene über die Schaffung von Anreizen für örtliche Gesund-heitskräfte in Form von subventionierten Kranken-versicherungen statt.

Äthiopien ist weltweit für sein Gesundheitspro-gramm bekannt, das einen Stab von bezahlten örtlichen Gesundheitskräften umfasst, die als „Health Extension Workers“ bezeichnet werden. In Kambodscha bestehen sogenannte „Dorfgesund-heitsförderungsgruppen“ aus jeweils zwei freiwilli-

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gen Gesundheitshelfern, die von ihren Gemeinden gewählt werden und finanzielle Anreize für die Durchführung einer Vielzahl von ernährungs- und gesundheitsfördernden Aktivitäten erhalten.

Festzuhalten ist, dass Entscheidungen über den Umfang, die Art und die Methoden der Anreiz- und Motivationsmaßnahmen eine landesweite Führung und Koordinierung zur Ermöglichung eines einheitli-chen Vorgehens erfordern.

Kontrolle der Gesundheitskräfte vor Ort

Ein ganz entscheidender Aspekt bei der Bereit-stellung von Ernährungsdienstleistungen ist die Qualitätskontrolle der medizinischen Versorgung im gesamten Gesundheitssystem. Technische und administrative Schwächen sind am ehesten auf der mittleren Verwaltungsebene anzutreffen, da der landesweiten und der örtlichen Ebene des Gesund-heitsversorgungssystems häufig größere Aufmerk-samkeit und mehr Ressourcen gewidmet werden als der regionalen Ebene.

Die Folge davon sind eine geringe Kenntnis über gesundheitspolitische Entwicklungen, eine weniger umfassende Beaufsichtigung der Maßnahmen, weniger Schulungen zur Auffrischung oder Vermitt-lung fachlicher Qualifikationen, kaum Analysen der Arbeitsbelastung und der Krankheitsmuster, eine verzögerte und qualitativ minderwertige Berichterstat-tung sowie ein mangelhaftes Leistungsmanagement.

Indien

Bei Programmen wie dem von World Vision geleiteten Projekt „Pragati Child Survival“ in Indien wird einer adäquaten Beaufsichtigung auf allen Ebenen eine besondere Priorität eingeräumt, um Fortschritte im Hinblick auf die angestrebten Ziele sicherzustellen. Die „zeitlich abgestimmte und gezielte Beratung“ von Familien, die einen Schwer-punkt des Projekts ausmachte, bewirkte (wie oben beschrieben) eine deutliche Verbesserung der Ernährungspraktiken in Bezug auf das Stillen, die Gabe von Beikost und die Vitamin- A-Aufnahme. Diese Erfolge an der Basis wurden durch die Ausbildung eines Stabs von lokalen Beratungskräf-

ten erzielt, die durch eine fünftägige Schulung gut auf die ihnen zugewiesenen Aufgaben vorbereitet wurden.

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben wurden den örtlichen Mitarbeitern Instrumente und Arbeitsver-fahren wie z. B. Registrierungslisten und Nutzungs-protokolle, Beratungspläne, Arbeitshilfen und Handbücher an die Hand gegeben. Projektmitarbei-ter und Aufsichtspersonen statteten routinemäßig Kontrollbesuche vor Ort ab, gingen Checklisten durch und gaben anschließend ihre Berichte an die lokalen Helfer weiter, damit diese die Ergebnisse einsehen und eigenverantwortlich verwerten konnten.

Eine zu hohe Arbeitsbelastung kann die Bemü-hungen von Projektmanagern um eine angemesse-ne Projektaufsicht zusätzlich erschweren. Dieser Herausforderung kann u. a. dadurch begegnet werden, dass erfahrene NGOs in Schulungs- und Aufsichtsmaßnahmen einbezogen werden. Die Nachhaltigkeit solcher Maßnahmen lässt sich jedoch letztlich nur durch gute staatliche Planung und eine ausreichende Ausstattung mit finanziellen Mitteln gewährleisten.

Ermittlung von bewährten Verfahren

Gut aufeinander abgestimmte Kontroll- und Evaluierungsmaßnahmen sind für Ernährungspro-gramme entscheidend, doch werden hierzu leider oft zu wenig Mittel bereitgestellt. Der zunehmende Drang zur Verbesserung der Rechenschaftslegung in den Gesundheitssystemen bietet eine wichtige Chance zur Einführung geeigneter und klar festge-legter Ernährungsindikatoren auf allen Ebenen der Datenerhebung und -analyse. Die technische und operative Unterstützung hierfür – einschließlich der Notwendigkeit einer gezielten Überwachung – muss bei der Planung berücksichtigt werden.

Gegenwärtig sind die Regierungen der betroffe-nen Länder in hohem Maße auf Daten aus den „Demographic Health Surveys“ und „Multiple Indicator Cluster Surveys“ angewiesen, doch werden diese Erhebungen nur alle drei bis acht Jahre erstellt und sind nicht immer auf die im

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jeweiligen Land vorhandenen Betriebs- und Verwaltungsdaten abgestimmt. Es muss verstärkt in ein einziges zuverlässiges System investiert werden, z. B. in ein Informationssystem für Ge-sundheitsmanagement, das eine regelmäßigere Überwachung der Programme insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene ermöglicht.42

Ein Informationssystem für Gesundheitsmanage-ment sollte klar auf nationale Ernährungspolitik oder -strategien ausgerichtet sein. In Ghana, Kambodscha und Äthiopien konnten durch die Bildung von Allianzen und eine koordinierte Führung im Ernährungsbereich wichtige Ernäh-rungswirkungsindikatoren, wie die Zahl der ausgezehrten und wachstumsverzögerten Kinder, in die nationalen Gesundheitspläne aufgenommen werden. Die meisten Akteure sind sich allerdings darin einig, dass es zur Messung der Fortschritte in Bereichen wie der Mikronährstoffversorgung und den Praktiken der Säuglings- und Kleinkindernäh-rung von Vorteil wäre, weitere ernährungsbezoge-ne Indikatoren zur Versorgungslage und den mittelfristigen Ergebnissen einzuführen.

NGOs können ihre Erfahrungen und ihre Experti-se hinsichtlich der Auswertung von auf Gemein-schaftsebene erfassten Indikatoren weitergeben. Im Rahmen der World Vision-Programme ENHAN-CE und MICAH werden örtliche Überwachungs-maßnahmen systematisch unterstützt und neue Indikatoren und Verfahren geprüft, die in irgendei-ner Form integriert werden könnten.

Eine Stärkung der Erfolgskontrolle setzt voraus, dass vor Ort tätige Gesundheitskräfte ihre Erkennt-nisse weitergeben können und auch gehört werden. Dazu müssen Verfahren für den Informati-onsaustausch und die Mitwirkung an politischen Prozessen festgelegt werden. Planungstreffen, an denen Gesundheitskräfte aus allen Ebenen des Gesundheitssystems teilnehmen sollten, müssen ausreichend Möglichkeiten bieten, Feedback über die bei der Umsetzung von Programmen gemach-ten Erfahrungen zu geben.

Beim Programm MICAH etwa wurden von World Vision monatlich Daten auf Projektebene erhoben,

analysiert und den Projektpartnern in den örtlichen Gemeinden, anderen NGOs und der Landesregie-rung vierteljährlich mitgeteilt. Einmal im Vierteljahr wurden die erzielten Fortschritte anhand der Zielvorgaben und der Aktionspläne überprüft und gegebenenfalls geändert. Die Kontrolldaten wurden daraufhin halbjährlich landesweit zusammengetra-gen, überprüft und analysiert.

Bei seinen eigenen „Community Management of Acute Malnutrition (CMAM)“-Projekten kontrolliert World Vision anhand eines internationalen Kata-logs von Überwachungsindikatoren konsequent die von jedem einzelnen Kind gemachten Fortschritte in Bezug auf den Ernährungszustand. Zusammen-fassende Daten von allen Projektstandorten werden in einer Onlinedatenbank erfasst, die eine Datenaggregation und -analyse in Form von zusammenfassenden Statistiken, Diagrammen und Grafiken ermöglicht. Die Daten aus den einzelnen Projekten können so zu einem Datenpool für die nationale, regionale und internationale Ebene zusammengeführt werden. Dadurch stehen aggre-gierte Daten für jeden beliebigen Zeitraum nicht nur den Projektmanagern an den jeweiligen Standorten zur Verfügung, sondern können auch von ihren Supervisoren sowie von nationalen, regionalen und internationalen Mitarbeitern abgerufen werden. Eine regelmäßige Überprüfung der Programmergebnisse sorgt für eine bessere Rechenschaftslegung und erhöht damit letztendlich die Leistung des Programms.

World Vision und zahlreiche andere Akteure untersuchen derzeit, wie sich die Genauigkeit und Aktualität der Datenerhebung und -analyse durch den Einsatz von mobilen Geräten und Informations-technologie verbessern lassen (Initiativen „Mhealth“ und „Ehealth“).43 Operativen Studien zur Erfassung der Effizienz und Ergebnisse solcher Bemühungen wird dabei wesentliche Bedeutung zukommen, um die Verbesserung von Verfahren und die Ergebnisse integrierter Maßnahmen im Kampf gegen die Unterernährung zu dokumentie-ren.

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WIR STEHEN ALLE IN DER VERANTWORTUNG

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Durch Bürgermacht Barrieren abbauen

Der Zivilgesellschaft kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die Regierungen an ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern zu erinnern, indem sie die Forderung nach fairem Zugang zu Gesundheits- und Ernährungsdiensten unterstützt. Bei der Planung und Überwachung von politischen Leitlinien oder Maßnahmen wird die Bevölkerung allzu häufig übergangen, und es werden kaum Mittel bereitgestellt, um Zugangsbehinderungen zu Dienstleistungen – wie beispielsweise Nutzergebüh-ren für die Inanspruchnahme der angebotenen Dienste – abzubauen. Wenn jedoch die Menschen ihre Stimme erheben und bessere Dienstleistungen fordern, sind oft Verbesserungen zu verzeichnen. Mehr und mehr Menschen machen von den angebo-tenen Diensten Gebrauch, und der Gesundheits- und Ernährungszustand der Familien verbessert sich.44

Den Bürgern eine Stimme geben

World Visions Ansatz „Citizen Voice and Action“ („Bürgerstimme und Bürgeraktion“, CVA) ist ein Beispiel dafür, wie Mitbestimmung erreicht werden kann, und wie es der lokalen Bevölkerung möglich wird, öffentliche Dienstleistungen einschließlich des Gesundheitswesens zu bewerten und von den Verantwortlichen mehr Rechenschaft zu verlangen. Seit 2005 wird der CVA-Ansatz von World Vision Brasilien als wirksames Instrument für die Einfluss-nahme der Bürger auf das öffentliche Gesundheits-wesen angewandt. In den Slums der Großstadt Fortaleza im Nordosten Brasiliens taten sich 200 Bewohner zusammen, um ihre örtlichen Gesund-heitsdienste genauer unter die Lupe zu nehmen. Anschließend konnten sie durch eigene Planungen und ein aktives Eintreten für ihre Interessen die Finanzierung eines neuen Gesundheitszentrums und die Reform eines weiteren erwirken. Das Engage-ment der Bürger hatte auch Einfluss auf die Planung und Bereitstellung von Haushaltsmitteln für den Gesundheitsbereich und die Überwachung des örtlichen Gesundheitswesens seitens der Stadtver-

waltung. Die Bürgergruppe ist inzwischen offizielles Mitglied des städtischen Gesundheitsrates von Forta-leza und wirkt so an der Gestaltung und Umsetzung der kommunalen Gesundheitspolitik mit.

In Kenia setzt World Vision CVA dazu ein, um die Fähigkeit von Bürgergruppen zum Dialog mit kommunalen, regionalen und nationalen Verwal-tungsinstanzen über Fragen der Überwachung, Transparenz und Rechenschaftslegung im Gesund-heitswesen auszubauen. Dies führte in einer Reihe von Bezirken dazu, dass gemeinsame Vorschläge im Rahmen des nationalen Haushaltsverfahrens eingebracht wurden.

Zivilgesellschaft

Die Stimmen der Bürger und der örtlichen Nichtregierungsorganisationen werden verstärkt, wenn sie einstimmig erhoben werden, um gemeinsa-me Einflussnahme auf die Ernährungspolitik und -programme zu nehmen.

MEDICAM in Kambodscha etwa ist ein Beispiel für einen Interessenverband von gesundheitsbezoge-nen Nichtregierungsorganisationen, der dem Gesundheitssektor eine starke gemeinsame Stimme verleiht und die lokale Ebene mit der nationalen Ebene verbindet. MEDICAM richtet regelmäßige Treffen zum Wissensaustausch aus, was zu einem verbesserten Zugang zur Gesundheits- und Ernäh-rungspolitik führt und eine gemeinsame Interessen-vertretung, Schulungen sowie gemeinsame, koordi-nierte Beiträge bei der Entwicklung politischer Leitlinien und Beurteilungen ermöglicht.

Dank seines hohen Bekanntheitsgrads und seiner weitreichenden Vertretung auf nationaler und subnationaler Ebene konnte MEDICAM in der Vergangenheit wirksam auf die Regierungspolitik Einfluss nehmen. So spielte beispielsweise die dem Verband angeschlossene NGO „Child Survival Working Group“ in Kambodscha eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der nationalen Strategie „Child

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Survival Strategy“ für das Überleben der Kinder.45 Die koordinierende Rolle von MEDICAM reicht über die Grenzen Kambodschas hinaus, indem der Verband seine Mitgliedsorganisationen in interregio-nalen und globalen Netzwerken und Verfahren vertritt. Im Jahr 2010 wurde er neben anderen nationalen und internationalen Organisationen und Netzwerken der Zivilgesellschaft zum Mitglied der beratenden zivilgesellschaftlichen Gruppe der Weltbank für den Bereich Gesundheit und Ernährung ernannt.

Die „Scaling-Up-Nutrition“-Bewegung wiederum stellt eine Anlaufstelle für Bürgerverbände und Organisationen der Zivilgesellschaft dar, um alle Akteure – vornehmlich die Regierungen der Entwick-lungsländer und der Geberländer und multilaterale Organisationen – zur Erfüllung ihrer Zusagen auffordern zu können. Unter dem Banner der „Scaling-Up-Nutrition“-Bewegung wurden oder werden in einigen besonders schwer von Ernäh-rungsproblemen betroffenen Ländern nunmehr zivilgesellschaftliche Gruppen gebildet, die sich an den gegenwärtig im Aufbau befindlichen nationalen interessengruppenübergreifenden Foren beteiligen und dort die Interessen und Rechte der Bürger mit geeinter Stimme vertreten wollen.

Erfüllung der von den Staaten gemachten Zusagen

Dass die Rechenschaftslegung über die Gesund-heits- und Ernährungspolitik einen immer wichtige-ren Schwerpunktbereich für die Regierungen der Entwicklungsländer, die Geber und die Zivilgesell-schaft bildet, ist auch auf die vom Generalsekretär der Vereinten Nationen ausgerufene globale Strate-gie für die Gesundheit von Frauen und Kindern zurückzuführen. Die im September 2010 ins Leben gerufene UN-Strategie hat bisher bereits politische und finanzielle Verpflichtungserklärungen von einer Vielzahl von Akteuren in Höhe von ca. 40 Mrd. US-Dollar nach sich gezogen. Obwohl der Fokus dieser Strategie auf der Gesundheit und Ernährung von Frauen und Kindern liegt, ist bislang noch nicht geklärt, welcher Anteil der zugesagten 40 Mrd.

US-Dollar speziell auf die Verbesserung des Ernäh-rungszustands ausgerichtet sein wird. Nun, da allmählich nähere Einzelheiten dieser Verpflichtungen bekannt werden, darf die Zivilgesellschaft nicht davon ablassen, von den Geberländern und -organi-sationen und den Regierungen der Entwicklungslän-der Rechenschaft über die gemachten Zusagen, insbesondere über jene für Ernährung, zu verlangen.

Eine von der WHO eingerichtete Kommission zur Ausarbeitung eines Aktionsplans für die Rechen-schaftslegung zur Umsetzung der globalen UN-Stra-tegie empfahl ein nationales Verfahren zur Rechen-schaftslegung über den Gesundheitszustand von Frauen und Kindern zu entwickeln, bei dem ein jährlicher Fortschrittsbericht erstellt und die Kapazi-tät nationaler Informationssysteme für das Gesund-heitsmanagement ausgebaut werden sollten. Auf jeden Fall müssen zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich vornehmlich mit der Gesundheit von Frauen und Kindern befassen, ihre Arbeit und Strategien besser mit den auf Ernährung ausgerichteten Organisatio-nen koordinieren, damit bei den Maßnahmen zur Verbesserung der Rechenschaftslegung zur Gesund-heitssituation der Bereich Ernährung ausdrücklich berücksichtigt wird.

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SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN

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Der Kampf gegen die Unterernährung von Kindern ist eine Herausforderung, die dringend bewältigt werden muss. Wir verfügen sowohl über die Mittel als auch über die Kenntnisse, um die Situation nachhaltig zu ändern. World Vision fordert dazu alle Akteure auf, die Umsetzung der folgenden acht wichtigen Empfehlungen zu unterstützen, die in entscheidendem Maße dazu beitragen werden, die Ernährungssituation zu verbessern und Kinderleben zu retten.

1. Vereint das gemeinsame Ziel anstreben

Alle Akteure – Nationale Regierungen, die Geberländer und -organisationen, NGOs und die Privatwirtschaft – müssen ihre Finanzhilfen und Maßnahmen aufeinander abstimmen, um dem unnötigen Sterben von Millionen Kindern aufgrund des Mangels an ausreichender und gesunder Ernährung und einer guten Gesundheitsversorgung ein Ende zu setzen.

2. Führungsstärke beweisen und Verantwortung übernehmen

Alle Gesellschaftsgruppen und -ebenen – Staats- und Regierungschefs, Gemeindevorsteher, Kirchenführer, Gesundheitskräfte und die Familien – müssen Führungsstärke beweisen, Kräfte bün-deln und konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen und unterstützen, um Zugang zu ausrei-chender und gesunder Ernährung sicher zu stellen.

3. Multisektorale Ernährungsprogramme und politische Strategien einführen

Die Regierungen in betroffenen Ländern müssen eine solide nationale Ernährungspolitik entwickeln, mit breit angelegten Aktionsplänen, die die Bekämpfung der Ursachen der Unterernährung angehen, alle Akteure mit einbeziehen und die regelmäßig überprüft werden.

Die Finanzierung der direkten und indirekten Ernährungsmaßnahmen muss sichergestellt und die Verantwortlichkeiten der jeweiligen Sektoren müssen klar benannt sein.

4. Interessengruppenübergreifende Foren zur Maßnahmenkoordination auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene einrichten bzw. ausbauen

Vertreter aller relevanter Sektoren – des Ge-sundheitswesens, des Bildungswesens, der Land-wirtschaft, des Finanzsektors, sowie Vertreter der Zivilgesellschaft – sollten im Rahmen von Ernäh-rungsprogrammen regelmäßig zur Planung, Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen zusammenkommen. Maßnahmen zur Ernährungs-verbesserung sind nur dann erfolgreich, wenn alle gesellschaftlichen Ebenen in die Umsetzung einbezogen werden.

5. Mittel gezielt bereitstellen

Die Regierungen der betroffenen Staaten müssen einen gesonderten Haushaltsposten für Ernährungsmaßnahmen einführen und ihre Haus-haltsmittel für die Umsetzung der Maßnahmen entsprechend erhöhen. Die Geberländer sollten ausreichend finanzielle Mittel für Ernährungsmaß-nahmen bereitstellen und entsprechend ihrer Wirtschaftskraft einen angemessen Anteil (fair share) am von der Weltbank geschätzten jährlichen Gesamtbedarf von 11,8 Milliarden US-Dollar für eine ausreichende und gesunde Ernährung der am meisten betroffenen Kinder leisten. Sie sollten zudem darauf bestehen, dass Verfahren angewandt werden, die die Mittelverwendung für den vorgese-henen Zweck – Vorbeugung und Behandlung von Unterernährung – gewährleisten.

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6. Gesundheitssysteme stärken und ausbauen

Lebensnotwendige Versorgungsmaßnahmen bei akuter lebensbedrohlicher Unterernährung, die das Leben von Säuglingen retten und Kleinkindern ermöglichen sich normal zu entwickeln, sollten bei allen gesundheitspolitischen Strategien eine hohe Priorität haben. Bestehende Gesundheitssysteme müssten gestärkt und weiter ausgebaut werden, u.a. durch Aus- und Fortbildung von lokalen Gesundheitskräften.

7. Die Informationssysteme ausbauen

Die Regierungen der betroffenen Staaten sollten die Systeme zur Verwaltung von Gesundheitsinfor-mationen – von der lokalen bis zur nationale Ebene – ausbauen, damit Gesundheits- und Ernährungs-programme einschließlich der dafür bereitgestellten Mittel laufend überwacht werden können und eine umfassendere Analyse der Ergebnisse und Rechen-schaftslegung möglich wird. Die Geber müssen für den Auf- und Ausbau der Informationssysteme umfangreichere technische und finanzielle Unter-stützung bereitstellen.

8. Den Bürger an erster Stelle setzen

Es sollten Verfahren zur Rechenschaftslegung gegenüber der Öffentlichkeit festgelegt werden, die mit einer regelmäßigen Überprüfung der Fortschrit-te hinsichtlich einer verbesserten Ernährungssituati-on einhergehen. Diese Verfahren sollten alle Akteure und Betroffene einbeziehen und sich sowohl auf Daten aus Erhebungen und Angaben der Gesundheitseinrichtungen stützen, als auch auf Informationen, die von örtlichen Bürgergruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft bereitge-stellt werden.

Die Zeichen standen noch nie so gut und wir haben die einzigartige historische Chance zu einem neu ausgerichteten entschlossenen Vorgehen, durch das das Problem der Unterernährung prak-tisch aus der Welt geschafft werden könnte! Und

es bedarf nicht viel: Politsicher Wille und die Bündelung der Kräfte aller Akteure können das Leben von Millionen Kindern retten. Wir kennen den Weg und wichtige Schritte in die richtige Richtung sind bereits getan. Es gilt nun, diesen Weg konsequent weiter zu gehen.

Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika führte auch dazu, dass in den politischen Eliten das Bewusstsein wächst, dass dringend mehr und konkret gehandelt werden muss, um gegen die verheerende und leicht auszurottende Todesursa-che vorzugehen, die vor allem unzähligen der schutzlosesten Menschen dieser Welt – Säuglinge und Kleinkinder – das Leben kostet. Das Problem der Unterernährung gehört in die Geschichtsbücher verbannt. Darin sind sich alle einig. Inwieweit die bestehenden Chancen, das wahr zu machen, auch genutzt werden können, hängt davon ab, in welchem Maße es gelingt, die globalen, regionalen und nationalen Ernährungsstrukturen anzupassen. Die internationale Gemeinschaft und die führenden Politiker und Entscheidungsträger der Welt müssen nicht nur den Willen bezeugen, sondern sich auch ihrer politischen und moralischen Verantwortung stellen, indem sie das notwendige langfristige Engagement und die erforderlichen Mittel und Maßnahmen gewährleisten, um der Unterernäh-rung endlich Einhalt zu bieten.

Es besteht noch immer eine große Lücke zwischen den Ernährungsversorgungssystemen und den Familien vor Ort – doch diese zu schließen ist machbar. Die Herausforderung besteht also nicht in der Beantwortung der Frage, was getan werden muss, sondern vielmehr darin, wie die Gesundheits-systeme, Finanzhilfen und die Unterstützung der am schwersten betroffenen Familien so miteinander verknüpft werden können, dass diese Lösungen allen zugänglich sind und auch in Anspruch genom-men werden.

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1 RuelM.etal.(2008):„Age-basedpreventivetargetingoffoodassistanceandbehaviourchangeandcommunicationforreductionofchildhoodundernutritioninHaiti:cluster-randomisedcontrolledtrial.“TheLancet371Nr.9612(16.Februar2008):588–95.

2 J.Hoddinottetal.:„EffectofaNutritionalInterventionDuringEarlyChildhoodonEconomicProductivityinGuatemalanAdults,“TheLancet371Nr.9610(2.Februar2008):411–16.

3 UNICEF:TrackingProgressonChildandMaternalNutrition.(KinderhilfswerkderVereintenNationen,2009).

4 UNICEF:TheStateoftheWorld’sChildren2011.(KinderhilfswerkderVereintenNationen,2011).

5 R.E.Blacketal.:„Maternalandchildundernutrition:Globalandregionalexposuresandhealthconsequences“,TheLancet371Nr.9608(19.Januar2008):243–60.

6 Ebd.253.

7 UNICEF:ProgressforChildren:Areportcardonmaternalmortality.(NewYork,2008).

8 Blacketal.:„Maternalandchildundernutrition“,253.

9 Weltbank:RepositioningNutritionasCentraltoDevelopment:Astrategyforlarge-scaleaction.(WashingtonDC:Weltbank,2006).

10 Hoddinottetal.:„NutritionalIntervention“,411–16.

11 UNICEF:ProgressforChildren:Aworldfitforchildrenstatisticalreview.(KinderhilfswerkderVereintenNationen,2007).

12 Ebd.

13 S.Hortonetal.:MicronutrientSupplementationforChildSurvival(VitaminAandZinc),BestPracticePaper:CopenhagenConsensusCenter,2008.

14 Z.Bhuttaetal.:„TherapeuticEffectsofOralZincinAcuteandPersistentDiarrheainChildreninDevelopingCountries:Pooledanalysisofrandomizedcontrolledtrials,“AmericanJournalofClinicalMedicine72(Dezember2000):1516–22.

15 G.Jonesetal.:„Howmanychilddeathscanwepreventthisyear?“TheLancet362Nr.9377(5.Juli2003):65-71.

16 CopenhagenConsensus,„TheWorld’sBestInvestment:Vitaminsforundernourishedchildren,accordingtotopeconomists,including5NobelLaureates,“Pressemitteilung,30.Mai2008.

17 VieleFamilienindenEntwicklungsländerngebenbiszu80%ihresEinkommensfürNahrungsmittelaus.Seit2007und2008steigendieLebensmittelpreisewiederstetigan,undKinderbekommendieAuswirkungenalsersteszuspüren,wennarmeHaushaltegezwungensind,sichvonbilligerenundoftwenigernahrhaftenLebensmittelnzuernährenundihreAusgabenfürandereGrundbedürfnissewieSchulbildungundGesundheitsdienstleistungeneinzuschränken.

18 S.Hortonetal.,ScalingupNutrition:Whatwillitcost?(WashingtonDC:Weltbank,2009).

19 UKDepartmentforInternationalDevelopment:TheNeglectedCrisisofUndernutrition:EvidenceforAction.(UK:DFID,2009).

20 ScalingUpNutrition:AFrameworkforAction.2010.

21 NationalesInstitutfürStatistik,MinisteriumfürPlanung,GeneraldirektionfürGesundheit,MinisteriumfürGesundheit(Kambodscha),CambodiaDemographicandHealthSurvey2010PreliminaryReport.(PhnomPenh:NIS,März2011);NationalesInstitutfürStatistik,MinisteriumfürGesundheit(Kambodscha)undICFMacro:CambodiaDemographicandHealthSurvey2000.(Calverton,Maryland:MacroInternational,Inc.,2000).

22 KambodschanischesGesundheitsministerium:JointAnnualPerformanceReview2007.

23 NationalesInstitutfürStatistiketal.:HealthSurvey2010;NationalesInstitutfürStatistiketal.:HealthSurvey2000.

24 I.J.Semega-Janneh:TheBaby-FriendlyCommunityInitiative–andexpandedvisionforintegratedearlychildhooddevelopmentintheGambia.(UNICEF,2002).

25 WorldVision:ImprovingtheNutritionofWomenandChildren:TheMICAHprogram.Abschlussbericht2006.

26 J.Bryceetal.:„MaternalandChildUndernutrition:Effectiveactionatcountrylevel“,TheLancet371Nr.9611(9.Februar2008):510-26.

27 NationalesInstitutfürStatistik,MinisteriumfürPlanung,GeneraldirektionfürGesundheit,MinisteriumfürGesundheit(Kambodscha),CambodiaDemographicandHealthSurvey2010PreliminaryReport.(PhnomPenh:NIS,März2011).

28 GhanaStatisticalService,GhanaHealthServiceundICFMacro:GhanaDemographicandHealthSurvey2008.(Accra,Ghana:GSS,GHSundICFMacro,2009).

29 BoliviaConsumptionandNutritionSurvey,2005Welternährungsprogramm

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REFERENZEN

R E F E R E N Z E N

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30 CIDA:ProjectProfileforSupporttoZeroMalnutritionProgram,Bolivien.

31 http://www.acdi-cida.gc.ca/CIDAWEB/cpo.nsf/vLUWebProjEn/7D46B7BAEE85B6B385257443003724B1.Zuletztaufgerufenam22.August2011.

32 C.Macdonald,S.Altengral:„NationalScale-upofMicronutrientPowdersinMongolianIntegratedProgram,“WorldVisionInternational,mündlicherVortragaufderGlobalHealthConference,WashingtonDC,Juni2010.

33 MinisteriumfürGesundheit,InstitutfüröffentlicheGesundheit,Ernährungsforschungszentrum(Mongolei)undWorldVisionMongolei:SelengeNutritionMid-TermReport,2008(UlaanBaatar:NRC,2008)

34 REACH-PartnerschaftenhabeneineverbesserteSituationsanalyseundüberwachung(durchAnwendungintegrierterernährungsbezogenerÜbersichtsindikatoren),MaßnahmenplanungundNutzungvonSynergienbewirkt,bedeutendeRessourcenmobilisiert,dieZusammenarbeitundInformationsaustauschausgebautundeinestärkereBeteiligungverschiedenerBereicheundOrganisationenherbeigeführt.WeitereInformationenfindenSieunter:http://www.reach-partnership.org/.

35 DieerstePhasedesENHANCE-Programmsliefvon2005bis2006inGhanaundTansania.InderzweitenPhasewurdedasENHANCE-Programmvon2007bis2010aufinsgesamtsechsLänderausgeweitet:Kambodscha,Kenia,Tansania,Ghana,MalawiundMosambik.

36 WorldVisionGhana,ENHANCEPhaseIIAnnualReport2010;A.Dibaba,„ImpactofENHANCEPrograminImprovingAccesstoChildSurvivalServicesinAfrica.“WorldVisionInternational,mündlicherVortragaufderGlobalHealthConference,WashingtonDC,Juni2011.

37 J.Lowetal.:TowardsSustainableNutritionImprovementinRuralMozambique:Addressingmacro-andmicro-nutritionmalnutritionthroughnewcultivarsandnewbehaviors:keyfindings.(Quelimane,Zambezia:MichiganStateUniversity,2005).

38 GhanaDistrictandHealthSurvey2008.DieZahlderausschließlichgestilltenKinderuntersechsMonatenbeliefsichimJahre2008auf63%imVergleichzu53%imJahre2003undlediglich35%derSäuglingeuntervierMonatenimJahre1998.

39 GesundheitsministeriumGhanas:2009IndependentReviewHealthSectorProgrammeofWork.(Accra:GovernmentofGhana,April2010.)

40 P.Bertietal.:„Anadequacyevaluationofa10-year,four-countrynutritionandhealthprogramme,“InternationalJournalofEpidemiology39(2010):613-29.

41 TheNossalInstituteforGlobalHealthandWorldVisionAustralia:ReducingMaternal,NewbornandChildDeathsintheAsiaPacific:Strategiesthatwork.(Melbourne:WorldVisionAustralienundTheNossalInstituteforGlobalHealth,2008).

42 WeitereInformationenüberdasPD/Hearth-Programm:COREGroup:PositiveDeviance/Hearth:Aresourceguideforsustainablerehabilitatingmalnourishedchildren.(WashingtonDC:COREGroup,2003).

43 CommissiononInformationandAccountabilityforWomen’sandChildren’sHealth:KeepingPromises,measuringresults.(Genf:WHO,2011).

44 GlobalCampaignfortheHealthMillenniumDevelopmentGoals,HarnessingInnovationtotheGlobalStrategyforWomen’sandChildren’sHealth:Ideasforconnectingtheworld’spoorestbillion.Berichtsentwurf(Oslo,NorwegischeBehördefürEntwicklungszusammenarbeit,2011.)

45 M.Björkman,J.Svensson:„PowertothePeople:Evidencefromarandomizedfieldexperimentoncommunity-basedmonitoringinUganda,“WorldBankPolicyResearchWorkingPaper4268,Juni2007(WashingtonDC:Weltbank,2007)

46 R.Griffiths,L.Vichuta,“ACaseStudyofMEDICAM”ODIBackgroundPaper(London:OverseasDevelopmentInstitute,2006).http://www.odi.org.uk/resources/download/2783.pdf.Zuletztaufgerufenam22.August2011.

Danksagung

Dieser Bericht wurde von Barbara Stran (Beratung), Kate Eardly von World Vision International und Sara Schulz von World Vision Canada verfasst. Wichtige Beiträge kamen von Michael Benedict und Daenna Dority (Beratung). Paul Rees-Thomas von Nutrition Works und Christine McDonald von der Havard School of Public Health unterstützten die Autorinnen mit Nachforschungen. Besonderer Dank gebührt dem World Vision Nutrition Centre of Expertise und den Gesundheits- und Ernährungsexperten im Team von World Vision in Ghana, Kambodscha, Äthiopien und Bolivien für ihren unschätzbaren Input und ihre Unterstüt-zung. Des Weiteren geht der Dank an all die unzähligen World Vision-Mitarbeiter weltweit, vor allem die Mitglieder der «Gesunde Kinder Weltweit»-Kampagne und die Ernährungs- und Advocacy-Spezialisten.

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Zukunft für Kinder !

World Vision Deutschland

Am Zollstock 2-461381 Friedrichsdorf

Erstdruck 2012

Ansprechpartner: Marwin MeierFiona Uellendahl

Das Projekt Peer Up! wird finanziert mit Mitteln der Europäischen Union. Der Inhalt dieser Publikation liegt einzig in der Verantwortung von World Vision Deutschland e.V. und spiegelt nicht die Meinung der Europäischen wider.

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