X-Mas Stories: Eine Schneeflocke für Sarah

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Die Siegergeschichte unseres Autorenwettbewerbs "X-Mas Stories - Weihnachtsgeschichten aus dem Web"

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Die SiegerGeschichte

von

X-MAS 2010

WeihnachtGeschichten aus dem Web

T.G. Night

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Eine Schneeflocke für Sarah

T.G. Night

Wenn der erste Schnee auf Erden fiel, um die Welt unter seinem jungfräulichen weißen Mantel zu

bedecken, und die Weihnachtszeit langsam begann, wurden die Weihnachtsengel auf die Erde

gesandt, um auch die letzten Wünsche einsammeln zu können, die sich die Menschen noch in letzter

Minute aus vollem Herzen wünschten. Unschuldig und rein wie die ersten Schneeflocken sammelten

die Engel die Wünsche vorsichtig und behutsam ein. Jeden Abend erschienen sie getarnt als kleine

Schneeflocken, um die schönen Briefe, Träume und unschuldigen Gebete, die die Menschen

unbedacht und ahnungslos in die Nacht flüsterten, mitzunehmen, sodass auch der letzte Wunsch in

Erfüllung gehen konnte.

Mein Name ist Maria und ich gehöre zu diesen Weihnachtsengeln. Wie jedes Jahr wurde ich mit den

anderen Weihnachtsengeln auf die Erde geschickt, um die Weihnachtswünsche und die darin

verborgenen Hoffnungen der Menschen einsammeln zu können. Einige von denen waren in

wunderschöne Umschläge verpackt, andere waren selbstgemachte Briefe. Einige wussten es nicht,

aber auch deren Gebete vor dem Fenster, die sie, ohne es zu merken, dem Abendstern ahnungslos

anvertrauten, wurden von uns erhört und notiert. Sie waren genau so kostbar und wichtig wie all die

anderen. Jeder Weihnachtsengel hatte seine Aufgabe bei der Einsammlung, sodass keiner verloren

ging, oder schlimmer noch vergessen wurde. Es gab die Postweihnachtsengel, welche die Umschläge

und Briefe einsammelten und sie zum Weihnachtsmann weiterleiteten für die Geschenke. Es gab die

Traumweihnachtsengel, die in die Träume der Menschen huschte, den größten und innigen Traum

aussuchten und diesen Gott und dem Weihnachtsmann erzählten, die dann entschieden, ob es ein

ideales Weihnachtsgeschenk sei oder eher etwas für die restliche Zeit. Es gab auch Weihnachtsengel,

die sich um die Wünsche der Tiere kümmerten und noch viele, viele mehr. Ich war für die letzten

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Wünsche zuständig, die zum Abendstern geflüstert wurden. Meine Aufgabe bestand darin, mit dem

ersten Schnee die Menschen zu finden, die Wünsche hatten, aber keine Möglichkeit fanden, sie

jemanden anzuvertrauen. Vielleicht aus Angst oder weil sie nicht wussten, dass sie solch einen

Wunsch in sich tragen, der nur darauf wartete, herauszukommen und erhört zu werden. Sie beteten

den Abendstern Tag für Tag mit vor Träumen, Ängsten und Sehnsüchten schweren Herzen an und

verrieten ihm ihre tiefsten und auch geheimsten Wünsche an. Ich hatte die Aufgabe, sie mir zu

notieren und zu den anderen Wünschen zu leiten, sodass der Weihnachtsmann und Gott sie lesen

konnten. Ich dachte nicht, dass es solch ein schweres Unterfangen sein würde, als ich zum ersten Mal

auf die Erde gesandt wurde, und dort anfing die Wünsche und Hoffnungen einzusammeln. Doch ich

wurde seitdem immer wieder von Neuem belehrt, was für eine harte Arbeit es war. Ich tat sie

dennoch gerne und ich liebte sie auch, aber nichtsdestotrotz verstand ich, wie hart und schwer sie

war. Einige Wünsche und Träume waren sehr eigenartig, andere wiederum waren sehr lustig und

brachten mich zum Lachen, sie erheiterten mich sehr und ließen meine Aufgabe einfacher

erscheinen. Einige waren von einfacher Natur und sehr schlicht gehalten. Manche waren mehr

kompliziert oder sehr Herz erwärmend und dann gab es auch noch die, die meine Aufgabe

erschwerten, da sie an meinem Herz zu rütteln begannen und mich nur schwer wieder gehen ließen.

Jedes Jahr brach es mir von Neuem das Herz, wenn ich Träume hören musste, die keiner sonst zu

hören schien. Die hoffnungslos klangen. Ich wusste zwar, dass sie am Ende Erhörung finden würden.

Trotz alledem hing mein Herz an den harten Wünschen, bei denen es schien, als ob sie keiner je

erhören würde.

Eva, eine gute Freundin und ein Engel wie auch ich einer bin, sagte mir, als wir uns gerade zusammen

vorbeugten um auf die Erde zu schauen und die Menschen zu beobachten, dass alle Engel einfach zu

warmherzig waren und auch in gewisser Weise zu gut, um direkt auf die Erde geschickt zu werden, da

es uns Engeln doch alles zu nahe ans Herz ging. Einige Engel konnten es besser vertragen, da sie so

viel Liebe, Geduld und Warmherzigkeit besaßen, dass sie es nicht nur auf eine Person richteten. Aber

dann gab es auch die Engel, die es nicht konnten, und die deshalb eines Tages auf der Erde bleiben

würden, um sich um einzelne Menschen zu kümmern. Und auch ich würde durch mein reines und

gutherziges Wesen, das all seine Wärme zu gerne mit anderen teilte, irgendwann einmal auf Erden

bleiben.

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Und sie hatte Recht. Der Winter kam wie jedes Jahr, doch der Schnee ließ auf sich warten und ohne

Schnee war es uns unmöglich, auf Erden zu gelangen. Als der Schnee dann endlich auch kam und

alles unter ihren Weißen Mantel bedeckte, hatten wir alle sehr viel Mühe, die Zeit nachzuholen, die

uns verloren gegangen war durch den verspäteten Schnee. An meinem zwanzigsten Tag vor dem

Weihnachtsabend fing ich an, eine kleine leise Stimme zu hören, kaum wahrnehmbar, die darum bat,

dass jemand doch kommen möge, der sie und ihre kleinen Brüder lieben konnte und mit sich nach

Hause nahm, sodass sie zusammen Weihnachten feiern könnten. Ich versuchte, die Stimme zu

verfolgen, doch es gelang mir leider nicht so recht an diesem Abend. Am darauf folgenden Abend

hörte ich wieder die gleiche Bitte und dieses Mal gelang es mir, auch die Stimme ausfindig zu

machen, die sich heimlich in mein Herz zu schleichen schien. In einem Saal voll mit schlafenden,

kleinen Kindern entdeckte ich die Besitzerin zu der kleinen Stimme und der großen Bitte. Es war ein

kleines Mädchen, zart von der Statur, das hoch zu den Klaren Sternen Himmel sah und dabei leise vor

sich hin weinte, aber nicht das beruhigende Streicheln über den Rücken der zwei Jungen unterbrach,

die an ihrer Seite friedlich schliefen. Ich notierte mir ihren Wunsch und fuhr fort, weiter

einzusammeln, denn auch die anderen Wünsche mussten erhört werden. Doch die Bitte und das Bild,

das sie mir bot, wie sie so einsam am Fenster saß, trotz all der anderen kleinen Körper um sie herum,

lies mich einfach nicht mehr los. Am nächsten Abend kam ich wieder an ihr Fenster und sah zu wie

sie den beiden Jungen wieder beruhigend über den Rücken strich und leise summte. Ihr

schulterlanges, braunes Haar war ein trauriger Anblick, der ihre Augen verbarg und sie noch kleiner

und zerbrechlicher wirken lies. Als sie dann hoch zum Sternenhimmel sah, konnte ich in ihren klaren,

violetten Augen die Jahre sehen, die sie geprägt hatten, all den Schmerz, die Trauer und die Angst vor

dem unbekannten Schicksal. Dabei war sie gerade mal sechs Jahre alt. Ich selber verstand die Welt

nicht mehr in der sie lebte. Was war nur falsch mit den Menschen, wenn sie solch einem zartes

Wesen solch einen erwachsenen Blick in die Augen zauberten?

Das Bild und ihr Blick brannten sich tiefer in mein Herz hinein, ohne dass ich es überhaupt bemerkte.

Es stimmte mich so traurig, dass ich immer wieder kam, um nach dem Verbleib des kleinen

Mädchens zu sehen, das mein Herz einfing, und ich wurde von Mal zu Mal trauriger. Bis Gott mich zu

sich rief und mich fragte, was mich so traurig machte. Er beobachtete all die Engel und sah mir meine

Trauer an. Mit leiser und trauriger Stimme fing ich an, ihm von dem kleinen Mädchen zu erzählen,

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das ich seit dem Tag, als ich sie zum ersten Mal sah, immer wieder aufsuchte, um zu sehen ob es ihr

gut ging.

Gott lächelte mich liebevoll und mit so viel Verständnis an, dass ich weinen musste. Er sagte zu mir,

dass er nicht mehr nach jemandem suchen musste, der geeignet sei für das kleine Mädchen, sodass

sie ihr Weihnachtsgeschenk bekommen konnte: eine Familie.

Es sei das größte Geschenk, wenn es das Schicksal möglich macht, zwei Herzen, oder in diesem Falle

vier Herzen zusammen zu führen, die einander brauchten, so wie das meine und die der drei Kinder.

Und so wurde ich zum letzten Mal von Gott mit all den anderen Engeln auf die Erde gesandt, die sich

schweren Herzens von mir verabschiedeten.

Gott gab mir ein Heim und ein neues Leben auf Erden, sodass ich die drei Menschen zu mir holen

konnte, die mich brauchten und die ich brauchte um endlich glücklich zu sein. Wir bauten uns ein

Zuhause auf voller lachen und Liebe. Kein Tag mehr war einsam und ich bedauere bis heute nicht

diese große Entscheidung, denn sie schenkte mir eine Familie mit der ich von nun an weinen, lachen,

singen, schreien und so vieles mehr machen konnte und erleben durfte. Von nun an feierten wir an

jedem Weihnachtsabend mit Liebe und Glück unsere Zusammenkunft. Das kleine Mädchen, das

Sarah heißt, und die beiden Jungs namens Max und Tim, bekamen eine Mutter, die sie liebevoll

Mama Maria nannten.

Nie wieder richteten sie solch einen großen Wunsch an den Abendstern.

Sobald der erste Schnee vom Himmel fiel, entzündeten wir eine Kerze jeden Abend bis zum

Weihnachtsabend, um den Engeln zu danken für die Mühe und Arbeit und dass sie unseren größten

Wunsch erfüllt hatten. Und ich konnte auch fast Evas lange braunen Locken sehen und wusste, dass

sie da draußen war, um auch die Wünsche der anderen Menschen zu erhören. Ich konnte hören, wie

sie leise flüsterte: "Ich freue mich, Maria, dass du ein warmes Heim gefunden hast und das du die

Liebe teilen kannst und sie auch erwidert bekommst. Ich vermiss dich und werde stets über dich und

deine Kinder wachen."

Ich lächelte raus in die dunkle Nacht uns sah zu, wie neue Schneeflocken vom Himmel fielen.

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© T.G. Night - Wer ist T.G. Night?

T.G. Night, geboren 1986, als Tochter einer Thailändischen Mutter und einem Deutschen Vaters in

Berlin. Nach ihrer Ausbildung als Bauzeichnerin hat die Reiselust von ihr Besitz ergriffen und sie

fortan als Au-Pair fremde Länder und Kulturen sehen lassen. Sie schrieb schon als Kind Geschichten,

die sie ihrer Familie und Freunde erzählte. Traute sich bisher aber nicht es auch fremden zu zeigen.

„Eine Schneeflocke für Sarah.“ ist ihre erste veröffentliche Geschichte die Leser zum Träumen

verführen soll in der Kalten Winterzeit. Derzeit lebt sie in Thailand, bis der Wind in ihren Leben

wieder aufkommt und sie in neue Länder und unbekannte Städte trägt wo auch schon neue

Geschichten und Abenteuer auf sie warten.

https://twitter.com/@tg_night

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ENDE DES BUCHES

VIELEN DANK DEM LESER FÜR SEINE AUFMERKSAMKEIT

DAS TEAM MEDIENFABRIK