XVIII Lieddichtungen und Gesänge

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    XVIII Lieddichtungen und Gesnge

    1. Zwei hethitische Soldatenlieder

    Das Lied Kleider von Nesa ist Teil des Berichtes des Puhanu.1 Diebersetzung des Liedes ist kontrovers:

    [Kleider von] Nesa, Kleider von Nesa, lege mir hin, lege hin!Und die (Gabe) meiner Mutter bringe zu mir herunter, lege mir hin, lege hin!

    Und die (Gabe) meiner Amme bringe zu mir herunter, lege mir hin, lege hin!In hethitischer Sprache lautet das Lied, nach dem von H. Eichner vorge-schlagenen Rhythmus wie folgt:

    nsas [wspes] nsas wspes // tiya-mmu tiyan-mu nnas-ms katt(a) arnut // tya-mmu tyan-mu was-ms katt(a) arnut // tya-mmu tya- - /- - - //- -- - -/ - // - -

    - - -/ - // - -

    Danach besteht eine kleine Strophe aus einem dreimal wiederkehrendenLangvers. Deutlich ist seine Herkunft aus der Verbindung eines fallendenVierhebers mit einem fallenden Zweiheber mit zweisilbiger Binnensen-kung.

    Text und ausgewhlte Literatur: KBo 3.40 Vs. 1216 (Duplikat KBo 13.78).O. Carruba, 1998, 69f. H. Eichner, 1993, 100106. O. Carruba, 2004, 225237.C. Watkins, 1995, 248.

    Das Lied des (Kriegsgottes) Zababa: Der in babylonischer Spracheberlieferte und in die Zeit Hattusilis I. zu stellende Bericht ber die Be-lagerung der Stadt Ursu2 beschreibt einen von dem Lied des Zababa be-gleiteten Strafritus bezglich der Feigheit oder Treulosigkeit des hethiti-schen Generals Santa. Der Strafvollzug scheint darin zu bestehen, daman die martialischen Gerte des Santa mit weiblichen Gerten bzw. At-tributen vertauscht, um so die Schwche der Frau3 des Santa zu brand-marken: Die Shne des Lariya (und) Lariya sangen verhalten das Lieddes Zababa. Whrend sie das (nicht berlieferte) Lied singen, treffen siedie Vorbereitungen fr den erniedrigenden Strafvollzug: Den Dresch-

    1 Siehe S.4751.2 Siehe S. 4246.3 Siehe S.45 mit Anm. 17.

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    2. Der Musiktext aus Ugarit 281

    platz verstopften wir mit lahni. Der Wechsel in die 3. Person Pluralisspricht dafr, da nun ein anderer ber ihre Vorbereitungen berichtet:Die Hunde (Text: Sg.; ein Heereskontingent?) sind gepanzert. Einenmchtigen Stier (eine Belagerungsmaschine?) brachten sie von demDreschplatz; ein Nicht-s

    ilu entfernten sie; eine Spindel brachten sie, diePfeile trugen sie weg; eine Schminkspachtel brachten sie, die Keule ent-fernten sie.

    Literarische Vergleiche: Es drngt sich ein Vergleich mit Herakles in der Rolleeines spinnenden Mdchens bei Omphale auf. Eine gewisse Parallele findet sich inder arabischen Geschichtsschreibung des Mittelalters (9. Jahrhundert) imKitabal-Ah

    bar at

    -tiwal: Der Knig Hormizd bezichtigt seinen Feldherrn der Verun-

    treuung der Kriegsbeute und schickt ihm weibliche Attribute: Es steht fr michfest, da du mir von jener Kriegsbeute nur einen geringen Anteil geschickt

    hast. ... Hiermit sende ich dir nun eine Kette lege sie um deinen Hals! , einenFrauengrtel umgrte dich damit! und eine Spindel sie soll in deiner Handsein! , denn Treulosigkeit und Undankbarkeit gehren zu den Charakterzgender Frauen.4

    Text und ausgewhlte Literatur: KBo 1.11 Rs.1417, siehe N. Oettinger, 1976,75 und mit abweichender Interpretation G. M. Beckman, 1995, 2932; vgl. auchV. Haas, 1994, 365.

    Gesnge des Kampfes: Whrend eines Abschnittes des hethitischenhisuwa-Festrituals fr das Kriegsheil des Knigs fhren Harfen- oderLeierspieler einen Kriegstanz auf und singen ermutigende Gesnge des

    Kampfes, die in der Ritualanweisung jedoch nicht zitiert sind.

    2. Der Musiktext aus Ugarit

    Aus dem Knigspalast der Hafenstadt Ugarit stammen die in der Musik-wissenschaft vielbeachteten Tontafeln mit Musikaufzeichnungen. Mit denDokumenten des altbabylonischen Musiksystems der Fixierung von Mu-sik fhren sie die direkten Quellen der Musikgeschichte um mehr als ein

    Jahrtausend zurck. Die Tafeln enthalten hurritische Hymnen oder Lie-der mit musikalischen Instruktionen, die durch babylonische Bezeich-nungen fr Intervalle innerhalb einer Skala, Zahlzeichen und hurritischeBegriffe ausgedrckt werden. Diese Zustze zu den Liedern sind eineForm der Notation fr die Instrumentalbegleitung, die die eigentlicheMelodie bestimmt. Mglicherweise steht sie aber auch in Einklang mitdem Wortlaut des Liedes.

    Nach einer Analyse von H.-J. Thiel besteht der Text aus einem Zwei-und einem Dreistrophenlied mit einem Vor- und einem Nachstck.

    Jede Strophe enthlt fnf Verszeilen. Die beiden ersten Verszeilen sind injeder Strophe dem Wortlaut nach identisch, jedoch sind ihnen verschiede-

    4 Siehe N. Oettinger, 1976, 75.

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    ne Noten unterlegt. Die Strophen sind noch weitgehend unverstndlich,doch scheinen die Lieder oder der Hymnus an nicht namentlich genannteGottheiten gerichtet zu sein.

    Text und ausgewhlte Literatur: A. D. Kilmer, 1974. M. Duchesne-Guillemin,

    1975. H.-J. Thiel, 1977. R. Werner, 1981. M.K. Cerny, 1987, 1988 und 1994. A.D.Kilmer, 19931997. Eine vollstndige Literaturliste bietet M. Schuol, 2004, 142Anm.527.

    3. Ein Liebeslied

    Tafeln in junghethitischem Duktus des als Botschaft des Lu-dingirra,The Message of Ludingirra oder Signalement lyrique bekannte Lied

    wurden in Ugarit und in Hattusa gefunden und gehrten sicherlich zumRepertoire der Schreiberschulen. Der auf einer altbabylonischen Vorlagefuende Text ist in Form einer Trilingue auf einer Tafel mit jeweils dreiKolumnen berliefert: Links sumerisch, mittig akkadisch und rechts he-thitisch.

    Wie aus den Duplikattafeln hervorgeht, unterliegen die einzelnen Versekeiner festen Reihenfolge; sie sind ins Belieben des Schreibers oder desVortragenden gestellt.

    In dem Liebeslied ist die Geliebte als die Gttin Istar und wie hufig

    in der babylonischen Liebeslyrik als Mutter gepriesen, die in Analogiezu den verschiedensten Gegenstnden gesetzt wird. Der folgende, nurbruchstckhaft erhaltene, hethitische Text setzt in etwa der Mitte des Lie-des ein. Strukturiert ist das Lied mit dem Satz, ein erstes/zweites/drittesusw. Kennzeichen meiner Mutter will ich dir sagen:

    [ ]Sie ist (wie) ein [ ] aus Lapislazuli;sie ist (wie) ein [ ] aus Babylon-Stein.

    Sie ist (wie) die Ausstattung einer Knigstochter [ ].

    Sie ist (wie) eine Kollektion von hulali-Edelsteinen,ist (wie) ein rotleuchtender Rhyton.

    sie ist (wie) ein Ring aus Zinn;(wie ein Ring) aus kiklubassari-Metall.

    Sie ist (wie) ein Stck Gold; (wie) [ein Stck] Silber.

    Sie ist (wie) ein Schilf, (wie) ein huhhurtalla-Halsband, das [man] bin[det ].

    Sie ist (wie) eine Statuette aus Alabaster, (die) auf einem Sockel aus Lapislazuli

    steht.Sie ist wie eine vollendete Sule aus Elfenbein und ist angefllt mit Glanz.

    Ein drittes Kennzeichen meiner Mutter [will ich dir sa]gen:

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    4. Kultlieder in hattischer, luwischer und hurritischer Sprache 283

    Meine Mutter ist fr mich (wie) ein Regen [ ] zur ersten Zeit der Saat.

    Sie ist (wie) eine ppige Ernte; sie ist (wie) eine Spei[se] aus seppit-Getreide.

    Sie ist wie ein ppiger Garten,

    angefllt mit berflu.Sie ist wie eine Fhre der Bewsserung und ist angefllt mit Gutem.

    Sie ist (wie) die erste Frucht des Jahres;sie ist (wie) das Laub des ersten Monats.

    Sie ist wie ein (Bewsserungs-)Kanal, der zum BeetWasser im berflu bringt.

    Sie ist (wie) Honig und Datteln von Dilmun, sie kommen

    von den Inseln.Ein viertes Zeichen meiner Mutter will ich ferner nennen:

    Meine Mutter [ ]und ist [mit ] angefllt.

    Sie ist (wie) das (babylonische) Neujahrsfestritual, das anzusehenlieblich ist.

    Sie ist wie die Knigsshne, die in Freude und in ppigkeiteintreffen.

    Sie ist (wie) das Spiel [ ]in Freude [ ].

    Sie ist wie die Liebe mit dem Begehren nicht [ ].

    Sie ist wie ein Heilsgru, wenn der Sohn aus derKnechtschaft zu seiner Mutter zurckkehrt.

    Ein fnftes Kennzeichen [meiner] Mutter[will ich dir ferner sagen]:

    Hier ist die Tafel abgebrochen.Text und ausgewhlte Literatur: R.S.25.421 (CTH 315), Autographie: Ugariti-

    ca V, 1968, 444445; die sumerische und babylonische Version ist bearbeitet vonJ. Nougayrol, Ugaritica V, 1968, 310319; die hethitische Version von E. Laroche,Ugaritica V, 1968, 773779.

    4. Kultlieder in hattischer, luwischerund hurritischer Sprache

    In hethitischen Festritualen werden zu den verschiedensten Anlssen Lie-der in hattischer, luwischer, hurritischer und babylonischer Sprache ge-sungen, sei es zur Freude der Gtter oder auch, um das knigliche Zere-

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    moniell zu begleiten. Manche Lieder sind auf separaten Tafeln niederge-schrieben, andere in die Ritualanweisungen aufgenommen. Gesungenwerden sie von Sngern, Priestern, Mdchen- und Frauenchren. MancheLieder sind durch Angabe ihrer Herkunft genauer bestimmt, z.B. fr dieGtter singt er Lieder nach Art der Stadt Istanuwa, andere sind nachdem Fest, bei dem sie gesungen werden, benannt, z. B. Lieder desMarkt(platz)-Festrituals.

    Hattische Wechselgesnge5: In der uns kaum verstndlichen hatti-schen Sprache (der hethitischen Vorbevlkerung Zentralanatoliens) wer-den Wechselgesnge und Lieder (hattisch zinarLied) von hattischenMdchen und Frauen gesungen. Ein oder auch mehrere Vorsnger bzw.Vorsprecher intonieren die Strophen mit einem Vorgesang, der von demChor (hethitisch panku- allesamt) wiederholt wird, aber auch abwei-

    chen kann.Das erste aus drei Strophen bestehende Lied singt ein Chor der zintu-

    hi-Mdchen. Ein Vorsnger oder eine Vorsngerin intoniert die Strophen:

    Die/der Anfhrer(in) der zintuhi-Mdchen singt folgendermaen:maiyasta maiyasta melluwaiya

    Jene aber psalmodieren mit ihr/ihm ebenso; beim drittenmal intoniertsie/er:

    awazza awazzanga

    Und die Priesterin ,Gottesherrin, die ,Tochter und die Priesterin ,Got-tesmutter hocken sich nieder. (-Strich) Und ferner intoniert sie/er:awazza awazzanniga tarullipa awazza awazzanniga tagasganis

    Jene aber psalmodieren mit ihr/ihm ebenso. (-Strich)Und ferner intoniert sie/er:

    azzitissa iyaa zuliliiyannaJene aber psalmodieren mit ihr/ihm ebenso. (-Strich)Und ferner intoniert sie/er:

    hakantes kantisma maiyamauma

    Jene aber psalmodieren mit ihr/ihm ebenso. (-Strich)6

    Das Lied der Frauen der Stadt Tissaruliya wird gesungen,

    wenn der Knig vom Pala[st herabkommt], [ ] die Frauen von Tissa-ruliya [singen] dem Knig gegenber(stehend) fol[gendermaen]:(-Strich) Ihr(e) Anfhrer(in) intoniert

    alinaaiu [ ].Jene aber psalmod[ieren] mit ihr/ihm ebenso

    [alinaiu liinaiu] ilinaa muuwalin[aa ] (-Strich)

    5 Zu den hattischen Wechselgesngen siehe J. Klinger, 1996, 277284 und 687726.6 KUB 20.17+KUB 11.32 Vs. II, siehe J. Klinger, 1996, 279280.

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    4. Kultlieder in hattischer, luwischer und hurritischer Sprache 285

    Ihr(e) Anfhrer(in) intoniertanteggah[ule]

    [Jene aber psalmodieren mit ihr/ihm ebenso]teggahulee tekaa [tekahule] (-Strich)

    Ihr(e) Anfhrer(in) intoniertaakkinun[a ]

    Jene aber psal[modieren] mit ihr/ihm[aliinaiu liinaiu] linaa muuwali[na]

    Ihr(e) Anfhrer(in) intoniertanteggah[uli]

    [Jene aber psal[modieren] mit ihr/ihm]teggahuli teka tek[ahuli].

    Der Kolophon weist die Tafel als den Gesang der Frauen von Tissaruliya,mithin als eine Liedersammlung, aus.7

    Das Lied der Stiere wird von den Frauen der Stadt Nerik gesun-gen, whrend der Knig hinter den Stieren einhergeht; das Ritual zitiertnur die Anfangszeile

    awan kaitgahilluu daaru lelli liphaippin

    Kommentar: Dieses Lied beginnt mit der Interjektion awa(n) herbei; angerufenzu sein scheint daaru, vielleicht eine Variante zu taru Stier.

    Ein Lied der Frauen der Stadt Nerik an den Kriegsgott Sulinkattebeginnt mit den Wortensipzel karamuu taba[rna] katte izziti sul[inkat-te kattainu]

    Kommentar: Das Lied enthlt die Worte karam Wein, tabarna, im hattischenKontext ein Gtterepitheton, katte Knig, izzi gnstig und Sulinkatte.

    Ein Lied an die Sonnengttin von Arinna: Das Lied mit der Anfangs-zeile

    alaaiya ariniddu alaai[ya]

    scheint an die Sonnengttin von Arinna gerichtet zu sein, da das Lexemariniddu von Arinna abgeleitet ist und das hattische Zugehrigkeitssuffix-it enthlt.

    Istanuwische bzw. luwische Wechselgesnge: In den Ritualen derluwischen Stadt Istanuwa spielt der Gesang eine besondere Rolle. Her-vorzuheben sind diejenigen Lieder, die jeweils ein Chor und seine zweiVorsnger in regelmiger Abfolge vortragen.8 Die Chre bilden dieMnner von Istanuwa und die Priester nebst ihren beiden Vorsngern.In dem folgenden Beispiel wiederholt der Chor das Lied der Vorsnger.

    7 KBo 14.117, siehe J. Klinger, 1996, 690691.8 Vgl. F. Starke, 1985, 294.

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    Ihre zwei Anfhrer (Vorsnger) singen folgendermaen:laal[luuiyawa tapa[ala] duwaiyaai kuistiyappi wassa [lalluuiyawa]tapaala duwaiyaae kuistiya[ppi wasan(-) ] (-Strich)

    Mit ihnen [singt] der Chor ebensolalluuiyawa tapaala du[waiyaai kuistiyappi] wassa lalluuiyawata[paala duwaiyaae] kuistiyappi wasa[n(-) ] (-Strich).9

    Wenn auch die luwische Sprache weitaus besser erschlossen ist als dasHattische, so bleiben auch diese Lieder vorerst noch weitgehend unver-stndlich. Die beiden folgenden Verse

    liluwa taain mimientuuwaa liluwaa liluwa iyaa nannaa l[iluwa]und

    [li]lailu lilailu [l]ilanduan masani[nzi] kummaiinzi a-[ ]knnten wegen des Verbums lilayi- entshnen auf Entshnungsliederhinweisen. Der letztere Vers ist in etwa zu bersetzen:

    Entshnen will ich, entshnen will ich [ ];entshnen sollen ihn die reinen Gtter.

    Die hurritischen Lieder des zinzapu-Vogels: Anllich des Festes derzinzapu-Vgel fr die Istar von Ninive finden Zeremonien statt, wh-

    rend derer die aus vielen Strophen bestehenden zinzapu-Lieder (SIR3SA zinzapus[si) in hurritischer Sprache gesungen werden; vollstndig er-halten aber sind nur wenige Strophen dieser weitgehend unverstndlichenPoesie:10

    [Savos]ka [za]zzalli=ma ali[a]lim[ie zaa]lla NinattaKulitta zazzalli=ma al[i][al]iimie zaalla

    undzinzapuva=til ali zaa[lla]ali aliimie zaalla__________________________aliimie zaalla piduwa puh-[ ]zaalla neelli=ra si[ ]zinzapunini=ra usun-[ ]11

    Die Wortfolge zazzalli=ma ali alimie zaalla der ersten Strophe wechseltmit ali zaalla ali alimi zaalla der zweiten Strophe.

    9 KUB 35.139 Vs.I 8'17', siehe F. Starke, 1985, 337.10 Siehe ChS I/31 Nr. 4045.11 KUB 47.66 (= ChS I/31 Nr. 42) Vs. I? 47 und KUB 45.40++ (= ChS I/31 Nr.41) Vs.I?

    812.

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    5. Gibt es ein luwisches Lied ber die homerische Stadt Ilios? 287

    5. Gibt es ein luwisches Lied ber diehomerische Stadt Ilios?

    In dem luwischen Kult der Stadt Istanuwa (westlich von Hattusa bei Gor-dion?) wird anllich einer Trankopferspende fr eine sonst kaumbekannte Gottheit Suwasuna ein luwisches Lied mit seiner Anfangszeilezitiert:

    ahhatata alati awita wilusati

    Die Zeile besteht aus zwei Versen mit jeweils sieben alliterierenden Silben:

    ahha=ta=tta alatiawita wilusati

    Akzeptiert man die Identifikation des Nomens wilusati als Ablativ desOrtsnamens Wilusa, also Ilios < (W)Ilios,12 und die Bedeutung hoch,steil fr das Hapax legomenon alati, so ergbe sich folgender Sinn:

    Als sie von dem hochragenden Wilusa kamen.

    Da der bersetzung fr alati hoch, steil die Ilias Pate gestanden hat, inder vom hohen Ilios (z. B. 13.773) die Rede ist, sollte man einer luwi-schen Wilusiade mit gehriger Skepsis gegenberstehen.

    Die Bedeutung hoch, steil ist also nur geraten; ein anderer Vorschlag

    bietet die bersetzung:Als sie vom Meere herkamen, von Wilusa,

    wobei nun fr alati eine Bedeutung vom Meere angenommen wird.Text und Literatur: KBo 4.11 Rs. 46. C. Watkins, 1986, 5862. F. Starke, 1990,

    603 und 1997, 448 Anm.4. S. Heinhold-Krahmer, 2003, 155.

    12 Siehe S.6.