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Fachbereich Sport Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 7 Schule und Bildung REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE Ausgabe 1/2011 Heft 37 INFO

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Fachbereich SportRegierungspräsidium Karlsruhe • Abteilung 7 Schule und Bildung

REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE

Ausgabe 1/2011 Heft 37

INFO

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Regierungspräsidium Karlsruhe

Abteilung Schule und Bildung

Fachbereich Sport

ZUSAMMENSTELLUNg UNd

REdAkTION

Wolfgang Essig

Manfred Reuter

dRUCk UNd gESTALTUNg

Regierungspräsidium Karlsruhe

www.rpk-sport.de

Redaktionsschluss Heft 2/2011 15.10. 2011

Schwerpunktthema

Krafttraining in der Schule

Vorwort 4

Leitartikel

Bedeutung des KinderkrafttrainingsMartin Zawieja, Lehrwart Baden-Württembergischer Gewichtheberverband 5

Aus den Schulen

Kraftraum am OHG 6Marc Nagel, Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe

Kraftraum AG am THG Mühlacker 7Johannes Hauff, Theodor-Heuss-Gymnasium Mühlacker

Kraft – und Fitnessraum bereichert Bewegungskonzept 10Daniel Modersohn, Ganztagesgymnasium Osterburken

Das Fitness-Studio in der Halle 11Hans-G. Hofrichter

Klasse mobil – eine Klasse macht sich auf den Weg 12Anja Wolf-Sichelschmidt/ Horst Krög, Theodor- Heuss-Realschule Walldorf

Aus den Universitäten und Hochschulen

Das Institut für Bewegungserziehung und Sport an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe stellt sich vor 16 Norbert Fessler

Aus den Verbänden

Behindertensport macht Schule 17Badischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband

dSLV

Unterrichtsbeispiele 2010 20

Recht im Schulalltag

Haftungsfragen 21Marc Falkenbach, RP Stuttgart

Spitzensport und Schule

Interview mit der Schwimmerin Franziska Jansen 22Helmholtz-Gymnasium Heidelberg

buchvorstellungen

Alles in Bewegung – Sport in der Ganztagsschule 25Christian Reinschmidt / Vicki Werner

Pressespiegel 26

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Das vorliegende Heft 37 widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema „Krafttraining in der Schule“. Damit will Sport-INFO deutlich machen, dass dieses Thema auch und gerade im Schulsport zeitlich und inhaltlich einen angemes-senen Platz verdient. Dabei kann es nicht darum gehen, durch Maximalkrafttraining Muskelquerschnitte zu erhöhen, es ist vielmehr, wie im Bildungsplan 2004 dargestellt, dem Kompetenzbereich Fitness und Gesundheit zuzuordnen. Im Bildungsplan der Haupt- und Werkrealschulen wird bereits für die Klassen 5 und 6 auf „Kraftschulung“ als einer der elementaren Inhalte des Kompetenzbereichs Fitness und Gesundheit hingewiesen. In den Klassen 8 – 10 soll „durch Kräftigung eine Verbesserung der Körperwahrnehmung und –kontrolle“ als Kompetenzerwerb erreicht werden (Bil-dungsplan Sport 2004). Für die Realschulen fordert der Bil-dungsplan für die Klassen 7 – 8 „Formen der Kräftigung der Rumpfmuskulatur zu nennen und zu verbessern.“ Im Bildungsplan für die allgemeinbildenden Gymnasien wird das Thema in den Leitgedanken zum Fach Sport im Kontext der sportlichen Fähigkeiten wie folgt zusammengefasst: „Die altersgemäße Förderung der konditionellen Fähig-keiten, insbesondere der Ausdauer und Kraft als Grund-lage der allgemeinen Fitness sowie der koordinativen Fähigkeiten steht in allen Klassenstufen im Mittelpunkt des Sportunterrichts.“Martin Zawieja zeigt im Leitartikel dieses Hefts auf, dass entgegen noch immer kursierender Vorbehalte sinnvoll ge-staltetes Krafttraining mit Kindern gerade auch mit Gewich-ten nicht nur möglich, sondern auch lohnend ist. Angesichts der in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesenen zu-nehmenden Defizite im Bereich der koordinativen und der konditionellen Fähigkeiten vieler Kinder, müssen „Mobili-sation, Stabilisation und Explosivität“ (letztere verstärkt im Leistungstraining) die Schwerpunkte des Krafttrainings mit Kindern sein. Diese Inhalte präzisieren die oben genannten Aussagen und Anforderungen der Bildungspläne und wei-sen dem Krafttraining, durchaus auch mit Gewichten, eine wichtige und grundlegende Stellung im Schulsport zu.Die Redaktion der Sport-INFO freut sich, drei Beiträge aus Schulen vorstellen zu können, welche mit der Einrichtung eines schuleigenen Kraftraums den Anforderungen des Bildungsplans in besonderem Maße gerecht werden und seine Inhalte umsetzen können. Es geht in den Beiträgen darum, aufzuzeigen, welche organisatorischen Vorausset-zungen notwendig sind, um einen reibungslosen und er-folgreichen Betrieb zu erreichen und in welcher Bandbrei-te ein Kraftraum eingesetzt werden kann. Es wird deutlich und ist besonders erfreulich, dass es den Schulen gelungen ist, mit ihrem Kraftraum die Attraktivität des Schulsports zu verbessern und die Motivation für viele Schülerinnen und Schüler zum lebenslangen Sporttreiben zu steigern. Diese Beispiele können und sollen Anregung für andere sein, dort wo es räumlich möglich ist und die Mittel generiert werden können, ähnliche Einrichtungen anzustreben. Beratung und Tipps können neben den betreffenden Schulen auch bei Ex-perten des RP eingeholt werden.Ein sehr interessantes Projekt stellt die Theodor-Heuss-Realschule Walldorf mit dem Beitrag „Klasse mobil“ vor.

Die Schule hat sich auf Initiative von zwei Sportlehrkräften entschlossen, eine bewegungsorientierte Pilotklasse mit zu-sätzlichen sportlichen Angeboten einzurichten, insbesonde-re für Kinder mit Teilleistungsstörungen. Es wäre toll, wenn dieses Projekt Nachahmung finden würde.Sport-INFO dankt dem Badischen Behinderten – und Reha-bilitationssportverband für die Präsentation seines sehr er-folgreichen Projekts zur Inklusion gehandicapter Schülerin-nen und Schüler in der Schule. Es zeigt auf, welch integrative Kraft den Sport auszeichnet und wie wichtig und richtig es ist, die dem Schulsport innewohnenden Möglichkeiten für die Integration zu nutzen.Um das Haftungsrisiko der Sportkolleginnen und -kollegen geht es im eigenen Beitrag „Haftungsfragen“. Er soll dazu beitragen, diese Risiken zu minimieren.Die Rubriken DSLV und das Interview (hier mit der Schwim-merin Franziska Jansen vom Helmholtz-Gymnasium Hei-delberg) haben Tradition und geben interessante Einblicke in Training und Schulleben von Spitzensportlern und Anre-gungen durch aktuelle Veröffentlichungen von Unterrichts-beispielen.

Wir wünschen unseren Lesern mit Heft 37 eine interessante Lektüre und hoffen durch die Beiträge einige Anregungen geben zu können.

In der nächsten Ausgabe der Sport-INFO wollen wir modell-hafte, innovative Projekte aus den Schulen vorstellen, die anderen Schulen zur Nachahmung empfohlen werden können. Hierzu bitten wir alle Kolleginnen und Kollegen um Mithilfe. Wenn Sie im Rahmen Ihres Unterrichts, im Rahmen einer AG oder eines (auch fach- bzw. fächerübergreifenden) Projekts Ideen umgesetzt haben, die als Anregung für ande-re Kolleginnen und Kollegen dienen könnten, so lassen Sie uns das bitte wissen. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung an: wolfgang.Essig(at)t-online.de

Die Redaktion

Vorwort

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bedeutung des kinderkrafttrainingsMartin Zawieja, Lehrwart Baden-Württembergischer Gewichtheberverband

Krafttraining mit Kindern ist (v.a. in Deutschland) traditionell mit Vorbehal-ten belegt. Diese Auffassung, die sich auch in vielen Lehrmeinungen der Trai-neraus- und -fortbildung wiederfindet, lässt sich jedoch mit dem aktuellen Kenntnis- und Forschungsstand schon seit etlichen Jahren nicht mehr ernst-haft begründen. Zumindest internatio-nal gibt es längst andere Sichtweisen, in Deutschland setzen sich diese Kenntnisse erst langsam durch.Gleichzeitig ist im Sport- und Bewe-gungsalltag festzustellen, dass sowohl die durchschnittliche Fitness des Nach-wuchses allgemein eher nachlässt als auch die Anforderungen an die Fitness und Kraft im Nachwuchstraining für den Leistungssport steigen und früher einsetzen. Die Aufgabe, hier eine sinn-volle und gleichzeitig verantwortbare körperliche Ausbildung durchzuführen, ist unübersehbar.Vorliegende wissenschaftliche Unter-suchungen zeigen oftmals, dass „klei-ne Erwachsenenmethoden“ angewen-det werden (was die Belastungsstruk-turen angeht), die empfohlenen Bela-stungsmethoden weisen ein ähnliches Bild aus, das geprägt ist von abgelei-teten Erwachsenenmethoden. Inhalt-liche Empfehlungen sind oft gut ge-meint, fußen dabei aber auch gern auf unreflektierten oder gar missverstan-denen Ansichten. Dazu gehören bspw. die ungenaue Empfehlung zu Übungen mit eigenem Körper- statt Fremdge-wicht, der Bevorzugung von geführtem Maschinentraining oder dem Verzicht auf Übungen mit freien Hanteln, die nicht verwechselt werden dürfen mit Maximalkrafttraining oder Wettkampf-training von Gewichthebern.Der Forschungsstand lässt sich trotz al-ler Unsicherheiten und noch offener Fragestellungen kurz und knapp so dar-stellen: Krafttraining mit Kindern ist möglich und lohnend, ist bei angemes-sener Durchführung ungefährlich und letztlich auch unverzichtbar. Krafttraining als Maßnahme zur ge-zielten Verbesserung der muskulären Leistungsfähigkeit hat heute im Wett-kampf- und Leistungssport eine gene-rell sehr wichtige Bedeutung erlangt. Dennoch besteht beim Einsatz des Krafttrainings in der Praxis sehr häufig große Unsicherheit, wie das Krafttrai-

ning in die Trainingsplanung einbezo-gen werden soll, so dass es tatsächlich leistungsfördernd wirkt. Inhaltlich gehört eine breit angelegte athletische Ausbildung, die man auch als „Körperschule“ verstehen könnte, mit stets ausreichend hohem koordina-tiven, an komplexen Ganzkörperanfor-derungen orientiertem Anspruch ge-nauso dazu wie eine rechtzeitige tech-nische Ausbildung späterer Trainingsü-bungen unter Belastungsgesichts-punkten. Dazu gehören nicht nur Lau-fen, Springen, Werfen usw. als Grund-fertigkeiten, sondern genauso zentral auch die altersgerechte, solide bewe-gungstechnische Ausbildung von Lang-hantelübungen. Die Langhantel-übungen sind nicht, wie oft in der Lite-ratur beschrieben, als Leistungsreser-ve im Maximalkrafttraining zu verste-hen, sondern dienen als Mittel zum Zweck für eine qualitativ hochwertige athletische Ausbildung.Die Belastungsgestaltung in einem sol-chen Training orientiert sich nicht an dem Vorgehen mit erwachsenen, aus-gereiften Sportlern, sondern dient im-mer unserem Anspruch an Nach-wuchstraining als Lerntraining: es geht um Lernfortschritte und stets gute Be-wegungsqualität auf jeder Lernstufe. Dafür sind ausreichend viele Wieder-holungen in der Summe nötig, aber eben nicht in der einzelnen „Serie“, Er-müdungen und damit schlechte oder gar ungesunde Ausführungen dürfen hier nicht vorkommen. Qualität kommt weit vor Umfang und Belastungsinten-sität im Sinne hoher Gewichte, wie man sie gern, aber unreflektiert mit Krafttraining in Verbindung bringt. Die Praxis für das Training mit Kindern zielt nicht auf Maximalkraft, sondern hat die Hauptschwerpunkte Mobilisation, Stabilisation und Explosivität – und zwar für jede Kraftübung in dieser Rei-henfolge.Vor diesem Hintergrund habe ich ge-meinsam mit meinem Kollegen Klaus Oltmanns unsere eigenen Erfahrungen als Trainer und Trainerausbilder, zu einem Praxiskonzept für ein modernes Krafttraining schon im Kindesalter zu-sammengefasst und in ein trainings-praktisches System (kinder lernen krafttraining, OLTMANNS/ZAwIE-JA, Philippka Verlag Münster 2011)

übertragen. Wichtig waren uns auch Erfordernisse innerhalb des langfri-stigen Leistungsaufbaus, die an die frü-hen Trainingsetappen, schwerpunkt-mäßig im Kindesalter, gestellt werden. Dazu gehört eine koordinativ breite mo-torische und athletische Basisausbil-dung genauso wie eine moderate, al-tersgemäße Belastungsgestaltung und vor allem ein Verständnis des Nach-wuchskrafttrainings als „Lerntraining“.

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der kraftraum am Otto-Hahn-gymnasium karlsruheMarc Nagel, Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe

Das Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe ist eine Schule mit Sportprofil, Partner-schule des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar und Eliteschule des Fuß-balls. Von den über 1200 Schülerinnen und Schülern an der Schule sind ca. 10% Kaderathletinnen und -athleten aus den unterschiedlichsten Sportar-ten. Aufgrund der Nähe der Karlsruher Trainingsstätten bilden Fußballer (KSC), Turnerinnen (KRK), Kanuten (Rheinbrüder) und Schwimmerinnen und Schwimmer (SSC) den Stamm der Kaderathleten. Darüber hinaus führen die gute schulische Betreuung und der seit April 2007 fertig gestellte Neubau mit Mensa und Kraftraum zu einem im-mer größeren Einzugsgebiet der Schu-le: Kaderathleten aus Pforzheim, Bruchsal, Baden-Baden und Wörth nehmen den langen Schulweg gern in Kauf, denn gerade der Kraftraum bietet ihnen die Möglichkeit, ohne großen Zeitaufwand zusätzliche Trainingsein-heiten während ihrer Zeit an der Schule durchzuführen. Die Schüler müssen in Absprache mit Eltern, Vereinstrainern und dem Kraftraumbeauftragten der Schule ein Formular ausfüllen und ha-ben damit die Möglichkeit, den Schlüs-

sel im Sekretariat abzuholen und in Kleingruppen (mind. 3 Personen) zu trainieren. Der KSC, die KRK und der Judoverband stellen mehrmals in der Woche einen Trainer ab, der zu festen Zeiten das Training mit seinen Schütz-lingen durchführt bzw. beaufsichtigt. Auch in den Klassen mit Sportprofil ist das Interesse am Kraftraum sehr groß. Ab der zehnten Klasse dürfen diese Schülerinnen und Schüler nach Rück-sprache mit dem Klassenlehrer und Sportlehrer (entsprechendes Verhalten vorausgesetzt) den Kraftraum eben-falls nutzen. Des Weiteren bieten zwei

ausgebildete Schülermentoren in Zu-sammenarbeit mit einem Sportlehrer eine wöchentliche Fitness-AG für inte-ressierte Schülerinnen und Schüler an. Und auch Sportlehrerinnen und -lehrer nutzen den Krafttraum bei Unterrichts-einheiten zur sportpraktischen De-monstration. Inzwischen trainieren im Schuljahr 2010/11 mehr als hundert Schülerinnen und Schüler regelmäßig im Kraftraum. Bisher funktioniert alles reibungslos - bis heute wurde im Kraftraum weder etwas entwendet noch beschädigt.

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kraftraum Ag am Theodor-Heuss-gymnasium MühlackerJohannes Hauff, THG Mühlacker

kraftraum Ausstattung1 Turm mit folgenden Übungsstationen- Bankdrücken- Seilzug für Trizeps- Seilzug Lat-pull- Rudermaschine- Beinpresse (sitzend)- LegcurlerZusätzlich- diverse Hantelstangen (Langhanteln und M-Stange)- 2 Regale mit Kurzhantelpaaren (2,5 kg bis 20 kg)- Fahrrad-Ergometer

Einzelgeräte- für Bauchmuskeln (Crunches)- für Arme/Beine mit zwei Seilzügen- für Oberschenkelrückseite (Legcurler)- für Brustmuskeln (Butterfly)- für Bauch (Crunches/Situps)- für Adduktoren/Abduktoren/Hüftbeuger- für Brustmuskeln oder Beinmuskulatur (Langhantel im Schlitten)- für Brustmuskeln (Langbank)- für Rücken/Arme (Klimmzugstange)

Der Kraftraum am THG besteht schon mehrere Jahre und wurde schon im-mer mehr oder weniger in den allge-meinen Sportunterricht einbezogen. Ei-ne Nutzung außerhalb des Sportunter-richts fand aber nicht statt. Schüle-rinnen und Schüler äußerten immer wieder den Wunsch nach erweiterten Trainingsmöglichkeiten auch außerhalb des Sportunterrichts. Zunächst wurde angeboten, parallel zu einer betreuten Sport AG, den Kraftraum mit zu benut-zen. Das erwies sich jedoch rasch als unbefriedigend, weil die Trainierenden mehr Aufmerksamkeit des Lehrers der Sport AG erforderten, als gedacht, denn die Einweisung, die sie im Rah-men des Sportunterrichts erfahren hat-ten, reichte nicht für eine sicheres und sinnvolles Training aus.Durch den Einsatz von Schülermen-toren konnte ein 14tägiges Training ge-meinsam mit der Sport AG eingerichtet werden, was sich auf Dauer jedoch ebenfalls als unbefriedigend erwies.Also mussten spezielle Mentoren für das Training im Kraftraum ausgebildet werden. Im Herbst 2007 wurde eine gründliche Einweisung mit 6 interes-sierten Schülerinnen und Schülern durchgeführt, die sich an Prinzipien wie Sicherheit, Gesundheit und Ökonomie orientierte. Aspekte wie die richtige, d.h. die Gelenke schonende Ausfüh-rung von Basisübungen, Sicherheit an Geräten, bzw. durch Hilfestellung des Trainingspartners, verbotene Übungen (z.B. freie Gewichte über Kopf) wurden thematisiert. Ein Ausbildungsschwer-punkt war u. a., die Grundsätze des An-fängertrainings zu erlernen wie z.B.

technisch richtige Ausführung bevor große Gewichte aufgelegt werden, viele Wiederholungen bei wenig Ge-wicht als Einstieg, Schmerzen beim Trainieren richtig zu deuten und Übungen für die großen Muskelgrup-pen zu bevorzugen.Zunächst stand die Eigenrealisation als Voraussetzung für die Demonstrations-fähigkeit im Vordergrund, danach die Instruktion von Kraftraumneulingen und schließlich die Korrektur bei falsch ausgeführten Übungen. Dazu erhielt je-der der zukünftigen Mentoren einen Reader, mit o. g. Inhalten, der Benut-zungsordnung und natürlich der Be-schreibung einer Notfallkette. Am En-de der Ausbildungseinheit stand eine mündliche theoretische und praktische Überprüfung des Gelernten mit kleinen Schülergruppen.

Bei Bestehen erhielten die mindestens 16jährigen Schülermentoren einen klei-nen Ausweis mit Bild, gültig für das lau-fende Schuljahr. Gegen diesen Aus-weis erhalten sie, beschränkt auf den Nachmittag zu Beginn der parallel stattfindenden Sportstunde von der Lehrkraft den Schlüssel zum Kraft-raum. Sie können nun selbstständig mit Ihnen anvertrauten Schülern trai-nieren. Voraussetzung ist, dass minde-stens 2 Schüler trainieren, wovon einer ein Mentor sein muss. Natürlich kön-nen auch weitere Schüler neu dazu-kommen. Alles Nähere regelt die Be-nutzungsordnung. Bei Fehlverhalten eines Mentors kann der Ausweis durch jede betroffene Sportlehrkraft zeitwei-se oder dauerhaft eingezogen werden.

Dieses Modell hat sich bewährt und ist dadurch einfacher geworden, dass die Mentoren meist 2 bis 3 Jahre einge-setzt werden können. Mittlerweile hat sich ein Stamm von Schülern gebildet, der regelmäßig trainiert, wobei im Lau-fe eines Schuljahrs immer mal wieder Neugierige dazukommen, von denen dann einige „hängen bleiben“. Eine maximale Anzahl von 10 Mentoren hat sich aus Gründen der Überschaubar-keit als angemessen erwiesen.Die Teilnehmer der AG bringen auch selbst Anregungen ein und setzten sie um. So wurden z.B. Kraftraum T-Shirts angeschafft, Trainingspläne jederzeit zugänglich gemacht, Fachbücher ange-schafft (z.B. Bauchmuskeltraining, Kurzhanteltraining), ein Belegungsplan ausgehängt u.v.m.Insgesamt wird das Modell als sehr er-folgreich bewertet, weil die Mentoren selbstständig werden, Verantwortung für andere und auch für die Geräte übernehmen, eine positivere Einstel-lung zur Schule entwickeln und – natür-lich – weil sie durch regelmäßiges Trai-nieren zum Teil sehr gute Erfolge erzie-len. Das Modell wird von den Sport-lehrkräften gerne mitgetragen, weil es so gut wie keine Schwierigkeiten gibt und es als gute Ergänzung zum Sport-unterricht angesehen wird. Die Schul-leitung honoriert die Möglichkeiten, die sich dadurch auch für Schüler insbe-sondere der Klassen 9 - 10 bieten, die oft im Schulalltag „schwierig“ sind und ermöglichte die Anschaffung eines Fahrradergometers als weitere Ergän-zung und Bereicherung.

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kRAFTRAUMbENUTZUNg von A bis Z (Hauff, September 2010)

Alter: Schüler, die das 15. Lebensjahr nicht vollendet haben, können die Kraftraum-AG nicht nutzen.Andere Schulen: Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulen in Mühlacker können nicht an der Ag

teilnehmen.Grund: Schwierigkeiten bei Unfällen, Verletzungen, Disziplinproblemen (Haftung und Aufsichtspflicht)Anspruch auf Trainingszeit besteht nicht. Wenn ein Sportlehrer mit seiner Klasse den Kraftraum benutzen will, hat das Vorrang. Grund: Sportunterricht geht vor privatem TrainierenAnweisungen der Verantwortlichen gelten für alle Schüler und müssen befolgt werden. Bei Schwierig-keiten wird sofort eine Lehrkraft verständigt. Grund: Die Verantwortlichen brauchen für ihren ‚Job’ Autorität.beschädigungen: Wenn Beschädigungen verursacht oder bemerkt werden, muss der Hausmeister

oder ein Sportlehrer informiert werden. Keine Meldung bedeutet, dass der Kraftraum beim Verlassen in Ord-nung war. Grund: Versicherungs- und Haftungsfragen, Ein Zettel im Briefkasten der Halle ist auch eine Möglichkeit.durchführung von Übungen: Der Verantwortliche kann Fragen zur Durchführung von Übungen beantwor-ten. Ansonsten kann er bei Sportlehrern Rat holen. Aber NICHT den Sportunterricht stören !!! Grund: Verletzungen durch falsches Training sollen vermieden werden.Eingang = Ausgang ist nur über die Schülerumkleidekabinen erlaubt. Schüler über den Notausgang und das Foyer der Halle herein-/hinaus zu lassen, ist verboten ! Grund: Das Schlüssel- und Hausrecht bleibt beim Hausmeister.Ende der Trainingszeit: Der Verantwortliche fragt die Lehrkraft, von der er den Schlüssel erhält, wann der Kraftraum wieder abgeschlossen sein muss. Grund: Der reguläre Sportunterricht soll mögl. wenig gestört werden.Fahrrad-Ergometer: Ohne Einweisung kein Training.Maximalzahl: Im Kraftraum trainieren gleichzeitig nicht mehr als 12 Schüler. Gegebenenfalls wegschicken. Grund: Ab einer gewissen Anzahl ist sinnvolles Trainieren nicht mehr möglich.Musik: kann mitgebracht werden. Wenn Sportlehrer oder Hausmeister es wollen, wird leiser gestellt oder ausgemacht. Grund: Andere sollen möglichst, wenig gestört werden.Pünktlichkeit: Wenn Schüler zum Training später kommen, müsst ihr das selbst regeln. Auf keinen Fall

bleibt die Tür der Umkleide nach außen offen. Listen mit Handynummern haben sich bewährt. Grund: Diebstahlgefahr und der reguläre Sportunterricht soll mögl. wenig gestört werden.Schlüssel: Der Kraftraumschlüssel Nr. 35 wird von den Sportlehrern nur gegen einen Ausweis an einen der kraftraum-Mentoren übergeben. Bei Rückgabe des Schlüssels bekommt man den Ausweis zurück. Grund: Wir müssen bei Verlust des Schlüssels einen Ansprechpartner haben.Sicherheit 1: Es ist verboten den Kraftraum zu benutzen, ohne dass noch ein THg-Sportlehrer in der Halle ist.

Grund: Versicherungs- und Haftungsfragen Sicherheit 2: Es ist verboten alleine zu trainieren; Mindestzahl im kraftraum zwei, davon ein Mentor. Grund: Beim Trainieren mit freien Gewichten muss eine Sicherung da sein.Sicherheit 3: Wenn der Mentor bemerkt, dass Übungen falsch / gesundheitsgefährdend durchgeführt wer-den, muss er denjenigen darauf hinweisen. Grund: Verletzungen durch falsches Training sollen vermieden werden.Sicherheit 4: Beim Üben mit der Langhantel (bankdrücken) muss durch eine zweite Person gesichert

werden.

Grund: Verletzungen durch Überschätzung sollen vermieden werden.Umkleidekabinen: Schüler die den Kraftraum benutzen, haben keinen Anspruch auf einen zusätzlichen

Umkleideraum.

Grund: Die Benutzung des Kraftraums nur durch Schüler ist ein Zugeständnis des Hausmeisters, das nicht automatisch mehr Umkleideräume bedeutet.Trainingstage im Schuljahr 2010-11: Nach Aushang am SportbrettZustand: Egal, wie der Kraftraum beim Betreten aussieht: Am Ende der Trainingszeit wird er aufgeräumt

hinterlassen – Kurzhanteln auf den Ablagen, etc. Grund: Niemand will am Anfang zuerst aufräumen müssen.

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kraft- und Fitnessraum bereichert bewegungs-konzept am ganztagsgymnasium OsterburkenDaniel Modersohn, GTO Osterburken

An einem der ältesten Ganztagsgym-nasien in gebundener Form in Baden-Württemberg konnte jetzt nach einein-halbjähriger Aufbauphase ein 105 qm großer Kraft -und Fitnessbereich fertig gestellt werden, begünstigt durch eine großzügige Gerätespende. Deshalb ist es jetzt möglich, sogar im Klassenver-band mit 33 Schülerinnen und Schü-lern zu trainieren.Bedingt durch den ganztägigen Unter-richtsbetrieb bestehen bei den Schü-lern letztendlich zu geringe Bewe-gungsmöglichkeiten. So entstand die Idee, aus zwei Abstellräumen und ei-

ner Empore in der Sporthalle der Schu-le einen Fitnessbereich zu machen. Ei-nige feste Nutzergruppen der Schule sind regelmäßig zu festgelegten Zeiten im Fitnessbereich:

Fitness–AgHier können Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse dienstags und donners-tags ein bis zweistündig Ausdauer (3 Laufbänder, 4 Fahrradergometer, 1 Step-per) oder an Geräten gezielt unter Auf-sicht trainieren.

OberstufensportDurch den Fitness - und Kraftraum ist eine optimale Verbindung von Sport-theorie und Praxis möglich (z. B. Trai-ningslehre). Darüber hinaus wird durch die drei Laufbänder eine exzellente Vorbereitung in den Wintermonaten auf den Cooper-Test bzw. 30 min.-Lauf ermöglicht.

kollegensportBedingt durch den Ganztagsbetrieb mit einigen unterrichtsfreien Stunden,

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oder auch nach dem Unterrichtsende, steht den bewegungsorientierten Kol-leginnen und Kollegen der Fitnessbe-reich zur Verfügung, um sich gezielt und nach einer Einweisung von der be-wegungsarmen Arbeit zu erholen und neue Energien aufzubauen, oder auch um die persönliche Fitness zu erhalten bzw. zu verbessern.

„Reha -Sport“ nach Verletzungen Bei einer Schule mit über 1000 Schü-lern bleiben Verletzungen durch zu-meist beim außerschulischen Sport-treiben erlittene Sportunfälle nicht aus, welche Unterrichtsausfälle insbeson-dere im Fach Sport zur Folge haben. Durch die verletzungsbedingte Zwangspause verschlechtert sich die Fitness der verletzten Schüler - gele-gentlich auch von Kollegen - sehr schnell. Durch ein Ausgleichs- bzw. Er-gänzungstraining können so Reha -Maßnahmen unterstützt und einem Leistungsabfall z.B. durch Training auf dem Fahrradergometer im Ausdauer-bereich gezielt entgegengesteuert werden. Die verletzten Schüler (und Kollegen) können sich damit deutlich schneller wieder regenerieren und frü-her wieder am Sportunterricht teilneh-men.

die Vertretungsstunde im Sportun-terrichtHier bietet sich die Möglichkeit, die Schüler emotional für die Trainings-möglichkeiten, welche ein Kraft- und Fitnessraum bietet zu begeistern. Die Erprobung und Nutzung großer an-sprechender Trainingsgeräte kann durchaus motivierend wirken und stei-gert u.a. das Selbstwertgefühl gerade jüngerer Menschen.

Offene Sportstätten während der MittagspauseFür die mindestens einstündige Mit-tagspause stehen die Sportstätten (Schwimmbad, 2 Sporthallen) unter Aufsicht den Schülerinnen und Schü-lern zur Verfügung. Durch Einbezie-hung des neuen Kraft- und Fitness-raums mit Betreuung konnte das Sport-angebot seit diesem Schuljahr noch-mals erweitert werden.

Internationales Schüleraustausch-programmDas jährlich stattfindende einwöchige Comeniusprogramm am GTO nutzt

gerne regelmäßig den Fitnessbereich, um morgens vor dem Seminarpro-gramm durch eine gemeinsame Sport-stunde mit anschließendem gesunden Frühstück den Tag positiv zu beginnen.

Fazit Der neu geschaffene Fitnessbereich in der Schule bietet vielfältige Möglich-keiten, dem allgemeinen Bewegungs-mangel unserer Schüler entgegenzu-wirken. Unsere Schule hat damit aus den dargestellten Gründen nur beste Erfahrungen gemacht.

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Das Fitness – Studio in der Halle

Von Hans-G.Hofrichter

1. 2. 3. 4.

Beinstrecker – Quadriceps Beinbeuger – Beinbizeps Dips – Trizeps „Fliegende Bank“ - Brustmuskel

10. 5.

Bauchmuskulatur „Fliegende“-Bauchlage - Rücken

9. 8. 7. 6.

Kniebeugen – Quadrizeps/ Gesäß Wadenheben – Wadenmuskel Beinrückheben – Gesäß/ Rücken Liegestütz – Arme/ Schulter

Zu allen Übungen 10 – 20 Wiederholungen; 2 – 3 Sätze langsame, zügige Ausführung der Übungen

Kraft – Fitness – Straßethe hofrichter course

das Fitness-Studio in der HalleVon Hans-G. Hofrichter

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Motive und VorüberlegungenDie Lebensrealität unserer Schüle-rinnen und Schüler, sowie auch un-serer gesamten Gesellschaft hat sich innerhalb der letzten Jahre radikal ver-ändert. Die Medienflut, zunehmende Scheidungsraten und der Leistungs-druck unserer Informationsgesell-schaft spiegeln sich in physischen und psychischen Problemen wider, mit de-nen unsere Kinder und Jugendliche zu kämpfen haben. In zunehmendem Ma-ße werden auch Lehrerinnen und Leh-rer mit diesen Schwierigkeiten konfron-tiert, müssen täglich darauf reagieren und Antworten und Wege finden, um mit diesen neuen Herausforderungen adäquat umzugehen.

Immer mehr Schülerinnen und Schüler haben beispielsweise Konzentrations-probleme und Schwierigkeiten, sich im sozialen Umfeld angemessen zu ver-halten. Oft gehen diese Defizite einher mit Essstörungen, mangelnder körper-licher Koordinationsfähigkeit und ande-ren Teilleistungsstörungen. Aus den oben kurz skizzierten Beo-bachtungen und Erfahrungen heraus, haben wir vor zwei Jahren Überle-gungen angestellt, in einer unserer Ein-gangsklassen gezielt bewegungs– und ernährungsorientierte Unterstützungs-maßnahmen zu initiieren. Die Erkennt-nisse der neurobiologischen Forschung der letzten Jahre, die einen engen Zu-sammenhang zwischen körperlicher Bewegung und kognitiver Leistung so-wie höhere Konzentrationsfähigkeit be-legen, sowie Veröffentlichungen und Pilotprojekte, welche die Implementie-rung von Bewegungseinheiten in der Schule fordern, haben uns in unserem Bestreben, ein eigenes Konzept zu er-arbeiten bestärkt. Vorbereitende MaßnahmenZunächst einmal versuchten wir, nach theoretischen Vorüberlegungen, unser Konzept auf eine breite Basis zu stel-

„klasse Mobil“ - eine klasse macht sich auf den wegFrau Anja Wolf-Sichelschmidt /Herr Horst Krög, Theodor-Heuss-Realschule Walldorf

len. Wir wollten damit erreichen, mög-lichst viele innerschulische und außer-schulische Kooperationspartner für un-sere Idee zu gewinnen. Unserer An-sicht nach ist eine interdisziplinäre He-rangehensweise nicht nur fachlich, sondern auch ökonomisch und prak-tisch von Vorteil (siehe Abb 1) An die-sem Punkt der Planung erfuhren wir fast ausnahmslos positive und motivie-rende Rückmeldungen.Die Zustimmung der Schulleitung sollte dabei naturgemäß an erster Stel-le stehen. In Absprache mit dieser ver-fassten wir einen Antrag an das Staatli-che Schulamt mit der Bitte um die Ge-nehmigung des Konzeptes bzw. einer Pilotklasse und zweier zusätzlicher Sportstunden pro Woche. Um den or-ganisatorischen Aufwand möglichst gering zu halten und Grundsatzdiskus-sionen zu vermeiden, bot es sich an, Vorabinformationen an die Gesprächs-partner zu versenden (siehe Abb 2) So konnten sich die angesprochenen Per-sonen einerseits schnell einen Über-blick über Inhalte und Zielsetzung ver-schaffen und wir uns lange Erklä-rungen am Telefon ersparen.

Nach den ersten Sondierungsgesprä-chen mit möglichen Kooperationspart-nern kam für uns die erste Ernüchte-rungsphase. Es zeigte sich, dass von einigen die Bedeutung unseres Kon-zeptes zwar als wichtig und notwendig eingestuft wurde, sie eine konkrete Unterstützung aber aus personellen, fi-nanziellen oder anderen Gründen ab-lehnten. Ungeachtet der Absagen planten wir innerschulisch weiter und verstärkten die Zusammenarbeit mit den verbliebenen Kooperationspart-nern.

kooperationspartner ElternDer nächste Schritt, der uns wichtig er-schien, war eine uneingeschränkte Mitarbeit und Zustimmung der Eltern-schaft. Unserer Ansicht nach ist eine

erfolgversprechende Arbeit nur dann möglich, wenn bestimmte bewe-gungs- und ernährungsorientierte In-halte von den Eltern nicht nur akzep-tiert, sondern auch aktiv im Familienle-ben mitgetragen und gefördert wer-den. Bei einem Tag der offenen Tür stellten wir deshalb unser Konzept den Eltern vor und verteilten Flyer mit den wichtigsten Aspekten. Gleichzeitig wurde der Hinweis über die Einrich-tung einer Pilotklasse gegeben, in wel-che die Eltern ihre Kinder bei Interesse anmelden konnten. Am Tag der Ein-schulung lag also, neben den normalen Erfassungslisten, für die Eltern eine ge-sonderte Liste „Klasse Mobil“ aus. Bald war klar, dass eine solche Klasse gebildet werden würde und ab dem SJ 2010/11 an den Start gehen konnte.

konkrete Planung und UmsetzungIn den letzten zwei Monaten vor den Sommerferien ging es an die konkrete Umsetzung und Planung bezüglich Stundentafel, Lehrerteam in der „Klas-se Mobil“, erste Unterrichtswoche, Schullandheimaufenthalt in der Sport-schule Schöneck, Elternabend und vieles anderes mehr. Beim Lehrerteam haben wir angestrebt – neben den Klassenlehrern – möglichst viele Fach-lehrer in die Klasse zu bekommen, die entweder Sport studiert haben oder unterrichten. Alle Kolleginnen und Kollegen wurden ausführlich über das Konzept „Klasse mobil“ unterrichtet und waren sehr motiviert dieses fächerübergreifend mitzutragen.Am Tag der Einschulung fand zeitgleich der erste Elternabend statt. Hier wurde das Konzept nochmals ausführlich er-läutert, zu Fragen Stellung genommen und die Zusammenarbeit mit den El-tern als ein wichtiger Bestandteil her-vorgehoben. Die Abstimmung über den Ende November geplanten Schul-landheimaufenthalt verlief mit einem einstimmigem Votum positiv. Weitere

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Durch die zunehmende Mobilität, die fortschreitende Technisierung unserer Gesellschaft und den stark wachsenden Medienkonsum, verändert sich auch das Bewegungsverhalten unserer Schülerinnen und Schüler. Viele Folgeerkrankungen bzw. Teilleistungsschwächen lassen sich auf diesen Bewegungsmangel zurückführen. Unter vielen anderen Aspekten sind im schulischen Bereich folgende Schwächen signifikant:

Falsche Körperhaltung und mangelnde Bewegung führen zu Problemen im Muskel – und Skelettsystem

KonzentrationsmangelVermehrtes Auftreten von ADHSBewegungsarmut führt zu motorischen Defiziten und psychomotorischen Störungen

Zielsetzung des konzepts:

1. Das Konzept will eine ganzheitliche bewegungs – und gesundheitsfördernde Schule initiieren.

2. Die spezifischen Bedürfnisse von Mädchen und Jungen nach Bewegung sollen gezielt im Unterrichtsalltag installiert werden.

3. Den neuesten Erkenntnissen der Neurobiologie, wonach Bewegung und kognitives Lernen eng zusammenhängen und einander positiv bedingen, soll Rechnung getragen werden.

4.:Sport und Bewegung fördern Verhalten, Aufmerksamkeit sowie das Arbeitsgedächtnis.

5. Bewegung soll als ein Grundbedürfnis kindlichen Lebens wahrgenommen und im Un-terrichtsalltag verankert werden.

6. Die Verbindung zwischen körperlicher Bewegung, Regeneration und Entspannung sollen ganzheitlich auf die gesamte Lernsituation und auf das Lernverhalten der Kinder und Jugendlichen einwirken.

Abbildung 1

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Hilfen in Form von Hometrainern, Igelbällen, Gymnastikmatten uvam. wurden uns spontan zugesagt.

Insgesamt wurde die Konzeptidee, El-tern bezüglich der Ziele und Inhalte die-ser Pilotklasse vorab zu informieren und gezielt zu „bewerben“, bestätigt. Es war wichtig für die Umsetzung, sich rechtzeitig um ein geeignetes Klassen-zimmer zu bemühen und dieses für Wanderklassen u.ä. –in Rücksprache mit der Schulleitung- auszuschließen, sodass hier alle Materialien sicher und jederzeit benutzbar aufbewahrt wer-den können. Die Bereitstellung von of-fenen Regalen mit den Namen der Schüler ermöglicht es den Kindern,

täglich ihre Sporttaschen mit Sportklei-dung, sowie Hallen - und Sportschuhen für draußen mitzubringen, ohne dass sich diese im Klassenzimmer häufen. Die erste Unterrichtswoche stand schließlich ganz im Zeichen von Ken-nenlernspielen, Kooperationsübungen und natürlich Sport. Überall versuchten wir schon hier Bewegungselemente mit einfließen zu lassen und den Wech-sel zwischen Ruhe und Bewegungs-phasen umzusetzen. Es zeigte sich da-bei sehr schnell, dass wir zum einen ein sehr hohes Potential an sportbe-geisterten und –talentierten Kindern in unserer Klasse hatten, die andererseits aber auch von vielen Teilleistungsstö-rungen betroffen waren. Viele Eltern

hatten, um den Bewegungsdrang ihrer Kinder wissend und deren Schwierig-keiten in der Grundschule aufgreifend, gerade aus diesen Gründen ihre Kinder in unserer Klasse angemeldet. Der An-teil der Schülerinnen und Schüler, die ADHS, LRS, Dyskalkulie oder eine Mi-schung dieser Teilleistungsschwächen zeigten, ist dementsprechend überpro-portional hoch. Langfristig gesehen bieten solche Angebote den Schülern jedoch die Chance in einer Schulart Fuß zu fassen, in der sie ansonsten frü-her oder später scheitern würden. Vielen fiel es in den ersten Wochen schwer, sich an Regeln zu halten, ihre Konzentration über einen längeren Zeit-raum aufrecht zu erhalten und sich im

Abbildung 2

Konzept für eine ganzheitliche bewegungs– und gesundheitsfördernde Schule

Eltern

Fachspezifische

Kenntnisse

erarbeiten /

Interdisziplinär

Kindliche

Bewegungsfreude

aufgreifen

initiieren

fördern

zulassen

Eigenes Essverhalten

kritisch hinterfragen

Zusammenhang von

körperlicher Fitness

und individueller

Gesundheit erkennen

Vereine /

Kooperationspartner

( z.B. Bäderpark )

Arzt /

Krankenkassen

Kennenlernen

spezifischer

Bewegungsmuster in

Zusammenhang auf

Körperfunktionen

Unterricht /

Schule

Lehrer

Bedeutung von

Meditation und

Entspannung im

Alltag erfahren und

anwenden lernen

Bewegungsmöglich- keiten in Freizeit und

Familie erkennen

Unterschiedliche

Möglichkeiten

kennenlernen, um

individuelle

Bewegungsformen

und Sportangebote zu

nutzen

Arzt als Partner

des gesunden

Menschen

kennenlernen

Entwicklung eines

positiven

Körpergefühls

Zusammenhang

zwischen Lernen und

Bewegung erkennen /

Neurobiologie

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sozialen System Klassenverband un-ter– bzw. einzuordnen. So waren die ersten Wochen durch im-mer wiederkehrende Kooperations- und Teamfindungsübungen geprägt. Auffallend dabei war, dass Teamspiele - allen voran Fußball - hervorragend an-genommen und praktiziert wurden. Da sehr viele Schüler durch Vereinsarbeit vorgeprägt waren, konnten sie sich in diesem für sie bekannten Umfeld pro-blemlos einer sozialen Struktur unter-ordnen. So konnte in den folgenden Wochen bei unseren Spiel - und Bewe-gungsangeboten primär von diesen Kernkompetenzen der Kinder ausge-gangen werden.

In den jeweils ersten Unterrichtsstun-den des Tages wurde versucht be-stimmte verlässliche Angebote zu schaffen, um den Kindern gewisse Ri-tuale zu geben, an denen sie sich orien-tieren konnten.

das wochenprogrammIm Folgenden sollen die jeweils ersten Stunden einer Woche kurz skizziert werden:

der Montag beginnt immer mit einer Outdoorstunde, in der die Schüler im Wald neben der Schule walken oder joggen. Diese Aktivität findet bei je-dem Wetter statt, ausgenommen bei ganz starkem Regen – oder Schneefall. Es ist dazu besonders wichtig, die un-eingeschränkte Zustimmung der Eltern hinter sich zu haben und solche Vorha-ben vorab klar zu kommunizieren.

die erste Stunde am dienstag ver-bringen die Schüler in zwei Gruppen unterteilt im nahe gelegenen Hallen-bad bzw. Schwimmbad. In Kooperation mit dem Walldorfer Bäderpark erhielt zudem jedes Kind zur Einschulung eine Jahreskarte für das örtliche Hallen – und Freibad.

Mittwoch und donnerstag ist der halleneigene Budoraum für die Klasse reserviert. Während am Mittwoch vor-rangig Teamübungen und partner-schaftliches Ringen und Raufen auf dem Stundenplan stehen, erlernen die Kinder am Donnerstag unterschied-liche Entspannungs- und Meditations-techniken.

Freitags stehen klassische Sportange-bote auf dem Programm. Angefangen von unterschiedlichen Ballsportarten, über Leichtathletik, Gerät- und Boden-turnen, immer wieder vermischt mit

„moderneren“ Inhalten wie Akrobatik oder Tanz.

beobachtungen und erste ErgebnisseDieses feststehende Wochenpro-gramm wird gezielt durch sportorien-tierte Landschulheimaufenthalte, Klet-terprojekte und andere spezifische Be-wegungseinheiten unterstützt.Leider wird das Projekt bisher trotz zahlreicher Kontakte mit verschie-denen Institutionen nicht evaluiert. So können bedauerlicherweise keine wis-senschaftlich fundierte Aussagen über Veränderungen, Langzeitwirkung, indi-viduellen Leistungszuwachs, Wechsel-wirkung zwischen Bewegungsförde-rung und kognitiver Entwicklung und vielen anderen Parametern gemacht werden.

Auffällig sind jedoch schon nach den wenigen Wochen Projektlaufzeit fol-gende Beobachtungen:

Bewegungsdrang und Bewegungs-freude der Kinder sind immens groß und können allein durch die in der Stun-dentafel verankerten zwei üblichen Wochenstunden keinesfalls zufrieden-stellend abgedeckt werden. Kinder for-dern und brauchen mehr Bewegung! Fachlehrer, die in der zweiten Stunde, also der Bewegungsfolgestunde unter-richten, geben als Rückmeldung so-wohl bessere Konzentration als auch länger anhaltende Ruhe in der Klasse. Die anfangs noch inhomogene Klas-sengemeinschaft (hervorgerufen durch die Klassenzusammensetzung aus fünf verschiedenen Gemeinden) wuchs in relativ kurzer Zeit zusammen.Probleme mit Außenseitern und der damit häufig einhergehenden Folgeer-scheinung Mobbing etc. ist deutlich weniger virulent, da der immer wieder geforderte Team - und Partnerschafts-geist in unseren Bewegungsstunden die Akzeptanz und Empathie für die Mitschüler erhöhen.

FazitWir können mittlerweile feststellen, dass schon nach kurzer Zeit die posi-tiven Auswirkungen sichtbar sind und sich im Unterricht bemerkbar machen. Unsere Schulen brauchen neue Kon-zepte und Anstrengungen, um mit den heutigen Problemstellungen, die unse-re Schüler in die Schule mitbringen, pä-dagogisch richtig umzugehen. Ein un-reflektiertes „Weiter wie bisher“ wird einerseits den Schülern nicht mehr ge-recht und frustriert die Kollegen zuneh-mend.

Klar ist jedoch auch, dass ohne eine deutliche Unterstützung des Eltern-hauses einerseits und der Schulauf-sichtsbehörden bzw. des Ministeriums andererseits, eine weitreichende Ver-änderung nicht möglich sein wird. En-gagement und Einsatzbereitschaft je-der Lehrerin und jedes Lehrers darf kei-nen bürokratischen Hürdenlauf nach sich ziehen. Motivation und Unterstüt-zung geschieht primär nicht durch überregionale bürokratische Instru-mente wie z.B. der Fremdevaluation, sondern durch ganz gezielte praktische Unterstützung, z.B. durch die Bereit-schaft ungewöhnliche und neue Kon-zepte mitzutragen und mit Lehrerdepu-tatsstunden zu versehen. Auch ein zu-sätzliches Angebot von Förderstun-den, die z.B. Lese – und Rechtschreib-schwächen auffangen, wäre sehr hilf-reich.Schule muss sich weiter entwickeln! Ohne ein Umdenken aller am Schulle-ben Beteiligten ist dies jedoch unmög-lich.

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Das Institut für Bewegungserziehung und Sport (IfBS) wurde 2004 gegrün-det und hat sich seitdem stetig entwi-ckelt. Es ist Teil der Fakultät III der Pä-dagogischen Hochschule Karlsruhe. Derzeit (Stand: Mai 2011) sind 10 hauptamtliche Lehrkräfte und mehr als 20 Lehrbeauftragte am Institut tätig. Als wissenschaftliche Einrichtung nimmt das Institut mit seinen sechs Abteilungen Aufgaben in Lehre und Forschung wahr und bietet als Dienst-leister Angebote im allgemeinen Hoch-schulsport.

StudienangebotCa. 500 Studierende der Pädago-gischen Hochschule sínd derzeit (Stand: Mai 2011) in den verschiedenen Studiengängen eingeschrieben, in de-nen Sportwissenschaft als Hauptfach, Kernfach oder professionsspezifische Vertiefung gewählt werden kann. Zu den Studien gängen im einzelnen:

Lehramt an grund-, Haupt- und Re-alschulen: Hier ist Sport ein beliebtes Kombinationsfach an der Pädago-gischen Hochschule. Die Mehrzahl der Studierenden wählt Sport als Haupt-fach. In den Lehramtsstudiengängen hat das IfBS zusammen mit dem Insti-tut für Sport und Sportwissenschaft des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT – ehemals Universität Karlsruhe) das ‚Karlsruher Modell der Lehramts-ausbildung’ geschaffen. Durch die Öff-nung der Studienangebote für die Stu-dierenden beider Hochschulen besitzt die Lehramtsausbildung am Standort Karlsruhe ein Alleinstellungsmerkmal im Bundesland Baden-Württemberg.Seit dem WS 2007/08 kann Sport als Kernfach in dem bachelor-Studien-gang „Sport-gesundheit-Freizeit“ studiert werden. Die Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs finden eine berufliche Tätigkeit in Orga-nisationen, in denen die Kooperation

Abt. 1 Sport, Individuum und Gesellschaft (Leitung: Prof. Dr. Fessler)

Abt. 2 Bewegung und Traning (Leitung: Prof. Dr. Worth). Die Abteilung wird ab Sept. 2011 eingerichtet.

Abt. 3 Sport und Erziehung (Leitung: Jun.Doz. Dr. Rolf Schwarz)

Abt. 4 Forschungszentrum für den Schulsport (FoSS) am IfBS (Leitung: Prof. Dr. Fessler).

Abt. 5 Theorie und Praxis der Sportarten und Bewegungsfelder (Leitung: AOR Stöhr)

Abt. 6 Allgemeiner Hochschulsport (Leitung: AOR Stöhr)

das Institut für bewegungserziehung und Sport (IfbS) an der Pädagogischen Hochschule karlsruhe stellt sich vor!

und Kommunikation zwischen Men-schen wichtige Themen sind. Berufs- und Handlungsfelder im Bereich von Gesundheit, Freizeit und Sport sind beispielsweise öffentliche, schulische oder private Beratungsstellen (z.B. zu Gesundheitsverhalten; Krankheits- und Suchtprävention; Freizeitgestaltung; psychosoziale Integration), Tourismus, Freizeit- und Kulturindustrie (z.B. Ge-staltung von Freizeit- und Wellnesspro-grammen), Sportvereine und -organi-sationen (z.B. Entwicklung und Durch-führung von Sport- und Bewegungsan-geboten für Freizeit- und Breitensport-ler; mentales Training und Konzentrati-on; Coaching und Betreuung). Pro Jahr-gang werden ca. 30 Studierende auf-genommen. 2010 hat der erste Jahr-gang die Ausbildung abgeschlossen. Unsere Absolventen-Studie zeigt: Die eine Hälfte hat den Berufseinstieg ge-wählt, die anderen haben sich für wei-terführende Masterstudiengänge z.B. in Köln, Frankfurt, Marburg, Bern oder Salzburg entschieden.Ebenfalls seit dem WS 2007/08 kann Sport in dem bachelor-Studiengang „Pädagogik der kindheit“ (vorher: Sprachförderung und Bewegungser-ziehung) als Schwerpunkt gewählt

werden. Dieser Studiengang qualifi-ziert für die professionelle Arbeit im Feld der Bildung, Betreuung und Erzie-hung von Kindern im Alter von 0-12 Jahren. Der Studiengang besitzt eine wissenschaftsorientierte und anwen-dungsbezogene Ausrichtung. Das Stu-dium umfasst theoretische und empi-rische Grundlagen vor dem Hinter-grund aktueller Problem- und Frage-stellungen im Feld der Pädagogik der Kindheit.Seit dem Wintersemester 2010/11 ha-ben die Absolventen der BA-Studien-gänge weiterhin die Möglichkeit, sich in dem Master-Studiengang „Sport und bewegung im kindes- und Ju-gendalter“ einzuschreiben, den die Universität Heidelberg und das Karlsru-her Institut für Technologie (KIT) in Zu-sammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen der jeweiligen Standorte anbieten. Der neue Masterstudien-gang soll dem zunehmenden Bedarf an hoch qualifizierten Sportwissenschaft-lerinnen und Sportwissenschaftlern Rechnung tragen, die innovative Kon-zepte und Programme für den Kinder- und Jugendsport erarbeiten, durchfüh-ren und evaluieren können. Ebenfalls seit dem Wintersemester

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2010/11 können die Sportwissenschaf-ten mit den Schwerpunkten Körperlich-keit und Bewegungsbildung als fach- bzw. professionsspezifische Vertie-fung in dem Master-Studiengang „bildungswissenschaft“ gewählt werden. Dieser Studiengang kombi-niert den Erwerb theoretischen Wis-sens mit gezielter, eigener Forschungs-aktivität. Wesentliches Ziel des Studi-engangs ist die Befähigung zu selb-ständigen Forschungsaktivitäten, ins-besondere im Schnittfeld von Fachdi-daktiken und Fachwissenschaften. Er qualifiziert damit für vielfältige Tätig-keiten in bildungswissenschaftlichen Berufsfeldern.

ForschungDie Forschung des IfBS konzentriert sich in den Abteilungen 1-4 auf die sportwissenschaftliche Theorienbil-dung, Diagnostik und, daraus resultie-rend, die Entwicklung, Im-plementierung und Evaluation von Be-wegungs- und Sportprogrammen für verschiedene Zielgruppen in verschie-denen Settings. Forschungsschwerpunkt in der Abt. 1 ist das karlsruher Entspannungs-Training (ket): bewegtes Entspan-nen - Entspanntes bewegen. Seit 2006 wird dieses Forschungspro-gramm betrieben. Es stellt nicht, wie in den Sportwissenschaften üblich, den beschleunigten Körper in den Focus, sondern den entschleunigten Körper. Insofern besitzt dieses Forschungspro-gramm in der Forschungslandschaft

der Sportwissenschaften ein Allein-stellungsmerkmal. Das Forschungs-programm ist interdisziplinär ausgelegt und beschäftigt sich mit Themen wie Körperwahrnehmung, Körperachtsam-keit, Körperbewusstheit, Körperhal-tung, Prävention durch Bewegungspro-gramme (z.B. bei Lern-/Aufmerksam-keits-/Verhaltensstörungen), Entspan-nungstraining.Forschungsschwerpunkt in der künfti-gen Abt. 2 (ab Sept. 2011) ist die Mo-Mo-Längsschnittstudie: Das Moto-rik-Modul ist ein Teilmodul des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys des Robert Koch-Institutes und wurde in den Jahren 2002 bis 2008 vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der damaligen Universität Karlsruhe (heute KIT) durchgeführt. Das Motorik-Modul wird derzeit als Längsschnittstudie weitergeführt, um die zukünftige Ent-wicklung von motorischer Leistungsfä-higkeit, körperlich-sportlicher Aktivität und Gesundheit auf gesicherter Daten-basis erfassen und beschreiben zu können. Ab Sept. 2011 wird das IfBS in Zusammenarbeit mit dem KIT und der Universität Konstanz an diesem For-schungsprogramm beteiligt sein.Forschungsschwerpunkt in der Abt. 3 ist seit Mai 2010 die bebi-Studie: be-wegung und bildung in der Frühpä-dagogik. Ziel der Studie ist die Über-prüfung der Qualität von Bewegungs-kindergärten im Vergleich mit verschie-denen anderen Kindergartentypen. Es wird untersucht, ob und in welcher Weise Kriterien wie „Qualifizierung

Das neue Schulprojekt des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssport-verbandes (BBS) beinhaltet verschie-dene Angebote zur aktiven Auseinan-dersetzung sowohl mit verschiedenen Behindertensportarten als auch mit Sportlern mit einer Behinderung. Mit dem Projekt verfolgen wir das Ziel, Kin-dern und Jugendlichen die vielfältigen Sportmöglichkeiten von Menschen mit einer Behinderung näher zu bringen. Zudem bekommen die Schülerinnen

„behindertensport macht Schule“Projekt des badischen behinderten- und Rehabilitationssportverbandes /Aktiver beitrag zur Inklusion voller Erfolg

Michael Eisele, Geschäftsführer des BBS

des Mitarbeiterteams“ oder „gelenkte Bewegungsangebote“ Einfluss neh-men auf die (a) prosozial-kooperative, (b) kognitiv-exekutive, (c) psychosoma-tische und (d) bewegte/ motorische Bil-dungsdimension. Neben den Effekten von Bewegungskindergärten auf die vier ausgewählten Bildungsdimensi-onen im Vergleich zu anderen frühpä-dagogischen Bildungseinrichtungen sollen im Sinne anwendungsorien-tierter Forschung wissenschaftlich be-gründete Empfehlungen für die Gestal-tung „guter“ Bewegungskindergärten gegeben werden können. Forschungsschwerpunkt in der Abt. 4 ist, in Zusammenarbeit mit den Abt. 1, 2 und 3, das weite Feld der Schul-sportforschung. In gemeinsamer Trä-gerschaft mit dem Partnerinstitut für Sport und Sportwissenschaft des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat das IfBS der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ein gemein-sames, bundesweit beachtetes For-schungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Ju-gendlichen (FoSS) eingerichtet und bündelt in diesem Forschungsschwer-punkt  analog zur Kooperation in der Lehre die Kapazitäten am Standort Karlsruhe. Hier konzentriert sich das IfBS auf empirisch basierte Schulpro-jekte sowie Themen der Schulentwick-lungsforschung (z.B. Sport, Spiel und Bewegung in Ganztagsschulen). Das IfBS freut sich auf Ihren Online-Besuch: http://www.sport.ph-karlsruhe.de

und Schüler einen Einblick in das Le-ben von Menschen mit Behinderungen und werden für die Lebensbedingun-gen dieser Menschen sensibilisiert. Durch den Sport werden Distanzen und Hemmungen abgebaut.

Behindertensport macht Schule ist grundsätzlich für alle Alters- und Klas-senstufen konzipiert und soll im Sport-unterricht oder anlässlich von Projekt-tagen umgesetzt werden. Im Vorder-

grund stehen das Miteinander und na-türlich der Spaß am Spiel und an der Bewegung.

Neue Erfahrungen im Umgang mit dem Rollstuhl beim Rollstuhlbasketball und –rugby, beim Blinden-Torballspiel oder -Biathlon, sensibilisieren für unter-schiedliche Lebenssituationen und rük-ken das gegenseitige Verständnis in den Blickpunkt. Sport und Spiel sollen auf ein Miteinander ohne Hemm-

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schwellen und Barrieren vorbereiten. Behindertensport macht Schule spricht sportliche Bewegung, soziale Kompe-tenz, koordinative Fähigkeiten und Kreativität gleichermaßen an.

RollstuhlbasketballUnter der Anleitung des Juniorentrai-ners der Deutschen Rollstuhlbasket-ballnationalmannschaft Marco Hopp (Heidelberg) machen die Schülerinnen und Schüler in der Sporthalle ihre er-sten Erfahrungen im Umgang mit ei-nem Rollstuhl. Nach ersten Rollversu-chen wird mit kleinen Aufgaben, in vor-bereitenden Staffeln und Spielen ge-übt. Den Abschluss bildet die Anwen-dung des Erlernten in einem Rollstuhl-basketballspiel.

RollstuhlrugbyRollstuhlrugby ist eine der spektakulär-sten Sportarten die im Rollstuhl ausge-führt werden. Heiko Striehl (Mann-heim), Teammanager der Deutschen Rollstuhl Rugby Nationalmannschaft, vermittelt den Schülern in der Sporthal-le ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit einem Rollstuhl. Auch hier steht zu-nächst das Kennenlernen des Sportge-räts Rollstuhl mit ersten Rollversuchen, kleinen Aufgaben und spaßvollen Spiel-formen im Vordergrund. Den Ab-schluss bilden ein Rollstuhlrugbyspiel und ein ausführliches Gespräch mit den Sportlern.

Sport mit Sehbehinderten - Torball / biathlonDas Spiel Torball wird von Sehbehin-derten auf einem Volleyballfeld ge-spielt. Ziel ist es, rein über Gehör und Tastsinn einen mit einer Klingelkugel versehenen Ball in das gegnerische Tor zu spielen bzw. ihn abzuwehren. Unter Anleitung einer der besten und erfolg-reichsten Torballspielerinnen der Welt, Astrid Weidner (Bruchsal), machen die Schüler mit verbundenen Augen die Er-fahrung, wie schwer Orientierung und sportliche Aktivität ohne Sehkraft zu koordinieren sind.

Auf dem Biathlon-Schießstand können die Schüler dann noch unter Anleitung von Paralympicssieger Willi Brem (Frei-burg) und Nachwuchsathletin Vivian Hösch (Freiburg) lernen, nur mit dem Gehör ins „Schwarze“ zu treffen.

Organisation„Behindertensport macht Schule“ wird in der Regel an einem Vormittag

in insgesamt drei Doppelstunden um-gesetzt.Die Schüler müssen sich im Vorfeld für eine der drei genannten Sportarten entscheiden. In der Regel kann immer nur eine Sportart an einem Tag ange-boten werden.Für die Durchführung wird eine Sport-

halle, eine Halle mit Basketballfeld/-körben (Rollstuhlbasketball) oder eine mit Volleyballfeld (Torball) benötigt.Das gesamte Unterrichtsmaterial wird vom BBS-Team gestellt.Den Schulen entstehen im Rahmen des Projekttags keine Kosten.Die Anpassung des Angebots an die

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Eine Schülerin der Grundschule Kartung Winden spieltBlindentorball mit vollem Einsatz

Schüler und Lehrer sind fasziniert von der Goldmedaille, die Willi Brem bei den Paralympics in Vancouver im März 2010 im Biathlon gewonnen hat.

Volle Konzentration am Schießstand: Paralympissieger Willi Brem gibt Tipps für das „Schießen mit dem Gehör“.

Gegebenheiten in der Schule erfolgt in enger Abstimmung mit der Schullei-tung und den Fachlehrern.

Erste ErgebnisseDas Projekt startete im Mai 2010 an der grundschule kartung/winden bei Baden-Baden mit unserem Blinden-sport-Team. An zwei Vormittagen hat-ten insgesamt 140 Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrern die Gelegenheit, den Sport von Men-schen mit Behinderungen und vor allem auch die Menschen mit der Be-hinderung kennen zu lernen. Die Reso-nanz war überwältigend und die am häufigsten gestellt Frage war:

„Wann kommt ihr denn wieder?“

Im letzten Jahr hatten zirka 1.500 Schü-lerinnen und Schüler in mehr als 50 Schulklassen in 14 Schulen aller Art in ganz Baden die Gelegenheit, an die-sem Projekt teilzunehmen. Die Reakti-onen der Schülerinnen und Schüler und auch der Lehrer waren durchweg und ausnahmslos positiv.

AusblickDas Projekt ist derart angelegt, dass in den nächsten drei Jahren 40 – 60 Schu-len in Baden von einem unserer Sport-teams besucht werden sollen.

Nachdem die Kosten bisher ausschließ-lich aus unseren eigenen Mitteln finan-ziert wurden, ist die Finanzierung des Projekts zwischenzeitlich zumindest bis März 2012 gesichert. Darüber hi-naus sind wir in sehr guten Gesprächen mit dem Kultusministerium. Bis März 2012 sollen nun weitere 10 – 15 Schu-len die Möglichkeit eines Besuchs durch eines unserer Sportteams ha-ben. Erste Bewerbungen von Schulen sind bereits bei uns eingegangen.

Weitere Informationen gibt es über un-sere Geschäftsstelle in Baden-Baden:

Michael EiseleGeschäftsführerBadischer Behinderten- und Rehabilitations-sportverband e.V.Mühlstraße 68 •76532 Baden-BadenTelefon 07221 39618 0 Telefax 07221 39618 18Internet: www.bbsbaden.de Mail: [email protected]

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Mit den Unterrichtsbeispielen für den Schulsport macht der DSLV Landes-verband Baden-Württemberg interes-sierten Kolleginnen und Kollegen er-probten und mit entsprechender Modi-fizierung leicht umsetzbaren Unterricht zugänglich.Der Jahrgang 2010 erscheint in ge-druckter Form (Einzelheft 3.-- €, Paket 20.-- €) und als kompletter Jahrgang auf CD Rom (15.-- €). Die Hefte bzw. CD Rom werden im Frühjahr 2011 ge-liefert. Material- und Versandkosten: 1.50 €.Anfragen bzw. Bestellung unter Anga-be der Adresse an [email protected]

Heft 82Marianne braun: Antiker Pentathlon als Vorlage für kindgemäße Leichtath-letikformen in einer 5. Mädchenklasse.Mit Hilfe von Info-Blättern setzten die Schülerinnen die Disziplinen des anti-ken Pentathlon in hallengemäße For-men um: Speerwurf Werfen mit Schweifbällen auf vorgegebene Ziele; weitsprung Fünfsprung mit ½-Liter-Wasserflaschen als „Halteren“; dis-kuswurf Werfen mit Fahrradreifen auf vorgegebene Ziele; Ringkampf Sumo-Ringen; Stadionlauf vier Runden um das erweiterte Volleyballfeld (ca. 200 m).Christian Mahnke: Kooperation, Kom-munikation, Wagnis. Unterrichtsver-such in Klasse 6.Der Unterrichtsversuch wurde unter das Generalthema einer „Urwaldexpe-dition mit Schatzsuche“ gestellt. Die Aufgabenstellungen enthielten ein ho-hes Konfliktpotential. Die auftretenden Konflikte sollten von den Schülern selbst gelöst werden; der Lehrer be-schränkte sich, soweit irgend möglich, auf eine mehr moderierende Rolle.

Heft 83Annika Schneider: Turnbewegungen korrekt ausführen, beobachten und be-urteilen. Unterrichtsversuch in einer 6. Mädchenklasse.In diesem Unterrichtsversuch sollte fol-genden Fragen nachgegangen wer-den: Ist die Schulung von Bewegungs-sehen und Bewegungskorrektur hilf-reich, um Turnbewegungen korrekt

„Unterrichtsbeispiele für den Schulsport“, Jahrgang 2010

auszuführen; sind Schülerinnen im Al-ter zwischen elf und zwölf Jahren in der Lage, eine angemessene Rückmel-dung zu geben? Dazu erhielten die Mädchen gezielte Anleitungen und entsprechend aufbereitete Arbeitsblät-ter.katja Hasfeld: Ropeskipping trifft Jumpstyle. Unterrichtsversuch in einer koedukativen 5. Klasse.Um Mädchen- und Jungenbedürfnisse angemessen zu berücksichtigen, wur-den Elemente des Ropeskipping (eher Mädchen) und des Jumpstyle (eher Jungen) gewählt. Ziel war die selbstän-dige Gestaltung einer Bewegungsse-quenz in Kleingruppen mit Hilfe von an-schaulichen Arbeitsblättern.

Heft 84Christine kreutzer: Schulung der Kraftausdauer im Schwimmen: Delfin-schwimmen in der Kursstufe.Die Schüler sollten sich einen ratio-nellen und effektiven Bewegungsab-lauf aneignen, und es sollte gezeigt werden, dass Delphinschwimmen ei-nen Beitrag zum Krafttraining leisten kann. Der Unterricht selbst war nach dem Prinzip des selbstregulierten Ler-nens organisiert: Die Schüler überprü-fen - nach der Zielvorgabe des Lehrers - die Ergebnisse der Lernprozesse selbst. Das erforderliche Arbeitsmate-rial wurde bereitgestellt.benjamin Muncke: Die Sporthalle als Fitness-Studio. Krafttraining einer 11. Jungenklasse.Es ging um die Bearbeitung ausge-wählter Fragen zum Krafttraining. Das Informationsmaterial wurde in Form von Arbeitsblättern bereitgestellt. In ei-nem Fitness-Studio gewannen die Schüler anhand einer kompetenten Ein-weisung einen ersten Überblick über diesen Themenbereich. Auf der Grund-lage dieser Erfahrungen sollten sie in Gruppenarbeit einen Kraftparcours in der Sporthalle erstellen und erproben.

Heft 85Jutta Fertig: Mannschaftstaktik und Spielbeobachtung im Quattro-Volley-ball. Unterrichtsversuch in einer 11. Mädchenklasse.Die Schülerinnen sollten - auch mit Blick auf die Abiturvorgaben - ihre tech-

nischen Fertigkeiten im Volleyball ver-bessern und taktische Grundformen kennenlernen und üben.Regine Haug: Indiaka, das unbekannte Flugobjekt. Unterrichtsversuch in einer 8. Klasse.Indiaka sollte einerseits als eigenstän-diges Spiel mit für den Sportunterricht geeigneten Techniken und Aufstel-lungsformen erlernt werden, anderer-seits sollte es auch zur Entwicklung der Spielfähigkeit und des Spielver-ständnisses im Volleyball beitragen.

Heft 86Fabian Krapf: „SmiLe“. Interaktives Lernen im Sportunterricht: Akrobatik in einer 7. Jungenklasse.Am Beispiel Bodenakrobatik wurde ge-zeigt, wie E-Learning im Sportunter-richt eingesetzt werden kann. Die vor-handenen Arbeitsblätter lassen sich aber auch ohne Weiteres im „norma-len“ Unterricht einsetzen.Matthias Schröder: Klettern, Balan-cieren und mehr. Förderung von Kondi-tion und Kooperation in einer 5. Jun-genklasse.Vielfältige - teils einfachere, teils an-spruchsvollere - Aufgaben wurden in eine fiktive Geschichte eingebunden (einer Schimpansengruppe gelingt es, aus dem Zoo zu entkommen). Dabei wurden unterschiedliche Parcours auf-gebaut, bei denen Kooperation und Kommunikation der Schüler unterein-ander wichtiger Bestandteil der Aufga-ben waren.

Heft 87Christoph Lorenz: Herzfrequenzori-entiertes Ausdauertraining im Sportun-terricht einer 11. Jungenklasse.Christian Schonhardt: Individualisier-tes Ausdauertraining in der 11. Klasse eines Wirtschaftsgymnasiums.In beiden Versuchen ging es um die In-dividualisierung der Ausdauerschu-lung. Im ersten erfolgte dies auf der Grundla-ge von Herzfrequenzmessungen wäh-rend des Trainings im Unterricht und zusätzlichen „Hausaufgaben“ mit ver-schiedenen Ausdauerbelastungen. Im zweiten fand das Training entspre-chend von Laktatmessungen statt. Die Ausdauertrainingseinheiten wurden als

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Hausaufgaben gegeben. Im Unterricht wurden durchweg ausdauerbetonte Mannschaftsspiele durchgeführt.

Heft 88Julia Staebe: Frauenbilder im Tanz. Unterrichtsversuch in einer 11. Mäd-chenklasse.Den Schülerinnen wurden verschie-dene Tanzstile nahegebracht (Modern Dance, Jazz Dance und HipHop) und die dazugehörigen Repräsentantinnen vorgestellt (Arbeitsblätter, teils als Hausaufgaben). Entsprechende Bei-spielexercises und -choreographien boten das Repertoire für eigene Ge-staltungen. Julia Zenker: „Bollywood-Dance“ - ein Modetanz in der Eingangklasse eines Wirtschaftsgymnasiums.Die Schülerinnen erlernten die Grund-formen des Bollywood Tanzstils und erarbeiteten schrittweise mit Hilfe des vorgelegten Materials eine eigene Ge-staltung, bestehend aus einem Pflicht-teil (Beinbewegungen) und einem Kür-teil (Hinzunahme der Arme).

Heft 89Nina Vanek: Schülerinnen entwickeln Frisbee-Spiele. Unterrichtsversuch in einer 9. Klasse.Anke wittkamp: „Spielen lernen“. Unterrichtsversuch zur Förderung der Spielfähigkeit in einer 5. Mädchenklas-se.Christian Reith: „Spiele entwickeln“. Unterrichtsversuch zur Förderung der Kreativität in einer koedukativen 5. Klasse.In der ersten Arbeit sollten sich Schüle-rinnen mit den Möglichkeiten, die das Spielen mit einem weniger gewohnten Wurfgerät - hier der Frisbee-Scheibe - bietet, auseinandersetzen, dabei ge-meinsam Spiele mit unterschiedlichen Spielideen entwickeln und erproben.In den beiden weiteren Unterrichtsbei-spielen steht gleichfalls der Aspekt der Kooperation im Vordergrund: Die Schü-ler und Schülerinnen sollen in gemein-samer Absprache Spiele gestalten, verändern und gegebenenfalls neue „erfinden“. In beiden Fällen wird auch, um der Phantasie und Kreativität der Schüler einen Rahmen zu geben, eine „Arbeitsanleitung“ vorgegeben.

Heft 90britta Linda Eppler: Fitness und Er-nährung. Unterrichtseinheit in einer 11. Mädchenklasse.katharina Franke: Gesundheitsorien-tierte Fitnesstrends im Sportunterricht einer 11. Mädchenklasse.In beiden Arbeiten ging es um die Ent-wicklung und Verbesserung des Ge-sundheitsbewusstseins. In der ersten Arbeit bildeten die kondi-tionellen Fähigkeiten Ausdauer und Kraft, ergänzt durch Entspannung und Ernährung den Schwerpunkt. Dazu wurden theoretische Inhalte in den Un-terricht einbezogen, teils als spezielle Theoriephasen, teils als Hausaufgaben anhand von Arbeitsblättern.In der zweiten Arbeit lernten die Schü-lerinnen vor allem auf Gesundheit aus-gerichtete Fitnessformen kennen und erproben. Auch hierzu wurde ausführ-liches Arbeitsmaterial bereitgestellt.

Ute Kern

Rechtsfragen im Schulalltag

Haftung für wertsachen der SchülerMarc Falkenbach, Regierungspräsidium Stuttgart

Um das Haftungsrisiko der Lehrkräfte und des Landes für den Schülern wäh-rend des Schulbesuchs abhanden ge-kommene Gegenstände zu minimie-ren, empfiehlt das Regierungspräsidi-um, nachfolgende Regelungen in der Schul- und Hausordnung umzusetzen und ggf. dem widersprechende Rege-lungen zu streichen:Das Mitbringen von Gegenständen der Schüler zum Schulbesuch erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr.Für abhanden gekommene oder zer-störte Wertsachen und Gegenstände, die nicht unmittelbar dem Schulbesuch dienen oder für den Unterricht benötigt werden (z.B. Schmuck, elektronische Geräte usw.), wird von der Schule in der Regel kein Ersatz geleistet.Insbesondere an Tagen, an denen die Schüler Sportunterricht haben, sollten

sie keine Wertsachen bzw. dem Schul-besuch nicht unmittelbar dienende Ge-genstände mitbringen, da diese nicht von der Schule sicher verwahrt werden können bzw. die Schule dafür keine Verantwortung übernimmt.Für dennoch mitgeführte Gegenstände gilt in Bezug auf das Fach Sport Fol-gendes:Die Schüler müssen zu Beginn des Sportunterrichts die mitgeführten Wertsachen, die nicht unmittelbar dem Schulbesuch bzw. Unterricht dienen, in einem dafür von der Schule bereitge-haltenes Behältnis ablegen.Dieses Behältnis wird in der Turnhalle bzw. auf der Sportanlage so platziert, dass die Schüler es während des Un-terrichts im Auge behalten können.Die Schüler sind allein für die sichere Verwahrung des Behältnisses bzw. der

darin befindlichen Gegenstände ver-antwortlich. Die Lehrer übernehmen hierfür keinerlei Verantwortung oder Aufsicht.Die vorgenannten Regelungen gelten für alle Klassenstufen.

Es muss dafür Sorge getragen werden, dass diese (Neu-) Regelungen den Schülern und deren Eltern in geeig-neter Weise bekannt gegeben werden. Die Sportlehrkräfte sollen zu Beginn der Einführung dieser Regelung sowie zu Beginn eines jeden Schuljahres die Schüler nochmals gesondert auf die o.g. Regelungen der Hausordnung hin-weisen.

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Franziska Jansen, Schülerin des Helm-holtz- Gymnasiums in Heidelberg, ging bei der 4x200m Freistil-Staffel der Frauen bei der EM 2010 in Budapest an den Start. Sie ist amtierende deutsche Meisterin über 400m Freistil auf der Kurzbahn und deutsche Vizemeisterin über 200m Freistil. Sie wurde außer-dem vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband zur Eliteschülerin des Jah-res 2009 und 2010 in Heidelberg er-nannt.

Ihre sportlichen Erfolge 2010:4. Platz bei der EM in budapest mit der 4x200m Freistil-Staffel der Frauendeutsche Vizemeisterin über 200m Freistil, berlindeutsche Meisterin über 400m Freistil kurzbahn, berlin

1. wie bist du zum Schwimmen ge-kommen, gab es überhaupt Alter-nativen?

Zum Schwimmen bin ich durch meine Geschwister gekommen, die haben nach einiger Zeit aufgehört, aber ich habe weitergemacht weil es mir Spaß machte. Etwas anderes habe ich ei-gentlich nie wirklich gemacht. Ich habe früher mal ab und zu geturnt, aber dazu hat dann irgendwann auch einfach die Zeit gefehlt, weil ich mich dann aufs Schwimmen konzentriert habe.

Interview mit der Schwimmerin Franziska Jansen, deutsche kurzbahn-Meisterin über 400m Freistil und deutsche Vizemeisterin über 200m FreistilTimo Stemler – Helmholtz-Gymnasium Heidelberg

2. kommst du ursprünglich aus Hei-delberg?

Ich komme aus Schwetzingen, bin am Anfang auch gar nicht für Heidelberg geschwommen, sondern für Brühl. Ich habe vor ungefähr einem Jahr gewech-selt, weil wir oft Mannschafts-Meister-schaften haben und Brühl eben nur ein kleiner Verein ist. Der SV Nikar ist in der ersten Bundesliga und da wollte ich auch mitschwimmen.

3. wohnst du im Olympia-Stütz-punkt oder zu Hause?

Ich wohne zu Hause. Würde ich im Olympia-Stützpunkt wohnen, wäre das ja Vollzeitinternat. Ich bin aber im Teil-zeitinternat, das heißt ich bin dort den Mittag über, fahre aber abends zum Schlafen nach Hause. Ich wohne ja glücklicherweise auch nicht so weit weg, so dass ich in etwa einer halben Stunde zu Hause bin.

4. wie sind die Trainingsbedingun-gen hier in Heidelberg im Olym-piastützpunkt, beispielsweise auch außerhalb des beckens?

Die Trainingsbedingungen sind hier sehr gut, der Olympiastützpunkt ist zwar nicht das Neueste vom Neuesten verglichen mit Hallen in Berlin bei-spielswiese. Aber es reicht auf jeden Fall, wir brauchen nur ein 50-Meter Becken und es macht nichts aus, wenn die Umkleidekabinen schon etwas äl-ter sind. Außerdem gibt es einen guten Kraftraum, wo wir Landtraining ma-chen können und verschiedene Sport-hallen. Das passt eigentlich alles sehr gut. Das Training außerhalb des Bek-kens ist ganz verschieden: Am Anfang der Saison machen wir viel Athletik, wie Laufen, Sprungtraining und viele Bauch-Rücken Übungen, weil im Was-ser eine gute Stabilität natürlich sehr wichtig ist, damit man gut auf dem

Wasser liegt und nicht zu wenig Span-nung hat. Es ist von allem ein bisschen. Teilweise spielen wir auch viel in ande-ren Sportarten: wir gehen Radfahren, Mountainbiken, spielen Fußball, Volley-ball und Basketball, alles Mögliche eben, damit wir einen Ausgleich ha-ben.

5. das Helmholtz-gymnasium ist ja Eliteschule des Sports, wie macht sich das bei dir bemerkbar?

Man merkt es schon, ich bin vor der elften Klasse hierher gewechselt und es macht schon einen Unterschied zu meiner alten Schule. Man merkt ein-fach, dass Sportler hier mehr unter-stützt werden. Es ist einfacher, wenn man beispielsweise ins Trainingslager oder zu Wettkämpfen fährt und eigent-lich nicht fehlen dürfte. Dann muss man natürlich das ganze Material selbst nachholen und hier bekommt man da-bei Unterstützung. Ich finde auch, dass die Kooperation mit dem Olympia-Stützpunkt ganz gut läuft, weil es auch überhaupt kein Problem ist, freigestellt zu werden, wenn man Wettkämpfe oder Training hat und weil die Lehrer auch mehr Verständnis haben.

6. du wurdest 2009 und 2010 als Eli-teschülerin des Jahres in Heidel-berg geehrt, was bedeutet, dass du Schule und Sport gut in Einklang bringst. wie sieht dein Tagesablauf aus?

Ich habe im Moment nur zweimal die Woche Frühtraining, also Training vor der Schule, was für meine Altersklasse ziemlich wenig ist. Die meisten haben jeden Tag Frühtraining, aber für mich ist das jetzt vor dem Abitur schwierig, deswegen mache ich das lieber nicht. Dazu muss man dann um fünf Uhr auf-stehen, weil das Training um sechs Uhr anfängt und um halb acht aufhört. Dann gehe ich in die Schule, bin aber dienstags und donnerstags, wenn ich Frühtraining habe von der ersten Stun-

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mussten. Sie haben mich auch zu Wettkämpfen gefahren. Aber auch, wenn ich mal frustriert und geneigt war, alles hinzuschmeißen, haben sie mich wieder aufgebaut. Sie tun, was sie können.

9. bekommst du psychologische Unterstützung oder mentales Trai-ning, um mit Zweifeln oder ähnli-chem besser umgehen zu können?

Ja, es gibt im Olympiastützpunkt einen Sportpsychologen zu dem wir gehen können, weil zum Beispiel vor Wett-kämpfen die mentale Belastung schon ziemlich groß ist, weil man sehr aufge-regt ist. Gerade auch, wenn man sich weiterentwickelt, das habe ich bei den Europameisterschaften gemerkt, wenn dann so ein riesiges Publikum mit Tausenden von Leuten da ist, ist man natürlich auch total aufgeregt und wir lernen dann, mit solchen Situatio-nen besser umzugehen. Mein Trainer sagt mir auch immer, dass die Bela-stung immer größer wird. Wenn man mal bei Olympia ankommt und dann in einer riesigen Halle schwimmt, ist es natürlich notwendig, dass man auch mental stark ist. Es nützt nichts, wenn man körperlich gute Voraussetzungen hat, aber das mit dem Kopf nicht hinbe-kommt.

10. was war sportlich gesehen bis-her deine größte Enttäuschung?

Das ist schwierig. Diesen Winter zum

de befreit und muss den Stoff nachler-nen. Mein Stundenplan passt aber ganz gut, ich habe nur einmal in der Woche nachmittags Unterricht, das heißt ich kann jeden Tag normal ins Training gehen, das fängt um halb vier an. Da machen wir anderthalb Stunden Trockentraining an Land und dann noch zwei Stunden Training im Wasser bis um sieben Uhr. Dann fahre ich nach Hause, mache noch was für die Schule und gehe dann auch schon schlafen, weil ich ja am nächsten Tag früh raus muss.

7. wo liegen deine Stärken und Schwächen?Ich denke meine Schwäche ist es, dass ich beim Wenden am Ende einer Bahn und auch bei der Beinarbeit Probleme habe. Ich bin mit den Armen wesent-lich stärker als mit den Beinen und da arbeite ich noch dran. Meine Stärke ist, dass ich hinten raus nochmal kämpfen kann, so dass ich, wenn ich am Ende hinten liege, noch einmal alles gebe. Ich schätze mich auch mental relativ stark ein. Ich kann mit Wettkampfsitua-tionen gut umgehen.

8. wie ist die Unterstützung durch deine Eltern?

Die unterstützen mich im Prinzip in al-lem. Jetzt habe ich den Führerschein, aber vorher war das ziemlich schwie-rig, weil meine Eltern beide arbeiten und mich trotzdem noch ins Training und in die Schule und so weiter fahren

Beispiel war ich enttäuscht, weil wir Deutsche Kurzbahn-Meisterschaften hatten und da wollte ich mich eigent-lich entweder für die Europameister-schaften in Eindhoven oder für die Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Dubai qualifizieren. Das habe ich beides nicht geschafft und das war natürlich eine große Enttäuschung.

11. Hast du schon einmal daran ge-dacht, alles hinzuschmeißen, damit du mehr Zeit für andere Sachen hät-test?

Manchmal kommt der Gedanke schon, gerade wenn es schlecht läuft, wenn man schlecht auf Wettkämpfen schwimmt oder auch im Frühtraining, wenn ich morgens um sechs ins kalte Wasser springen muss, macht das auch keinen Spaß. Aber das ist dann nicht wirklich überlegt, ich habe natür-lich lange darüber nachgedacht, ob ich das wirklich machen will und ich will es natürlich schon. Man merkt auch, dass es sich lohnt, wenn man dann Erfolg hat. Deswegen bin ich momentan auch überhaupt nicht geneigt, mit Schwim-men aufzuhören.

12. Leiden unter dem Sport Freunde und Familie?

Es ist schon manchmal schwierig, wenn Leute einfach nicht so viel Ver-ständnis für den Sport haben. Außer-dem ist es auch oft so, dass ich nicht zu Geburtstagen oder so etwas gehen kann und das ist natürlich immer scha-de, aber ich hoffe, dass ich das einiger-maßen hinbekomme. Ich habe aber auch viele Freunde beim Schwimmen, die das natürlich eher verstehen, wenn man keine Zeit hat oder die dasselbe Problem mit der Zeit haben. Aber manchmal leiden solche zwischen-menschliche Beziehungen schon.

13. was sind deine sportlichen Ziele für die nächsten Jahre?

Im kommenden Sommer sind bei den Deutschen Meisterschaften die Quali-fikationen für Europa- und Weltmei-sterschaften. Dieses Jahr ist Weltmei-sterschaft der Frauen in Shanghai, wo-für ich mich gerne qualifizieren würde. Meine Hauptstrecke ist ja 200m-Kraul und es gibt eine 4x200m-Kraulstaffel, das ist ganz gut, weil sich beim Einzel normalerweise nur zwei Leute pro

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Strecke qualifizieren und so sind es vier wegen der Staffel, deswegen hat man da natürlich bessere Chan-cen. Langfristig gesehen würde ich mich gerne für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren, das ist na-türlich der Traum eines jeden Sport-lers.

14. das war ja jetzt das erste Mal, dass du bei den Frauen mit ge-schwommen bist. wie haben die dich aufgenommen, wie war die Chemie im Team?

Sehr gut. So etwas macht natürlich im-mer Spaß, wenn man zusammen weg-fährt und ich war ja auch nicht die Jüng-ste im Team, eine andere Schwimme-rin war dabei, die noch zwei Jahre jün-ger ist. Ich kannte die meisten schon, also waren das gar nicht so viele neue Leute, die ich kennenlernen musste, aber da wird eigentlich jeder gut aufge-nommen.

15. wie läuft ein wettkampf bei dir ab, wenn du einzeln schwimmst oder in der Staffel, wo sind die Un-terschiede?

Eigentlich gibt es keine großen Unter-schiede. Wir kommen an, wärmen uns auf, gehen uns einschwimmen und machen eine kleine Vorbelastung, um besser in den Wettkampf zu kommen. Das mache ich sowohl bei der Staffel als auch beim Einzel. Dann ziehen wir uns um, ziehen Wettkampf-Badeanzü-ge an und dann schwimmt man, der Unterschied ist nur, dass eventuell je-mand vor dir ist oder nicht.

16. wurdest du schon einmal mit doping konfrontiert? Müsst ihr do-pingtests absolvieren?

Bei den Deutschen Meisterschaften und bei internationalen Wettkämpfen werden immer Dopingtests gemacht. Die NADA führt auch Trainingskontrol-len durch, das heißt, dass die Leute un-angemeldet kommen und Tests ma-chen. Wir müssen auch ein Testpro-gramm machen, bei dem man an je-dem Tag angeben muss, wo man ist, wo man schläft und eine Stunde wo man anzutreffen ist, damit sie einen finden können. Wenn man dann nicht aufzufinden ist, gilt das als verweiger-ter Dopingtest. Das ist schon ziemlich schwierig, weil es oft nicht machbar

ist, es anzugeben, wenn sich im Tages-ablauf noch kurzfristig etwas ändert. Es gibt sowohl Urintests als auch Blut-tests. Ich musste erst einmal einen Bluttest machen, da haben die mich in der Schule aufgesucht, aber normaler-weise macht man einen Urintest.

17. was hältst du von den Vorwür-fen gegen zu starke dopingkontrol-len?

Ich finde, wenn man nichts zu verber-gen hat, kann man auch ruhig mal ei-nen Bluttest statt nur einen Urintest machen. Natürlich ist es nervig, wenn man um sechs Uhr morgens raus ge-klingelt wird wegen eines Dopingtests, aber ich sehe es schon ein, dass man das machen muss und ich finde, dass manche Nationen da deutlich mehr machen müssten. Hier in Deutschland wird das wirklich viel und ordentlich ge-macht. Ich finde es unfair, wenn in an-deren Nationen weniger geprüft wird oder es überhaupt keine nationale Do-pingagentur gibt, weil man sich im Sport messen will und wenn man dann unfair spielt, macht das keinen Sinn.

18. wie sieht dein werdegang nach dem Abitur aus: wirst du anfangen zu studieren oder dich mehr aufs Schwimmen konzentrieren?

Da bin ich noch nicht ganz sicher, ich will auf jeden Fall beides machen. Ich überlege erst mal ein Jahr nur zu trai-nieren und noch nicht zu studieren. Das passt auch gut, weil ich 2011 Ab-itur mache und 2012 die Olympischen Spiele sind. Vielleicht fange ich auch gleich an zu studieren, weiß aber noch nicht genau, was ich studieren will.

Vielen dank für das Interview, Fran-ziska und weiterhin viel Erfolg so-wohl in sportlicher als auch in schu-lischer Hinsicht!

Bild-Quellen:http://www.morgenweb.de/images2/galerie/20091219_sportlerwahl2009/sportlerinnen04.jpghttp://www.helmholtz-heidelberg.de/index.php?page=4&read=520http://www.morgenweb.de/images2/galerie/20101213_ssp_sportlerin/05.jpghttp://www.morgenweb.de/images2/galerie/20081220_ssp_sporterwahl-frauen/sportlerin05.jpg

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In der Neuerscheinung „Alles in be-wegung – Spiel- und Sportange-bote für die ganztagsschule“ geben die Autoren (Christian Reinschmidt, Studienleiter der Sportschule Stein-bach und Vicki Werner, GHS-Lehrerin in Söllingen/Rheinmünster) sowohl für den Pausensport, als auch für die sportliche Nachmittagsbetreuung an einer ganztagsschule neue Impulse. Dieses Buch ist die erste Veröffentli-chung beim Verlag an der Ruhr, die sich mit dieser speziellen Zielsetzung be-fasst. das konzept: Vielfältige, auch neue Spiele, mit denen sich die Schüler allei-ne in den Pausen austoben können, egal ob auf dem Schulhof oder im Klas-senzimmer, sowie angeleitete Bewe-gungsabenteuer am Nachmittag. Mit dieser Auswahl praxiserprobter und schnell umsetzbarer Sportangebote kommt man einer bewegungsfreu-digen Schule einen großen Schritt nä-her. Jugendbegleiter, Schulsportmen-toren und Sportlehrer finden in der Spiel- und Übungssammlung sowohl Trendsportarten (Footbag, Sportsta-cking, Headis), als auch klassische Sportangebote für den aktiven und mo-tivierenden Tagesablauf an einer Schu-le. Trainer und Übungsleiter, die Ab-wechslung und neuen Schwung in ihre Übungsstunden bringen möchten, fin-den neue Ideen für variationsreiches Üben und Spielen mit Kindern und Ju-gendlichen. Die Spielideen sind auch für jede Sportfreizeit oder für Hütten-aufenthalte ideal geeignet, denn ohne große Erklärungen kann sofort los ge-spielt werden.

Alles in bewegung - Sport in der ganztagsschule

Titel: Alle(s) in Bewegung – Spiel- und Sportangebote für die Ganztagsschule -Autoren: Christian Reinschmidt / Vicki WernerVerlag: Verlag an der Ruhr, MülheimErscheinungsdatum: Dezember 2010106 Seiten mit über 90 Zeichnun gen, A4, kartoniert - ISBN 978-3-8346-0757-619.80 Euro

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Sport in BW 03/2011

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