Zeit Vergänglichkeit Ewigkeit - kph-es.at · Christian Boltanski (*1944) lebt und arbeitet in...
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Zeit – Vergänglichkeit – Ewigkeit Methodisch-didaktische Impulse
erstellt anlässlich der Religionspädagogischen Jahrestagung 2016: THEOLOGISIEREN UND PHILOSOPHIEREN MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN und dem Besuch des DOMQUARTIERS
Zeit-Netz: Textiles Werken. Musgym./Salzburg Installation in der KPH-ES/Salzburg
Beiträge von:
Ingrid Donner-Lebitsch Werner Pernjak Fritz Drechsler Ursula Auinger-Brunner Christina Minimayr Günter Minimayr
September 2016
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Vorbemerkungen
Lernziele/Kompetenzen
nachdenken und erfahren, welche Vorstellung von Zeit und welcher Umgang mit Zeit das eigene Leben prägt und welche Alternativen es dazu gibt.
erarbeiten, was das Leben tatsächlich bestimmt und was trägt.
Beschäftigung mit zentralen existentiellen Fragen des menschlichen Lebens wie „Wer bin ich?“ und „Was ist Sinn und Ziel meines Lebens?
reflektieren über die Bedeutung von Arbeit/Schule und Freizeit im eigenen Leben und Auseinandersetzung mit dem Freizeitverhalten unter besonderer Berücksichtigung der Mediennutzung.
erfahren, dass entschleunigen, verlangsamen und innehalten eine tiefere Wahrnehmung der eigenen Person und der Umwelt bewirken und zur Entdeckung der eigenen Spiritualität führen kann.
unterschiedliche Wahrnehmungs-und Stilleübungen.
Der Anfang ……
Die lateinische Sprache nimmt eine Differenzierung durch 2 Begriffe vor
Initium
Anfang in Raum und Zeit
z. B. initium via (Der Anfang eines Weges), initium vitae (Der Anfang des Lebens), initium libri (Der Anfang eines Buches)
principium
ein Anfang der mitläuft, der nicht zurückbleibt
z.B. die Kindheit – ist sowohl ein zurückbleibender als auch ein mitlaufender Anfang
der Beginn der Bibel mit den Worten „im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ – wird im Lateinischen „principium“ verwendet
Zur Zeitmessung …
Astronomische Uhren (Prag, Lund)
Jüdisches Rathaus in Prag (Uhr mit hebräischem Zifferblatt, Uhr dreht sich im umgekehrten Uhrzeigersinn – entsprechend der Leserichtung des Hebräisch)
Zeit ist Gnade (Kirchturm)
Sonnenuhr (St. Ulrich u. Afra in Augsburg)
Sensenmann (Altötting)
Wasseruhren
Sanduhren
Atomuhren
Zur Zeitrechnung:
Viele Religionen/Kulturen eigene Zeitrechnung: christliche, islamische, jüdische, buddhistische,…..(wichtige Ereignisse: z.B.: Geburt, Stadtgründung, Regierungszeiten….)
Christliches Zeitalter (Zeitrechnung vor und nach Christus)
Kirchenjahr
Stundengebet
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Gebetszeiten
Festzeiten
Themen:
Parusie – Erwartung im Christentum
„Memento Mori“ – Bewegung (um die 1. Jahrtausendwende)
Kunstgeschichte:
Totentanzdarstellungen (aus verschiedenen Epochen)
Verduner Altar (Klosterneuburg)
Darstellungen des Jüngsten Gerichtes (Tympanon, Fresken [Sixtinische Kapelle]…)
Salvador Dali – die fließende Zeit
Biblische Textbezüge:
Gen 1,1: Im Anfang…
Kohelet
Die Zeit ist erfüllt… (Mk 1,15)
Bergpredigt „Von der falschen und rechten Sorge“ (Mt 6,19-34)
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16)
Die Frage nach der Auferstehung der Toten (Mt 22,23-33)
Mahnungen im Hinblick auf das Ende (Mt 24,32-42)
Das Gleichnis vom wachsamen Hausherrn (Mt 24,43-44)
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt 25,1-13)
Vom Weltgericht (Mt 25,31-46)
Der Auftrag des Auferstandenen (Mt 28,16-20)
„die Stunde“ (Joh 2,4; Joh 8,20; Joh 12,23; Joh 12,27; Joh 13,1; )
Alpha und Omega (Apk 1,8)
Texte:
Zeitvermehrung (Lothar Zenetti)
Der kleine Prinz, Kap. 23 Der kleine Prinz kommt zu einem Händler, der durststillende Pillen verkauft, die wöchentlich eine Zeitersparnis von 53 Minuten erbringen. – Pointe: Der kleine Prinz würde diese eingesparte Zeit nützen, um gemächlich zu einem Brunnen zu laufen.
Momo (Michael Ende)
Heinrich Böll, Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral Ein Tourist beobachtet einen ärmlich gekleideten Fischer, der in seinem Boot döst. Er möchte dem Fischer schmackhaft machen, wie er sein Fischergewerbe produktiv ausbauen könnte, mit dem angestrebten Ziel, einmal beruhigt ausspannen zu können. – Pointe: Der Fischer kann dies jetzt schon genießen, ohne dem empfohlenen Arbeitsaufwand.
Philosophie: Zeitbegriff (Martin Heidegger)
Weblinks: http://www.wissen.de/lexikon/zeitrechnung
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1. Fächerübergreifende Zeit Projekte
Bei Projekten, projektorientiertem Unterricht oder fächerübergreifendem Unterricht wird ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Ganzheitlichkeit beim Lernen ebenso gefördert, wie Teamarbeit oder Interdisziplinarität.
Wichtig ist, dass Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer die Arbeit gemeinsam planen – je nach Erfahrungsgrad mit sozialen Unterrichtsformen wird die Planungstätigkeit stärker auf der Seite der Lehrerinnen und Lehrer oder auf Seite der Schülerinnen und Schüler liegen. Durch das fächerübergreifende Arbeiten wird das vernetzte Denken der SchülerInnen gefördert und sie bekommen einen besseren Überblick über ein Thema
Beispiele für Unterthemen zum Überthema „Vergänglichkeit“ u.a.
Religion: Barockzeit und „Vanitasgedanke“; Barocke Kirchenbauten Deutsch: Andreas Gryphius und Barockgedichte Musik: Barockmusik, Tänze Biologie: Alterungsprozess, Anti-Ageing PuP: Psychologische Aspekte des Alterungsprozesses Evolutionsspirale (Biologie)
Josef Schelbert, Weltzeituhr, 1984 (in: Halbfas, Hubertus, Die Bibel für kluge Kinder und ihre Eltern, Patmos-Verlag, 2013 Osterfildern, S. 26)
Urknall (Kernforschungszentrum CERN in Genf, die „Weltmaschine“ – Bedingungen eine
millardstel Sekunde nach dem Urknall - in: Halbfas, Hubertus, a.a.O, S. 26 f)
Blick in den Sternenhimmel – Blick in die Vergangenheit Zeitalter der Antike (Goldenes Zeitalter…. Hesiod; Kulturgeschichte) Zeit und Raum (Relativitätstheorie, Physik) BE: Vanitasdarstellungen s.o.
2. Meditative Elemente zum Thema Zeit, Ewigkeit, Vergänglichkeit:
Textarbeit zum Liedtext „ Meine Zeit steht in deinen Händen“: Elemente des Textes herausnehmen und z.B. zu einem Word Rap machen, oder neu vertonen, Textteile neu schreiben lassen, Text vertonen
Wordcloud/Spiritcloud zu „Zeit“: Material von Stephan Sigg: DIN A4, 30 grafisch gestaltete Karten, inkl. methodischer Hinweise und Downloadcode für die Präsentation über Beamer 2015, EAN: 426017951 293 3
Gebetbuch für junge Leute: Sigg, Stephan ,„Echt:Zeit. Neue Gebete für junge Menschen“, Tyrolia, Innsbruck 2012.
Kohelet 3,1-8:Alles hat seine Zeit: Bibeltext gemeinsam lesen und mit einem verfremdeten Text vergleichen.
Angegebene Literatur im Institut für relpäd. Bildung, Salzburg Gaisbergstraße 7 entlehnbar
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3. Kreatives Schreiben:
Akrostichon oder Elfchen oder HAIKU-Gedicht zu „Vergänglichkeit“ oder zu „Ewigkeit“
AKROSTICHON: Jeder Buchstabe des senkrecht geschriebenen Wortes wird der Anfangsbuchstabe eines neuen Wortes oder Satzes. Die neuen Wörter oder Sätze sollen im Zusammenhang mit dem senkrecht geschriebenen Begriff stehen.
ELFCHEN: besteht aus 11 Wörtern:
1. Zeile = ein Wort – Thema/ Gegenstand/ Gefühl/ Eigenschaft 2. Zeile= zwei Wörter: Was zum ersten Wort passt, es näher beschreibt, seine Eigenschaft 3. Zeile= drei Wörter: Wo ist das? Was tut es? 4. Zeile= vier Wörter- Was ich damit zu tun habe/ meine Frage dazu 5. Zeile= ein Wort- Schlusswort als Zusammenfassung/ Überraschung/ Gegensatz/
Provokation
HAIKU – Gedicht: drei Zeilen: 1. Zeile: 5 Silben, 2. Zeile: 7 Silben; 3. Zeile: 5 Silben
4. Ewigkeit: Vorstellungen der Religionen… siehe Religionsbücher, Lexika, www (z.B. http://religionv1.orf.at/projekt03/religionen/religionen.htm
5. Pop Songs zum Thema „Zeit“:
„Unheilig“: Zeit zu gehen Deine Zeit: Songtext von „Seeed“ „Silbermond“: Heute hab´ ich Zeit… Nimm dir die Zeit von „Höhner“ „Silbermond“: Zeit für Optimisten „Unheilig“: Zeitreise „Grönemeyer“: Zeit, dass sich was dreht „Benzko“: Keine Zeit
Möglichkeiten der Verwendung der Songs:
Als Einstieg (Impuls) Provokation (z.B. um Interesse am Thema zu wecken)
Verdichtung/ Intensivierung eines zu bearbeitenden Temas (z.B. in der Stundenmitte) Zum Abschluss eines Themas Zur Schaffung einer ruhigen Arbeitsatmosphäre Als Mittelpunkt des Themas selbst (z.B.: Jesus – Bild in Musicals) Schaffung einer bestimmten Stimmung (meditativer Hintergrund)
Klarstellung vor dem Einsatz: wir arbeiten mit dem Song/Musikstil, die Musik muss daher nicht den Geschmack aller Schüler und Schülerinnen treffen. Es ist ein Unterschied, in welcher Reihenfolge vorgegangen wird:
Partnerarbeit: eventuell können mehr neue Aspekte gefunden werden
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Gruppenarbeit: die verschiedenen Talente der TeilnehmerInnen können von Vorteil sein, die
persönliche Auseinandersetzung des Einzelnen ist eher geringer.
Songtexte können neu getextet, übersetzt, in die Alltagssprache der Schüler und Schülerinnen umgeschrieben, illustriert werden
Es können auch eigene Melodien zu einem vorhandenen Liedtext geschrieben werden; Texte zum Thema Zeit oder Psalmen können vertont werden.
Schüler und Schülerinnen können auch den Suchauftrag nach Songs zum Thema Zeit bekommen, ihren Lieblingssong darunter heraussuchen und vorstellen:
WARUM höre ich diese Lied gerne WANN, in welchen Situationen höre ich es am liebsten? WORUMG geht es genau? WAS hat der Song mit meinem Leben zu tun
6. Links zum Thema:
www.religionsunterricht.at Ideen und Materialbörse legale Downloadbörsen: http:// www. Musicload.de http:// www. Apple.com (de./itunes (downloads) http:// musik.mediaonline.de http://www.music.com orf.at/live_oe3/index.html
Geschichte: http://www.veritas.at/vproduct/download/download/sku/OM_36652_8
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7. Impulse zur Installation in der Domkrypta
V A N I T A S
v o n C h r i s t i a n B o l t a n s k i
1. Den Raum auf sich wirken lassen. Nicht sprechen, ruhig werden (5 min)
2. Begriffe notieren, die beim Betreten des Raumes in den Sinn gekommen sind.
3. Mit welchen Sinnen nimmt man das Werk wahr?
4. 1 AUFGABE AUSWÄHLEN:
Auf einem Blatt eine Zeichnung anfertigen und die Auswahl begründen!
Visualisieren der Gefühle. Wie ergeht es beim Betrachten? Eine Stimmungsskizze
anfertigen mittels Punkten, Linien, Flächen, Kontraste (hell/dunkel, groß/klein)….
abstrakt arbeiten!
Verbalisieren der Gefühle. Wie ergeht es beim Betrachten? Schreibe einen kurzen Text in
dem du deine Stimmung festhältst, suche Wörter, Begriffe, usw.
Beschreiben von Reaktionen/Emotionen/Verhalten anderer Besucher. Mimik, Gestik,
inhaltliche Äußerungen und ihre Bewegung im Raum. Was fällt auf?
5. Notieren/Skizzieren der Symbole der Installation, die für die Vergänglichkeit stehen und
deren Bedeutung klären.
6. Beschreiben der Beziehung: Raum und Werk. Könnte das Werk auch an einem anderen Ort
stehen mit der gleichen Wirkung? Begründung!
7. Überlegung: Was wollte Christian Boltanski mit seinem Werk beim Betrachter
erzielen/bewirken? Was ruft er möglicherweise hervor? Ist die Intension des Künstlers
angekommen?
8. Berechnen wieviel eigene Lebenszeit bereits verstrichen ist. Jahre, Monate, Tage, Stunden ca.
9. Mit der Kamera einen Ausschnitt, ein Detail fest halten, der besonders anspricht. Begründe!
(das Foto zur nächsten Stunde mitbringen)
10. Gestalten einer „tanzenden Figur“, einen Text (Bibel) lesen/verfassen, ein Musikstück hören
11. .Einen LehrerInnenimpuls zum Begriff „Vanitas“ geben.
12. Was wird mit dem Wort Totentanz assoziiert?
13. Eine Internetrecherche zu Totentanz erstellen?
14. Wer/Was wird auf „alten Totentänzen“ häufig dargestellt, mit welcher Absicht?
15. Wo findet man die Totentänze hauptsächlich, was könnte der Grund dafür sein?
16. Welche „Jenseitsvorstellung“ steht hinter den Totentänzen…..
17. Eine Totentanzdarstellung analysieren, sie mit dem Boltanski-Totentanz vergleichen….
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V A N I T A S
v o n C h r i s t i a n B o l t a n s k i
K U R Z I N F O
Kunstprojekt Salzburg 2009, Sammlung Würth
Seit 2013 befindet sich dieses Kunstwerk im Eigentum der Würth-Gruppe und ist der Öffentlichkeit und der Stadt Salzburg
als Leihgabe zur Verfügung gestellt. In Kooperation mit der Salzburg Foundation 2013.
Christian Boltanski (*1944) lebt und arbeitet in Malakoff bei Paris. Er war dreimal auf der documenta in Kassel vertreten
und hat 2006 den renommierten Praemium Imperiale für Skulptur erhalten. Er setzt sich in seinen Installationen mit Tod
und Erinnerung, Zufall und Bestimmung, Geschichte und Endlichkeit des menschlichen Lebens auseinander. Sein Thema ist
die Spurensicherung, er rekonstruiert, inszeniert und dokumentiert zumeist mit einfachsten Materialien fiktive und reale
Schicksale.
Medium: Installation, Video, Fotografie, Performance
Das Werk von Christian Boltanski lädt den Betrachter an einen historischen Ort ein, der bislang unzugänglich war und eigens
für das Projekt wiederhergestellt wurde: In der Chorkrypta des spätromanischen Salzburger Doms hat Christian Boltanski
unter dem Titel „Vanitas“ ein Schattenspiel inszeniert, das sich sehr präzise auf den Ort einlässt. Boltanski schafft ein Bild
der Vergänglichkeit, das dem Raum entspricht: Die Chorkrypta war einst geweihter Kirchenraum, der auch als Grablege
diente. Durch die behutsame Intervention des Künstlers entsteht der geschichtsträchtige Raum als mystischer Ort neu und
vereint die Spiritualität seiner Kunst mit der kirchlichen Aura.
Die Installation „Vanitas“ besteht aus einem visuellen und einem akustischen Teil. Die Kupferblechfiguren an der Wand und
die Lichtprojektion in der Apsis sind visuell wahrnehmbar, die Zeitansage akustisch. An einer Wand im Raum befestigt der
Künstler zwölf skizzenhafte, feingliedrige Figuren aus Metallblech, die von Kerzen angeleuchtet werden. Im flackernden
Licht werfen sie Schatten an die Wand, während in der Apsis die Projektion eines schattenhaften Todesengels langsam
seine Kreise zieht. Dazu ertönt im Raum die beständige Wiederholung einer automatischen Zeitansage. Das Schattenspiel des Künstlers ist ein moderner „Totentanz“, während dessen Betrachtung hörbar die Zeit verrinnt. „Ich
möchte, dass man hier die Zeit hören und spüren kann“, sagt Christian Boltanski über sein Werk. „Die Menschen können
viel tun, aber sie können nicht gegen die Zeit kämpfen. Gott ist der Herr der Zeit.“
Krypta: Zweck: Ort für die Begräbnisstätten der verstorbenen Salzburger Erzbischöfe. Seit 1619 (Tod: Fürsterzbischof
Markus Sittikus von Hohenems, Bauherr des Domes) sind mit wenigen Ausnahmen alle verstorbenen Salzburger (Fürst-
)Erzbischöfe in der Krypta, bzw. in den davor vorhandenen gewesenen Grüften, bestattet worden. Die Chorkrypta des von
Konrad III. (1181-1200) erbauten Doms wurde nach dem Brand von 1598 und dem folgenden Abbruch des spätromanischen
Doms zugeschüttet. Bei den Domgrabungen (1956-1958) wurde sie erstmalig freigelegt, aber erst anlässlich des
Kunstprojekts Salzburg mit Christian Boltanski zu einem öffentlichen Raum gemacht, der nun allen Besuchern offensteht.
Vanitas: Leere, Wahn, Eitelkeit; Gegenstände, die an die Vergänglichkeit des irdischen Daseins gemahnen. Leere Formen
(Maske, Schädel,..), Luxusgüter (Schmuck, Dosen,..), Pflanzen, Tiere, Nahrungsmittel, Haushaltsgeräte (Kerze: Brennend als
Sinnbild für Materie und Geist; die Flammen stehen für die menschliche Seele, ihr Verlöschen für den Tod., Messer, Krug),
Zeitvertreib (Bilder, Briefe,...)
Memento-mori: „Gedenke des Todes“, Mahnung der wahren Werte des christlichen Lebens zu gedenken in Anbetracht
der Vergänglichkeit der diesseitigen Welt.
Sensenmann: aus dem Mittelalter stammende personifizierte Allegorie des Todes
Totentanz: im 14. Jahrhundert aufgekommen; Darstellung des Einflusses und der Macht des Todes auf bzw. über das Leben
der Menschen.
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8. Was bedeutet „Zeit“ eigentlich und wie gehen wir mit ihr um?
Art der Anregung: Anhand von verschiedenen Arbeitsblättern bzw. inhaltlichen Impulsen soll ein Klärungsversuch unternommen werden, was „Zeit“ eigentlich ist und wie wir mit ihr umgehen. Dabei werden die von den Schülerinnen und Schülern erarbeiteten Merkmale sowohl mit anderen Definitionen, Meinungen und Sprichwörtern als auch mit dem vielzitierten Text „Alles hat seine Zeit“ aus dem alttestamentlichen Buch des Predigers Salomo, 3, 1 - 13 kontrastiert. Um dicht am Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler zu bleiben, sollte im Rahmen dieses Bausteins auf authentische Zeugnisse der im Trend befindlichen Jugendkultur(en) – zum Beispiel das Hören und Besprechen aktueller Pop-
Songs zum Thema – zurückgegriffen werden.
Tipp: Dazu können Sie sich auf der Internet-Seite des Religionspädagogischen Studienzentrums (RPZ) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) unter Publikationen,
Schönberger Hefte, Heft 4/2005, zwei komplette Unterrichtsentwürfe zu „Feels like
Heaven – Reli goes Rock“ von Dirk Alpermann und „Hip Hop für Hauptschüler“ von Sigrid Konrad herunterladen.
Alter: ab 14 Jahren
Zeit: je nach Intensität 4 – 6 Unterrichtsstunden
Material: Verschiedene Arbeitsblätter, aber auch das Anfertigen von Collagen oder der Einsatz von Kurzfilmen und aktuellen Pop-Songs zum Thema „Zeit“ und den Umgang mit ihr sind zu empfehlen.
Arbeitsblatt I: Was ist „Zeit“ und wie gehe ich, wie gehen wir mit ihr um?
Mögliche Arbeitsanweisungen:
Wenn du darüber nachdenkst, wie du mit deiner Zeit umgehst, was fällt dir dazu ein?
Notiere in Stichworten.
Was ist „Zeit“ eigentlich? Trage die einzelnen, dir wichtigen Aspekte von Zeit in das
Arbeitsblatt ein!
Fasst in eurer Arbeitsgruppe bzw. eurer Klasse die gesammelten Stichworte undAspekte
zusammen und versucht, diese nach ihrer Bedeutung zu sortieren!
Hat sich unser heutiger Umgang mit der Zeit gegenüber früheren Epochen verändert?
Wenn ja, in welcher Weise? Wodurch ist unser Umgang mit Zeit heute geprägt?
Begründe deine Meinung und tausche dich mit den anderen Schülerinnen und Schülern in
deiner Arbeitsgruppe bzw. Klasse darüber aus!
Arbeitsblatt II: Definitionen, Meinungen und Sprichwörter zum Thema „Zeit“
Die Liste der Aphorismen sollte von dem/der Unterrichtenden nach persönlichen Vorlieben und
Einsichten zusammengestellt werden, da im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern häufig die
Einordnung der Zitate in den zeitgeschichtlichen Kontext bzw. ergänzende Informationen zu den
ausgewählten Texten erforderlich werden.
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Tipp: Eine Liste solcher Zitate lässt sich schnell aus den einschlägigen Zitatensammlungen
zusammenstellen oder im Internet finden, in dem man in einer der großen Suchmaschinen die
beiden Begriffe „Zitate“ und „Zeit“ eingibt.
Vorschlag für Arbeitsanweisungen:
Verständigt euch in der Klasse auf eine Definition, ein Verständnis von Zeit!
Vergleicht die hier vorliegenden Zitate mit der Definition, dem Verständnis eurer Klasse!
Wenn nötig, ergänzt oder verändert die Definition, das Verständnis eurer Klasse!
Arbeitsblatt III: Meine Lebenszeit – Wo stehe ich heute?
Auf dem Arbeitsblatt wird das Zifferblatt einer üblichen Uhr – allerdings ohne Zeiger – dargestellt.
Darunter steht die Arbeitsanweisung (Textvorschlag):
Stell Dir bitte einmal vor, dein ganzes Leben würde zwölf „Stunden“ umfassen. Versuche
unter dieser Voraussetzung eine Antwort auf die Frage zu geben: „Wieviel Uhr ist es gerade
in meinem Leben?“ und zeichne nach kurzer Überlegung den großen und den kleinen
Uhrzeiger ein. Damit die Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe bearbeiten können, ist
folgender Hinweis auf dem Arbeitsblatt nötig: Angenommen, du wirst 84 Jahre alt, dann
entspricht eine „Stunde“ dem Zeitraum von sieben Jahren.
Ergänze nun bitte die folgenden Sätze:
Es ist noch zu früh, um ...
Es ist der richtige Zeitpunkt, um ...
Es ist zu spät, um ...
Ich benötige Zeit, um ...
Es gibt Dinge, für die möchte ich weniger Zeit aufwenden, und zwar ...
Ich hätte gerne mehr Zeit, um ...
Um ... „Uhr“ erwarte ich, dass ...
Diese Fragen können um weitere Fragen Aspekten der Tages-, Wochen- und Jahreszeit sowie
zur Lebenszeit ergänzt werden. Dieses Arbeitsblatt eignet sich gut, um über das
Zeitempfinden mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen.
Erfahrungsgemäß schließen sich intensive Gespräche darüber in der Lerngruppe an.
Tipp: Wer weitere Informationen, Anregungen und Ideen zu den einzelnen hier
angesprochenen Aspekten des Themas sucht, ist mit der Internet-Adresse
www.religionsunterricht.net bestens bedient. Denn unter diesem Dach finden sich alle
wichtigen Anbieter aus dem religionspädagogischen Arbeitsfeld im deutschsprachigen Raum
mit einer Fülle von Unterrichtsentwürfen, Materialien, Texten und Bilder für den Unterricht.
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9. Morgenkreise zum Thema Zeit und Ewigkeit
Anregungen und Impulse zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Zeit und Ewigkeit sind Begriffe, die Kinder und Jugendliche unterschiedlich wahrnehmen und
begreifen. Über Zeit und Ewigkeit denken kleine Kinder meist altersbedingt nicht bewusst nach,
Zeit ist einfach da und „ewig“ ist sehr weit weg. Je älter wir werden, desto intensiver nehmen wir
Zeit als kostbares Gut wahr, die Ewigkeit tritt in unser Leben.
Zeit wahrzunehmen, mit ihr umgehen zu können, ist eine Schlüsselqualifikation, die es uns
ermöglicht, ein gelingendes Leben zu führen. Kinder/Jugendliche sollten daher die Möglichkeit
haben, sich mit dem Thema in vielfältiger Weise auseinander zu setzen.
Im Folgenden finden Sie einige praktische Tipps und Anregungen für Kinder- und
Jugendgruppen, für Morgenkreise in Schule oder im Kindergarten oder für die pfarrliche
Jugendarbeit. Die Übungen sind frei kombinier- und variierbar. Erweiterungsmöglichkeiten
bieten sich an.
Nimm dir Zeit
Ziel Zeit als mehrdimensionalen Begriff erfahren, Dauer
wahrnehmen
Altersgruppe 10 – 18 Jahre
Umfang Mehrere Unterrichts- oder Gruppeneinheiten; die
Übungen sollen sich am Tempo der
Kinder/Jugendlichen orientieren, Raum und Zeit für
das Gespräch, die Reflexion muss gegeben sein
Vorbereitung/Materialien Sesselkreis
Irischer Segensspruch: Nimm dir Zeit
Micheal Ende: Momo
Baltes, Gisela: Meine Zeit-deine Zeit. Abend-
impulse, Butzon und Bercker, 2009, S. 6
große, tickende Uhr
Schüssel mit feinem Sand
Zitate, Sinnsprüche, Gedanken
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Musik: z.B. Cindy Lauper “Time after Time“
Schreibmaterialien, Zettel mit Uhrsymbol zum
Beschreiben, Plakat
Einstimmung Kinder/Jugendliche nehmen im Kreis Platz. Es soll
(für alle Übungen möglich) ganz still werden. Die Kinder/Jugendlichen werden
aufgefordert, das Ticken der Uhr in der Kreismitte
wahrzunehmen.
Übung 1 Zeit spüren
Die Schüssel mit dem Sand wird reihum
durchgegeben. Der Sand soll zwischen den
Fingern durchfließen, damit spürbar wird, wie die
Zeit zwischen den Fingern zerrinnen kann.
Beim zweiten Durchgang sollen die
Kinder/Jugendlichen versuchen, den Sand/die Zeit
aufzuhalten.
Impulsfragen Was muss ich tun, damit ich die Zeit aufhalten
kann?
Was verstehen Menschen darunter, wenn sie
sagen „Ich muss bewusst leben“?
Abschluss Gespräch
Übung 2 Zeit spüren
Die Kinder und Jugendlichen stehen im Kreis. Sie
schließen die Augen. Jeder und jede soll nun die
Zeitdauer von einer Minute in sich erforschen.
Nach Ablauf einer Minute, darf man sich setzen.
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Impulsfragen Wie lange dauert Zeit?
Woran hast du dich bei deine Zeitmessung
orientiert? Wie hast du gespürt, dass die Minute
um ist?
Warum vergeht manchmal subjektiv die Zeit
schneller, warum manchmal langsamer? Warum
dauert etwas „ewig“?
Abschluss Gesprächsrunde
Übung 3 Arbeit mit Redewendungen oder Aphorismen
Redewendungen zum Thema Zeit werden in der
Gruppe gesammelt, z.B. keine Zeit haben, sich Zeit
nehmen, sich Zeit lassen, Zeit vergeuden, Zeit
gewinnen, die Zeit steht still;
Die Redewendungen werden auf einem Plakat in
der Mitte des Kreises schriftlich gesammelt,
ergänzt können diese durch vorbereitete
Gedanken von berühmten Persönlichkeiten
werden.
Impulsfragen Ist es überhaupt möglich, Zeit zu vergeuden?
Kann man wirklich Zeit gewinnen?
Was meint der Sprecher der Verkehrsmeldungen,
wenn er von „Echtzeit“ oder „Zeitverlust“ spricht?
Abschluss Gesprächsrunde
Übung 4 Zeit richtig nutzen
Textarbeit mit Michael Ende: Momo, Kapitel 6: Die
Rechnung ist falsch und geht doch auf.
Einstimmung durch Musik
Textstelle wird vorgelesen.
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Unter jedem Sessel liegen ein Blatt mit einem
Uhrsymbol und ein Stift. Impulsfrage 4 soll
schriftlich reflektiert werden.
Impulsfragen 1)Wie messen wir die Zeit eigentlich?
2) Was ist ein Augenblick? Hast du schon einmal
einen Augenblick erlebt?
3) Haben wir auch oft das Gefühl, dass wir für das
wahre Leben keine Zeit mehr haben, so wie Herr
Fusi?
4) Wenn du alle Zeit der Welt hättest, was würdest
du gerne tun? Wie würdest du die Zeit nutzen?
Abschluss Bodenbild mit Reflexionskarten,
Abschlussgespräch
Übung 5 Zeit einteilen - Zeitmanagement
Übung 5a Gisela Baltes: In Eile
Wenn jemand sagt, er habe keine Zeit, bedeutet
das nur, dass andere Dinge wichtiger für ihn sind
(Baltes 2009)
Gedicht vorlesen und besprechen
Gesprächsrunde zu Impulsfragen
Impulsfragen Welche Termine hatte ich heute, gestern, in der
letzten Woche?
Welche waren überflüssig?
Wobei habe ich mich heute abgehetzt?
Wem habe ich heute, gestern, in letzter Zeit meine
Zeit verwehrt?
Kommt es öfter vor, dass ich mit meiner Zeit nicht
auskomme?
Woran kann es liegen, dass ich mit meiner Zeit
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nicht auskomme?
Übung 5b Wochenplanvorlage, Stundenplan, Kalenderseite
Kinder/Jugendliche sollen ihre Schulzeit, die
Arbeitszeit, ihre Freizeit, ihre Hobbys, die Zeit, die
sie mit Freunden verbringen, eintragen bzw.
farblich im Zeitraum einer Woche kennzeichnen
Reihum werden die Wochenpläne vorgestellt
(freiwillig).
Impulsfragen Wieviel Zeit pro Woche ist verplant?
In welchem Verhältnis dazu steht meine freie Zeit?
Wie wird die nichtverplante Zeit genutzt?
Gibt es Zeit, die ich anders nutzen könnte oder
möchte?
Wann habe ich Zeit für mich ganz allein?
Wie nutze ich diese Zeit?
Abschluss Überlege dir einen Zeitpunkt am heutigen Tag, den
du bewusst nur für dich nutzt. Wie wirst du ihn
nutzen? Schreibe auf einen Papierstreifen einen
Vorschlag, wie man die Zeit bewusst für sich
nutzen kann.
Plakat, Legebild mit Papierstreifen
Erstellt: Ursula Auinger-Brunner/KPH-ES/2016
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Morgenkreis: Ich habe keine Zeit
Materialien: Ein Tuch für die Mitte; Kerzen; Zünder bzw. einen Docht
Schritt 1:
In der Mitte ein Tuch auflegen, auf dem sich brennende Kerzen befinden. Text wird gesprochen
und nach jedem Text eine Kerze ausblasen. Sind alle Kerzen ausgeblasen, Gefühle thematisieren.
Zeit? Ich habe keine Zeit. Ich muss noch so viel erledigen. Mir steht das Wasser bis zum Hals? Kerze ausblasen
Zeit? Wofür? Vor lauter Überstunden komme ich nicht dazu meine Freundschaften zu pflegen. Kerze ausblasen
Zeit? Wofür? Ich bin froh, wenn ich vor lauter Stress einmal durchatmen kann. Kerze ausblasen
Zeit? Wofür? Für mich hat niemand Zeit. ich muss schauen, wie ich zurecht komme.
Zeit? Am liebsten die Zeit totschlagen, damit ich nicht zuviel zum Nachdenken komme. (Kerze ausblasen)
Texte können nach Bedarf und Situation erstellt werden.
Schritt 2:
Wer – Was stiehlt mir meine Zeit? Wer/Was hindert mich, mir Zeit zu nehmen.
Im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diese Fragen erarbeiten.
Schritt 3:
Im Anschluss daran diese Gefühle auflösen, in dem die Kerzen wieder angezündet werden.
Dazu den Satz sprechen: Ich möchte mir Zeit nehmen für:
Die TeilnehmerInnen werden eingeladen, Gedanken zu äußern wofür sie sich Zeit nehmen
möchten und eine Kerze wieder anzünden. Im Anschluss daran können Änderungen, Gefühle
besprochen werden. dabei ist darauf zu achten, dass Äußerungen der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer nicht kommentiert werden.
Werner Pernjak