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ZEITUNG Artikel (Standardschriftgröße) POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Nordkorea feiert toten Diktator VON STEFFEN HEBESTREIT Foto: rtf POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 SEOUL Nordkorea feiert den 71. Geburtstag des gestorbenen Ex-Machthabers Kim Jong-il. Das Regime nutzt die Feierlichkeiten und preist seinen Atomtest als großen Erfolg. Kim Jong-il geb. Juri Irsenowitsch Kim * 16. 02. 1941 † 17. 12. 2011 Der Personenkult im kommunistischen Nordkorea um den früheren Machthaber Kim Jong-il ist auch mehr als ein Jahr nach dessen Tod ungebrochen. Das Regime feierteam Samstag in Pjöngjang Kims 71. Geburtstag mit öffentlichen Massen- versammlungenund Ausstellungen. Außerdem wurden Mili- tärs befördert und verdiente Bürger geehrt. Nordkorea nutzte zudem die Feierlichkeiten noch einmal, um den international verurteilten Atomtest des Landes am vergangenen Dienstag als nationalen Erfolg zu würdigen. POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Kim Jong-il war von 1994 bis 2011 Machthaber in dem weit- gehend abgeschotteten Land. Sein Sohn und Nachfolger Kim Jong Un zollte gemeinsam mit seiner Gattin Ri Sol Ju seinem Vater im Kumsusan-Palast der Sonne in Pjöngjang Respekt, wie die Staatsmedien berichteten. In dem Mausoleum liegen die einbalsamierten Leichname Kim Jong-ils und dessen Vaters, dem als Staatsgründer verehrten Kim-il-Sung. das leben von kim jong-il Laut offizieller Biografie wurde Kim Jong-il am 16. Februar 1942 am Fuße des Bergs Paektu geboren. Westliche Quellen gehen in der Regel davon aus, dass er bereits am 16. Februar 1941 in einem sowje- tischen Ausbildungslager im Dorf Wjatskoje bei Chabarowsk geboren wurde, von wo sein Vater Kim Il-sung den Kampf um die Unabhängigkeit Koreas vom Japanischen Kaiserreich während des Zweiten Weltkriegs führte. Am 22. Juli 1961 wurde er Mitglied der pdak. Am 19. Juni 1964 begann Kim Jong-il seine Arbeit im Zentralkomitee (zk) der pdak. Im September 1973 wurde er zum Sekretär des zk der pdak und am 13. Februar 1974 zum Mitglied des Politbüros des zk der pdak und zum Nachfolger seines Vaters Kim Il-sung gewählt. POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Neue Statuen enthüllt In der Hauptstadt wurden den Berichten zufolge außerdem neue Statuen der beiden früheren Machthaber enthüllt. Der etwa 30 Jahre alte Kim Jong Un war kurz nach dem Tod seines Vaters im Dezember 2011 zum obersten Führer der Partei, des Volkes und der Streitkräfte ausgerufen worden. Mit dem dritten erfolgreichen Atomtest hätten das Militär und das Volk gegenüber der Welt demonstriert, dass Nordko- rea eine »starke Atommacht« sei, sagte das protokollarische Das große Denkmal von Kim Il Song and Kim Jong-il Foto: Christian Schulz POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Staatsoberhaupt des Landes, Kim Yong Nam, laut Berichten des Staatsfernsehens. Er sprach dabei in Pjöngjang bei einer Versammlung zu Ehren Kim Jong-ils vor Vertretern der Ar- beiterpartei, des Militärs und der Regierung. Flugblätter aus dem Süden Eine Gruppe von nordkoreanischen Flüchtlingen in Südkorea schickte unterdessen an Kim Jong-ils Geburtstag erneut gasgefüllte Ballons mit anti-nordkoreanischen Propaganda- Flugblättern über die Grenze in den Norden. Die Aktion fand nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Imjingak-Pavillon an der vier Kilometer breiten militärischen Pufferzone statt. »So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner von einer Schwalbe angekündigten Geburt am 16. Februar 1942 in einem Partisanen-Camp auf dem heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein.« H.-D. WERTSE POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Nordkorea habe den Atomtest trotz aller internationaler Warnungen unternommen, wurde Park San Hak, Leiter der der Organisation Kämpfer für ein freies Nordkorea, zitiert. Den Nordkoreanern wolle die Gruppe über die nuklearen Ambitionen ihrer Regierung und deren »Heuchelei« in Kenntnis setzen. 5 DOSSIER Schändliches Erbe des skrupellosen Exzentrikers 5 ONLINE VIDEO Ehrentag in Nordkorea: Armbanduhr von Kim LEITARTIKEL FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Börlinn, Berlin Was ist die Stadt? Diego Agulló (l.) und Dmitry Paranyushkin auf dem Dach der Kunstfabrik am Flutgraben. Foto: C. Schulz Eine Falle, eine Gefahr, eine 20-Jährige, auf der Suche nach sich selbst? Der Film von Diego Agulló und Dmitry Paranyushkin gibt Antworten Raum. VON SUSANNE LENZ FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Für die erste Einstellung muss der Kameramann in die Knie gegangen sein. Man sieht den oberen Teil des Fernsehturms vor einem hellblauen Himmel mit weißen Wolkenfetzen. Ein junger Mann zeigt mit erhobenem Zeigefinger nach oben. Er sagt nur ein Wort: Berlin. Nein, eigentlich sagt er Börlinn, also Berlin mit englischem Akzent. In der nächsten Szene steht der Mann vor dem Brandenburger Tor, hebt theatralisch beide Arme in die Höhe und sagt: Börlinn. Und so geht es weiter, vor dem Reichstag, an der Oberbaumbrücke, im Café St. Oberholz, am Maybachufer, im Görlitzer Park, im Stattbad Wedding, bei einem Open-Air- Rave am Teufelsberg, in den Toiletten des Berghain. Börlinn, Börlinn, Börlinn, Börlinn. Mal klingt das wie ein Schrei, mal wie eine Frage, mal hört es sich verzweifelt an, mal trium- phierend. Maybach-Ufer Foto: C. Schulz Teufelsberg Foto: C. Schulz BERLIN FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Ein Klischee seiner selbst Der Film ist seit einem guten Monat auf Youtube zu sehen und auf Vimeo, Tausende haben ihn bereits angeklickt. Man kann ihn als eine Art Berlin-Postkarte begreifen. »Berlin ist ein Klischee seiner selbst«, sagt er. »Was einem als erstes in den Sinn kommt, sind die Partys, die Leere, dass es billig ist.« Und das alles gebe es ja auch wirklich. »Man kann hier ein paar Freunde zusammen- trommeln, einen Raum in einer alten Fabrik finden und ein Projekt verwirklichen.« Der einzige Unterschied zu früher sei, dass diese Fabrik jetzt wahrscheinlich ein bisschen weiter draußen liegen würde. Dmitry Paranyushkin hat seinen Fabrikraum längst gefunden. Er ist im Künstlerhaus am Flutgraben, einer ehemaligen volks- eigenen Reparaturwerkstatt für Busse und Lkws an der Grenze zu Kreuzberg. Er lebt und arbeitet dort in einem riesigen Raum. Paranyushkin hat den Berlin-Film zusammen mit Diego Agulló gemacht, der auch die Kamera geführt hat. Agulló kommt aus Madrid. Beide sind Anfang dreißig und seit sechs beziehungsweise acht Jahren in der Stadt. Wenn sie erzählen, wie sie herkamen, klingt auch das wie ein Klischee. Diego Agulló wollte in Regensburg seinen Master in Philosophie machen, dafür hatte er ein Stipendium. Doch er kam dort nie an. Görlitzer Park Foto: C. Schulz FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 »Ich hörte eine Stimme«, sagt er. Sie befahl ihm, nach Berlin zu gehen. Dmitry Paranyushkin kam mit dem Zug. Er sei am Alexanderplatz ausgestiegen und habe sich zu Hause gefühlt. Berlin würde einem den Raum geben, sich selbst zu finden, sagt er. Vielleicht ist das so, weil er Berlin auch als unfertig empfindet. »Die Stadt ist wie eine 20-Jährige auf der Suche nach sich selbst«, sagt er. Beide halten Berlin für gefährlich, weil es so viel Ablenkung bietet. »Es ist eine Herausforderung für die eigene Disziplin«, sagt Paranyushkin. Die beiden führen ein Leben, das man sich leisten kann, weil Berlin es einem leicht macht. Diego Agulló nennt die Stadt eine Falle. »Man kommt nicht mehr raus, so wie wir«, sagt er. Er hat ein paar Jahre als Videojockey im Club Felix im Adlon gearbeitet. »Dort habe ich jeden Freitag so viel Geld verdient, dass ich den Rest der Woche etwas anderes machen konnte.« Er insze- nierte dann Happenings und versuchte, in die Szene für experimentelle Musik hineinzukommen. Doch dort gehe es überraschend bürokratisch zu. »Du willst hier auftreten?«, habe man ihm gesagt. »Dann schick uns erstmal eine CD. « FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Orgiastische Gebäudebegattung In Berlin machen die beiden Projekte. Video-Projekte, Tanz- Projekte. Ihr neues Projekt ist der »Humping Pact«. Nur mit Schuhen bekleidet, begatten sie Gebäude, filmen sich dabei und reproduzieren ihre Körper. So entstehen Szenen wie aus seltsamen Orgien. Auch hier spielen Paranyushkin und Agulló mit Loops, mit Wiederholungen, wie im Berlin-Film. Den Justizpalast in Brüssel haben sie auf diese Weise ver- fremdet, eine Zeche in Essen, eine verlassene Militärbasis in Lettland. Die Arbeiten wurden in der Kunsthalle Charlotten- borg in Kopenhagen gezeigt. Zur Eröffnung der Ausstellung dort machten sie eine Performance. Gerade überlegen Dmitry Paranyushkin und Diego Agulló, welcher Ort in Berlin für das Projekt geeignet sein könnte. Sie denken an die ber-Baustelle. »Die ist ein gutes Beispiel für einen Ort, für den viele Anstren- gungen unternommen werden, aber ohne Ergebnis«, sagt Agulló. Einem Loop also gar nicht unähnlich. HAUPTARTIKEL IN DER RUBRIK WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Moore – die Klimaretter In Deutschland sind Moore heute meist keine wilden Landschaften mehr – sondern in großen Teilen zerstört. Das Verschwinden dieser besonderen Ökosysteme wirkt sich massiv auf Tiere und Pflanzen aus, ebenso auf unser Klima. DPA Eine Gänseschar zieht ihre Kreise über das Günnemoor. Ein Fuchs läuft über die dichte Schneedecke. Zwischen den vertrockneten Gräsern äsen einige Rehe. Natur pur, könnte man meinen – wären da nicht der Bagger und ein Trekker mit Anhänger, die am Rand des etwa 250 Hektar großen Moors entlang rollen. »Wahrscheinlich müssen die noch einige Löcher auffüllen«, sagt der Biologe Hans-Gerhard Kulp und zeigt auf einen hohen Erdhaufen in der Nähe. Bis vor wenigen Monaten wurde im Günnemoor im nieder- sächsischen Hambergen Torf für Blumenerde abgebaut, jetzt wird es renaturiert. Mehrere Meter Boden hat das Torfwerk über Jahrzehnte abgetragen und die Heimat vieler Tiere und WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Pflanzen in eine Ödnis verwandelt. Seit 2008 muss das Unter- nehmen die Abbauflächen nach und nach wiedervernässen. Damit kehrt auch langsam das Leben ins Moor zurück. Tau- sende Kraniche rasten hier jedes Jahr im Herbst auf ihrem Weg in den Süden. Dartmoor Rannoch Moor Bartmeise Fotos: AP »Das ist auf alle Fälle eine gute Entwicklung«, meint Kulp. Doch bis sich die Natur von dem Kahlschlag erholt hat, wird es lange dauern. So wie im Günnemoor sieht es in vielen Mooren in Deutschland aus. »Der Torfabbau ist dabei nur der augen- scheinlichste Eingriff. Ein viel größeres Problem ist die Landwirt- schaft«, sagt der Experte von der Aktion Moorschutz. 95 Prozent der deutschen Moore gelten als zerstört. Der Mensch hat sie trocken gelegt, aufgeforstet, als Äcker und Weiden genutzt. WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Moore sind Kohlenstoffsenken. In ihnen lagert nach Anga- ben der Umweltschutzorganisation Nabu doppelt so viel Kohlendioxid wie in allen Wäldern der Welt. Werden sie zer- stört, setzen sie in kurzer Zeit große Mengen co 2 und andere Treibhausgase frei. Bereits in den 1970er Jahren verpflichtete sich Deutschland in einer internationalen Konvention, seine Feuchtgebiete, zu denen auch die Moore gehören, zu bewahren. Der Welttag zum Schutz der Feuchtgebiete am 2. Februar erinnert seit 1997 an dieses Abkommen. An diesem Tag soll auf den besonderen Wert von Mooren und Flussufern als Nahrungs- und Wasser- reserven für den Menschen hinweisen. Umweltschutzgrup- pen und staatliche Ämter organisieren zahlreiche Informati- onsveranstaltungen. In jüngster Zeit tut sich etwas beim Moorschutz – befeuert von der Erkenntnis, welche Rolle die Moore beim Klimawan- del spielen. »Momentan ist ein bisschen Schwung drin. Die An- strengungen in den letzten Jahren reichen aber nicht«, sagt der Nabu-Moorexperte Felix Grützmacher. Auch der wwf drängt Bund und Länder zu mehr Engagement, vor allem in finanzi- eller Hinsicht. »Ein Moor zu renaturieren ist sehr kostspielig«, sagt die Naturschutz-Leiterin Diana Pretzell. Die Umweltverbände und lokalen Initiativen könnten das alleine gar nicht stemmen. Klimazertifikate sollen jetzt den Moorschutz rund um Bre- men und im Nordwesten von Niedersachsen voranbringen. Moorland heißt das Projekt von bund und Tourismusbehör- den. Für 20 Euro kann jeder symbolisch sein eigenes Stück Moor erwerben, in dem über eine Laufzeit von 20 Jahren Ökosystem Moor Foto: A. Brock Moorfrosch in der Graal-Müritz an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern Foto: A. Brock eine Tonne Treibhausgase gespeichert wird. 2675 Zertifikate stehen ab Frühjahr zum Verkauf. Sind alle vergeben, werden knapp 230 000 Quadratmeter im Dorumer Moor bei Bremer- Wollgras Foto: A. Brock haven wiedervernässt. Ähnliche Emissionszertifikate, Moor- futures genannt, bieten seit Herbst 2011 Mecklenburg- Vorpommern und seit vergangenem Jahr Brandenburg an. Alle diese Projekte sind auf Jahrzehnte angelegt – zurecht, WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 ARTIKEL IN RUBRIK REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Auf dem Klapptisch dampft Tomatensuppe, daneben wartet ein neuseeländischer Rotwein im grünen und rosafarbenen Plastikbecher – Pinot noir. Hinter dem Abendbrottisch ver- sinkt langsam die Sonne im Pazifik. Meine Füße graben sich im Sand ein. Auf dem Tisch liegen ein paar Grashalme. Weit und breit keine Menschenseele. Nur wir. Und unser weißer Van. Tagsüber fährt er uns kreuz und quer durch Neuseeland, nachts schlafen wir im eingebauten Bett. Mahlzeiten und Kaf fee bereiten wir in den nächsten vier Wochen auf den zwei Herdplatten des eingebauten Camping-Kochers zu. Wir ha- ben keinen Kühlschrank, aber gute Laune. Toiletten und Trinkwasser gibt es nebenan auf dem Parkplatz. Die öffentlichen wcs sind in Neuseeland sehr sauber. Man könnte dort glatt vom Fußboden essen. Aber wir speisen trotzdem lieber vom Teller – schöne Aussicht inklusive. Die Landschaft wirkt wie von einem Künstler in dessen in- tensivsten Farben gemalt. Denn so ganz legal ist freedom camping in Neuseeland seit einiger Zeit nicht mehr. REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Campen und Parken streng untersagt Bislang galt das Land als Dorado für Camper. Flotten gemie- teter Wohnmobile und Camper-Vans schlängeln sich jedes Jahr zur Hochsaison durch die kurvenreichen Straßen der zwei Inseln. Besonders reizvoll für Aussteiger und Langzeit- Urlauber: die Aussicht, fast überall campen zu können und zwar gratis. Die Devise: Hauptsache schön. Foto: Katalin Valeš REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Campen am Meer, vor einem Vulkan, neben einem blubbern- den Schlammloch, mitten im Wald oder direkt am Ufer eines klaren Bergsees. Wer bisher nach Neuseeland reiste und nicht zu viel Wert auf großen Komfort legte, konnte in seinem Rei- sebudget getrost auf teure Campingplätze oder Hotels ver- zichten. Zumal es hier sehr viele hygienisch einwandfreie wie kostenlose sanitäre Anlagen gibt. Zu zahlen war also lediglich die Miete für das Wohnmobil zu- mindest für jene, die bislang die klassischen Campingplätze mit den üblichen Gebührensätzen gemieden haben. Bislang. Denn es hat sich einiges getan: Viele kostenlose Rast- und Parkplätze landesweit sind mittlerweile mit Verbotsschildern ausgestattet. Campen und Parken über Nacht streng unter- sagt! Wer sich nicht daran hält, riskiert saftige Strafen von mindestens 200 Neuseeländischen Dollar. Umgerechnet sind das um die 120 Euro. Jede Region hat eigene Regeln Am 30. August 2011 wurde in Neuseeland der Freedom Cam- ping Act erlassen – ein Gesetz über das wilde Campen. Nun konnten Touristen erstmals zur Verantwortung gezogen wer- den, wenn sie an Orten campierten, an denen dies explizit verboten ist. REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Neuseeland Wildes Campen Früher galt Neuseeland als Dorado für Camper. Weil Müll und Fäkalien zu einem Problem wurden, hat das Land strengere Regeln erlassen. VON KATALIN VALEŠ Port Jackson, Neuseeland Foto: Katalin Valeš HAUPTARTIKEL IN RUBRIK POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Ich entscheide was mit meinen Daten passiert DPA Die EU-Justizkommissarin Viviane Reding spricht im Interview über die Frauenquote, die Arbeit von Lobbyisten und digitale Bürgerrechte im Internet. Nur eine Vision, aber schon berühmt DPA Foto: MIPIM The:Square³ in Alt-Hohenschönhausen ist für den Immobilien- Oscar nominiert. Der höchste Preis der Immobilienmesse mipim wird im März im französischen Cannes vergeben. POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Gauck provoziert einen neuen Aufschrei DPA Mit seinen Äußerungen zur Sexismus-Debatte provoziert Bundespräsident Joachim Gauck einen erneuten Auf- schrei – weil er keine »flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen« erkennt. Feministinnen wenden sich in einem offenen Brief an den Bundespräsi- denten. Ermittlungen gegen den Spitzenkandidaten DPA Linksfraktionschef Gregor Gysi steht erneut unter Verdacht, mit der Stasi gekungelt zu haben. Seit rund 20 Jahren wehrt sich der Politiker gegen die immer wieder vorgetra- genen Vorwürfe. Seine Partei wittert einen »schmutzigen Wahlkampf« gegen ihren besten Mann. KULTURKALENDER KINO | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013 Kinoprogramm 11. 02. – 18. 02. 2013 10 KANUS, 150 SPEERE UND 3 FRAUEN Haus der Berliner Festspiele: Mo 17:15 omenglu, Di – Fr 19:30 omu 18 COMIDAS – 18 MAHLZEITEN Zukunft Berlin 4: 20:45 omu 7 PSYCHOS Acud Berlin 2: Mo – Fr 20:00 omu; B-ware! ladenkino Berlin: Di/Fr 16:15 omu; Casablanca Berlin: Mo – Fr 20:30; Central Hackescher Markt: Mo – Fr 16:15 omu, 21:30 omu; Cinema am Walther-Schreiber-Platz: tägl. 17:30; Moviemento Berlin 1: tägl. 23:30 omu; Sputnik Höfe am Südstern: Mi/Fr 22:15 AL-KHOROUG LEL-NAHAR – COMING FORTH uci Kinowelt Colosseum Berlin: Mo/Fr 20:00 omenglu ALAM LAYSA LANA – A WORLD NOT OURS Cinestar im Sony Center: tägl. 22:30 omenglu ALEXANDRE AJAS MANIAC Central Hackescher Markt: Mo/Di/Do 23:30 omu ANNA KARENINA (2012) Casablanca Berlin: Mo 15:30 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: tägl. 14:30 omu; Rollberg Berlin 4: 19:00 omu Cinestar Event Cinema Berlin: tägl. 19:30 omenglu; Babylon Kreuzbe- rg-Berlin B: Do 17:15 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: Mo 17:00 omu AUSTRALIEN IN 100 TAGEN Weltspiegel Finsterwalde 1 – 2: tägl. 17:30, 20:00 AYER NO TERMINA NUNCA – YESTERDAY NEVER Cinestar cubix Filmpalast: Do 18:00 omenglu BABY BLUES Haus der Kulturen der Welt: tägl. 17:30 omenglu BALKAN MELODIE Babylon Kreuzberg-Berlin B: Mo 17:15 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: Di 17:00 omu; Kant Kino Berlin 1: Fr 14:30; Krokodil Berlin Mo/Fr 20:00 omu KURZMELDUNGEN KONSULTATIONSTEXTE

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POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Nordkorea feiert toten DiktatorVON STEFFEN HEBESTREIT

Foto: rtf

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

SEOUL

Nordkorea feiert den 71. Geburtstag des gestorbenen Ex-Machthabers Kim Jong-il. Das Regime nutzt die Feierlichkeiten und preist seinen Atomtest als großen Erfolg.

Kim Jong-il geb. Juri Irsenowitsch Kim * 16. 02. 1941 † 17. 12. 2011

Der Personenkult im kommunistischen Nord korea um den früheren Machthaber Kim Jong-il ist auch mehr als ein Jahr nach dessen Tod ungebrochen. Das Regime feierteam Samstag in Pjöngjang Kims 71.  Geburtstag mit öffentlichen Massen- versammlungenund Ausstellungen. Außerdem wurden Mili-tärs befördert und verdiente Bürger geehrt. Nordkorea nutzte zudem die Feierlichkeiten noch einmal, um den international verurteilten Atomtest des Landes am vergangenen Dienstag als nationalen Erfolg zu würdigen.

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Kim Jong-il war von 1994 bis 2011 Machthaber in dem weit- gehend abgeschotteten Land. Sein Sohn und Nachfolger Kim Jong Un zollte gemeinsam mit seiner Gattin Ri Sol Ju seinem Vater im Kumsusan-Palast der Sonne in Pjöngjang Respekt, wie die Staatsmedien berichteten. In dem Mausoleum liegen die einbalsamierten Leichname Kim Jong-ils und dessen Vaters, dem als Staatsgründer verehrten Kim-il-Sung.

das leben von kim jong-il

Laut offizieller Biografie wurde Kim Jong-il am 16. Februar 1942 am Fuße des Bergs Paektu geboren. Westliche Quellen gehen in der Regel davon aus, dass er bereits am 16. Februar 1941 in einem sowje- tischen Ausbildungslager im Dorf Wjatskoje bei Chabarowsk geboren wurde, von wo sein Vater Kim Il-sung den Kampf um die Unabhängigkeit Koreas vom Japanischen Kaiserreich während des Zweiten Weltkriegs führte.

Am 22. Juli 1961 wurde er Mitglied der pdak. Am 19. Juni 1964 begann Kim Jong-il seine Arbeit im Zentralkomitee (zk) der pdak. Im September 1973 wurde er zum Sekretär des zk der pdak und am 13. Februar 1974 zum Mitglied des Politbüros des zk der pdak und zum Nachfolger seines Vaters Kim Il-sung gewählt.

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Neue Statuen enthülltIn der Hauptstadt wurden den Berichten zufolge außerdem neue Statuen der beiden früheren Machthaber enthüllt. Der etwa 30 Jahre alte Kim Jong Un war kurz nach dem Tod seines Vaters im Dezember 2011 zum obersten Führer der Partei, des Volkes und der Streitkräfte ausgerufen worden.

Mit dem dritten erfolgreichen Atomtest hätten das Militär und das Volk gegenüber der Welt demonstriert, dass Nordko-rea eine »starke Atommacht« sei, sagte das protokollarische

Das große Denkmal von Kim Il Song and Kim Jong-il Foto: Christian Schulz

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Staatsoberhaupt des Landes, Kim Yong Nam, laut Berichten des Staatsfernsehens. Er sprach dabei in Pjöngjang bei einer Versammlung zu Ehren Kim Jong-ils vor Vertretern der Ar-beiterpartei, des Militärs und der Regierung.

Flugblätter aus dem SüdenEine Gruppe von nordkoreanischen Flüchtlingen in Südkorea schickte unterdessen an Kim Jong-ils Geburtstag erneut gasgefüllte Ballons mit anti-nordkoreanischen Propaganda- Flugblättern über die Grenze in den Norden. Die Aktion fand nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Imjingak-Pavillon an der vier Kilometer breiten militärischen Pufferzone statt.

»So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner von einer Schwalbe angekündigten Geburt am 16. Februar 1942 in einem Partisanen-Camp auf dem heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein.«

H.-D. WERTSE

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Nordkorea habe den Atomtest trotz aller internationaler Warnungen unternommen, wurde Park San Hak, Leiter der der Organisation Kämpfer für ein freies Nordkorea, zitiert. Den Nordkoreanern wolle die Gruppe über die nuklearen Ambitionen ihrer Regierung und deren »Heuchelei« in Kenntnis setzen.

5 DOSSIER Schändliches Erbe des skrupellosen Exzentrikers

5 ONLINE VIDEO Ehrentag in Nordkorea: Armbanduhr von Kim

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FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Börlinn, Berlin Was ist die Stadt?

Diego Agulló (l.) und Dmitry Paranyushkin auf dem Dach der Kunstfabrik am Flutgraben. Foto: C. Schulz

Eine Falle, eine Gefahr, eine 20-Jährige, auf der Suche nach sich selbst? Der Film von Diego Agulló und Dmitry Paranyushkin gibt Ant worten Raum. VON SUSANNE LENZ

FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Für die erste Einstellung muss der Kameramann in die Knie gegangen sein. Man sieht den oberen Teil des Fernsehturms vor einem hellblauen Himmel mit weißen Wolkenfetzen. Ein junger Mann zeigt mit erhobenem Zeigefinger nach oben. Er sagt nur ein Wort: Berlin. Nein, eigentlich sagt er Börlinn, also Berlin mit englischem Akzent.

In der nächsten Szene steht der Mann vor dem Brandenburger Tor, hebt theatralisch beide Arme in die Höhe und sagt: Börlinn. Und so geht es weiter, vor dem Reichstag, an der Oberbaumbrücke, im Café St. Oberholz, am Maybachufer, im Görlitzer Park, im Stattbad Wedding, bei einem Open-Air-Rave am Teufelsberg, in den Toiletten des Berghain. Börlinn, Börlinn, Börlinn, Börlinn. Mal klingt das wie ein Schrei, mal wie eine Frage, mal hört es sich verzweifelt an, mal trium-phierend.

Maybach-Ufer Foto: C. Schulz Teufelsberg Foto: C. Schulz

BERLIN

FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Ein Klischee seiner selbst Der Film ist seit einem guten Monat auf Youtube zu sehen und auf Vimeo, Tausende haben ihn bereits angeklickt. Man kann ihn als eine Art Berlin-Postkarte begreifen.

»Berlin ist ein Klischee seiner selbst«, sagt er. »Was einem als erstes in den Sinn kommt, sind die Partys, die Leere, dass es billig ist.«

Und das alles gebe es ja auch wirklich.

»Man kann hier ein paar Freunde zusammen- trommeln, einen Raum in einer alten Fabrik finden und ein Projekt verwirklichen.«

Der einzige Unterschied zu früher sei, dass diese Fabrik jetzt wahrscheinlich ein bisschen weiter draußen liegen würde. Dmitry Paranyushkin hat seinen Fabrikraum längst gefunden.Er ist im Künstlerhaus am Flutgraben, einer ehemaligen volks- eigenen Reparaturwerkstatt für Busse und Lkws an der Grenze zu Kreuzberg. Er lebt und arbeitet dort in einem riesigen Raum.

Paranyushkin hat den Berlin-Film zusammen mit Diego Agulló gemacht, der auch die Kamera geführt hat. Agulló kommt aus Madrid. Beide sind Anfang dreißig und seit sechs beziehungsweise acht Jahren in der Stadt. Wenn sie erzählen, wie sie herkamen, klingt auch das wie ein Klischee. Diego Agulló wollte in Regensburg seinen Master in Philosophie machen, dafür hatte er ein Stipendium. Doch er kam dort nie an.

Görlitzer Park Foto: C. Schulz

FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

»Ich hörte eine Stimme«, sagt er. Sie befahl ihm, nach Berlin zu gehen. Dmitry Paranyushkin kam mit dem Zug. Er sei am Alexanderplatz ausgestiegen und habe sich zu Hause gefühlt. Berlin würde einem den Raum geben, sich selbst zu finden, sagt er. Vielleicht ist das so, weil er Berlin auch als unfertig empfindet. »Die Stadt ist wie eine 20-Jährige auf der Suche nach sich selbst«, sagt er. Beide halten Berlin für gefährlich, weil es so viel Ablenkung bietet. »Es ist eine Herausforderung für die eigene Disziplin«, sagt Paranyushkin.

Die beiden führen ein Leben, das man sich leisten kann, weil Berlin es einem leicht macht. Diego Agulló nennt die Stadt eine Falle. »Man kommt nicht mehr raus, so wie wir«, sagt er. Er hat ein paar Jahre als Videojockey im Club Felix im Adlon gearbeitet. »Dort habe ich jeden Freitag so viel Geld verdient, dass ich den Rest der Woche etwas anderes machen konnte.« Er insze-nierte dann Happenings und versuchte, in die Szene für experimentelle Musik hineinzukommen. Doch dort gehe es überraschend bürokratisch zu. »Du willst hier auftreten?«, habe man ihm gesagt. »Dann schick uns erstmal eine CD. «

FEUILLETON FILMKUNST | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Orgiastische GebäudebegattungIn Berlin machen die beiden Projekte. Video-Projekte, Tanz- Projekte. Ihr neues Projekt ist der »Humping Pact«. Nur mit Schuhen bekleidet, begatten sie Gebäude, filmen sich dabei und reproduzieren ihre Körper. So entstehen Szenen wie aus seltsamen Orgien. Auch hier spielen Paranyushkin und Agulló mit Loops, mit Wiederholungen, wie im Berlin-Film.

Den Justizpalast in Brüssel haben sie auf diese Weise ver- fremdet, eine Zeche in Essen, eine verlassene Militärbasis in Lettland. Die Arbeiten wurden in der Kunsthalle Charlotten-borg in Kopenhagen gezeigt. Zur Eröffnung der Ausstellung dort machten sie eine Performance. Gerade überlegen Dmitry Paranyushkin und Diego Agulló, welcher Ort in Berlin für das Projekt geeignet sein könnte. Sie denken an die ber-Baustelle. »Die ist ein gutes Beispiel für einen Ort, für den viele Anstren- gungen unternommen werden, aber ohne Ergebnis«, sagt Agulló. Einem Loop also gar nicht unähnlich.

HAUPTARTIKEL IN DER RUBRIK

WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Moore – die Klimaretter

In Deutschland sind Moore heute meist keine wilden Landschaften mehr – sondern in großen Teilen zerstört. Das Verschwinden dieser besonderen Ökosysteme wirkt sich massiv auf Tiere und Pflanzen aus, ebenso auf unser Klima. DPA

Eine Gänseschar zieht ihre Kreise über das Günnemoor. Ein Fuchs läuft über die dichte Schneedecke. Zwischen den vertrockneten Gräsern äsen einige Rehe. Natur pur, könnte man meinen – wären da nicht der Bagger und ein Trekker mit Anhänger, die am Rand des etwa 250 Hektar großen Moors entlang rollen. »Wahrscheinlich müssen die noch einige Löcher auffüllen«, sagt der Biologe Hans-Gerhard Kulp und zeigt auf einen hohen Erdhaufen in der Nähe.

Bis vor wenigen Monaten wurde im Günnemoor im nieder-sächsischen Hambergen Torf für Blumenerde abgebaut, jetzt wird es renaturiert. Mehrere Meter Boden hat das Torfwerk über Jahrzehnte abgetragen und die Heimat vieler Tiere und

WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Pflanzen in eine Ödnis verwandelt. Seit 2008 muss das Unter-nehmen die Abbauflächen nach und nach wiedervernässen. Damit kehrt auch langsam das Leben ins Moor zurück. Tau-sende Kraniche rasten hier jedes Jahr im Herbst auf ihrem Weg in den Süden.

Dartmoor Rannoch MoorBartmeiseFotos: AP

»Das ist auf alle Fälle eine gute Entwicklung«, meint Kulp. Doch bis sich die Natur von dem Kahlschlag erholt hat, wird es lange dauern. So wie im Günnemoor sieht es in vielen Mooren in Deutschland aus. »Der Torfabbau ist dabei nur der augen-scheinlichste Eingriff. Ein viel größeres Problem ist die Landwirt-schaft«, sagt der Experte von der Aktion Moorschutz.

95  Prozent der deutschen Moore gelten als zerstört. Der Mensch hat sie trocken gelegt, aufgeforstet, als Äcker und Weiden genutzt.

WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Moore sind Kohlenstoffsenken. In ihnen lagert nach Anga-ben der Umweltschutzorganisation Nabu doppelt so viel Kohlendioxid wie in allen Wäldern der Welt. Werden sie zer-stört, setzen sie in kurzer Zeit große Mengen co2 und andere Treibhausgase frei.

Bereits in den 1970er Jahren verpflichtete sich Deutschland in einer internationalen Konvention, seine Feuchtgebiete, zu denen auch die Moore gehören, zu bewahren. Der Welttag zum Schutz der Feuchtgebiete am 2. Februar erinnert seit 1997 an dieses Abkommen. An diesem Tag soll auf den besonderen Wert von Mooren und Flussufern als Nahrungs- und Wasser-reserven für den Menschen hinweisen. Umweltschutzgrup-pen und staatliche Ämter organisieren zahlreiche Informati-onsveranstaltungen.

In jüngster Zeit tut sich etwas beim Moorschutz – befeuert von der Erkenntnis, welche Rolle die Moore beim Klimawan-del spielen. »Momentan ist ein bisschen Schwung drin. Die An-strengungen in den letzten Jahren reichen aber nicht«, sagt der Nabu-Moorexperte Felix Grützmacher. Auch der wwf drängt Bund und Länder zu mehr Engagement, vor allem in finanzi-eller Hinsicht. »Ein Moor zu renaturieren ist sehr kostspielig«, sagt die Naturschutz-Leiterin Diana Pretzell.

Die Umweltverbände und lokalen Initiativen könnten das alleine gar nicht stemmen.

Klimazertifikate sollen jetzt den Moorschutz rund um Bre-men und im Nordwesten von Niedersachsen voranbringen. Moorland heißt das Projekt von bund und Tourismusbehör-den. Für 20 Euro kann jeder symbolisch sein eigenes Stück Moor erwerben, in dem über eine Laufzeit von 20  Jahren

Ökosystem MoorFoto: A. Brock

Moorfrosch in der Graal-Müritz an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern Foto: A. Brock

eine Tonne Treibhausgase gespeichert wird. 2675 Zertifikate stehen ab Frühjahr zum Verkauf. Sind alle vergeben, werden knapp 230 000 Quadratmeter im Dorumer Moor bei Bremer-

Wollgras Foto: A. Brock

haven wiedervernässt. Ähnliche Emissionszertifikate, Moor-futures genannt, bieten seit Herbst 2011 Mecklenburg- Vorpommern und seit vergangenem Jahr Brandenburg an. Alle diese Projekte sind auf Jahrzehnte angelegt – zurecht,

WISSEN KLIMAWANDEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

ARTIKEL IN RUBRIK

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Auf dem Klapptisch dampft Tomatensuppe, daneben wartet ein neuseeländischer Rotwein im grünen und rosafarbenen Plastikbecher – Pinot noir. Hinter dem Abendbrottisch ver-sinkt langsam die Sonne im Pazifik. Meine Füße graben sich im Sand ein. Auf dem Tisch liegen ein paar Grashalme. Weit und breit keine Menschenseele. Nur wir. Und unser weißer Van.

Tagsüber fährt er uns kreuz und quer durch Neuseeland, nachts schlafen wir im eingebauten Bett. Mahlzeiten und Kaf fee bereiten wir in den nächsten vier Wochen auf den zwei Herdplatten des eingebauten Camping-Kochers zu. Wir ha-ben keinen Kühlschrank, aber gute Laune.

Toiletten und Trinkwasser gibt es nebenan auf dem Parkplatz. Die öffentlichen wcs sind in Neuseeland sehr sauber. Man könnte dort glatt vom Fußboden essen. Aber wir speisen trotzdem lieber vom Teller – schöne Aussicht inklusive.

Die Landschaft wirkt wie von einem Künstler in dessen in-tensivsten Farben gemalt. Denn so ganz legal ist freedom camping in Neuseeland seit einiger Zeit nicht mehr.

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Campen und Parken streng untersagtBislang galt das Land als Dorado für Camper. Flotten gemie-teter Wohnmobile und Camper-Vans schlängeln sich jedes Jahr zur Hochsaison durch die kurvenreichen Straßen der zwei Inseln. Besonders reizvoll für Aussteiger und Langzeit- Urlauber: die Aussicht, fast überall campen zu können und zwar gratis. Die Devise: Hauptsache schön.

Foto: Katalin Valeš

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Campen am Meer, vor einem Vulkan, neben einem blubbern-den Schlammloch, mitten im Wald oder direkt am Ufer eines klaren Bergsees. Wer bisher nach Neuseeland reiste und nicht zu viel Wert auf großen Komfort legte, konnte in seinem Rei-sebudget getrost auf teure Campingplätze oder Hotels ver-zichten. Zumal es hier sehr viele hygienisch einwandfreie wie kostenlose sanitäre Anlagen gibt.

Zu zahlen war also lediglich die Miete für das Wohnmobil zu- mindest für jene, die bislang die klassischen Campingplätze mit den üblichen Gebührensätzen gemieden haben. Bislang. Denn es hat sich einiges getan: Viele kostenlose Rast- und Parkplätze landesweit sind mittlerweile mit Verbotsschildern ausgestattet. Campen und Parken über Nacht streng unter-sagt! Wer sich nicht daran hält, riskiert saftige Strafen von mindestens 200 Neuseeländischen Dollar. Umgerechnet sind das um die 120 Euro.

Jede Region hat eigene RegelnAm 30. August 2011 wurde in Neuseeland der Freedom Cam-ping Act erlassen – ein Gesetz über das wilde Campen. Nun konnten Touristen erstmals zur Verantwortung gezogen wer-den, wenn sie an Orten campierten, an denen dies explizit verboten ist.

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Neuseeland Wildes Campen

Früher galt Neuseeland als Dorado für Camper. Weil Müll und Fäkalien zu einem Problem wurden, hat das Land strengere Regeln erlassen.VON KATALIN VALEŠ

Port Jackson, Neuseeland Foto: Katalin Valeš

HAUPTARTIKEL IN RUBRIK

POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Ich entscheide was mit meinen Daten passiert DPA

Die EU-Justizkommissarin Viviane Reding spricht im Interview über die Frauenquote, die Arbeit von Lobbyisten und digitale Bürgerrechte im Internet.

Nur eine Vision, aber schon berühmt DPA

Foto: MIPIM

The:Square³ in Alt-Hohenschönhausen ist für den Immobilien- Oscar nominiert. Der höchste Preis der Immobilienmesse mipim wird im März im französischen Cannes vergeben.

POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Gauck provoziert einen neuen Aufschrei DPA

Mit seinen Äußerungen zur Sexismus-Debatte provoziert Bundespräsident Joachim Gauck einen erneuten Auf- schrei – weil er keine »flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen« erkennt. Feministinnen wenden sich in einem offenen Brief an den Bundespräsi- denten.

Ermittlungen gegen den Spitzenkandidaten DPA

Linksfraktionschef Gregor Gysi steht erneut unter Verdacht, mit der Stasi gekungelt zu haben. Seit rund 20 Jahren wehrt sich der Politiker gegen die immer wieder vorgetra- genen Vorwürfe. Seine Partei wittert einen »schmutzigen Wahlkampf« gegen ihren besten Mann.

KULTURKALENDER KINO | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Kinoprogramm 11. 02. – 18. 02. 2013

10 KANUS, 150 SPEERE UND 3 FRAUEN Haus der Berliner Festspiele: Mo 17:15 omenglu, Di – Fr 19:30 omu 18 COMIDAS – 18 MAHLZEITEN Zukunft Berlin 4: 20:45 omu 7 PSYCHOS Acud Berlin 2: Mo – Fr 20:00 omu; B-ware! ladenkino Berlin: Di/Fr 16:15 omu; Casablanca Berlin: Mo – Fr 20:30; Central Hackescher Markt: Mo – Fr 16:15 omu, 21:30 omu; Cinema am Walther-Schreiber-Platz: tägl. 17:30; Moviemento Berlin 1: tägl. 23:30 omu; Sputnik Höfe am Südstern: Mi/Fr 22:15 AL-KHOROUG LEL-NAHAR – COMING FORTH uci Kinowelt Colosseum Berlin: Mo/Fr 20:00 omengluALAM LAYSA LANA – A WORLD NOT OURS Cinestar im Sony Center: tägl. 22:30 omenglu ALEXANDRE AJAS MANIAC Central Hackescher Markt:Mo/Di/Do 23:30 omuANNA KARENINA (2012) Casablanca Berlin: Mo 15:30 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: tägl. 14:30 omu; Rollberg Berlin 4: 19:00 omu Cinestar Event Cinema Berlin: tägl. 19:30 omenglu; Babylon Kreuzbe-rg-Berlin B: Do 17:15 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: Mo 17:00 omu AUSTRALIEN IN 100 TAGEN Weltspiegel Finsterwalde 1 – 2: tägl. 17:30, 20:00 AYER NO TERMINA NUNCA – YESTERDAY NEVER Cinestar cubix Filmpalast: Do 18:00 omenglu BABY BLUES Haus der Kulturen der Welt: tägl. 17:30 omenglu BALKAN MELODIE Babylon Kreuzberg-Berlin B: Mo 17:15 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: Di 17:00 omu; Kant Kino Berlin 1: Fr 14:30; Krokodil Berlin Mo/Fr 20:00 omu

KURZMELDUNGEN

KONSULTATIONSTEXTE

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ZEITUNGArtikel (große Schrift)

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Nordkorea feiert toten DiktatorVON STEFFEN HEBESTREIT

Foto: rtf

No. 3 am 09. 02. 2013

Nordkorea feiert toten Diktator 5 POLITIK

Im GoldrauschDie Bundesbank ver­lagert einen Groß teil ihrer Goldreserven nach Deutschland

5 WIRTSCHAFT

Anti-RevolverheldObama will so drastisch wie keiner seiner Vor­gänger gegen alltägliche Gewalt vorgehen.

5 POLITIK

| RESSORTS

Themen des Tages Politik Wirtschaft Sport

Meinung

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Berlin

Horizonte

Extra: Reisen Extra: Kulturkalender

| RESSORT POLITIK

Transall steuern Bamako an:Bundeswehr in Mali

Tote bei Anschlag in Kabul

Sterne für den Tierschutz

Der Anti-Revolverheld: neue US­Waffengesetze

Das Mördergewehr von Newton

Click to Kill

Kraftmeier aus Kanada: Der Prediger Tahir ul Qadri

Afrika: Manche Straßen halten nur vier Jahre

Algerien: Al­Kaida erobert Gasfeld und nimmt Geiseln.

Nordkorea feiert seinen toten Diktator

| RESSORT POLITIK

Interview: Der Mut der Bischöfe wurde unterschätzt

Nachrichten

Wirrwarr als System: staatliche Familien leistungen

Bei der SPD am besten aufgehoben: Peer Steinbrück

| EXTRA: REISEN

Verrückte Event- Orte weltweit

Auf den Spuren des Papstes in Rom

Kurzurlaub in Mecklenburg- Vorpommern

Hotel-Schnäppchen für die Ostertage

Reisemesse ITB Schönheit und Scheuklappen

Neuseeland Wildes Campen

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

SEOUL

Nordkorea feiert den 71. Geburtstag des gestorbenen Ex-Machthabers Kim Jong-il. Das Regime nutzt die Feierlichkeiten und preist seinen Atom test als großen Erfolg.

Kim Jong-il geb. Juri Irsenowitsch Kim

* 16. 02. 1941† 17. 12. 2011

Der Personenkult im kommunis tischen Nordkorea um den früheren Machthaber Kim Jong-il ist auch mehr als ein Jahr nach dessen Tod unge brochen. Das Regime feierte am Samstag in Pjöngjang Kims 71. Geburtstag mit öffentlichen Massen ver- sammlungen und Ausstellungen. Außerdem wurden Militärs befördert und verdiente Bürger geehrt. Nordkorea nutzte zudem die Feierlich-

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

das leben von kim jong-il

Laut offizieller Biografie wurde Kim Jong-il am 16. Februar 1942 am Fuße des Bergs Paektu geboren. Westliche Quellen gehen in der Regel davon aus, dass er bereits am 16. Februar 1941 in einem Ausbildungs lager im Dorf Wjatskoje bei Chabarowsk geboren wurde, von wo sein Vater Kim Il-sung den Kampf um die Unabhängigkeit Koreas vom Japanischen Kaiserreich während des Zweiten Weltkriegs führte.

Am 22. Juli 1961 wurde er Mitglied der pdak. Am 19. Juni 1964 begann Kim Jong-il seine Arbeit im Zentralkomitee (zk) der pdak. Im September 1973 wurde er zum Sekretär des zk der pdak und am 13. Februar 1974 zum Mitglied des Politbüros des zk der pdak und zum Nachfolger seines Vaters Kim Il-sung gewählt.

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Neue Statuen enthülltIn der Hauptstadt wurden den Berichten zufolge außerdem neue Statuen der beiden früheren Machthaber enthüllt. Der etwa 30 Jahre alte Kim Jong-un war kurz nach dem Tod seines Vaters im Dezember 2011 zum obersten Führer der Partei, des Volkes und der Streitkräfte ausgerufen worden.

Das große Denkmal von Kim Il-song and Kim Jong-il Foto: AP

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

»So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner von einer Schwalbe angekündigten Geburt am 16. Februar 1942 in einem Partisanen­ Camp auf dem heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein.« H.-D. WERTSE

Mit dem dritten erfolgreichen Atomtest hätten das Militär und das Volk gegenüber der Welt demonstriert, dass Nordkorea eine »starke Atom­ macht« sei, sagte das protokollarische Staatsober- haupt des Landes, Kim Yong Nam, laut Berichten des Staatsfernsehens. Er sprach dabei in Pjöngjang bei einer Versammlung zu Ehren Kim Jong-ils vor Vertretern der Arbeiterpartei, des Militärs und der Regierung.

Flugblätter aus dem SüdenEine Gruppe von nordkoreanischen Flüchtlingen in Südkorea schickte unterdessen an Kim Jong-ils

POLITIK LEITARTIKEL | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Nordkorea habe den Atomtest trotz aller inter- nationaler Warnungen unternommen, wurde Park San Hak, Leiter der der Organisation Kämpfer für ein freies Nordkorea, zitiert. Den Nordkorea-nern wolle die Gruppe über die nuklearen Ambi tionen ihrer Regierung und deren »Heuchelei« in Kenntnis setzen.

5 DOSSIER Schändliches Erbe des skrupellosen Exzentrikers

5 ONLINE VIDEO Ehrentag in Nordkorea: Armbanduhr von Kim

POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Ich entscheide was mit meinen Daten passiert

Die eu-Justizkommissarin Viviane Reding spricht im Interview über die Frauenquote, die Arbeit von Lobbyisten und Bürgerrechte im Internet. DPA

Nur eine Vision, aber schon berühmt

The:Square ³ in Alt-Hohenschönhausen ist für den Immobilien-Oscar nominiert. Der höchste Preis der Immobilienmesse mipim wird im März im französischen Cannes vergeben. DPA

Foto: MIPIM

POLITIK NACHRICHTEN | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Gauck provoziert einen neuen Aufschrei DPA

Mit seinen Äußerungen zur Sexismus-Debatte provoziert Bundespräsident Joachim Gauck einen erneuten Aufschrei – weil er keine »flächen­ deckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen« erkennt. Feministinnen wenden sich in einem offenen Brief an den Bundespräsidenten.

Ermittlungen gegen den Spitzenkandidaten DPA

Linksfraktionschef Gregor Gysi steht erneut unter Verdacht, mit der Stasi gekungelt zu haben. Seit rund zwanzig Jahren wehrt sich der Politiker gegen die immer wieder vorgetragenen Vor- würfe. Seine Partei wittert einen »schmutzigen Wahlkampf« gegen ihren besten Mann.

KULTURKALENDER | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Kinoprogramm 11. 02. – 18. 02. 2013

10 KANUS, 150 SPEERE UND 3 FRAUEN Haus der Berliner Festspiele: Mo 17:15 omenglu, Di – Fr 19:30 omu 18 COMIDAS – 18 MAHLZEITEN Zukunft Berlin 4: 20:45 omu 7 PSYCHOS Acud Berlin 2: Mo – Fr 20:00 omu; B-ware! Ladenkino Berlin: Di/Fr 16:15 omu; Casablanca Berlin: Mo – Fr 20:30; Central Hackescher Markt: Mo – Fr 16:15 omu, 21:30 omu; Cinema am Walther-Schreiber-Platz: tägl. 17:30; Moviemento Berlin 1: tägl. 23:30 omu; Sputnik Höfe am Südstern: Mi/Fr 22:15 AL-KHOROUG LEL-NAHAR – COMING FORTH uci Kinowelt Colosseum Berlin: Mo/Fr 20:00 omenglu ALAM LAYSA LANA – A WORLD NOT OURS Cinestar im Sony Center: tägl. 22:30 omenglu ALEXANDRE AJAS MANIAC Central Hackescher Markt Mo/Di/Do 23:30 omu ANNA KARENINA (2012) Casablanca Berlin: Mo 15:30 Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: tägl. 14:30 omu; Rollberg Berlin: 19:00 omu; Cinestar Event Cinema Berlin: tägl. 19:30; Babylon Kreuzberg-Berlin B: Do 17:15; Hackesche Hoefe Kino Berlin 4: Mo 17:00 omu AUSTRALIEN IN 100 TAGEN Weltspiegel Finsterwalde: tägl. 17:30, 20:00 AYER NO TERMINA NUNCA – YESTERDAY NEVER Cinestar cubix Filmpalast: Do 18:00 omenglu

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Neuseeland Wildes Campen

Früher galt Neuseeland als Dorado für Camper. Weil Müll und Fäkalien zu einem Problem wurden, hat das Land strengere Regeln erlassen. VON KATALIN VALEŠ

Port Jackson, Neuseeland Foto: Katalin Valeš

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Auf dem Klapptisch dampft Tomatensuppe, daneben wartet ein neuseeländischer Rotwein im grünen und rosafarbenen Plastikbecher – Pinot noir. Hinter dem Abendbrottisch versinkt langsam die Sonne im Pazifik. Meine Füße graben sich im Sand ein. Auf dem Tisch liegen ein paar Grashalme. Weit und breit keine Menschenseele. Nur wir. Und unser weißer Van.

Tagsüber fährt er uns kreuz und quer durch Neuseeland, nachts schlafen wir im eingebauten Bett. Mahlzeiten und Kaffee bereiten wir in den nächsten vier Wochen auf den zwei Herd plat - ten des eingebauten Camping-Kochers zu. Wir haben keinen Kühlschrank, aber gute Laune.

Toiletten und Trinkwasser gibt es nebenan auf dem Parkplatz. Die öffentlichen wcs sind in Neuseeland sehr sauber. Man könnte dort glatt vom Fußboden essen. Aber wir speisen trotz- dem lieber vom Teller – schöne Aussicht inklusive.

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Die Landschaft wirkt wie von einem Künstler in dessen intensivsten Farben gemalt. Denn so ganz legal ist freedom camping in Neuseeland seit einiger Zeit nicht mehr. Ganz verboten aber auch nicht.

Foto: Katalin Valeš

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Campen und Parken streng untersagtBislang galt das Land als Dorado für Flotten gemieteter Wohnmobile und Camper-Vans schlängeln sich jedes Jahr zur Hochsaison durch die kurvenreichen Straßen der zwei Inseln. Besonders reizvoll für Aussteiger und Langzeit- Urlauber: die Aussicht, fast überall campen zu können und zwar gratis. Hauptsache schön.

Campen am Meer, vor einem Vulkan, neben einem blubbernden Schlammloch, mitten im Wald oder direkt am Ufer eines klaren Bergsees. Wer bisher nach Neuseeland reiste und nicht zu viel Wert auf großen Komfort legte, konnte in seinem Reise - budget getrost auf teure Campingplätze oder Hotels verzichten. Zumal es hier sehr viele hygienisch einwandfreie wie kostenlose sanitäre Anlagen gibt.

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Zu zahlen war also lediglich die Miete für das Wohnmobil – zumindest für jene, die bislang die klassischen Campingplätze mit den üblichen Gebührensätzen gemieden haben. Denn es hat sich einiges getan: Viele kosten lose Rast- und Park - plätze landesweit sind mittlerweile mit Verbots- schildern ausgestattet. Campen und Parken über Nacht streng untersagt! Wer sich nicht daran hält, riskiert saftige Strafen von mindestens 200 Neuseeländischen Dollar. Umgerechnet sind das um die 120 Euro.

Jede Region hat eigene RegelnDer Grund: Am 30. August 2011 wurde in Neusee - land der Freedom Camping Act erlassen – ein Gesetz über das wilde Campen. Nun konnten Touristen erstmals zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie an Orten campierten, an denen dies explizit verboten ist.

REISEN NEUSEELAND | Berliner Zeitung No. 3 am 09. 02. 2013

Reisemobilen ohne Abwassertank und wc ist freedom camping in der Regel ohnehin untersagt. Sie dürfen auch nicht auf jeden Campingplatz. Doch auch Wohnwagen mit sanitären Einrich tungen sind nicht mehr überall erwünscht.

Für Touristen und Einheimische gleichermaßen verwirrend: Das neue Gesetz verbietet freedom camping nicht generell. Was wo erlaubt und verboten ist, unterscheidet sich von Region zu Region. Die Behörden erwarten daher, dass sich Gäste in den zahlreichen Touristenbüros oder im Internet über mögliche Stellplätze informieren oder gleich einen (kostenpflichtigen) Campingplatz ansteuern.

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