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Zeitung für den Unfallrisiko und Entsorgungslüge Sieben Atomkraftwerke Kredite für den Bau neuer Atomkraftwerke? Vor einem Jahr gewannen SPD und Bündnis 90/Die Grünen die Bundestagswahlen. Die rot- grüne Bundesregierung hatte den klaren Wäh- lerauftrag, aus der Atomenergie auszusteigen. Jetzt droht alles am Widerstand der Atom- kraftwerksbetreiber, an Bundeskanzler Ger- hard Schröder und an Wirtschaftsminister Werner Müller, dem ehemaligen Manager des Atomkraftwerksbetreibers VEBA, zu schei- tern. In der Regierung wird nur noch darüber disku- tiert, ob man in dieser Legislaturperiode mögli- cherweise eines der beiden altersschwachen Mini-Atomkraftwerke Obrigheim oder Stade „im Konsens“ mit den Atomkraftwerksbetreibern vom Netz nehmen soll. Das Abschalten von Obrigheim (d.h. von 1,7 Prozent der atomaren Leistung in Deutschland) bzw. von Stade (3,1 Prozent) soll der Öffentlichkeit als Atomausstieg verkauft werden. Für dieses „Zugeständnis“ der Atomfirmen soll die Regierung den Weiterbetrieb der verbleiben- den 18 Atomkraftwerke langfristig absichern. Beispielsweise durch die Genehmigung standort- naher Zwischenlager. Doch die Regierung scheint nicht nur den Atomausstieg in Deutschland zu vermasseln. Bundeskanzler Schröder möchte dem deutschen Reaktorhersteller Siemens zuliebe sogar den Bau zahlreicher neuer Atomkraftwerke im benachbar- ten Ausland unterstützen. In der Ukraine will Schröder die Fertigstellung der beiden hochge- fährlichen Atomkraftwerke Khmelnitzki-2 und Rowno-4 finanzieren, die seit über 13 Jahren als Bauruinen vor sich hinrosten. Ein Zurückzahlen der Staatskredite ist für die Ukraine nur möglich, wenn Atomstrom gegen harte Devisen in den Westen geliefert werden kann. Sollte die Bundesregierung diese Kraftwerke unterstützen, dann steht als nächstes die Finan- zierung von zwei vergleichbaren Projekten in Rußland (Rostov-1, Kalinin-3) auf der Tagesord- nung. Siemens buhlt auch um eine Anschluß- finanzierung zur Errichtung des deutsch-russi- schen Atomkraftwerks WWER-640 in der Nähe von St. Petersburg. Für den Bau des Atomkraft- werks Akkuyu in der erdbebengefährdeten Türkei erwartet Siemens eine staatliche Hermes-Bürg- schaft. Und an der Finanzierung des brasiliani- schen Atomkraftwerks Angra-3 möchte sich nach Informationen von Ux Weekly die Dresdner Bank sowie die deutsche Staatsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Bundesfinanzminister Hans Eichel untersteht, beteiligen. Wenn es in der Re- gierung Schröder nicht ganz schnell eine eindeu- tige Festlegung für eine glasklare Anti-Atom-Po- litik gibt, könnte die Bilanz am Ende der Legisla- turperiode in der Abschaltung eines deutschen Atomkraftwerks und in der Finanzierung von bis zu 7 neuen Atomkraftwerken bestehen. pau Finanzierung neuer Atomkraftwerke Seite 4, Ausstiegsverhandlungen Seite 6 Alternativen Nur die Energiewende schafft Arbeitsplätze Neben der Energiepolitik gibt es kaum einen anderen Politikbereich, in dem die Alternati- ven so oft, so detailliert und in jeder Hinsicht so überzeugend dargelegt wurden. Mit den Studien, die die Möglichkeit einer En- ergiebereitstellung ohne Atomstrom und mit im- mer weniger fossilen Energieträgern durchkalku- lieren, ließen sich ganze Bibliotheken füllen. Der Windenergieboom in Deutschland und die ständi- gen Versuche der großen Energieversorger, die Windenergie auf 5 Prozent der Stromerzeugung zu deckeln, sind der beste Beweis dafür, daß sich eine alternative Energiewirtschaft relativ schnell aufbauen läßt. Faire Rahmenbedingungen vor- ausgesetzt. Doch müssen wir uns zwischen zwei Alternativen entscheiden: Yello-Strom aus hoch- gefährlichen Atomkraftwerken und aus fossilen Großkraftwerken oder Energiesparen, Kraft-Wär- me-Kopplung und Sonne, Wind, Wasser und Bio- masse. Diese Alternativen sind nicht zuletzt zwei mögliche Pfade in der Arbeitsmarkt- und Stand- ortpolitik Deutschlands. Denn billiger Yello-Strom wird mit wenig Arbeitseinsatz produziert. Die En- ergie- und Atomwirtschaft entläßt schon jetzt tausende von Arbeitskräften. Sie möchte ihre Kraftwerke künftig verstärkt im Ausland betrei- ben und den (Atom-)Strom nach Deutschland im- portieren. Deutschland wird zum Stromhandels- land mit einem Minimum an Arbeitsplätzen. Eine ökologische Energiewende bietet hingegen nicht nur die Chance auf den Erhalt tausender von Arbeitsplätzen. Zahlreiche Wirtschafts-Gutachten belegen zu- dem, daß bei einem Atomausstieg und einem Ein- stieg in effiziente und regenerative Energietech- niken mehrere hunderttausend Dauer-Arbeits- plätze neu entstehen könnten. Investitionen in Energiesparmaßnahmen, Kraft-Wärme-Kopplung sowie in Solar- und Windenergie sind finanzier- bar, wenn die Strompreise so bleiben wie sie sind und schaffen gleichzeitig neue Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Unternehmen. Umwelt- schutz ist ein arbeitsplatzschaffender Wachs- tumsmarkt. pau Weitere Berichte Seite 5 Eine Information des Aktionsbündnisses Atomausstieg Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutsch- land (BUND) GRÜNE LIGA Na- turschutzbund Deutschland (NABU) Deutsche Atom- kraftwerke sind ... hoch subventioniert Weil sie steuerfrei milliardenschwere Atomrückstellungen bilden dürfen Seite 2 ... extrem unterversichert Weil das Risiko eines Atomunfalls bei weitem nicht versichert ist Seite 2 ... erstaunlich unsicher Weil bei ihrem Bau viele Unfall- ursachen überhaupt noch nicht bekannt waren Seite 3 Die Atomwirtschaft ist ... unfair Weil sie überzogene Restlaufzeiten verlangt und die Sicherheitstechnik in Zukunft nicht mehr auf dem neuesten Stand halten will Seite 6 ... unverbesserlich Weil Sie neue Atomkraftwerke in Ost- europa bauen und Atomstrom nach Deutschland importieren will Seite 4 Was tun? Helfen Sie der Bundes- regierung auf die Sprünge! Unterschreiben Sie für eine andere Atompolitik Seite 7/8 Helfen Sie der Atomwirt- schaft auf die Sprünge Wie Sie den Atomkraftwerksbetreibern Beine machen können Seite 7/8 Verteilen Sie diese Zeitung! Helfen Sie mit, diese Zeitung zu ver- teilen. Machen Sie doch einfach dem- nächst einen kleinen Abendspaziergang und verteilen Sie 50 oder 100 Zeitun- gen in die Briefkästen in Ihrer Nach- barschaft. Vielleicht haben Sie ein we- nig mehr Zeit und können 500, 1000 oder sogar 2000 Zeitungen verteilen. Entscheidend ist weniger, wie viel Sie verteilen. Entscheidend ist, daß sie mit- machen. Einfach jetzt gleich bestellen! Rücksendecoupon Seite 7/8 Spenden Sie für diese Kampagne Diese Zeitung soll massenhaft in der Bevölkerung verteilt werden. Das kostet viel Geld. Helfen Sie uns mit einer Spende. Spendenkonto: IPPNW, Konto-Nr. 60042447, Sparkasse Ra- statt, BLZ 665 500 70, Stichwort: „Atomausstieg“ (Bitte Anschrift ange- ben, dann erhalten Sie für Spenden ab 20 DM eine Spendenbescheinigung). Uranreserven Der Brennstoff der Atomkraftwerke ist ebenso wie Öl, Gas und Kohle ein be- grenzt vorhandener Rohstoff. Nach Angaben des Atomkraftwerksherstel- lers Siemens beträgt die Reichweite der Uranreserven beim Einsatz in Atom- kraftwerken 90 Jahre, mit „Brennstoff- recycling“ 140 Jahre. Würde sich die Zahl der Atomkraftwerke, wie von Sie- mens immer wieder gefordert, erhöhen, nähme die Reichweite deutlich ab. Die Nutzung des Urans für wenige Jahr- zehnte steht in keinem vernünftigen Verhältnis zur Produktion von Atom- müll, der für Jahrhunderttausende eine Gefahr für die Menschheit darstellt. pau Das Aktionsbündnis Atomausstieg bringt diese Zeitung heraus, um den gesellschaftlichen Druck für den Ausstieg aus der Atomenergie zu erhöhen. Das Bündnis besteht aus folgenden Organisationen: Die Atomkatastrophe in Tschernobyl und der Atomunfall in Japan haben deutlich gemacht, daß in Ost und West Atomtechnik gefährlich versagen kann. Hinzu kommt, daß niemand weiß, wie der Atommüll für Jahrtausende si- cher gelagert werden kann. Das Verschieben des Atommülls von den Atomkraftwerken in Wiederaufarbeitungsanlagen und in atomare Zwischenlager versucht über die Tatsache hinwegzutäuschen, daß es weder in Deutsch- land noch anderswo auch nur ein einziges ge- nehmigtes Endlager für hochradioaktiven Atommüll gibt. Trotz jahrzehntelanger intensi- ver Suche. Auch das geltende Atomgesetz verlangt eine Lösung des Atommüllproblems. Entweder durch eine „schadlose Verwertung“ radioaktiver Ab- fälle oder durch eine direkte Endlagerung. Da die Wiederaufarbeitung keine schadlose Verwertung ist, sondern die Menge des Atommülls noch ver- größert, und ein atomares Endlager weder vor- handen noch in Sicht ist, ist die Entsorgung de facto ungelöst. Für diesen Fall sieht das Gesetz den Entzug der Betriebsgenehmigungen vor. Deutschland droht im Atommüll zu ersticken. Die vorhandenen Lagerbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe von sechs Kraftwerken sind vor- aussichtlich im August des Jahres 2000 voll. Dann droht ihnen die Stillegung, wenn der Atom- müll nicht abtransportiert werden kann. Das aber ist derzeit nicht möglich. 1998 hatte die damalige Atomministerin Angela Merkel einen Stopp für Atommülltransporte verhängt, weil die Atom- müll-Behälter außen bis zu 1000 mal stärker ver- strahlt waren als erlaubt. Und obendrein ver- schwiegen die Atomkraftwerksbetreiber der Regierung Kohl jahrelang die systematischen Grenzwertüberschreitungen. Die vom Atomge- setz zwingend geforderte Zuverlässigkeit der Betreiber ist damit massiv in Zweifel gezogen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an den sogenannten „Transnuklearskandal“, bei dem tausende Atommüll-Fässer illegal verscho- ben, Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt und Arbeiter verstrahlt wurden. Auch was die Sicherheitstechnik angeht steht der Betrieb der deutschen Atomkraftwerke auf tönernen Füßen. Das Sicherheitskonzept der neuesten deutschen Atomkraftwerke stammt aus den 70er Jahren. Neue Erkenntnisse, die durch die Atomkatastrophen in Harrisburg und Tschern- obyl gewonnen wurden, fanden daher noch keine Berücksichtigung. Nachrüstungen konnten we- sentliche Sicherheitsdefizite nicht beheben. Bei- spielsweise sind die deutschen Anlagen nicht ge- schützt gegen hochgefährliche Wasserstoffex- plosionen. Auch verfügen sie über kein zweites Abschaltsystem für den Notfall, wie es heute ge- fordert wird. Aus diesen Gründen wären sie heu- te nach geltendem Atomrecht nicht mehr geneh- migungsfähig. Sie entsprechen nicht mehr dem vom Atomgesetz geforderten „Stand von Wissen- schaft und Technik“. Ein weiterer Grund, sie end- lich abzuschalten. Schadenersatz nur für Atomkraftwerksbetreiber? Alle diese Argumente zeigen, daß ein Atom- ausstieg überfällig und machbar ist. Doch die Bundesregierung hat Angst vor den Schadener- satzforderungen der Atomlobby. Dabei berück- sichtigt sie nicht die unzähligen menschlichen Opfer sowie die materiellen Verluste der Bevölke- rung im Falle einer Atomkatastrophe. Keine Ver- sicherung würde für diese „Schäden“ geradeste- hen. Denn die Atomenergienutzung ist weitge- hend von der Haftpflichtversicherung befreit. Nach Angaben des Handelsblattes blieben ihr so bislang 230 Milliarden DM Versicherungsprämi- en erspart. Wir alle sollen den Schaden selbst tragen, wenn er einmal eintreten sollte. Wer ent- schädigt uns für das Risiko, das wir alle tragen? Die Bundesregierung ist gefordert, Leben und Ge- sundheit der Bevölkerung vor den Gefahren der Atomenergie zu schützen. Vor diesen Gefahren gibt es jedoch nur einen zuverlässigen Schutz: Atomkraftwerke endlich stillzulegen. pau/och Weitere Berichte Seite 2 Fordern Sie mit ihrer Unterschrift die Stillegung der Atomkraftwerke (Rücksende-Coupon auf der letzten Seite dieser Zeitung). AK „Keine Castorhalle in Lingen” Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim Anti-Atom-Plenum Berlin Arbeitskreis gegen Atomanlagen Dresden Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau Bürgerinitiative Kernenergie Greifswald Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus” Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg Bund der Energieverbraucher Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizi- stinnen und Polizisten Dachverband der Oberfälzer Bürgerinitiativen gegen die Errichtung von Atomanlagen Dachverband der kritischen Ak- tionärinnen und Aktionäre David gegen Goliath Eltern für unbelastete Nahrung Jugend im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUNDjugend) Koordinationskreis Siemens-Boykott Redaktion anti atom aktuell (aaa) Regionalplenum Hessen Baden der Initiativen ge- gen Atomanlagen urgewald WEED – Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung 4. Auflage! Gedruckte Gesamtauflage 1.000.000 Exemplare! Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. Europäische Sonnenenergie Vereinigung e. V.

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Zeitung für den

Unfallrisiko und Entsorgungslüge

Sieben Atomkraftwerke

Kredite für den Bau neuer Atomkraftwerke?

Vor einem Jahr gewannen SPD und Bündnis 90/Die Grünen die Bundestagswahlen. Die rot-grüne Bundesregierung hatte den klaren Wäh-lerauftrag, aus der Atomenergie auszusteigen. Jetzt droht alles am Widerstand der Atom-kraftwerksbetreiber, an Bundeskanzler Ger-hard Schröder und an Wirtschaftsminister Werner Müller, dem ehemaligen Manager des Atomkraftwerksbetreibers VEBA, zu schei-tern.

In der Regierung wird nur noch darüber disku-tiert, ob man in dieser Legislaturperiode mögli-cherweise eines der beiden altersschwachen Mini-Atomkraftwerke Obrigheim oder Stade „im Konsens“ mit den Atomkraftwerksbetreibern vom Netz nehmen soll. Das Abschalten von Obrigheim (d.h. von 1,7 Prozent der atomaren Leistung in Deutschland) bzw. von Stade (3,1 Prozent) soll der Öffentlichkeit als Atomausstieg verkauft werden. Für dieses „Zugeständnis“ der Atomfirmen soll die Regierung den Weiterbetrieb der verbleiben-den 18 Atomkraftwerke langfristig absichern. Beispielsweise durch die Genehmigung standort-naher Zwischenlager.

Doch die Regierung scheint nicht nur den Atomausstieg in Deutschland zu vermasseln. Bundeskanzler Schröder möchte dem deutschen Reaktorhersteller Siemens zuliebe sogar den Bau zahlreicher neuer Atomkraftwerke im benachbar-ten Ausland unterstützen. In der Ukraine will

Schröder die Fertigstellung der beiden hochge-fährlichen Atomkraftwerke Khmelnitzki-2 und Rowno-4 finanzieren, die seit über 13 Jahren als Bauruinen vor sich hinrosten. Ein Zurückzahlen der Staatskredite ist für die Ukraine nur möglich, wenn Atomstrom gegen harte Devisen in den Westen geliefert werden kann.

Sollte die Bundesregierung diese Kraftwerke unterstützen, dann steht als nächstes die Finan-zierung von zwei vergleichbaren Projekten in Rußland (Rostov-1, Kalinin-3) auf der Tagesord-nung. Siemens buhlt auch um eine Anschluß-finanzierung zur Errichtung des deutsch-russi-schen Atomkraftwerks WWER-640 in der Nähe von St. Petersburg. Für den Bau des Atomkraft-werks Akkuyu in der erdbebengefährdeten Türkei erwartet Siemens eine staatliche Hermes-Bürg-schaft. Und an der Finanzierung des brasiliani-schen Atomkraftwerks Angra-3 möchte sich nach Informationen von Ux Weekly die Dresdner Bank sowie die deutsche Staatsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Bundesfinanzminister Hans Eichel untersteht, beteiligen. Wenn es in der Re-gierung Schröder nicht ganz schnell eine eindeu-tige Festlegung für eine glasklare Anti-Atom-Po-litik gibt, könnte die Bilanz am Ende der Legisla-turperiode in der Abschaltung eines deutschen Atomkraftwerks und in der Finanzierung von bis zu 7 neuen Atomkraftwerken bestehen. pau

Finanzierung neuer Atomkraftwerke Seite 4, Ausstiegsverhandlungen Seite 6

Alternativen

Nur die Energiewende schafft Arbeitsplätze

Neben der Energiepolitik gibt es kaum einen anderen Politikbereich, in dem die Alternati-ven so oft, so detailliert und in jeder Hinsicht so überzeugend dargelegt wurden.

Mit den Studien, die die Möglichkeit einer En-ergiebereitstellung ohne Atomstrom und mit im-mer weniger fossilen Energieträgern durchkalku-lieren, ließen sich ganze Bibliotheken füllen. Der Windenergieboom in Deutschland und die ständi-gen Versuche der großen Energieversorger, die Windenergie auf 5 Prozent der Stromerzeugung zu deckeln, sind der beste Beweis dafür, daß sich eine alternative Energiewirtschaft relativ schnell aufbauen läßt. Faire Rahmenbedingungen vor-ausgesetzt. Doch müssen wir uns zwischen zwei Alternativen entscheiden: Yello-Strom aus hoch-gefährlichen Atomkraftwerken und aus fossilen Großkraftwerken oder Energiesparen, Kraft-Wär-me-Kopplung und Sonne, Wind, Wasser und Bio-masse. Diese Alternativen sind nicht zuletzt zwei mögliche Pfade in der Arbeitsmarkt- und Stand-ortpolitik Deutschlands. Denn billiger Yello-Strom

wird mit wenig Arbeitseinsatz produziert. Die En-ergie- und Atomwirtschaft entläßt schon jetzt tausende von Arbeitskräften. Sie möchte ihre Kraftwerke künftig verstärkt im Ausland betrei-ben und den (Atom-)Strom nach Deutschland im-portieren. Deutschland wird zum Stromhandels-land mit einem Minimum an Arbeitsplätzen. Eine ökologische Energiewende bietet hingegen nicht nur die Chance auf den Erhalt tausender von Arbeitsplätzen.

Zahlreiche Wirtschafts-Gutachten belegen zu-dem, daß bei einem Atomausstieg und einem Ein-stieg in effiziente und regenerative Energietech-niken mehrere hunderttausend Dauer-Arbeits-plätze neu entstehen könnten. Investitionen in Energiesparmaßnahmen, Kraft-Wärme-Kopplung sowie in Solar- und Windenergie sind finanzier-bar, wenn die Strompreise so bleiben wie sie sind und schaffen gleichzeitig neue Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Unternehmen. Umwelt-schutz ist ein arbeitsplatzschaffender Wachs-tumsmarkt. pau

Weitere Berichte Seite 5

Eine Information des Aktionsbündnisses Atomausstieg

● Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ● Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutsch-land (BUND) ● GRÜNE LIGA ● Na-turschutzbund Deutschland (NABU)

Deutsche Atom-kraftwerke sind

... hoch subventioniertWeil sie steuerfrei milliardenschwere Atomrückstellungen bilden dürfen

Seite 2

... extrem unterversichertWeil das Risiko eines Atomunfalls bei weitem nicht versichert ist Seite 2

... erstaunlich unsicherWeil bei ihrem Bau viele Unfall-ursachen überhaupt noch nicht bekannt waren Seite 3

Die Atomwirtschaft ist

... unfairWeil sie überzogene Restlaufzeiten verlangt und die Sicherheitstechnik in Zukunft nicht mehr auf dem neuesten Stand halten will Seite 6

... unverbesserlichWeil Sie neue Atomkraftwerke in Ost-europa bauen und Atomstrom nach Deutschland importieren will Seite 4

Was tun?

Helfen Sie der Bundes-regierung auf die Sprünge!Unterschreiben Sie für eine andere Atompolitik Seite 7/8

Helfen Sie der Atomwirt-schaft auf die SprüngeWie Sie den Atomkraftwerksbetreibern Beine machen können Seite 7/8

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Rücksendecoupon Seite 7/8

Spenden Sie für diese KampagneDiese Zeitung soll massenhaft in der Bevölkerung verteilt werden. Das kostet viel Geld. Helfen Sie uns mit einer Spende. Spendenkonto: IPPNW, Konto-Nr. 60042447, Sparkasse Ra-statt, BLZ 665 500 70, Stichwort: „Atomausstieg“ (Bitte Anschrift ange-ben, dann erhalten Sie für Spenden ab 20 DM eine Spendenbescheinigung).

Uranreserven

Der Brennstoff der Atomkraftwerke ist ebenso wie Öl, Gas und Kohle ein be-grenzt vorhandener Rohstoff. Nach Angaben des Atomkraftwerksherstel-lers Siemens beträgt die Reichweite der Uranreserven beim Einsatz in Atom-kraftwerken 90 Jahre, mit „Brennstoff-recycling“ 140 Jahre. Würde sich die Zahl der Atomkraftwerke, wie von Sie-mens immer wieder gefordert, erhöhen, nähme die Reichweite deutlich ab. Die Nutzung des Urans für wenige Jahr-zehnte steht in keinem vernünftigen Verhältnis zur Produktion von Atom-müll, der für Jahrhunderttausende eine Gefahr für die Menschheit darstellt. pau

Das Aktionsbündnis Atomausstieg

bringt diese Zeitung heraus, um den gesellschaftlichen Druck für den Ausstieg aus der Atomenergie zu erhöhen. Das Bündnis besteht aus folgenden Organisationen:

Die Atomkatastrophe in Tschernobyl und der Atomunfall in Japan haben deutlich gemacht, daß in Ost und West Atomtechnik gefährlich versagen kann. Hinzu kommt, daß niemand weiß, wie der Atommüll für Jahrtausende si-cher gelagert werden kann. Das Verschieben des Atommülls von den Atomkraftwerken in Wiederaufarbeitungsanlagen und in atomare Zwischenlager versucht über die Tatsache hinwegzutäuschen, daß es weder in Deutsch-land noch anderswo auch nur ein einziges ge-nehmigtes Endlager für hochradioaktiven Atommüll gibt. Trotz jahrzehntelanger intensi-ver Suche.

Auch das geltende Atomgesetz verlangt eine Lösung des Atommüllproblems. Entweder durch eine „schadlose Verwertung“ radioaktiver Ab-fälle oder durch eine direkte Endlagerung. Da die Wiederaufarbeitung keine schadlose Verwertung ist, sondern die Menge des Atommülls noch ver-größert, und ein atomares Endlager weder vor-handen noch in Sicht ist, ist die Entsorgung de facto ungelöst. Für diesen Fall sieht das Gesetz den Entzug der Betriebsgenehmigungen vor.

Deutschland droht im Atommüll zu ersticken. Die vorhandenen Lagerbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe von sechs Kraftwerken sind vor-aussichtlich im August des Jahres 2000 voll. Dann droht ihnen die Stillegung, wenn der Atom-müll nicht abtransportiert werden kann. Das aber

ist derzeit nicht möglich. 1998 hatte die damalige Atomministerin Angela Merkel einen Stopp für Atommülltransporte verhängt, weil die Atom-müll-Behälter außen bis zu 1000 mal stärker ver-strahlt waren als erlaubt. Und obendrein ver-schwiegen die Atomkraftwerksbetreiber der Regierung Kohl jahrelang die systematischen Grenzwertüberschreitungen. Die vom Atomge-

setz zwingend geforderte Zuverlässigkeit der Betreiber ist damit massiv in Zweifel gezogen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an den sogenannten „Transnuklearskandal“, bei dem tausende Atommüll-Fässer illegal verscho-ben, Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt und Arbeiter verstrahlt wurden.

Auch was die Sicherheitstechnik angeht steht der Betrieb der deutschen Atomkraftwerke auf tönernen Füßen. Das Sicherheitskonzept der neuesten deutschen Atomkraftwerke stammt aus den 70er Jahren. Neue Erkenntnisse, die durch die Atomkatastrophen in Harrisburg und Tschern-obyl gewonnen wurden, fanden daher noch keine Berücksichtigung. Nachrüstungen konnten we-sentliche Sicherheitsdefizite nicht beheben. Bei-

spielsweise sind die deutschen Anlagen nicht ge-schützt gegen hochgefährliche Wasserstoffex-plosionen. Auch verfügen sie über kein zweites Abschaltsystem für den Notfall, wie es heute ge-fordert wird. Aus diesen Gründen wären sie heu-te nach geltendem Atomrecht nicht mehr geneh-migungsfähig. Sie entsprechen nicht mehr dem vom Atomgesetz geforderten „Stand von Wissen-schaft und Technik“. Ein weiterer Grund, sie end-lich abzuschalten.

Schadenersatz nur für Atomkraftwerksbetreiber?

Alle diese Argumente zeigen, daß ein Atom-ausstieg überfällig und machbar ist. Doch die Bundesregierung hat Angst vor den Schadener-satzforderungen der Atomlobby. Dabei berück-sichtigt sie nicht die unzähligen menschlichen Opfer sowie die materiellen Verluste der Bevölke-rung im Falle einer Atomkatastrophe. Keine Ver-sicherung würde für diese „Schäden“ geradeste-hen. Denn die Atomenergienutzung ist weitge-hend von der Haftpflichtversicherung befreit. Nach Angaben des Handelsblattes blieben ihr so bislang 230 Milliarden DM Versicherungsprämi-en erspart. Wir alle sollen den Schaden selbst tragen, wenn er einmal eintreten sollte. Wer ent-schädigt uns für das Risiko, das wir alle tragen? Die Bundesregierung ist gefordert, Leben und Ge-sundheit der Bevölkerung vor den Gefahren der Atomenergie zu schützen. Vor diesen Gefahren gibt es jedoch nur einen zuverlässigen Schutz: Atomkraftwerke endlich stillzulegen. pau/och

Weitere Berichte Seite 2

Fordern Sie mit ihrer Unterschrift die Stillegung der Atomkraftwerke (Rücksende-Coupon auf der

letzten Seite dieser Zeitung).

● AK „Keine Castorhalle in Lingen” ● Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim ● Anti-Atom-Plenum Berlin ● Arbeitskreis gegen Atomanlagen Dresden ● Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau ● Bürgerinitiative Kernenergie Greifswald ● Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus” ● Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ● Bund der Energieverbraucher ● Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizi-stinnen und Polizisten ● Dachverband der Oberfälzer Bürgerinitiativen gegen die Errichtung von Atomanlagen ● Dachverband der kritischen Ak-tionärinnen und Aktionäre ● David gegen Goliath ● Eltern für unbelastete Nahrung ● Jugend im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUNDjugend) ● Koordinationskreis Siemens-Boykott ● Redaktion anti atom aktuell (aaa) ● Regionalplenum Hessen Baden der Initiativen ge-gen Atomanlagen ● urgewald ● WEED – Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung

Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrie-ges, Ärzte in sozialer Verantwortung

Europäische Sonnenenergie

4. Auflage!Gedruckte Gesamtauflage 1.000.000 Exemplare!

Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,

Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.

Europäische Sonnenenergie Vereinigung e. V.

Page 2: Zeitung für den...Das Abschalten von Obrigheim (d.h. von 1,7 Prozent der atomaren Leistung in Deutschland) bzw. von Stade (3,1 Prozent) soll der Öffentlichkeit als Atomausstieg verkauft

2 Zeitung für den Atomausstieg

Tschernobyl-Opfer in Deutschland

In den Wochen nach der Katastrophe in Tschernobyl wurden osteuropäische Last-züge, die radioaktiv verschmutzt waren, an der westdeutschen Grenze zurückge-schickt. Wie der MDR am 18.10.1999 be-richtete, wurde dafür im Mühlhausener Verkehrskombinat eine Arbeitsgruppe zu-sammengestellt.

Diese mußte ohne jeden Schutz über 200 Lastzüge aus der Ukraine sauberma-chen. Erst nach einigen Tagen wurde von der Zivilverteidigung ein Meßgerät zur Ver-fügung gestellt, das manchmal bis an den Anschlag ausschlug – Meßprotokolle gab es nicht, alle Unterlagen wurden nach 1989 vernichtet. Walter Salzmer, Manfred Fischer, Hans Dorsch, Heinz Naujuks, Wer-ner Jakobi, Reinhard Scholz starben nach 1988 an Krebs.

Als Klaus Neukirch 1992 an zwei Tumo-ren gleichzeitig erkrankte, beantragte er bei seiner Berufsgenossenschaft die Aner-kennung des Krebses als Berufskrankheit. Wie üblich wurde sein Antrag abgelehnt. Neukirch aber gibt aber nicht auf – 1998 entscheidet das Sozialgericht Nordhausen unter Bezug auf ein Gutachten des Marbur-ger Nuklearmediziners Prof. Horst Kuni zu seinen Gunsten. Wie üblich geht die Be-rufsgenossenschaft in die zweite Instanz – Klaus Neukirch erlebt das Berufungsver-fahren nicht mehr, er stirbt im Sommer 1999.

Von acht Mitarbeitern in der Reini-gungsgruppe lebt heute nur noch einer – Otto Zöllner hat Angst.

Dr. Sebastian Pflugbeil, Physiker, Kinder von Tschernobyl e.V., Berlin

Ende und Neuanfang der Atomindustrie

Das AKW in Lubmin am Greifswalder Bodden war der ganze Stolz der DDR-Ener-giewirtschaft. Erst 1990 wurden massive Sicherheitsmängel entdeckt, die 5 Kraft-werks-Blöcke wurden abgeschaltet. Der-zeit läuft das Experiment, das AKW abzu-reißen. Für den radioaktiven Müll wurde das Zwischenlager Nord (ZLN) errichtet. Es umfaßt ein Lagervolumen von 200.000 m3

und ist damit eindeutig überdimensioniert. Lubmin – ein Ausweichstandort für Gorle-ben oder Ahaus?

Lubmin ist einer der möglichen Stand-orte für den von Siemens und Framatome geplanten „Europäischen Druckwasser Re-aktor“ (EPR). Dafür gibt es eine starke Lob-by vor Ort. Auch auf dem Gebiet der Kern-fusionsforschung ist man in Greifswald ak-tiv. Direkt am Stadtrand errichtet das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik das Expe-riment „Wendelstein 7-X“. Die 500 Millio-nen DM teure Anlage soll den Weg berei-ten für das nächste Projekt: den Internatio-nalen-Thermo-Nuklear-Reaktor (ITER), für den in Lubmin ein Platz freigehalten wird. Vom Atomausstieg ist im Nordosten nichts zu spüren! Anke Wagner,

BI Kernenergie e.V. zur Förderung alternativer Energiekonzepte

Infos: email: [email protected]

DeutschlandDas in einem erdbebengefährdeten Ge-

biet errichtete Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich lieferte ganze 13 Monate Strom, bis es von Gerichten gestoppt wurde und seitdem außer Betrieb ist. Obwohl das Atomkraftwerk keinen Strom produziert, bezahlen die StromkundInnen der RWE AG für den nicht produzierten Atomstrom. Die Einnahmen verbuchen die RWE AG, die Deutschen Bank und die Dresdner Bank.

pau

ÖsterreichDas österreichische Parlament be-

schloß 1998 ein neues Atomhaftungsge-setz. Haftungsobergrenzen und die (be-dingte) Ausweitung der Haftung von Be-treibern auf Zulieferfirmen und Konstruk-teure kennzeichnen das Gesetz. Das atom-kritische Österreich strebt jetzt eine EU-weit gültige Haftungsrichtlinie an. pau

Rußland1998 unterzeichnete die damalige Bun-

desregierung mit Rußland ein „Nuklear-haftungsabkommen“, mit dem Rußland deutschen Firmen, die Sicherheitstechnik für russische Atomanlagen liefern, eine umfassende Haftungsfreiheit nach einem möglichen Atomunfall gewährt. Der Reak-torbauer Siemens hatte zuvor eine „Frei-stellung von der nuklearen Haftung“ insbe-sondere in Rußland und in der Ukraine ge-fordert. pau

Entschädigungsfreiheit

Wir alle haften für die AtomindustrieDie Fachleute sind sich einig dar-über, daß es in deutschen Kernkraft-werken durchaus zu einer Katastro-phe kommen kann, bei der erheb-liche Teile des radioaktiven Inven-tars freigesetzt werden.

Es gab mehrere Versuche, die Aus-wirkungen eines Super-GAUs für Deutschland unter Berücksichtigung von Tschernobyl wenigstens grob abzu-schätzen. Das Bundeswirtschaftsmini-sterium hat Anfang der 90er Jahre eine solche Analyse bei der PROGNOS-AG (Basel) in Auftrag gegeben. Der heutige Präsident der Technischen Universität Berlin, Prof. Hans-Jürgen Ewers, hat in der PROGNOS-Studie gut nachvollzieh-bar eine Bewertung der Schäden durch einen Super-GAU entwickelt. Er kommt auf Personenschäden (Krankheit und Tod) in Höhe von 10.466 Milliarden und auf Sachschäden in Höhe von 231 Mil-liarden DM. Bei Katastrophen in dich-ter besiedelten Gebieten ist der Scha-den höher, in dünner besiedelten Re-gionen niedriger.

Die Vorsorge für eine solche Kata-strophe wurde gesetzlich geregelt: die Atomkraftwerksbetreiber müssen 0,5 Milliarden DM für jedes Kernkraftwerk zurücklegen, der Staat packt noch ein-mal etwa denselben Betrag dazu – so steht insgesamt rund eine Milliarde DM im Falle eines Super-GAU zur Ver-fügung. Das bedeutet, daß nur etwa

0,01 Prozent der zu erwartenden Schä-den finanziell abgedeckt werden! „Ent-schädigungsfrei“ bedeutet in diesem Zusammenhang etwas ganz anderes als in den Ausstiegsausreden der rot-grünen Regierung: Die Atomkraft-werksbetreiber sind bei einem Super-GAU faktisch vollständig davon befreit, die betroffenen Bürger zu entschädi-gen. Es ist erstaunlich, wie viele Bürger akzeptieren, daß die Atomkraftwerks-betreiber den vollen Profit einstecken, sie selbst aber Krankheit und Tod für mehrere Generationen, Verlust der Hei-mat, der Wohnung, des Eigenheims, der Arbeit, des Unternehmens und auf Jahre und Jahrzehnte gesperrte Land-striche riskieren. Die Phantasie reicht nicht, sich das vorzustellen.

Zum Vergleich: Die Haftpflichtversi-cherung für nur einen Autofahrer kann für beliebig viele geschädigte Personen bis zu jeweils 15 Millionen DM aufbrin-gen. Für die materiellen Unfallschäden ist die Deckungssumme sogar unbe-grenzt. Das heißt, daß bereits wenige Autounfälle zu einem höheren Scha-densersatz führen können, als Kern-kraftwerksbetreiber und Bundesregie-rung für einen Super-GAU bereitstellen wollen.

In letzter Zeit gab es Meinungsum-fragen zum Atomausstieg, die das eigentliche Problem eher verschleier-ten. So wurde nicht gefragt: Welche persönlichen Opfer würden Sie für den

Fall eines Super-Gau übernehmen: 1.000 DM? 100.000 DM? Ihre Wohnung? Ihr Haus? Ihren Ar-beitsplatz? Ihre eigene Gesundheit? Ihr eigenes Leben? Das Leben Ihrer Familie? Ihr Unterneh-men? usw. Die Antworten würden mich schon in-teressieren.

Bisher ist keine Versicherung der Welt bereit, ein Kernkraftwerk für die realen Folgen eines Su-per-GAUs zu versichern. Nirgendwo auf der Welt wäre es möglich, einen Betrag von 10 Billionen DM sofort abrufbar für den Katastrophenfall be-reitzuhalten. Man kann aber theoretisch überle-gen, wie hoch etwa die Beitragszahlungen für ei-nen KKW-Betreiber für eine Versicherungslei-stung von 10 Billionen DM sein müßten. Die Strompreise würden dann irgendwo zwischen 1 und 4 DM pro kWh liegen. Damit wäre der Atom-strom aus rein wirtschaftlichen Gründen am Ende bzw. die regenerativen Energiequellen wären endlich konkurrenzfähig.

Die Bundesregierung überlegt, die Deckungs-vorsorge etwas anzuheben, gemessen an den zu erwartenden Schäden ist die Veränderung lächer-lich. Sie neigt dazu, die Achseln zu zucken und zu meinen, man könne eben Kernkraftwerke nicht versichern – also soll man das auch nicht von den Betreibern verlangen. Die Regierung sagt nicht – Ihr blöden Bürger akzeptiert ja offensichtlich, daß Ihr das volle Risiko tragt, dann tragt es doch auch! Sie behandelt uns aber genau so. „In unse-rem Lande ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört“ – das war der erste Satz des NEUEN FORUM im Herbst 1989, er hat an Aktualität wenig verloren.

Dr. Sebastian Pflugbeil, Gründungsmitglied des NEUEN FORUM, Minister a.D.

Atomkraftwerke und Subventionen

Atomrückstellungen

Das MilliardengeschäftAls die Stromkonzerne RWE und VEBA im Frühjahr 1999 ihre Telefontochter otelo ver-kaufen mußten, wurde deutlich, daß die Atom-rückstellungen bei den Energiekonzernen grundsätzlich falsch angelegt sind.

Allein 1998 hatte otelo Verluste von rund 1,7 Milliarden Mark eingefahren. Die immens hohen Investitionen in Höhe von 4 Milliarden Mark ent-nahm die RWE ihren Atomrückstellungen, die von den Stromkonzernen steuerfrei für die Stillegung und den Abriß der Reaktoren und die Entsorgung des anfallenden Atommülls gebildet werden dür-fen. Bezahlt wurden die heute auf etwa 70 Milli-

arden Mark angewachsenen Atomrückstellungen von den Stromkunden. Für jede Kilowattstunde Atomstrom bitten ihn dafür die Energieversorger mit mehr als 3 Pfennigen zur Kasse.

Die Rückstellungen der Atomindustrie sind Gelder, die die Unternehmen quasi treuhände-risch für die Finanzierung der immens hohen Ent-sorgungskosten der Atomenergie verwalten. Al-lein der Abriß des Reaktors in Würgassen wird nach heutigen Schätzungen über eine Milliarde Mark verschlingen. Da die Stromkonzerne aller-dings frei über die Entsorgungsmilliarden verfü-gen dürfen, steckten sie diese Gelder bisher hauptsächlich in risikoreiche Geschäfte. Bei-spielsweise, um auf dem Telekommunikations-markt mitzuverdienen. Gehen solche Risikoge-schäfte schief (wie im Beispiel otelo), muß der Staat für die Bezahlung der Atommüllentsorgung aufkommen. Über die Steuern bezahlt dann der Stromkunde erneut.

Auch im Kampf um neue Kunden erweisen die Rückstellungen den Stromkonzernen einen Bä-rendienst. Seit der Öffnung des Strommarktes versuchen die mächtigen Energiekonzerne die Konkurrenz aggressiv vom Markt zu drängen. Erst die mit Hilfe der Atomrückstellungen gebildete hausinterne „Sparkasse“ erlaubt es Unterneh-men wie Yello, mit ihrem Billigstrom auf Kunden-fang zu gehen. Anbieter von erneuerbaren Energi-en und Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung, denen derartige Privilegien fremd sind, soll hierdurch das Wasser abgegraben werden. Nach der milli-ardenschweren Anschubfinanzierung eine weite-re versteckte Subventionierung des Atomstroms.

In der Tat ist es wichtig, heute schon die finanziellen Mittel zur Entsorgung unse-res radioaktiven Erbes anzusparen. Schließ-lich wäre es untragbar, wenn wir unseren Kin-dern neben unseren strahlenden Abfällen auch noch deren Ent-sorgungskosten über-ließen. Um jedoch si-cherzustellen, daß das Geld auch dann noch vorhanden ist, wenn man es benötigt, muß ein sogenannter Ent-sorgungsfonds ge-gründet werden.

Ein Gesetz sollte diesen unabhängig verwalteten Entsor-

gungsfonds begründen. Wie in der Schweiz und in Schweden müßten die Betreiber der Atomanla-gen jährliche Beiträge leisten. Die schon ange-sammelten Rückstellungsmilliarden – bei RWE beispielsweise mehr als 20 Milliarden Mark – sind innerhalb einer Übergangsfrist in diesen Fonds zu überführen. Die Zinserträge aus dem Fondsvermögen – mehrere Milliarden Mark pro Jahr – sollten für die Förderung erneuerbarer En-ergiequellen verwendet werden.

Die Vorteile des Fondsmodells sind offensicht-lich. Die Entsorgungsgelder würden endlich si-cher angelegt und gleichzeitig entzöge man den Atomstromkonzernen ein nicht zu rechtfertigen-des Privileg. Für Rot-Grün könnte die Umsetzung dieses Vorschlages ein erster Schritt sein, der einseitigen Bevorzugung der Atomindustrie mit einer gesetzlichen Maßnahme den Boden zu ent-ziehen.

Veit Bürger, Greenpeace

Entsorgung im Eimer

Schwierige EndlagersucheAls 1962 der erste (Versuchs-)Reaktor in Kahl mit 15 Megawatt elektrischer Leistung den Betrieb aufnahm, wurde der Müllproblematik keine besondere Bedeutung beigemessen.

Russische Atomphysiker träumten davon, den Atommüll eines Tages mit Raketen in den Welt-raum zu befördern. Schwach- und mittelaktive Abfälle wurden in Ost und West im Meer ver-klappt. Erst in den 70er Jahren wurde der Endla-gerung radioaktiver Abfälle ein größeres Augen-merk zuteil. Aber ein Endlager für die radioakti-ven Abfälle gibt es in Deutschland noch immer nicht.

Jeder Pommesbudenbesitzer muß nachwei-sen, was er mit seinem Frittenaltfett anstellt, wie er es entsorgt, sonst würde er keinen Gewerbe-schein bekommen. Als Entsorgungsnachweis für die Atomkraftwerke reicht hingegen die dauer-hafte „Zwischenlagerung“ oder der Transfer ab-gebrannter Brennelemente in die Wiederaufar-beitungsanlagen im französischen La Hague bzw. dem britischen Sellafield. Nur auf dem Papier ist damit die „Entsorgung“ gesichert. Trotzdem er-hielten die AKW-Betreiber ihre Betriebserlaub-nis. Die Stromkonzerne sind bei der Endlagersu-che aus dem Schneider, denn laut Atomgesetz ist dies eine staatliche Aufgabe.

Die Strahlung der radioaktiven Abfälle muß dauerhaft von der Biosphäre abgeschirmt wer-den: das ist das Ziel einer Atommüllendlagerung. Deshalb soll der Müll in tiefen Schichten rund 800 bis 1000 Meter unter der Erdoberfläche gela-gert werden. Sowohl das Endlagergestein (z.B. Granit oder Salz) als auch das sogenannte Deck-gebirge über der Lagerstätte soll „wasserdicht“ sein, um zu verhindern, daß radioaktive Teilchen herausgeschwämmt werden und in die belebte Umwelt gelangen. Das wäre eine herkulische Aufgabe: die Halbwertzeit des Plutoniums be-

trägt 24.000 Jahre, Jod 129 verliert erst in 12.000.000 Jahren die Hälfte seiner Radioaktivi-tät. Deshalb sind prinzipielle Zweifel an der Machbarkeit eines Endlagers angebracht.

In der alten BRD wurden in den 70er Jahren 125.000 Fässer schwachaktiver Abfälle in einem ausgedienten Kalibergwerk „versuchsweise“ verstürzt. Tatort: die Asse bei Wolfenbüttel. We-gen der Gefahr eines Wassereinbruchs wurde der Plan fallengelassen, offiziell die Endlagerung für den Nuklearmüll dort zu beantragen. Abgelöst wurde dieses Projekt durch den Plan, in einer stillgelegten Erzgrube, dem Schacht Konrad bei Salzgitter, die riesigen schwach- und mittelakti-ven Abfallberge aus dem Reaktorbetrieb und -ab-riß sowie aus der Wiederaufarbeitung abge-brannter Brennelemente zu verstauen. Die hei-ßen und hochradioaktiven Abfälle sollten in dem Salzstock Gorleben endgelagert werden.

Seit der Standortbenennung Gorlebens 1977 reißen die Warnungen renommierter Wissen-schaftler nicht ab: der Salzstock hat Wasserkon-takt und ist äußerst kompliziert verfaltet. Die rot-grüne Bundesregierung hat eine Endlagerkom-mission eingesetzt, mit deren Hilfe die Endlager-suche noch einmal völlig neu und ergebnisoffen aufgerollt werden soll. Statt verschiedener La-gerstätten sollte es nur noch eine einzige Depo-nie für alle Arten von Strahlenmüll geben. Zu be-fürchten ist allerdings, daß am Ende nicht die wissenschaftliche Einsicht zählt, sondern die Macht des Faktischen: in Gorleben wurden bis-lang 2,2 Mrd. DM verbaut, und in Salzgitter 1,4 Mrd. DM. Angesichts der unvorstellbaren Zeit-räume, für die Sicherheit garantiert werden soll, wäre die Inbetriebnahme des Schachts Konrad oder des Endlagers in Gorleben (geplant für 2030) ein Fiasko. Wolfgang Ehmke,

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

Page 3: Zeitung für den...Das Abschalten von Obrigheim (d.h. von 1,7 Prozent der atomaren Leistung in Deutschland) bzw. von Stade (3,1 Prozent) soll der Öffentlichkeit als Atomausstieg verkauft

Zeitung für den Atomausstieg 3Atomkraftwerke und Sicherheit

Mit Sicherheit unsicherDer schwere Atomunfall im japani-

schen Tokaimura zeigte erneut: Gegen das enorme Sicherheitsrisiko der Atomtechno-logie hilft nur die sofortige Abschaltung. Ein Fehler, ein nicht entdeckter Riß in einer Kühlleitung, ein nicht funktionierendes Ventil – und die Katastrophe ist da. Schwe-re Störfalle hat es auch schon in der Bun-desrepublik gegeben. Erinnert sei nur an Brunsbüttel Ende der 70er Jahre, als stun-denlang radioaktiver Dampf nach einem Rohrbruch an die Umwelt gelangte. Die einsetzende Notabschaltung des Reaktors versuchte die Betriebsmannschaft damals gegen alle Vorschriften per Hand zu verhin-dern. Nur um Haaresbreite konnte 1987, wenige Tage vor Weihnachten, im Atom-kraftwerk Biblis A bei Frankfurt am Main der Super-GAU verhindert werden. Um ein verklemmtes Ventil im Sicherheitsbereich zu öffnen, tricksten die Techniker herum und lösten beinahe die Katastrophe aus. Dieser Vorfall wurde vor den Aufsichtsbe-hörden geheimgehalten und erst ein Jahr später durch einen Zufall bekannt. Risse in sicherheitsrelevanten Rohrleitungen sorg-ten Anfang der 90er Jahre für erhebliche Probleme: das Atomkraftwerk Brunsbüttel war wegen dieser Risse fast zwei Jahre stillgelegt, Krümmel fast ein Jahr und auch in Isar dauerte es einige Monate, bis die Fehler beseitigt wurden.

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetz-ten. Die Liberalisierung des Strommarktes und der damit verbundene Kostendruck für die Atomunternehmen dürfte in Zukunft die bisherigen Sicherheitsstandards deut-lich reduzieren. Die Unternehmen bauen tausende von Arbeitssplätzen ab. Dadurch steigt der Streß und die Belastung auch in den Kraftwerken. Die bisherigen Erkennt-nisse über die Unfallursachen in Tokaimura legen die Vermutung nahe, daß der enorme Arbeitsdruck zu dem verhängnisvollen Feh-ler geführt hat. Zu befürchten ist daher, daß das Risiko von Störfällen weiter zu-nehmen wird. Zumal die Atommeiler im-mer älter und damit immer wartungsinten-siver werden. Dirk Seifert,

Redaktion analyse & kritik

Zukunftsreaktor EPR?Siemens und die französische Firma

Framatome entwickeln seit Jahren einen sogenannten „Europäischen Druckwasser-Reaktor (EPR)“ mit einer Leistung zwischen 1500 und 1800 Megawatt. Das neue Atom-kraftwerk hat nicht nur massive Schwierig-keiten, wirtschaftlich etwa gegen moderne Gaskraftwerke zu bestehen. Entgegen al-len Ankündigungen weist der Reaktor – ebenso wie die laufenden Atomkraftwerke – keine überzeugenden Sicherheitssyste-me zur „Beherrschung“ von Kernschmelz-Unfällen auf. So sind die Sicherheitsvor-kehrungen innerhalb des EPR gegen eine unkontrollierte Kernschmelze allesamt auf „Niederdruckkernschmelzen“ ausgelegt. Ihre Funktionsfähigkeit ist sehr umstritten. Doch selbst unter der Annahme, daß diese Vorkehrungen ihren Sinn erfüllen könnten, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Kern-schmelze bei niederem Druck bei nur 3%. Weitaus wahrscheinlicher sind Hochdruck-kernschmelzen (97%) – und gegen die ist auch der EPR nicht gewappnet. Daher: Kei-ne Neuauflage des Atomprogramms – so-fortiger Ausstieg aus der Atomenergie.

Wolfgang Kühr, BBU

Atommüll-Klo der DDRUnweit des eisernen Vorhangs wurden

in Morsleben in der DDR zwischen 1978 und 1989 13.500 Kubikmeter Strahlenmüll in einer alten Kaligrube mit Braunkohlea-sche eingedickt oder fässerweise ver-stürzt. Trotz aller Sicherheitsbedenken der „Tropfsteinhöhle“ – so genannt wegen der Wasserzuflüsse – wurde nach der Wende das Bergwerk auch unter der CDU-Um-weltministerin Merkel weiter genutzt: für Westabfälle. Per Gerichtsbeschluss ist eine weitere Einlagerung derzeit gestoppt. Rot-Grün will die Deponie schließen.

Wolfgang Ehmke, Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

Interview

Sicherheitsdefizite in AtomkraftwerkenDer Reaktorsicherheitsexperte Dr. Helmut Hirsch ist als freier Gutachter unter anderem für den Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland und für die österreichische Bun-desregierung in Sicherheitsfragen von Atom-kraftwerken tätig. Zuvor arbeitete er bei der Gruppe Ökologie und bei Greenpeace im Be-reich Atomenergie. Mit ihm sprach Henrik Paulitz.

Sind deutsche Atomkraftwerke katastrophen-sicher?

Keineswegs. Bei jedem der 19 laufenden deutschen Atomkraftwerke sind schwere Unfälle mit katastrophalen Freisetzungen radioaktiver Stoffe möglich. Ein Schmelzen des Reaktorker-nes kann nicht beherrscht werden. Schon inner-halb weniger Stunden nach Unfallbeginn kann in diesem Falle auch bei den modernsten Anlagen der Sicherheitseinschluß, das sogenannte Con-tainment, versagen und es kann mehr Radioakti-vität freigesetzt werden als bei dem Tschernobyl-Unfall. Bei manchen Atomkraftwerken gibt es darüber hinaus spezifische Defizite, die das Risi-ko noch erhöhen. Bei den ältesten Druckwasser-reaktoren (Obrigheim, Stade) beispielsweise ist der Reaktordruckbehälter in einem Ausmaß ver-sprödet, wie es sonst nur bei bekanntermaßen hochgefährlichen Reaktoren sowjetischer Bauart in Mittel- und Osteuropa der Fall ist. Biblis ist stark erdbebengefährdet. Die älteren Siedewas-serreaktoren haben ein besonders versagensan-fälliges Containment. Diese Liste könnte noch fortgesetzt werden.Sind schwere Unfälle nicht so unwahrschein-lich, daß sie praktisch ausgeschlossen werden können?

Nein. Die Aussagen zur Wahrscheinlichkeit schwerer Unfälle stützen sich auf sogenannte probabilistische Studien, also auf Analysen, bei denen auf Grundlage der Versagenswahrschein-lichkeit einzelner Komponenten und der Eintritts-wahrscheinlichkeit einzelner Störungen und Irr-tümer der Versuch unternommen wird, die Wahr-scheinlichkeit einer Kernschmelze abzuschätzen. Diese Studien können nützlich sein bei der Iden-tifizierung von Schwachstellen; es ist aber nicht seriös, ihre Ergebnisse tatsächlich als belastbare Unfallwahrscheinlichkeiten darzustellen. Es ist

nicht möglich, sämtliche Einflußfaktoren mathe-matisch zu erfassen; auch davon abgesehen sind die Ungenauigkeiten sehr groß. Wieso sind die Atomkraftwerksbetreiber dann in der Lage, für ihre Anlagen umfangreiche „Sicherheitsnachweise“ zu erbringen?

Das beginnt damit, daß bei wissenschaftli-chen Erkenntnissen mit zweierlei Maß gemessen wird. Ergebnisse, die den Nachweis der Sicher-heit erleichtern, werden rasch und gerne ange-nommen und in Rechnung gestellt. Negative Er-kenntnisse oder Faktoren dagegen werden igno-riert, ausgegrenzt oder schöngefärbt. Dies betrifft z.B. das Risiko durch Alterung oder menschliches Fehlverhalten. Probleme treten dann oft völlig

überraschend auf, wie etwa die Bildung der Was-serstoffblase in Harrisburg 1979 oder die Risse in einem als korrosionsfest angesehenen „Super-stahl“ in deutschen Siedewasserreaktoren An-fang der 90er Jahre. Fast immer erweisen sich in solchen Fällen die Aufsichtsbehörden als sehr be-treiberfreundlich: Wenn sich Überprüfungen und Untersuchungen schon nicht vermeiden lassen, dann werden sie meist durchgeführt, während das betreffenden Atomkraftwerk am Netz bleibt. Nicht einmal die Leukämiefälle in der Umgebung von Krümmel haben bisher zum Abschalten die-ses Kraftwerkes geführt.Welche Schlußfolgerungen sollte die Politik dar-aus ziehen?

Mit Atomenergie leben, heißt mit der Gefahr schwerer radioaktiver Verseuchungen weiter Landstriche zu leben. Der seit 1994 vom Atomge-setz geforderte katastrophensichere Reaktor ist bisher nur ein Zukunftstraum; der EPR erfüllt die-se Anforderung sicher nicht, ebenso wenig wie alle heutigen deutschen Atomkraftwerke. Die Po-litik sollte endlich den Ausstieg aus der Atomen-ergie auf die Tagesordnung setzen – auf der Grundlage einer nüchternen und vorurteilsfreien Bilanzierung der Gefahren und Probleme. Lippen-bekenntnisse reichen nicht. Konsequentes Han-deln ist gefragt, und nicht ein „Konsens“, der im Begriffe ist, in ein Diktat durch die Atomwirt-schaft zu degenerieren.

Wenn Stähle verspröden

AltersbeschwerdenDie ständige Neutronenstrahlung, Korrosions-prozesse und mechanisch-thermische Bean-spruchungen während des Betriebs von Kern-kraftwerken führen zu betriebsbedingten Än-derungen der Werkstoffeigenschaften von Si-cherheitssystemen, man spricht von Alterung.

Das Problem der Alterung ist auch für die Atomkraftwerke der BRD von großer Bedeutung, zumal 8 von 19 Anlagen bereits 20 Jahre und län-ger in Betrieb sind, eine Anlage sogar über 30 Jahre. Alterungsprobleme können auch schon bei erheblich jüngeren Anlagen auftreten. Ab einer Betriebszeit von etwa 20 Jahren ist jedoch mit ei-nem deutlichen Ansteigen der alterungsbeding-ten Verschlechterung der Werkstoffeigenschaf-ten und damit auch mit einem deutlich erhöhten Gefahrenpotential zu rechnen.

Beispielhaft sei auf die Problematik der Neu-tronenversprödung und der Rißbildung in Rohrlei-tungen hingewiesen. Obwohl zumindest bei den beiden ältesten deutschen Druckwasserreakto-ren bekannt ist, daß die kernnahen Schweißnäh-te der Reaktordruckbehälter stark versprödet sind, wird bei den Sicherheitsnachweisen nicht durchgängig konservativ vorgegangen – bei-spielsweise werden keine Sicherheitszuschläge nach US-Vorbild angesetzt. Bei Siedewasserreak-toren wird ein Sprödbruchsicherheitsnachweis überhaupt nicht verlangt.

Das Auftreten von Rissen in Rohrleitungen ist zwar schon lange bekannt, wurde aber nicht ernsthaft untersucht, da behauptet wurde, daß der verwendete Ti-stabilisierte austenitische Stahl keine Spannungsrißkorrosionanfälligkeit habe; aus diesem Grund waren auch für viele Be-reiche der Rohrleitungen keine regelmäßigen Überprüfungen vorgesehen. Inzwischen wurden wegen der in den letzten Jahren festgestellten zahlreichen Rißbefunde, die selbstverständlich Alterungsprozessen zuzuschreiben sind, umfang-reiche Reparatur- und Austauscharbeiten durch-geführt. Eine regelmäßige 100%ige Überprüfung aller Rohrleitungen ist aber weder vorgesehen, noch wirklich möglich. Risse in Rohrleitungen können zu Brüchen und damit zu Kühlwasserver-lust-Störfällen führen, in deren Konsequenz es zur Kernschmelze kommen kann.

Aus weltweiten Erfahrungen weiß man, daß Alterungserscheinungen nicht auf Komponenten wie Reaktordruckbehälter und Rohrleitungssyste-me beschränkt bleiben. Es sind auch Pumpen, Dampferzeuger und Turbinen, aber auch Beton-strukturen, Kabel und elektronische Geräte davon betroffen. Es ist zu befürchten, daß diesen Gefah-ren erst dann größere Aufmerksamkeit geschenkt wird, wenn massive Probleme aufgetreten sind.Dr. Ilse Tweer, Physikerin, gutachterliche Tätig-keit u.a. für das Land Niedersachsen und für die

österreichische Bundesregierung

In 10-Stunden-Schichten

Hilfskräfte bei WartungDie Atomfirma Siemens setzt bei der Wartung der deutschen Atomkraftwerke bis zu 40% „Hilfskräfte“ ein.

Nach Angaben von Siemens sind die Hilfskräf-te selbst beim Austausch sogenannter Steuer-stabantriebe beteiligt, die im Notfall die Atom-kraftwerke abschalten sollen. Wegen des zuneh-menden Kostendrucks aufgrund der Strommarkt-liberalisierung werden sie in 10-Stunden-Schich-ten in den Strahlenbereichen eingesetzt. Um die Kosten für den Reaktorbetrieb zu reduzieren, wer-den zudem die jährlichen „Revisionszeiten“, bei denen einzelne Anlagenteile überprüft und repa-riert werden, immer stärker verkürzt. Im Atom-kraftwerk Neckarwestheim-2 wurde die Revisi-onszeit innerhalb von fünf Jahren von 33 Tagen auf 17 Tage um die Hälfte reduziert.

Der Kostendruck führt in deutschen Atom-kraftwerken auch zur Einführung neuer Instand-haltungskonzepte: Immer weniger Anlagenteile werden einer intensiven Prüfung unterzogen und bei mehrfach vorhandenen Sicherheitssystemen werden Reparaturen einzelner Systeme zeitlich verschoben. Bei der Prüfung der rund 20.000 Ar-maturen eines Atomkraftwerks, von denen ein er-heblicher Teil als „Sicherheitsventile“ zu den zen-tralen Sicherheitseinrichtungen gehören, plädiert Siemens für den Ausbau bzw. die Einführung ei-ner „zustandsorientierten Instandhaltung“, um „längere Service-Intervalle“ zu erreichen. Das be-deutet, daß Armaturen wesentlich seltener über-prüft und „bis kurz vor die Abnutzungsgrenze“ eingesetzt werden.

Bei Armaturen sowie Pumpen in den Not- und Nachkühlsystemen soll nach Angaben des Atom-

kraftwerks Grohnde nur noch der Zu-stand einzelner Komponenten überprüft werden. Die Ergebnisse werden dann auf die übrigen Komponenten übertra-gen („Referenzmethode“). Hierbei sind aber „nur wahrscheinlichkeitsbehaftete Aussagen möglich“, die eine „langjähri-ge Erfahrung“ erfordere, um die Meßer-gebnisse „richtig interpretieren zu kön-nen“. Die Atomwirtschaft verläßt sich auf das Prinzip Hoffnung.

Henrik Paulitz, IPPNW

Atommüllkippe Meer

Wiederaufarbeitung verstrahlt die SeeDie rauhe Küste der Normandie – steile Klip-pen, unten brechen sich die Wellen an den Felsen. Verborgen vor den Blicken der Tou-risten läuft eine Pipeline vom Cap de la Hague ins Meer. Hier werden jährlich 230 Millionen Liter radioaktive Abwässer von der Wieder-aufarbeitungsanlage (WAA) der Firma COGEMA ins Meer gepumpt.

Die Plutoniumfabriken La Hague in Frankreich und Sellafield in England sind die größten Quel-len radioaktiver Einleitungen in die Nordsee. In beiden Anlagen wird auch deutscher Atommüll „wiederaufgearbeitet“. In einem chemischen Verfahren werden hochgiftiges Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennelementen abge-trennt. Ein Teil des strahlenden Mülls wird an-schließend billig über die Pipelines ins Meer ent-sorgt.

Greenpeace führte im April 1997 Messungen am Abwasserrohr in La Hague durch. Die gemes-sene Radioaktivität lag um den Faktor 3.900 hö-her als in der Umgebung. Rund um die WAA Sell-afield haben sich in den letzten sechs Jahren bei Fischen und Krebsen die Werte von radioaktivem Technetium 99 um das 40fache erhöht. Die radio-aktive Verseuchung der Nordsee durch die WAA bleibt nicht ohne Folgen für die Menschen. In der Nähe von La Hague und Sellafield sind die Leuk-ämieraten signifikant erhöht.

Deutsche AKW-Betreiber und Behörden neh-men diese massive Verstrahlung in Kauf, weil der Atommüll-Export ein Schlupfloch bietet, um die ungelöste Entsorgung zu vertuschen. Mehr als 60% des Atommülls aus deutschen Atomkraft-werken wurde nach La Hague geliefert, 10% nach Sellafield. Motto: aus den Augen, aus dem

Sinn. Das Atomrecht in Deutschland schreibt für Atommüll eine „schadlose Verwertung“ vor. Wie-deraufarbeitung ist nicht „schadlos“ und verstößt damit gegen das geltende Recht. Die rot-grüne Regierung hatte deshalb im Koalitionsvertrag ein Verbot der Wiederaufarbeitung versprochen. Bis

heute sind dieser Ankündigung keine Taten ge-folgt. Im Gegenteil, es muß befürchtet werden, daß im nächsten Jahr neue Atomtransporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen aus Deutsch-land gehen.

Susanne Ochse, Greenpeace

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4 Zeitung für den AtomausstiegAtomkraftwerksexporte und Atomstromimporte

MeinungsumfrageNur 13% der Bevölkerung in Deutsch-

land will, daß der Westen neue Atomkraft-werke in der Ukraine als Ersatz für Tschern-obyl finanziert. Das ergab eine repräsenta-tive Meinungsumfrage von Forsa, durchge-führt am 20. Juli 1999, im Auftrag der IPPNW. 79% plädieren hingegen für nicht-atomare Alternativen. 75% der Bevölke-rung lehnt es generell ab, daß der deut-sche Atomkonzern Siemens in Osteuropa Atomkraftwerke baut, aus denen dann Atomstrom unter anderem nach Deutsch-land geliefert wird. Nur 15% befürworten dieses Vorhaben von Siemens. pau

Strom nach BerlinDer von Siemens eigentlich für

Deutschland konzipierte „Europäische Druckwasserreaktor (EPR)“ soll jetzt offen-bar im westlichen Rußland am Standort Smolensk errichtet werden. Die Standort-wahl ist äußerst interessant, da Siemens auch eine 1.800 Kilometer lange Strom-trasse von Smolensk nach Berlin und Kas-sel bauen möchte. Am Standort Smolensk werden bereits drei Atomkraftwerke vom Tschernobyl-Typ betrieben, so daß Deutschland künftig auch mit „Tschern-obyl-Strom“ versorgt werden könnte. pau

Sicherheitsphilosophie Siemens-Manager Wulf Bürkle forderte

1996, der Westen solle die sicherheits-technischen „Auflagen“ bei der Beteili-gung an der Modernisierung bzw. Fertig-stellung osteuropäischer Atomkraftwerke herunterschrauben und verlangte ein „pragmatisches Vorgehen“. In einem Schreiben an die IPPNW wies Siemens diese Darstellung zurück. pau

PlutoniumDie im hessischen Hanau gescheiterte

Fabrik zur Herstellung plutoniumhaltiger MOX-Brennelemente möchte Siemens jetzt nach Rußland in den Südural exportie-ren. In der nach einem schweren Unfall in einer Atombombenfabrik völlig verstrahl-ten Region, in der die Menschen an Tschernobyl-Aids leiden und sterben, soll Waffenplutonium zu Brennelementen für Atomkraftwerke verarbeitet werden. Da-mit wird aber das Plutonium-Problem nur verschoben, nicht gelöst. pau

AKW für ChinaGemeinsam mit der russischen Atom-

wirtschaft errichtet Siemens derzeit zwei Atomkraftwerksblöcke in einer chinesi-schen Sonderwirtschaftszone. Die Atom-kraftwerke der russischen Bauart WWER-1000 weisen schwere Konstruktionsmän-gel auf, die mit der Siemens-Technik nicht behoben werden können. pau

Bürgschaft Im Juli 1999 vergab die Bundesregie-

rung eine 36-Millionen-Mark-Bürgschaft (Hermes) für die Nachrüstung des sloweni-schen Atomkraftwerks Krsko durch die Sie-mens AG. pau

AtomstromimporteSiemens/KWU hat alle derzeit in

Deutschland laufenden 19 Atomkraftwer-ke gebaut. Weil neue Atomkraftwerke der-zeit politisch nicht durchsetzbar sind, be-müht sich Siemens intensiv um Aufträge in Osteuropa. Die Regierung Kohl stellte Sie-mens einen Staatskredit und eine Hermes-Bürgschaft für die Errichtung des slowaki-schen Atomkraftwerks Mochovce zur Ver-fügung. Da die Slowakei den Kredit nicht in Geld zurückzahlen kann, soll in den kom-menden Jahren Atomstrom aus Mochovce unter anderem nach Deutschland geliefert werden. Auch wenn sich Siemens am Bau von Atomkraftwerken in der Ukraine oder in Rußland (Rostow-1, Kalinin-3, WWER-640 bei St. Petersburg, EPR in Smolensk) beteiligt, ist eine Refinanzierung der not-wendigen Kredite praktisch nur in „Natura-lien“ in Form von Atomstrom möglich. Ge-genüber dem Deutschlandfunk räumte Sie-mens im März 1999 ein, daß im Zuge der geplanten Atomexporte über Atomstrom-lieferungen nach Deutschland nachge-dacht werde. Zeitungsmeldungen zufolge verhandelte die RWE AG Anfang 1999 über den Import von ukrainischem Atomstrom nach Deutschland zum Preis von 1,2 Pfen-nig pro Kilowattstunde. Die VIAG-Tochter Bayernwerk unterschrieb im März 1999 eine Grundsatzvereinbarung über den Im-port von Kohle- und Atomstrom aus Ruß-land. Derart billiger Strom wird mit schlechter Sicherheitstechnik und schlecht bezahlten – und entsprechend motivierten – Reaktormannschaften bezahlt. pau

Rot-Grün will neue Atomkraftwerke

Neue Tschernobyls?Noch in diesem Jahr will die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EB-WE) die Entscheidung über den Fertigbau zweier neuer Atomkraftwerke in der Ukraine fällen.

Doch ohne die Zustimmung der Bundesregie-rung, die eine Schlüsselrolle bei der Vergabe der Kredite spielt, wird es die geplanten Reaktoren Khmelnitzky-2 und Rowno-4 (K2R4) nicht geben. Und jede Vernunft spricht gegen das Engagement Berlins, das sich den Spaß rund 810 Millionen Mark kosten lassen will. K2R4 erfüllt weder die wirtschaftlichen noch die sicherheitstechnischen und ökologischen Kriterien für einen EBWE-Kre-dit.

Mehr als dreizehn Jahre nach der Explosion von Block 4 des Atomkraftwerks von Tschernobyl ist – nur wenige hundert Meter von dem „Sarko-phag“ entfernt – Block 3 weiter in Betrieb. Ange-sichts der desolaten wirtschaftlichen Lage ließ sich die ukrainische Regierung dazu verleiten, das Datum für die Schließung von Tschernobyl als Druckmittel gegenüber dem Westen zu mißbrau-chen. Erst wenn der Westen den Fertigbau von K2R4 finanziert, will die Ukraine Tschernobyl ab-schalten. Das Groteske: Ursprünglich hatte die Ukraine auf Gas als Ausgleich für die Schließung von Tschernobyl gesetzt. Erst auf den großen

Druck des Westens schwenkte man auf die Nu-klearvariante um. Jetzt ist für die Ukraine die Ge-fahr einer erneuten Atomkatastrophe zu einer wirtschaftlich ausbeutbaren Ressource gewor-den.

Die Inbetriebnahme von K2R4 wäre hochge-fährlich. Die Liste der Sicherheitsdefizite ist lang: Mängel beim Brandschutz, unzureichender

Schutz gegen Erdbeben, Gefahr des Versagens der Sicherheitshülle, ein in Relation zur Leistung zu kleiner Reaktordruckbehälter etc. Die Fertig-stellung der Reaktoren ist auch wirtschaftlich un-sinnig. Aufgrund der wirtschaftlichen Krise lag der Stromverbrauch in der Ukraine 1997 um rund 35% unter dem Stand von 1991. Selbst Progno-sen, die eine relativ positive Entwicklung der

ukrainischen Wirtschaft annehmen, kommen zu dem Schluß, daß ein Zubau weiterer Kraftwerks-kapazitäten zumindest bis zum Jahre 2006 nicht notwendig ist. Große Überkapazitäten liegen brach. Darüber hinaus stehen dem Ausbau der Atomkraft wesentlich kostengünstigere Alterna-tiven gegenüber: Bau von hocheffizienten Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerken und die Nutzung der ernormen Einsparmöglichkeiten. Die Pläne hierfür liegen bereits in der Schublade.

Die Ukraine wird die Kredite für K2R4 niemals zurückzahlen können. Derzeit wird weniger als 10% des gelieferten Atomstroms in Geld bezahlt. Soweit überhaupt bezahlt wird (derzeit nur etwa 57% des Stroms), erfolgt dies in Form von Waren verschiedenster Art. Die Ukraine müßte über Jah-re hinweg rund 80% seiner Einnahmen dafür ver-wenden, die Kredite für K2R4 zurückzubezahlen. Man mag sich nicht ausmalen, was dies für die Sicherheit der anderen 13 ukrainischen Atom-kraftwerke bedeuten würde.

Die Diskussion um K2R4 offenbart das zyni-sche Doppelspiel von Rot-Grün. Obwohl die Bun-desregierung bei uns aus der Atomkraft ausstei-gen will, subventioniert sie weiterhin die Atom-geschäfte deutscher Firmen im Ausland – frei nach dem Motto: In Deutschland zu gefährlich, im Ausland egal.

Veit Bürger, Greenpeace

Kreditnehmer zwingt Kreditgeber?

Gewolltes ScheiternBundeskanzler Schröder hatte monatelang er-klärt, daß er die Fertigstellung der beiden Atomkraftwerksblöcke Khmelnitzky-2 und Rowno-4 (K2R4) durch Siemens finanziell un-terstützen möchte.

Ein Votum des Deutschen Bundestages zwang ihn Anfang Juli 1999 zu einer Reise in die ukrai-nische Hauptstadt Kiew, um über nicht-atomare Alternativen zu sprechen. Unmittelbar im Vorfeld seiner Gespräche mit der ukrainischen Regierung lieferte er allerdings die Steilvorlage für das von ihm gewollte Scheitern der „Verhandlungen“ über die Alternativen: Er betonte, die Schließung der noch laufenden Reaktoren in Tschernobyl sei das wichtigste Ziel, wohl wissend, daß die Bedin-gung der Ukraine für diese Abschaltung – inzwi-schen! – die Fertigstellung der neuen Atommeiler ist. Und so kam, was kommen mußte: Die Ukraine

bestand auf der Finanzierung der Atomkraftwerke und Kanzler Schröder versuchte öffentlich den Eindruck zu erwecken, als könne der Westen nun nicht mehr anders, als den Atomkraftwerksbau zu unterstützen.

Doch seit wann kann ein Kreditnehmer (Ukrai-ne) einen Kreditgeber (Westen) zwingen, ein be-stimmtes Projekt zu finanzieren? Warum beharrt Deutschland zugunsten von Siemens auf der ato-maren Variante und unterbreitet der Ukraine kein ernsthaftes und glaubwürdiges Angebot für die schnelle Finanzierung von nicht-atomaren Alter-nativen wie es die Ukraine 1995 gewünscht hat-te? Bundeskanzler Schröder sollte bedenken, daß laut Umfragen nur 9 Prozent der unter den Folgen von Tschernobyl leidenden Bevölkerung in der Ukraine die Fertigstellung von Atomkraftwerken befürwortet.

Henrik Paulitz, IPPNW

Stillegung von Tschernobyl?

Wenig glaubwürdig Bundeskanzler Gerhard Schröder wirbt für die Fertigstellung der Atomkraftwerke Khmelnitz-ky-2 und Rowno-4 (K2R4) in der Ukraine mit dem Argument, im Gegenzug würde Tschern-obyl endgültig stillgelegt werden.

Doch erstens macht es wenig Sinn, einen hochgefährlichen Atomkraftwerksblock in Tscher-nobyl zu schließen und im Gegenzug zwei neue und ebenfalls hochgefährliche Atomkraftwerks-blöcke zu errichten. Zweitens werden in Osteuro-pa insgesamt 14 Reaktoren vom Tschernobyl-Typ betrieben, ohne daß sich die deutsche Bundesre-gierung für ihre Schließung einsetzen würde. Selbst im Falle des litauischen Atomkraftwerks Ignalina, bei dem Verträge mit der EU eine Stille-gung um das Jahr 2000 vorsehen, engagiert sich die rot-grüne Bundesregierung nicht für die Durchsetzung einer Stillegung.

Drittens bestehen erhebliche Zweifel, ob Tschernobyl nach der Errichtung der ukrainischen Reaktoren K2R4 tatsächlich stillgelegt werden würde. Denn auch die Finanzierung des slowaki-schen Atomkraftwerks Mochovce durch die deut-sche Bundesregierung war vertraglich an die Zu-sage gebunden, das ebenfalls slowakische Atom-kraftwerk Bohunice im Gegenzug stillzulegen. Bohunice war in einer Studie des amerikanischen Energieministeriums unter die neun gefährlich-sten Atomanlagen der Welt eingestuft worden. Doch Siemens errichtete nicht nur das Atomkraft-werk Mochovce, sondern arrangierte zugleich ei-nen Auftrag zur Nachrüstung von Bohunice. Nach den millionenschweren Investitionen in Bohunice ist eine Stillegung natürlich kein Thema mehr. Und die deutsche Bundesregierung schaut untä-tig zu, wie sich die Atomkraftwerke in der Slowa-kei mehren. Henrik Paulitz, IPPNW

Tschernobyl

Bisher vermutlich mehr als 70.000 TodesopferDer Arzt und Strahlenbiologe Prof. Dr. med. Ed-mund Lengfelder (Universität München, Mit-glied der IPPNW) setzt sich seit 1990 mit dem von ihm geleiteten Otto-Hugh-Strahleninsti-tut-MHM für die medizinische Behandlung von Tschernobyl-Opfern ein. Er war bereits mehr als 70 mal in der Region Tschernobyl und ist wohl wie kaum ein anderer dazu in der La-ge, die Folgen von Tschernobyl realistisch ein-zuschätzen. Mit ihm sprach Henrik Paulitz.

Wie hoch schätzen Sie die Zahl der Todesopfer und der Kranken in Folge der Atomkatastrophe von Tschernobyl?

Direkt nach der Reaktorkatastrophe 1986 wa-ren in Tschernobyl rund 800.000 Aufräumarbeiter, sogenannte Liquidatoren, im Einsatz. Im Jahre 1996 wurde ermittelt, daß bereits mehr als 25.000 der Liquidatoren gestorben waren, mögli-cherweise waren es bereits 40.000. Diese Zahlen beruhen zum einen auf offiziellen Zahlen der Ge-sundheitsministerien der betroffenen Länder, zum anderen auf Daten der Interessenverbände der Li-quidatoren. Heute müssen wir davon ausgehen, daß es bereits mehr als 50.000 Todesopfer sind. Die Erfassung der Todesopfer in der Normalbevöl-kerung ist außergewöhnlich schwierig, da keine vernünftigen Daten vorliegen. Ich schätze aber, daß bislang einige 10.000 Tschernobyl-bedingt gestorben sind.Woran erkranken und sterben die Menschen?

Die Menschen erkranken an allen Arten von Tumoren, allen voran an Schilddrüsenkrebs. Bei Liquidatoren ist ein deutlich erhöhtes Auftreten von Leukämie allgemein anerkannt. In der Allge-meinbevölkerung ist eine Erhöhung von Brust-

und Magenkrebs zu verzeichnen. Hinzu kommen verschiedene Formen eines geschädigten Immun-systems mit der Folge von meist schwerer verlau-fenden Infektionskrankheiten. Auch Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen haben seit Tschernobyl deut-lich zugenommen. Welches sind die absehbaren Langzeiterkran-kungen und wie viele Opfer erwarten Sie in den nächsten Jahrzehnten?

Nach den Erfahrungen von Hiroshima und Na-gasaki und in anderen Bereichen ist das Erkran-kungsmaximum für Krebs etwa 25 Jahre nach dem Unfall zu erwarten. Was hat Sie bei Ihren Reisen nach Weißrußland am meisten erschüttert?

Es ist die Ignoranz, mit der offizielle Stellen westlicher Staaten über das Leid der durch Tschernobyl krank gewordenen und an Krebs er-krankten Menschen hinweggehen. Nach wie vor verbreitet die Atomgemeinde im Westen die Be-hauptung, es habe als Folge der Tschernobyl-Ka-tastrophe nur einige zig Tote gegeben. Eine wirk-same Hilfe von offiziellen westlichen Stellen zur Behandlung der dramatisch angestiegenen Krebsfälle ist nicht erkennbar. Die an Krebs lei-denden Menschen werden als Untersuchungsob-jekte betrachtet. Mit diesen Zahlen werden Über-legungen angestellt, wie man den Menschen bei uns einreden kann, daß man einen Unfall etwa in Deutschland in den Griff bekommen könnte. Mit welchen Folgen haben wir zu rechnen, wenn es in Deutschland zu einer Atomkatastro-phe kommt?

In Deutschland haben wir eine etwa zehnfach höhere Besiedlungsdichte, so daß bei einem Un-fall Millionen Menschen davon in schwerstem

Maße betroffen wären. Die Radioaktivität in deutschen Reaktoren würde sich weniger weit als bei Tschernobyl verteilen. Wie mehrere Insti-tute anhand tatsächlicher Wetterdaten in Deutschland ermittelten, würde sich bei einem Atomunfall zum Beispiel in Biblis die gewaltige Menge an Radioaktivität nur mehrere 100 Kilo-meter weit in Windrichtung ausbreiten. Das deut-sche Gesundheitssystem wäre bei weitem nicht in der Lage, die dann auftretenden Erkrankungen angemessen zu behandeln. Welche gesundheitlichen Risiken sind durch die ständigen radioaktiven Emissionen deutscher Atomkraftwerke im sogenannten Normalbe-trieb aus heutiger wissenschaftlicher Sicht möglich?

Nach einer von Umweltminister Klaus Töpfer fi-nanzierten Stu-die ist es eine erwiesene Tat-sache, daß im 5-Kilometer-Umkreis um alle 19 deut-schen Atomkraft-werke drei-mal mehr Leukä-miefälle bei kleinen Kin-dern zu bekla-gen sind als bei Vergleichs-

standorten. Diese traurige Feststellung gilt, ob-wohl die deutschen Atomkraftwerke die ihnen zu-gebilligten Grenzwerte nicht überschreiten. Halten Sie als Mediziner den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken in Deutschland für verant-wortbar?

Nur eine aufgeklärte Bevölkerung ist ange-sichts dieser Tatsachen dazu in der Lage, sich über die Akzeptanz des Gesundheitsrisikos im Normalbetrieb zu entscheiden. Wegen des realen Unfallrisikos und der unermeßlichen Folgen für die Gesundheit halte ich den Betrieb von Atom-kraftwerken für ethisch nicht vertretbar.

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Zeitung für den Atomausstieg 5Atomausstieg und Energiewende

ArbeitsplätzeEine solare Energiewirtschaft schafft

Arbeit für Handwerk und Gewerbe und för-dert die regionale Wirtschaftsstruktur. En-ergieimporte werden durch überwiegendim Inland erzeugte Güter und Dienstlei-stungen ersetzt. Das Arbeitsplatzpotentialeiner Energiewende ist beachtlich: Alleineine Verdreifachung der erneuerbaren En-ergien in Europa bis zum Jahr 2010 könnte2 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.Die größten Zuwächse gäbe es mit800.000 Arbeitsplätzen auf dem Bausektorfür den Bau und die Montage der neuenTechniken, gefolgt von der Landwirtschaftdurch die Nutzung der Biomasse mit etwa800.000 Arbeitsplätzen. Keine andereneue Technologie kann so viele neueArbeitsplätze bereitstellen.

Irm Pontenagel, EUROSOLAR

Solare NahwärmeDer Wärmebedarf zum Heizen der

Gebäude und für die Warmwasserberei-tung summiert sich auf 40 Prozent desgesamten Endenergiebedarfs in Deutsch-land. Derzeit wird dieser gewaltige Wär-mebedarf insbesondere durch Erdöl undErdgas gedeckt. In beiden Fällen Rohstof-fe, die in einigen Jahrzehnten äußerstknapp werden dürften. Eine bereits Anfangder 80er Jahre gebaute Solaranlage imschwedischen Lyckebo zeigt, wie ein gan-zer Ortsteil vollständig und das ganze Jahrüber mit Solarwärme versorgt werdenkann: Mit Hilfe von Sonnenkollektorenwird Wasser erhitzt und in einem sehr gro-ßen unterirdischen Wärmespeicher bis indie Wintermonate gespeichert. Erste Pilot-projekte mit Solaren Nahwärmesystemengibt es auch in Deutschland. Die Studie„Solare Netze – Neue Wege für eine kli-mafreundliche Wärmewirtschaft“ zeigt,daß eine vollständige solare Wärmever-sorgung Deutschlands mit Sonnenkollekto-ren und Wärmespeichern möglich ist.

Henrik Paulitz, IPPNWNähere Informationen im Buch

„Solare Netze“, Verlag Die Werkstatt, 1997

Grüner StromDem persönlichen Atomausstieg im

eigenen Haushalt steht seit kurzem nichtsmehr im Wege. Jeder kann den Stromlie-fervertrag mit den ehemaligen monopoli-stischen Elektrizitätsversorgern kündigenund auf „grünen“ – ökologisch erzeugten –Strom umsteigen. Und zwar sofort – ohneKonsens und ohne Ausstiegsfrist. Inzwi-schen gibt es mehrere Dutzend Anbieterfür grünen Strom und der Wechsel des Ver-trages ist nicht kompliziert. Dennoch giltes, einiges zu beachten, damit man nichtungewollt von einem Atomstromproduzen-ten beliefert wird, obwohl „Aqua-Power“versprochen wurde. Grüner Strom ist inerster Linie Strom aus Windkraft-, Biomas-se-, Photovoltaik- und kleinen Wasser-kraftwerken. Er soll ausschließlich ausAnlagen gewonnen werden, die erst vorkurzem in Betrieb genommen wurden.Damit wird sichergestellt, daß mit den Ein-nahmen aus dem grünen Strom der Ausbaualternativer Energien vorangetrieben wirdund nicht nur der bestehende Strom-Mix zuunterschiedlichen Preisen verkauft wird.Manche Öko-Strom-Händler haben zweiAngebote: eines für Strom aus hundertProzent erneuerbaren Quellen und ein wei-teres mit bis zu 50 Prozent-Anteil aus hoch-effizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanla-gen. Physikalisch landet der ökologischerzeugte Strom nicht auf direktem Wegbeim Verbraucher, sondern wird in das all-gemeine Netz eingespeist und „vermischt“sich dort mit dem allgemeinen Stromange-bot. Deshalb ist es auch nicht so bedeu-tend, ob ein sogenannter Durchleitungs-vertrag abgeschlossen wird oder ein Drei-eckshandel zwischen Kunde, ehemaligemStromversorger und Öko-Stromanbieter.Entscheidend ist, daß der Öko-Stromanbie-ter die eingespeisten Strommengen unddie in Betrieb genommenen Anlagen nach-weist. Wer die Informationssuche zu die-sen Fragen zu mühsam findet, kann sich inZukunft auf die unabhängige Prüfung durchden Grünen Strom Label e.V. verlassen. Dervon Umweltverbänden (BUND, NABU, EU-ROSOLAR u.a.) getragene Verein hat stren-ge Kriterien für grünen Strom entwickeltund schließt zum Beispiel solche Anbieteraus, die mit der Atomindustrie verflochtensind und bei denen der Ökostrom nur einFeigenblatt ist. Gelber, roter und sonstigerAtomstrom wird mit millionenschwerenKampagnen und zu Dumpingpreisen ver-kauft. Es liegt an jedem einzelnen von uns,den Atomausstieg Realität werden zu las-sen. Matthias Seiche, BUND

Grüner Strom Label e.V.,c/o EUROSOLAR (Adresse letzte Seite)

Interview

Nach den Fusionen steigen die StrompreiseDr. Hermann Scheer ist Präsident der Europäi-schen Sonnenenergie-Vereinigung EUROSO-LAR und Mitglied des Deutschen Bundestages(SPD). Buchautor u.a. von „Sonnenstrategie“und „Solare Weltwirtschaft“. Vor wenigenWochen wurde ihm der Alternative Nobel-preis verliehen. Mit ihm sprach Henrik Paulitz.

Herr Scheer, zunächst herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises, über den sich sicherlich viele Menschen mit Ih-nen gefreut haben. Wofür haben Sie den Nobel-preis erhalten ?

Nach der Begründung des Preiskomitees we-gen meines weltweiten Wirkens für die Einfüh-rung erneuerbarer Energien und der damitverbundenen Konfliktbereitschaft gegen die mas-siven politischen und energiewirtschaftlichenWiderstände.Die Menschen sind sehr skeptisch, ob die fossile und nukleare Energiegewinnung durch Sonne, Wind, Wasser und Biomasse abgelöst werden kann. Was veranlaßt Sie zu Ihrem Optimis-mus?

Die Skepsis beruht auf Desinformation undmangelnder Beschäftigung mit dieser Alternati-ve, nicht zuletzt bei Energiewissenschaftlern.

Gegenüber dem riesigen unerschöpflichen Son-nenenergiepotential sind die atomaren und fossi-len Energiepotentiale eine Marginalie, allerdingsmit ungeheurem Destruktionspotential. Wie ist eine vollständig regenerative Energie-versorgung Deutschlands durchsetzbar?

Durch einen Abbau der unerträglichen undmarktwidrigen Privilegien für atomare Energien.Atomkraft ist de facto weltweit von einer Haft-pflicht nahezu freigestellt. Die steuerfreienAtomrückstellungen von 70 Mrd. DM in Deutsch-land, mit denen die Stromwirtschaft frei operie-ren kann, sind eine gesamtwirtschaftliche Fusi-onsförderung. Gibt es lokale Beispiele, die zeigen, daß eine vollständige regenerative Energiebereitstellung realisierbar ist?

Die Gemeinde Ostritz erhält in diesem Jahrden von EUROSOLAR vergebenen EuropäischenSolarpreis wegen der vollständigen Umstellungauf erneuerbare Energien.Hat Deutschland als rohstoffarmes Industrie-land die Wahl, auf den Ausbau der regenerati-ven Energien zu verzichten?

Niemand hat die Wahl, darauf zu verzichten,und schon gar nicht rohstoffarme Länder.Wie teuer ist Strom aus regenerativen Quellen?

Ist das f inanzierbar?Kostenfragen zu erneuerbaren Energien las-

sen sich nicht pauschal beantworten. Der Ent-wicklungsstand ist zu unterschiedlich, etwa imVergleich Photovoltaik und Windkraft. Außerdemkommt es auf die Anwendung an. Je dezentralerdie Photovoltaik eingesetzt wird, desto irrelevan-ter wird die traditionelle Kostenrechnung. KeinÖkonom kann Voraussagen machen, was eineTechnologie kostet, wenn Sie in die Massenferti-gung kommt. Nur eines ist sicher: sie wird deut-lich billiger. Das Finanzierungsproblem ist eineLegende. Droht der Ausbau des Alternativ-Stroms jetzt durch „Yello-Strom“ und Billig-Atomstrom aus dem Ausland gestoppt zu werden?

Yello-Stromangebote und ähnliches sindDumpingpreis-Angebote mit dem Ziel einerneuen Monopolisierung, sie liegen unterhalb derKostendeckung. Atomstromimporte aus nicht li-beralisierten Angebotsmärkten wie Frankreich,Tschechien, der Slowakei, der Ukraine oder Ruß-land müßten nach dem Marktprinzip unterbundenwerden.Wie müßten der energiepolitische Ordnungs-rahmen und die Förderpolitik geändert werden, um den Ausbau der regenerativen Energien und

des Energiesparens sehr rasch voranzutreiben?Steuerfreiheit für erneuerbare Energien einer-

seits, Besteuerung von Atombrennstoffen undfossiler Primärenergie andererseits. Marktvor-rang für erneuerbare Energien einerseits, Sub-ventionsstreichungen für konventionelle Energi-en andererseits. Umstellung der landwirtschaftli-chen Subventionen auf Biomasse-Anlagen mitdem Ziel der Selbsterzeugung von Energie in derLandwirtschaft. Bauordnungen, die solares Bau-en vorschreiben – und anderes mehr.Können wir die Strommarktliberalisierung auf deutscher und internationaler Ebene so beein-flussen, daß regenerative Energien ausgebaut und nicht durch schmutzigen Billigstrom weg-konkuriert werden?

Strommarktliberalisierung ohne Vorrang fürerneuerbare Energien und ohne synchroneBesteuerung atomar/fossiler Energien ist poli-tisch frevelhaft. Die politisch geduldete und so-gar aktiv betriebene VIAG/VEBA-Fusion, dieRWE/VEW- Fusion u.ä. stärken die konventionel-le Energiewirtschaft.

Was hier stattfindet, ist Marktzerstörung mitden Mitteln des Marktes. Wenn die Großfusionenrealisiert und die Stadtwerke verdrängt sind, stei-gen die Strompreise wieder.

Atomausstieg:

Dynamik für Energie-AlternativenDie Ausstiegsdiskussion auf einen Konsensum jeden Preis mit den Betreibern und aufRestlaufzeiten zu verkürzen, wird zur Polari-sierung, zu noch mehr Politikverdrossenheitund nicht zur notwendigen gesellschaftlichenKonsensbildung führen.

In einer Marktwirtschaft und Demokratie gibtes kein Recht auf private Extraprofite zu Lastender Gesellschaft. Nach 20 Jahren Betriebszeit hatsich das in Atomkraftwerke investierte Kapital inder Regel amortisiert. Eine staatliche Gewinn-und Laufzeitgarantie darüber hinaus ist auch des-halb unvertretbar, weil die gesellschaftlichen Ko-sten eines Unfalls unermeßlich und haftungs-rechtlich niemals einklagbar wären. Ein Auslauf-programm (35 Betriebsjahre) führt gegenüber ei-nem Sofortausstieg zu einer um ein Vielfacheshöheren Müllmenge hochaktiver Brennelemente,wofür weltweit nirgendwo ein sicheres Endlagerexistiert. Milliarden an Entsorgungskosten fürTransport, Aufbereitung und Lagerung könnendurch einen kurzfristigen Ausstieg heute nochvermieden werden.

Viel spricht dafür, daß erst durch den Atom-ausstieg eine sich selbsttragende Investitions-,Markteinführungs- und Innovationsdynamik für

die Zukunftsmärkte für rationelleEnergienutzung, Kraft-Wärme/Kälte-Koppelung und regenerativeEnergien entsteht, die langfristigeCO2-Minderungsraten von bis zu80 Prozent im Jahr 2050 erreich-bar erscheinen lassen. Je längeraus abgeschriebenen Großkraft-werken und durch Rückstellungs-privilegien die Marktmacht derAtomkraftwerksbetreiber und diekontraproduktiven Anreizstruktu-ren verstärkt werden, destoschwerer fällt die Sicherung undWeiterentwicklung einer dezen-tralen und pluralistischen Ak-teursstruktur in der Energiewirt-schaft. Lange Laufzeiten für Atom-kraftwerke bedeuten, das „golde-ne Ende“ und die private Kapital-akkumulation aus abgeschriebe-nen Kraftwerken zu Lasten derStadtwerke und gesellschaftlicherZiele zu privilegieren. Statt denAufbau effizienter und regenerativer Energie-techniken zu fördern, wird im Gegenteil die Ent-kommunalisierungs- und Konzentrationswelle

weiter beschleunigt. Nach der EU-Binnen-marktrichtlinie Strom können für regenerative En-ergien, effiziente Energienutzung und für die

Kraft-Wärme-Kopplung verbindlicheVorränge festgelegt werden. DieseMöglichkeit wird in Kalifornien, inDänemark, den Niederlanden und inEngland in Ansätzen bereits erfolg-reich praktiziert. Sinnvoll und wettbe-werbsneutral wäre, die Mehrkosteneiner beschleunigten Markteinfüh-rung auf alle verkauften Kilowatt-stunden Strom umzulegen und ausdiesem Fonds Förderprogramme auf-zulegen, bis sich selbsttragendeMärkte entwickelt haben. Ein„Strompfennig“ zur Abdeckung derMehrkosten von nur 1,1 bis 1,6 Pf/kWh wäre ausreichend. Dabei würdees sich um eine volkswirtschaftlichhöchst sinnvolle Form der Anschub-und Vorfinanzierung von Zukunfts-märkten handeln, die sich langfristigamortisiert und einen positiven Ar-beitsplatzeffekt aufweist. Prof. Dr. Peter Hennicke, Wuppertal

Die „Kurzstudie zum kurzfristigenKernenergieausstieg und Klimaschutz“ finden Sie

im Internet unter: www.wupperinst.org/projekte/globus/globus.html

Erneuerbare Energien

Vollständige VersorgungEine aktuelles Gutachten (Entwurfsfassung)der Deutschen Gesellschaft für Luft- undRaumfahrt (DLR) und des Wuppertal Institutserrechnete im Auftrag des Bundesumweltmi-nisteriums die möglichen Deckungsbeiträgeerneuerbarer Energien.

An der Studie war auch das Bonner Forum fürZukunftsenergien beteiligt, das maßgeblich vonUnternehmen der Atomwirtschaft sowie von derDeutschen Bank getragen wird. Nach Berechnun-gen der Autoren liegt das weltweit technischnutzbare Potential von Sonne, Wind, Wasser, Bio-masse und Geothermie in der Größenordnung desDreifachen des derzeitigen weltweiten Energie-verbrauchs (Endenergie). Es kann also auch einnoch steigender Energiebedarf der Menschheit„prinzipiell vollständig“ und auf Dauer gedecktwerden. Die Studie verweist in diesem Zusam-menhang auf Studien des Ölmultis Shell und desWeltenergierats. Selbst diese geben zu, daß be-reits bis zum Jahr 2050 mit erneuerbaren Energi-en eine Energiemenge bereitgestellt werdenkann, die dem heutigen Weltenergiebedarf ent-spricht.

In Deutschland könnten laut DLR und Wupper-tal Institut mit erneuerbaren Energien jährlichrund 525 Terawattstunden Strom und 1000 Tera-wattstunden Wärme gewonnen werden. Das ent-

spricht etwa 100 Prozent des heutigen Stromver-brauchs und 60 Prozent des heutigen Wärmebe-darfs. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Insti-tute immer sehr „konservativ“, d.h. sehr vorsich-tig rechnen. Bei unzähligen Detailabschätzungenwerden die Möglichkeiten im Zweifelsfall nachunten korrigiert, was im Ergebnis zu eher niedri-gen Abschätzungen führt. Zu berücksichtigen ist,daß nach übereinstimmender Einschätzung allerWissenschaftler der heutige Strom- und Wärme-bedarf in Deutschland durch Energiespartechno-logien drastisch gesenkt werden kann. Der Wär-mebedarf könnte um mindestens 50 Prozent redu-ziert werden. Das zeigt, daß in einigen Jahrzehn-ten eine vollständige solare Strom- und Wärme-versorgung Deutschlands realisierbar ist. pau

Ökologische Moderne

SonnenstrategieJährlich strahlt die Sonne auf Deutschlandviermal so viel Energie, wie die gesamteMenschheit in diesem Zeitraum verbraucht.

Es ist daher völlig grotesk, wenn immer nochbehauptet wird, der Energiebedarf der Mensch-heit könne nicht allein mit Hilfe der Sonnegedeckt werden. In Deutschland liegt die durch-schnittliche Sonneneinstrahlung pro Quadratme-ter und Jahr bei 1100 Kilowattstunden. DerGesamtbedarf an Strom liegt bei rund 500 Milli-arden Kilowattstunden. Beispielsweise wärenbei einem Systemertrag von Solarzellen (Photo-voltaik-Anlagen) von 10 Prozent der Sonnenein-strahlung Solarmodule mit einer Gesamtflächevon etwa 5000 Quadratkilometern erforderlich,

um damit so viel Strom zu erzeugen, der dem heu-tigen Gesamtbedarf entspricht. Dafür müßtenweniger als 10 Prozent der überbauten Fläche aufDächern, an Hauswänden und Autobahnrändernmit Solarzellen ausgestattet werden. Aber natür-lich wird man statt einer ausschließlichen Fixie-rung auf Photovoltaik einen Strommix aus Son-nen- und Windenergie und anderen erneuerbarenEnergien anstreben. Außerdem sind die enormenEnergiesparmöglichkeiten zu berücksichtigen, dieden Strombedarf drastisch reduzieren könnenund entsprechend weniger Erzeugungskapazitä-ten erforderlich machen. Es gibt keinen Zweifeldaran, daß eine vollständige Energieversorgungmit erneuerbaren Energien möglich ist.

Dr. Hermann Scheer, EUROSOLAR

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6 Zeitung für den AtomausstiegDer Pakt mit der Atomwirtschaft

Aufweichungdes Strahlenschutzes

Die Atomindustrie will sich von demProblem des in großen Mengen anfallen-den niedrig strahlenden Atommülls befrei-en. Über Müllkippen, Verbrennung und Re-zyklierung soll er in die Umwelt gebrachtwerden. Das derzeitige Atomrecht (Atom-gesetz, Strahlenschutzverordnung), daseine solche „Entsorgung“ nicht zuläßt, solldeshalb so geändert werden, daß niedrigstrahlende radioaktive Stoffe aus demAtomrecht zu entlassen sind. Sie fallen da-mit unter das Kreislaufwirtschafts- undAbfallgesetz und dürfen nicht mehr als ra-dioaktiv bezeichnet werden. So wird dannkontaminierter Beton aus dem Abriß vonAtomanlagen, wie z.B. beim Atomkraft-werk Würgassen schon geschehen, für denUnterbau von Straßen verwendet. Ver-strahlter Schrott kann durch Vermischungmit unbelastetem Material zum Sekundär-rohstoff mutieren. Zu Lasten der Gesund-heit der Bevölkerung sollen also der Atom-industrie bei der Beseitigung radioaktiverAbfälle Milliarden DM erspart werden. AnStelle teurer Endlagerung soll die kosten-günstige Freisetzung treten und somit dieradioaktive Verseuchung der Umwelt lega-lisiert werden. Die Zeitschrift „Atomwirt-schaft“ äußerte daher auch zufrieden, diegeplante Atomrechtsänderung beinhaltekeine Aspekte des geplanten Ausstiegsaus der Atomenergie und sei sachorien-tiert. Traute Kirsch, BUND

GefährlicheAtomtransporte

Die bundesweit einzige Urananreiche-rungsanlage (UAA) wird im westfälischenGronau betrieben. Die Anlage verarbeitetNatururan und reichert das spaltbare Uran-235 für den Einsatz in Atomkraftwerken an.Bislang hat die Fabrik eine genehmigte Ka-pazität für 1800 Tonnen Urantrennarbeitpro Jahr. Jetzt möchte die Betreiberfirmadie Kapazität mehr als verdoppeln. Damitkönnten jährlich 32 Atomkraftwerke mitBrennstoff versorgt werden. Außerdemsoll ein Zwischenlager für 50.000 TonnenUranoxid gebaut werden. Der Betrieb derAnreicherungsfabrik ist mit mehreren hun-dert Lkw-Transporten pro Jahr verbunden.Dabei wird radioaktives und chemischhöchst gefährliches Uranhexafluorid querdurch das Bundesgebiet transportiert.Wird die Erweiterung der Anlage geneh-migt, steigt auch die Zahl der gefährlichenAtomtransporte. Der Atomunfall in Japanhat gezeigt, daß es auch in Atomfabrikenschwerwiegende Pannen geben kann. InGronau muß vorgebeugt werden, die Uran-anreicherungsanlage muß sofort stillge-legt werden. Udo BuchholzArbeitskreis Umwelt Gronau (Adresse S. 8)

Überflüssige Atomtransporte

Auch von Dresden könnten in den näch-sten Monaten Castor-Transporte starten.Die abgebrannten Brennelemente des still-gelegten Forschungsreaktors des ehemali-gen Kernforschungszentrums der DDR inDresden-Rossendorf sollen nach dem Wil-len der Betreiber zur Zwischenlagerungnach Ahaus transportiert werden. Gegen-wärtig erfolgt die Beladung der 17 Castor-Behälter des Typs MTR-2. Danach sollensie bis zum Abtransport nach Ahaus in derCastor-Halle des neu errichteten Hochsi-cherheitstraktes für Kernbrennstoffe inRossendorf gelagert werden. Nach Ansichtdes Arbeitskreises gegen AtomanlagenDresden, der Teil des ostdeutschen Um-weltverbandes Grüne Liga e.V. ist, ist derTransport nach Ahaus nicht nur gefährlichund teuer, sondern auch völlig überflüssig.Weil die Hallen in Rossendorf und Ahausähnlichen Bautyps sind und in Rossendorfohnehin ein Hochsicherheitstrakt errichtetwurde, erhöht die Lagerung in Ahaus we-der die Sicherheit noch die Sicherung derLagerung der Brennelemente. Nach An-sicht des Arbeitskreises müssen die Brenn-elemente in Rossendorf verbleiben bis ein„Endlager“ in Deutschland gefunden ist.Im Sommer 1998 entstand das Anti-Atom-Netzwerk Sachsen, das sich auf Protestegegen die bevorstehenden Castor-Trans-porte aus Dresden-Rossendorf vorbereitet. Achim Weber, Grüne Liga

SchweizDie Schweiz hat 1998 beschlossen, alle

Atomkraftwerke rasch stillzulegen. In einernoch näher zu bestimmenden Frist sollendie fünf Atomkraftwerke, die 40 Prozentdes eidgenössischen Strombedarfs liefern,vom Netz genommen werden.

Kommentar

Rot-Grüner Atomkonsens„Konsens ist Nonsens!“ – mit diesem Slogankommentiert die Anti-Atom-Bewegung seit1993 die Energiekonsensgespräche zwischender Bundesregierung und den Atomkraft-werksbetreibern.

Trotz aller offenkundigen Aussichtslosigkeitführt die rot-grüne Bundesregierung diese Ge-spräche fort. Der Ausstieg aus der Atomenergieals Wahlversprechen, bei GRÜN mit „sofort“ imProgramm, verkommt bereits in der Koalitionsver-einbarung zu floskelhaften, dehnbaren Aussagenmit wenig Bindungskraft. Ein Jahr danach sinddie selbst gestellten Fristen ergebnislos verstri-chen. Die Verhandlungsrunden schleppen sichdahin, Theaterdonner von allen Seiten. Der Streitum 25 oder 35 Jahre Weiterbetrieb der Atom-kraftwerke. Trotz allem: Rot-grüne PolitikerInnenbehaupten, man sei auf dem richtigen Weg.

Nein! Konsens ist kein Weg! Atomausstiegheißt Schluß, Ende, Aus! Keine 25 oder 35 Tagemehr! Ohne wenn und aber! Ohne Hintertürchenfür Betreiber und Regierung. Atomunfälle haltensich nicht an Vereinbarungen und Fristen, ver-strahlte Erde kann nicht umgesiedelt werden,Grenzwerte kaschieren die Bedrohung.

Konsens verhindert den Atomausstieg. Es gibtkeine Verhandlungsmasse zwischen dem soforti-gen Ausstieg und dem Weiterbetrieb. Im Gegen-teil: die Konsensgespräche eröffnen den Betrei-bern immer neue Möglichkeiten, die Probleme

der Atomtechnologie zu vertuschen. Rot-grün er-wägt die vom Atomgesetz nicht vorgesehene„längerfristige Transportbereitstellung“ desAtommülls an den Atomkraftwerks-Standorten –nichts anderes als ein nicht genehmigtes Zwi-schenlager am Atomkraftwerk! Und rot-grünsetzt noch eins oben drauf: In den nächsten Jah-ren sollen an den Atomkraftwerks-Standortenrichtige Zwischenlagerhallen errichtet werden!Rot-grün genehmigt neue Atomanlagen! Das istder Konsens, den wir nicht wollen!

Konsens verhindert auch die Energiewende.Der Weiterbetrieb der von der Regierung mit Mil-liarden DM geförderten Atomtechnologie verhin-dert den Umstieg auf eine dezentrale, umwelt-schonendeund zukunfts-gerichteteEnergiever-sorgung. Diefordern wir.Nicht mehr,aber auchnicht weni-ger. Atom-konsens aberbleibt Non-sens.

JürgenSattari,

Robin Wood

Allgemeinwohl und Grundrechte

Zum Ausstieg verpflichtetIn der Atompolitik geht es mittlerweile nurnoch darum, die Kosten für die Nutzung derAtomkraft auf ein Minimum zu drücken, dieProfite zu maximieren und das Ende der Atom-kraft auf den St. Nimmerleinstag zu verschie-ben.

Die Atomlobby beruft sich zur Durchsetzungihrer Ziele auf ein angeblich übergeordnetesöffentliches Interesse an der Nutzung der Atom-kraft. Danach wären alle anderen Interessen wiez. B. der Erhalt der Lebensgrundlagen und dasRecht auf Leben und Gesundheit nach Grundge-setz Artikel 2 Absatz 2 untergeordnet und nicht zuberücksichtigen. Die Politiker hätten demgemäß

die gesetzlichen und sonstigen Voraussetzungenfür den weiteren Betrieb der Atomkraftwerke zuschaffen; sie müßten daher gestatten, daßdezentrale Zwischenlager gebaut und radioakiveAbfälle über Müllkippen und Müllverbrennungs-anlagen „beseitigt“ werden würden. Doch dieAtomkraft ist unbeherrschbar. Die atomaren Risi-ken bestehen in der jederzeit möglichen Atomka-tastrophe, in radioaktiven Emissionen aus Nor-malbetrieb und im unlösbaren Atommüllproblem.Die weitere Nutzung der Atomkraft wird zu nichtverhinderbaren flächen-deckenden radioaktivenVerseuchungen führen. Es ist zynisch zu behaup-ten, die damit verbundene Zerstörung unsererGesundheit und unserer Lebensgrundlagen diene

dem Allgemeinwohl. Es istAufgabe der Atomkraftgeg-nerInnen, diesen Zynismuszu entlarven und anzupran-gern. Die Forderung nachSofortaustieg ist begründetin der im Grundgesetz ver-ankerten Pflicht der Politi-kerInnen, dem Allgemein-wohl zu dienen und dasRecht auf Leben und Ge-sundheit zu schützen (Arti-kel 1 und 2 GG).

Traute KirschBUND LV NW, Kontakt:

Tel. 05273-1377

Verstopfung

2002: Elf Atomkraftwerke dicht?Die Betreiber der Atomkraftwerke sind in ei-ner überaus schwierigen Situation. Noch indiesem Jahr müssen ungefähr 40 Castor-Behälter entweder zu einem der Zwi-schenlager in Gorleben und Ahaus oderzur Wiederaufarbeitung nach La Hagueoder Sellafield gebracht werden. Ge-schieht dies nicht, dann droht sechsAKWs das vorzeitige Aus: Biblis A und B,Neckarwestheim 1 und 2, Philippsburg 1 undStade. Die Reaktoren müssen abgeschaltetwerden, weil die Lagerkapazitäten für hochra-dioaktiven Atommüll erschöpft sind.

Denn jedes Jahr wird ein Teil der Uran-Brenn-elemente aus dem Reaktorkern aus-getauscht und muß dann als sehrheißer und hochradioaktiverAtommüll aufwendig im Kraft-werk aufbewahrt werden. Sindalle Lagerplätze voll, so kön-nen keine neuen Brenn-elemente eingesetzt wer-den. Das AKW muß vomNetz.

Werden bis zur näch-sten Bundestagswahl imJahr 2002 keine oder nurwenige Castor-Transportedurchgeführt, und wirdauch der Plan vereitelt, ge-füllte Behälter illegal aufdem Kraftwerksgeländeabzustellen, dann sind bisdahin bereits elf der 19

bundesdeutschen Re-aktoren dicht. Obund wann derAtommüll wiederdurch die Landerollt, hängt damitzusammen, ob dieBetreiber in derLage sind, durchneue technischeVerfahren zu ge-währleisten,daß die Ca-

stor-Behäl-

ter an der Außenwand nicht mehr mit radioakti-ven Teilchen verschmutzt sind.

Und selbst wenn: An den Behältern treten im-mer neue Probleme auf: Für die Moderatorenstä-be – sie schirmen einen Teil der Strahlung ab –gibt es im Behälter nicht genug Platz. Beim Bela-den kann zwischen Deckel und Castor Feuchtig-keit zurückbleiben, die verhindert, daß der Behäl-ter über lange Zeit dichthält. An manchen Stellender Castor-Oberfläche tritt Neutronenstrahlung inhoher Dosis aus. Und jetzt hat man festgestellt,daß die vor fünf bis sieben Jahren nach Ahausgelieferten Behälter mit dem Müll aus dem still-gelegten Reaktor im westfälischen Hamm bereitsanfangen zu rosten.

Doch selbst wenn alle diese Probleme gelöstsind, können nicht beliebig viele Transporte rol-len. Die Innenminister betonen immer wieder aufNeue, daß jährlich nicht mehr als ein Großeinsatzder Polizei, wie es ihn in Gorleben und Ahaus ge-

geben hat, möglich ist. Dies liegt nicht nur anden Kosten und den Personalsorgen derStaatsgewalt, sondern auch an immensenMotivationsproblemen. Viele BeamtInnenhatten nach den Castor-Einsätzen großeSkrupel. Und als dann noch der Skandal umdie jahrelang verheimlichte Kontaminationder Behälter öffentlich wurde, war die Em-pörung groß. Teile der Polizei sind deshalbnicht länger bereit, für eine umstritteneEnergiepolitik Gewalt gegen Menschenauf Straßen und Schienen einzusetzen,deren Motive sie nur zu gut verstehen kön-nen.Jochen StayKampagne „X-tausendmal quer – überall“

„Konsens“ mit Ex-Arbeitgeber

Der Preis für einen Pakt mit der AtomwirtschaftDie Verhandlungen der Bundesregierung mitder Atomwirtschaft dürften darauf hinauslau-fen, daß Gesamtbetriebszeiten für die Atom-kraftwerke von mehr als 30 Jahren vereinbartwerden.

In dieser Legislaturperiode geht es im Grundenur noch um die Frage, ob eines der beiden ural-ten Mini-Atomkraftwerke Obrigheim oder Stadeabgeschaltet werden. Das würde den Atomkraft-werksbetreibern wirtschaftlich nicht besondersschwer fallen. Schließlich würden 18 überwie-gend sehr große Atomkraftwerke noch etlicheJahre am Netz bleiben. Doch die Atomwirtschaftversteht es geschickt, den Preis für die Abschal-tung von Obrigheim oder Stade in die Höhe zutreiben.

Die Hauptsorge der Atomkraftwerksbetreiberliegt in dem ungelösten Atommüllproblem. Zumeinen gibt es kein Endlager, zum anderen werdenAtommülltransporte durch die Proteste aus derBevölkerung massiv behindert. Vor diesem Hin-tergrund ist die Bereitschaft der Bundesregie-rung, neue Atommüll-Zwischenlager in nächsterNähe zu den Atomkraftwerken zu genehmigen,von größter Bedeutung. Der Atommüll soll ein-fach vom Atomkraftwerk in das Zwischenlagernebenan verschoben werden und dort für Jahr-zehnte gelagert werden. Wenn der Staat in eini-gen Jahrzehnten ein Endlager bereitstellen muß,haben die Betreiber längst ihre Profite aus denAtomkraftwerken gezogen.

Neben der Genehmigung der „standortnahenZwischenlager“ soll die Bundesregierung der

Atomwirtschaft in vielen weiteren Punkten weitentgegenkommen. BundeswirtschaftsministerWerner Müller, ehemaliger Manager des Atom-konzerns VEBA, verhandelte vor einigen Monatenim Auftrag des Bundeskanzlers mit seinen ehe-maligen Arbeitgebern aus der Stromwirtschaft.Heraus kam im Juni 1999 ein Eckpunktepapiermit den Wünschen der Atomwirtschaft. Es siehtzahlreiche Garantien für einen langjährigen rei-bungslosen Betrieb der verbleibenden 18 Atom-kraftwerke vor. So sollen Sicherheitsüberprüfun-gen der Atomkraftwerke nicht verschärft werdendürfen. Genehmigungen für Atomanlagen und fürAtomtransporte sollen zügig abgewickelt wer-den. Der Staat soll rechtsverbindlich erklären,daß die Lagerung von Atommüll in Zwischenla-gern als „Entsorgungsnachweis“ genügt, obwohl

es kein Endlager gibt. Der Wirtschaftsministerhat sich mit der Atomwirtschaft sogar darauf ver-ständigt, daß eine stärkere Besteuerung derAtomenergie ausgeschlossen werden soll. Gene-rell soll sich der Staat verpflichten, daß er „Kor-rekturen am atomrechtlichen Rahmen“ nicht vor-nimmt, insbesondere solche nicht, die die Sicher-heit der Anlagen betreffen.

Eine Übereinkunft der Bundesregierung mitden Atomkraftwerksbetreibern, die in der Sub-stanz einen langjährigen Bestandsschutz für denweit überwiegenden Teil der gefährlichen Atom-anlagen beinhaltet, würde dem Ziel eines Atom-ausstiegs zuwiderlaufen. Denn es würden weite-re juristische Pflöcke eingerammt werden, die ei-nen Atomausstieg zusätzlich erschweren wür-den. Henrik Paulitz, IPPNW

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Zeitung für den Atomausstieg 7

Interview

Bemerkenswertes Maß ZivilcourageBirgit Huneke ist seit 20 Jahren im Widerstandgegen die Atomanlagen in Gorleben tätig.Während der Castor-Transporte 1996 und 1997war sie Vorsitzende der BürgerinitiativeLüchow-Dannenberg. Mit ihrem Widerstandgegen die Atomtechnologie will sie auch ih-ren beiden Töchtern eine lebenswerte Zukunftermöglichen. Mit ihr sprach Henrik Paulitz.

Am Atomkraftwerksstandort Neckarwestheim wehren sich plötzlich CDU-Bürgermeister, die jahrelang nichts gegen den Betrieb des Atom-kraftwerks einzuwenden hatten, gegen den Bau eines Zwischenlagers zur Aufbewahrung von Atommüll. Hört beim Atommüll-Problem der Spaß auf?

Ich kann dem Bürgermeister nur zuseiner neuen Einstellung gratulie-ren. Jedoch es bleibt die Fra-ge, ob diese neue Haltungein komplettes Nein zurAtomkraft umfaßt. Das Atom-müll-Problem ist kein Spaß!Wir stehen auch nicht ausSpaß oder Abenteuerlust aufder Straße, sondern für denErhalt einer lebenswerten Zu-kunft ohne Atomenergie. Was macht die Stärke der Bürgerinitiative Lüchow-Dan-nenberg aus?

Der Widerstand hier in derRegion vereint seit nunmehr 25Jahren die unterschied-lichsten Menschen.Mittlerweile ist es diedritte Generation, die aufunterschiedlichste Weiseihren Protest zum Ausdruckbringt. Ob die Bäuerliche

Notgemeinschaft oder die Schüler, Pastoren, Ärz-te oder Motorradfahrer, Geschäftsleute oder dieInitiative 60, die Alten. Sie alle haben in einembemerkenswerten Maße Zivilcourage bewiesenund so zu einem bunten, unberechenbaren undstarken Widerstand gegen die Atomanlagen inGorleben beigetragen. Sind Sie dabei, wenn der nächste Castor-Transport nicht nach Gorleben, sondern in das Zwischenlager Ahaus geht?

Natürlich sind die WendländerInnenwieder in Ahaus. Die Enttäuschungund Wut hat sich in dem rot-grünenRegierungsjahr nochmals gestei-gert.

Der sogenannte „Castor-Widerstand“ gegen die Atomtransporte in die Zwischenlager und in die Wiederaufbereitungsanlagen, der ja bundesweit von zahlreichen Gruppen getragen wird, ist eine Erfolgsgeschichte. Welches waren die strate-gischen Ziele und was war ausschlaggebend für den Erfolg?

Die Bevölkerung in diesem Land für die Pro-blematik Atomkraft immer wieder und neu zusensibilisieren, das Thema „am Kochen“ zu hal-ten, ist ein vorrangiges Ziel. Ebenso wie dieTransporte zu verhindern. Wenn das nicht gelingt,zu behindern und letzteres zu verteuern.

Wird es gelingen, mit Castor-Blockaden und „Verstopfung“ mehr Atomkraftwerke

stillzulegen als durvh eine rot-grü-ne Atompolitik?

Das werden wir sehen.Eines ist klar. Es wird wei-terhin Aktionen geben. Um zu einem „Konsens“ mit der Atomwirtschaft

zu kommen, möchte die Bundesregierung jetzt zü-

gig neue Zwischenlager an den Atomkraftwerksstandor-

ten genehmigen, um dem „Ca-stor-Widerstand“ keine

Angriffsfläche mehr zu bieten. Wird es damit gelingen, Euren

erfolgreichen Widerstand zu bre-chen?

Den Widerstand zu brechenoder zu spalten, wird nicht gelin-gen. Im Moment ist es leider so,daß die rot-grüne Regierung denWiderstand schwächt, indem sieden Betreibern erlaubt, Zwi-schenlager zu bauen. Allerdingsmüssen alle Zwischenlager ge-nehmigt werden und zwar mit

Öffentlichkeitsbeteiligung. DieBevölkerung ist insofern gefordert,

Stellung zu beziehen. Unser klaresZiel heißt nach wie vor: Stopp aller

Atomanlagen, Ausstieg aus der Atom-energie sofort und weltweit.

Beenden wir das Abenteuer Atomenergie

Drei Atomkraftwerke für Stand-By

Ein Energiesparprogramm für alleAllein in Deutschland verschlingen stromfres-sende Bereitschaftslämpchen, Bildschirm-schoner oder Zeitschaltuhren jedes Jahr so-viel Strom, wie drei Atomkraftwerke produzie-ren – rund 20 Milliarden Kilowattstunden.

Das ist der jährliche Strombedarf von Groß-städten wie Berlin und Hamburg zusammenge-nommen. Alleine die Privathaushalte zahlen fürunnütz vergeudeten Stand-by-Strom insgesamtrund 4,5 Milliarden Mark im Jahr. Damit nicht ge-nug: Der Stand-by-Betrieb von Elektrogerätenverursacht jährlich 14 Millionen Tonnen Kohlendi-oxid. Eine Summe, die immerhin einem Anteil vonrund zwei Prozent an den energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland entspricht und damitihren Teil zum gefährlichen Treibhauseffekt bei-trägt.

Viele Menschen glauben, daß ausgeschalteteElektrogeräte gar keinen Strom verbrauchen. Un-zählige Geräte befinden sich dann jedoch im so-

genannten „Stand-by-Modus“ und fressen wei-terhin Strom. Der Stand-by-Modus soll die Gerätein Bereitschaft halten, damit sie durch einfachenTastendruck in ihren Betriebszustand versetztwerden können. Viele Geräte in Haushalt undBüro verfügen über den Stand-by-Modus und ver-brauchen auf diese Weise 24 Stunden am TagStrom. Oft genug besitzen sie nicht mal die Mög-lichkeit, mit einem Schalter vom Stromnetz ge-trennt zu werden.

In einem durchschnittlich mit Elektrogerätenausgestatteten Haushalt entstehen auf dieseWeise durch Stand-by und Leerlaufverluste zu-sätzliche Stromkosten von rund 150 Mark proJahr. Handelt es sich um einen Haushalt mit er-weiterter Ausstattung – unter die beispielsweiseComputer und Anrufbeantworter gerechnet wer-den – können diese Verluste bereits Mehrkostenbis zu 300 Mark und mehr im Jahr bedeuten. Die-se höhere Stromrechnung bezahlt man, obwohlman nichts dafür bekommt. Stand-by-Betrieb

heißt: Man schmeißt das Geld mit vollen Händenzum Fenster raus. Denn die meisten Elektrogeräteverbrauchen auch dann Strom, wenn ihre perma-nente Bereitschaft gar nicht benötigt wird. So istselbst bei ausgiebiger Nutzung beispielsweiseein Videorecorder im Durchschnitt nur eine Stun-de pro Tag in Betrieb. Die restlichen 23 Stundenverbringt er im stromfressenden Leerlauf.

Lösungsansätze für dieses Problem gibt esviele. Die einfachste, billigste und radikalste Lö-sung: Abschalten. Denn viele Geräte bleiben bloßaus Bequemlichkeit in Bereitschaft. Aber mancheGeräte verbrauchen sogar Strom, wenn siescheinbar ausgeschaltet sind. Deshalb ist hierdas Sicherste: Stecker rausziehen. Eine beque-mere Lösung sind die Stromspargeräte, die zwi-schen Netz und Gerät geschaltet werden. Diesekleinen Zusatzgeräte reduzieren den Stromver-brauch im Stand-by-Betrieb um bis zu 70 Prozent.Diese Geräte können aber nur eine Zwischenlö-sung darstellen, bis durch eine spätere Neuan-

schaffung energiesparendere Elektrogeräte dasProblem besser lösen.

Für den Neuerwerb von Elektrogeräten gilt da-her: Kauf nur mit Ausschaltknopf! Man sollte da-bei den Fachhändler allerdings fragen, ob das Ge-rät durch die Aus-Taste tatsächlich vollständigvom Netz getrennt wird. Eine wichtige Hilfe beider Auswahl solcher neuer Elektrogeräte kanndabei das Umweltzeichen „Blauer Engel“ oderdas GEA-Energiesparzeichen sein. Da die betref-fenden Geräte in manchen Läden allerdings nichtmit dem GEA-Aufkleber versehen sind, besorgensich clevere Verbraucher daher am besten die ak-tuellste Geräteliste bei der Gemeinschaft Ener-gielabel Deutschland (GED), die das Zeichen inDeutschland vergibt. Würden bei Neuanschaf-fungen nur noch energiesparende Geräte ge-wählt, könnten die Leerlaufverluste trotz erhöhterGerätezahl bis 2010 um rund 44 Prozent sinken.

Walter Jungbauer, BUND, Geräteliste: GED, Schleiermacherstraße 8, 64283 Darmstadt

Erstaunliche WirkungDie Bundesregierung hat erklärt, daß

kein Atomkraftwerk wegen fehlender Ent-sorgung vom Netz genommen werden soll.Doch um dies durchzusetzen, müßten Dut-zende Castor-Transporte rollen. ZahlreicheInitiativen der Anti-Atom-Bewegung, Um-weltverbände und sogar Teile der grünenBasis werden sich am Widerstand gegendiese Transporte beteiligen. Viele machendeshalb bei der Kampagne „X-tausendmalquer – überall“ mit, die eine große gewalt-freie Sitzblockade beim nächsten Castorvorbereitet - egal von wo nach wo er rollt.Doch auch andere phantasie- und macht-volle Aktionen sind in Vorbereitung. Dennviele Menschen haben erkannt, welch bis-her einmalige Chance im „Verstopfen“ derReaktoren liegt. Zum ersten Mal in derjahrzehntelangen Auseinandersetzung umdie Atomenergie ist es möglich, durch ei-genes Handeln ganz konkret zu der Stille-gung von Atomkraftwerken beizutragen.Denn wer z.B. zum richtigen Zeitpunkt mitvielen anderen gemeinsam sein Hinterteilam richtigen Ort plaziert, kann damit er-staunliche Wirkungen erzielen. Jochen Stay Kampagne „X-tausendmal quer - überall“

Ins GefängnisIm August 1999 ging der Anti-Atom-Ak-

tivist Gerald Neubauer aus Verden/Allerwegen Zivilem Ungehorsam ins Gefängnis.Er hatte bei einer symbolischen Aktion ge-gen Atomtransporte am AtomkraftwerkGundremmingen fünf Schottersteine ausdem Castorgleis zur Seite gelegt. Die Geld-strafe der bayerischen Justiz (800 DM)zahlte er nicht, denn er meint: „Symboli-scher Widerstand ist legitim und notwen-dig für den Atomausstieg“. Nach 12 Tagenim Gefängnis in Achim kaufte ihn die em-pörte grüne Europaabgeordnete Ilka Schrö-der frei.

Wußten Sie ...* daß die britische Regierung unter

Frau Thatcher in den 80er Jahren erfolglosversuchte, die Atomkraftwerke zu privati-sieren? Niemand wollte diese Atomkraft-werke haben, und zwar wegen der unüber-sehbaren Folgekosten, die dann nicht mehrvom Staat hätten getragen werden kön-nen.

* daß es in den USA, dem Ursprungs-land der Atomtechnik, seit 1973 keinen ein-zigen Reaktorneubau mehr gegeben hat?

* daß die französische Atomfirma EdF,die alle Atomkraftwerke Frankreichs be-treibt und Atomstrom im Ausland zu Dum-ping-Preisen anbietet, zu den weltweit amhöchsten verschuldeten Unternehmen ge-hört?

* daß in Deutschland mit der Wieder-aufarbeitungsanlage in Wackersdorf, demHochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop,dem Schnellen Brüter in Kalkar sowie mitdem Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich un-zählige teure Atomprojekte gescheitertsind?

* daß die Weltbank schon mehrfachdeutlich gemacht hat – etwa wenn es umReaktorpläne in Rußland geht –, daß dasInvestitionsaufkommen für Alternativenzur Atomtechnik sogar niedriger wäre alsdie Kosten für die technische Aufbesse-rung vorhandener Atomkraftwerke, ge-schweige denn für den Neubau von Atom-kraftwerken? pau

Uranbergbau

Vertreibungindigener Völker

Die nukleare Kette, an deren Ende Atommüllin strahlenden Behältern durch unsere Wohnge-biete rollt, beginnt mit dem Uranabbau. Der weit-aus größte Teil aller Uranvorkommen liegt unterdem Land von Ureinwohner-Völkern. Sie sind dieOpfer des nuklearen Kreislaufs. Bereits beim Ab-bau von Uranerz werden radioaktive Stoffe frei-gesetzt. Durch Wasser und Luft gelangen hoch-giftige Stoffe aus den Abraumhalden in diemenschliche Nahrungskette; Krankheiten wieKrebs oder Leukämie sind häufig die Folge.

Indigene Völker wehren sich gegen die Ver-treibung von ihrem Land durch Uranminen-Kon-zerne, gegen die Verseuchung ihrer Umwelt, vonder sie in besonderer Weise abhängig sind, undgegen die Zerstörung ihrer Kultur. Ein Beispiel da-für ist die Auseinandersetzung um die geplanteJabiluka-Mine in Australien. Sie ist zum Schlüs-selfall geworden für den weltweiten Konflikt zwi-schen Nuklearindustrie einerseits und den Rech-ten indigener Völker andererseits. Werner Aron

Institut für Ökologie und Aktions-EthnologieInfos unter Tel. 0221-7392871

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8 Zeitung für den AtomausstiegBeenden wir das Abenteuer Atomenergie

Richtig Strom beziehen

Licht an – Atom aus!Es ist so weit. Der Kampf um die Stromkunden

hat begonnen. Der Strommarkt ist befreit vonstaatlichem Einfluß, jeder kann seinen Stromlie-feranten frei wählen. Für eine umweltfreundlicheEnergieversorgung ist das eine große Chance undzugleich eine riesige Gefahr.

Große Energiekonzerne schließen sich zu im-mer größeren zusammen und steigen mit Dum-pingpreisen für Strom aus hochsubventioniertenAtom- und Kohlekraftwerken in den Ring. KleinenEnergiefirmen, die ihren Strom oft umwelt-freundlich produzieren, geht es an den Kragen.Auf der Strecke bleiben nicht nur die neuen Ener-gietechniken als mögliche Exportschlager derZukunft, sondern auch tausende qualifizierteArbeitsplätze.

Würde für jede Kilowattstunde der ehrlichePreis bezahlt, hätte umweltfreundlicher Stromauf dem freien Markt den besten Stand. DieAtomtechnologie wurde allerdings über Jahr-zehnte mit mehr als 40 Milliarden Mark subven-tioniert. Hinzukommen 70 Milliarden aus denRückstellungen, die frei verwendet werden dür-fen und steuerfrei sind. Zum Vergleich: Erneuer-bare Energien wurden seit den Siebzigern bisheute mit ganzen 5,7 Milliarden DM gefördert.Diese unfairen Wettbewerbsbedingungen zugun-sten der Atom- und Kohlestromanbieter wie Yel-lo, Avanza oder Elektra Direkt fallen bei dem laut-starken Preiskampf natürlich unter den Tisch.

Doch was auf dem Markt angeboten und ge-kauft wird, bestimmt immer noch der Kundeselbst. Das alte Prinzip – Angebot und Nachfrage.Genau darin liegt auch die große Chance für einezukunftsfähige Energieversorgung. Waren dieMenschen bislang immer auf den Stromanbieter

ihrer Region angewiesen, gibt der freie Strom-markt dem Verbraucher die Eigenverantwortungzurück. Jetzt kann jeder selbst entscheiden, wasaus seiner Steckdose kommt.

Die großen Werbefeldzüge werden bald ver-gessen sein, die Liberalisierung nicht. Um sowichtiger, daß den großen Atomfirmen nicht dasFeld überlassen wird. Denn wie dringend derAusbau einer umweltfreundlichen Energieversor-gung und der Ausstieg aus der gefährlichenAtomenergie ist, hat der jüngste Unfall im japani-schen Tokaimura wieder erschreckend deutlichgezeigt. Ein Atomunfall ist jederzeit und überallmöglich. Auch in einem hochtechnisierten Land.

Warum also warten auf Rot-Grün? Der per-sönliche Atomausstieg ist jetzt möglich und ko-stet nicht die Welt. Mit „Greenpeace energy eG“,einer eingetragenen Genossenschaft, die um-weltfreundlichen Strom verkauft. Das Greenpea-ce-Konzept: 100 Prozent atomstromfrei. Green-peace energy eG organisiert den Einkauf von sau-berem Strom für umweltbewußte Verbraucher,bündelt die Nachfrage, kontrolliert permanent dieEinhaltung der strengen ökologischen Kriterienund trägt mit dem Bau neuer sauberer Anlagenzur Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze bei.Wer noch mehr will, kann Mitglied werden undselbst mitbestimmen.

Wenn es gelingt, daß immer mehr MenschenAtom und Kohlestrom verweigern, werden diegroßen Energieversorgungsunternehmen reagie-ren. Das ist die Macht der Verbraucher und diesollten wir jetzt nutzen. Stefan Schurig

Weitere Informationen zu Greenpeaceenergy eG erhalten Sie unter der

Telefonnummer 040-30618-120

Richtig einkaufen

Atomausstieg?Siemens-Boykott!Siemens ist Deutschlands Atomkonzern Nr. 1.

Siemens/KWU hat alle 19 Atomkraftwerke inDeutschland gebaut. Weil das Unternehmen dieAtomkraftwerke wartet, nachrüstet und mitBrennelementen versorgt, widersetzt sich Sie-mens einem Atomausstieg in Deutschland. Keinzweiter Konzern setzt sich so massiv für ein lang-fristiges Festhalten an der Atomenergie ein. Sie-mens baut in Deutschland einen Forschungsreak-tor und in Osteuropa, in Südamerika und in Chinaneue Atomkraftwerke. Der mächtige Atomkon-zern verlangt von der rot-grünen RegierungStaatskredite und staatliche Hermes-Bürgschaf-ten für neue Atomkraftwerke in Osteuropa und inder Türkei.

Der Atomausstieg kann nur gelingen, wennsich gesellschaftlicher Druck gegen den Atom-konzern Siemens wendet. Bereits in der Vergan-genheit war es immer wieder gesellschaftlicherWiderstand und die Nicht-Akzeptanz für dieAtomtechnik, die den Ausbau der Atomenergiebehinderten. Mit dem Siemens-Boykott soll dem

Atomkonzern auf die Sprünge geholfen werden,Bau und Entwicklung von Atomkraftwerken zu-gunsten seiner umweltfreundlichen Energietech-niken aufzugeben. Neben der IPPNW rufen über130 im Koordinationskreis Siemens-Boykott zu-sammengeschlossene Organisationen, darunterder Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen,zum Boykott von Siemens-Produkten auf.

Große Unternehmen sind heute mehr denn jeabhängig von einem guten Image. Der Siemens-Boykott trifft den Atomkonzern an dieserSchwachstelle. Siemens-Chef Heinrich von Piererklagte vor einiger Zeit, das Atomgeschäft machenur 2 Prozent des Konzernumsatzes aus, sorgeaber für 90 Prozent des Ärgers. Das zeigt: DieImage-Schäden sind bereits spürbar. Vergrößernwir jetzt den Ärger für den Atomkonzern! KaufenSie keine Produkte von Siemens.

Dr. Angelika Claußen, IPPNWInfos: www.siemens-boykott.de

oder IPPNW, Körtestraße 10, 10967 Berlin,Tel. 030 / 693 02 44, Fax 030 / 693 81 66

Aral und DEA

Tanken mit KöpfchenAtomkonzerne verkaufen neben Strom

auch Benzin. Die großen Atomkraftwerks-betreiber wie RWE und VEBA (Preussen-Elektra), die seit Monaten massiv bei derBundesregierung gegen einen Ausstiegaus der Atomenergie intervenieren, gehö-ren zu den führenden Tankstellenbetrei-bern. Deutschlands größte Tankstellenfir-ma Aral gehört mehrheitlich dem Atom-konzern VEBA (VIAG/Bayernwerk). DieDEA gehört dem Atomkonzern RWE. Je-der/jede kann sich überlegen, ob er/sienicht gezielt auf Aral und DEA verzichtet,wenn ihm die Atomenergiepolitik dieserbeiden Konzerne mißfällt.

Dr. Jürgen Hölzinger, IPPNW

Machen Sie mit

Verteilen Sie die Zeitung!Selten zuvor wurden so viele Menschen

aufgefordert, eine Zeitung in der Bevölke-rung zu verteilen. Die aktiven Mitgliederder Umweltverbände und der Anti-Atom-bewegung werden auf der Straße sein, umdie Zeitung massenhaft in der Bevölkerungzu verbreiten. Und wir setzen auf Ihre Mit-hilfe. Wenn ein Teil der Menschen, der die-se Zeitung bekommt, seinerseits für dieweitere Verbreitung sorgt, kann sich dieZeitung wie eine Lawine in der Bevölke-rung ausbreiten. Das macht Druck für denAusstieg aus der Atomenergie.

Machen Sie doch einfach demnächsteinen kleinen Abendspaziergang, bei demSie 50 oder auch 100 Zeitungen in dieBriefkästen in Ihrer Nachbarschaft stek-ken. Vielleicht haben Sie sogar ein wenigmehr Zeit und können 500, 1000 oder sogar2000 Zeitungen verteilen. Egal, ob sie we-nige Zeitungen verteilen, oder viele: Ma-chen Sie mit. Denn wenn viele Menschenwenige Zeitungen und wenige Menschenviele Zeitungen verteilen, kommt einestattliche Zahl zusammen. Bestellen Siedoch einfach jetzt gleich ein paar Zeitun-gen: einfach unten den Rücksende-Couponausfüllen, eintüten und abschicken!

Spenden Sie für die Ver-breitung dieser Zeitung

Diese Zeitung soll massenhaft in derBevölkerung verteilt werden. Das kostetviel Geld. Bitte unterstützen Sie das Pro-jekt Massenzeitung für den Atomausstiegmit einer Spende! Spendenkonto: IPPNW, Kt.-Nr. 60042447, Sparkasse Rastatt, BLZ 665 500 70, Stich-wort: „Atomausstieg“ (Bitte Anschrift ange-ben, dann erhalten Sie für Spenden ab 20 DM eine Spendenbescheinigung).

Impressum

Herausgeber: Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozia-ler Verantwortung e.V. (IPPNW) Redaktion:Henrik Paulitz, IPPNW (pau) (V.i.S.d.P.); Veit Bür-ger, Greenpeace; Martin Nesemann, anti atom aktuell; Irm Pontenagel, EUROSOLAR; Jürgen Sattari, Robin Wood; Sebastian Schönauer, BUND Redaktion und Vertrieb: „Aktionsbündnis Atomausstieg“Körtestraße 10, 10967 BerlinTelefon 030-693 02 44Telefax 030-693 81 66E-Mail: [email protected]: www.siemens-boykott.de/zag/zag1.htmlHerstellung:tazTechnik, BerlinKarikaturen:Klaus Stuttmann, Berlin Gesamtauflage: 1.000.000 Exemplare1. und 2. Auflage Nov. 1999, 3. Auflage Dez. 1999, 4. Auflage März 2000Wir danken allen, die an dieser Zeitung mitgewirkt haben: Renate Backhaus (BUND), Ewald Feige (IPPNW), Ingrid und Dr. Peter Hauber (IPPNW-Concerts), Roland Hipp (Greenpeace), Armin Kröning (IPPNW), Henry Mathews (Dachverband der Kri-tischen Aktionärinnen und Aktionäre), Reiner Metzger (taz), Markus Pflüger (Koordinations-kreis gegen Castor Saar), Sandy Santen (Anti-Atom-Plenum Berlin), Sebastian Schönauer (Bund Naturschutz in Bayern), Hannes Stein (Ro-bin Wood), Dr. Gerhard Timm (BUND), Anke Wagner (Bürgerinitiative Kernenergie e.V. zur Förderung alternativer Energiekonzepte), Heinz Wittmer (Anti-AKW/Castor-Gruppe Heidelberg).Namentlich gekennzeichnete Texte ge-ben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Redaktion wieder.

Anschriften:

AG Schacht KonradPetzvalstr. 5038104 BraunschweigTel: 0531/378121Fax: 0531/378151Proteste gegen das geplanteEndlager Schacht Konrad

AG „Keine Castorhallein Lingen“Jaegerstrasse 449808 LingenKoordination der Aktivitäten gegen den Bau neuer Zwischenlager an den AKW-Standorten

„anti atom aktuell“Tollendorf 929473 GöhrdeTel: 05862/985990Fax: 05862/985991Monatszeitung der Initiativengegen Atomanlagen

Aktionsbündnis Castor-Wider-stand Neckarwestheimc/o DemoZWilhelmstr. 45/171638 LudwigsburgTel/Fax: 07141/903363E-Mail: [email protected]: www.i-st.net/~buendnisProteste gegen Atomkraftwerk Nek-karwestheim

Arbeitskreis gegenAtomanlagen DresdenTel. 0351-2686747

Arbeitskreis Umwelt (AKU) GronauSiedlerweg 748599 GronauTel. 02562-23125Proteste gegen Urananreicherungs-anlage

BI „Kein Atommüll in Ahaus“Bahnhofstr. 5148661 AhausTel: 02561/961791Fax: 02561/961792Zwischenlager Ahaus – Castor-Wi-derstand. Infos: "Was soll das?" Do-kumentationsbroschüre Castor-Wi-derstand Ahaus 1998

BI Lüchow-DannenbergDrawehner Str. 329439 LüchowTel: 05841/4684Fax: 05841/ 3197Standort Gorleben – Castor-Wider-stand. Infos: Broschürenreihe zu verschiedenen Themen rund um Gorleben, Atommüll, Castor und Atomkraft. Buch „Leben im Atom-staat“

BI „Kernenergie“Postfach 323817462 GreifswaldTel/Fax: 03834/892150Widerstand gegen Zwischenlager an altem DDR-Reaktorstandort

BI UmweltschutzStephanusstr. 2530449 HannoverBuch „Atomkraftwerke – Unsicher und grundrechtswidrig“ über Kern-schmelzgefahr und Grundrechtsbe-einträchtigungen

Bundesverband Bürgerinitia-tiven Umweltschutz (BBU)Prinz-Albrecht-Str. 7323113 BonnTel. 0228-214032Fax 0228-214033E-Mail: [email protected]: Broschüren „EPR - Euroreak-tor und Atomrechtsänderung“ und „Uranabbau in Europa“

Bund für Umwelt- und Natur-schutz Deutschland (BUND)Im Rheingarten 753225 BonnTel. 0228-40097-0Tel. 0228-40097-40Internet: www.bund.netInformationen: Faltblatt „Raus aus der Atomkraft. 10 Gründe für einen Sofortausstieg“; Broschüre „BUND. Die Erde braucht Freunde (Selbst-darstellung)“.

Dachverband der Oberpfälzer Bürgerinitiativen gegen die Errichtung von AtomanlagenPostfach 156792406 SchwandorfTel. 09431-1029, Fax 09431-42954E--Mail: [email protected]

Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.Schlackstraße 1650737 KölnTel. 0221-5995647Fax 0221-5991024E-Mail: kritical_shareholders@ compuserve.comInternet: www.kritischeaktionae-re.deVertretung von Kleinaktionären mit ökologischen und sozialen Zielen.

ForschungsprojektEnergiepolitikThomaestraße 1438118 BraunschweigTel. 0531-2503343Fax 040-3603055097E-Mail: [email protected]: www.anti-atom.deInfos: Anti-AKW-Lexikon, CD-ROM (Internet), über Namen, Firmen, Standorte etc.

Greenpeace e.V.Große Elbstraße 3922745 HamburgTel. 040-30618-0Fax 040-30618-100E-Mail: [email protected]: www.greenpeace.deMaterial zu den Themen „Green-peace energy eG“, Wiederaufarbei-tung, Atom-Rückstellungen und Atom-Geschäfte mit der Ukraine

GRÜNE LIGA e.V.Greifswalder Straße 410405 Berlin Tel. 030-204-4745Fax 030-204-4468E-Mail: [email protected]: www. grueneliga.de

EUROSOLAR – Europäische Sonnenenergie-Vereinigung e.V.Kaiser-Friedrich-Str. 1153113 BonnTel. 0228-362373Fax 0228-361279E-Mail: [email protected]: www.eurosolar.orgInfos: Zeitschrift „Solarzeitalter“,

Bücher „Sonnenstrategie“ und „So-lare Weltwirtschaft“

IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrie-ges/Ärzte in sozialer Verant-wortung e.V.Körtestraße 1010967 BerlinTelefon 030-693 02 44Telefax 030-693 81 66E-Mail: [email protected]: www.ippnw.deInternet: www.siemens-boykott.de Materialien zu Siemens-Boykott, Siemens-Atomgeschäfte, Atom-kraftwerksbau in Osteuropa, Radio-aktivität & Gesundheit und Kata-strophenschutz

KoordinationskreisSiemens-Boykott Greifswalder Straße 410405 BerlinTel. 030-204-4784Fax 030-204-4785E-Mail: [email protected]: Broschüre „Siemens Nuklear – Alternativer Bericht über die Atom-Geschäfte der Siemens AG“

Regionalplenum HessenBaden der Initiativen gegen AtomanlagenKranichsteinerstraße 8164289 DarmstadtTel./Fax 06151-712365E-Mail: [email protected] gegen Atomkraftwerk Bi-blis

Robin Wood e.V.Postfach 10 21 2228021 BremenTel. 0421-59828-8Fax 0421-59828-72E-Mail: [email protected]: www.robinwood.deMaterialien: Broschüre „Atomener-gie und Klima“, Infomappe Atomen-ergie etc.

„Tolstefanz – Wendländisches Verlagsprojekt“29439 Jeetzel 41Tel/Fax: 05841/4521Infos: Aufkleber, Flugblätter, Videos, Bücher, Broschüren (z.B. „Der Ca-stor-Skandal“)

Verdener Umweltwerkstatt & „X-tausendmal quer – überall“Herrlichkeit 127283 VerdenTel: 0441/592762Fax: 04231/957565Gewaltfreie Blockade des nächsten Castor-Transportes. Infos: „Ausge-strahlt“, Videofilm über die große Blockade „X-tausendmal quer“ beim Gorleben-Castor 1997; „Gegen den Atomstrom“, 6-teilige Info-blattreihe zu wichtigen Argumenten gegen die Atomenergie.

WEED e.V. – Weltwirtschaft, Oekologie & Entwicklung e.V.Bertha-von-Suttner-Platz 1353111 BonnTel. 0228-766130Fax: 0228-696470e-mail: [email protected]: www.weedbonn.orgInfos: Zu Atomenergie & Hermes-Bürgschaften, Atomkraftwerken in Mittel- und Osteuropa, Internatio-nale Umwelt- und Entwicklungspoli-tik