Zerebrovaskuläre Erkrankungen. Die häufigsten sind der Verschluß (Infarkt – 80 -90%) oder die...
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Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Zerebrovaskuläre Erkrankungen • Die häufigsten sind der Verschluß (Infarkt – 80 -90%) oder die
Ruptur eines Gefäßes mit anschließender Blutung in das Hirngewebe (parenchymatöse – o. intrazerebrale Blutung/haemorrhagie 10 -20%) = im Volksmund „Schlaganfall“.
• Seltener sind: Hirnvenen – oder Sinusvenenthrombosen, Subarachnoidalblutungen und Gefäßmißbildungen.
• Epidemiologie:• Der Schlaganfall zählt zu den häufigsten Erkrankungen in D. In
der Todesursachenstatistik belegt er Platz 3 hinter der Herzerkrankung und dem Krebsleiden
• Inzidenz für ischaemische Insulte 160 -240/100000 pro Jahr. Zunehmend mit dem Alter, 50% der Pat. älter als 70 J. Männer mehr als Frauen, außer bei über 85 J. Die Prävalenz 700-800/100000.
„Schlaganfall“
• Ischämischer Hirninfarkt• Intrazerebrale Blutung• Subarachnoidalblutung
ANATOMIE - ZNS
• Großhirn – 2 Hemisphären aus jeweils Frontal-, Temporal-, Pariental-, Occipitallappen
• Kleinhirn – 2 Hemisphären, Kleinhirnwurm
• Hirnstamm – Medulla oblongata, Pons, Mittelhirn
ANATOMIE - ZNS
Hirnstamm
Intrakranielle Gefäße - Versorgungsterritorien
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
• Einteilung der Infarkte nach Morphologie:
1. Territorialinfarkte: Entstehen durch Embolie oder lokal thrombotischen Verschluß.
2. Lakunäre Infarkte: entstehen duch Thrombose der kleinen tief in das Hirngewebe penetrierenden Arterien – Mikronagiopathie!
3. Hämodynamische Infarkte: dazu gehören Endstrom- und Grenzzoneninfarkte, diese werden indirekt durch vorgeschaltete hochgradige Stenosen hervorgerufen.
Extracranielle Gefäße
Anastomosen der Hirnversorgenden Gefäße
Intrakranielle Gefäße, Circulus Willisi
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Risikofaktoren:1. A. Hypertonie2. D. Mellitus3. Hyperlipidämie4. Vorhofflimmern5. Nikotinabhängigkeit6. Orale Kontrazeptiva7. Migräne8. Alkohol9. Adipositas
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
• Folgen der Risikofaktoren ist eine Arteriosklerose. Je nach dem welche Gefäße befallen sind – kleinen oder eher große- redet man von einer Mikro- oder Makroangiopathie .
• Mikroangiopathie: besondere Form der Arteriosklerose die meistens die kleinen intrazerebralen Hirnarterien befällt. Diese meisten die s. g. A. lenticulostriatae welchen sich im Bereich der Basalganglien befinden.
• Makroangiopathie : befallen sind die großen Gefäße: A.car. Int., A.cereb. Media, A. basilaris, A. vertebralis.Prädilektionsstellen für Ablagerungen sind z.B. die Karotisbifurkation, Abgänge der A. vertebralis, distale A. vertebralis, mittlere A. basilaris, Karotissyphon.
Ursachen Hirninfarkt• Makroangiopathie
= arterio-arterielle Embolie bei Stenosen der großen Arterien, z.B. A. carotis interna –Stenose oder A. cerebri media-Stenose
= hämodynamische Infarkte bei höchstgradigen Stenosen oder Verschlüssen durch Erschöpfung der zerebralen Autoregulation, die normalerweise bei Abnahme des zerebralen Perfusionsdruck durch Vasodilatation der zerebralen Widerstandsgefäße die Hirndurchblutung bis zu einer gewissen Grenze konstant halten kann= autochthon-thrombotischer Gefäßverschluß mittelgroßer Arterien im Gehirn
Ischämischer Hirninfarkt• Klinik: plötzlich einsetzendes fokalneurologisches
Defizit je nach Lokalisation des Infarktes• Pathophysiologie: Absterben von Hirngewebe
durch fehlende Perfusion bei Gefäßverschluß der versorgenden Arterie
• Im Zeitverlauf erst funktionelle Schädigung der Neurone, innerhalb ca. 6 Std. strukturelle Schädigung und irreversibler Nervenzelluntergang
• Penumbra = das den eigentlichen Infarkt umgebende Hirngewebe, das nur strukturell geschädigt ist und durch Wiederherstellung der Perfusion gerettet werden kann
Klinische Syndrome bei makroangiopathischen/kardiogen-embolischen
Hirninfarkten
• Mediasyndrom – brachiofazial betonte Hemiparese (+ Aphasie falls linkshirnig)
• Anteriorsyndrom – beinbetonte Hemiparese• Posteriorsyndrom – Hemianopsie +
Hemihypästhesie• Hirnstammsyndrome – Hirnnervenausfälle,
Diplopie, Schwindel, Vigilanzminderung, motorische und sensible Ausfälle
Ausgedehnter Mediainfarkt re - CCT
Makroangiopathie : Pathologische Befunde Carotis-/Vertebralisstromgebiet
Vorderes Stromgebiet = A. carotis interna (aus A.carotis communis) => A. cerebri media, A. cerebri anteriorHinteres Stromgebiet = A. vertebralis (aus A. subclavia) => A. basilaris => A. cerebri posterior
Circulus Willisii
Ursachen Hirninfarkt• Kardiogen-embolische Hirninfarkte
- am häufigsten bei absoluter Arrhythmie bei Vorhofflimmern- Z.n. Myokardinfarkt mit akinetischem Segment, Ventrikelthrombus- dilatative Kardiomyopathie mit Gefahr der intermittierenden Herzrhythmusstörung- Vitien, künstlicher Klappenersatz- Endokarditis
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Beidseitiger Thalamusinfarkt bei Basilarisdurchwanderungsthrombus
Ursachen Hirninfarkt• Mikroangiopathie
= lakunäre Infarkte im Marklager (subkortikal) oder Hirnstamm durch Verschluss der kleinsten Gefäße (Arteriolen); Hauptrisikofaktoren: arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus
= Status lacunaris= subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE) mit bds. periventrikulären flächigen konfluierenden Hypodensitäten im CCT
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Makro- und Mikroangiopathie: territoriale Infarktnarbe vorderes Mediastrom-Gebiet + Lakune + periventrikuläre Marktlagerhypodensitäten
Klinische Syndrome
• Lakunäre Syndrome, u.a.= pure motor stroke= pure sensory stroke= dysarthria-clumsy-hand-Syndrom= Hemiparese-Ataxie-Syndrom
• Häufig geringere isolierte Ausfälle, aber nicht zwingend => strategische Infarkte z.B. in der Capsula interna haben hochgradige Paresen zur Folge
Ursachen Hirninfarkt• Seltene Ursachen
= Dissektion der A. carotis interna oder vertebralis
= Gerinnungsstörungen= Vaskulitiden der großen supraaortalen Arterien (Takayasu-Arteriitis, Arteriitis temporalis) oder kleiner Arterien (Lupus erythematodes)= iatrogen (diagnostische und interventionelle Angiographie, Carotis-OP)= Vasospasmen bei SAB oder Meningitis= CADASIL – erbliche Angiopathie mit migränearteigen Kopfschmerzen und frühen gehäuften Infarkten
Diagnostik
• Anamnese• Klinische Untersuchung neurologisch und
internistisch• Obligat: Bildgebung mit CCT oder MRT• Gefäßdarstellung mit
Doppler-/Duplexsonographie, CT-Angio, MR-Angio, konventionelle Angiographie
• Labor (Routine + ggf. Vaskulitis-/Hämostaseologieparameter)
• EKG, ggf. Echokardiographie
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
• Eine vorübergehende neurologische Symptomatik ,welche per Definition bis zu 24 h dauert, nennt man eine transitorische ischaemische Attacke (TIA).
• Diese sind oft Vorboten eines folgenden Insultes, und Ihnen folgt meistens nach wenigen Tagen ein Insult.
• Nach dem Auftreten der Symptome rascher Transport in ein Krankenhaus mit einer s.g. „Stroke-Unit“.
• Weitere Diagnostik, Monitoring und Therapie.
Aufnahmekriterien Stroke UnitAufnahmekriterien Stroke Unit
1. Frischer Schlaganfall (Zeitfenster < 24 h)1. Frischer Schlaganfall (Zeitfenster < 24 h)
2. Wache bis somnolente Patienten2. Wache bis somnolente Patienten
3. Fluktuierender oder progredienter Insult3. Fluktuierender oder progredienter Insult(Zeitfenster auch > 24 h)(Zeitfenster auch > 24 h)
4. TIA‘s mit hohem Schlaganfallrisiko (Stenose/Vorhofflimmern) 4. TIA‘s mit hohem Schlaganfallrisiko (Stenose/Vorhofflimmern)
5. Instabilität vitaler Parameter5. Instabilität vitaler Parameter
6. Thrombolyse, Antikoagulation6. Thrombolyse, Antikoagulation
7. Neue Therapieverfahren (Randomisierung in eine Studie zur 7. Neue Therapieverfahren (Randomisierung in eine Studie zur Überwachung des Studienprotokolls und der möglichen Überwachung des Studienprotokolls und der möglichen Nebenwirkungen)Nebenwirkungen)
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Therapie
• Ursächlich: LYSE-Therapie1.Systemische Lyse mit rtPA (rekombinantes
tissue Plasminogen Activator) innerhalb von 3-4,5 Std. bei Mediainfarkt; 0,9 mg rtPA/kg KG, 10% als Bolus, Rest über 60 min
2.Lokale Lyse mit Urokinase3.Mechanische Rekanalisation(2. und 3. bei proximalen Mediaverschlüssen,
Basilarisverschlüssen; Zeitfenster bei BA >4,5 Std.)
Therapie• Therapie der Ursache:
- Carotisstenose => OP: Thrombendarterektomie als Standardverfahren=> alternativ seit ca. 10 Jahren Ballondilatation mit Stenteinlage- Vertebralisstenose, Basilarisstenose, evtl. Mediastenose => u.U. Stent oder Dilatation- VHF => ggf. Rhythmisierungsversuch- Endokarditis => Antibiose
Therapie• Behandlung von Komplikationen (s.u.)• Sekundärprophylaxe mit
- Heparin bei nachgewiesener Emboliequelle (VHF)- Thrombozytenaggregationshemmer (ASS, Clopidogrel, Dipyridamol + ASS)
• Einstellung der Risikofaktoren, insbes. Nikotin-karenz, Hypertonieeinstellung, Diabetes mellitus-Einstellung, medikamentöse Lipidsenker (Statine!), körperliche Bewegung, Gewichtsred.
Komplikationen
• Hirnödem / Hirndruck: cytotoxisches Ödem mit Hirnschwellung Tag 1 – 8 (10)- Gefahr der sekundären Schädigung umliegenden Gewebes und der Einklemmung=> Osmotherapie (Glycerin p.o., Mannitol i.v.), BZ / Temp. senken, pCO2 niegrignormal mittels Hyperventilation, ultima ratio: Dekompression mittels Hemikraniektomie)
Weitere Komplikationen
• Hämorrhagische Transformierung / Einblutung• Progressive stroke• Re-Infarkt• Hirnorganisches Psychosyndrom• Internistische Komplikationen:
Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, hypertensive Krisen, Pneumonie, Ateminsuffizienz unterschiedl. Ursache etc.
Eingebluteter hinterer Mediateilinfarkt mit Ventrikeleinbruch - CCT
Intrazerebrale Blutungen• Ursachen:
– Arterielle Hypertonie!! Häufigste Lokalisation: 1. Stammganglien, 2. Pons, 3. Kleinhirn
– Gerinnungsstörung: am häufigsten bei Marcumar! , Thrombozytenfunktionshemmer, Thrombozytopenie, Hämophilie
– Amyloidangiopathie (typisch Lobärblutung)– Gefäßmißbildungen: AV-Malformation, Angiom, Kavernom,
kapilläre Teleangiektasie– Arteriitis– Septische Embolien, infektiöse Endokrditis– Blutung in vorbestehende Läsionen (TU, Metastasen)– Traumatisch– Aneurysma => SAB - Sinusvenenthrombosen
Intrazerebrale Blutung - CCT
Vielen Dank!