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Schweizerische Bauzeitung Eine Publikation der Verlags-AG der akademischen technischen Vereine 10. Oktober 2014 | Nr. 41 Wettbewerbe Norman Foster Solar Award 2014 Panorama «Viel mehr als eine Brücke» Baakenhafenbrücke Hamburg SIA Versicherungen: Rahmenverträge für Firmenmitglieder Zürich I: Von Rossi bis Europaallee Umpügen, aufwerten, positionieren – Zürichs Entwicklung seit 1998

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10. Oktober 2014 | Nr. 41

Wettbewerbe Norman Foster Solar Award 2014Panorama

«Viel mehr als eine Brücke» Baakenhafenbrücke HamburgSIA

Versicherungen: Rahmenverträge für Firmenmitglieder

Zürich I: Von Rossi bis Europaallee

Ump!ügen, aufwerten, positionieren – Zürichs Entwicklung seit 1998

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3EditorialTEC21 41/2014

ewegt man sich heute zwischen Gale- rien, Büros und Luxuswohnungen durch den Westen von Zürich, ist es kaum mehr vorstellbar, dass das Quartier noch vor wenigen Jahr-

zehnten zu weiten Teilen nicht zugänglich war. Die gross!ächigen Industrieareale blieben für die Öffentlichkeit weitgehend unbekanntes Terrain, in der Nachbarschaft siedelten Angestellte und Arbeiter – der Kreis 5 zwischen Limmat und Gleisfeld war ein Büezerquartier.In den 1980er-Jahren geschah der ökonomische Umbruch, die Verschiebung vom Produktions- zum Dienstleistungssektor: Unternehmen fusio-nierten, gingen Konkurs oder zogen ins Ausland. Übrig blieben leer stehende Areale, in denen sich zeitweilig die offene Drogenszene ausbreitete, aber auch kulturelle Institutionen, Bars und Clubs einrichteten. Ende der 1990er-Jahre übernahm die Stadt Zürich schliesslich eine aktive Rolle in der Be planung der Industrieareale – und setzte damit eine dynamische Entwicklung in Gang, die heute kurz vor ihrem Abschluss steht. Im vorliegenden und kommenden Heft widmet sich TEC21 dieser Transformation. Eine messer-scharfe Hintergrundanalyse von André Bideau beleuchtet in dieser Ausgabe die Rahmenbedin-gungen seit 1998. Nächste Woche beschäftigen wir uns mit den aktuellen Planungen und der Wechselwirkung zwischen Siedlungsdruck und Verkehr. In beiden Heften sorgen Fotogra"en von Hannes Henz für die eindrückliche Bebilderung.Wie sieht Zürich heute aus? Of"ziell gibt es keine verbotenen Städte mehr – für eine neue soziale Segregation sorgen die Kräfte des freien (Wohnungs-)Markts.

BWie Häkeldeckchen auf einem Stahl-rohrmöbel: der Versuch, zwischen Prime Tower und Verkehrsachsen mittels Lichterketten Aufenthalts-qualität zu schaffen.

Coverfoto von Hannes Henz.

Tina Cieslik, Redaktorin Architektur/Innenarchitektur

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5InhaltTEC21 41/2014

AKTUELL

7 WettbewerbeEine glückliche Liaison

11 Panorama«Viel mehr als eine Brücke» | Baakenhafenbrücke Hamburg

15 VitrineAngebot zur Weiterbildung

18 Versicherungen: Rahmenver-träge für Firmenmitglieder | Kommission Brandschutz nimmt Arbeit auf | Masstole-ranzen, Stein- und Plattenar-beiten | Souverän präsentieren

23 Veranstaltungen

AUSKLANG

35 Stelleninserate37 Impressum

38 Unvorhergesehenes

THEMA

24 Zürich I: Von Rossi bis Europaallee

24 Ump! ügen, aufwerten, positionieren

André Bideau Der Westen Zürichs erfuhr in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten einen Totalumbau: Wo vorher

Industrie angesiedelt war, stehen jetzt Wohnhochhäuser und Büros. Was waren die Ziele der Transformation, wer profi tierte, und wie sieht das Gebiet heute aus?

Eitel Sonnenschein über Zürichs Westen. Die im frisch umgebauten Toni-Areal eingezogene Zürcher Hochschule der Künste soll das Quartier zwischen Büros und Luxuswohnungen beleben.

10.10.2014 Ausstellung «Lina Bo Bardi» Eine Ausstellung über die italienisch- brasilianische Architektin zeigt das Zürcher Johann Jacobs Museum. Wir haben uns umgesehen. www.espazium.ch/tec21

TRACÉS 19/201419.9.2014

Viaducs de ChillonRenforcement des viaducs de Chillon | 2400 m3 de BFUP sur un pont autoroutier | Ponts en courbe préfabri-qués et construits en encorbellement www.espazium.ch/traces

archi 5/20149.10.2014

Integrazione delle energie rinnovabili nell’involucro Che cosa è la sostenibilità? | Facciate high-tech per case low-tech | Le prescrizioni tecniche in ambito energetico | Un edifi cio a energia zero www.espazium.ch/archi

TEC21 42/201417.10.2014

Zürich II: Gegenwart und ZukunftZürich bewegt sich | Grossfl ächige Vergoldungwww.espazium.ch/tec21

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7WettbewerbeTEC21 41/2014

AusschreibungenOBJEKT/PROGRAMM AUFTRAGGEBER VERFAHREN FACHPREISGERICHT TERMINE

FuSTA und Kindergarten Kirchweg, Aarau

www.aarau.ch/ fusta-kindergarten-aarau-rohr

Kreisschule Buchs-Rohr 5033 Buchs

Gemeinsam mit Stadt Aarau 5000 Aarau

Projektwettbewerb, offen, für Architekten

Marie-Noëlle Adolph, Felix Fuchs, David Leuthold, Bettina Neumann

Anmeldung 10. 10. 2014

Transformation et agrandissement de l’école secondaire, Avenches

www.simap.ch (ID 117555)

Association Scolaire Intercommunale d’Avenches et environs (ASIA) en partenariat avec la Commune d’Avenches 1580 Avenches

Organisation: Vallat Partenaires SA 1196 Gland

Projektwettbewerb, offen, für Teams (Architekten, Bau-, HLKS- und Elektro- Ingenieure)

– konform

Geneviève Bonnard, Hélèna Carnal, Philippe Pachoud, Bernard Zurbuchen

Fragen bis 24. 10. 2014

Abgabe 12. 1. 2015

Construction d’un nouvel établissement médico- social (EMS), Gland

www.simap.ch (ID 117554)

Fondation Belle Saison 1185 Mont-sur-Rolle

Organisation: Vallat Partenaires SA 1196 Gland

Projektwettbewerb, offen, für Architekten

– konform

Alexandre Clerc, Daniel Collaud, Christian Crottaz, Thierry Genoud, Anne-Catherine Javet, Dominique Moret Blanc, Arlette Perret Nissen

Fragen bis 30. 10. 2014

Abgabe Pläne 16. 1. 2015 Modell 27. 1. 2015

Solare Fitness- und Well-nessanlage im Rahmen des Empa-Neubaus NEST, Dübendorf www.nest.empa.ch

Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) 8600 Dübendorf

Gemeinsam mit dem Schweizerisch- Liechtensteinischen Gebäudetechnik- verband suissetec 8001 Zürich

Planungs- und Realisierungsauftrag

Inserat S. 22

Keine Angaben Bewerbung 31. 10. 2014

Getwingbrücke Zermatt

www.simap.ch (ID 117239)

Gornergrat Bahn 3900 Brig

Organisation: Matterhorn Gotthard Infrastruktur AG 3902 Brig-Glis

Projektwettbewerb, selektiv, für Bauingenieure

Daniel Heinzmann, Thomas Jäger, Derk-Jan Ottenkamp, Herbert Schmid

Bewerbung 14. 11. 2014

Erweiterung Pädagogische Hochschule Kreuzlingen

www.simap.ch (ID 116564)

Kantonales Hochbauamt 8510 Frauenfeld

Projektwettbewerb, selektiv, für Architekten

Martin Engler, Roman Giuliani, Marc Ryf, Ingemar Vollenweider

Bewerbung 21. 11. 2014

Weitere laufende Wettbewerbe finden Sie unter: www.konkurado.ch Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i

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8 Wettbewerbe TEC21 41/2014

ord Norman Foster hat über Solararchitektur gesagt: «This is not about fashion,

this is about survival.» Das heisst aber nicht, dass visuelle Ansprüche in der solaren Planung keinen Platz haben. Den Norman Foster Solar Award erhalten gerade solche Pro-jekte, die Energieerzeugung und Ästhetik gekonnt miteinander ver-einen. Seit 2010 wird der Award in der Schweiz jedes Jahr an heraus-ragende Plusenergiebauten (PEB) vergeben. Ziel des Preises ist es, PEB als Stand der Technik in der Grundausbildung von Architekten, Ingenieuren und anderen Baufach-leuten zu verankern. Dies soll in weiterer Folge den AKW-Ausstieg

erleichtern und die jährlichen Ener-gie importe im Umfang von 10 Mrd. Franken senken. Die Verleihung der beiden Norman Foster Solar Awards und des Award-Diploms fand dieses Jahr am 3. Oktober in der Messe Luzern statt. Die Preisträger: ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilien-haus und ein Dienstleistungsbau.

Ferienhaus liefert Strom

Das Ferienhaus der Familie Kolb in Amden wurde 2013 im Minergie-P- Standard errichtet. Mit 36 bis 40 cm Wärmedämmung lassen sich U-Werte von 0.12 und 0.10 W/m2K erreichen. Als weitere Energieeffi-zienzmassnahmen kamen LED-Lam-

pen und A+++-Haushaltsgeräte zum Einsatz. Überstände von Dach und Terrasse beschatten die darunter liegenden Innenräume und halten so den Kühl energiebedarf gering. Der berechnete Energiebedarf be-trägt für das ganze Jahr 11 921 kWh. Allerdings ist das Haus nur zeit-weise bewohnt, so hat Familie Kolb im Zeitraum von Juni 2013 bis Juni 2014 lediglich 3400 kWh verbraucht.

Produziert wird erneuerbare Energie am Pultdach und teilweise an der Fassade. Die dachintegrierte monokristalline PV-Anlage hat eine Leistung von 16 kWp. Pro Jahr soll-te die Anlage 17 400 kWh elektrische Energie liefern. In die Südfassade des Holzbaus sind zwei 2.5 m2 grosse

NORMAN FOSTER SOLAR AWARD 2014

Eine glückliche Liaison Ästhetische Ansprüche und erneuerbare Energien geschickt zu verbinden

ist die zentrale Herausforderung beim Bauen für die Energiewende. Die Gewinner des Norman Foster Solar Award zeigen, wie es gelingen kann.

Text: Nina Egger

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Bei der Sanierung des 1965 errichteten Geschosswohnbaus in Chiasso hat man alle Möglichkeiten der erneuerbaren Energiegewinnung an der Gebäudehülle ausgereizt: Auf dem Dach wurde Solarthermie installiert, an der Südfassade inklusive Balkonbrüstungen kristalline PV-, an den drei anderen Seiten Dünnfilmmodule. Fertiggestellt 2013, ist der Wohnbau mit einer Eigen-EV von 114 % nun bekannt als «Palazzo Positivo». Als Vorbild für PEB im urbanen Raum ist er Preisträger des Norman Foster Solar Award-Diploms 2014.

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9WettbewerbeTEC21 41/2014

Solarthermiepaneele integriert. Sie liefern voraussichtlich 2250 kWh/a thermische Energie. Die Eigenener-gieversorgung aus beiden Anlagen beträgt 165 %. Der tatsächliche Ener-gieüberschuss beträgt wegen der Leerstandsperioden aber nicht 65 %, sondern 480 %. Dieses Beispiel de-monstriert das Potenzial von Ferien-häusern als dezentrale Energieer-zeuger. Der Jury haben besonders die Schlichtheit des Entwurfs von Architekt Beat Kämpfen und die De-tailausführung bei der Einbindung der Solarelemente in die Gebäude-hülle gefallen.

Strom gegen Wärme

Das 1983 errichtete Verwaltungsge-bäude der Flumroc AG wurde 2013 von Viridén + Partner energetisch saniert. Wegen der kompakten Form des viergeschossigen Bürokomple-xes gibt es im Verhältnis zur Nutz-fläche nicht viele Flächen zur Ener-gieerzeugung. Deshalb war die Bedarfsminimierung ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zum Plusenergiegebäude. Obwohl sich im Gebäude zwei massive Energiever-

braucher – eine Kantine und ein Ser-verraum – befinden, war es möglich, durch Wärmedämmung den Ener-giebedarf um mehr als zwei Drittel zu senken. Bei der Befestigung der vorgehängten Photovoltaikmodule achtete man darauf, Wärmebrücken zu vermeiden, die in hochgedämm-ten Gebäuden bis zu 40 % der Verlus-te ausmachen können.

Die PV-Paneele wurden auf Ost-, Süd- und Westseite als Fassa-denelemente eingesetzt, sie wech-seln sich mit den nach oben heller werdenden Fensterbändern ab. Zu-sätzlich zu den 57 kWp an der Fassade sind auf dem Dach 71 kWp Photovoltaik installiert. Die Anlagen liefern 114 000 kWh/a.

Der sommerliche Über-schuss der PV-Anlagen wird auf kür-zestem Weg und mit minimalen Verlusten an die nebenstehende Fabrik weitergeleitet, die die elek-trische Energie für ihre Steuerung und Überwachung benötigt. Die Fabrik wiederum leitet Prozess-abwärme an die Verwaltung, wo sie als Heiz energie wertvoll ist. Das Projekt zeigt damit nicht nur das Energieeffi zienzpotenzial von In-

stand setzungen, sondern auch die Möglichkeiten von Gebäudegruppen als Energiecluster, die sich eigen-ständig dezentral versorgen. •

Plusenergie-Ferienhaus in Amden, Energiebezugsfläche 176 m2

Energiebedarf

thermische Energie 8130 kWh/aelektrische Energie 3790 kWh/a gesamt 11 920 kWh/a

bei tatsächlicher Belegung: 3400 kWh/m2a Energieerzeugung

thermische Energie 2250 kWh/a (Solarthermie) elektrische Energie 17 430 kWh/a (16 kWp PV)gesamt 19 680 kWh/aEigenenergie- versorgung

165 % bei tatsächlicher Belegung: 580 %

Verwaltungsbau Flumroc in Flums, Energiebezugsfläche 2995 m2

Energiebedarf

thermische Energie 22 000 kWh/aelektrische Energie 77 100 kWh/a gesamt 99 100 kWh/aEnergieerzeugung

thermische Energie 0 kWh/a (66 000 kWh/a Abwärme von benachbarter Fabrik)

elektrische Energie 114 000 kWh/a (129 kWp PV)gesamt 114 000 kWh/aEigenenergie- versorgung

115 %

Neubau-EFH: Das 114 m2 grosse Pultdach ist vollflächig mit PV-Modulen eingedeckt. Das kühle Grau der monokristallinen Wafer harmoniert elegant mit der modernen Architektur.

Sanierung Flumroc: Die gestalterisch ansprechende Integration der Energieversorgung in die Gebäudehülle soll anderen als Vorbild dienen.

AM BAU BETEILIGTE

Ferienhaus in Amden

Bauherrschaft Daniel Kolb und Agnes Bärtsch, Aarau

Architektur kämpfen für architektur, Zürich

HLKS-Planung und Energie-versorgung Naef Energietechnik, Zürich

Tragwerk Holz AG für Holzbauplanung, Rothen thurm SZ

Verwaltungsbau in Flums

Bauherrschaft Flumroc, Flums

Architektur Viridén + Partner, Zürich

HLKS-Planung Zurfluh Lottenbach, Luzern

Energieversorgung Heizplan, Gams SG

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11PanoramaTEC21 41/2014

TRACÉS: Viele verbinden mit dem Poyaprojekt in erster Linie die ein-drückliche Schrägseilbrücke. In welchen grösseren Rahmen ist der Brückenbau einzuordnen?

André Magnin: Die Brücke ist der spektakulärste Teil des Projekts, doch sie macht nur ein Drittel von dessen Gesamtumfang aus. Das Ziel des Poyaprojekts war der Bau einer Umfahrung, die das historische Burgquartier rund um die Kathedrale von der grossen Verkehrslast befreit. Das Südportal der Kathedrale ist bereits seit rund 40 Jahren verhüllt, um es vor den Autoabgasen zu schützen. Auch der Ortsplan der Stadt Freiburg, der 1991 genehmigt wurde, sieht die Schaffung einer Fussgänger-zone zwischen Bahnhof und Ka-thedrale vor. In den letzten Jahren mussten alle Baubewilligungen für grössere Projekte im Stadtzent-rum mit Warnhinweisen zur Lärm- und Abgasbelastung im Quartier versehen werden. Diese Situation kann nur durch eine allgemeine Entlastung des Zentrums vom In-

ERÖFFNUNG POYABRÜCKE FREIBURG

«Viel mehr als eine Brücke»Am Samstag wird nach 25-jährigem Vorlauf die Poyabrücke in Freiburg

in Betrieb genommen. André Magnin, Kantonsingenieur, und Christoph Bressoud vom Kantonalen Tiefbauamt sprachen mit den

Kollegen von TRACÉS über die wichtigsten Etappen des Projekts.Interview: Jacques Perret; Übersetzung: Nicole Wulf

dividualverkehr und durch die Förderung des öffentlichen Ver-kehrs verbessert werden. Ich zitie-re in diesem Zusammenhang gern einen Satz, der nicht von mir stammt: «Welche andere Stadt auf der Welt benützt ihre Kathedrale als Verkehrskreisel?»

Zwischen dem Ergebnis des Pro-jektwettbewerbs und dem Beginn

der Bauarbeiten vergingen fast 20 Jahre. Warum?

A. M.: Der konkrete An-stoss kam 1989 mit der Ausschrei-bung des Projektwettbewerbs für die Brücke. Die Jury entschied sich für eine Schrägseilbrücke in der Tradition der grossen Hänge-brücken, die das Stadtbild prägen und prägten. Die Initiative ging damals von der Stadt Freiburg aus.

Das Poyaprojekt soll den Verkehr um die Freiburger Innenstadt herum leiten.

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12 Panorama TEC21 41/2014

Erst 1996 wurde das Projekt dem Kanton übergeben. Die Stadt hatte erkannt, dass es sich um ein Pro-jekt von kantonaler Bedeutung handelte und ihre finanziellen und operativen Mittel kaum ausreich-ten, um es erfolgreich umzusetzen.

Christophe Bressoud: Das Projekt wurde 1999 erstmals öf-fentlich aufgelegt, gleichzeitig mit dem Projekt für die Umfahrung von Bulle (H189). Der Kanton hatte sich damals entschieden, die zwei wichtigsten kantonalen Strassen-bauprojekte zeitgleich aufzulegen und sie danach schrittweise umzu-setzen. Die Reihenfolge der Umset-zung sollte von den jeweiligen Schwierigkeiten abhängen, denen sich die zwei Projekte stellen mussten. Schliesslich kam die Um-fahrung Bulle zuerst an die Reihe, denn gegen das Poyaprojekt gab es 123 Einsprachen. Ein Grossteil der Einsprecher forderte den Er-halt der Schlossanlage La Poya, nach der das Projekt benannt ist (vgl. Kasten S. 14). Daraufhin wur-de das Projekt überarbeitet und 2005 noch einmal neu aufgelegt. 2006 genehmigte das Stimmvolk den Projekt kredit schliesslich mit einer Mehrheit von über 80 %.

A. M.: Danach musste alles sehr schnell gehen, weil der Kan-ton Freiburg darauf angewiesen war, dass das Poyaprojekt in die

Liste der dringenden Projekte des eidgenössischen Infrastruktur-fonds aufgenommen wurde. Diese Liste wurde Anfang Oktober 2006 veröffentlicht, nur gut eine Woche nach der Volksabstimmung. Durch die Aufnahme in die Liste erhielten wir rund 67.5 Mio. Fran-ken aus dem Infrastrukturfonds. Anschliessend musste eine weitere Auflage für den Ausbau der Murtenstrasse und insbesondere für die Ausweitung des Projekts auf das Gemeindegebiet von Granges-Paccot ausgearbeitet wer-den. Die Zeit drängte, denn eine Bedingung für den Erhalt der für das Projekt so wichtigen Bundes-bei träge war, dass mit den Arbeiten vor Ende 2008 begonnen wurde. Auch diese Hürde nahm das Projekt: Die Arbeiten wurden am 22. September 2008 aufgenommen, der offizielle Spatenstich fand am 31. Oktober statt.

In welchen Punkten wurde das Projekt von 2005 gegenüber der ers-ten Auflage von 1999 angepasst?

C. B.: Zahlreiche Einspra-chen betrafen den Erhalt des Schlossparks La Poya. Das projek-tierte Trassee verlief unter dem Park in einem Tunnel. An dessen Ausgang hätte im Schlosspark eine Zufahrtsrampe gebaut werden müssen. Dieser Eingriff in die

Schlossanlage war inakzeptabel, und man entschied, die gesamte Linienführung anzupassen. Die Einmündung der neuen Brücken-zufahrt in die Murtenstrasse wurde von der General-Guisan- Kreuzung weiter nach Norden an die St.-Leonhard-Kreuzung auf der anderen Seite der SBB-Gleise ver-legt. Diese Anpassung hatte we-sentliche Auswirkungen auf ande-re Projektteile. Zum einen mussten die SBB-Gleise unterquert werden, was angesichts des Trasseever-laufs sehr delikat war. Zum ande-ren musste die Ausrichtung der Brückenachse verändert werden. Dadurch verlängerte sich deren zentrale Spannweite auf 196 m.

Sie mussten auch den Ausbau der Murtenstrasse anpassen …

A. M.: Es zeigte sich, dass die ursprüngliche Lösung, bei der der gesamte Verkehr zur St.-Leon-hard-Kreuzung hin oberirdisch geflossen wäre, viele Anforderun-gen nur sehr ungenügend erfüllte. Der Fussgängerverkehr hätte den Verkehrsfluss immer wieder unter-brochen und die Strassenkapazität erheblich beeinträchtigt. Das be-troffene Quartier hat sich zudem seit dem Wettbewerb von 1989 stark entwickelt und wird inzwi-schen hauptsächlich für Freizeit- und Sportanlagen genutzt. Deshalb musste der Fussgänger-verkehr bevorzugt und vom Indivi-dualverkehr getrennt werden. Die oberirdische Lösung hätte die Verkehrsüberlastung im Stadt-zentrum einfach an den Stadtrand verschoben, und dort wäre eine neue Stauzone entstanden.

C. B.: Bei der aktuellen Varian te wird der St.-Leonhard- Kreisel, der die neue Strasse an die Murtenstrasse anschliesst,

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13PanoramaTEC21 41/2014

Die Poyabrücke wird am Samstag, 11. Oktober mit einem Festakt eröffnet. Informationen zum Programm: www.fr.ch/poya/de Die zweisprachige Website bietet zudem eine aussergewöhnlich umfas-sende Baudokumentation in Plänen, Filmen, Bildern und Zahlen sowie eine Übersicht der am Bau Beteiligten.

Unsere Schwesterzeitschrift TRACÉS widmete dem Projekt zwei Hefte: «Projet Poya», TRACÉS 22/2011, und «Pont de la Poya», TRACÉS 9/2013. Das hier abgedruckte Interview erschien erstmals in TRACÉS 22/2011.

ZAHLEN & FAKTEN

Kosten Gesamtprojekt: 211 Mio. Fr. (davon 5 Mio. Reserve und 4.5 Mio. für die voraussichtliche künftige Teuerung)

Brücke (inkl. Zugangsviadukt Palatinat und Lärmschutzabdeckung): 67.2 Mio. Fr.

Tunnel, gedeckter Einschnitt und Unterquerung SBB-Damm: 41.4 Mio. Fr.

St.-Leonhard-Unterführung inkl. unterirdischer Kreisel: 47.8 Mio. Fr.

Finanzielle Deckung: 179.4 Mio Fr.

Bau- und Planungszeit

Wettbewerb: 1989 Öffentliche Auflage: 1999 Überarbeitetes Projekt: 2005 Volksabstimmung zur Deckung des Verpflichtungskredits: September 2006 Baubeginn: Oktober 2008 Bauzeit Brücke: 2009–2013 Bauzeit Unterführung: 2011–2014 Bauzeit Tunnel: 2010–2013 Eröffnung: Oktober 2014

Poyabrücke

Brückenlänge: 851.6 m Gesamtbreite Fahrbahnplatte: 19.25 m Zentrale Spannweite: 196 m Spannweite der seitlichen seilverspannten Felder: 86 m Höhe der beiden im Boden verankerten Pylonen: 107.65 m Höhe der Schutzbarrieren: 2.50 m Gedeckter Abschnitt: 160 m

St.-Leonhard-Unterführung

Breite: 9.5 m Minimalhöhe: 5.3 m Fahrbahnbreite: 7 m

Tunnel

Tunnelbreite: 13.5 m Tunnelhöhe: 7.3 m Fahrbahnbreite: 10 m

Stadt der Brücken: Freiburger Altstadt mit der Kathedrale St. Nikolaus (1283–1490), im Hintergund die neue Poyabrücke.

unter die Erde verlegt. Zwei der vier Fahrbahnen der Murten-strasse verlaufen unterirdisch. Die zwei oberirdischen Spuren sind dem Zubringer-, Langsam- und dem öffent lichen Verkehr vor-behalten. Durch den Ausbau der Murtenstrasse von zwei auf vier Spuren wird eine Kapazitätssteige-rung bis zum Autobahnanschluss erreicht. Diese Erweiterung betrifft neben der Stadt Freiburg auch die Gemeinde Granges- Paccot. In diesem Zusammenhang ist der Teilverkehrs richtplan er-wähnenswert, der eine Reihe von Begleitmassnahmen festlegt.

Welche technischen Herausforde-rungen – vom eigentlichen Brü-ckenbau einmal abgesehen – mussten Sie und die beauftragten Bauunternehmen bewältigen?

C. B.: Wir mussten die Bahnachse Lausanne-Bern mit acht Reisezügen pro Stunde und einem stark geneigten Trassee unterqueren und dabei in qualita-tiv schlechtem Dammmaterial arbeiten. Die SBB hat uns gewisse F o r t s e t z u n g S . 14

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14 Panorama TEC21 41/2014

Schloss auf dem TrasseeDas erste Projekt für die Poyabrücke musste aufgrund der negativen Gutach-ten der Eidgenössischen Kommis sion für Denkmalpfl ege und der kantonalen Kulturgüterkommission überarbeitet werden. Auf Widerstand stiess vor allem die Linienführung, die etwa 200 m weiter südlich verlief als beim heutigen Projekt. Der damalige Tras-seeverlauf hätte einer Freiburger Se-henswürdigkeit irreparable Schäden zugefügt: dem Schloss La Poya und der Palatinat-Promenade. Dem Aufruhr la-gen verschiedene Einwände zugrunde. Mit der geplanten Linienführung hätte eine Lindenallee auf der Achse Schloss–Kathedrale um 30  m verkürzt werden müssen. Das Terrain um das Schloss wäre sichtbar verändert und mit einer Kuppe versehen worden. Zum anderen hätten die Vibrationen der Bauarbei-ten den Stuck im grossen Salon des Schlosses unwiederbringlich zerstö-ren können.

Die damaligen Reaktionen mö-gen heftig ausgefallen sein, unbegrün-det waren sie nicht. Das gut erhaltene, aber wenig bekannte Schloss La Poya ist für den Genfer Kunst- und Archi-tekturhistoriker André Corboz «eine in Europa einmalige Kombination von Palladianismus und Borronimismus. Das Aussergewöhnliche daran ist, dass man zu der Zeit, als La Poya erbaut wurde, nicht mehr von Borromini und noch nicht wieder von Palladio sprach, der erst im 18. Jahrhundert wieder zum Vorbild wurde.»

Das Schloss wurde zwischen 1698 und 1701 von François-Philippe de Lanthen-Heid erbaut. Es ist den

Villen von Andrea Palladio nachemp-funden und hebt sich deutlich von den traditionellen Freiburger Patri-zierhäusern ab. Als Verlängerung des Salons im Erdgeschoss fungiert gegen Süden – hier zeigt sich Palladios Ein-fl uss – eine Säulenhalle, die einen Dia-log zwischen Natur und Bau, zwischen Stadt und Schloss herstellt. Der Ein-fl uss von Borromini manifestiert sich in der Innenausstattung des Salons, der mit einer der bedeutendsten nicht-kirchlichen Stuckdekorationen der Schweiz aufwartet. Diese Tatsache und die architektonische Originalität des Baus machen La Poya zu einem aussergewöhnlichen Baudenkmal. We-der der städtebauliche Nutzen des Pro-jekts zur Saaneüberquerung noch die architektonische Schönheit der Brücke hätten den Schaden, den die ursprüng-liche Linienführung an der Schlossan-lage verursacht hätte, wettgemacht.

Cedric van der Poel, Redaktor TRACÉS

Aufl agen bezüglich des Bahnbe-triebs gemacht. Tagsüber mussten zwei Gleise mit 100 km/h befahr-bar bleiben, nur punktuelle Ge-schwindigkeitsbegrenzungen waren möglich. Und auch nachts musste ständig ein Gleis befahrbar sein. Zudem legte die Bahn Höchst-grenzen für die Gleisverwindung fest. Es galt ein Aufmerksamkeits-wert von 2 mm/m und ein Inter-ventionswert von 3 mm/m. Auch der Palatinattunnel, in den die Brückenausfahrt mündet, bereite-te uns einige Schwierigkeiten, obwohl er relativ kurz ist. Er liegt in geringer Tiefe unter bewohntem Gebiet, in lockerem Untergrund. Er konnte zwar mit herkömmli-chen Methoden wie einem Rohr-schirm und dem Ausbruch in zwei Teilabschnitten gebaut werden, doch wir mussten allfällige Ober-fl ächenverformungen direkt über dem Trassee genau beobachten. •

André Magnin ist Kantonsingenieur und Vorsteher des Tiefbauamts des Kantons Freiburg.

Christophe Bressoud ist Bauingenieur beim Tiefbauamt des Kantons Freiburg und Leiter des Poyaprojekts.

NEUE BÜCHER

Baakenhafen-brücke HamburgDer Bildband dokumentiert die Ent-stehung der Baakenhafenbrücke in Hamburg. Wilfried Dechau fotogra-fi erte den Baufortschritt von Juni 2011 bis zur Eröffnung im August 2013. Eine Bilderserie auf zwei Dop-pelseiten zeigt den Bau im Zeitraffer. Anschliessend folgt ein thematisch gegliedertes Tagebuch. Ergänzt wird der Band durch Pläne und Tex-te mit Informationen zur HafenCity, zum Baakenhafen und zur Brücken-konstruktion. Die Stras senbrücke mit seitlich verlaufenden Fusswegen überquert die Nord elbe im früheren

Freihafen. Besonders an der 170 m langen Konstruktion ist ein beweg-licher Mittelteil. Der 37 m lange Ger-berträger liegt zwischen zwei seit-lichen Kragarmen und kann entfernt werden, ohne dass die seitlichen Bauwerksteile instabil werden. Soll der mittlere Balken entfernt werden, damit grosse Schiffe passieren kön-nen, wird bei Ebbe ein Hubponton unter der Brücke positioniert und an den Brückenpfeilern gesichert. Nachdem die Fahrbahnübergänge demontiert und alle Ver- und Ent-sorgungsleitungen entkoppelt sind, steigt der Ponton mit der Flut. Wenn eine Aushubhöhe von 2.5 m erreicht ist, manövrieren Schlepper den Pon-ton mit dem Kragarm zur geplanten Parkposition, und das Schiff kann die Brücke passieren. • (pd)

Bücher bestellen unter [email protected]. Für Porto und Verpackung werden Fr. 8.50 in Rechnung gestellt.

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Schloss La Poya um 1912.

Wilfried Dechau (Hg.): Baakenhafen-brücke Hamburg. Fotografisches Tagebuch. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen/Berlin, 2013, deutsch, englisch, 176 Seiten mit 183 farbigen Abbildungen, 31.5 × 24 cm, Hardcover. ISBN 978-3-8030-0777-3, Fr. 77.90.–

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15VitrineTEC21 41/2014

Angebot zur WeiterbildungStudium der Gebäudetechnik an der HSLU – die schweizweit einzigartige

Ausbildung öffnet neue beru!iche Perspektiven. Redaktion: Christof Rostert

n der Hochschule Luzern – Technik & Architek-tur können Interessierte wählen, ob sie ihr Gebäudetechnikstudium im Frühlings- (17. Feb-

ruar 2015) oder im Herbstsemester (14. September 2015) starten wollen. Das schweiz weit einzigartige Studium vermittelt fundiertes Wissen, um für komplexe Gebäu-de zeitgemässe Gebäudetechnikanlagen zu planen und zu projektieren. Die Studierenden haben die Wahl zwischen den Studienrichtungen Heizung-Lüftung- Klima-Sanitär und Gebäude-Elektroengineering.

Möglich ist ein Studienstart auf den 17. Feb-ruar 2015 ausserdem in den folgenden Studiengängen: Elektrotechnik, Informatik, Maschinentechnik, Wirt-schaftsingenieur | Innovation, Architektur, Bautechnik sowie in der englischsprachigen Studienrichtung Business Engineering Sustainable Energy Systems. •

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18 TEC21 41/2014

Versicherungen: Rahmenverträge für Firmenmitglieder

Der SIA hat für Firmenmitglieder Rahmenverträge für verschiedene Versicherungsarten eingerichtet, die von Spezialisten des

Vermögenszentrums (VZ) jährlich optimiert werden. Ein Überblick.Text: Iwan Bernegger

ie vom Vermögenszentrum offerierten Rahmenverträge bieten einen umfassenden

Versicherungsschutz zu günstigen Konditionen. Mit jedem Wachstum unserer Rahmenverträge, d. h. mit wachsender Zahl Versicherter, kön-nen die Prämien weiter reduziert werden. Neben den Konditionen wird auch der Versicherungsschutz den jeweils neuesten Vorgaben an-gepasst. Folgende Rahmenverträge bestehen aktuell:

Unfall-Zusatzversicherung

Unternehmen können die obligato-rische Unfallversicherung mit einer Unfall-Zusatzversicherung ergän-zen und verbessern, was vor allem Sinn macht bei Lohnsummen über 126 000 Fr. (pro Person und Jahr), die nicht mehr durch die obligatorische Unfallversicherung gedeckt sind. Es besteht auch die Möglichkeit, die gesetzlichen Rentenleistungen mit einer zusätzlichen Kapitalleistung (im Fall einer Invalidität oder im Todesfall) zu ergänzen. Zudem kann eine unfallbedingte Behandlung in der Privatabtei lung versichert wer-den, gegenüber der obligatorischen Unfallversicherung, die nur die all-gemeine Abteilung abdeckt.

Krankentaggeld- Versicherung

Mit der Krankentaggeld-Versiche-rung versichern die Unternehmen den krankheitsbedingten Lohnaus-fall der Mitarbeitenden. Oft wird ein Taggeld von 80 % versichert, mit einer Wartefrist zwischen 30 und 90 Tagen, abhängig von der Risikofähigkeit des Unternehmens. Bei der Mehrzahl der Anbieter ist

die Prämie abhängig von der ge-wählten Leistung bzw. Wartefrist, der Betriebsgrösse sowie der Leis-tungsfallsituation der zurückliegen-den Jahre.

Da einige Arbeitgeber 50 % der Kosten den Mitarbeitenden ver-rechnen (Lohnabzug), ist es sinnvoll, diese Konditionen von Zeit zu Zeit zu prüfen und wenn möglich zu reduzieren (= Nettolohnerhöhung für die Mitarbeitenden).

Berufshaftp!icht- Versicherung

Eine wichtige Rolle für Architekten und Ingenieure nimmt die Berufs-haftpflicht-Versicherung ein. Über die Berufshaftpflicht versichern die Firmen Schäden aus ihrer Tätigkeit (Sach-, Personen-, oder Vermögens-schäden Dritter). Bei diesem Rah-menvertrag ist das Interesse sehr gross, und der Vertrag wächst schnell – weswegen wir per 1. 1. 2015 die Konditionen ein weiteres Mal verbessern können. Die Prä mien der Versicherungsnehmer reduzieren sich – je nach gewählter Versiche-rungssumme und versicherter Tä-tigkeit – um ca. 10 % bis 30 %.

Neu besteht jetzt auch die Möglichkeit, unterschiedliche Ver-sicherungssummen und Selbstbe-halte zu versichern. Bisher war der Selbstbehalt fixiert. Einen Kombi-nationsrabatt von 5 % erhält der-jenige, der die Sachversicherung ebenfalls über den Rahmenvertrag abschliesst.

Sach- und Geschäfts-inventar-Versicherung

Das Geschäftsinventar (Mobiliar, Computer usw.) wird mit einer Sach-

versicherung gegen diverse Risiken versichert, wie z. B. Feuer, Elemen-tarschäden, Diebstahl, Beschädi-gung usw. Auch Glasschäden können auf diesem Weg versichert werden. Weiter können auch die Mehrkosten bzw. Umsatzaus fälle infolge Unbe-nutzbarkeit der Büroräume (etwa durch Feuerschaden) mitversichert werden. Für die Höhe der Prämie ist der Neuwert des Inventars mass-gebend, wie auch der Umsatz für die Mehrkostenversi cherung. In Kombination mit der Berufshaft-pflicht-Versicherung erhalten unse-re Firmen mitglieder auch hier 5 % Kombina tionsrabatt.

Um Interessenten eine indi-viduelle Ver sicherungsofferte be-rechnen zu können, benötigt das Vermögens zentrum Informationen zu den gewünschten Leistungen, zur Jahreslohnsumme (Unfall- und Krankenversicherungen) sowie z. B. den anzusetzenden Inventarwert (bei Geschäftsinventarversicherun-gen). Unsere Fachberater geben Ihnen gern Auskunft, welche Infor-mationen im Einzelnen für eine Of-ferterstellung notwendig sind. •

Iwan Bernegger, Fachberater Vermögenszentrum (VZ)

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Offerten für unsere SIA-Rahmen-verträge erhalten Sie bei unseren Spezialisten im Vermögenszentrum unter [email protected]

Weitere Informationen unter www.sia.ch/de/dienstleistungen/sia-service/firmen-versicherungen

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19TEC21 41/2014

Kommission Brandschutz nimmt Arbeit auf Die neu ins Leben gerufene SIA-Kommission Brandschutz soll den fachlichen

Dialog zwischen Feuerversicherungen, Planern und Behörden fördern.Text: Markus Gehri

achdem im Jahr 2013 zwei vorbereitende Sitzungen stattgefunden haben, hielt

die SIA-Kommission Brandschutz am 20. August 2014 ihre erste ordent-liche Sitzung ab.

Hauptzweck der neuen Kom-mission ist es, den Dialog zwischen den Versicherern, den Behörden und den Planern sicherzustellen. Dass dieser dringend erforderlich ist, zeigt sich an den Diskussionen um die neuen Brandschutzvorschriften der Vereinigung Kantonaler Feuer-versicherungen (VKF), die voraus-sichtlich ab 2015 in Kraft treten.

Weil die formelle Genehmi-gung durch das interkantonale Or-gan technische Handelshemmnisse IOTH erst Mitte September erfolgt ist, sind die Informationen vorerst nur spärlich. Da keine Übergangs-fristen vorgesehen sind, ist die Ner-vosität in den betroffenen Kreisen recht gross, was zu einer intensiven

N Diskussion geführt hat. Während die zuständigen Behörden bereits interne Schulungen abhalten, sind erste Informationen einer breiteren Öffentlichkeit erst mit den vorgese-henen vier Fachtagungen geplant.

Nebst der erfreulichen Libe-ralisierung der Vorschriften, die teil-weise noch durch andere Gesetze infrage gestellt wird, sind etliche neue Regelungen zu beachten. Zentral werden die beiden neuen Brand-schutzrichtlinien «Nachweisverfah-ren im Brandschutz» und «Qualitäts-sicherung im Brandschutz» sein. Sie werden die Arbeit im Planungsbüro künftig stark beeinflussen.

In den kommenden Sitzun-gen soll die Kommission die Schu-lungs- und Informationstätigkeit des SIA begleiten und den Über-gang  zur Anwendung der neuen Vorschriften kritisch verfolgen. Ge-nauere Informationen und Bezugs-möglichkeiten zu den neuen Brand-

schutzvorschriften werden in einem späteren Artikel folgen, sobald sie freigegeben sind. •

Dr. Markus Gehri, Leiter des Bereichs Normen und stv. Geschäftsführer des SIA

NORMEN IN DER VERNEHMLASSUNG

Masstoleranzen, Stein- und Plattenarbeiten

Der SIA unterbreitet die folgenden fünf Normentwürfe zur Vernehm-lassung:– prSIA 244 Kunststeinarbeiten – Beläge, Bekleidungen und Werk-stücke

– prSIA 246 Natursteinarbeiten – Beläge, Bekleidungen und Werk-stücke

– prSIA 248 Plattenarbeiten – Belä-ge und Bekleidungen mit Keramik, Glas und Asphalt

– prSIA 414/1 Masstoleranzen im Bauwesen – Begriffe, Grundsätze und Anwendungsregeln

– prSIA 414/2 Masstoleranzen im Hochbau

Die Normentwürfe stehen im Internet unter folgendem Link zur Verfügung: www.sia.ch/vernehmlassungen

Für Stellungnahmen verwenden Sie bitte das Word-Formular, das am gleichen Ort bereitsteht. Stellungnah-men in anderer Form (Briefe, PDFs usw.) können nicht berücksichtigt werden. Wir bitten Sie, Ihre Stellung-nahme bis zum 28. 11. 2014 einzurei-chen an [email protected]

FACHTAGUNG BRANDSCHUTZ

am 10. und 11. November 2014 in Biel (in deutscher und französischer Sprache)

am 4. und 5. Dezember 2014 in Zürich (in deutscher Sprache)

Hauptthema der Tagungen sind die neuen Brandschutzvorschriften, die im Januar 2015 in Kraft treten. Anmeldeschluss ist bereits am 19. Oktober 2014.

Weitere Informationen zum Programm und Link zur Anmel-dung: http://vkf.ch/VKF/Services/Ausbildung/Tagungen.aspx

Planung der PensionierungEs ist wichtig, sich frühzeitig mit den wirtschaftlichen Fragen aus-einanderzusetzen, die sich mit dem Austritt aus dem Erwerbs-leben stellen. Das kostenfreie Seminar findet in Kooperation zwischen SIA und der Pensions-kasse der Technischen Verein (PTV) statt und soll Ihnen die wichtigsten Punkte bei der finan-ziellen Planung der Pensionie-rung aufzeigen. Der Beantwor-tung von Fragen wird ein grosses Zeitfenster eingeräumt. Eine An-meldung ist erforderlich. • (sia) SIA Form-Kurs am 11. 11. 2014, 17–19 Uhr in Zürich. Informationen und Anmeldung: www.sia.ch/form

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20 TEC21 41/2014

owerPoint is evil!», brachte es der amerikanische Informa-tionswissenschaftler Edward

Tufte schon 2004 knapp und direkt auf den Punkt: PowerPoint ist böse – warum das? Die beliebte, aus dem heutigen Business nicht mehr weg-zudenkende Präsentationssoftware, so Tuftes These, konterkariert effi-ziente und präzise Kommunikation, anstatt sie zu unterstützen – beson-ders dann, wenn sich der oder die Präsentierende blind auf die Mög-lichkeiten des Mediums verlässt.

Doch ganz unabhängig da-von, ob Architekten und Ingenieure nun mit PowerPoint, PDF-Dokumen-ten oder anderen Mitteln visualisie-ren, geht es bei Projektpräsentatio-nen gegenüber Bauherren, Ämtern oder Bürgerversammlungen im Kern immer um zwei Dinge: Zum einen will man die eigenen Ideen und Plä-ne erläutern, die Zuhörer mit guten Argumenten davon überzeugen und dabei ihre Bedenken zerstreuen. Zum anderen – und das ist oft die einzige Chance, das erstgenannte Ziel zu erreichen – geht es darum, beim Gegenüber Vertrauen und Sym-pathie zu wecken. Präsentationen und Bauherrengespräche sind der entscheidende Augenblick: Springt jetzt der Funke über, ist meist die grösste Hürde genommen.

Der Redner im Mittelpunkt

An der Präsentation selbst sollte also nichts die Präsenz des oder der Vor-tragenden schmälern. Zu den Vorbe-reitungen zählt, den Vortrag im Büro vor einem Testpublikum zu üben – schon um zu prüfen, ob er im gesetz-ten Zeitrahmen bleibt.

Eine gute Präsentation un-terstreicht die Ausführungen des Referenten, lenkt aber nicht von ihm

ab. Klingt einleuchtend, führt aber geradewegs in den Kern des Dilem-mas: Denn massvoll eingesetzt, ver-stärken gut gewählte Bilder durch-aus die Wirkung einer Präsentation; das belegt auch die Lernforschung. Auf der anderen Seite konkurriert jedes zusätzliche Bild mit der Auf-merksamkeit für den Vortragenden. Im ungünstigen Fall degradiert die-ser sich zum blossen Foliendrücker, der, halb vom Publikum abgewandt, ganz mit seinen PowerPoint-Charts beschäftigt ist. Fazit: Das Präsenta-tionsmedium soll den Vortrag be-gleiten, nicht der Vortragende das Medium.

Für den Erfolg einer Präsen-tation sind eine Reihe weiterer Fak-toren von Bedeutung: Die Körper-sprache des Vortragenden, seine akustische Verständlichkeit, Tages-zeit und Beschaffenheit des Raums – und nicht zuletzt, dass jemand in der Lage ist, ein Thema strukturiert zu vermitteln und eine Problemlö-sung als Folge kausaler Abwägun-gen zu vermitteln. Die Antwort auf die Frage «Warum haben wir eine Aufgabe so gelöst und nicht anders?» sollte dabei den roten Faden bilden.

Zweifellos gibt es Menschen, denen das Präsentieren in die Wiege gelegt ist. Aber mit etwas Übung kann jeder seine Überzeugungskraft in Gesprächen und Vorträgen ver-bessern. Wichtigste Basis dafür ist ein klares Konzept und eine anlass-bezogene Vorbereitung: In welcher Runde werde ich präsentieren, was soll thematisch im Mittelpunkt ste-hen, und wie lautet mein Vortrags-ziel? Was wird meine Gesprächspart-ner besonders interessieren, und an  welchen Punkten muss ich mit Gegenwind rechnen? Wie viel Zeit schliesslich sollte für das anschlies-sende Gespräch bleiben?

Fast immer ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht der Königs-weg der Kommunikation – weil es unmittelbar mit der Reaktion, den Fragen und Einwänden des Gegen-übers konfrontiert und die Möglich-keit gibt, sie direkt aufzugreifen. Je kleiner die Runde, desto offener kann über ungelöste Fragen ge-sprochen werden. Dabei kommt es neben guten Argumenten auch auf Fingerspitzengefühl und Zuhörer-qualitäten an. •

PERSÖNLICHE FÄHIGKEITEN

Souverän präsentieren Architekten und Ingenieure gewinnen Bauherren weniger durch perfekte

Visualisierungen als vielmehr durch einen überzeugenden Auftritt und gute Argumente – ein Form-Kurs zur Kunst des Präsentierens.

Text: Frank Peter Jäger

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Präsentieren verlangt häufig die Balance zwischen eigener Präsenz und visuellen Medien.

GEKONNT PRÄSENTIEREN: MEHR PERSÖNLICHKEIT, WENIGER POWERPOINT

SIA-Form-Kurs am 27. 10. 2014 in Zürich. Weitere Informationen und Anmeldung: www.sia.ch/form

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Ausschreibung TEC21 41/201422

NEST– Gemeinsam an der Zukunft bauenForschung – Wirtschaft – Gesellschaft

Projektausschreibung

Solare Fitness- und Wellness-Anlage

Empa und suissetec realisieren auf 270 m2 eine modulare Fitness- und Wellness-Anlage, die sich weitgehend selber mit erneuerbarer Energie versorgt. Innovative Technolo-gien werden mit unkonventioneller Bauweise verknüpft. Gesucht werden technikaffine Architekten für die Planung, Koordination und Realisierung der Anlage.

Die Anlage ist Teil des experimentellen Demonstrations-gebäudes NEST, welches derzeit auf dem Empa-Eawag Campus am Entstehen ist.

Bewerbung bis 31.10.2014; weitere Unterlagen unterhttp://nest.empa.ch/de/

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23VeranstaltungenTEC21 41/2014

Weitere laufende Veranstaltungen finden Sie unter: www.espazium.ch

AUSSTELLUNG 18.10.2014–29.3.2015

IndustriekulturDie Ausstellung dokumentiert die Industriekultur in der Region Basel anhand von acht Themen. Ort: Museum Kleines Klingental, Unterer Rheinweg 26, Basel Infos: www.mkk.ch

PODIUMSDISKUSSION 21.10.2014 | 19 UHR

Bilder im KopfRaum-Gestaltende und Architektur-schaffende mit Bezug zu Bern dis-kutieren über die Bilder im Kopf, die die Ideenfindung und damit den Entwurf beeinflussen. Welche Vorbilder, Referenzen und Visionen haben ihre Projekte geprägt? Ort: Kornhausforum, Kornhausplatz 18, Bern Infos: www.kornhausforum.ch

AUSSTELLUNG BIS 23.11.2014

UrbanscapesDer Italiener Gabriele Basilico (1944–2013) gehörte zu den wichtigsten Vertretern der Architekturfotografie. Nach einem Architekturstudium begann er in den 1970er-Jahren den Wandel der urbanen Landschaft zu fotografieren. Seine Bilder zeigen die Moderne und ihre Architektur.Ort: Kunstmuseum Luzern, Europaplatz 1, Luzern Infos: www.kunstmuseumluzern.ch

AUSSTELLUNG BIS 11.1.2015

Logical Emotion

Eine Gruppenausstellung zur japanischen Gegenwartskunst. Im Zentrum stehen die Logik und ihr vermeintlicher Gegenpart – die Emotion. Die Schau zeigt ein breites Spektrum künstlerischer Medien: von Malerei über skulpturale Installation, Video, Fotografie und Architektur bis hin zu angewandter Kunst und Manga-Zeichnungen; die Schau integriert die jüngste japanische Kunstgeschichte und vereint international bekannte Künstlerpositionen mit jungen Kunstschaffenden. Ort: Museum Haus Konstruktiv, Selnaustrasse 25, Zürich Infos: www.hauskonstruktiv.ch

VORTRAG UND DISKUSSION 18.11.2014 | 17.15–19 UHR

WindenergieIst die Energiewende tatsächlich darauf angewiesen, dass neue Wind-kraftwerke in die freie Landschaft gebaut werden? Wenn ja, wie können diese Infrastrukturen landschafts-verträglich realisiert werden? Ort: HSR Rapperswil, Aula (Gebäude 4), Oberseestrasse 10, Rapperswil Infos: www.ilf.hsr.ch (Keine Anmeldung erforderlich)

KONGRESS MIT FACHMESSE 12./13.11.2014

GEC GeotechnikDer Anlass verbindet den deutschen und Schweizer Geotechnikmarkt anhand von Best-Practice-Modellen: Spezialtiefbau, Baugrundsicherung und Georisiken, Trassen-, Tunnel- und Verkehrswegebau, Altlasten- management, geophysikalische Messungen sowie Geoinformatik und Geoinformationssysteme.Ort: Messe Offenburg (D) Infos und Anmeldung: www.gec-offenburg.de

GESPRÄCH 16.10.2014 | 18 UHR

ZeitzeugenAlvar Aalto nannte sie seine «Schwei-zer Garde»: Über mehrere Jahre be-schäftigte er in seinem Studio Schweizer Architekten. Vier dieser Zeitzeugen berichten über Projekte, erzählen Anekdoten und Erlebnisse. Ort: Vitra Design Museum, Weil am Rhein (D) Infos: www.design-museum.de

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24 Zürich I: Von Rossi bis Europaallee TEC21 41/2014

ZÜRICHS ENTWICKLUNG SEIT 1998

Umpflügen, aufwerten, positionieren

Grell ist das Licht, das seit einigen Jahren auf Zürich fällt. Zwar verrät das museale Stadtzentrum mit seinem sterilen öffentlichen

Raum nichts von einem Bauboom, doch an seinen Rändern spielte und spielt sich ein Umbauprozess mit verschiedenartigen Drehbüchern ab.

Text: André Bideau

Europaallee, erste Etappe – rechts im Bild die Pädagogische Hochschule von Max Dudler (2012).

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25Zürich I: Von Rossi bis EuropaalleeTEC21 41/2014

as ist heute das Zentrum einer Stadt? Welche Bilder lassen sich dort mobili-sieren, um jenseits der Historie Zeitge-nossenschaft zu demonstrieren? Zürich gehört zu den Städten, deren Ränder, was Gegenwartsarchitektur

und städtebauliche Entwicklungen angeht, unendlich interessanter sind als ihre saturierte Innenstadt. Sieht man vom 2014 wiedereröffneten Sechseläutenplatz ab, bleiben die Veränderungen im musealisierten Zentrum bescheiden. Der momentan in der Altstadt aufgestellte Hafenkran – ein Veteran aus dem real existierenden DDR-Sozialismus der Ostseestadt Rostock – hat als Kunstaktion unfreiwillig den Charakter einer pädago-gischen Lockerungsübung (vgl. Abb. S. 27). Umso er-staunlicher ist, was der Sechse läutenplatz als leere, richtungsneutral begehbare Fläche zwischen Bellevue

und Opernhaus leistet. Denn im Allgemeinen tut sich Zürich mit der Ausrüstung seines öffentlichen Raums schwer. Auf der parallel zum Sechseläutenplatz sanier-ten Bahnhofstrasse erwecken neue Beleuchtungskan-delaber und Sitzbänke den Eindruck, als wollte man den in regelmässigen Abständen ausgeraubten Uhren-geschäften ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Massiv und trostlos, scheint diese Gestaltung um jeden Preis den Eindruck eines modischen Strassenmobiliars ver-meiden zu wollen. Im Gegensatz zum Sechseläutenplatz, den ein Belag aus Valser Granit und zwei zeitgeistige Pavillons veredeln, triumphieren auf der internationa-len Luxusmeile die Tiefbauingenieure.

«Modellhafte Gestaltung eines Konflikts»

Bereits 1973 warfen Bruno Reichlin und Fabio Reinhart ihren Blick auf das obere Ende der Bahnhofstrasse. An der Bruchstelle zwischen Boulevard und Quaianlagen stellten sie die Frage nach dem Gesicht der Stadt.

Reichlin und Reinhart waren damals Assisten-ten an der ETH Zürich bei Aldo Rossi und von diesem eingeladen worden, einen Beitrag zur 15. Mailänder Triennale zu verfassen. Im Sinn einer Entwurfshypo-these wählten sie einen betont szenografischen Zugang, der die für diesen Ort zu früheren Zeitpunkten gedach-ten architektonischen Ideen vergegenwärtigte. Zur Grossform radikalisiert, wurde diese Geschichte in den Zürichsee hinaus projiziert (vgl. Abb. S. 26). Mit Ingre-dienzen, die von Klassizismus über Gründerzeit bis hin zu den funktionalistischen Ideen des Stadtplaners Lud-wig Hilberseimer reichen, erschlossen Reichlin und Reinhart einen ideengeschichtlichen Raum, der nicht nur im Sinn der città analoga, sondern auch als Wider-stand gegen die städtebauliche Praxis zu verstehen war. Ihr thesenhaftes Projekt für die Seefront steckte sowohl räumlich als auch historisch einen Pol ab: Auf Wachstum fixiert, betrieb Zürich damals noch Raubbau am 19. Jahr-hundert und betrachtete dessen Bausubstanz als vogel-frei (Vertreter des Historismus wie Hauptbahnhof, Opern- und Schauspielhaus standen zur Disposition).

Die Verfasser präsentierten ihren Entwurf 1973 in der jungen Zeitschrift «archithese»2. Der Beitrag mit dem Titel «Die Historie als Teil der Architekturtheorie» plädierte für einen «Diskurs über das Bild der Stadt»,

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In den letzten 16 Jahren hat sich die Stadt Zürich, vor allem im Westen, rasant verändert. Diese städte bauliche Trans-formation kommt nun zu einem vorläufigen Abschluss.

In einer Folge von zwei Ausgaben widmet sich TEC21 dem Wandel. In diesem Heft zeigt André Bideau, Architektur-theo retiker, Dozent und Publizist, die Hintergründe der Ent wicklungen seit 1998 auf, nennt Protagonisten und Instrumente. Im kommenden Heft widmen sich Sonja Lüthi, Architektin und Fachjournalistin, sowie Daniela Dietsche, Redaktorin bei TEC21, der Freiraum- und Verkehrsplanung.

Die Illustration beider Ausgaben übernahm Fotograf Hannes Henz.

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26 Zürich I: Von Rossi bis Europaallee TEC21 41/2014

aber auch für die «modellhafte Gestaltung eines Kon-flikts, der zusammen mit der kapitalistischen Stadt entstanden ist». Seither haben sich Zürichs Deindus-trialisierung sowie seine Transformation zu einer – wenn auch überschaubaren – Global City abgespielt. Besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren von hef-tigen Diskussionen begleitet, hat sich dieser Prozess auch auf die von architektonischen Bildern transpor-tierten Inhalte ausgewirkt. Heute sind vergleichbare Spannungen entschärft.

Was 1973 der «unfertige» Abschluss der Innen-stadt zum See war, wurde in den 1990er-Jahren das brachliegende Industriequartier. Insofern nahmen Reichlin und Reinhart eine in der Zwischenzeit erfolg-te Umpolung vorweg, als sie mit architektonisch-städ-tebaulichen Setzungen die Gewichte in der Stadt neu

verteilten. Allerdings ist diese Transformation weniger das Ergebnis von planerischen Entscheiden, öffent-lichen Debatten oder gar von Visionen. Sie ist vielmehr geprägt von komplexen Aushandlungsprozessen, in de-nen unterschiedliche Akteure mit zahllosen Variablen konfrontiert wurden. So ging die neue Auslegeordnung in der Stadtentwicklung mit einem eigentlichen Lern-prozess der Behörden einher. Von diesem Strukturwan-del und dem Weg zu einer neuen urban governance soll hier unter anderem die Rede sein.

Grossinvestoren im Hinterhof

Maag, Toni, Escher Wyss, Löwenbräu, Steinfels, Schoel-ler: Dies sind die Namen von Arealen, die, höchstens zwei Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, das In-dustriequartier aufspannen – genauer, dessen äussere Zone, die heute als Zürich-West bezeichnet wird. Noch 1990 waren die brachliegenden Industrieareale nörd-lich und westlich des Zentrums verbotene Städte, für die zuerst ein dynamisches – und investorenfreund-liches – Image modelliert werden musste. In der Rezes-sion der 1990er-Jahre kaum vorhersehbar, nähert sich dieser historische Prozess inzwischen seinem Ende. Das ehemalige Herz der schweizerischen Maschinen- und Lebensmittelindustrie ist ein Lehrbeispiel für die post-moderne Beziehung von Kapital zu Raum, für die der US-amerikanische Sozialtheoretiker David Harvey den Begriff der flexiblen Akkumulation2 geprägt hat.

Wenn in Zürich eine Aufgabe als Herausforde-rung der vergangenen Jahrzehnte bezeichnet werden kann, war es die Öffnung und Aufbereitung von grossen Industriekomplexen für private Planungsvorhaben.

Entwurf von Bruno Reichlin und Fabio Reinhart für den Bürkliplatz und den oberen Abschluss der Bahnhof-strasse (1973).

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27Zürich I: Von Rossi bis EuropaalleeTEC21 41/2014

Die öffentliche Hand hatte hier auf dramatische öko-nomische Veränderungen zu reagieren, wollte sie nicht in Schockstarre verfallen und eine monumentale Landschaft urbaner Brachflächen lediglich verwalten. Man könnte einwenden, dass die Stadtplanung seither zwar ideale Bedingungen für die Architekturproduk-tion geschaffen, bei der Formulierung eines urbanen Programms jedoch taktische Zurückhaltung geübt hat. Trotz der einmaligen Situation blieb die Rolle der

Stadt oftmals nur eine moderierende. Dies hing nicht zuletzt mit dem Neuland zusammen, das betreten wurde, um Grossinvestoren in den urbanen Hinterhof zu locken. Dort, wo zuvor Zahnräder gestanzt, Lokomotiven, Schiffsmotoren und Kraftwerksturbinen gebaut, Bier-flaschen und Joghurtgläser befüllt wurden, befinden sich heute Kunstgalerien, Theater, seit Kurzem auch die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) (vgl. TEC21 39/2014).

Zürichs starrem Zentrum steht der Rostocker Hafenkran als temporäre Kunstinstallation gegenüber.

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28 Zürich I: Von Rossi bis Europaallee TEC21 41/2014

Im Toni-Areal, in das die ZHdK eingezogen ist, ver- puppt sich zum ersten Mal ein Areal zu einem einzigen Gebäude. Nach Plänen von EM2N umgebaut, ist das Gerippe der ehemaligen Joghurtfabrik zugleich auch Renditemaschine für die hier federführende Totalun-ternehmung Allreal. In einer Aufstockung entstanden Mietwohnungen, die den Luftraum über der Schule im Sinn des air rights development noch profitabler machen. Der Strukturwandel hat sich in diesem Fall unmittelbar auf die Rollenverteilung ausgewirkt – die Hochschule ist im Komplex bloss Mieterin.

Nachindustrielle Verwertungslogik

Wie das Beispiel ZHdK zeigt, sind Kreativwirtschaft und Hochkultur die Attraktoren in einem Immobilien-mix, den zu steuern und zu stimulieren von Politik und Stadtplanung ein neuartiges Sensorium verlangt. Dabei verändern sich auch die von Architekten transportier-ten Bilder sowie deren Adressaten.

Entscheidend für die Metamorphose des Indus-triequartiers waren die 1990er-Jahre, als Rezession und planungsrechtliche Unsicherheiten zu Verzögerun-gen führten. Zwischennutzungen der Party- und Kunst-szene gentrifizierten einen Stadtteil, der damals gerade seine Traumatisierung durch die offene Drogenszene in den Griff bekommen hatte. Es war die Zeit, in der die Kreativbranche – darunter die Mehrheit der heute ton-angebenden Architekturbüros – diese Gegend für sich entdeckte. Als Antwort auf die puritanisch restriktiven Zürcher Gastgewerbegesetze und im Sog der Techno-welle blühte ab Mitte der 1990er-Jahre eine informelle Clubkultur in den stillgelegten Fabrikationsräumen des Steinfels- und Toni-Areals. Auf dem Fundament dieser Untergrund-Partykultur etablierte sich später der durchkommerzialisierte Betrieb, der das heutige Zürich-West an den Wochenenden prägt.

Analog zur Revolution im Nachtleben lässt sich im gleichen Zeitraum die Ökonomisierung des Kunst-markts betrachten. Wie die Clubs nomadisierten Gale-rien und Ausstellungslokale für zeitgenössische Kunst durch verschiedene Adressen im Industriequartier, bevor es im Löwenbräu-Areal zum eigentlichen Wen-depunkt kam: Auf dem Gelände der ehemaligen Braue-rei löste Zürich Basel als Zentrum des Kunsthandels ab. Anfänglich ein überaus erfolgreiches Provisorium, mutierte das Löwenbräu-Areal in den 1990er-Jahren zu einem Zentrum des internationalen Kunstmarkts mitsamt Kunsthalle. Anstelle eines Abrisses wurde der weitläufige Komplex bis 2012 um Luxuswohnungen und Dienstleistungsflächen ergänzt (Architektur: ARGE Gigon/Guyer, atelier ww). In der nun aufgestockten Backsteinhülle der Brauerei ist die industrielle Vergan-genheit des Orts in einem Schwebezustand eingefroren.

Unter anderen Vorzeichen manifestierte sich die nachindustrielle Verwertungslogik beim Maag- Areal. Die Architekten, auch hier Gigon/Guyer, arbeite-ten auf der Tabula rasa einer einstigen Maschinen fabrik. Ihr Prime Tower (vgl. TEC21 45/2011) steht unmittelbar an der Hardbrücke, einer innerstädtischen Express-

strasse, und fordert als grün schimmernder Gegenpol die Innenstadt heraus. Das Grundstück zu seinen Füs-sen ist in eine neue, bildergestützte Ökonomie einge-speist worden – analog zu den Lastwagen-Blachen, die hier bis vor Kurzem zu Freitag-Taschen verarbeitet wurden. Im einzigen erhaltenen historischen Fabri-kationsgebäude auf dem Maag-Areal sind zwei Kunst-galerien eingezogen – Komplizen des Strukturwandels, Garanten von kulturellem Kapital? Zeitgenössische Kunst, über die sich Authentizität, Zeichen und Werte reflektieren lassen?

Neue Akteure, Instrumente und Räume

Will man die Rahmenbedingungen verstehen, die die städtische Politik ihre Inhalte umformulieren liess, sind gewisse personelle Wechsel in Zürich aufschlussreich. Entscheidend war hier das Jahr 1998: Als der blairisti-sche Elmar Ledergerber die seit 1986 amtierende Bau-stadträtin Ursula Koch ablöste, richtete sich die sozial-demokratische Politik neu aus. Der vier Jahre später zum Stadtpräsidenten avancierende Ledergerber zeigte umgehend einen Hang zur angelsächsisch geprägten urban governance. Diese misst ihren Erfolg daran, Investoren, Arbeitsplätze und Steuerzahler an physische Orte zu binden.

Das neue Klima ab 1998 führte für Zürich-West zu einem Drehbuch, das nicht nur den ökonomischen Wert von Zwischennutzungen erkannte, sondern mit kooperativen Entwicklungsplanungen dem zunehmend unberechenbaren Markt Rechnung trug. Ursula Koch, die das Thema Deindustrialisierung früh erkannte und inhaltlich zu besetzen verstand, hatte die Thematik ins Zentrum einer Politik gestellt, die als Angriff auf die Hegemonie des zürcherischen Wirtschaftsfreisinns galt. Unter dirigistischen Vorzeichen setzten Koch und ihre Planer bei der Umnutzung des ehemaligen Areals der MFO in Zürich Oerlikon auf einen morphologisch star-ren, zwischen Stadt und Grundeigentümern ausgehan-delten Gestaltungsplan mit homogenen Gebäudekuba-turen und Pocket Parks. Dabei führte die von der Stadt auf je ein Drittel Industrie, Dienstleistung und Wohnen durchgesetzte Nutzungsverteilung zu Kontroversen, die sich im Lauf der Immobilienkrise noch verstärkten. Demgegenüber wurden in Zürich-West unter Lederger-

Dies war der Moment, in dem Büros wie Gigon/Guyer, Diener & Diener und Meili, Peter in den Markt eindrangen. Sie verhalfen einem virtuellen Stadtteil zu Signaturen, wie sie in Neu-Oerlikon noch gefehlt hatten.

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Der Gleisbogen erstreckt sich als rotes Band entlang des ehemaligen Industriegleises durch Zürich-West und erschliesst dem Langsamverkehr den Weg über die Pfingstweidstrasse zum Bahnhof Hardbrücke. Bauten von links nach rechts: Mobimo Tower, Wohnhäuser Am Pfingstweidpark und Wohnhochhaus Zölly. Rechts im Hintergrund die städtischen Hardau-Hochhäuser.

ber die Industrieareale rascher als in Zürich Oerlikon für Investitionen geöffnet, worauf bei gänzlich anderen Konstellationen eine Entwicklung von überraschender Geschwindigkeit einsetzte.

Bei der Stadtplanung, bei Investoren sowie bei den am Stadtumbau beteiligten Architekten fand ein unübersehbarer Personalwechsel statt. Dies war der Moment, in dem Büros wie Gigon/Guyer, Diener & Diener und Meili, Peter in einen bis anhin von routinierten Architekturfirmen kontrollierten Markt eindrangen. Mit ihrer Arbeit auf den miteinander verbundenen Maag- und Coop-Arealen, dem mit einer Fläche von 110 000 m2 grössten zusammenhängenden Industrieareal von Zü-rich-West, verhalfen sie einem virtuellen Stadtteil zu Signaturen, wie sie in Neu-Oerlikon noch gefehlt hatten.

Auch auf dem Immobiliensektor brachte der Strukturwandel neue Akteure hervor: Allreal, Swiss Property und Swiss Prime Site entstanden als Unter-nehmen aus abgewickelten oder transformierten Indus-triekonzernen. Mit den Rochaden kam eine neuartige Form von Kabinettspolitik auf, bei der sich die Rolle der Stadt veränderte. Unter dem ebenfalls neuen Direktor Franz Eberhard begann das Amt für Städtebau, unzäh-lige Workshops und Testplanungen mit Grundeigen-tümern und Investoren durchzuführen. Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren, als noch die Dienstleistungs-branche den Takt vorgegeben hatte, war in Zürich-West

nicht mehr Büro-, sondern Wohnungsbau das einträg-liche Geschäft. Dass der neue Stadtteil in der lebhaften Entwicklung des gemeinnützigen Wohnungsbaus aber keine wesentliche Rolle übernommen hat, liegt an den dortigen Bodenbesitzverhältnissen bzw. am Spiel der von der Stadt orchestrierten Marktkräfte. Wegen seiner hohen Investitionskosten blieb der Wohnungsbau im Industriequartier auf ein bestimmtes Publikum be-schränkt. Anders als die Mischrechnungen, die etwa angelsächsischen Developern vorgeschrieben sind, exis-tieren in Zürich keine Auflagen dazu, erschwinglichen Wohnraum im privaten Wohnungsbau zu schaffen.

Aufgrund der weitgehenden Privatisierung des Landes entstand ein Archipel von in sich autarken Wohnwelten, das indirekt die Abgeschlossenheit der früheren Industrieareale reproduziert. Zürich-West präsentiert sich heute im Gegensatz zum städtebaulich homogener organisierten Neu-Oerlikon als Objektstadt mit lose eingestreuten Plätzen. Städtebauliche Figuren wurden – wenn überhaupt – zu einem möglichst späten Zeitpunkt festgelegt. Rings um den Prime Tower und in den benachbarten Arealen räumte man sukzessiv das Gros der Bausubstanz aus und ersetzte es durch grossmassstäbliche Volumetrien und Aussenräume. Von der eigentlichen Industrievergangenheit blieb wenig übrig ausser hie und da einer Baulinie, einem Neben-gebäude, einem mit historischen Versatzstücken be-

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völkerten Platz oder einer zur Mall aufwendig konver-tierten Montagehalle mit stillgelegter Kranbahn als Vintage-Fetisch.

Diesen «Mittelpunkt unkonventioneller Insze-nierungen und Aktivitäten» preisen die Betreiber des Einkaufszentrums Puls 5 als «gedeckten Dorf- und Marktplatz des Trendquartiers Züri-West», der als «im-posante Eventhalle» genutzt werden könne. Die Einver-leibung der Giessereihalle basierte allerdings weniger auf dem freien Willen der Bauherrschaft, sondern ist vielmehr auf Auflagen der städtischen Denkmalpflege zurückzuführen. Einen Vorläufer bildet hier die Schiff-bauhalle der Maschinenfabrik Escher Wyss. Dieses ebenfalls geschützte Relikt integrierten Ortner & Ortner in das neue Werkzentrum des Zürcher Schauspielhauses, dessen Bau 1996–2000 es zum eigentlichen Pionier des späteren Zürich-West werden liess. In der weiteren Ent-wicklung des Stadtteils zeigte sich jedoch, dass die Aufgabe der Adressbildung nicht dem Industrieerbe, sondern den Wohnhochhäusern zukommen würde.

Monokultur an der Peripherie

Dem von Roger Diener mit Elisabeth und Martin Boesch stammenden Gestaltungsplan für das kombinierte Maag- und Coop-Areal (2001) gelang es dennoch, mit übergeordneten morphologischen Beziehungen lokale Zusammenhänge zu definieren. Trotz unterschiedlicher Materialisierungen und Handschriften entstand zwi-schen den drei polygonalen Hochhäusern von Prime Tower, Mobimo Tower und Zölly eine geometrische Kor-respondenz, die von grossen Hofräumen ergänzt wird. Wie in Neu-Oerlikon liegt die grosse Herausforderung in den Erdgeschossen, aus deren Nutzung sich Zü-rich-West bislang wenig Aktivierung erhoffen kann.

Schon heute präsentiert Zürich-West eine Skyline mit Hochhäusern, die auf das gehobene Wohneigentum ausgerichtet sind. Absehbar ist darum eine gewisse Monokultur, wenn 2015 die letzten Bewohner auf dem Maag-Areal einziehen. Im Zeitraffertempo wurden entsprechende Vorhaben seit 2010 realisiert: Mobimo Tower (Diener & Diener, 2011), Hard Turm Park (Gmür & Gschwentener, 2013), Escher-Terrassen (E2A Architek-ten, 2014), Löwenbräu-Areal (Gigon/Guyer, 2012), Zölly (Meili, Peter, 2014). Diese Architekturen verzichten auf den Anschein von Wohnlichkeit; ihre anonyme Grossmassstäblichkeit unterscheidet sich auf den ersten

Blick nur wenig von Büro- und Hotelbauten (im Fall von Mobimo Tower und Hard Turm Park überlagern sich Wohn- und Hotelnutzungen sogar vertikal). Metro politane Referenzen aus der Mitte des 20. Jahr-hunderts – Auguste Perret bei Meili, Peter; Asnago & Vender bei Diener & Diener – evozieren hier die Urbani-tät, mit der die Deutschschweizer Architektur seit der Post moderne operiert.

Wenn es für die hiesige Szene ein verbindendes und zugleich konzeptionell tonangebendes Thema gibt, dann ist dies der Wohnungsbau. Hinsichtlich der be-teiligten Büros spielen sich zwei Filme ab: Der jüngste Bauboom befasst sich entweder mit gemeinnützigen Vorhaben oder mit Projekten im Luxussegment. Diese Polarisierung ist auch eine Folge der starken lokalen Tradition des gemeinnützigen Wohnungsbaus, die in den letzten 15 Jahren eine Aktualisierung erfahren hat. So befindet sich über ein Drittel des Zürcher Wohnungsbestands trotz einer unerbittlichen Immo-bilienlogik nicht auf dem freien Markt. Wohnungs-bauvorhaben werden von der Stadt und den Genossen-schaften weiterhin angestossen. Diesen Trend haben Volksinitiativen, legislative Vorstösse sowie die Grün-dung von innovativen Wohnbaugenossenschaften wie Kraftwerk, Kalkbreite, Mehr als Wohnen zusätzlich verstärkt (vgl. TEC21, Reihe Dichte 2013 sowie TEC21 26–27/2014).

Für die seit 1990 regierende rot-grüne Exeku tive war es ein erklärtes Ziel, den Anteil des gemeinnützigen Wohnens zu erhöhen. Mangels Auflagen an Private ge-schah dies seither unmittelbar über die Liegenschafts-politik sowie indirekt über bodenrechtliche Strategien. 1998, zu Beginn der aktivistischen Ära Ledergerber, formulierte der Stadtrat sein Legislaturziel «10 000 Woh-nungen in 10 Jahren», das bereits neun Jahre später erreicht war – allerdings private und gemeinnützige Bautätigkeit gleichermassen umfasste.

Wohnungsbau als Karrieresprungbrett

Die ursprüngliche Glanzzeit der Zürcher Wohnbauge-nossenschaften reichte von der zweiten Eingemeindung (1934) bis zur Erdölkrise der 1970er-Jahre, als der äus-serste Rand der Stadt mit einem letzten Schub an Gross-siedlungen besetzt wurde und Zürich wie andere kon-zentrisch aufgebaute Industriestädte als Ganzes eine nach gesellschaftlichen Klassen gegliederte Struktur annahm. Als Produkt eindeutiger funktionaler Zuschrei-bungen wies diese Arbeitern und Angestellten feste, identitätsstiftende Orte zu und verarbeitete nach und nach die Postulate des aufgelockerten Städtebaus. Wenngleich weniger dramatisch als im Fall der brach-liegenden Industrieareale, muss für viele Siedlungen heute ebenfalls ein neuer Sinnzusammenhang gefunden werden. Im Gegensatz zu den Investitionsschüben in Zürich-West geht es nicht um Kolonialisierung von Brachflächen. Allerdings wurden auch hier die Karten neu gemischt. Denn viele Zürcher Wohnbaugenossen-schaften, die sich während Jahrzehnten auf energeti-sche Sanierungsmassnahmen und Wohnungszusam-

Wenn es ein tonangebendes Thema gibt, dann den Wohnungsbau. Hier spielen sich zwei Filme ab: gemeinnützige Vorhaben oder Projekte im Luxussegment.

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menlegungen konzentriert hatten, stehen vor konkreten Herausforderungen: Gewohnt, bei Erneuerungsbedarf auf ihre Hausarchitekten zurückzugreifen, wurden die Genossenschaften unter Peter Ess als Direktor des Amts für Hochbauten «umerzogen» und vom ökono-mischen Vorteil überzeugt, auf Wettbewerbe und Stu-dienaufträge zu setzen. Im Zusammenhang mit einem aufwendigeren Planungsverfahren wird in der Regel eine höhere Grundstücksausnutzung gewährt. Dabei kommt der Stadt die Tatsache zugute, dass die meisten Baugenossenschaften ohnehin öffentliches Land im Baurecht erhalten.

Mit dem Instrument der Arealüberbebauung kam es ab der Jahrtausendwende zu einer Serie von Ersatzneubauten, die seither den gemeinnützigen Woh-nungsbau reaktivieren. Im Verlauf der Erneuerungs-kampagnen haben Wohnbaugenossenschaften, Wett-bewerbsteilnehmer, Juroren und eine sich als Agentin zeitgenössischer Architektur verstehende Bürokratie beinahe zünftische Strukturen aufgebaut. Dabei be-schäftigt sich vor allem eine jüngere Architekten-generation mit der Frage, wie in den homogenen Stadt-landschaften der Nachkriegs- und Spätmoderne ad-äquat zu inter venieren sei. Büros wie Baumberger Stegmeier, Von Ballmoos Krucker, Bünzli Courvoisier, EM2N, EMI, Graber Pulver, Neff Neumann, Pool Archi-tekten und Adrian Streich konnten sich parallel zu ihrer primär im privaten Wohnungsbau engagierten Lehrergeneration auf dem Feld des gemeinnützigen Wohnungsbaus positionieren.

Über die – in der Regel eingeladenen – Wettbe-werbe wurde ein beträchtlicher Innovationspool ge-schaffen, der eine lokale Tradition auf hohem Niveau fortschreibt. Das in Zürich herrschende Klima der ge-bundenen Innovation hat Annette Spiro mit dem «Ame-rican Songbook»3 verglichen: Deutschschweizer Grund-risshandwerk als Metier talentierter Interpreten, die eine Tradition mit immer wieder neuen Nuancen aufzu-laden verstehen, einer Originalität um ihrer selbst wil-len aber abgeneigt sind. Ein derartiges Netzwerk kann Qualität produzieren, weil die sozioökonomischen Schwächen der betroffenen Quartiere jeweils durch den Genius Loci abgefedert werden: Wohnungsbau ist in Zürich nicht konfrontiert mit Kontextproblemen, die für isolierte Grosssiedlungen in den dysfunktionalen Ban-lieues in Nachbarländern typisch sind. Aus der Tatsache, dass «Massenwohnungsbau» hier nicht negativ kodiert ist, resultiert ein anderes ikonografisches Dispositiv.

Diese privilegierte Situation ist auch einer der Gründe dafür, dass das Thema bei seiner Relancierung nicht mit gesellschaftlichen Desideraten überfrachtet wurde. So konnte sich die Szene darauf spezialisieren, archi-tektonisch thematisierbare Inhalte herauszuarbeiten. Selbst das städtische Wohnhochhaus Lochergut aus den 1960er-Jahren, andernorts wohl ein Kandidat für ein monumentales Sozialgetto, zählte Figuren wie Max Frisch oder Pipilotti Rist zu seinen Bewohnern. Sein problematischer Ladensockel erfuhr durch Pool Architekten und den Künstler Olaf Nicolai eine erfolg-reiche Metamorphose, die 2006 zum 40. Geburtstag des Locherguts abgeschlossen wurde.

Das Erbe ump!ügen

Der Gürtel, den Siedlungsquartiere wie Schwamendin-gen, Affoltern, Altstetten, Albisrieden, Leimbach oder Wollishofen rings um Zürich bilden, ist gleichzeitig Vermächtnis und Zukunft. Dort finden die Ersatz-neubauten in der Regel zwischen Schulhäusern, Sport-plätzen, Bahnstrecken, Autobahnen und bestehenden Wohnsiedlungen statt. Die Eingriffe folgen einem Ver-dichtungskonzept, das der Zürcher Stadtrat 2010 mit seiner «Räumlichen Entwicklungsstrategie» bekräftigt hat. Das Leitbild wiederum bildet die Ausgangslage für die Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO). Gegen-wärtig befindet sich diese in der Vernehmlassung, wo-bei ihre Beschränkungen einige Kontroversen ausgelöst haben. Nach innen gerichtetes Wachstum durch Ver-dichten ist die Prämisse der BZO, weil in Zürich keine nennenswerten Landressourcen mehr zur Verfügung stehen und die Einzonung von neuem Bauland ein Tabu darstellt. Dem Platzmangel steht ein unaufhaltbar wachsender individueller Flächenverbrauch mit einem Anteil an Single haushalten von 50 % gegenüber. So sieht Patrick Gmür, seit 2010 Direktor des Amts für Städtebau und selber Architekt verschiedener Zürcher Wohnungs-bauten (Paul-Clairmont-Strasse 2006, James 2008, Hard Turm Park 2013), einen Imperativ zum «Umpflügen» des historischen Bestands der Wohnsiedlungen.

Das Weiterweben des für Zürich prägenden Gar-tenstadt-Urbanismus bei gleichzeitiger Anreicherung mit zeitgenössischen Wohnvorstellungen wird mit un-terschiedlichem Erfolg praktiziert. Denn das von Gmür geforderte Umpflügen mit Ersatzneubauten bedeutet die selektive Bewahrung der städtebaulichen Tradition des jeweiligen Kontexts. Angesichts des repetitiven Charakters baulicher Umgebungen der Gartenstadt-Mo-derne aus der Zwischen- und Nachkriegszeit stellt sich die Frage nach dem Part, den jeweils der Ersatzbau im Verwandlungsprozess des Quartiers übernimmt. Indem die Programme weiterhin monofunktional zugeschnit-ten sind, liegt der Hauptunterschied zumeist allein in der Grösse der Wohnung – und vor allem in der höheren Grundstücksausnutzung. Die neue Siedlung reprodu-ziert in einer anderen morphologischen Körnung die Autarkie ihrer abgebrochenen Vorgängerin. Im Fall des geförderten Wohnungsbaus ist diese thematische Be-schränkung eine Folge des baurechtlichen Instruments

Im Verlauf der Erneue-rungskampagnen haben Wohnbaugenossenschaften, Wettbewerbsteilnehmer, Juroren und Bürokratie beinah zünftische Strukturen aufgebaut.

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der Arealüberbauung. Sein pragmatischer Charakter verhindert über den unmittelbaren Perimeter der Wohn-siedlung hinausreichende Aussagen, während die par-zellenweise Verdichtung einen nicht immer stimmigen räumlichen Massstabssprung bewirkt. So kann es problematisch sein, einzelne Ensembles innerhalb repe-titiver Verbände in ihrem architektonisch-städte-baulichen Wert abzuschreiben. Wenn die bisherigen Zeilenmuster verdickt und in einer zeitgenössischen Sprache purifiziert wiederkehren, kann der Über-schreibungsvorgang das fein austarierte Verhältnis von Aussenraum zu Bauvolumen im Gartenstadtteppich destabilisieren. Konsequenter wäre bei manchen Er-satzneubauten das Bekenntnis zu einer Poesie der ge-strandeten Objekte, wie sie Marianne Burkhalter und Christian Sumi bei der Wohnbaugenossenschaft Sun-nige Hof (2012), UndEnd Architekten bei der städtischen Siedlung Rautistrasse (2014) oder Adrian Streich bei der Siedlung Stückler (im Bau) überzeugend vorführen.

Weiterhin Blockade im Zentrum

Architekten tragen in Zürich ihre Positionen dort vor, wo sich im Gegensatz zum mumifizierten Zentrum noch Deutungsräume öffnen. Die Befindlichkeit der urbanen Ränder sorgte für thematische Inspiration, lang bevor das Industriequartier zum Synonym für Kunstgalerien, Lofts und überteuerte Pizzas wurde. Schon in den 1980er-Jahren definierte sich die Architekturdiskus sion über den Gegensatz zum veränderungsresistenten Stadtzentrum, als eine junge Architektengeneration in der Nachfolge des geistigen Übervaters Aldo Rossi eine trockene Realismus-Ikonografie auf Zürich zu applizie-ren begann. Mit der Poetik unspektakulärer Off-Räume identifizierte sich damals der charismatische Architek-turlehrer Miroslav Šik, der von der ETH Zürich aus mit seinen Studierenden die suggestiven Bildwelten der «Analogen Architektur» verbreitete. Beachtung fand ferner ein Text, den Marcel Meili 1988 in der katalani-schen Zeitschrift «Quaderns» veröffentlichte.4 Wie Šik ein Schüler Rossis, brachte Meili in seinem «Brief aus Zürich» Architektur und Stadtidentität auf den Punkt – als «Summe von höchst akribisch kontrollierten und geregelten Territorien, deren Grenzverläufe argwöh-

nisch bewacht werden». Als eine dieser Grenzen be-schrieb er die «Oberfläche der Innenstadt», hinter bzw. unter der sich die wahren städtebaulichen Transfor-mationen abspielten – einen Prozess, der im Unterschied zum Stadtbild nicht öffentlich verhandelt werde. Wäh-rend es den Verkehrsplanern und Ingenieuren vorbe-halten war, die Stadt im Zuge des S-Bahn-Baus bis 1990 unterirdisch aus den Angeln zu heben, war es Meili in Zusammenarbeit mit Markus Peter, Axel Fickert und Kaschka Knapkiewicz immerhin vergönnt, im Gefüge aus Verkehrssystemen und Detailhandel, zu dem der Zürcher Hauptbahnhof nun mutierte, zu intervenieren. Ihre simple doppelseitige Öffnung der Gleishalle zum Stadtraum war 1997 eine radikale Geste.

Urbanes Pastiche und Rendite

Mit ihren monumentalen Schrägpfeilern dürften die Bahnsteigdächer von Meili, Peter / Knapkiewicz & Fi-ckert der einzige eminent öffentliche Ort im Stadtzen-trum sein, wo der Versuch einer zeitgenössischen ar-chitektonischen Setzung gelang. Auch wenn man die neben dem Hauptbahnhof gegenwärtig entstehende Europaallee als Befreiungsschlag hin zu hochver-dichtetem Bauen an bester Lage sieht, bleibt Zürichs Innenstadt im Grund genommen ein Glacis – für ihre städtebauliche Bilanz ist das bald fünfzigjährige Globus-Provisorium in der Limmat typischer. Nach dem Scheitern der monströsen Gleisüberbauung Euro-gate – nach über zwanzig Jahre Planung und zwei Volks abstimmungen kapitulierte 2001 die Bauherrin UBS – bemühte sich die Europaallee als Überbauung um die morphologische Anbindung an den angrenzen-den Kreis 4, der jetzt unverhofft in den Sog der Gross-überbauung gerät. Auf der Grundlage von Kees Chris-tiaanses Masterplan (2003) entsteht nun ein urbanes Pastiche. In der ersten Etappe kommen heterogene Handschriften zum Einsatz. Entfernt erinnern die Fassaden von Chipperfield, Dudler, Gigon/Guyer und Caruso St. John an die Berliner Friedrichstrasse – unter neuen Vorzeichen wird die von Meili in «Quaderns» thematisierte Potemkinsche «Oberfläche der Innen-stadt» vergegenwärtigt.

Strukturell zwar komplexer, stadträumlich jedoch gescheitert ist der vorderste Bauabschnitt von Max Dudler: Sechs Meter über Strassenniveau schwebt der «Campus» der Pädagogischen Hochschule über einer unmotivierten und wenig inspirierenden Einkaufspas-sage. Ihrerseits von Dienstleistungsflächen umzingelt, demonstriert die 2013 eröffnete Hochschule vor allem die Verwertungslogik der SBB, die ihre Landreserven für die Sanierung der eigenen Pensionskassen einsetzt. Wie zuvor beim Maag-Areal nahm das Amt für Städtebau bei der Europaallee eine moderierende Rolle ein – in diesem Fall gegenüber einem privatwirtschaftlich agie-renden Bundesbetrieb. Durch das Vorhaben ist Zürich «gratis» zu einem eleganten Stadtteil gekommen, wäh-rend darunter Bund und Kanton einen zweiten unter-irdischen Durchgangsbahnhof erstellt haben, durch den die S-Bahn, ab Ende 2015 auch der Fernverkehr führt.

Wenn die Zeilenmuster verdickt und in zeitgenössi-schen Sprache wiederkehren, destabilisiert sich das Verhältnis von Aussenraum zu Bauvolumen. Konsequenter wäre das Bekenntnis zu einer Poesie der gestrandeten Objekte.

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Ersatzneubauten aus der gegenwärtigen Verdichtungskampagne. Undend Architekten: Siedlung Rautistrasse (2014), Zürich Altstetten (oben), Burkhalter & Sumi Architekten: Siedlung Sunnige Hof (2012), Zürich Albisrieden (unten).

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Eine neue Raumhierarchie denken

Einen Steinwurf von der Europaallee entfernt befindet sich das Kasernengelände – ein Denkmal für schleppen-de Aushandlungsprozesse und die helvetische Aversion gegen visionäre Würfe. Obwohl das Militär die Kaserne bereits seit vier Jahrzehnten nicht mehr benötigt, geht die Öffnung der denkmalgeschützten Anlage mit ihrer weiten Wiese für neue Nutzungen nur zaghaft voran. Durch unzählige Ideenwettbewerbe versüsst, gilt dies auch als Indiz für die notorisch schwierige Beziehung zwischen Stadt und Kanton. Als Hausherr betreibt Letzterer hier Dienstabteilungen seiner Polizei und ein Untersuchungsgefängnis – Nutzungen, die allerdings 2018 auf das Areal des abgerissenen Güterbahnhofs in ein neues Polizei- und Justizzentrum von Theo Hotz ziehen sollen. Der Gewinn dieser Rochade ist wieder infrage gestellt, seitdem der Kanton erneut Platzbedürf-nisse am Standort Kaserne angemeldet hat.

Eine verpasste Chance ist auch das Areal ge-genüber von Universität und ETH, wo dem Kantons spital aufwendige Transformationen bevorstehen. Nachdem Testplanungen die grundlegende Erneuerung am be-engten Standort bevorzugen, wird das Szenario einer Umsiedlung des Kantonsspitals entlang der Hals-schlagader Zürich–Winterthur nicht weiter verfolgt. Diese Verlagerung hätte sich jedoch im Umfeld der S-Bahn-Station Stettbach als Treiber für die Gegend zwischen Schwamendingen und Dübendorf erwiesen. Hierbei handelt es sich um die seit einigen Jahren diskutierte Region Glatttalstadt, der eine unter dem Namen «Gruppe Krokodil» bekannte Zürcher Architek-tengemeinschaft mehrere Studien, Symposien und Pub-likationen gewidmet hat. Als Brennpunkt einer urban imaginierten Agglomeration hätte das Kantonspital dort identitätsstiftend gewirkt. Ferner hätte sein Umzug in die Glatttalstadt ein enormes Entwicklungspoten zial für die übersaturierte Hochschulgegend geboten – an-stelle der aufwendig etappierten Erneuerung am bishe-rigen Standort, wo ein im August vorgestellter 2014 Masterplan die langfristige Entwicklung von Spital, Universität und ETH vorzeichnet. Die erklärten Ziele von Stadt, Kanton und Bund, den in diesem «Genera-tionenprojekt» vertretenen Akteuren, sind die koordi-nierte städtebauliche Verdichtung einer einmaligen Nachbarschaft von Institutionen bei gleichzeitiger Ent-spannung der angrenzenden Wohnquartiere. In Kauf genommen wird hier eine massive Nutzungskonzentra-tion, deren Vorzüge für Stadtraum und Stadtbild im vor-liegenden Masterplan noch keineswegs ersichtlich sind.

Eine derartige Deblockade hat immerhin die Erneuerung des Kongresshauses am See erfahren – al-lerdings aufgrund eines Volksentscheids eher unfrei-willig: 2008 wurde der Baukredit für ein verzwängtes Projekt von Rafael Moneo abgelehnt. Man verzichtete auf den Abriss der Architektur von Häfeli, Moser & Steiger von 1939 und suchte einen Alternativstandort. Wiederum fünf Jahre später überraschte die Stadt, in-dem sie sich zum bestehenden Komplex bekannte und Planungen für einen Neubau sistierte. Der Grund für

die Kehrtwende lag allerdings weniger in einer neuen Wertschätzung dieses architektonischen Vermächtnis-ses der «Landi» als vielmehr in veränderten ökonomi-schen Realitäten. Denn am Flughafen soll ab 2018 ein Kongresszentrum mitsamt Kongresshotel Zürichs Be-dürfnisse abdecken – sofern sich für die Überbauung «The Circle» von Riken Yamamoto noch ein Hauptinves-tor findet. Als «Destination für Business und Lifestyle, für Brands, Medizin, Bildung, Kultur und Unterhaltung, Hotellerie und Kongresse» (so die Website) zeigt dieses grösste private Bauprojekt der Schweiz, wie sich inzwi-schen auch ausserhalb des Stadtgebiets die Gewichte verschieben. Postfordismus und flexible Akkumulation haben die Bedeutung von morphologisch fassbaren Räumen und politischen Territorien relativiert. Es fin-det sich wohl keiner, der zu Beginn des Umbauprozesses vor 25 Jahren Antworten auf die Gleichung mit ihren vielen postindustriellen Variablen hätte geben können. Heute ist Zürichs Identität keinem konzentrisch aufge-bauten Gebilde mehr eingeschrieben. Es zeichnet sich vielmehr eine neue Raumhierarchie ab. Während die Agglomeration jenseits der Stadtgrenzen ihre Beziehung innerhalb des Metropolitanraums noch zu definieren sucht, verfügt Zürich-West mittlerweile über die Attri-bute einer gut vermarkteten und trendig gelebten Urbanität. Mit eige ner Skyline, strategischen Adressen des Kunsthandels und Ablegern der Hochkultur, als Standort der Kreativ- und Dienstleistungswirtschaft, orientiert sich Zürich-West nicht mehr an der Innen-stadt, wo bereits der Büroleerstand als Problem thema-tisiert wird.

Zürich wird immer mehr zum gestylten Opfer seines eigenen Erfolgs. Einerseits kann es als eine der teuersten Städte weltweit auf exorbitante Mietkosten verweisen, anderseits steht sein Wohnungsbestand im gemeinnützigen Bereich schweizweit an vorderster Stel-le. Bis vor Kurzem erlaubte seine Finanzlage, viele Be-findlichkeiten zu berücksichtigen, sozioökonomische Extreme abzufedern und Experimente mit Wohnbau-genossenschaften zu wagen. Wie die Karrieren zahlrei-cher Zürcher Architekturbüros belegen, bot die Kombi-nation von Wohlstand und learning by doing seitens Institutionen und Investoren ideale Bedingungen für eine Kultivierung des architektonischen Handwerks. Im allgemeinen Eldorado verbot es sich, eine eigentliche Stadtvision zu formulieren. Und so steht nun die Be-währung der vielen neuen Einzelwelten bevor. • André Bideau, [email protected]

Anmerkungen

1 archithese 11/1974, S. 25

2 Mit flexibler Akkumulation bezeichnet Harvey den Wechsel von (standortgebundenem) Produktions- zu (flexiblem) Dienstleistungssektor und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Stadt, ihre Nutzungsprogramme, den Verkehr und identitätsstif-tende städtebauliche Bilder.

3 Sascha Roesler (Hg.), Pool. Werkjournal 1998–2010, Zürich 2010, S. 42

4 Quaderns, Barcelona, Nr. 177/1988

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36 Stelleninserate TEC21 41/2014

Für verschiedene Projekte im Grossraum Zürich/Aargau/Zug suchen wir eine/n:

Architekt/in FH oder Hochbauzeichner/inSie sind kreativ, haben Erfahrung im Entwurf, in der Ausführungs- und Detail-planung (ArchiCAD) und weisen mind. 3 Berufserfahrungen in der Schweiz vor.

Senden sie Ihre Unterlagen an bw architekten, Mike Weber, Wiesenstrasse 11, 8008 Zürich, E-Mail [email protected]

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Adresse der RedaktionTEC21 – Schweizerische BauzeitungStaffelstrasse 12, Postfach 1267, CH-8021 ZürichTelefon 044 288 90 60, Fax 044 288 90 70E-Mail [email protected], www.espazium.ch/tec21www.baugedaechtnis.ethz.ch

RedaktionJudit Solt ( js), ChefredaktorinPauline Bach (pb), ArchitekturNathalie Cajacob (nc), RedaktorinTina Cieslik (tc), Architektur/InnenarchitekturDaniela Dietsche (dd), Bauingenieurwesen/VerkehrNina Egger (ne), GebäudetechnikThomas Ekwall (te), BauingenieurwesenDanielle Fischer (df), ArchitekturSusanne Frank (sf), ArchitekturRudolf Heim (rh), BauingenieurwesenPaul Knüsel (pk), Umwelt/EnergieDenise Neukom, RedaktionssekretärinChristof Rostert (cr), AbschlussredaktorMarko Sauer (ms), Architektur/WettbewerbeAnna-Lena Walther (alw), Layout (Stämpfli AG)

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Redaktion SIA-SeitenFrank Peter Jäger (fpj), Geschäftsstelle, Selnau strasse 16, Postfach, 8027 Zürich, Telefon 044 283 15 47, Fax 044 283 15 16, E-Mail [email protected]

HerausgeberinVerlags-AG der akademischen technischen Vereine/SEATU Société des éditions des associations techniques universitairesStaffelstrasse 12, CH-8045 ZürichTelefon 044 380 21 55, Fax 044 380 21 57Walter Joos, Präsident, E-Mail [email protected] Schober, VerlagsleitungE-Mail [email protected] Knöpfel, AssistenzE-Mail [email protected]

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Grafisches Konzept Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich

BeiratAnna Ciari, Zürich, BauingenieurwesenHeinrich Figi, Chur, BauingenieurwesenMarkus Friedli, Frauenfeld, ArchitekturMarkus Hubbuch, Zürich, EnergieDr. Roland Hürlimann, Zürich, BaurechtDaniel Meyer, Zürich, BauingenieurwesenDr. Ákos Moravánszky, Zürich, ArchitekturtheorieDaniel Niggli, Zürich, Architektur André Olschewski, St. Gallen, Umwelt/RaumplanungTivadar Puskas, Basel, BauingenieurwesenReto Schlatter, Luzern, journalistische QualitätMartin Tschanz, Winterthur, ArchitekturAriane Widmer Pham, Lausanne, Architektur/Stadtplanung

HLK-BeratungRüdiger Külpmann, Horw, Gebäudetechnik

TrägervereineSchweizerischer Ingenieur- und Architektenverein, SIA – www.sia.ch

TEC21 ist das offizielle Publikationsorgan des SIA.

Die Fachbeiträge sind Publikationen und Positionen der Autoren und der Redaktion. Die Mitteilungen des SIA befinden sich jeweils in der Rubrik «SIA».

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Bund Schweizer Architekten, BSA – www.architekten-bsa.ch

Association des diplômés de l’EPFL http://a3.epfl.ch

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38 Unvorhergesehenes TEC21 41/2014

ede Wette: Das wird nichts. Die jungen Bäumchen, die in den Nischen der neuen Lärm-

schutzwand gep!anzt wurden, haben keine reelle Überlebenschance. Vorn die Strasse; hinten, rechts und links eine dunkle Bretterwand. Licht be-kommen sie zwar trotzdem; aber wie ist es mit dem Klima? Staut sich im Sommer die Wärme und im Winter die Kälte? Und was heisst das? Einsei-tiger Wuchs? Beeinträchtigung der Standsicherheit? Wie wirkt es sich aus, wenn P!anzen im Sprühbereich des Strassenabwassers stehen? Bei ent-sprechender Witterung bedeutet das nicht nur Reifen- und Bremsabrieb, sondern auch Taumittel. Insgesamt wohl keine allzu gesunde Nahrung.

Nun beobachte ich die Situation über ein Jahr, und offenbar haben die Verantwortlichen besonders robuste Baumarten gewählt. Die Ahorn wuchsen schnell, die Gingkos hatten einen zähen Start, aber alle haben es geschafft. Ob es ihnen in ein paar Jahren noch gut geht, wird sich zeigen. Wenn nicht, können sie ja ersetzt werden. Wie ist das eigentlich mit Menschen, die in der Dichte aufwachsen? Sie sind nicht robuster als andere und auch nicht einfach austauschbar. Ich hoffe, Stadt- und Verkehrsplaner, Ingenieure und Architekten beherzi-gen das bei der der Planung der Siedlungsentwicklung nach innen. •

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Aufwachsen in der DichteText: Daniela Dietsche

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