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226 i i! i !!iiiii! i ii! ii!i!ii!i!i i i!i iiiii! ii!i!!i!!!!ii i ii !ii !! i ¸ ii ! i i! iii i i!! if! !iiiiiii i~s~!i~:!i~ ii! i~i~! i¸!ii !i ~ ~ ~ i ~il i !i :i i i ~ !!i!~ !~ Im September wurde der Weltkmdertag begangen. DaB sich nach diesem Tag viel an der Situa- tion von Kindern glndern wird, ist unwahrscheinlich. Kindheit und Kindsein, das heist seit ROUSSEAU nicht nur, daft das Kind kein kleiner Erwachsener ist; es bedeutet, daft es ein Eigenrecht hat, ein eigenes,, Wesen" besitzt, wenn es auch in seiner Entwicklung durch gluJ3ere Einflasse vielfllltig geprt~gt wird und in seiner Entfaltung beeintri~chtigt und auch geschgtdigt werden kann, und es bedeutet, daft dieses sein Wesen und sein Eigenrecht in praktischen pad- agogischen Maflnahmen Beracksichtigung finden massen. Kindheit schlieflt auch die Er- kenntnis ein, daft Kinder etwas Zerbrechliches und Verletzliches an sich haben und deshalb auf Schutz, Zuwendung und Liebe angewiesen sind. Kindheit ist so gesehen nicht nur Ergebnis einer theoretischen Erkenntnis, sie ist auch eine folgenreiche pgldagogische Errungenschaft. Man kann allerdings nicht sagen, daft diese Einsicht Allgemeingut ist: Wir sehen nicht nur die Liebe vieler Matter zu ihren Kindern und die Zuwendung der Eltern, die behatete Kinderstube und das ungetrabte Kinderglack, sondern sehen auch, was Kindern in dieser Welt zugemutet, abverlangt und angetan wird, wozu sie gezwungen werden, sehen unermeJ3liche Armut, Verlet- zungen, Miflhandlungen und TOtung von Kindern, sehen Kinderarbeit, Kinderbanden, Kin- derprostitution und erschreckende Kindersterblichkeit. Auch in Deutschland steht es keineswegs in jeder Hinischt gut um Kinder. Der Kinderschutz- bund nannte Deutschland sogar , kinderfeindlich" -- Politiker fahlten sich schnell zu Reaktio- hen veranlaflt und listeten auf welche Finanzmittel far Kinder neu zur Verfagung standen. GeM ist es jedoch nicht allein, ,,Materielles" reicht nicht aus, es gehOrt mehr dazu, nicht nur Zuwendung und Schutz, sondern auch genagend Platz far Bewegung, Spiel und Sport, Anlei- tung und MOglichkeiten far diese, Nachsicht und Versttindnis far Kinder, manchmal auch far den Lgtrm, den sie beim Herumtollen verursachen, Verzicht auf Gebote und Verbote, mit denen man sie umstellt. Was wird aus ihnen werden, wenn ihnen das versagt wird, was far die Kindheit und far die Entwicklung, Selbstentfaltung und Weltaneignung der Kinder eine zentrale Bedeutung hat? Auch die Obergriffe von 7J'ainerinnen und ~ainern -- gegenwartig Offentlich breit diskutiert --, ganz sicherlich nur verschwindend wenige innerhalb der vielen Helferinnen und Helfern, die tagaus und tagein, wie selbstverstdndlich, sich sorgsam und ver- antwortungsvoll um die mehr als eine Million Kinder in den Vereinen ktimmern, gehCJren in diesen Zusammenhang. Jargen COURT hat sich in diesem Heft ein groJ3es Thema gestellt: das Glack. Was ist es, wer weiJ3 es? Er versucht, eine Antwort far den Sport zu finden, ausgehend von einem anthropolo- gischen Fundament. Die Antwort, das weiJ3 er selbst, bleibt letztendlich offen. Seit aber zwei- tausend Jahren versucht man sich an dieser Frage. Und doctt" ein kleines Stackchen Kldrung ist bei dieser groJ3en Frage schon sehr viel. Dazu kommen einige sozialwissenschaftlich orien- tierte Forschungsberichte: Befindlichkeitsverglnderung durch Sporttreiben, ein wichtiges The- ma gegenwtlrtig (Roland BASSLER aus Wien); soziale Differenzierung und soziale Ungleich- heir im Breiten- und Freizeitsport, eine Untersuchung, die aus Bern eingereicht wurde (Markus LAMBRECHT/Hanspeter STAMM); und schlieBlictt" Komparativ-Analyse der Resultate im 400-Meter-Lauf zwischen Jungen und Mddchen der Altersklassen 3,5 bis 6,5 Jahre (Dolfe RAJTMAJER aus Maribor) -- also mitteleuropgiisch gemischt. Thomas GERSTMEYER setzt die Doping-Diskussion fort. Auflerdem wieder gelungene Buch-Besprechungen (Manfred SCHU- BErn;, Michael KOLB). Am 2L 10. 1995 wird Professor Dr. Hermann ROHRS, Erziehungswissenschaftler und Padago- ge in Heidelberg, 80 Jahre alt werden. Von 1971, dem Jahr der Grandung dieser Zeitschrift, bis 1988 hat er dem Herausgeber-Kollegium angehOrt und die Entwicklung der Zeitschrift nicht nur begleitet, sondern tatkrglftig unterstatzt. Herausgeber, Verlag und Redaktion gratu- lieren herzlich, wanschen Glack und alles Gute und danken far langjgthrige und vielfaltige Hilfe. O. G.

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Im September wurde der Weltkmdertag begangen. DaB sich nach diesem Tag viel an der Situa- tion von Kindern glndern wird, ist unwahrscheinlich. Kindheit und Kindsein, das heist seit ROUSSEAU nicht nur, daft das Kind kein kleiner Erwachsener ist; es bedeutet, daft es ein Eigenrecht hat, ein eigenes,, Wesen" besitzt, wenn es auch in seiner Entwicklung durch gluJ3ere Einflasse vielfllltig geprt~gt wird und in seiner Entfaltung beeintri~chtigt und auch geschgtdigt werden kann, und es bedeutet, daft dieses sein Wesen und sein Eigenrecht in praktischen pad- agogischen Maflnahmen Beracksichtigung finden massen. Kindheit schlieflt auch die Er- kenntnis ein, daft Kinder etwas Zerbrechliches und Verletzliches an sich haben und deshalb auf Schutz, Zuwendung und Liebe angewiesen sind. Kindheit ist so gesehen nicht nur Ergebnis einer theoretischen Erkenntnis, sie ist auch eine folgenreiche pgldagogische Errungenschaft. Man kann allerdings nicht sagen, daft diese Einsicht Allgemeingut ist: Wir sehen nicht nur die Liebe vieler Matter zu ihren Kindern und die Zuwendung der Eltern, die behatete Kinderstube und das ungetrabte Kinderglack, sondern sehen auch, was Kindern in dieser Welt zugemutet, abverlangt und angetan wird, wozu sie gezwungen werden, sehen unermeJ3liche Armut, Verlet- zungen, Miflhandlungen und TOtung von Kindern, sehen Kinderarbeit, Kinderbanden, Kin- derprostitution und erschreckende Kindersterblichkeit. Auch in Deutschland steht es keineswegs in jeder Hinischt gut um Kinder. Der Kinderschutz- bund nannte Deutschland sogar , kinderfeindlich" - - Politiker fahlten sich schnell zu Reaktio- hen veranlaflt und listeten auf welche Finanzmittel f a r Kinder neu zur Verfagung standen. GeM ist es jedoch nicht allein, ,,Materielles" reicht nicht aus, es gehOrt mehr dazu, nicht nur Zuwendung und Schutz, sondern auch genagend Platz f a r Bewegung, Spiel und Sport, Anlei- tung und MOglichkeiten fa r diese, Nachsicht und Versttindnis f a r Kinder, manchmal auch fa r den Lgtrm, den sie beim Herumtollen verursachen, Verzicht auf Gebote und Verbote, mit denen man sie umstellt. Was wird aus ihnen werden, wenn ihnen das versagt wird, was fa r die Kindheit und f a r die Entwicklung, Selbstentfaltung und Weltaneignung der Kinder eine zentrale Bedeutung hat? Auch die Obergriffe von 7J'ainerinnen und ~ainern - - gegenwartig Offentlich breit diskutiert --, ganz sicherlich nur verschwindend wenige innerhalb der vielen Helferinnen und Helfern, die tagaus und tagein, wie selbstverstdndlich, sich sorgsam und ver- antwortungsvoll um die mehr als eine Million Kinder in den Vereinen ktimmern, gehCJren in diesen Zusammenhang. Jargen COURT hat sich in diesem Heft ein groJ3es Thema gestellt: das Glack. Was ist es, wer weiJ3 es? Er versucht, eine Antwort f a r den Sport zu finden, ausgehend von einem anthropolo- gischen Fundament. Die Antwort, das weiJ3 er selbst, bleibt letztendlich offen. Seit aber zwei- tausend Jahren versucht man sich an dieser Frage. Und doctt" ein kleines Stackchen Kldrung ist bei dieser groJ3en Frage schon sehr viel. Dazu kommen einige sozialwissenschaftlich orien- tierte Forschungsberichte: Befindlichkeitsverglnderung durch Sporttreiben, ein wichtiges The- ma gegenwtlrtig (Roland BASSLER aus Wien); soziale Differenzierung und soziale Ungleich- heir im Breiten- und Freizeitsport, eine Untersuchung, die aus Bern eingereicht wurde (Markus LAMBRECHT/Hanspeter STAMM); und schlieBlictt" Komparativ-Analyse der Resultate im 400-Meter-Lauf zwischen Jungen und Mddchen der Altersklassen 3,5 bis 6,5 Jahre (Dolfe RAJTMAJER aus Maribor) - - also mitteleuropgiisch gemischt. Thomas GERSTMEYER setzt die Doping-Diskussion fort. Auflerdem wieder gelungene Buch-Besprechungen (Manfred SCHU- BErn;, Michael KOLB). A m 2L 10. 1995 wird Professor Dr. Hermann ROHRS, Erziehungswissenschaftler und Padago- ge in Heidelberg, 80 Jahre alt werden. Von 1971, dem Jahr der Grandung dieser Zeitschrift, bis 1988 hat er dem Herausgeber-Kollegium angehOrt und die Entwicklung der Zeitschrift nicht nur begleitet, sondern tatkrglftig unterstatzt. Herausgeber, Verlag und Redaktion gratu- lieren herzlich, wanschen Glack und alles Gute und danken fa r langjgthrige und vielfaltige Hilfe. O. G.