Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse...

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Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband 7 Frank Straube (Hrsg.) Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen und Lösungsimpulse Benjamin Nitsche Anna Figiel

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Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband 7

Frank Straube (Hrsg.)

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik

Herausforderungen und Lösungsimpulse

Benjamin NitscheAnna Figiel

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Benjamin Nitsche | Anna Figiel

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–Herausforderungen und Lösungsimpulse

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Die Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband / Scientific series logistics at the Berlin Institute of

Technology. Special edition wird herausgegeben von Prof. Dr.-Ing. Frank Straube

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–

Herausforderungen und Lösungsimpulse

Frank Straube (Hrsg.)

Benjamin Nitsche

Anna Figiel

Universitätsverlag der TU Berlin

Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband

Scientific series logistics at the Berlin Institute of Technology. Special edition 7

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

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im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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der CC-Lizenz CC BY 4.0 lizenziert.

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https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Druck: docupoint GmbH, Barleben

Satz/Layout: Shen Hanzhong

ISBN 978-3-7983-2832-7(print)

ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)

ISSN 1868-0062 (print)

ISSN 2197-0572 (online)

Zugleich online veröffentlicht auf dem institutionellen Repositorium

der Technischen Universität Berlin:

DOI 10.14279/depositonce-5122

http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-5122

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I

Team

Herausgeber

Autoren

Benjamin Nitsche

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Technische Universität Berlin

Fachgebiet Logistik

Dr. Anna Figiel

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Technische Universität Berlin

Fachgebiet Logistik

Hanzhong Shen

Katharina Bernhard

Teresa Cook

Martin Bornemann

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube

Leiter Fachgebiet Logistik

Technische Universität Berlin

Studentische Mitarbeiter

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II

Vorwort

Mit einem Umsatzvolumen von über 180 Mrd. € ist

der Lebensmittelmarkt einer der bedeutendsten Wirt-

schaftszweige Deutschlands. Allein die lebensmittel-

produzierende Industrie beschäftigt in Deutschland

über eine halbe Million Menschen. In diesem von

extrem hohen Kostendruck und geringen Margen

geprägtem Umfeld kommt der Logistik als Wettbe-

werbsfaktor eine hohe Bedeutung zu. Ein volatiles

Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,

eine steigende Sortimentsbreite, knappe Logistik- und

Verkaufsfl ächen sowie die Verderblichkeit der Waren

sind Herausforderungen, die die Lebensmittellogistik

seit Jahren beschäftigen. Im Zuge der Digitalisierung

und sich wandelnder Kundenbedürfnisse entstehen in

rasanter Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und

Geschäftsmodelle, die etablierte Akteure angreifen und

somit den Lebensmittelmarkt verändern.

Diese Veränderungen führen zu einer Vielzahl von

Herausforderungen für die Logistik, die heute zu

einem großen Teil noch nicht gelöst sind. Die vor-

liegende Studie leistet einen Beitrag dazu, Zukunft-

strends der Lebensmittellogistik zu strukturieren und

Handlungsempfehlungen abzuleiten. Aufbauend auf

aktuellen Konsumententrends (u.a. e-Commerce/

Home-Delivery, Transparenz über die Lieferkette, regi-

onale Lebensmittel, Convenience-Food etc.) analysiert

die Studie zukünftige Herausforderungen und formu-

liert potenzielle Lösungsansätze zur Ausrichtung der

Lebensmittellogistik. Grundlage der Studie bilden eine

Online-Umfrage mit 100 Teilnehmern sowie 15 Inter-

views mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen

der Lebensmittelwertschöpfungskette.

Die Studie macht u.a. deutlich, dass die Bedeutung des

e-Commerce von Lebensmitteln zwar zunimmt, jedoch

aus heutiger Sicht noch nicht abzusehen ist, wie inner-

städtische Logistikstrukturen gestaltet werden müssen,

um den Bedarf an Lebensmittellieferungen kosteneffi -

zient zu decken. Besonders die Belieferung der letzten

Meile verursacht nach wie vor immense Kosten, die

durch Liefergebühren nur selten kompensiert werden

können. Aber auch die physische und informatorische

Verzahnung der neu entstehenden Vertriebskanäle

stellt Unternehmen vor Herausforderungen, sodass

die Umsetzung einer effi zienten Omni-Channel-Logistik

eine der Kernherausforderungen der Zukunft bleibt.

Auf Basis der identifi zierten Herausforderungen werden

Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrichtung

der Logistik von Lebensmittelherstellern, Händlern

sowie Logistikdienstleistern gegeben. Hervorzuheben

ist, dass sich durch die neuen Konsumententrends

besonders für Logistikdienstleister eine Vielzahl an

Chancen ergeben. Um deren Potenzial voll auszuschöp-

fen, muss jedoch rechtzeitig auf die Trends reagiert

werden, um nicht von der spezialisierten Konkurrenz

überholt zu werden.

Ein besonderer Dank gilt vor allem den Teilnehmern

der Onlinebefragung und der Interviews, die durch ihr

Engagement diese Studie maßgeblich geprägt haben.

Außerdem möchten wir Herrn Wolfpeter Hocke und

Herrn Dieter Bock herzlich danken, die uns durch ihr

inhaltliches Feedback bei der Konzeption und Erstellung

der Studie unterstützt haben.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viel

Erfolg bei der zukünftigen Ausrichtung Ihrer Logistik.

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube

Herausgeber

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III

INHALTSVERZEICHNIS

MANAGEMENT-ZUSAMMENFASSUNG IV

1 Zielstellung, Methodik und Aufbau der Studie 1

2 Einführung in den Lebensmittel markt und seine Trends 52.1 Status Quo des Lebensmittelmarkts und der Logistik ...................................................5

2.2 Traditionelle Logistikstrukturen und neue Geschäftsmodelle .........................................6

3 Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik 10

3.1 Konsumententrends im Vergleich ................................................................................10

3.2 e-Commerce/Home-Delivery ......................................................................................12

3.3 Transparenz ...............................................................................................................14

3.4 Saisonale und regionale Lebensmittel .........................................................................17

3.5 Convenience-Food .....................................................................................................19

3.6 Food Waste Awareness ..............................................................................................21

3.7 Convenience-Stores ...................................................................................................24

3.8 Bio- und Fair-Trade-Siegel ..........................................................................................25

4 Herausforderungen und Lösung simpulse für die Lebensmittel logistik der Zukunft 27

4.1 Unternehmensstrategie ...............................................................................................27

4.2 Netzwerk und Prozesse ..............................................................................................31

4.3 Technologien .............................................................................................................35

4.4 Mitarbeiter ..................................................................................................................42

5 Zusammenfassung und Ausblick 45

5.1 Erkennbare Veränderungen von Logistikstrukturen .....................................................45

5.2 Zusammenfassende Handlungsempfehlungen ...........................................................48

5.3 Ausblick: Lebensmittellogistik-Lösungen für die Stadt von morgen .............................52

LITERATURVERZEICHNIS 58

ABBILDUNGSVERZEICHNIS 61

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse IV

Management-Zusammenfassung

Die Dynamik der Lebensmittellogistik nimmt zu. Tra-

ditionelle Einflussfaktoren wie u.a. eine wachsende

Sortimentsbreite, volatiles Nachfrageverhalten, knappe

Logistik- und Verkaufsfl ächen sowie ein zunehmender

Urbanisierungsgrad beeinfl ussen die Lebensmittello-

gistik seit Jahren. Zusätzlich zu den bestehenden tra-

ditionellen Einfl ussparametern ist eine Veränderung im

Konsumverhalten der Kunden zu beobachten und neue

Trends entstehen, die einen maßgeblichen Einfl uss auf

die Logistik von Unternehmen entlang der Wertschöp-

fungskette haben.

Die zunehmende Digitalisierung des Angebots

und der Logistikkette verändert den Markt und

Konsumententrends wie e-Commerce und Home-

Delivery gewinnen stetig an Bedeutung. Auch wenn der

stationäre Lebensmittel einzelhandel nach wie vor den

größten Marktanteil hat, entstehen in rasanter Geschwin-

digkeit neue Geschäftsmodelle, die mit innovativen

Angeboten und Belieferungskonzepten mit dem Handel

konkurrieren. Das führt wiederum dazu, dass auch der

Lebensmitteleinzelhandel zunehmend gezwungen ist,

neuartige und innovative Lieferservices anzubieten und

sein Kerngeschäft zu erweitern.

Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, ausge-

hend von den wichtigsten Konsumententrends des

Lebensmittelmarktes die Herausforderungen für die

Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie

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V

Lebensmittellogistik zu identifi zieren und Lösungsstrate-

gien zu entwickeln. In diesem Zusammenhang werden

vor allem Handlungsempfehlungen für Hersteller,

Händler sowie Logistikdienstleister abgeleitet.

Basis der Studie bildet dabei eine Literaturanalyse und

eine Befragung von 100 Unternehmen aus der lebens-

mittelproduzierenden Industrie, allen relevanten Handels-

typen sowie logistischen Dienstleistungsunternehmen.

Außerdem wurden Vertiefungsinterviews mit 15 Experten

aus unterschiedlichen Bereichen der Lebensmittelwert-

schöpfungskette geführt.

Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen

der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben

Konsumententrends identifi ziert, die einen zusätzlichen

Einfl uss auf die zukünftige Lebensmittellogistik haben

können. Entsprechend der sieben Trends werden ver-

schiedene Logistikstrategien abgeleitet und vorgestellt.

Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz über die Lie-

ferkette sowie die steigende Nachfrage nach regionalen

und saisonalen Lebensmittel stellen aus Sicht der befrag-

ten Unternehmen die wichtigsten Trends dar. Ebenso

gewinnt besonders der Trend e-Commerce/Home-

Delivery zukünftig enorm an Bedeutung. Diese steigende

Bedeutung deckt sich mit der aktuellen Marktentwick-

lung, da besonders diesen Trend betreffend regelmäßig

neue Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die

logistischen Herausforderungen des Transparenz-Trends

werden von der Praxis als am höchsten eingestuft, da

hiervon die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist

und netzwerkweite Standards und Monitoring-Systeme

implementiert werden müssen.

Aus heutiger Sicht sind viele der zukünftigen Herausfor-

derungen der Lebensmittellogistik noch nicht hinreichend

gelöst. Zwar steigt der Bedarf an Lebensmittelbelie-

ferung in der Stadt, jedoch stoßen die momentanen

innerstädtischen Logistikstrukturen an ihre Grenzen und

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, knappe

Flächen effi zient zu nutzen und die kostenintensive letzte

Meile wirtschaftlich abzuwickeln. Hinzu kommt, dass

Städte oft nicht bereit sind, innerstädtische Flächen für

Konsumententrends

e-Commerce/Home-Delivery in Städten und Flächengebieten

Transparenz über die Lieferkette

Bevorzugung saisonaler und regionaler Lebensmittel

Convenience-Food

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Strategien

Unte

rneh

men

s-st

rate

gie

Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel

Same-Day-Delivery

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle

Kooperationen in der Logistik

Netz

wer

k/Pr

ozes

s

Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation, Kommissionierung, Transport

Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien

Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen

Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs

Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt

Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung

Tech

nolo

gien

Digitalisierung der Logistikkette

IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik

Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps

Cold Chain Management auf der letzten Meile

Verpackungsänderungen

Mit-

arbe

iter

Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“

Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Trad

ition

elle

Einf

luss

fakt

oren

von

Leb

ensm

ittel

n au

f die

Log

istik

Volatiles Nachfrage-verhalten

Nachhaltigkeit

Urbanisierung

Demografischer Wandel

Konzentration im Lebensmittel-einzelhandel

Zunehmende Lieferfrequenz

Knappe Logistikflächen

Preiskampf

Überallverfüg-barkeit von Lebensmitteln

Trend zu Multi-Channel

Steigende Sortimentsbreite

Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik

Page 11: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse VI

Logistikprojekte freizugeben, was zukünftige Konzepte

wie die Same-Hour-Belieferung von Lebensmitteln durch

den Handel sichtlich erschwert. Aber auch der Einklang

von nachhaltigen Produkten und nachhaltiger Logistik

ist aus heutiger Sicht nicht zufriedenstellend umgesetzt.

Die größte Herausforderung auf Technologie- und Logis-

tiknetzwerk-Ebene stellt die Umsetzung einer effi zienten

Omni-Channel-Logistik dar. Aktuell werden Online-Kun-

den und stationäre Kunden oft aus zwei verschiedenen

Logistiksystemen bedient. Wie hier Synergien erzielt

werden können ist noch nicht zufriedenstellend gelöst

und erfordert Innovationen. Auf technologischer Ebene

stellt sich zudem die Herausforderung einer effi zienten

Abwicklung der letzten Meile. Innovative Konzepte für

fl exible Mehrkammerfahrzeuge für die letzte Meile exis-

tieren kaum, könnten jedoch die Distribution der letzten

Meile effi zienter gestalten.

Zur zukünftigen Ausrichtung der Lebensmittellogistik

werden in der Studie Handlungsempfehlungen für Her-

steller, Händler und Logistikdienstleister gegeben, wie

sie auf die neuen Konsumententrends reagieren können.

Für Hersteller sind die Veränderungen die sich aus den

untersuchten Trends ergeben, vergleichsweise gering. Vor

allem sollten sie die Schaffung von Transparenz entlang

der Logistikkette als Wettbewerbsfaktor verstehen und

die Informationen dementsprechend leicht zugänglich

(z.B. App-basiert) zur Verfügung stellen. Außerdem

können Hersteller versuchen, in bestimmten Bereichen

eine Abkehr von internationalen Logistikketten herbeizu-

führen und eher regionale Inhaltsstoffe zu verwenden, um

der steigenden Bedeutung dieses Konsumententrends

Rechnung zu tragen. Experten gehen davon aus, dass

sich mit der steigenden Bedeutung des e-Commerce

auch die Verpackungen von Lebensmiteln drastisch

ändern müssen, da diese aktuell nur den Logistikan-

forderungen des Handels entsprechen (z.B. für den

Palettenversand optimiert und displayfähig). Hier können

Hersteller und Händler frühzeitig gemeinsam Lösungen

erarbeiten, um die positive Entwicklung des e-Commerce

zu unterstützen.

Für den Handel führen die Konsumententrends zu umfas-

senden Veränderungen. Es ist es nach wie vor ratsam,

Herausforderungen des Logistiknetzwerks

Technologische Herausforderungen

⟩ Physische und informa-torische Verzahnung

von Vertriebskanälen⟩ Bedienung der Kanäle

aus einem flexiblen Logistiksystem

⟩ Synergiebildung

⟩ Innerstädtische Logistikstrukturen für Same-Hour Lebensmittelbelieferung

⟩ Entwicklung geeigneter Bündelungs-strategien in der Beschaffung (u.a. für regionale und saisonale Lebensmittel)

⟩ Bündelungsstrategien für die Bewältigung der letzten Meile zum Endkunden, z.B. durch kooperative Auslieferungsmodelle mehrerer Händler

⟩ Lebensmittelrückführung (Prozesse, Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)

⟩ Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang bringen

⟩ Akteursübegreifende Transparenz von Logistikketten durch Technologieeinsatz und Standardisierung

⟩ Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile

⟩ Nutzung von alternativen Antriebstechnologien für die Distribution von Lebensmitteln

Omni-Channel-Logistik

Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik

Page 12: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

VII

das e-Commerce & Home-Delivery-Angebot auszubauen

und das gesamte Sortiment online zur Verfügung zu

stellen. Als Alternative für die kostenintensive Belieferung

der letzten Meile können Click-and-Collect-Konzepte

dienen, die in anderen Ländern schon erfolgreich umge-

setzt wurden. Insgesamt erfordert das Bedienen ver-

schiedener Vertriebskanäle ein fl exibles Logistiksystem,

welches verschiedene Kunden und Nachfragestrukturen

bedienen kann, ohne IT-Systemlandschaften aufzubauen.

Um eine erfolgreiche Omni-Channel-Logistik durchzufüh-

ren, gilt ein integriertes IT-System als kritischer Erfolgs-

faktor. Daher sind die verschiedenen Anforderungen der

Vertriebskanäle an das IT-System bereits bei dessen

Konzeptionierung frühzeitig zu berücksichtigen, um auch

Cross-Channel-Retouren zu ermöglichen. Erfolgreiche

Handelsunternehmen bündeln außerdem die Verant-

wortung über die Abwicklung der Vertriebskanäle in der

Logistik, da sich hier hohe Synergien erzielen lassen.

Für Logistikdienstleister bieten die Veränderungen in

der Lebensmittellogistik auf strategischer Ebene diverse

neue Geschäftsfelder und -modelle, für die rechtzeitig

Strategien und Konzepte erarbeitet werden müssen,

um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer sich den Trends

des Marktes verschließt, kann langfristig auf Probleme

stoßen. Im Rahmen der Studie konnten verschiedene

Bereiche identifi ziert werden, deren Abwicklung durch

intelligente Dienstleistungskonzepte Effizienzvorteile

versprechen. Beispielsweise sind mit steigendem Bedarf

an saisonalen und regionalen Lebensmittel neue Bünde-

lungsstrategien erforderlich, um die kleinteilig-verteilten

Sendungen aus dem Umland in die Stadt bzw. zum

Handel zu transportieren. Darüber hinaus ist es denkbar,

dass Logistikdienstleister zukünftig die Rückführung von

Lebensmitteln in soziale Einrichtungen oder beispiels-

weise zu Biogas-Anlagen übernehmen können. Aber

auch die Convenience-Food-Belieferung der Endkunden

durch einen Logistikdienstleister bietet enorme Vorteile

gegenüber den unzähligen von Gastronomiebetrieben

autark und nicht aufeinander abgestimmt betriebenen

Lieferdiensten. Zudem ist anzumerken, dass aktuell

nur sehr wenige Dienstleister dazu in der Lage sind,

Hersteller

⟩ Transparenz herstellen und als Wettbewerbsfaktor verstehen

⟩ Schaffung von Verpackungen für die Logistikanforderungen des e-Commerce

⟩ Wenn möglich, regionale Produkte und Inhaltsstoffe einführenØ teilweise Abkehr von

internationalen Logistikketten möglich

⟩ Integration von Transport und Logistik

Handel

⟩ Auf- bzw. Ausbau des Home-Delivery-Angebots

⟩ Click-and-Collect Konzepte als Alternative zur letzten Meile

⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle aus einem flexiblen Logistiksystem Ø Abkehr von Subsystemen

⟩ IT als Erfolgsfaktor guter Omni-Channel-Logistik

⟩ Flexibilisierung der Anlieferzeitfenster

⟩ Integration Logistikdienstleister

LDL

⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer Geschäftsfelder und –modelle

Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur Entlastung der Stadt

Ø Bündelungsstrategien für regionale Lebensmittel

Ø Rückführung von Lebensmitteln

Ø Letzte Meile Food-LDL⟩ Investition in Mehrkammer-

Fahrzeuge

Gemeinsame Handlungsfelder

Food Waste Awareness schaffen und

gemeinsame Initiativen starten

Entwicklung von Versorgungskonzepten für

die Stadt von morgen

Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung von Transparenz

Forschung an Logistiktechnologien

Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung

begrenzter Flächenressourcen

Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse VIII

eine effiziente Logistik auf der letzten Meile über alle

Temperaturbereiche durchzuführen, obwohl der Markt

für Lebensmittellieferdienste stark wächst. Daher sollten

Logistikdienstleister bereits heute Strategien entwickeln,

wie sie sich in dem wachsenden Markt positionieren

wollen.

Zusätzlich zu den akteursspezifischen Handlungsemp-

fehlungen konnten gemeinsame Handlungsfelder iden-

tifiziert werden, deren erfolgreiche Ausgestaltung eine

Zusammenarbeit aller Akteure erfordert. Eines dieser

Felder ist die gemeinsame Reduzierung von Verschwen-

dung entlang der Logistikkette von Lebensmitteln. Aktuell

werden hier hauptsächlich Maßnahmen von Unterneh-

men allein durchgeführt, obwohl davon auszugehen ist,

dass akteursübergreifende Lösungen einen zusätzlichen

Mehrwert bieten. Aber auch Logistikkooperationen

rücken immer mehr in den Fokus der Betrachtung, da

unter anderem mit schwindenden Logistikflächen in

urbanen Ballungsgebieten und steigendem Kosten-

druck die effiziente Nutzung dieser Ressourcen immer

notwendiger wird.

Mit einer stetig wachsenden Weltbevölkerung und einer

zunehmenden Urbanisierung wird auch die Lebensmit-

telversorgung von Städten immer komplexer. Auf Basis

der Erkenntnisse der Studie und aktuellen Entwicklun-

gen wird zum Abschluss ein Ausblick gegeben, welche

Logistiklösungen in der Stadt der Zukunft denkbar sind.

Innovative Kooperations- und Integrationsmodelle sind

dabei ebenso notwendig, wie die Umsetzung nach-

haltiger Vertical Farming Konzepte zur Versorgung des

Lebensmittelbedarfs in der Stadt.

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ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE 1

1

Motivation und Zielstellung

Der Lebensmittelmarkt befindet sich im Wandel.

Während die stationären Lebensmitteleinzelhändler

nach wie vor den größten Marktanteil haben, ent-

stehen regelmäßig neue Anbieter, Geschäftsmodelle

und Belieferungskonzepte, die den Markt verändern.

Das Angebotsspektrum erweitert sich rasant und sich

ändernde Ess- und Kaufgewohnheiten der Endkun-

den sind klar zu beobachten. Zudem ist der Markt u.a.

gekennzeichnet durch ein volatiles Nachfrageverhalten,

einen enormen Preiskampf sowie knappe Logistik- und

Verkaufsflächen, zumindest in urbanen Ballungsge-

bieten. Diese Veränderungen haben einen massiven

Einfluss auf logistische Parameter wie z.B. Auftragsgrö-

ßen, Bündelungsstrategien und Stufigkeiten, weshalb

davon auszugehen ist, dass auch die Lebensmittel-

logistik zukünftig vor völlig neuen Herausforderungen

stehen wird.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, aktuelle Marktent-

wicklungen in der Lebensmittellogistik aufzuzeigen,

Entwicklungstendenzen und zukünftige Herausforde-

rungen zu identifizieren sowie potenzielle Lösungs-

ansätze zu formulieren. Ausgehend vom Kunden als

Grundlage logistischen Handelns werden zunächst

aktuelle Konsumententrends erläutert, die Einfluss

auf logistische Aktivitäten haben. Im Anschluss wird

mit Hilfe einer Online-Umfrage die Bedeutung der

Konsumententrends für die jeweiligen Akteure der

Lebensmittelketten sowie deren Auswirkung auf die

Logistik bewertet. Zusätzlich werden im Rahmen von

Experteninterviews Erkenntnisse aus der Umfrage

vertieft, um abschließend zukünftige Herausforderun-

gen und Lösungsstrategien der Lebensmittellogistik

aufzuzeigen.

Methodik

Literaturrecherche und qualitative Inhaltsanalyse

Zu Beginn der Studie wurde eine umfassende Literatur-

recherche durchgeführt. Im Fokus standen sowohl wis-

senschaftliche Veröffentlichungen als auch Studien und

Fachzeitschriften. Ziel der Recherche war es, Kernthe-

men, Handlungsfelder und Konsumententrends im

Lebensmittelmarkt zu extrahieren, um ein grundlegendes

Bild über die aktuellen Marktentwicklungen zu erarbeiten.

Die aktuellen Konsumententrends bilden den Ausgangs-

punkt der Studie. Zwar gibt es auch beschaffungsseitige

Trends, jedoch wurden diese im Rahmen der Studie nicht

näher untersucht. Auf Basis einer qualitativen Inhalts-

analyse von neun ausgewählten Konsumententrend-

Studien [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9] wurden die aktuellen

Konsumententrends extrahiert, die zukünftig Einfluss auf

die Lebensmittellogistik haben. Dabei wurden sie von

Trends getrennt, deren Einfluss auf logistische Aktivitä-

ten eher gering sind (u.a. neue Ernährungsformen wie

beispielsweise. veganes Essverhalten oder „Functional

Food“ – Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatz-

nutzen). Auf Basis der neun Studien konnten sieben

Kerntrends identifiziert werden, die die Grundlage der

Online-Befragung darstellten. Dabei handelt es sich um

die Konsumententrends „e-Commerce/Home-Delivery“,

1 Zielstellung, Methodik und Aufbau der Studie

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 2

„Transparenz“, „saisonale und regionale Lebensmittel“,

„Convenience-Food“, „Food Waste Awareness“, „Con-

venience-Stores“, und „Bio- und Fair-Trade-Siegel“, die

im Abschnitt 3 näher erläutert werden.

Online-Befragung

Aufbauend auf den identifi zierten Konsumententrends

wurde von den Autoren ein Online-Fragebogen erstellt,

der sich inhaltlich in zwei Fragenblöcke gliedert.

Zunächst wurden die Teilnehmer gebeten, die Bedeu-

tung der jeweiligen Konsumententrends sowohl aus

heutiger Sicht als auch in fünf Jahren zu beurteilen.

Dazu würden die Teilnehmer gebeten, diese Bedeutung

auf einer Skala von 1(„niedrig“) bis 5 („hoch“) zu bewer-

ten. Im Anschluss sollte im zweiten Fragenblock mithilfe

derselben Skala der Einfl uss der jeweiligen Konsumen-

tentrends auf die Logistik bewertet werden. Dazu wurde

jeweils der Einfl uss auf die fünf Ebenen der Logistik –

„Unternehmensstrategie“, „Netzwerke“, „Prozesse“,

„Technologien“ und „Mitarbeiter“ – abgefragt. Zusätzlich

zu den zwei inhaltlichen Fragenblöcken wurden einige

Fragen gestellt, die der Beschreibung der Stichprobe

dienen sollten, sowie die Logistikkosten der Unterneh-

men abgefragt.

Um ein möglichst umfassendes Meinungsbild des

Lebensmittelmarktes abzubilden, wurde der Frage-

bogen an 970 Teilnehmer versendet sowie durch die

Lebensmittelzeitung beworben. Bei der Stichproben-

zusammenstellung wurde darauf geachtet, dass poten-

zielle Teilnehmer aus allen Stufen der Lebensmittelkette

ausgewählt werden. Dazu zählen Lebensmittelein-

zel- und -großhändler, Rohstoffl ieferanten, Hersteller,

Logistikdienstleister, Gastronomiebetreiber und Home-

Delivery-Anbieter. Der Erhebungszeitraum erstreckte

sich von August bis September 2015.

Innerhalb des Erhebungszeitraums konnten 120 Rück-

läufe verzeichnet werden. Nach Überprüfung der Frage-

bögen auf Vollständigkeit und Plausibilität der Antworten

konnten 100 verwertbare Datensätze identifi ziert werden.

Abbildung 5: Methodisches Vorgehen

Literaturrecherche Online-Befragung Experteninterviews

Analyse von:⟩ Wissenschaftlichen

Veröffentlichungen ⟩ Studien ⟩ Fachzeitschriften

à Konsumententrends & Handlungsfelder

⟩ Qualitative Inhaltsanalyse von 9Konsumententrend-Studien

1) Bewertung der Bedeutung der Trends heute und in 5 Jahren

2) Bewertung von Einfluss der Trends auf die Logistik („Unternehmensstrategie“, „Netzwerke“, „Prozesse“, „Technologien“ & „Mitarbeiter“)

⟩ Inserat in LMZ⟩ 970 direkte Kontakte⟩ Auswertung von

100 verwertbaren Antworten

⟩ 15 semi-strukturierte Interviews

⟩ Repräsentative Zusammensetzung: Hersteller, Handels, LDL, Verbänden & Start-Ups

⟩ Diskussion von Marktentwicklungen

Identifikation von 7 Kerntrends

Bewertung der Trends und Einfluss auf Logistik

Herausforderungen & Lösungsansätze

Aug. – Sep. 2015 Dez. 2015 – Feb. 2016Jun. – Aug. 2015

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ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE 3

1

Den Großteil der befragten Personen bilden Lebens-

mitteleinzel- und -großhändler, Hersteller sowie Logis-

tikdienstleister. Zudem konnten wenige Antworten von

Gastronomiebetreibern und Home-Delivery-Anbie-

tern ausgewertet werden. Im weiteren Studienverlauf

werden in den Auswertungen Lebensmitteleinzel- und

-großhändler als Händler zusammengefasst. Zudem

erfolgen die meisten Auswertungen aufgrund der

höheren Anzahl an Antworten als Vergleich von Händ-

lern, Hersteller und Logistikdienstleistern. Nichtsdesto-

trotz wird, u.a. im Rahmen der Experteninterviews, auch

auf ausgewählte Herausforderungen und Lösungsan-

sätze für die weiteren Teilnehmergruppen eingegangen.

Knapp die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen

weisen einen Jahresumsatz von mehr als 1. Mrd. €

auf und beschäftigen über 2.000 Mitarbeiter. Jedoch

konnten auch ein großer Teil an mittelständischen Unter-

nehmen für die Studienteilnahme gewonnen werden.

Unternehmen mit unter 10 Mio. € Jahresumsatz stellen

eher die Minderheit dar. Lediglich 7 % der teilnehmenden

Unternehmen beschäftigen 50 oder weniger Mitarbeiter.

Experteninterviews

Im weiteren Verlauf der Studienerstellung wurden Inter-

views mit Logistikexperten der Lebensmittelbranche

geführt. Diese semi-strukturierte Interviews wurden

im Zeitraum von Dezember 2015 bis Februar 2016

durchgeführt. Bei der Auswahl der Interviewteilnehmer

wurde Wert auf eine ausgewogene und repräsenta tive

Zusammensetzung der Experten geachtet, sodass über

die verschiedenen Positionen der Lebensmittel-Supply-

Chain Aussagen getroffen werden können. Ziel der

Interviews war es, im Anschluss an die ausgewertete

Online-Umfrage die identifi zierten Kerntrends zu disku-

tieren sowie Herausforderungen und Lösungsansätze

der Lebensmittellogistik zu erarbeiten.

Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100)

Page 17: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 4

Aufbau der Studie

Um den Status Quo des Lebensmittelmarktes fest-

zustellen sowie Entwicklungstendenzen aufzuzeigen,

werden zunächst aktuelle Marktzahlen und Fakten

dargelegt. Zudem werden aktuelle Logistikstrukturen

sowie neue Geschäftsmodelle beschrieben, die neue

Herausforderungen an die Lebensmittellogistik stellen.

Grundlage dieses Abschnitts bildet hauptsächlich die

Literaturrecherche.

Im darauffolgenden Kapitel 3 werden die identifi zierten

Konsumententrends – e-Commerce/Home-Delivery,

regionale und saisonale Lebensmittel, Transparenz,

Convenience-Food, Convenience-Stores, Food Waste

Awareness sowie Bio- und Fair-Trade-Siegel – defi niert,

erläutert und deren Auswirkung auf die Logistik von

Unternehmen dargestellt. Die Basis der Erkenntnisse

dieses Abschnitts stellt zum einen die Literaturanalyse,

aber vor allem die Auswertung der Online-Umfrage dar.

Auf Grundlage der vorherigen Ausführungen fokussiert

Kapitel 4 die zukünftigen Herausforderungen der Lebens-

mittellogistik auf den fünf Ebenen Strategie, Netzwerke,

Prozesse, Technologien sowie Mitarbeiter. Dabei bildet

das Kapitel 4 die Synthese aus Literaturrecherche,

Online-Umfrage und Experteninterviews und stellt für

ausgewählte Problemstellungen Lösungsansätze für die

Lebensmittellogistik dar. Dabei werden Herausforderun-

gen im Omni-Channel-Business und Veränderungen der

Netzwerkstrukturen durch e-Commerce ebenso thema-

tisiert wie die Umsetzung unternehmensübergreifender

Transparenz von Lebensmittelketten.

Abschließend werden die identifi zierten Lösungsan-

sätze zusammengefasst und dabei ein Ausblick auf die

Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft gegeben.

Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie

Page 18: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 5

2

2 Einführung in den Lebensmittel-markt und seine Trends

2.1 Status Quo des Lebensmittelmarkts und der Logistik

Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftet pro

Jahr einen Umsatz von über 172 Mrd. € und ist damit

der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Mit

knapp 560.000 Beschäftigten in über 5.800 Betrieben

ist sie einer der Motoren der deutschen Wirtschaft.

Der überwiegende Teil dieser Unternehmen sind kleine

und mittelständische Unternehmen (KMU) mit unter

250 Mitarbeitern. Während der Markt in Deutschland

seit geraumer Zeit stagniert, steigt die Bedeutung des

Exportgeschäfts mit deutschen Lebensmitteln stetig.

So konnte 2014 mit einem Exportwachstum 2,5 % und

einem Umsatzvolumen von über 54 Mrd. € ein neuer

Bestwert erreicht werden. Damit ist Deutschland der

drittgrößte Exporteur von Lebensmitteln weltweit. [2]

Zwar ist der Markt der Lebensmittelhersteller stark KMU-

geprägt, jedoch weist der Lebensmitteleinzelhandel

in Deutschland eine sehr hohe Konzentration auf. Die

fünf größten Händler (Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe,

Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe und die Metro-Gruppe)

vereinen über 72 % des Jahresumsatzes von 186 Mrd.

€ im Lebensmitteleinzelhandel. [2] Die rasante Erhöhung

der Sortimentsbreite in den letzten Jahren stellt eine

der Kernherausforderungen für den Lebensmitteleinzel-

handel dar. Abhängig von der Art und Größe des Marktes

umfasst die Sortimentsbreite eines Lebensmittelmarktes

heute 2.000 bis 50.000 unterschiedliche Artikel. Diese

stark steigende Sortimentsbreite, gepaart mit einer stei-

genden Volatilität der Kundennachfrage, der Verderb-

lichkeit der Waren sowie der Substituierbarkeit der Güter

erschwert die Prognostizierbarkeit der Nachfrage auf

Einzelartikel ebene, da variantenabhängige Verteilungen

mitberücksichtigt werden müssen. Dies schlägt sich deu-

tlich in einem erhöhten Logistikaufwand der Lebensmittel-

branche nieder, weshalb die Nachfrage nach innovativen

Logistiklösungen wächst. Allein in Deutschland werden

jährlich knapp 20 Mrd. € für die Lebensmittellogistik aus-

gegeben. [10] Die Logistikkosten der im Rahmen der

vorliegenden Studie teilnehmenden Unternehmen liegen,

gemessen am prozentualen Anteil am Gesamtumsatz, in

einer Bandbreite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass

die Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich

ist und fast die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen

ihre Logistikkosten nicht ausreichend genau kennen.

Auch wenn der Großteil der produzierten Lebensmit-

tel nach wie vor über die klassischen Strukturen der

Lebensmitteleinzelhändler vertrieben wird, gewinnt der

Online-Distanzhandel immer mehr an Bedeutung. Der

prozentuale Anteil des e-Commerce am Gesamtumsatz

im Bereich der Lebensmittel liegt aktuell bei gerade

einmal 1 %, wohingegen dieser Anteil für andere Pro-

duktkategorien bereits bei über 10 % liegt. Jedoch sind

sich Experten einig, dass die Bedeutung des Online-

Lebensmitteldistanzhandels zukünftig stark zunimmt.

So stieg der Onlineumsatz in Deutschland mit Lebens-

mitteln im 3. Quartal 2015 auf 290 Millionen €. Dies

Page 19: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 6

entspricht im Vergleich zum 3. Quartal 2014 einem

Umsatzwachstum von 52,4 %. [11] Zurückzuführen ist

das Umsatzplus u.a. auf einen immensen Werbe- und

Marketingaufwand im Jahr 2015, der die Kundenwahr-

nehmung im Bereich des Onlinehandels von Lebens-

mitteln gesteigert hat. Den Trend erkennend entwickeln

mittlerweile auch diverse Lebensmitteleinzelhändler

Konzepte der Lebensmittelbelieferung an die Haustür

der Kunden und setzen diese zum Teil erfolgreich um.

Bis zum Jahr 2020 wird davon ausgegangen, dass der

Marktanteil von e-Commerce in der Lebensmittelindus-

trie auf 10 % steigen wird. [12]

Getrieben werden die Veränderungen im Lebensmit-

telmarkt zum Großteil durch den Kunden. Dessen

Anforderungen und Bedürfnisse ändern sich, weshalb

die starren Strukturen des Lebensmitteleinzelhandels

im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr allen Kun-

dengruppen genügen. Daher ist davon auszugehen,

dass besonders der Trend des e-Commerce den Markt

auf lange Sicht maßgeblich verändern wird. Darüber

hinaus zeigen unterschiedliche Studienergebnisse,

dass für den Großteil der Kunden der Preis nicht mehr

das einzige Kriterium bei Lebensmitteleinkauf darstellt.

[13] Viele der zusätzlichen Kaufkriterien wie Qualität,

Nachhaltigkeit oder die Herkunft des Produkts stehen

in unmittelbarem Zusammenhang mit logistischen

Funktionen, weshalb der Logistik in der Lebensmittel-

branche ein besonderer Stellenwert beigemessen wird.

Besonders der Aspekt der Verderblichkeit bzw. Quali-

tätsveränderung des Guts während des Transports bis

zum Endkunden birgt zusätzliche Herausforderungen,

die effiziente Prozesse unabdingbar machen.

Zudem wird der Lebensmittelmarkt langfristig von diver-

sen Megatrends beeinflusst, die auch andere Industrien

nachhaltig beeinflussen. Allein die Trends der Urbani-

sierung und des demografischen Wandels verändern

Kundenstrukturen und -anforderungen maßgeblich.

Hochrechnungen ergeben, dass allein in Deutschland

im Jahr 2060 knapp doppelt so viele 70-Jährige leben,

wie Geburten erwartet werden. [14] Hinzu kommt, dass

ein Großteil dieser Personen bis dahin in urbanen Bal-

lungsgebieten leben wird. Allein diese beiden Aspekte

verdeutlichen, dass sich nicht nur das Angebot im

Lebensmittelmarkt verändern wird, sondern auch die

damit verbundene Logistik vor neuen Herausforderun-

gen steht.

Aufgrund der Bedeutung des Kunden wurden im

Rahmen der Studienerstellung auf Basis einer qualita-

tiven Inhaltsanalyse verschiedener Studien sieben ver-

schiedene Konsumententrends identifiziert und deren

Einfluss auf die Logistik bewertet. Hieraus wurden

zukünftige Herausforderungen in der Lebensmittello-

gistik erarbeitet.

2.2 Traditionelle Logistikstrukturen und neue Geschäftsmodelle

Die Lebensmittellogistik umfasst die Planung, Steu-

erung und Kontrolle des Wertschöpfungsnetzwerks

von Lebensmitteln von der Rohstoffquelle bis zum

Kunden. Im Fokus steht dabei die effiziente Abwicklung

von Kundenaufträgen mit Hilfe von Informationssyste-

men, Technologien und Managementkonzepten unter

besonderer Berücksichtigung hoher artikelspezifischer

Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen verderblicher

Waren verschiedener Temperaturbereiche.

Traditionelle Logistikstrukturen des stationären Einzelhandels

Die vorliegende Studie fokussiert in erster Linie die

Distribution eines fertiggestellten Endprodukts zwi-

schen der Quelle (Hersteller) und der Senke (Lebens-

mitteleinzelhandel bzw. Endverbraucher) entlang des

dazugehörigen Logistiknetzwerkes. Die grundlegenden

Page 20: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 7

2

Belieferungskonzepte des stationären Lebensmittel-

handels sind die Streckenbelieferung, die Zentral-/

Regionallagerbelieferung sowie die Beschaffungslo-

gistik des Handels.

Als Streckenbelieferung bezeichnet man die Belieferung

durch den Hersteller direkt an die Filialen des Handels.

Im Vorfeld der Auslieferung werden die Bestellungen

des Lebensmittelhandels gebündelt an den Hersteller

übermittelt, der diese dann konsolidiert direkt und ohne

Zwischenlagerung an die entsprechenden Filialen aus-

liefert. Aus Sicht des Herstellers ist die Streckenbeliefe-

rung nur dann vorteilhaft, wenn die Absatzmenge an die

Filialen hoch genug ist, sodass er die volle Auslastung

der Fahrzeuge gewährleisten kann.

Die Zentral-/Regionallagerbelieferung ist das in der

Praxis am häufi gsten eingesetzte Belieferungskon-

zept. Dabei wird in einem Zentrallager oder wenigen

Regionallagern ein umfassender Teil des Sortiments

gelagert. Die Belieferung der Lager kann direkt durch

die Hersteller erfolgen oder durch vom Hersteller beauf-

tragte Logistikdienstleister, die eigenständig Sammel-

fahrten organisieren. Anschließend werden die Waren

im Zentrallager für die jeweiligen Filialen des Lebens-

mitteleinzelhandels konsolidiert, kommissioniert und

ausgeliefert. Ziel der Zentral-/Regionallagerbelieferung

ist es, die Waren gebündelt und unter optimaler Aus-

nutzung der Transportkapazitäten des Händlers an die

Filialen ausliefern zu können. Cross-Docking ist eine

Sonderform der Zentral-/Regionallagerbelieferung. Bei

diesem ein- oder mehrstufi gen Belieferungskonzept

wird auf die klassische Lagerhaltung weitestgehend

verzichtet. Es wird zwischen quellennahem und senken-

nahem Cross-Docking unterschieden. In hoch effi zien-

ten Umschlagspunkten werden mehrere Warenströme

zusammengeführt und direkt ohne Zwischenlagerung

für den zeitnahen Versand an die Filialen kommissioniert.

Streckenbelieferung Zentral-/Regionallager-BelieferungBeschaffungslogistik

des Handels

Handel alsVerantwortlicher

Hersteller alsVerantwortlicher

Hersteller HandelLager/Cross-Dock

Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels

Page 21: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 8

Die Beschaffungslogistik des Handels beschreibt den

Fall, bei dem der Handel die Waren nicht vom Hersteller

anliefern lässt, sondern die Organisation der Beschaf-

fung eigenständig übernimmt. In der Praxis erfolgt

dieses Belieferungskonzept in Kooperation mit einem

Logistikdienstleister. Der größte Vorteil des Konzepts

liegt vor allem in der besseren Synchronisation von

Transport- und Lagerungsprozessen, was wiederum

zu einer höheren Termintreue und Auslastung führt.

Der Koordinationsaufwand für den Hersteller wird dabei

gesenkt, da er nicht die möglicherweise ineffiziente

Anlieferung zum Zentrallager zu starren Zeitfenstern

selbst organisieren muss. Gleichzeitig verliert er aber

auch einen Verantwortungsbereich, was nicht immer

vom Hersteller gewünscht ist.

Neue Logistikstrukturen und Geschäftsmodelle

Durch die Digitalisierung des Leistungsangebots ent-

stehen in der Lebensmittelbranche neue Vertriebska-

näle und Geschäftsmodelle, die die Branche verändern

und neue Herausforderungen an die Logistik stellen.

Der Großteil dieser Geschäftsmodelle bedient dabei

entweder die steigende Nachfrage nach Lebens-

mittellieferungen an die Haustür oder den Bedarf an

vorkommissionierten und zum Teil fertig zubereiteten

Lebensmitteln.

Der klassische Lebensmitteleinzelhandel fokussiert

sich vor allem auf die Lebensmittelbelieferung an die

Haustür des Kunden. Dafür werden aktuell vor allem

die zwei verschiedenen Ansätze der filialbasierten und

zentrallagerbasierten Kommissionierung verfolgt, um

die Belieferung des Kunden zu bewältigen. Je nach

Nachfragestruktur weisen beide Konzepte Vor- und

Nachteile auf, die im späteren Studienverlauf erläutert

werden.

Zusätzlich zur Belieferung des Lebensmittel einzel-

handels entstehen verschiedene Geschäftsmodelle, die

die Versorgung des Kunden ohne Handelsstrukturen

bewältigen. Jedes dieser Geschäftsmodelle differen-

ziert sich zusätzlich noch über das angebotene Pro-

duktspektrum (hier werden oft auch Ernährungstrends

wie Bio-Produkte, vegane Kost, regionale Lebensmittel

etc. aufgenommen), sodass eine Vielzahl von Akteuren

in den Markt drängt.

Die zwei verbreitetsten Modelle sind dabei klassische

Online-Supermärkte und Anbieter von vorkommissio-

nierten Lebensmittelboxen. Zudem entstehen regel-

mäßig weitere innovative Ansätze, die aus diesen

Dimensionen ausbrechen.

Online-Supermärkte verfügen über keine Verkaufsnie-

derlassung und bedienen ihre Kunden über eine Web-

Plattform aus einem oder mehreren Lagerstandorten.

Das Angebot reicht dabei von auf bestimmte Produkt-

sortimente spezialisierte Anbieter (z.B. gormondo.de,

lebkuchen-schmidt.com oder alles-vegetarisch.de) bis

hin zum Vollsortimenter (z.B. mytime.de, lebensmit-

tel.de oder alluneedfresh.de). Je nach Kunden- und

Nachfragestruktur erfolgt entweder die Zustellung über

Logistikdienstleister oder es werden eigene Distribu-

tionssysteme aufgebaut und betrieben.

Anbieter von Lebensmittelboxen bieten dem Kunden

zum Teil individuell vorkommissionierte Pakete und

liefern diese an die Haustür. Je nach Anbieter ist das

Angebot im Produktsortiment, der Wahlmöglichkeit des

Kunden oder Zustellregionen beschränkt. Das Angebot

reicht von regelmäßig zugestellten Süßwarenboxen

bis hin zu Convenience-Food-Boxen, bei denen der

Kunde bestimmte Mahlzeiten auswählen kann und

deren Zutaten in der richtigen Menge und Anzahl gelie-

fert werden. Somit entfällt lediglich die Zubereitung auf

den Kunden. Lebensmittelboxen sind oft an flexible

Page 22: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 9

2

Abo-Systeme geknüpft. Die Zustellung erfolgt in den

meisten Fällen über klassische KEP-Dienstleister. Bei-

spiele für dieses Geschäftsmodell sind u.a. foodist.de,

kochzauber.de und hellofresh.de.

Über die zwei Hauptausprägungen hinaus entsteht eine

Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Kunden bestellen

sich nicht nur Lebensmittel, sondern zusätzlich auch

den Koch mit nach Hause. Lebensmittel-Packstatio-

nen entstehen, an denen Kunden sich ihr Gericht aus-

wählen und die dazugehörigen Zutaten aus dem Fach

entnehmen. Aber auch Web-Plattformen, über die

Privatpersonen Gerichte anbieten und an Personen in

der unmittelbaren Nähe verkaufen können, prägen das

Zeitalter der Digitalisierung.

Ausgangspunkt dieser Geschäftsmodelle ist der Kunde,

der mit seinem sich ändernden Einkaufs- und Kon-

sumverhalten den Markt maßgeblich verändert. Daher

bilden die Konsumententrends und die damit verbun-

denen logistischen Herausforderungen die Grundlage

dieser Studie.

Page 23: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 10

3.1 Konsumententrends im Vergleich

Auf Basis der zugrunde liegenden Umfrage ist sowohl

heute als auch in fünf Jahren der Kundenwunsch nach

Transparenz der Lieferkette sowie nach regionalen

und saisonalen Lebensmitteln von höchster Bedeu-

tung für die Lebensmittelindustrie. Transparenz ist

nicht nur der bedeutsamste Trend, sondern hat nach

Meinung der Teilnehmer auch die größten Auswirkun-

gen auf die unterschiedlichen Ebenen der Logistik, da

die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist und

netzwerkweit Messstandards und Monitoring-Sys-

teme implementiert werden müssen. Interessant ist

zudem, dass nach Meinung der Teilnehmer die Trends

e-Commerce und verschwendungsarme Lebensmittel-

ketten aus heutiger Sicht weniger wichtig erscheinen,

jedoch innerhalb der nächsten fünf Jahre am stärksten

an Bedeutung zunehmen werden.

Werden die Konsumententrends je Akteursgruppe

separat betrachtet, wird deutlich, dass der Handel

sämtlichen Konsumententrends sowohl heute als

auch zukünftig eine höhere Relevanz zuspricht als es

die befragten Hersteller und Logistikdienstleister tun.

Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass der

Handel das Kaufverhalten der Endkonsumenten durch

den direkten Kontakt am besten einschätzen kann und

sein Produktportfolio fl exibel an der tatsächlichen Nach-

frage anpassen kann und muss, um wettbewerbsfähig

zu bleiben.

> Händler stehen u.a. vor der Heraus forder ung,

Lebensmittelverschwendungen zu vermeiden, ein

Trend der in Zukunft durch zunehmende Regularien

verstärkt wird. Erste Gesetzgebungen wie beispiels-

weise in Frankreich, die Lebensmitteleinzelhändler

dazu verpfl ichten, nichtverkaufte Lebensmittel an

soziale Einrichtungen abzuführen, zeigen auf, dass

dieser Trend in die strategischen Entscheidun-

gen des Handels einfl ießen muss und zusätzliche

Absprachen mit Logistikdienstleistern bezüglich der

Rückführung von Lebensmitteln erforderlich macht.

3 Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

Food Waste Awareness

e-Commerce/Home-Delivery

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Transparenz

in 5 Jahren heute n=100

gering mittel hoch

Stärkster Trend

Stärkstes Wachstum

Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie – heute und in 5 Jahren

Page 24: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 11

3

> Lebensmittelhersteller sind in erster Linie von dem

steigenden Kundenbedürfnis nach Transparenz in

internationalen Lebensmittelketten betroffen. Zum

einen soll auch hier die Verschwendung von Lebens-

mitteln nachvollziehbar dargelegt werden und zum

anderen sind Lebensmittelhersteller oft am stärksten

von Lebensmittelskandalen und Rückrufaktionen

betroffen, die ein schnelles Reagieren fordern, um

langfristige Imageschäden abzuwenden.

> Für Logistikdienstleister bieten die untersuch-

ten Trends in erster Linie eine Vielzahl neuer

Geschäftsmodelle und somit eine Diversifi zierung

des angebotenen Leistungsspektrums: Im Bereich

Convenience-Food existiert beispielsweise bei

den Same-Day-Lieferdiensten von verzehrfertigen

Lebensmitteln aktuell eine Vielzahl von nicht aufei-

nander abgestimmten Distributionsstrukturen, die

von jedem Anbieter einzeln betrieben werden. Hier

sehen sich Logistikdienstleister durch kooperative

Ansätze und die Verwendung von IT-Plattformen

zunehmend in der Lage, diese bisher nicht abge-

stimmten Belieferungsprozesse in urbanen Bal-

lungsgebieten gebündelt zu übernehmen.

Es wird deutlich, dass die Konsumententrends neue

Geschäftspotentiale entlang der Lebensmittelwert-

schöpfungskette hervorbringen und sich der Lebens-

mittelmarkt in einem strukturellen Wandel befi ndet.

Immer öfter kooperieren Start-ups, Gastronomiebe-

triebe und weitere mit großen Lebensmitteleinzel-

händlern, um durch serviceorientierte Angebote unter

Verwendung von IT-Plattformen und bedienerfreundli-

chen Apps Kunden für sich zu gewinnen. Gleichzeitig

resultieren dieser Wandel und insbesondere die zuneh-

mende Bedeutung des e-Commerce in einer steigen-

den Nachfrage nach städtischer Logistikinfrastruktur.

Solche Lager-, Umschlags- und Verkaufsfl ächen stehen

dabei nicht nur vor der Herausforderung knapper

Flächen. Auch aus verkehrspolitischen Gründen muss

bei deren Konzeption nachgewiesen werden, dass sie

keine zusätzliche Belastung für benachbarte Verkehrs-

knoten darstellen. Um solchen Restriktionen gerecht

zu werden, sind zukünftig kooperative und nachhaltige

Logistiklösungen notwendig und damit ein wichtiger

Bestandteil dieser Studie.

Es wird deutlich, dass sich die Konsumententrends

direkt auf die Logistik auswirken. Die Befragung zeigt im

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Trends im Vergleich je Akteur - Heute

LDL Hersteller Handel

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Trends im Vergleich je Akteur - In 5 Jahren

LDL Hersteller Handel

gering mittel hoch gering mittel hoch

Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe – heute und in 5 Jahren

Page 25: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 12

Ergebnis, dass Transparenz nicht nur der bedeutsam-

ste Trend ist, sondern auch die größten Auswirkungen

auf die Logistik hat, da die komplette Wertschöpfungs-

kette davon betroffen ist und netzwerkweite Lösungen

implementiert werden müssen.

Die größten Unterschiede zwischen den Akteuren sind

bei den Auswirkungen von regionalen und saisonalen

Lebensmitteln auf die Logistik zu erkennen. Insbeson-

dere der Handel steht hier vor der Herausforderung,

Produkte aus der Region mit Hilfe effi zienter Logistik-

prozesse zu beziehen. Weitere Unterschiede sind im

e-Commerce zu erkennen. Während sich für den Her-

steller ein neuer Vertriebskanal eröffnet, stellt der Handel

komplette Geschäfts- und Belieferungs modelle auf. Für

den Logistikdienstleister bieten sich durch e-Commerce

neue Kunden an.

Die Logistikkosten (gemessen am Gesamtumsatz) der

teilnehmenden Unternehmen liegen in einer Band-

breite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass die

Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich ist

und fast die Hälfte der Unternehmen ihre Logistikkosten

nicht ausreichend genau kennen.

Im Folgenden werden die jeweiligen Konsumen-

tentrends sowie deren Auswirkungen auf die Logistik

im Detail erläutert.

3.2 e-Commerce/Home-Delivery

Der Trend e-Commerce/Home-Delivery beschreibt das

Einkaufen von Lebensmitteln über das Internet, wobei

die Lieferung größtenteils an die Haustür erfolgt.

Die wachsende Bedeutung des e-Commerce zieht

erhebliche logistische Herausforderungen nach sich.

So müssen Home-Delivery-Anbieter typischerweise

Bestellungen von 60-80 Artikeln über mehrere Tempe-

raturbereiche aus einem Gesamtsortiment von 25.000

Produkten innerhalb von 12-24 Stunden zur Lieferung

an den Kunden kommissionieren und innerhalb von

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

LDL Hersteller Handel

Stärkster Trend und größte Auswirkungen auf die Logistik

Stärkster Unterschied zwischen den Akteuren

gering mittel hoch

Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein

Page 26: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 13

3

ein- bis zweistündigen Lieferfenstern zustellen. [15]

Dabei müssen e-Commerce-Anbieter den hohen Logis-

tikanforderungen der letzten Meile mit dem Angebot

kundenfreundlicher Lieferzeiträume und der Heraus-

forderung geringer Brutto-Margen und zusätzlicher

Kosten begegnen, um ihren Kunden einen marktfähi-

gen Service anbieten zu können. [16] Gleichzeitig bürgt

e-Commerce viele Chancen und Wettbewerbsvorteile.

Experten sind sich einig, dass der stationäre Lebens-

mittelmarkt weitestgehend gesättigt ist, während der

e-Commerce-Markt in Zukunft weiter wachsen wird.

Obwohl viele Herausforderungen im e-Commerce identi-

fi ziert werden konnten, ist das ausschlaggebende Argu-

ment für den Eintritt der Händler in dieses Geschäftsfeld

die zunehmende Affi nität der deutschen Konsumenten

zum Online-Lebensmittel-Shopping. Darüber hinaus

wird großes Potenzial für „First Mover“ in Deutschland

gesehen, die wie Tesco in Großbritannien langfristig von

rechtzeitigen Investitionen in dem Bereich profi tieren

können. Lebensmittel haben eine hohe Kauffrequenz

und schaffen Unternehmen somit einen kontinuierlichen

Zugang zum Kunden. Dadurch bietet sich die Chance,

dass Kunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit

zusätzlich auch Non-Food Produkte mit höheren Margen

kaufen. [17] Im Allgemeinen bietet sich e-Commerce aller-

dings nur dann als ein profi ta bles Geschäftsmodell für den

Handel an, wenn dieser in der Lage ist, die logistischen

Herausforderungen wirtschaftlich zu meistern.

Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,

dass Unternehmen der Lebensmittelindustrie den stei-

genden Kundenwunsch nach e-Commerce und Home-

Delivery für die Zukunft erkannt haben. Während der

Trend heute noch als vergleichsweise weniger wichtig

betrachtet wird (18 % der Teilnehmer bewerten die

Bedeutung des Trends als hoch bzw. eher hoch), wird

der neuen Vertriebsform im Vergleich zu den anderen

Trends innerhalb der nächsten 5 Jahre das größte Wachs-

tum zugesprochen (54 % der Teilnehmer schätzen die

Bedeutung von e-Commerce in fünf Jahren als hoch

bzw. eher hoch ein). Besonders der Handel sieht sich

zukünftig in der Pfl icht, dem Bedarf nach Lebensmittel-

Online-Shopping nachzukommen, da dieser von den

Kunden zunehmend nachgefragt wird und einen ent-

scheidenden Wettbewerbsfaktor darstellt. Auch Logistik-

dienstleister, für die sich in der städtischen Feindistribution

neue Kundenstrukturen bieten, sind sich der steigenden

Bedeutung und der daraus resultierenden Herausfor-

derungen bewusst. Ebenso die Lebensmittelhersteller,

für die e-Commerce eine neue Möglichkeit bietet, ihre

Produkte direkt an den Endverbraucher zu vertreiben,

erkennen die zukünftige Relevanz dieses Trends. Einer-

seits können beim Direktvertrieb durch das Wegfallen

Chancen Herausforderungen

⟩ Wachstumspotential: Erhöhung des Marktanteils,

Erschließung neuer Kundengruppen, Kundenbindung

⟩ Sättigung des stationären Markts

⟩ Veränderte Demographie: steigende Anzahl an Internetnutzern

⟩ Affinität der Verbraucher bzgl. Convenience und Zeitersparnis

etc.

⟩ Differenzierung von Wettbewerbern

⟩ Kundenverständnis, Informationen über Kunden

⟩ Logistik: unterbrechungsfreie Kühlkette, pünktliche, schnelle

und termingetreue Lieferung, Kommissionierung aufgrund

Heterogenität schwer automatisierbar

⟩ Einkaufen zählt als haptisches Erlebnis: Vertrauen der Kunden

in die Qualität der Produkte und in die Datensicherheit

⟩ Warenverfügbarkeit schwer zu optimieren

⟩ Geringe Margen können Lieferprozess nicht kompensieren

⟩ Komplizierte Retourenabwicklung

Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce

Page 27: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 14

von Zwischenhändlern höhere Gewinnmargen für den

Hersteller erzielt werden, andererseits muss für die

Direktbelieferung und deren Vermarktung in neue Struk-

turen investiert werden und ein zunehmender Wettbe-

werb mit dem Handel als Kunden in Kauf genommen

werden. Deshalb entscheiden sich die meisten Herstel-

ler gegen einen Direktvertrieb und sehen e-Commerce

Anbieter eher als zusätzlichen Kunden. Es wird deutlich,

dass e-Commerce sämtliche Akteure vor strategische

und operative Herausforderungen stellt. Die sich daraus

ableitbaren Logistikstrategien sind in folgender Übersicht

dargestellt und werden je logistische Gestaltungsebene

in Kapitel 4 näher erläutert.

Es wird deutlich, dass die Teilnehmer der Umfrage

dem Konsumententrend e-Commerce die stärksten

Auswirkungen auf der Netzwerk- und Prozessebene

zusprechen, dicht gefolgt von der Strategie und der

Technologie-Ebene.

Dabei ist besonders die Logistik des Handels von der

aufkommenden Bedeutung des e-Commerce betrof-

fen. Während auf der Ebene der Unternehmensstrate-

gie die zukünftige Ausrichtung hinsichtlich Cross bzw.

Omni-Channel-Logistik zu diskutieren ist, nimmt auf

Netzwerkebene die Nachfrage an städtischen e-Com-

merce Zentren zu, um Ineffi zienzen der bisher dominie-

renden fi lialbasierten Kommissionierung zu umgehen.

Außerdem sind zusätzliche Kooperationen mit Logistik-

dienstleistern notwendig, um den Prozessänderungen

durch zusätzliche Distributionstransporte, aber auch

veränderte kundennahe Umschlags- und Kommissio-

nierprozesse zu begegnen.

Logistikdienstleister haben laut der Umfrage das Poten-

zial von e-Commerce bezüglich neuer Geschäftsmo-

delle und potentieller neuer strategischer Kunden noch

nicht vollständig ausgeschöpft, obwohl sich für sie völlig

neue Geschäftsfelder eröffnen.

3.3 Transparenz

Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbedürf-

nis nach einer vollständigen Informationsverfügbarkeit

entlang der Logistikkette von Lebensmitteln hinsicht-

lich der Herkunft sowie der Herstellungs-, Transport-,

Lagerungs- und Weiterverarbeitungsbedingungen aller

zu einem Produkt gehörenden Inhaltsstoffe.

Das Bedürfnis nach Transparenz entlang der

Konsumententrend

E-Commerce/ Home-Delivery

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

rneh

men

s-st

rate

gie

Angebot an E-Commerce/ Home-Delivery / Cross-Omni Channel

Same-Day-Delivery

Neue Geschäftsmodelle: Click-and-Collect, Sharing-Belieferungskonzepte, Flash-Stores

Neue Kooperationsmodelle mit städtischen LDL, StartUps

Netz

wer

k/Pr

ozes

s

E-Commerce/Cross-Omni Channel: Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle (Sortimentsallokation, Kommissionierung und Transport)

Urbanes E-Commerce-Fulfillment-Center

Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs

Aufbau von Logistikstrukturen zur Cross-Channel-Retourenabwicklung

Tech

nolo

gien

Digitalisierung der Produkte (Preise, Verfügbarkeit, Kundenbewertung)

IT-Plattformen und Apps (m-Commerce)

Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking and Tracing)

ERP für Omni-Channel ausbauen

Mit-

arbe

iter

Aus- und Weiterbildungskonzepte um Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik

Page 28: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 15

3

Logistikkette von Lebensmitteln nimmt zu. Getrieben

durch diverse Lebensmittelskandale innerhalb der

letzten zehn Jahre steigt der Kundenwunsch nach der

Informationsverfügbarkeit über Inhaltsstoffe, Weiter-

verarbeitungsprozesse, Herkunftsländer und Herstel-

lungs- und Transportbedingungen von Lebensmitteln

stetig. Allein in Europa sind jährlich mehrere Millionen

Menschen durch von Lebensmitteln übertragene oder

durch sie verursachte Krankheiten betroffen.

Beispielsweise wurde im Dezember 2008 eine stark

überhöhte Dioxinbelastung in aus Irland stammendem

Schweinefl eisch gemessen. In Folge dessen kam es

zu einem internationalen Rückruf von Produkten, die

Schweinefl eisch aus Irland enthielten. Betroffen waren

über 20 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die

USA, China und viele weitere. Zurückzuführen war die

überhöhte Dioxinbelastung auf einen irischen Tierfut-

terhersteller, der eine Vielzahl von Bauernhöfen in Irland

belieferte. Der resultierende Produktionsstillstand in der

gesamten schweineverarbeitenden Industrie Irlands

betraf tausende Arbeitsplätze. [18,19,20] Aber auch

Vorfälle wie die EHEC-Epidemie im Jahr 2011 bekräf-

tigen die steigende Bedeutung der Transparenz und

vor allem Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und

ihren Inhaltsstoffen entlang internationaler Logistikket-

ten. Der Ausbruch von E-coli-Stämmen in Deutschland

führte zu einem Verlust von über einer Milliarde Euro

auf Seiten der Bauern und Lebensmittelhersteller und

zu über 200 Millionen Euro Katastrophenhilfe durch die

Europäische Union. [21]

Diese Vorfälle jüngster Vergangenheit sowie unzähli-

ge kleinere Rückrufaktionen stellen Unternehmen, vor

allem ihre Logistik, vor die Herausforderung, schnell

und lückenlos alle in der Lieferkette beteiligten Akteure

sowohl lieferanten- als auch kundenseitig identifi zieren

zu können. Ebenfalls werden regelmäßig Verordnun-

gen der EU erlassen, die die Rückverfolgbarkeit und

Sicherheit von Lebensmitteln betreffen. Grundlage für

die Schaffung von Lebensmittelsicherheit innerhalb

der Europäischen Union stellt die 2002 veröffentlichte

Verordnung (EG) Nr. 178/2002 dar, die u.a. Futter und

Lebensmittel herstellende und verarbeitende Unterneh-

men dazu verpfl ichtet, eine Rückverfolgbarkeit sicher-

zustellen. Sie müssen demnach dazu in der Lage sein,

jedes Unternehmen und jede Person zu identifi zieren,

die entweder Bestandteile ihrer Produkte angeliefert

Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

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rate

gie

Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter

Etablierung internationaler Kooperations- und Monitoring-Modelle

Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility für internationale Lebensmittelketten

Netz

wer

k/Pr

ozes

s Offenlegung von Intransparente Prozesse (Produktion, Transport, Lagerung) und Anpassung an das Netzwerk, wenn Transparenz in bestehenden Strukturen nicht gewährleistet werden kann

Tech

nolo

gien

Digitalisierung der Logistikprozesse (u.a. Implementierung von Tracking-and-Tracing-Systemen)

Anwendung von Apps zur Rückverfolgbarkeit

Sensibler Umgang mit den Herausforderungen des „gläsernen Mitarbeiters“

Mit-

arbe

iter

Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter

Konsumententrend

Transparenz

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Page 29: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 16

oder aber Produkte erhalten haben. Diese Informatio-

nen müssen auf Aufforderung einer dafür zuständigen

Behörde offengelegt werden. Aufbauend darauf wurden

in den folgenden Jahren weiterführende Verordnungen

erlassen, die spezielle Regelungen in Bezug auf ver-

schiedene Produkttypen (z.B. Obst, Gemüse, Fisch

und Fleisch) festsetzen. Diese sollen es auch Verbrau-

chern ermöglichen, den Ursprung dieser Erzeugnisse

zu ermitteln (u.a. Verordnung (EU) Nr. 931/2011).

Zwar ist das Kundenbedürfnis nach Transparenz entlang

von Wertschöpfungsketten generell hoch, jedoch ist

dieses Bedürfnis im Lebensmittelbereich besonders

stark ausgeprägt, da hier die Gesundheit der Kunden

direkt und in besonderem Maß betroffen ist. Dennoch

sind Endverbraucher der Meinung, dass eine Transpa-

renz in der Lebensmittelindustrie aktuell noch nicht in

zufriedenstellendem Maß gegeben ist. Die wenigsten

Verbraucher sind Studien zufolge der Meinung, dass sie

für sich feststellen können, welche Distanz und welchen

Weg ein Produkt zurückgelegt hat. 52 % Prozent halten

dies nur für schwer feststellbar, wohingegen 36 % es für

gar nicht nachvollziehbar halten. [22]

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu dem

Kundennutzen von Traceability-Systemen sowie über

die Kundenbereitschaft, mehr für zurückverfolgbare

Lebensmittel zu bezahlen, fallen unterschiedlich aus

und sind u.a. stark von der befragten Region, dem

Bildungsniveau der Befragten und der aktuellen öffent-

lichen Wahrnehmung abhängig. So kommen einige

Studien zu dem Ergebnis, dass Konsumenten die

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln nicht als ent-

scheidendes Kaufkriterium ansehen. Jedoch zeigt der

Großteil der Studien, dass Konsumenten besonders bei

frischen Lebensmitteln (wie Fleisch oder Fisch) bereit

sind, mehr Geld für das Endprodukt zu zahlen, wenn

eine lückenlose Nachverfolgbarkeit, gekoppelt mit einer

Sicherstellung der Qualität und Sicherheit des Produk-

tes, gewährleistet werden kann. [23, 24, 25]

Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,

dass Unternehmen der Lebensmittelbranche den

steigenden Kundenwunsch nach mehr Transparenz

erkannt haben. Von allen abgefragten Trends wird

dieser sowohl aus heutiger als auch aus zukünftiger

Sicht als am wichtigsten bewertet. Während aus heu-

tiger Sicht bereits 37 % der Teilnehmer den Trend hoch

bzw. eher hoch bewertet haben, schätzen 83 % der

Teilnehmer die Bedeutung des Trends in fünf Jahren als

wichtig bzw. eher wichtig ein. Besonders die Herstel-

ler und der Handel sehen sich zukünftig in der Pflicht,

dem Bedarf nach Supply Chain Transparenz nachzu-

kommen, da Sie im Falle eines Rückrufs unmittelbar

von dessen Folgen betroffen sind. Aber auch Logis-

tikdienstleister, die hier als Bindeglied fungieren, sind

sich der steigenden Bedeutung und den daraus resul-

tierenden Herausforderungen bewusst und bewerten

die Bedeutung dieses Trends in fünf Jahren höher als

die Bedeutung jedes anderen Trends. Die akteursunab-

hängig hohe Bewertung des Trends unterstreicht, dass

es sich bei der Schaffung von Transparenz entlang von

Lebensmittelketten um ein Problem handelt, das ein

integriertes, akteursübergreifendes Konzept erfordert.

Für transparente Wertschöpfungsketten ist insbeson-

dere die Nutzung von Identifikations- und Informa-

tionstechnologien (Tracking-and-Tracing, ERP- und

Monitoring-Systeme) elementar, um eine transparente

Darstellung der Warenflüsse akteursübergreifend zu

gewährleisten. Weiterhin ist es wichtig, diese Techno-

logien ganzheitlich in sämtlichen betroffenen Prozes-

sen (Beschaffung, Transport, Produktion, Lagerung,

Umschlag etc.) zu implementieren und system- und

akteursübergreifend zu vernetzen, um die damit ver-

bundenen Prozesse zu digitalisieren. Dieser in der

Theorie plausibel erscheinende Sachverhalt gestaltet

Page 30: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 17

3

sich in der Praxis jedoch zu oft als ressourcenintensiv

und schwierig.

Auf der Mitarbeiter-Ebene stößt der Wunsch nach

Transparenz besonders bei Mitarbeitern der Logis-

tikdienstleister auf Gegenwehr, da sich Transporteure

oftmals durch Monitoring-Systeme beobachtet und

kontrolliert fühlen. Daher ist die Herausforderung des

Logistikdienstleisters, die Mitarbeiter von der Notwen-

digkeit solcher Systeme von Beginn an zu überzeugen

und frühzeitig miteinzubinden.

3.4 Saisonale und regionale Lebensmittel

Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-

wusstsein für eine nachhaltige Ernährung durch den

Verzehr regionaler und saisonaler Produkte und stellt

somit eine Abkehr von der „Jederzeit- und Überallver-

fügbarkeit“ von Lebensmitteln dar.

Frische Lebensmittel aus der umliegenden Region

zu erwerben, war vor wenigen Jahren innerhalb

urbaner Ballungsgebiete nur durch lange Wege zu

speziellen Geschäften oder zu einem Bauernhof

außerhalb der Stadt möglich. In Folge aufkommender

Konsumententrends im Bereich nachhaltiger Ernäh-

rungsformen steigt jedoch die Nachfrage nach saiso-

nalen und regionalen Produkten. Diesen Fakt haben

mittlerweile auch größere Lebensmitteleinzelhändler

erkannt und bieten Produkte aus der umliegenden

Region an.

Auch wenn sich die Branche einig über ein großes,

wachsendes Marktpotenzial ist, sind keine genauen

Abschätzungen von Marktvolumina im Bereich saiso-

naler und regionaler Waren vorhanden. Dies wird vor

allem damit begründet, dass es bis dato kein einheit-

liches Verständnis von dem Begriff „Regionalität“ gibt

und einheitliche Standards oder Siegel im Vorbild der

Bio-Produkte gänzlich fehlen. [26] Fragt man Endver-

braucher aus welchem Umkreis ein Produkt stammen

sollte, um als „regional“ zu gelten, geht der überwie-

gende Teil (86 %) davon aus, diese Entfernung zum

Herkunftsort unter 100 km liegen sollte. [27]

Die Gründe, die Verbraucher dazu bewegen, regionale

und saisonale Lebensmittel zu kaufen, sind vielseitig.

Regionale Produkte werden oft mit einer hohen Lebens-

mittelqualität und einem sehr guten Geschmack asso-

ziiert. Zudem gehen Kunden davon aus, dass diese

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

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men

s-st

rate

gie Neue Geschäftsmodelle: „Metropolitan Farming“, Direktbelieferung „vom Feld“

Kooperationen mit LDL, Regionalbauern etc.

Netz

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Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: regionale eher kleinteilige Transporte mit hoher Saisonalität

Konsumententrend

Saisonale und regionale Lebensmittel

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik

Page 31: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 18

Produkte aufgrund der geringen zurückgelegten Stecke

frischer und frei von Konservierungsstoffen sind. Außer-

dem wird erwartet, dass die Produkte nachhaltig in

Bezug auf Arbeitsbedingungen und dem bei Transport-

und Lagerungsprozessen verursachten CO2-Ausstoß

sind. Auch die mit dem Kauf verbundene Förderung der

unmittelbaren Region kann ausschlaggebend sein. Des

Weiteren ist der Vitamingehalt von vollständig ausgereif-

tem Obst und Gemüse deutlich höher als der von auf

dem Transportweg nachgereiften Produkten.

Besonders in Verbindung mit der ökologischen Nach-

haltigkeit regionaler Produkte ist es wichtig zu erwäh-

nen, dass nicht nur die Entfernung vom Hersteller zum

Konsumenten, sondern vor allem auch die Herstel-

lungsbedingungen einen maßgeblichen Einfl uss auf die

Ökobilanz der Lebensmittel haben. Der Verzehr eines

Kopfsalats aus Spanien im Winter ist demnach aus öko-

logischer Sicht vorteilhafter, als der Konsum eines Kopf-

salats aus beheizten Gewächshäusern in der Region.

[28] Dieser Sachverhalt unterstreicht die Bedeutung der

Kombination von regionalen und saisonal verfügbaren

Lebensmitteln als nachhaltige Ernährungsform. Da nicht

alle frischen Lebensmittel aus der Region zwangsweise

eine bessere Ökobilanz aufweisen, fordern Verbraucher

mehr Transparenz in Bezug aus die Energie- und Kli-

magasbilanzen von Lebensmitteln.

Für die genannten Vorteile regionaler Waren sind End-

verbraucher bereit, einen erhöhten Produktpreis zu

zahlen. Auch wenn die Aufschläge stark von der jeweili-

gen Produktkategorie abhängig sind, lässt sich zusam-

menfassen, dass Konsumenten in etwa 10 % mehr

für regionale Lebensmittel zahlen würden. [26, 27] Die

steigende Nachfrage nach regionalen, saisonal verfüg-

baren Lebensmitteln zeigt sich nicht nur im Angebot

der großen Lebensmitteleinzelhändler. Vielmehr bilden

sich auch neue Geschäftsmodelle, deren Fokus in der

regelmäßigen Belieferung von Endverbrauchern mit

Produkten aus dem Umland liegt.

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

Mitarbeiter

Technologie

Prozess

Netzwerk

Strategie

LDL Hersteller Handel

gering mittel hoch

Transportdistanzen reduzieren sich, jedoch kommt es zu kleinteiligeren Belieferungen mehrerer

regionaler/saisonaler Anbieter

Hersteller/Produzenten regionaler Produkte müssen in das Beschaffungsnetzwerk integriert werden und ggf. ein regionales Netzwerk zusätzlich aufgebaut

werden

Flexible Sortimentsanpassung durch die Erweiterung/Veränderung des

Sortiments hinsichtlich des Kundenwunsches möglich

Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die ver-schiedenen Ebenen der Logistik

Page 32: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 19

3

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die von Exper-

ten prognostizierten Potenziale. 73 % der Befragten

halten die Bedeutung des Trends in fünf Jahren mindes-

tens für eher hoch und bereits heute ist sich ein Groß-

teil der befragten Personen über die Bedeutung des

Trends einig. Die akteursübergreifende Einigkeit über

die hohe Bedeutung regionaler und saisonaler Lebens-

mittel wird durch die geringste Varianz der Antworten in

der Bewertung der Trends unterstrichen. Besonders für

den Handel ist die Einbindung saisonaler und regionaler

Lebensmittel in das Produktsortiment von hoher Wich-

tigkeit, da die Kundennachfrage stetig steigt. Erste Ver-

suche, regionale Lebensmittel in das Produktsortiment

des Handels zu integrieren, sind vorhanden, jedoch ist

das Potenzial nach Meinung von Experten bei weitem

noch nicht ausgeschöpft und weitere Geschäftsmodelle

im Kontext regionaler Lebensmittel können sich etablie-

ren. Zur Ausschöpfung bestehender Potenziale kann vor

allem die Logistik einen entscheidenden Beitrag leisten,

steht dabei jedoch aktuell noch vor Herausforderungen.

Für den Handel stellt der Bezug von Lebensmitteln aus

der Region nach wie vor ein logistisches Problem dar.

Die hohe Anzahl regionaler Anbieter in das System zu

integrieren und deren zumeist kleinteilige, fragmentierte

Mengen zu konsolidieren und effi zient abzuwickeln,

steht im Kontrast zu den klassischen Beschaffungs-

strukturen des Handels. Die Etablierung neuer Bünde-

lungsstrategien sollte hierbei im Fokus stehen, um die

Beschaffung regionaler Lebensmittel sinnvoll durchführen

zu können. Hier können sich besonders Logistikdienst-

leister in neuen Geschäftsfeldern positionieren, sofern

sie es schaffen, das Netz aus regionalen Bauern und

Herstellern mit den Systemen der Lebensmittelhändler

zu verzahnen.

3.5 Convenience-Food

Der Konsumententrend Convenience-Food beschreibt

die steigende Nachfrage nach vorbereiteten, (nahezu)

verzehrfertigen Gerichten. Diese Fertiggerichte umfas-

sen sowohl Tiefkühlprodukte und Instant-Gerichte,

als auch frische verzehrfertige Gerichte (z.B. Salate,

Sandwiches etc.) sowie von Lieferdiensten bestellba-

re Mahlzeiten.

Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten des Conve-

nience-Marktes in Deutschland sind unterschiedlich

und stark davon abhängig, welche Lebensmittel dem

Convenience-Bereich zugeordnet werden. Experten

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

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men

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rate

gie

Same-Day-Delivery

Neue Geschäftsmodelle

Kooperationsmodelle mit LDL, Frischelieferanten, Flughäfen etc.

Netz

wer

k/Pr

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s

Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente, aber kleinteilige Distribution von Frischewaren, kleinteilige Kommissionierung

Urbane Logistikflächen nahe am Kunden

Tech

no-

logi

en

Apps zur Bestellung von Convenience-Food

Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking-and-Tracing)

Konsumententrend

Convenience-Food

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik

Page 33: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 20

sind sich zudem uneins darüber, welche zukünftigen

Potenziale dem Convenience-Sektor zuzusprechen

sind. Jedoch ist festzustellen, dass sich der Markt in vie-

lerlei Hinsicht im Umbruch befi ndet. Auf der einen Seite

stagniert beispielsweise der Umsatz mit Tiefkühlproduk-

ten seit einigen Jahren bzw. wächst nur langsam. So

ist der Gesamtumsatz der Tiefkühlprodukte zwischen

2008 und 2014 von 5,1 auf 5,43 Mrd. € insgesamt

lediglich um 6.5 % gestiegen. [29] Trocken-Suppen und

Trocken-Fertiggerichte verzeichnen sogar seit Jahren

einen Rückgang der Umsatzzahlen. [30]

Dem gegenüber stehen unzählige neue Geschäftsmo-

delle, die Konsumenten mit frischen, fertig zubereiteten

Gerichten beliefern. Sie sind u.a. auch dafür verant-

wortlich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung von

Convenience-Food im Wandel befi ndet. Wurden vor

einigen Jahren Fertiggerichte noch mit einer ungesun-

den Ernährungsform gleichgesetzt, ist nun ein Image-

wechsel zu erkennen, sodass Convenience-Produkte

zum Teil auch als frisch und gesund angesehen werden.

Neue Geschäftsmodelle in dem Bereich machen es sich

zum Nutzen, dass Endverbraucher nach Möglichkei-

ten der Zeitersparnis im Alltag suchen und diese oft im

Kauf von Convenience-Food fi nden. Die Belieferung mit

frisch zubereiteten Mittagsmahlzeiten am Arbeitsplatz

stellt hier nur ein Beispiel dar. Besonders in urbanen

Ballungsgebieten erfreuen sich Lieferdienste wach-

sender Beliebtheit. Diesen Trend erkennend, drängen

sogar bisher stationäre Systemgastronomie-Ketten

in den Markt und bieten die Belieferung des Kunden

direkt an die Haustür an. Dafür unterhalten Sie oftmals

eigenständige Logistiksysteme.

Die zukünftige Bedeutung des Konsumententrends

Convenience-Food wird auch von den Teilnehmern

der zugrundeliegenden Umfrage unterstrichen. Von

allen abgefragten Trends erreicht er bei der Bedeutung

in fünf Jahren den dritten Rang. 58 % der Befragten

bewerten den Trend zukünftig als wichtig bzw. sehr

wichtig. Interessant ist, dass besonders Logistikdienst-

leister diesem Trend ein enormes Potenzial zuweisen

und zusammen mit der Transparenz als am wichtigsten

bewerten. Anzunehmen ist, dass Logistikdienstleister

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

Mitarbeiter

Technologie

Prozess

Netzwerk

Strategie

LDL Hersteller Handel

gering mittel hoch

Nutzung von Technologien zur Bündelung von verschiedenen Kundenaufträgen, Monitoring von gekühlten Transportketten

etc.

Ausrichtung der Unternehmensstrategie hinsichtlich der Aufnahme von Convenience Food in das Sortiment, sowie die

Ableitung der entsprechenden Belieferungsstrategie für hochfrequente aber kleinteilige Bestellungen, die sich

wiederum auf Netzwerkebene (kundennahe Lager) auswirkt

Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen der Logistik

Page 34: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 21

3

dieses Potenzial weniger im Bereich der Tiefkühl- und

Instant-Gerichte sehen. Vielmehr bieten sich hier für

Dienstleister neue Geschäftsfelder, wenn sich der Trend

der Bestellung von Fertiggerichten in urbanen Ballungs-

gebieten weiter fortsetzt.

Mit der zunehmenden Bedeutung der Same-Day-Deli-

very von frischen, verzehrfertigen Mahlzeiten nimmt

auch die Verkehrsdichte in urbanen Ballungsgebieten

zu. Denn jeder Convenience-Food Anbieter unterhält

seine eigenen Logistikstrukturen (von wenigen Rollern

bis hin zu umfangreichen Fuhrparks) und optimiert die

aufkommenden Transporte eigenständig. Somit ist eine

effi ziente Abwicklung dieser kleinteiligen, hochfrequen-

ten Lieferungen kaum möglich. Kapazitäten bleiben

ungenutzt und der Verkehr im Stadtzentrum nimmt zu.

Für Logistikdienstleister bietet der Convenience-

Food Trend auf strategischer Ebene ein zusätzliches

Geschäftsfeld, das im Abschnitt 4.1 näher erläutert wird.

Sie können als Systemintegratoren fungieren, indem sie

die bisher nicht abgestimmten Belieferungsprozesse von

Convenience-Food-Anbietern gebündelt übernehmen.

3.6 Food Waste Awareness

Food Waste Awareness beschreibt das steigende Kun-

denbewusstsein für die Vermeidung von Lebensmittel-

verschwendungen innerhalb der gesamten Logistikkette

vom Bauern bis zum Endkonsumenten. Der Begriff der

Verschwendung umfasst hierbei sowohl die bewusst ent-

sorgten Lebensmittel, als auch die durch ineffiziente Pro-

zesse und Verarbeitungsschritte verursachten Verluste.

Weltweit wird knapp ein Drittel der für den Verzehr

gedachten Lebensmittel entsorgt oder geht innerhalb der

Logistikkette verloren. Die Food and Agriculture Orga-

nization of the United Nations kommt zu dem Ergebnis,

dass in stärker industrialisierten Ländern in Nordamerika

oder Europa ca. 280-300 kg Lebensmittel pro Jahr und

Person entlang der gesamten Logistikkette inklusive dem

Endverbraucher verloren gehen. Im Gegensatz dazu ver-

ursachen Entwicklungsländer in Subsahara-Afrika oder

0

50

100

150

200

250

300

350

Europa Nordamerika undOzeanien

Industrialisiertes Asien

Subsahara Afrika

Nordafrika,West und

Zentralasien

Süd- und Südostasien

Lateinamerika

pro

Kopf

Ver

lust

in k

g pr

o Ja

hr

von der Produktion bis zum Handel Endverbraucher

Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31]

Page 35: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 22

Südostasien mit knapp 120-170 kg pro Person und Jahr

weitaus weniger Verlust. [31] Abbildung 19 zeigt, dass

der Anteil des Endverbrauchers am Gesamtverlust inner-

halb der Logistikkette in Industrieländern deutlich höher

ist als in Entwicklungsländern. Dem gegenüber werden

Lebensmittelverschwendungen in Entwicklungsländern

hauptsächlich nach der Ernte auf dem Weg zum End-

verbrauchen über diverse Verarbeitungsschritte hinweg

verursacht. Die Gründe hierfür liegen u.a. in maroder

Infrastruktur, ineffi zienter Logistik sowie schlechten Ver-

arbeitungs- und Produktionsbedingungen.

Die Gründe für Verluste entlang der Logistikkette sind

demnach vielfältig und nicht nur abhängig von der

jeweiligen Region. Je nach Art, Weiterverarbeitungs-

und Transportvoraussetzungen der jeweiligen Lebens-

mittel erhöht sich die Komplexität der Ursachen von

Verschwendungen.

Spricht man von Lebensmittelverlusten, sind vermeid-

bare von unvermeidbaren Verlusten klar zu trennen, um

Potenziale zu identifi zieren, die zum Teil mit Hilfe effi -

zienter logistischer Prozesse realisiert werden können.

Studien zufolge liegen die Potenziale zur Vermeidung

von Verlusten besonders beim Groß- und Einzelhandel

sowie den Endverbrauchern. Einer Studie des World

Wide Fund for Nature zufolge ist das Vermeidungspo-

tenzial von Verlusten in Deutschland im Bereich der

Ernte und Nachernte relativ gering und liegt selbst

in den Prozessen der Weiterverarbeitung bei gerade

einmal 10 %. Dem gegenüber stehen Groß- und Ein-

zelhändler, deren Lebensmittelverluste nach Angaben

der Studie ein Vermeidungspotenzial von bis zu 90 %

aufweisen. Auch bei den Groß- (u.a. Fast-Food-Ketten)

und Endverbrauchern liegt dieser Wert in Deutschland

bei 70 %. [32]

Auch wenn Endverbraucher nach wie vor einen Groß-

teil der Verschwendungen verursachen, ist ein klares

Umdenken in der Bevölkerung zu erkennen und Ver-

braucher fordern aktiv, dass Verschwendungen von

Lebensmitteln entlang der logistischen Kette minimiert

werden. Zudem gibt es auch auf europäischer Ebene

diverse Bemühungen, dem Thema Nachdruck zu verlei-

hen. Der von der Europäischen Kommission erarbeitete

„Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ sieht

vor, bis zum Jahr 2020 die Entsorgung von genusstaugli-

chen Lebensmitteln zu halbieren. [33] So ist es beispiels-

weise in Frankreich seit kurzem Händlern untersagt,

Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

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s-st

rate

gie Neue Geschäftsmodelle für LDL denkbar

Neue Kooperationsmodelle mit LDL, sozialen Einrichtungen, Start-Ups

Netz

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Synergien im Fulfillment: Verbindung von Ver- und Entsorgungsaktivitäten, Leerguttransporten etc.

Bereitstellung von Entsorgungsflächen

Frühzeitige Änderung der Logistikprozesse für die Lebensmittelrückführung

Tech

nolo

gien

ERP-Systeme anpassen: End-to-End-Integration aller Akteure

Kühlkettenmanagement entlang (internationaler) Logistikketten

Web-Dienste und Apps: z.B. Tauschplattform auf End-Konsumentenebene

Konsumententrend

Food Waste Awareness

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Page 36: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 23

3

unverkaufte Lebensmittel wegzuwerfen. Angestrebt

werden das Spenden an gemeinnützige Einrichtungen,

die Weiterverarbeitung zu Tierfutter sowie die Rückfüh-

rung als Kompost für landwirtschaftliche Betriebe.

Die Vorteile der Vermeidung von Verschwendungen

auch für Unternehmen der Lebensmittelindustrie sind

offensichtlich, jedoch sind Unternehmen entlang der

Logistikkette aktuell nur in seltenen Fällen bemüht,

Initiativen zur Vermeidung von Verlusten zu initiieren.

Nichtsdestotrotz hält der Großteil der in der vorliegen-

den Studie befragten Unternehmen den Konsumen-

tentrend der Food Waste Awareness für bedeutsam.

Zwar wurde dieser Trend gegenüber den anderen aus

heutiger Sicht von Händlern, Herstellern und Dienstleis-

tern gleichermaßen als weniger wichtig eingeschätzt,

dennoch ändert sich diese Einschätzung innerhalb der

nächsten fünf Jahre drastisch. Stand heute sind lediglich

8 % der Befragten der Überzeugung, dass Konsumen-

ten verschwendungsarme Lebensmittelketten fordern.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre steigt nach Angabe

der Experten dieser Anteil deutlich, sodass zukünftig

sogar über die Hälfte der Teilnehmer davon ausgehen,

dass der Trend der Food Waste Awareness wichtig wird.

Für Unternehmen des Handels werden die Auswirkungen

des Trends Food Waste Awareness am wichtigsten wahr-

genommen. Besonders auf der Strategie- und Prozes-

sebene ergeben sich für Händler neue Handlungsfelder.

Dass besonders Händler die Auswirkungen des Trends

als hoch bewerten erscheint nachvollziehbar. Nicht nur

auf regulatorischer Ebene verstärkt sich der Druck auf

Händler in puncto Verschwendung. Auch in der öffentli-

chen Wahrnehmung werden Händler oft als Quelle von

Verschwendungen identifi ziert, da knapp abgelaufene

Lebensmittel meistens entsorgt werden. Experten gehen

jedoch davon aus, dass sich der Druck von politischer

Seite zukünftig stark erhöhen wird und dabei alle Akteure

der Logistikkette betroffen sein werden.

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

Mitarbeiter

Technologie

Prozess

Netzwerk

Strategie

LDL Hersteller Handel

Rückführungsprozesse sind noch nicht etabliert

Einbeziehung von Regularien,Entwicklung neuer Geschäftsmodelle

gering mittel hoch

Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen Ebenen der Logistik

Page 37: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 24

3.7 Convenience-Stores

Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-

dürfnis nach „Kiezgeschäften“ bzw. „Geschäften des

täglichen Bedarfs“, welche sich gegenüber dem tradi-

tionellen Lebensmitteleinzelhandel durch eine geringere

Fläche, kleinteiligere Sendungsvolumina, noch höhere

Lieferfrequenzen und eine geringere Sortimentsbreite

auszeichnen.

Die Konsumentennachfrage nach Lebens mittel ge-

schäften in unmittelbarer Nähe des Wohnortes steigt.

Auch der Demographische Wandel und die steigen-

de Anzahl an Single-Haushalten verstärken diesen

Trends. Zudem wollen Kunden auch ohne eigenen

Pkw -Lebensmittel in unmittelbarer Nähe einkaufen

können. In der Regel handelt es sich dabei um relativ

kleine Einkäufe für einen Zeitraum von einem bis drei

Tagen. Dabei kann es sich zum einen um kleinere Fili-

alen von renommierten Lebensmitteleinzelhandels-

ketten handeln, aber auch Kiezgeschäfte mit einem

sehr eingeschränkten Produktangebot und längeren

Öffnungszeiten. Dazu gehören außerdem Tankstellen,

die ihr Produktangebot stetig ausbauen und bereits

das Frische- und Backwarensegment bedienen. In der

Regel sind Produkte aus Convenience-Stores etwas

teurer, treffen jedoch die Nachfrage nach einer unein-

geschränkten Verfügbarkeit bei reduziertem Weg- und

Zeitaufwand, indem zum einen Transportwege zwi-

schen Einkauf- und -Wohnort eingespart werden und

zum anderen mehrere Aktivitäten miteinander verbun-

den werden können, wie am Beispiel der Tankstelle

deutlich wird. In sehr zentralen Gebieten richtet sich

das Angebot an Convenience-Stores weniger an die

Anwohner, als an die zunehmenden Touristenströme

oder Geschäftsleute, für die der Erwerb von Conveni-

ence-Food aus einem Convenience-Store eine attrak-

tive Alternative für Restaurants darstellt.

Die Hauptherausforderung aus Sicht der Logistik stellt

die hochfrequente Belieferung der Convenience-Stores

dar, deren räumliche Lage in der Regel verkehrsinfra-

strukturellen und -politischen Restriktionen unterliegt.

Einerseits ist eine nächtliche Belieferung aus Lärm-

schutzgründen untersagt, andererseits konkurriert

der Güterverkehr tagsüber mit dem Personenverkehr.

Diese Entwicklung stellt hohe Anforderungen an effi -

ziente Logistiklösungen zwischen den beteiligten Akteu-

ren (inklusive verkehrspolitischen Akteuren), da eine

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

Strategien je Gestaltungsebene

Unte

rneh

men

s-st

rate

gie Erhöhung der Filialdichte in urbanen Zentren (Wohn- und Arbeitsraum)

Neue Geschäftsmodelle: Verknüpfung mit Click und Collect-Lösungen

Netz

wer

k/Pr

ozes

s Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente aber kleinteilige Distribution in urbane Kieze mit knapper Infrastruktur

Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs

Konsumententrend

Convenience-Stores

Strategie

Netzwerk

TechnologieProzess

Mitarbeiter

Handel Hersteller LDL

Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik

Page 38: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik 25

3

zunehmende Nachfrage an städtischem Wohn- und

Gewerberaum zu beobachten ist, gleichzeitig aber die

Nachfrage zusätzlicher Verkehre von der Straße nur

schwer abzudecken ist.

Die Bedeutung des Konsumententrends Convenience-

Stores wird von den Teilnehmern der zugrundeliegen-

den Umfrage erkannt und nimmt zukünftig leicht zu.

Dennoch stellt er von allen abgefragten Trends bei der

Bedeutung in fünf Jahren das Schlusslicht dar, nur

45 % der Befragten bewerten den Trend zukünftig als

wichtig bzw. sehr wichtig. Das lässt vermuten, dass

die Nachfrage nach zentralen urbanen Verkaufsstellen

insbesondere von Logistikdienstleistern und Händlern

erkannt worden ist, jedoch momentan von einer leichten

Sättigung des Marktes ausgegangen wird.

Die sich aus der steigenden Nachfrage nach Conve-

nience-Stores ableitbaren Herausforderungen für die

Logistik sind in der Übersicht dargestellt.

Die Teilnehmer der Umfrage schätzen, dass sich die

Auswirkungen zunehmender Convenience-Stores am

stärksten auf die Strategie-, Netzwerk- und Prozess-

ebene auswirken. Auf der Strategieebene muss dabei

die Entscheidung hinsichtlich der Errichtung von Con-

venience-Stores einhergehen mit der Ausgestaltung der

Sortiments- und Kooperationspolitik. Diese strategische

Entscheidung wirkt sich insofern deutlich auf die Netz-

werk- und Prozessebene aus, als dass die Ver- und Ent-

sorgung der urbanen Verkaufsflächen mit vermehrten

Restriktionen, wie beispielsweise knappe Infrastruktur,

Lärmschutz, Güterstruktureffekt durch kleinere und

höher frequentierte Belieferungen aber auch beson-

ders starke Nachfrageschwankungen, einhergehen.

Eine Anpassung an den Güterstruktureffekt durch Bün-

delung verschiedener Kundenaufträge (beispielsweise

horizontale Kooperationen) ist zu überdenken.

3.8 Bio- und Fair-Trade-Siegel

Dieser Trend beschreibt die zunehmende Nachfrage

nach Produkten mit Bio- und/oder Fair-Trade-Siegeln.

Lebensmittelprodukte mit Bio- oder Fair-Trade-Siegel

sind zunehmend sowohl im konventionellen Einzel-

handel als auch in Bio-Supermärkten vorzufinden. Bei

letzterem handelt es sich, genau wie bei konventionel-

len Supermärkten, um einen Vollsortimenter, dessen

Sortiment bis zu 10.000 Artikel mit ökologischem Hin-

tergrund umfasst. Er grenzt sich von den klassischen

Bioläden und Reformhäusern durch ein erheblich brei-

teres Sortiment, ein geringeres Preisniveau, einen grö-

ßeren Selbstbedienungsanteil und deutlich größerer

Verkaufsfläche ab. [34]

Die wachsende Bedeutung des Konsumententrends

liegt einerseits in dem zunehmenden Bewusstsein hin-

sichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und artgerechter

Tierhaltung und ist andererseits in der Abneigung gegen

Schadstoffen in Lebensmitteln begründet (u.a. Pestizi-

de oder Antibiotika).

Die Bedeutung des Konsumententrends Bio- und Fair

Trade-Siegel wird von den Teilnehmern der Umfrage

unterstrichen und liegt im Mittelfeld hinsichtlich seiner

Wichtigkeit im Vergleich zu den anderen Trends.

Dennoch wird auch dieser Trend vor allem aus Sicht

des Handels weiter an Bedeutung zunehmen.

Hinsichtlich der Auswirkungen auf die verschiedenen

Ebenen der Logistik lässt sich festhalten, dass trotz

der steigenden Kundennachfrage nach Bio-Produkten

zunächst keine Neuorganisation der Lebensmittello-

gistik stattfinden muss. Der höchste Einfluss liegt bei

der Unternehmensstrategie, da hier die Entscheidung

über die Aufnahme in das Produktsortiment erfolgen

muss. Zwar resultieren die zunehmenden regionalen

Page 39: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 26

Beschaffungsstrategien oftmals in kleinteiligeren und

dezentralen Transporten, jedoch lösen diese die tradi-

tionellen Logistikstrukturen nicht ab, sondern ergänzen

sie. Langfristig wäre jedoch wichtig, dass beispielsweise

Bio-lebensmittelhändler im Rahmen einer ganzheitlichen

Betrachtung sich nicht nur auf den Vertrieb „nachhalti-

ger Lebensmittel“ fokussieren, sondern auch die dahin-

terstehenden Logistikprozesse nachhaltig gestalten.

Dazu zählt insbesondere die Belieferung der städti-

schen Handelsfilialen.

Page 40: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 27

4

Das folgende Kapitel beschreibt die zukünftigen Her-

ausforderungen der Lebensmittellogistik und geht

dabei in erster Linie auf die Probleme, bereits eta-

blierte Logistikstrategien sowie zusätzlich denkbare

Lösungsansätze ein. Die Auswirkungen auf die Logis-

tik werden anhand der Gestaltungsebenen Unterneh-

mensstrategie, Netzwerk und Prozesse, Technologie

und Mitarbeiter erläutert. Die folgende Übersicht zeigt

auf, welche größten Veränderungen sich aus den Kon-

sumententrends für die Logistik ergeben.

Die hier eingeführten Wirkungsmechanismen sollen im

Folgenden je Gestaltungsebene näher erläutert werden.

Jedoch wird darauf hingewiesen, dass die identifi zier-

ten Handlungsfelder zwar den einzelnen Gestaltungs-

ebenen zugeordnet werden, es grundsätzlich aber zu

Überschneidungen der Ebenen kommt.

4.1 Unternehmensstrategie

Die Gestaltungsebene Unternehmensstrategie

beschreibt den Einfl uss der Konsumententrends auf

die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, z.B.

die Erschließung neuer Märkte, innovative Geschäfts-

modelle, Kooperationen oder Kundensegmente. Diese

4 Herausforderungen und Lösungs-impulse für die Lebensmittel logistik der Zukunft

Konsumententrends

e-Commerce/Home-Delivery in Städten und Flächengebieten

Transparenz über die Lieferkette

Bevorzugung saisonaler und regionaler Lebensmittel

Convenience-Food

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Strategien

Unte

rneh

men

s-st

rate

gie

Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel

Same-Day-Delivery

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle

Kooperationen in der Logistik

Netz

wer

k/Pr

ozes

s

Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation, Kommissionierung, Transport

Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien

Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen

Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs

Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt

Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung

Tech

nolo

gien

Digitalisierung der Logistikkette

IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik

Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps

Cold Chain Management auf der letzten Meile

Verpackungsänderungen

Mit-

arbe

iter

Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“

Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Trad

ition

elle

Einf

luss

fakt

oren

von

Leb

ensm

ittel

n au

f die

Log

istik

Volatiles Nachfrage-verhalten

Nachhaltigkeit

Urbanisierung

Demografischer Wandel

Konzentration im Lebensmittel-einzelhandel

Zunehmende Lieferfrequenz

Knappe Logistikflächen

Preiskampf

Überallverfüg-barkeit von Lebensmitteln

Trend zu Multi-Channel

Steigende Sortimentsbreite

Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik

Page 41: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

28 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

haben wiederum einen maßgeblichen Einfl uss auf die

Logistik des Unternehmens.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-

mententrends Transparenz und e-Commerce über alle

Akteure hinweg einen hohen Einfl uss auf die strategi-

sche Ausrichtung des Unternehmens haben. Auffällig ist

auch, dass insbesondere der Handel den Einfl uss fast

aller Konsumententrends auf die Unternehmensstrate-

gie höher einstuft, als die anderen Akteure. Begründet

werden kann das u.a. damit, dass der Handel in direk-

tem Kontakt mit dem Endkunden steht und dadurch

Änderungen im Konsum- und Kaufverhalten direkt

spürt. Dem gegenüber stufen die Logistikdienstleister

der Umfrage diesen Einfl uss oft als eher gering ein.

Strategische Handlungsfelder für Lebensmittelhersteller

Lebensmittelhersteller stehen auf der strategischen

Ebene u.a. vor der Entscheidung, wie sie auf den stei-

genden Kundenwunsch nach Transparenz reagieren

sollen. Die Schaffung von Transparenz kann erhebliche

Kosten verursachen, da zum einen systemseitige Ände-

rungen vorgenommen werden müssen. Zum anderen

kann mehr Transparenz dazu führen, dass Unterneh-

men eher unpopuläre Lieferantenregionen ändern

müssen, was in den meisten Fällen erhöhte Kosten

nach sich zieht. Aufgrund des hohen Aufwands muss

die Entscheidung über Transparenz stark vom jeweili-

gen Produkt abhängen und von der Bereitschaft des

Kunden, die zusätzliche Kosten zu tragen. Eine zusätz-

liche Preisbereitschaft liegt der Studie zufolge eher bei

Frische- und Ultrafrischeprodukten wie z.B. Fisch und

Fleisch vor, als bei Commodities im Trockensortiment.

Anzumerken ist jedoch, dass Branchenexperten skep-

tisch sind, inwiefern die in Umfragen erhobene Mehr-

preisbereitschaft in der Realität tatsächlich vorhanden

ist, in einem Markt der nach wie vor stark preisgetrie-

ben ist. Nichtsdestotrotz bietet dieser Trend Herstel-

lern die Möglichkeit, sich am Markt zu positionieren

und einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, da aktuell

nur wenige Hersteller über die gesetzlich geforderten

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Handel Hersteller LDL

gering mittel hoch

Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie

Page 42: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 29

4

Maßnahmen hinausgehen und die notwendigen Infor-

mationen einfach zugänglich zur Verfügung stellen.

Außerdem stehen horizontale Logistik-Kooperationen

immer öfter im Fokus der strategischen Ausrichtung der

Logistik von Lebensmittelherstellern. Als Grund dafür

wird oft der hohe Kostendruck in der Branche genannt.

Ein klassisches Kooperationsbeispiel hierfür wäre die

gemeinsame Lagerung und Versorgung nachfrage-

schwacher Regionen, die im Verbund mehrerer Her-

steller Synergien erzeugt. Einige solcher und anderer

Kooperationsformen wurden in der Praxis bereits

durchgeführt. Leider lässt sich jedoch feststellen,

dass viele der zunächst als Best-Practice eingestuften

Kooperationen mittelfristig auf Probleme stießen, die zur

Beendigung der Zusammenarbeit führten. Als Gründe

hierfür werden zumeist die unterschätzte Marktdyna-

mik und nicht aufeinander angestimmte Saisonalitäten

genannt, die schlussendlich die erhofften Kostenvorteile

hemmen. Aber auch die Komplexität der vertraglichen

Absicherung von Kooperationen hindern Unternehmen

bereits vor Beginn daran, Kooperationen einzugehen.

Trotz alledem können horizontale Kooperationen in

besonderen Fällen Kostenvorteile erzielen. Aufgrund

der erhöhten Dynamik und Volatilität des Lebensmittel-

markts ist besonders bei der Partnersuche der Partner-

Fit ein kritischer Erfolgsfaktor.

Strategische Handlungsfelder für den Handel

Viele der betrachteten Trends führen auf strategischer

Ebene für den Handel zunächst zu der Entscheidung,

ob Produkte, die den jeweiligen Trend betreffen, in das

Sortiment aufgenommen werden sollen (z.B. Conve-

nience-Food, regionale Lebensmittel, Bio- und Fair-

Trade-Produkte). Folglich erhöht sich für die Logistik die

Sortimentsbreite, was wiederum die Prognosegenau-

igkeit auf Artikelebene erschwert. Der jedoch unter

aktuellen Gesichtspunkten prägendste Trend für den

Handel ist der Bereiche e-Commerce/Home-Delivery.

Er eröffnet zum einen die Möglichkeiten für sogenannte

Internet-Pure-Player, im Gebiet der stationären Händler

aktiv zu werden. Zum anderen passen bereits etablier-

te stationäre Lebensmittelhändler ihr Geschäftsmodell

und ihre Logistik an, um den aktuellen Marktentwicklun-

gen zu begegnen. Mittlerweile sind die meisten großen

deutschen Supermarktketten im Online-Handel aktiv.

Jedoch sind nicht alle Händler mit ihrem vollständi-

gen Sortiment online vertreten. Besonders Discounter

bieten eher non-food und Artikel des Trockensorti-

ments in ihren Webshops an. Zurückzuführen ist dies

auf zum Teil sehr geringe Margen, die auf hohe Kosten

in der Distribution der letzten Meile stoßen und somit

das Angebot eines Vollsortiments-Lieferservice für Dis-

counter erschweren. Dennoch sind Entwicklungen zu

erkennen, dass auch Lebensmittel-Discounter in naher

Zukunft mit ihrem gesamten Sortiment in den Home-

Delivery-Markt einsteigen. Besonders hier werden kos-

teneffizientere Logistikkonzepte benötigt, als die aktuell

in der Praxis erprobten Lösungen.

Grundsätzlich verlangt die Ausweitung der Vertriebs-

kanäle auch in der Lebensmittelbranche nach einer

cross-medialen Integration. Die Kanäle werden zuneh-

mend verschwimmen, indem Kunden im Laden ihr

Smart phone verwenden, um sich über Produkte zu

informieren, Preise zu vergleichen und evtl. sogar

direkt im Geschäft online einzukaufen. Durch die Eta-

blierung des e-Commerce sind Omni-Channel-Strate-

gien notwendig, die bei der strategischen Ausrichtung

des Unternehmens frühzeitig berücksichtigt werden

müssen. Besonders die Vernetzung von Online- und

Offline-Kanälen stellt die Anbieter vor diverse logistische

Herausforderungen. Inwiefern die Zentralisierung des

IT-Systems hierbei einen entscheidenden Erfolgsfaktor

darstellt, wird im Abschnitt 4.3 näher erläutert.

Page 43: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

30 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

Das Internet bildet im Handel auch die Grundlage für

Convenience und Individualisierungstrends. Aufgrund

des demografischen Wandels werden nicht nur immer

mehr Convenience-Produkte nachgefragt, sondern

auch der Einkaufsprozess sollte möglichst bequem

sein. Damit die Kunden bei der Fülle der Angebote

trotzdem dem Wunsch nach Convenience nachkom-

men können, gibt es immer mehr „Mass-Customiza-

tion“ und „One-to-One-Marketing“. Die Händler haben

eine Vielzahl von Informationen über die Kunden und

damit Wissen über deren Verhalten, Bedürfnisse und

Eigenschaften. Diese zu nutzen, wird eine der Kernhe-

rausforderungen, um sich von dem Angebot der Wett-

bewerber abzugrenzen. Händler die im Online-Handel

aktiv sind, sollten sich demnach bereits heute überle-

gen, wie Sie Kunden durch intelligente und individuell

angepasste Angebote und Liefervorschläge zukünftig

an sich binden wollen.

Das Angebot von Same-Day-Lieferdiensten ist im

Lebensmittelbereich aktuell nur für spezielle Nischen-

produkte vorhanden. Allerdings bekräftigen Entwick-

lungen in anderen Bereichen des Online-Handels die

Bedeutung dieses Logistiktrends. Die bereits hohen

Kosten der letzten Meile Distribution von Lebensmit-

teln erhöhen sich dadurch um ein Vielfaches. Dennoch

ist davon auszugehen, dass mit steigender Kunden-

nachfrage in anderen Bereichen des Online-Handels

auch der Bedarf an Same-Day-Delivery für Lebens-

mittel steigt.

Strategische Handlungsempfehlungen für Logistikdienstleister

Besonders für Logistikdienstleister ist ein direktes

Beobachten der Konsumenten- und Logistiktrends

unabdingbar. Die strategische Ausrichtung von Logis-

tikdienstleistern wird aktuell noch stark aus den Anfor-

derungen des stationären Einzelhandels abgeleitet,

jedoch sind Dienstleister sich der Bedeutung der

Trends bewusst und beziehen diese Entwicklungen

bereits heute in strategische Überlegungen mit ein.

Zwar werden die Auswirkungen der Trends von Logis-

tikdienstleistern in der Umfrage aus heutiger Sicht als

relativ gering eingeschätzt, jedoch lassen sich schon

heute mögliche zukünftige Geschäftsbereiche iden-

tifizieren, die für Logistikdienstleister von Bedeutung

sein können.

Unter anderem bietet sich mit der steigenden Nachfra-

ge nach Lieferdiensten von verzehrfertigen Mahlzeiten

in der Stadt die Möglichkeit, diese Lebensmittelbelie-

ferung von einem oder wenigen Logistikdienstleistern

zentral durchführen zu lassen. Dieser Convenience-

Food-Logistikdienstleister könnte dabei mehrere bisher

nicht aufeinander abgestimmte Logistiksysteme inte-

grieren, um Synergien zu erzeugen. Für Gastronomie-

betriebe bietet sich dadurch die Chance, keine eigenen

Strukturen aufzubauen bzw. bestehende Systeme

abzuschaffen. Erste Entwicklungen in dem Bereich sind

zu erkennen, aktuelle Lösungsansätze stoßen jedoch

noch auf Probleme. Eine Kern-Herausforderung ist

es dabei zum einen, die kritische Masse zu erreichen,

welche eine effiziente Abwicklung ohne Servicegrad-

verluste ermöglicht. Zum anderen fordert dieser Ansatz

eine lückenlose Vernetzung und Integration verschie-

dener IT-Subsysteme auf einer Plattform. Die damit

einhergehende Komplexität stellt somit die größte Her-

ausforderung in der technologieseitigen Abwicklung

dieses Geschäftsmodells dar.

Ein weiteres Geschäftsfeld bietet die Konsolidie-

rung und Lieferung regionaler Lebensmittel an den

Handel. Diese Belieferung kann aktuell aufgrund der

zum Teil geringen Mengen einzelner Agrarbetriebe

sowie der vorherrschenden saisonalen Schwankun-

gen nur ineffizient durchgeführt werden. Hier bietet sich

für Logistikdienstleister die Chance, durch neuartige

Page 44: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 31

4

Bündelungskonzepte die steigende Nachfrage nach

regionalen Lebensmitteln effi zient abzuwickeln.

Zudem lässt sich erkennen, dass die Rückführung von

Lebensmitteln in naher Zukunft an Bedeutung gewinnt.

Wenn sich die aktuellen Entwicklungen fortsetzen, kann

es für den Logistikdienstleister sinnvoll sein, die Rück-

führung von Lebensmitteln, sei es für die Verwertung

in sozialen Einrichtungen oder aber auch in Biogas-

Anlagen, zu übernehmen. Experten merken jedoch

an, dass es bei der Rückführung von abgelaufenen

Lebensmitteln zu juristischen Problemen bei der Pro-

dukthaftung können kann, die gelöst werden müssen,

damit der Dienstleister nicht zum „verlängerten Arm der

Produkthaftung“ wird.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die Distribu-

tion von Lebensmittel besonders auf der letzten Meile

zum Endkunden immer stärker an Bedeutung gewinnt.

Nichtsdestotrotz gibt es nur wenige Logistikdienstleis-

ter, die diese „Königsdisziplin“ der Lebensmittellogistik

erfolgreich über alle Temperaturzonen hinweg beherr-

schen. Da jedoch die Nachfrage nach „Alles-Liefe-

ranten“ steigt, sollten Logistikdienstleister sich hier

frühzeitig positionieren und Konzepte entwickeln.

4.2 Netzwerk und Prozesse

Diese beiden Gestaltungsebenen betreffen Entschei-

dungen, die die infrastrukturelle und prozessorale

Struktur des Logistiknetzwerks eines Unternehmens

beeinfl ussen. Dazu gehören beispielsweise Standort-

entscheidungen, horizontale und vertikale Zusammen-

arbeit sowie Insourcing- und Outsourcing-Aktivitäten.

Diese Entscheidungen wirken sich wiederum auf unter-

nehmensinterne und -externe Logistikprozesse aus. Im

Fokus stehen hierbei insbesondere die Planungs- und

Fulfi llmentprozesse in der Distribution der Lebensmittel.

Da die hier getroffenen Entscheidungen oft langfristig

und weitreichend sind, ist die Einbeziehung am Markt

beobachtbarer Trends von besonderer Bedeutung.

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Handel Hersteller LDL

gering mittel hoch

Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene

Page 45: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

32 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-

mententrends Transparenz und e-Commerce über alle

Akteure hinweg analog zu der Gestaltungsebene Unter-

nehmensstrategie den höchsten Einfl uss auf veränderte

Logistiknetzwerke und -prozesse haben. Beim Handel

ist auffällig, dass die Gestaltung des Logistiknetzwerks

und der damit verbundenen Prozesse stark durch die

steigende Nachfrage nach regionalen und saisonalen

Lebensmitteln beeinfl usst werden.

Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien und deren Auswirkungen auf urbane Verkaufs- und Logistikflächen

Für die logistische Abwicklung des e-Commerce exis-

tieren verschiedene Ansätze, die sich zum einen darin

unterscheiden, ob die Lebensmittel vom Kunden nach

der Online-Bestellung selbst abgeholt werden (Click-

and-Collect) oder ob die Bestellung direkt zum Kunden

geliefert wird. Für die Belieferung des Kunden durch

den Handel gibt es wiederum zwei grundlegende

Möglichkeiten: (1) Die Kommissionierung der Bestellung

in einer nahegelegenen Filiale sowie (2) die Kommissi-

onierung durch den Anbieter innerhalb zentraler Logis-

tikstrukturen, die für den e-Commerce errichtet worden

sind. Generell ist festzuhalten, dass der fi lialbasierte

Ansatz vor allem für den Einstieg von stationären Händ-

lern in den Online-Lebensmittelhandel oder in ländlichen

Gegenden der kosteneffi zienteste Ansatz ist. Händlern

in Deutschland kommt dabei auch die hohe Filialdich-

te zugute, da die kurzen Lieferwege keine oder kaum

aktive Kühlung der zu liefernden Ware erfordern und

die Lieferkosten daher auch minimiert werden können.

Mit zunehmenden Online-Bestellungen wird die Beliefe-

rung aus einem e-Commerce-Fulfi llmentcenter jedoch

gerade in Ballungsgebieten zur effi zienteren Variante.

Es wird deutlich, dass sich der Investitionsaufwand

in zentrallagerbasierte Kommissionierungsstruktu-

ren erst dann anbietet, wenn eine kritische Masse an

e-Commerce-Nutzern erreicht ist, so dass auch in

Deutschland der Handel solche Investitionsprojekte

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Handel Hersteller LDL

gering mittel hoch

Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene

Page 46: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 33

4

durchzuführen beginnt. Dabei steht er auch vor der

Herausforderung, städtische Gewerbefl ächen zu erwer-

ben, die jedoch unterschiedlichen verkehrspolitischen

Restriktionen unterliegen. Beispielsweise muss nachge-

wiesen werden, dass die Errichtung und das Betreiben

solcher städtischen oder stadtnahen Fulfi llmentcenter

zu keiner zusätzlichen Belastung der benachbarten Ver-

kehrsknoten führt. Mit einer steigenden Verkaufsdichte

können die Händler in der Nähe der Ballungsgebiete

Logistikinfrastruktur errichten und somit eine Kombi-

nation aus Filial- und Zentrallagerkommis sionierung

betreiben. Hier kann Tesco aus Großbritannien als

Vorbild gesehen werden. Das Unternehmen bietet

sein Online-Geschäft zwar landesweit an, fokussiert

sich jedoch auf den Großraum London, wo mittlerweile

sechs Kommissionierungszentren in Benutzung sind.

[35] Eine schrittweise Ausdehnung ausgehend von den

Metropolregionen ist dabei empfehlenswert, wie sie

auch von großen deutschen Lebensmitteleinzelhänd-

lern jüngst umgesetzt wird.

Abbildung 27 zeigt die Vor- und Nachteile fi lialbasierter

vs. zentrallagerbasierter Kommissionierung aus einem

e-Commerce Fulfi llmentcenter.

Bezüglich der Distribution der Ware wird deutlich, dass

die Auslieferung zum Kunden zwar die beiden wich-

tigsten Kundenerwartungen des Online-Handels (Con-

venience und Zeitersparnis) erfüllt, jedoch sowohl für

die Anbieter als auch die Kunden zusätzliche Kosten

erzeugt.

Die Kosten ergeben sich nicht nur aus der vergleichs-

weise teuren Belieferung auf der letzten Meile, die in

der B2C-Distribution einen Anteil von 50 % der gesam-

ten Logistikkosten ausmachen können. [36] Zusätzlich

existieren große Herausforderungen im Management

der teuren und platzaufwendigen Kühlaggregate, da

neben der Verwendung von gekühlten Transportmit-

teln auch spezielle Kühlboxen für die Distribution von

Lebensmitteln zum Einsatz kommen. Diese Kühlboxen

sind sowohl kosten- als auch platzintensiv und können

daher bei Abwesenheit des Endkunden oftmals nicht

abgeladen werden, woraus sich wiederum neue Trans-

porte für einen neuen Belieferungstermin ergeben.

Für die Logistik bedeutet das, dass die Kommunika-

tion mit dem Endkunden und die Abstimmung und

Eingrenzung der Belieferungszeitfenster bei Lebens-

mitteln noch kritischer ist als bei herkömmlichen

Filialbasiert Zentrallagerbasiert

Vorteile

⟩ Keine Umstellung der Inbound-Belieferungsprozesse⟩ Nutzung vorhandener Infrastruktur⟩ Geringe Distanz zum Endkunden⟩ Geringe Investitionen⟩ Geringeres finanzielles Risiko⟩ Erlaubt schnelle geografische Expansion

⟩ Kosteneffizient bei steigender Nachfrage⟩ Effizientere Kommissionierung⟩ Keine Belästigung der Kunden in der Filiale⟩ Größeres Angebot möglich⟩ Echtzeit-Produktverfügbarkeit einfacher umsetzbar

Nach

teile

⟩ Kunde kann sich durch Packer gestört fühlen⟩ Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über

Lebensmittelverfügbarkeit⟩ Ineffiziente Logistikprozesse z.B. durch doppelte

Kommissionierung⟩ Nicht wirtschaftlich bei steigenden Online-Umsätzen

⟩ Zusätzliche Investition in Logistikinfrastruktur notwendig⟩ Zusätzliche Logistikprozesse entstehen⟩ Höhere Entfernung zum Endkunden⟩ Herausforderung bei der Standortfindung, insbesondere in

städtischen Räumen

Abbildung 27: Vor- und Nachteile fi lialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung

Page 47: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

34 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

e-Commerce-Belieferungen, die keine Kühlung erfor-

dern. Für die Logistikdienstleister bedeutet das, dass

sie ihre Belieferungszeitfenster in die Morgen- und

Abendstunden ausdehnen müssen und bestenfalls

ihre Tourenplanung sowohl für den Handel als auch

die Endkunden mit Hilfe von Tracking-and-Tracing-

Systemen offenlegen. Hierfür bietet sich beispielswei-

se die Nutzung einer gemeinsamen IT-Plattform an,

in der sowohl sämtliche Akteure mit den Lieferinfor-

mationen versorgt werden als auch bestenfalls Ände-

rungen flexibel eingeben werden können. Neben der

Bereitstellung solcher Technologiestrukturen ergeben

sich weitere Kosten für den zunehmenden Flächen-

verbrauch. Untersuchungen zeigen, dass für die Belie-

ferungsstrukturen des Online-Handels die dreifache

Logistikfläche benötigt wird. Auch insgesamt sind

die Logistikkosten im e-Commerce dreimal so hoch,

wie im stationären Handel. Die für e-Commerce Ful-

fillment-Zentren benötigten Logistikflächen befinden

sich zumeist in kundennahen Gebieten, was zudem

die reinen Grundstückskosten steigen lässt. Der End-

kunde ist nur begrenzt bereit, die zusätzlichen Kosten

zu übernehmen, sodass der Handel, die Lebensmittel-

hersteller und die Logistikdienstleister gezwungen sind,

diese Kosten durch Effizienzsteigerungen an anderen

Stellen zu kompensieren. Allgemeine Maßnahmen zur

Reduzierung des Flächenverbrauchs sind die Erhöhung

der Umschlagshäufigkeit mit Hilfe verbesserter Nach-

frageprognosen, ein effizientes Zeitfenstermanagement

sowie Kooperationen mit Wettbewerbern.

Der aktuelle Trend hin zu separaten Systemen aufgrund

gänzlich unterschiedlicher Logistikanforderungen zwi-

schen e-Commerce und stationärem Handel scheint

sich fortzusetzen. E-Commerce-Zentren, welche neben

den klassischen Handelsstrukturen bestehen und ledig-

lich für die Bedienung der Online-Kunden konzipiert

sind, kommen bereits erfolgreich zum Einsatz. Eine

flexible Lösung zur effizienten Nutzung von Synergien

zweier Subsysteme innerhalb eines integrierten Logis-

tiksystems ist noch nicht vorhanden. Es bleibt nach wie

vor eine Herausforderung, wie sich in Zukunft Synergien

im Fulfillment bezüglich Kommissionierung, Lagerung,

Transport zwischen dem stationären und dem Online-

Handel realisieren lassen.

Etablierung von Click-and-Collect-Lösungen

Einen in Deutschland noch kaum umgesetzter Ansatz

zum Umgang mit der steigenden Online-Nachfrage

nach Lebensmitteln stellen u.a. Click-and-Collect-

Services dar. Hierbei können die Kunden ihren Einkauf

online zusammenstellen und zu einem späteren Zeit-

punkt an einem fest definierten Ort abholen. Für den

Handel entsteht zwar die Herausforderung der Kom-

missionierung (meist am Abholort), jedoch entfällt die

Distribution der letzten Meile. Neben den Filialen als

Abholort können die Kunden ihre Bestellung beispiels-

weise in Frankreich und England auch an Tankstellen

oder an anderen öffentlichen Orten abholen. Dies soll

den Mehrwert des Online-Lebensmittelshoppings noch

mehr intensivieren, da kein extra Zeitaufwand entsteht,

sondern die Bestellung beispielsweise auf dem Arbeits-

weg abgeholt werden kann.

Auch wenn in Deutschland die Filialdichte sehr hoch

ist, schaffen unabhängige Abholstationen auch eine

alternative Lösung hinsichtlich der starren Öffnungszei-

ten der Filialen. Diese Paketstationen benötigen kaum

Service-Personal, müssten allerdings über ein Kühlsys-

tem verfügen. Ein innovatives Konzept wird z.B. in der

Schweiz angeboten. Hier können Kunden Lebensmittel

bestellen und diese am Bahnhof am Gepäckschalter

oder an einem Schließboxsystem abholen. Die Kunden

können das Schließfach mit einem QR-Code auf dem

Smartphone oder der Bestellbestätigung öffnen. [37]

Ein weiteres Konzept im Click-and-Collect-Bereich

Page 48: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 35

4

ist es, Abholstationen in die Firmensitze von Großun-

ternehmen zu integrieren, um den Kunden unnötige

Umwege zu ersparen.

Zusammenfassend lassen sich durch e-Commerce fol-

gende Auswirkungen auf die Netzwerk- und Prozess-

ebene beobachten:

> Bis zu dreifacher Logistikfl ächenbedarf sowie drei-

fache Logistikkosten gegenüber der Lebensmittel-

logistik des stationären Handels

> Logistikinfrastrukturinvestitionen in e-Commerce

Fullfi llmentcenter

> Kooperationen mit Logistikdienstleistern für die

letzte Meile

> Angebot von Belieferungszeitfenstern von max. 2

Stunden, insbesondere in den Morgen- und Abend-

stunden wird notwendig

> Bereitstellung von Webdiensten, in denen die Trans-

porte der letzten Meile für den Endkunden sichtbar

gemacht werden und Änderungen vorgenommen

werden können

> Click-and-Collect-Lösungen können eine Alternative

für die logistisch aufwändige und kostenintensive

Belieferung in der letzten Meile bieten

4.3 Technologien

Auf technologischer Ebene stellen die beschriebenen

Veränderungen im Lebensmittelmarkt diverse neue

Anforderungen an die Akteure. Insbesondere generie-

ren die aktuellen Entwicklungen im e-Commerce von

Lebensmitteln und die damit verbundene Digitalisierung

des Angebots neue Vertriebskanäle, die informations-

technisch gesteuert und mit den vorhandenen Sys-

temen vernetzt werden müssen. Besonders Händler,

welche mit viel Aufwand in den e-Commerce Markt

drängen, stehen vor der Herausforderung, ihre beste-

henden Strukturen, Prozesse und IT-Systeme an die

neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese Verände-

rungen gehen einher mit systemseitigen Anpassungen,

um die Omni-Channel-Herausforderung zu bewältigen.

Darüber hinaus führt die kundenseitig geforderte Trans-

parenz entlang der Wertschöpfungskette zu Proble-

men, die es auf technologischer Ebene zu lösen gilt.

Zudem stellt die erhöhte Bedeutung des e-Commerce

Click-and-Collect Auslieferung

Vorteile

⟩ Kunde muss nicht auf Lieferung warten⟩ Keine Lieferkosten für Kunden⟩ Kosteneinsparungen für Händler⟩ Einfachere Einhaltung der Kühlkette möglich⟩ Kunde übernimmt hohe Kosten der „letzten Meile“⟩ Drive-Ins auf dem Arbeitsweg

⟩ Hohe Kundenakzeptanz aufgrund des Komforts und der Zeitersparnis

Nach

teile ⟩ Kunde muss Ware abholen

⟩ Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über Lebensmittelverfügbarkeit

⟩ Infrastrukturinvestitionen in Abholstationen (u.a. Drive-In)

⟩ Enorme Kosten der letzten Meile⟩ Abstimmung von Lieferzeitfenstern mit dem Kunden nötig in

den Morgen- und Abendstunden⟩ Annahme der Lieferung nötig⟩ Herausforderung der Einhaltung der Kühlkette

Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden

Page 49: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

36 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

neue Anforderungen an das Kühlketten-Management.

Besonders im Bereich der letzten Meile sind bisher

nur wenige zufriedenstellende Lösungen vorhanden,

die die gebündelte Distribution von Lebensmitteln aller

Temperaturzonen unter Einhaltung der Kühlketten-

Anforderungen ermöglichen.

Zukünftig steht die Branche außerdem vor der Heraus-

forderung, das steigende Verkehrsaufkommen mög-

lichst emissionsarm zu bewältigen. Einen möglichen

Lösungsansatz bieten hier elektromobile Fahrzeuge.

Jedoch ist deren Einsatz besonders für die Distributi-

on von Lebensmitteln mit Problemen behaftet, die im

weiteren Verlauf beleuchtet werden.

Der Weg vom Multi-Channel-Vertrieb zum Omni-Channel-Logistiker

Die digitale Transformation stationärer Angebote des

Lebensmittelmarkts eröffnet Akteuren der Branche

diverse neue Vertriebskanäle. Bisher stationäre

Lebensmitteleinzelhändler haben den wachsenden

Trend des e-Commerce erkannt und versuchen durch

verschiedene webbasierte Angebote neue Kunden zu

erschließen und an sich zu binden. Klassische Lebens-

mittelhersteller, welche bisher nur den Handel beliefert

haben, versuchen durch eigene Web-Plattformen oder

die Plattformen von Vertriebsintermediären dem Trend

zu begegnen. Klassische stationäre Gastronomiebetrie-

be folgen der Bewegung ebenso in rasantem Tempo

und digitalisieren ihr Leistungsangebot.

All diese Unternehmen stehen dabei in unterschiedli-

chem Ausmaß vor derselben Herausforderung, diese

Vertriebskanäle und deren unterschiedlichen logis-

tischen Anforderungen aufeinander abzustimmen.

Spricht man in der Theorie von einem Multi-Channel-

Vertrieb, beschreibt dies lediglich den Betrieb mehrerer

Vertriebskanäle. Um die Potenziale der zusätzlichen

Vertriebskanäle zu nutzen, ist jedoch eine Vernetzung

dieser notwendig, da sonst die zusätzlichen Umsätze

von diversen Kosten (Lagerung, Handling, IT etc.)

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Handel Hersteller LDL

gering mittel hoch

Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene

Page 50: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 37

4

überkompensiert werden. Das Ziel ist es also, trotz

verschiedener Vertriebskanäle, unter Nutzung eines

einheitlichen, integrierten IT-Systems zentral Bestände

zu managen, eine konsolidiertes Distributionssystem zu

unterhalten und multidisziplinäre Mitarbeiter auszubil-

den, um die unterschiedlichen logistischen Anforderun-

gen der Vertriebskanäle zu meistern. Ist dies erreicht,

spricht man von einer Omni-Channel-Logistik. Diese

in der Theorie nachvollziehbare Zielstellung stößt in

der Praxis jedoch schnell an Ihre Grenzen. Vielmehr

werden in den meisten Fällen pro Vertriebskanal sepa-

rate Bestände geführt, eigene Distributionsstrukturen

aufgebaut und unterschiedliche IT-Systeme unterhalten,

die eine fragmentierte Systemlandschaft bilden. Hinzu

kommt, dass die Verantwortlichkeiten der Vertriebs-

kanäle unterschiedlichen Business Units zugeordnet

sind und eine gebündelte Zuständigkeit nur selten

angestrebt wird.

Bei der Erreichung einer effizienten Omni-Channel-

Logistik stellt das IT-System für die meisten Unter-

nehmen den entscheidenden Engpass dar, da die

Anforderungen an ein integriertes IT-System hochgra-

dig komplex sind und keine one-size-fits-all Lösung am

Markt existiert. Dieses System muss eine digitale Abbil-

dung des Produktportfolios inklusive der Verfügbarkeit,

tägliche Anpassung der Preise sowohl überregional

als auch über sämtliche Kanäle ermöglichen. Dabei

müssen unterschiedliche Auftragsstrukturen abgebildet

und eine Umsatz- und Ergebnisverrechnung der ein-

zelnen Vertriebe ermöglicht werden. Ebenso sind eine

integrierte Verfügbarkeit von Transport- und Kunden-

daten und eine vertriebskanalübergreifende Abbildung

eines Debitorenmanagements sowie von Kundenbo-

nusprogrammen notwendig. Auch die Abwicklung

von Cross-Channel-Retouren spielt bei der Konzepti-

onierung eines solchen Systems eine Rolle und muss

frühzeitig eingebunden werden.

Diese und weitere Anforderungen machen die Schaf-

fung eines adäquaten IT-Systems zu einer der Kern-

herausforderungen der Omni-Channel-Logistik. Hinzu

kommt, dass das System hinreichend flexibel sein

muss, um die Hinzunahme weiterer Vertriebskanäle

ohne aufwändige Systemänderungen sicherzustellen.

Es sei hierbei natürlich auch erwähnt, dass die Tech-

nologien für den Weg zur Omni-Channel-Logistik eher

als Befähiger dienen. Zusätzlich sind ebenso prozesso-

rale und strukturelle Änderungen nötig, um den Schritt

effizient zu vollziehen. So ist es unter anderem unab-

dingbar, bestehende Lagerstrukturen zu flexibilisieren,

wenn eine zentrale, vertriebskanalübergreifende Struk-

tur angestrebt wird, sodass schnell auf komplett unter-

schiedliche Mengenkonstrukte reagiert werden kann.

Die beschriebene Veränderung von IT, Prozessen

und Infrastruktur in der Omni-Channel-Logistik haben

bereits in führenden Unternehmen anderer Branchen

Millionenbeträge verschlungen, da die Komplexität und

Multidimensionalität vor allem im Bereich der IT nicht

rechtzeitig erkannt und demensprechend beachtet

wurde. Deshalb ist es absolut notwendig, frühzeitig

bei der Hinzunahme zusätzlicher Vertriebskanäle deren

Vernetzung zu berücksichtigen und IT-seitig abzubilden,

um eine verspätete Integration nicht teuer zu bezah-

len. Zur Integration der Vertriebskanäle bietet es sich

an, die Verantwortlichkeiten des Betriebs dieser Kanäle

in einem Bereich zu bündeln, um den Erfolg auch auf

Ebene der Unternehmensorganisation zu unterstützen

und Systemlandschaften zu vermeiden. Dafür ist es

empfehlenswert, diese Verantwortlichkeiten über den

Omni-Channel-Betrieb in der Logistik zu bündeln, da

hier in besonderem Maße Synergien erzeugt werden

können.

Page 51: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

38 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

Elektromobilität in der Lebensmitteldistribution

Die technologischen Entwicklungen jüngster Ver-

gangenheit haben es der Logistik ermöglicht, elek-

tromobile Antriebe im Sinne nachhaltiger Ver- und

Entsorgungsstrukturen auf der letzten Meile einzuset-

zen. Die Grundvoraussetzung hierfür ist, dass auch das

derzeit verfügbare Angebot an elektromobilen Fahr-

zeuge die wirtschaftlich-technischen Anforderungen

der distribuierenden Unternehmen erfüllt. Zu diesen

Anforderungen gehören grundsätzlich neben den

Kosten auch die Reichweite, die maximale Nutzlast, die

Infrastruktur, und die zeitliche Verfügbarkeit. Im Bereich

der Lebensmitteldistribution spielen außerdem weitere

Sonderanforderungen, wie z.B. der Bedarf an Kühlvor-

richtungen eine Rolle, da kühlpflichtige Transporte einen

Großteil der Lebensmittelindustrie ausmachen, jedoch

gleichzeitig die Reichweite und Nutzlast senken.

Untersuchungen des Fachgebiets Logistik anhand

realer Transporttouren zum Lebensmitteleinzelhandel

zeigen, dass die bestehenden Anforderungen an diese

Einsatzparameter von dem gegenwärtigen Marktange-

bot nicht erfüllt werden können. Daher ist der Einsatz

von Elektromobilität in der Lebensmittellieferkette weder

von konventionellen noch von Bio-Supermärkten wirt-

schaftlich-technisch realisierbar sind.

Es wurde festgestellt, dass weiterhin die vergleichs-

weise höheren Anschaffungskosten eines Elektro-Lkw

den Vorteil der geringeren Betriebskosten überwiegen,

was vor allem dem hohen Batteriepreis zuzurechnen

ist. Die um ca. ein Drittel niedrigeren Betriebskosten

werden erst bei sinkenden Anschaffungspreisen den

Nutzern von Elektro-Lkw einen Vorteil verschaffen. Als

erstes werden diejenigen Unternehmen Elektromobili-

tät wirtschaftlich nutzen können, die über eine große

Flotte mit hoher Laufleistung verfügen, da in diesem Fall

auch die Infrastrukturkosten besser umgelegt werden

können und die niedrigeren Betriebskosten stärker ins

Gewicht fallen.

Das größte identifizierte technische Problem stellt

jedoch nicht die Reichweite, sondern das Zuladungs-

vermögen elektromobiler Lkw dar. Oberhalb eines

zulässigen Gesamtgewichts von 19 Tonnen war kein

Marktangebot elektromobiler Fahrzeuge auszumachen.

Das bedeutet, dass knapp 85 % der untersuchten

Fahrten alleine aufgrund der Zuladungsmenge nicht

abgedeckt werden können. Des Weiteren leiden elek-

tromobile Lkw konstruktionsbedingt unter einem gene-

rell verminderten Ladungsvermögen, das bis zu 20 %

des Gesamtgewichts ausmacht. Die im Lebensmittel-

handel häufig bestehende Kühlpflicht verschärft diese

Problematik, da durch den Einsatz von Kühlaggregaten

die Nutzlast abermals um bis zu 15 % verringert wird.

Am Beispiel realer Transportflüsse wurde festgestellt,

dass Elektromobilität aufgrund der Restriktionen hin-

sichtlich Reichweite als auch Zuladungsvermögen nur

bei unter 10 % aller Touren technisch umsetzbar ist.

Prognosen geben dennoch Grund zur Hoffnung, dass

sich dies innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern

wird, da weiterhin an Lösungen hinsichtlich der Batte-

rietechnik gearbeitet wird.

Den heutigen Problemen der Elektromobilität kann

in vielfältiger Weise begegnet werden. Günstigere

Hybridfahrzeuge und Kooperationen zwischen den

Händlern erscheinen als geeignete Mittel, um die

Wirtschaftlichkeitsschwelle schneller zu erreichen. Ein

allgemeiner Durchbruch von Elektromobilität und ein

Aufstieg Deutschlands zu einem weltweiten Leitmarkt

ist aber nur auf Basis des technischen Fortschritts zu

erwarten. So bleibt die Elektromobilität auch in naher

Zukunft noch ein relevantes Forschungsfeld. Ein wei-

teres Anwendungsfeld von Elektromobilität eröffnet

sich in der zunehmenden Nachfrage an nächtlicher

Page 52: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 39

4

Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution

Belieferung von urbanen Handelsfi lialen, die starken

Lärmrestriktionen unterliegen und bisher nur durch den

Einsatz elektromobiler Nutzfahrzeuge realisierbar ist.

Auch die elektromobile Belieferung des Endkunden im

Rahmen des zunehmenden Onlinehandels ist ein rea-

listisches Szenario.

Einfluss des e-Commerce auf das Kühlketten-Management

Für viele technologische Herausforderungen im Kühl-

ketten-Management konnten in den letzten Jahren

Lösungen entwickelt werden. Als eine der größten

Errungenschaften der letzten Jahre gelten im Bereich

der Lebensmitteldistribution Mehrkammer-Fahrzeuge.

Durch das Führen verschiedener Temperaturzonen

in einem Fahrzeug konnten Auslastungsgrade deut-

lich verbessert und die im gesamten Logistiksystem

zurückgelegte Strecke drastisch gesenkt werden.

Während die Fahrzeuge zu Beginn oft nur ausgewählte

Temperaturbereiche abdeckten (z.B. Ultrafrische,

Frische und Ambient) geht die technologischen Ent-

wicklung dahin, dass mittlerweile die Abbildung aller

Temperaturzonen vom Tiefkühl- bis zum Trockensor-

timent umsetzbar sind. Die Bedeutung der Mehrkam-

mer-Fahrzeuge für die Lebensmittellogistik spiegelt sich

auch in den Ergebnissen der im Rahmen der Studiener-

stellung geführten Experteninterviews wieder. Führende

Lebensmittellogistiker gehen dazu über, zukünftig nur

noch Fahrzeuge anzuschaffen, die in der Lage sind,

mehrere Temperaturzonen gleichzeitig zu bedienen.

Darüber hinaus lässt sich durch intelligentes sensor-

basiertes Tracking-and-Tracing theoretisch nicht nur

die Strecke, sondern auch der Temperaturverlauf aller

Produkte entlang der Logistikkette überwachen, wie es

für TK-Ware bereits regulatorisch gefordert wird. Auch

wenn in diesem Bereich noch technologische Verbes-

serungen zu erwarten sind, lässt sich konstatieren, dass

Page 53: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

40 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

die Entwicklungen der letzten Jahre die Lebensmittel-

belieferung in den Strukturen des klassischen Lebens-

mittelhandels stark verbessert haben.

Eine wesentlich größere Herausforderung im Bereich

des Kühlketten-Managements stellt hingegen die letzte

Meile Distribution zum Endverbraucher dar, die durch

die steigende Nachfrage im Online-Distanzhandel

immer stärker an Bedeutung gewinnt. Besonders hier

fehlt es in vielen Bereichen noch an technologischen

Lösungen, die die Entwicklung des e-Commerce weiter

vorantreiben könnten.

Aktuell sind die wenigsten Logistikdienstleister in vollem

Umfang dazu in der Lage, eine Lebensmittelbelieferung,

über alle Temperaturzonen hinweg, an den Verbraucher

sicherzustellen. Nach Meinung von Experten existieren

sogenannte „Alles-Lieferanten“ kaum, werden aber

zukünftig stärker nachgefragt. Wer es schafft diese

Anforderungen zu meistern, kann sich langfristig einen

Wettbewerbsvorteil verschaffen. Da das Angebot an

Logistikdienstleistern in dem Bereich sehr gering ist,

bieten auch nur die wenigsten Händler auf ihren Web-

Plattformen ihr komplettes Sortiment an. Die Schaf-

fung eines eigenen Logistiksystems für die Belieferung

der Endkonsumenten ist zwar von Vorteil und wurde

bereits erfolgreich umgesetzt, gestaltet sich jedoch

nur für wenige Händler als eine profitable Alternative.

Hersteller die neben ihrem Angebot über den Lebens-

mitteleinzelhandel auch online ihre Ware vertreiben,

sind nach schlechten Erfahrungen mit traditionellen

KEP-Dienstleistern dazu übergegangen, bestimmte

Produkte (z.B. Schokolade) im Sommer nicht mehr

online zur Verfügung zu stellen, da es zu oft zu Quali-

tätsproblemen kam.

Denkbare Lösungsansätze für die Optimie-

rung der letzten Meile Distribution von Lebensmit-

teln sind sowohl Mehrkammer-Fahrzeuge als auch

Mehrkammer-Transportbehälter. Aktuell am Markt

etablierte Mehrkammer-Fahrzeuge bieten zwar für die

Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels und von

Tankstellen viele Vorteile, stoßen aber bei Privathaus-

halten an ihre Grenzen. Für die Belieferung von End-

verbrauchern können intelligente Fahrzeugkonzepte

(die alle Temperaturbereiche energieeffizient abbilden

und eine einfache Kommissionierung aus den verschie-

denen Zonen ermöglichen) helfen, die Zustellung aller

Lebensmittel von einem Anbieter sicherzustellen. Die

Entwicklung von Mehrkammer-Transportbehältern ist

auch denkbar und wird ebenso verfolgt. Hierbei sind

die Nutzer dieser Boxen mit derselben Problemstellung

konfrontiert, die auch für aktuelle Transportbehälter

gilt. Behälter sind teuer und sollten im Idealfall nicht

im Besitz beim Kunden bleiben, was wiederum zur

Problematik der Koordinierung der Anlieferzeitfenster

führt. Jedoch sind verschiedene Anreiz- und Retou-

rensysteme denkbar, die diese Herausforderungen

lösbar machen.

Transparenz für den Endkunden als entscheidender Wettbewerbsfaktor

Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz hinsicht-

lich Herkunft, Inhaltsstoffen, Herstellungs-, Transport-,

Lagerungs- sowie Weiterverarbeitungsbedingungen

steigt. Zudem fordern Kunden eine einfache Zugäng-

lichkeit der benötigten Informationen. Demnach reicht

es nicht aus, wenn die Informationen in allgemeiner

Form in Unternehmensberichten zur Verfügung stehen.

Ebenso halten es Kunden für unzumutbar, bereits vor-

handene Codes zu dechiffrieren, um mehr Transparenz

über das Produkt zu erhalten. Diese Codes beinhalten

oft nur einen Bruchteil der gewünschten Informationen,

sodass die Rückverfolgbarkeit der gesamten Supply

Chain bis zum Ursprung schwierig bis unmöglich bleibt.

Das es in puncto Transparenz nur wenige Beispiele gibt,

Page 54: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 41

4

die als Best-Practice bezeichnet werden können, ist

trotz der steigenden öffentlichen Bedeutung erstaunlich.

Zumal verschiedene IT-Plattformen von Informationsin-

termediären vorhanden sind und es somit aus techni-

scher Sicht kaum ein Problem darstellt, Verbrauchern

diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Diese

Plattformen bieten die Möglichkeit, unterschiedlichste

Informationen entlang der Logistikkette vom Rohstoff-

lieferanten bis zum Handel zentral aufzunehmen und

zur Verfügung zu stellen. Dem Kunden könnte dann

beispielsweise App-basiert erläutert werden, wann,

wo, was, warum und in welcher Art und Weise etwas

im Weiterverarbeitungsprozess durchgeführt wurde.

Die Gründe, warum diese Plattformen aktuell nur selten

in vollem Umfang genutzt werden, sind vielseitig, im

Kern jedoch auf zwei Hauptursachen zurückzuführen.

Zum einen wollen die Akteure entlang der Logistikkette

diese sensiblen Informationen nur selten vollständig zur

Verfügung stellen, weshalb sich Unternehmen maximal

an den gesetzlich vorgeschriebenen Eckdaten orientie-

ren. Zum anderen führt mehr Transparenz zu Kosten,

da Unternehmen systemseitige Änderungen vorneh-

men müssen. Experten sind sich vor allem darüber

uneinig, ob der Kunde bereit ist, die entstehenden

Kosten zu tragen.

Diese und weitere Ursachen führen dazu, dass die

Potenziale vorhandener IT-Plattformen nur selten voll-

umfänglich genutzt werden. Hierbei sei jedoch ange-

merkt, dass aktuelle IT-Lösungen meist die Verfolgung

von Lebensmitteln in den Fokus stellen, die vergleichs-

weise einfache Logistikstrukturen aufweisen, da sie

nur aus einem Rohstoff bestehen bzw. nur wenige

Weiterverarbeitungsschritte beinhalten (z.B. Fleisch,

Fisch oder Obst). Sobald Lebensmitteln aus mehreren

Inhaltsstoffen bestehen, die wiederum in verschiedenen

Verarbeitungsschritten entstanden sind, erhöht sich die

Komplexität um ein Vielfaches. Dies können die aktuelle

Systeme kaum abbilden.

Zum Teil versuchen Händler und Hersteller eigene

Lösungen zu etablieren, die den Nutzer eine Rückver-

folgbarkeit ermöglichen sollen. Bei deren Nutzung fällt

jedoch auf, dass nicht immer alle vom Verbraucher

geforderten Informationen tatsächlich auch zur Verfü-

gung gestellt werden. Oft ist die Wertschöpfungskette

nicht bis zum Ursprung zurückzuverfolgen. Somit bleibt

das Bemühen nach mehr Transparenz aktuell oft leider

eher eine Marketingmaßnahme als ein ernst gemeinter

Vorstoß, den Kunden zu informieren.

Um den Kunden in seinem Informationsbedarf zu unter-

stützen, muss langfristig mehr Druck von Seite der

EU ausgehen, vorhandene Regelungen zu verschär-

fen und dabei Sonderregelungen (wie beispielsweise

aktuell für Schweinefleisch) zu vermeiden. Experten

sind sich einig, dass sich Unternehmen mittelfristig

dem Trend in Richtung einfach zugänglicher Trans-

parenz annehmen müssen. Wer es nicht tut und den

Kundenwunsch unberücksichtigt lässt, wird sich ihrer

Meinung nach nicht an einem hart umkämpften Markt

etablieren können.

Anpassung der Verpackung bei wachsender Bedeutung des e-Commerce

Die Verpackungen von Lebensmitteln sowie deren

Umverpackungen entsprechen in der Regel den Anfor-

derungen an einen Verkauf über den stationären Ein-

zelhandel. Das bedeutet unter anderem, dass die Ware

displayfähig sein muss, um vom Kunden schlussend-

lich auch gekauft zu werden. Außerdem ist sie für den

Palettenversand optimiert. Mit der steigenden Bedeu-

tung des e-Commerce ist in diesem Bereich jedoch

ein Umdenken notwendig, um den veränderten Logis-

tikanforderungen entgegenzutreten. Branchenexperten

Page 55: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

42 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

sind der Meinung, dass Kunden, die zukünftig online

Lebensmittel einkaufen, weniger auf optische und hap-

tische Reize reagieren, sondern eher Wert auf transpa-

rente Informationen in Bezug auf das Produkt legen.

Das bedeutet, dass beispielsweise mitunter aufwändig

gestaltete Glasflaschen für den e-Commerce Versand

unter Umständen auch aus Kunststoff gefertigt sein

könnten, um das Gewicht zu verringern und Trans-

portschäden zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel ist der

Deckel von Joghurtbechern, der für die Anforderungen

an einen Versand an die Haustür des Konsumenten

nicht geeignet ist. Beschädigungen sind die Folge.

Diese und viele weitere Beispiele verdeutlichen, dass für

den Online-Versand von Lebensmitteln zukünftig andere

Verpackungsarten und -formen entwickelt werden

müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Zwar ist die Bedeutung des e-Commerce gegenüber

dem Lebensmitteleinzelhandel noch vergleichsweise

gering, jedoch müssen sich vor allem Lebensmittelher-

steller mittel- und langfristig auf Änderungen einstellen.

4.4 Mitarbeiter

Sobald sich ein Markt mit einer solchen Geschwin-

digkeit und Dynamik verändert, stellt sich gleichzei-

tig die Frage, welche Auswirkungen die dargelegten

Entwicklungen auf die Mitarbeiter der Branche haben.

Vordergründig entstehen durch die Veränderungen im

Markt in hohem Maß neue Arbeitsplätze, die besetzt

werden müssen. Dieser erhöhte Personalbedarf ist

unter anderem durch die steigende Nachfrage nach

Lebensmittelbelieferungen in urbanen Ballungsgebieten

zu erklären. Außerdem fordern sowohl die sich verän-

dernden Logistikstrukturen als auch die neuen Kunden-

anforderungen zusätzliche Mitarbeiterqualifikationen,

die es frühzeitig aufzubauen gilt. Gleichzeitig stößt das

Streben nach Transparenz auf der Ebene der Mitarbeiter

vor allem bei den Transporteuren auf starke Gegenwehr,

da diese sich oftmals durch Tracking-and-Tracing-Tech-

nologien überwacht fühlen. Diese Bedürfnisse bei der

Einführung solcher Technologien zu beachten, kann für

den Projekterfolg maßgeblich sein.

Getrieben vor allem durch die beschriebenen e-Com-

merce-Entwicklungen entstehen in der Lebensmittel-

branche viele neue Arbeitsplätze. Die weit verbreitete

Meinung, dass hier vor allem Arbeitsplätze für eher

gering qualifizierte Mitarbeiter entstehen, welche u.a.

die Lebensmitteldistribution der letzten Meile durch-

führen, entspricht nicht der Realität. Vielmehr ist in der

Branche von einem Fachkräftemangel die Rede.

Der Umgang mit Lebensmitteln erfordert besondere

Qualifikationen auf allen Stufen der Wertschöpfungs-

kette. Beispielsweise erfordert die Distribution von

Lebensmitteln auf der letzten Meile besondere Schu-

lungen im Umgang mit Lebensmitteln, um die Einhal-

tung der Kühlkette und weiteren Qualitätsstandards zu

gewährleisten. So setzen erfolgreiche Lebensmittel-Lie-

ferdienste immer stärker auf umfassend ausgebildetes

Personal um einen sicheren Umgang mit Lebensmitteln

zu gewährleisten. Aber auch in der Produktion und im

Handel werden zusätzliche Qualifikationen erforderlich.

So erfordert das zunehmende Informationsbedürf-

nis auf Seiten des Kunden Mitarbeiter auf der Seite

des Handels, die qualifiziert auf Kundenfragen einge-

hen können. Unwissenheit über Gütesiegel, Herkunft

etc. können auf Unverständnis beim Kunden stoßen,

weshalb auch für die Mitarbeiter des Handels eine Aus-

einandersetzung mit den Lebensmitteln immer stärker

in den Fokus rücken muss.

Erfolgreiche Unternehmen der Branche setzen bereits

vermehrt auf interne Aus- und Weiterbildung. Sie

können hierbei flexibel auf die sich ändernden Logisti-

kanforderungen im Markt reagieren und diese in ihren

Schulungen einbinden. Auch wenn einige Unternehmen

Page 56: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 43

4

hiermit erfolgreich sind, fordern Praxis und Verbände

eine stärkere Einbindung neue Lehrinhalte in die Aus-

bildungsgänge, da interne Aus- und Weiterbildungen

kostenintensiv und nicht von jedem Unternehmen

selbstständig zu bewerkstelligen sind. Aktuelle Ausbil-

dungsgänge, beispielsweise für Einzelhandels- oder

Speditionskaufl eute, bilden die aktuellen Marktent-

wicklungen und die sich daraus ergebenden neuen

Herausforderungen nicht in vollem Maß ab. E-Com-

merce-Themen fi nden nach Meinung von Branchen-

experten nur wenig Beachtung, obwohl sie den Markt

verändern. Daher ist davon auszugehen, dass die

Dynamik des Marktes neue Berufsbilder und Qualifi ka-

tionen erfordert, die durch aktuelle Ausbildungsberufe

nicht umfassend abgedeckt sind. Daher sind Unterneh-

men und Verbände bestrebt, neue Ausbildungsberufe

zu kreieren, welche die neuen Anforderungen im Markt

besser abdecken. Die Schaffung einer Ausbildung

„Kaufmann/-frau im e-Commerce“, welche voraus-

sichtlich bis 2017 umgesetzt werden soll, ist nur ein

Beispiel dafür, dass neue Berufsbilder entstehen. Um

diese Entwicklung zu unterstützen und voranzubringen,

sollten alle Akteure der Branche es als gemeinsames

Handlungsfeld begreifen, die Anforderungen an diese

neuen Berufsfelder frühzeitig zu erheben sowie konkrete

Inhalte auszuarbeiten und abzustimmen.

Sensibler Umgang mit dem „gläsernen Mitarbeiter“

Das steigende Bedürfnis nach Transparenz entlang von

Wertschöpfungsketten führt dazu, dass Unternehmen

u.a. Telematik-Systeme einsetzen, die ein effi zientes

Tracking-and-Tracing der Güter ermöglichen. Erfor-

derlich wird dies für die Unternehmen nicht nur auf-

grund der skizzierten Kundenanforderungen, sondern

auch weil sich rechtliche Rahmenbedingungen in dem

Bereich verschärfen. Wie bereits beschrieben, müssen

Unternehmen immer dazu in der Lage sein, jedes Unter-

nehmen und jede Person festzustellen, die entweder

Bestandteile ihrer Produkte angeliefert oder aber Pro-

dukte erhalten haben. Diese Informationen müssen auf

1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00

e-Commerce/Home-Delivery

Transparenz

Convenience-Food

Regionale und saisonale Lebensmittel

Food Waste Awareness

Convenience-Stores

Bio- und Fair-Trade-Siegel

Handel Hersteller LDL

gering mittel hoch

Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene

Page 57: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

44 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse

Nachfrage unverzüglich offengelegt werden können.

Die gesetzlichen Forderungen machen den Einsatz

von Tracking-and-Tracing-Technologien in der Lebens-

mittellogistik in vielen Bereichen unabdingbar. Jedoch

kommt es bei der Einführung und Nutzung dieser Tech-

nologien oft zu einer deutlich erhöhten Abneigung der

Mitarbeiter. Besonders Mitarbeiter von Logistikdienst-

leistern fühlen sich beispielsweise von Flottentelema-

tik-Systemen kontrolliert und überwacht. Dies geht in

der Praxis sogar soweit, dass die Systeme vom Fahrer

abgeschaltet oder bewusst gestört werden.

Dieser Sachverhalt deckt sich auch mit den Ergebnis-

sen der zugrundeliegenden Umfrage. Zwar zeigt die

Analyse der Ergebnisse nur einen geringen Einfluss

der Konsumententrends auf die Ausgestaltung der

Mitarbeiter-Ebene, jedoch bewerten Logistikdienstleis-

ter besonders den Einfluss des Transparenz-Trends auf

die Mitarbeiter-Ebene als überdurchschnittlich hoch.

Eine hohe Mitarbeiterakzeptanz bei der Einführung

solcher Technologien frühzeitig zu erreichen, kann maß

geblich deren Erfolg beeinflussen. Dieser in der Theorie

einfach umzusetzende Sachverhalt gestaltet sich in der

Praxis häufig als aufwändige Herausforderung, die es

zu lösen gilt. Erfolgreiche Unternehmen der Branche

verstehen es hierbei als Ihre Pflicht, den einzelnen Mit-

arbeiter, aber auch in gleichem Maße den Betriebsrat,

frühzeitig über die geplante Einführung der Systeme

zu informieren und aktiv einzubinden. Dabei steht vor

allem im Fokus, dem Mitarbeiter die Ursachen der Ein-

führung, die damit verbundenen Ziele, aber auch die

Vorteile aufzuzeigen, die die Nutzung der Technologie

möglicherweise auch für seine Arbeit hat. So kann

deren Nutzung unter Umständen auch den Dokumen-

tationsaufwand des einzelnen Mitarbeiters verringern,

was wiederum seine Akzeptanz erhöht. Übergeordne-

tes Ziel der Aufklärungsarbeit sollte es demnach sein,

dass der Mitarbeiter den Technologieeinsatz nicht als

Überwachung auffasst, sondern die Technologie als

Instrument zur umfassenden Wahrung von Transpa-

renz versteht.

Page 58: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zusammenfassung und Ausblick 45

5

Ziel der vorliegenden Studie war es, die aktuellen Ent-

wicklungen in Lebensmittelmarkt und vor allem der damit

verbundenen Logistik zu beschreiben, um daraus abge-

leitet Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze

für die zukünftige Lebensmittellogistik zu geben. Dazu

wurden ausgehend vom Endkunden die Konsumen-

tentrends der Branche identifiziert und daraus abgeleitet

die Herausforderungen der Logistikstrategien analysiert.

Anschließend wurden die Kernherausforderungen und

Lösungsansätze auf verschiedenen Gestaltungsebenen

der Logistik formuliert. Darauf aufbauend sollen nun als

Synthese der gewonnenen Erkenntnisse gemeinsame

und individuelle Handlungsempfehlungen für die Akteure

der Lebensmittellogistik gegeben werden. Außerdem

werden aktuell erkennbare Änderungen in Logistik-

strukturen beschrieben, die aus den Erkenntnissen der

Studie ableitbar sind. Abschließend erfolgt ein Ausblick

auf die Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft, da

davon ausgegangen werden kann, dass besonders die

Lebensmittelbelieferung in urbanen Ballungsgebieten

aufgrund begrenzter Infrastrukturkapazitäten zukünftig

vor besondere Herausforderungen gestellt wird. Intelli-

gente Logistikkonzepte können hier ihren Beitrag leisten,

die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln in der Stadt

effizient und nachhaltig zu bedienen.

5.1 Erkennbare Veränderungen von Logistikstrukturen

Die physischen und informatorischen Logistikstruktu-

ren der Lebensmittelbranche befinden sich im Wandel.

Zwar ist aufgrund neuer Konsumententrends nicht zu

erwarten, dass die Lebensmittellogistik gänzlich neu

organisiert werden muss, jedoch sind bereits Verände-

rungen zu erkennen, auf die sich die Logistik einstellt.

Reine Online-Händler, die ihre Logistikstrukturen gerade

erst aufbauen, haben den Vorteil, dass sie ihr Netzwerk

an die Bedürfnisse ihrer Kunden sowie den aktuellen

Entwicklungen des Marktes anpassen können. Dies

bietet den Vorteil, dass keine Redundanzen entstehen

und die Erfüllung von Kundenaufträgen aus einem

flexiblen Logistiksystem möglich ist. Je nach Ange-

botsspektrum des Online-Händlers wird entweder

auf bestehende Strukturen von Logistikdienstleistern

zurückgegriffen oder aber werden bei Mangel an Alter-

nativen eigene Strukturen aufgebaut.

Während reine Online Händler ihre Strukturen erst auf-

bauen, sind bei stationären Händlern verschiedene

Veränderungen der bestehenden Struktur zu erkennen.

Diese Veränderungen betrachtend, wird im Folgenden

unterschieden zwischen klassischen stationären Lebens-

mittelhändlern ohne Online-Angebot und stationären

Händlern, die zusätzlich zu Ihrem Filialnetz auch noch

Online ihr Sortiment (zum Teil nicht vollständig) anbieten.

Änderungen in Logistikstrukturen des

traditionellen stationären Handels

Unzählige Trends im Bereich von Lebensmitteln erhöhen

die Sortimentsbreite klassischer Handelsfilialen. Nicht

nur die im Rahmen dieser Studie behandelten Trends

leisten hierzu ihren Beitrag. Darüber hinaus entstehen-

de eine Vielzahl an Produkten, die ihren Ursprung in

5 Zusammenfassung und Ausblick

Page 59: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 46

Konsumententrends haben, z.B. vegane Lebensmittel,

Functional Food, laktosefreie Lebensmittel uvw. Exis-

tierten noch vor wenigen Jahren 2-3 verschiedene Aus-

prägungen eines Produkts, erhöht sich diese Anzahl an

Varianten aktuell um ein Vielfaches. Diese zunehmende

Sortimentsbreite stellt zusätzliche Anforderungen an die

Logistik. Eine zunehmende Segmentierung entsteht,

welche unterschiedliche Transport- und Lagerbedin-

gung und zum Teil abnehmende Bündelungseffekte zur

Folge hat, da nicht alle Produkte denselben Weg durch

das Netzwerk nehmen. Diese Änderungen erschweren

eine optimale Transportplanung zusätzlich.

Auch wenn die grundlegende Stufi gkeit des Logis-

tiknetzwerks des stationären Lebensmittelhandels

gleich bleibt, sind für einige neu hinzukommenden

Produktgruppen zusätzliche Beschaffungskonzepte

notwendig. Als Beispiel hierfür sind die im Rahmen

der Studie untersuchten saisonalen und regionalen

Lebensmittel zu nennen. Ihre logistischen Besonder-

heiten (kleinteilige Sendungsmengen, zum Teil nicht

exakt planbarer, volatiler Output, Saisonalität) können

bei falscher Handhabung zu erhöhten Logistikkosten

führen, die der Verbraucher nicht immer tragen will.

Innerhalb des gesamten Logistiknetzwerks von Lebens-

mitteln ist seit längerem eine zunehmende Flexibilisie-

rung des Transports mithilfe von Transportplattformen

zu erkennen. Diese erfüllen u.a. die Aufgaben der Trans-

portvergabe an Logistikdienstleister, des Transportmo-

nitorings, und des Zeitfenstermanagements. Sie werden

sowohl von Herstellern als auch von Händlern genutzt.

Problematisch ist jedoch, dass sich hierbei nicht ein

Standard etabliert hat, sodass Händler und Lebens-

mittelhersteller unterschiedliche Transportplattformen

nutzen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Dies

erschwert die netzwerkweite Integration von Transport

und Logistik zusätzlich.

Weitere Veränderungen in der Logistik zeichnen sich in

den Filialstrukturen ab. Innerhalb des Netzwerks eines

Händlers entstehen unterschiedliche Filialtypen, die wie-

derum unterschiedliche Anforderungen an die Logistik

des Unternehmens stellen. Eine besondere Heraus-

forderung stellen die Convenience- bzw. City-Stores

Umschlag/Lagerung(ZL, CD)

Umschlag/Lagerung(RL, CD)

U1

U2 U2 U2

F FC FF F FC

K K KK K K K

Abholung

Erhöhte Sortimentsbreite durch Konsumententrends (Regional, Convenience)Ø zunehmende Segmentierung

Zusätzliche Beschaffungskonzepte nötig (u.a. für regionale Produkte)Ø z.T. geringere Stufigkeit, bzw. Direktverkehr aufgrund geringer Distanz

Flexibilisierung und Transparenz des Transports durch TransportplattformenØ Transportvergabe, Transportmonitoring, Zeitfenstermanagement

Grundlegende Stufigkeit des Netzwerks bleibt unverändert

Zusätzlicher Flächenbedarf für Convenience/City-Stores in StädtenØ Kleinteiligere Lieferungen, hohe Lieferfrequenz, geringe Verkaufsfläche, wenig

bis keine Logistikflächen

Neue Logistikprozesse durch Lebensmittelentsorgung

L L LL Lr

K

Traditionelle StrukturelementeHinzukommende Strukturelemente

Regionaler Lieferant (z.B. Bauernhof)

Lr Convenience-StoreFCZentrallagerZL

RegionallagerRL Cross-DockCD FilialeFUmschlagULieferantL KundeK

e-Commerce-Fulfillment-Center

Ue

Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels

Page 60: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zusammenfassung und Ausblick 47

5

dar, die trotz geringen Flächenangebots in urbanen

Ballungszentren entstehen. Diese Filialen müssen das

Handling kleinteiligerer Lieferungen mit einer höheren

Lieferfrequenz auf einer geringen Verkaufsfl äche beherr-

schen. Dafür stehen verschwindend geringe Logistik-

fl ächen zur Verfügung.

Wie bereits beschrieben, sind Entwicklungen zu erken-

nen, die die zukünftige Bedeutung der Rückführung

von nicht zum Verkauf geeigneten Lebensmitteln unter-

streichen. Diese Rückführung erfordert zusätzliche

Logistikprozesse, die heute noch nicht implementiert

sind. Diese noch nicht gelöste Herausforderungen ist in

vielerlei Hinsicht komplex, da nicht geklärt ist, wer die

Rückführung organisiert und durchführt, wer die Kosten

trägt, wer die Lebensmittel verwertet und ob sich aus

der Lebensmittelrückführung neue Geschäftsmodelle

ableiten lassen.

Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot

Die oben genannten Veränderungen sind von generel-

ler Relevanz und Wichtigkeit für den Lebensmittelhan-

del. Das zunehmende Online-Angebot der stationären

Lebensmittelhändler stellt die Logistik vor zusätzliche

Herausforderungen.

Durch die Hinzunahme einer Online-Plattform entsteht

zwischen Handel und Kunde ein enormer Informa-

tionsaustausch, der zuvor nicht in der Form vorhanden

war. Um jedoch die Vorteile dieser informatorischen Ver-

knüpfung zu nutzen, muss die Informationsverfügbar-

keit und -aktualität auf der Plattform zu jedem Zeitpunkt

gegeben sein. Das Angebot von Cross-Channel-Retou-

ren gestaltet die Nutzung des Systems für den Kunden

komfortabler, stellt die Logistik jedoch vor zusätzliche

Herausforderungen. Eine ausführliche Darlegung der

Herausforderungen und möglichen Lösungsansätzen

zu einer effi zienten Omni-Channel-Logistik erfolgte im

Abschnitt 4.3.

Umschlag/Lagerung(ZL, CD)

Umschlag/Lagerung(RL, CD)

U1

U2 Ue U2

F FC

K K KK K K K

Abholung &Auslieferung

L L LL Lr

K

Wandel von beschränktem Online-Angebot zum Angebot des gesamten SortimentsØ (z.T. regional begrenzt, weitere sich jedoch stets aus)

Wechsel von filialbasierter zu zentrallagerbasierter Kommissionierung in e-Commerce Fulfillment-Centern zeichnet sich abØ Zusätzliche Lagerstruktur im Netz mit bis zu dreifachem Flächenbedarf gegenüber der

Logistik des stationären HandelsØ Verlagerung immer stärker Richtung Stadt, um Kosten der letzten Meile gering zu

halten (Flächenprobleme, Restriktionen durch Behörden)

Bisher werden Synergien zwischen den Strukturen des stationären und des Online-Handels kaum genutzt

Zusätzlicher Informationsaustausch zwischen Kunde und HandelØ birgt viele informatorische Herausforderungen (u.a. Informationsaktualität und

–verfügbarkeit, Cross-Channel-Retouren)

Logistikkosten der letzten Meile sind enorm hoch und können durch Liefergebühren nur zum Teil kompensiert werden

FF

Traditionelle StrukturelementeHinzukommende Strukturelemente

Regionaler Lieferant (z.B. Bauernhof)

Lr Convenience-StoreFCZentrallagerZL

RegionallagerRL Cross-DockCD FilialeFUmschlagULieferantL KundeK

e-Commerce-Fulfillment-Center

Ue

Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot

Page 61: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 48

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass heute nur

wenige stationären Händler auf ein Online-Angebot

verzichten. Die vorhandenen Online-Angebote unter-

scheiden sich jedoch stark in der Breite des ange-

botenen Produktspektrums sowie der Begrenzungen

des Liefergebiets. Es ist jedoch zu erkennen, dass das

Angebot stetig ausgeweitet wird. Lebensmittel-Dis-

counter, welche aktuell nur mit einem begrenzten Teil

ihres Sortiments online vertreten sind, planen aktiv den

Einstieg in den Home-Delivery Markt mit dem gesam-

ten Sortiment.

Aufgrund der bereits beschriebenen Nachteile der filial-

basierten Kommissionierung für den Online-Handel

hat sich in den letzten Jahren ein Wechsel hin zu der

zentrallagerbasierten Kommissionierung abgezeich-

net. In diesem Zusammenhang entstehen zusätzliche

Lagerstrukturen in Form von e-Commerce-Fulfillment-

Zentren. Um den sehr hohen Kosten der letzten Meile

entgegenzuwirken, sind Händler bestrebt, diese Zentren

immer näher an bzw. in die Städte zu verlagern. Da

jedoch e-Commerce-Fulfillment-Zentren einen bis zu

dreifachen Flächenbedarf gegenüber der Logistik des

stationären Handels aufweisen, stößt diese Entwick-

lung auf einen geringes Flächenangebot in den Städten

sowie auf Restriktionen regulierender Behörden. Pro-

blematisch werden zusätzliche Lager-Strukturelemente

vor allem dann, wenn diese als Subsystem agieren und

nicht auf die anderen Standorte abgestimmt sind. Das

Ziel sollte es langfristig sein, sowohl stationäre als auch

Online-Kunden aus einem flexiblem Logistiksystem

bedienen zu können, ohne Redundanzen zu erzeugen.

5.2 Zusammenfassende Handlungsempfehlungen

Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorliegen-

den Studie werden im folgenden Abschnitt Hand-

lungsempfehlungen für Hersteller, den Handel und

Logistikdienstleister gegeben. Außerdem werden

gemeinsame Handlungsfelder identifiziert, deren

Umsetzung eine akteursübergreifende Zusammen-

arbeit erfordert.

Handlungsfelder für Lebensmittelhersteller

Lebensmittelhersteller sollten Transparenz als Wettbe-

werbsfaktor verstehen und die dazu benötigten Infor-

mationen in einfacher Art und Weise zur Verfügung

stellen. In Unternehmensreports verarbeitete Informa-

tionen sind für den Endkunden meist schwer zugäng-

lich und wenig produktspezifisch. Die Einbindung von

Informationen über Herkunft, Inhaltsstoffe, Verarbei-

tungsbedingungen etc. in zentrale IT-Plattformen bietet

dem Kunden die Möglichkeit, die Informationen einfach,

beispielsweise app-basiert, zu erlangen. Zwar ist die

Nutzung zentraler IT-Plattformen zur Schaffung von

Transparenz gleichzeitig ein gemeinsames Handlungs-

feld aller Akteure, jedoch sollte hier das Handeln vom

Hersteller ausgehen, da er in den meisten Fällen über

aktuell nur schwer zugänglichen Informationen verfügt.

Zudem haben die Ergebnisse der Studie gezeigt, dass

regionale und saisonale Produkte stark an Bedeu-

tung gewinnen. Diesem Kundenbedürfnis folgend

können Lebensmittelhersteller versuchen, regionale

Produkte und Inhaltsstoffe einzuführen und sich dabei,

zumindest teilweise, von internationalen Logistikketten

abzuwenden.

Außerdem ist davon auszugehen, dass der Anteil der

online bestellten Lebensmittel in den nächsten Jahren

rapide zunimmt. Jedoch entsprechen die Verpackun-

gen der Lebensmittel nach aktuellem Stand lediglich

den Anforderungen des stationären Handels (z.B.

sind sie displayfähig und für den Palettenversand

optimiert). Mit zunehmender Bedeutung des Trends

wird der Handel vermehr Verpackungen nachfragen,

Page 62: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zusammenfassung und Ausblick 49

5

Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik

die den Logistik anforderungen des e-Commerce ent-

sprechen. Hierbei lohnt es sich für die Hersteller, neue

Verpackungs designs zu entwerfen. Eine frühzeitige

Einbindung des Handels in den Designprozess erhöht

den Erfolg dabei maßgeblich.

Zwischen Lebensmittelherstellern und dem Handel

fi ndet bereits in einigen Fällen ein Informationsabgleich

von Produktions- und Absatzplanung statt. Jedoch

werden die Logistikdienstleister in diesen Austausch nur

selten einbezogen. Eine Integration des Logistikdienst-

leisters in Logistik- und Absatzplanung des Herstellers

führt jedoch zu einer verbesserten Transportmittelaus-

lastung und Liefergenauigkeit des Dienstleisters, da

dieser seine Tourenplanung auch unter besonderer

Berücksichtigung von Kühlkettenanforderungen und

Anlieferzeitfenstern effi zienter planen kann. Von der

verbesserten Planungsqualität profi tiert schlussendlich

auch der Hersteller.

Handlungsfelder für den Handel

Händler sollten sich den Veränderungen im Markt

annehmen und ihr Angebot den Kundenanforderun-

gen insbesondere in puncto Home-Delivery anpas-

sen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Der

Ausbau solcher Lieferdienste hat einen direkten Einfl uss

auf die Logistikstrukturen des Handels, der frühzeitig

berücksichtig werden muss. Während zu Beginn der

Entwicklung noch fi lialbasiert aus den bestehenden

Logistikstrukturen heraus kommissioniert wurde, eta-

blieren sich immer mehr Fulfi llment-Zentren, die aus-

schließlich e-Commerce Kunden bedienen. Auch wenn

dieser Ansatz aktuell erfolgsversprechend scheint, ist

es zumindest denkbar, dass zukünftig verschiedene

Vertriebskanäle aus einem fl exiblen Logistiksystem

bedient werden. Jedoch mangelt es hier aktuell noch

an praxistauglichen Konzepten, die die unterschiedli-

chen Anforderungen der stationären und Online-Han-

dels integriert erfüllen können. Durch die zunehmende

Anzahl an Vertriebskanälen ist der Handel mit dem

Hersteller

⟩ Transparenz herstellen und als Wettbewerbsfaktor verstehen

⟩ Schaffung von Verpackungen für die Logistikanforderungen des e-Commerce

⟩ Wenn möglich, regionale Produkte und Inhaltsstoffe einführenØ teilweise Abkehr von

internationalen Logistikketten möglich

⟩ Integration von Transport und Logistik

Handel

⟩ Auf- bzw. Ausbau des Home-Delivery-Angebots

⟩ Click-and-Collect Konzepte als Alternative zur letzten Meile

⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle aus einem flexiblen Logistiksystem Ø Abkehr von Subsystemen

⟩ IT als Erfolgsfaktor guter Omni-Channel-Logistik

⟩ Flexibilisierung der Anlieferzeitfenster

⟩ Integration Logistikdienstleister

LDL

⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer Geschäftsfelder und –modelle

Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur Entlastung der Stadt

Ø Bündelungsstrategien für regionale Lebensmittel,

Ø Rückführung von Lebensmitteln

Ø Letzte Meile Food-LDL⟩ Investition in Mehrkammer-

Fahrzeuge

Gemeinsame Handlungsfelder

Food Waste Awareness schaffen und

gemeinsame Initiativen starten

Entwicklung von Versorgungskonzepten für

die Stadt von Morgen

Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung von Transparenz

Forschung an Logistiktechnologien

Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung

begrenzter Flächenressourcen

Page 63: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 50

Problem konfrontiert, einen Multi-Channel-Vertrieb in

eine effiziente Omni-Channel-Logistik zu überführen.

Die Abkehr von Systemlandschaften hin zur system-

seitigen Integration aller Vertriebskanäle in einem fle-

xiblen IT-System ist dabei als kritischster Erfolgsfaktor

zu sehen, der frühzeitig in Überlegungen zur Auswei-

tung von Vertriebskanälen einbezogen werden muss.

Erfolgreiche Unternehmen bündeln die Verantwortung

zur Planung und Steuerung der Vertriebskanäle in der

Logistik, da hier hohe Synergien erzielt werden können.

Sobald der Handel Lieferdienste anbietet, steht er

vor der Herausforderung, die letzte Meile Distribution

möglichst kosteneffizient durchzuführen. Als Alterna-

tivlösung zu kostenintensiven Lieferdiensten können

Click-and-Collect-Lösungen dienen. Sie verlagern den

kostenintensiven Teil der Distribution auf dem Kunden

und wurden bereits in anderen Ländern Europas als

erfolgreicher Gegenpart zum Lieferdienst etabliert. Auch

wenn Click-and-Collect-Ansätze Lieferdienste nicht

vollkommen ersetzen, sollten Händler prüfen, inwiefern

dieses aktuell noch unterrepräsentierte Angebot vom

Kunden genutzt werden kann.

Handlungsfelder für Logistikdienstleister

Für Dienstleister bieten die Entwicklungen im Markt

vor allem auf strategischer Ebene Chancen, neue

Geschäftsbereiche zu erschließen und Geschäftsmo-

delle zu entwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig

zu bleiben. Dienstleister, die die aktuellen Markttrends

unberücksichtigt lassen und sich beispielsweise nur auf

die Belieferung des stationären Einzelhandels fokussie-

ren, können langfristig auf Probleme stoßen.

So kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass Logis-

tikdienstleister zukünftig u.a. die Rückführung von

Lebensmitteln vom Handel zur Weiterverarbeitung

in sozialen Einrichtungen oder gar Biogas-Anlagen

gebündelt durchführen können. Darüber hinaus bietet

sich für sie die Möglichkeit, die Convenience-Food

Belieferung von Gastronomiebetrieben in der Stadt

gebündelt zu übernehmen, was einen zusätzlichen

positiven Effekt auf die Verkehrsentwicklung der Stadt

hat. Zudem zeichnet sich ab, dass die Nachfrage

nach saisonalen und regionalen Lebensmitteln stetig

steigt. Die Beschaffung dieser Lebensmittel stellt vor

allem den Handel vor die Herausforderung, kleinteilige

Mengen mit unterschiedlichen Saisonalitäten effizient

zu beschaffen. Selbst wenn die Belieferung des Zen-

trallagers an die Bauernhöfe ausgelagert wird, kann

diese aus logistischer Sicht nur ineffizient erfolgen.

Hier haben Logistikdienstleister die Möglichkeit, Bün-

delungskonzepte zu etablieren, die die Belieferung des

Handels mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln

kostengünstig möglich macht.

Außerdem konnte herausgearbeitet werden, dass die

Nachfrage nach „Alles-Lieferanten“ für die Distribution

der letzten Meile steigt, welche die Belieferung des

Endverbrauchers mit Produkten aller Temperaturbe-

reiche aus einer Hand beherrschen. Jedoch sind nach

aktuellem Kenntnisstand nur wenige Logistikdienstleis-

ter dazu in der Lage. Wenn der Home-Delivery-Bedarf

weiter steigt und zusätzlich noch Discounter in die

Heimbelieferung einsteigen, werden kosteneffiziente

Logistiklösungen von Dienstleistern immer notwendiger.

Auf taktisch-operativer Ebene zeichnet sich für Logis-

tikdienstleister immer mehr der Trend ab, dass aus-

schließlich in Mehrkammer-Fahrzeuge investiert wird.

Führende Lebensmittellogistiker sind sich einig, dass

die wachsenden Anforderungen des Markts hinsicht-

lich Flexibilität und Kosteneffizienz diese Investitionen

unabdingbar machen.

Page 64: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zusammenfassung und Ausblick 51

5

Gemeinsame Handlungsfelder

Über die akteursspezifischen Handlungsfelder hinaus

gibt es weitere Handlungsfelder, deren erfolgreiche

Umsetzung die Zusammenarbeit aller Akteure der

Lebensmittellogistik erfordert. Zusätzlich können dabei

auch bereits nicht genannte Akteure wie z.B. Technolo-

gieanbieter, Ministerien oder Verbände einen entschei-

denden Beitrag zur Ausgestaltung leisten.

Wie die Studie gezeigt hat, sind sich Unternehmen der

Lebensmittelbranche der Herausforderung bewusst,

Verschwendungen entlang der Wertschöpfungs kette

zu reduzieren. Bei einer Analyse bisher realisierter Maß-

nahmen in dem Bereich fällt jedoch auf, dass diese

oftmals nur einzelne Akteure betreffen bzw. sich auf

bestimmte Teilbereiche der Lebensmittelkette bezie-

hen. Zwar spricht dem nichts entgegen, da viele diese

Maßnahmen auch dazu beitragen, Verschwendungen

zu reduzieren, jedoch ist davon auszugehen, dass

die Zusammenarbeit mehrerer am Prozess beteiligter

Akteure ganzheitliche, standardisierte Konzepte schafft,

die einen zusätzlichen Hebel darstellen. Zudem ist

besonders in diesem Bereich die europäische Gesetz-

gebung gefragt, zielgerichtete Vorgaben zu machen.

Um bereits zu Beginn eine schnelle Umsetzbarkeit der

Vorgaben sicherzustellen, müssen alle davon betroffe-

nen Akteure in den Erstellungsprozess von Verordnun-

gen eingebunden werden.

Um Transparenz für den Endkunden zu bewerkstelligen

und einfach zugänglich zu machen, wird die Nutzung

standardisierter, zentraler IT-Plattformen absolut not-

wendig. Vor allem Hersteller sind jedoch nicht immer

bereit, zum Teil sensible Informationen ungefiltert an

den Endverbraucher weiterzugeben. Zwar sind IT-Platt-

formen vorhanden, jedoch sind diese nach Meinung

einiger Hersteller weder praktikabel, noch in einem

erforderlichen Maß standardisiert. Um langfristig eine

akteursübergreifende Lösung nutzen zu können, muss

der Wille aller Beteiligten vorhanden sein, einen gemein-

samen Austausch zu initiieren und Branchenstandards

festzusetzen, die möglicherweise auch über gesetzliche

Bestimmungen hinausgehen.

Kooperationen in der Lebensmittellogistik können

u.a. dazu beitragen, Logistikkosten zu senken und

begrenzte Ressourcen effizient zu nutzen. Vor allem in

Großstädten wird das Angebot an verfügbaren Logis-

tikflächen immer geringer wobei gleichzeitig die Nach-

frage nach Lebensmittel-Lieferdiensten stark steigt.

Das führt zwangsläufig dazu, dass begrenzte Flächen-

ressourcen sinnvoll genutzt werden müssen, wobei

Kooperationen einen Lösungsansatz bilden. Jedoch

sind insbesondere horizontale Kooperationen, also

Kooperationen zwischen Wettbewerbern, in besonde-

rem Maß mit Problemen behaftet, die es zu lösen gilt.

Zum einen verfügen einige Akteure über hinreichend

große Nachfragemenge, sodass sie nicht zwangsläu-

fig in der Logistik kooperieren müssen. Zum anderen

sehen Praktiker Kooperationen oft kritisch, da beson-

ders im Bereich der Lebensmittellogistik die erhofften

Synergiepotenziale aufgrund der Dynamik des Marktes

und unterschiedlicher Saisonalitäten zu schnell ausein-

anderdriften. Erhoffte Bündelungspotenziale sind dann

nur zu Beginn der Kooperation vorhanden verschwin-

den schnell wieder. Nichtsdestotrotz gibt es auch im

Bereich der Lebensmittellogistik Kooperationen, die

in der Vergangenheit erfolgreich waren. Dieser Sach-

verhalt unterstreicht, dass insbesondere in der Phase

der Partnersuche der Partner-Fit beachtet werden

muss und bei der Vertragsgestaltung die Dynamiken

des Marktes berücksichtigt werden. Außerdem ist der

zunehmende Fahrermangel ein Treiber für horizontale

Kooperationen im Transportmanagement.

Technologien in der Lebensmittellogistik tragen

unter anderem dazu bei, eine Rückverfolgbarkeit der

Page 65: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 52

Lebensmittel zu ermöglichen, die Einhaltung der Kühl-

kette sicherzustellen, Verluste zu mindern oder aber

auch nachhaltige Transporte umzusetzen. In jedem

dieser Fälle wird der Erfolg der Technologie maßgeblich

davon beeinfl usst, wie stark die betroffenen Akteure

in die Konzeption einbezogen werden. So fi nden sich

auch im Bereich der Lebensmittel-Technologien, die

zwar den defi nierten Zweck erfüllen, jedoch unter

Umständen in der Praxis nicht praktikabel einsetzbar

oder schlichtweg zu teuer sind. Daher ist die Erfor-

schung von Logistiktechnologien in der Lebensmittello-

gistik als gemeinsames, interdisziplinäres Handlungsfeld

mehrerer Unternehmen zu verstehen. Ein Beispiel dafür

ist die Erforschung von Mehrkammer-Fahrzeugen für

die Distribution der letzten Meile.

Zudem müssen Großstädte und Megacities gemeinsam

mit den Akteuren der Lebensmittelbranche zukünftig

Versorgungskonzepte entwickeln, die die Lebensmit-

telbelieferung in der Stadt ohne einen hohen Zuwachs

an Verkehr ermöglichen. Auch hierfür sind diverse hori-

zontale Kooperationsansätze und Logistikkonzepte

denkbar, deren Umsetzung durch einen frühzeitigen

Austausch zwischen Wirtschaft und Politik unterstützt

werden kann. Im Folgenden wird daher ein Ausblick auf

unterschiedliche Logistikkonzepte für die Lebensmittel-

logistik in der Stadt der Zukunft gegeben.

5.3 Ausblick: Lebensmittellogistik-Lösungen für die Stadt von morgen

Die Lebensmittellogistik auf der letzten Meile ist aus

unterschiedlichen Gründen herausfordernd. Zum einem

sind die Logistikkosten der letzten Meile aufgrund der

Komplexität der Feinverteilung überproportional hoch

und nehmen auch mit den aufstrebenden B2C-Kon-

zepten weiter zu. Zum anderen fi nden diese Transpor-

te größtenteils in urbanen Räumen statt, in denen der

Güterverkehr mit dem Personenverkehr konkurriert

und Wohnraum lebenswert bleiben soll. Dazu müssen

Emissionen, Verkehr und Lärm drastisch reduziert

werden. Gleichzeitig ist eine Versorgung der wach-

senden urbanen Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie

die Entsorgung von Leergut ein elementares Ziel der

Herausforderungen des Logistiknetzwerks

Technologische Herausforderungen

⟩ Physische und informa-torische Verzahnung

von Vertriebskanälen⟩ Bedienung der Kanäle

aus einem flexiblen Logistiksystem

⟩ Synergiebildung

⟩ Innerstädtische Logistikstrukturen für Same-Hour Lebensmittelbelieferung

⟩ Entwicklung geeigneter Bündelungs-strategien in der Beschaffung (u.a. für regionale und saisonale Lebensmittel)

⟩ Bündelungsstrategien für die Bewältigung der letzten Meile zum Endkunden, z.B. durch kooperative Auslieferungsmodelle mehrerer Händler

⟩ Lebensmittelrückführung (Prozesse, Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)

⟩ Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang bringen

⟩ Akteursübegreifende Transparenz von Logistikketten durch Technologieeinsatz und Standardisierung

⟩ Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile

⟩ Nutzung von alternativen Antriebstechnologien für die Distribution von Lebensmitteln

Omni-Channel-Logistik

Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik

Page 66: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zusammenfassung und Ausblick 53

5

Städtelogistik, wobei die knappe Infrastruktur, die nur

unterproportional ausgebaut wird bzw. aus Platzman-

gel nicht ausgebaut werden kann, ein bedeutender ist

Engpass. Bereits heute nimmt die Durchschnittsge-

schwindigkeit innerhalb der Städte drastisch ab und

wirkt sich auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit und

Liefergenauigkeit der Lebensmittelbelieferung der städ-

tischen Verkaufsstellen aus.

Bei Lebensmitteltransporten kommt die logistische

Herausforderung hinzu, dass in den meisten Fällen die

Kühlkette erhalten bleiben muss und von daher sowohl

die Nutzlast der Fahrzeuge durch etwaige Kühlaggre-

gate reduziert, der Energiebedarf des gesamten Trans-

portes wiederum erhöht wird als auch der Umschlag

bzw. die Belieferungszeitfenster zeitlich sehr genau

abgestimmt werden müssen, um die Kühlkette auch

an den Schnittstellen erhalten zu können.

Hinsichtlich einer effi zienten Nutzung der städtischen

Infrastruktur, verbesserten Auslastung der Transpor-

te aber auch Reduzierung der Logistikkosten durch

Transportoptimierung sind mehrere Lösungsansätze

für die städtische letzte Meile denkbar, die sich aus den

gemeinsamen Handlungsfeldern ableiten:

1. Horizontale Kooperationen in der Distributionslogistik der Lebensmittelhersteller

Für Lebensmittelhersteller bietet sich die Möglichkeit,

durch eine gezielte Bündelung der Kundenaufträge

Transportvoluminazu erhöhen, Skaleneffekte und letzt-

endlich eine Verkehrsreduzierung erzielen. Im Falle des

Vertriebs von Lebensmittel über kleinere Verkaufsstellen

werden die Lieferungen innerhalb eines Güterverkehrs-

zentrums nach Belieferungsgebieten gebündelt und mit

Lieferungen anderer Hersteller disponiert. Allgemein ist

die Belieferung der städtischen Handelsfi lialen über ein

Gemeinsame Handlungsfelder

Food Waste Awareness schaffen und gemeinsame

Initiativen starten

Entwicklung von Versorgungskonzepten für

die Stadt von Morgen

Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung

von Transparenz

Forschung an Logistiktechnologien

Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung begrenzter

Flächenressourcen

Energie-gewinnung aus Lebensmittel-

abfällen

Horizontale Kooperation der

Hersteller

Integration Verkehr und

Logistik

Crowd-Sourcing-Konzepte

Gekühlte Pack-stationen

Reaktivierung von Wasserstraßen

Kooperationen in der

Beschaffungs-logistik der

Filialen

Metropolitan Farming

Öffentliche Verkehrsmittel für

Personen-& Güterverkehr

Integration Logistik-

dienstleister

Parkhäuser als Urban-Hub

Elektrofahrzeuge zur Nacht-belieferung

alternative Verkehrskonzepte(Fahrradkuriere)

Lösu

ngsa

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ze in

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Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt

Page 67: Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen ... · Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben Konsumententrends

Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 54

Güterverkehrszentrum mit zusätzlichen Zeit- und Koor-

dinationsaufwand verbunden, der für den Hersteller

evtl. mit einem Verlust von Kompetenzen einhergeht.

Dieser resultiert daraus, dass die Transporte der letzten

Meile mit anderen Herstellern je nach Region aufge-

teilt werden.Dennoch bieten sich neben den ökologi-

schen auch ökonomische Vorteile: Zum einen wird das

Problem des Fahrermangels entschärft, zum anderen

kann der Zeitverlust durch unnötige Verkehre und Stau

an der Rampe im städtischen Raum reduziert werden.

Anzumerken ist jedoch, dass besonders für große Her-

steller oft kein Anreiz vorhanden ist, Mengen mit Wett-

bewerbern zu bündeln, da bereits ihre eigenen Volumina

eine effiziente Distribution ermöglichen.

2. Horizontale Kooperationen der Beschaffungslogistik lokaler Handelsfilialen

Auslagerung der Belieferung der letzten Meile an einen

Logistikdienstleister, der für bestimmte Gebiete die

gesamte Belieferung über ein Güterverkehrszentrum

übernimmt. Als Good Practice kann u.a. CityLogin

UCC in Rom (Italien) gelten, bei der die Belieferung des

Stadtkerns gebündelt durchgeführt wird und insgesamt

31 % der zuvor geleisteten Tonnenkilometer eingespart

werden konnten. In Paris (Frankreich) werden acht

innerstädtische Lager für die Feinverteilung der Stadt

mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern errichtet. [38]

In Nijmwegen (Niederlande) wird eine Konsolidierung

der Sendungen am Stadtrand in Zusammenarbeit mit

dem Zustell- und Abholdienstleister der Innenstadt

durchgeführt. [39] Diese und weitere Beispiele unter-

streichen die Aktualität und Bedeutung von intelligen-

ten Bündelungs- und Belieferungskonzepten für die

Entlastung der Stadt.

3. Integration des Logistikdienstleisters in die Informationsflüsse des Lebensmittelherstellers hinsichtlich ihrer Absatz- und Logistikplanung

Der Informationsaustausch führt zu einer Erhöhung der

Transportmittelauslastung und Liefergenauigkeit durch

eine verbesserte Tourenplanung. Außerdem können

die Logistikdienstleister ihre Transporte mit zuneh-

mendem Planungshorizont besser an die Markt- und

Kundenanforderungen, wie beispielsweise das Kühlket-

tenmanagement oder die Ausweitung der Belieferungs-

zeitfenster, anpassen. Transportvergabe-Plattformen

sowie die Nutzung von mobilen Apps zum Transport-

monitoring sind zunehmend wichtig, um Transparenz

als auch Kundenorientierung gewährleisten zu können.

4. Integration von Verkehr und Logistik

Die Infrastrukturinvestitionen und verkehrspolitischen

Entscheidungen müssen an die Logistikbedürf nisse

einer Stadt angepasst werden. Hinsichtlich der Schaf-

fung von logistischen Knoten, wie beispielsweise

innerstädtische Güterverkehrszentren, sollte die Ver-

kehrspolitik schnellere Genehmigungsprozesse fördern

als auch weitere Anreize schaffen – etwa, indem die

Vorteile besser vermarktet werden. In Hamburg wird

beispielsweise ein Smart Port entwickelt, eine Hafen-

initiative die den Stadtverkehr mindert. [40]

5. Flexiblere Strukturen zwischen den städtischen Handelsfilialen und den Lebensmittelherstellern

Der Handel, der als direkter Kunde des Lebensmittel-

herstellers die Kundenaufträge generiert, die Beliefe-

rungszeitfenster vorgibt und damit die Transportplanung

maßgeblich steuert, kann durch flexiblere Abspra-

chen eine verbesserte Transportauslastung bewirken,

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Zusammenfassung und Ausblick 55

5

indem er die Optimierung der Filiale auf das Netzwerk

ausweitet.

6. Parkhäuser oder Einkaufspassagen als Urban-Hub sowohl für die Belieferung kleiner städtischer Handelsfilialen als auch für den e-Commerce

Bereits heute werden erste vollautomatische Innen-

stadt-Parkhäuser mit der Möglichkeit für Warenlage-

rung, Kommissionierung und Auslieferungen genutzt.

[41] Am Heathrow Consolidation Centre in London

erfolgt die Bündelung der Warenströme nach deren

kapazitäts- und zeitoptimierten Auslieferung an die

Kunden. Das Ergebnis ist eine Verringerung der per-

manenten Kleinstlieferungen, die Entlastung der

bestehenden Infrastruktur sowie die Reduzierung der

CO2-Belastung. [42]

7. Nutzung von elektromobilen Antrieben für die Nachtbelieferung

Aktuell erproben verschiedene Handelsunternehmen

und Forschungsprojekte die Wirtschaftlichkeit des Ein-

satzes von elektromobilen Fahrzeugen unter beson-

derer Berücksichtigung der Nachtbelieferung. [43]

Wie bereits beschrieben, ist der Einsatz von Elektro-

fahrzeugen in der Lebensmittellogistik nach aktuellem

Stand der Technik schwierig, da hier hohe Kosten auf

eine geringe Nutzlast und eingeschränkte Kühlmög-

lichkeiten stoßen. Nichtsdestotrotz kann die Nutzung

von Elektromobilität in der Nachtlogistik und im B2C-

Geschäft auch im Lebensmittelhandel zukünftig eine

Alternative darstellen, da eine Einhaltung der strengen

nächtlichen Lärmrichtwerte bisher nur mit Elektrofahr-

zeugen realisierbar ist.

8. Gemeinsame Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zur Kombination von Personen- und Güterverkehr

Erste Ansätze existieren, die bereits vorhandene Infra-

struktur von öffentlichen Verkehrsmitteln in den Waren-

wirtschaftsverkehr der Stadt einzubinden. In Dresden

nutzt die gläserne VW-Manufaktur die CarGoTram

für die Just-In-Time Belieferung des Werks aus dem

städtischen Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrich-

stadt. [44] Auch in Manhattan (New York, USA) wird

das öffentliche U-Bahn-System zur Erprobung eines

Same-Day-Delivery Konzepts genutzt. [45] Trotzdem

bleibt nach wie vor offen, ob die Endkundenbelieferung

durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in

der Stadt kosteneffizient durchgeführt werden kann.

Insbesondere die speziellen Logistikanforderungen von

Lebensmittel erschweren dies zusätzlich.

9. Metropolitan Farming

Während Lebensmittel aktuell ausschließlich weit vor

den Toren der Stadt angebaut und geerntet werden,

bieten moderne Metropolitan Farming Konzepte die

Möglichkeit, die Lebensmittelproduktion zumindest

zu einem Teil an und in die Stadt zu verlagern. Auf-

grund des begrenzten Platzbedarfs in der Stadt spricht

man in diesem Zusammenhang auch oft von Vertical

Farming. Hierbei handelt es sich entweder um nachhal-

tige Gewächshäuser die entgegen der üblichen Bau-

weise in die Höhe gebaut werden oder aber auch um

Anbaukonzepte, die in die Konzeption von Wohn- und

Bürokomplexen integriert werden. In Singapur wurde

bereits ein Konzept des Vertical Farming realisiert,

um die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln

zu reduzieren. Aber auch in Berlin wird eine moderne

Metropolitan Farm betrieben. Hier werden sowohl

diverse Gemüsesorten und Kräuter angebaut als auch

Fische gezüchtet. In einem integrierten System wächst

das Gemüse dabei nicht in die Erde, sondern in eine

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 56

Nährlösung, in der Rosé-Barsche leben, welche mit

ihren Ausscheidungen wiederum Nährstoffe für die

Pflanzen bereitstellen. [46]

10. Reaktivierung von Wasserstraßen für die Lebensmittelbelieferung der Stadt

Mit dem zunehmenden technologischen Fortschritt

des vergangenen Jahrhunderts verlagerte sich der

Gütertransport immer stärker vom Wasser zur Straße,

wodurch das Schiff als innerstädtisches Transportmit-

tel fast gänzlich an Bedeutung verlor. Jedoch verfü-

gen mehrere Städte und vor allem deren Umland über

Wasserstraßen, deren Nutzung für den Gütertrans-

port grundsätzlich denkbar ist. Beispielsweise bieten

in Berlin u.a. die Spree, der Landwehrkanal oder der

Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal die Möglichkeit,

Güter in die Stadt zu transportieren. Diese sind wie-

derum angebunden an ein Netz aus Wasserstraßen in

Brandenburg. Denkbar wäre es zum Beispiel, dieses

Geflecht aus Wasserstraßen für die die Belieferung der

Stadt mit regionalen Lebensmitteln aus Brandenburg zu

nutzen. Zwar ist hierzu ein tragfähiges Logistikkonzept

vonnöten, welches die Hürden des Vor- und Nachlaufs

berücksichtigt, jedoch könnte durch diesen Ansatz die

steigende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln in

der Stadt ohne zusätzliches Straßenverkehrsaufkom-

men bewältigt werden.

11. Gekühlte Packstationen

Sofern sich Click-and-Collect-Konzepte als Alter-

native Form der Lebensmittelbelieferung durchset-

zen, können gekühlte Packstationen entstehen, die

gesondert beliefert werden. Sofern die Kommissi-

onierung der Aufträge im Zentrallager erfolgt, ent-

fällt die umständliche filialbasierte Kommissionierung

und die Belieferung der Packstationen kann effizient

durchgeführt werden. Dadurch lässt sich auch der

Mindestbestellwert drastisch verringern, was wiederum

die Kundenakzeptanz erhöht. Entstehend können sie

u.a. in dicht besiedelten Wohngebieten an Bahnhöfen

oder Bürokomplexen. Ebenso könnten sie an den Han-

delsfilialen angebaut werden und das Click-and-Collect-

Angebot über den Ladenschluss hinaus verlängern.

12. Energiegewinnung aus Lebensmittelabfällen

Sofern sich die beschriebenen Entwicklungen im

Bereich Food Waste Management fortsetzen und

Lebensmittel nicht vom Handel, Herstellern oder auch

Gastronomiebetrieben weggeworfen werden dürfen,

sind Ideen vonnöten, wie diese Lebensmittelab fälle

sinnvoll genutzt werden können. Die Rückführung

von noch brauchbaren Lebensmitteln in soziale Ein-

richtungen ist zwar sinnvoll, jedoch übersteigt in dem

beschriebenen Fall die Menge an Lebensmitteln den

eigentlichen Bedarf der Einrichtungen. Zudem sind

auch nicht alle Lebensmittelabfälle dort noch ver-

wertbar. Daher bietet es sich an, diese Lebensmittel

gebündelt an Biogas-Anlagen zurückzuführen, um Ver-

schwendungen zu reduzieren und nachhaltig Energie

für Teile der Stadt erzeugen zu können. Einige solcher

Anlagen, die zum Großteil mit Lebensmittel-Abfällen

betrieben werden, werden bereits erfolgreich einge-

setzt. [47] Zur Stärkung dieser Entwicklung kann die

Logistik einen maßgeblichen Beitrag leisten, wenn es

gelingt, die Bündelung der in der Stadt verteilt anfallen-

den Lebensmittelabfälle sinnvoll abzuwickeln und der

Biogas-Anlage zuzuführen.

13. Crowd-Sourcing-Konzepte

Das steigende Aufkommen an Individualverkehr in

urbanen Ballungsgebieten wird besonders für Mega-

cities eine der zukünftigen Kernherausforderun-

gen. Besonders die Versorgung von Haushalten mit

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Zusammenfassung und Ausblick 57

5

Lebensmitteln führt zu einem erheblichen Verkehrsauf-

kommen. Der Home-Delivery-Trend im Lebensmittel-

bereich bietet bereits die Möglichkeit, den städtischen

Verkehr zu entlasten, da bisher individuell durchgeführ-

te Einkäufe gebündelt durch wenige Anbieter über-

nommen werden können. Nichtsdestotrotz wird die

Lebensmittelbelieferung den Individualverkehr zum Ein-

kaufen von Lebensmitteln nicht vollkommen ersetzen.

Crowd-Sourcing-Konzepte setzen hier an und versu-

chen, Transportkapazitäten von bereits vorhandenen

städtischen Verkehren sowie Privatpersonen effizient

zu nutzen. Dabei werden die Einwohner selbst zu Logis-

tikdienstleistern und kaufen zusätzlich Lebensmittel für

Nachbarn ein und stellen diese zu. Auch wenn erste

Ansätze in diese Richtung existieren, wurde bisher

kein Konzept langfristig und erfolgreich umgesetzt.

Zusätzlich zu Haftungsfragen stehen Crowd-Sour-

cing-Konzepte oft vor der Herausforderung, schnell

eine kritische Masse zu erreichen, die einen Betrieb

sinnvoll macht und die erwünschten Effekte erzielt.

Um zukünftig Potenziale solcher Lösungen nutzen zu

können, können Städte bereits heute zusammen mit

den beteiligten Akteuren versuchen, innovative Crowd-

Sourcing-Konzepte zur Lebensmittelbelieferung der

Stadt zu erforschen und dementsprechend zu fördern.

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 58

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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 60

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Abbildungsverzeichnis 61

Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie V

Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik VI

Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik VII

Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik VIII

Abbildung 5: Methodisches Vorgehen 2

Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100) 3

Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie 4

Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels 7

Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie - heute und in 5 Jahren 10

Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe - heute und in 5 Jahren 11

Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein 12

Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce 13

Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik 14

Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik 15

Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik 17

Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 18

Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik 19

Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 20

Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31] 21

Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik 22

Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 23

Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik 24

Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik 27

Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie 28

Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene 31

Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene 32

Abbildung 27: Vor- und Nachteile filialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung 33

Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden 35

Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene 36

Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution 39

Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene 43

Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels 46

Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot 47

Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik 49

Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik 52

Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt 53

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

61

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SchriftenreiheLogistikderTechnischenUniversitätBerlin.Sonderband/ScientificserieslogisticsattheBerlinInstituteofTechnology.SpecialeditionISSN(print)1868-0062ISSN(online)2197-0572

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GEFÖRDERT VON DER

Technische Universität Berlin

Institut für Technologie und Management

Fachgebiet Logistik

Straße des 17. Juni 135, Sekr. H 90

10623 Berlin

http://www.logistik.tu-berlin.de

Universitätsverlag der TU Berlin

ISBN 978-3-7983-2832-7(print)

ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)

Volatiles Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,

steigende Sortimentsbreiten sowie knappe Logistik- und

Verkaufsflächen in urbanen Ballungsgebieten prägen die

Lebensmittellogistik seit Jahren. Im Zuge der Digitalisierung

und sich wandelnder Kundenbedürfnisse steht die Logistik

vor zusätzlichen Herausforderungen, die heute zum Großteil

noch nicht gelöst sind. Zudem entstehen in rasanter

Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und Geschäftsmod-

elle, die mit am Markt etablierten Akteuren konkurrieren.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, Zukunftstrends der Leb-

ensmittellogistik zu identifizieren sowie potenzielle Lösung-

sansätze aufzuzeigen. Auf Basis einer Onlineumfrage mit 100

Teilnehmern sowie 15 Experteninterviews werden aktuelle

Konsumententrends und deren Einfluss auf die Lebensmittel-

logistik bewertet (u.a. e-Commerce, saisonale und regionale

Lebensmittel, Food Waste Awareness). Darauf aufbauend

werden Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrich-

tung der Logistik von Lebensmittelherstellern, -händlern und

Logistikdienstleistern gegeben. Abschließend gibt die Studie

einen Ausblick zu Lebensmittellogistik-Lösungen in der Stadt

von morgen.

Zukunftstrends in der Lebensmittellogistik – Herausforderungen und Lösungsimpulse

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