Zum Danziger Athenäum als frühneuzeitlicher Bildungsstätte

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1 Studenten, Gelehrte, patrizische Obrigkeit Zum Danziger Athenäum als frühneuzeitlicher Bildungsstätte Hanspeter Marti unter Mitarbeit von Thomas Marti 1. Einleitung Trotz wichtiger Vorarbeiten zur Geschichte der in der frühen Zeit ‚Particular‘, später ‚Gymnasium Gedanense‘ oder ,Athenäum‘ genannten Danziger Hohen Schule ist der frühneuzeitliche Unterricht dieser über die Stadt Danzig hinaus bedeutenden Bildungsstätte schlecht erforscht. 1 Dies hängt unter anderem mit der unbefriedigenden bibliographischen Erschließung und der nur sehr punktuell erfolgten Auswertung einschlägiger Quellen, vor allem des lateinsprachigen gelehrten Kleinschrifttums, so der Dissertationen, Reden, Programmschriften und Lektionsverzeichnisse, zusammen. Die Personengeschichte bildet einen Anknüpfungspunkt zur Verbesserung der Forschungssituation und gewährt einen ersten Einblick in die Tätigkeit der an der Danziger Hohen Schule wirkenden Professoren, zu den Studenten und über Besucherfrequenzen, zum geographischen Einzugsgebiet des Gymnasiums und zu den im Allgemeinen gut dokumentierten Leistungen der Danziger 1 Es liegen Überblicksdarstellungen vor, welche die ganze Frühe Neuzeit oder eine begrenztere Epoche behandeln: Theodor Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums Danzig, in ihren Hauptzügen dargestellt. Danzig o.J. Ders.: Geschichte des Danziger Gymnasiums seit 1814. In: Friedrich Wilhelm Engelhardt: […] Gymnasii Gedanensis sacra saecularia tertia diebus XIII. XIIII. XV. m. junii a. MDCCCLVIII rite celebranda. Danzig o.J., S. 358. Bernhard Schulz: Das Danziger Akademische Gymnasium im Zeitalter der Aufklärung. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 76, 1941, S. 5102. Sven Tode: Johannes Placotomus und die Schola Dantiscana ein klassisch–modernes Unterrichtskonzept. In: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 19, 2004, S. 85112. Die unterrichtsgeschichtlichen Arbeiten beschäftigen sich mit der Ausbildung der künftigen Pfarrer und der Theologen: Sven Tode: Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit im Danzig der Frühen Neuzeit. In: Bildung und Konfession. Theologenausbildung im Zeitalter der Konfessionalisierung. Hg. von Herman J. Selderhuis und Markus Wriedt. Tübingen 2006, S. 61101. Ders.: Ausbildungswege von Seelsorgern in Ermland und Preußen königlichen Anteils 15201772. In: Kirche und Welt in der frühen Neuzeit im Preußenland. Hg. von Bernhart Jähnig. Marburg 2007, S. 171216, insbesondere S. 192201. Kurzabrisse: Heinz Lingenberg: Danzig als Schulstadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens […], hg. von Udo Arnold. Lüneburg 1988, S. 3975. Stanislaw Salmonowicz: Die protestantischen akademischen Gymnasien in Thorn, Elbing und Danzig und ihre Bedeutung für die regionale Identität im Königlichen Preußen (16. 18. Jahrhundert). In: Nordost-Archiv Neue Folge 6, 1997/2, S. 515539 (aus dem Polnischen übersetzt von Barbara Glowe, Lübeck). Hans-Jürgen Kämpfert: 450 Jahre Akademisches Gymnasium in Danzig. In: Westpreußen – Jahrbuch. Aus dem Land an der unteren Weichsel 58, 2008, S. 2734. Wenigstens summarisch sei auf die wichtige Sekundärliteratur in polnischer Sprache hingewiesen, die in deutschsprachigen Publikationen eher selten erwähnt wird, stellvertretend: Gdańskie Gimnazjum akademickie. 4 Bde. Gdańsk 2008. Reinhard Wenzel, Celle, danke ich für die Vermittlung von Sekundärliteratur.

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Studenten, Gelehrte, patrizische Obrigkeit

Zum Danziger Athenäum als frühneuzeitlicher Bildungsstätte

Hanspeter Marti unter Mitarbeit von Thomas Marti

1. Einleitung

Trotz wichtiger Vorarbeiten zur Geschichte der in der frühen Zeit ‚Particular‘, später

‚Gymnasium Gedanense‘ oder ,Athenäum‘ genannten Danziger Hohen Schule ist der

frühneuzeitliche Unterricht dieser über die Stadt Danzig hinaus bedeutenden Bildungsstätte

schlecht erforscht.1 Dies hängt unter anderem mit der unbefriedigenden bibliographischen

Erschließung und der nur sehr punktuell erfolgten Auswertung einschlägiger Quellen, vor

allem des lateinsprachigen gelehrten Kleinschrifttums, so der Dissertationen, Reden,

Programmschriften und Lektionsverzeichnisse, zusammen. Die Personengeschichte bildet

einen Anknüpfungspunkt zur Verbesserung der Forschungssituation und gewährt einen ersten

Einblick in die Tätigkeit der an der Danziger Hohen Schule wirkenden Professoren, zu den

Studenten und über Besucherfrequenzen, zum geographischen Einzugsgebiet des

Gymnasiums und zu den im Allgemeinen gut dokumentierten Leistungen der Danziger

1 Es liegen Überblicksdarstellungen vor, welche die ganze Frühe Neuzeit oder eine begrenztere Epoche behandeln: Theodor Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums Danzig, in ihren Hauptzügen dargestellt. Danzig o.J. Ders.: Geschichte des Danziger Gymnasiums seit 1814. In: Friedrich Wilhelm Engelhardt: […] Gymnasii Gedanensis sacra saecularia tertia diebus XIII. XIIII. XV. m. junii a. MDCCCLVIII rite celebranda. Danzig o.J., S. 3‒58. Bernhard Schulz: Das Danziger Akademische Gymnasium im Zeitalter der Aufklärung. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 76, 1941, S. 5‒102. Sven Tode: Johannes Placotomus und die Schola Dantiscana ‒ ein klassisch–modernes Unterrichtskonzept. In: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 19, 2004, S. 85‒112. Die unterrichtsgeschichtlichen Arbeiten beschäftigen sich mit der Ausbildung der künftigen Pfarrer und der Theologen: Sven Tode: Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit im Danzig der Frühen Neuzeit. In: Bildung und Konfession. Theologenausbildung im Zeitalter der Konfessionalisierung. Hg. von Herman J. Selderhuis und Markus Wriedt. Tübingen 2006, S. 61‒101. Ders.: Ausbildungswege von Seelsorgern in Ermland und Preußen königlichen Anteils 1520‒1772. In: Kirche und Welt in der frühen Neuzeit im Preußenland. Hg. von Bernhart Jähnig. Marburg 2007, S. 171‒216, insbesondere S. 192‒201. ‒ Kurzabrisse: Heinz Lingenberg: Danzig als Schulstadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens […], hg. von Udo Arnold. Lüneburg 1988, S. 39‒75. Stanislaw Salmonowicz: Die protestantischen akademischen Gymnasien in Thorn, Elbing und Danzig und ihre Bedeutung für die regionale Identität im Königlichen Preußen (16. ‒ 18. Jahrhundert). In: Nordost-Archiv Neue Folge 6, 1997/2, S. 515‒539 (aus dem Polnischen übersetzt von Barbara Glowe, Lübeck). Hans-Jürgen Kämpfert: 450 Jahre Akademisches Gymnasium in Danzig. In: Westpreußen – Jahrbuch. Aus dem Land an der unteren Weichsel 58, 2008, S. 27‒34. Wenigstens summarisch sei auf die wichtige Sekundärliteratur in polnischer Sprache hingewiesen, die in deutschsprachigen Publikationen eher selten erwähnt wird, stellvertretend: Gdańskie Gimnazjum akademickie. 4 Bde. Gdańsk 2008. ‒ Reinhard Wenzel, Celle, danke ich für die Vermittlung von Sekundärliteratur.

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gelehrten Elite.2 Auch die Außenbeziehungen, namentlich zu anderen Hohen Schulen3 und zu

den von Danziger Absolventen meist frequentierten Universitäten (vor allem Wittenberg,

Rostock, Leipzig, in geringerem Maße Jena und Königsberg),4 können von den am Unterricht

beteiligten Personen her beschrieben werden, ferner das Verhältnis der Schule zum Danziger

Rat, dem sie unterstellt war, und zu den auf engem Raum ansässigen Angehörigen

verschiedener Konfessionen.5 Der Geschichtsschreibung des frühneuzeitlichen Unterrichts

bietet sich das Athenäum auch als eine der prominentesten, doch nicht zur Erteilung

akademischer Grade berechtigten Hohen Schulen im deutschen Sprachbereich an. In der

Zusammenarbeit mit polnischen wissenschaftlichen Institutionen und Historikern kann ein

personen- und unterrichtsgeschichtliches Projekt forschungspolitische Anstöße zur

wünschenswerten intensiveren Zusammenarbeit vermitteln. Schließlich weist der Titel

unseres Aufsatzes auf die Notwendigkeit sozial-, wirtschafts- und politikgeschichtlicher

Kontextualisierung schulhistorischer Studien hin, ein Anliegen, das am Beispiel des 1558

gegründeten Danziger Athenäums mustergültig verwirklicht werden könnte. Auf die generelle

Bedeutung familiengeschichtlicher und genealogischer Arbeiten für ein ähnliches Vorhaben

ist an anderer Stelle hingewiesen worden.6

Der Danziger Rat war, freilich mit unterschiedlicher Intensität, bemüht, das akademische

Leben in der Stadt zu fördern und, falls die Ausbildung seinen Vorstellungen nicht zu

genügen vermochte, eine Verbesserung der Zustände zu erwirken. In einem für Lehrer und

Eltern bestimmten pädagogischen Ratgeber aus dem Jahre 1653, der auch an des Lateins

unkundige Adressaten gerichtet ist, stellt er einleitend fest: „Also erheischet auch die höchste 2 Dazu im Blick auf die Danziger Geistlichen in der Frühen Neuzeit und auf Familiendynastien Tode: Bildung (Anm. 1), insbesondere S. 95f. 3 Thomas Elsmann: Danziger akademisches Schrifttum im Umfeld des Bremer Gymnasium illustre. In: Hospitium ecclesiae 19, 1993, S. 101‒116. Ders.: The Influence of Ramism on the Academies of Bremen and Danzig: A Comparison. In: The Influence of Petrus Ramus. Studies in Sixteenth and Seventeenth Century Philosophy and Sciences. Edited by Mordechai Feingold, Joseph S. Freedman and Wolfgang Rother. Basel 2001, S. 54‒67. 4 Zu den Theologiestudenten Tode: Ausbildungswege (Anm. 1), S. 216 (Graphik), sowie ders: Bildung (Anm. 1), S. 84, mit den Prozentzahlen inbezug auf die Danziger Geistlichen: Wittenberg 35%, Leipzig 18%, Rostock 18%, Jena 12% und Königsberg 10%. Ferner: Zbigniew Nowak: Das Studium der Danziger in Königsberg im 16. und 17. Jahrhundert. In: Kulturgeschichte Ostpreußens in der Frühen Neuzeit. Hg. von Klaus Garber, Manfred Komorowski und Axel E. Walter. Tübingen 2001, S. 375‒390 (aus dem Polnischen übersetzt von Astrid Krüger). 5 Zur politischen Ordnung, zu den städtischen und kirchlichen Behörden sowie zum Verwaltungsapparat Danzigs siehe: Des Syndicus der Stadt Danzig Gottfried Lengnich ius publicum civitatis Gedanensis oder der Stadt Danzig Verfassung und Rechte. Nach der Originalhandschrift des Danziger Stadtarchivs hg. von Dr. Otto Günther, Stadtbibliothekar in Danzig. Danzig 1900. 6 Hanspeter Marti: Dissertationen als personen- und familiengeschichtliche Quellen. Das Beispiel Königsbergs ‒ eine Datenbank der Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschungen in Engi/Glarus Süd (Schweiz). In: Altpreußische Geschlechterkunde. Neue Folge. 41 (59. Jahrgang), 2011, S. 311‒324.

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Nothwendigkeit / daß die Studia von Kindes=Beinen an ordentlich gefasset / und die Jugend

also erzogen werde / damit dieselbe der Ordnung / […] sich gemäß erzeigen lerne.“7 Das

bildungspolitische Memorandum ist von den Rektoren des Gymnasiums, der Marien-, der

Johannes-, der Katharinenschule, der Peter und Paul-Schule, der Bartholomäusschule und der

Schule der Barbarakirche unterzeichnet.8 Man war vor allem um die Patriziersöhne besorgt,

„da denn bey Vornehmer Leute und Herren Kinder man auch dahin zielen muß / was jhnen

sonderlich dermahl eins könne ersprießlichen seyn / wenn sie Land und Leute regieren

sollen“.9 Auch in der Ausbildung des gelehrten Nachwuchses, der städtischen Beamten, die

meist der patrizischen Oberschicht angehörten, und des Klerus erfüllte das akademische

Gymnasium eine wichtige Funktion.10

Im 17. Jahrhundert umfasste das Athenäum sieben Klassen,11 fünf untere und die eigentlich

akademischen Lehrgänge in der zweitobersten Klasse, der Secunda, sowie in der Prima, die in

zwei Jahren absolviert werden konnte. Im akademischen Gymnasium waren auch die höheren

Fakultätswissenschaften vertreten, die Theologie als wichtigste Fachrichtung mit einer

eigenen Professur, die Jurisprudenz in Verbindung mit Geschichte, die Medizin in einer

solchen mit Physik. Im Jahr 1688 verteilten sich die sieben Professuren auf folgende Fächer

und Personen: Theologie (Samuel Schelwig; Rektor); Joachim Hoppe (Jurisprudenz,

Geschichte), Ernst Gottfried Heyse (Medizin, Physik), Johann Peter Titz (Rhetorik, Poetik),

Wolfgang Rosteuscher (alte Sprachen, namentlich Griechisch und Latein), Friedrich Büthner

(Mathematik; Kalendermacher), Johann Christoph Rosteuscher (Logik, Metaphysik, Ethik).12

Hinzu kam das Polnischlektorat (Johannes Stephani), das kein Professor innehatte, das aber

im schulischen Curriculum der mehrsprachigen Stadt auch aus politischen Gründen und

Solidarität mit dem Lehensherrn Danzigs, dem polnischen König, von nicht geringer

Bedeutung war.13

7 Kurtzer Begriff Wie die Jugend künftig im Gymnasio und andern Schulen dieser Königlichen Stadt Dantzig / in der Lateinischen und andern Sprachen auff / gleichförmige Art sol unterwiesen und gelehret werden / Auff Anordnung der itzigen Herren Scholarchen in Druck gegeben. Anno MDCLIII. Dantzig, Bl. Aijr. 8 Ebd., S. 87. 9 Ebd., S. 10. 10 Zum Klerus die Publikationen Todes (Anm. 1). 11 Zur Anzahl Klassen Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums (Anm. 1), S. 17, Tode: Ausbildungswege (Anm. 1), S. 195f., ders.: Bildung (Anm. 1), S. 71, zunächst vier Klassen, 1566 weitere Klasse. 12 Catalogus lectionum et operarum publicarum, in Athenaeo Gedanensi, hoc cursu annuo expediendarum, propositus januario ineunte, (1688). Danzig. 13 Ebd., Bl. )(4v.

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Theodor Hirsch, der in manchem heute noch nicht überholte Klassiker der

Geschichtsschreibung des Danziger Athenäums, geht in seiner Schulgeschichte von einem

Dreiphasenmodell aus: der Gründungszeit (1558‒1580), einer langen Blütezeit von 1580 bis

1709 und der Epoche des Verfalls im 18. Jahrhundert bis zur Aufhebung der

Fakultätsprofessuren (1812) und der Zusammenlegung mit der Marienschule im Jahre 1817.14

Konfessionspolitisch einschneidend war das Rektorat (1580‒1629) des Reformierten Jakob

Fabricius (1551‒1629), der sein Studium an der Universität Basel mit dem theologischen

Doktorgrad abschloss und die Danziger Schule zu einer calvinistisch geprägten Lehranstalt

machte. Während der allergrößte Teil der Stadtbevölkerung lutherisch war, bekannte sich die

städtische Elite, darunter die Professoren des akademischen Gymnasiums, unter anderen der

berühmte Bartholomäus Keckermann (1571/73‒1608), zur reformierten Konfession. Die

Rektoren, die auf Fabricius folgten, namentlich Johann Botsack (1600‒1674), Abraham Calov

(1612‒1686), Johann Maukisch (1617‒1669), Aegidius Strauch (1632‒1682) und Samuel

Schel(g)wig (1643‒1715), brachten das Athenäum auf einen streng lutherischen Kurs, und die

Danziger Hohe Schule wurde neben der Universität Königsberg zum wichtigsten Stützpunkt

der lutherischen Orthodoxie im östlichen Ostseeraum. Von da an nahm die konfessionelle

Polemik der Theologieprofessoren gegen Reformierte und Katholiken im Lehrplan des

Gymnasiums einen zentralen Platz ein, was eine Vielzahl dort verteidigter Dissertationen

bezeugt. Der Grad der Härte des Glaubenskampfs gegen den Katholizismus war mitunter von

politischen Bedingungen und Rücksichten geprägt, auch wenn die Etablierung eines etwas

provokant ,Collegium Gedanense‘ genannten fünfklassigen Jesuitenkollegiums (1621) in der

Danziger Vorstadt Altschottland konfessionelle Kontroversen angeheizt haben mag. 15 Die

Erforschung des Neben-, Mit- und Gegeneinanders verschiedener Konfessionskulturen im

frühneuzeitlichen Danzig stellt nach wie vor ein Desiderat, die Personen- und

Unterrichtsgeschichte des Gymnasiums einen Mosaikstein im konfessionshistorischen

Forschungskontext dar. Aus einer Graphik der Schülerzahlen, die sich jeweils auf das erste

Jahr eines beginnenden Jahrzehnts bezieht, ergeben sich für das Danziger Gymnasium

Spitzenfrequenzen um 1580, 1600 und 1610, dann wieder 1650 und 1660, ab 1670 eine

Abnahme mit Stagnation 1680 und 1690, eine Talsohle 1700 und 1710, 1720 ein leichter

Anstieg, 1730 ein geringer Rückgang, 1740 ein markantes Schwinden, 1750 noch einmal ein

14 Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums (Anm. 1), S. 7. 15 Edmund Kizik: Danzig. In: Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Hg. von Wolfgang Adam und Siegrid Westphal in Verbindung mit Claudius Sittig und Winfried Siebers. Band 1: Augsburg ‒ Gottorf. Berlin/Boston 2012, S. 275‒326, hier S. 298f.; der Unterricht an der Jesuitenschule und allenfalls dort verteidigte Dissertationen verdienen Beachtung.

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leichter Anstieg, 1757 der absolute Tiefpunkt, von dem sich die Schule 1770 wiederum auf

den Stand von 1710 hinauf entwickelte. In den Spitzenjahren ist von einer Zahl von

durchschnittlich 100 Immatrikulationen auszugehen.16

2. Datenbank frühneuzeitlicher Danziger und Elbinger Dissertationen

Von der Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschungen Engi/Glarus Süd (Schweiz) ist

vor einigen Monaten mit der Einrichtung einer Datenbank begonnen worden, die eine

bibliographische Feinerschließung der Danziger und Elbinger Dissertationen zum Ziel hat.17

Auf Wunsch der Elbinger Stadtbibliothek werden die insgesamt kaum mehr als hundert

Thesendrucke des im Jahr 1535 gegründeten Elbinger Gymnasiums mit erfasst.18

Wünschenswert wäre der Einbezug der zahlreicheren Dissertationen des Thorner

Gymnasiums (1568), der für eine spätere Projektphase geplant ist.19 Die begonnene

Datenbank ergänzt die ebenfalls von der Engeler Arbeitsstelle betreute, in Zusammenarbeit

mit Manfred Komorowski entstandene der Königsberger Dissertationen, die immer wieder

durch neu aufgefundene Titel alimentiert wird.20 Das Konzept der Danziger Datenbank

unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von dem der Königsberger: Sie enthält

detailliertere Informationen zu den an den Disputationen beteiligten Personen, bezieht zum

Beispiel sämtliche, auch die in den Dissertationen nur mit ihrem Namen genannten

Widmungsadressaten, ein, vermittelt, sofern möglich, einen Link zum Originaltext, verzichtet

aber auf bio-bibliographische Hinweise.21 Sie wurde so eingerichtet, dass verschiedene

16 Tode: Bildung (Anm. 1), S. 80 (Graphik und Erläuterungen). 17 forschungen-engi.ch/schriften/script/thesis.pl/document/list 18 Das Eröffnungsjahr 1535 bei Hugo Abs (Hg.): Die Matrikel des Gymnasiums zu Elbing (1598‒1786). Danzig 1936‒1944. Hamburg 1982. Karlheinz Goldmann: Verzeichnis der Hochschulen. Neustadt an der Aisch 1967, S. 108, verlegt die Gründung in das Jahr 1536. Die feierliche Eröffnung fand am 29. September 1535 statt, dazu: Marian Pawlak: Die Geschichte des Elbinger Gymnasiums in den Jahren 1535‒1772. In: Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils in der Frühen Neuzeit. Hg. von Sabine Beckmann und Klaus Garber. Tübingen 2005, S. 371‒394 (Übersetzung von Joanna Braksiek), hier S. 375. 19 Manfred Komorowski: Das akademische Schrifttum Altpreußens: Königsberg, Danzig, Elbing und Thorn. In: Kulturgeschichte Preußens (Anm. 18), S. 412‒428. 20 Link, vgl. Anm. 17. 21 Nach wie vor unentbehrliche, ältere bio-bibliographische Literatur: Ephraim Praetorius: Athenae Gedanenses, sive commentarius historico-chronologicus succinctus, originem et constitutionem gymnasii Dantiscani illustris, itemque recensionem superiorum ejus antistitum, seu proto-scholarcharum, nec non vitas et scripta rectorum ac professorum ejusdem, continens. Accedit series I. rectorum scholarum reliquarum publicarum Gedanensium, II. rectorum gymnasiorum Thoruniensis, tum Elbingensis. Leipzig 1713. Andreas Charitius: Commentatio historico literaria de viris eruditis Gedani ortis speciatim iis qui scriptis inclaruerunt. Wittenberg 1715. Michael Christoph Hanov (Präses), Christian Friedrich Charitius (Respondent): Spicilegii ad D. Andreae Charitii […] commentationem de viris eruditis Gedani ortis, anno 1715. Vittebergae excusam. Pars prior. 19. Mai. Danzig 1729. Ephraim Praetorius: Danziger Lehrer Gedächtniß, bestehend in einem richtigen

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Datenlisten erstellt, Informationen also serienmäßig abgefragt und von ausgewählten

Fragestellungen her statistisch ausgewertet werden können. Auch wird der Inhalt der

Thesendrucke, im Unterschied zur Königsberger Datenbank, in einer Sachwortliste

erschlossen. Ähnlich wie die Königsberger Dissertationen sind die Danziger in

Standortbibliotheken verstreut vorhanden, auch, weil die Danziger Stadtbibliothek größere

Kriegsverluste unter den geschlossen aufgestellten Danziger Dissertationsbeständen

hinnehmen musste.22 Einen Überblick zu den gegenwärtig in der Danziger

Akademiebibliothek vorhandenen frühneuzeitlichen Thesenschriften zu gewinnen, ist im

Augenblick nicht möglich, da solche auch verteilt auf die einzelnen Sachgebiete aufgestellt

sind und im umfangreichen systematischen Katalog gesucht werden müssen. Das verstreute

Vorkommen und die detaillierte bibliographische Aufnahme der einschlägigen Thesendrucke

sind die Hauptgründe für das langsame Wachsen der Datenbank. Sie lenkt die

Aufmerksamkeit auf ein bis jetzt von der Forschung vernachlässigtes Danziger

Quellenrepertoire, dessen Umfang zahlenmäßig bis jetzt kaum zuverlässig abzuschätzen ist:

Er dürfte sich in der Größenordnung von drei- bis viertausend Stück bewegen; sicher handelt

es sich um eine Anzahl bibliographischer Einheiten, welche die anfänglich vermutete von

2000 Danziger Dissertationen beträchtlich übersteigt. Als Einzelbeispiel (siehe Abb. 1‒7)

wählen wir hier zur Veranschaulichung die 1709 unter dem Vorsitz des Theologieprofessors

und Kontroverstheologen Samuel Schelwig (1643‒1715), der von 1685 bis 1715 als

orthodoxer Lutheraner Rektor des Athenäums war, von Johann Gottfried Drave aus Belgard

(Pommern) verteidigte Exercitatio theologica de dono fidei iustificantis, ad dictum classicum

Verzeichniß der Evangelischen Prediger in der Stadt und auf dem Lande vom Anfange der Evangelischen Reformation bis itzo. Nebst einem Anhange derer Professoren am Gymnasio, und vermehrtem Verzeichniß der seit Anno 1709 hieselbst von E.E. Ministerio U.A.C. tentirten Studiosorum Theologiae. Danzig/Leipzig 1760. Unentbehrliche personengeschichtlich-bibliographische Ergänzungen in: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Bände 23‒26. Danzig: Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung I. Gedanensia. Hg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann und Klaus Garber. Hildesheim/Zürich/New York 2009 (hier, Bd. 23, S. 17‒60, bibliotheksgeschichtliche Einleitung und Bibliographie von Klaus Garber; Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums. Bände 21 und 22. Elbing. Hg. von Fridrun Freise unter Mitarbeit von Stefan Anders und Sabine Beckmann: Elbinger Bestände unter Berücksichtigung der historischen Sammlungen der ehemaligen Elbinger Stadtbibliothek und des ehemaligen Elbinger Stadtarchivs. Hildesheim/Zürich/New York 2008 (Band 21, S. 21‒87: Fridrun Freise: Bibliotheksgeschichtliche Einleitung und kommentierte Bibliographie). 22 Grundlegend: Klaus Garber: Das alte Buch im alten Europa. Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents. München 2006, hier S. 439‒489: Die alte Danziger Stadtbibliothek als Memorialstätte für das Preußen Königlich Polnischen Anteils. Sammler, Sammlungen und gelehrtes Leben im Spiegel der Geschichte. Zu den frühneuzeitlichen Danziger Dissertationen sowie zu Kriegsverlusten der Stadtbibliothek, ebd., S. 478. Hier auch generell wichtige bibliographische Hinweise.

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Ephes. II.8. contra Casparum Ernest. Trillerum. Die Thesenschrift greift, auch aus

didaktischen Beweggründen, ein Hauptstück lutherischer Theologie, die Rechtfertigungslehre

(sola fide, sola scriptura, sola gratia), auf. Der Respondent widerlegte Kaspar Ernst Trillers

(1650‒1717), Rektors in Ilefeld, Uelzen sowie in Schleswig, sehr angefochtene Untersuchung

etlicher Oerter des Neuen Testaments, die wegen bißher übler Ubersetzung die Warheit

auffgehalten haben (Amsterdam 1699), die eine Welle von Protestschriften auslöste. Zu ihnen

gehörte die hier vorgestellte kontroverstheologische Dissertation. Samuel Schelwig ging in

erster Linie als hartnäckiger Pietismusfeind und Gegner Philipp Jakob Speners in die

Kirchengeschichte ein. Im polnischen Lissa geboren, nahm er 1661 das Studium an der

Universität Wittenberg auf, wo er 1663 den Magistergrad erlangte und 1667 zum Adjunkten

der philosophischen Fakultät aufstieg. 1668 wurde er Konrektor in Thorn, 1673 erfolgte die

Berufung an das Danziger Athenäum, 1675 die Ernennung zum dortigen Theologieprofessor,

1681 zum Pfarrer an der Katharinenkirche, 1685 zum Rektor des Athenäums und zum Pfarrer

an der Trinitätskirche. Auf lokaler Ebene bekämpfte er den Pietisten Konstantin Schütz

(1646‒1712; ab 1680 Pastor an der Danziger Marienkirche).23

Als Einleitung gehen den verteidigten Thesen eine Widmungstafel und eine Serie von

Glückwunschadressen voraus. In der Regel folgen diese Paratexte auf den eigentlichen

Dissertationstext. Dieser umfasst in unserem Beispiel einen ersten, der Auslegung der

bezeichneten Bibelstelle24 gewidmeten Abschnitt („Sectio I. Exegetica“, S. 4‒22) sowie ein

kontroverstheologisches Kapitel („Sectio II. Polemica“, S. 22‒40), dem eine Schlussfolgerung

(„conclusio“) angehängt ist. Zum Schluss wendet sich der Autor zusammenfassend gegen den

im Umfeld des Pelagianismus25 lokalisierten Gegner und fleht Gott in einem gebetartigen

Finale an, dem Treiben der Neuerer („novaturientium“) ein Ende zu setzen. Dem Aufbau der

Thesenschrift liegt eine logische Struktur zugrunde, deren terminologische Indikatoren hier

und dort durch Kursivschrift hervorgehoben werden.

Welches ist nun das (personengeschichtliche) Informationsangebot der als work in progress

geplanten und demnächst im Internet kostenfrei als wissenschaftliche Dienstleistung über die

Homepage unserer Arbeitsstelle (www.forschungen-engi.ch) öffentlich zugänglichen

Datenbank? Sie ist so eingerichtet, dass sie der Erfassung der einschlägigen Daten für 23 Biographie hauptsächlich nach: Philipp Jakob Spener: Briefwechsel mit August Hermann Francke 1689‒1704. Hg. von Johannes Wallmann und Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht-Birkner. Tübingen 2006, S. 387f. Anm. 9 und 10, und S. 392 Anm. 9, und August Bertling: Katalog der die Stadt Danzig betreffenden Handschriften der Danziger Stadtbibliothek. Danzig 1892, S. 681f. 24 Epheser 2,8: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ 25 Die Pelagianer tragen ihren Namen von einem britischen Mönch namens Pelagius, der um 420 starb. Sie leugneten die Erbsünde und schrieben daher der göttlichen Gnade sekundäre Bedeutung zu.

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Thesenschriften aller Typen von Hohen Schulen (Universitäten, Gymnasien mit

unterschiedlichen Ausbildungsgraden, katholische Ordensschulen, Ritterakademien, andere

Anstalten des höheren frühneuzeitlichen Bildungswesens) aller Zeitepochen und der lokal

verschiedenen Usanzen dienlich ist. Auch für die Verzeichnung von Inauguraldissertationen

des 19. bis 21. Jahrhunderts ist sie geeignet. Das Projekt befindet sich gegenwärtig in der

Pilotphase, die Mitte 2014 abgeschlossen wird. Einige Schwächen des Verzeichnungssystems

sowie technische Unzulänglichkeiten sind noch zu tilgen. Bis jetzt hat man sich bemüht,

Dissertationen einzelner Präsides (u.a. Heinrich Nicolais, Samuel Schelwigs, Samuel

Friedrich Willenbergs) prioritär aufzunehmen, in der Annahme, mit einer optimalen Zahl

technischer und textsemantischer Probleme konfrontiert zu werden, die im Laufe der Arbeiten

eine Lösung erfordern. Trotz des Bemühens um eine umfassende bibliographische

Dokumentation mussten Wünschbarkeiten hinter pragmatischen Entscheiden zurücktreten.

Jeder Eintrag umfasst vier Informationsblöcke: 1. Titel, Umfang der Dissertation,

Besonderheiten; 2. Rollenträger, einschließlich der Drucker / Verleger; 3.

Standortbibliothek(en); 4. Erschließung des Inhalts der Dissertation durch Sachwörter (Abb.

1: Formular).

2.1. Titel, Umfang der Dissertation, Besonderheiten

Mit Ausnahme des Seitenumfangs handelt es sich im ersten Informationsblock um Daten, die

allesamt dem Titelblatt der Dissertation entstammen, dessen exakte Gestalt dem Link auf das

bearbeitete Exemplar entnommen werden kann. Es ist zu hoffen, dass im Laufe der Zeit die

meisten Danziger Dissertationen dem Benutzer kostenlos online zur Verfügung stehen.26

Verglichen mit der auch drucktechnisch differenzierten Erscheinungsform des originalen

Titelblatts handelt es sich bei dessen Umschrift in der Datenbank um eine standardisierte,

abstrakte Form der Titelwiedergabe. Einleitungsformeln wie („IN GLORIAM DEI!“),

syntaktische Übergänge („QUAM // JUVANTE GRATIA DIVINA“), Huldigungen, genaue

Angaben zum Abhalteort („IN ACROATERIO MAXIMO“)27 und andere Zusätze entfallen,

was keinen Relevanzentscheid im Blick auf mögliche Fragestellungen der Interpretation

bedeutet. Der erste Aufnahmeblock besteht zunächst aus dem in korrekter grammatischer

Form aufgenommenen, das heißt allenfalls syntaktisch angepassten Titel der Dissertation (im

26 Der Akademiebibliothek Danzig (Stefania Sychta) und der Stadtbibliothek Elbing (Joanna Szkolnicka) danke ich für die Bereitschaft zur Kooperation am Dissertationen-Erschließungsprojekt. 27 Öffentlich angekündigte Disputationsakte fanden in verschiedenen Räumen des Athenäums statt, meist im Auditorium maximum, hin und wieder im Auditorium anatomicum, so die folgende naturrechtliche Disputation: Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Gottlieb Schelwig (Respondent): De dubiis juramentorum formulis ex principiis juris naturae. 3. August 1702. Danzig.

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vorliegenden Fall unverändert (Abb. 2: Titelblatt): „Exercitatio theologica, de dono fidei

iustificantis, ad dictum classicum Ephes. II.8. contra Casparum Ernest. Trillerum“).28 Die

Dissertationen des Danziger Gymnasiums sind mit größter Wahrscheinlichkeit alle in Latein

abgefasst. Manchmal erfolgt, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, auf dem

Titelblatt eine Präzisierung respektive Übersetzung oder Teilübersetzung des Titels in die

deutsche Sprache.29 Feste deutschsprachige Wendungen erscheinen dort manchmal nur in

Deutsch, der Ursprungssprache, werden also nicht ins Lateinische übersetzt.30 Zu einzelnen

Themenkomplexen wurde bisweilen eine ganze Reihe von Disputationen veranstaltet; die in

der Folge verteidigten Dissertationen ergaben dann einen Kommentar zum durchdisputierten

Primärwerk oder ein neues Kompendium zu einem bestimmten Unterrichtsfach.31

Ein weiteres Feld des ersten Informationsblocks der Datenbank ist dem Abhaltedatum der

Disputation gewidmet (Jahr, Monat, Tag, in unserem Beispiel: 1709-05-07: 7. Mai 1709). Hin

und wieder fehlen (noch) die Monats- und Tagesangaben, was dem von einer Bibliothek für

den Karlsruher Verbundkatalog (= KVK) gewählten Aufnahmemodus geschuldet sein kann.

Allerdings sollten frühneuzeitliche Dissertationen nicht ohne diese Zeitindikatoren

bibliographiert werden. Lag das Disputationsdatum beim Druck der Thesenschrift noch nicht

fest, wurde auf dem Titelblatt hin und wieder Platz freigelassen, um den Abhaltetag, seltener

zusätzlich oder allein den Abhaltemonat handschriftlich noch eintragen zu können. Manchmal

musste ein bereits gedrucktes Datum von Hand korrigiert werden, weil die Disputation am

vorgesehenen Tag, aus welchen Gründen auch immer, nicht stattfinden konnte.32 Oft geht aus

dem Titelblatt der Dissertation die genaue Uhrzeit der Disputation hervor ‒ eine Information,

die nicht in die Datenbank aufgenommen wird. Einen Spezialfall stellt das auf dem Frontispiz

einer Dissertation in einem Chronogramm mit einem Einsprengsel in griechischer Sprache

28 Im folgenden Beispiel (Samuel Schelwig, Präses; Michael Gottlieb Hansch, Respondent) musste der Akkusativ des ersten Substantivs im Titel der Dissertation in einen Nominativ verwandelt und syntaktisch angepasst werden: Die Titelblattversion: „Justificationem fidelium sub V.T. â Coccejana paresi […] vindicabit“ erscheint in der Datenbank als „Justificatio fidelium sub V.T. a Coccejana paresi […] vindicata“. 29 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Friedrich Reyger (Respondent): Dissertatio juridica de perjurio veniali, Vom begnadigten Meyneyd. 12. Mai. Danzig 1712. 30 Beispiel: Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Georg Simon von Boemeln (Respondent): Dissertatio juridica de abusu canonis juris Lubecensis Hand muß Hand wahren. 19. Mai. Danzig 1707. 31 Vgl. die unter dem Vorsitz Heinrich Nicolais verteidigte Reihe ethischer Dissertationen, die im Titel der einzelnen Stücke angekündigt wird: „Miscellaneorum decadis III. Exercitatio I, II, III“ etc. Im Rechtsunterricht waren Kommentar-Disputationen beliebt, vgl. die unter Peter Ölhaf verteidigte Reihe zu den justinianischen Institutiones, „Disputationum juridicarum ordinariarum prima, secunda“ etc. 32 Samuel Schelwig (Präses), Kaspar Gynther (Respondent): Disquisitionis theologicae de Rechabitis ex Jerem. XXXV. segmentum V. Danzig 1680: vorgedruckt: „D. [spatium] Junii, M. DC. LXXX.“, von Hand eingesetzt 18., und „Junii‘ ist handschriftlich korrigiert in „Julii“.

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kunstvoll verschlüsselte Druckjahr der Thesenschrift dar.33 Die in der Datenbank vermerkte

Seitenzahl unterscheidet die Form der Paginierung (unpaginierte Seiten, Bogenpaginierung,

Seitenzahlen) nicht; die Seiten wurden, Titelblatt und leere Seiten eingeschlossen,

durchgezählt, und der Seitenumfang wird nur bei erfolgter Autopsie angegeben, die wir

natürlich immer erstreben. Bei der Benennung der Schule müssen nur das Danziger Athenäum

und das Gymnasium Elbing unterschieden werden. Da im Laufe der Zeit im Danziger

Gymnasium Fachprofessuren für Theologie, Jurisprudenz und Medizin eingerichtet wurden,

findet man die entsprechende Zuordnung unter der in der Regel nur für Universitäten

gebräuchlichen Fakultätsbezeichnung (,faculty‘), dies im Bewusstsein, dass die

,Fakultätsprofessoren‘ der Jurisprudenz und Medizin ihr Fakultätsfach in Danzig stets

zusammen mit einer philosophischen Disziplin unterrichteten (siehe Einleitung). In der

Rubrik ‚Revision‘ zeigt ein Kreuz (X) an, dass der Datenbankeintrag zur Kontrolle von einer

Drittperson gegengelesen wurde. Das Notizfeld wird meistens dafür gebraucht,

unterschiedliche Titelversionen (bei mehreren Auflagen) oder andere das Titelblatt

betreffende Besonderheiten zu nennen: In unserem Fall erschienen in Danzig noch eine

zweite und eine dritte Auflage derselben Thesenschrift mit leicht modifiziertem Titelblatt

(Abb. 3 und 4: Titelblätter), allerdings ohne Widmungs- und Gratulationenteil. Weitere

Danziger Dissertationen wurden, rezeptionsgeschichtlich wichtig, bis zu dreimal, manchmal

an verschiedenen Druckorten, aufgelegt.34 In späteren Editionen verwischt das Titelblatt nicht

selten die in der ersten Auflage deutliche Charakterisierung des Drucks als

Disputationsschrift. In den konsultierten Exemplaren vorhandene Vorbesitzvermerke und

andere handschriftliche Angaben werden angegeben, Stempel von Bibliotheken dann, wenn

der heutige Standort sich vom früheren stark unterscheidet, so, wenn zum Beispiel eine dem

Kirchenrecht gewidmete Danziger Dissertation früher der Bibliothek des Benediktinerklosters

im bayerischen Oberaltaich gehörte.35 Weisen Stempel auf privaten Buchbesitz hin, wird

letzterer angegeben.

33 Peter Ölhaf (Präses), Johannes Schlacovius (Respondent): Disputationum juridicarum ordinariarum tertia. De jure dominicae & patriae potestatis, tit. 8.9.10.11.12. lib. I. instit. accommodata. 5. März. Danzig 1639. 34 Samuel Schelwig (Präses), Nathanael Falck (Respondent): Dissertatio theologico-philologica de capillamentis Von Parücken, Disputation vom 9. September 1683, kam in drei Auflagen heraus: Danzig 1683 (Rhetius), ohne Erscheinungsort 1701 und Danzig 1715 (Johann Zacharias Stolle). 35 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Samuel Gabriel Kuntz (Respondent): Dissertatio juris ecclesiastici de patrinorum erga susceptos munere Oder Vom Pathen=Gelde. 7. Dezember 1724. Wittenberg 1747 (Zweitauflage); Thesenschrift von kulturgeschichtlicher Bedeutung; der Präses äußert sich in seinem Attest zur Verbindung der Jurisprudenz mit der Theologie. Aus dem Google-Digitalisat geht ‒ ein Mangel ‒ die heutige Standortbibliothek leider nicht hervor. ‒ Der handschriftliche Besitzvermerk erinnert an die großen Bestände Dissertationen aus protestantischen

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2.2. Rollenträger

Die Dissertation stellt die Einladung zum mündlichen Streitgespräch, dem nach bestimmten

Gewohnheiten (Ort und Zeit) stattfindenden Disputationsakt, dar, der schon von Zeitgenossen

hin und wieder, auch unpolemisch, mit einem theatralischen Auftritt verglichen wurde,

weshalb die Protagonisten der disputatio nicht unpassend mit rollentheoretischen Vorgaben

bezeichnet werden können. Die wichtigsten Rollenträger waren der Vorsitzende der

Disputation, nämlich der Präses, ferner der die Thesen verteidigende Respondent sowie die

Einwände vorbringenden Opponenten, schließlich das Publikum, von dessen

Zusammensetzung und Verhalten in der Regel nichts überliefert ist. Gelegentlich unterrichten

biographische Zeugnisse (Briefe, Reiseberichte, Lebensbeschreibungen) über Aspekte der

disputatio, die aus den Dissertationen nicht hervorgehen. Die Thesenschrift, oft Dissertation

oder Disputation genannt, wird nicht selten einer oder mehreren Personen, manchmal auch

einer Institution gewidmet und weist, in der Regel am Schluss, Gruß- und

Gratulationsadressen auf, die meistens an den Respondenten gerichtet sind und Einblick in

dessen Freundes- und Bekanntenkreis gewähren. Zu den Rollenträgern werden hier auch die

Danziger und Elbinger Drucker gezählt, die für das im Umkreis der Hohen Schule

entstandene (Klein-)Schrifttum zuständig waren. Alle diese Protagonisten finden in Danziger

Dissertationen Erwähnung, wenn auch nicht in jeder Thesenschrift. Präses und Respondent

werden, in Danzig wie überall, auf dem Titelblatt stets mit Namen genannt, aber auch die

Opponenten sind meist bekannt, was die Disputationsschriften des Athenäums personen- und

familiengeschichtlich zu besonders aussagekräftigen Zeugnissen macht. Die Namen der

Rollenträger werden, wo immer möglich, in deutscher Sprache, bestehen Unsicherheiten,

lateinisch wiedergegeben, Namensvarianten nur dann angeführt, wenn sie in der Lautung so

stark differieren, dass von der angesetzten Form nicht auf die andere(n) Form(en) geschlossen

werden kann. Aus arbeitsökonomischen und/oder anderen Gründen wurde bis vor Kurzem

von der Forschung den in die Thesenschrift integrierten Paratexten zu wenig Beachtung

geschenkt, was zu beträchtlichen personengeschichtlichen Informationsverlusten führte.

Solche werden hier nicht mehr in Kauf genommen. Einzelne Personen können in ein- und

derselben Disputation verschiedene Rollen übernehmen (z.B. der Präses als Vorsitzender der

Disputation und als Gratulant; der Opponent als Kontrahent des Respondenten und als

Gratulant; der Respondent als Verteidiger der Thesen und als Widmungsverfasser) oder in der

Hohen Schulen, die in zahlreichen (aufgehobenen) Prälatenklöstern vorhanden waren und zum Teil heute noch sind (Schottenkloster in Wien).

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einen Disputation als Respondent, in einer anderen als Opponent etc. auftreten. Der

akademische Werdegang von Professoren sowie von Angehörigen des subalternen

Lehrkörpers kann anhand der von ihnen oder unter ihrem Vorsitz verteidigten Dissertationen

im Detail rekonstruiert werden.

Bei den Danziger Disputationen führte stets der für das entsprechende Fach zuständige

Professor, in unserem Beispiel ist es Samuel Schelwig, den Vorsitz. Er erscheint jeweils mit

Titel und Würden auf dem Frontispiz der Dissertation, im vorliegenden Fall als Professor der

Theologie, Rektor des Gymnasiums und als Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche, dem mit dem

Rektorat verbundenen geistlichen Amt („S.S. Theol. D. & Prof. Publ. Athenaei Rectoris & ad

S.S. Trinitat. Pastoris“). Die gängigen Amtsbezeichnungen und Verantwortlichkeiten des

Präses werden im Originalwortlaut in die Datenbank aufgenommen, geringfügige

Änderungen jedoch nicht vermerkt, rhetorischer Schmuck bei den Titeln meist weggelassen.

Bei letzterem handelt es sich in der Regel um Ehrenbezeugungen (hier: „viri summe reverendi

[…] Gamalielis36 sui aetatem colendissimi“), oft aus der Sicht des Respondenten. Durch Klick

auf den Präsesnamen in der Datenbank stößt man auf einen Eintrag mit den Lebensdaten des

Professors, die gängigen allgemeinen biographischen Nachschlagewerken und/oder

lokalgeschichtlichen Publikationen entnommen sind.37 Hin und wieder geht aus der

Dissertation, bisweilen aus den Paratexten, hervor, welchen Anteil der Präses an der

Verfasserschaft der Thesenschrift hatte und wie die ‒ manchmal Jahre später erst ‒

verteidigte Dissertation entstand.38 In der Pilotphase unseres Projekts wurden Dissertationen

unterschiedlicher Fachrichtungen, doch vorzugsweise unter einem bestimmten Präses

verteidigte, ausgewertet (Theologie: Samuel Schelwig; Jurisprudenz Samuel Friedrich

36 Gamaliel war der Enkel und Erbe des Schriftgelehrten Hillel, der eine Schule in Jerusalem gründete, die auch von Apostel Paulus besucht wurde, nach: Paul Zeller, Theodor Hermann: Biblisches Handwörterbuch. Stuttgart 1924, S. 209f. 37 Vgl. Anm. 21. 38 Ernst August Bertling (Präses), Johann Jakob Haselau (Respondent): Dissertatio theologico-exegetica mysterium Messiae Mosi revelatum ex exod. Cap. XXXIII. et cap. XXXIV sistens. 15. Juni 1756. Danzig (Verfasserschaft des Präses sieben Jahre vor der Disputation mit ergänzenden späteren Bemerkungen zum Inhalt in der präsidialen Gratulationsadresse, S. 49‒52; Widmung des Respondenten an Johann Christoph Gottsched). Die Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Respondenten und dem Präses wird vom Präses stark betont in: Daniel Gralath (Präses), Johann Gottlieb Scheffler (Respondent): Dissertatio juridica de homicidiis non capitalibus. 24. Oktober 1765. Danzig. Es trifft in Danzig (wie andernorts in der Regel auch) nicht zu, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die von den Präsiden verfassten Dissertationen durch solche mit Respondenten-Autoren abgelöst worden wären. Dies, obwohl im Athenäum, wenn man den Angaben der Beteiligten glaubt, zahlreiche Thesenschriften von den Respondenten (oft, wie angedeutet, mit Unterstützung der Präsides) verfasst wurden. Vgl. die auf Selbstständigkeit des Defendenten abhebenden Angaben in der präsidialen Grußadresse („Nobilissimo, Politissimoque Dissertationis Autori ac Respondenti“) in: Daniel Gralath (Präses), Jonathan Friedrich Heller (Respondent): Specimen juris universalis privati de officiis laesi circa injurias observandis. 5. Mai 1768. Danzig.

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Willenberg; Philosophie: Heinrich Nicolai). Einzelne Präsides wie Samuel Schelwig waren

als Gelehrte weit über die Grenzen der Stadt Danzig hinaus bekannt, andere, nur von lokaler

Bedeutung, fielen, trotz intensiver Disputationstätigkeit, dem Vergessen anheim.

Der zweite Hauptprotagonist ist der Respondent, der auf dem Titelblatt von Danziger

Dissertationen und/oder an anderen Stellen des Thesendrucks oft als Autor in Erscheinung

tritt (Autorvermerke: „auctor“, „auctor-respondens“, „auctor et respondens“). So geht z.B. die

Autorschaft des Respondenten einer juristischen Dissertation zwar nicht aus dem Titelblatt,

aber aus dem Gratulationsschreiben des Präses hervor.39 In einer heute volkskundlich

interessanten, langen Dissertation bezeugt der Präses die Autorschaft des Respondenten mit

der Bemerkung, er habe in der Sache nicht in den Text eingegriffen.40 In Dissertationen, die

vom Präses verfasst wurden, konnte der Respondent am Schluss sogenannte Corollaria

anfügen, deren Autorschaft in der Dissertation und in der Datenbank eigens bezeichnet wird.41

Respondenten, die in den Genuss eines Stipendiums gelangten, treten auf dem Titelblatt

häufig als Stipendiaten in Erscheinung.42 Gewöhnlich hatte die Dissertation für den

Respondenten die Funktion eines Abgangszeugnisses, handelte es sich, mit anderen Worten,

um eine sogenannte Valediktionsdisputation, was oft auf den Titelblättern eigens vermerkt

wurde.43 In einer der konsultierten Abgangsdisputationen stellte der Präses eine Verbindung

her zwischen der Dissertation des Respondenten und einer Bestimmung in der Schulordnung 39 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Johann Jakob Ammelung (Respondent): Disputatio juris publici de Prussorum comitiis. 30. Mai 1720. Danzig: „Reddidi ergo, ut accepi, Dissertationem tuam, nec de meis quicquam adjeci, nec quicquam in illa emendare volui.“ (S. 16). 40 Samuel Schelwig (Präses), Jakob Bukky (Respondent): De apparitionibus mortuorum vivis ex pacto factis, Von der abgeredeten Erscheinung nach dem Tode. 11. Oktober 1708. Danzig: „Eruditissimae Dissertationi, cui in realibus nihil omninò â me adjectum, nihil ademtum est, cum gratulatione, ut par est, applaudo […].“ (S. 76). Es ist hier, wie oft, dennoch von einer Gemeinschaftsarbeit, zumindest von sprachlichen Korrekturen des Präses auszugehen. 41 Samuel Schelwig (Präses), Nathanael Böttcher (Respondent): Disquisitionis theologicae de Rechabitis ex Ierem. XXXV. segmentum primum. 14. Dezember 1679. Danzig: „Corollaria â Respondente adjecta“. Corollaria sind dem Dissertationstext angefügte, meist sehr kurze Thesen (sogenannte theses nudae), die nicht zwingend einen Bezug zum Dissertationsthema haben mussten, über die aber nach Bedarf disputiert werden konnte. 42 Samuel Schelwig (Präses), Ephraim Torschier (Respondent): Disquisitionis theologicae de Rechabitis, ex Jerem. XXXV. segmentum II. 25. Januar 1680. Danzig: „Alumnus Oelhafianus“. Zur oelhafianischen Stiftung vgl. Hirsch: Geschichte des Danziger Gymnasiums seit 1814 (Anm. 1), S. 25. 43 Samuel Schelwig (Präses), Theodor Wilhelm von Jerusalem (Respondent): Exercitatio historico-theologica, de Collyridianis. 3. Oktober 1686. Danzig (Titelblattvermerk: „valedictionis loco“). Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Samuel Huwaert (Respondent; „valedicturus“): Dissertatio juridica de foemina criminis laesae majestatis rea […] occasione l. 5. c. ad. l. Jul. maj. 3. April 1732. Danzig; hier ein Beleg zum Athenäum als Ausbildungsstätte einheimischer Eliten „ad Academias progredi apud Te constituisti, & ea intentione aliquando resalutare Patriam, ut Deo, Reipublicae & privatis prodesse possis.“ (Bl. H2r) (Attest des Präses). Zu den ,disputationes valedictoriae‘ mit Beispielen aus zahlreichen Universitäten, Ewald Horn: Die Disputationen und Promotionen an den Deutschen Universitäten vornehmlich seit dem 16. Jahrhundert. Leipzig 1893, S. 25‒28. Dissertationen valedictionis causa waren an verschiedenen Gymnasien bekannt, so auch in Zittau.

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des Athenäums.44 Mit dem anlässlich der valedictio erbrachten Leistungsausweis sollte dem

Absolventen des Danziger Gymnasiums die Aufnahme des Studiums an einer Universität

erleichtert sowie eine gute Voraussetzung für erfolgreiche weitere Studien und allenfalls für

den Erwerb eines akademischen Grades geschaffen werden. Meistens geht aus dem Titelblatt

die Herkunft des Respondenten hervor (in unserem Fall „Belgardiâ-Pomeranus“), die, in der

Regel in die deutsche Sprache übersetzt, ebenfalls durch Klick auf den entsprechenden

Personennamen, der Datenbank zu entnehmen ist („Belgard, Pommern“). In seltenen Fällen

kann die Herkunft nicht sicher durch Übersetzung bestimmt werden; dann wird sie im

Originalwortlaut vermittelt. In Danzig wurden in seltenen Fällen zwei Respondenten mit der

Verteidigung der Thesen betraut.45

An einer Danziger Disputation waren zwei oder drei offiziell bestimmte Opponenten beteiligt,

deren Namen in den allermeisten Fällen aus der Dissertation hervorgehen, was andernorts für

frühneuzeitliche Thesenschriften meist unüblich war.46 Manchmal erscheinen die Opponenten

bereits auf dem Titelblatt und/oder finden sich mit einem entsprechenden Vermerk (z.B.

„Opp.“) und allenfalls mit der Herkunftsbezeichnung unter den Gratulanten (so in unserer

Dissertation: „Christian. Bernh. Bücher, Gedan. Opp“; „Johann Christoph Engelhardt / aus

Thüringen. Opp.“; „Christianus Wienicke, Daberâ-Pom. Opp.“). Widmungstexte sind sehr oft

mit dem Namen des Verfassers (Abb. 5), meist des Respondenten, gezeichnet, so dass

letzterer in der Datenbank auch in dieser Rolle, als ,Autor der Widmung‘, erscheint (in

unserem Beispiel, wörtlich, mit einer längeren, hier in der Schriftart leicht normalisierten

Umschreibung: „Dominis, Patronis, Maecenatibus, Fautoribus, Cognato & Benefactoribus,

devotissimâ mentis observantiâ suspiciendis, Exercitationem hanc Theologicam in sui

studiorumque suorum benevolam commendationem humillimè offert AUCTOR.“). Dank für

bisherige Förderung und Hoffnung auf weitere Unterstützung durch die Widmungsadressaten

44 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Emanuel Meyn (Respondent): Disputatio juridica de curatore majoribus dando. 26. Juni 1732. Danzig (Titelblatt: „valedictionis loco“): „Id enim â Te desiderat, quod Leges Athenaei nostri, quae Gymnasticis studiis valedicentibus idem injungunt.“ (Bl. E3r). 45 Lorenz Eichstaedt (Präses), Daniel Polydor Macovius und Benjamin Oswald (Respondenten mit auf dem Titelblatt angegebenem Thesenpensum): Exercitatio astronomi exhibens locum, motum, magnitudinem, causas, effectus & significationes cometae, qui sub finem anni ae.C. 1652, & initium anni ae.C. 1653 st.n. illuxit. 3. April 1653. Danzig. In diesem wichtigen Zeugnis der Brahe-Rezeption wurde über ein damals sehr aktuelles Thema disputiert. 46 Samuel Schelwig (Präses), Jakob Zytzau (Respondent): Thesium de tempore ex Augustana confessione ejusque apologia, et quidem art. XVI.XVII.XIIX. retentis ferè ipsis librorum symbolicorum verbis, excerptarum, manipulus X. […] cum porismatibus inde deductis. 15. Januar 1697. Danzig (Name der Opponenten Bartholomäus Hauck und Christoph Brauer auf dem Titelblatt). Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Gottfried Penski (Respondent): Dissertatio juridica, de foris concurrentibus delinquentium occasione l.I. c. ubi de criminibus agi oport. 25. April 1715 (drei Opponenten als Gratulanten, nicht auf dem Titelblatt erwähnt).

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sind die hauptsächlichen Beweggründe für die in der Regel aus einer bloßen, in

Großbuchstaben gesetzten Aufzählung der Gönner bestehende Dedikation. Diese

Widmungstafel kann in seltenen Fällen Dutzende von Namen umfassen,47 die alle mit den

Amtsbezeichnungen der betreffenden Personen, meist aber ohne schmückende Epitheta, im

Originalwortlaut in die Datenbank aufgenommen werden. Es handelt sich um Personalia, die

Einblick in Verwandtschaften, Freundeskreise sowie in die gesellschaftlichen Beziehungen

und Abhängigkeiten meist innerhalb der städtischen Danziger Elite gewähren und daher

personen- und sozialgeschichtlich von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Sowohl

geistliche als auch weltliche Amtsträger, meist städtisch-patrizischer Herkunft, aber auch

Gelehrte, meist Professoren des Athenäums, hin und wieder Ärzte (in unserem Beispiel: „Dn.

Achatio Müllero, Med. D. ob artem felicissimo“) selten Kaufleute, jedoch nie Angehörige

unterer Bevölkerungsschichten kommen in den Widmungszuschriften zu Ehren. Die

Widmungsadressaten sind meist in Danzig ansässig, Auswärtige widmen Dissertationen oft

Angehörigen der Elite ihres Herkunftsorts und/oder Verwandten. Manchmal ziehen es

Widmungsverfasser vor, Dedikationen an ein Kollektiv, z.B. den Danziger Rat, allenfalls

unter Erwähnung der Chargen, an das Professorenkollegium des Athenäums, oder einfach an

Gott und das Vaterland, zu richten.48 Danziger Dissertationen enthalten häufig eine Vielzahl

von Gratulationen in Versform oder in Prosa (Abb. 6 und 7), deren Verfasser außer dem

Präses und den Opponenten, Studienfreunde, Verwandte, weitere Lehrer des Respondenten

sowie andere Bezugspersonen sein können (in unserem Beispiel sind es der Mitstudent und

Freund Immanuel Kühn sowie der Bruder des Respondenten, Justus Martin Drave).

Identifikationsprobleme entstehen, wenn Gratulanten ihren Personennamen hinter Initialen

verstecken49 ‒ ein Glücksfall, wenn diese aufgelöst werden können. Die meisten

Gratulationsgedichte sind in lateinischer Sprache abgefasst, hin und wieder welche in Deutsch

(hier dasjenige des Opponenten Johann Christoph Engelhardt). Theologiestudenten sind, wie

auch die Professoren der alten Sprachen, bisweilen stolze Verfasser von Gratulationen in

47 Ernst August Bertling (Präses), Laurenz Friedrich Fischer (Respondent; „Gedanensibus musis valedicturus“, „alumnus Voegedingianus“): Λόγος Mosi revelatus a Joanne visus. Dissertatio theologico-exegetica. 27. Juli 1756. Danzig (zwei Dutzend Namen auf einer vier Seiten umfassenden Widmungstafel). 48 Kollektivwidmung an die Danziger Obrigkeit: Christian Rosteuscher (Präses), Balthasar Langius (Respondent): De jurejurando, dissertatio historico-juridica. 27. August [von Hand] 1676. Danzig (mit „Auctor & Respondens“-Vermerk). ‒ Dedikation an Gott und das Vaterland („DEO ET PATRIAE“): Johann Schultz (Präses), Daniel Albert Schlieff (Respondent): Manus oculata, dissertatione juridica delineata. 2. April 1693. Danzig (mit dem oft vorkommenden Stempel „Lieberkühnii“). 49 Samuel Schelwig (Präses), Johannes Goettke (Respondent): Decas thesium theologicarum de electione, prouti in loco classico, Eph. I,3‒7. describitur. 24. Juli [von Hand] 1681. Danzig, Namensunterschrift: „J. F. E. W. F.‟ (bislang unaufgelöste Initialen).

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griechischer oder gar in hebräischer Sprache.50 Der Autor und Respondent Georg Simon von

Bömeln stammte aus einem angesehenen Danziger Patriziergeschlecht, schloss seine

Danziger Studien mit einer juristischen Dissertation zum Lübecker Recht ab und durfte ‒ ein

linguistisch seltener, doch für den politische Ambitionen hegenden Patriziersohn nicht

ungewöhnlicher Fall ‒ ein französischsprachiges Huldigungsgedicht des Sprachmeisters

François de Beaulieu entgegennehmen.51 Es begegnet in den carmina gratulatoria ein großer

lyrischer Formenreichtum, Indiz für die von den Studenten erworbene rhetorische und

poetische Ausbildung; nicht selten wagten sich die Gratulanten an die Verfassung eines

Sonetts.52 Poetik- und Rhetorikprofessoren gratulierten den Valedikanten, nicht überraschend,

auffällig oft.53 Vom Vorrat humanistischer Topoi wurde reichlich Gebrauch gemacht, so vom

Gleichnis der Honig sammelnden Bienen zur Bezeichnung studentischen Fleißes.54 Hin und

wieder sind dem Kasualgedicht wichtige Informationen über Anhänger und Gegner geistiger

Strömungen zu entnehmen, beispielsweise zur Rezeption der Frühaufklärung, genauer zur

Frage nach dem Vorzug von Antike oder Moderne, dies nicht zufällig in einer

völkerrechtlichen Dissertation. Hier wird die einseitige Geltung der humanistischen Tradition

50 Hebräische Gratulationstexte in Schelwig/Gynther: De Rechabitis (Anm. 32) und in: Samuel Schelwig (Präses), Christian Lokervitz (Respondent): Ex Esaiae cap. LIII. v. 9. De morte et sepultura Christi, dissertatio philologico-theologica posterior. 9. April 1677. Danzig; hier auch das griechische Gratulationsgedicht des Danzigers Friedrich Daniel Titz sowie ein lateinsprachiges des Rhetorik- und Poetikprofessors Johann Peter Titz. Im Übrigen der „Auctor & Respondens“-Vermerk beim Namen des Respondenten auf dem Titelblatt sowie die durch den Präses im Gratulationsgedicht bezeugte Verfasserschaft „Eruditae Dissertationis AUTORI“. Johann Salomo, Professor der orientalischen Sprachen, verfasste ebenfalls eine hebräische Gratulation. Zu Titz vgl. Handbuch Danzig, Teil 1, Garber (Anm. 21), S. 39f. (Hinweis auf eine wichtige Quelle und Entdeckung, den Manuskriptband [Ms 532], der auch Druckschriften von Titz enthält); Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographie zu den Drucken des Barock. 2. verbesserte und wesentlich vermehrte Auflage des Bibliographischen Handbuches der Barockliteratur. Sechster Teil. Spener ‒ Zincgref. Stuttgart 1993, Johann Peter Titz, S. 4029‒4071. Die Kasualia in den Danziger Dissertationen liefern einige bibliographische Ergänzungen (vgl. auch Anm. 53) zum bisher bekannten poetischen Œuvre von Titz. 51 Willenberg/von Bömeln („Author & Respondens“) (Anm. 30): Dissertatio juridica de abusu canonis juris Lubecensis Hand muß Hand wahren. 19. Mai 1707. Danzig. Derselbe Sprachmeister tritt als Gratulant auf in: Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Johann Wilhelm Hagdorn (Respondent): Disputatio juris gentium de arbitris et mediatoribus belligerantium. 21. Oktober 1706. Danzig. 52 Sonett von Andreas Schlutius für den Respondenten, den Alumnen des Danziger Rats, Paul Gottfried Praetorius in: Samuel Schelwig: De urbe Romuli, dissertationum moralium prima. März 1675. Danzig. Die Dissertation enthält insgesamt elf Gratulationsgedichte, darunter drei in deutscher Sprache und vier lateinischsprachige von Danziger Professoren, einschließlich des Präses. 53 Vgl. Anm. 50, mit dem Kasualgedicht von Johann Peter Titz. 54 Schelwig/Torschier: De Rechabitis (Anm. 42): „Du bist auch Bienen=Art / mein FREUNDT / Du hast gesucht // Den schönen Bücher=Safft aus vieler Schrifften Dir / // Und giebst uns allen itzt die süsse Frucht herfür.“ Verfasser ist der an anderer Stelle als Respondent auftretende Freund und Zimmergenosse des Respondenten, Nathanael Böttcher. Die Gratulationen weisen nicht selten auf Tisch- und Wohngemeinschaften hin.

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vom Fortschrittsdenken teilweise in Frage gestellt.55 Dem Glückwunschgedicht des Präses

wurde manchmal ein Attest über erfolgreich absolvierte Studien angehängt: Stammte der

doppelte Erfolgsbeleg für einen Theologiestudenten von dem zugleich die Theologieprofessur

innehabenden Rektor des Gymnasiums, wurde damit das Prestige des valedictionis loco

disputierenden Respondenten beträchtlich erhöht.56 Dies traf selbstverständlich auch zu, wenn

der Rektor als Gratulant in einer juristischen Dissertation auftrat.57 Die Bedeutung der

Verabschiedung von Danziger Studenten kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie zum

Abschluss nicht nur valedictionis loco eine Dissertation verteidigten, sondern dazu noch eine

Abschiedsrede hielten, die auf dem Titelblatt einschlägiger Disputationen ohne Nennung des

Themas bisweilen angekündigt wurde.58 Stipendiaten dankten mit Disputation und Rede ihren

Gönnern.59 Disputierende Angehörige des Danziger Patriziats konnten mit einer besonders

55 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Daniel Gottfried Hoechster (Respondent): Dissertatio juris gentium de exemptis a rigore belli. 2. Juni 1733. Danzig. Der Opponent Gottfried Ernst Duderstadt, bezeichnenderweise in deutscher Sprache: „Man muß jetzt nicht allein im Grauß der Alten graben, // […] Was hilfft es jederzeit beym grauen Rom zu sitzen? // Wenn man nicht überdem auch unsre Zeiten kennt, // Was hilffts, beym Ulpian beständiglich zu schwitzen? // Wenn man der Weißheits=Lehr hieben verächtlich nennt. // […] Was Aristoteles, was Plato längst geschrieben, // Erfüllet, wenn mans lernt, mit Hauffen das Gehirn, // Doch, weil die Wissenschafft weit höher schon getrieben, // Erheitert ihre Lehr zum minsten unsre Stirn.“ (Bl. F1v). Es folgen ein Lobpreis der Vernunft und der Nützlichkeit. 56 Samuel Schelwig (Präses), Salomo Hensel (Respondent): In hypognosticon libros I. II. et III. exercitatio theologica. 5. Oktober 1690. Danzig; Gratulationsgedicht-subscriptio: „Hisce praestantissimo RESPONDENTI, Civi dilectissimo, qui hactenus in Athenaeo nostro, Theologiae Graecam Hebraicamque literaturam & Philosophiae universae cursum, diligentissimè felicissimèque praemisit vel conjunxit, ad Germanicas Academias abituro, prosperrima quaevis ex animo apprecatur. SAMUEL SCHELGUIGIUS, D. Disputationis PRAESES.“ (S. [25]). 57 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Karl Gottlieb Ehler (Respondent): Observationes juridicae selectiores in biga decadum. 10. Dezember 1705. Danzig; hier auch die Bezeugung des Rektors, dass der Respondent neben den juristischen Lehrveranstaltungen mit Eifer und Erfolg auch theologische besucht und an theologischen Disputationen teilgenommen habe: „Respondentem Autorem varia eruditione imbutum, virtutibusque non minus quam natalium splendore perquam nobilem, qui, cum Jurisprudentiae incumberet, Theologicis etiam lectionibus diligentissime interfuit, atque in antihaereticis exercitiis non opponendo solum; sed & respondendo saepius cum applausu, imo ipsorum Theologiae Studiosorum admiratione auditus est […]“ (S. 14). 58 Samuel Schelwig (Präses), Paul Gottlieb Hofmann (Respondent; „Respondente & Autore“): Disquisitio historico-theologica, qua Marcellini, inter seculi III. episcopos Romanos ultimi, & vita recensetur, & in fide constantia asseritur; ita ut posterius sine praejudicio nostrae ecclesiae ac cum lucro adversariorum fieri ostendatur. 17. Dezember 1699. Danzig: „Ultimum vale Oratiunculâ accedente demissè observanterque dicturo.“ Die Abschiedsrede soll die erworbene rhetorische Kompetenz signalisieren so, wie die Carmina gratulatoria poetische. Der Präses bezeugt in der Gratulationssubscriptio seines kurzen Gedichts erfolgreich absolvierte Studien in der lateinischen und griechischen Sprache, in Theologie und Kirchengeschichte. 59 Gottlieb Schelwig (Präses), Nicolaus Torner (Respondent; „Stipend. Ölhaf. Alumnus“): Communio bonorum inprimis aetate apostolica Hierosolymis usurpata ad act. II. 44.45. & IV. 32. 22. August 1715. Danzig.

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großen Zahl Gratulationen rechnen.60 Glückwunschadressen enthalten oft Angaben über

Verwandtschaftsbeziehungen sowie weitere personengeschichtliche Daten, zum Beispiel über

vom Respondenten unternommene Reisen.61 Atteste des Präses in Prosa, die den Fleiß seiner

Studenten loben, geben Auskunft über Unterrichtspensen, z.B. die behandelten Teilgebiete

der Jurisprudenz;62 sie ermöglichten oder erleichterten den Respondenten allenfalls einen

direkten Einstieg in das Studium an einer auswärtigen höheren Universitätsfakultät, was Zeit

und Kosten sparte.

Auch die Drucker der Dissertationen werden in die Datenbank aufgenommen, in unserem Fall

Johann Zacharias Stolle, der auf dem Titelblatt als Drucker des Athenäums bezeichnet wird

(„Typis Johannis Zachariae Stollii, Athenaei Typographi.“). 1684 wurde in einem Erlass des

Danziger Rats das Druckereiwesen in der Stadt genauer geregelt und festgehalten, dass alle

„Disputationes, Orationes, Programmata, Insinuationes und dergleichen Scripta, die das

Gymnasium angehen, […] nirgend anderswo, als bei dem Typographo Gymnasii, wie bisher

gebräuchlich gewesen, gedruckt und ausgefertiget werden“ dürfen.63 Einen Sonderfall stellt

die vom Mathematikprofessor Paul Pater (1656‒1724) seit 1711 in Danzig betriebene

Druckerei dar, in der bedürftige Studenten mit Hilfsarbeiten betraut und für ihre

Dienstleistungen bezahlt wurden.64 Dissertationen, die in Paters Offizin gedruckt wurden,

zeichneten sich durch eine hohe typographische Qualität und drucktechnische Extravaganzen

aus (Abb. 8 und 9).65 Pater hatte ein bewegtes Leben:66 In Ober-Ungarn geboren, das er in

einer Zeit der Glaubensstreitigkeiten verließ, gelangte er nach Breslau, wurde Buchhändler,

absolvierte dort die gymnasiale Ausbildung und wurde Erzieher eines Sohns von Syndikus

60 Schultz/Schlieff: Manus oculata (Anm. 48): siebzehn Gratulationsgedichte, welche den Adressaten und die Verfasser zugleich ehren. Die Valediktion geht hier nicht ausdrücklich aus dem Titelblatt, aber aus Gratulationsadressen hervor. 61 Samuel Schelwig (Präses), Gottfried Gebauer (Respondent): Quackerismi confutati segmentum XVII. De Jesu Christo. 4. November 1694. Danzig (ein Dutzend Gratulationsgedichte, darunter ein kurzes Carmen des mit dem Respondenten entfernt verwandten Samuel Schelwig. Der Respondent seinerseits begleitete den Gratulanten Thomas Bahr auf einer Reise nach den Niederlanden und nach England). 62 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Friedrich Wahl (Respondent): Dissertatio juridica de obligatione alternativa. 10. Mai 1731. Danzig. 63 Gotthilf Löschin: Geschichte der Danziger Buchdruckereien. In: Einladungsschrift zu der am 25sten Julius 1840 in Danzig zu begehenden Feier des vierten Säkular-Jubiläums der Erfindung der Buchdruckerkunst. Danzig 1840, S. 1‒16, hier S. 7. 64 Ebd., S. 11f. 65 Paul Pater (Präses), Paul Swietlicki (Respondent): Astrologia Persica, ad instantiam legati regis Persarum, dum Gedani degeret, nuper conscripta, nunc ab amicis requisita. 7. Mai 1720. Danzig („Ex typographeo praesidis“). Paul Pater (Präses), Johann Ernst Schimmelpfennig (Respondent): Dissertatio de mari Caspio nec non populis adiacentib. et fluviis eo decurrentibus. 16. Dezember 1723. Danzig, mit Gratulationen in deutscher Zierschrift. 66 August Bertling: Pater, Paul. In: Allgemeine deutsche Biographie. Bd. 25. Leipzig 1885, S. 221f.

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Caspar von Lohenstein. Dann setzte er seine Studien zunächst in Leipzig, später an der

Universität Jena fort, wo er Schüler Erhard Weigels sowie Johann Andreas Schmidts war und

nach dem Erwerb des Magistergrads Mathematik, Griechisch und Latein unterrichtete. 1688

übernahm er eine Professur am Gymnasium in Thorn und betätigte sich als

Kalenderherausgeber. Am 25. September 1705 trat er die Mathematikprofessur am Danziger

Athenäum an.

2.3. Standortbibliothek, Digitalisat

Im dritten Informationsblock befinden sich die Angaben zur Standortbibliothek (in unserem

Fall ist das digitalisierte Exemplar der ersten Auflage [Danzig 1709] in der Bayerischen

Staatsbibliothek München, das der zweiten [Danzig 1710] in der Sächsischen Landes-, Staats-

und Universitätsbibliothek Dresden und das der dritten [Druckort nicht angegeben, 1734] in

der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle/Saale sowie in der

Bayerischen Staatsbibliothek München vorhanden) sowie ein Link zum Digitalisat; leider sind

Digitalisate bis jetzt im Internet (noch) nicht sehr zahlreich verfügbar. Liegen mehrere

Auflagen einer Dissertation digitalisiert vor, werden sie auch in der Datenbank mit Links

zugänglich gemacht.67 Bei nicht digitalisierten Thesenschriften wird mindestens eine

Standortbibliothek angegeben. Oft empfiehlt sich die Autopsie eines Zweitexemplars, weil

Paratexte nicht selten weggeschnitten wurden oder weil in verschiedenen Exemplaren

derselben Dissertation in gedruckter Form unterschiedliche Widmungsadressaten vorliegen.68

Noch im 18. Jahrhundert, zu einer Zeit der angeblichen Krise, wirkte mit Samuel Friedrich 67 Der Vergleich verschiedener Auflagen derselben Dissertation ermöglicht wichtige Schlüsse über das Disputationswesen im Allgemeinen, die zeitgenössische Relevanz bestimmter Themen und daher zur Rezeptionsgeschichte. Drei Auflagen erschienen auch von: Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Andreas Johann Schweder (Respondent): Disputatio juridica, de iniuria, quae mortuis illata. 5. September 1726. Danzig. Die zweite Auflage (Jena! 1745) erschien mit verändertem Titel: Commentatio iuridica, de iniuria, quae mortuis illata, Oder: Ob und wie man die Verstorbenen beschimpfen könne?; der Name des Respondenten, die Abhaltedaten etc. fehlen auf dem Titelblatt. Hinzu kam in den späteren Auflagen die deutschsprachige Übersetzung des Titels. Die Gratulationsadressen sind in den beiden ersten Auflagen noch vorhanden, nicht mehr aber in der dritten Auflage (Danzig 1760), die mit folgendem ‒ im Vergleich mit der zweiten Auflage nur sehr leicht ‒ modifiziertem Titel erschien: Commentatio iuridica, de iniuria, quae mortuis illata, Ob und wie man die Verstorbenen beschimpfen könne? ‒ Die Widmungen entfielen bereits in der zweiten Auflage. In den späteren Editionen der auch volkskundlich wichtigen Thesenschrift verschwanden also zunehmend die Charakteristika der Dissertation als Einladungsschrift zu einer Disputation, der Abhandlungscharakter und die Schriftlichkeit als Kommunikationsmodi traten ganz in den Vordergrund. 68 Ein aussagekräftiges Beispiel bei Marion Gindhart: Erhard Weigels pro-loco-Disputation in Jena über den Kometen von 1652. Ein Paradigma für die Polyfunktionalität frühneuzeitlicher Disputationen. In: Dichtung ‒ Gelehrsamkeit ‒ Disputationskultur. Festschrift für Hanspeter Marti zum 65. Geburtstag. Hg. von Reimund B. Sdzuj, Robert Seidel und Bernd Zegowitz. Wien/Köln/Weimar 2012, S. 482‒510.

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Willenberg am Athenäum ein bedeutender Präses, unter dessen Vorsitz zahlreiche

Dissertationen verteidigt wurden, auch solche mit einer üppigen Ausstattung von Paratexten

aller Art.69 Die bibliographischen Aufnahmen der Danziger Dissertationen im KVK sind, von

den Verzeichnungsgepflogenheiten der Standortbibliotheken und von deren Mitarbeitern

abhängig, von ganz unterschiedlicher Qualität, am zuverlässigsten die Einträge im VD 17 und

im VD 18, die auch das Titelblatt verfügbar machen.

2.4. Inhaltliche Erschließung

Der vierte Informationsblock des Datenbankeintrags erschließt den Inhalt der Dissertation

durch deutschsprachige Sachwörter, in Ausnahmefällen, vor allem dort, wo keine adäquate

Übersetzung gefunden wird, mit im Originaltext auftretenden lateinischen Schlüsselbegriffen.

2.5. Schlussbemerkung zur Datenbank

In den meisten Feldern steht eine für besondere Notizen bestimmte Rubrik zur Verfügung.

Die Datenbank ist, vor allem bis zum Abschluss der Pilotphase, für Verbesserungen jeder Art

offen. Neu im Vergleich mit ihrer Vorgängerin zu den Königsberger Dissertationen ist, wie

erwähnt, die Möglichkeit, Listen anzufertigen, so zu den einzelnen Personen, Abhalte- bzw.

Erscheinungsjahren, Herkunftsorten, den Fakultäten und zu weiteren Informationen. Die

Datenbank versteht sich unter anderem als Arbeitsinstrument für gezielte systematische

Abfragen von Daten mit dem Ziel, die Unterrichtsgeschichte des Athenäums genauer zu

erforschen und, wo nötig, das bisherige Bild historischer Abläufe zu ergänzen und zu

korrigieren.

3. Schlussfolgerungen

Soweit bis jetzt bekannt, gibt es keine Bibliothek, in welcher alle oder auch nur der größte

Teil der im Danziger Athenäum verteidigten frühneuzeitlichen Dissertationen vorhanden sind.

Daher bilden deren bibliographische Erschließung und die allmähliche Vervollständigung der

Datenbank ein unterrichtsgeschichtliches Langzeitprojekt mit offenem zeitlichem und

inhaltlichem Ausgang: Die aufwändige Suche nach einschlägigen Titeln setzt Geduld und

Ausdauer, der anzustrebende Erfolg eine gute internationale Kooperation mit den beteiligten

Bibliotheken voraus. In unserer, vor mehr als 30 Jahren erschienenen Auswahlbibliographie,

69 Samuel Friedrich Willenberg (Präses), Johannes Nicolaus Oehmchen (Respondent): Dissertatio juridica de compulsione testium ad dicendum testimonium. 23. März 1724. Danzig (Widmungstafel mit elf Adressaten, Widmungsvorrede des Respondenten, lange Atteste des Präses sowie des Professors und Bibliothekars Gottlieb Schelwig).

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die philosophische Dissertationen der Zeit von 1660 bis 1750 erfasst, sind nur 15 Danziger

Thesenschriften des 17. und lediglich 47 des 18. Jahrhunderts verzeichnet, eine

verschwindend kleine Zahl. 70 Bei den theologischen und juristischen Dissertationen des

Athenäums ist ebenfalls von einem geringen Erschließungsgrad auszugehen, und bei

manchem Präses lässt der KVK den nach Treffern suchenden Benutzer weitgehend oder ganz

im Stich. Von einem durch Lorenz Eichstaedt angeblich in den Jahren 1654‒1658

abgehaltenen Collegium physicum, aus dem 21 Dissertationen hervorgegangen seien,71 ist

bislang keine einzige Thesenschrift wieder aufgefunden worden ‒ und diese hohe

Verschollenheitsquote ist für das Danziger akademische Gymnasium kein Einzelfall. Der in

der Danziger Akademiebibliothek unter der Signatur Od 17347/7 4* vorhandene Sammelband

mit 120 Dissertationen des im Pilotprojekt sehr lückenhaft vertretenen Juristen Samuel

Friedrich Willenberg wird in nächster Zeit dankenswerterweise digitalisiert.72 Zudem sind in

Danzig zahlreiche Dissertationen seines Vorgängers Johann Schultz (1662‒1704) und anderer

Danziger Rechtslehrer vorhanden, die auf einen bereits im 17. Jahrhundert hochstehenden und

auch für das 18. Jahrhundert dringend zu erforschenden juristischen Unterricht schließen

lassen. Er kam offenbar den Ausbildungsbedürfnissen der städtischen Oberschicht sehr

entgegen. Mehr Beachtung fand, wie vorweggenommen, der akademische Werdegang der

Geistlichen, die im frühneuzeitlichen Danzig wirkten, ohne dass bis jetzt die von ihnen als

Theologiestudenten am Athenäum und an auswärtigen Universitäten verteidigten

Dissertationen in wissenschaftliche Untersuchungen einbezogen worden wären. Inwieweit das

gegenwärtig in Vorbereitung befindliche „Zwischenmanuskript“ zum Altpreußischen

evangelischen Pfarrerbuch 73von den in den Danziger Dissertationen enthaltenen Personalia

Nutzen ziehen kann, ist beim gegenwärtigen Erschließungsstand der Dissertationen und

angesichts der bereits vorhandenen zahlreichen biographischen Daten über die in Betracht

kommenden Personen schwer vorauszusagen. Leider kann die Arbeit an der Datenbank mit

der am Zwischenmanuskript, das laufend veröffentlicht wird, nicht Schritt halten.

Es ist die Riesenmenge allein des lateinsprachigen gedruckten Quellenmaterials, die den

Historiker bis jetzt wohl gehindert hat, sich den akademischen Kleinschriften zuzuwenden.

70 Hanspeter Marti: Philosophische Dissertationen deutscher Universitäten 1660‒1750. Eine Auswahlbibliographie, unter Mitarbeit von Karin Marti. München/New York u.a. 1982, Register der Abhalteorte, S. 548‒581, hier S. 551. 71 Ephraim Praetorius: Athenae Gedanenses (Anm. 21), S. 93. 72 Freundliche Mitteilung von Stefania Sychta, PAN Biblioteka Gdańska, vom 14. August 2013. 73 Das „Zwischenmanuskript“ zum Altpreußischen evangelischen Pfarrerbuch. Auf der Grundlage der Sammlungen von Friedwald Moeller bearbeitet von Walther Müller-Dultz, Reinhold Heling und Wilhelm Kranz. Band 1: Abegg ‒ Czypulowski. Hamburg 2012. Band 2: Daase ‒ Gyzicki. Hamburg 2013. Band 3: Haack ‒ Kytlickowski. Hamburg 2013.

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Aber ohne Letztere zu berücksichtigen, lässt sich eine Schulgeschichte nicht schreiben, außer

man verzichte, wie leider meistens, auf die Darstellung der Geschichte des Unterrichts. In

Danzig ist von einer äußerst günstigen Quellenlage auszugehen, da in längeren jährlichen

Berichten die neuen Lehrveranstaltungen angekündigt und über die stattgefundenen dem

städtischen Magistrat Rechenschaft abgelegt wurde. Diese im 17. Jahrhundert einsetzenden

Berichte sind erhalten, einige im KVK digital verfügbar, bislang aber ‒ auch

personengeschichtlich ‒ kaum ausgewertet.74 Um ein abgerundetes Bild des Unterrichts am

Athenäum zu bekommen, müssten sie zusammen mit den Dissertationen, Lehrbüchern und

anderen einschlägigen Quellengattungen, auch der handschriftlichen Überlieferung, unbedingt

herangezogen werden.

Abschließend ist noch einmal auf eine Besonderheit des Danziger Disputationswesens

aufmerksam zu machen, die dem gegenwärtigen Forschungstrend, den literarischen

Paratexten die verdiente Beachtung zu schenken, entspricht.75 Danziger Dissertationen fallen

durch oft auftretende Widmungstafeln und -texte sowie durch eine im Vergleich mit den

meisten anderen Hohen Schulen auffallend große Zahl von Gratulationen, zumeist in

Gedichtform, häufig auch in Prosa, auf. Als Gratulanten treten in ihnen in der Regel (auch)

die Opponenten auf, die nicht selten auf den Titelblättern namentlich erwähnt sind ‒ eine

andernorts ebenfalls nicht häufig beobachtete Gepflogenheit. Ein- und dieselbe Person tritt in

den Thesenschriften, oft im selben Druck, in verschiedenen Rollen mit ihrem Namen in

Erscheinung. Daher kann inbezug auf Danziger Dissertationen nicht unangebracht von einem

prononcierten gelehrten Leistungs- und meritokratischen Repräsentationsbedürfnis, ja

geradezu von einem bildungspolitisch personenzentrierten Repräsentationskult gesprochen

werden: Letzterer steht nicht nur mit den Lebensverhältnissen der von Handel und

Kaufmannschaft dominierten Hansestadt im Einklang, sondern geht auch auf das

Bildungsprestige des nicht promotionsberechtigten Athenäums zurück, das mit gelehrter

Enkomiastik nach außen sein Ansehen zu steigern suchte und sich den Universitäten als Ort

solider Grundausbildung empfahl. In den von uns ausschließlich herangezogenen

panegyrischen Quellen wurden freilich Defizite und Missstände überspielt, die im

beginnenden 19. Jahrhundert zur Aufhebung des akademischen Gymnasiums, zu dessen

Herabstufung sowie zur Vereinigung mit der Danziger Marienschule führten. Die Geschichte

74 Vgl. das Beispiel in Anm. 12. 75 Vom 9. bis 12. Mai 2013 wurde von der Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschungen Engi/Glarus Süd in Zusammenarbeit mit Marion Gindhart (Mainz) und Robert Seidel (Frankfurt a.M.) eine Tagung zum Thema ,Frühneuzeitliche Disputationen ‒ polyvalente Produktionsapparate gelehrten Wissens‘ veranstaltet, die vor allem den in den Dissertationen enthaltenen Paratexten gewidmet war.

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der schließlich nicht mehr bewältigten Krisen des Athenäums kann deshalb aus dem

Blickwinkel der überlieferten frühneuzeitlichen Dissertationen, den blendenden Zeugnissen

des mit der Valediktion jeweils erreichten, hin und wieder wohl überzeichneten

Studienerfolgs, nicht geschrieben werden. Trotzdem gibt es keinen überzeugenden Grund, den

apologetischen Quellen die längst fällige quellenkritische Aufmerksamkeit zu versagen.

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