Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat...

4
Zum „Tag des Judentums“ mit Jesus auf dem Berg der Verklärung – „Die Juden sind immer noch von Gott geliebt“ (Röm 11) 2. Fastensonntag/C zu Gen 15,5-18 und Lk 9,28-36 Br. Tilbert Moser, Kapuziner, Olten - 2016 Seit 2011 haben die Schweizer Bischöfe den zweiten Fastensonntag auf Anweisung der Gesamtkirche zum „Tag des Judentums“ erklärt. Warum braucht es einen besonderen Judensonntag? Offenbar ist es nötig, die Christenheit wieder an ihre jüdischen Wurzeln zu erinnern, denn seit den ersten Jahrhunderten an hat der Virus der Judenfeindschaft, Antisemitismus genannt, unsere Beziehung zu den Juden vergiftet und viel Unheil über sie gebracht: Verachtung, Verfolgung bis zum Versuch ihrer Vernichtung unter Hitler. Wie kam es dazu? Die Mehrheit der Juden hatte bekanntlich Jesus als Messias verworfen; ihre Führer haben ihn ans Kreuz ausgeliefert. Darauf reagierten die Christen mit dem Vorwurf: „Die Juden haben Jesus gekreuzigt und sind Gottesmörder, darum hat auch Gott sie verworfen und sie bestraft mit der Zerstörung Jerusalems und der Vertreibung unter die Völker, unter denen sie nun durch alle Zeiten büssen müssen.“ Schon in der ersten Christengemeinde in Rom dachten nichtjüdische Christen so und folgerten: „Die Juden sind nicht mehr Gottes Volk, weil sie Jesus verworfen haben. An ihrer Stelle sind nun wir, die Kirche aus den Völkern, das wahre Israel. Alle Verheissungen, die Gott dem alten Israel gegeben hat, sind nun auf uns übergegangen. Wir sind nun das wahre, neue Israel.“ Viele denken noch heute so. Man nennt es Enterbungs- oder Ersatztheologie. Das erfuhr ich auf einer Heiliglandwallfahrt. Ich sagte unserem arabischen Busschauffeur, dass ich mit Juden freundschaftliche Beziehungen pflege. Da zuckte er zusammen und rief erschreckt aus: „Die haben ja Jesus ermordet.“ Paulus hörte von dieser Fehlentwicklung in Rom und schrieb ihnen einen Brief, in dem er leidenschaftlich darlegt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen: „Die Juden sind immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“ (Röm 11,28f). Tatsächlich haben die Christen durch Jahrhunderte dies nicht kapiert und die Juden verfolgt, was für die Juden die Busszeit für die Kreuzigung Jesu war. Übrigens ist die Mitschuld der Christen am Tod Jesu nicht geringer, denn Jesus ist für alle gestorben; wir alle haben beigetragen zur Kreuzigung Jesu (vgl. Hebr 6,6). Doch nun ist Gott dran, sich wieder leidenschaftlich seinem Volk nach verbüsster Busszeit zuzuwenden und es „wiederherzustellen“ zum Segen für die Welt (vgl. Jes 40,1-3). Doch dazu braucht es unsere christliche Mithilfe gegen den unheimlichen Widerstand politischer und geistiger Israelfeinde. Es ist ein Geisteskampf entbrannt, bei dem wir nicht untätig zuschauen dürfen. Eine neue Ära ist angebrochen mit dem Holocaust und der Wiederauferstehung des Volkes Israel in einem eigenen Staat, wie der Geistesmann und Priester Heinrich Spaemann darlegt: „Das wichtigste Datum des 20. Jahrhunderts ist für den, der mit der Bibel denkt, die Wiedervolkwerdung Israels nach einem fast zweitausend Jahre währenden Passionsweg und nach Auschwitz als einem zweiten Golgotha – Johannes Paul II. nannte es mehrfach so. Diese ‚Auferstehung’ Israels ist Einlösung der Ezechielprophetie: aus einem unabsehbaren Totenfeld wird eine lebendige Heerschar (Ez 37,1-14). Dem Römerbrief nach ist sie das letzte Heilszeichen in der Menschheitsgeschichte vor dem Jüngsten Tag…“ Dass Gott sein Volk immer noch liebt, obwohl es seinen Sohn ans Kreuz überliefert hat, zeigt, dass er in seinem Erbarmen unendlich grösser ist als unser kleines Herz. „Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind, denn er kann sich selber nicht verleugnen“ (2 Tim 2,13; vgl. Röm 11,33-36). Unser kleines Herz ist schnell bereit zu verurteilen, während Gott unendlich barmherzig ist und die Schuld zu verzeiht, wenn wir sie bereuen, auch wenn er sie bestrafen muss. Am Kreuz hat Jesus gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Die Christenheit hat durch Jahrhunderte den Juden ihre Schuld nicht verziehen, ihnen die Liebe entzogen und sie gar verfolgt und verbrannt. Paulus hat uns das richtige christliche Verhalten zu den Juden vorgelebt. Er hat gelitten unter dem Fehltritt seines Volkes: „Voll Trauer bin ich, unablässiger Schmerz macht mir das Herz schwer. Ja, ich wünschte, selber ver- flucht und von Christus getrennt zu sein, anstelle meiner Brüder, die zum gleichen Volk gehören, die Israeliten sind…“ (Röm 9,2-4). Paulus war also bereit, wie Jesus sein Leben für seine jüdischen Brüder hinzugeben. Paulus kannte aus der Bibel die Widerspenstigkeit seines Volkes. Ständig mussten die Propheten ihr Volk wegen Untreue anklagen. Sie vergleichen Gott mit einem Bräutigam, der sich Israel, die „Tochter Zion“, als seine Braut erwählt und sich grenzenlos in sie verliebt. Israel ist seine „erste Liebe“, der er „ewige Treue“ geschworen hat: „Kann man denn die Frau verstossen, die man in der Jugend geliebt hat? Für eine kleine Weile nur habe ich dich verlassen, doch mit grossem Erbarmen hole ich dich heim“ (Jes 54,6-8). Gott lässt sich also durch die Untreue des jüdischen Gottesvolkes nicht abhalten, es zu lieben und es wieder „mit grossem Erbarmen“ heimzuführen. Dies beginnt sich in unserer Zeit zu erfüllen: „Für eine kleine Weile nur habe ich dich verlassen.“ Auch die Christen haben in anderem Sinn die Juden durch Jahrhunderte verlassen und sie den Gasöfen überlassen. Es waren meist ihrem Glauben treue Juden, die noch beim Gang in die Gasöfen ihr Glaubensbekenntnis gebetet haben: „Sch e ma Israel – Höre Israel…“ (Dtn 6,4). Da musste sich ihnen die Frage stellen: „Wo ist unser Gott? Ist er uns untreu geworden?“ Diese Verlassenheit

Transcript of Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat...

Page 1: Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen: „Die Juden sind immer noch

Zum „Tag des Judentums“ mit Jesus auf dem Berg der Verklärung – „Die Juden sind

immer noch von Gott geliebt“ (Röm 11) 2. Fastensonntag/C zu Gen 15,5-18 und Lk 9,28-36

Br. Tilbert Moser, Kapuziner, Olten - 2016

Seit 2011 haben die Schweizer Bischöfe den zweiten Fastensonntag auf Anweisung der Gesamtkirche zum „Tag des Judentums“ erklärt. Warum braucht es einen besonderen Judensonntag? Offenbar ist es nötig, die Christenheit wieder an ihre jüdischen Wurzeln zu erinnern, denn seit den ersten Jahrhunderten an hat der Virus der Judenfeindschaft, Antisemitismus genannt, unsere Beziehung zu den Juden vergiftet und viel Unheil über sie gebracht: Verachtung, Verfolgung bis zum Versuch ihrer Vernichtung unter Hitler. Wie kam es dazu? Die Mehrheit der Juden hatte bekanntlich Jesus als Messias verworfen; ihre Führer haben ihn ans Kreuz ausgeliefert. Darauf reagierten die Christen mit dem Vorwurf: „Die Juden haben Jesus gekreuzigt und sind Gottesmörder, darum hat auch Gott sie verworfen und sie bestraft mit der Zerstörung Jerusalems und der Vertreibung unter die Völker, unter denen sie nun durch alle Zeiten büssen müssen.“ Schon in der ersten Christengemeinde in Rom dachten nichtjüdische Christen so und folgerten: „Die Juden sind nicht mehr Gottes Volk, weil sie Jesus verworfen haben. An ihrer Stelle sind nun wir, die Kirche aus den Völkern, das wahre Israel. Alle Verheissungen, die Gott dem alten Israel gegeben hat, sind nun auf uns übergegangen. Wir sind nun das wahre, neue Israel.“ Viele denken noch heute so. Man nennt es Enterbungs- oder Ersatztheologie.

Das erfuhr ich auf einer Heiliglandwallfahrt. Ich sagte unserem arabischen Busschauffeur, dass ich mit Juden freundschaftliche Beziehungen pflege. Da zuckte er zusammen und rief erschreckt aus: „Die haben ja Jesus ermordet.“

Paulus hörte von dieser Fehlentwicklung in Rom und schrieb ihnen einen Brief, in dem er leidenschaftlich darlegt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen:

„Die Juden sind immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“ (Röm 11,28f).

Tatsächlich haben die Christen durch Jahrhunderte dies nicht kapiert und die Juden verfolgt, was für die Juden die Busszeit für die Kreuzigung Jesu war. Übrigens ist die Mitschuld der Christen am Tod Jesu nicht geringer, denn Jesus ist für alle gestorben; wir alle haben beigetragen zur Kreuzigung Jesu (vgl. Hebr 6,6). Doch nun ist Gott dran, sich wieder leidenschaftlich seinem Volk nach verbüsster Busszeit zuzuwenden und es „wiederherzustellen“ zum Segen für die Welt (vgl. Jes 40,1-3). Doch dazu braucht es unsere christliche Mithilfe gegen den unheimlichen Widerstand politischer und geistiger Israelfeinde. Es ist ein Geisteskampf entbrannt, bei dem wir nicht untätig

zuschauen dürfen. Eine neue Ära ist angebrochen mit dem Holocaust und der Wiederauferstehung des Volkes Israel in einem eigenen Staat, wie der Geistesmann und Priester Heinrich Spaemann darlegt:

„Das wichtigste Datum des 20. Jahrhunderts ist für den, der mit der Bibel denkt, die Wiedervolkwerdung Israels nach einem fast zweitausend Jahre währenden Passionsweg und nach Auschwitz als einem zweiten Golgotha – Johannes Paul II. nannte es mehrfach so. Diese ‚Auferstehung’ Israels ist Einlösung der Ezechielprophetie: aus einem unabsehbaren Totenfeld wird eine lebendige Heerschar (Ez 37,1-14). Dem Römerbrief nach ist sie das letzte Heilszeichen in der Menschheitsgeschichte vor dem Jüngsten Tag…“

Dass Gott sein Volk immer noch liebt, obwohl es seinen Sohn ans Kreuz überliefert hat, zeigt, dass er in seinem Erbarmen unendlich grösser ist als unser kleines Herz. „Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind, denn er kann sich selber nicht verleugnen“ (2 Tim 2,13; vgl. Röm 11,33-36). Unser kleines Herz ist schnell bereit zu verurteilen, während Gott unendlich barmherzig ist und die Schuld zu verzeiht, wenn wir sie bereuen, auch wenn er sie bestrafen muss. Am Kreuz hat Jesus gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Die Christenheit hat durch Jahrhunderte den Juden ihre Schuld nicht verziehen, ihnen die Liebe entzogen und sie gar verfolgt und verbrannt.

Paulus hat uns das richtige christliche Verhalten zu den Juden vorgelebt. Er hat gelitten unter dem Fehltritt seines Volkes: „Voll Trauer bin ich, unablässiger Schmerz macht mir das Herz schwer. Ja, ich wünschte, selber ver-flucht und von Christus getrennt zu sein, anstelle meiner Brüder, die zum gleichen Volk gehören, die Israeliten sind…“ (Röm 9,2-4). Paulus war also bereit, wie Jesus sein Leben für seine jüdischen Brüder hinzugeben.

Paulus kannte aus der Bibel die Widerspenstigkeit seines Volkes. Ständig mussten die Propheten ihr Volk wegen Untreue anklagen. Sie vergleichen Gott mit einem Bräutigam, der sich Israel, die „Tochter Zion“, als seine Braut erwählt und sich grenzenlos in sie verliebt. Israel ist seine „erste Liebe“, der er „ewige Treue“ geschworen hat: „Kann man denn die Frau verstossen, die man in der Jugend geliebt hat? Für eine kleine Weile nur habe ich dich verlassen, doch mit grossem Erbarmen hole ich dich heim“ (Jes 54,6-8). Gott lässt sich also durch die Untreue des jüdischen Gottesvolkes nicht abhalten, es zu lieben und es wieder „mit grossem Erbarmen“ heimzuführen.

Dies beginnt sich in unserer Zeit zu erfüllen: „Für eine kleine Weile nur habe ich dich verlassen.“ Auch die Christen haben in anderem Sinn die Juden durch Jahrhunderte verlassen und sie den Gasöfen überlassen. Es waren meist ihrem Glauben treue Juden, die noch beim Gang in die Gasöfen ihr Glaubensbekenntnis gebetet haben: „Schema Israel – Höre Israel…“ (Dtn 6,4). Da musste sich ihnen die Frage stellen: „Wo ist unser Gott? Ist er uns untreu geworden?“ Diese Verlassenheit

Page 2: Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen: „Die Juden sind immer noch

seiner Brüder hat schon Jesus auf sich genommen, als er am Kreuz ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22).

Der jüdische Maler Marc Chagall hat anlässlich der Kristallnacht (1938), in der Hitler alle Synagogen abbrennen liess, auf dem Bild der „Weissen Kreuzigung“ Jesus als Juden, mit dem jüdischen Gebetsschal als Lendentuch, dargestellt inmitten brennender Synagogen und fliehender Juden. Jesus inmitten seiner jüdischen Brüder, der ihnen mit seinem Sterben eine Lichtbahn zum Himmel öffnet. Jesus auf der Seite verfolgter Juden!

Doch die Gottverlassenheit der Juden ist nicht das Letzte. Wie drei Tage nach Jesu Tod die Auferstehung folgte, so liess Gott drei Jahre nach dem Holocaust, 1948, sein Volk wieder auferstehen durch die völkerrechtlich abgesicherte Gründung des Staates Israel. Das totgewünschte Israel lebt, trotz ständiger Bedrohung, ausgelöscht zu werden. Daran spielt schon die erwähnte Jesaja-Prophetie an: „Für eine kleine Weile nur habe ich dich verlassen, doch mit grossem Erbarmen hole ich dich heim.“ Nach dem Golgotha von Auschwitz geht Gott dran, seinem Volk eine neue Auferstehung zu schenken, es wieder heimzuholen und „wiederherzustellen“. Das begann als politisches Wunder mit der Gründung des Staates Israel 1948. Gott hat durch die Propheten verheissen, nach der Strafzeit sein Volk wieder im Land der Väter zu sammeln „aus allen Völkern, in die ich sie zerstreut habe“ (Jer 32,37). Zur verheissenen „Wiederherstellung“ gehört nicht nur die Sammlung in einem eigenen Staat, sondern auch die geistliche Wiederherstellung, in der immer mehr Juden Jesus als ihren Messias annehmen. Ihr katholischer Verbindungsmann zum Vatikan ist Kardinal Schönborn.

Der Prophet Ezechiel hat in Kapitel 37 die zwei Phasen der Wiederherstellung Israels in der Vision der Erweckung der Totengebeine bildhaft dargestellt. In der

ersten Phase fügen sich die zerstreuten Gebeine (das unter die Völker zerstreute Volk) wieder zusammen und werden mit Sehnen und Fleisch zusammengefügt, „Geist aber war nicht in ihnen“. In der zweiten Phase musste der Prophet den Geist Gottes auf diese noch unerweckten Gebeine herabrufen: „Und der Geist kam in sie, und sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füsse, ein sehr, sehr grosses Heer“.

Seit Papst Johannes XXIII. spricht man von einem „neuen Pfingsten“. Es geht um eine „neue Geistausgiessung“, welche die Kirche mit ihren getrennten Konfessionen erneuern und zur Einheit zurückführen möchte. Derselbe Geist möchte auch das jüdische Volk einbeziehen und es mit uns „Völkerchristen“ verbinden, den Zugewanderten zum Volk der Erstberufenen (Eph 2,14-22) und den Aufgepfropften auf den edlen Ölbaum Israel (Röm 11,17-24). Dieser schon von den Propheten verheissene Geist drängt heute unter den Christen und Juden, das Volk Gottes zu sammeln und es auszurichten auf die „Wieder-herstellung aller Dinge“ (Apg 3,21), d.h. die Vollendung der Heilsgeschichte. Auch wir Christen sind gerufen, wie Ezecheil den Geist Gottes auf Israel herzurufen, nicht nur im Gebet, sondern durch unser Handeln und Verhalten.

„Die Juden sind immer noch von Gott geliebt um der Väter willen.“ Wer sind diese Väter? Zwei sind uns im Evangelium begegnet, in der Geschichte der Verklärung Jesu auf dem Tabor. „Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiss. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlen-dem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.“ Diese beiden Männer haben sich heldenhaft für das untreue Volk Gottes eingesetzt und haben durch ihre Treue und Fürbitte mitgeholfen, dass Gott sein Volk nicht verstossen musste. Zu den Gerechten Israels gehört aber vor allem Abraham, von dem die erste Lesung spricht. In der Nacht erschien ihm der Herr und führte ihn hinaus unter den Nachthimmel und sprach: „Sieh zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. … So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.“ Mit einem Brandopfer schloss dann der Herr einen Bund mit Abram mit folgender Verheissung: „Deinen Nachkom-men gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum grossen Strom, dem Eufrat.“ Abraham glaubte daran, obwohl seine Frau Sara unfruchtbar war. Noch stärker zeigte sich sein Glaube, als Gott von ihm verlangte, seinen einzigen, geliebten Sohn Isaak zu opfern. Dies weist bereits auf das Opfer des himmlischen Vaters hin, der seinen einzigen, geliebten Sohn hingab, um die Welt zu retten. Paulus stellt uns Abraham als „Vater unseres Glaubens“ dar. „Abraham glaubte, voll Hoffnung gegen alle Hoffnung“ (Röm 4,18).

Der Glaube Abrahams findet seine Erfüllung in Maria. Sie hat uns im Namen ihres Volkes und der ganzen Menschheit den Retter gebracht. In ihrem Magnifikat

Page 3: Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen: „Die Juden sind immer noch

bekräftigt sie die Verheissungen an Abraham: „(Der Herr) hat sich seines Knechtes Israel angenommen eingedenk seines Erbarmens, wie er unsern Vätern verheissen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“ - Darum sagte Papst Benedikt XVI., dass wir Maria und dem jüdischen Volk dafür Dank schulden, weil sie uns den Messias geschenkt haben.

„Die Juden sind immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“ (Röm 11,28f). Was ist gemeint mit den „Gnadengaben und der Berufung“, die Gott Abraham und seinen Nachkommen „unwiderruflich“ zugeschworen hat? Es sind drei: Abrahams Nachkommen sollen zu einem grossen Volk werden zum Segen für alle Völker und ihnen soll für immer das verheissene Land gehören. Volk – Land – zum Segen für alle Völker gehören zusammen. Diese Gaben wurden dem Abraham und seinen Nachkommen (deren Haupt Jesus ist, Gal 3,16) aufgrund seines Glaubens für immer „unwiderruflich“ zugesprochen. „Ich schwöre bei mir selbst, Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen mehren wie die Sterne des Himmels… Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast“ (Gen 22,16-18).

Seit dem Tod Jesu schien dieser dem Abraham für ewig versprochene Segen für das jüdische Volk versiegt und auf die Christen übergegangen zu sein. Paulus erklärt dazu, dass die Ablehnung Jesu durch die Juden bei Gott das Ziel hatte, dass dadurch das Evangelium zuerst unter den Völkern ausgebreitet würde und dass die Christen durch ihr Verhalten die Juden wieder zu ihrem Messias heimlocken würden (was sie nicht taten) (Röm 11,11-14). Tatsächlich hat das Christentum mit seinen Missionaren die ganze Welt erobert und mit dem Segen Abrahams durch Jesus, den Sohn Abrahams, unzählig viel Gutes hervorgebracht. Doch heute beginnt Gott nach der „Auszeit“ sich wieder seinem ersterwählten Volk zuzu-wenden und seine Verheissungen an ihm zu erfüllen. Das erfordert ein starkes Umdenken der Christenheit. (Der päpstliche Prediger Raniero Cantalamessa nennt es „Bekehrung zu Israel“, das nicht mit dem politischen Israel identisch, doch auch nicht von ihm zu trennen sei. Vom Schock des Holocaust aufgerüttelt hat das Konzil (1962-65) den christlichen Antisemitismus in der Erklärung „Nostra aetate“ scharf verurteilt, gestützt auf die Worte des Paulus:

„Die Juden sind immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“

Es genügt nicht zu sagen: wir haben nichts gegen die Juden, wir sind keine Antisemiten. Der Judensonntag ruft uns auf, die Juden so zu lieben, wie Gott, wie Jesus, wie Paulus sie geliebt haben. „Die Juden sind immer noch

von Gott geliebt…“ Darum müssen auch wir sie lieben, wenn wir zu ihm gehören wollen. Wer heiratet, heiratet auch in die Verwandtschaft seiner Frau hinein, und bekommt zu tun auch mit den Missliebigen dieser Verwandtschaft. Wer sich Jesus anschliesst, schliesst sich auch seiner Verwandtschaft an, seinen Brüdern und Schwestern, dem jüdischen Volk und dem Weg dieses Volkes. So wie die Moabiterin Ruth gesagt hat: „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“ (Rut 1,16). Dadurch wurde Ruth zur Ahnfrau von Jesus. Viele Christen haben diese Umstellung noch nicht vollzogen. Die echte Liebe ist kein blosses Gefühl, sondern zeigt sich in der Tat und Einsatz mit dem eigenen Leben.

Damit geht es ins Praktische. Gott ist also dran, sein Volk äusserlich und geistlich wiederherzustellen, wie er verheissen hat, aber wir Christen müssen ihm zur Seite stehen. Doch wie können wir dies? Zuerst den Bauplatz anschauen, bevor wir ans Werk gehen. Die Medien haben den Unkritischen bereits eingeprägt, dass die Juden die illegitimen Besatzer sind, welche die Palästinenser unterdrücken. Vor allem sind es muslimische Drahtzieher wie einstens Yassir Arafat und heute die Hamas und Hisbollah, denen es nicht um das Wohl ihres Volkes geht, sondern einfach Israel auszulöschen. Schon kurz nach der völkerrechtlich beschlossenen Gründung des Staates Israel im Mai 1948 fielen die Armeen aus fünf Nach-barländern ein, um den Judenstaat ins Meer zu versenken. Mehrmals hätten die Palästinenser einen eigenen Staat haben können. Doch sie haben abgelehnt, weil sie damit den Judenstaat (in dem sie demokratisch leben können) hätten anerkennen müssen. Sie hätten ein Schlaraffenland aufbauen können, wenn sie bereit gewesen wären, mit den Juden friedlich zusammenzuarbeiten und mit den Riesenzuwendungen der EU und UNO. Doch diese Zuwendungen wurden lieber verwendet für Waffen, um Israel zu zerstören und für Korruption. Vor ein paar Jahren haben die Israelis ein Frachtschiff gekapert mit Langstreckenraketen aus Iran, die im Gazastreifen einge-schmuggelt werden sollten, mit Reichweite bis 200 km.

Der jüdische Historiker Ephraim Karsh hat nachgewiesen, dass die Heimkehr der Juden in das Land ihrer Väter zum grossen Segen für die Einheimischen geworden wäre, wenn das nicht von aussen boykottiert worden wäre. Die führenden arabischen Staaten (Ägypten und Syrien) wollten ausdrücklich keinen palästinensischen Staat. Ägyptens Präsident Gamal Nasser erklärte: „Wir werden immer darauf achten, dass die Palästinenser nicht zu stark werden“. Der syrische Präsident Hafez Assad erklärte 1974 Palästina als „integralen Teil Süd-Syriens“ und war darum gegen einen Palästinenserstaat. Wenn Israel ständig vom Gazastreifen aus mit Raketen bombardiert wird, dann verstehen es die Medien, das so darzustellen, dass die Israelis, wenn sie sich gezielt wehren, als die Bösen dastehen.

Wenn Christen sich „an die Seite Israels“ stellen, müssen sie sich zuvor aus soliden Informationsquellen über die Hintergründe des Geschehens informieren. Bei solider

Page 4: Zum „Tag des Judentums“ dass Gott sein Volk nicht verstossen hat und es immer noch liebt. Er tat es mit den Worten, die wir uns einprägen wollen: „Die Juden sind immer noch

Information würde man z.B. sehen, dass die „Zweistaa-tenlösung“ den Konflikt nur verschärfen würde. Die biblische Lösung wäre ein jüdischer Staat, in dem beide Völker demokratisch im Geist Jesu und des Gottes Abrahams versöhnt zusammenleben, wie es schon heute da und dort jesusgläubige Araber und Juden tun. - www.israelnetz.com - ferner „Israel aktuell“ von „Christen an der Seite Israels“ (www.israelaktuell.de) unter dem Vorsitzenden Harald Eckert. – Informativ ist der Gebetsrundbrief von Eckhard Maier als PDF: [email protected] - „Israel heute“ aus Jerusalem (www.israelheute.com). Ein gehaltvolles Monatsmagazin jesusgläubiger Juden aus Jerusalem - Der Flyer von IWS: „Fakten über Israel“ (www.israelwerke.ch). - www.catholicsforisrael.com (mit deutscher Sparte) - www.tjcii.ch : In diesem Werk verbinden sich jesusgläubige Juden mit den Kirchen im einen Leib Christi.

Weitere Informationen bei mir: [email protected]/ Tel 062 206 15 62

Ein weiter Schritt ist, sich christlichen Israelwerken anschliessen, z.B.

„Gemeindehilfe Israel“ (www.gemeindehilfe-israel.ch). Unterstützt messianische Gemeinden in Israel und lädt zu Seminaren (z.B. mit dem messianischen Leiter Benjamin Berger) ein.

Echte christliche Isaelfreunde haben auch ein Herz für die Not der Palästinenser, während propalästinensische „Friedensaktivisten“ zwar laut gegen Israel Stimmung machen, aber dem Frieden wenig dienen, weil sie die Ursachen der Not nicht sehen (wollen).

Jeder Sonntagsgottesdienst ist ein „Tag des Judentums“ und verbindet uns mit dem jüdischen Volk durch die Schriftlesungen und seinen Ursprung beim Abschieds-mahl Jesu beim jüdischen Pessach.

Ein früheres Schreiben der Schweizer Bischöfe zum „Dies judaicus“ weist uns auf Papst Franziskus als Vorbild für unsere Liebe zu den Juden. Sie erwähnen ausdrücklich seine Freundschaft in Buenos Aires mit dem Rabbiner Abraham Skorka, aus der die Veröffentlichung ihres gemeinsamen Buches „Über Himmel und Erde“ (2010) hervorging. Die Bischöfe verweisen auf das Apostolische Schreiben‚ „Evangelii Gaudium“, in dem Papst Franziskus die einzigartige Stellung der jüdischen Religion hervorhebt. Ich zitiere daraus:

„Ein ganz besonderer Blick ist auf das jüdische Volk gerichtet, dessen Bund mit Gott niemals aufgehoben wurde, denn ‚unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt’ (Röm 11,29). Die Kirche, die mit dem Judentum einen wichtigen Teil der Heiligen Schrift gemeinsam hat, betrachtet das Volk des Bundes und seinen Glauben als eine heilige Wurzel der eigenen christlichen Identität (vgl. Röm 11,16-18). Als Christen können wir das Judentum nicht als eine fremde Religion ansehen… Wir glauben gemeinsam mit ihnen an den

einen Gott, der in der Geschichte handelt, und nehmen mit ihnen das gemeinsame offenbarte Wort an. Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu. Die wachsende Zuneigung zu ihnen lässt uns die schrecklichen Verfol-gungen, denen die Juden ausgesetzt waren und sind, aufrichtig und bitter bedauern, besonders, wenn Christen darin verwickelt waren und sind… Gott wirkt weiterhin im Volk des Alten Bundes… Darum ist es auch für die Kirche eine Bereicherung, wenn sie die Werte des Juden-tums aufnimmt. Obwohl einige christliche Überzeugun-gen für das Judentum unannehmbar sind und die Kirche nicht darauf verzichten kann, Jesus als den Herrn und Messias zu verkünden, besteht eine reiche Komplementa-rität … die gemeinsame Sorge um die Gerechtigkeit und die Entwicklung der Völker…“ (aus Nr. 247-249).

Papst Franziskus zeigt uns, dass es nicht genügt zu sagen: „Ich habe nichts gegen die Juden“, sondern weist uns an, Interesse und Liebe zu entwickeln zu den Juden und was heute mit den Juden geschieht. Wenn man auch keine Gelegenheit hat, sich mit Juden persönlich anzufreunden, kann man sich doch auf andere Art mit dem jüdischen Volk verbinden: mit Heiliglandreisen, Besuch von Veranstaltungen und Seminaren, an denen messianische Juden mitwirken usw.

Wir sind in einer Schicksaalstunde. Wenn wir uns nicht entschieden „an die Seite Israels“ stellen, nicht im politi-schen Sinn, sondern des Friedensplanes Gottes, könnte es ergehen wie damals, als durch das Schlafen der Christen-heit der Holocaust möglich wurde. Zugleich ist es die Chance für uns Christen, die Botschaft Jesu leuchten zu lassen, denn viele warten darauf, auch Juden und Muslime, denen sich Jesus gnadenhaft zu erkennen gibt.

„Denn er ist unser Friede“ (Mi 5,4; Eph 2,14)

Zwei Freunde: Papst Franziskus und Rabbiner Abraham Skorka