Zumheutigen Stand der Neuraltherapienach · PDF fileAsthma bronchiale des Kleinkindes...

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+u Zum heut igen Stan d der Neura ltherap ie nach H uneke lNa c htrag A) Oarstellung der Neuraltherapie nach Huneke 1. Einleitung Dic N eur altherapi e ist eines der beka nnt esten N aturheilver - fahr en - ni cht nur in Deutschland und hat, wie andere außerkli- ni xe h e Ver fah ren, den Vor teild er Ne be nwirku ngsar mut. 1) ie beso n dere IJfckt i vu.it dieser seit Über 60 J ah rc n bestehe n den H eilm eth ode hat u.a. dazu gefÜ hrt, daß die N euraltherapie mit eigenen Positi onen in der GOÄ bzw. EBM ve rtre ten ist und bei den Kassenärztlichcn Vercini gungen als Praxisbesonde rheit ge- führt wird. Au ch die wissenschaftliche An erk ennun g wurde ihr nach den Erkenntnissen u. a. des Zelle-Milieu-System nach PISCHINGER zu teil, wo bei es auch heute noch du rch Un k enntni sund E mo t io- nen bedin gte Geg ner im Bereich der sogenannten Schulm edizin gibt. j Di e Kun st des Arzt es in der Wahl der Th erapieform von h eute best eht darin , herauszufinden, welche Met ho de bei welchem Pa- tient die geeignetste ist und ob Kombin ationen mit and eren Ver- fahren, selbstverständlich auch klinische Maßnahmen, ange- bra cht sind. Di e Beherrschun g der N euraltherapie sollte h eut e zum RÜst- zeug eines um fassend ausgebildeten niedergelassenen Arztes ge- höre n, da sie nicht n ur der Therapie, son dern auch der Er ken nt - 11lS von Kran kh eit sph än om en en und deren H eilungschancen dient. 2. Geschichtlicher Überblick Di eG eburt sstunde der Ne uraltherapie fällt mit der E nt wick- lun g des Novo cain (Procain) zusammen, das von EICHHORN 1905 ent dec kt und von SPI ESS und SCHLEICH er stmals zu lok alen Beh andlun gen von En tzün dungen und Schmerzzust änd en ange- gibt. j v .. . .. 1\ _ _• • __ ... . n

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+u

Zum heutigen Stan d der Neura ltherap ie nach H unekelNachtrag

A) Oarstellung der Neuraltherapie nach Huneke

1. Einleitung

D ic N euraltherapi e ist eines der bekanntesten N aturheilver ­fahren - nicht nur in D eu tschland und hat , wie ande re auße rkli­nixehe Verfah ren , den ~r() f~ c n Vorte il der Nebe nwirku ngsarm ut .

1)ie beso ndere IJfckt ivu .it d ieser se it Über 60Jah rc n bestehenden

H eilmeth ode hat u . a. dazu gefÜhrt, daß die N eu raltherapie mi teigenen Positi onen in der G O Ä bzw. EBM vertreten ist und beiden Kassenärztlichcn Vercinigungen als Praxi sbesonderheit ge­führt wird.

Auch die wissenschaftliche Anerkennung w urde ihr nach denErkenntnissen u. a. des Zelle-Milieu -System nach PISCHINGERzu teil, wobei es auch heute noch du rch Unkenntnis und Emotio­nen bedin gte Gegner im Bereich der soge nannten Schulmedizingibt. j

Die Kunst des Arztes in der Wahl der Therapieform vo n heutebest eht darin , herauszu finden , we lche Me thode bei we lchem Pa­tient die geeigne tste ist und ob Kombinationen mit anderen Ver­fahren, selbstver ständlich auch klinische Maßnahmen, ange­bracht sind .

Die Beherr schung der N euraltherapi e sollte heute zum RÜst­zeug eines umfassend ausge bi lde ten niedergelassenen A rztes ge­hören, da sie nicht nur der T herapie, so ndern auch der Erkennt­11lS von Krankh eitsphänom enen und deren H eilungschancendient.

2. Geschichtlicher Überblick

Die Geburtsstunde der Neuraltherap ie fällt mit der Entwick­lung des Novocain (Procain) zusammen, das von EICHHORN1905 ent deckt und von SPIESS und SCHLEICH erstmals zu lokalenBehandlungen von Entzündungen und Schm erzzu ständen ange-

gibt. j,, : ~ v .. _ ~ . .. I ~ ~ 1\ _ _• • ~ ~ :_ -l ~ _ \VT~\...I rl ~ _ "r\... ~.__~: ~!~~~ ,,~_ l~ n ... . n

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444 H eutiger Stand der N eur alth erapie Heutiger Stand der Neuralthera pie 445

wand r w ur de. A uc h di e ru ssischen Mediz in er SI'ERANSKI und

WISCHNEWSKI bestätigt en 1906 die entzÜndllngshemmende

Wirkung des Örtlich au gewandten Novocain. Publikationen von

LERICHE, RI CKER, BRAUN und W. SCHEll) fol gten . Bald er­

kannte m an au ch di e positive Wirkung vo n Quaddeln mit diesem

Lokalanästhetikum auf in der Tiefe gelegene Organe und nutzteso die kutiviszeralcn Reflexe der HEADschen Zonen .

Spät er fol gten di e Inj ektionen an Ganglien und N er venplexu s.

1910 BRAUN beschreibt die Novocaininj ektionen zur Behand­lung der Trigcminusn eu ralgie.

1912 H ÄRTEL veröffen tlich t di e Injektion stechniken, di e das

Ganglion Gasseri und di e Ischiasner ven therape utisch er­fassen .

1925 LERICHE behandelt zum ers ten Mal da s G an glion Stel ­Iatum.

192 8 FERDINAND und W ALTER HUNEKE berichten über unbe­kannte Fe rnwirk ungen der Lokalanästhesie .

1935 W ISCHNEWSKI ste llt sein e Inj ektionsmethods an denGren zstrang vor.

1940 FERDINAND HUNEKE er zielt das ers te bewußte Sekun­den-Phän omen.

194 8 WISCHNEWSKI verö ffen tli ch t seine A r be it "Der Novo­

cainblo ck als M ethode d er Einwirkung auf die Gewebe­trophik".

1963 P ISCHINGER objek tiviert da s Sekunden-Phänomen anH and der Jodometrie.

Diese auf rein klinischer Basis en ts tandene Therapieform

w urde H eilanästhesie genannt und unters ch eid et sich von der ei­

ner örtlich en Bctäubung durch län gere Wirkungsd au er und grö ­ßere Wirkun gshrcirt'.

H eute sprich t man oft auch vo n d er therapeutisch en Lokalan ­ästhes ie, w omit dasselbe gem ein t ist (G ERBERSHAGEN,Schmerzklinik der Universität Mainz).

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1935 WISCHNEWSKI stellt seine Injektionsmethods an den

. Durch di e Entdeckungen F. H UNEKES w urden nicht nur ne ue

Bchandlungsm öglichkciten, son dern au ch eine neue Betrach­

tungsweise de r M edizin ermöglich t.

Durch di e intraven öse I njcktion eines p rocain haltigen Med i­

kamentes (Atophanyl ) koupicrte er 1928 ein en vo rhe r th erapie­

resistenten Mi gränekopfschmerz LInd er zi elt e später den gleiche nEffek t durch ein e paravenö se Verabreichung. E r wi de rlegte da­

d urch auch di e dam alige Lehrmeinu ng d er Risikobeh aftun g einer

intraven osen Applikation von Lokalanasthctika, was heute u. a.der Intensivmedizin zugute kommt, zusätz lich bewies er , d ag

di e th erap eutische Wi rkung des Lokalanasthetikurns nicht phar­

makologisch en Ursprungs se in konnte, sondern durch ein e Be­

einfl ussu ng des perl vaskularen n ervalen Geflechtes z ustande

kommt.

Heute weiß m an von einer D ysfunktion des vege ta tiven N er­

vensy stems bei vielen E rkrankungen, bei den en di e intravenöse

Anw endung eines Lokalanasthctikums, ähnli ch wi e bei der Syrn­p athikusblockad e, eine jNormalisierun g durch eine Umstim ­

mung der vege tative n R eaktionslage er zielen kann .

Bei d er zw eite n Zufallsentdeckung 1940 behandelte F .

H UNEKE ein e alt e schmerze nde O steomyelitisn arbe am U nter­

schenk el durch U nterspritzung mit Procain und heilte damit

gleichzeitig eine chronische therapi ere sistente und sehr schm erz­

h afte Schulterarthralgie.

D as w ar di e Geb urtsstu nde des H UNEKE-Sekunden-Phäno-

mens.

Das große Verdienst dieses M annes ist es , di eses Ereignis nich t

als reine Zufälligkeit abgeta n, sondern das A ugergewöhnliche

und R evoluti onierende die ses Vorgan ges erfa ß t zu haben .

Er erk an nte den Zusamm enhang mit der Fernwirkung bei

H erderkrankungen und begründete damit d ie N euraltherapie,

di e auf dem Wi ssen sgut der H eilanästhesie (heu te au ch therapeu­

tische LA) und dem Sekunden -Phänomen basiert.

p athikusblockade, eine sNo rrn alisierung durch eine Umstim-......... -... _ro.- ....t ...... .... n ca ....../.lo -t- "' r ; ,.T ~n ·R ~ ..... lrt"; An C'l~ CT ,p. p r'/ 1 P ll.l.f1 k~nn

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446 Heutiger Stand der Neuraltherapie Heutiger Stand der Neuraltherapie 447

Eine zentrale Stellung nimmt dabei das vegeta tive Nervensy­stem ein . Die Me thode ermöglicht eine erwe iterte Vision der Me­diz in und erklärt Vorgänge, die bei den sogenannten H erd ­erkrankunge n eine entscheidende Rolle spielen und weit über dasV1RCHOWsche pathomorphologische Substrat hinaus gehen.

3. Wirkungsweise der N euralt herap ie

Die Neuraltherapie ist eine Methode, bei der sowohl zur Dia­gnose als auch zur Therapie lediglich LA verwe ndet werden. DieErklärung für die erfolgreiche Anwendung der LA basiert nichtauf einem pharmako logischen Effekt , wie bei den meisten ande­ren Medikamenten, sondern wird durch einen regulierendenEinfluß auf O rgane bzw. ganze O rgansysteme verständ lich. D asgeschieht über entsprechende Nervenbahnen, wobei das Vege­tativum die entscheidende Führungsrolle übernimm t. Die thera­peutische Wirkung besteht nicht in einer analgetischen U nter­drückung von Schmerzzuständen, die bei der lokalen Behand­lung kurzfristig hinzukommt. •Erklärend sind hier einige Ausführungen zur Segmentthera-pie, die ihren N amen von KlEBLER erhielt, und schon seit lan­gem anerkannt ist. Der Einsatz des Anäst hetikums erfolgt lok alin Form von Infiltrationen im entsprechenden Körpersegmentdurch Q uaddelsetzung und du rch Unte rsp ritz ung von N arb en;auch Perios tveränderungen und Myogelosen we rden infiltriert.Oft ist die Behandlung von Ganglien noch effektiver.

Schon H EADund MACKENZEEbeobachteten , daß bei Erkr an­kungen innerer Organe in bestimmten H aut- bzw. U nterhautre­gionen Veränderungen auftauchen und folgerten daraus , daßeine nervale Wechselwirkung zwischen den inneren Or ganenund den dazu gehörenden Körperob erflächen bestehen mu ß.Diese Verbindungen kennen w ir heute als die sogenannten .,kuti ­viszeralen Reflexbahnen " , hyperalgetische Zonen sind alsHEADsche Zonen in die Medizin eingegangen (Schmerzen im re.Schulterbereich bei der Cholezystopathie) .

Über diese Reflexbahnen kann man auf der einen Seite be­stimmte Krankhe itsgeschehen erklären (Blasen- und Prostatarei­zung entstanden du rch Sitzen auf einem kalten Stein, Durchfälleund Koliken du rch Abkühlung der Bauchhaut ode r Angina-pec­toris-Anfälle bei kalter Witte rung), andererseits aber auch thera­peutisch auf die inn eren Organe einwirken (w ie das außer dieNeuraltherap ie auch die Akup un ktur , Massagen, Bestrahlun­gen, Zugpflaster, Schröpfköpfe usw. beweisen).

Im w eiteren Sinne sind auch sie neuraltherapeutische Anwen­du ngen. Bei der Neuraltherapie nach H UNEKE aber zielen wirmit den Lokalanästhetika direkt an die Nervenendigungen undbeeinflussen darüb er hin aus, nach den Vorstellungen von Prof.PISCHINGER, regulierend auch das G rundsystem. Durch dieMöglichkeit an Schaltstellen. d . h. Ganglien, direkt zu injizieren,sind die Einwirkungen der neu raltherapeutischen Anwendung

deutli ch effektv oller.

Die geringen Mengen der angewandte n Lokalanästhetika unddie langanhaltenden Effekt e einer erfolgreichen neuralth erapeu­tischen Behandlung rechtfe rtigen in kein er Weise einen, w ie oftfälschlicherweise interp retiert , reinen Anästhesieeffekt . O ftkommt es zur völligen Ausheilung der verschiedensten Krank­heitsbilder durch eine od er nur we nige therapeutische Sitzun gen.

A ußerdem können beispiel sweise bei einer srörfeldind uz ier­ten , also ferngele nkten Ischialgie, selbst ho he Dosen eines Lo­kalanäst hetikums die Schmerzen nicht einmal kur zfristig beseiti­gen.

D ie Wirkung der neuraltherapeutischen Eingriffe beruht vorallem auf der N ormalisierung gestörter Regulatio nskreise. D a­her zählt die Neur alth erapie auch zu den Regulationsverfahren.Hyper- und Hypofunktione n (z. B. der Schilddrüse) werden da- ,her gleicherweise therapeutisch angegangen. Verständnis undErklärung dieser Vorgänge basieren auf der Kenntnis des vege­tativen Grundsystems .

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448 H eutiger Stand dcr N euraltherapie H eutiger Stand der Neuraltherapie 449

4. Das Vegetat iv u lll

Das Vc rs r.i nd n is um di e A h l.iu!c im Vc ge lalillllll vcrd .in kcr ,

wir dem ostcrrci chischcn Forscher PIS<:! JINc;J':R, der nachwies,daß nicht nur Sympathikus und Parasympathikus, sondern auchdas vegetative G rundsystem existieren. Das letzte re stellt einefunktionelle Einheit aus Zellen, Nerven, Kapillaren und dem <Yc-. . nrncinsamen Wirkfeld der extrazellularen Flü ssigkeit dar.

Diese stellt ein zentrales Sammelbecken aller Informationendes Organismus dar, mit der Aufgabe der Norrnicrung des Zelle­Milieu-Systems . Nervenbahnen und Blutgefäße enden frei undhü llenlos in der extrazellulären Fliissigkeit ohne direkten Zc ll­kontakt. Jede Information, ob nerva ler, biochemischer, physi­kalischer, pathologischer oder therapeutischer Natur, muß sichdieses Mechanismusses bedienen, um von Zelle zu Zelle bzw.von Organ zu Organ zu gelangen. Jede Organerkrankung läßtim umgebenden Vegetativum Informationen zurück, die sofortoder später andere Beschwerdebilder auslösen können - manspricht dann von einem Herd-Störfeld-Geschehen, das aus­schließlich durch das Huneke-Sekunden-Phänomen verifd ertwerd en kann und von H ElNE belegt wurde.

5. Das Herd-Störfeld-Geschehen

Störfeld im Sinn e der N euraltherapie bedeutet:Jede Stelle und jedes Organ, das pathologisch verändert ist

oder war und die Fähigkeit angenommen hat, über die nächsteUmgebung hinaus and ere Erkrankungen hervorzurufen oder zuunterhalten. Häufige Störfelder finden sich z.B . im Zahn-Kie­fer-Bereich, an den Tonsillen oder in Narbengebieten, wobei dieAusführung beliebig ergänzt werden kann.

Entscheidend bei der Definition ist die nach gewiesene Fähig­keit der pathologischen Fernwirkung, nicht jedo ch ausreichendist schon der lokale Befund.

spricht dann von einem H erd-Störfeld-Geschehen, das aus-~~ L. I : ~a l :~ L. ..J.. _ _L. ..1 _ _ lJ. . ._ _ L _ C' . L . . . -I . . nl -. '," ~

Daher kann einer Tonsillitis oder Adnexitis nicht schoni priori das Attrib ut Störfeld zuerkannt werden. Erst der neural­therapeutische Nachweis rechtfertigt die Bezeichnung. DasStörfeld ist eine im Vegetativum verankerte Information, die jah­relang ruhen kann und plötzlich entweder ohne erkennbare Ur­sache oder durch ein Additivreiz (Trauma, Infekt, Operation)aktiviert wird.

Der Nachweis eines aktiven Störfeldes gelingt durch die Un­terbrechung des pathologischen Informationsflusses am Ur­sprungsort und der Aushei lung des krankmachenden Gesche­heris am Empfangsorgan. Die Information zieht vom Störfeldzur gestörten Stelle und nutzt u . a. das weiche Bindegewebe (In­terze lluläre Milieu) als Leitschiene. Diese Bahn wird beimH uneke-Sekunden-Phänomen unterb rochen, die krankmachen­den Impu lse fallen kurzschlußartig fort. Die Selbstheilungs­kräfte des Organismus setzen wieder ein .

Jeder Mensch ist demnach ein potentieller Störfeldträger. Esbeginnt schon mit dem Narbengewebe des Nabels, das relativhäufig Nabelkoliken b~w. Asthma bronchiale des Kleinkindeshervorruft, und jede Mutter kennt die häufige Tendenz zur Win­deldermatitis beim zahnenden Kind, die durch neuraltherapeuti­sche Intervention am Zahn-Kiefer-Bereich beseitigt werdenkann, ansonsten beim Durchbruch des Zahnes von selbst aus­heilt.

Bisweilen sind Dauererfolge auch nicht durch wiederholteStörfeld-Eliminierungsversuche zu erzielen . Jahrelange Dysre­gulationen sind daran Schuld . Erst zusätzliche Umstimmungs­mittel wie Cutivaccine Pau l Novums' oder Fastenkuren machenden Organismus reaktionsfähig.

Störfelder sind eine Dauerstreßsituation, die die Abwehr­kräfte erschöpfen können und schließlich zur Entgleisung desGrundsystems führen können .

Erste Anzeichen sind funktionelle Störungen ohne klinischmeßbare pathologische Parameter, so daß oft psychosomatische

beginnt schon mit dem Narbengewebe des Nabels, das relativh ;;"t;". l\.T..,hp lL- " I:lr sm h';"m Acrhm.., h r-"nrh; 'l lp rl p c K lp;nL-;nrl pc

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450 H euti ger Stand der Ne ura ltherapie H eutiger Stand der N euraltherapie 451

Hinter gründe verm utet werd en, bei d eren Fortbestand sich dann

eine Organerkran k ung mani festi eren kann .

H inweise aufein H erd-Stihf eld-Geschehen

1. Therapieresisten z bei lokal en Maß nahmen.

2. Das R eaktionsphänomen, d ie vorübergehe nde Ver sch limme­rung na ch lokaler, besonders na ch neuraltherapeu tischer Be­

hand lung.

3. D er Zw eitschlag, das pl o tz lich c Auftret en einer Erkran kung

nach einem Addit ivr eiz (z. B. OP-Trauma usw .) . - E rst die

z usä tzliche Belastung bl ockiert das Rcgul ationsvermogen des

Organismus endgül tig und ver ifizier t p räformiert e, ab er noch

stum m e Erkrankungen.4. Der H albseitenb ef all, bei dem eine Körperst elle anfälli ger ist,

als die andere, ist dringend herdverdä chtig. Im Sinne der Sei­

tenkonkordan z findet sich das verantwortlich e Störfeld auf

d er kranken Seite (häufig).

5. Signif ikante anamnetische Zusammenhänge (M igräne seit

dem P artus) . <

6. Vegetative Begleitsymptomatik wie M üdigke it , Schlafstörun­

gen, W etter fü hli gk eit, su btropische Tempera turen.

7. Normale Laborbefunde.

Zusammenfassend m uß zum H erd-Stö rfeld -G escheh en gesagt

we rden, daß di e Theorie d es bakteri ellen toxisc hen Geschehens

falsc h ist, di e üblich en kl ini schen Untersu chungsmeth oden von

ni cht neuraltherap eutisch gesch ult en Fachär zten wertlos sind,

wen n ein Störfeld vorl ieg t , der N achw eis eines Störfeldes nur

über das Huneke-Sckunden-Phänomen m öglich ist und d as Um­

denken auf die m oderne d erzeitig gültige H erdtheorie unbedingt

Voraussetzung ist .

6. Die Regulation sstarre

Die Regulation sstarre ist eine Block ad e d er R egul ationssy ­

steme durch p athogen etisch e Einflüsse , d ie d en Zustand der

5. Szgnij ikante anamnetische Zusammenhänge (Migräne seitd em P ar tu s), .:r

T hcrapicrctraktarictat herbeiführt. Ursachen können Medi­ka mc ntc (Psychopharmaka , Kortikoide, Antibiotika, Anti­

allcrgika) aber auch U mweltei nf lus se wie Schwermetall belastung

oder I'cu sucht darstc lkn .I'Lill li g stellt jedoch ein pLTlllanCIlLLT St(irfcldeinflug im H in ­

te rg ru nd. P ISCl IJNGER und KELLNER konnten diesen Zust and

der Regul ati o ilSstarr e mit der J odometrie, ROST m it der T h er­m o graphie, nach weisen. N ur eine ß cscit igung der Ursächlich­

keit , cvtl . in Vcrbindu Ilg mi t U m stlmiJ1un gsm eth od en, führt

d ann zum th erapeuti sch en Ziel .

7. Die Anamnese

Der A namnese kom m t be ~ der N eu raltherapie eine ze n trale

Bede utung 7:U, -Ia allein daraus oft schon catsche idcnd e kausale

Riickschlii ssc gezogen we rd en kö nnen.D ie exakte Aufste llung aller bish er durch gemachten Krank­

heiten, sowie d ie Datierung d er evtl. erfolgte n Operationen , ja

sogar auf den ersten Blick erschei nende Bagatellerkrank ungen

sind von Wichtigkeit . .Sollte d er Verdacht auf ein H erdgeschehen gegeben sein, so ist

de m zeitl iche n Nacheinander eines patho logischen Ereignisses

und danach aufge trete ne n Bes chwerden besondere Beachtung zu

schenken.T ritt r..B. eine Migr~~ne erstma ls nach einer H yst erektomie

auf, so ist das A ugenmerk auf den gynäkologische n R aum zu

richten, od er bei Begin n eines rheumati schen Geschehens nach

einer Tonsilliti s, sind di e Mandeln als kau saler Faktor zu testen .

Nicht z u ve rgessen ist die F rage nach N arb en durch Unfälle,

Operationen, E ite rungen oder F rakturen, die oft nicht nu r pa­

thologische Abläu fe darstel len, sond ern auch Fremdkörpe r oder

T alku m reste beinhalten können. O ft w erden Krankheit en auch

d urch m eh rere Stö rfeld er un te rhalten ; in diesen Fällen führt nur

di e gleichzeitige Behandlung aller U rsachen zu m T he rapieer folg .

J._/ J L \... / ...d.l.'\. l. lt,... .J.lr.U :"Jt.. "-1 1U;J.l& (..l J J........l LlJ.J JJ \"...1 \. .f,. "-'- J '" ) .. b " ..... ....'..'-',. · ... ..... ~,. ~ ~---- ---

heiten, so wie d ie Datierung d er evtl , erfolgte n ()p~rati~nen, ja

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452 H eutig er Sund der N euralthera pie H eutiger Stand der Neu raltherapie 453

Eine weitere G rundregel der N euraltherapie ist daher die gleich­zeit ige Untersp rit:wn g aller in f rage kommend en N arben in ei­ner Sitzung.

8. Die Neuraltherapeutika

Mit der Ent deckung des Procain hat die Ära der N euralthera­peutika ihren Anfang geno mmen, moderne Lokalanästhetik awie Lidocain oder Mc pivacain sind hinzugekommen, konntenjedoch das Proca in aus seiner Führungsro lle nicht verd rängen .

a) Procain

Die lokalan ästhetisch wirksamen Substanzen leiten sich vomAlkaloid Kokain ab . D as Procain, ein Es ter aus aromatischenSäur en, wird im Gewebe relativ rasch hyd rolyti sch gespalten .Der Abbau geht wei tgehend ohne Leberpassage rasch vonstat­ten. Die Resorption ist schnell abgeschlossen, die maximale Ein­zeldos is beträgt 500mg. Der reine An ästhesieeffekt dauert ca. 30Minuten. Sensibilitätsneigun gen bzw . allergischeNebenre~ktio ­nen auf das Abbauprodukt Para-amino-benzoesäure (PAB) sindsehr selten, werden jedoch häufig von Laien bzw . nicht geschul­ten neuraltherapeutisch tätigen Kollegen mit kurzfri stigen Blut­druckabfällen und darau s resultiere nden Kre islaufschwierigkei­ten der Patient en verwechselt, die aufgrund zu hoh er Dosierungvorkommen können . Procain wird sowohl in reiner 1% igerForm als auch als 2 %ige Procain-Coffein-Verbindung (Imple­tol) verwendet. Die maximale Einzeldos is ist auf 15- 20 ml zu be­schrä nken .

b) LidocainDieses amidstruktur ierte Lokalanästh etikum wurde erstmals

1942 vorgeste llt . In der N eur altherapie bekannt und bewährt istdas Xyloneura l'P, eine 1% ige gewebsneu trale Lidocainlösun g,von der ebenfalls pro Behandlung 20 rnl gegeben werdeil können.

L ~

zeldos is beträgt 500mg. Der reine An ästh esieeffekt dauert ca. 30". 0' . .. 11 • 1 ~ T 1 ~1

Es wird im Gewebe nur gering hyd rolyt isch gespalten und alsGcsamtmolekül du rch die N ieren eliminiert bzw . teilweise in derLeber mctabolisiert.

Allergische Reak tion en sind ebenfalls sehr selten .Das Toxizitätsverhältnis von 1 :2 im Ver gleich zum Procain

wirkt sich bei den neu raltherapeuti schen Dosierungsem pfehlun­gen nicht negativ aus.

ß eide Präp arate sind umfassend erprob t und haben sich millio­nenfach bewährt. WeIches andere Medikament wird scho n seitÜber 60 Jahren im Vergleich zum lmplctol auf dem pharmazeuti­schen Markt angebo ten? In der Wirkung stehen sich beide kaumnach.

Auch das neuerc Mepivacain (Mcaverin'P) und das im Einzel­fall besonders im Zahn-Kiefer-Bereich eingesetz te Articain(U ltracainv) wer den verwen det.

Zusätze wie Adrenalin oder Kortikoide in Kom bination sprä­paraten widersprechen den Grundsätzen der Neuraltherapie undwerden von N euraltherapeuten entschieden abgelehnt.;: .

9. Die Phänomene

D ie N eur alth erapie besteht aus der Lokalbehandlung (Seg­menttherapie) und der Störfeldsanierung.

Alle bei dieser Tätigkeit gesetzten Injektionen m üssen alsFrage an den Organismus gesehen werde n, auf die dieser wie­derum mit bestimmten Reaktion en antwortet. Diese Reakti on enmüssen den Therapeute n unbedin gt bekann t sein.

a) Das Hicn ek e-Selzunden-Phanom enMan versteht darunt er das vollständige Verschwind en von

Fern beschwe rden nach der Behandlung der vermuteten Storfel­der. Di e Beschwe rden müssen sofort und für mindestens 20Stunden fortfallen. D ie Wiederholungs behan dlung führt zu im­mer längeren beschwerdefreien Intervallen bis zu völliger Aus­heilung, sowei t anatomisch noch möglich .

werde n von N eurattherapeu ten entsc rueuen aDgelennL.!

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454 H eu tiger Stand der Neuraltherapie Heutiger Stand der Neuraltherapie 455

Die beschwerdefreien Zeitintervalle nach Behandlung desZahn- Kiefer -Bereiches sind erfah runhsgemäg anfangs kurzcr(ca. 8Std.), müss en aber auch hier zur vÖlligen Ausheilung fiili­rcn.

Sind diese ßedingu ngen crfiillt, liegt mit Sicherheit ein Störfeldvor, und das Krankheitsbild kann dann nur Über die Aus schal ­tung dieses oder dieser Störfelder erfolgen .

Das Sekunden-Phänomen ist der Beweis Über die gelungeneUnterbrechung eines pathogcnetischcn Informationsflusses.

b) NachbarschaftsreaktionDie Injektion an ein vermutetes Störfeld bringt nur eine zeit­

lich kürzere, vorüberechende Beschwerd efreiheit am Empfangs-v . ' b

organ. Die Folgeinjektionen bewirken keine wesentliche zeit-liche Streckung des schmerzfreien Intervalls.

Diese häufig anzutreffende Reaktion läßt vermuten, daß dereigentliche Initiator in der Nähe des Injektionsortes liegt, abernicht voll getroffen wurde. Diese Nachbarschaftsreaktion trittz. B. relativ häufig nach Injektionen an die Tonsillen auf, wennder Störsender im Zahn-Kiefer-Bereich liegt. .:

c) Das Reaetionsphanomen (nach Hopfer)Nach einer lokalen Behandlung kommt es zu einer reaktiven

Verschlimmerung der Beschwerden fÜr einige Tage. Bei der Re­produzierbarkeit dieses Vorganges liegt mit hoher Sicherheit einStörfeldgeschehen vor.

Die Krankheitsbeschwerden können dann nur Über die Aus­schaltung des Störfeldes beseitigt werden.

Bei dieser Situation wird über die lokale Behandlung auf retro­gradem Weg das verantwortliche Störfeld aktiviert, daß sich alssolches manchmal sogar zu erkennen gibt (Auftreten von Zahn­beschwerden nach Behandlung der Ileo sakralfugen aufgrund ei­ner Lumbago).

Daraus resultiert dann eine verstärk te Impulstätigkeit in Rich­tung Krankheitsort. was wieder mit Verstärkung der Anfangsbe­schwerden einhergeht.

z. B. relativ häufig nach Injektionen an die Tonsillen auf, wenn--l~ •• C_ ~ .. ""__ .~,, .. :_ 7,,1_ _ v: " c". U " .. ,, : .• L 1:" .,_ .:

Arzt und Patient müssen dieses Reaktionsphänomen kennen,was allerdings keine strikte Eigenart der Neuraltherapie ist, son­dern auch bei anderen lokalen Maßnahmen auftreten kann (z. B.Wärmetherapie und Kuren).

Nur Über die neuraltherapeutische Ausschaltung stellt sichhier der Heilungserfolg ein.

10. Indikationen und Kontraindikationen sowie Grenzen. der Neuraltherapie

Die Indikationsbreite der Neuraltherapie ist wesentlich größerals allgemein angenommen wird. Der Neuraltherapeut wird je­doch meist zu einem Herd- oder Schmerzarzt fur die schon an­derswo erfolglos anbehandelten Patienten.

40-50 % des Patientengutes sind orthopädischer und rheuma­tologischer Natur. Es folgen Neuralgien und Allergien, alle For­men des Kopfschmerzes, von der Migräne bis zur Trigeminus­neuralgie, aber auch Bewerdebilder des Oberbauches oder derGenitalorgane sowie alle Formen der Durchblutungsstörungengehören zum täglichen Patientengut.

Ideopatische, essentielle und funktionelle "Diagnosen" sind

häufig.Bei folgenden Erkrankungen sollte die Neuraltherapie nicht

eingesetzt werden, bzw. ist die Erfolglosigkeit vorprogram­

miert.

- Erb- und Mangelerkrankungen- Geisteskrankheiten- Narbenendzustände (Leberzirrhose usw.)- Therapieeinschränkung bei Patienten, die unter Antikoagu-

lantien -Therapie stehen- Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika- Bakterielle Haut- und Mukosainfekte im Bereich der Injek-

tionsstelle

men des Kopfschmerzes, von der Migräne bis zur Trigeminus­~~ .. v~l~;D ~h" ... ..,,,,-\, "Rpur.>rr! ",h;1.-l",r r! p<: nhf'rh::lllchf'S oder der

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456 Heutiger Stand der Ne ura ltherapie He utiger Stand der N eur alth erapie 457

- T umoren (hier kann lediglich die Störfeldbe handlung zur Ent­lastung des befallenen Organs unterstützend zu anderen Maß ­nah men hinzugezo gen werden)

- Fadengranulome und Verwachsungen sowie ande re anato­misch pathologische Endzustände (z. B. Hüftdysplasie Imfortgeschrittenen Zustand)

- Aversio n des Patien ten gegenüber Injek tionen

11. Neuraltherapie in der täglichen Praxis

D ie N euraltherapie läßt sich sowohl zur Therapie, als auch zurDiagnostik, zur D ifferent ialdiagnos tik, zur Rehabilitation undzur Prophylaxe einsetzen, geht also über das no rmale Maß imSinne einer Th erapie wei t hin aus .

Diagnostik und Differentialdiagnostik

Di e einfache Injektion des Neuraltherapeutikum s in dasSchilddrüsengewebe wird bei Verdacht auf eine thyreogene Kar-diopathi e Beschwerdefreiheit bringen . <'

Die Behandlung der kleinen Wirbelgelenke beim LWS-Syn­drom wird keinen Erfolg bei U rsächlichkeit der Ileosakralge­lenke erbringen . Di eser tr itt erst bei der In jekti on an die betroffe­nen Sakralfugen ein .

Hüftgelenksbedingte Ausstrahlungsschmerzen im Knieg elenksprec hen erst auf die ursächliche Ausschaltung am Hüftgelenkan . Tiefere Injektionen und Quaddeln im Bereich des betroffe­nen Kniegelenkes allein führen zu keiner wesentlichen Besse­run g.

Differentialdiagnostisch muß man zwischen einem selbst ändi­gen und einem störfeldbedingten Leiden unterscheiden.

Bringt die lokale Behandlung eine Besseru ng, handelt es sichum eine eigenständige Er krankung, und die Fo rtse tzung dieserTherapie wird zum Erfolg führen.

Kommt es aber zu einer vorübergehenden reproduzierbarenVerschlimmerung (Reaktionsphänomen) handelt es sich um ein

. störfeldbeding tes Leiden, bei dem keine lokale Behandlungs­for m erfo lgreich sein wird . Hier muß herdtherapeutisch vorge­gangen werden.

Di e Neura ltherapie als Therapieform reicht von der lokalenBehandlung in Form von Quaddeln ode r Injektionen an denBandapparat und der Infiltration von Myogelosen über die T he­rapie von Ganglien und Nervenwurzelgebieten (Segmentthera­pie) bis hin zur Ausschaltung von Störfeldern . D ie Vorgehens­weise entscheidet der jeweilige Einzelfall, wobei häufig die soge­nann te kombinierte Segmen t-Störfeld-Behandlung angewend etwird; das heißt bei Vo rliegen eines Störfeldes werden Send er­und Emp fangsorgane gleichermaßen therapeutisch angegangen.

Auch bei der Rehabilitation kann die N euraltherapie po sitiveAkzente setzen und nach Erkältungsinfekten, operativen Ein ­griffen, Traumen und Fr akturen, H epatitis und Herzinfarktenden H eilungsvorgang beschleunigen . Gerade in der Geriatriefindet sie ein sehr dankbares Umfeld vor. Die Genesung nach ei­ner H epatitis schre itet durch Quadd eln im Epigastrium unddur ch Behandlung del Ggl. coeliacum in eklatanter Weise voran.Bei Erfolglosigkeit oder übermäßig schleppen der Rekonvales­zenz ist an einen hinzugetretenen Störfeldeinfluß zu denk en undentsprechend vorzugehen.

Als prophylaktische Behandlung nach Traumen und Fraktu­ren oder operativen Eingriffen an Extremitäten läßt sich dieN euraltherapie beispielsweise mit gutem Erfolg zur Vermeidungeines Morbus Sudeck einsetzen .

12. Zwischenfälle '

Wie bei jeder medizini schen H andlung können auch bei derN euraltherapie Zwischenfälle auftreten. Diese können durch dasMedikament oder Überdosierung bedingt sein, durch den Be­handl er verursacht werden oder von Erkrankungen des Patien­ten herrühren.

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diop athi e Beschwerdefreiheit bringen.o ner nepautls scnrel1;~[ uu rcn ,-<uaaut: ll l 1111 J..:..!:Jlt,d:>L1lU ll J U HU

durch Behandlung delGgl. coeliacum in eklatanter Weise voran.

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45 H H eut iger Stand der Neuralth erapie I lcurigcr Stand der Neuraltherap ie 459

Di e Neuraltherapeutika haben abgesehen von leichten passa­geren Kreislaufbeeinflussungen , die sich durch Schwind el oderBenommenh eit ausdrü cken , nu r sehr sel ten andere N ebenw ir­kungen . Di e Aller gierate ist im Vergleich zu anderen Med ika­mente n wie z . B. Penicillin extrem gering . Bei einer vo rliegendenallergische n Veran lagung des Patienten , die unbedingt zu er fra­gen ist, wird ein Em pfindlichkeitstest durchgeführt. IatrogeneSchäden werden durch fehlerhafte und risiko reiche Inj ekti ons­techniken hervorgerufe n. Man so llte sich dahe r unbedingt an dieEmpfehlungen der Intern ation alen G esellschaft für N euralthera­pi e nach Huneke e. V. halten .

In den entsprechenden Ku rsen w ird eine ein gehende Schu lungdurchgeführt, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Diep erfekte Beherrschung der N eu raltherapie benöti gt allerd ingseine langjährige Au sbildung un d E rfahrung.

Blu tgerinn ungss rör ungen sind un bedingt vor der ers ten Sit­zung zu erfragen , da hierb ei besonders auf tiefere Inj ektionenverzichtet werden muß.

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Insgesamt gesehen ist di e N euraltherapie ein e ausgesprochenerisiko arme Therapieform. Es gibt keine Interaktionen, und esentfallen vo r allem N ebenwirkungen und Schäden , die andereMedikamente hervorrufen kön nen. Vo rgege bene H öchstdosendürfen allerdings nicht übersch ritten werden und Zusät ze wieAdrenalin, Kortikoidc oder Alkoholderivate sind unbedingt zuver meiden .

Weite rh in sollte n nur die bereits genannten bewährtenNeuraltherapeutika einge setz t werde n .

Di e Kenntnis der An atomie und der Injektionstechniken isteine Selbstverständlichkeit; klinische Kontraindikationen sindzu beachten .

D okum ent iert w ird die weitgehende Ungefäh rlichkei t derN euraltherapie in zwei nachkontro llierten Berichten offiziellerInstitute :

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verz ichtet werden muß.

In de r Stati stik des C hiru rgen , Pro f. REISCHAUER, der Städti­schen Klinik Essen aus dem Jah re 1971 wird die zwischenfalls­freie Applika tio n vo n jeweils 30 mll % igem N ovocain innerhalbvo n 8 Jahren belegt bei:

77 000 paravertebralen Wurzelblockaden,davon ca.

40000 lumbalen Wur'l.elbl ockadcn13000 lumbalen Grenzs trangb lock aden20000 Stcllatumblocka dcn

und5000 thorakalen Infiltrationen

In der ausschließlich neuralth erapeutischen Ambulanz fürH erd erkr ankun gen der W iener Gebietskranke nkasse w urden2,5 Millionen In jektionen verabreicht, vor allem paravert eb raleGrcnzs trang blockaden , Injekti on en an Ncrvenwu rzelgebiete,an die versc hiedenen Ganglien und in alle Gelenke . D abei ere ig ­nete sich nur eine Blutung, bei d er chiru rgisch int erveniert wer­den mußte. Ihr lag eine dem Patienten selbst nicht bekannte Ge­rinnungsstörung zug runde.

Die Kritiker der N euraltherap ie haben auf diesem Gebietme ist keine eigene Erfahrung. Ih re Motive sind weniger fach li­che r , mehr emotio neller N atur. Anfragen bei Zwischenfäll enw urden un zureichend beantwortet. Es wurde keine A uskunftüb er Inj ek tionstechnik oder Therapeutikum ert eilt , auch eineneuraltherapeutische Ausbildung ließ sich nicht feststellen .

Bis auf wenige Ausnah men sind alle in der N euraltherapie an­gewa nd ten Inj ektionstechniken rein klinischen Ursprungs undim Standardwerk "Lokalanästhesie und Lokalanasth etika" vonHANS KILLIAN aufgeführt.

Unfälle, die sich ereigne ten , kann man daher nicht der Me­thod e, sonde rn nur dem falschen Me dikament oder dem nich tausg ebildeten Behandler anlasten .

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nete sich nur eine Blut ung, beid er chirur gisch interven iert wer-

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460 He ut iger Stand der Ne uraltherapie Heut iger Stand der Neuraltherapie 461

13. Sozialfaktoren und Zukunftsperspektiven

Die Neuraltherap ie wird wie and ere Naturheilverfahren vor­nehmlich, jedoch nicht ausschließlich, zur Behandlung vonchronischen und Langzeiterkrankungen wie z. ß. Migräne, Er­krankurigen des rhe umatischen Formenkreises . Asthm a bron­chiale usw . eingese tzt, die bekannterweise die Hauptkosten un­seres Ges und heitssys tems ausmache n und nich t zuletzt Ursachefür de n Erlaß des e RC sind.

ln den uhc rw iegenden Fallen werden, bei exakte r Anwen­dung, deutliche Besser ungen der Beschwerdezustände oder so­gar Ausheilunge n erz ielt . Vergleicht man den Kostenaufwandder herkö mmlichen medikamentösen Behandlungsart en, de renN ebenwirkungen , die stationären Liegezeiten, den Ar beitsaus­fall, die Rentenant räge oder Kurgesuche mit Kasuistiken neural­therapeutisch versorgter Patienten im In- und Au sland, läßt sichfolgendes Resümee ziehen:

Di e N euraltherapie ist deutlich kostengün stiger und neben ­wirkungsärmer, ja bis auf einen verschwinden d kleinen Proz~ent­

satz nebenw irkungsfre i, die Lebensqualität deutlich angehoben,die Zahl der psychischen Fo lgeerscheinungen chronisch Kra nkergermger .

D a diese auch aus soz ialen Gesichtspunkten die H auptfakto­ren des Gesundheitswesens der Mod ern e darstellen , sollte die In­tegra tion der N euraltherapie in das Europäische Ges undheitssy­stem nicht in Frage gestellt werden . Die Neuraltherapie bas iertauf den Entdeckungen der Gebrüder HUNEKE, wobei das Se­kunden-Phänomen eine besondere Stellung einnimmt. Das Ve­geta tivum spielt bei dieser Regulation sth erapie eine führend eRolle, da durch die Applikation der Lok alanästhetika kein phar­makolo gischer oder analgetischer Effekt erzi elt wird , sonderndie Wirkun g auf einer Unterb rechung des pathogenetischen In­formationsflusses und dessen Normalisierung beruht.

Wie jedem Therapieverfahren liegt der erfolgreichen N eural­therapie jedoch eine eingehende Schul ung zugrunde, die auch

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das Vers tändnis der versc hiedenen Krankheitsabläufe vo raus­setz t.

Di e Zukunftsperspek tive n sind dann, wie die üb er 60jährigeGeschichte der Neu ralth erapie beweist, äußerst positiv.

Horn-Bad Meinberg 2, im H erbst 1989

Dr . mcd. l. Hagen H uneke

J.