Zur Geschichte des Urins

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500 Cap u. Henry, L. Geschiclite des Urins. Spuren von Eiweiss, Spuren einer fetten Substanz. Untcr andern Substanzen nahm cr t'olgende asf: Chlormetalle, freie Milchsiiure , milchsaure Salze und Harnstolf. Dicse neue alk~holische Pliissigkeit wurde im Marienhndc bis zu dickem Syrup rtdgedampft, tvelchen man erkalten liesg- In eine, nn der einen Seite verschlossene Rijhre gebracht, wurde er mit dem dreifachen Volumen Salpetersiiure iibergossen, wclche vorher gelrocht worden war, um alle salpetrige Szure daraus zu verjsgen, welche, wie man weiss, so heftig nuf den HarnstoE einwiriit. Das Gemenge wurde geschiitfelf , mit Eiu umgeben und sich selbst iiberlassen. Bald setzte eich nuf dem Boden der Rijhre eine kijrnige Materie sb, von ciner ganz deutlich krystallinischen Struclur, besonders wenn man sie un- ter dem nlikroskop betrachtete. Die Materie wurde zwischcn nngeleimtem Papier ausgepresst, 16ste sich vie1 leichter in heis- sem als kaltem Wasser, kryslallisirte beim Erlialten heraus, er- theilte dem kalten Wasser, wclches dieselbe aofgelijst enthielt, die Eigenschaft, durch Hinzufugung von Salpetersiiure xablreiehc Krystsllbliittchen z11 bilden j sie zersetzte sich in der Hitze, ohne ejnen Riickstand zu lassen, und zeigte also die ndilbekan:itcn Eigenschaften des salpetersauren Harnstoffes. LXXXVIII. Ziir Geschichte des C'rins, Von CAP und UELPRY. {Compt. rend. Vl. p. 336.) Die Analyse, melche wir vergangenes Jahr rnit einem vis- kijsen Urine machten, zeigte uns, dass derselbe von dem nor- malen darin abwich, dass er eine geringere Proportion Milch- siiure und Harnstoff enthielt. Es entstand daher in uns der Gedsoke, diese beidcn Stoffe uumitlelbar rnit einander zu ver-

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500 C a p u. Henry, L. Geschiclite des Urins.

Spuren von Eiweiss, Spuren einer fetten Substanz.

Untcr andern Substanzen nahm cr t'olgende asf: Chlormetalle, freie Milchsiiure , milchsaure Salze und Harnstolf.

Dicse neue alk~holische Pliissigkeit wurde im Marienhndc bis zu dickem Syrup rtdgedampft, tvelchen man erkalten liesg- In eine, nn der einen Seite verschlossene Rijhre gebracht, wurde er mit dem dreifachen Volumen Salpetersiiure iibergossen, wclche vorher gelrocht worden war, um alle salpetrige Szure daraus zu verjsgen, welche, wie man weiss, so heftig nuf den HarnstoE einwiriit. Das Gemenge wurde geschiitfelf , mit Eiu umgeben und sich selbst iiberlassen. Bald setzte eich nuf dem Boden der Rijhre eine kijrnige Materie s b , von ciner ganz deutlich krystallinischen Struclur, besonders wenn man sie un- ter dem nlikroskop betrachtete. Die Materie wurde zwischcn nngeleimtem Papier ausgepresst, 16ste sich vie1 leichter i n heis- sem als kaltem Wasser, kryslallisirte beim Erlialten heraus, er- theilte dem kalten Wasser, wclches dieselbe aofgelijst enthielt, die Eigenschaft, durch Hinzufugung von Salpetersiiure xablreiehc Krystsllbliittchen z11 bilden j sie zersetzte sich i n der Hitze, ohne ejnen Riickstand zu lassen, und zeigte also die ndilbekan:itcn Eigenschaften des salpetersauren Harnstoffes.

LXXXVIII. Ziir Geschichte des C'rins,

V o n

C A P und UELPRY.

{Compt. rend. Vl . p . 336.)

Die Analyse, melche wir vergangenes Jahr rnit einem vis- kijsen Urine machten, zeigte uns, dass derselbe von dem nor- malen darin abwich, dass er eine geringere Proportion Milch- siiure und Harnstoff enthielt. Es entstand daher in uns der Gedsoke, diese beidcn Stoffe uumitlelbar rnit einander zu ver-

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binden, urn daraus, bei gewissen Affectionen der IIarnwege, ein ucues Heilmittel zu bilden.

W i r gelangten dahin durch eine zweifache Zersetzung indem wir milchssuren Kslk durch oxalsauren Harnstoff zer- setzten, erhielten wir milchsauren Harnstoff , welcher in kleinen prismaiischen Nadeln von grosser Weisse krystallisirt und sehr bestimmte chemische Charalitere besitzt.

W i r untersuchten darauC, ob dieses Lactat nicht schon viillig gcbildet im Harn existire und ob es nicht vielleicht die lirsache sei, weshalb der Harnstoff so sehmer, ohne Dazwi- schenliunft der Salpetersiiure, ausxuscheiden sei. Unsere Ver- muthungen bcstiitigten sich. Nachdem wir aus dem Urin durch einen Ueberschuss an Zinlihydrat die freie Milchsiiure isolirt hatten, erliiclten wir nsturlichen milebsauren Harnstofl, krystal- lisirt und vollliornmen mit dem kunstlich dargestellten identisch.

Dic Salee des Hirrnstolfs waren bis jelet sehr schwierig darzustellen , sinrl aber durch die doppelte Zersetzung nun sehr einfach zu erhalten; SO bekommen wir sie nun sehr leicht kry- stallisirt, mit charakteristischen Eigenschaften begabt, und wir schciden aus ihnen den Hamstoff sus, um zu beweisen, dass es keineswegs Ammonialisalxe sind , und um dem Harnstofl wirklich einen Platz unter dcii organischen Basen anzuweisen.

Die Milchsiiure, welche in der thierischen Oekonomie eiue so grosse Rolle spielt und sich in allen thierischen Flussigkei- ten , in allen Secretionen wiederfindet , scheint anter gewissen kraiikhafien Einfliissen daraus zu verschwinden. Diese Fliissig- lieiten truben sich sogleich, verdicken sich, und es erscheinen iiun d ie Concretionen, die Steiue, welche meist aus phosphor- sluren Erden oder Alkalien bestchen, und die in der That in der Milchsiiure liislich sein wurden , wenn dieselbe in hiurei- chcnder Menge in den thierischen Fliissigkeiten vorhanden wke.

Nachschrift.

Ich babe es versucht , mittelst Zersetzung des milchsaurcii Ziiikoxyds dureh oxalsauren Harnstoff die neue Verbindung zu erhalten, und i n cler That erhielt ich lileine, glanzende, pris- mniische Rrystnlle, aus delien ich Milchsiiure und Harnston' dar- zustelleu im Stande war. Aus dem CTtin dieses Salz darzu-

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503 K u h l m a n n , chem. Reaction d. Wassers.

stellen, g e h n g mir bis jetzt nicht, wahrscheinlich inilcrn ich zu geringe Quanlititen daxu verwendete.

R. F. M d .

LSXXIX. k‘eber detl EiriJliiss des JVas~era bei ei j i igoi cficaii-

s c h n Reaclioiwi. V o n

I< u BL 31 A XY.

{Aiinccl t ,~ dr Chitnie , t . LXT-6:. 71. 211.9.)

Dcr Einlluss, welcticn die Gegenwart dcs Wusacrs bei ci- nigen clicmischen Rcactionen ausubt , ist schon der Gegcnstarrd mehrcrer wichtigen Bcobachtungen gewesen. P r o u s t bcob- achtete, dass Balpetersiiure von 1,48 spec. Gcwiclit das Zinn niclit angreift, mi l dass , diirch Hinzufugung von weiiig Was- ser, diesc Siiurc nut‘ dns kriiftigste einmirlit. IGirzlicti stelltc Herr P c l o u z e unter nndern folgcncle Tlratsachen rest : 1) dass Essigsiiuro von 1,063 spec. Gcw. kolilensauren 1Inryt nicht zersctzt; 2) dass die Irohlensanren Salze des Kali’s, So- trons, Blcies, Zinlis, Strontinns, Baryts und der Magncsia durch lirystallisirbnre Essigssuro zersetzt werden , dnss aber die Einwirkung durch I-Iinzufugung von Wasscr vie1 liriX(igcr wird und dass die Wirliung auf dic Iiohlensnuren Sirlze glcicli Null ist, wenn man die Siiurc in absolutem Alkoiiol uu!lust, endlich dass wasscrfrcicr Alkoho2, Schwefeliither, E&iit!:cr dic Eigenscliaften, selbst der stiirksten Sliuren, voll!iommC~l *<Crdeli- kcti ; ihre Aufliisungcn riithen nicht eininal L,itckt:iu\pitpier und iiben keirie Einwirliung auf eine grosse Anzalrl k~Ii1c:rsuurcr Szllsse BUS.

Dic rntioncllc Erliliirnng , sagt Herr P c 1 o u z e , eii:cr SO

bizarren Thatsache (tier Vernichtung dcs Eiiilliis.ies tler init A!- lioliol gemischten Essigsiiure auT 11;ts kohlensaure iidij scireint mir nicht leicht aubulintlen. Man kann hicr nielit tliiiielrrncirj

dass die Unliislichkeit dcr Bildung des essigsauren h h ’ s e!!t- gegen stelre, dn dicaes Sdz nictit allein i n Alkohol, soniieix auch iii eiwm Geinenge van Essigsiiure und A!ko!~ol lijslich i d .

Diesc Beobaclitongcn di l iesscn sicli noch andern VOII