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DSO-Nachrichten Marie Jacquot im Gespräch Wiener Perspektiven Festival mit Robin Ticciati Sir Simon Rattle Zurück am Pult des DSO 11/12 2020

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DSO-Nachrichten

Marie Jacquot im Gespräch

Wiener PerspektivenFestival mit Robin Ticciati

Sir Simon Rattle Zurück am Pult des DSO

11/12 2020

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32 EditorialInhalt

wir freuen uns sehr, Ihnen seit September wieder Konzerte anbieten zu können. Dass diese trotz Einlassregeln, Mas-kenpflicht und kurzfristigen Programmänderungen so gut angenommen werden, spricht für die immense Bedeutung von Live-Musik, von Kunst und Kultur für das Leben vieler Menschen. Darüber freuen wir uns, und für die Treue danken wir Ihnen, unserem Publikum, aufs Herzlichste.

Da große Orchesterbesetzungen weiterhin nicht möglich sind, laden wir Sie anstelle des geplanten Wagner-Festivals im November zu unseren ›Wiener Perspektiven‹ ein, vier Abenden mit Robin Ticciati rund um Mozart und die Stim-me der Moderne – mit kleinerem Orchester, aber promi-nenter Besetzung → S. 17. Zudem freuen wir uns, Ihnen Sir Simon Rattle, Leonard Slatkin und Marie Jacquot am Pult des DSO und in Begleitung herausragender Gäste präsentie-ren zu dürfen. Auch der Jahreswechsel ist, wenn auch ohne den Circus Roncalli, mit einem zauberhaften Programm im Tempodrom fest eingeplant – Näheres geben wir in Kürze bekannt. Informationen über die neuen Hausregeln der Phil-harmonie haben wir für Sie ab → S. 12 zusammengestellt. Karten für die Konzerte im November sind bereits erhältlich, der Vorverkauf für Dezember beginnt am 16. November.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und hoffen sehr, Sie möglichst bald wieder in einem unserer Konzerte begrüßen zu dürfen. Bleiben Sie gesund!

Herzliche GrüßeIhr Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Liebe Leserin,lieber Leser,

3 Editorial

4 Marie Jacquot im Gespräch

11 Kammerkonzert

12 Aktuelles zu November und Dezember

16 ›Wiener Perspektiven‹ – Festival mit Robin Ticciati

24 rbbKultur-Kinderkonzerte

26 Konzertkalender

32 Debüt im Deutschlandfunk Kultur

34 Sir Simon Rattle und Robin Ticciati

38 Robin Ticciati und Alina Ibragimova

42 Leonard Slatkin und Richard Goode

45 Impressum

46 Berlin braucht Musik! – Was beim Musikhören im Kopf passiert

50 Neue CD mit Martin Helmchen

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5Im Gespräch

Ein richtiges Klangerlebnis

Marie JacquotSo 6.12.

Marie Jacquot studierte zunächst Posaune in Pa-ris, dann Dirigieren in Wien und Weimar. Die Sti-pendiatin des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats ist nach drei Jahren am Mainfranken Theater Würzburg seit Herbst 2019 erste Ka-pellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein. Beim DSO gab die Französin 2018 ihren Einstand in der Reihe ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹, am 6. Dezember ist sie nun erstmals in einem Abonnementskonzert zu erleben.

Madame Jacquot, Sie wären beinahe profes-sionelle Tennisspielerin geworden. Warum ha-ben Sie sich dann für die Musik entschieden?Meiner Familie war es wichtig, dass wir Kinder sowohl ein Instrument lernen als auch Sport ma-chen. Ich habe Klavier und Tennis gespielt, wobei mich das Klavier viel weniger interessierte. Am Tennis habe ich immer den spielerischen Aspekt geliebt und war darin auch sehr gut. Doch als ich dann professionell in Paris trainiert wurde, habe ich die Spielfreude Stück für Stück verlo-ren und mich mit 15 Jahren für einen anderen Weg entschieden. Ich war in der Zwischenzeit vom ungeliebten Klavier zur Posaune gewechselt und habe beim Musizieren im Orchester wieder diese unvergleichliche Spielfreude erlebt, die ich alleine am Klavier vermisst hatte. Als dann ein

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»Ich kann mir ein Leben ohne Oper nicht mehr vorstellen. Hier gibt es keine Routine, es passiert immer etwas Neues, Unvorhergesehenes, man muss immer 200 % seiner Energie geben.«Marie Jacquot

6 7Im Gespräch

Blechbläserquartett aus Paris bei uns in Chartres auftrat, hatte ich ein richtiges »Wow-Erlebnis« und entschied mich, in Paris Unterricht zu nehmen – und zwar eben nicht mehr Tennis, sondern Posaune. Das hat sich ganz organisch entwickelt …

Wie kamen Sie dann zum Dirigieren?Das verdanke ich dem Orchesterleiter an unserem kleinen Konservatorium, ein großartiger Mensch, Musiker und Mentor, der die Begeisterung für die Musik gelebt hat und mich dazu inspirierte. Ich wollte unbedingt bei ihm studie-ren, egal was, und habe deswegen mit dem Dirigieren ange-fangen. Wäre er Bäcker gewesen, wäre ich wahrscheinlich Bäckerin geworden ... [lacht]

Konnten Sie vom Tennis etwas zum Dirigieren mitnehmen?Ja, unbedingt: die Unabhängigkeit der Arme, Vorausdenken, Anpassungsfähigkeit an das, was das Gegenüber einem an-bietet. Das gilt sicher auch für andere Sportarten, aber für Tennis ganz besonders.

Sie folgen der klassischen Kapellmeisterlaufbahn. Was ist für Sie das Spannende am Operndirigieren?Ganz klassisch ist meine Laufbahn eigentlich nicht, denn die beginnt normalerweise mit der Korrepetition. Da ich keine Pia- nistin bin, hatte ich mich im Studium vor allem auf das sym-phonische Repertoire konzentriert. Doch meine erste Stelle in Würzburg, als Erste Kapellmeisterin ohne Klavierverpflich-tung, war eine einmalige Chance und ein großes Glück. Seit-dem kann ich mir ein Leben ohne Oper nicht mehr vorstellen. Hier gibt es keine Routine, es passiert immer etwas Neues, Unvorhergesehenes, man muss unglaublich fokussiert sein, immer 200 % seiner Energie geben. Ein gut vorgeprobtes Symphonieorchester könnte im Notfall auch alleine spie-len, aber eine Oper funktioniert ohne Dirigent einfach nicht.

Außerdem begegnet man in der Oper einer Vielzahl von Li-brettisten, Sprachen und Geschichten – das gefällt mir sehr.

Wie ist es für Sie, als Gast zum ersten Mal vor einem Ihnen unbekannten Klangkörper zu stehen?Es ist für mich immer eine große Freude, neue Leute ken-nenzulernen. Und tatsächlich interessieren mich primär die Menschen in den Orchestern. Wenn Atmosphäre und Chemie stimmen, ist das ganz wunderbar. Dabei ist es wie im normalen Leben auch – manchmal muss man sich über längere Zeit aneinander gewöhnen, ein andermal ist es Liebe auf den ersten Blick – oder es funktioniert gar nicht. Das ist das Spannende an unserem Metier, und dasselbe gilt natür-lich auch für Solistinnen und Solisten.

Wie definieren Sie Ihre Rolle als Dirigentin? Mein Wunsch ist es, dem Komponisten und dem Werk zu dienen und dem Orchester zu helfen, sein Bestes zu geben. Wenn ich schließlich gar nicht mehr dirigieren müsste, weil das Orchester so weit ist, dass es am Ende meine Hilfe gar nicht mehr braucht, würde mich das sehr freuen. Die bes-ten Konzertmomente sind für mich die, die an die Proben erinnern. Wenn in einer Probe eine besondere Verbindung zwischen uns entstanden ist, etwa bei der Arbeit an Takt 20, und im Konzert sehe ich an dieser Stelle in den Augen der Orchestermitglieder, dass sie sich an diesen Moment erin-nern, dann ist das ein wunderbares Beispiel für die Kom-munikation, für das Geben und Nehmen, die für mich die Musik ausmachen.

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Kian Soltani

8 9Im Gespräch

In Ihren Programmen finden sich immer wieder interes-sante Entdeckungen, etwa die Sinfonietta von Korngold. Liegt Ihnen das Seltene und Unbekannte besonders am Herzen?Auf jeden Fall! Ich bin sehr neugierig und habe große Freude daran, neben Brahms, Tschaikowsky oder Schumann, die ich sehr liebe und verehre, auch Musik, die kaum gespielt wird, mit dem Orchester und dem Publikum zu entdecken. Wenn ich dann zu Brahms zurückkehre, ist die Freude umso größer, weil ich ihn eben nicht zu oft dirigiere. Ich verbringe viel Zeit damit, neues Repertoire zu suchen, Unbekanntes anzuhören, mir Notizen zu Besetzungen und Programmen zu machen. Es ist allerdings nicht immer einfach, diese Ideen umzusetzen: Korngold beispielsweise ist leider nicht unbe-dingt ein Quotenbringer. Umso schöner ist es, wenn man bei der Programmgestaltung einmal freie Hand hat.

Lange Zeit gab es keine Aufführungen, und die Covid- 19-Pandemie hat nicht nur das Kulturleben weiterhin fest im Griff. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?Ich bin im März selbst an Corona erkrankt, bei einer Opern-produktion in Strasbourg haben sich fast alle Beteiligten angesteckt. Mein Verlauf war nicht sehr dramatisch, aber

selbst heute, fast sieben Monate später, leide ich noch an den Spätfolgen, schmecke und rieche sehr wenig. Man darf dieses Virus also keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen! Ich habe die Zeit genutzt, um fünf neue Opern zu lernen – von denen dann drei abgesagt wurden. Das einzige Plus war, dass ich ohne die üblichen Termine mehr Zeit für mich hatte, das hat mir sehr gut getan.

Sie begleiten am 6. Dezember mit dem DSO zunächst den Cellisten Kian Soltani bei Schumanns wunderbarem Cel-lokonzert und dirigieren danach tatsächlich eine Rarität, die f-Moll-Symphonie von Richard Strauss. Was hat Sie daran gereizt? Diese Symphonie ist ein sehr, sehr schönes Stück Musik, vor allem wenn man bedenkt, dass Strauss erst 20 Jahre alt war, als er sie komponierte – das fasziniert mich. Sie ist noch sehr der Tradition verbunden, man hört viel Brahms darin, ein Beethoven-Zitat, ein wenig Volksmusik, vielleicht sogar etwas Dvořák. Man hört aber auch die Strauss’sche Musik-sprache langsam erblühen, merkt, dass sich hier Türen öff-nen. Ich fühle mich Strauss sehr verbunden, wage mich aber noch nicht an seine Hauptwerke heran, weil ich seine Musik systematisch von Anfang an kennenlernen möchte. Dafür scheint mir die f-Moll-Symphonie der richtige Weg zu sein. Und mit dem DSO, das eben auch diesen deutschen Klang beherrscht, kann das ein richtiges Klangerlebnis werden.

Das Gespräch führte MAXIMILIAN RAUSCHER.

Konzertkalender S. 29

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Der Perfekte Ein- oder Ausklang

ist 3 Minuten von der Philharmonie Entfernt.

QIU Lounge im the Mandala Hotel am Potsdamer PlatzPotsdamer Strasse 3 | Berlin | 030 / 59 00 5 00 00 | www.qiu.de

Dávid Adorján

11Kammerkonzert

Mit Klaviertrios von Brahms und Schumann setzen Michael Mücke, Mitglied der Ersten Violinen, der Solo-Cellist Dávid Adorján und die Pianistin Annika Treutler am 29. Novem-ber die Kammerkon-zertreihe fort. Robert Schumann kompo-nierte seine ersten bei-den Gattungsbeiträge in kurzer Folge 1847. Dabei war das F-Dur-Trio mit dem intimen Konversationsgestus und seiner Liedhaftig-keit »von ganz ande-rem Charakter als das in D und wirkt freund-licher und schneller«, wie der Komponist bekannte. Gut vierzig Jahre später, während eines Sommeraufent-halts am Thunersee, entstand das Dritte Klaviertrio von Johannes Brahms. Von der Schweizer Bergwelt inspiriert, schrieb er eine Komposition, die künstlerische Reife mit jugendlicher Frische und – im Zwiefachen des dritten Sat-zes – auch zärtlicher Volkstümlichkeit zu verbinden weiß. »Welch ein Werk ist das!«, notierte Clara Schumann in ih-rem Tagebuch, »genial durch und durch in der Leidenschaft, der Kraft der Gedanken, der Anmut, der Poesie! Noch kein Werk von Johannes hat mich so ganz und gar hingerissen, so sanft auch bewegt der zweite Satz, der ganz wunderbar poetisch ist«.

Kammermusik in der Villa Elisabeth So 29.11.

Konzertkalender S. 26

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12 13Corona

Mit erfolgreichen Konzerten in der Philharmonie und der Vil-la Elisabeth sowie Gastspielen in Düsseldorf und Hamburg konnten wir nach der langen Pause, die die Covid-19-Pan-demie dem Kulturbetrieb auferlegt hat, endlich mit neuem Schwung in die Saison 20/21 starten. Auch in den Monaten November und Dezember können wir Ihnen erfreulicherwei-se wieder zahlreiche Konzerte in Berlin anbieten. Die wich-tigsten Informationen dazu haben wir im Folgenden für Sie zusammengestellt.

Programme und GästeDa große Orchesterbesetzungen auf der Bühne der Philhar-monie weiterhin nicht möglich sind, mussten wir zahlrei-che Konzertprogramme anpassen und das geplante Festi-val ›Wagner-Perspektiven‹ neu konzipieren. Wir freuen uns umso mehr, Ihnen unter diesen Vorzeichen wie geplant Sir Simon Rattle, Robin Ticciati, Leonard Slatkin und Marie Jacquot am Pult des DSO präsentieren zu dürfen, zudem eine Riege herausragender musikalischer Gäste: Die So-pranistinnen Anu Komsi, Dorothea Röschmann und Yeree Suh, die Mezzosopranistinnen Julie Boulianne und Magda-lena Kožená, den Bariton Matthias Goerne, den Bass John Relyea, die Violinistinnen Alina Ibragimova und Alina Pogost-kina sowie den Bratscher Timothy Ridout. Alle Programme finden Sie im Kalender ab → S. 26 und nähere Informationen in den Konzertartikeln dieser Ausgabe.

Ihr Konzertbesuch im November und Dezember

CoronaInformation

Konzertkarten für November und DezemberIn den vergangenen Wochen wurde das Hygienekonzept der Philharmonie noch einmal überarbeitet, und wir freuen uns, dass wir hier ab November wieder 1000 Gäste zu unseren Konzerten begrüßen dürfen – ausführliche Informationen zu den neuen Regeln für Ihren Besuch finden Sie auf der nächs-ten Seite. Karten für die Konzerte im November sind seit dem 15. Oktober, Karten für die Dezember-Termine ab dem 16. November erhältlich – diese Staffelung ist notwendig, damit wir den Saalplan jeweils an die aktuellen Entwick-lungen anpassen können. Vorbestellungen nimmt unser Be-sucherservice → S. 52 jederzeit gerne schriftlich entgegen.

Abonnements im November und DezemberDie Abo-Serien in der Philharmonie müssen auch im Novem-ber und Dezember pausieren. Unsere Abonnentinnen und Abonnenten erhalten jedoch weiterhin Karten zu exklusiven Sonderkonditionen, und das noch vor dem freien Verkauf.

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14 15Corona

Ausführliche Informationen dazu haben Sie bereits per Post von uns erhalten – falls nicht, wenden Sie sich bitte an un-seren Besucherservice → S. 52.

Hygienekonzept und weitere RegelnDie Gesundheit und Sicherheit von Publikum und Mitwir-kenden haben für uns die höchste Priorität. Deshalb haben wir für Ihren Besuch in Abstimmung mit den verschiedenen Spielstätten Vorsichtsmaßnahmen erarbeitet, die der Ein-dämmung der Covid-19-Pandemie dienen. Gerade die Phil-harmonie verfügt über ein ausgezeichnetes Belüftungssys-tem, das permanent desinfizierte Zuluft unter den Stühlen in den Saal einbläst und Abluft nach oben absaugt. Vor und nach dem Einlass werden unter anderem die Türklinken, Handläufe und Sanitärbereiche gereinigt und desinfiziert.

Ab dem 1. November gelten in der Philharmonie folgende neue Regeln:

• Die Plätze werden platzgenau verkauft, somit gelten wie-der die üblichen Kartenpreise und Preisgruppen, die in der Saisonbroschüre 20/21 abgedruckt sind.

• Die Anordnung der Plätze folgt dem sogenannten Schach-brettmuster.

• Während des Konzerts muss durchgängig ein Mund- Nasen-Schutz getragen werden.

• Die Abendkassen sind wieder geöffnet.• Vor und nach dem Konzert gibt es vor dem Eingang an der

Potsdamer Straße einen Getränkeausschank.

Für die Philharmonie gilt zudem weiterhin:

• Um größere Ansammlungen zu vermeiden, erfolgt der Einlass für den linken Saalbereich über die Eingänge ›Gar-ten‹ und ›Osteingang‹, der Einlass für die rechte Saalseite über die Eingänge ›Potsdamer Platz‹ und ›Kassenfoyer‹.

• Die Laufwege und Saaleingänge im gesamten Gebäude sind farblich markiert.

• Auf der Eintrittskarte findet sich die Angabe zur Farbe des Laufweges, der zum Sitzplatz führt.

• Es gibt keine Garderoben. Auf das Mitbringen größerer Gepäckstücke muss verzichtet werden; Taschen größer als DIN A4 sind nicht zugelassen. Jacken und Mäntel kön-nen auf die Sitzfläche der nicht genutzten Stühle gelegt werden.

Weiterhin gilt für alle Veranstaltungssäle:

• Im gesamten Gebäude gilt die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

• Der Sicherheitsabstand der Besucher*innen von 1,5 m zu-einander ist einzuhalten. Die Abstände im Saal sind durch freie Plätze gewährleistet.

• Die Konzerte dauern maximal 75 bis 90 Minuten und fin-den ohne Pause statt.

• Beim Kartenkauf werden die privaten Kontaktdaten er-fasst.

• Konzertbesucher*innen müssen einen aktuellen Perso-nalausweis oder ein entsprechendes amtliches Dokument wie einen Reisepass bei sich tragen.

• Konzerteinführungen am Veranstaltungsort können lei-der nicht stattfinden.

• Programmhefte liegen am Konzertabend kostenlos aus.

Der Kartenvorverkauf für die November-Konzerte beginnt am 15. Oktober, für die Dezember-Konzerte am 16. November.

Ausführliche Informationen finden Sie unter → dso-berlin.de/corona

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17Festival

›Wiener Perspektiven‹

Robin TicciatiFr 13.11. – Sa 21.11.

Der Monat November sollte für das DSO im Zeichen der ›Wagner-Perspektiven‹ stehen. Doch Corona zwang zum Umdenken: Nach geltenden Abstands-

regeln ist ein Orchester der nötigen Größe auf der Philharmoniebühne nicht unterzubringen. Das Festival

erhielt daher selbst neue Perspektiven. Sie richten sich auf die Stadt, die als die Musikmetropole in der Mitte Europas galt: Wien – zu zwei exponierten Zeiten, die ihren Namen als kulturgeschichtliche Kennung tragen: die Wiener Klas-sik und die Wiener Moderne. Für die Epoche vor 1800 steht Wolfgang Amadeus Mozart; das frühe 20. Jahrhundert prä-gen Mahler, Zemlinsky und Komponisten aus der Zweiten Wiener Schule.

Die Epochen unterscheiden sich jenseits aller sozialhisto-rischen und stilistischen Differenzen in einer Problemstel-lung fundamental: In der klassischen Ära setzte sich die Instrumentalmusik als bestimmende Kraft der Tonkunst durch. In ihr äußerte sich nicht nur die Eigenart, sondern auch das, was man »die Sprache der Musik« nannte, rein und unverfälscht: »Wenn von der Musik als einer selbstän-digen Kunst die Rede ist, sollte immer nur die Instrumental-musik gemeint sein« (E. T. A. Hoffmann, 1814). In Wien um 1900 schien das fraglos. Zugleich bröckelten die Grundla-gen, auf denen die Wirkung der Musik als Sprache eigener

Mozart und die Stimme der Moderne

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Yeree Suh – Sopran Matthias Goerne – Bariton

18 19Festival

Art beruhte. Die Tonalität verlor ihre ordnende Kraft, das »Triebleben der Klänge« (Schönberg) suchte eigene Kanäle – wie konnten sich da kommunikativ überzeugende Formen bilden? Die Literatur sprang ein; der poetische Text wurde in Struktur und Stimmung zum Rückgrat der musikalischen Gestalt.

In Robin Ticciatis vier Konzerten des Festivals greifen die Epochen auf zweierlei Art ineinander: In den Freitagspro-grammen bilden Mozarts Instrumentalwerke Rahmen und Stütze, dazwischen setzen Lieder und imaginäre Szenen der Wiener Moderne Kontrastfarben und Spannungselemente. In den Samstagsprogrammen stehen wiederum Liedzyklen von Mahler und Schönberg symphonischen Kompositionen Mozarts gegenüber.

Mozart und Wien Mozarts Weg aus der höfischen Dienstbarkeit in Salzburg nach Wien in die »freie« Künstlerexistenz führte über Paris – nicht im buchstäblichen Sinn, aber in groben Linien. Auf sei-ner letzten ausgedehnten Reise von September 1777 bis Ja-nuar 1779 erreichte er nach Zwischenstationen in München

und Mannheim im März 1778 die französische Metropole. Karrierestrategisch geriet das Unternehmen zum Fiasko, aber der 22-Jährige brachte drei wichtige Erfahrungen mit nach Hause: den Esprit, mit dem eine Symphonie ihr Pub-likum durch gezielte »Surprisen« bei Laune halten konnte, die Praxis der Sinfonia concertante, der Übersetzung des barocken Concerto grosso in die klassische Ton- und For-mensprache, und die Kenntnis der französischen Oper, der Tragédie lyrique.

In ihre Tradition gehört trotz des italienischen Textes die Oper ›Idomeneo‹; es fehlt in ihr auch nicht die obligatorische Balletteinlage, die das Pariser Publikum unbedingt verlang-te. Mozart schrieb sie eineinhalb Jahre nach seiner Frank-reichtour für den Münchener Hof. Im Anschluss an die ersten Aufführungen reiste er direkt nach Wien, um sich dem Tross seines Dienstherrn, des Salzburger Fürsterzbischofs Hiero-nymus von Colloredo, anzuschließen. Der nutzte einen Be-such bei seinem Bruder, um sich und seinen Kultursinn aus-giebig zu präsentieren. Den Münchener Erfolg im Rücken, empfand Mozart das Funktionieren in einer Diensthierarchie wie ein Gefängnis. Er desertierte, reiste nicht mit zurück

Julie Boulianne – Mezzosopran

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20 21

nach Salzburg. ›Idomeneo‹ machte die Wiener Perspektiven für Mozart drängend.

Während die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester die kompositorische Brücke zwischen den Vio-linkonzerten der Salzburger und den ambitionierteren Kla-vierkonzerten der Wiener Jahre schlägt, steht die ›Linzer‹ Symphonie sinnbildlich für Mozarts Weg nach Wien: Er schrieb sie auf der Rückfahrt vom ersten Besuch seiner alten Heimat nach der »Fahnenflucht« für den Grafen von Thun-Hohenstein, auf dessen Einladung er in Linz Station machte. »Der alte Thun« gehörte zu den ersten Gönnern des Wunderkindes Mozart, er übertrug seine Bewunderung für das Genie auch auf seinen Sohn in Wien. Der »junge Thun« brachte dem Komponisten die Ideen der Freimaurer nahe; auf ihn geht Mozarts Beitritt zur sozial engagierten Loge ›Zur Wohltätigkeit‹ zurück.

Mozarts Freimaurertum lässt sich nicht als biografische Randerscheinung abtun. Zu deutlich sind die Spuren, die es in seinen Werken hinterließ – nicht nur in maurerischen Kompositionen wie der Trauermusik von 1785, sondern auch

in der ›Zauberflöte‹ und den letzten Symphonien. Das Klari-nettenkonzert schrieb er für den Logenbruder Anton Stad-ler; dessen besondere Fähigkeiten gingen in die Werkgestalt ein. Das Freimaurertum bedeutete für Mozart Teilhabe am Geist der Zeit – durch die sozialen Kontakte, die sich daraus ergaben, aber auch durch die freiheitlichen, weitblickenden Ideen der Bewegung.

Intensive Gegenwart als Tor zur ZukunftDie Teilhabe an der eigenen Epoche ist ein Hintergrund- thema dieser ›Wiener Perspektiven‹, denn aus ihr erwächst das Zukunftsweisende einer Ära. Was war das für eine Li-teratur, die der Musik der Moderne beisprang? Bei Mahler stammte sie aus dem Volkslied, der Urschicht der Poesie. Verse aus ›Des Knaben Wunderhorn‹ waren für ihn Rohdi-amanten, die er sprachlich und musikalisch zur Kunst po-lierte. Sie mobilisieren Archetypen menschlichen Erlebens, durchstreifen das Märchen- und Sagenreich, kultivieren die Himmelsgucker-Naivität, nehmen Partei für die Ernied-rigten, wissen um die tröstlich-trotzige Kraft des Spotts. Mahlers Lieder pflegen wie später diejenigen Zemlinskys, Schönbergs oder Weberns die Kunst des Suchens.

Festival

Anu Komsi – SopranDorothea Röschmann – Sopran John Relyea – Bass

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Konzertkalender S. 27 / 28

Die Gedichte, welche die Jüngeren im Wiener Bunde wähl-ten, weckten Ahnungen und Andeutungen wie Schatten-risse von Traum-, Trance- oder Fantasiebildern. Sie mieden Eindeutigkeit, beschworen den »alten Duft aus Märchen-zeit« und das Dunkel eines vorgestellten Mittelalters, das mit den finsteren Seelenwinkeln verfloss. Die Zeichen und Symbole in Schönbergs ›Lied der Waldtaube‹, dem mysti-schen Zentrum der ›Gurre-Lieder‹, finden ihr musikalisches Pendant in einem Netz von Motivbeziehungen, die sich zu ei-ner enigmatischen Erzählung jenseits der Worte verweben. Das feine, transparente Stimmengeflecht zieht in Weberns Ensembleliedern op. 13 die Gedichte in den Sog eines zer-brechlichen Filigrans.

Bisweilen löst sich Poesie aus der gewohnten Syntax und bewegt sich auf eine Sprache zu, die, vom Erzählen befreit, in Musik mündet: So erträumte es der französische Symbo-list Stéphane Mallarmé. Kein Zufall, dass frankophone Lite-ratur die Komponisten des Schönberg-Kreises inspirierte. Die sechs Gedichte, die Alexander Zemlinsky von Maurice Maeterlinck, dem Ahnungsvirtuosen, vertonte, sprechen von Mädchen und Frauen wie von Erscheinungen aus my-

thischem Nebel. Im ›Pierrot lunaire‹ nach Poemen von Al-bert Giraud wird eine Figur aus der Commedia dell’Arte zum Symbol der Künstlersensibilität. Schönberg reduziert das Orchester auf ein Minimum; alle Klanggruppen sind zugleich da und fast verschwunden; Sprache und Stimme gehen eine neue Koalition ein. ›Pierrot‹ wurde zu einem Schlüsselwerk der Moderne.

Die Lieder von Mahler und Zemlinsky sahen wie Schön-bergs ›Gurre-Lieder‹ ursprünglich ein großes Orchester vor. Sie werden nun allesamt von einem Kammerensemble begleitet. Schönberg selbst wies die Richtung, als er 1923 ›Das Lied der Waldtaube‹ für kleine Besetzung bearbeitete. Das Verfahren wurde in neuerer Zeit häufiger aufgegriffen. Solche Reduktionen bauen auf die suggestive Wirkung, die mehr erahnen lässt, als man hört; sie legen das Nervensys-tem der Musik frei. Ihre Perspektive weist ins Innere der Kunsterfahrung.

HABAKUK TRABER

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Ausführliche Informationen finden Sie unter → dso-berlin.de/wiener-perspektiven

Festival

Alina Pogostkina – ViolineTimothy Ridout – Viola

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Aurélien Bello

24 25Kinderkonzerte

Endlich Ferien! Endlich Ruhe! Keine Hektik! Raus aufs Land! Kein Verkehr mehr! Kein Lärm! Nur die grünen Wälder, die

sanften Hügel und die Bäche, die plätschern. Die Sonne scheint, die Vögel zwit-

schern. Ach geht’s uns gut! – Dieses Gefühl können sich bestimmt

alle gut vorstellen, sogar die, die Spazierengehen oder eine Fahrt aufs Land langweilig finden. Davon erzählt die Sechste Symphonie von Ludwig van Beethoven.

2020 hört Ihr besonders viel von und über Beethoven. Er

wurde vor 250 Jahren in Bonn am Rhein geboren. Gelebt hat der

berühmte Komponist den größten Teil seines Lebens aber in Wien. Wien war

damals Hauptstadt, Kaiserstadt und auch in Sachen Musik das Zentrum Europas. Entsprechend voll war es dort, es war eng, laut und stank. Darum waren die Wiener froh, wenn sie im Sommer raus konnten, raus aufs Land.

Was Beethoven auf dem Land erlebte, welche Gefühle, wel-che Empfindungen er hatte, das hat er in seiner ›Pastorale‹ dargestellt – so nannte er seine Sechste Symphonie. Pastor ist ein lateinisches Wort und bedeutet Hirte. Und weil Hirten

Aufs Land … und mehr

rbbKultur-KinderkonzerteSo 1.11. / So 13.12.

Konzertkalender S. 26

auf dem Land leben, bedeutet pasto-ral eben auch ländlich.

Was kann man auf dem Land erleben? Vor allem Na-tur. Und wie hört die sich an? Macht die Ohren auf! Lauscht auf das Zwit-schern der Vögel, das Plät-schern von Bächen, das Rauschen des Windes. Und dann sind da die Menschen. Sie tanzen, feiern und gehen spazieren. All das hat Beetho-ven in Musik übersetzt. Aber auch Sturm, Regen und Gewitter. Sogar einen Regenbogen kann man hier hören.

Wir freuen uns ganz besonders, dass wir Euch nach langer Corona-Pause am 1. November endlich wieder ein Kinder-konzert im Haus des Rundfunks präsentieren dürfen. Der französische Dirigent Aurélien Bello leitet diesmal das DSO. Dabei ist einiges ein bisschen anders als sonst: Das Open House mit Musikinstrumenten zum Ausprobieren findet diesmal leider nicht statt, und Karten sind nur im Vorver-kauf erhältlich. Plätze gibt es auch weniger als sonst, denn natürlich werden im Saal alle Abstände eingehalten. Wenn Ihr mit Eurer Familie kommt, dürft Ihr aber selbstverständ-lich zusammensitzen. Beim nächsten Mal, am 13. Dezember, ist dann Gijs Leenaars mit seinem Rundfunkchor Berlin und dem DSO zu Gast. Das Programm findet Ihr demnächst unter → dso-berlin.de/kinderkonzerte

CHRISTIAN SCHRUFF

Abgesagtnach Redaktionsschluss

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26 27Konzertkalender

November So 1.11. / 12 Uhr / Haus des RundfunksrbbKultur-Kinderkonzert ›Aufs Land‹Beethoven Symphonie Nr. 6 F-Dur ›Pastorale‹AURÉLIEN BELLOChristian Schruff – Moderation

Fr 6.11., Sa 7.11. / 20 Uhr / PhilharmonieTakemitsu ›Archipelago S.‹Mahler ›Das Lied von der Erde‹, für Soli und Ensemble bearbeitet von Glen CorteseSIR SIMON RATTLE (Mahler)ROBIN TICCIATI (Takemitsu)Magdalena Kožená – MezzosopranAndrew Staples – Tenor

Fr 27.11. / 20 Uhr / PhilharmonieMozart Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466Copland Suite ›Appalachian Spring‹LEONARD SLATKINRichard Goode – Klavier

So 29.11. / 17 Uhr / Villa ElisabethKammerkonzertBrahms, SchumannENSEMBLE DES DSO

Festival ›Wiener Perspektiven‹13. – 21. November

Fr 13.11. / 20 Uhr / PhilharmonieKonzert IMozart Ouvertüre zur Oper ›Die Zauberflöte‹Zemlinsky Sechs Gesänge für mittlere Stimme, bearbeitet für Kammerorchester von Erwin Stein und Andreas N. TarkmannMozart ›Maurerische Trauermusik‹Schönberg ›Lied der Waldtaube‹ aus ›Gurre-Lieder‹ für Mezzosopran und Orchester, bearbeitet für Kammerorchester vom KomponistenMozart Symphonie Nr. 36 C-Dur ›Linzer‹ROBIN TICCIATIJulie Boulianne – Mezzosopran (Zemlinsky)Karen Cargill – Mezzosopran (Schönberg)

Sa 14.11. / 20 Uhr / PhilharmonieKonzert IIMozart Sinfonia Concertante Es-Dur für Violine, Viola und OrchesterMahler Lieder aus ›Des Knaben Wunderhorn‹, für Kammerorchester bearbeitet von Klaus SimonROBIN TICCIATIAlina Pogostkina – ViolineTimothy Ridout – ViolaDorothea Röschmann – Sopran John Relyea – Bass

Abgesagt

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29Konzertkalender28

Dezember So 6.12. / 20 Uhr / PhilharmonieSchumann Violoncellokonzert a-MollStrauss Symphonie f-MollMARIE JACQUOTKian Soltani – Violoncello

Mi 9.12. / 20 Uhr / Philharmonie›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹Korngold Violinkonzert D-DurMozart Oboenkonzert C-DurMendelssohn Symphonie Nr. 1 c-MollALPESH CHAUHANTimothy Chooi – ViolineMariano Esteban Barco – Oboe

So 13.12. / 12 Uhr / Haus des RundfunksrbbKultur-KinderkonzertDas Programm wird noch bekannt gegebenGIJS LEENAARSRundfunkchor BerlinChristian Schruff – Moderation

Fr 20.11. / 20 Uhr / PhilharmonieKonzert IIIMozart Ouvertüre zur Oper ›Idomeneo‹Mahler ›Rückert-Lieder‹, für tiefe Stimme und Kammerensemble transkribiert von Eberhart KlokeMozart Klarinettenkonzert A-DurWebern Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 13Mozart Ballettmusik aus ›Idomeneo‹ROBIN TICCIATIMatthias Goerne – Bariton (Mahler)Yeree Suh – Sopran (Webern)Stephan Mörth – Klarinette

Sa 21.11. / 20 Uhr / PhilharmonieKonzert IV ›Jupiter lunaire‹Schönberg ›Herzgewächse‹ für hohen Sopran, Celesta, Harmonium und Harfe Schönberg ›Pierrot lunaire‹ für Sprechstimme und KammerensembleMozart Symphonie Nr. 41 C-Dur ›Jupiter‹ROBIN TICCIATIAnu Komsi – Sopran

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30 Konzertkalender

So 20.12. / 20 Uhr / PhilharmonieHartmann ›Concerto funebre‹ für Violine und StreichorchesterMessiaen ›Et exspecto resurrectionem mortuorum‹ für Bläser und Schlagzeug Beethoven ›Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit‹ – 3. Satz aus dem Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132, bearbeitet für StreichorchesterROBIN TICCIATIAlina Ibragimova – Violine

Mo 21.12. / 20.30 Uhr / PhilharmonieCasual ConcertMessiaen ›Et exspecto resurrectionem mortuorum‹ für Bläser und Schlagzeug Beethoven ›Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit‹ – 3. Satz aus dem Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132, bearbeitet für StreichorchesterROBIN TICCIATI – Dirigent und Moderator

Do 31.12. / 15 + 19 Uhr / TempodromSilvesterkonzerteDas Programm wird noch bekannt gegebenFABIEN GABELJulie Fuchs – Sopran

Fr 1.1. / 18 Uhr / TempodromNeujahrskonzertDas Programm wird noch bekannt gegebenFABIEN GABELJulie Fuchs – Sopran

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Mariano Esteban Barco

32 33Debüt

Seit über 60 Jahren gibt es nun schon die Konzertreihe ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹. Routine ist in all den Jahren nicht eingetreten. Doch 2020 war alles anders. Das lang geplante Orchesterdebüt im Juni, ein Abend mit zwei Solistinnen und der wunderbaren Dirigentin Ruth Rein-hardt, musste Corona-bedingt auf die Saison 2021/2022 verschoben werden. Einige ›Debüt‹-Kammerkonzerte mit internationalen Ensembles, die nicht nach Deutschland einreisen konnten, haben wir in Spontan-Konzerte umge-wandelt, bei denen Musikstudierende ohne Publikum in der Berliner Jesus-Christus-Kirche auftraten.

Das Konzert am 9. Dezember ist also das erste ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹ mit dem DSO nach einer länge-ren Pause. An dem ursprünglich vorgesehenen Programm konnten wir leider nicht festhalten. Zu groß, und damit nicht pandemietauglich sind die Besetzungen der Konzertouver-türe von Szymanowski und der Tondichtung ›Don Juan‹ von Strauss. Die beiden Solokonzerte werden jedoch wie geplant aufgeführt: Der junge spanische Oboist Mariano Esteban Barco, der beim ARD-Wettbewerb 2017 durch große Musi-kalität und bezaubernde Tonschönheit auffiel, hätte sein De-büt mit dem DSO eigentlich schon im Mai 2019 geben sollen, ein Fahrradunfall kam dazwischen. Mit dem Oboenkonzert von Mozart kann er nun die ganze Palette seiner Klang-farben zeigen. Der zweite Solist des Abends ist ebenfalls kein Unbekannter mehr: Der kanadische Geiger Timothy Chooi gewann 2018 den Joseph-Joachim-Wettbewerb und

Debüt mit Nähe und Abstand

Alpesh ChauhanMi 9.12. den Michael-Hill-Wettbewerb, bevor er sich dann im Jahr 2019 beim anspruchsvollen Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel einen Zweiten Preis erspielte. Er kann sich auf seine Virtuosität verlassen, verfügt aber auch über die Fä-higkeit, auf seinem Instrument weit ausgespannte Kan-tilenen zu singen. Beide Qualitäten benötigt er für das s c h w e l ge r i s c h e Violinkonzert von Korngold.

Der dritte Debütant im Bunde kommt aus Großbritanni-en. Alpesh Chauhan, aufgewachsen in Birmingham, ist heu-te Künstlerischer Leiter des dortigen Opernhauses. Chau-han wurde zunächst als Cellist ausgebildet und hat dann das Handwerk und die Kunst des Dirigierens bei Stanisław Skrowaczewski gelernt. Alpesh Chauhan beschließt den Abend mit der Ersten Symphonie von Mendelssohn, einem Jugendwerk, das Frische und Optimismus ausstrahlt. Und davon können wir am Ende dieses ungewöhnlichen, dunklen Jahres sicher eine Menge gebrauchen.

CHRISTINE ANDERSON

Dr. Christine Anderson ist Musikredakteurin beiDeutschlandfunk Kultur und kuratiert die Konzertreihe ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹.

Konzertkalender S. 29

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35Rattle / Ticciati

Melancholie und Schönheit

Sir Simon RattleFr 6.11. / Sa 7.11.

Am 6. und 7. November steht Sir Simon Rattle, 43 Jahre nach seinem DSO-Debüt im Rahmen der Reihe ›RIAS stellt vor‹, erstmals wieder am Pult des Orchesters – mit Gustav Mahlers ›Lied von der Erde‹. Seit 1977 ist viel passiert: Dem City of Birmingham Symphony Orchestra verschaffte Rattle Weltgeltung, 16 Jahre lang prägte er dann die Geschicke der Berliner Philharmoniker und setzt nun, seit 2017, als Music Director des Lon-don Symphony Orchestra Maßstäbe.

GemeinsamkeitenDie Bühne teilt sich Sir Simon diesmal nicht nur mit seiner Frau, der Mezzosopranistin Magdalena Kožená, und dem Tenor Andrew Staples, die Mahlers Liedsymphonie auch in der Kammeror-chesterfassung von Glen Cortese hochkarätig besetzen, sondern ebenso mit DSO-Chefdiri-gent Robin Ticciati. Die beiden Briten haben mehr als nur eine Lockenmähne gemeinsam: Sie verbindet die jugendliche Vergangenheit als Orchesterschlagzeuger, frühe dirigentische Ver-antwortung, musikalische Entdeckungsfreude, die Begeisterung und der Einsatz für Education- und Outreach-Projekte. Für Ticciati war Rattle ein Mentor, der ihm – wie er einmal einem Radio-sender verriet –, umfangreiche Lektüre ans Herz legte, darunter »Berlioz’ Instrumentationslehre,

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Magdalena Kožená

36 37Rattle / Ticciati

was Mozart über Bogenführung sagte, Briefe zwischen Ro-bert und Clara Schumann«, und ihm dabei vermittelte, dass man als Dirigent ein Leben lang zu lernen hat. Beim DSO bestreiten sie nun erstmals gemeinsam ein Berliner Konzert.

BegegnungenDer Abend sollte eigentlich mit Tōru Takemitsus Sternbild-musik ›Gémeaux‹ beginnen, die nicht nur zwei Orchester, sondern auch zwei Dirigenten verlangt. Doch da Platzbedarf und Ensemblegröße nicht mit den pandemisch bedingten Regularien in Einklang zu bringen waren, schlägt Ticciati den Auftakt nun alleine. Er eröffnet das Konzert mit Takemit-sus ›Archipelago S.‹ für 21 Instrumente, geschrieben 1993 von dem japanischen Komponisten, der wie kein zweiter die Gedanken- und Musikwelten seiner Heimat in diejenigen Europas zu schmiegen wusste – mit einer wundersamen Klangsprache, die sinnlich, warm und impressionistisch ist, und dabei doch immer filigran, präzise und glasklar bleibt.

SchicksalsmusikEinen umgekehrten Blick in asiatische Gedankenwelten, wenn auch mehrfach gebrochen durch Sprachwechsel, Nachempfindung und eigenen Eingriff, wagte Gustav Mah-ler 1907, als er seine individuelle Leidenserfahrung in große, universelle Kunst verwandelte. Es war sein Schicksalsjahr, und das in dreifacher Hinsicht: Ermüdet vom Gegenwind einer unheiligen Allianz aus Antisemiten, Bühnenkonservati-ven und persönlichen Gegnern, nahm Mahler im Mai seinen Abschied als Direktor der Wiener Hofoper. Im Juli musste er den Tod seiner vierjährigen Tochter Maria Anna verkraften, und bei ihm selbst wurde kurz darauf eine gravierende Herz- erkrankung diagnostiziert. In dieser schweren Zeit fiel ihm der Band ›Die chinesische Flöte‹ von Hans Bethge mit Nach-schöpfungen chinesischer Lyrik in die Hände. »Er dichtete die verschwebende, verwehende, unaussprechliche Schön-heit der Welt, den ewigen Schmerz und die ewige Trauer Konzertkalender S. 26

und das Rätselhafte alles Seienden«, schrieb Bethge über den Dichter Lǐ Bái (Li Tai Po). In dessen jahrtausendaltem Werk, gefiltert durch die Wahrnehmung Bethges, fand Mahler einen Teil des Textmaterials für eine Vertonung, die ungewöhnlich schnell zu jenem Amalgam von Symphonie und Liederzyklus verschmolz, das wir als ›Lied von der Erde‹ kennen – einem grandiosen Klagegesang über Vergänglich-keit und Verlust, Einsamkeit und die verflossenen Freuden des Lebens. Harter Tobak, das ahnte Mahler selbst, als er den Dirigenten Bruno Walter fragte: »Ist das überhaupt zum aushalten? Werden sich die Menschen nicht danach umbrin-gen?« Die Antwort lautet freilich: Nein! Denn Melancholie, Trauer und Verzweiflung haben ihren Widerklang in Musik von solcher Eindringlichkeit gefunden, dass man sie immer wieder hören möchte.

MAXIMILIAN RAUSCHER

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39Ticciati / Ibragimova

Von Leid und Auferstehung

Robin TicciatiSo 20.12. / Mo 21.12.

Ein intensives, dramaturgisch hoch spannendes Programm hat Robin Ticciati für seine Konzerte im Dezember zusammengestellt. Bruckners Neun-

te Symphonie, ursprünglich für beide Abende ge-plant, erfordert ein zu großes Orchester, als dass man

sie in Zeiten der Pandemie auf die Bühne bringen könnte. Stattdessen rückt nun Musik zweier Zeitgenossen in den Mittelpunkt, die auf die Schreckenserfahrung des Zweiten Weltkriegs reagierten. Olivier Messiaen erlebte ihn als Sol-dat und verbrachte mehrere Monate in deutscher Gefan-genschaft, Karl Amadeus Hartmann zog sich in die innere Emigration zurück und komponierte dort vornehmlich für die Schublade.

TrauermusikSein ›Concerto funebre‹ für Violine und Streichorchester schrieb Hartmann 1939 aus der Erschütterung, die der Überfall auf Polen und damit der Kriegsbeginn in ihm aus-lösten: »Der damaligen Aussichtslosigkeit für das Geistige sollte in den beiden Chorälen am Anfang und am Ende ein Ausdruck der Zuversicht entgegengestellt werden. Der ers-te Choral wird hauptsächlich von der Solostimme getragen. Das Orchester […] übernimmt nur die Kadenzierung. Der zweite Choral am Schluss hat den Charakter eines langsa-men Schreitens mit einer liedartigen Melodie. Die Klage im Adagio, unterbrochen von trauermarschartigen Episoden, steht im Zeichen der Melodie und des Klanges. Das Allegro

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40 41Ticciati / Ibragimova

Konzertkalender S. 28

– mit hämmernden Achtelnoten – entfesselt rhythmische und dynamische Kräfte.« Es ist ein Meisterwerk, das immer noch viel zu selten zu hören ist.

Auferstehung Als Auftragskomposition zum 20. Jahrestag des Kriegsen-des entstand Messiaens Orchesterwerk ›Et exspecto resur-rectionem mortuorum‹ (Und ich erwarte die Auferstehung der Toten). Gewidmet den Opfern beider Weltkriege, gedieh es aber nicht zum Requiem. »Der Tod?«, bekannte der tief-gläubige Katholik, »Es gibt ihn natürlich. Ich für meinen Teil betone die Auferstehung.« Auf dem klanglichen Fundament von Blas- und Schlaginstrumenten entwarf er ein symbol-reiches Tongebäude, verwurzelt im christlichen Glauben, offen für Einflüsse aus Indien und beseelt vom Gesang der Vögel, genauer: des Uirapuru; das Lied des Orpheus-Zaun-königs erklingt, einer südamerikanischen Legende nach, nur im Angesicht des nahenden Todes. Ein versöhnliches Ende findet das aufwühlende Programm dann aber doch – mit der Orchesterfassung des dritten Satzes aus Beethovens Streichquartett op. 132. Überschrieben mit ›Heiliger Dank-gesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart‹, zelebriert er, verhalten, aber optimistisch, das Er-wachen der Lebensgeister nach durchstandener Krise. Und auch das vermag Musik aufs Trefflichste auszudrücken.

Kraft und TiefeDen Solopart in Hartmanns Klagegesang übernimmt eine der interessantesten Geigerinnen ihrer Generation. Geboren in Russland und aufgewachsen in Großbritannien, studierte Alina Ibragimova an der Gnessin-Musikakademie Moskau, der Yehudi Menuhin School und später am Royal College of Music in London. Neben zahlreichen Solo-Engagements sorgt sie mit ihrem Klavierpartner Cédric Tiberghien auch als Duo weltweit für Furore, mit ihrem Chiaroscuro Quar-tet musiziert sie zudem auf Darmsaiten. Dass sie Barockes

wie Zeitgenössisches mit der gleichen Kraft und Tiefe zu interpretieren weiß, hat sie auch bei ihrem DSO-Debüt im Rahmen des Amtsantritts von Robin Ticciati 2017 bewiesen.

Casual Concert am 21.12.Messiaen und Beethoven stehen auch beim Casual Con-cert am 21. Dezember auf dem Spielzettel. Zum vierten Mal schlüpft Robin Ticciati dabei in die Rolle des Musikvermitt-lers, stellt die Werke kenntnisreich und unterhaltsam vor, gibt live mit dem Orchester Hörbeispiele und lässt schließ-lich das Programm im Zusammenhang ertklingen. Der ent-spannte Ausklang des Abends in der Casual Concert Lounge muss aufgrund der Corona-Regeln diesmal leider entfallen. Doch abgesehen davon bleibt das DSO seinem Markenzei-chen treu – Karten gibt es zum günstigen Einheitspreis, die Platzwahl ist frei und der Dresscode ist wie immer »casual«.

CHRISTOPH EVERSMEYER

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43Slatkin / Goode

Unverwechselbare Tonsprache

Leonard SlatkinFr 27.11.

D-Moll ist die Tonart der letzten Symphonien von Beet- hoven, Schumann und Bruckner, des Ersten Klavierkon-zerts von Brahms und des Dritten von Rachmaninoff. Diese Werke sind von leidenschaftlicher Aufgewühlt-heit, von Melancholie und Tragik oder einer Dramaturgie gekennzeichnet, die von der Dunkelheit ins Licht führt. Der Charakter der Tonart wurde wesentlich von Mozart geprägt: Im ›Don Giovanni‹ repräsentiert sie das Toten-reich des Komturs, mit dessen Thematik die Oper in der Ouvertüre eröffnet wird. Auch Mozarts unvollendet ge-bliebenes Requiem beginnt in dieser Tonart. 1785 schrieb der Komponist sein 20. Klavierkonzert, das ebenfalls in d-Moll steht. Die Komposition gilt nicht zuletzt deshalb als Wendepunkt in der Geschichte des Solokonzerts, weil die Rolle des Orchesters gegenüber der des Pianisten deutlich aufgewertet wird.

Wendepunkt Der erste Satz beginnt in geheimnisvoller Stimmung, mit gegen den Takt verschobenem Rhythmus und triolischen Einwürfen der tiefen Streicher und endet – gegen die Re-geln der Tradition – in Moll. Im von Wärme und Innigkeit geprägten Hauptthema des langsamen Satzes, einer der vollkommensten Schöpfungen Mozarts, treten Solist und Orchester abwechselnd auf, spielen einander aber nach den Phrasenenden die Einsätze liebevoll zu. Im dramati-schen Mittelteil wendet sich die Musik von Dur nach Moll. Der Wechsel zwischen den Tongeschlechtern bestimmt

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Richard Goode

44 45

ImpressumDeutsches Symphonie-Orchester BerlinInterim-Management Moritz Brüggemeier, Benjamin Dries, Stephan Popp (V. i. S. d. P.), Thomas Schmidt-OttPresse- und Öffentlichkeitsarbeit Benjamin Dries, Daniel KnaackRedaktion Maximilian Rauscher, Benjamin DriesRedaktionelle Mitarbeit Daniel KnaackMarketing Tim BartholomäusArt- und Fotodirektion Stan Hema Layout und Satz peick kommunikationsdesignRedaktionsschluss 16.10.2020, Änderungen vorbehalten © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2020

Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin.

Geschäftsführer Anselm Rose Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg

Abbildungen / Fotos Jörg Brüggemann / Ostkreuz (S. 1 + 13 + 16), Christian Jungwirth (S. 4), Holger Hage / Deutsche Grammophon (S. 8), Peter Adamik (S. 11 + 24 + 49),Andreanne Gauthier (S. 18), Marco Borggreve (S. 19 li), Marie Staggat / Deutsche Grammophon (S. 19 re), Harald Hoffmann / Sony Entertainment (S. 20 li), Shirley Suarez (S. 20 re), Ville Paul Paasimaa (S. 21), Kaupo Kikkas (S. 22 li), Nikolaj Lund (S. 22 re), Dorothee Mahnkopf (Grafik S. 25), Christian Alvarez (S. 33), Oliver Helbig (S. 34), Julia Wesely (S. 37), Giorgia Bertazzi (S. 38), Kai Bienert (S. 41), Lewel Li (S. 43), Steve Riskind (S. 44), Wikimedia Commons CC BY 2.5 – Quelle: https://doi.org/10.1371/journal.pcbi.1000161 / modifiziert (S. 47), Alpha Classics (S. 50/51)

auch das Finale, das, wie es die Dramaturgie der Wiener Klassik verlangt, in Dur schließt.

Am 27. Novem-ber ist das DSO unter der Lei-tung von Leonard Slatkin und mit dem Pianisten

Richard Goode zu erleben, der wegen seines feinsinnigen und idiomatischen Spiels seit Jahrzehnten als führender Interpret Mozarts gefeiert wird. Goode und Slatkin repräsentieren heu-te die hohe Professionalität und Vitalität der amerikanischen Klassik-Welt, deren Entwicklung sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts nach und nach vollzog.

Amerikanisches RepertoireDer mit Leonard Bernstein eng befreundete Aaron Copland kann als erster »seriöser« Komponist gelten, der mit einer ureigenen amerikanischen Musiksprache ein großes Pub-likum erreichte. Copland studierte drei Jahre lang bei der legendären Kompositionslehrerin Nadia Boulanger in Paris und wurde durch sie mit den Strömungen der zeitgenös-sischen Musik bekannt gemacht. Frühe Werke wie seine Orgelsymphonie und seine Klaviervariationen schockierten nach seiner Rückkehr nach Amerika das Publikum. In den 1930er-Jahren vereinfachte Copland dann seinen Stil. Die von der großen Tänzerin und Choreografin Martha Graham in Auftrag gegebene und 1944 in Washington uraufgeführte Ballettmusik ›Appalachian Spring‹ gehört zu den Paradestü-cken des amerikanischen Repertoires. Das ursprünglich für Kammerensemble geschriebene und später vom Komponis-

ten für großes Orchester bearbeitete Werk handelt von den Freuden und Nöten einer Gruppe von Pionieren im Penn-sylvania des 19. Jahrhunderts. Auch wenn die unregelmä-ßigen Rhythmen deutlich auf Strawinsky verweisen, ist in ›Appalachian Spring‹ mit seinen sanft ausgeleuchteten Dis-sonanzen und der Verwendung einer Melodie der Glaubens-gemeinschaft der Shaker die unverwechselbare Tonsprache eines genuin amerikanischen Komponisten unüberhörbar.

BENEDIKT VON BERNSTORFF

Slatkin / Goode

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Hörschnecke(abgewickelt)

Spitze

0 mm

30 mm

LängeTrommelfell Gehör-knöchelchen

Basilar-Membran

Basis1600 Hz

800 Hz

400 Hz

200 Hz

100 Hz

50 Hz

25 Hz

46 47Berlin braucht Musik!

Musikhören ist immer etwas Besonderes. Musik kann star-ke Emotionen erzeugen, die unser Nervensystem nachhaltig beeinflussen. Musikhören führt zur Anlage von Erinnerungs-spuren, bereichert unsere Innenwelten, und ermöglicht den Zugang zu Gefühlsbereichen, die nicht in Worten ausge-drückt werden können. Wir wollen im Folgenden kurz erläu-tern, was beim Hören von Musik in unserem Kopf, in unseren Wahrnehmungssystemen passiert.

Hörsinn und LernfähigkeitDie Lernfähigkeit des Gehörs, die der Sprachgebrauch mit Verben wie »einhören«, »überhören«, »heraushören« oder »weghören« widerspiegelt, beruht auf den komplizierten neuronalen Analysevorgängen, die dem Höreindruck zu-grunde liegen. Beginnen wir mit der Physiologie des Hörens: Der Schall trifft auf die Ohrmuscheln, wird gesammelt und an das Mittelohr weitergeleitet. Dort erfolgt über die Mit-telohrknöchelchen die Verstärkung und Weiterleitung der Schallinformation an das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr. Dort befindet sich in der Hörschnecke das eigentliche Hör-sinnesorgan. Es besteht aus der schwingenden Basilarmem-bran, auf der 3500 innere Haarzellen und circa 12000 äuße-re Haarzellen sitzen, und aus der Deckmembran, die mit den äußeren Haarzellen in Kontakt steht. Trifft nun Schall auf die Hörschnecke, dann wird die Basilarmembran in Schwin-gung versetzt und die auf ihr sitzenden inneren Haarzellen

Was beim Musik-hören im Kopf passiert

Berlin braucht Musik! Essay

werden leicht gebogen. Dies erzeugt in den Sinneszellen einen elektrischen Impuls, ein »Nervenaktionspotential«. Dabei wird der Schall bereits nach enthaltenen Frequenzen sortiert: an der Basis der Hörschnecke vibrieren die Basil-armembran und die auf ihr sitzenden Haarzellen bei hohen Tönen, an der Spitze bei tiefen. Die so kodierte Schallinfor-mation gelangt über den Hörnerv und über mindestens fünf Umschaltstationen der aufsteigenden »Hörbahn« zu den Schläfenlappen der Großhirnrinde.

Die Umschaltstationen bestehen aus Nervenzellgruppen, in denen die Schallinformation analysiert, gefiltert und mit anderen Sinnesinformationen, zum Beispiel aus dem Auge, angereichert wird. Das führt zu interessanten Ef-fekten: Sehen wir die Solistin im Orchesterkonzert, dann hören wir sie nämlich auch deutlicher. Akustische Objekte, die wir nicht beachten, werden in diesen Schaltstationen unterdrückt und gelangen gar nicht zur Großhirnrinde und zum Bewusstsein. Aber uns interessierende Klänge wer-

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48 49Berlin braucht Musik!

den an die Großhirnrinde weitergegeben. Dabei gibt es noch einen besonderen Mechanismus: Unser Gehirn kann nämlich über die absteigende Hörbahn die äußeren Haar-zellen im Innenohr so programmieren, dass sie Klänge ge-zielt verstärken. Wenn ich mir also vornehme, im Kopfsatz von Beethovens Siebter Symphonie die punktierten Achtel von Flöte und Oboe genau herauszuhören, dann wird mein Sinnesorgan so angesteuert, dass die Klangfarbenspektren für Oboe und Flöte selektiv verstärkt werden. Unser Gehör funktioniert also nicht wie ein Mikrofon, sondern eher wie ein intelligenter Computer, der blitzschnell umprogrammiert werden kann und zusätzlich noch starke Emotionen erzeugt.

Das Ohr ist das Tor zur SeeleDieses indianische Sprichwort spielt auf die emotionale Kraft der Klänge, der Stimme und der Musik an. Unbewusst beurteilen wir jedes akustische Ereignis zunächst auf Ge-fährlichkeit oder Ungefährlichkeit. Ein schrilles Tremolo der Geigen wird dabei eher akute Gefahr signalisieren und Ab-wehr erzeugen, wie wir das aus dem Hitchcock-Film ›Psy-cho‹ kennen. Leiser dunkler Streicherklang, etwa der Beginn des Adagio für Streicher von Samuel Barber wirkt dagegen beruhigend. Entsprechend werden beim schrillen Tremolo Stresshormone ausgeschüttet, der Blutdruck steigt an und der Herzschlag wird schneller, bei Barbers Adagio wird der Puls niedriger und der Blutdruck sinken. Diese Vorgänge würden sogar im Schlaf funktionieren und benötigen nicht einmal die Aktivität der Großhirnrinde.

Wenn wir Musik jedoch bewusst hören, entstehen zahlrei-che assoziative Verknüpfungen. Der Streicherklang lässt vor unserem inneren Auge das Bild der Streichinstrumente er-stehen, die Gedächtniszentren werden filmartig Erlebnisse beim ersten Hören des Musikstückes in Erinnerung rufen, und die Emotionszentren komplexe ästhetische Emotionen erzeugen. Es handelt sich hier um Mischemotionen, die

flüchtig, typischer-weise bittersüß und manchmal mit dem Gefühl des Verlus-tes, der Trauer und der Vergänglichkeit verbunden sind. Manchmal entste-hen sogar so star-ke Gefühle, dass wir eine Gänsehaut empfinden, uns Trä-nen in die Augen kommen und wir »beseelt« von der Musik sind. Dabei schütten wir das Belohnungshormon Dopamin und das Glückshormon Endorphin in den Emotionszentren des Gehirns aus. Derartige starke Emotionen speisen sich aus unserer individuellen Hörbiografie und aus unserer Emp-fänglichkeit zum Zeitpunkt des Hörens. Sie können nicht mit Worten hinreichend präzise beschrieben werden und gehören zu dem Kern unseres Bedürfnisses nach Musik, von dem Victor Hugo so treffend gesagt haben soll: »Die Musik drückt das aus, was mit Worten nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.«

ECKART ALTENMÜLLER

Der Autor ist Professor und Leiter des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Er forscht u. a. auf dem Gebiet der Bewegungssteuerung von Instrumentalisten und zur Großhirntätigkeit beim musikalischen Lernen, zu Bewegungsstörungen bei Musikern und hat eine überregionale Spezialambulanz für Musiker-Erkrankungen in Hannover aufgebaut. Eckart Altenmüller hat neben seinem Medizin- auch ein Flötenstudium absolviert.

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50 51Auszeichnung

Beethoven 250 AwardPünktlich zum Abschluss der Geburtstagsfeierlichkeiten für

Beethoven wird nun die dritte CD eines Zyklus veröffent-licht, der den Klavierkonzerten des Jubilars gewidmet ist und gemeinsam mit dem Pianisten Martin Helmchen und dem Dirigenten Andrew Manze entstand. Zwei von der Kritik hochgelobte CDs mit den Konzerten Nr. 2 und 5 → S. 51 so-wie 1 und 4, die teils im Studio, teils live bei Konzerten in der Philharmonie aufgenommen wurden, sind bereits bei Alpha Classics erschienen. Am 2. Februar 2020, nur wenige Wo-chen vor dem Corona-bedingten Saisonabbruch, fand der

konzertante Zyklus in der Philharmo-nie mit dem Drit-ten Klavierkonzert seinen Abschluss. Der Mitschnitt er-scheint am 13. No-vember auf einer CD, die zudem eine Studioeinspielung des Tripelkonzerts enthält. Mit der Geiger in Antje Weithaas und der

Cellistin Marie-Elisabeth Hecker hat sich Helmchen dazu zwei hochkarätige Kammermusikpartnerinnen eingela-den. Eine Box, die alle drei CDs umfasst, wird im kom-menden Jahr erscheinen.

Erscheint am 13. November bei Alpha Classics in Koproduktion mit rbbKultur. Mehr unter → dso-berlin.de/neuerscheinungen

Beethovens 3. Klavierkonzert und Tripel-Konzertmit Martin Helmchen und Andrew Manze

Neue CD

Das DSO wurde soeben vom briti-schen Musikmaga-zin ›Gramophone‹ für seine Einspie-lung von Beetho-vens Klavierkon-zerten Nr.  2 und 5, die im Oktober 2019 gemeinsam mit Martin Helm-chen und Andrew Manze beim Label Alpha Classics in Koproduktion mit rbbKultur entstand, mit dem ›Beethoven 250 Award‹ ausgezeichnet. Die Verleihung dieses Sonderpreises an-lässlich des Jubiläums zu Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag fand am 6. Oktober im Rahmen der ›Gramo-phone Classical Music Awards‹ statt, die zu den weltweit einflussreichsten Auszeichnungen für klassische Musik auf Tonträgern gehören.

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TicketsBesucherservice des DSOCharlottenstraße 56, 2. OG10117 Berlin, am Gendarmenmarkt

Mo bis Fr 9–18 Uhr

T 030 20 29 87 11→ [email protected]

→ dso-berlin.de

Ein Ensemble der