Zusammenfassung Impulspapier

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Zusammenfassung (einige Klammern enthalten ergänzenden Anmerkungen und Hinweise) Kirche der Freiheit. Perspektiven für das 21. Jahrhundert Das Impulspapier der EKD Mit den Stichworten demographische Umbrüche, finanzielle Einbußen, die Spätfolgen zurückliegender Austrittswellen, hohe Arbeitslosigkeit und globalisierter Wettbewerb sind herausfordernde Themen der Gesellschaft und damit auch der Evangelischen Kirche in Deutschland genannt. Auf diese – zum Teil schwer zu beeinflussende Faktoren – kann unterschiedlich reagiert werden, weiß der Rat der EKD. In einem Anfang Juli veröffentlichtem Impulspapier sieht das Leitungsgremium der Kirche mit über 26 Millionen Mitgliedern drei Alternativen: Das bisherige Handeln so fortführen wie bisher; alle Aktivitäten entsprechend der sich veränderden Realitäten gleichmäßig abschmelzen oder aktiv das Umbauen, das Umgestalten und das Neuausrichten der kirchlichen Arbeit zu gestalten (aggieren statt reagieren). Um diese dritte Alternative anzugehen, hat der Rat das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ veröffentlicht. Ziel ist ein WACHSEN GEGEN DEN TREND. In zwölf „Leuchtfeuern“ werden Herausforderungen, sich daraus ergebende Aufgaben und die möglichen Ziele benannt. Damit ist das Impulspapier kein fertiges Rezeptbuch für eine Strategie der kommenden Jahre, sondern eine DISKUSSIONSGRUNDLAGE für die nächsten Wochen und Monate. „Es gehört zum Selbstverständnis reformatorischer Kirchen, Kurskorrekturen durch theologische Reflexion und innerkirchlichen Diskurs zu steuern,“ schreibet der Vorsitzende des Rates des EKD, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort. Voraussetzung hierfür ist eine Verständigung darüber, was „evangelisch im 21. Jahrhundert“ bedeutet: Das Christentum muss als kirchliches, als öffentliches und als individualisiertes Christentum sein Profil schärfen (vgl. dazu das Motto vom nächsten DEKT 2007 in Köln). Dazu gehört die ihm eigene Würdigung der modernen Lebenswelt. Die Vorstellung, die öffentliche und private Frömmigkeit könne sich auch ohne Kirche als Institution weiterentwickeln, erscheint als naiv. Gleichgültigkeit gegenüber der äußeren Gestalt wird als Irrweg bezeichnet. Schlüsselbilder sind die Rede vom „Salz der Erde“, vom „Licht der Welt“ und vom „Leib Christi“, die die Kirche nach biblischer Überlieferung sein soll. Vier biblischen Grundannahmen folgend sollen möglichst viele in der Kirche an vier Schwerpunkten mitdiskutieren: - „Geistliche Profilierung statt undeutliche Aktivität“ - „Schwerpunktsetzung statt Vollständigkeit“ - „Beweglichkeit in den Formen statt Klammern an Strukturen“ - „Außenorientierung statt Selbstgenügsamkeit“

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Impulspapier Kirche der Freiheit

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Zusammenfassung (einige Klammern enthalten ergänzenden Anmerkungen und Hinweise)

Kirche der Freiheit. Perspektiven für das 21. Jahrhundert Das Impulspapier der EKD Mit den Stichworten demographische Umbrüche, finanzielle Einbußen, die Spätfolgen zurückliegender Austrittswellen, hohe Arbeitslosigkeit und globalisierter Wettbewerb sind herausfordernde Themen der Gesellschaft und damit auch der Evangelischen Kirche in Deutschland genannt. Auf diese – zum Teil schwer zu beeinflussende Faktoren – kann unterschiedlich reagiert werden, weiß der Rat der EKD. In einem Anfang Juli veröffentlichtem Impulspapier sieht das Leitungsgremium der Kirche mit über 26 Millionen Mitgliedern drei Alternativen: Das bisherige Handeln so fortführen wie bisher; alle Aktivitäten entsprechend der sich veränderden Realitäten gleichmäßig abschmelzen oder aktiv das Umbauen, das Umgestalten und das Neuausrichten der kirchlichen Arbeit zu gestalten (aggieren statt reagieren). Um diese dritte Alternative anzugehen, hat der Rat das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ veröffentlicht. Ziel ist ein WACHSEN GEGEN DEN TREND. In zwölf „Leuchtfeuern“ werden Herausforderungen, sich daraus ergebende Aufgaben und die möglichen Ziele benannt. Damit ist das Impulspapier kein fertiges Rezeptbuch für eine Strategie der kommenden Jahre, sondern eine DISKUSSIONSGRUNDLAGE für die nächsten Wochen und Monate. „Es gehört zum Selbstverständnis reformatorischer Kirchen, Kurskorrekturen durch theologische Reflexion und innerkirchlichen Diskurs zu steuern,“ schreibet der Vorsitzende des Rates des EKD, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort. Voraussetzung hierfür ist eine Verständigung darüber, was „evangelisch im 21. Jahrhundert“ bedeutet: Das Christentum muss als kirchliches, als öffentliches und als individualisiertes Christentum sein Profil schärfen (vgl. dazu das Motto vom nächsten DEKT 2007 in Köln). Dazu gehört die ihm eigene Würdigung der modernen Lebenswelt. Die Vorstellung, die öffentliche und private Frömmigkeit könne sich auch ohne Kirche als Institution weiterentwickeln, erscheint als naiv. Gleichgültigkeit gegenüber der äußeren Gestalt wird als Irrweg bezeichnet. Schlüsselbilder sind die Rede vom „Salz der Erde“, vom „Licht der Welt“ und vom „Leib Christi“, die die Kirche nach biblischer Überlieferung sein soll. Vier biblischen Grundannahmen folgend sollen möglichst viele in der Kirche an vier Schwerpunkten mitdiskutieren:

- „Geistliche Profilierung statt undeutliche Aktivität“ - „Schwerpunktsetzung statt Vollständigkeit“ - „Beweglichkeit in den Formen statt Klammern an Strukturen“ - „Außenorientierung statt Selbstgenügsamkeit“

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Ein Aufbruch sei in den Handlungsfeldern... a) in den kirchlichen Kernangeboten b) bei allen kirchlichen Mitarbeitenden c) beim kirchlichen Handeln in der Welt und d) bei der kirchlichen Selbstorganisation nötig.

Die zwölf Leuchtfeuer verdeutlichen in diesen vier Handlungsfeldern, in welche Richtung die Autoren des Impulspapiers denken: Jeweils unter dem Motto: „Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten ...“ Aufbruch in den kirchlichen Kernaufgaben 1-3 1.Leuchtfeuer: Den Menschen geistliche Heimat geben Situation: Die Innere Pluralität der ev. Kirche ist Versuchung und Segen zugleich, festzustellen ist eine bedauerliche Neigung zum Separatismus und Defizite in der Verantwortungsbereitschaft für das Ganze. Eine Milieuverengung hat Überforderungen und Qualitätsverluste zur Folge. Perspektiven: Es sollen vergleichbare Qualitätsstandarts in den Kernvollzügen (Gottesdienst, Taufe, Trauung, Bestattung ...) geschaffen werden. Notwendig hierfür ist eine beständige Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Der Umgang mit den Kirchenräumen und dem Kernbestand zentraler geistlicher Texte, Lieder und Gesten muss verbessert werden. Ziele: Die Zahl der Gottesdienstbesucher soll von 4 auf 10% aller Kirchenmitglieder gesteigert werden. Alle Verstorbenen, die zur ev. Kirche gehör(t)en, sollen kirchlich bestatt, alle Kinder aus evangelischen Elternhäusern sollen getauft werden. Eine Taufquote von 100% wird angestrebt. 2.Leuchtfeuer: Die Vielfalt evangelischer Gemeindeformen bejahen Situation: Deutliche Milieuverengung in den Gemeinden. Menschen begegnen der Kirche aber zunehmend zu besonderen Gelegenheiten. Die anlassbezogene Teilnahme (Kasualien-Versorgung) wird zur missionarischen Grundsituation. Erste Erfahrungen in situativen Verkündigungssituationen sind Tourismus (z.B. Kirchenführung, aber auch „Kirche unterwegs“ u.ä.) Krankenhaus, Militärseelsorge in der Bundeswehr (analog in anderen Berufsgruppen wie Polizeiseelsorge...), Citykirchenarbeit (bzw. deren Projekt- und Kulturarbeit) und evangelische Bildungsarbeit wie z.B. in den Ev. Akademien. Perspektive: Derzeit ist eine Entwicklung verschiedener Gemeindeformen zu verzeichnen. Neben herkömmlichen Parochialgemeinden (wohnortabhängig) existieren Anstaltsgemeinden (z.B. Krankenhaus, Gefängnis, ...) und zunehmend Profilgemeinden. Diese werden verstärkt zu Regionalkirchen zusammengefasst, die die geistliche Versorgung koordinieren. Passantengemeinden (z.B. Tourismuskirchen) gewinnen neben neuen klosterähnlichen Gemeinschaften ein

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neues Gewicht. Dazu kommt die Größe der schwer definierbaren Mediengemeinden z.B. Fernsehgottesdienst, verstärkt aber auch Internetforen. Ziele: Folgendes Verhältnis der Finanzausstattung wird für 2030 angestrebt: Parochie 50% (derzeit 80%), Profilgemeinden 25% (derzeit 15%), Netzwerkorientierte Gemeindeformen 25% (derzeit 5%). Dazu sind Konsequenzen für die Verteilung der Ressourcen, für die Ausgestaltung/Definition des Berufsbilds „Pfarrer/in“ sowie Konsequenzen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Nöten. 3.Leuchtfeuer: Ausstrahlungsstarke Begegnungsorte evangelischen Glaubens schaffen und stärken Situation: Die Last der Arbeit wird durch die Verknappung der Finanzen auf weniger Schultern verteilt. Die Belastung ist aufgrund der verzweigten und kleinteiligen Gemeindestruktur groß. Durch die Ausdünnung ist die vitale Kraft der Verkündigung nicht mehr spürbar. Perspektiven: Die Konzentration der Kräfte auf ausstrahlungsstarke Begegnungsorte (wie ein Leuchtturm) mittels überzeugender Verkündigung (auch eine Frage der Authenzität), gastfreundlicher Herbergen, Kirchenmusik (in vielen Landgemeinden ist die Kirche der letzte verbleibende Kultur- und Bildungsträger), akademieartige Angebote (Bildungsarbeit) sowie Kindergärten, Schulen und Diakonie jeweils mit erkennbaren evangelischen Profilen ermöglicht eine Verstärkung des Profils „Kirche für andere“ (kann auch als Form der Nächstenliebe formuliert werden). Dazu ist eine Rückgewinnung der Kirchenräume sinnvoll. Konzentration auf Kinder- und Jugendarbeit wie auf die Kirchenmusik. Ziele: Herausgehobene Begegnungsorte schaffen ein regionales Zugehörigkeitsgefühl. Sie werden durch eine regionale Führungskraft und ehrenamtlichen Mitwirkenden gestaltet. Aufbruch bei allen kirchlichen Mitarbeitenden 4-6 4.Leuchtfeuer: Durch geistliche Kompetenz, Qualitätsbewusstsein und Leistungsbereitschaft bei den Menschen Vertrauen gewinnen Situation: Auf kirchliche Mitarbeiterinnen kommen erhebliche Solidaritätserwartungen zu. Welche Berufsgruppen sind der Profilierung des Evangelischen besonders dienlich? Welche dienen der Mission? Perspektiven: Kirche braucht motivierte Mitarbeiter. Leistungsanreize steigern die Motivation z.B. Orientierungsgespräche, Zielvereinbarungen, 360-Grad Feedbacks, Fortbildung... Ziele: 5% aller Personalkosten werden in die Fort- und Weiterbildungen investiert. Angemessene – nicht notwendigerweise finanzielle – Honorierung besonderer Leistung, Maßnahmen der Personalführung und Beurteilung.

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5.Leuchtfeuer: Das Priestertum aller Getauften und das freiwillige Engagement als Kraftquelle der evangelischen Kirche fördern Situation: Vier Millionen Ehrenamtliche arbeiten in der Kirche im Bereich Kinder- Jugend-, Musik- und Seniorenarbeit. Sie tun dies auf der Basis des „Priestertum aller Glaubenden“. Die Dehnung des parochialen Netzes lässt die Kirche stärker auf Ehrenamtliche angewiesen sein. Sie sollen gottedienstliches Leben auch dort ermöglichen, wo Pfarrpersonal knapp wird. Perspektiven: Neben dem hauptamtlichen Ordinierten stehen der Kirche sog. „ins Ehrenamt Ordinierte“, Prädikanten (zwei-jährige nebenberufliche Ausbildung), Lektorinnen und engagierte Laien zur Verfügung. Die Hauptamtlichen haben die Aufgabe, die Nebenamtlichen in ihrem Zeugendienst zu stärken. Anleitung und Begleitung werden zur Hauptkompetenz. Pfarrerinnen und Pfarrer werden „wandernde Prediger.“ Ziele: Erhöhung der Zahl der Ehrenamtlichen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kirchenmitglieder, die Aufgaben in eigener Verantwortung wahrnehmen. Verhältnis von Pfarrern, Lektoren und Prädikanten von 1:1:1 soll angestrebt werden. 6.Leuchtfeuer: Den Beruf der Pfarrerinnen und Pfarrer als Schlüsselberuf der evangelischen Kirche stärken Situation: Im Amt des Pfarrers/der Pfarrerin existiert eine für die evangelische Kirche spezifische Form des Dienstes in Verkündigung, Verwaltung, Führung und Vorbild. Die angemessene Vergütung bürgt für Qualität. Erwartet werden liturgische Kompetenz, homiletische (Predigt-)Stärke, seelsorgerliches Einfühlungsvermögen und theologische Wachheit mit sozialer und motivierender Kommunikationskompetenz. Perspektiven: Die richtigen Menschen mit den richtigen Fähigkeiten am richtigen Ort. Das Vergütungsniveau soll gleich bleiben, verstärkt werden die Möglichkeiten der Entsendung, Versetzung und Neubeauftragung. Das Landeskinder-Prinzip soll gelockert werden. Besondere Leistungen sollen höher vergütet werden können. Die Anleitungsaufgaben treten in den Mittelpunkt. Bei gleichbleibender Entwicklung sinkt die Zahl der Pfarrer von 21.000 auf 13.000. Ziele: Förderung theologischer wie seelsorgerlicher Amtshandlungskompetenz, missionarische Innovationskompetenz, gabenorientierte Motivations- uund Qualifikationskompetenz, Führungskompetenz. Förderung außerpfarramtlicher Berufserfahrung. Zielvorgabe: 16.500 bei stagnierender Mitgliedschaft von 31,3% der Bevölkerung. 5% der Personalkosten für Weiterbildungsmaßnahmen. Aufbruch beim kirchlichen Handeln in der Welt 7-9 7.Leuchtfeuer: Evangelische Bildungsarbeit als Zeugnisdienst in der Welt verstehen

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Situation: Bildung ist die Schlüsselressource der Zukunft. Kirche hat einen Bildungsauftrag, zielt auf existentielle Orientierung, ethische Urteilsfähigkeit und Motivation zur Übernahme von Verantwortung. Religionsunterricht wird bis auf Ausnahmen (Berlin) in seiner Bedeutung für eine religiös plurale Gesellschaft gewürdigt. Manchen kirchlichen Angeboten ist aber selbst die Konzentration auf den spezifisch evangelischen Beitrag zur Bildung verloren gegangen. Perspektiven: Einführung in eine evangelische Frömmigkeitstradition, zur (Wieder-)Kenntnis biblischer Grundtexte, zentraler Glaubensaussagen, Begegnung mit wichtigen Gebeten und Liedern. Verständigung über den evangelischen „Grundbestand“ (wichtigste Lieder- Texte, Herzensbildung durch Vorbilder...). Daraus ergibt sich die Stärkung eines evangelischen Profils. Neue Formen des Gesprächs zwischen Kirche und Kultur, Journalisten, Juristen und Medien werden eingeübt. Ziele: Fort- und Weiterbildung der in der kirchlichen Bildungsarbeit zuständigen Personen. 90% aller Kinder eines Jahrganges (!) kommen in den ersten sechs Jahren in Berührung mit der christlichen Tradition (z.B. vor allem Alumniarbeit). Einmal jährlich finden evangelisch geprägte Multiplikatorentreffen zwischen führenden Kräften in der Kirche und gesellschaftlichen Eliten statt. 8.Leuchtfeuer: Diakonie evangelisch profilieren Situation: Der diakonische Bereich umfasst rund 400.000 MitarbeiterInnen. Umfragen zeigen eine hohe Wertschätzung des diakonischen Dienstes der Kirche in der Bevölkerung. Die Diakonie arbeitet als Anbieter unter anderen (am Sozial-Markt). Muss dabei aber das evangelische Profil wahren. Helfendes Handeln enthält an sich keinen Hinweis auf seine Motivation. Unternehmerisches Denken in der Diakonie selbst schwächt oft deren anwaltschaftliches Mandat. Perspektiven: Erkennbarkeit der Diakonie als Werk der Kirche stärken durch diakonisch orientierte Profilgemeinden. Zukunftsfähigkeit der diakonischen Strukturen stärken durch angemessene Trägerstruktur, mit ausreichenden Betriebsgrößen, verbesserten Steuerungsmöglichkeiten und Qualifikationen des Personals. Das unverwechselbar Eigene der kirchlichen Liebestätigkeit ist herauszustellen und zu unterstreichen. Ziele: Alle diakonsichen Einrichtungen stehen im Jahr 2030 in Partnerschaftsbeziehungen zu Kirchengemeinden. Verbesserte Identifikation des Personals mit der Institution Kirche. Mission unter den Mitarbeitern. Die Abhängigkeit von staatlichen Zuschüssen ist verringert. 9.Leuchtfeuer: Themenmanagement und Agenda-Setting bewusst stärken Situation: Die Programmatik der protestantischen (Landes-)Kirche wird durch den ihr eigener Pluralismus als liberal, aber eben auch als diffus und uneinheitlich wahrgenommen. Perspektiven: Eine breit angelegte Themenagenda steigert die Erkennbarkeit der evangelischen Kirche. Bestimmte Themen (z.B. „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“) werden bewusst gestaltet und gesteuert. Betonung des gemeinsam

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Christlichen (Kreuz, Ostern, Weihnachten usw.) wie auch „evangelische Skyline“: Lutherbibel, ev. Gesangbuch, Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin, evangelische Komponisten Bach und Brahms, Symbolräume (Frauenkirche, Hamburger Michel, ...). Ziele: Durch geeignete Kommunikationsstrategien werden mit einem Budget von jährlich 3 Millionen Euro evangelische Themen in die Öffentlichkeit kommuniziert (z.B. Paul Gerhardt 2007). Ideen für eine Aufwärtsagenda sind: Zukunftskonferenz, Wettbewerb um 50 überzeugendste Missionsideen, 100 innovativste Ideen zur Förderung von Kirchengebäuden, Kulturpreis des deutschen Protestantismus. Anwendung moderner Kundenbindungsinstrumente (z.B. Mitgliederzeitung). Aufbruch bei der kirchlichen Selbstorganisation 10.Leuchtfeuer: Die finanzielle Solidarität aller Kirchenmitglieder stärken und ergänzende Finanzierungssysteme etablieren Situation: Rückgang der Einnahmen aufgrund demographischer Entwicklung, Kirchenaustritten, Arbeitslosigkeit und politisch vollzogener Verlagerung der Steuerlast von den direkten auf die indirekten Steuern. Ausfälle wurden ohne erhebliche Schulden kompensiert. Erhebliche Eigenmittel fließen aber bereits in den Erhalt der Gebäude. Neue Wege der Finanzierung: Projektbezogene Förderung, Finanzierung von Personalstellen durch Gemeinden, Fördervereine und Mäzene, Fundraising. Zusätzlich Spenden können aber nur durch qualitätsvolle und emotional anrührende Projekte steigen. Perspektiven: Ergänzung zur allgemeinen Kirchensteuerpflicht ist bereits Kirchgeld (Ortskirchgeld), welches, stilsicher und ansprechend vermittelt, gefordert werden soll. Eventuell eine Einrichtung einer Dachstiftung deutscher Protestantismus, die Fundraisingprojekte für die Gliedkirchen organisiert. Wie bereits bei „Brot für die Welt“ deutschlandweite Kampagnen zu bestimmten Projekten. Kultur der Würdigung von Sponsoren. Ziel: In 2030 machen die Einnahmen der EKD aus eingeworbenen Mitteln 20% des Gesamthaushaltes aus. 11.Leuchtfeuer: Die Konzentration der Kräfte in den Landeskirchen vorantreiben Situation: 23 Landeskirchen erfüllen den Dienst der regionalen Repräsentanz gegenüber staatlich-gesellschaftlichen Institutionen, Besetzung der Stellen, Beratung, Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter. Föderalismus vereinzelt aber die Gliedkirchen und ist teuer. Nachteile einer dezentralen Struktur sind eine abstimmungsintensive Reaktionsweise auf gesellschaftliche Herausforderungen. Perspektiven: Vorteil, mit den jeweils regionalen Bedingungen und Besonderheiten vertraut zu sein, darf nicht durch Zentralisierung zerstört werden. Dennoch brauchen gerade kleine Landeskirchen eine ausreichende Größe. Die künftige Zahl der

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Landeskirchen soll sich daher an der politischen Gliederung der Bundesländer orientieren. Ziel: 2030 soll es 8 bis 12 Landeskirchen mit nicht weniger als je eine Million Mitglieder geben. 12.Leuchtfeuer: Die EKD-Ebene für ein „Evangelisch in Deutschland“ profilieren Situation: Heute gibt es drei vorrangige Identifikations- und Beheimatungsebenen für evangelische Christen: Gemeinden, Landeskirchen und die EKD. Letztere profiliert ein „Evangelisch-Sein in Deutschland“: Menschen fühlen sich trotz steigender Mobilität und situativer Teilnahme am kirchlichen Leben deutschlandweit in „ihrer Kirche“ beheimatet. Perspektiven: In Zukunft soll ein Christenmensch unbeschadet seiner finanziellen Verpflichtung und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Landeskirche ein Bewusstsein für seine Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche haben, das nicht durch Umzüge oder Auslandsaufenthalte verloren geht. Kirchensteuern sollen aus dem Ausland zahlbar sein. Die Dienstleistungen der EKD für die Gliedkirchen werden wichtiger, sie leistet dies durch Kompetenzzentren und Dienstleistungszentren. Die Gliedkirchen stützen ausgewählte große Kirchengebäude als überregionale Identifikationspunkte des Evangelischen. Jeder kann Mitglied dieser Gemeinden werden (siehe auch Internetgemeinden). Ziele: Dienstleistungszentren: Organisation und Management, Beihilfezentrum und Personalabrechnung, Steuern und Kirchensteuern, Fundraisung und Stiftungswesen, Koordinationszentrum zu Meldewesen und Statistik. Kompetenzzentren: Je für Gottesdienst, Predigt und Kirchenmusik, den Dialog zwischen Theologie und Wissenschaften, Führungsämter in Kirche und Diakonie, Fort- und Weiterbildung, Weltanschauungsfragen, interreligiöser Dialog, sozialwissenschaftliche Fragen, Konfirmanden- und Jugendarbeit, missionarische Aktivitäten, Dialog mit gesellschaftlichen Multiplikatoren. Kirchen als thematische Zentren: Berliner Dom (Kirche und Politik), Frauenkirche (Friedens- und Versöhnungsarbeit), Lorenzkirche Nürnberg (Tourismusarbeit), Stiftskirche Stuttgart (Missionskirche), Wittenberger Schlosskirche (Predigtkultur), Thomaskirche Leipzig (Kirchenmusik), Reinaoldikirche Dortmund (soziale Verantwortung), Hamburger Michel (Wirtschaftsdialog). Nächste Schritte: ... für den angestrebten Mentalitätswechsel sind der angestoßene Diskussionsprozess und der Zukunftskongress vom 25.-27. Januar 2007 in Wittenberg. In einer Reform-Charta soll als Angebot zur Selbstverpflichtung im Bereich der europäischen Ökumene entworfen werden. Zu Beginn stehen die in Wittenberg zu entwerfende Themenagenda und Jahresthemen für die Jahre 2007 bis

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2017 (Reformationsjubiläum). Dazu soll eine effektive Qualitätssteigerung der Angebote in den Kernbereichen (Taufe, Gottesdienst, Trauuungen, Beerdigung, Seelsorge...) durch die Erarbeitung verlässlicher Qualitätsstandarts mit Hilfe wirksamer Gemeindevisitation, kollegialer Beratung und Integration von Kasualien und Gemeindeaufbau erreicht werden. Die Mitglieder der Kommission: Peter Barrenstein, Direktor der Unternehmensberatung McKinsey OKR Thomas Begrich, u.a. Leiter der Finanzabteilung der EKD Landesbischof Jochen Bohl (Sachsen), ehem. Diakoniechef Bernhard Fischer Appelt, Agentur Media Concept (Hamburg) OKR Thies Gundlach, EKD Hannover (Geschäftsführung) Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der EKD Prof. Dr. Renate Köcher, Mitglied beim Aufsichtsrat Allianz AG OKR Dr. Michael Nüchtern, Autor „Kirche bei Gelegenheit“ (gemeint ist die Aufwertung der Kernaufgaben) Direktorin Margit Rupp, Juristin, u.a. Kommission zur Beurteilung von Kirchenbeamten Prof. Dr. Klaus Tanner, Mitglied der Ethikkommission im Bundestag Direktorin Marlehn Theime, Deutsche Bank Präsident Dr. Eckhart von Vietinghoff, Jurist, ehem. Oberstadtdirektor Hildesheim, ehem. Vorsitz Militärseelsorge u.a. Quellen, Links und Hinweise: www.ekd.de/ekd_kirchen/zukunftskongress.html www.kirche-von-morgen.de/Kirche_der_Freiheit/ www.kirche-von-morgen.de/leuchtfeuer/ Text der Zusammenfassung: Kathrin Herrmann, EKBO Überarbeitung: Stefan Bölts, IWS Marburg