Zwei fälle von Hemiplegie nach Leuchtgasvergiftung

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~89o KLIN[SCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 4, ~ am B;ackenteile in einem mAI3ig groDen Felde, um darauf die In- jektionsstelle mit Ather und Alkohol zu reinigen. ]:)er Sch~del muB so abgebogen werden, da~3 sich der Kiefer schar~ auf die Brust beugt. Man punktiert dann an der Stelle zwischen oberem Rand des Atlas und Occiput. Die Punktionsnadel ist ca. 2-- 4 cm lang und hat einen Durehmesser von I mm. Die Spitze wird kurz abgeschliffen. Indem man die Nadel so zwischen Daumen und Mittelfinger der rechten Hand hš sticht man direkt vor dem eingedrfickten linken Zeigefinger senkrecht in die Haut ein. W~hrend des Vordringens richtet man die Spi• der Nadel etwas kopfw~rts. Das Eindringen der Punktionsnadel in das Ligamentum obturatorium wird durch einen gewissen Widerstand, den die Nadel findet, angezeigt. Beim Kaninchen l~i~t sich die Nadel bis zu einer L~nge von o,8--1, 5 cm einfiihren. Gelingt es gut, treten nur einige Tropfen Liquor aus (Suboccipitalpunktion). Mit der auf die Punktionsnadel gesetzten Rekordspritze iniiziert man langsam die Aleuronataufschwemmung. Die injizierte Menge schwankt beim Kaninchen zwischen o,2 bis 0, 5 ccm, beim Hunde zwischen o, 5 --o,8 ccm, bel Katze o,3 --0,5 ccrn einer o, 5 proz.Aufschwemmung von Alenronat. Die Tiere erholen sich schnell von der Nachwirkung der Injektion. Etwa 8--~2 Stunden naeh der Injek%ion wird das Tier wiederum suboceipitat punktiert. Die Kaninchen liefern etwa 1--2 ccm, die Hunde ca 5--1o ccm Exsudat. Das unter sorgfiiltiger Erhaltung der aseptischen Kauteln gewonnene Meningealexsudat wird sofort 3--5 Minuten lang zentri- fugiert. Nach deln Zentrifugieren wird die Flfissigkeit abgegossen, der Niederschlag ~fit physiologis™ KochsalM6sung verdiinnt und wiederum zentrifugiert. Diese Prozedur wird dreimal wiederholt, worauf der Niederschlag mit 20--30 Volumeinheiten physiologi- scher Kochsalzl6sung vorsichtig geschflttelt und die dabei gewon- nene gleichm~.13ig trfibe Flfissigkeit zu den Versuchen verwendet wird. Die normale Cerebrospinalflfissigkeit des Kaninchens ist eine vollkommen wasserklare, farblose, nich% gerilnnende Fliissigkeit. Das spezifisehe Gewicht betr~gt meist lOO5. Normaler I™ liquor enth~lt o,ox5--o,oI9% Albumen (nach der ]3randbergschen Methode). Der Zuckergehalt schwankt zwischen o,o5o--o,o59~ (nach der Bangschen Mikromethode). In der normalen Spinal- flfissigkeit des iKaninchens befindet sich nur eine geringe ZahI von Zellelementen, und zwar sind es fast nur Lymphocyten. Ihre Menge betr~gt 0--5 in I cmm, untersucht nach der Fuchs-Rosen- thalschen Methode. Das durch Injektion von Aleuronataufschwem- mung erzeugte Meningealexsudat is% recht stark getrfibt. Gesamt- eiweil3 und Globulin sind stark vermehrt. Die Zuekermenge ist m~8ig erh6ht. Die polymorphkernigen Leukocyten sind in der Regel aul~erordentlich stark vermehrt. Die neue Methode hat der fiblichen Methode gegenfiber zweifellos eine 1Reihe von Vor%eilen. Ste l~Bt sich mit einem Minimalaufwand an Zei% durchffihren. Man kann dasselbe Tier mehrfach zur Leukocytengewinnung beliutzen. Die neuc Methode erfordert aber mehr Gesehick und Ubung von sei%en des Operateurs. In der Hand des Ge/ib%en wird ste dann aber gewiB in den meisten F~illen zum Ziele Ifihren und der Tierverlus% sich auf ein Minimum reduziereli lassen. (Aus der Univ.-Kinderklinik zu Kyoto, Japan. Direktor: Pro]. Dr. I. Hiral.) DIE KOLLOIDCHEMISCHE UNTERSUCHUNG DER ROCKENMARKSFL0SSlGKEIT MIT PARAFFINSOLEN. Von V. KAFKA. Die kolloidale Paraffinl6sung wird in der Weise hcrgestellt, dal3 man sich zuerst eine Stamml6,ung in folgender Weise erzeugt: o, 3 g Paraffin werdeli in ioo ccm absoluten Alkohols unter Erwgrmen gel6st. Diese Stammflfissigkeit, die auf- 8, OKTOBER xgz 3 bewahrt wird, f~illt beim Erkalten aus. ])as zum Versuche beli6tigte Para]]insol wird nun so bereitet, dal3 man eine bestimmte Menge der Stammfifissigkeit, die vorher unter Erw~Lrmen gel6st wird and die gleiche Menge destillierteli Wassers genau auf die Temperatur des Schmehpunktes des Paraffinpr~parates erhitzt ulid dann sofort beide Flfissig- keiten mischt, indem man das erw~rmte Wasser schnell zut erw~Lrm%en Paraffinstamml6sung hinzuschfittet Auf diese Weise erh~lt man eine trfib-opalescente L6sung, die auch beim Abkfihlen keine Spur von Ausi/~llung zeigeli darf. Zum Hauptversuch setzt man io 1R6hrchen und eili Kontroll- r6hrchen an. In das erste R6hrchen wird nun 0,75 ccm, in jedes der neun anderen 0, 5 ccm o,3proz. NaC1-L6sulig pipettiert. Hierauf 1XBt man in das erste R6hrchen 0,25 ccm des zu untersuchenden Liquors ein%reten, und IIach Mischung fibertr~gt man 0, 5 ccm in das zweite R6hrchen usw. nach dem bekannten Modus. Nun wird in jedes R6hrcheli 0, 5 ccm der Paraffinversuchsl6sung eingeffillt. Dus I™ enthglt 0, 5 cern 0, 3 proz. NaC1-L6sung und 0, 5 ccm der l%raI- filiversuchsl6sung. Die Ablesung er~olg% nach 24stfindigem Aufenthalt ira Dunkeln und bel Zimmer%emperatur. Die +~. ~.,,7 -i ....... "~ ~.. ff' / ":\i , .... . o..O~ ~y :,,'cm :,/z:o ~soo ~ooo :~ooo n 2 3 ~ 5 5 V cY ~ fO 7y Abb. x. Paraffinreaktion. Typische Kurven. I ......... normal. II Syphilitische Meningitis. III ............... Tuberkulose Miningitis. IV ~o~.-~--~_o~ Paralyse. Eintragung der Ergebnisse erfolgt in ein Schema, wie die Abb. I zeigt. Aus dieser sind auch die charakteristischen Kurven%ypen zu ersehen. Vorzfige der Reaktion sind: Geringer Liquorverbrauch, Fort~all des Salzvorversuchs, Einfachheit und Billigkeit, gute Ablesbarkeit der Kurven, eharakteristische Ergebnisse. Es lassen sich alle weichen Paraffinpr~parate verwenden, nur InuB genau darauf gesehen werden, dal3 die Erw~irmungs- temperatur mit dem Schmelzpunkt fibereinstimmt. Bel der Kontrolle der Paralysentherapie empfiehlt sich die Vorschal- tung der Verdfinnung I : 2 ; man ffillt dann in das erste ~R6hr- chen 0, 5 ccm der 0,3 proz. NaC1-L6sung und 0, 5 ccm Liquor und i nach lischulig 0, 5 ecm in das n~chste l~Shrchen, das schon 0, 5 ccm o,3proz. NaC1-L6sung enth~lt usw. Aus- fiihrliche Darstellung der Reaktion und ihrer Ergebnisse erfolgt ili der Zeitschr. f. d. ges. Nenrol. u. Psychiatrie. ( Aus der serotogischen Abteilung der Staatskrankenanstalt und psychiatrischen Universitditsklinik ~riedrichsberg in Hamburg. ) KASUISTISCHE ZWEI FALLE VON HENIIPLEGIE NACH LEUCHTGAS- VERGIFTUNG. Von Dr. MARTIN SCHNEIDER, Assistenten der Irmeren Abteilung ara Stadtktaukenhaus Zittau. (Direktor: Prof. Dr. C. KLIENEBERGER.) Seit der I™ ist eine Zunahme der Intoxikationen be- obachtet worden, besonders der Vergiftungen mit Leuchtgas, wobei die verh~.ngnisvollen Gassperrstunden eine nicht nr~wesentliche MITTEILUNGEN. Rolle gespielt haben. In den meiston F~lten, in denen keine all- zulange Einwirkung des Gases stattfindet, geht die Vergiitung verh~ltnism~13ig rasch vorfiber ohne besondere Nebenerscheinungen oder Naehkrankheiten. Die in der Literatur erw~hnten unmittel- bar ira AnschluB an eine Kohlenoxyd-Vergiftung oder erst nach einer gewissen Zwischenpause auftretenden Sch~digungen betreffen in der Hauptsache das Nervensystem. Meist handelt es sich urn Sensibilit~tsst6rungen, Neuralgien, Neuritiden, bel sti~rkerer Ein- wirkung kommt es zu. L~hmungen, die gew6hnlich bestimn~te Muskelgruppen betr• unter Umst~.nden aber auch gr613ere

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~89o K L I N [ S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . N r . 4, ~

am B;ackenteile in einem mAI3ig groDen Felde, um darauf die In- jektionsstelle mit Ather und Alkohol zu reinigen. ]:)er Sch~del muB so abgebogen werden, da~3 sich der Kiefer schar~ auf die Brus t beugt. Man punkt ier t dann an der Stelle zwischen oberem Rand des Atlas und Occiput. Die Punkt ionsnadel ist ca. 2-- 4 cm lang und ha t einen Durehmesser von I mm. Die Spitze wird kurz abgeschliffen. Indem man die Nadel so zwischen D a u m e n und Mittelfinger der rechten Hand hš st icht man direkt vor dem eingedrfickten linken Zeigefinger senkrecht in die Hau t ein. W~hrend des Vordringens r ichtet man die Spi• der Nadel etwas kopfw~rts. Das Eindringen der Punktionsnadel in das Ligamentum obtura tor ium wird durch einen gewissen Widerstand, den die Nadel findet, angezeigt. Beim Kaninchen l~i~t sich die Nadel bis zu einer L~nge von o,8--1, 5 cm einfiihren. Gelingt es gut, t re ten nur einige Tropfen Liquor aus (Suboccipitalpunktion). Mit der auf die Punkt ionsnadel gesetzten Rekordspritze iniiziert man langsam die Aleuronataufschwemmung. Die injizierte Menge schwankt beim Kaninchen zwischen o,2 bis 0, 5 ccm, beim Hunde zwischen o, 5 --o,8 ccm, bel Katze o,3 --0,5 ccrn einer o, 5 proz.Aufschwemmung von Alenronat. Die Tiere erholen sich schnell von der Nachwirkung der Injektion. E twa 8--~2 Stunden naeh der Injek%ion wird das Tier wiederum suboceipitat punktier t . Die Kaninchen liefern etwa 1--2 ccm, die Hunde c a 5--1o ccm Exsudat . Das unter sorgfiiltiger Erha l tung der aseptischen Kauteln gewonnene Meningealexsudat wird sofort 3--5 Minuten lang zentri- fugiert. Nach deln Zentrifugieren wird die Flfissigkeit abgegossen, der Niederschlag ~fit physiologis™ KochsalM6sung verdi innt und wiederum zentrifugiert. Diese Prozedur wird dreimal wiederholt, worauf der Niederschlag mit 20--30 Volumeinheiten physiologi- scher Kochsalzl6sung vorsichtig geschflttelt und die dabei gewon- nene gleichm~.13ig trfibe Flfissigkeit zu den Versuchen verwendet wird.

Die normale Cerebrospinalflfissigkeit des Kaninchens ist eine vollkommen wasserklare, farblose, nich% gerilnnende Fliissigkeit. Das spezifisehe Gewicht betr~gt meist lOO5. Normaler I™ liquor enth~lt o ,ox5--o,oI9% Albumen (nach der ]3randbergschen Methode). Der Zuckergehalt schwankt zwischen o,o5o--o,o59~ (nach der Bangschen Mikromethode). In der normalen Spinal- flfissigkeit des iKaninchens befindet sich nur eine geringe ZahI von Zellelementen, und zwar sind es fast nur Lymphocyten. Ihre Menge betr~gt 0- -5 in I cmm, untersucht nach der Fuchs-Rosen- thalschen Methode. Das durch Injektion von Aleuronataufschwem- mung erzeugte Meningealexsudat is% recht s tark getrfibt. Gesamt- eiweil3 und Globulin sind s tark vermehrt . Die Zuekermenge ist m~8ig erh6ht. Die polymorphkernigen Leukocyten sind in der Regel aul~erordentlich s tark vermehrt .

Die neue M e t h o d e h a t de r f ib l ichen Me t hode gegenf iber zweifellos eine 1Reihe von Vor%eilen. Ste l~Bt sich m i t e inem M i n i m a l a u f w a n d a n Zei% durchf f ih ren . Man k a n n dasse lbe Tier m e h r f a c h zur L e u k o c y t e n g e w i n n u n g be l iu tzen . Die neuc M e t h o d e e r fo rde r t abe r m e h r Gesehick u n d U b u n g v o n sei%en des Opera teurs . I n de r H a n d des Ge/ib%en wird ste d a n n abe r gewiB in den m e i s t en F~illen z u m Ziele I f ihren u n d der Tierverlus% sich au f ein M i n i m u m reduziere l i lassen. (Aus der Univ.-Kinderklinik zu Kyoto, Japan. Direktor: Pro]. Dr. I. Hiral.)

DIE KOLLOIDCHEMISCHE UNTERSUCHUNG DER ROCKENMARKSFL0SSlGKEIT MIT PARAFFINSOLEN.

Von V . KAFKA.

Die kol loidale Pa ra f f i n l6 sung wird in de r Weise hcrges te l l t , dal3 m a n sich zuers t eine Stamml6,ung in fo lgender Weise e r zeug t : o, 3 g Pa ra f f in werdel i in ioo ccm a b s o l u t e n Alkohols u n t e r E r w g r m e n gel6st. Diese Stammflf i ss igkei t , die auf-

8, OKTOBER xgz 3

b e w a h r t wird, f~illt b e i m E r k a l t e n aus. ] )as z u m Versuche be l i6 t ig te Para]]insol wird n u n so bere i te t , dal3 m a n eine b e s t i m m t e Menge der S tammfi f i ss igke i t , die v o r h e r u n t e r Erw~Lrmen gel6st wi rd a n d die gleiche Menge des t i l l i e r te l i Wassers genau auf die T e m p e r a t u r des S c h m e h p u n k t e s des P a r a f f i n p r ~ p a r a t e s e rh i t z t ul id d a n n sofor t be ide Flfissig- ke i t en mischt , i n d e m m a n das e r w ~ r m t e Wasser schnel l zu t erw~Lrm%en P a r a f f i n s t a m m l 6 s u n g h i n z u s c h f i t t e t Auf diese Weise e rh~ l t m a n eine t r f ib -opa lescen te L6sung, die auch b e i m Abkf ih len ke ine Spur von Ausi/~llung zeigeli darf . Z u m H a u p t v e r s u c h se t z t m a n io 1R6hrchen u n d eili Kont ro l l - r 6 h r c h e n an. In das ers te R 6 h r c h e n wird n u n 0,75 ccm, in jedes der n e u n a n d e r e n 0, 5 ccm o ,3proz . NaC1-L6sulig p ipe t t i e r t . H i e r a u f 1XBt m a n in das ers te R 6 h r c h e n 0,25 ccm des zu u n t e r s u c h e n d e n L iquors ein%reten, u n d IIach Mischung f ibe r t r~g t m a n 0, 5 ccm in das zwei te R 6 h r c h e n usw. n a c h d e m b e k a n n t e n Modus. N u n wird in jedes R6hrche l i 0, 5 ccm der Paraffinversuchsl6sung eingeffillt. Dus I™ e n t h g l t 0, 5 cern 0, 3 proz. NaC1-L6sung u n d 0, 5 ccm der l%raI- f i l iversuchsl6sung. Die Ab lesung er~olg% n a c h 24s t f ind igem A u f e n t h a l t ira D u n k e l n u n d bel Z immer%empera tur . Die

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2 3 ~ 5 5 V cY ~ fO 7y Abb. x.

Paraffinreaktion. Typische Kurven. I . . . . . . . . . normal. II Syphilitische Meningitis. III ............... Tuberkulose Miningitis. IV ~o~.-~--~_o~ Paralyse.

E i n t r a g u n g der E rgebn i s se erfolgt in ein Schema, wie die Abb. I zeigt. Aus dieser s ind a u c h die c h a r a k t e r i s t i s c h e n Kurven%ypen zu ersehen.

Vorzfige der R e a k t i o n s ind : Ger inger L i q u o r v e r b r a u c h , For t~al l des Sa lzvorversuchs , E i n f a c h h e i t u n d Bil l igkeit , gu te A b l e s b a r k e i t der Kurven , e h a r a k t e r i s t i s c h e Ergebnisse . Es lassen sich alle weichen P a r a f f i n p r ~ p a r a t e ve rwenden , nu r InuB g e n a u d a r a u f gesehen werden , dal3 die Erw~irmungs- t e m p e r a t u r m i t d e m S c h m e l z p u n k t f i be re ins t immt . Bel der Kon t ro l l e de r P a r a l y s e n t h e r a p i e empf ieh l t sich die Vorschal - t u n g der V e r d f i n n u n g I : 2 ; m a n ffillt d a n n in das ers te ~R6hr- chen 0, 5 ccm der 0,3 proz. NaC1-L6sung u n d 0, 5 ccm Liquor u n d i � 8 n a c h l i s c h u l i g 0, 5 ecm in da s n~chs t e l~Shrchen, das schon 0, 5 ccm o ,3proz . NaC1-L6sung e n t h ~ l t usw. Aus- f i ihr l iche Dar s t e l l ung der R e a k t i o n und ih re r Ergebn isse erfolgt ili der Zei tschr . f. d. ges. Nenrol . u. Psychia t r ie . ( Aus der serotogischen Abteilung der Staatskrankenanstalt und psychiatrischen Universitditsklinik ~riedrichsberg in Hamburg. )

K A S U I S T I S C H E Z W E I FALLE VON HENIIPLEGIE NACH LEUCHTGAS-

VERGIFTUNG.

Von

Dr. MARTIN SCHNEIDER, Assistenten der Irmeren Abteilung ara Stadtktaukenhaus Zittau.

(Direktor: Prof. Dr. C. KLIENEBERGER.)

Seit der I™ ist eine Zunahme der Intoxikat ionen be- obachte t worden, besonders der Vergiftungen mit Leuchtgas, wobei die verh~.ngnisvollen Gassperrstunden eine nicht nr~wesentliche

M I T T E I L U N G E N . Rolle gespielt haben. In den meiston F~lten, in denen keine all- zulange Einwirkung des Gases stat t f indet , geht die Vergiitung verh~ltnism~13ig rasch vorfiber ohne besondere Nebenerscheinungen oder Naehkrankheiten. Die in der Li tera tur erw~hnten unmittel- bar ira AnschluB an eine Kohlenoxyd-Vergiftung oder erst nach einer gewissen Zwischenpause auftretenden Sch~digungen betreffen in der Hauptsache das Nervensystem. Meist handel t es sich urn Sensibilit~tsst6rungen, Neuralgien, Neuritiden, bel sti~rkerer Ein- wirkung kommt es zu. L~hmungen, die gew6hnlich bestimn~te Muskelgruppen betr• unter Umst~.nden aber auch gr613ere

8. OKTOBER 1923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T 2. J A H R G A N G . N r . 41 I89~ Gebiete umfassen. "~u ha t ten kiirzlich Gelegenheit, gleichzeitig 2 F~lle von Hemiplegie im Anschlul3 an Leuchtgasvergif tung zu beobachten, deren Krankengeschichte ieh auszugsweise folgen lasse:

FMI I: Frau L. N., 70 Jahre. Nach Angabe der Angeh6rigen und spgterer eigener Aussage, nie k rank gewesen, insbesondere bis- her ohne L~hmungserscheinungen. Am 2y. I. frfih bewuBtlos in einem Zimmer auIgefunden, in dem nus einer nndichten Leitung Leuchtgas entstr6mte.

Bei der sofortigen Ei¡ ins Krankenhaus bewuBtlos u¡ vSllig reaktionslos. Kopf und Augen nach links gedreh t Trgge reagierende Pupillen.

28. I. Noeh s tark benommen, auf Anruf und Fragen langsam und z6gernd antwortend. DfirItige Orientiœ Gleichweite, prompt reagierende Pupillen. Innere Organe auBer geringer Links- dehnung des Herzens und mgI3igem Emphysem o. t3. Belegte, nach rechts abweichende Zunge. HerabhXngender reehter Mund- winkel. Keine Sprachst6rung. Reehtsseitige Hemiparese, besonders des Armes. Rechtsseitiger Babinski und Oppenheim. Fehlender rechter Bauchdeckenreflex. Knie- und Achillessehnenreflexe beider- seits vorhanden. In%lge der Benommenhei t nieht sicher feststell- bare Hyp~isthesie. Spektroskopische 131utuntersuchung auf Kohlen- oxyd negativ (ara Tage der Einliefernng war sie aus technischen Grflnden nnm6glich). WaR. im Blute negativ. Lumbalpunkt ion: Klarer Liquor, kein erh6hter Druck, EiweiB nicht vermehrt. 21/~ Zellen. Aile Reaktionen negativ (Nonne, Pandy, Goldsol- und Normo-Mastix-Reaktion, ~u Therapie: Suprajodan, sp~iter Stryehnin.

8. II. Rasches Zurffckgehen der L/ihmungserscheinungen. Un- sicheres Gehen wieder m6glich. Starkes Znrflckbleiben des rechten Armes, beim Erheben beider Arme. Leichte Ataxie. Beiderseits normale Bauchdeckenreilexe. Rechtsseitiger Babinski. Keine sichere Sensibilit~itsdifferenz zwischen rechts und links. Temperatur normal, gelegentlich Zacken bis 38,2 ~

22. II. Klagen liber Spannungsgeffihl in beiden oberen seit- lichen Hais- und unteren Backengegenden bei Freibleiben eines me- dianen Streifens vom Kinn bis zur Thyreoidea. Hyp/isthesie an den angegebenen Hautpart ien.

8. III . Sensibili tgtsst6rungen fast v611ig verschwunden. Er- schwerte Sprache. Linksseitige Recurrensparese.

17. IV. I™ motorischen und Sensibilit~itsst6rungen. Unbe- hinderter Gang. Zeitweise etwas taubes Gefiihl in der rechten Hand. Noch deutliche Recurrensparese. Klagt liber starke Ver- geBlichkeit. Entlassung.

Efikrise: Kohlenoxydvergif tung mit rechtsseitiger Hemiplegie. Dem am zweiten Tage negat iven Ausfall des CO-Nachweises kommt keine weitere Bedeutung zu, wenn man bedenkt, daB nach Literatur- angaben zuweilen schon 4 Stunden nach der Vergiffung kein Kohlen- oxyd mehr im Biute geIunden werden konnte. Gegen eine durch Apoplexie bedingte I-Iemiplegie, an die man bei dem Al*er der Pat ient in denken muBte, spricht neben der Anamnese und dem normalen Liquor besonders der rasche und vollst~ndige Rfickgang der L~hmungserscheinungen. Nur erw~hnt aber als unwahrschein- lich nicht weiter er6rtert werden soli die Frage des durch die Co- Vergiftung begflnstigten Schlaganfalles, bei dem die schweren An- fangserscheinungen auf Rechnung des CO zu buchen sind.

Fall II. Frau J. Sch., 37 Jahre. Anamnese o .B. Am 25. XII . Suicidversuch mit Leuchtgas.

Bel der Einweisung: V611ig bewuBtlos. Enge, trgge reagierende Pupillen. Schnarehende Atmung. Rasseln fiber beiden Lungen. Temp. 36,0 ~ Struma. Rasch wieder verschwindende fleckige R6tung der Brust. Aderlal3, Kochsalz-Infusion, Herzmittel.

27. XII. Unruhig, wirIt sich herum~ zuckt auf grobe Nadel- stiche. Temp. bis 39,2 ~

29. XII . Auf einfache Fragen Nicken, Kopfschiitteln oder Weinen. Linksseitige Hemiparese mit 13eteiligung des FaciMis. Lumbalpunkt ion: Klarer Liquor bei normalem Druck, 21/~ Zellen, EiweiB nicht vermehrt, Nonne, Pandy, WaR., Goldsol- und Normo- Mastix-Reaktion negativ. Hb. 72%, W. 26 32o. WaR. ira Blut + + + .

2. I. Langsam sich einstellende undeutliche Sprache. Zunge weicht etwas nach links ab. Parese des l inken Beines s tark zurfick- gegangen. Links Oppenheim und Babinski schwach positiv. De- pressive Stimmung.

3. I. Auf der linken Ful3sohle in fast ganzer Ausdehnung des /tul3eren Randes groBe flnktuierendœ Blase mit r6tlich durchschei- nendem InhMt. Temperatur zut Norm abfallend.

9. I. Herabgesetzte Hautempfindlichkeit am linken FuB und linken Arm, besonders Hand mit teilweise fehlender Temperatur- empfindung. Normale Refl%xe. Beginn einer Salvarsan-Knr.

26. I. Linker Arm kann erschwert a takt isch gehoben werden. Nachschleppen des linken Beines beim Laufen, Schw/iche des linken Facialis und Hypoglossns. F u B w u n d e nach AbstoBung der Epi- dermis auf Campherwein langsam granulierend~

16. II. Geringe I-Iypgsthesie an der AnBenseite der l inken Hand. Zuriiekbleiben des linken Armes beim Erheben beider Arme.

13. II. Noch etwas Unsicherheit ira linken Arm. Normale Reflexe. t™ Sensibilit/itsst6rung. FuBwunde verheilt. Leichtes Nachschleppen des linken Beines, angeblich infolge Empfindlich- keit der FuBsohle. Salvarsan-Kur beendet. WaR. + - [ - + , Noch sehr labile Stimmung. Entiassnng.

Epikrise: t™ mi t linksseitiger Hemiplegie. Die Lues latens, deren Diagnose sich lediglich auf den positiven Ausfall der WaR. stiitzt, diirfte bei dem v611ig normalen Liqnor- befund und dem Verlanf der Erkrankung nicht mit der I-Iemi- plegie in Verbindung zu bringen sein. In den Bereich der M6glich- keit gezogen werden mul3, dag die positive WaR. nnr durch die sehwere Vergiftung ohne vorhandene Lues bedingt worden ist, atlerdings w~re diese Annahme infolge des Bes• der positiven WaR. auffallend.

EIN FALL VON LUMINALVERGIFTUNG.

Von

Dr. H. W I~ICOLAI. Aus der Inneren AbtMlung des Stadtkrankenhauses Dresden-Johannstadt.

(Dkigierender Arzt: Professor Dr. ROSTOSKI.)

Bel der groBen Bedeu%ung und h~infigen Anwendung des Lumi- nais in der Behandlnng der Epilepsie ist es auffallend, wie selten von Iebensbedrohlichen Intoxikat ionen ber ichtet wird. In I2O Ver- 6ffentlichungen, welche die Wirknng und das Anwendungsgebiet dieses Medikamentes behandeln, werden 3 F~ille ausffihrlicher be- schrieben, 3 weitere kurz mitgeteilt. Dabei t r i t t in dem einen Falle, den HUEBER 1) mitteilt , der Tod nicht wlihrend einer akuten Ver- giftung, sondern infolge einer pl6tzlich zusammen mi t einem Exan them und Enan them auff lammenden Tuberkulose ein, und in dem anderen Falle von FR. !ROSENBERGER 2) sind neben 4,o Lumi- nal auch noch mindestens IO,O Tinctura Opii simplex in selbst- m6rderiseher Absicht eingenommen, welche das Bild natfiflich trflben. Nur der Fall von UNGAR 8) ist eine reine Luminalvergiftung, mit nicht t6dlichem Ansgang, bei der 2,4 g eingenommen wurden. Von 2 weiteren F~illen, die NOLTE 4) kurz erw~ihnt, ist nur bekannt, daB der Tod bel 2,o bzw. 3,0--4,0 in 24 Stunden bzw. 6 Stunden eintrat .

In diesem Zusammenhang dflrfte ein Fall von Interesse sein, der kfirzlich hier zut Beobachtung kam, ebenfa/is dus Bild einer reinen Luminalvergi i tung bot und nach IO Tagen geheilt entlassen werden konnte.

KrankengescMchte: Ara 23. IV. ~ Uhr 30 Min. nachmit tags wurde ein Pat. eingeliefert, der am Abend vorher um I i Uhr 3 ~ Min. den Inhal t einer R6hre Lnminal gleieh 3,0 verschluckt hatte. Die leere R6hre wird von der Mutter vorgezeigt, welche das Medikament zu verwahren und den Gebrauch desselben gegen eine bestehende Epilepsie zu kontrollieren pflegte. Seit 8 Wochen waren keine Anf~lle mehr aufgetreten, obwohl der Pat. in dieser Zeit das Mittel nicht mehr genommen hat te . AIh Morgen des 2 3. sei der Sohn nicht aufgestanden, was wegen der Beschgftigungslosigkeit zun~ichst nicht auffiel. Ers t gegen Mittag sel wegen des schwerkranken Eindrucks und weil der Pat. nicht aufgeweckt werden konnte, ein Arzt konsultiert worden, der die Uberfflhrung ins I™ anordnete. Zu Hause kein Erbrechen, kein Wasserlassen.

Be/und: Der Zustand des 2ij~hr. Mannes macht den Eindrnck einer schweren Alkoholvergiftung. Die Farbe des Gesichts und der K6rperhaut ist leichenblaB, mit einem blRulichen Ton, die Lippen cyanotiseh, der Muskeltonus v611ig aufgehoben: GliedmaBen und Kopf fallen schlaff herunter, der K6rper sinkt beim Aufsitzen zu- sammen. Die Haut ffihlt sich kiihI und feucht an; zuweilen Aus- briiehe von kal tem SchweiB. Pat. reagiert nicht auf Anrufe oder Nadelstiche. Aile Sehnenref!exe sehr herabgesetzt, aber ausl6sbar. Kein BabinsM. Von Zeit zu Zeit Anspannen der gesamten K6rper- muskulatur und athetot ische Bewegungen der Extremit~ten; w/ihrend dieser Ani~lle dumpfes St6hnen. Gewicht 47,9 kg, Gr6Be 1,64 m; Temperatur 36,2 ~ C. - - Uber den Z~ngen hinten in Hilus- h6he wenig bronchitisches Rasseln, iiberall normaler Lnngen- sehall. R6ehelnde, oberfls Atmung, i o - - I 5 pro Minute. - - Hemgrenzen der Norm entsprechend; T6ne teise, rein. - - Puls sehr weich, Mein, anIallsweise besehleunigt bis I4o. --- Augen: