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Page 1: Zwei Hektar pro Tag - John Deere und John Deere · PDF fileIn den ersten Jahren drosch Rolf Eberwien mit seinem Lanz auch für andere Landwir-te. Diese mechanisierten sich dann zuneh-mend

PROFI HOBBY-

Zweimal im Sommer drischt Jens-Georg Eberwien

je einen halben Hektar Gerste und Triticale. Durch

den seitlichen Tank hat der MD 18 S einen sehr

niedrigen Schwerpunkt.

Jens-Georg und Rolf Eberwien mit ihrem bestenStück. In ihrem Pflegeschlepper, einem Fahr D 177mit 34 PS, tut der gleiche Motor seinen Dienst.

John Deere-Lanz-Mähdrescher:

Zwei Hektar pro TagSteuerlich sind Maschinen spätestens nach 12 Jahren abgeschrieben, technisch halten sie bei guter Pflege vielleicht doppelt so lange. Doch 41 Jahre Einsatz in einemBetrieb sind gerade für einen Mähdrescher sehr ungewöhnlich. profi-Redakteur Wilfried Holtmann hat sich solch einen Oldtimer genauer angesehen.

Als Rolf Eberwien (62) aus Löwensha-gen bei Göttingen (Niedersachsen) am 17. Juli 1961 seinen Lanz MD 18 S erstmalsvom Händler holte, staunte das ganze Dorf.Ähnlich staunen die Leute heute, wenn seinSohn Jens-Georg (31) mit der Maschine zumDreschen hinausfährt. Beim Staunen kön-nen sich die Schaulustigen dann Zeit las-sen, weil der betagte Drescher an den heu-tigen Getreidebeständen mächtig zu knab-bern hat.Auf etwa einem Hektar Fläche bauen Vaterund Sohn Eberwien im Nebenerwerb Win-tergerste und Triticale an, um damit die eige-nen Schweine zu füttern. Denen gefällt die

Erntemethode ganz sicher, denn der MD 18 drischt dank seiner Nachreinigungsehr sauber und macht hier mancher jün-geren Maschine noch etwas vor.

DDaassss RRoollff EEbbeerrwwiieenn sseellbbeerr eeiinneenn MMäähhddrree--sscchheerr kkaauuffttee,, vveerrddaannkktt eerr iinnddiirreekktt ddeemm „„rroo--tteenn HHaahhnn““.. Im Herbst 1959 fiel die stationä-re Dreschmaschine der Dreschgenossen-schaft einem Feuer zum Opfer. Als Ersatzkauften die Landwirte zwei selbstfahrendeMähdrescher vom Typ Claas Europa.„Damals hatten wir überhaupt keine Erfah-rung damit, einen Getreidebestand bis zurTotreife stehen zu lassen, um dann auf tro-ckenes Wetter für den Drusch zu hoffen.Deshalb ging ich auf Nummer sicher undkaufte selber einen Mähdrescher“, so Senior Eberwien.

An den Claas-Maschinen der Genossen-schaft wie auch an anderen Mähdreschernstörten ihn vor allem die Benzinmotoren.Die waren nicht drehzahlfest, recht durstigund obendrein kaum billiger als der Lanz.Also investierte Eberwien 20 000 DM ineinen neuen John Deere-Lanz MD 18 S. Der MD 18 S bot für diesen Preis eine soli-de Technik: einen Korntank, eine Nachrei-nigung für das Korn und eine Strohpresse.Auf eine Motorhydraulik verzichtete Eber-wien damals und entschied sich für eineHandhydraulik, mit der er das Schneidwerkausheben und die Haspelhöhe verstellenkann. Der Vierzylinder-Mercedes-Diesel-motor leistet 32,5 PS. Dabei handelt es sichum den gleichen Motor, der auch im Uni-mog und von 1957 bis 1961 in den Güldner-und Fahr-Schleppern mit 34 PS eingebautwurde.

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IInn ddeenn eerrsstteenn JJaahhrreenn ddrroosscchh RRoollff EEbbeerrwwiieennmmiitt sseeiinneemm LLaannzz aauucchh ffüürr aannddeerree LLaannddwwiirr--ttee.. Diese mechanisierten sich dann zuneh-mend selbst, so dass der MD 18 S bis Mitteder siebziger Jahre immer runde 15 HektarGetreide pro Jahr zu ernten hatte. Späterverpachtete Eberwien seine Flächen bis aufeinen Hektar, „damit der Lanz-Mähdreschernicht einrostet“, wie Jens-Georg Eberwienerklärt.Diese Aussage ist durchaus ernst gemeint,und der hervorragende Originalzustand be-stätigt ihn. Allerdings kommt noch ein wei-terer Grund hinzu: Während andere Land-wirte ihre Maschinen mit dem Hochdruck-reiniger oder mit Druckluft reinigen, wirdder MD 18 S wie alle anderen Maschinenauf dem Betrieb Eberwien abgefegt und zumWinter mit Öl eingenebelt.Eigentlich handelt es sich beim Lanz-Mäh-drescher der Familie Eberwien um einenJohn Deere-Lanz. Denn 1956 übernahm dasamerikanische Landtechnikunternehmendie deutsche Traktorenfabrik. Bis 1967 fir-

Die Presse funktioniert, wurde aber selten genutzt.Dort muss das Stroh dennoch hindurch, so dassdieser Engpass nicht gerade leistungssteigernd ist.

Unter dem Sitz befindet sich die Pumpe derHandhydraulik, mit der das Schneidwerk und dieHaspel ausgehoben werden.

Blick vom Fahrerstand nach hinten. Rechts dieNachreinigung, in der Mitte das Gebläse dafür. Der Ausputz wird in einen extra Sack geblasen.

Das Fahrpedal mit einem Zahnprofil zum Arretieren.Je weiter es durchgetreten wird, um so schnellerläuft der Variator. Zum Schalten wird es ganzlosgelassen. Fotos: Eberwien, Holtmann (5)

mierte Lanz dann als John Deere-Lanz unddanach nur noch als John Deere.In die Mähdrescherproduktion rutschte dieFirma Lanz durch ihre Mähbinder. Weit-sichtige Mitarbeiter in Zweibrücken er-kannten bereits Anfang der fünfziger Jahre,dass der Mähdrescher den Binder ablösenwird. So versuchte die Firma Lanz, ihr Stückvom wachsenden Mähdreschermarkt abzu-bekommen.

DDiiee eerrsstteenn MMäähhddrreesscchheerr lliieeffeerrttee LLaannzz 11995533..BBiiss 11995599 wwaarreenn ddiieessee MMaasscchhiinneenn ggeellbb llaa--cckkiieerrtt,, uunndd ddiiee FFeellggeenn wwaarreenn rroott.. Ab 1960wurden sie wie auch die Lanz-Bulldogs undandere Landmaschinen von Lanz grün-gelblackiert. Anfängliche Versuche mit den ei-genen Einzylinder-Zweitaktmotoren auf demMähdrescher gab Lanz schnell wieder auf.Stattdessen konnten die Landwirte wahl-weise einen VW-Industriemotor oder einenMercedes-Diesel als Antrieb ordern.

Serienmäßig hatten die Lanz-Drescher wiedie meisten Wettbewerber einen Absack-stand, ein Korntank konnte als Extra bestelltwerden. Eine weitere Wunschausstattung,die Rolf Eberwien mitkaufte, ist die Nach-reinigung des Getreides. Damit liefert seinMD 18 S das Korn in Saatgutqualität.

RReeppaarraattuurreenn?? –– „„NNiicchhtt ddeerr RReeddee wweerrtt““,, ssaaggttRRoollff EEbbeerrwwiieenn.. Die Maschine hat den viertenoder fünften Satz Riemen, und ganz zu An-fang musste die Trommelwelle ausgetauscht

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werden. In den vergangenen 42 Ernten hatder MD 18 ohne Ausfälle gearbeitet. Kürz-lich musste Jens-Georg Eberwien erstmalsein Fremdteil einbauen: einen Ährenhebervon Claas. Ansonsten befindet sich der Lanzim echten Originalzustand.Kaum benutzt hat Eberwien die angebauteStrohpresse. Dabei handelt es sich ohnehineher um eine Falt- und Bindemaschine alsum eine Presse.

SSoollaannggee RRoollff EEbbeerrwwiieenn nnoocchh ffiitt iisstt,, wwoolllleennVVaatteerr uunndd SSoohhnn ddeenn eeiinneenn HHeekkttaarr AAcckkeerrsseellbbsstt bbeewwiirrttsscchhaafftteenn.. Dafür haben sie denBetrieb von der Stoppelbearbeitung bis zurErnte voll mechanisiert, vorwiegend mit al-ten Maschinen. Der Lanz-Mähdrescher wirddabei in den kommenden Jahren sicher wei-ter treue Dienste leisten. Solange nichts ka-putt geht, können die Eberwiens gar nichtbilliger dreschen. Nur wie gesagt: Geduldgehört dazu, denn der MD 18 S schafft in denheutigen Getreidebeständen kaum mehr alszwei Hektar pro Tag.

Lanz MD 18 SSchnittbreite: 2,00 m

Dreschkanalbreite: 1,20 m

Durchmesser Dreschtrommel: 40 cm

Schlagleisten: 6

Korbleisten: 8

Schüttleranzahl: 5

Schüttlerfläche: 2,20 m2

Korntankinhalt: 1 100 Liter

Überladehöhe: 2,20 m

Überladeweite: 2,00 m

Abtankleistung: 125 kg/min

Motor: Mercedes OM 636 D

Leistung: 24 kW/32,5 PS

bei 2800 min-1

Getriebe: 2 Vor-, 1 Rückwärtsgang

über Riemenvariator

stufenlos verstellbar

Geschwindigkeit: 1,6 bis 15 km/h

Dieseltankinhalt: 45 Liter

Bereifung vorne: 12-18 TG

Bereifung hinten: 7,00-12 AM

Leergewicht: 2 870 kg

Transportbreite: 2,20 m

Zulässige Belastung 400 kg

der Absackplattform: einschließlich

Bedienungsperson

Listenpreis mit Korntank im Jahr 1961: 20 000 DM

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