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Rettungder

Daten

WERKSTATT

Von Daniel Dangelmaier

Einmal eine Datei unbedacht inden Papierkorb verschoben und

den virtuellen Mülleimer geleert –schon scheint die Datei für immerverloren zu sein. Das ist ein Trug-schluss, denn üblicherweise entferntdas System nur den Registereintrag,der auf den Speicherort verweist. DieInformationen liegen noch in denTiefen des Speichers.

Diese Tatsache macht sich ein Re-covery-Programm zunutze: Es stelltdie Verweise wieder her, damit dieDaten wieder abrufbar sind. Daskönnen auch kostenlose Anwendun-gen für Privatleute, solange der Spei-cher noch lesbar ist und nicht effek-tiv von neuen Informationen über-schrieben wird. Denn durch die Lö-schung des Registereintrags gibt dieBetriebssoftware den Speicherplatzder Datei frei und legt ihn sozusagenbrach. Kommt ein neues File auf denDatenträger, belegt es unter Um-ständen den frei gewordenen Platz.Dadurch wird die Wiederherstellungdeutlich erschwert, unter Umstän-den sogar unmöglich.

Wenn der Nutzer den Datenver-lust bemerkt, sollte er nicht mehr aufdie Systempartition oder den Daten-träger zugreifen, auf der die ver-schwundenen Bits und Bytes lager-ten. Um für den Fall der Fälle gerüs-tet zu sein, ist es sinnvoll, einWieder-herstellungsprogramm auf einerNotfall-CD oder einem USB-Stick inReserve zu haben.

Als Retter in der Not hat sich zumBeispiel die solide Gratis-Software„Recuva“ (www.piriform.com/re-cuva) bewährt. Das Programm fragtihre Nutzer zunächst, welche Spei-cherorte es nach Dateien durch-leuchten soll. Danach startet eineSuch-Routine, die ihre Funde über-sichtlich auflistet. Das funktioniertmit Daten auf Festplatten ebenso gutwie mit Files auf externen Speichern.

Während „Recuva“ lediglich alsWindows-Anwendung erhältlich ist,gibt es von „Disk Drill“ (www.clever-files.com/de) auch eine Version fürApple-Rechner. Egal ob PC oderMac: Die Nutzer finden sich dank derübersichtlichen Oberfläche leichtzurecht. Ausgegrabene Dokumentewerden in einem Ordnerbaum mitDateiart, Größe und Datum der Er-stellung zu besseren Identifizierungangezeigt. Sogar Abkömmlinge ineher exotischen Speicherorten wieSmartphones oder MP3-Spielerspürt das Tool auf.

Misslingt eine Rettung mit einerkostenlosen Software, kann es derAnwender noch mit einemVollpreis-Programm versuchen. Im Vergleichzu den kostenlosen Alternativen ver-fügen sie häufig über mehr Funktio-nen und erzielen eine höhere Wie-derherstellungsquote. Außerdembieten die Entwickler der Bezahl-Ap-plikationen in der Regel einen Kun-dendienst an.

Investitionen in Lösungen wie„Data Recovery 7 Professional“ (abungefähr 15 Euro, für Windows), dieselbst sehr großer Datenpakete zubergen vermag, oder „Ontrack Easy-Recovery Home“ (ab ca. 90 Euro, fürWindows und Mac OS X) mit komfor-tablem Assistenten und Vorschau-funktion, zahlen sich mitunter aus.

Daniel Dangelmaierschreibt seit 16 Jahrenüber Digitales.

Coworking BLZ

/GA

LAN

TY

Weit weg von allen SorgenSerie: Coworking – die neue Form der Arbeit

Folge 2:

Warum ins Büro gehen? Digitale Nomaden

fahren raus aufs Land nach Brandenburg

Von Eva Wolfangel

Ein Traktor fährt mit lautemGeknatter über die Dorf-straße von Klein-Glien,eine Katze flüchtet vor dem

Lärm, aber Serena und Austin inter-essiert das nicht. Sie sind vertieft insGespräch, planen beim Frühstückmit Eiern, Smoothie und Tee ihrenTag: Austin will ein paar letzte kniffe-lige Probleme ihres Projektes lösen –eine Wett-Plattform, die über eineBlockchain umgesetzt werden soll.Serena soll die weiteren Aufgabendes Unternehmens übernehmen,damit der Launch ein paar Tage spä-ter wahr werden kann.

„Wir sind komplett remote“, sagtSerena, also weit weg von allen Sor-gen: Es gibt kein Büro, die 15 Mitar-beiter arbeiten weltweit, großteilsverstreut in den USA. Die beidenFrauen haben sich die Arbeitspro-zesse genauer angesehen und dannbeschlossen, dass sie nicht immernur an einem Ort arbeiten müssen.So wurden sie zu digitalen Nomaden.Von Kalifornien aus ging es nach Za-greb, dann nach Korea und jetzt sit-zen sie an diesem Ort mit Traktoren,Katzen und viel Grün, arbeiten im Co-working- und Coliving-Space „Coco-nat“ bei Bad Belzig.

Sauna, Yoga und Schlafen im Zelt

Coliving – ein modernes Wort fürWohngemeinschaft auf dem Land?Oder eine Hippie-Kommune? WerJanosch fragt, einen der Gründer desProjektes, versteht schnell die Logikdahinter: Erstens gibt es viele Krea-tive, die auf die Natur schwören, umin den sogenannten Flow zu kom-men, in dem die Ideen fließen unddas konzentrierte Arbeiten leichtfällt. So ging es einem befreundetenFilmemacher, der schließlich mit Ja-nosch und dessen LebensgefährtinJulienne „Coconat“ ins Leben rief.

Und zweitens gibt es eine Bewe-gung von Menschen, die gerne un-terwegs sind und dabei ihren Le-bensunterhalt verdienen wollen: di-gitale Nomaden. Sie brauchen nurein stabiles WLAN-Netz, eine preis-werte Unterkunft und einen Ort, wosie sich wohlfühlen. Schon in seinem1964 erschienenen Werk „Under-standing Media“ formulierte der re-nommierte MedienwissenschaftlerMarshall McLuhan die These, derMensch werde im elektronischenZeitalter zum „nomadischen Infor-mationssammler“.

Als Janosch und Julienne 2015 –oder 51 Jahre nach McLuhan – über-legten, die Arbeitswelt zu verän-dern, reisten sie zunächst an jeneOrte, an denen Macher schon Er-fahrung hatten. Als sie zurückka-men, war ihnen klar, dass ihr Projekt

und 90 Euro, je nach Anspruch derGäste. Und ab dem kommendenSonntag werden drei Tage die Türenfür alle geöffnet beim Sommercampmit Barbecue und Waldyoga.

An diesem Tag geht es ums Arbei-ten. Serena sitzt mit ihrem Laptopim „Laboratorium“, einem schlich-ten Raum mit Holztischen undsamtbezogenen Stühlen, wo nach-mittags die Sonne reinscheint. Am-rai, 35, Kommunikationsdesignerinaus Berlin, schaukelt in der zur Hol-lywood-Schaukel umfunktioniertenBadewanne. In einer Pause sagt sie,dass es generell eine Sehnsuchtnach Arbeit auf dem Land gebe.Aber viele trauten sich nicht.

Angebot für Unternehmen

Das erlebt auch Franka, die mit ih-rem Hund unter einem der schatti-gen Bäume im Garten sitzt. Die 32-Jährige arbeitet als Coach und Be-rufsorientierungstrainerin. In Zu-kunft will sie natursuchende Städtermit Kommunen auf dem Land zu-sammenzubringen. Um ihr Konzeptgenauer zu entwickeln, arbeitet siegerade neun Monate als Freiwilligebei „Coconat“ mit und tüftelt paral-lel an ihrem eigenen Angebot.

Auch Pierre, der 26-jährige Un-ternehmensberater aus Paris, hat soeine Lösung gefunden. Er hat sei-nen festen Job nach zwei Jahren auf-gegeben. 20 Stunden in der Wochearbeitet er für „Coconat“ gegen Kostund Logis, die restliche Zeit plant ersein Unternehmen. Er will ein Start-up aufbauen, das es jungen Leutenermöglicht, sich sozial zu engagie-ren. „In Paris hatte ich keine Ruhedafür“, sagt er.

Beim Mittagessen erklärt Ja-nosch, wie wichtig die Freiwilligenfür das Konzept sind. „Nur so ent-steht tatsächlich eine Community“,sagt er. Die Bewohner bringen je-denfalls ihre unterschiedlichenFachkenntnisse ein, auch wenn esum Finanzierung oder Präsentationeines Projektes geht. Irgendwerkann immer helfen. Geht trotzdemetwas schief und werden Hoffnun-gen enttäuscht, erzählt Janosch,dann spenden die Gäste sich Trost.Freundschaften bleiben oft beste-hen, auch wenn die Zeit in Branden-burg vorbei ist.

Manchmal reisen auch Arbeits-gruppen aus großen Unterneh-men an und treffen sich zu Work-shops. Sie hoffen darauf, dass vondiesem Gemeinschaftsgefühl et-was abfärbt.

Eva Wolfangel vergleichtCoworking-Ideen. NächsteWoche: rent24 in Berlin

Andreas LangeverlässtMuseum

Neue Kuratoren kümmernsich um Computerspiele

Mehr als 20 Jahre sind genug:Andreas Lange, Gründungsdi-

rektor des Computerspiele-Muse-ums an der Karl-Marx-Allee, hörtauf. Auf eigenen Wunsch, heißt es ineiner Pressemitteilung, wird er dasHaus Ende August verlassen.„Ich binsehr froh, dass ich die Chance hatte,das Museum maßgeblich mit aufzu-bauen“, sagte Lange in einer Presse-Mitteilung.

Lange gehört zu den Pionierender Computerspiele-Szene inDeutschland. Als die Spiele noch ei-nen sehr schlechten Ruf hatten, alsgefährlich für die Jugend und gewalt-verherrlichend galten, begann Langemit dem Aufbau des Museums. Grö-ßen der Szene wie der Apple-Mitbe-gründer und leidenschaftliche Zo-cker Steve Wozniak gehörten zu denfrühen Besuchern. Unter LangesFührung gelang nicht nur die impo-sante Zusammenstellung von histo-rischen bis modernsten Geräten, eswurden auch im-mer wieder spe-zielle Ausstellun-gen konzipiert.Im vergangenenJahr konnte das20-jährige Beste-hen gefeiert wer-den, auch weildie Spiele inzwi-schen gesell-schaftlich akzep-tiert sind. Computerspiele gelten alsKulturgut, auch daran hat Lange sei-nen Anteil. „Ich hätte mir keinespannendere und vielfältigere Auf-gabe vorstellen können, als einenneu entstehenden Kulturbereich indieser Weise museal zu begleiten“,sagte Lange. In Zukunft steht er demComputerspielemuseum sowie an-deren Partnern beratend zur Verfü-gung. Er will sich auch neuen Projek-ten wie der Weiterentwicklung desEuropäischen Verbandes von Game-Archiven, Museen und Bewahrungs-projekten widmen, heißt es. In Zu-kunft sollen Mascha Tobe, Literatur-und Sprachwissenschaftlerin, sowiePhilipp Frei, Mediengestalter undSammler, als Kuratoren arbeiten. An-fang September wollen sie die inter-aktive Sonderschau „Tell me more!Tell me more! Literatur und Compu-terspiel“ im Museum präsentieren.Die Leitung wird künftig unter sechsPersonen aufgeteilt, zu denen auchdie Kuratoren gehören. (jöh.)

Ende nach 21 Jah-ren: Andreas Lange

PRIV

AT

Snapchatverliert

erstmals NutzerDer Umsatz steigttrotzdem stark an

Die Foto-App Snapchat hat erst-mals Nutzer verloren – den-

noch sind die Quartalsergebnissean der Börse gut angekommen. Inden drei Monaten bis Ende Junisank die Zahl der täglich aktivenUser im Vergleich zum Vorquartalum zwei Prozent auf 188 Millionen,wie die Snapchat-Mutter Snap amDienstag nach US-Börsenschlussmitteilte. Der Umsatz schoss je-doch im Jahresvergleich um über44 Prozent auf 262 Millionen Dollarin die Höhe und übertraf die Pro-gnosen der Analysten damit klar.Zudem wurde der Quartalsverlustvon 443 Millionen Dollar im Vor-jahr auf 353 Millionen verringert.„Wir sind begeistert von den Fort-schritten, die wir gemacht haben,und optimistisch angesichts derGelegenheiten, die vor uns liegen“,verkündete Snap-Chef Evan Spie-gel. (dpa)

Chillen, chatten, kreativ arbeiten: Von brandenburgischen Dörfern aus wird wird global vernetzt gearbeitet. TILMAN VOGLER

mit Natur tun haben sollte. „Ichbaue einfach gerne“, sagt Janosch,der zuvor in der Kultur- und Jugend-arbeit aktiv war. Bei einem Spazier-gang zeigt er, was dabei herausge-kommen ist. Der Weg führt vorbeian geräumigen Zelten mit Bettenzum Schlafen, vorbei am Teich, aufdem das von ihm gebaute Floßschwimmt, vorbei an der Lagerfeu-

erstelle und der Sauna. In einemNebengebäude gibt es einen Yoga-Raum und einen für Massagen –beide werden von Frauen aus derRegion betrieben. Diese Zusam-menarbeit mit Nachbarn ist denGründern wichtig. „Sie sollen auchdavon profitieren, dass hier etwasNeues entsteht“, sagt Janosch. EineÜbernachtung kostet zwischen 23

Wiesenburg

Jeserig

Bad Belzig

Golzow

Brandenburg Werder

Brück

A 2

A 9

B 102

5 km

BLZ/GALANTY

Zusammen leben und arbeiten – im „Coconat“ bei Bad Belzig. TILMAN VOGLER