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HOTELIER

AHGZ Nr. 2012/47

Achtung Baustelle!

aus: AHGZ-Druckausgabe Nr. 2012/47 vom 17. November 2012

Wer stehen bleibt, geht rückwärts. Gerade in der Hotelbranche gilt dieser Satz. Deshalb stehen in vielen Betrieben Modernisierungen und Umbauten an. Denn nur wer seinen Gästen Zimmer, Frühstücksräume oder Wellnessbereiche auf dem neuesten Stand bietet, kann auf Dauer auf dem Markt bestehen. Auch im ablaufenden Kalenderjahr rückten zwischen Nordsee und Alpenrand wieder die Handwerker an, um Gästehäuser aufzupeppen. Meistens im laufenden Betrieb, denn das Hotel für mehrere Wochen komplett zu schließen, kann sich eigentlich kein Hotelier leisten.

Die großen Bankzentralen sind ebenso fußläufig erreichbar wie der Frankfurter Hauptbahnhof. Ein immenser Standortvorteil, doch darauf ausruhen will sich beim Hotel Hessischer Hof gegenüber der Messe Frankfurt niemand. „Eduard Singer, der Generaldirektor des Hessischen Hofs, setzt daher auf kontinuierliche Fortentwicklung der Immobilie. Für 2013 stehen die Renovierung der Außenfassade, die Erweiterung des Spa-Bereichs sowie eine neue Präsidenten-Suite im achten Obergeschoss an.

Die Handwerker rücken an: Jetzt achten Hoteliers ganz besonders darauf, dass die Gäste sich trotzdem rundum wohlfühlen Foto: Auremar/Shutterstock.com

Und auch in den zurückliegenden Jahren geschah einiges in Frankfurts einzigem privat geführtem Luxushotel. So wurden 28 Bäder komplett erneuert, aus drei Büros im Hauptgebäude wurden zwei zusätzliche Übernachtungszimmer, und für die Mitarbeiter wurden außer neuen Büros und dem Wirtschaftsbereich von Jimmy’s Bar anspruchsvoll gestaltete Aufenthalts- und Pausenräume geschaffen. Am Ende summierten sich diese jüngsten Baumaßnahmen auf eine Investitionssumme von 2,5 Mio. Euro.

Die Gäste informieren

Um die Gäste während des Umbaus möglichst wenig zu belästigen, handelten Generaldirektor Eduard Singer und sein Team feste Ruhezeiten mit den Handwerkern aus. Einige Zimmer in nächster Nähe zur Baustelle wurden in dieser Zeit einfach nicht vermietet. „Alles andere macht auch keinen Sinn“, meint Singer, „sonst fragen sich unsere Kunden ja nur, wo sie denn hier gelandet sind.“ Lediglich als die Decke der Haupthalle für einige Tage aufgerissen werden musste, wurde der Haupteingang geschlossen und die Gäste auf den zweiten Zugang an der Nordseite des Hotels verwiesen. „Selbstverständlich haben wir unsere Gäste über die Baumaßnahmen rechtzeitig informiert, sei es über die Homepage, die Reservierungsbestätigungen oder persönlich beim Check-in“, berichtet Singer. Beschwert habe sich allerdings niemand, nicht zuletzt, weil die meisten gar nichts mitbekommen haben, wenn in einem anderen Gebäudetrakt Lärm und Dreck anfielen. Ein Umstand, der vor allem der Professionalität des in Frankfurt

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ansässigen „Haus-und-Hof“-Architektenbüros Meixner-Schlüter-Wendt geschuldet sei. Projektleiter Volker Rohde ist sich des Spannungsfeldes, in dem er arbeitet, durchaus bewusst: „Bau- und Hotelbetrieb vertragen sich grundsätzlich natürlich nicht so gut.“ Um beiden Seiten gerecht zu werden, sei eine ganz enge Zusammenarbeit mit den Hotelverantwortlichen einerseits und mit den Handwerksbetrieben andererseits notwendig. „Da prallen interessante Anforderungen aufeinander“, sagt Rohde, der das „spannende und anspruchsvolle Thema, das sich höchstens noch mit Umbau im laufenden Krankenhausbetrieb vergleichen lässt“ sportlich zu nehmen scheint. Schon lange bevor der erste Bautrupp anrückt heiße es „Kalender raus“, um gemeinsam nach den Wochen im Jahr zu suchen, in denen das Haus gewöhnlich am schwächsten belegt ist. Von diesem Termin werde „von vorne nach hinten“ geplant und der für alle Beteiligten verbindliche Bauzeitenplan festgelegt.

„Ich renoviere gern“

Nicht nur der Hessische Hof, sondern ganz allgemein die deutsche Hotellerie zeigt sich seit einigen Jahren sehr investitionsfreudig. In seinem aktuellen Bericht zum Hotelmarkt hat der Hotelverband Deutschland bundesweit 4339 Investitionsprojekte (2010: 3378) für das Jahr 2011 ermittelt. Die anhaltende Investitionstätigkeit sei besonders im Bereich der 2- bis 4-Sterne-Häuser zu spüren, wobei der Investitionsschub mit einer Steigerung von fast 50 Prozent im Bereich der 4-Sterne-Hotels am größten ist. Hier nutze man die derzeit positiven Rahmenbedingungen besonders und investiere ins eigene Produkt.

„Die Mehrwertsteuersenkung macht’s möglich“, meint denn auch Folker Müller, Direktor des Münchner Platzl Hotel. In dem 4-Sterne-superior-Haus wurde im vergangenen Sommer der Frühstücksraum für 350.000 Euro teilrenoviert und vergrößert. Dazu wurde eine Wand entfernt und ein bisher nicht genutzter Raum integriert. „Jetzt haben wir insbesondere während der Stoßzeiten am frühen Morgen mehr Platz für unsere Frühstücksgäste und können zugleich einen weiteren Tagungsraum anbieten“, so Müller.

„Ich renoviere gern“, sagt Folker Müller und geht bei der Kommunikation mit den Gästen ganz offensiv vor – via Homepage, Buchungsbestätigung, per Aushang in der Lobby oder persönlich. An Reklamationen kann sich der Hotelchef nicht erinnern: „Nicht einmal hinterher auf den Bewertungsportalen im Internet, wo die Leute ja bekanntlich etwas freimütiger kritisieren.“ 85 Prozent der Kundschaft seien Individualgäste, „die freuen sich sogar, wenn renoviert wird, weil es ja letztlich ihnen nützt.“ Rabatte hätte Müller bei „begründeten“ Reklamationen zwar gewährt, doch das sei nicht nötig gewesen.

Schließlich habe man die Handwerker darauf eingeschworen, besonders lärmintensive Arbeiten nur nach Absprache und an Tagen mit geringer Zimmerbelegung zu erledigen. Außerdem sei vor 9 Uhr grundsätzlich nicht gearbeitet worden. Für seine Mitarbeiter, so Müller, sei die Bauphase natürlich eine Mehrbelastung gewesen. So wurde etwa das Housekeeping-Personal verdreifacht, um eventuelle Spuren vom Bau wieder ganz schnell verschwinden zu lassen. „Aber vier bis sechs Wochen kann man so etwas schon einmal machen“, betont der Platzl-Direktor. Fleißig renoviert wurde und wird in den vergangenen Monaten auch in Häusern der Steigenberger-Gruppe. Bis Mitte nächsten Jahres werden die Modernisierungen in Düsseldorf, Frankfurt und Bad Neuenahr abgeschlossen. Im Steigenberger Frankfurter Hof wurden mehr als 170 Zimmer einem Soft Refurbishment unterzogen, zusätzlich werden 71 Zimmer des Luxushotels bis Ende 2012 grundlegend renoviert. Highlight soll das neue, knapp 1000 Quadratmeter große Day Spa werden. Insgesamt werden 30 Mio. Euro in den Frankfurter Hof investiert.

Bei der Renovierung von Bar, Lobby und Empfangshalle im denkmalgeschützten Steigenberger Hotel Bad Neuenahr orientierte man sich am Stil der Gründerzeit. So wurde etwa der Bar Belle Epoque deren ursprüngliche Raumhöhe von knapp fünf Meter wieder hergestellt. Das Steigenberger Parkhotel Düsseldorf an der Königsallee wird seit März 2011 bei laufendem Betrieb umfassend renoviert. Dabei werden 10 Mio. Euro in die Neugestaltung der Restaurants und der Bar, der öffentlichen Bereiche sowie in die Renovierung der Zimmer investiert.

Auf gute Zusammenarbeit

Generalunternehmer der Baumaßnahme ist die Tenbrink Objekteinrichtungen GmbH aus Stadtlohn. „Wir haben den kompletten öffentlichen Bereich entkernt und in zwei Bauabschnitten umgestaltet“, berichtet Tenbrink-Teamleiter Dieter Peters. Dafür mussten nicht nur die Fluchtwege temporär neu geregelt werden. Auch die Bereiche, in denen jeweils gearbeitet wurde, wurden mit Staubwänden abgeriegelt. „So hatten wir in sich geschlossene Zellen mit einem Zugang für die Bauarbeiter“, erklärt Peters. Zusätzlich gab es

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natürlich vertragliche Absprachen mit den beteiligten Handwerksbetrieben, zu welchen Tagesstunden laute Arbeiten wie Bohren oder Rühren erledigt werden durften.

Das neue Innendesign und die künstlerische Oberleitung lag in Händen des Kölner Architekturbüros Peter Silling & Associates (PSA), vor Ort betreut von Architektin und Silling-Partnerin Christiane May. Für sie ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Generalunternehmer, Architekt und den vielen beteiligten Gewerken – also den Handwerksbetrieben – das A und O. Und im Falle des Steigenberger Parkhotels in Düsseldorf sei dies auch der Fall gewesen. „Das ist wichtig, gerade im laufenden Hotelbetrieb. Wenn Termine nicht eingehalten werden, bekommt man sonst schnell negative Schlagzeilen“, weiß May, seit 2008 Managing Director des Kölner PSA-Büros.

Gut sei es zudem, die Gäste frühzeitig zu informieren und auch einmal zu einem Blick hinter die Kulissen der Baustelle einzuladen. „Viele finden es ganz toll, wenn sie vorab das neue Design betrachten dürfen“, sagt May. Ein weiterer wichtiger Punkt, gerade in einer Messe- und Karnevalsstadt wie Düsseldorf, sei das Eingehen auf wichtige Veranstaltungen im Hotel. „So kann man zwischen großen Events arbeiten, ohne dass die Gäste viel davon mitbekommen.“ Zum Gelingen so einer umfassenden Baumaßnahme müssten sich alle Beteiligten als Team verstehen, dann gebe es auch keine Katastrophen: „Sobald einer nicht mehr mitspielt, werden es die Gäste merken und es entsteht Chaos.“

Was auch kaum im Sinne von Hoteldirektor Michael Kain gewesen wäre. Sind Gäste trotz aller Vorkehrungen doch einmal gestört worden, erhielten diese großzügige Rabatte auf die gezahlten Leistungen. „Das war allerdings eher die Ausnahme und bewegte sich im Promillebereich der Gesamtbelegung“, so Kain. Die kurzzeitige Sperrung der Halle blockierte den normalen Zugang zum Hotel. „In dieser Zeit haben wir den Seiteneingang durch die Halle des Konferenz- und Bankettbereichs genutzt. Dieser wurde dafür freundlich eingerichtet und dekoriert“, berichtet der Direktor.

Momentan wird in dem 5-Sterne-Hotel noch die Küche saniert sowie Terrasse und Wintergarten fertiggestellt. „Im kommenden Jahr gestalten wir dann noch die Dächer der Eingangsbereiche neu“, kündigt Michael Kain an. Für die Umgestaltung der Hotelhalle wurde Crema Marfil, ein hochwertiger, heller Kalsteinboden verlegt. Darüber hinaus prägen helle Möbel und ein großzügiges Raumkonzept das Gesicht der neuen Lobby. Komplettiert wird alles durch das neue Restaurant Steigenberger Eck. Das Bistro mit Lounge-Charakter hat einen separaten Zugang zur Königsallee und erhält eine eigene Terrasse.

Der Slogan „Alles aus einer Hand“ hat im Arthotel Kiebitzberg in Havelberg in Sachsen-Anhalt einen ganz besonderen Klang. Denn das moderne Hotelinterieur stammt praktisch vollständig aus eigener Produktion der Kiebitzberg-Gruppe. Die Firmengeschichte begann mit einer kleinen Werkstatt im Kerngeschäft, dem Möbelbau. 1998 kam die vor dem Verfall bewahrte Schiffswerft Havelberg dazu, zusätzlich hat das Unternehmen Innenausbau und Mineralstoffverarbeitung für Sanitäranlagen im Portfolio.

2007 kauften die Kiebitzberg-Geschäftsführer Renate und Andreas Lewerken schließlich das stark sanierungsbedürftige, vor Ort als „Schmokenberg“ bekannte Hotel, das sie in mehreren Bauphasen zu einem 31-Zimmer-Haus mit Restaurant, Bar, Terrasse und Wintergarten ausbauten. „Durch die ausschließliche Nutzung firmeneigener Entwicklungen und Produkte wird das Arthotel Kiebitzberg zu einer permanenten Ausstellung für die qualitativ hochwertigen Produkte unserer Firmengruppe und gleichzeitig Vorzeigeobjekt der Firma“, sagt Firmenchef Andreas Lewerken.

Gäste emotional einbeziehen

2011 wurde schließlich die einjährige, erste Bauphase, die Umgestaltung des bisherigen Hotelgebäudes, abgeschlossen. Keines der 17 Zimmer gleicht dabei dem anderen, verfügt somit neben modernen Komfort über eine individuelle Note. War dieser erste Bauabschnitt noch ohne Hotelbetrieb abgelaufen, galt es beim daran angrenzenden Neubau, dem Haupthaus, die neuen Gäste möglichst wenig mit Baulärm und Dreck zu belästigen. „Ich bin Quereinsteiger“, sagt Geschäftsführerin Renate Lewerken, „vielleicht sehe ich das Ganze dann aus einem etwas anderen Blickwinkel.“ Auf keinen Fall dürfe man jedenfalls so tun, als ob nichts wäre, meint sie. Zwar fanden die Bauarbeiten in einem anderen Gebäude statt, doch auch das bekamen die Gäste natürlich mit. Ein großer, grüner Tenniszaun diente als Sichtschutz, den Lärm konnte dies selbstverständlich nicht abhalten. „Wir haben deshalb mit den Handwerkern vereinbart, lärmintensive Arbeiten nicht vor 8 Uhr durchzuführen“, so Lewerken.

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Wichtig sei bei Bauarbeiten im eigenen Haus, die Gäste emotional miteinzubeziehen. Renate Lewerken und ihr Mann Andreas pflegten deshalb den Austausch mit der Kundschaft, boten außerdem Baustellenbesichtigungen an, die auf einen regen Zuspruch trafen. Nach Abschluss der Bauarbeiten gab es schließlich noch eine Dankeschön-Aktion für die Nachbarn mit reduzierten Preisen im neuen Restaurant Schmokenberg. Den Hotelgästen wurde im Nachgang per E-Mail für ihre Treue und Nachsicht gedankt.

Umgesetzt wurde alles mit einem relativ kleinen Etat, orientiert an Lewerkens Leitsatz: „Mit viel Geld kochen kann jeder.“ 5 Mio. Euro kostete laut der Geschäftsführung der Um- beziehungsweise Neubau des Arthotel Kiebitzberg, „andere würden dafür wohl locker das Doppelte ausgeben.“ Die Gestaltung übernahm Andreas Lewerken persönlich, bei der Bauleitung und der Kommunikation mit den Behörden wurde er unterstützt von dem ortsansässigen Architekten Michael Wege.

Mit der Eröffnung des Haupthauses – zweiter Bauabschnitt – und dem Start des Restaurantbetriebs sind die Bauarbeiten fürs erste beendet. Als Option bleibt der Ausbau einer weiteren Etage. Da diese aber vom übrigen Gebäude abgeschlossen ist, werde von den künftigen Baumaßnahmen keiner etwas merken, so Renate Lewerken. Die nun runderneuerten beziehungsweise neuerrichteten Gebäude – Gästehaus und Haupthaus – gehen laut ihrer Betreiber eine architektonisch perfekt aufeinander abgestimmte Symbiose ein. Das war auch von Anfang an das Ziel von Renate und Andreas Lewerken: eine harmonische Kombination aus den alten und neuen Gebäudeteilen schaffen. Oder anders gesagt: Neu bauen, Historisches bewahren.

Ein Leitspruch, der auch für das Hotel Victoria in Nürnberg gelten könnte. „Tradition modern erleben“, heißt es hier. Seit dem ersten großen Umbau 2005/2006 wurde das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1896 peu a peu modernisiert und umgestaltet – in einem „Ambiente in Harmonie.“ Darin sollen sich nicht nur die Gäste wohlfühlen, sondern auch alle Angestellten perfekte Arbeitsbedingungen vorfinden.

Banner verschönert Baugerüst

Handwerker zählen also auf ihre Art zu den Stammgästen des 3-Sterne-superior-Hauses am Eingang zur Nürnberger Altstadt gegenüber des Hauptbahnhofs. Umso wichtiger sei es deshalb, die Gäste im Vorfeld von Bauarbeiten umfassend zu informieren, sagt Direktorin Sabine Powels: Was wird neu, und wie kann der Kunde zukünftig davon profitieren? Sie und ihre Mitarbeiter verbreiten diese Informationen über die Hotelhomepage, per Newsletter, über die Buchungsportale oder greifen zum Telefonhörer. „Den einen oder anderen schreckt das natürlich ab“, räumt die Victoria-Chefin ein, „aber mir ist das lieber, als dass jemand hinterher enttäuscht ist.“

Sabine Powels zur Seite steht Architekt Mathias Kreibich von Blauhaus Architekten aus Nürnberg. Für ihn gibt es nur zwei Möglichkeiten, einen Hotelumbau durchzuführen: „Entweder man zelebriert ihn oder schottet ihn ab. Alles dazwischen ergibt nur Chaos.“ Im Hotel Victoria fiel die Entscheidung eindeutig zu Gunsten der Zelebration aus. Als Beispiel seien die Ver- und Enthüllung der Außenfassade genannt. Beide wurden jeweils als Event gefeiert: Ein großes, orangefarbenes Banner mit dem Hotellogo, das die Baugerüste verkleidete, wurde damals beeindruckend ausgeleuchtet.

Einen anderen Weg der Kommunikation wählte das Westin Grand Hotel Frankfurt, das vor kurzem den Umbau seines Frühstücks- und Brunch-Restaurants Motions abgeschlossen hat. „Wir haben die Baumaßnahme im Vorfeld nicht kommuniziert, weil wir keinen negativen Einfluss auf das Buchungsverhalten haben wollten“, räumt Miriam Siner, die stellvertretende Hoteldirektorin unumwunden ein. Beschwerden habe es trotzdem keine gegeben, „schließlich hatten wir mit einem unserer schönen Tagungsräume einen adäquaten Ersatz als Restaurant.“

Rund 1,3 Mio. Euro wurden in die Umgestaltung des Restaurants investiert. Damit hat das Frankfurter Westin Grand Hotel die Modernisierung seiner gastronomischen Einrichtungen abgeschlossen. Die Bufett-Landschaft auf 26 laufenden Metern ist in der Raummitte angesiedelt, dazu gibt es Raum für eine offene Show-Küche und weitere Live-Cooking-Stationen. Das von der Bost Group aus Berlin entwickelte Designkonzept in Schwarz und Weiß, Bronze und changierenden Brauntönen fügt sich dabei zusammen mit dem dunklen Holz der Sitzmöbeln nahtlos in das Gesamtkonzept des 5-Sterne-Hotels ein. Hauptgestaltungselement des Motions ist ein bronzefarbenes Deckensegel, das sich als riesige Haube nach unten in den Raum ausbreitet und hierbei gleichzeitig als Dunstabzug fungiert. Die Bauleitung vor Ort hatte das Architekturbüro Planquadrat aus Darmstadt. „Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten Planern, Auftraggeber und Hotel erforderlich, um ein erfolgreiches Projekt durchzuführen“, betont

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Matthias Kaiser, Architekt der Bost Group. Eine dauerhafte Präsenz vor Ort als bauleitendes Planungsbüro sei erforderlich, um schnellstmögliche Entscheidungen bei Änderungen beziehungsweise Unvorhersehbarem treffen zu können. „Und das ist bei Umbauten wie Renovierungen umso wichtiger, da viele Bestandspläne – falls es überhaupt welche gibt – nicht unbedingt das widerspiegeln, was vor Ort auf der Baustelle zum Vorschein kommt“, weiß der Architekt. Regelmäßige Treffen aller Verantwortlichen erachtet Kaiser als „zwingend erforderlich“, zumal in heutigen Projekten die Beteiligten aus allen Regionen der Republik kommen. „Für uns als Innenarchitekten ist eine ständige Kommunikation mit dem Hotelbetreiber nicht wegzudenken aus dem Prozess der Entwicklung einzelner Elemente, da hier eins zu eins das Service-Operating mit integriert werden muss unter Berücksichtigung eines vertretbaren Designs.“

In kleinerem Rahmen lief der Umbau im Seehotel Bader in Bobenheim-Roxheim in Rheinland-Pfalz. Für Chefin Roswitha Bader nichtsdestotrotz mit persönlichen Einschränkungen verbunden: „Während der sechs Wochen hatte mein Büro keine Heizung.“ Ihre Gäste hatten es zwar warm, mussten aber kleine Umwege in Kauf nehmen. Nach 22 Jahren sei die umfassende Modernisierung des Restaurants und der Toilettenanlagen mit einer Investitionssumme von 300.000 Euro aber unvermeidlich gewesen.

Professionell und termingerecht

Federführend am Bau war die Ziefle Koch GmbH, Hotel- und Objekteinrichtungen aus Waldachtal-Cresbach. Die neugestalteten, nun barrierefreien Bereiche präsentieren sich durchgängig in Fichte Altholz, gebürstet und grau gebeizt, die Wandverkleidung ist in Bretteroptik gestaltet. Zum Teil beastete Birkenstämme, die von den Brüstungselementen bis zur Decke reichen, erzeugen im Restaurant Naturambiente. Als Raumteiler dienen eine Birkenallee und eine Schichtholzwand. Ebenfalls erneuert wurde das Kaminzimmer mit einem raumhohen Ethanolkamin, der mit Paneelstein verkleidet ist.

Auch im Naturpark Saar-Hunsrück geht man mit der Zeit. Guido Steuer, Chef des 3-Sterne-superior-Hotels Steuer, wollte sein Hotel so verändern, dass sich auch jüngere Gäste angesprochen fühlen. Als Partner holte er sich die XXXL Neubert Hoteleinrichtung aus Würzburg ins Boot, die die Neugestaltung von zehn Gästezimmern und sämtlicher Flure übernahm.

Da Steuers Vater Edelsteinschleifermeister ist und das Hotel aus einer Edelsteinschleiferei entstand, wollte der Hotelchef dieses Thema auch bei der Zimmereinrichtung aufnehmen. „Das Zimmerkonzept Nature von Neubert hat uns gut gefallen und wurde in einigen Details gemäß meiner Vorstellungen modifiziert“, erzählt er. So sei eine neue Schreibtischanlage entwickelt worden, in die eine beleuchtete Glasvitrine zur Ausstellung von Edelsteinen integriert ist. Die jeweiligen Farbkonzepte der Zimmer orientieren sich an der Farbe von Edelsteinen. Das Mobiliar setzt auf Natürlichkeit – helles Eichenholz oder auch im Bettkopfteil eingearbeitete Weidenstaboptik. „Der Umbau wurde während des laufenden Betriebs professionell, sauber und termingerecht umgesetzt“, sagt Steuer zufrieden.

Mehr als zufrieden präsentiert sich das Europahotel Kühlungsborn mit neuem Wahrzeichen. Nach umfassender Sanierung der kompletten Fassaden und Anbau eines imposanten Jugendstilwintergartens zur Promenade an der Ostseeallee startet das Europahotel im Ostseebad Kühlungsborn unter Leitung von Inhaber Axel Matzkus in eine neue Ära. So wurde die bisherige Sommerterrasse des Restaurants Fishers Fritze mit einem Wintergarten zur ganzjährigen Nutzung umgebaut. Neues Wahrzeichen des Hotels ist nun ein zweistöckiger Turm mit runder Kuppel, welcher Tagsüber als Kaffeehaus und in den Abendstunden als Cocktailbar den Gästen zur Verfügung steht. Die Federführung hatte die Vowisol Wintergärten GmbH in Großerkmannsdorf. Die gleichzeitige Renovierung zahlreicher Zimmer sowie Anbau von Balkonen zur Meerseite konnte trotz laufenden Hotelbetriebes pünktlich abgeschlossen werden.

Zum Schluss noch ein Blick über die Landesgrenze: In Zusammenarbeit mit dem Hoteleinrichtungsbetrieb Koll aus Schwanenstadt in Oberösterreich wurde das Hotel Angerer Hof in Anger in der Steiermark kontinuierlich modernisiert und den gestiegenen Ansprüchen der Urlaubsgäste angepasst. Zuletzt entstand ein neuer Wellnessbereich, Zimmer und Frühstücksraum wurden renoviert, der Eingangsbereich wurde umgestaltet. Besonders letzteres ließ sich natürlich nicht vor der Kundschaft verbergen. „Die alten Toiletten mussten vorübergehend geschlossen werden und Provisorien in Containern errichtet“, berichtet Michael Dutzler, der zuständige Objektberater bei Koll. Ein „gravierender“ Einschnitt beim Komfort, wie er einräumt.

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Jetzt ist alles fertig und Hotelchef Ronald Derler blickt zufrieden zurück: „Alles ist glatt gelaufen.“ Zwar habe man es nicht jedem recht machen können, doch die überwiegende Zahl seiner Gäste habe die Umbauten mit Wohlwollen und Interesse verfolgt.

Fazit: Modernisierungen muss jeder Hotelier hin und wieder vornehmen. Gleichzeitig den Gästen den gewohnten Komfort zu bieten, gleicht dabei allerdings oft der berühmten Quadratur des Kreises. Deshalb gilt es, die Kundschaft „mitzunehmen“, offen über anstehende Maßnahmen zu informieren und notfalls Rabatte zu gewähren. Beim Bau selbst sollte man auf erfahrene Partner setzen, die mit den beteiligten Handwerksbetrieben vertraglich festgelegte Ruhephasen aushandeln. Dann kann der Umbau zum Gewinn für alle Seiten werden.

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