CJD Asthmazentrum Berchtesgaden im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.
Asthma bronchiale: Komorbidität, Compliance
Herbst-Seminar-Kongress für Sozialpädiatrie, 30.9.2011, Brixen
Dr. med. Gerd Schauerte, Dipl.-Psych. Wolfgang Schütz
CJD Asthmazentrum Berchtesgaden
Buchenhöhe 46, D-83471 Berchtesgaden
Tel.: 0 86 52/ 6000-117, [email protected]
CJD Asthmazentrum Berchtesgaden
Asthma: Erkrankung der Bronchien
Normal Asthma
typische Symptome des Asthmas
• Plötzlich einsetzende (ggf. massive) Luftnot
• „Erstickungsanfälle“
• Kurzatmigkeit
• Engegefühl in der Brust
• Pfeifen, Brummen und Rasseln
• Giemen beim Ausatmen
• Hochziehen der Schultern
Asthma bronchiale
Einfache Asthmatherapie ?!
(ZIEL: Beschwerdefreiheit)
1. Medikamente regelmäßig nehmen
2. Auslöser vermeiden
Medikamente
Dauertherapie
– erinnert täglich an die Erkrankung
– kostet Zeit
Notfalltherapie
– muss man ggf. öffentlich nehmen
– zeigt anderen / Fremden, dass man krank ist
– erinnert an die Gefährlichkeit des Asthmas
– man ist „medikamentenabhängig“
Auslöser
Mind. 95% aller Kinder mit Asthma haben eine Allergie (Pollen, Tiere, HSM, Schimmelpilze)
die bronchiale Überempfindlichkeit zeigt sich u.a. bei körperlicher Belastung
banale Infekt sind Auslöser von Asthmaexacerbationen
Zigarettenrauch (aktiv und passiv)
Auslöservermeidung, kann bedeuten...
... drinnen zu bleiben, wenn schönes Wetter ist
... nicht in die Disco zu dürfen
... nicht bei Freunden zu schlafen
... keine Haustiere zu bekommen
...
Komorbiditäten
Vorher/Anlass:
• Häufige Arztbesuche, Krankenhaus- und Kuraufenthalte
• Viele Schulfehltage, schlechte Schulleistungen, Schulvermeidung, -verweigerung
• Familiäre Belastung/Überlastung
• Unzureichendes Krankheitsmanagement
Bisweilen diagnostiziert:
• Aufmerksamkeitsstörung, Hyperkinetische Störungen,
emotionale und/oder Sozialverhaltensstörungen
Unsere Erfahrung:
An Asthma erkrankte Kinder und Jugendliche mit
unterschiedlichem Krankheitsschweregrad kommen zu uns
Je schwerer das Asthma, desto häufiger bestehen psychische Probleme Blackman, J. A., Gurka, M. J., J Dev Behav Pediatr 28:92–99, 2007, n = 101.778
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
Häu
fig
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der S
töru
ng
ADHS Depr./Angst SSV Lernstör.
kein=93.089 leicht n=5952
mittel=2318 schwer=393
Gilt auch für Erwachsene (ADHS/Depr./Angst): Fasmer OB et al., BMC
Psychiatry 2011, 11:128;
... und umgekehrt: Asthmaprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen Blackman, J. A., Gurka, M. J., J Dev Behav Pediatr 28:92–99, 2007, n = 101.778
8,8%
15,2%
8,1%
17,7%
8,0%
17,7%
8,0%
13,3%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
Prä
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ADHS -
ADHS +
Dep
r./Ang
st -
Dep
r./Ang
st -
SSV -
SSV +
Lern
stör
unge
n -
Lern
stör
unge
n +
Ursache oder Wirkung? Gemeinsame Ursachen?
Prospektive Studien in ausreichender Qualität gibt es hierzu nicht
Aber ungünstiges Elternverhalten (Untersucht wurde
Unterstützungsbereitschaft zwischen den Eltern, Interaktion zwischen Eltern
und Kind, Pflege des Kindes, Postpartum Depression) führt zu einer erhöhten Asthmahäufigkeit Prospektive Studie von Klinnert , Pediatrics. 2001 Oct;108(4):E69)
Auch mögliche Ursache bei Verhaltensauffälligkeiten. (Fegert et al., Psychiatrie …, Springer 2004, S. 863,
Gemeinsame genetische Ursachen möglich (Mogensen N et al.,Allergy. 2011 Sep;66(9):1224-30.)
Asthma-Medikamente haben keinen Einfluss
Gemeinsame Ursache (Indikator?) Rauchen?!
• Passivrauch als Ursache für Asthma bronchiale anerkannt Lai HK et al. Pediatrics. 2009; 124(5):1306–1310. ; Wang C et al. Pediatrics. 2008; 122(1):e107–e114
• Passivrauch bei Kindern auch „Ursache“ für (populationsbezogene Studie USA):
– Depression, Angststörung, ADHS, Störung des Sozialverhaltens Bandiera FC et al. Arch Pediatr Adolesc Med. 2011 April ; 165(4): 332–338
Psychosoziale Faktoren beeinflussen den Umgang mit Asthma
psychosoziale Risikofaktoren für letales Asthma bei Erwachsenen PM Sturdy, Thorax (2002) 57:1034-1039
signifikante Faktoren, erhöht bei Patienten mit letalem Ausgang:
• Asthmamanifestation vor dem 15. LJ (OR 1,8)
• Adipositas (OR 1,37)
• schlechte Inhalationstechnik (OR 1,35)
• Unzuverlässigkeit bei der Termineinhaltung/Entlassung gegen ärztlichen Rat (OR 1,47)
• Psychose (OR 1,86)
• Lern-Leistungsstörung (OR 3,07)
• finanzielle Probleme (OR 1,43)
• Probleme auf der Arbeit (OR 1,60)
• Drogen- (OR 1,71) oder Alkoholmissbrauch (OR 1,49)
Mögliche Zusammenhänge Asthmas und psychische Störungen verstärken sich gegenseitig
Typische Symptome ADHS
•Unaufmerksamkeit •Überaktivität •Impulsivität
Notwendigkeiten bei der
Behandlung von Asthma:
•regelmäßige Dauertherapie
(inhal. d. Medik.)
•Steuerung der körperlichen
Aktivität (Luftnot)
•überlegte Auslöservermeidung
•soziale Kompetenz im
Umgang mit der Erkrankung
Typische Symptome SSV
•streitet sich häufig mit Erwachsenen
•widersetzt sich häufig Regeln
•häufig empfindlich, leicht verärgert
Der Bedarf an Unterstützung aufgrund Asthma steigt mit dem Ausmaß externalisierender Verhaltensauffälligkeiten. Goldbeck L, Koffmane K, Lecheler J, Thiessen K, Fegert JM. Disease severity, mental health, and quality of life of children and adolescents with asthma.Pediatr Pulmonol. 2007 Jan;42(1):15-22.
Psychosoziale Faktoren beeinflussen den Umgang mit Asthma
Asthma und Depression
Odds-Ratio ca. 1,5 zw. Asthma und Depression: (Ortega AN, J Nerv Ment Dis. 2002 May;190(5):275-81)
Asthma + Depression/Angststörung 0,7% (lt. Blackman)
Angststörung und Depression führen zu mehr Asthmabeschwerden (und umgekehrt) Richardson LP, Lozano P, Russo J, McCauley E, Bush T, Katon W. Asthma
symptom burden: relationship to asthma severity and anxiety and depression symptoms. Pediatrics. 2006 Sep;118(3):1042-51.
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
Anzahl der
Asth
masym
pto
me
0-5 6-9 10-15 16-22 23-30 31-62
Anzahl der Angst-Depressions-Symptome
Depression und Compliance bez. der Asthmatherapie Smith A, Krishnan JA, Bilderback A, Riekert KA, Rand CS, Bartlett SJ. Depressive symptoms and adherence to asthma therapy after hospital discharge. Chest. 2006 Oct;130(4):1034-8.
Eine erhöhte depressive Symptomatik geht mit einer signifikant geringeren Compliance einher.
Mögliche Ursachen für schlechte Compliance bei Depression:
• Apathie (geringe Motivation)
• Pessimismus bez. der Effektivität der Therapie
• Akute Defizite der Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Aufnahmefähigkeit
• Absichtliche Selbstschädigung
• Erhöhte Sensibilität bez. Nebenwirkungen
Medikamentöse Therapie der Depression = stabileres Asthma ? Brown ES, Vigil L, Khan DA, Liggin JD, Carmody TJ, Rush AJ. A randomized trial of citalopram versus placebo in outpatients with asthma and major depressive disorder: a proof of concept study. Biol Psychiatry. 2005 Dec 1;58(11):865-70.
• 90 Erwachsene mit Depression, Citalopram-Therapie
• Wirksamkeit der Citalopram-Therapie bez. der Depression nur in einigen Scores signifikant, sonst nur positive Trends
• keine signifikanten Änderung vs. Placebo bez. der Asthma-Scores, jedoch Bedarf an Kortison-Tabletten reduziert: Placebogruppe:12% Citalopramgruppe: 3% (p=0,013)
• Gute Verträglichkeit der Citalopram-Therapie, keine Interaktionen beschrieben
Sport – Depression – Asthma Mendes F.A.R et al. Chest 2010;138;331-337
• 101 erwachsene Asthmapatienten, Intervention für 3 Monate
• Alle Asthmaschulung und Atemtechniken
• 50 zusätzlich 2x/Woche für 30 Min. Aerobic
• Zu Beginn in beiden Gruppen leichte bis mittlere Depressionssymptome bei 50% der Pat.
• leichte bis mittlere Depressionssymptome nach der Intervention:
– ohne Aerobic noch 31%,
– mit noch 11%
• Asthma-Symptomfreie Tage/Monat
– ohne Aerobic konstant ca. 15
– mit Aerobic ansteigend auf 24 Tage
Komorbiditäten …
Wie ADHS, SSV und Depression
• führen zu ein zu einem schlechteren Management des Asthma bronchiale
• Müssen gerade bei Vorliegen von Asthma bronchiale optimal behandelt werden
• Bei möglichst guter Kooperation zwischen den Therapeuten
Mögliche Zusammenhänge Asthma und psychische Störungen verstärken sich gegenseitig
Auswirkungen Asthma •Schlafstörung (Luftnot,
„Heuschnupfen“) •Soziale Ausgrenzung
(„Der kann ja höchstens ins Tor“)
•Fehltage (ca. 7d/J wegen Asthma)
•Eingeschränkte Sozial-kontakte (Auslöserver-meidung)
Mögliche Folgen auf
Seele und Sozialverhalten:
•Selbstwertgefühl reduziert
•Unbeschwertheit geht verloren
•Ungenügende soziale Kompetenz
Belastungen der Familien nach Schauerte und Petermann (2009)
Aufmerksamkeit für Symptome
Verantwortung für Langzeittherapie
Angst vor Notfällen
Einschränkungen in Alltag und Freizeit
Zukunftsängste
Erziehungsprobleme
Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder (Geschwister)
Probleme bei Fremdbetreuung (Kindergarten, Schule)
Finanzielle Belastung
Gefunden Zusammenhänge
Nicht primär Medizinische Parameter führen zu psychosozialer Belastung
sondern:
• geringe Intelligenz der Kinder
• negatives Selbstkonzept der Kinder
• männliches Geschlecht der Kinder
• unangemessenes Coping der Kinder
• geringe mütterliche Anpassung
• ausgeprägter familiärer Stress
• hohe Schwere
Chronische Erkrankung - psychosoziale Entwicklung
Ausmaß der Belastung und Störung
weniger abhängig vom Krankheitsbild
als vom psychosozialen Adaptationsniveau von Kind und Familie
Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Kindern im Vergleich, Selbstangabe (±1SD)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Gesunde Diabetes Asthma Rheuma Zerebralp.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
•Varnie JW et al. Heath and Quaility of Life Outcomes 2007; 5:43
Chronische Erkrankungen - Schutzfaktoren
krankheitsabhängig
Wissen
Wahrnehmung
Fertigkeiten
krankheitsunabhängig
Rituale/Disziplin
Soziale Kompetenz
Soziale Integration
Lebenseinstellung von Kind/Jugendlichem und Familie
Schutzfaktoren aufbauen
Asthmaschulung
• Wissen
• Wahrnehmung
• Fertigkeiten
• Rituale
• Soziale Kompetenz
Compliance
Definition Compliance
Compliance ist die Summe aller konstruktiven Beiträge des Patienten zum Gelingen einer (medizinischen) Therapie - einschließlich
• einer aktiven Teilhabe an den Therapieentscheidungen,
• der Einhaltung des vereinbarten Therapieschemas,
• dessen selbständige und flexible Anpassung an den Krankheitsverlauf
• sowie aller erforderlichen Aktivitäten zur eigenständigen Krankheitskontrolle (Selbstmonitoring), Risikovermeidung, Attackenbewältigung und Gesundheitsvorsorge (Mühlig, S. 2001)
Methoden zur Compliance Messung Jentzsch, Allergy. 2009 Oct;64(10):1458-62
n= 102, 3-14J, durchschnittliche Compliance, Zeitraum 1 Jahr
•Selbst-/Elternangabe 98%*
•Rezepteinlösung 70%
•Doser Meditrack 52%*
•Messung des DA-Gewichts 46%
* Zu ähnlichen Ergebnissen kamen schon Coutts 1991, Milgrom 1996 und Bender 1998
Epidemiologie der (In)Compliance Medikamenteneinnahme
•Metaanalyse von Mühlig (26 Studien, Kinder und Erw.; ∑N=2.646).
•Durchschnittliche Compliancerate 45,8%
0
10
20
30
40
50
60
gesamt
26
Studien
Kinder
6 Studien
Jgdl.
1Studie
n=40*
Cortison
12
Studien
Beta-
Agonist 6
Studien
DNCG 3
Studien
•*Naimi DR. J Allergy Clin Immunol. 2009 Jun;123(6):1335-41.
Verteilung der Complianceraten
• 85 Erw., im Ø 47J, 65% Afro-Amerikaner Apter AJ et al J Allergy Clin Immunol. 2003 Jun;111(6):1219-26.
40% erreichen Compliance > 75%
64% erreichen Compliance > 50%
Durchschnittl. Compliance ges. 60%
Aber: Man kennt doch seine Pappenheimer...!
• Ärzte schätzen die Compliance Ihrer Patienten falsch ein. Zwischen der Einschätzung des Arztes und der gemessenen Compliance (elektronisches Zählwerk) besteht kein Zusammenhang. (Burgess SW. Respirology. 2008 Jun;13(4):559-63.)
Ist Compliance überhaupt wichtig? Oder sind die ...
•Patienten überdosiert ?
•Patienten nur deshalb inkompliant, weil sie nicht so viele Medikamente brauchen ?
Asthmakontrolle in Abhängigkeit von der Compliance bez. ICS im Verlauf Lasmar L. Allergy. 2009 May;64(5):784-9.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Co
mp
lian
ce
4. Mo. 8. Mo. 12. Mo.
Kontrolliert
nicht kontrolliert
•n=122, 3-12J, Follow up alle 4 Mo.,
Compliancemessung via Rezepteinlösung
Epidemiologie der (In)Compliance Auslöservermeidung
• Elternbefragung N = 344 Leickly, Wade, Crain, Kruszon-Moran, Wright und Evans, 1998 Pediatric Pulmonl 24(4):263
– 50% Schutz vor Allergene
– 37,5% Schutz vor Passivrauchen
• 266 Jgdl. 13-18J, Selbstangaben: Kyngas Nurs Health Sci. 1999 Sep;1(3):195-202
– gute Compliance bez. Medikation
– schlechte Compliance bez. Auslöservermeidung (z.B. Allergene, Rauchen)
Ursachen der Inkompliance Mühlig, S. 2001; Jentzsch, Allergy. 2009 Oct;64(10):1458-62 Nikander K et al. Arch Dis Child. 2011 Feb;96(2):168-73
• Compliancerate (in %) in Abhängigkeit von der Krankheitsdauer (in Monaten):
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
0 12 24 36
Complinacerate
Ursachen der Incompliance 24-Mo.-Verlauf in Abhängigkeit von der Obstruktionswahrnehmung Rasmi Magadle et al, Chest 121(2):329-333, 2002
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
Notfallbeh. Krhs.beh. Beatm.
Bewusstl.
Tod
geringe ObW n = 29 normale ObW n = 67 hohe ObW n = 17
„Fehlende Symptomwahrnehmung war der Hauptgrund für Incompliance“ Ulrik CS.J Asthma. 2006 Nov;43(9):701-4.
Bessere Compliance
•85 Erw., im Ø 47J, 65% Afro-Amerikaner Apter AJ et al J Allergy Clin Immunol. 2003 Jun;111(6):1219-26.
•Signifikant bessere Compliance bei: •>12jähriger (Schul)bildung
•Nicht-Afro-Amerikaner
•Privater Krankenversicherung
•Höherem Einkommen
•Weniger Asthmasymptomen
•Positiver Einstellung zu inhalativen Steroiden (Weniger Angst vor NW, stärkerer Glaube an den Nutzen)
•Asthmawissen
Bessere Compliance
Verbesserte Kompliance bei:
– Funktionierendem Familiengefüge und realistischer Einschätzung bez. Asthma (Pathogenese, Therapie usw.) (Drotar D. J Dev Behav Pediatr. 2009 Dec;30(6):574-82. Review) (Conn KM. Pediatrics. 2007 Sep;120(3):e521-6.)
– Gering empfundenem Stress bei Erziehung und regelmäßiger Therapie (Burgess SW. Respirology. 2008 Jun;13(4):559-63.)
– Routinierte (=ritualisierte?) Therapie Fiese BH. Journal of Pediatrics 146: 171-176 Ulrik CS.J Asthma. 2006 Nov;43(9):701-4.
• Verminderte Comliance bei:
– Verschreibung von mehr als 2 Hub/Tag (p = 0.005)... Lasmar L. J Trop Pediatr. 2009 Feb;55(1):20-5.
Nebenwirkungen von Komplementärmedizin
• Von 739 Kindern (Alter 1-12 Jahre) wandten 221 Kindern (30%) komplementäre Methoden (KM) an.
• KM-Anwender inhalierten gleich häufig Beta2-Mimetika
• mehr Arztbesuche (p<0.01)
• seltener topische Steroide (OR 0.41, p<0.0001)
• mehr chronische Symptome (61% vs. 46%, p=0.04)
• mehr schwere Asthma-Anfälle (22% vs. 13%, p=0.07).
Kuehni CE, Frey U. Verbreitung von alternativen Heilmethoden (AM) beim kindlichen Asthma bronchiale. Abstract 45; 23. Jahrestagung der GPP Monatsschr Kinderheilkd 2001,149:190–212 Adams SK Complementary and alternative medication (CAM) use and asthma outcomes in children: an urban perspective. J Asthma. 2007 Nov;44(9):775-82.
Zwischenzusammenfassung Ursachen der Incompliance
• Wer nichts spürt, macht keine Therapie
• Wer nicht dran glaubt, macht keine Therapie
• Wer keine Ahnung hat, macht keine Therapie
• Wer Angst vor Nebenwirkung hat, macht keine Therapie
• Wer eh Stress hat, macht keine Therapie
• Wer an die Heilung glaubt, macht keine Therapie
• 2x am Tag muss reichen! Wie Zähneputzen!
Asthmaschulung in Deutschland
• Flächendeckendes Angebot zur Asthmaschulung in Deutschland über die AG Asthmaschulung im Kindes/Jugendalter e.V (www.asthmaschulung.de)
• Einfache und kostendeckende Finanzierung über KV/DMP
• Schulung im Team
• Ausbildung zum Asthmatrainer für alle Therapeuten möglich (Hospitation/Theorie/Supervision)
Metaanalyse von Schulungsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen Guevara JP, BMJ 14.6.2003;Vol. 326 / Coffmannn M. Pediatrics 2008;121;575-586 /Boyd M. The Cochrane Library, 2009 Issue 4 (alles Meta-Analysen)
• 38 Studien 1980-2008:
– Verbesserung der Lungenfunktion (PEF +9.5%)
– Reduktion der Schulfehlzeiten
– Verbesserung der körperlichen Aktivität
– reduzierte nächtliche Asthmaanfälle
– reduzierte Krankenhausaufenthalte
– reduzierte Notfallambulanz-Besuche
Therapie der Incompliance
• „Standard“ Patientenschulung bei Kindern; viele positive Effekte, aber wenig Daten:
– Theophyllinspiegel unbeeinflusst Hughes, McLeod, Garner und Goldbloom (1991)
– positive outcome Parameter sprechen für erhöhte Compliance Guevara JP, BMJ 14.6.2003;Vol. 326
Otsuki M et al. Pediatrics. 2009 Dec;124(6):1513-21
Schriftlicher Therapieplan
• Durch einen schriftlichen Therapieplan stieg die Compliance um durchschnittlich 16% an.
• 219 Kinder (1-17 Jahre) + / - schriftlicher Therapieplan nach Notfallbehandlung, Nachbeobachtung 4 Wochen, Compliance im Verlauf fallend Ducharme FM et al. Am J Respir Crit Care Med. 2011 Jan 15;183(2):195-203.
Alleinige Rückmeldung Burgess SW et al. J Asthma. 2010 Mar;47(2):198-201.
• 26 Kinder mit Asthma
• Elektronische Messung der Compliance (DT), randomisiert, 13 erhalten monatlich Rückmeldung, die anderen nicht, 4 Monate
• Compliance
– Mit Rückmeldung 79%
– Ohne Rückmeldung 58%
• FEV1 – Anstieg
– Mit Rückmeldung 13,8%
– Ohne Rückmeldung 9,8%
Otsuki M et al. Adherence feedback to improve asthma outcomes among inner-city childeren: a randomized trial. Pediatrics 2009:124:1513-1521
Compliance-Rückmeldung zur Verbesserung der Ergebnisse der Asthmabehandlung bei Kindern sozialer Randgruppen in den USA: eine randomisierte Studie
Asthmaschulung + Rückmeldung über Compliancerate
• 250 Kinder aus Baltimore, USA 2-12J mit
– Einschlusskriterien
• Notfallbehandlung wegen Asthma im Krankenhaus (Studieneinschluss)
• Zuvor ein stationärer Aufenthalt oder 2 Notfallbehandlungen wegen Asthma
• Asthma-Dauertherapie (233 Inhal. Kortison)
– Charakteristik
• Alter im Ø 7J, 62% ml., 98% Afro-Amerikaner
• High-School (≈ Hauptschule)-Abschluss der Mutter 68%
• Raucher im Haushalt 23% (Selbstangabe)
Intervention über 8 Wochen
• Standardbehandlung (Infobroschüre zu Asthma und Hilfeadressen) [St]
• Schulung: 5 Hausbesuche (je 45-30 min) [S] 1,2,3,4 und 8 Wo. nach Studieneinschluss
– Inhalationstechnik und PEF
– Notfallplan
– Inanspruchnahme des Gesundheitssystems
– Vorstellung zu Asthma und Medikation
– Besprechung von Infobroschüren
• Schulung und Compliancerückmeldung [SR]
– 5 Termine wie oben, zusätzlich: Rückmeldung zur Compliance gemessen mit elektronischenZählwerken, Zielabsprachen, positive Verstärkung, Anleitung zum Selbstmonitoring der Compliance
Ergebnisse
• Selbstreport der Compliance lag bei über 80% (alle Gruppen) über die gesamte Zeit.
• Ausgangslage mit 23% durchschnittlicher Compliance sehr schlecht
• Nur 3,2% (von allen) erreichten eine Compliance von über 80% in einem Jahr
• Notfallbehandlung nimmt bei allen ab, bei SR etwas mehr
Compliance Unterschied SR zu St signifikant
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
0 Mo. 3 Mo. 6 Mo. 9 Mo. 12 Mo.
St
S
SR
Vorgehen
Patientenschulung obligat
Schriftlicher Therapieplan obligat
Überprüfung der Compliance über
• Beobachtung der Pädagogen / Eltern
• Befragung der Patienten (Antworten werden sozial erwünscht erwartet)
• Inhalatoren mit (möglichst Einzeldosis-) Zählwerken (z.B. Diskus)
Eigenes Vorgehen
Konfrontation des Patienten mit dem erreichten Grad der Compliance
• Erfragung der Gründe, z.B.
• „Ich hab´ kein Asthma mehr“
• „Ich kann das nicht“
• „Das Ding ist doof“ „Schmeckt nicht“*
• „Weiß nich´! Hab´ ich vergessen“*
• „das hilft eh nicht“*
kontrollierter Auslassversuch bis zur Symptomwahrnehmung
Inhalationstechnik üben
anderes Device
Unterstützung bei der Einnahme, Ritualisierung
kontrollierte Therapie mit „üppiger“ Dosierung
•*Naimi DR. J Allergy Clin Immunol. 2009 Jun;123(6):1335-41.
Eigene Erfahrung
Ca. 90% der schwer behandelbaren Asthmatiker werden unter einer kontrollierten Standardtherapie (Auslöservermeidung + Medikamenteneinnahme) stabil
Kurz und bündig (1)
Asthma bronchiale
• geht mit einer erhöhten Rate an internalisierenden und externalisierenden Störungen einher
• Ungünstige Psychosoziale Eigenschaften und ungünstiges Verhalten führt zu mangelhaftem Asthmamanagement und Incompliance
• Der Bedarf an Unterstützung aufgrund Asthma steigt mit dem Ausmaß externalisierender Verhaltensauffälligkeiten.
Kurz und bündig (2)
Incompliance ist eine wichtige (wenn nicht die wichtigste) Ursache für ein instabiles (unkontrolliertes, teilw. kontrolliertes) Asthma
Mit einer schlechten Compliance ( im Ø 50%, Schwankungen 0-100%), muss man immer rechnen, besonders bei unkontrolliertem oder teilweise kontrolliertem Asthma
Zur Therapie der Incompliance gibt es viele Ideen, aber kein Patentrezept.
Der Glaube an den Nutzen der Therapie, insbesondere bei eigenem Erleben (wenig Symptome), fördert die Compliance.
Patientenschulung, Rückmeldung zur erreichten Compliance und schriftliche Therapiepläne sind hilfreich
Vielen Dank
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