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42 ARCD-Clubmagazin 01/2019 4301/2019 ARCD-Clubmagazin

auf Führern, Postkarten undT-Shirts. Er ist ein inoffiziellesSymboltier des lateinamerika-nischen Landes, das für seinenTier- und Pflanzenreichtum be-kannt ist. Kaum ein Reisender,der nicht wegen Flora undFauna kommt. 500 000 Tier -arten finden sich in Costa Ricasowie vier Prozent der Bio -diversität der Erde. Auch wenn sich Touristenschnell mal auf bestimmteTiere fokussieren, auf Faultiere,Pumas, Quetzale, Tapire oderNasenbären, verblüfft die

NachhaltigerTourismus in Costa RicaLand der Tiere

Der Rot-augenlaub-

frosch ist dasinoffizielleSymboltier

Costa Ricas.

Oben undrechts: Mit-

ten im Regen-wald liegt dieLodge von La

Tigra. DieHütten sind

auf einerSeite nur mitMoskitonet-

zen verhängt.

Die Vielfalt anFröschen istriesig. 140 Artensoll es in CostaRica geben.

Tierisches T-Shirt– natürlich mitdem Rotaugen-laubfrosch als Motiv.

Blick auf dieTropischenFeuchtwälderder LagartaLodge, hierbeim Strand Nosara.

Froschwelt jeden. 140 Artensoll es geben. Schon der Rot-augenlaubfrosch fasziniert, mitseinen blauen Streifen an denFlanken, durchzogen von gel-bem Zickzack. Ein paar Meterweiter ein winziger Blue-Jeans-Frosch, erdbeerrot mit blauenBeinkleidern. Dann ein Glas-frosch, durch den der Beob-achter durchschauen und dasHerz schlagen sehen kann.Die Palette reicht von mini-klein bis zum stattlichen Och-

senfrosch, von grüngrau bisleuchtfarben.

Mit dem Ohram RegenwaldIn der La Tigra RainforestLodge im nördlichen zentralenHochland sind wir mittendrinin der costa-ricanischen Natur– ob bei der Froschtour, beimSpaziergang über schmalePfade, beim Abendessen in deroffenen Lobby oder auch inder Nacht, denn die Hütten

stehen einzeln auf Pfählen,sind auf einer Seite nur durchMoskitonetze verhängt. Wirschlafen also mit einem Ohram Regenwald. „Eure Musik aufden Zimmern werden die Tiereund die Natur sein“, hat derManager Adolfo Quesada Al-faro schon bei der Ankunft ge-sagt. „Wir wollen euch Naturnahebringen.“ Noch vor 20 Jahren standenhier lediglich ein paar Guaven-bäume. Alles war abgeholzt,

Ob Frosch, Schildkröte, Brüllaffe oder Nasenbär –Tiere rücken einem in Costa Rica richtig auf den Pelz.Um die beeindruckende Vielfalt an Arten zu erhalten,wird in dem lateinamerikanischen Land viel getan.

Von Anja Martin

auf einem Blatt im Regenwald,und steht doch für ein ganzesLand. Der Rotaugenlaubfroschschaut Costa-Rica-Reisendevon überall aus an. Wenn nichtdirekt, wie uns gerade, dann

Ob er es weiß? Dass jeder, der ihn sieht,an Costa Rica denkt?

Klein, knallgrün, mit leuchtendroten Augen und orangenKnubbelfingern hockt er da,

wie so vieles in Costa Rica: fürBananen-, Kaffee- und Ananas-plantagen. Für den Zierpflan-zenexport. Als Rinderweiden.Oder einfach so, weil einGrundstück mit Bäumen draufnichts wert war: Was, bitte-schön, war damit anzufangen?Irgendwann kam es zu einemUmdenken. Zum Glück. „Heutehaben wir in Costa Rica mehrBäume als in den 1970er-Jah-ren“, sagt Paul Valenciano, derden Grund der heutigen

Schulkinderaus LaTigra helfenbeim Bäu-mepflanzenim Reser-vat.

Fotos: Anja Martin

(9), travel-to-nature (3), Lagarta Lodg

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Lodge einst aufforstete, umspäter das Holz zu verkaufen.Doch als es so weit war, wollteer das neu entstandene Öko-system nicht zerstören, ent-schied sich für eine Lodge. DieBäume blieben größtenteilsstehen. Aus den gefällten wur-den Hütten, die er in kleinenLichtungen platzierte.Dabei forsten er und seine Mitstreiter immer weiter auf:momentan eine 14 Hektargroße ehemalige Maracuja-plantage nebenan. Die Wundeim Wald wollen die Lodge -betreiber mit 10 000 Bäumenschließen, natürlich mit einhei-mischen, nicht mit wirtschaft-lich nützlichen. Etwa mit Berg-mandelbäumen, die Aras somögen. In der Hoffnung, dasssie dann zurückkommen, wiees viele andere Tiere schon getan haben: Goldhasen, Wild-schweine, Wildhühner, Kojo-ten, Hokkohühner, Wickel- undNasenbären. Denn die Tierweltdes Landes ist untrennbar mitdem Wald verwoben.

Lauter Weckrufder BrüllaffenSieben Autostunden weit weg,an der Pazifikküste, auf der Nicoya-Halbinsel, kräht mor-gens zwar nicht der Hahn, da-für brüllen die Affen. Brüllaffengelten als Wecker des Regen-walds, weil sie immer zum Son-nenaufgang laut werden. Undsie über viele Kilometer zu hö-ren sind – ein Geschrei wie ausder Geisterbahn. Der Blickschweift weit über die tropi-schen Feuchtwälder – alles

grün, bis zum Horizont. Kolibrisschwirren vorbei, und Raben-geier kreisen über dem an-grenzenden Privatreservat desHotels. Die Lagarta Lodge hatPfade angelegt, auf denenGäste auf vieles treffen können– ziemlich sicher aber auf Kro-kodile. Zur Belegschaft zähltder Biologe Roberto Quirós,der Studien erstellt, Tiere zähltund beobachtet und sein Wis-sen mit uns teilt. Quirós schreitet mit Ranger-hemd, Outdoorhose, Gummi-stiefeln und einem Beobach-tungs-Spektiv durchs Reservat:„Seht ihr den Baum da drü-ben? Der mit den vielen Dor-nen am Stamm? Die hat er nur,solange er jung ist und seineBlätter schützen muss.“ DerBiologe tippt mit der Finger-spitze gegen das dünneZweig lein einer Akazie. Sofortkrabbeln Ameisen heraus. Be-reit, den Störenfried zu piksen.Eine Symbiose. Ein andererBaum lässt in der Trockenzeit

alle Blätter fallen, um Wasser zusparen, schält seinen Stammbis er grün ist und betreibt soPhotosynthese. Der Wald istvoller Geschichten. Doch die meisten Touristenkommen wegen eines ganzbestimmten Tiers: der Oliv-Bas-tardschildkröte, die am Strandvon Ostional ihre Eier ablegt.Zu Tausenden, teils Hundert-tausenden gehen die Meeres-schildkröten etwa einmal imMonat an Land, watscheln denStrand hinauf, graben Löcherund lassen um die hundert Eierhineinfallen. So wie jetzt dieSchildkröte vor uns. Sie ist al-leine gekommen, außer derZeit. Jennifer Ruiz leuchtet miteinem roten, nicht störendenLichtstrahl auf die Eier. Sie sindso groß wie Tischtennisbälle,die Schale papierartig. Alskeins mehr kommt, buddeltdie Schildkröte das Loch zuund verteilt feinen Sand darü-ber, sodass kein Jaguar oderHund sehen kann, wo das Nest

war. „Wie auf Eiern gehen“ be-kommt plötzlich eine neue Bedeutung beim Gedankendaran, dass unter uns zehn -tausende Nester und MillionenEier liegen. Jennifer, 25, ist imOrt geboren und hat schon alskleines Mädchen zusammenmit anderen Dorfkindern dieBaby-Schildkröten zum Meerbegleitet, um sie vor Fressfein-den zu schützen. „Ich wussteimmer, dass ich einmal mitSchildkröten arbeiten werde.“

ARCD-ReiseserviceAnreise: Mit Condor ab Frankfurt/Main direktnach San José (technischer Stopp in SantoDomingo), hin und zurück ab 760 Euro.

Beste Reisezeit: Empfohlen November bisMai, sonst ist Regenzeit. Temperaturen liegen immer um die 30 Grad, in der Hoch-ebene zwischen 14 und 27 Grad.

Ausreise: Costa Rica erhebt bei der Ausreiseeine Flughafensteuer von 29 US-Dollar,eventuell plus einer Sicherheitsgebühr vonsechs US-Dollar.

Unterkünfte: La Tigra Rainforest Lodge, zehnLodges im Regenwald, www.latigralodge.com; Lagarta Lodge, exklusives,nachhaltiges Hotel, www.lagartalodge.com; Cusinga Lodge, Ökolodgemit Blick auf die Walinsel, www.lacusingalodge.com; Bodhi Surf Yoga,mitten im Dorf, www.bodhisurfyoga.com.

ARCD-Tipp: Das ARCD Reisebüro veranstaltet vom 24.10. – 05./06.11.2019unter dem Titel „Panamakanal und Regenwaldparadies“ eine Clubreisenach Panama und Costa Rica. Weitere Infos auf S. 23. Auch für die Pla-nung von individuellen Costa-Rica-Reisen steht das Reisebüro-Team gernzur Verfügung. Kontakt: Tel. 0 98 41/4 09 150 oder [email protected]

Weitere Reiseangebote: Der deutsche Spezialist travel-to-nature bietet umweltverträgliche Reisen in Kleingruppen, auch Selbstfahrerreisen,nach Costa Rica an. www.travel-to-nature.de

Auskünfte: www.visitcostarica.com

Nicaragua

Panama

KaribischesMeer

Lago deNicaragua

Pazi!scherOzean

PuertoLimónMoin

Alajuela

La TigraRainforest Lodge

San Isidro

Gol"to

Uvita

Puerto Quepos

Liberia

NicoyaPuntarenas

CalderaSan José

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Costa Rica

schen, die Sache mit denSchildkröten in die eigeneHand zu nehmen. Heute kom-men aus Ostional die einzigenlegalen Schildkröteneier CostaRicas. Es gibt strenge Regeln:Nur zu Beginn der Massenei-ablage entnehmen die Dorf-bewohner eine begrenzte An-zahl aus den Nestern und ver-kaufen sie an Händler und Res-taurants. So haben sie ein Ein-kommen, betreiben aber ne-benbei Artenschutz. Denn siebewachen den Strand vor Tie-ren und Wilderern und sorgendafür, dass sich Schildkrötennicht verlaufen und die Klei-nen unbeschadet im Meer an-kommen. Eine Studie hat ge-zeigt: Obwohl die Menschenden Schildkröten Eier wegneh-men, überleben mehr als ananderen Orten, die sich selbstüberlassen bleiben. Eine Win-win-Situation.Costa Rica ist in vielem der Vorzeigestaat Lateinamerikas:Die Regierung strebt CO2-Neu-tralität an und hat sich vorge-nommen, bis 2021 Einweg-plastik zu verbannen. Der

Erhalt der Umwelt ist demLand so wichtig, dass ein Vier-tel der Landesfläche unterstaatlichem Schutz steht. Be-reits 26 Nationalparks wurdenausgewiesen. Einer davon liegtan der südlichen Pazifikküste,oberhalb der Halbinsel Osa.4500 Hektar groß, ist der Ma-rino Ballena Nationalpark daszeitweise Zuhause von Buckel-walen, die sowohl aus demNorden wie auch aus dem Süden hierherkommen.

Vom Fischenzum Whale WatchingDer erste Wal begrüßt die Be-sucher noch, bevor sie dieBoote besteigen, lebensgroß,aus Plastikflaschen zusammen-gefügt, die hier am Ort gesam-melt wurden. „Früher hat jeder,der ein Walbeobachtungsbootbestieg, eine Wasserflasche indie Hand gedrückt bekom-men“, sagt Travis Bays, einAmerikaner, der mit seinercosta-ricanischen Frau ein Surf-Yoga-Retreat führt und sich u. a. in der Müllsammelaktionengagiert, aus der der mah-nende Wal entstand. Ein Zei-chen, das jeder versteht – obEinheimischer oder Gast, Tou-rist oder Tico, wie sich dieCosta Ricaner selbst nennen.Über die Hälfte der Touranbie-ter verzichtet bereits auf Einwegplastik, nimmt für Getränke Pappbecher oder

schneidet Obst ohne Teller direkt in der Schale der Frucht. Dabei waren die Einheimi-schen in den 1990er-Jahren sogar nicht für Naturschutz zubegeistern, denn die Einrich-tung des Nationalparks raubteden Familien des kleinen Fischerdorfs ihr Auskommen.Sie durften vor der Küste nichtmehr fischen, und weiter drau-ßen hatten sie zu viel Konkur-renz von den großen Trawlern.Bis die ersten anfingen, mit ih-ren Fischerbooten Touristen

rauszufahren, um ihnen dieWale zu zeigen. Heute gibt esin Uvita keine Fischer mehr, dafür fast 30 Wal-Beobach-tungsanbieter. Tausende vonBuckelwalen bringen hier ihren Nachwuchs zur Welt. WieArtenschutz und Tourismus zusammengehen, wird querdurch Costa Rica erkundet.Und immer wieder finden sichLösungen – ganz gleich, ob esum winzige Blue-Jeans-Frö-sche oder riesige Buckelwalegeht. �

Schildkröteneierschützen und nutzenDas ganze Dorf kennt sich mitSchildkröten aus. Etwa ein Drit-tel ist in der Kooperative ADIO(Asociación de Desarrollo In -tegral Ostional) organisiert.Denn Mitte der 1980er-Jahrebeschlossen die Einheimi-

Brüllaffen kündi-gen mit ihrem Geschrei den Tagesanbruch imRegenwald an.

Spaziergänger an der Pazifikküste imMarino Ballena Nationalpark, der Heimat vieler Wale.

Die Wal-Beobachtungstourenstarten in Uvita, einem früherenFischerdorf.

Oben: Der Star am Strand von Ostionalist die Oliv-Bastardschildkröte.

Links: Pfade führen in der Lagarta Lodgedurch den dichten Regenwald.

Pazifikstrandin der Nähevon Uvita.