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HELVETIASACRA

ABTEILUNG IV

DIE ORDENMIT AUGUSTINERREGEL

BAND5DIE DOMINIKANER UND

DOMINIKANERINNEN IN DER SCHWEIZ

SEPARATUM

SCHWABE & CO AG - VERLAG ' BASEL

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WIL, ST. KATHARINA

VON CORNEL DORA

Lage: Gemeinde und Bezirk Wil, Kanton St. Gallen.Diözese: Konstanz, 1814—1823 apostolische Administratur unter Propst

Bernhard Göldlin von Tiefenau von Beromünster (bis 1819) und BischofKarl Rudolf von Buol-Schauenstein von Chur (bis 1823), 1823—1836 Dop-pelbistum Chur—St. Gallen, 1836—1847 apostolische Administratur St. Gallenunter Johann Peter Mirer, 1847 Bistum St. Gallen.

Name: Monasterium Sanctae Catharinae, ordinis Sancti Dominici (1615)‘;Gotshauß St. Katharinen (1622):".

' StiASt. Gallen, Status ecclesiasticus et monasticus ad cameram abbatis, Bd. 1, p. 1367—1373. —2 StatWil, Mappe V Nr. 38412.

Patron: Katharina von Alexandrien‘.‘ Der Hauptaltar wird 1903 dem Herzen Jesu als Hauptpatrozinium geweiht. Zusammenstel-

lung der Patrozinien durch Bischof Robert Bürkler, 29.1. 1919, BiASt. Gallen, N 15,1b.

Gründung: 1607.Inkorporation: nicht inkorporiert'.‘ Angelus Walz, Statistisches iiber die Süddeutsche Ordensprovinz. Leipzig 1927 (QF 23), 22.

Jurisdiktion: De iure Bischof von Konstanz, de facto Abt von St. Gallen,1814—1823 apostolische Administratoren Bernhard Göldlin von Tiefenauund Karl Rudolf von Buol-Schauenstein, 1823—1836 Bischof von Chur—St. Gallen, 1836—1847 apostolischer Administrator von St. Gallen JohannPeter Mirer, 1847 Bischof von St. Gallen.

Seelsorge: Für die Cura monialium und Seelsorge war bis zur Helvetikde iure der Bischof von Konstanz, de facto die Abtei St. Gallen zuständig‘,1798—1855 ehemalige Konventualen des Klosters St. Gallenz, der Ortspfarrer,andere Weltgeistliche und Kapuziner von Wil3, 1855—1970 Benediktiner, zu-nächst Bernhard Gyr, ehemaliger Konventuale von Fischingen4, dann seit1879 Benediktiner von Engelberg5, 1970—1973 Berchtold Raymann, Salet-tiner von der Unteren Waid in Mörschwil SGÖ, seit 1974 vom Bischof bestä-tigte Dominikaner7.

' Koch, Geschichte, 67i. — 2 Monasticon-Benedictinuni Helvetiae, bearb. von Rudolf Henggeler,Bd. 1: Professbuch der fiirstl. Benediktinerabtei der Heiligen Galhts und Otmar zu St. Gallen, Zugs. a. (1929), 435. — 3 BiASt. Gallen, N 15,1a. -— 4 Monasticon-Benedictinum Heivetiae, bearb. vonRudolf Henggeler, Bd. 2: Professbuch der Benediktinerabteien Pflifers, Rheinau, Fischingen, Zugs. a. (1931), 499; Koch, Geschichte, 63. — 5 BiASt. Gallen, N 15,1a. — 6 BiASt. Gallen, N 15,2a-b. —7 BiASt. Gallen, N 15,2b.

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Geschichte 987

Statusänderung im 20. Jh.: 1905 Übertritt vom Zweiten zum DrittenOrden‘.

' Geschichte, Anm. 82; s. auch LThK 3, 31995, 315i. (Art. Dominikanerorden).

G ES CHICHTE *Aufhebung des Klosters in St. Gallen und Aufenthalt auf dem Nollenberg

(1561—1607). Als Folge der Reformation war das DominikanerinnenklosterSt. Katharina in St. Gallen 1528 im Wesentlichen aufgelöst und die 51 Mit-glieder der Gemeinschaft in alle Winde zerstreut worden. Nach längerenAuseinandersetzungen entschied die angerufene Tagsatzung der Acht Orte,dass das Kloster an die Stadt St. Gallen übergehe. Diese musste gemäß demVertrag von 1555 den drei letzten Schwestern eine jährliche Rente an Wein,Kernen und Haber sowie 100 Gulden entrichten‘. Die ehemalige Buchmeis-terin des Klosters St. Katharina, Regula Keller, blieb mit zwei weiteren Kon-ventsmitgliedern, der ehemaligen Schaffnerin und einer Laienschwester, inVerbindung und fand — nach vorübergehenden Aufenthalten in den Konven-ten St. Georgen und Notkersegg bei St. Gallen — einen neuen Standort fürdie Gemeinschaft auf dem Nollenberg bei Wuppenau (TG). Dorthin zogen1561 die drei Dominikanerinnen zusammen mit zwei neu eingekleidetenSchwestern“. Unter der Leitung der 1561 zur Priorin gewählten Regula Kel-ler festigte sich die Gemeinschaft und gewann neue Mitglieder. Bereits 1570konnten fünf Frauen zur Wiedereinrichtung des Klosters In der Au bei Stei-nen im Kanton Schwyz entsandt werden3. Obwohl der abgelegene Standortauf dem Nollenberg den Schwestern nicht besonders behagte, blieb der Kon—vent doch insgesamt 46 Jahre dort. Als die Gebäude 1590 ein Raub der Flam-men wurden, entschloss er sich zu deren Wiedererrichtung und erwarb I 594das Grundstück vom Kloster Kreuzlingen für 3500 Gulden als Eigentum.Der Grundbesitz am Ort wurde im Jahr 1600 durch den Kauf des angrenzen-den Hofs Widenhub für 1850 Gulden abgerundet. Die finanziellen Mittelwaren dem Kloster durch die endgültige Regelung des Verhältnisses zurStadt St. Gallen zugekommen. Priorin und Konvent vom Nollenberg hattendas Kloster in St. Gallen endgültig an die Stadt abgetreten und erhielten alsGegenleistung 1594 eine Auslösungssumme von 24 000 Gulden. Damit wardie Gemeinschaft nun auch finanziell gesichert4.

Umzug nach Wil (1607) und Vereinigung mit der Wiler «Sammlung» (1614).Die Neuordnung der Finanzen von 1594 ermöglichte es der Priorin BarbaraLiecht, mit Hilfe Fürstabt Bernhard Müllers (1594 1630) nach einem neuenStandort für die Gemeinschaft zu suchen. Die Wahl fiel auf das GrundstückBündt im Südosten der Stadt Wil, welches der Fürstabtei gehörte. Am7.3.1605 wurde dort der Grundstein zum Neubau gelegt. Einige Tage später

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988 Dominikanerinnen - Wil, St. Katharina

(18. 3. 1605) kaufte der Konvent das angrenzende, heute noch stehende Päch—terhaus. Die notwendige päpstliche Bewilligung für die Übersiedlung wurdeam 28. 4. 1606 durch den Nuntius Giovanni della T0rre5 erteilt. Am 10. 12. 1608trat Fürstabt Bernhard das Klostergrundstück formell als Erblehen ansKloster abö. Das Grundstück auf dem Nollenberg wurde verpachtet? DiePläne für den Neubau in Wil stammten vom St. Galler Mönch und Beicht-vater der Schwestern Jodokus Metzler, der wiederholt das örtliche Statt—halteramt innehatte. Er scheint überhaupt Bauherr des Klosters gewesen zuseins. Der Gebäudekomplex umfasste die Kirche mit dem Konventsgebäudein einem ummauerten Gelände. Am 26.7.1607 wurden im Beisein desSt. Galler Fürstabts Bernhard Kirche, Altäre und Glocken durch den Kon-stanzer Suffragan Johann Jakob Mirgel geweiht9. 1635 veranlasste Metzlerden Einbau einer Orgel durch den Konstanzer Orgelbauer Schützer").

Der Konvent zählte beim Neubeginn in Wil acht Schwestern (daruntereine Laienschwester), die alle aus dem Bodenseeraum stammten (aus denKantonen St. Gallen, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden sowie aus Höchst inVorarlberg)“. Am 14.8.1607 zogen die Frauen, die bereits einige Wochenzuvor den Nollenberg verlassen und vorübergehend bei der Sammlung vonWil Unterschlupf gefunden hatten, in ihre neuen Wohnungen ein. DerUmzug wurde von der Wiler Geistlichkeit und einer großen Volksmenge be-gleitet”.

In der Stadt Wil bestand bereits seit 1284 eine Schwesternsammlung, wel-che seit dem 14. Jh. ebenfalls dominikanisch orientiert war‘3. Die Übersied—lung des Nollenberger Konvents nach Wil konnte nicht ohne Auswirkungenauf diese Gemeinschaft bleiben, zumal sie sich nicht in bester Verfassung be-fand. Die fünf Frauen hatten ihre eigenen Pfründen, nahmen am gesell—schaftlichen Leben teil und wurden zur Hälfte jeweils von ihren Verwandtenbeerbtl“. Die Sammlung selbst war arm und musste von der Pfarrgemeindeunterstützt werden‘5. Fürstabt Bernhard Müller wandte sich daher an Rommit der Bitte, die Vereinigung der Sammlung mit dem Kloster St. Katharinazu gestatten. Am 30.12.1614 entsprach Papst Paul V. mittels Breve demGesuch und beauftragte den päpstlichen Nuntius in der Eidgenossenschaft,Ludovico di Sarego, mit dem Vollzug. Am 19. 8. 1615 beurkundete dieser dieAufnahme der fünf Frauen der Wiler Sammlung ins Kloster St. Katharina"?Damit zählte die Gemeinschaft unter der Leitung von Barbara Liecht bereitszwanzig Mitglieder.

Den anscheinend guten Ökonomischen Zustand der so vergrößerten Ge-meinschaft bezeugt ein Vertrag mit der Stadt Wil vom 7. 8. 1622 (Donnerstagvor Maria Himmelfahrt), in dem die Stadt dem Kloster, welchem sie 478 Gul-den und 5 Batzen von einem Hof in Wilen schuldete, als Gegenleistung eine

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Geschichte 989

einmalige Zahlung von 130 Gulden leistete und es von der Steuer befreite”.Diese Steuerbefreiung scheint 1652 bestätigt worden zu sein‘s. Am 7. I. 1654entschieden Schultheiß und Rat der Stadt Wil einen Streit zu Gunsten desKlosters. Es ging um das Recht auf eine Anzahl Kirchenstühle in der Pfarr—kirche St. Niklaus, welche vormals der Sammlung zugestanden hatten, nunaber von einigen Bürgern in Anspruch genommen wurden‘9.

Geschichte des Konvents im I7. Jh. Unter Priorin Helena Pfeiffer (1622—1653), die 1622 den Vertrag mit der Stadt Wil über die Steuerbefreiung desKlosters abgeschlossen hatte, kam es zu einer Festigung des geistlichenLebens im Konvent. Auf ihre Bitten hin veranlasste Jodokus Metzler mitZustimmung von Fürstabt Bernhard Müller, dass Katharina Buri, eine cha-rismatisch veranlagte Schwester aus dem Kapuzinerinnenkloster St. Mariader Engel in Wattwil, um 1625 mehr als ein Jahr in St. Katharina lebte”. Indiese Bemühungen passt zudem die Einführung der Klausur 1627 durch die-selbe Priorin“. Das Bemühen um die geistliche Entwicklung wird auch imVisitationsbericht von Kilian Brecheler von 1629 greifbar”. Brecheler emp—fahl das verständliche Lesen und Beten des neuen Breviers und das ver-mehrte Achten auf Worte und Pausen. Außerdem sollte das Offizium besservorbereitet werden. Mit Blick auf das Zusammenleben im Kloster ermahnteer zur schwesterlichen Liebe und zum Respekt vor den Vorgesetzten. Einenkonkreten Missstand dürfte die Bemerkung betreffen, dass die Frauenaußerhalb der Mahlzeiten nicht essen oder trinken sollten23.

Bestrebungen zur stärkeren Berücksichtigung der dominikanischen Sat-zungen sind ein halbes Jahrhundert später belegt. Priorin Regula Wohnlich(1653—1695) ließ um 1670 eine 1625 in Paris lateinisch erschienene Ausgabeder Augustinerregel und der Ordenskonstitutionen durch den FischingerKonventualen Placidus Stoppel24 ins Deutsche übersetzen. Stoppel erstelltedrei Abschriften im Umfang von rund 800 Seiten für Priorat, Konvent undNoviziat. Zwei davon sind heute noch im Klosterarchiv erhalten”. Wohl imZusammenhang mit diesem dominikanischen «Revirement» im letzten Drit-tel des 17. J hs. steht auch das von einer Schwester 1673 niedergeschriebeneNotel zum Gottesdienstiö.

Äußerlich war das Kloster im 17. J h. in gutem Zustand. Hier ist eine großeBesitzung in Oberuzwil SG zu nennen, welche 1683 durch Anna ElisabethBridler ins Kloster eingebracht wurde. Sie umfasste Wies- und Ackerland,Wald, mehrere Höfe und Kapitalien, auch die einzige Wirtschaft am Ort unddie daneben stehende Kapelle“. Später bereitete der Unterhalt der Kapelleder Gemeinschaft freilich einiges Kopfzerbrechen. Nach dem zweiten Vill-mergerkrieg (1712) wurde sie abgebrochen, 1765 jedoch wieder aufgebaut.Am 28. 1. 1845 kaufte sich das Kloster von allen diesbezüglichen Unterhalts-

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990 Dominikanerinnen Wil, St. Katharina

pflichten Ios’S. Ein gutes Einvernehmen bestand mit der Stadt Wil. Als dieGemeinde beim ersten Villmergerkrieg 1656 einen Angriff durch ZürcherTruppen befürchtete, wurde vorsorglich der Einbezug des Klosters ins Ver—teidigungsdispositiv geplant, wodurch die Frauen vorübergehend zum Aus-zug gezwungen worden wären. Der weitere Verlauf des Kriegs machte dieMaßnahme glücklicherweise hinfällig.

Das 18. Jh. bis zur Revolutionszeit. Während des zweiten Villmergerkrie-ges wurde Wil im Mai 1712 direkt in Kampfhandlungen verwickelt. Durchdie Beschießung der Zürcher Truppen scheint auch das Kloster Schaden ge-nommen zu haben, und der Konvent wurde vermutlich wie größere Teile derStadtbevölkerung zur Flucht gezwungen”. Die kriegerischen Wirren mit deranschließenden zürcherischen Besatzung in der Stadt zogen sowohl die klös-terliche Disziplin als auch die materiellen Verhältnisse in Mitleidenschaft.Aus diesem Grund veranlasste Fürstabt Joseph von Rudolphi (1717—1740)einige Zeit nach dem Friedensschluss (1718) eine Reform. Im März 1725 bater den apostolischen Nuntius, dass die für ihren spirituellen Lebenswandelbekannte Priorin von St. Katharinental, Dominica Josepha von Rettenberg,zu diesem Zweck nach Wil kommen dürfe. Am 12. Juli traf diese in Wilein, und am 14.7.1725 initiierte der Abt die Reform persönlich mit einerAnsprache”. Seine Bemühungen, die Klausur erneut festzusetzen, stießenallerdings anfänglich auf den Widerspruch der Schwestern. Erst seine Bereit-schaft, die Kosten für die neu zu erstellende Klostermauer — eine Vorausset-zung für die Klausur — zu übernehmen, scheint den Konvent umgestimmt zuhaben. Am 24. Juli gaben die Schwestern schriftlich ihr Einverständnis. DieErneuerung in Wil hatte vermutlich für weitere Klöster im st. gallischen Ein-flussbereich Signalwirkung3‘. Sie war vielleicht auch Triebfeder für die Um-gestaltung der Klosterkirche einige Jahre später-32.

Während in geistlicher Hinsicht somit wieder straffe Verhältnisse einge-führt worden waren, wurde die Gemeinschaft in den folgenden Jahrzehntendurch zunehmende materielle Sorgen geplagt. Ein Vermögensstatus von1781 zeigt, dass die Ausgaben des Klosters seine Einnahmen deutlich über-stiegen. St. Katharina war zunehmend von fremdem Geld abhängig. In dieserSituation erhielt das Kloster Rat von einem erfahrenen Ökonomen, vermut-lich einem St. Galler Konventualen. Dieser legte in einem Bericht dar, dassder landwirtschaftliche Betrieb durch die Gemeinschaft wegen der Klausurnicht gewinnbringend zu führen sei. Zur Deckung der Schulden schlug er denVerkauf von Besitzungen vor. Tatsächlich erwarb die Stadt 1783 die Liegen-schaften der ehemaligen Sammlung in Wil um 800 Gulden und erließ demKloster außerdem einige Schulden33. Bestandesmäßig zählte St. Katharinabis zur Französischen Revolution rund 20 Mitglieder. Ein Katalog von 1734

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Geschichte 991

nennt die Namen von 2o Chorfrauen und 9 Laienschwestern, 1792 warennoch I 5 Chorfrauen und 5 Laienschwestern im Kloster”.

Gegen Ende des 18. Jhs. erhielt das innere Leben im Kloster eine neueRichtung. 1785 mussten die Dominikaner zu Konstanz ihr altes Kloster ver-lassen und in das Dominikanerinnenkloster St. Peter umziehen, 1807 wurdeder Konvent aufgelöst. Mit der Aufhebung des Dominikanerklosters Kon-stanz verlor der Wiler Konvent eine wichtige Verbindung zum Orden35. Etwagleichzeitig, am 10.3.1784, wurde durch den St. Galler Offizial Iso Walser inWil die ewige Anbetung eingeführt. Die Übernahme dieser eucharistischenFrömmigkeitsform bedeutete gleichzeitig eine Abwendung von der domini-kanischen Spiritualität, insbesondere vom Breviergebet. Nur widerwilligvollzogen die Wiler Frauen das Gebot der Oberen. Mehrere sollen dem Bre-vier bis zum Tod treu geblieben sein36. Die ewige Anbetung wurde später aufdrei bis vier Anbetungen reduziert37.

Hetvetik und Mediationszeit. Mit dem Untergang der alten Ordnung be-gannen für die schweizerischen Klöster —— und somit auch für St. Katharina —schwierige Zeiten. In der ersten Hälfte der 1790er Jahre war die fürstäbtischeLandschaft von politischer Unruhe erfasst worden, die sich zunächst vorallem in Gossau konzentrierte und am 23. 11.1795 zum sogenannten «Gütli-chen Vertrag» zwischen Fürstabt Beda Angehrn (1767—1796) und den revo-lutionären Ausschüssen führte. Wil hatte sich bis dahin abwartend verhalten.1797 forderte aber auch hier eine Anzahl Bürger weitergehende Reformenund eine Demokratisierung. Am 7.12.1797 erließ der aus Wil stammendeFürstabt Pankraz Vorster (1796—1805) einen Gnadenbrief, gemäß dem in Zu-kunft das Frauenkloster ebenso wie die übrigen Bürger für Steuern veranlagtwerden konnte. Damit schuf er das Steuerprivileg von 1622 ab. Außerdemsollte der Erwerb von Gütern innerhalb der Stadt nur noch mit Zustimmungder Bürgerschaft möglich sein38.

Doch es kam noch schlimmer. Im Frühjahr 1798 konstituierte sich inAarau die helvetische Regierung, die eine tiefgreifende Umgestaltung derVerhältnisse in Gang setzte. Sie beschlagnahmte am 8.5.1798 die Ver-mögen der Klöster und verbot am 20.7.1798 die Aufnahme von Novizen.Auch St. Katharina litt mehrere Jahre unter diesen Beschlüssen. Die mate-rielle Situation war ungemütlich, denn die Einnahmen aus den Liegen-schaften flossen nur spärlich, während die Gläubiger ungestüm ihr Geldforderten. Wegen der staatlichen Aufsicht, die durch einen Klosterver-walter wahrgenommen wurde, bestand kaum Bewegungsraum für die Ge-meinschaft. Andrerseits erforderte die allgegenwärtige Armut infolge desanhaltenden Krieges eine karitative Tätigkeit des Klosters. Auch in Klos-ternähe hinterließen die kriegerischen Ereignisse ihre Spuren. Im Winter

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992 Dominikanerinnen — Wil, St. Katharina

1799 sollen französische Truppen in der Umgebung des Klosters kampierthaben39.

Die schwierigen Umstände bewogen den Spiritual, den früheren st. galli-schen Konventualen Magnus Hungerbühler, das Wahlrecht für die Priorin-nenwahl auch auf jüngere Schwestern auszudehnen und die Amtszeit mehr—mals zu verlängern“. Priorin Augustina Stiefenhofer (1801 —1822) versuchtemit Hilfe des Klosterverwalters Jakob Josef Merk die Ökonomie des Klos-ters zu bessern, indem sie die entfernteren Liegenschaften verkaufte und mitdem Erlös die Schulden bezahlte“. Doch die Rechnung ging nicht auf. Am5.5.1808 wurde den kirchlichen Behörden in Konstanz mitgeteilt, dass dasKloster jährlich ein Defizit von 1500 Gulden verkraften müsse“. Nur einegrundsätzliche Neuorientierung konnte den Bestand des Klosters sichern. Indiesem Zusammenhang ist auch das Protokoll einer geplanten Verschmel-zung mit Maria Zuflucht in Weesen zu sehen (1806)“3.

Die Übernahme der Mädchenschule in Wil (1809). Bereits am 27.9.1804hatte der Präsident des kantonalen Erziehungsrats und ehemalige St. GallerKonventuale Martin Gresser angeregt, das Kloster St. Katharina solle dieMädchenschule der Gemeinde Wil übernehmen. Priorin Stiefenhofer er-kannte, dass diese Idee die Gemeinschaft retten könnte, und wurde bald dar-auf bei der Regierung vorstellig. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bisdas Projekt entscheidend vorankam — einstweilen besorgten verschiedeneWiler Pfarrgeistliche den Unterricht. Als aber im Mai 1808 der Konvent, derWiler Gemeinderat und der Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich vonWessenberg je mit demselben Anliegen an den Kanton St. Gallen gelangten,willigte die Regierung schließlich ins Projekt ein (1.7. 1808). Am 17.9.1808schlossen Stadt und Kloster eine Übereinkunft. Demnach übernahm dasKloster die Mädchenschule probeweise auf zwei Jahre und vorerst unentgelt-lich. Die Gemeinde Wil kam ihrerseits für die Kosten der Schuleinrichtungund die Ausbildung der Lehrerinnen des Klosters auf43.

Im Kanton St. Gallen bestand damals keine passende Lehrerausbildung.Einem Vorschlag des Erziehungsratspräsidenten Martin Gresser folgend undmit Unterstützung des bischöflich-konstanzischen Kommissars für St. Gallen,Joseph Anton Blattmann44, begaben sich deshalb Anfang Oktober 1808 zweider elf dem Kloster noch verbliebenen Schwestern, die Subpriorin KatharinaPreiss sowie Dominika Schaup, ins Kapuzinerinnenkloster Maria Opferungin Zug, wo bereits seit 1657 eine Mädchenschule bestand45. Dort erwarbensie in sechs Monaten durch praktische Anschauung unter Leitung des Prä—fekten Xaver Brandenberg46 das notwendige didaktische Rüstzeug.

Anfang April 1809 kehrten Preiss und Schaup nach St. Katharina zurück,und am 13.4. 1809 wurde der Schulbetrieb in den Klosterräumlichkeiten er-

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Geschichte 993

öffnet“. Neben den zwei Klassen der Schule, in denen der damals üblichePrimarschulstoff unterrichtet wurde, bestand von Anfang an eine Arbeits-schule für Nähen und Sticken48. Für auswärtige Schülerinnen wurde dieMöglichkeit des Kostgangs geboten. Daraus entwickelte sich spätestens 1813ein reguläres Internat“.

Der Schulbetrieb im 19./20. Jh. Die Berichte über die Lehrtätigkeit derSchwestern lauteten von Anfang an positiv. Bereits im ersten Jahr (1809)zählte die Schule 50 und die Arbeitsschule 46 Schülerinnen-f“. Die Entwick-lung führte zur definitiven Regelung des Schulbetriebs und zur teilweisenAufhebung des Novizenverbots. Am 23.11.1811 ordnete der st. gallischeKleine Rat die Verhältnisse. Dem Kloster wurde die Weiterexistenz zu-gesichert und die Aufnahme von zwei bis drei Novizinnen für die Schuleerlaubt. Für die Lehrtätigkeit erhielt der Konvent eine Entschädigung vonGemeinde und Kanton5‘. Allerdings erwies sich diese in den folgenden Jahr-zehnten zunehmend als zu gering. So sah sich das Kloster 1844 außerstande,für die Erneuerung der Kapelle in Oberuzwil aufzukommen, wofür der Ad-ministrationsrat einen Beitrag von 8o Gulden erwartete“. Erst als 1863 und1865 die Entschädigungen für den Lehrbetrieb erhöht wurden, besserte sichdie finanzielle Lage53. Bis 1965 blieb das Kloster für den Unterricht an derMädchenprimarschule verantwortlich, sei es durch eigenes Personal oderdurch besoldete Laien54.

Die Schule entwickelte sich erfolgreich und die Zahl der Schülerinnenstieg 1838—1884 von 64 auf 25655. 1851 wurde eine dritte Lehrerinnenstelleeingerichtet56. Bereits zuvor, 1845, war eine Mädchensekundarschule ent-standen5". 1906 gründete die Schulgemeinde Wil eine Spezialschule fürschwach begabte Kinder, deren Führung ebenfalls dem Kloster übertragenwurdeS‘S. Der steten Zunahme der Schülerinnen in den verschiedenen Abtei—lungen musste baulich Rechnung getragen werden. 1850/1851 wurde westlichdes Klosters ein Schulhaus gebaut, welches ab 1887 vollständig für die Sekun-darschule zur Verfügung stand, da die Primarschule in ein von der Gemeindeneu errichtetes Primarschulhaus in der Stadt umzog59. 1909 folgte die Ein—-weihung des großen Institutsgebäudes auf der Ostseite des Klosters, in wel-chem fortan die Sekundarschule und bis 1987 das Internat untergebrachtwarenö".

Vor allem die 1845 gegründete Mädchensekundarschule mit Internatprägte im 20. Jh. das Bild des Klosters gegenüber der Öffentlichkeitö‘. Siespielte bis in die jüngere Vergangenheit eine wichtige Rolle im katholischenMilieu Wils. Ein Schulprospekt von 1909 gibt einen Eindruck vom Leben imInstitut: «Zweck unseres Institutes ist es, die uns anvertrauten Töchter in reli-giösem Geiste zu erziehen, ihr Herz zur Tugend anzuleiten, ihren Geist mit

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nützlichen Kenntnissen auszustatten und sie an Ordnung und Tätigkeit, angute Haltung und edlen Anstand zu gewöhnen.»62 Die Schule umfasste einenVorkurs für fremdsprachige Zöglinge, drei bis vier Sekundar— oder Real-klassen sowie einen Haushaltungskursöl Seit etwa 1930 bis heute zählte sieim Durchschnitt rund 250 Schülerinnen.

Die Entwicklung des Konvents und der Klostergebäude im 19. Jh. Mit derÜbernahme des Schuldiensts 1809 hatte Priorin Stiefenhofer das Fortbeste-hen des Klosters gesichert. 1817 legten vier Novizinnen die Profess ab, und inder Folge stieg die Zahl der Mitglieder zwischen 1810 und 1820 von 9 auf 1564.Bereits im 18. und bis zur Mitte des 19. Jhs. gehörten der Gemeinschaft übri-gens sehr viele Schwestern aus dem damaligen Deutschen Reich an, weshalbes im Volksmund auch «Schwabenkloster» genannt wurde65. Nach 1850nahm der Schwesternbestand weiter zu: 1900 zählte der Konvent 26 Chor-frauen und 4 Laienschwestern; 1950 gehörten dem Kloster 61 Frauen an66.Angesichts der personellen Entwicklung und der Belastung durch denLehrbetrieb mietete Priorin Aloisia Baumgärtner seit 1912 das FerienhausSt. Ottilien des Kapuzinerinnenklosters Leiden Christi, Gonten AI (StationJakobsbad), zur Erholung für die Schwestern“.

Abgesehen von den neu errichteten Schulgebäuden blieb das Kloster im19. Jh. baulich weitgehend unverändert. 1821 erhielt es die KatakombenheiligeCorona aus dem 1803 aufgehobenen Benediktinerkloster Petershausen inKonstanz. Diese befindet sich seit 1866 unter dem damals renovierten Hoch-altarög. Wohl vor 1860 kamen Paramente und Kultgegenstände aus der Kar-tause Ittingen nach Wi169. 1863 wurde die Kirche mit einer neuen Orgel aus-gestattet70. Fünf Jahre später entstand im Garten eine Marienkapelle”. Um1892/1893 musste der Chor der Kirche wegen Feuchtigkeitsschäden saniertwerden”. Die Konventsgebäude wurden infolge der äußeren Entwicklungdes Klosters seit Mitte des 19. Jhs. immer wieder verändert. 1914 und 1932wurden größere Anbauten erstellt, um mehr Raum für Zellen zu schaffen”.

Spiritualität und Klausur im I9. Jh. Der spirituelle Charakter des Klosters,das nun stark durch pädagogische Tätigkeiten in Anspruch genommenwurde, veränderte sich im 19. Jh. Mit dem Breviergebet war bereits vor derJahrhundertwende ein einigendes Merkmal abgeschafft worden. Weil keineengere Verbindung mehr zum Dominikanerorden bestand und es nur wenigegemeinsame Gottesdienste gab, verschwanden nach und nach die alten reli-giösen Bräuche. Die Schwestern gaben sich ihre eigenen privaten Tages-ordnungen”. Diesbezüglich ist die Klage des Beichtigers Johann NepomukDolder von 1826 über die «Verweltlichung» des Klosters symptomatisch.Zwar teilte der Gossauer Pfarrer und Visitator des Klosters, Heinrich Müllervon Friedberg75, Dolders pessimistische Einschätzung nicht. Aber auch er

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Geschichte 995

forderte eine bessere Einhaltung der Klausur, welche durch den regen Schulubetrieb in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Die Klausur blieb denn auch bis zu Beginn des 2o. Jhs. Sorgenkind derVisitatoren, denn die Observanz gegenüber den Ordenssatzungen war unterdiesen Verhältnissen nicht durchzuführen. Der St. Galler Bischof KarlJohann Greith (1862—1882) wünschte deshalb Mitte der 1860er Jahre derenAnpassung für alle im Lehrfach tätigen Dominikanerinneni“. Aber auch inanderen Punkten ließ die Befolgung der Ordenssatzungen zu wünschenübrig. So wurde der vorgeschriebene Turnus der Priorinnenwahl (alle dreiJahre), der um 1800 in Wil eingeführt worden war, um die Mitte des 19. Jhs.nur bedingt eingehalten. Priorin Alberta Dresselli führte von 1869 bis 1880keine Wahl mehr durch. Bischof Greith verfügte auf Veranlassung des Spiri—tuals am 11.5.1880, dass die Ordensstatuten diesbezüglich eingehalten wer-den müssten. Außerdem gab er Richtlinien zur Neuordnung des zerrüttetenklösterlichen Rechnungswesens. Beträge über 3oo Franken durften nichtmehr ohne bischöfliche Einwilligung ausgegeben werden".

Greiths Nachfolger Augustin Egger (1882—1906) sah sich noch zu Amts-zeiten seines Vorgängers im Visitationsrezess vom 12.10.1879 veranlasst,hinsichtlich der Klausur schärfere Bestimmungen durchzusetzen. Er legtefest, dass nur die Konventsmitglieder sich im Klausurbereich aufhalten durf-ten, forderte die striktere Einhaltung des Stillschweigens und mehr Andacht.Wöchentlich sollten die Schwestern einmal beichten und zweimal die Kom-munion empfangen. Gemäß einem Bericht des Beichtigers wurden dieseBestimmungen recht gut befolgt78. Die Hinführung der Frauenklöster seinesBistums zu einem satzungsgemäßen Leben war ein wichtiges AnliegenBischof Eggers. Anlässlich der Visitation vom I3. 1 I. 1882 befasste er sich mitdem religiösen Status von St. Katharina und der Frage, ob es dem Zweitenoder Dritten Orden angehöre. Bereits wenige Monate später verfügte ererneut eine strengere Handhabe der Klausur. Vor allem aber führte er nachhundertjähriger Pause das Breviergebet wieder ein79. Am 16. I. 1883 hießendie Konventsfrauen diese Rückkehr zur dominikanischen Liturgie gut.

Allerdings wurden Eggers Reformen zum Teil widerwillig aufgenommen.Priorin Anna Vollmeier (1880—1904) wehrte sich am 14.12. 1883 gegen allzustrenge Regeln: «Mit Bangen sehen wir der Zukunft entgegen, und ich lebeimmer noch der tröstlichen Zuversicht, Euer bischöflichen Gnaden werdenden obwaltenden Verhältnissen Rücksicht tragen, und nicht mit solcherStrenge mit uns verfahren. Ich muss mich täglich erbauen, mit welchem Eiferund innern Freudigkeit die Schwestern die großen und schweren Mühen undAnstrengungen im Chor- und Schuldienste auf sich nehmen und bewältigen.Ich darf deshalb mit Recht erwarten, dass ihnen nicht noch mehr aufgeladen

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996 Dominikanerinnen — Wil, St. Katharina

werde. Die Clausur halten wir nach Euer bischöflichen Gnaden früher ge-gebenen Anweisung pünktlich ein, mehr zu thun ist uns jetzt nicht möglichund ich lehne für jede weitere strengere Verordnung alle Verantwortungab.»80 Die Visitationen vom 5. 10. 1886, 26. 9. 1888 und 4. 9. 1889 zeigten aller-dings, dass sich die Situation beruhigtegl.

Übergang zum Dritten Orden (1905) und Geschichte des Konvents im 20.111.Angesichts fortdauernder Schwierigkeiten hinsichtlich der Einhaltung derKlausur — I8 von 27 Nonnen erteilten 1905 Schule — entschloss sich BischofEgger nach der Jahrhundertwende, die Wiler Verhältnisse mit dem Kirchen-recht in Einklang zu bringen. 1904 richtete er ein Gesuch um Übertrittvom Zweiten zum weniger strengen Dritten Orden nach Rom, welches am20.1.1905 genehmigt wurde. Bereits zuvor, am 3.1.1905, hatte die Ordens-gemeinschaft einstimmig dem Übertritt zugestimmtgl. Damit konnte dieweniger strenge bischöfliche Klausur an Stelle der päpstlichen eingeführtwerden. Allerdings war auch jetzt nicht alles erlaubt. So untersagte BischofRobert Bürkler (1913—1930) am 9.7.1928 einigen Schwestern eine Reise andie Saffa (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit) in Bern zur Vorbe-reitung der Ausstellung sowie den Besuch eines Kurses in Ingenbohl, indemer sich auf die Klausur berief83. Zwei Jahrzehnte nach dem Übertritt zumDritten Orden war der Codex iuris canonici von 1917 Anlass für die Aus-arbeitung schriftlicher Normen für St. Katharina. Die Konstitutionen, wel-che das tägliche Leben im Kloster festlegten, wurden 1928—1931 auf Grunddes Modells von San Jose in Kalifornien ausgearbeitet und am 18.12.1931von der Religiosenkongregation approbiert84.

Die Einführung der täglichen Kommunion nach der Jahrhundertwendebrachte eine leichte Veränderung im Tagesablauf mit sich. Die Laudes wur-den auf den Vorabend verschoben und die Kommunion am Morgen nach ge-meinsamer Betrachtung empfangenSS. Überhaupt hinterließ die Volksfröm-migkeit der Blütezeit des katholischen Milieus der 1920er bis 1940er Jahreihre Spuren. In dieser Zeit (1933) wurde mit Zustimmung Bischof AloisScheiwilers (1930—1938) die Marianische Kongregation für die Schulkindereingeführtßö. Die äußere Erscheinung der Schwestern wurde durch die Ein-führung des Reformschleiers im Sommer 1932 etwas verändert87. Der ersteQuinquennalbericht an die Religiosenkongregation 1945—1949 bezeugt diebestens geregelten Verhältnisse der Gemeinschaft in institutioneller, mate—rieller und religiöser Hinsichtss. Personell erreichte der Konvent Ende der1950er Jahre mit etwas über 7o Frauen seinen Höchststandß".

Der gesellschaftliche Umbruch nach der Mitte des 20. Jhs. ließ St. Katharinanicht unberührt. Seit Beginn der 1960er Jahre gingen die Klostereintritte deut-lich zurück. Das Zweite Vatikanische Konzil brachte eine grundsätzliche Neu—

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Geschichte 997

orientierung des Klosterlebens, welche in vielen Gemeinschaften zu Spannun-gen zwischen den Generationen führte. Insbesondere die jüngere Generationwollte neue Wege gehen. So geschah es auch in Wil. Im Verlauf der sich län-gere Zeit hinziehenden Auseinandersetzungen kam es zu zwei Austritten(1966/1967)9O. Bischof Joseph Hasler (1957—1976) setzte mit Norbert A. Luy-ten 1969 einen Dominikaner als speziellen Visitator ein, um die Krise zu be-heben. Besonders die im Gefolge des Konzils notwendige Überarbeitung derKonstitutionen (1974) unter dessen Leitung erwies sich als hilfreich9‘.

Trotz der internen Schwierigkeiten nahm der Konvent das Projekt der Re-staurierung der Klosterkirche (1973—1975) in Angriff92. Bei dieser Gelegen-heit wurden auch die notwendigen Anpassungen an die Liturgiereform desZweiten Vaticanums vorgenommen93. In erneuerter Umgebung konnte 1978das 75o-jährige Bestehen des Klosters seit seiner ersten Gründung in St. Gal-len 1228 begangen werden94. 1987 wurde das Internat, das seit 1909 im großenInstitutsgebäude untergebracht war, aufgegeben. Ein Ergänzungsbau mitMehrzwecksaal, Meditationsraum und Klassenzimmern für naturwissen-schaftlichen Unterricht konnte 1989 eingerichtet werden und erweiterte dasRaumangebot des alten Institutsgebäudes95. Nach heftigen Diskussionen umdie Koedukation sprach sich die Gemeinde Wil am 2. 6. 1991 für die Beibehal-tung einer Mädchensekundarschule aus. 1993 passten Kloster und Gemeindedie Führung der Schule der gesellschaftlichen Entwicklung an. Der Konventwählte neu Laienkräfte in die Schulleitung, behielt aber die Schulträgerschaft.Als neue schulische Schwerpunkte fungieren heute neben religiösen Ange-boten eine Tagesschule und die Führung von Musikklassen. Für die religiösinteressierte Bevölkerung bieten die Schwestern Meditationsabende undExerzitien im Alltag an und lassen sie so an ihrer Spiritualität teilhaben96.

'Dieser Beitrag musste kurzfristig erstellt werden. Er basiert auf der gedruckten Literaturund dem bisher noch nicht ausgewerteten Aktenbestand des Bischöflichen Archivs in St. Gallen.' Vogler, St. Katharina in St. GaIIen‚ 183—216;Dominikanerinnen St. Gallen, Geschichte. - Domi-mkanerinnen Nollenbt rg, Geschichte. — 5 Dominikanerinnen In der Au bei Steinen, Geschichte.

4 Vogler, St. Katharina in St. Galien, 228; Koch, Geschichte, I3 I5; Eberle, Dominikanerinnenkloster, 22i. 5 Zu Nuntius della Torre s. HS I I, 44. — 6 Koch, Geschichte, I5f. -- ’ Vogler, St. Katha-rina in St. Gallen, 231i. “ Koch, Geschichte, 16; Dominikanemmcnidoster St Katharina, 5." Eberle, Daniiiakancrinnenhloster, 24f.; Koch, Geschichte, 16—18. Zu WeihbischofMirgel s. HSI 2,519. “’ Domimkam-rinnenkioster St. Katharina, 5. “ Koch, Geschaltte, 17f.; Vogler. St. KatharinaniSt. Gallen, 231.— ' Koch, Geschichte, 18: Eberle, Dominikanerinnenklmter, 25. Dominikane-rinnen Wil, Sammlung, Geschichte. — "' lldefons von Arx, Geschichten des Kanton St. Gallen 3,St. Gallen 1813,306. ‘5 Koch, Geschichte, 18. — '6 StiASt. Gallen, Urk. D4 E8; ib., Status ecclesiasticus et monasticus ad cameram abbatis 1, 1367—1373; Koch, Geschichte, 18f.; zu Nuntius di Saregos. HS I/I, 45. I" StatWil, Mappe V Nr. 384/1—2. — 18 Ib. — ’9 Koch, Geschichte, 20. 2‘ Ib., 21, 77;Katharina Blll'l war 1633,——1663 Frau Mutter in Wattwil, s. HS V/2, 1098f. 3' Koch, Geschichte, 77.32 Zu Brecheler s. Monasticon-Benedictinnm Helvetiae, bearb. von Rudolf Henggeler, Bd. 1: Pro-

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998 Dominikanerinnen — Wil, St. Katharina

fessbuch der fiirstl. Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Zug s. a. (1929),276. 2‘ Koch, Geschichte, 22. — 14 Zu Stoppel s. Monasticon-Benedictinum Heivetiae, bearb. vonRudolf Henggeler, Bd. 2: Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Zug s.a. (1931), 474i. — 25 Koch, Geschichte, 22. —- 26 Ib. — 27 Adolph Näf, Die Ausgrabungen in Oberrtzwiiund ihre Beziehungen zur Geschichte des Dorfplatzes, in Untertoggenburger Neujahrsbiiitter fiirJung und Alt 2, 1930, 36i. — 28 Ib., 40—-42; Koch, Geschichte, 22i. — 29 Koch, Geschichte, 23i. — 3" S.Dominikanerinnen St. Katharinental, Geschichte, Anm. 144. — 3' Koch, Geschichte, 2 .—33 Domi-nikanerinnenkloster St. Katharina. —33 Koch, Geschichte, 26. Dem Kloster wurde die Patrollwacht-steuer erlassen. — i4 StiASt. Gallen, abgedruckt in: Giorgio von Arb, Norbert Lehmann und WernerVogler, Klosterieben, Zürich 1993, 15. — 35 Notizen über die Konstitutionen von Rosa Stump,17.9. 1928, BiASt. Gallen, N 15,1b. —3(’ Koch, Geschichte, 26f. 37 Notizen über die Konstitutionenvon Rosa Stump, 17.9. 1928, BiASt. Gallen, N 15,1b. -—38 Koch, Geschichte, 27f.; Karl J. Ehrat, Chro-nik der Stadt Wil, Wil 1958, 273-275. — 39 Koch, Geschichte, 28-30. 4" BiASt. Gallen, N 15,1a. —4‘ Koch, Geschichte, 30. — 43 BiASt. Gallen, N 15,1a. — 43" S. Dominikanerinnen Weesen, Geschichte,Anm. 121. — 4‘ Koch, Geschichte, 32-38; BiASt. Gallen, N 15,1a. 44 BiASt. Gallen, N 15,1a. —45 Koch, Geschichte, 38—40; HS W2, 1111—1122, Art. Maria Opferung in Zug (Theophil Graf). —46 Zu Brandenberg s. HBLS 2,341 (Nr. 19).—47 Koch, Geschichte, 4of. 43 Ib.,43 -49. 49 Ib.41f.,48f.— 5" Ib., 46. — 5‘ Ib., 42i. — 52 BiASt. Gallen, N 15,1a; Näf (wie Anm. 27), 41f.; s. oben Anm. 28. —-5‘ Koch, Geschichte, 56. —54 Jakober, 750 Jahre Daminikanerinnenklostet: 10. 55 Koch, Geschichte,56. 56 Ib.,52—54.—57 Ib.,54.—58 Ib.,58.—59 Ib.,57;BiASt.Gallen,N 15,1a. 6‘ Dominikanerinnen-kioster St. Katharina, 14. —6‘ Ib., 11. —”3 SchulprOSpekt I.I. 1909, BiASt. Gallen, N 15,16. J3 Ib. —64 Koch, Geschichte, 62i. —fi5 Ib., 63. —66 Eberle, Dominikanerinnenkloster, 36. 57 Koch, Geschichte,67; Eberle, Dominikanerinnenklosten 37f.; zum Ferienheim St. Ottilien s. auch HS W2, 1013. —68 Koch. Geschichte, 65. — 69 BiASt. Gallen, N 15,121. — 7" Koch, Geschichte, 65. 7‘ Ib., 65i. - "1 Ib.;BiASt. Gallen, N 15,1a. —- 73 Koch, Geschichte, 64; Jakober, 750 Jahre Dominikanerinnenkloster, 8.—74 Koch, Geschichte, 67. — 75 Zu Müller von Friedberg s. HS l 2, 1037. Er war auch Visitator desBenediktinerinnenklosters St. Georgen in St. Gallen. 'fi BiASt. Gallen, N 15,1a. "7 lb. — 78 Ib. —79 Koch, Geschichte, 69i: BiASt. Gallen, N 15,1a. " BiASt. Gallen, N 15,1a. 8' lb. 83 Koch, Ge-schichte, 70f.; BiASt. Gallen, N 15,1b. —83 BiASt. Gallen, N 15, 1b. 84 Eberle, Dominikanerinnen-kloster, 41i.; Notizen über die Konstitutionen von Rosa Stump, 17.9. 1928, BiASt. Gallen, N 15,1b. —-“5 BiASt Gallen, N 15,1b. '“ Ib. 87 Ib. — BiASt. Gallen, N 15,1c. “J Ib. 9" BiASt. Gallen,N 15,221. Ib. '- BiASt. Gallen, N 15,2b.— =3 Danrittikanerinnenkloster St. Katharina, 5.—94 Mit-teilung von Dommica Jakober 23.11. 1998. — Dominikanerinnenkioster St. Katharina, 14. —96 Mit-teilungen von Dominica Jakober, 23. 11.1998.

ARCHIVDas Klosterarchiv befindet sich als Anbau zum Kreuzgang in der Klausur

des Altbaus. Es ist vom Kreuzgarten her zugänglich. Die Urkunden undAkten sind in Schachteln geordnet und durch Regesten erschlossen. Trotzdes mehrmaligen Umzugs von St. Gallen nach Nollenberg und Wil sind auchAkten aus der St. Galler und Nollenberger Zeit (vor 1607) erhalten geblieben.

ARCHIVALISCHE QUELLENr. KIAWiI, St. Katharina:

Urkunden, Akten und Briefe des Klosters St. Katharina.2. StatWiI:

Urkunden und Ratsprotokolle.

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Priorinnen 999

3. StiASt. Gallen:Rubrik 31 St. Gallische Frauenklöster, Faszikel 6.St. Katharina (zu St. Gallen und Wil).

4. BiASt. Gallen:N 15,1—3 Kloster St. Katharina, Wil.

5. StASt. Gallen:Helvetisches Archiv:

I-IA 154—1 Frauenklöster Allgemeines.HA 156—16 Frauenkloster Wil.HA B III 16 Inventar der Klöster des Kantons Säntis 1798.I-IA B III 22 Inventare und Verwaltungsrechnungen 1798—1800.

Kantonsarchiv:KA Rubrik 148-2-5 Katharinakloster, Wil.

BIBLIOTHEKTeile der mittelalterlichen Bibliothek des Klosters St. Katharina in St. Gal—

len und des Klosters Nollenberg sind in Wil erhalten geblieben. Einige Hand-schriften befinden sich heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Sie dürftenvon Domdekan Greith um 1860 für wissenschaftliche Arbeiten (Die deut-sche Mystik im Predigerorden) nach St. Gallen mitgenommen worden sein.Versuche des Konvents, sie zurückzuerhalten, scheiterten 1926 und in denfolgenden Jahren. Hingegen kam es zu einer Teilrückerstattung durch BischofAlois Scheiwiler am 20.9.1932 (Chronik der Priorin Angela Varnbühler)‘.Heute umfasst die Bibliothek rund 12000 Bände. Sie befindet sich im Par-terre des 1932 erbauten Osttrakts.

' BiASt. Gallen, N 15,1b; Archiv, Fasz. St. Katharina, Wil.

BIBLIOGRAPHIEAmrhein, Martina und Agnes Blank, Die Dominikanerinnenkldster Zojj‘ingen in Konstanz ttnd

St. Katharina in Wil zttr Zeit der Aufklärung, in Rottenbttrgcr Jb. zur Kircltengesch. 17, 1998,203—212.

Dominikanerinnenkloster St. Katharina Wil, von Dominica Jakober, München 1991 (Schnell Kunst-führer Nr. 1884).

(Eberle, Michaela), D0minikanerinnenkloster St. Katharina: Ein Abriss seiner Geschichte, Wil 1957.Jakober, Dominica, 750 Jahre Dominikanerinnenkloster St. Katharina St. Gallen-Wil, Wil 1978.Koch, Aquinata, Geschichte des Klosters St. Katharina in Wil1228 1928, Wil 1930.Vogler, M. Thoma, Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters St. Katharina in St. Gallen 1228

I607, Freiburg/Schweiz 1938.

PRIORINNEN

Bisherige Listen: Hans Jakob Holzhalb, Stipplement zu dem allgemeinen l1elvetisch-eidsgenössi-schen oder schweizerischen Lexicon so von weiland Herrn Hans Jakob Len behandelt worden,Sechster ttnd letzter Theil, T-Z, Zürich 1795, 472. — Mülinen 2, 1861, 202 203. — Koch, Geschichte,1930, 75—109. Eberle, Dontiniktmerinnenkloster, 1957, 53i.

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1000 Dominikanerinnen Wil, St. Katharina

Barbara Liecht, 1585—16201. * 1560, von Winterthur oder Wili, Profess 1579.Sie wird 1585 zur Priorin gewählt und veranlasst den Wiederaufbau des Klos-ters nach dem Brand von 1590. 1594 bewirkt sie mit Hilfe Fürstabt JoachimOpsers von St. Gallen die endgültige Regelung des Verhältnisses zur StadtSt. Gallen und stellt den Konvent damit auf eine gesicherte finanzielleGrundlage. Darauf aufbauend gelingt ihr 1607 die Übersiedlung nach Wilund 1615 die Aufnahme der Frauen der Sammlung von Wil. T 4.2.1620 inMünsterlingen, anlässlich eines Besuchs bei der mit ihr verwandten ÄbtissinBarbara Wirth3.

' Vogler, St. Katharttta in St. Gallen, 226—232; Koch, Geschichte, 76; Dominikanerinnen Nollen-berg, Priorinnen, 1585 1620. 3 Karl Steiger, Schweizer Äbte tmdÄbtissitmen (ms Wiler Geschlech-tern, Wil 1924, 118, nennt als Namen Liechti und als Bürgerort Wil. 3 Zu Wirth s. HS III 1, 1878.

Salome Ott, 1620—1622. Von Basadingen, Profess 1607. Sie wird 1620 zurPriorin gewählt, bleibt aber nur bis 1622 im Amt. T 16.11.1643.

Koch, Geschichte, 18, 77.

Helena Pfeiffer, 1622—16532 * 1595, von Luzern, Profess 12. I I. 1612. Sie wird1622 zur Priorin gewählt und tritt nach 31 Amtsjahren am 4.10.1653 zurück.Am 7. 8. 1622 erreicht sie die Steuerbefreiung durch die Stadt Wil. Das geistli-che Leben im Kloster ist ihr ein besonderes Anliegen. Zu dessen Förderungberuft sie 1625 mit Zustimmung des Fürstabts von St. Gallen die charismati-sche Katharina Buri aus dem Kapuzinerinnenkloster Wattwil in die Gemein-schaft und führt 1627 die Klausur ein? Nach ihrem Rücktritt vom Priorat lebtsie noch 22 Jahre im Kloster3. T 23.2.1675.

' Koch, Genhtchte, 77. - 2 Ib., 19f. 3 Mülinen 2, 202.

Regula W0hnlich, 1653—1695‘. * um 1628, von Freiburg i. Br., Tochter einesArztes, Profess 28. 8. 1645. Sie wird am 4. 10. 1653 zur Priorin gewählt und trittnach 42 Amtsjahren 1695 zurückz. T 16.6. 1699.

' Koch, Geschichte, 80. 3 Mülinen 2, 202.

Felicitas von Waldkirch, 1695—1710. * um 1668, von Rheinau, Profess22.10.1685. Sie wird 1695 zur Priorin gewählt. T 20.12.1710.

Koch, Geschichte, 82f.

Theresia Steinegger, I710—I725. * 1677, von Lachen SZ, Profess 17.7.1695.Wahl zur Priorin 1710. Sie leitet den Konvent in der schwierigen Zeit deszweiten Villmergerkriegs und der Besetzung der Stadt Wil durch Zürcher

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Priorinnen 1001

und Berner Truppen 1712—1718. Mit den Reformen nach der Rückkehr desKonvents ist sie nicht einverstanden; sie tritt daher 1725 zurück und lebt noch35 Jahre im Konvent. T 8. 4. 1760.

Koch, Geschichte, 83; zu den Reformen von 1725—1726 im Konvent durch Dominica von Rottenberg s. Dominikanerinnen St. Katharinental, Geschichte, Anm. 144.

Rosa Stadler, 1725—1728. * 1679, aus dem Kanton Uri, Profess 29. 9. 1698. Siewird 1725 zur Priorin gewählt, tritt aber 1728 wieder zurück. T 9. 2. 1746.

Koch, Geschichte, 84.

Eva Kreul, 1728—1734‘. * 1669, von Baarz, Profess 8.9.1686. Sie wird 1728mit etwa 60 Jahren zur Priorin gewählt und tritt 1734 vom Amt zurück.T 14.11.1741.

‘ Koch, Geschichte, 83. — 3 Eberle, Domint'kanerhmenkloster, 53.

Victoria Tschudi, 1734—17431. * 1686, von Wil (katholische Wiler Linie derTschudi von Greplang), Profess 24.6.1703. Sie wird 1734 zur Priorin ge-wählt und tritt 1743 vom Amt zurück. Sie steht in Briefkontakt mit der1900 selig gesprochenen Crescentia Höss (1682—1744) von Kaufbeurenz.T 24.12.1747.

' Karl Steiger, Schweizer Äbte und Äbtisshmen aus Wiler Geschlechtern, Wil 1924, I2of.; Koch,Geschichte, 84. 2 LThK 5, 31996, 288, Art. HÖß, Crescentia (Peter Rummel).

Agnes B0ppart, 1743—1767. * 1707, von Bruggen, Profess 20.4.1728. Siewird 1743 zur Priorin gewählt und tritt 1767 vom Amt zurück. Sie veranlasstdie Abfassung einer Geschichte des Klosters St. Katharina von den Anfän-gen bis zum Tod Barbara Liechts (1620) durch den St. Galler Klosterbiblio-thekar Pius Kolb 1758 und den Wiederaufbau der Kapelle in Oberuzwil 1765.T 2. 12. 1784.

Koch, Geschichte, 86.

Caecilia Minichhofer, 1767—1768'. * 1733, von Augsburg, Profess 30.4. 1753.Sie wird am 2. 6. 1767 zur Priorin gewählt, resigniert jedoch bereits im folgen-—den Jahr und ist später Subpriorinz. T 20. 4. 1804.

‘ Koch, Geschichte, 89. — 2 Mülinen 2, 202.

Johanna Sartori, 1768—17711. * 1716, von Wäschenbeuren bei Gmünd inWürttemberg, Profess 24. 10. 1735. Im Kloster gemeinsam mit ihrer Schwes-ter Vincentia als gute Musikerin willkommen, Kapellmeisterinz. Sie wird

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1002 D mimkanerinnen Wil St. Katharina

1768 zur Priorin gewählt und tritt bereits nach drei Jahren 1771 vom Amtzurück. T 28.12.1796.

' Koch, Geschichte, 87. 2 Mülinen 2, 202.

Rosa Germann, I77I-I797. * 1731, von Lichtensteig. Tochter des RudolfGermann, fürstlich st. gallischer Rat und Obervogt zu Iberg bei Wattwil. Pro-fess 9.9.1748. Sie wird 1771 zur Priorin gewählt und bleibt 26 Jahre bis zuihrem Tod kurz vor der Helvetik im Amt. Zu ihrer Zeit plagen das Klosterwirtschaftliche Sorgen. 1784 wird das Brevier durch die ewige Anbetungersetzt. Daraus folgt eine gewisse Entfremdung von den dominikanischenBräuchen. T 23.4.1797.

Koch, Geschichte, 88.

Antonina Humpel, 1797—1801. * 29.2.1768, von Bodelz bei Wasserburg,Profess 26.4.1792. Sie wird 1797 zur Priorin gewählt und führt den Kon-vent während der politischen Umgestaltung der Helvetik bis 1801. Indieser Zeit gerät er durch die äußeren Umstände in große Bedrängnis(Novizenverbot, Klosteraufhebung, Verstaatlichung des Vermögens etc.).T 26.4.1828.

Koch, Geschichte, 91.

Augustina Stiefenhofer, I8OI—I822‘. * 30.12.1768. von Krumbach im Bre-genzerwald2. Profess 26.4.1792, Portnerin, Schaffnerin. Wahl zur Priorin20.4.18013, Wiederwahl «per rehabilitationem» 30.4.1804. Die Wahl -möglicherweise erstmals nach der Regel des Dreijahresturnus wird aufGrund der schwierigen Verhältnisse des Klosters mehrmals aufgeschoben.Stiefenhofer versucht unter schwierigen Umständen, die finanzielle Lage desKlosters zu verbessern, wozu sie entferntere Liegenschaften verkauft4.Schließlich gründet sie in Zusammenarbeit mit der Gemeinde 1809 die Mäd-chenschule und rettet damit das Kloster vor der drohenden Auflösung5.T 23.9. 1822.

‘ Koch. Geschichte, 91f. 2 BiASt. Gallen, N 15.1a. 2 Ib — ' Koch. Gi'irhia'hte 30. ' BiASt. Gallen, N 15,1a

Agnes Schneider, 1822—18232 * 14.3. 1765, von Bregenz, Profess 26.4.1792.Sie wird am 10. 10. 18222 zur Priorin gewählt, tritt jedoch bereits im folgendenJahr wieder zurück. T 5.3. 1836.

‘ Koch. Geschichte, 91. 2 Mülinen 2, 203.

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Priorinnen 100

Anna Katharina Preiss, 1823—18261. * 5. 4. 1769, von Bless in Bayern, Profes29.9.1788, Subpriorin. Sie wirkt als eine der ersten zwei Lehrerinnen derMädchenschule (zusammen mit Dominika Schaupp), wozu sie sich dasRüstzeug vom Oktober 1808 bis März 1809 im Kloster Maria Opferung inZug holt. Ihre Lehrtätigkeit beginnt am 13.4.1809. Am 8.4.1823 wird siezur Priorin gewählt, reüssiert jedoch in diesem Amt nicht und wird dreiJahre später nicht mehr gewählt? Sie erscheint noch 1840 als Subpriorin.T 3. 1. 1841.

‘ Koch, Geschichte, 91. 3 BiASt. Gallen, N 15,1a.

Bernarda Lang, 1826—1832; 1837—1851‘. * Getauft 1.11.1791, von Otten-husen LU, Profess 28.8.1817. Zunächst Primarlehrerin und Lehrmeisterinim Internat, wird sie am 19.4.1826 zur Priorin gewählt. Nach zwei Amts-dauern (Wiederwahl 1829) wirkt sie fünf Jahre als Novizenmeisterin undwird am 18.10.1837 erneut zur Priorin gewählt (Wiederwahlen 25.11.18402und 18483). 1851 lehnt sie die erneute Wahl ab. In schwierigem wirtschaft-lichen Umfeld führt sie den Konvent klug und erreicht 1845 die Befreiungvon der Unterhaltspflicht für die Kapelle in Oberuzwil“. Sie setzt gegenüberder Stadt durch, dass die Mädchenerziehung weiterhin von den Knabengetrennt bleibt. 1862 muss sie wegen Rheuma eine Kur in Baden antreten5.T 14.12.1864.

' Koch, Geschichte, 94f. — 2 BiASt. Gallen, N 15,18. —3 Ib. —4 Adolph Näf, Die Ausgrabungen inOberuzwil und ihre Beziehungen zur Geschichte des Dorfplatzes, in Untertoggenburger Neujahrs-bläuerfür Jung und A112, 1930, 4If. — 5 BiASt. Gallen, N 15,121.

Karolina Helbling, 1832—1837. * 9. 10. 1796, von Rapperswil, Profess30.4. 1817. Arbeitslehrerin in der Mädchenschule. Sie wird am 8.8. 1832 zurPriorin gewählt und bleibt bis 1837 im Amt. T 7.2.1852.

Koch, Geschichte, 94.

Bernarda Lang, 1837—1851 (2). S. 1826—1832.

Alberta Dresselli, 1851—18801. * 1.3. 1813, von München. Zunächst Schüle-rin, dann 1834 musisch begabte Lehrerin in St. Katharina, Profess 16. 5. 1837.Tätigkeit an Primar— und Sekundarschule. Sie wird am 29. 1 1. 18512 zur Prio-rin gewählt und bleibt 29 Jahre im Amt. Eine Wiederwahl ist für 1869 belegt,ansonsten scheint keine stattzufinden, bis der Spiritual des Klosters, MartinWissmann, und Bischof Karl Johann Greith dies 1880 verlangen3. Dressellilässt eine neue Orgel in der Kirche einbauen und führt verschiedene bauliche

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1004 Dominikanerinnen Wil, St. Katharina

Erneuerungen durch. Andrerseits herrscht unter ihr Unordnung im Rech-nungswesen des Klosters4. Nach dem Rücktritt als Priorin 1880 wirkt sie wie—der als Lehrerin. T 29. II. 1890.

' Koch. Geschichte, 97i. — 2 BiASt. Gallen, N 15,1a. ' Ib. ' Ib.

Anna Vollmeier, 1880—19041. * 18.9.1836, von Mosnang, Profess 12.7.1860.Zunächst Lehrerin, wird sie am 11.5. 1880 zur Priorin gewählt. Eine Wieder—wahl ist für den 17.5. 1883 belegtz. Vollmeier ordnet die Finanzen und führtweitere Um- und Neubauten durch. Sie sucht einen vernünftigen Mittelweghinsichtlich der Einhaltung der Ordenssatzungen. Insbesondere die Klausur-bestimmungen sollen mit dem Schuldienst vereinbar sein. Während ihrerAmtszeit wird Anfang 1883 wieder das lateinische (dominikanische) anStelle des unvollständigen deutschen Breviergebets eingeführt und die ewigeAnbetung aufgehoben. Damit wird die Rückkehr zur dominikanischen Spiri-tualität eingeleitet. T 21. 8. 1904.

I Koch, Geschichte, 99f. 3’" BiASt. Gallen, N 15,1a.

Aloisia Baumgartner, I904—193I. * 8.4.1851, von Kirchberg, Profess10.5.1880. Zunächst Arbeitslehrerin an der Primarschule und Sakristanin.Am 5.9.1904 wird sie zur Priorin gewählt. Wenig später, Anfang 1905, trittder Konvent vom Zweiten zum Dritten Orden über. Während ihrer Amtszeitvergrößert sich der Konvent bedeutend, was größere Ausbauten nötigmacht. T 30.7.1931.

Koch, Geschichte, 102.

Caecilia Fraefel, 1931—1952‘. * 21.6.18842, von Henau, Profess 5.10.1908.Sie wird am 9. 8. 1931 zur Priorin gewählt und wird nach der zweiten Amts-dauer (Wiederwahl 1934) fünf Mal (6. 10.1937, 14.11.1940, November 1943,20. 10. 1946, 4. 12. 1949) mit großer Mehrheit als Priorin postuliert, bleibt alsoinsgesamt 7 Amtsdauern im Amt3. Sie resigniert am 23.3.1952. T 19.2.1967.

‘ Koch, Geschichte, 105. — 3 BiASt. Gallen, N 15,1d; Koch, Geschichte, 105. 3 BiASt. Gallen,N 15,1b und c.

Immaculata Seiler, 1952—19551. * 1908, von Dietikon, Profess 25.4.1936. Siewird am 23.3. 1952 zur Priorin gewählt? 1955—1972 wirkt sie als Subpriorin.T 17.8.19913.

I Eberle. Don1mikanerinnenklosrer, 54. 2 BiASt. Gallen, N 15,1c. 3 Mitteilung von DominicaJakober, 20. 1 1. 1998.

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Priorinnen 100

Salesia Fässler, I955—I967’. * 22. 2. 1898, von Appenzell, Profess 30.4. 1925.Sie wird am 27.3.1955 zur Priorin gewählt und nach der Wiederwahl am30.3.1958, am 4.4.1961 und 4.4.1967 für zwei weitere Amtsdauern postu-liertz. Sie resigniert auf den 29.3. 19673. T 2.9. 19784.

‘ Koch, Geschichte, 108. — 3 Ib. —3 BiASt. Gallen, N 15,221. —4 Mitteilung von Dommica Jakober,2o. 1 1. 1998.

Imelda Fuchs, 1967-1973. * 14. 10. 1910‘, von Appenzell, Profess 24. 4. 19402.Sie wird am 29.3.1967 zur Priorin gewählt; Wiederwahl 1.4.19703.

‘ BiASt. Gallen, N 15,1b. — 2 Ib., Ic; Eberle, Dominikanen’nnenklosten 56. — 3 BiASt. Gallen,N 15,221.

Henrica Baumli, 1973—1982. * 5. 2. 1916., von Hildisrieden LU, Profess26.4.1942‘. Sie wird am 10.4. 1973 erstmals und am 5.4. 1976 und 28.3. 1979(Postulation) erneut zur Priorin gewähltz.

‘ Mitteilung von Dominica Jakober.20.11.1998.— 2 BiASt. Gallen, N 15,2b.

Dominica Jakober, 1982—. * 26. 6. 1935, von Glarus, Profess 21. 4. 1965‘. Wahlzur Priorin 27.3.1982:, Wiederwahl 30.3.19853. Postulationen: 24.319884,16.4. 19915. 27- 4. 19946. 5.5- 19977.

' BiASt. Gallen, N 15,23. — 2 Ib., 2d. —3 Ib., 321.-4 Ib. — 51b.,3c. 616—7 Mitteilung von Domi-nica Jakober, 20.11. 1998.