HS Deutsche Dramen der Frühen Neuzeit
Zusammenfassende bzw. ergänzende Gedanken
Gryphius: Catharina von Georgien
• Märtyrerdrama– Konfrontation Tyrann – Held („schlichter“ Dualismus)– Held: beständig, aber nicht gefühllos (leidensfähig)– Tyrann: Sklave seiner Affekte– Märtyrerheld trägt sein unausweichliches Schicksal
gefaßt, ist frei von Rachsucht (verzeiht vor dem Tod seinen Feinden), frei von Besitzsucht (verschenkt seinen Besitz) Christusähnlichkeit⇒
– Trotz seines tragischen Endes siegt der Held am Ende: Blick über die Grenzen des Irdischen Belohnung des ⇒Guten, Bestrafung des Bösen
Gryphius: Catharina von Georgien
• Geschichtsdrama– Zeitnahe Historie als Exemplum
– Konfrontation Christentum – Islam (Beispiel für Konfrontation Protestantismus – Katholizismus??)
– Eigenschaften des Tyrannen werden vorgeführt: Blutrünstigkeit, Unversöhnlichkeit, Ichsucht, Verachtung anderer, Haltlosigkeit, Machtversessenheit, Schuld wird auf andere abgeschoben Scheitern ⇒ ⇒Verzweiflung (Judas!)
Gryphius: Catharina von Georgien
• Stringenter Aufbau Spannungsbogen nach antikem Vorbild. Zielgerichtete Anlage der Handlung
• Lehre des Stückes: Überlegenheit des Überirdischen, Ewigen über das Irdische (Leben, Macht, Besitz, Sexus). Schon im Prolog vorgeführt.
• Opernhafte Effekte des Prologs: Allegorie der Ewigkeit vs. Dingsymbole der Irdischen Vergänglichkeit
• Reyen: Statt Vortrag lyrischer Chorlieder zwischenspielartige Erweiterung mit eigenen Personal ⇒Erläuterung, Reflexion der Handlung
Gryphius: Carolus Stuardus
• Charakter des Märtyrerdramas zurückgenommen: Der Held ist nicht ohne Schuld, stirbt für eine gute Sache, aber nicht eigentlich für den Glauben
• Problem: Legitimation des Königs– Gryphius: Gottesgnadentum und dynastische
Bestimmung– Selbsternannte Herrscher und „Volksherrschaft“
werden abgelehnt (unedel, unfähig), Pejorisierung Cromwells und des Petrus Hugo (Machiavellist)
– Überhöhung des Todes des Helden: Sterben für das Volk. Christusähnlichkeit. Märtyrertod
Gryphius: Carolus Stuardus
• Statt der einfache Konfrontation Chach – Catharina komplizierte Gegenüberstellung: Carolus und seine Anhänger (darunter Fairfax) als gemäßigt gute Figuren – Cromwellgruppe mit verschiedenen schlechte Charakteren (darunter Poleh – Judas)
• Historie als „Trauerspiel“ – Trauerspiel als historisches Exemplum
• Dichter (anders als der Historiograph) ein Seher: Führt überirdische Zeugen (Geister und Träume)
• Intermedienhafte Erweiterung der Chöre. Teilweise: Eingreifen des Chores (Chor der Jungfrauen) in das Spiel selbst (nach antikem und jesuitischem Vorbild)
Lohenstein: Sophonisbe
• Komplizierte Gegenüberstellungen: Karthager vs. Karthager, Karthager vs. Römer
• Prolog: Spielmetapher umfassend ausgeführt• Unbeständigkeit des Glücks (Sturz des Glücklichen) + persönliche
Verantwortung, Unheil als Strafe • Untergehen müssen die Vorläuferreiche der Römer: weil der Weltlauf
sie stützt + weil sie ethisch-kulturell weit unterlegen sind• Demonstriert wird die Überlegenheit der Römer über die Afrikaner –
analog ist gemeint: des Heiligen Römischen Reiches über seine Feinde • Feier Kaiser Leopolds und seiner Hochzeit: Hoffnung auf Fortdauer
der Habsburger Dynastie, zu deren Kronlanden Schlesien gehörte• Allegorische, intermedienhaft erweiterte Reyen zur Spiegelung und
Erläuterung der Aussage des Spiels.
Hallmann: Mariamne
• Märtyrerhaft überhöhtes Liebesdrama mit politischen Aspekten• Politische Aspekte:
– Grausame Ablösung der Dynastien – Herodes gewinnt zunehmend Tyrannenzüge
• Liebesdrama: Ansprüche des Mannes, Rache für Zurückweisung, Recht der Frau, Solidarität mit der Familie vs. Ehe
• Märtyrerhafte Überhöhung: Herodes wird zunehmend Tyrann, Mariamne am Ende ein unschuldiges, heldenhaft tapferes und verzeihend sterbendes Opfer (beide Figuren nicht von Anfang an so angelegt)
• Erweiterung der Gegenüberstellung Täter – Opfer durch die Intrigantenfigur Salome - in Abweichung von der historischen Quelle Flavius Josephus
Gryphius: Peter Squentz
• Literatursatire auf veraltete Dramenformen und Vertreter eines obsoleten Kulturbetriebs (Meistersinger)
• Satirisch überspitzte Gegenüberstellung der Stände, ermöglicht durch das Spiel im Spiel
• Keine individuellen Figuren, keine Entwicklung, sondern Typen: Lustige Figur, dummer Schulmeister, vornehmes Fräulein etc.
• Lehr- und Unterhaltungsabsicht• Befestigung der Stände und ihrer Aufgaben ⇒ soziale
Stabilisierung
Rist: Das Friedejauchtzende Deutschland
• Weite Verbreitung der Friedensdichtungen und Friedensspiele: Friedenssehnsucht, politische und moralische Belehrung
• Politisch-allegorisches Spiel mit Verkörperungen von politischen Begriffen
• Krieg als Strafe und Geißel Gottes aufgefaßt (vgl. Apk), nicht als (mehr oder weniger legitimes) politisches Mittel von Aggression oder Verteidigung
• Ziel: – politische Belehrung (gegen Absolutismus, Staatsraison und
Machiavellismus, für Ständeverfassung; gegen Krieg als Selbstläufer)– und Ermahnung zu einem moralisch und religiös besseren Leben
• Mischspiel. Komische und tragische Aspekte des Kriegslebens und des Sittenverfalls, satirische Szenen, politische Belehrung, predigthafte Reden, Gebet
Gryphius: Verlibtes Gespenste/ Die gelibte Dornrose
• Zwei Spiele abwechselnd – Zwischenspiele zu einem zweiten Hauptspiel erweitert
• Es ist schwer zu sagen, was als Zwischenspiel aufzufassen ist: grobe Bauernszenen werden als Zwischenspielen in Dramen ebenso benützt wie opernhafte Einlagen
• Zwei soziale Ebenen, zwei Gattungen (Singspiel, Bauernkomödie), zwei Sprachen (hoch- niederdeutsch), zwei Sprechformen (Vers, Prosa), zwei Stilebenen (gehoben, niedrig)
• Prolog: Amors Gewalt reicht überall hin (in alle Stände). Aufführung im Zusammenhang mit einer Hochzeit (Anspielung auch darauf)
• Am Ende: Licenza für das fürstliche Haus
Weise: Masaniello
• Politisches, historisches Exempeldrama• Aussageabsicht: Angestammte Herrschaft ist zu schützen,
Volksherrschaft abzulehnen, aber: Verantwortung des Herrschers gegenüber gerechten Ansprüchen des Volkes
• Tendenziöse Veränderung der Quellen und Benützung von Quellen mit verschiedener Einstellung führt zu gewissen Unstimmigkeiten
• Schulspieltypisch: Großes Personal, belehrende Absicht, Einübung in staatspolitisches Denken und Urteilen, lange Monologe als rhetorisches Training. Gleichzeitig Unterhaltung: Komische Szenen, Lustige Figur. Konfessionspolemik.
Nach harter Arbeit haben wir den Triumph verdient!
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