Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
Eine Studie des Forschungsverbundes TU Dortmund/DJIgefördert durch die Landesjugendämter Rheinland und
Westfalen‐Lippe
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
‐ Inhalte ‐
I. Ein Blick in den Spiegel der amtlichen Statistik
II. Jugendämter im Fokus einer Institutionenbefragung
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 301.05.2015
I. Ein Blick in den Spiegelder amtlichen Statistik
Inobhutnahmen bei Kindern im Alter von unter 6 Jahren nach Altersgruppen(NRW; 1995-2013; Angaben absolut)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
273
264
360 334
360
388
403
383
431
417
465
507
524
719
745
793
868
1.108
1.103
280 230
282
269 230
286 247
261
288 254
315
370
393
466
506
562 491
635
539
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
unter 3 J. 3 bis unter 6 J.* Ab 2005 inklusive Herausnahmen.
01.05.2015 4
Gewährung von familienersetzenden Hilfen zur Erziehung (ohne § 27.2 SGV VIII) für Kinder im Alter von unter 6 Jahren nach Hilfearten und Altersgruppen
(NRW; 2013; begonnene Hilfen, pro 10.000 der altersentsprechenden Bevölkerung)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
33,7
5,4
19,6
9,5
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
Vollzeitpflege Heimerziehung
unter 3 J. 3 bis unter 6 J.
• Zahl der Inobhutnahmen bei unter 3-Jährigen liegt bei rund 25 Fällen pro 10.000 der altersentsprechenden Bevölkerung, darunter knapp die Hälfte in stationären Settings
• Zahl der Inobhutnahmen bei 3- bis unter 6-Jährigen liegt bei knapp 12 pro 10.000 der altersentsprechenden Bevölkerung, darunter bei fast 7 von 10 Fällen in stationären Settings
01.05.2015 5
Entwicklung der Gewährung von Heimunterbringungen für Kinder im Alter von unter 6 Jahren
(NRW; 1991-2013; begonnene Hilfen, Fallzahlen absolut)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
R² = 0,8673
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
01.05.2015 6
Entwicklung der Gewährung von Heimunterbringungen bei unter 6-Jährigen nach Altersgruppen
(NRW; 1991-2013; begonnene Hilfen, Fallzahlen absolut)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
0
100
200
300
400
500
unter 3 J. 3 bis unter 6 J.
01.05.2015 7
Familienersetzende Hilfen zur Erziehung bei unter 6-J. nach Hilfearten und Gründen für eine Hilfegewährung
(NRW; 2013; begonnene Hilfen, Anteile in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
70,0 68,3 64,9 66,4
28,6 29,8 32,9 27,3
1,4 1,9 2,2 6,3
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige
Vollzeitpflege Heimerziehung
Individuelle Problemlagen Familiäre Problemlagen Unzureichende Förderung/Betreuung/Versorgung
01.05.2015 8
Familienersetzende Hilfen zur Erziehung bei unter 6-J. nach Familienkonstellationen bei Beginn der Hilfe(NRW; 2013; begonnene Hilfen, Anteile in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
25,417,8
27,3 24,5
60,5
57,8
59,755,6
7,8
14,6
8,416,0
6,3 9,43,7
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige
unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige
Vollzeitpflege Heimerziehung
unbekannt
Eltern sind verstorben
Elternteil lebt mit neuem/-rPartner/-in
Elternteil lebt alleine ohne(Ehe-)Partner
Eltern leben zusammen
01.05.2015 9
Familienersetzende Hilfen zur Erziehung bei unter 6-J. nach Transfergeldbezug der Familie
(NRW; 2013; begonnene Hilfen, Anteile in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
85,0 81,1 85,3 84,7
15,0 18,9 14,7 15,3
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige unter 3-Jährige 3- bis unter 6-Jährige
Vollzeitpflege Heimerziehung
mit Transferleistungsbezug ohne Transferleistungsbezug
01.05.2015 10
Familienersetzende Hilfen zur Erziehung bei unter 6-J.nach der Dauer der Unterbringung
(NRW; 2013; beendete Hilfen, Anteile in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
56,1
23,5
56,6
32,3
20,1
13,1
22,8
22,2
10,8
9,1
9,0
15,6
4,7
12,2
8,3
12,1
8,3
42,1
3,4
17,9
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
unter 3-Jährige(N = 553)
3- bis unter 6-Jährige
(N = 613)
unter 3-Jährige(N = 145)
3- bis unter 6-Jährige
(N = 257)
Vollzeitpflege Heimerziehung
24 Mon. und mehr
18 bis unter 24 Mon.
12 bis unter 18 Mon.
6 bis unter 12 Mon.
unter 6 Mon.
01.05.2015 11
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015
II. Jugendämter im Fokus einer Institutionenbefragung
12
Online‐Befragung der Jugendämter
Feldzeit (inkl. Nachfasszeit): 18.02. – 08.04.2015
Teilnehmerstatistik
Rücklauf insgesamt: 87 Jugendämter (47%)
Rücklauf LWL: 47 (52%)
Rücklauf LVR: 40 (42%)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
Kreise kreisfreie Städte kreisangehörigeStädte/Gemeinden
Jugendämter insgesamt
Grundgesamtheit 30 (16%) 20 (11%) 137 (73%) 187 (100%)
Stichprobe 14 (16%) 13 (15%) 60 (69%) 87 (100%)
01.05.2015 13
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015
II. Jugendämter im Fokus einer Institutionenbefragung
1. Relevanz des Themas für die Jugendämter in NRW
2. Verfahren bei der Unterbringung junger Kinder
3. Verhältnis Bedarf – Angebot
4. Qualitätskriterien
14
„Unterbringung junger Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe“
1. Relevanz des Themas für die Jugendämter in NRW
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015 15
Relevanz des Themas für die Jugendämter in NRW (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; N=87; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
50
77
3836
61
25
0
20
40
60
80
100
Kreise kreisfreie Städte kreisangehörigeStädte/Gemeinden
Über den Einzelfall hinaus alsbesondere fachlicheHerausforderung
Als grundsätzliches Thema derAngebotsplanung
01.05.2015 16
Relevanz von Aspekten zum Thema „Rahmenbedingungen für die Unterbringung junger Kinder“(Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=51; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
94 88 100
54
612
0
46
0
20
40
60
80
100
Kriterien für dieUnterbringung junger
Kinder in 34-Maßnahmen(versus 33er-Maßnahmen)
Verfahrensstandards imASD für die Unterbringung
junger Kinder
Geeignetes erzieherischesSetting für diese
Altersgruppe
Unterbringung von jungenKindern mit Behinderung
eher hohe bis sehr hohe Bedeutung eher niedrige bis sehr niedrige Bedeutung
Relevanz von Aspekten zum Thema „Erhalt familiärer Beziehungen während der Unterbringung“ (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=49; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
10081
94
54
0
19
6
46
0
20
40
60
80
100
Berücksichtigung vonBindungsaspekten
Berücksichtigung vonGeschwisterkonstellationen
Gestaltung vonUmgangskontakten
Gemeinsame Unterbringungvon Eltern(-teilen) mit ihren
Kindern
eher hohe bis sehr hohe Bedeutung eher niedrige bis sehr niedrige Bedeutung
Relevanz von finanziellen Fragen zur Unterbringung junger Kinder (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=49; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
64
7968
36
2132
0
20
40
60
80
100
Höhe der Entgelte Zusammensetzung vonRegelleistungen undZusatzleistungen
Fragen der Anerkennung alsTräger der freien Jugendhilfe
(§75 SGB VIII)
eher hohe bis sehr hohe Bedeutung eher niedrige bis sehr niedrige Bedeutung
01.05.2015 19
„Unterbringung junger Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe“
2. Verfahren bei der Unterbringung junger Kinder
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015 20
Vorhandensein eines eigenen, konzeptionell begründeten Verfahrens für die stationäre Unterbringung junger Kinder (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=85; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
31
59
7
0 20 40 60 80 100
Ja
Nein
Ist mir nicht bekannt
01.05.2015 21
Regelmäßige Beteiligte bei der Entscheidung über die Unterbringung junger Kinder (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=83; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
9992 90 86
76
178
0
20
40
60
80
100Fa
llzus
tänd
ige/
r Mita
rbei
ter/i
nde
s A
llgem
eine
n S
ozia
len
Die
nste
s
Leitu
ng d
es A
SD
Pfle
geki
nder
dien
st
Min
dest
ens
eine
wei
tere
Pers
on a
us d
em A
SD-T
eam
Elte
rn/P
erso
nens
orge
bere
chtig
te
Son
stig
e/r,
näm
lich
Son
derd
iens
t für
sta
tionä
reU
nter
brin
gung
smaß
nahm
en
01.05.2015 22
„Unterbringung junger Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe“
3. Verhältnis Bedarf ‐ Angebot
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015 23
Das Verhältnis von Bedarf und Angebot an temporären Betreuungsplätzen für Kleinkinder ab dem Säuglingsalter
• Gut die Hälfte (54%) der Befragten geben an, dass sie einen fachlich angemessenen Betreuungsplatz für ein Kind zwischen 0 und 3 Jahren überwiegend unmittelbar finden konnten. Für 19% war dies ab und zu möglich, für 10% im betreffenden Zeitraum gar nicht. Mehr als die Hälfte der Befragten (60%) geben an, zumindest ab und zu erst nach längerer Suche einen Platz gefunden zu haben. Abstriche hinsichtlich der fachlichen Angemessenheit des Platzes mussten regelmäßig nur sehr wenige Befragte (4%) machen, ein gutes Drittel (35%) jedoch zumindest ab und zu.
Das Verhältnis von Bedarf und Angebot an temporären Betreuungsplätzen für Kleinkinder ab dem 4. Lebensjahr
• Für ein Kind zwischen 4 und 6 Jahren konnten 48% der Befragten in 2014 überwiegend sofort einen Betreuungsplatz finden. Immerhin 66% mussten zumindest ab und zu länger suchen. Abstriche hinsichtlich der fachlichen Angemessenheit mussten in der überwiegenden Fallzahl ebenfalls nur 4% der Befragten machen, 40% jedoch zumindest ab und zu.
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 01.05.2015 24
Die konzeptionelle Passgenauigkeit bestehender Angebote zur temporären Betreuung von Kleinkindern (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; N=87; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
4660
83 75
0
20
40
60
80
100
Kinder bis zum Alter von 3Jahren
Kinder ab dem 4. Lebensjahr
Es gab ausreichend viele geeignetestationäre Betreuungsplätze
Es gab ausreichend viele geeigneteBereitschaftspflegefamilien
01.05.2015 25
Das Verhältnis von Bedarf und Angebot an Betreuungsplätze für junge Kinder bis zu 6 Jahren, die auf Dauer angelegt sind
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
• Ein Drittel der Befragten (33,3%) geben an, eine dauerhafte Unterbringung für ein Kind diesen Alters überwiegend unmittelbar gefunden zu haben. Für 41% war dies ab und zu möglich, für 8% gar nicht. Zwei Drittel der Befragten (75%) geben an, zumindest ab und zu erst nach längerer Suche einen Platz gefunden zu haben. Abstriche hinsichtlich der fachlichen Angemessenheit mussten dabei regelmäßig 7% der Befragten machen, 39% jedoch zumindest ab und zu.
Die konzeptionelle Passgenauigkeit bestehender Angebote für eine auf Dauer angelegte Unterbringung von jungen Kindern (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; N=87; in %)
35 33 39
60 63 57
0
20
40
60
80
100
Es gibt ausreichend viele geeignetestationäre Betreuungsplätze in Gruppen
Es gibt ausreichend viele geeignetefamilienanaloge Betreuungsangebote nach §
34 (SPLG)
Es gibt ausreichend viele geeignetePflegefamilien
Stimmenicht zu
Stimmezu
2601.05.2015
„Unterbringung junger Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe“
4. Qualitätskriterien
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe 2701.05.2015
Die 5 wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer geeigneten stationären Unterbringung zur temporären Betreuung eines jungen Kindes (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; N=87; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
ab dem Säuglingsalter ab dem 4. Lebensjahr
1.Sensibilität für die (Bindungs-)
Bedürfnisse des Kindes83 %
Sensibilität für die (Bindungs-)Bedürfnissedes Kindes
74 %
2.Betreuung in familiärem Umfeld
(Pflegefamilie)78 %
Personelle Konstanz58 %
3. Personelle Konstanz60 %
Betreuung in familiärem Umfeld (Pflegefamilie)
57 %
4.
Flexible Gestaltung der Umgangskontakte
49 %Familienanaloges Setting
56 %
5. Familienanaloges Setting47 %
Professionelles Betreuungspersonal (qualifiziert und berufserfahren)
49 %
2801.05.2015
Umgangsregelung bei temporärer stationärer Unterbringung zur Klärung der weiteren Perspektive (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=75, in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
3 1
15
4
73
3 0
15
1
77
0
20
40
60
80
100
Umgang zurEingewöhnung fürmaximal 4 Wochen
aussetzen.
Umgang zurEingewöhnung fürmaximal 3 Monate
aussetzen.
Ohne Karenzzeiteinmal in der Woche
ein begleiteterUmgangskontakt
zwischen Kind undEltern(-teil).
Ohne Karenzzeitmehrmals wöchentlich
ein begleiteterUmgangskontakt.
Begleiteter Umgangsoll den Bedürfnissen
des Kindesentsprechen und
flexibel möglich sein.
0 bis 3Jahre
4 bis 6Jahre
2901.05.2015
Rhythmus der Hilfeplangespräche (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; n=72; in %)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
48
3
48
93
0
20
40
60
80
100
temporäre Unterbringung (n=72) auf Dauer angelegte Unterbringung (n=72)
Nicht regelmäßig, sondern nach Bedarf Regelmäßig, und zwar alle … Monate
3001.05.2015
Rhythmus der Hilfeplangespräche (Jugendamtsbefragung NRW; 2015; Angaben absolut)
Junge Kinder in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe
2 4
15
3 1 2 4
0
10
20
30
40
50
60
Rhythmus der Hilfeplangespräche bei temporärer Unterbringung
Regelmäßig, und zwar alle …
1 2 3 2
59
20
10
20
30
40
50
60
Rhythmus der Hilfeplangespräche bei auf Dauer angelegter Unterbringung
Regelmäßig, und zwar alle...
3101.05.2015
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Gudula Kaufhold/Jens Pothmann/Carina SchillingForschungsverbund TU Dortmund/[email protected]‐dortmund.de
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