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Cho – Präsi-Text

Die SMS ist eine durch das Mobiltelefon, technisch vermittelte Form interpersonaler

Kommunikation, die schriftlich realisiert wird.

Diese Kommunikationsform wird durch eine reduzierte Zeichenmenge bestimmt.

Durch die SMS wird die örtliche bzw. räumliche und zeitliche Trennung der

Kommunikationspartner überbrückt.

Der Kommunikationskanal ist stets nur einseitig geöffnet und findet nicht in einem gemeinsamen

Kommunikationsraum statt.

Obwohl die Rückkopplung zeitverzögert ist, ist eine dialogischer Austausch möglich.

Anhand der Untersuchung des folgenden Beispieles soll die SMS in das Kontinuum des Koch-

Oesterreicher-Modells eingeordnet werden.

Dabei soll besonderes Augenmerk auf die Unterscheidung der Sprache der Nähe, der Sprache der

Distanz sowie deren Versprachlichungsstrategien in der Realisierung der SMS eingegangen werden.

In dem Beispiel:

soo ich gehe jetzt mal schlafen, gute nacht süßer ich hoffe du hast noch viel spaß :) und denk dran

morgen einkaufen zu gehen, die liste hängt am kühlschrank sei auch leise wenn du kommst, muss

morgen ja früh raus hab eineen stressigen tag vor mir also viel spaß noch, bis später

23:53

zu viel text? ich bett - du später leise :*

00:11

rifchzig danjke. kuds

...finden sich folgende Merkmale der Sprache der Nähe:

Zum einen lässt sich die offensichtliche Vertrautheit der Kommunikationspartner an der Phrase

„gute nacht süßer“ feststellen. Es ist ebenfalls keine Öffentlichkeit anzunehmen, bzw. ein

Versenden der Nachricht an mehrere Empfänger, da sie durch den Imperativ „sei auch leise wenn

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du kommst“ an nur eine Person adressiert sein kann.

Weiterhin lässt sich eine Situationsverschränktheit beobachten. Beim Empfänger wird ein

Kontextwissen vorausgesetzt, das in Bezug auf die Einkaufsliste anzunehmen ist.

Die appellative und informative Umsetzung dieser Nachricht ist typisch für SMS-Nachrichten im

Allgemeinen.

Die Spontaneität und die relativ geringe Reflektiertheit der Nachrichten kann man einerseits an der

Wiederholung der Phrase „viel Spaß noch“ in der ersten Nachricht feststellen, genauso wie in der

Antwort des Partners, der keinen Wert auf richtige und verständliche Orthographie legt.

Es lässt sich, obwohl die Nachrichten monologisch aufeinander folgen, eine Art Dialog ausmachen.

Die konzeptionelle Mündlichkeit ist ebenfalls an dafür typischen sprachlichen Mitteln zu erkennen.

Einerseits werden in der ersten Nachricht parataktische Satzkonstrunktionen, ohne richtige

Interpunktion, aneinandergereiht.

Die Modalpartikel „soo“, „ja“, „jetzt“ sowie die Assimilation „dran“ statt „daran“ sprechen

ebenfalls dafür.

Andererseits werden als Ersatz für Mimik und Gestik sogenannte Emoticons verwendet, die die

reduzierte Vermittlungskraft von emotionaler Nähe auf Grund der fehlenden visuellen und

auditiven Ebene der Nachricht, ausgleichen. Das gilt generell auch für die Verwendung von

Umgangssprache und dialektischen Wendungen in SMS-Nachrichten.

Aber auch hier lassen sich auch Merkmale der Sprache der Distanz finden. Typisch ist die

syntaktische Reduktion von Artikeln und Personalpronomen, die dem Telegrammstil ähneln.

Sowie die raum-zeitliche Trennung der Kommunikationspartner, die durch die Anzeige der Zeit der

Nachrichten und den Inhalt der Nachricht selbst vermittelt wird.

Zusammenfassend kann man für dieses Beispiel sagen, dass es sich hauptsächlich um Merkmale

der Sprache der Nähe und der konzeptionellen Mündlichkeit handelt, weshalb diese SMS „unter

Freunden“ in das Kontinuum zwischen dem abgedruckten Interview und dem Persönlichen Brief

eingeordnet werden soll.

Bei der Untersuchung der SMS und deren Versprachlichungsstrategien kann man Nachrichten von

untereinander bekannten Partnern von formellen SMS, wie geschäftlichen, informellen oder

Werbe-SMS abgrenzen.

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In einem zweiten Beispiel wird hauptsächlich die Sprache der Distanz verwendet:

Willkommen bei Genion. Sie sind jetzt auch unter 0511-[XXXXXXX] erreichbar.

Die formelle Begrüßungsphrase „Willkommen“ zeichnet die Unpersönlichkeit aus, die zwischen

Sender und Empfänger herrscht.

Der kurze, reflektierte Text zeigt Formularcharakter, aufgrund seiner Kompaktheit und

Informationsdichte.

Wortverschleifungen oder Umgangssprache lassen sich im Gegensatz zum ersten Beispiel nicht

feststellen.

Durch diese Beobachtungen kann man eher konzeptionelle Schriftlichkeit sowie deren mediale

Umsetzung erkennen, weshalb SMS dieses formalen Charakters auf dem Kontinuum eher zwischen

dem Privatbrief und der Verwaltungsvorschrift einzuordnen ist.

Bei der Zuordnung der SMS-Form in das Koch-Oesterreicher Modell ist zu beachten, dass dieses

den Einfluss des Kommunikationsmediums auf die Versprachlichung außer Acht lassen.

Jedes Medium hat seinen eigenen Einfluss auf die sprachlichen Äußerungen.

Bei der SMS sind diese durch die Reduziertheit der Nachrichten auf 160 bzw. drei mal 160 Zeichen

eingeschränkt, was die Knappheit und die syntaktische Reduktion von Artikeln, Verben,

Präpositionen sowie Abkürzungen und Codes erklärt.

Außerdem ist das Tippen der Nachricht auf der kleinen Handy-TAstatur relativ mühsam, auch durch

das Worterkennungsprogramm T9 wird dies nicht unbedingt erleichtert. Der Aufwand und die

benötigte Zeit zum Tippen einer Nachricht beeinflussen also ebenfalls die Knappheit und

Ökonomie der SMS-Nachrichten.